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Titelfoto: Gudrun Stark NEWSLETTER Ausgabe 14 · Januar 2005 MARS SOCIETY DEUTSCHLAND In des Weltalls größter Tiefe wurde den Bewohnern kund, daß eine ferne Welt bewohnt ist, Erde genannt, verzaubernd blau und rund. Matthias Stark

MARS SOCIETY DEUTSCHLAND · Hannes Griebel 2. Vorsitzender, Chef-Ingenieur ARCHIMEDES, Public Outreach VorstellungDer Vorstand Sven Knuth 1.Vorsitzender, Projekt-Manager Archimedes,

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Page 1: MARS SOCIETY DEUTSCHLAND · Hannes Griebel 2. Vorsitzender, Chef-Ingenieur ARCHIMEDES, Public Outreach VorstellungDer Vorstand Sven Knuth 1.Vorsitzender, Projekt-Manager Archimedes,

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NEWSLETTERAusgabe 14 · Januar 2005

MARS SOCIETYDEUTSCHLAND

In des Weltalls größter Tiefewurde den Bewohnern kund,daß eine ferne Welt bewohnt ist,Erde genannt, verzaubernd blau und rund.Matthias Stark

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InhaltsverzeichnisMars-Kalender 1. Quartal 2005 2Fortsetzung Gedicht M. Stark 2Grußwort von Sven Knuth 3Vorstellung Vorstand und aktiveMitglieder der Mars Society 4-9Mars-Society-Geburtstage 93. ARCHIMEDES-Meeting 10Treffen der Regionalgruppen 11Water on Mars (3D-Film) 11Neuigkeiten von ARCHIMEDES 11Im Objektiv: Die Mars DesertResearch Station 12-1330-Jahr-Feier der AMSAT-DL 14-15Blaubeeren und Schwefel 16-17Mars-Ausstellung des DLR 18Mars Rocks 19EMC4 in London 20Vereinsmeldungen 21Interview mit H. Griebel zur EMC4 21Im Tiefschlaf zum Roten Planeten? 22Verteilung von Wasser u. Methan aufdem Mars wirft neue Fragen auf 23Marsmenschen 24-25ESA-Bedreststudy 26-27NASA lädt die Öffentlichkeit ein 28Spendenaktion Katja Bibikowa 28Kosmische Horizonte 29

Impressum:Verantwortliche Redakteurin:Jacqueline [email protected]

Mitarbeiter:Hannes [email protected] von den [email protected] Knuth [email protected] [email protected] Specht [email protected] Schrö[email protected] Stark [email protected] Konrad [email protected] Scheucher [email protected] Stark [email protected]

Gestaltung:Heike [email protected]

Bilder: NASA, ESA, Mars SocietyAlle Marken gehören den jeweiligen Inhaber. Vervielfäl-tigung und Veröffentlichung außer für private Belangenur mit Genehmigung der Mars Society.Namentlich gekennzeichnete Artikel und Beiträge spie-geln nicht die Meinung der Mars Society Deutschlande.V. wieder.

MARS SOCIETY NEWSLETTER · Ausgabe 14 / Januar 2005

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Mars-KalenderMars-Kalender1. Quartal 20051. Quartal 2005

13.1.:13.1.: 25. Jahrestag der Entdeckung des Marsmeteoriten EETA 79001 (1980)

18.2.:18.2.: Mars verdeckt PPM 268667, einen Stern der Größenklasse 9,7

9.3.:9.3.: Mars verdeckt PPM 269950, einen Stern der Größenklasse 9,8

13.3.:13.3.: 150. Geburtstag von Percival Lowell (geboren: 1855)

21.2.:21.2.: 1. Mars Express-Wissenschaftskonferenz in Noordwijk, Niederlanden

4.3.:4.3.: 170. Geburtstag von Giovanni Schiaparelli (geboren: 1835)

22.3.:22.3.: Mars-Tag-und-NachtgleicheBeginn des Herbstes auf der nördlichen Halbkugel

22.3.:22.3.: Asteroid 2000 KX43 fliegt nahe am Mars vorbei (0.016 AU)

Fortsetzung des Gedichtes von der Titelseite:

Sie stritten nun, mal Für, mal Wieder,und fanden ihre Lage ganz vetrackt.Sie wußten nicht, ob es geboten sei

und aufzunehmen den Kontakt.

Sie dachten lange nach und hielten Rat,indes sie mehr erfuhren von denen da draußen.

Konnten entschlüsseln ihr TV-Programmund waren darum einzig nur erfüllt von Grausen.

Stehengeblieben auf ganz früher Stufescheinbar waren es Primitive nur.

Sie frönen zwar der Wissenschaft und Kunst,allein ihn' fehlts vor allem an Kultur.

Neid und Gier, barbarisch ihr Gemetzel,Verachten ihre Mitgeschöpfe.

Erfanden mörderische Bomben aus Atomen,Vergöttern das Geld, manipulieren ihr Gen,

erfreuen sich seit kurzem auch an ihren Klonen.

Und sie befanden, still zu sein,zu warten noch Äonen.

Man gibt die Hoffnung noch nicht auf,dass in ganz ferner Zeit vielleicht

sich eine Partnerschaft kann lohnen.

Matthias Stark

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GrußwortGrußwort1. Vorsitzender1. Vorsitzender

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2004 - ein Jahr voller Erfolge und FragenDas letzte Jahr war sicher ein bemerkenswertes für die Marsforschung. Erstmals entdeckten die beiden Mars-Rover „Spirit“ und„Opportunity“ Belege für Gewässer auf dem Roten Planeten. Zumindest für einige Millionen Jahre gab es flüssiges Wasser, dazumuss es eine dichtere Atmosphäre gegeben haben und überwiegend Temperaturen über dem Gefrierpunkt. Reste eines Magnet-feldes könnten auf ein globales Magnetfeld hindeuten, der Antriebsmotor dafür ist heute erloschen. Die europäische SondeMars Express hat Formationen wie ausgetrocknete Flussläufe gefunden, außerdem noch Spuren des Gases Methan. Ein Gas dashöchstwahrscheinlich durch Vulkanismus oder biologische Aktivität in den letzten 300 Jahren in die Lufthülle des Mars ge-pumpt worden ist, denn es wird in der Atmosphäre relativ schnell zersetzt. Auch fand die deutsche Kamera an Bord der SondeVulkanlava, die erst in geologisch jüngster Zeit auf die Oberfläche geflossen sein kann. Insgesamt ein gewaltiges Paket vonNeuigkeiten für die Wissenschaftler, gleichzeitig werfen die Erkenntnisse auch wieder neue Fragen auf.

Auf der politischen Ebene gab es im vergangenen Jahr viel Bewegung. Angefangen beim EU-Weißbuch zur Raumfahrtpolitiküber die Ankündigung des US-Präsidenten zum Mond zurückkehren zu wollen, bis hin zum Rücktritt des amtierenden NASA-Chefs O'Keefe. Europa wird sicher nicht mit den USA aufschließen können, trotz des Engagements der EU. Dennoch macht dasRaumfahrtprogramm der EU neugierig. Basierend auf dem Weißbuch könnte es auch die bemannte Raumfahrt außerhalb derErdumlaufbahn unterstützen. Im Frühjahr werden die Ergebnisse einer hochrangig besetzten Kommission dem EU-Ministerratvorgestellt. Höchstwahrscheinlich wird das Programm aber nicht über eine Juniorpartnerrolle bei den US-Plänen hinausgehen,dabei sind die europäischen Erfahrungen mit dieser Rolle sehr durchwachsen. Aber auch die amerikanischen Pläne selbst sindnoch weit von ihrer Verwirklichung entfernt. Nach der sehr aufmerksamkeitswirksamen Ankündigung des US-Präsidenten blei-ben noch viele Fragen offen. Die inzwischen etwas träge gewordene NASA soll die hochgegriffenen Pläne mit einem gleich blei-benden Budget und Aufgabenbereich umsetzen, nur einen Inflationsausgleich gesteht man der Behörde zu. Entscheidend wirdaber auch die Auswahl des neuen Administrators. Nur wenn er Reformen vorantreibt, kann die NASA wieder erfolgreich großeProgramme schultern. Ob die bestehenden Budgets aber für eine Station auf dem Mond ausreichen, ist sehr fragwürdig.

Die Entscheidungen des vor uns liegenden Jahres werden die Zukunft der bemannten Raumfahrt bestimmen: Das EU-Raum-fahrtprogramm könnte die Ziele des Aurora-Programms unterstützen, der US-Präsident wird mit der Besetzung für den vakantenPosten des NASA-Administrators Weichen stellen, die NASA selber wird die technischen Rahmenbedingungen für die eventuel-le Entwicklung neuer Trägersysteme setzen und das Design des Shuttle Nachfolgers, des „Crew Exploration Vehicle“ bestim-men. Schließlich bleibt auch abzuwarten, wie ernst es die Politik mit der Raumfahrt meint. Eine ausreichende finanzielleAusstattung ist die Grundlage von bemannten Mond- und Marsmissionen. Hier können Präsident Bush und die EU-Kommission die Ernsthaftigkeit ihrer Pläne unterstreichen, außerdem wird dies die Motivation der Politik klarstellen. Leiderspielen wissenschaftliche Neugier und Entdeckergeist momentan eine eher untergeordnete Rolle in der bemannten Raumfahrt.

Als große Fragezeichen verbleiben noch Russland und China. Ersteres Land will wieder energisch an die einstige Rolle anknüp-fen und stellt schon konkretere Pläne für eine bemannte Mars-Umlaufstation vor. Diese soll in Einzelteilen mit Proton-Raketenin die irdische Umlaufbahn gebracht und dort zusammengesetzt werden. Vier Raumfahrer bekämen damit die Möglichkeit ineinem zweieinhalb-jährigen Flug den Mars schon 2014 einige Male zu umrunden und schließlich zurück zu kehren. Bis dahinsoll das Vorhaben 14 Mrd. US $ kosten und es ist noch nicht ganz klar, wie weit diese Summe von der russischen Wirtschaftselbst aufgebracht werden kann. Das Raumschiff würde anschließend im Erdorbit wieder gewartet werden, um dann bei einemspäteren Flug auch eine Landung auf dem roten Planeten zu ermöglichen. China wiederum stößt aus eigener Kraft mit Taiko-nauten in die Erdumlaufbahn vor, sowie demnächst mit Sonden zum Mond und Mars auf. Was will und kann dieses Land allei-ne leisten, oder möchte es Teil eines weltweiten Mond-/Marsprogramms werden?

Abseits von den langfristig wichtigen Entscheidungen stehen zwei spannende Ereignisse an. Es ist geplant, in diesem Jahr dieRadarantenne von Mars Express auszuklappen. Aus Angst die Sonde zu beschädigen ist das im vergangenen Jahr auf 2005 ver-schoben worden. Während des Betriebs kann das Gerät praktisch die obersten zwei bis drei Kilometer des Mantels sondieren.Außerdem startet die US-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter im Spätsommer, die uns nach ihrer Ankunft mit Bildern von deut-lich unter einem Meter verwöhnen wird. Obendrein sind drei Marssonden, Mars Express, Mars Global Surveyor und MarsOdyssey, weiterhin im Orbit. Hinzu kommen noch die beiden Mars Exploration Rover. Auf ein spannendes Jahr 2004 wird aufjeden Fall ein ebenso spannendes Jahr 2005 folgen.

Ich wünschen allen Mitgliedern der Mars Society Deutschland sowie allen Marsenthusiasten ein gesundes, erfolgreiches undinteressantes neues Jahr 2005!

Sven Knuth1. Vorsitzender der Mars Society

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Hannes Griebel2. Vorsitzender, Chef-Ingenieur ARCHIMEDES, Public Outreach

VorstellungVorstellungDer VorstandDer Vorstand

Sven Knuth1.Vorsitzender, Projekt-Manager Archimedes, Pressesprecher

Geboren im September 1969 in West-Berlin

Kurzbio:l Studium des Wirtschaftsingenieurwesens

(Vordiplom) l Studium Verwaltungswirtschaft, Dipl.-Ver-

waltungswirt (FH) l Fernstudium Europäisches Verwaltungsma-

nagement, Master of EuropeanAdministrative Management (MEAM)

l Bis März 2003 als Beauftragter im Außen-dienst der Bundesversicherungsanstalt fürAngestellte tätig

l Seit März 2003 Manager Raumfahrtprogram-me, Marketing und Public Relations bei derJena-Optronik GmbH

Hobbies:l Tauchenl Ironman Triathlon

Mitglied der Mars Society seit: Juli 1999

Mitglied der Mars Society weil:Ich den Roten Planeten schon immer faszinie-rend fand. Die Idee des bemannten Marsflugessollte in den nächsten 20 Jahren Wirklichkeitwerden, mit einer starken deutschen Beteiligung.Als Vorstandsvorsitzender der Mars Societymöchte ich den Kontakt zu den Mitgliedern ver-bessern und mehr Mitglieder zu einer aktivenRolle motivieren. Außerdem liegt mir ARCHIME-DES, die Mars-Ballon-Mission, am Herzen.Noch nie gab es eine deutsche Mission zu einemanderen Planeten, auch sonst sieht es wenigrosig aus in der deutschen Raumfahrt insbeson-dere nach der Absage an das AURORA-Programm der ESA. Eine günstige und kleinedeutsche Marsmission könnte da ein Signal set-zen, deshalb sehe ich ARCHIMEDES als einwichtiges Projekt an. Außerdem halte dieRaumfahrtpläne der EU für wegweisend. Hierbieten sich neue Chancen aber es tun sich auchRisiken auf.

spannendes und ungemein wichtiges Fach derWissenschaft. Darüber hinaus macht es mirFreude, andere Menschen daran teilhaben zulassen.

Hintergrund: Die Erforschung fremder terrestrischer (erdähn-licher) Planeten und deren Atmosphären istunendlich spannend und unerschöpflich. Zudemreizen mich die Lösung komplexer technischerProbleme sowie die Konstruktion und Realisie-rung großer Projekte und deren Systeme. DieRaumfahrt ist eine perfekte Kombination dieserInteressen. Zu den großartigsten technischen Leistungenzählen für mich die Überschall-Airliner Concor-de und Tupolew 144 (wenngleich auch wirt-schaftlich kaum erfolgreich), die RaketenfamilieSaturn sowie das Apollo-Projekt und die Errich-tung großer Hochhäuser wie der Sears Towervon Skidmore, Owings und Merryl oder dasWorld Trade Center von Minoru Yamasaki.

Geboren im Oktober 1975 in Freiburg

Kurzbio:l Studium des Maschinenbaus und der

Raumfahrttechnik in Braunschweig undMünchen

l Doktorand am Institut für Raumfahrttechnik,Universität der Bundeswehr, München

l Halbtagsstelle bei Mars Express RadioScience Operations

Hobbies:l Raumfahrt und Planetologiel Amerikanische Automobilel Hochhausarchitektur und Reisenl Jazz, Theater und Kino, Skifahren

Mitglied der Mars Society seit: 1998

Mitglied der Mars Society weil:Es dadurch möglich wird, die Erforschung frem-der Planeten aktiv zu unterstützen. Das ist ein

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VorstellungVorstellungDer VorstandDer Vorstand

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Klaus BaylerVorstandsmitglied

Felix KalkumVorstandsmitglied, Kassenwart

Geboren 1980.

Kurzbio:l Abitur 1999l Seit Sommersemester 2000 Studium Physik

und Mathematik

Hobbies:l Marsl Politikl wechselnde Sportarten

Mitglied der Mars Society seit: 1999

Mitglied der Mars Society weil:mich Wissenschaft und Technik begeistern.Raumfahrt und die Suche nach Leben fern derErde finde ich dabei besonders spannend. Des-halb interessiere ich mich für die Erforschungdes Mars. Bei der Mars Society kann jeder daranteilhaben und anderen Menschen ein positivesBild von Forschung und technischem Fortschrittnäher bringen. Darum halte ich die Mars Societyfür außergewöhnlich wichtig und bin seit 1999Mitglied.

Mitglied der Mars Society weil:ARCHIMEDES. Der Mars Ballon der Mars Socie-ty Deutschland gibt die Möglichkeit alle Berei-che, von der Idee, der Entwicklung, dem Test, derIntegration, der Qualifikation, dem Start sowieder Auswertung der wissenschaftlichen Datenmit zu erleben und sich selbst mit einzubringen.Einen solch umfassenden Einblick und so zahl-reiche Mitgestaltungsmöglichkeiten sind für einRaumfahrt-Projekt einzigartig.

Hintergrund: Ist nicht eine Person oder ein Ereignis, sondernder Wunsch das jeden Tag aus der Phantasie einStück Wirklichkeit wird, dass die Fiktion inScience übergeht.

Geboren im Januar 1967 in Melle

Kurzbio:l Ausbildung zum Elektroinstallateurl Studium zum Dipl.-Ing. (FH) Elektrotechnik

an der Fachhochschule in Bielefeldl Vier Semester Physik an der TU Münchenl Testingenieur im Raumfahrttestzentrum der

IABG in Ottobrunn bei München

Hobbies:l Fernreisenl Fotografierenl Raumfahrt (Planetensonden, ARCHIMEDES)

Mitglied der Mars Society seit: Juli 2002

Peter MöllerVorstandsmitglied

Mitglied der Mars Society seit: 2002

Mitglied der Mars Society weil:Soweit ich zurückdenken kann, interessiere ichmich für die Weltraumfahrt und für ScienceFiction. Schon seit dem Jahre 1977 habe ichmich in verschiedenen astronomischen undweltraumbezogenen Organisationen betätigt. Fürmich ist die Erkundung unseres Sonnensystemsder erste Schritt zu den Sternen; und der ersteSchritt zur Erkundung des Sonnensystems istder Mars. Daher möchte ich mich auch unbe-dingt in das ARCHIMEDES-Projekt einbringen,da es ein richtiges Projekt ist und nicht so etwasin der Art: wir sitzen um einen Tisch und redenendlos.

Geboren im Oktober 1962 in Stockholm

Kurzbio:l 1991: Abschluss als Diplomingenieur für

„Computer Science & Technology“ an derLinkopings University in Schweden

l 1982-1984: Arbeit an Systemtests für Philipsin Stockholm, Schweden

l 1989 - 2000: Design-, Codierungs-, Test-,und Teamleiter sowie SW-Patentanwalt fürEricsson in Stockholm, in Melbourne,Australien und in Madrid, Spanien

l 1982-1987: Vorstandsmitglied für die "TheSwedish Space Movement"-Organisation

l seit 2000: Senior Consultant für SoftwareEngineering bei Q-Labs in Stuttgart

l Mitglied der Planetary Society

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Christian SchröderOrganisator der Regionalgruppe Rhein-Main

VorstellungVorstellungAktive MitgliederAktive Mitglieder

Friedolin StraussModell- und Prototypenbau beim Projekt ARCHIMEDES

Geboren am 01. April 1983 in Berlin

Kurzbio:l 1989 - 1994 Besuch der Grundschule in

Berlin und Ohmden (Landkreis Esslingen)l 1994 Fortsetzung der Schullaufbahn am

Schlossgymnasium in Kirchheim unter Teckl 2003 Abitur in Kirchheim unter Teckl 2004 Bau der ARCHIMEDES-Ausstellungs-

modelle für die ILA 2004l Seit 2004 Studium der Luft- und Raum-

fahrttechnik an der Universität Stuttgart

Hobbies:l Luft- und Raumfahrtl Raumfahrtmodellbau

l Bergsteigenl Rettungsdienst

Mitglied der Mars Society seit: Anfang 2001

Mitglied der Mars Society weil:Der Marsflug ist mein Jugendtraum – ich sehees als meine Aufgabe an, alles zu tun, damit derMensch ihn eines Tages betreten und erforschenkann, denn er ist unser Nachbarplanet und soll-te uns daran erinnern, wie zerbrechlich unsereigener kleiner Planet und unser Leben sind. DieMars Society fördert diesen Menschheitstraumwie keine andere Organisation.

Mitglied der Mars Society seit: Mai 2002

Mitglied der Mars Society weil:Die Mondlandung habe ich leider verpasst. Jetztmöchte ich etwas dafür tun, um die erste Lan-dung eines Menschen auf dem Mars mitzuerle-ben. Hierbei gilt es vor allem, das Thema in den Me-dien präsent zu halten und die Politik zum Han-deln zu überzeugen.

Geboren am 9.7.1975 in Wiesbaden.

Kurzbio:l Studium der Physik und Astrophysik an der

Johannes Gutenberg-Universität in Mainzund der University of Edinburgh/Schottland.Abschluss in Mainz als Diplom-Physiker

l Zur Zeit wissenschaftlicher Mitarbeiter undDoktorand an der Uni Mainz

l Mitarbeiter des Wissenschaftsteams derNASA Mars Exploration Rover Mission

Hobbies:l Hockey beim Wiesbadener THC

(http://www.wthc.net)l Lesen und Reisen

Matthias Stark Mitglied im ARCHIMEDES-Projektteam, verantwortlich fürDokumentations- und Teammanagement

Mitglied der Mars Society seit: 2001

Mitglied der Mars Society weil:Die Raumfahrt stellt meines Erachtens eine dergrößten Kulturleistungen der Menschen dar. Einbemannter Flug zum Mars wäre ein machbaresProjekt von internationaler Tragweite. Hier einenbescheidenenen Beitrag zu leisten, ist mein Ziel.

Kurzbio:Matthias Stark wurde 1963 geboren und ist vonBeruf Kommunikationstechniker. Aus seiner Fe-der stammen einige Beiträge zur Himmelskundein Fachzeitschriften und einige PC-Programme.

Hobbies:l Programmierenl Tanzenl Gedichte schreiben und natürlichl Raumfahrtereignisse verfolgen

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Raimund ScheucherLeiter Regionalgruppe München

Mitglied der Mars Society seit: Januar 1999

Mitglied der Mars Society weil:… ich den Mars immer als logischen Schritt fürdie bemannte Raumfahrt sah, nachdem Apollomit den Mondflügen erfolgreich war. Die MarsSociety bietet sowohl die Möglichkeit Öffentlich-keitsarbeit wie auch Projektarbeit zu machen, umsich diesem Ziel so rasch wie möglich zunähern.

Kurzbio:Raumfahrtfan seit Apollo, Physikstudium, Rake-tenentwicklung an der TU-München, Software-Entwicklung für Autos, Flugzeuge, etc.

Hobbies:l (Bemannte) Raumfahrtl Musik hören und machenl Videos schauen und filmenl Modellraketen

VorstellungVorstellungAktive MitgliederAktive Mitglieder

Jürgen HerholzUnterstützung des ARCHIMEDES Projekts in allen System-aspekten wie Systemanforderungen, Dokumentations- undVerifikationskonzept, Projektorganisation und Planung

Kurzbio:l Diplom in Hochfrequenz- und Nachrichten-

technik an der TU Berlin 1964l Flugzeugelektronikentwicklung bis 1969,

dafür ½ Jahr Aufenthalt in den USAl Systementwicklung der Sonnensonde

HELIOS bis 1971l Danach: System- und Managementaufgaben

in den bemannten RaumfahrtprogrammenSPACELAB, EURECA, HERMES

l Internationale Raumstation ISS, zuerst beiMBB/ERNO/ASTRIUM, von 1987 bis 1998bei der ESA

l Nach 1998: sporadische Beratungsaufträgebei der ESA

Hobbies:l Klassische Musikl Radfahrenl Entwicklung und Selbstbau von Hi-Fi-Gerätenl Geselligkeitl Politikl Freundel Wirtschaft

l Frankreich mit Zweitwohnsitz in Toulouse

Mitglied der Mars Society seit: 2002

Mitglied der Mars Society weil:Ich habe nach dem Eintritt in den Ruhestand einesinnvolle berufsbezogene Tätigkeit gesucht, beider ich meine Erfahrungen einbringen kann.Außerdem wurde mein Interesse an der Mars-forschung, der Mars Society und dem ARCHI-MEDES-Projekt seinerzeit durch Volker Mang inBremen geweckt.Ich halte ARCHIMEDES für eine echte Herausfor-derung an jeden Ingenieur. Es ist ein Vergnügen,in einem Team von hochmotivierten und fähigenjungen Ingenieuren mitzuarbeiten.Und zu guter Letzt bin ich Mitglied in der MarsSociety besonders aus dem Grund, weil es fürmich eine spezielle Herausforderung ist, in ei-nem low-cost-Raumfahrtprojekt die ungeheuerumfangreichen und komplizierten Anforderun-gen und Strukturen der offiziellen Raumfahrtpro-gramme auf ihren wesentlichen Kern zu reduzie-ren.

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VorstellungVorstellungAktive MitgliederAktive Mitglieder

Peter JansenWebmaster

Geboren am 28.09.1969 in Düsseldorf

Kurzbio:l Studium Anglistik, Romanistik Uni Erlangen

(Magister + Lehramt)l Studium Linguistik, Université de

Sherbrooke, Kanada (M.A.)l Danach einjähriger Forschungsaufenthalt an

der University of Maryland, USA (Arbeits-schwerpunkte: generative Linguistik / Com-puterlinguistik)

l beruflich: Lehrer am Gymnasium Hückel-hoven für die Fächer Englisch, Französisch,Spanisch

l Lehrgänge im Bereich Webdesign

Hobbies:l Tauchenl Elektronik aller Artl ein gutes Buch (wenn Zeit vorhanden)

Mitglied der Mars Society seit: 2000

Mitglied der Mars Society weil:… weil der Mars als erdähnlichster Planet undplanetarer Nachbar der Erde nur auf Besuchervom Blauen Planeten wartet. Der Mars bietet wiekein anderer Himmelskörper die Ressourcen, umeine solche Mission technisch machbar erschei-nen zu lassen. Leider fehlt bisher eine politischeGrundsatzentscheidung und es bleibt abzuwar-ten, was aus dem amerikanischen Moon, Marsand Beyond-Programm wird.

Jacqueline MyrrheRedakteur Newsletter

Geboren am 18. April 1967 in Neustrelitz

Kurzbio:l 1983 Abschluss der Polytechnischen

Oberschule in Neubrandenburgl Berufsausbildung zum Facharbeiter Kellner,

diverse Jobs in Gastronomie, Krankenhaus,Kantine und Abitur an der Abendschule

l 1990 - 1995 selbstständiger Gastwirt mitfinaler Crashlandung

l nach Praktikum bei der ESA-ESTEC inNoordwijk seit 2002 Vertragsarbeiter vor Ort;journalistische Arbeiten für dieFachzeitschrift „Raumfahrt Concret“ und fürBücher über die Raumfahrt

Hobbies:l Politik und Gesellschaftl Handarbeitl Revue-Theater

Mitglied der Mars Society seit: Januar 2001

Mitglied der Mars Society weil:…ich hier in einem Kreis von engagierten, moti-vierten jungen Menschen arbeite, die trotz derZwänge und Eitelkeiten der monetären Spaßge-sellschaft ihren Enthusiasmus und den Blick-kontakt zum Firmament nicht verloren haben.Es ist mir eine Freude, gemeinsam mit Heike ei-nen quartalsweise erscheinenden Newsletter fürdie Website der Mars Society zu erstellen.

Heike Wierzchowski Graphik und Design für Newsletter und alle anderen Materialien

Mitglied der Mars Society seit: Juni 2000

Mitglied der Mars Society weil:Seit der Kindheit haben mich die Sterne, das Uni-versum und der bemannte Flug ins All fasziniert.Nun möchte ich die Erforschung des Weltalls nichtnur mit großem Interesse verfolgen, sondern dieRaumfahrt auch aktiv unterstützen. Aufgrund vonfachfremder Ausbildung scheint dies nicht ohneWeiteres möglich. Die Mars Society bietet dieseMöglichkeit jedoch allen Menschen, die sich fürdie Marserkundung begeistern. Macht mit!

Geboren am 19. Juli 1966 in Gelsenkirchen

Kurzbio:l Ausbildung zur Druckvorlagenherstellerinl Grafik-Design-Studiuml seit 1995 verantwortlich für die Werbung in

einem Essener Großhandell 2003 Mitglied der MDRS-D1-Crew

Hobbies:l Marsl Malenl Astronomie

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VorstellungVorstellungAktive MitgliederAktive Mitglieder

Anne WellbrockUnterstützt das Team für die Webseite mit News und Artikeln

1983 geboren in Loxstedt (bei Bremen)

Kurzbio:l 2001-2002 Abitur in Adelaide, Australienl Anfang 2003: Aufenthalt in China (Freunde,

Sprachaustausch, Englischlehrer)Seit Oktober 2003: Physikstudium an derUniversity of Warwick, UK, voraussichtlicherAbschluss (MPhys): Juni 2007

l 2004 Abschluss eines einjährigenSprachlehrer Kurses in Warwick

l 2005 Praktikum bei ESAC (European SpaceAstronomy Centre) in Madrid (XMM-Newton)

Hobbies:l Segelfliegenl Aerobic

l Planetologiel Astronomiel Klavier spielenl Reisen

Mitglied der Mars Society seit: 2000

Mitglied der Mars Society weil:Von klein auf habe ich mich für die Raumfahrt,Astronomie und dafür von wo wir wohl herkom-men interessiert. Sojourner hat mich dann 1997verzaubert und auf den Mars aufmerksamgemacht. Ich fand es faszinierend wie ähnlich eruns doch ist, verglichen mit anderenHimmelskörpern, und dass wir so viel von ihmlernen könnten. Damit wir das auch können, binich der Mars Society beigetreten um dieErforschung des roten Planeten zu unterstützen.

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Geburtstagskinder der Mars Society

Im Namen der Mars Society Deutschland e.V.wünschen wir alles Gute für’s neue irdische Le-bensjahr und viel Erfolg auf dem Weg zumMars!

Nachträglich im vierten Quartal 2004 02.10. Steffen Scharfenberg, Zella-Mehlis03.10. Helmut Gust, Augsburg08.10. Kevin Schön, Frankenthal12.10. Stephan Günther, Göttingen17.10. Jan Toporski, Washington DC22.10. Gerold Hees, Burbach24.10. Hannes Griebel, Hohenbrunn25.10. Michael Bosch, Geiselhöring30.10. Peter Möller, Rutesheim

02.11. Markus Landgraf, Darmstadt03.11. Gerrit Hausmann, Pulheim09.11. Felix Schmäschke, Leipzig14.11. Richard Zitzler, Altendorf16.11. Fabian Steinmetz, Quickborn18.11. Ingo Wedler, Hamburg23.11. Klaus Totzek, Neu-Anspach25.11. Riccardo Nadalini, Münster

01.12. Christian Gritzner, Radebach03.12. Gunnar Preiss, Stuhr/Bürstel04.12. Gerald Zehl, Berlin09.12. Christian Merz, Stuttgart10.12. Hakan Tandogan, München10.12. Caroline Wolf, Augsburg11.12. Tom Stinnesbeck, Hümmerich17.12. Jörg Klingeisen, Aldingen-Aixheim17.12. Moritz Vogel, Stuttgart18.12. Stefan Kesternich, Potsdam19.12. Markus Iske, Hammah27.12. Andreas Krautkremer, Olching28.12. Thomas Böttcher, Maisach29.12. Marie-Christine Gobin, München

Erstes Quartal 200501.01. Kian Yazdi, Stuttgart04.01. Klaus Bayler, München05.01. Jens Hänse, Tratingen10.01. Manfred Reimert, München12.01. Matthias Arndt, Clausthal-Zellerfeld19.01. Michael-Rudolf Engelhard, Göppingen21.01. Eberhard Kuckelt, Nordwestuckermark23.01. Victor Terber, Frankfurt24.01. Stefan Czernin, Neu-Ulm

24.01. Christian Ziach, Neubiberg25.01. Marco Müller, Rodenbach/Oberrodenb.27.01. Markus Schüssler, Vaihingen

01.02. Gerhard Grechenig, München05.02. Kai-Uwe Barthel, München09.02. Thomas Fledrich, Plochingen09.02. Tobias Bartusch, Neusäß10.02. Wieland Schwabe, Hummeltal13.02. Markus Löffler, Dresden16.02. Thomas Langer, Linnich17.02. Marcel Janke, Königs-Wusterhausen23.02. Christian Schulz, Leipzig28.02. Oliver Ortel, Hamburg

05.03. Alfred Maurischat, Weyhe06.03. Rainer Schubert, Innsbruck08.03. Lionel Ferra, Paris08.03. Michael Müller, Niederorschel15.03. Torsten Unterstab, Gersthofen17.03. Sascha Lichtenberg, Essen18.03. Frank Lambracht, Hannover20.03. Thomas Pallmann, Essen22.03. Anton Zylka, Mainz29.03. Dirk Klages, Uetze

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MARS SOCIETY NEWSLETTER · Ausgabe 14 / Januar 2005

3. ARCHIMEDES Management MeetingVon Jacqueline Myrrhe

Das 3. Treffen zur Beratung der weiteren Organi-sation und Vorbereitung der ARCHIMEDES-Bal-lonmission fand am Donnerstag und Freitag, den25. und 26. November 2004 an der Universitätder Bundeswehr in München statt.Das Management-Meeting diente dazu, den ak-tuellen Stand der Untersuchungen auszuwerten.Die vorausgegangenen Monate waren genutztworden, um technische Machbarkeitsstudien zuerstellen und nach geeigneten Materialien zu su-chen. Während dieser Veranstaltung wurde auchdie endgültige Entscheidung zum Missionsprofilder Marsunternehmung getroffen.

Zu Beginn des Meetings legte sich die Situationauf der Basis der zusammengetragenen Ergeb-nisse wie folgt dar: In Anbetracht der Flugbahn,der auftretenden hohen Beschleunigungen aberauch thermischen und mechanischen Beanspru-chungen während der Flugphase mit Überschall-geschwindigkeit gibt es nur ein geeignetes Bal-lonmaterial, das diesen Belastungen standzuhal-ten vermag. Es handelt sich dabei um Poly(P-Phenylene-2,6-Benzobisoxazole), auch als Poly-benzobisoxazole oder PBO bezeichnet. Kann man nicht auf dieses Material zurückgrei-fen und muss herkömmliche Ballonmaterialiennutzen, dann müssen Vorkehrungen zum Hitze-schutz und zur Entlastung des Ballons von denBeschleunigungskräften beim Eintritt in die At-mosphäre getroffen werden. Kann man weder ei-nen Hitzeschutz gewährleisten, noch auf dasPBO-Ballonmaterial zurückgreifen, dann wirdder Ballon wahrscheinlich zu schwer werden, umeine längere Schwebephase zu realisieren.

Somit startete die Präsentation auf dem Treffenmit der Erläuterung der verschiedenen Möglich-keiten zum Hitzeschutzschild. Wie würde alsodie Verwendung einer normalen Hitzeschildva-riante aussehen? Dieses Schild würde dann nachder Überschallflugphase abgeworfen werden. Al-lerdings ist bekannt, dass sehr komplexe Testshierzu von der NASA mit großem Aufwand be-trieben wurden und noch nicht zu den ge-wünschten Ergebnissen geführt haben. DieseVariante scheidet für die ARCHIMEDES-Missionalso aus. Das Aufblasen des Ballons nach derLandung auf der Marsoberfläche ist ebenso kei-ne Prozedur, die in Betracht kommt, da Tests ander Universität der Bundeswehr gezeigt haben,dass eine weiche Landung nicht gemeistert wer-den kann, als auch die Windverhältnisse auf demMars so ein Vorhaben nicht erfolgreich zulassenwürden. Die andere Variante, nur den vorausfliegendenTeil des Ballons beim Eintritt in die Marsatmo-sphäre mit einem Hitzeschutz zu versehen, wur-de nach sorgfältiger Debatte ebenso verworfen,da das Aufblasen vor dem Eintritt ein komplizier-ter Vorgang ist, der Stabilisierungssysteme er-fordern würde. Das wäre mit viel technischem

um den Ballon noch in einer Umlaufbahn zu hal-ten. Dieser Orbit ist demzufolge extrem exzen-trisch, was bedeutet, der Ballon taucht beim Um-flug wieder und wieder in die oberen Schichtender Atmosphäre ein und wird daher nach undnach abgebremst bis der Ballon nach einer ge-wissen Zeit wie gewünscht auf den Marsbodenniedergeht. Dieses Manöver bezeichnet man inder Fachwelt als „Aerobreaking“ oder auch „Luft-bremsung“. Da die damit verbundenen Umstände für die AR-CHIMEDES-Mission akzeptabel wären, wird die-ses Konzept eindeutig favorisiert und somit wei-ter verfolgt. Es erhielt den Namen: „Go-Around-To-Ground – GATG“.

Fazit: Aufgrund der Erfordernisse der P5-A Am-sat-DL-Mission und den Gegebenheiten am undauf dem Mars, hat sich das ARCHIMEDES-Teamentschlossen, die längere Freischwebephaseaufzugeben und das GATG-Missionsprofil weiterzu entwickeln. Für den Fall, dass PBO-Materialfür die Ballonhülle zur Verfügung stehen sollte,bleibt ein PBO-Ballon noch als eine ins Kalkül zuziehende Option.

Der weitere grobe Fahrplan für die ARCHIME-DES-Mission könnte nach dem aktuellen Standder Dinge wie folgt aussehen:

Bis Ende 2005: Fertigstellung des grundlegen-den Designs

Im Jahr 2006: Entwicklung des Prototypen desRaumfahrzeuges und erste Tests

Im Jahr 2007: TestsBis Ende 2007: Fertigstellung des EnddesignsIm Jahr 2008: Bau des Raumfahrzeuges und

Test der WeltraumtauglichkeitMitte 2009: Start auf der P5-A-Mission von

Amsat-DL

Aufwand beherrschbar, der für die ARCHIME-DES-Mission aber nicht zur Verfügung steht. Auch die Idee, den gesamten Ballon mit Hitze-schutz zu versehen, der dann später abgeworfenwerden müsste, wurde aufgrund der Komplexitätals unrealisierbar verworfen.

Danach wurde der Plan zur Nutzung von PBO-Materialien für die Ballonhülle erklärt. Polyben-zobisoxazole oder auch PBO werden derzeit nurin Japan und den USA produziert. Allerdings nurin kleineren Mengen, die für eine ARCHIMEDES-Ballonhülle nicht ausreichen würden. PBO wäreein geeignetes Material, um dem Ballon eine gu-te Überlebenschance zu sichern, nur leider ist dieVerfügbarkeit gegenwärtig eben nicht garantiert.Somit muss für die Marsballonmission wohloder über auf schwereres Material zurückge-griffen werden. Dann aber wird der Ballon soschwer, dass die P5-A Mission von Amsat-DLdie ganze Apparatur nicht mehr mitnehmen kann.

Was ist nun der Ausweg aus dieser verzwicktenSituation? Welcher Beschluss wurde am Endedes Meetings gefasst?

Entweder der Ballon kann aus PBO gefertigt wer-den, oder die lange Schwebephase muss aufge-geben werden. Damit würde die ARCHIMEDES-Mission ein Ballon sein, der ohne Flug- oderSchwebephase stetig auf die Marsoberflächeniedergeht. Auch für dieses Szenario würden zwei Missions-varianten zur Verfügung stehen. Entwederschwebt der Ballon nach dem Eintritt in dieMarsatmosphäre direkt zur Oberfläche nieder.Dieser Vorgang würde ungefähr 1 Stunde bis 1½ Stunden dauern. Dieses Missionsprofil bekamden Namen DTG - Direct to Ground.Oder aber man kann den Niedergang verzögern,indem man den Ballon unter einem sehr kleinenWinkel in die Atmosphäre eintauchen lässt, wo-bei die Beschleunigung jedoch noch groß genugist, um den Ballon wieder aus der Atmosphäreheraustreten zu lassen, aber auch klein genug,damit die Gravitationskraft des Mars ausreicht,

AMSAT: Die Bodenstation in Bochum wird auch die Daten der P5-A Mission empfangen.

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Treffen der Regionalgruppen

Treffen der Rhein-Main Gruppeder Mars Society im August

Unser letztes Sommertreffen hatte Brian Wallingin Darmstadt bei Eumetsat (http://www.eumet-sat.de/), dem Kontrollzentrum der europäischenWettersatelliten, organisiert. Zunächst sahen wireinen Film über die Organisation Eumetsatselbst, dann bekamen wir an Hand von einerweiteren Präsentation und Modellen die Funkt-ionsweise der Wettersatelliten erklärt. Als näch-stes wurden wir in den Kontrollraum geführt, woPatric sogar ein Kommando zu einem der Satel-liten schicken durfte. Im Anschluss erläuterteuns Brian noch seine eigene Arbeit: Er bearbeitetdie Software für die nächste Generation von Wet-tersatelliten. Schließlich ließen wir das Treffengemütlich in einem Darmstädter Biergarten aus-klingen. Nochmals ein großes Dankeschön! anBrian für die Organisation des Treffens.

Christian Schröder

Treffen der Rhein-Main Gruppeder Mars Society im September

Das Septembertreffen der Rhein-Main Gruppefand am Freitag, den 17. September ab 20:00Uhr in Köln statt. Wir verbrachten den Abend beider „ESA-Nacht der Astronauten“ in der Kölnare-na gemeinsam mit 5.500 anderen Zuschauern.Fast das gesamte aktuelle europäische Astro-nautenkorps zusammen mit vielen ehemaligenAstronauten sowie einigen Astronauten undKosmonauten anderer Länder als Gäste brachten

30 Mann (und leider nur eine Frau) auf der Büh-ne zusammen und machten die Veranstaltung zueiner rekordträchtigen Versammlung. Nach einerspektakulären Lasershow wurden die aktuelleneuropäischen Astronauten aus den verschiede-nen Ländern Europas einzeln vorgestellt, wassehr schön das Zusammenwachsen Europas do-kumentierte. Auch in der weiteren Abfolge derShow wurde die internationale Zusammenarbeitin der Raumfahrt immer wieder hervorgehoben.Zusammen mit der Moderatorin Evi Seibert undUlf Merbold führten die Astronauten durch dasProgramm. Inhaltlich ging es dabei von der Mis-sionsvorbereitung über den Start, den Aufenthaltin der Schwerelosigkeit und schließlich bis zurLandung. Ein Höhepunkt des Abends war derAuftritt von John Young, seines Zeichens einervon nur 12 Menschen, die ihren Fuß auf denMond gesetzt hatten. Die Rückkehr zum Mondund die bemannte Erforschung des Mars in derZukunft waren dann das Thema zum Ende derVeranstaltung. Hierbei wurde immer wieder andie Jüngeren im Publikum appelliert, aus derenGeneration die ersten Marsfahrer sicherlichkommen werden. Hoffen wir, dass das Publikumdiese Vision angenommen hat.

Christian Schröder

Treffen der Rhein-Main Gruppeder Mars Society im November

Am Mittwoch, den 3. November 2004 um 18:30Uhr trafen wir uns am Max-Planck-Institut fürChemie, Abteilung Kosmochemie in Mainz, umdie dortige Meteoritensammlung in Augenscheinzu nehmen. Unter fachkundiger Leitung von Dr.Jutta Zipfel, Mitglied des APX-SpektrometerTeams der Mars Exploration Rover, wurden unsdie verschiedenen Arten von Meteoriten erklärt.Von den Chondriten, den ältesten Gesteinen inunserem Sonnensystem, über die Eisenmeteori-ten bis zu den Meteoriten vom Mond und Mars,lässt sich an ihnen die Evolution unseres Plane-tensystems rekonstruieren. Bei Pizza und Pasta haben wir dann das Treffenauf dem Campus der Universität Mainz ausklin-gen lassen.

Christian Schröder

Oktober-Treffen der Mars-Interes-sierten aus dem GroßraumMünchen

Im Monat Oktober traf sich die Münchener Grup-pe von Marsinteressenten am 7. Oktober 2004um 20:00 Uhr im Seminarraum der Volksstern-warte München.Die folgenden Themen kamen zur Sprache:– Ballonmission ARCHIMEDES (Planetary Pro-

tection, u.a.)– Mars-Simulationen in den Forschungsstatio-

nen EuroMars, FMARS, MDRS mit Konzipie-rung von Experimenten, Vorschläge zu Opera-tions, usw.

– Ergebnisse der Marssonden– Raumfahrtinitiative der USA 2004 zu Mond

und Mars– Leben im All, besonders auf dem Mars– Geologie und Geophysik des Mars

November-Treffen der Mars-Interessierten aus dem GroßraumMünchen

Termin war dieses Mal der 4. November 2004um 20:00 Uhr, wie immer im Seminarraum derVolkssternwarte München.Es wurden die gleichen Themen wie schon imOktober zur Auswahl gestellt und schwerpunkt-mäßig diskutiert:– Stand der Mars Society-Projekte wie die Bal-

lonmission ARCHIMEDES (Planetary Protec-tion u.a.) und die Mars-Simulationen in denForschungsstationen EuroMars, FMARS,MDRS mit Konzipierung von Experimenten,Vorschläge zu Operations, usw.

– Neuere Ergebnisse der bisherigen Marser-forschung

– Raumfahrtinitiative der USA 2004 zu Mondund Mars

– Leben im All, besonders auf dem Mars– Geologie und Geophysik des Mars

Auf der unten stehenden Internetseitegibt es eine sehr professionelle undmarsspezifische Animation von HorstDa Luz zu sehen. Der kleine Film ent-stand einst im Rahmen einer Semes-terarbeit an der Fachhochschule Wies-baden und wurde speziell als 30-se-kündiger Wettbewerbsbeitrag für dieVES-eDit 2003 produziert. Viel Spaßbeim Anschauen!

http://www.daluzdesign.de/wom/

Water on Mars3D-Film

Neuigkeiten vonARCHIMEDESDie Firmen Simec Trade und Kern ha-ben dem ARCHIMEDES-Projektteameine Laborwaage des Models DE 36K10N gesponsert.

Durch den persönlichen und engagier-ten Einsatz von Herrn Lupberger vonder Firma Simec wurde diese Waageletztendlich von dem UnternehmenKern der Mannschaft vom Marsballon-projekt zur Verfügung gestellt. Ein gro-ßes Dankeschön den beiden Unter-nehmen und natürlich an Herrn Lup-berger, der die Aktion in die Wegegeleitet hat.

MARS SOCIETY NEWSLETTER · Ausgabe 14 / Januar 2005

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MARS SOCIETY NEWSLETTER · Ausgabe 14 / Januar 2005

Im Objektiv: Die Mars Desert Research StationEine Bilderserie von Martin Specht

Martin Specht wurde am 20.2.1964 in Karlsruhe,Deutschland, geboren. Interesse für Photographie wurde schon in Ju-gendjahren geweckt. Es hat ihn fasziniert, dasBesondere eines Augenblicks aus einer selbstgewählten Perspektive festhalten zu können. Seine professionelle Ausbildung erhielt er dannan der Berufsfachschule für Design „Lette VereinBerlin“.Danach machte er sich selbstständig und arbei-tet bis heute als Photojournalist im Bereich„Reportage“. Dabei entdeckt er die vielfältigstenThemen und arbeitet sich mit seinem sicherenGefühl für einen außergewöhnlichen Blickwinkelund dem untrüglichen photografischen Augeschnell in ein breites Spektrum von Projektenein. Zu den von ihm belichteten Objekten gehö-ren nicht nur Flugzeuge, wie die Concorde oderder B52, sondern auch Surfer in Australien, ge-nauso wie politische oder wirtschaftliche The-matiken, denen er auf seinen Reisen nach Asienoder Afrika nachspürt.Ein besonderes Erlebnis war für Martin Spechtder Mitflug bei der Parabelflugkampagne der Eu-ropäischen Raumfahrtbehörde in deren Auftrager im letzten Jahr eine Bilderserie anfertigte. Auf-grund seines perfekten handwerklichen Könnenshat Martin Specht einen Folgeauftrag von derESA erhalten und die Werbephotos für die Bed-reststudie in Toulouse erstellt. Diese Fotos sindhier im Newsletter im Beitrag „Träumen Sie voneiner Reise zum Mars?“ verwendet worden.Mehr von den Bettruhefotos gibt es auf der Inter-netseite: http://www.esa.int/esaCP/SEMXE0XDE2E_index_0.html bzw.: http://www.esa.int/esaCP/SEM7WWXDE2E_Germany_0.html zusehen. Martin Specht ist aber auch im Standardgeschäftdes Journalismus ein gefragter Mann. So veröf-fentlichte er seine Arbeiten ebenso im „Stern“,„Time-Magazine“, „Lufthansa-Magazin“, „Chris-mon“, „Audi-Magazin“ und vielen anderen re-nommierten europäischen Publikationen. Am Beginn des vergangenen Jahres hörte Martindurch Zufall von der Mars Society Mars DesertReseach Station – MDRS in Utah und setze sichdaraufhin mit der Mars Society der USA in Ver-bindung. Innerhalb von wenigen Wochen hatteer dann die Reise und das Fotoshooting geplant.Die MDRS hat Martin besonders interessiert,weil es nicht nur ein spezieller Ort für Fotos ist,sondern er gleichermaßen ein echtes Interessefür Pionierleistungen hat. Die MDRS reiht sichsomit in die Serie seiner extravaganten Arbeitenein. Die Aufnahmen hier im Newsletter sind inder letzten Februarwoche 2004 entstanden. Martin Specht lebt und arbeitet derzeit in Köln. Weitere Resultate seiner Arbeit kann man aufseiner Webseite www.martinspechtphotos.combegutachten. e-Mail-Kontakt:[email protected]

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30-Jahr-Feier der AMSAT-DL

Dr. Karl Meizer, DJ4ZC, Mitbegründer der AM-SAT-DL gibt einen Rückblick auf 30 JahreAktivität.

In 30 Jahren vom Höhenballon zurMarsmissionDie AMSAT-DL ist ein Zusammenschluss vonWissenschaftlern, Ingenieuren, Technikern so-wie Funk- und Raumfahrtbegeisterten, die eh-renamtlich in ihrer Freizeit Satelliten entwickeln,bauen, betreiben und nutzen. Neben den ca.1200 deutschsprachigen Mitgliedern der AM-SAT-DL gibt es weltweit gut 6000 Mitglieder inmehreren nationalen AMSAT-Gruppen. AMSAT-Satelliten sind für jeden frei empfangbar.Am 12.12.1961 saßen weltweit Funkamateureund Funkhörer gespannt an ihren Geräten, umdie Signale des ersten, von Funkamateuren inder Freizeit entwickelten und gebauten Satelliten„OSCAR I“ zu verfolgen (OSCAR = Orbiting Sa-tellite Carrying Amateur Radio). Seit 1974 steuerte die AMSAT-DL für drei Pro-jekte der so genannten Phase 2 eigene Nutz-lasten bei.

Von der Erde zum MarsEnde der 70er-Jahre begann unter Leitung derAMSAT-DL die Entwicklung der Satelliten derPhase 3. Durch eine hohe Erdumlaufbahn konn-ten Nutzerkreis und Nutzungsdauer mit diesenSatelliten erweitert werden. Insgesamt vier Pha-se-3-Projekte (P3A bis P3D) wurden zwischen1980 und 2000 realisiert. Davon sind P3B (AM-SAT-OSCAR 10) und P3D (AMSAT-OSCAR 40)noch im Orbit. Ein fünfter P3-Satellit (P3E) ent-steht gerade als Trainings- und Erprobungssatel-lit für die Marsmission.Mit der hohen Antriebsleistung von AMSAT-OSCAR 40 und seiner variablen Gehäusestrukturwurde der Grundstein gelegt, um den Erdorbitverlassen zu können. Nach ersten positiven Un-tersuchungen für die erste privat und überwie-gend ehrenamtlich durchgeführte Mission zumMars wurde „grünes Licht“ für den Beginn der Ar-beiten an der AMSAT-DL-Marsmission mit deminternen Projektnamen „Phase-5A“ gegeben.

Motivation ForschungParallel zum Bau und Betrieb der Satellitenkonnten mehrere Forschungsarbeiten in den Be-reichen der Nachrichtentechnik und der grundle-genden Technologien in der Raumfahrt durchge-führt werden.Darüber hinaus dienen AMSAT-DL-Missionenals Forschungsplattform für naturwissenschaftli-che und technologische Experimente, die vonanderen Gruppen als Passagier mitgenommenwurden.Im Laufe der 30-jährigen Raumfahrttätigkeit derAMSAT-DL haben sich Verfahren und eine Ar-beitsphilosophie gebildet, die wesentlich zumErfolg der AMSAT-DL-Projekte beigetragenhaben.

Mission wird der Ballon der Mars SocietyDeutschland, der gegenwärtig unter demProjektnamen ARCHIMEDES geplant wird, mit-fliegen. Somit nutzte Hannes Griebel die Gele-genheit bei AMSAT vor Ort die Ballonmissionden Gästen der Feier vorzustellen und den ak-tuellen Stand der Projektarbeit zu erklären. Den Abschluss der Jubiläumsveranstaltung bil-dete ein gemeinsames Abendessen. Neben den Feierlichkeiten fand auch eine viel

Grosse Jubiläumsfeier im Herbst2004Am 25. September 2004 feierte die AMSAT-DLin der Sternwarte Bochum (Institut für Umwelt-und Zukunftsforschung, IUZ) offiziell ihr 30-jäh-riges Bestehen. Im November 1974 hat sie miteinem Transponder an Bord von AMSAT-OSCAR7 ihren Weg ins All begonnen. Einige Monatezuvor wurde die AMSAT-DL offiziell als Organi-sation, mit Sitz in Marburg, gegründet. Dies Feier war ein guter Anlass, einmal zurückund gleichzeitig in eine aufregende Zukunft zublicken. Welcher Ort könnte sich besser für die-sen Blick eignen als das Radom der Bochumer20-m-Parabolantenne, die für den Kommando-betrieb der Marsmission P5A dienen soll unddurch den Einsatz der AMSAT-DL wieder Deep-Space-tauglich wurde. Rund 150 geladene Gäste aus dem In- und Aus-land sind der Einladung gefolgt, darunter auchein Vertreter von Arianespace. Für viele Gästewar es eine besondere Gelegenheit, die impo-sante 20-m-Parabolantenne und den Empfangeiniger Raumsonden live zu erleben. Durch dasEngagement der AMSAT-DL wurde die Antenne,die über Jahre nicht eingesetzt wurde, für denAmateurfunk wieder nutzbar gemacht. Die Mitarbeiter an den P3-E und P5-A Projektennutzen die Gelegenheit zu technischen Diskus-sionen und Arbeitsmeetings, erste Prototypenund Flughardware wurden vorgestellt. Das Programm der Feier bestand aus der Be-sichtigung der Anlage und mehreren Vorträgenrund um die Antenne, sowie die AMSAT-DL-Zu-kunftsmissionen P5A und P3E. Auf der P5A-

AMSAT-DL-Vorsitzender Peter Gülzow (links) und P5A-Missionsleiter Prof. Dr. Karl Meinzer vor demP3D-Satelliten. Diese Struktur soll auch für den Flug zum Mars genutzt werden.

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beachtete Pressekonferenz statt, selbst in Bru-nei/Borneo wurde über die erste private Mars-Mission berichtet.

Die P5A-MarsmissionBereits während der P3D-Satellit (AO-40) gebautwurde, war dem Entwicklungsteam klar, dass mitdiesem Raumfahrzeug von der Navigation, derAntriebsleistung und den Kommunikationsver-fahren her die Voraussetzungen und Grundlagenfür eine interplanetare Raumfahrtmission ge-schaffen waren.1996 fand darauf hin ein so genanntes „Kick-Off-Meeting“ statt, um die Aufgaben und techni-schen Basisdaten einer solchen Mission zu defi-nieren. Dabei wurde ein großer Bedarf an einerRelaisfunkstelle zur Kommunikation zwischenMars und Erde gesehen, um Daten verschiede-ner Landemission sicher übertragen zu könnenAußerdem wurde von den bei diesem Meetinganwesenden Wissenschaftlern großes Interessegeäußert, von Bord einer solchen Sonde mitnaturwissenschaftlichen Nutzlasten diverse Un-tersuchungen des Mars durchführen zu können.Angesichts der Antriebs- und Navigationsmög-lichkeiten, die die AMSAT-DL bieten kann, istsogar die Mitnahme von Landesystemen oderSubsatelliten prinzipiell möglich. Aus diesemGrunde hat sich die Mars Society Deutschlandbeworben, eine Ballonmission als Nebennutzlastauf diesem Satelliten mitzusenden. Dieses Pro-jekt ist in der Zwischenzeit unter dem NamenARCHIMEDES bekannt geworden. Ein wesentliches Element einer Marsmission istdie Bodenstation zur Überwachung und Steue-rung einer solchen Sonde auf interplanetarerFlugbahn. 1997 kam der Kontakt mit der Stern-warte Bochum des inzwischen verstorbenenProf. Heinz Kaminski zustande. Dort befindetsich eine 20 m großer Parabolantenne, die durchdie AMSAT-DL reaktivert werden konnte. Damitist etwa ein Viertel des Gesamtumfangs einerMarsmission bereits abgedeckt.Nach diesen Vorarbeiten hat der Vorstand derAMSAT-Deutschland das formelle GO im Jahr

Trainingssatellit P3E fliegt zuvorEtwa zwei bis drei Jahre zuvor sollen mit einemweiteren Erdsatelliten der P3-Reihe verschiede-ne Technologien, darunter ein neuer Bordrech-ner, eine Navigationskamera und das Kommuni-kationssystem für die P5A-Marssonde getestetwerden. Dieser Satellit ist derzeit im Bau.Außerdem erhalten Funkamateure mit diesemSatelliten Möglichkeiten für weltweite Kontakteund technische Versuche. Für das Kommando-team ist das P3E genannte Projekt ein Trainings-satellit für die notwendige Technik und die Kon-trollprozeduren, die während der Marsmissionnötig sind.

Es ist schon eine besondere Umgebung für das gemeinsame Festmahl. Franz-Joseph Bellen, DJ1YQ studiert die Informationstafeln vor dem Hin-tergrund des P5A-Modells

Peter Griebel, DJ9PC mit Sohn Hannes, DG1GGH vor dem Modell der P5A-Umlaufbahn um den Mars.Links hängen Solarmodule vom Ballon „ARCHIMEDES“ herunter. Der Mars-Ballon „ARCHIMEDES“der Mars Scociety soll auf P5A mitfliegen

2002 für die Mission zum Mars gegeben und er-ste Mittel für das Projekt freigegeben. Da diesedas erste interplanetare AMSAT-Projekt ist, er-hielt es in der so genannten Phase 5 die vorläu-fige Projektbezeichnung AMSAT-Phase 5A oderkurz P5A. In einem der Startfenster 2007 oder2009 soll P5A seine mehrmonatige Reise antre-ten.

Das Besondere dieser Marsmission ist der privatund überwiegend ehrenamtliche Bau und Betriebdes Satelliten. Durch die Funkverbindung aufAmateurfunkfrequenzen ist der Empfang derP5A-Sonde allgemein erlaubt. Über eine eigeneEmpfangsanlage oder das Internet können Bilderund Daten mit der passenden Software direkt ameigenen Computer angezeigt werden.

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Blaubeeren und SchwefelVon Wolfgang Konrad

Full fathom five thy father lies,Of his bones are coral made;Those are pearls that were his eyes;Nothing of him that doth fade,But doth suffer a sea-changeInto something rich and strange.

William ShakespeareThe Tempest, I, 2

Als hätte Shakespeare geahnt, was da eines Ta-ges zu einem Leitmotiv der Marsforschung wer-den würde: „reiche und seltsame“ Hinterlassen-schaften von Salzwasser stellen die zentrale Ent-deckung des Mars Rovers Opportunity dar. Aberwie lassen sich diese Funde in das große Bildder Entwicklungsgeschichte unseres Nachbar-planeten, seiner Geologie und seines Klimaseinordnen?

Dichte AthmosphäreAls 1976 im Rahmen der Viking-Missionen dieersten weichen Landungen auf dem Mars statt-fanden, wurden unter anderem auch die Isoto-penverhältnisse der Gase in der Marsatmosphä-re gemessen. Die dabei beobachtete Anreiche-rung mit schweren Isotopen von Stickstoff, Koh-lenstoff und Argon gilt als Indiz dafür, dass dieAtmosphäre früher wesentlich dichter war. ImLaufe der Zeit konnte ein großer Teil derAtmosphäre – vielleicht bis zu 90 % und bevor-zugt die leichteren Isotope – in den Weltraumentweichen.[1] Das Deuterium/Wasserstoff-Ver-hältnis ist 5 mal höher als das auf der Erde, wasbeweist, dass auch große Mengen von Wasser inden Weltraum verloren gingen. Darüber hinaushaben wir den vom Mars stammenden basalti-schen Meteoriten ALH 84001, der mit einemKristallisationsalter von 4,5 Milliarden Jahreneine einmalige Probe der primordialen Mars-kruste darstellt. Er enthält in Hohlräumen Gas-einschlüsse der frühen Marsatmosphäre, dievermutlich etwa 3,9 Milliarden Jahre alt sind undderen Stickstoff- und Argon-Isotope diese Frak-tionierung noch nicht aufweisen. Die Atmosphä-re war während dieser Epoche also tatsächlichdichter und bestand zu einem Großteil aus denTreibhausgasen Kohlendioxid und Wasser-dampf. Nach dem Zusammenbruch des internerzeugten Magnetfeldes konnte der Sonnenwinddie Atmosphäre auf die kümmerlichen Reste ero-dieren, die wir heute vorfinden.

DilemmaSeit einigen Jahren haben geomorphologischeBeobachtungen einerseits und geochemischeMessungen andererseits zu widersprüchlichenSchlussfolgerungen, bezüglich der frühen Ge-schichte des Mars, geführt. In den 70er Jahrendes vergangenen Jahrhunderts entdeckten Mari-ner 9 und die Viking-Missionen, dass die Mars-

dung durch Wassereinwirkung zulassen. Abertrifft das auch auf die Ablagerungen an anderenOrten zu? Und woraus bestehen diese Sedimenteüberhaupt?

MeridianiDies war etwa der Stand der Dinge, als die bei-den Rover auf dem Mars landeten und MarsExpress in die Umlaufbahn eintrat. Die Lande-stelle von Opportunity in der Meridiani-Hoch-ebene war ausgewählt worden, weil in dieser Ge-gend mit Infrarot-Beobachtungen Hämatit fest-gestellt worden war. Hämatit bildet sich durchdie Oxidation basaltischer Minerale, meistens inAnwesenheit von Wasser. Opportunity landete im Inneren des Kraters Eag-le, in dem eine Lage des hellen Gesteins aufge-schlossen ist, das schon aus der Umlaufbahnbeobachtet worden war. Es stellte sich heraus,dass dieses Gestein bis zu 40 % Sulfatsalze ent-hält – eindeutig Ausfällungen aus einer wässri-gen Lösung. Es handelt sich um Calzium-, Mag-nesium- und Eisensulfate. Darüber hinaus wur-den in den feinen Schichten des GesteinsRippelmarken („cross lamination“) entdeckt, diedarauf hindeuten, dass hier nicht nur Grund-wasser vorhanden war, sondern dass die Sedi-mente in fließendem Wasser an der Oberflächeabgelagert wurden. Der Hämatit liegt in Formkleiner kugelförmiger Kongregate vor, die vonden Wissenschaftlern scherzhaft „blueberries“getauft wurden (obwohl sie eigentlich grau undviel kleiner als Heidelbeeren sind). Diese Kügel-chen sind in den Sulfatschichten eingelagert, wosie sich offenbar später als die Sulfate durchAusfällung aus Grundwasser gebildet haben.[6]

Bei der Abtragung der weichen Sulfate bleiben

oberfläche von Fließstrukturen überzogen ist, dieauf flüssiges Wasser in der Vergangenheit hin-deuten. Insbesondere die kleinräumigen ver-ästelten Netzwerke von Tälern (valley networks),von denen einige Mäander und innere Kanäle inbreiteren Tälern aufweisen, werden als Hinweisauf mögliche Niederschläge in der Frühge-schichte des Mars interpretiert. [2]

Aber Wassereinwirkung müsste das Oberflä-chengestein nicht nur mechanisch abtragen,sondern auch chemisch verwittern. Wenn sichKohlendioxid in Wasser löst, müssten sich Kar-bonate bilden. Lange Zeit gab es keine Messun-gen, die dies bestätigt hätten. Schließlich gelangmit dem Infrarotspektrometer TES an Bord desMars Global Surveyor der Nachweis, dass derMarsstaub etwa 2-5% Magnesiumkarbonat ent-hält.[3] Das sind aber bei weitem nicht die Men-gen, die man eigentlich erwartet hatte.Eine entscheidende Entdeckung im Jahr 2000waren geschichtete Sedimentlagen, die im VallesMarineris, in Terra Meridiani sowie in zahlrei-chen alten Kratern in Arabia Terra und in densüdlichen Hochländern (z.B. in den Kratern Gale,Terby, Holden und Becquerel) beobachtet wur-den.[4] Diese Schichten, die teilweise mehrere1000 m mächtig sind, könnten sowohl vomWind als auch von Wasser abgelagert wordensein. Die Regelmäßigkeit der Schichtungen legteine Wassereinwirkung nahe. Allerdings konntenzunächst keine erkennbaren Zu- oder Abflüssebeobachtet werden. Ende 2003 wurde dann zumersten Mal ein freigelegtes Delta gefunden, daseinen eindeutigen Zusammenhang zwischeneinem Zufluss-Kanal und den hellen Sediment-schichten des eigentlichen Schwemmfächersherstellt.[5] Innerhalb des Fächers gibt es engeMäander, die keinen Zweifel mehr über ihre Bil-

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MARS SOCIETY NEWSLETTER · Ausgabe 14 / Januar 2005

sie an der Oberfläche liegen, da sie zu schwersind, um vom Wind bewegt zu werden, und zuhart, um vom Flugsand erodiert zu werden. Inder Ebene außerhalb des Kraters Eagle ist derBoden mit einer dichten Lage dieser Kugeln,vermischt mit basaltischem Flugsand, übersät. Mittlerweile hat Opportunity das Innere des130 m großen Kraters Endurance untersucht, derim Vergleich zu Eagle Zugang zu tieferenSchichten ermöglicht. Dort wurden sogar meh-rere aufeinander folgende Lagen sulfathaltigerSedimente gefunden, von denen die tieferenSchichten allerdings keine Rippelmarken auf-weisen. Möglicherweise sehen wir hier Spureneiner Abfolge von feuchten und trockenen Perio-den mit vom Wind verursachter Ablagerung vonMaterial, das sich ursprünglich unter feuchtenBedingungen gebildet hatte.

SchwefelWas verrät uns das alles über das frühe Marskli-ma? Bisher war es eine weit verbreitete Auffas-sung gewesen, dass ein Teil des ursprünglichenKohlendioxids der Atmosphäre durch Bildungvon Karbonaten im Wasser verlorenging – fallsdenn Wasser vorhanden war. Aber nun eröffnetsich folgendes Szenario:

Die Sulfate bildeten sich wahrscheinlich, weildie in der Frühgeschichte des Mars sehr aktivenVulkane neben Kohlendioxid und Wasserdampfauch Schwefeldioxid in der Atmosphäre freisetz-ten. Ein kleiner Teil davon löste sich im Wasser,wobei Schwefelsäure entstand. Natürlich löstesich auch Kohlendioxid im Wasser, aber dieSchwefelsäure verhinderte, dass sich Karbonatebilden konnten. So lange der Vulkanismus fürSchwefeldioxid-Nachschub sorgte, konnte keinatmosphärisches Kohlendioxid durch Karbonat-bildung verloren gehen. Gleichzeitig war dieAtmosphäre durch das Magnetfeld vor Erosiondurch den Sonnenwind geschützt. Damit wurdeein relativ hoher Atmosphärendruck und mögli-cherweise ein entsprechender Treibhauseffektaufrecht erhalten, so dass Wasser an der Ober-fläche während einiger hundert Millionen Jahrezumindest zeitweise existieren konnte. Dasschwefelsäurehaltige Wasser löste Metalle ausden Oberflächengesteinen und daraus resultie-rend liegt ein großer Teil der Sedimente heutenicht als Karbonate, sondern als Sulfate vor. Als die vulkanische Tätigkeit schwächer wurde,verringerte sich wahrscheinlich der Säuregehaltdes Wassers. Nun konnten sich auch Karbonatebilden, deren Rückstand man heute noch feinverteilt im Staub findet. Aber zu dieser Zeit kam

auch das Magnetfeld zum Erliegen, so dass einGroßteil der Atmosphäre durch Sonnenwind-Erosion in den Weltraum entwich.[7]

Falls sich dies alles tatsächlich so abgespielthat, dann sollten die Sulfat-Ablagerungen vonMeridiani kein Einzelfall sein. Tatsächlich sinddie hellen Sedimente an der Landestelle vonOpportunity mehr als nur ein lokales Phänomen.Sie bilden offenbar das „Fundament“ der Meri-diani-Hochebene und sind weit über die Grenzender Hämatit-Vorkommen hinaus verbreitet. Ihregesamte Ausdehnung dürfte etwa 300.000 Qua-dratkilometer umfassen, was ungefähr der Flä-che der Ostsee entspricht.[8] Darüber hinaus wur-den mit dem Infrarotspektrometer OMEGA anBord von Mars Express auch im Valles MarinerisSulfatvorkommen entdeckt. Im weiteren Verlaufseiner Mission könnte Mars Express herausfin-den, ob auch die übrigen, weit über den Marsverteilten, Sedimentablagerungen aus Sulfatenbestehen.Bedeutet das, dass der Mars früher ein tropi-sches Paradies war? Nicht unbedingt. DieStrahlungsleistung der Sonne war vor 4 Milliar-den Jahren niedriger als heute und eine Kohlen-dioxidatmosphäre mit einem Druck von mehre-ren bar wäre damals notwendig gewesen, um dieOberflächentemperaturen dauerhaft auf über0° C zu halten. Aber auch, falls das nicht der Fallwar, könnte flüssiges Wasser trotzdem stabil ge-wesen sein, da dessen Salzgehalt den Gefrier-punkt wahrscheinlich deutlich reduzierte. Obunter diesen Bedingungen (hoher Säure- undSalzgehalt des Wassers) Leben entstehen konn-te, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Aber zu-mindest würden die Salzablagerungen von Meri-diani ideale Bedingungen zur Konservierungfossiler Lebensspuren bieten.

[1] Jakosky, B. M., Phillips, R. J. Nature 412, 237-244.[2] Mangold, N., Quantin, C., Ansan, V., Delacourt,

C., Allemand, P. Science 305, 78-81.[3] Bandfield, J. L., Glotch, T. D., Christensen, P. R. Science

301, 1084-1087.[4] Malin, M. C., Edgett, K. S. Science 290, 1927-1937.[5] Malin, M. C., Edgett, K. S. Science 302, 1931-1934.[6] Squyres, S.W. Science 306, 1709-1714.[7] Moore, J. M. Nature 428, 711-712.[8] Hynek, B.M. Nature 431, 156-159

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MARS SOCIETY NEWSLETTER · Ausgabe 14 / Januar 2005

Mars-Ausstellung im DLR-Standort Bonn-Oberkassel http://www.dlr.de/mars-express/nachrichten/mars-express_ausstellung_bo.html

Vom 14. Dezember 2004 bis zum 1. April 2005präsentiert das Deutsche Zentrum für Luft- undRaumfahrt (DLR) die kostenfreie Ausstellung„Das neue Bild vom Nachbarn Mars“. Sie zeigtfaszinierende 3-D-Bilder in Großformat und nieda gewesener Auflösung, die von der deutschenhochauflösenden Stereokamera HRSC an Bordder europäischen Raumsonde Mars Express auf-genommen wurden. Zudem können vielfältigeInformationen über den Planeten Mars, seineMonde und die Erforschung des Roten Planetenam Standort der Raumfahrt-Agentur des DLR inBonn entdeckt werden.

Das DLR präsentiert in der Ausstellung die neu-esten Bilder und wissenschaftlichen Erkenntnis-se der ESA-Mission Mars Express. An Bord be-findet sich neben anderen Forschungsinstru-menten die deutsche HochleistungskameraHRSC. Die High Resolution Stereo Camera istdas erste Aufnahmesystem, das eine Planeten-oberfläche gleichzeitig in hoher Auflösung, inFarbe und dreidimensional abbilden kann. Fürden Betrieb der HRSC ist das DLR verantwort-lich.

In der Ausstellung erwartet Sie nicht weniger als„Das neue Bild vom Nachbarn Mars“:

l Faszinierende 3-D-Bilder in Großformat undin nie da gewesener Auflösung, fotografiertvon der auf Mars Express geflogenen Hoch-leistungskamera HRSC

l Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, dieunser Bild vom Mars plastischer als je zuvorwerden lassen

l Informationen rund um den Mars und seineMonde Phobos und Deimos

l Die Geschichte der Marserkundung l Filme und digitale Bilder vom Mars mit viel-

fältigen Hintergrundinformationen l Visionen und Ausblicke der Marsforschung

Mars Express ist Europas erste eigenständigdurchgeführte Planeten-Mission. Seit Weih-nachten 2003 umrundet die Sonde den RotenPlaneten, um neue Erkenntnisse zur Geologie,Mineralogie und Atmosphäre des Mars zu ge-winnen. Das Hauptziel der Mission ist die Suchenach den Spuren von Wasser, das, so die An-nahme der Wissenschaftler, in der Frühzeit desPlaneten in großen Mengen über die Oberflächedes Planeten geflossen sein muss. An diese Su-che sind auch Forscher des Deutschen Zentrumsfür Luft- und Raumfahrt (DLR) maßgeblich betei-ligt.

Die Ausstellung wurde in Kooperation zwischendem HRSC-Experiment-Team am DLR-StandortBerlin-Adlershof und Professor Dr. Neukum,

dem Leiter des HRSC-Wissenschaftsteams ander FU Berlin, konzipiert und inhaltlich gestaltet.Die gezeigten Bilder hat das Institut für Geolo-gische Wissenschaften der FU Berlin in Zusam-menarbeit mit dem DLR-Institut für Planeten-forschung erstellt. Die Ausstellung ist eine Initi-ative der Raumfahrt-Agentur des DLR und wurdemit Mitteln des Bundesministeriums für Bildungund Forschung (BMBF) verwirklicht.

Ansprechpartner:Dr. Niklas ReinkeDLR Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitTel.: 0228 / 447-394Fax: 0228 / 447-386

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Mars rocksVon Bernd von den Brincken

„Mars rocks“ hieß ein Projekt in diesem Sommerin Berlin, eine Art kulturelle Analog-Station. ImSommer davor war es in Berlin so heiß wie langenicht und die Berliner suchten die Nähe desWassers, um ein wenig Kühlung zu bekommen.

„Im nächsten Sommer ans Wasser“ war also derBeschluss für 2004, und Kultur und Techniksollten auch dabei sein. Ende Januar gab esdann ein Gespräch mit Sven Knuth in München,über die Kultur in der Raumfahrt, oder umge-kehrt, und ob man das nicht in der Mars Societystärker verankern könnte. Sven reagierte skep-tisch, da der Ruf der deutschen Mars Societydurch explizit unwissenschaftliche Projekte be-schädigt werden könnte.

Eine kulturelle Analog-Station bedeutet auch,dass man auf die Simulation technischer Detailsverzichten kann. „Spielt ihr auf dem Mars?“,fragte später ein kleiner Junge, der dann denMarsstrand in Berlin besuchte. „Ja.“ wäre diefalsche Antwort, denn dann kommt gleich derEinwand, wo denn unsere Raumanzüge sind.Also sagte ich „Nein, wie spielen auf der ErdeMars.“ Und der Junge lachte – er hatte sofortverstanden – die Unterscheidung zwischen spie-len und Spiele-spielen ist für Kinder alltäglich,Papa dagegen guckte etwas irritiert.

Es geht also eigentlich um die Erde, wenn wirzum Mars fliegen und das Wort „rocks“ meintweniger die Musik – es ist ein Ausdruck, dassman etwas spannend, bewegend findet, ohnegenau erklären zu können warum. Ich denkegenau diese Art von Zustimmung braucht einebemannte Marsmission, sonst wird sie politischnie durchsetzbar sein – und wissenschaftlicheFaszination ist nur ein Teil von „Spaß“. Wenn wiraus der Marsmission keinen Gewinn für die Kul-tur auf der Erde ziehen, brauchen wir gar nichterst anzufangen.

Mit diesem Ansatz im Hintergrund wurde eineHandvoll Künstler und anderer kreativer Leutegewonnen und nach einigen Wirrungen, ein ge-schichtsträchtiger Landeplatz gefunden: direktneben einem der letzten Mauerreste in Berlin,gegenüber dem Ostbahnhof. Hier liegt zwischenMüllerstrasse und Spree ein schmaler StreifenBrachland, der im Sommer 2003 mit einer feinenSchicht Ostsee-Sands bedeckt und zum „Ost-strand“ erklärt wurde. Damit entwickelte sichdieser Ort bei den Berlinern zu einem beliebtenSommerrefugium.

Das Habitat konstruierte ein befreundeter Ar-chitekt – Vorgabe: genug Platz für 8 Leute, ein-fach zu bauen, Wetterschutz, soll nach Raum-fahrt aussehen. Drumherum gab es dann 2 Wo-chen lang zahlreiche Aktivitäten: Eine Raketen-Skulptur wurde aus einer Pappel ausgesägt, eine

„Darf man zum Mars fliegen, solange Menschenauf der Erde hungern?“ Für Antworten auf solche Fragen, Fotos vom Ha-bitat und weiteres Material sei nun auf die Web-site verwiesen: http://www.mars-rocks.de

Mit „Mars rocks“ soll es jährlich weiter gehen,größer oder kleiner, ganz wie es passt, 2005 viel-leicht auf dem Wasser – Ankündigungen gibt esdann auf der Website.

Reihe von open-air-Parties mit Unterstützungder Berliner DJ-Szene organisiert, es gab einenRoboter-Wettbewerb für die „Kleinen“ (undKleingebliebenen). Am Ende der zweiten Wocheorganisierten wir dann ein Symposium, wogrundsätzliche Fragen besprochen wurden. Wasdem Philosophen zuerst einfällt war z.B. dieFrage: „Warum nicht erst zur Venus?“ HannesGriebel stand in einer Live-Internet-Konferenzbereit und beantwortete diese Anfrage. Und:

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MARS SOCIETY NEWSLETTER · Ausgabe 14 / Januar 2005

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EMC4 in LondonVon Bernd von den Brincken

Die vierte Europäische Mars Society Konferenzfand vom 8. bis 10. Oktober 2004 in Großbritan-nien, in Milton Keynes unweit von London stattund war somit auch Teil der Space Week der Ver-einten Nationen vom 4. bis 10. Oktober. Auf einemweitläufigen, parkähnlichen Gelände der an-sässigen Universität, der Open University, standender Konferenz die Räumlichkeiten von zwei Etagenzur Verfügung: ein großer Hörsaal und Semi-narräume inklusive kabellose Internetanschlüsse. Die Hauptvorträge umfassten Berichte von lau-fenden Projekten (wie Huygens/Titan, Mars Ex-press), über politische Fragen (Robert ZubrinsStatusbericht und Ausblick auf US-Pläne, Auro-ra und europäische Kooperation) und andere in-teressante Fragen (Biomedizin und Marsmis-sion, der Mars im Kino). Wichtig und gut organisiert waren die Diskus-sionen im großen Hörsaal, wo Fragen der weite-ren Entwicklung und der Politik angesprochenwurden und durchaus strittige Positionen auftra-ten. Auch nach den Vorträgen wurde stets disku-tiert. Dazu zwei Beispiele:Ein Ingenieur des Beagle-Teams berichtete vomZusammenbau der Sonde und seiner Aufgabe,deren absolute Sterilität sicher zu stellen, damitdie Mikroben nicht erst durch die Sonde dorthingebracht werden. Die einzelnen Stufen der Steri-lisation wurden beschrieben, aber auch die orga-nisatorischen Probleme die auftraten, um diestrengen Sauberkeitsanforderungen durchzuset-zen: Die Ingenieure hatten schlicht nicht damitgerechnet, die feinen Drähte und Schräubchen ineinem luftdichten „Bunny“-Anzug einbauen zumüssen; die Sicht war schlecht, die Konzentra-tion ließ nach. Danach gab es einige kritischeFragen aus dem Publikum: Ob nicht vielleichtdas Schicksal des Beagle-Landers mit der Artund Weise des Zusammenbaus der Apparaturzusammen hängt? Und wie soll das bei einer be-mannten Mission laufen, wo Menschen in ihremKörper ja praktisch eine große Bakterienkolonieherum tragen?Robert Zubrin wird dann manchmal sehr leiden-schaftlich – wenn er spürt, dass der Ehrgeiz dereinen Disziplin, hoch gerechnet auf eine großeMission, das Ganze zum Scheitern bringen könnte.Ähnlich ging es bei Kevin Fongs Bericht überBiomedizin zu. Dramaturgisch brilliant, wie in ei-nem Krimi, berichtet er von den Schwächen desMenschen, seines Knochenbaus, den Kreislauf-problemen bei langer Schwerelosigkeit, von sei-nen eigenen Erfahrungen als Rettungssanitäterüber die Dramaturgie von Unfällen – und lässtgalant durchblicken, zu welchem Fiasko sicheine bemannte Mission entwickeln könnte.Sollte man nicht besser Raumschiffe mit künst-licher Schwerelosigkeit bauen? Aber sind diesedann nicht viel zu umständlich und anfällig? Ro-bert Zubrin wird wieder temperamentvoll: „...undrichtig, man braucht mehr positiven, konstrukti-ven Geist, und jeder einzelne Spezialist wird

vorher noch nicht festgelegt ist, das durch dieErfahrung der Reise und die Begegnung mit demroten Planeten inspiriert ist. Der Gemeinschaft der Mars Society und derWissenschaftler war das Samstag-Abendessendann sehr zuträglich. Es wurde von Bo Maxwellund den anderen Londoner Leuten perfekt orga-nisiert. Wir trafen uns in einem China-Restaurantund haben dort ausgiebig geschlemmt unddiskutiert. Und die Arbeit geht weiter.

http://www.marssociety.org.uk/EMC4-OU/

über den Schatten seines Expertentums springenmüssen, wenn es denn klappen soll.“ Bis dahinist also nicht nur technisch, auch in Fragen derwissenschaftlichen Kooperation, noch ein weiterWeg zu gehen.In einem kleineren Seminarraum durfte ich dannauch von „Mars rocks“ berichten. Um meinenPunkt zu illustrieren, hatte ich eine 16 kg schwe-re Eichenskulptur mitgeschleppt: Lasst uns beider ersten bemannten Mission neben den Wis-senschaftlern auch einen Künstler hochschicken,der das Mandat hat, dort etwas zu bauen, das

WeltraumkunstVon Hannes Griebel

Objects in mirror are closer than they appear.

(V.l.n.r.): Loredana Bessone (ESA); Sam Burbank's Apple Laptop; Sam Burbank; Andrew Ball (PSSRI);Robert Zubrin

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Vereinsmeldungen

Nächstes Treffen derRhein-Main Gruppe

Das Dezember-Treffen der Rhein-Main-Gruppeam 22. Dezember ist ausgefallen. Der Termin fürdas Januar-Treffen steht noch nicht fest. Alle, dieauf der Benachrichtigungsliste stehen, werdenrechtzeitig von Christian Schröder informiert.Dennoch kann man sich jederzeit bei Christiannähere Auskünfte einholen.

Hier seine Kontaktdaten:Christian SchröderJohannes Gutenberg-UniversitätInstitut für Anorganische u. Analytische ChemieStaudinger Weg 955128 MainzGermany

Tel.: +49 - 6131 - 3923204Fax.: +49 - 6131 - 3926263E-Mail: [email protected]

Monatliche Treffen der MünchenerGruppe der Mars Society

Das monatliche Treffen der Mars-Interessentenaus dem Großraum München findet jeden erstenDonnerstag im Monat (der kein Feier- oder Fen-stertag ist) um 20:00 Uhr im Seminarraum derVolkssternwarte München statt. (falls der Semi-narraum schon von den Astronomen belegt ist,wechseln wir in die Bibliothek).Eine Kurzinfo und ein Lageplan sind zu findenunter: http://www.volkssternwarte-muenchen.de/ dann „Aktuelles“ anklicken.Der Weg führt über den Innenhof an einer Discovorbei, immer den Schildern zur Volkssternwartenach.

Einige der folgenden Tagesordnungspunktekommen fast immer zur Sprache:

Stand der Mars Society Projekte– Ballonmission ARCHIMEDES (Planetary Pro-

tection, u.a.)

– Mars-Simulationen in den Forschungsstatio-nen EuroMars, FMARS, MDRS mit Konzipie-rung von Experimenten, Vorschläge zu Opera-tions, usw.

Themen– Neuere Ergebnisse der bisherigen Marserfor-

schung– Raumfahrtinitiative der USA 2004 zu Mond

und MarsDauerbrenner– Leben im All, besonders auf dem Mars– Geologie und Geophysik des Mars

Die genaue Themenwahl richtet sich allerdingsnach den Wünschen der Anwesenden.

Besuchen Sie unser Treffen!Gerne diskutieren wir mit Ihnen!Wir freuen uns auf Sie!

Raimund Scheucher

[email protected]

Interview mit Hannes Griebel zur Organisation der EMC 4

Bernd von den Brincken führte für den Newslet-ter der Mars Society ein Gespräch mit HannesGriebel, der sich seit Jahren im deutschen Chap-ter der Mars Society engagiert und gegenwärtigals Vorstandsmitglied den Bereich „ManagerPublic Outreach“ betreut.

Hannes, es gab dieses Jahr zwei Veranstaltun-gen, die als EMC4, als vierte Europäische MarsSociety Konferenz, angekündigt wurden. Wiekam es dazu?

Nun, dazu muss man etwas ausholen. Erst ein-mal gab es vor der EMC3 den Plan, die nächstenKonferenzen in Deutschland und Großbritannienabzuhalten. Also organisierten wir die EMC32003 in Bremen und dort kam es dann zum Tref-fen mit Prof. Teodorescu aus Rumänien, der vor-schlug, die nächste EMC in seinem Land zu org-anisieren. Die Niederländer fanden das auch gut,zumal man von den Briten, die ja eigentlich vor-gesehen waren, noch keine Meldung hatte. Wirhaben dann versucht, sie zu kontaktieren, abervergeblich und so ist der Beschluss gefallen, dieEMC4 in Rumänien zu machen.

Ist Rumänien nicht ein etwas ungewöhnlicherStandort für eine europäische Konferenz? DasLand ist ja nicht so leicht zu erreichen und wirdauch nicht gerade mit Hochtechnologie assozi-iert?

Das stimmt nicht, die Flüge nach Bukarest sindauch nicht teurer als in andere Länder, aber vorallem ist Rumänien Teil des wissenschaftlichenNetzwerks und Professor Teodorescu ein hervor-ragender Spezialist. Die Veranstaltung vom 26.bis 28. Juli 2004 wurde durch die rumänischeAkademie der Wissenschaften unterstützt. Nichtzuletzt arbeitet Professor Teodorescu an Archi-medes mit.

Aber dann ist ja irgendwie entschieden worden,eine EMC4 in England zu machen?

Die Briten haben dann doch ihre Ansprüche an-gemeldet und aus den USA gab es dafür Unter-stützung; auch von anderen, die vorher noch fürRumänien gesprochen hatten. Das konnten wirnicht mittragen, und es war nicht einfach, dieLage Professor Teodorescu zu erklären. Die ru-mänische Veranstaltung hieß dann „EuropeanMars und Planetary Conference“ dort habe ichu.a. über Archimedes berichtet.

Von der zweiten EMC4 in London vom 8. bis 10.Oktober erfuhr man als deutsches Mitglied dannnichts...

Doch, die Veranstaltung wurde auf der Websiteerwähnt, aber man kann natürlich nicht erwarten,dass wir das noch groß feiern.

Wie geht es weiter mit der europäischen MarsSociety?

Es gibt da nationale Eitelkeiten, die nicht hilf-reich sind. Als Deutsche treten wir ja am wenig-sten nationalistisch auf, aber vielleicht wirkt ge-rade das auf die anderen irritierend. Vielleicht.

Nun gibt es in Rotterdam ein „European Chap-ters Meeting“, wo die weitere Arbeit besprochenwird. Ja, wir hatten schon einmal vorgeschlagen, eineArt Europäischen Rat einzurichten, das hieltenandere aber bisher nicht für notwendig. Nunkommt der Vorschlag doch wieder aus denNiederlanden und wir werden sehen, ob das nunklappt. Es wäre sicher ein Fortschritt. Vielleichtist es ein natürlicher Reifeprozess. Ja, eine euro-päische Reifung, das könnte sein.

Nachtrag: Artemis Westenberg (MS Niederlan-den) berichtet, dass bei dem „Chapters Meeting“am 19./20.12. in Rotterdam gemeinsam eine„Federation of European Mars Societies“ ge-gründet wurde. Sie wird vertreten von dem bel-gischen MS-Mitglied Edward Tersmette – mitBüro in Brüssel und damit kurzen Wegen zu denpolitischen Gremien Europas. Von dort soll auchdie Organisation von EMCs unterstützt werden,neben möglichen weiteren Veranstaltungen. DieEMC5 soll nach aktueller Planung 2005 inSpanien stattfinden.

MARS SOCIETY NEWSLETTER · Ausgabe 14 / Januar 2005

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MARS SOCIETY NEWSLETTER · Ausgabe 14 / Januar 2005

Im Tiefschlaf zum Roten Planeten?Von der ESA Internetseite: http://www.esa.int/esaCP/SEMT060XDYD_Germany_0.html

Es klingt wie Science-Fiction: Bemannte Lang-zeitflüge im Tiefschlaf. Im Auftrag der ESA unter-suchen Wissenschaftler an der Universität Vero-na die Möglichkeiten, Menschen durch eine che-mische Substanz in eine Art künstliche Winter-starre zu versetzen. Die Forschungsarbeit dientder Vorbereitung bemannter ESA-Missionenzum Roten Planeten ab 2030.

Man kennt die Bilder aus Filmen wie RidleyScotts „Alien“: Astronauten steigen nach jahre-langem Kälteschlaf – der Fachmann spricht von„Hibernation“ – erfrischt aus ihren Kojen undmachen sich ausgeruht an die Arbeit. Wenn esnach dem Willen der ESA geht, soll diese Visionin nicht allzu ferner Zukunft Realität werden.Wissenschaftler des im Europäischen Zentrumfür Weltraumforschung und -technologie (ES-TEC) angesiedelten Teams für FortschrittlicheKonzepte (ACT) arbeiten bereits heute den For-schungsfahrplan aus, um dieses Ziel zu verwirk-lichen. Bis jedoch praktisch verwertbare Ergeb-nisse vorliegen, ist noch viel Forschungs- undEntwicklungsarbeit notwendig. „Mit anwendba-ren Hibernationstechniken ist frühestens in zehnJahren zu rechnen“, so Dr. Mark Ayre vom ACTder ESA. Die Vorteile liegen auf der Hand: Eine Raum-schiffbesatzung im Dauertiefschlaf wäre nichtden außerordentlichen Stressfaktoren sowie denpsychischen Belastungen ausgesetzt, die einjahrelanger Raumflug mit sich bringt – das Ein-geschlossensein, latente Lebensgefahr, Monoto-nie, fehlende Privatsphäre, soziale Abschottungsowie Isolation vom Heimatplaneten. Zum ande-ren könnte der extrem herabgesetzte Sauerstoff-,Nahrungs- und Platzbedarf der SchlafendenGröße und Startgewicht des Raumschiffs unddamit die Missionskosten erheblich senken.

Den Tieren abgeschautUm diesem Ziel näher zu kommen, setzen dieWissenschaftler auf Biomimikry, d.h. auf die Ent-wicklung von Methoden sowie Lösungen durchBeobachtung und Nachahmung von Pflanzenund Tieren. In der Natur sind Winterschlaf, Win-terstarre oder ähnliche Zustände gängige Stra-tegien, mit denen ein Organismus sein Überle-ben in lebensfeindlicher Umgebung sichert. DerTrick besteht darin, den Energieverbrauch deseigenen Körpers dem äußerst geringen Ressour-cenangebot des Umfeldes anzupassen. Das be-treffende Tier fährt seine Lebensfunktionen her-unter und der Metabolismus pendelt sich auf einneues Gleichgewicht im extremen Energiespar-modus ein. Hibernation bedeutet Leben auf Sparflamme.Herzschlag, Atemfrequenz, Körpertemperaturund Stoffwechsel sind drastisch herabgesetztund der Organismus verfällt in eine Art Starre,Dauerschlaf oder zeitweiliges Koma. Die Körper-

Versuche laufen bereitsBiggiogera und sein Team haben bereits heraus-gefunden, dass DADLE auch menschliche Zellenquasi auf Zeitlupe schaltet, d.h. den Zellstoff-wechsel sowie die intrazellulären Teilungsaktivi-täten verlangsamt. Und vor kurzem sind Ver-suchsreihen angelaufen, in denen der Stoff Säu-getieren verabreicht wird, die natürlicherweisekeinen Winterschlaf halten. Die Wissenschaftlerin Verona haben die Substanz zunächst an Rattenerprobt und dabei Herzschlag und Gehirn-aktivität der Tiere aufgezeichnet. Ergebnisse lie-gen noch nicht vor, die erhobenen Daten werdenaber derzeit ausgewertet. Hibernationsmissionen stellen auch technischenorme Anforderungen. Der Zustand der Dauer-schläfer an Bord eines Raumschiffs muss per-manent genauestens überwacht werden. Deshalbbenötigt man ein ausgefeiltes Telemetriesystemfür den Datenverkehr mit der Erde. Und weil esbei interplanetaren Missionen viele Minutendauert, bis die Funksignale die enormen Entfer-nungen von und zur Erde zurückgelegt haben,wird nicht nur den Astronauten ein hoher IQ ab-verlangt. Erforderlich sind auch hochintelligenteBordsysteme, die bei unvorhergesehenen Zwi-schenfällen sofort und autonom reagieren kön-nen.

Erinnern Sie sich noch an den Beginn derKultserie „Raumpatrouille – Die phantastischenAbenteuer des Raumschiffs Orion“: „Was heutenoch wie ein Märchen klingt, kann morgenschon Wirklichkeit sein…“.

In diesem Sinne:Auf zum Mars!

temperatur liegt dabei oft nur wenige Grad Celsi-us über Null, der Puls fällt von mehreren Hun-dert auf drei bis vier Schläge pro Minute und derSauerstoffverbrauch sinkt auf 2% des Normalbe-darfs. Das Tier zehrt monatelang von den körper-eigenen Fettdepots.

Winterschlafmolekül DADLEDie Untersuchung der Hibernationsmechanis-men bei winterschlafenden Säugetieren ergab,dass ein bestimmtes Protein im Blut der Win-terschläfer die Verlangsamung der Lebensfunk-tionen auslöst. Die chemische Beschaffenheitdieses als „Hibernation Induction Trigger“ oderkurz HIT bezeichneten Winterruhehormons istnoch nicht vollständig geklärt. Das Interesse derForscher gilt derzeit einem Stoff, der dem HITsehr ähnlich ist und synthetisch hergestellt wer-den kann, dem „D-Leu-Enkephalin“ oder kurzDADLE. DADLE ist eine opiumähnliche Verbindung, diebeispielsweise bei Erdhörnchen auch im Som-mer den Winterschlaf auslösen kann. Und viel-leicht lässt sich auch irgendwann der Menschauf diese Weise in Winterschlaf versetzen. „Wirwissen zwar noch nicht, ob es funktioniert“,meint Marco Biggiogera von der UniversitätPavia, „aber diese Idee ist keineswegs abwegig“.Biggiogera ist Fachmann für Hibernation undberät die ESA in einschlägigen Forschungsfra-gen. Im Rahmen des Ariadna-Programms desTeams für Fortschrittliche Konzepte (ACT) hat ergemeinsam mit Kollegen von der UniversitätVerona für die ESA eine Studie erstellt, die demWinterschlaf bei Säugetieren und dessen Rele-vanz für mögliche Hibernationszustände desMenschen nachgeht.

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In der Internationalen Raumstation kann man sich einfach irgendwo festschnallen und schon liegt manimmer richtig.

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Verteilung von Wasser und Methan auf dem Mars wirft neue Fragen aufVon der ESA Internetseite: http://www.esa.int/esaCP/SEM9E51XDYD_Germany_0.html

Am 20. September 2004 hat Dr. Vittorio Formi-sano auf der Internationalen Mars-Konferenz, dievon der Italienischen Raumfahrtagentur ASI vom19. bis 23. September 2004 in Ischia, Italien,veranstaltet wurde, erste Ergebnisse aus den Da-ten des Planetaren Fourier-Spektrometers (PFS)an Bord von Mars Express vorgestellt. Das PFSist ein Instrument der italienischen Raumfahrta-gentur ASI und wurde im Rahmen der ESA-Mis-sion Mars Express vom Istituto di Fisica delloSpazio Interplanetario (IFSI) entwickelt, das zumIstituto Nazionale di Astrofisica (INAF) gehört.

Zu den Aufgaben des PFS-Instruments gehörenAnalysen mit bisher unerreichter Spektralauflö-sung: Temperaturverteilung in der Atmosphäre,Staub, Schwankungen und Zyklen in der Was-ser- und Kohlenmonoxidkonzentration, die verti-kale Verteilung des Wassers, Wechselbeziehun-gen zwischen Boden und Atmosphäre und son-stige Spurengase. Diese Untersuchungen könn-ten Hinweise auf vorhandenes Leben geben, undzwar durch Indikatoren wie organische Gaseoder die chemische Analyse der atmosphäri-schen Umweltbedingungen.

Die jüngsten Daten der ESA-Sonde Mars Ex-press haben gezeigt, dass sich die Vorkommenvon Wasserdampf und Methan in der Marsat-mosphäre deutlich überlappen. Dieser Befundaus Daten des Planetaren Fourier-Spektrometers(PFS) stellt für das Verständnis der geologi-schen und atmosphärischen Vorgänge auf demMars einen großen Schritt nach vorn dar und istauch für die Frage nach eventuell vorhandenenFormen von Leben auf dem Roten Planeten vongroßer Bedeutung.

noch bevor es an die Oberfläche gelangt. WeitereUntersuchungen werden notwendig sein, umden Zusammenhang zwischen dem Grundeis-spiegel und dem Vorkommen bzw. der Vertei-lung von Wasserdampf und Methan in der At-mosphäre in vollem Umfang zu verstehen. Mitanderen Worten: Können die geothermischenVorgänge, die diesen Grundeisspiegel entstehenlassen, auch Wasserdampf und andere Gase wieMethan an die Oberfläche steigen lassen? Könn-te es unter dem Eis auch flüssiges Wasser ge-ben? Könnten in diesem Wasser unter der Eis-schicht eventuell Formen primitiven Lebens exi-stieren, die Methan und andere Gase produzie-ren, die anschließend Richtung Oberfläche undin die Atmosphäre aufsteigen?

Das PFS-Instrument hat in der Marsatmosphäreauch Spuren anderer Gase entdeckt. Ein Berichthierüber wird derzeit von Fachwissenschaftlernausgewertet. Weitere Studien sollen herausfin-den, ob diese Gase mit Wasser und Methan inVerbindung gebracht werden können, und sonoch ungelöste Fragen beantworten. KünftigeMars-Missionen könnten uns durch Untersu-chungen vor Ort mit Hilfe von Landegeräten eingenaueres Bild des rätselhaften Roten Planetengeben.

Kontaktdaten:Vittorio FormisanoPFS-HauptexperimentatorIFSI-CNRRomItalienE-Mail: [email protected]

Untersuchungen mit dem PFS haben ergeben,dass Wasserdampf in der Mars-Atmosphäre ineiner Höhe von 10-15 km recht gleichmäßig ver-teilt ist. Näher an der Oberfläche hingegen kon-zentriert sich der Wasserdampf bevorzugt in dreibreiten Regionen um den Äquator: Arabia Terra,Elysium Planum und Arcadia-Memnonia, wo dieWasserdampfkonzentration zwei- bis dreimal sohoch ist wie in anderen beobachteten Gebieten.Diese Regionen mit hoher Wasserdampfkonzen-tration decken sich auch mit der von der NASA-Sonde Odyssey in geringer Tiefe unter der Ober-fläche aufgespürten Eisschicht, wie der PFS-Hauptexperimentator, Dr. Vittorio Formisano, be-richtete.

Neuere, detaillierte Auswertungen der PFS-Da-ten haben bestätigt, dass auch Methan in der At-mosphäre nicht gleichmäßig verteilt, sondern aneinigen Stellen konzentriert vorkommt. Das PFS-Team stellte fest, dass sich die Gebiete mit denhöchsten Methan-Konzentrationen mit den Re-gionen überschneiden, in denen auch verstärktWasserdampf und Eislagerstätten vorkommen.Diese Überlappung von Wasserdampf und Me-than ist möglicherweise auf eine gemeinsame, inden Bodenschichten des Mars liegende Quellezurückzuführen.

Erste Erklärungsversuche befassen sich mit denEislagerstätten, die wie Grundwasser gewisser-maßen einen „Grundeisspiegel“ bilden würden,wobei die geothermische Wärme aus dem Plane-teninneren Wasser und andere Stoffe in RichtungOberfläche befördert. Aufgrund der sehr niedri-gen Oberflächentemperaturen, die etwa 50°Cunter Null betragen, würde das Wasser gefrieren,

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Oben: Konzentration von WasserdampfLinks: Arabia Terra

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Marsmenschen

Oben, wo erhingehörtEin Interview mit MartinPätzold

Von der Internetseite der Europäischen Raum-fahrtorganisation ESA http://www.esa.int/esaSC/SEMZNOXLDMD_people_0_iv.html

Geboren am 16. Januar 1960 ist Martin Pätzoldmit seinen 44 Jahren der jüngste unter den fürdie Instrumente an Bord von Mars Express ver-antwortlichen Wissenschaftlern. „Sein“ Instru-ment ist das MaRS Radio Science Experiment füratmosphärische Messungen mit bislang nichtgekannter Genauigkeit. Bei diesem Projekt arbei-tet er mit einigen seiner ehemaligen Professorenzusammen, die ihn damals als Student inspirierthatten. Martin Pätzold studierte Physik und As-tronomie an der Universität Bonn. Jetzt ist erselbst Professor für Geophysik an der UniversitätKöln und betreut außerdem noch die radiowis-senschaftlichen Experimente für die ESA-Mis-sionen Rosetta und Venus Express als auch fürweitere Wissenschaftsmissionen. Martin lebt mit seiner Frau und seinen drei Kin-dern in der Nähe von Köln. In seiner knappenFreizeit geht er gerne auf Tauchgang.

ESA: Wie geht es Ihnen jetzt, da Mars Express inseine Endphase eintritt?

Martin Pätzold: Ich bin ziemlich aufgeregt undauch ein wenig nervös. Offen gesagt, geht es umalles oder nichts dieses Jahr zu Weihnachten.(gemeint ist Weihnachten 2003, als Mars Ex-press in den Orbit um dem Mars einschwenkte -Anmerkung der Redaktion) Dennoch habe ichabsolutes Vertrauen in das Operationsteam, dassehr erfahren ist und mich somit auf den Erfolgder Mission hoffen lässt.

ESA: Was fasziniert Sie am meisten am Mars?

Martin Pätzold: Wir betrachten den Mars als denSchwesterplaneten der Erde. Mars könnte in sei-ner frühen Entwicklung Leben beherbergt haben.Daher ist es sehr interessant, einen genauenBlick auf die Gemeinsamkeiten und Unterschie-de zwischen den beiden Planeten zu werfen. Dasgilt in Bezug auf den geophysikalischen Aspektals auch in Bezug auf die Analyse der Atmos-phäre und ihrer Bestandteile.

ESA: Was erhoffen Sie sich am meisten von derMission?

Martin Pätzold: Mein Experiment ist dazu geeig-net, die Marsatmosphäre mit einer höheren Ge-nauigkeit als jemals zuvor zu untersuchen. Wirwerden die Atmosphäre von der Planetenoberflä-che angefangen bis in eine Höhe von 50 km er-

ESA. Einer jedoch hat seinen kühlen Kopf behal-ten: der ESA-Projektmanager für Mars Express -Rudolf Schmidt. Rudolf Schmidt wurde am 13. Februar 1949 inHartmannsdorf, Österreich geboren. SeinenDoktortitel erwarb er 1977 an der UniversitätGraz. 1982 kam er als Plasmaphysiker ins Wis-senschaftsdirektorat der ESA. Zunächst war erfür die Studie und dann ab 1986 als Projektwis-senschaftler der ESA Cluster-Mission verant-wortlich. Rudolf Schmidt hat die Daten von ver-schiedenen ESA-Satelliten analysiert und mehrals 100 wissenschaftliche Abhandlungen ver-fasst. 1998 wurde er der Projektmanager für dieMars Express-Mission. Rudolf Schmidt ist verheiratet und hat zwei Söh-ne. In seiner Freizeit spielt er Tennis und hateinen Sinn fürs Handwerkliche.

ESA: Wie geht es Ihnen jetzt, da Mars Express inseine Endphase eintritt?

Rudi Schmidt: Normalerweise werde ich, wenndie Zeit heranrückt, immer ein wenig nervös, daes schließlich für Fehler keinen Spielraum mehrgibt. Für mich persönlich spüre ich sogar nochmehr Druck, da ich neben Mars Express auchnoch am Venus Express beteiligt bin, der 2005starten soll. Venus Express macht große Fort-schritte und die Sonde ist eigentlich schon ge-baut.

ESA: Was fasziniert Sie am meisten am Mars?

Rudi Schmidt: Ich glaube, es ist die Idee auf demMars zu landen. Das ist so schwer, dass man niesicher sein kann, ob man den Lander für alleEventualitäten getestet hat. Mars Express hat ei-ne lange Reise durch das Weltall hinter sich undes handelt sich nun um ein sehr kritisches Ma-növer um in den Orbit einzuschwenken. Wennder Zeitplan durcheinander gerät, kann die Son-de entweder in der Atmosphäre verglühen oderden Mars einfach verpassen – das bedeutet, wirhaben es einfach richtig zu machen. Wir habennur eine Chance und das war's dann!

ESA: Was erhoffen Sie sich am meisten von derMission?

Rudi Schmidt: Genauso wie eine erfolgreicheLandung von Beagle (Anmerkung der Redaktion:die leider nicht glückte), möchte ich gerne einekorrekt in ihren Marsorbit eingeschwenkte MarsExpress-Sonde sehen, die uns dann eine Un-menge an großartiger Wissenschaft zurück sen-det.

ESA: Wann haben Sie sich zum ersten Mal fürdie Weltraumwissenschaft interessiert?

Rudi Schmidt: Hier muss ich zugeben, das esmehr ein Zufall war, dass ich in die Raumfahrteingestiegen bin. Für meine Doktorarbeit habeich Magnetometer gebaut, die das Magnetfeld,dass durch elektrischen Strom in unserem Herz

forschen können – und das während des gesam-ten Verlaufs der Mission – also vier Jahre lang,während aller Jahreszeiten genauso am Tag wiein der Nacht. Wir werden sehen können, wie die obere Atmo-sphäre mit dem Sonnenwind in Wechselwirkungtritt. Aus dieser Beobachtung erhoffen wir unsAufschlüsse darüber, ob der Mars aufgrund desSonnenwindes den größten Teil seiner Atmos-phäre verloren hat und wenn dies der Fall ist, wieist das geschehen?

ESA: Was treibt Sie in Ihrem Beruf an?

Martin Pätzold: Einer der befriedigendsten As-pekte meiner Arbeit ist, dass ich die jungen Leu-te, die zur Mitarbeit an unseren Projekten ausge-wählt wurden, motivieren kann. Ich kann die Stu-denten der Geophysik dazu motivieren mit miran meinen Weltraumprojekten zu arbeiten unddann beobachte ich, wie sie von der Weltraum-leidenschaft „infiziert“ werden.

ESA: Wann haben Sie sich zum ersten Mal fürdie Weltraumwissenschaft interessiert?

Martin Pätzold: Als ich neun Jahre alt war, habeich mir die Mondlandungen angesehen. Ich kannmich noch erinnern, dass wir unseren allererstenFernseher hatten und ich musste ziemlich langeaufbleiben, damit ich gemeinsam mit meinenVater mitten in der Nacht die Landung sehenkonnte. Das war eine prägende Erfahrung undseitdem wollte ich etwas mit Astronomie undRaumfahrt machen.

ESA: Welchen Rat würden Sie jemanden geben,der in der Weltraumforschung arbeiten möchte?

Martin Pätzold: Ich würde ihm sagen, dass manniemals aufgeben darf! Die meisten jungen Leuteauf diesem Gebiet finden, dass es zu viel Frustund demotivierende Erfahrungen während desStudiums und der Karriereplanung gibt. In sol-chen Zeiten sollte es immer jemanden geben,der ihnen sagt, dass es sich lohnt weiterzuma-chen.

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Es einfachrichtig machenEin Interview mitRudi Schmidt

Von der Internetseite der Europäischen Raum-fahrtorganisation ESA http://www.esa.int/esaSC/SEMDILXLDMD_people_0_iv.html

Mit dem Einschwenken von Mars Express in denMarsorbit und der versuchten Landung von Bea-gle 2 auf dem Mars zu Weihnachten 2003 lag einenormer Druck auf dem Mars Express-Team der

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MARS SOCIETY NEWSLETTER · Ausgabe 14 / Januar 2005

oder Gehirn aufgebaut wurde, messen konnten.Als ich damit fertig war, gab es nicht so vieleJobs auf diesem Gebiet. Aber dann habe ich eineAnzeige gelesen, in der ein Job für das Welt-raumforschungsinstitut von Österreich angebo-ten wurde. Es ging bei dieser Arbeit um Mes-sungen im Weltraum. Das hatte sich gut ange-hört. Ich bekam den Job und dann hatte ich vielmit der ESA zu tun. Diese Zusammenarbeit hatmich dann zu meiner jetzigen Position geführt.

ESA: Welchen Rat würden Sie jemanden geben,der in der Weltraumforschung arbeiten möchte?

Rudi Schmidt: Das ist ziemlich einfach: Welt-raumforschung ist unheimlich spannend, alsobring Dich ein!

ESA: Wie geht es Ihnen jetzt, da Mars Express inseine Endphase eintritt?

Gerhard Neukum: Ich werde sehr aufgeregt. Ichfreue mich darauf, dass Mars Express einen ge-sunden, erfolgreichen Schwenk in seine Umlauf-bahn um den Mars macht. Seitdem der Mars Ob-server der NASA beim Wiederzünden der Trieb-werke explodierte, wissen wir, dass dies die kri-tischste Phase ist. Allerdings haben wir bereitsalle Systeme getestet und daher bin ich sehrzuversichtlich.

ESA: Was fasziniert Sie am meisten am Mars?

Gerhard Neukum: Die Entwicklungsgeschichtedes Mars spiegelt unsere eigene so deutlich wie-der, dass der Mars damit einer der interessante-sten erdähnlichen Planeten ist. Wenn man sichgenauer ansieht, wie sich der Mars entwickelthat, dann erkennt man, wie viel Glück wir hatten,dass wir überhaupt da sind und dass sich dasLeben bis zu so einem hohen Niveau entwickelkonnte, um Menschen hervorzubringen.

ESA: Was erhoffen Sie sich am meisten von derHRSC-Kamera?

Gerhard Neukum: Das sie uns die Aufnahmen im10 bis 20 Meter-Bereich liefern wird, um dieerste 3-D-Karte vom Mars zu erstellen. In eini-gen Gebieten werden wir auch Auflösungen von4 Metern haben und das dann sogar in Farbe.Wir hoffen, einzigartige Daten liefern zu können,die dann die Basis für weitere Marsstudien seinwerden. Auf eine gewisse Weise investieren wirdamit in die Generationen von Wissenschaftlern,die noch kommen werden. Wir werden einekomplette neue Welt in 3-D präsentieren, die ge-nau zeigt, wie der Mars wirklich aussieht, so alswären die Bilder von einem tief überfliegendenFlugzeug aus gemacht worden. Und wer weiß,vielleicht können wir damit den Boden fürjemanden bereiten, der dann eines Tages zumMars fliegen wird.

ESA: Was treibt Sie in Ihrem Beruf an?

Gerhard Neukum: Seitdem ich die Kamera, die jaeigentlich für Mars'96 entwickelt wurde, in denPazifik fallen sah, wollte ich unser Instrumentfliegen sehen. Dieser Unfall hat mein Leben unddas meiner Familie sehr stark beeinflusst - seit-dem gab es viele Höhen und Tiefen für uns alle.Aber es ist nicht so einfach, eine Kamera an Bordeiner Raumsonde zu bekommen. Die Kamerawird zum politisch sensibelsten Instrument,denn sie macht ja die Aufnahmen, die jeder ger-ne sehen will. Daher war es praktisch unmöglicheine Nachfolgerkamera an Bord einer US-ameri-kanischen Raumsonde zu installieren. Es war ei-ne große politische Herausforderung, aber nach15 Jahren, habe ich es endlich geschafft, dieHRSC mit der ersten europäischen Marsmissionzu fliegen!

ESA: Wann haben Sie sich zum ersten Mal fürdie Weltraumwissenschaft interessiert?

Gerhard Neukum: Als ich noch jung war, habeich eine Menge großartiger Science Fiction-Ge-schichten gelesen. Ich hatte auch großes Glück,dass ich während meiner Arbeit an der Universi-tät durch die Apollo-Missionen mit den Plane-tenwissenschaften in Berührung kam. Wäre dasnicht so gekommen, dann hätte ich wohl weiter-hin Hochenergiephysik studiert und das Lebenwäre dann ganz anders verlaufen.

ESA: Welchen Rat würden Sie jemanden geben,der in der Weltraumforschung arbeiten möchte?

Gerhard Neukum: Natürlich ist das ein großarti-ges Gebiet, aber ich würde sie darauf aufmerk-sam machen, dass man geduldig, ausdauerndund vor allem optimistisch sein muss. Es kannmanchmal Jahre über Jahre dauern bis sich dieErfolge auszahlen. Man muss auch ziemlich fle-xibel mit seinem Wohnsitz sein, da es passierenkann, dass man irgendwo in der Welt nach einenguten Job suchen muss.

Ein Mann miteinem PlanEin Interview mitGerhard Neukum

Von der Internetseite der Europäischen Raum-fahrtorganisation ESA http://www.esa.int/esaSC/SEMGQOXLDMD_people_0_iv.html

Es gibt nur ein paar wenige Leute, die von sichbehaupten können, eine Raumfahrtmission zumMars initiiert zu haben. Einer davon ist GerhardNeukum. Es war im Jahre 1996, als er zusehenmusste, wie seine bahnbrechende Kameraent-wicklung an Bord der russischen Mars'96-Mis-sion in den Pazifischen Ozean abstürzte. Somitmusste er sich umsehen, wo er eine andere Pla-netensonde finden konnte, die seine Kamera zumMars bringt.

Professor Gerhard Neukum wurde am 23. Febru-ar 1944 in Johnsdorf geboren. Er studierte Phy-sik an der Universität in Heidelberg, aber wech-selte dann zu den Geowissenschaften über. Erschrieb seine Doktorarbeit über Mondgesteineals er kurz darauf für das Apollo-Programm derNASA arbeitete. Aufgrund seiner besonderenFachkombination nahm er an vielen Weltraum-wissenschaftsvorhaben teil und wurde Direktordes DLR Instituts für Planetenerkundung in Ber-lin-Adlershof. Dort entwickelte er mit einemTeam von Wissenschaftlern die HRSC-Kamera,die seit gut einem Jahr in unterschiedlichen Auf-lösungen und in Stereo brillante Bilder vomMars liefert. Seit einiger Zeit arbeitet Dr. GerhardNeukum als Professor für Planetenwissenschaf-ten an der Freien Universität in Berlin. Prof. Neu-kum gehört auch zum Fototeam für die NASA/ESA Cassini-Huygens-Mission. Gerhard Neukum ist verheiratet und hat zwei er-wachsene Kinder. Er lebt in Berlin und liebt es, inseiner Freizeit zu gärtnern. Wann immer er unter-wegs in anderen Städten ist, dann besucht er denBotanischen Garten Vorort.

Die seitliche Wand von Candor Chasma (Bildmitte) ist etwa sechs Kilometer hoch.

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Träumen Sie von einer Reise zum Mars?ESA sucht weitere europäische Kandidatinnen für WISE-Bettruhestudie in Toulouse 2005

Können Sie sich vorstellen, acht Wochen nur imBett zu verbringen? Für eine Studie, die ab EndeFebruar nächsten Jahres im französischenToulouse durchgeführt wird, sucht dieEuropäische Raumfahrtorganisation ESA nochFrauen, die freiwillig genau dazu bereit sind.

Wenn Sie weiblich, im Alter von 25 bis 40 Jah-ren, Nichtraucherin, bei guter Gesundheit undwirklich motiviert sind, die Herausforderung von60 Tagen in horizontaler Position anzunehmen,dann könnten Sie eine der Versuchspersonensein, die von der ESA für die Teilnahme an derwissenschaftlichen Studie „Women InternationalSpace Simulation for Exploration (WISE)“ nochimmer dringend gesucht werden.

WISE ist ein Gemeinschaftsprojekt der Europäi-schen Weltraumorganisation ESA, der Französi-schen Weltraumagentur CNES, der KanadischenWeltraumorganisation CSA und der US-ameri-kanischen NASA. Mehr als 700 Frauen habensich bereits gemeldet, was das große Interesseder Kandidatinnen an dieser Studie deutlichmacht. Die meisten Bewerbungen kamen aller-dings aus Frankreich, wo die WISE-Studie auchdurchgeführt wird. Die ESA möchte jedoch si-cherstellen, dass Frauen aus ganz Europa dieMöglichkeit zur Teilnahme erhalten.

Sechs Grad unter horizontalWISE bietet europäischen Kandidatinnen dieeinmalige Gelegenheit, an Weltraum- undRaumflugforschung in Europa teilzunehmen. Zwei Monate lang werden 24 Kandidatinnen mitihrem Kopf um sechs Grad nach unten geneigtdas Bett hüten. Jede einzelne Tätigkeit muss indieser besonderen Position erledigt werden. Diespezialisierte Klinik für Bettruhestudien imInstitut für Raumfahrtmedizin und -psychologieMEDES Toulouse ist allerdings bestens für dasLeben in der Horizontalen gerüstet und stetssteht Pflegepersonal zur Hilfestellung bereit. Die 24 Testpersonen werden in drei Gruppen zuje acht Frauen aufgeteilt, von denen die erste, derwährend der 60tägigen Bettruhe keinerlei beson-dere Behandlung zugute kommen wird, alsKontrollgruppe fungiert. Die zweite Gruppe wirdtrotz gleichzeitiger Bettruhe ein Trainingspro-gramm absolvieren, während der dritten in der-selben Zeit Nahrungsmittelzusätze verabreichtwerden. In den drei Wochen vor der eigentlichenTestphase werden grundlegende Daten zu denVersuchspersonen erfasst. In den 20 Tagen nachder Bettruhe werden an den Teilnehmerinnenähnliche Untersuchungen vorgenommen, derenErgebnisse mit den zu Beginn der Studie ermit-telten Daten verglichen werden. In den Doppelzimmern stehen jeder Freiwilligenein Fernsehgerät, ein Laptop-Computer mitInternetzugang und ein Telefon zur Verfügung.

körperlicher Übungen als Gegenmaßnahmen zuden physischen Veränderungen spielen können.Ziel der Wissenschaftler ist es ebenso, die vor-handenen und bereits von Astronauten im Welt-raum eingesetzten prophylaktischen Maßnah-men sowie die Entwicklung von spezifischen Ge-genmaßnahmen für weibliche Astronauten zuoptimieren.

Auf zum Mars„Dies ist eine einmalige Gelegenheit, eine Pio-nierin der Weltraumforschung für künftige be-mannte Langzeitweltraumflüge zu werden,“ er-klärt Dr. Peter Jost, ESA-Projektleiter für dieWISE-Studie. "Das Wissen, das wir aus dieserStudie erhalten, wird direkt der Gesundheit unddem Wohlbefinden von Raumfahrern zugutekommen. Letzten Endes werden die Freiwilligendem Menschen auf die Reise über die Internatio-nale Raumstation hinaus und bis hin zum Marsverhelfen. Hier auf der Erde könnten die For-schungsergebnisse außerdem zu einer Verbes-serung der Rekonvaleszenzmethoden für bettlä-gerige Patienten beitragen."

Angesichts der Zukunftspläne der ESA im Be-reich der bemannten Weltraumexploration wer-den die erwarteten Studienergebnisse für diePlanung langfristiger bemannter Missionen zumMars von großem Wert sein. Doch auch für dieklinische Behandlung auf der Erde sind sie vonBedeutung.

Die Auswertung der während der WISE-Studiegesammelten Daten wird neue Erkenntnisse inden Bereichen Blutwerte, Zustand der Muskeln,des Herz-Kreislauf-Systems, Veränderungen des

Die Mahlzeiten werden am Bett serviert undDuschräume mit speziellen kunststoffbeschich-teten Betten sorgen dafür, dass die persönlicheKörperpflege auch tatsächlich persönlich bleibt.

GegenmaßnahmenFür die Freiwilligen könnte das die ideale Gele-genheit sein, endlich alle Bücher zu lesen, dieschon so lange im Regal warten, eine neueFremdsprache zu erlernen oder ganz einfachtotal zu entspannen und über das Leben zu me-ditieren. Für die an der Studie beteiligten Wis-senschaftler ist dies eine Chance, mehr über dieAuswirkungen längerer Aufenthalte im Weltraumauf den Körper der Frau herauszufinden.

Das Liegen im Bett über einen langen Zeitraumlöst körperliche Veränderungen wie den Abbauvon Muskel- und Knochenmasse sowie Verän-derungen des Blutdrucks und des Pulses aus.Das sind Veränderungen, wie sie Astronautenbei längeren Aufenthalten im Weltraum ähnlicherfahren.

„Die ersten Tage, bis sich Ihr Körper an die neueSituation gewöhnt hat, können unangenehmsein,“ warnt Dr. Laurent Braak, Leiter von ME-DES. „Genau wie bei Astronauten, wenn sie dasWeltall erreichen, können bei einigen Personenzu Beginn Kopfschmerzen und Probleme im un-teren Rückenbereich auftreten.“ Ein Team vonÄrzten, Pflegepersonal, Physiotherapeuten, Psy-chologen und Diätberatern wird den Zustand al-ler Freiwilligen in jeder Hinsicht genauestensüberwachen. Durch die Studie soll herausgefunden werden,welche Rolle die Ernährung und die Kombination

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Immunsystems, Knochenbildung und psycholo-gisches Wohlbefinden liefern.

Untersuchungen auf molekularer Ebene, die sichmit den ersten Auswirkungen beschränkter kör-perlicher Aktivität befassen, dürften weiterenNachweis für den Nutzen regelmäßiger körper-licher Betätigung zur Vorbeugung vonBeschwerden wie Diabetes Typ 2 und hohemBlutdruck liefern.

Ein weiterer Nutzen für die Medizin besteht inden dabei gewonnenen Kenntnissen über diemedizinischen Bedingungen im Zusammenhangmit einer sitzenden Lebensweise. DieseBedingungen sind in der industrialisierten Weltsehr verbreitet und die Studienresultate könntenschlagkräftige Argumente für einen gesunderenLebensstil liefern.

HerausforderungWie bei der Auswahl von Astronauten stellt auchhier eine Reihe von psychologischen Tests imVorfeld einen wichtigen Bestandteil des Aus-wahlverfahrens dar. „Es kann manchmal schonrecht hart werden und wir brauchen Frauen, diedarauf eingestellt sind, die Herausforderung an-zunehmen und die Studie bis zum Ende durch-zustehen,“ erklärt Dr. Jost. „Aber,“ fährt er fort,„wir werden unser Bestes tun, damit sich dieTeilnehmerinnen wie zu Hause fühlen.“

Alle Forschungsbereiche, Ziele und Experiment-vorgaben der Studie wurden zuvor von dem ver-antwortlichen französischen Ethikausschuss inToulouse genehmigt und stehen mit geltendennationalen und internationalen Gesetzen undBestimmungen in Einklang.

Einzelheiten über die Anforderungen an die Kan-didatinnen, die Teilnahmebedingungen und dieBewerbung für die Bettruhestudie können überdas Internet unter www.medes.fr/ltbrw abgerufenwerden. Auskünfte sind auch unter folgenderTelefonnummer erhältlich: +33 825 82 54 84.

Leitender Arzt bei der ESA:Dr. Peter Jost Facharzt für Weltraummedizin ESA-Direktorat für Bemannte Raumfahrt, Schwe-relosigkeit und Erkundungsprogramme Noordwijk, Niederlande Tel.: +31 71 565 66 12 Fax: +31 71 565 36 61 E-Mail: [email protected]

Aktuelle Infos über den Mars:

http://www.marssociety.de

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NASA lädt die Öffentlichkeitzur Erkundung des Roten Planeten per Internet ein

Die Wissenschaftler der NASA haben eine pro-fessionelle Internetseite so umgebaut, dass auchdie breite Öffentlichkeit große Regionen undkleine Details auf der Marsoberfläche inspizierenkann. Nachdem auf der Marsoweb-Internetseite geeig-nete Computerwerkzeuge integriert wurden,haben die NASA-Wissenschaftler die Öffentlich-keit dazu aufgefordert, den roten Planeten virtuellzu erkunden und auf den Tausenden von Ober-flächenbildern nach außergewöhnlichen geolo-gischen Strukturen zu suchen. Man kann ebensodie Marsbilder hinsichtlich Helligkeit, Kontrastund Schärfe nachbearbeiten. Die Internetseite istdie folgende:http://marsoweb.nas.nasa.gov/landingsites/index.html

Eigentlich war die Internetseite einst für Mars-wissenschaftler entwickelt worden, damit siedort potentielle Landeplätze für die Mars Explo-ration Rover auswählen könnten. Nachdem dieRover im Januar auf dem Mars gelandet waren,haben Internetsurfer diese Internetseite gefun-den. So konnte die Seite allein im Januar 26,7Millionen Besuche registrieren. Eine interaktive Datenkarte gestattet es dem Nut-zer fast alle Marsdaten und Bilder einzusehen.Darüber hinaus kann man Informationen zurThermischen Trägheit, einer Materialeigenschaftdie beschreibt welche Wärmespeicherkapazitätbestimmte Stoffe haben, aber auch Angabendazu, wie eben oder felsig ein bestimmtes Arealist, erhalten. Da die gesamten Daten aber so umfangreichsind, dass im Prinzip eine ganze Heerschar von

könnten dann Wissenschaftler und die Öffent-lichkeit gemeinsam die Bildauswertung begin-nen, um Datenbanken mit besonderen geologi-schen Formationen anzulegen. Mit dem Startvom Mars Reconnaissance Orbiter - MRO imnächsten Jahr wird ein Bewerbungsbogen aufder Internetseite gestellt werden, den alle Inte-ressenten ausfüllen können. Erste Informationen zu diesem Projekt könnenauf der Internetseite:http://marsoweb.nas.nasa.gov/hirise/nachgelesen werden.

Leuten benötigt werden würde, um alle Bilderauszuwerten, hat die NASA die Öffentlichkeiteingeladen, am Heimcomputer die Marsdatenmit auszuwerten. Die Wissenschaftler wollen somit die interes-sierte Öffentlichkeit auf ein Experiment vorberei-ten, welches demnächst ins Haus steht. Im Au-gust 2005 soll an Bord vom Mars Reconnais-sance Orbiter – MRO eine Hochauflösende Foto-kamera (High Resolution Imaging Science Expe-riment – HiRISE) mit einer Auflösung von unge-fähr einem Meter fliegen. Ab November 2006

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Unglaublicher Erfolg bei der Spendenaktion für Katja BibikowaDie von Stefan Wotzlaw vor etwas mehr als zwei Jahren ins Leben geru-fene Spendenaktion für Kaja Bibikowa hat zu einem grandiosen Ergeb-nis geführt. Das ist vor allem auf das unermüdliche Engagement derSchweizer Raumfahrtfreunde um Jürgen Dierauer zurückzuführen.

Am 17. Januar übergibt Jürgen einer Gruppe russischer Kosmonautendie Schweizer Spende. Die Raumfahrtfreunde in der Schweiz haben biszum Jahreswechsel den unsagbaren Betrag von 11.000 US-Dollar zu-sammengetragen sowie ein Notebook und einen digitalen Fotoapparatfür Katja gespendet. Zu dieser Summe kommen noch weitere 1.150 Eu-ro, die 9 deutsche Spender bereitgestellt haben. Die Kosmonauten wer-den das gesamte Geld an die Familie Bibikow in Moskau übergeben.

Zu dieser Aktion gehört auch die erfreuliche Tatsache, dass die Spen-denaktion insgesamt das stolze Ergebnis von bislang knapp 20.000 USDollar für Katja erbracht hat. Das ist wahrlich ein mehr als erstaunlichesErgebnis für so eine kleine Gruppe.

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Stanislaw Lem, Schriftsteller

Das ideale Geschenk:

KOSMISCHE HORIZONTEDas ideale Geschenk:

KOSMISCHE HORIZONTEEine Liebeserklärung an die Raumfahrt

Herausgeber: Initiative 2000 plus e.V.Grafik/Layout: Heike WierzchowskiRedaktion: Jacqueline Myrrhe128 Seiten im Format 14,0 x 16,0 cm, Hardcover,durchgehend farbig illustriert im hochwertigen Vierfarbendruck.Preis: 6,– Euro zzgl. Versandkosten.ISBN-Nr. 3-938439-00-9.Bei entsprechender Nachfrage kann das Buch innerhalbkürzester Zeit in englischer Sprache publiziert werden.

Das gestirnte Firmament und die Raumfahrt waren

den Menschen von jeher eine Quelle der Inspiration

und Träume. Die Weisheiten der Philosophen und

Dichter der Vergangenheit haben viel mit den Reflek-

tionen der Raumfahrer von heute gemeinsam. Es

scheint so, als ob die Gedanken und Empfindungen

der Menschen im Erdorbit poetischer und philoso-

phischer werden. Die Zitatensammlung "Kosmische

Horizonte" ist nicht nur eine Hommage an die

Raumfahrt, sondern verknüpft auch die wunderba-

ren Erlebnisse von Raumfahrern mit den Visionen

unserer Altvorderen. Die faszinierendsten Bilder vom

Hubble-Weltraumteleskop, vom Landsat-Satelliten,

von dem 2MASS ATLAS-Projekt, vom Aster-Satelliten

oder aber auch Aufnahmen, die von den Raum-

fahrern auf der Internationalen Raumstation oder an

Bord vom Space Shuttle eigenhändig gemacht wur-

den, begleiten die Zitate.

Bestellungen bitte an Raumfahrt Concret:Verlag Iniplu 2000

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Lindenstraße 63 (TIG)

D-17033 Neubrandenburg

Lassen Sie sich verführen, in höhere Sphären aufzusteigen!

„Das Schönste,was wir erleben können,ist das Geheimnisvolle.“

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Albert Einstein, Wissenschaftler

Roberta Bondar, Astronautin

„Ins Weltall zu fliegen, bedeutet,einzig die reale Erde zu sehen.Diese Erfahrung veränderte meinLeben und meine Haltung zum Lebenselbst. Ich bin einer der Glückspilze.“

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„Wenn Iris, die Göttin des Regenbogenseine Schwester hätte, dann wäre sie dieGöttin des Polarlichts.“

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Donald Pettit, Astronaut

„Wir stehen mit einem kleinen Löffel

vor dem Ozean des Unbekannten.“