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Fachbereich Agrarwirtschaft und Lebensmittelwissenschaften Fachgebiet Agrarwirtschaft Master-Thesis ÄVergleich von Risiko bei lateraler Diversifikation vs. Spezialisierung³ 1. Prüfer: Prof. Dr. Clemens Fuchs 2. Prüfer: Prof. Dr. Rainer Langosch urn:nbn:de:gbv:519-thesis 2013-0503-9 von Diplom-Kaufmann Diplom-Volkswirt Christian Klein November 2013

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Fachbereich Agrarwirtschaft und Lebensmittelwissenschaften

Fachgebiet Agrarwirtschaft

Master-Thesis

Vergleich von Risiko bei lateraler Diversifikation vs.

Spezialisierung

1. Prüfer: Prof. Dr. Clemens Fuchs

2. Prüfer: Prof. Dr. Rainer Langosch

urn:nbn:de:gbv:519-thesis 2013-0503-9

von

Diplom-Kaufmann Diplom-Volkswirt Christian Klein

November 2013

Inhaltsverzeichnis

2

Inhaltsverzeichnis

INHALTSVERZEICHNIS.................................................................................................................... 2

1 EINLEITUNG ............................................................................................................................. 5

1.1 Problemstellung ................................................................................................................... 5

1.2 Zielsetzung ........................................................................................................................... 6

1.3 Vorgehensweise ................................................................................................................... 6

2 RISIKEN IN DER LANDWIRTSCHAFT ...................................................................................... 8

2.1 Begriffsklärung Risiko und Risikomanagement ................................................................. 9

2.2 Arten von Risiken in der Landwirtschaft............................................................................10

2.3 Risikomanagement in der Landwirtschaft..........................................................................14

2.4 Risikoreduzierungsstrategien in der Landwirtschaft.........................................................17

3 DIVERSIFIKATION ...................................................................................................................20

3.1 Horizontale Diversifikation..................................................................................................21

3.2 Vertikale Diversifikation ......................................................................................................21

3.3 Laterale Diversifikation .......................................................................................................21

3.4 Einordnung der Diversifikation in der Landwirtschaft unter Risikogesichtspunkten ......23

3.5 Fazit Diversifikation.............................................................................................................26

4 SPEZIALISIERUNG..................................................................................................................27

4.1 Begriffserklärung.................................................................................................................27

4.2 Spezialisierung in der Landwirtschaft ................................................................................27

4.3 Fazit Spezialisierung ...........................................................................................................31

Inhaltsverzeichnis

3

5 MODELLSIMULATION .............................................................................................................32

5.1 Determinanten des Entscheidungsproblems.....................................................................33

5.2 Annahmen............................................................................................................................37

5.3 Herangehensweisen............................................................................................................40

6 AUSWERTUNG DER SIMULATIONEN SPEZIALISIERUNG VS. LATERALEDIVERSIFIKATION...........................................................................................................................42

6.1 Auswertung der Simulationen S und D ..............................................................................43

6.2 Auswertung von Simulation S in Abhängigkeit des Spezialisierungsgewinns ................45

6.3 Auswertung der Simulation D in Abhängigkeit der Unabhängigkeit und Volatilität des 2.Deckungsbeitrages.........................................................................................................................49

6.4 Simulationsauswertungen in Abhängigkeit der Darlehenszinses.....................................54

6.5 Simulationsauswertungen in Abhängigkeit der Totalverlustvariation..............................57

6.6 Simulationsauswertungen in Abhängigkeit der Eigenkapitalausstattung........................59

6.7 Fazit der Auswertungen ......................................................................................................64

7 LATERALE DIVERSIFIKATION VS. SPEZIALISIERUNG IN DER LANDWIRTSCHAFT UNTERRISIKOGESICHTSPUNKTEN...........................................................................................................66

7.1 Preisrisiken..........................................................................................................................67

7.2 Produktrisiken .....................................................................................................................67

7.3 Verhaltensrisiken.................................................................................................................68

7.4 Institutionelle Risiken..........................................................................................................69

7.5 Gesellschaftsrisiken............................................................................................................70

7.6 Finanzrisiken .......................................................................................................................70

7.7 Führungsrisiken ..................................................................................................................70

7.8 Risikofazit ............................................................................................................................71

8 ZUSAMMENFASSUNG ............................................................................................................73

Inhaltsverzeichnis

4

LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS...................................................................................74

Zeitschriften...........................................................................................................................74

Internetquellen:......................................................................................................................75

Sonstige Quellen: ..................................................................................................................75

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS.........................................................................................................76

TABELLENVERZEICHNIS ...............................................................................................................79

ABBILDUNGSVERZEICHNIS...........................................................................................................80

EIDESSTATTLICHE VERSICHERUNG ............................................................................................81

DANKSAGUNG................................................................................................................................82

Einleitung

5

1 Einleitung

1.1 ProblemstellungWährend der Existenz eines Betriebes steht die Unternehmensführung beständig vor der Auf-

gabe das Unternehmen zukunftsfähig zu gestalten. Dafür müssen Chancen und Risiken er-

kannt, abgewogen und gewichtet werden, sowie die Erkenntnisse hieraus im Unternehmen

umgesetzt werden. Unsicherheiten in Bezug auf künftige Entwicklungen stellen hierbei ein er-

hebliches Entscheidungsproblem dar.

Auf der strategischen Unternehmensführungsebene werden langfristig wirkende Entscheidun-

gen getroffen, wie beispielsweise Expansionsentscheidungen. Zur Entscheidungsvorbereitung

langfristig wirkendender Unternehmensentscheidungen sollten langfristig erwartete Zahlungs-

ströme unter Risikogesichtspunkten erarbeitet werden, wie etwa für Investitionsentscheidun-

gen. Fehlannahmen und Fehleinschätzungen in diesen Entscheidungen können mit erhebli-

chen negativen Auswirkungen auf die zukünftige Ertragslage und die Existenz von Unterneh-

mungen einhergehen, insbesondere wenn sich strategische Entscheidungen nach der Umset-

zungsphase als falsch in Bezug auf die erwarteten und tatsächlichen Gewinne herausstellen

und die getätigten Expansionsentscheidungen dann revidiert oder abgeändert werden. Des-

halb gilt der Entscheidungsvorbereitung langfristig wirkender Unternehmensentscheidungen

ein besonderes Augenmerk. Entscheidungen über die Erschließung oder den Aufbau eines

neuen Geschäftsfeldes, die Erweiterung eines bestehenden Geschäftsfeldes oder die Redu-

zierung bestehender Geschäftsbereiche stellen temporär wiederkehrende strategische Ent-

scheidungsprobleme in Unternehmen, sowohl in Wachstums- als auch in Konsolidierungspha-

sen, dar. Unternehmensdiversifikation und Unternehmensspezialisierung sind zwei entgegen-

gesetzte Unternehmensstrategien mit jeweiligen Vor- und Nachteilen. Um laterale Diversifika-

tion handelt es sich, wenn kein sachlicher Zusammenhang zwischen den Unternehmenspro-

dukten besteht. Dabei entstammt das Wort lateral dem Latein und bedeutet so viel wie seit-

lich bzw. von der Seite ausgehend (1). Unter dem Gesichtspunkt der Risikominimierung ver-

folgen Unternehmensführer in Unternehmenswachstumsphasen oftmals eine Diversifizie-

rungsstrategie, der Diversifikationsgrad der Unternehmung wird erhöht. In Konsolidierungs-

phasen stellen Unternehmensführer die Reduzierung des unternehmensspezifischen Diversi-

fikationsgrades und damit die Erhöhung des Unternehmensspezialisierungsgrades als Zu-

kunftsstrategie heraus. Als aktuelles Beispiel hierfür, kann der Verkauf der Handysparte von

Nokia an Microsoft aus dem September 2013 angesehen werden (2), (3).

Durch die in den letzten Jahren gestiegenen Agrarrohstoffpreise auf den Weltmärkten, den

Verbrauchertrend zu regionalen Produkten, sowie den Boom der Bioenergie mit staatlichen

Preisgarantien über 20 Jahre profitieren und entwickeln sich landwirtschaftliche Unternehmen

Einleitung

6

in Deutschland derzeit sehr positiv. Immer mehr von ihnen wählen oder verstärken in dieser

Wachstumsphase eine Diversifikationsstrategie, bspw. eine laterale durch den Bau und Be-

trieb einer Photovoltaikanlage.

1.2 ZielsetzungEin ständig wechselnder Prozess zwischen Erhöhung und Reduzierung des Diversifikations-

grades von Unternehmen, aufgrund sub-optimaler strategischer Entscheidungen, kann mit

hohen Kosten bzw. Opportunitätskosten einhergehen. Diese können reduziert werden, in-

dem heutige Entscheidungen nicht zu künftigen Fehlentscheidungen werden. Um diese Re-

duktion zu unterstützen, besteht vor allem bei langfristigen Expansions-/Investitionsentschei-

dungen in der Entscheidungsfindungsphase Informationsbedarf über zukünftigen Entwick-

lungsszenarien. Ziel dieser Arbeit soll es sein, die Unternehmensstrategien laterale Diversifi-

kation und Spezialisierung unter Risikogesichtspunkten zu vergleichen. Dabei soll betrachtet

werden, ob es allgemeine Bedingungen für landwirtschaftliche Unternehmen gibt, in denen

eine laterale Diversifikation der Spezialisierung oder umgekehrt vorzuziehen ist. Außeröko-

nomische Ziele wie Prestige und Selbstverwirklichung sollen hierbei nicht betrachtet werden.

Landwirtschaftliche Unternehmen in Deutschland haben sich bereits diversifiziert oder diver-

sifizieren sich derzeit im außerlandwirtschaftlichen Bereich, bspw. in den erneuerbaren Ener-

gien. Diese oftmals lateralen Diversifikationen in den außerlandwirtschaftlichen Bereich ge-

hen mit hohen Investitionen einher. Jene Investitionen könnten durch die Unternehmensfüh-

rer alternativ in die bereits bestehenden landwirtschaftlichen Bereiche investiert werden.

Ökonomische Unternehmensziele, wie Eigenkapitalerhöhung und Rentabilität, aber auch Ri-

sikogesichtspunkte, wie Stabilität und Liquidität sollen zur Entscheidungshilfe zurate gezo-

gen werden. Kurzum geht es um die vergleichende Beurteilung der Wachstumsrichtung für

landwirtschaftliche Unternehmen lateral diversifiziert vs. spezialisiert.

1.3 VorgehensweiseKapitel 2 befasst sich zunächst mit den Risiken in der Landwirtschaft. Hierfür werden zuerst

die Begriffe Risiko und Risikomanagement erläutert, danach werden die Arten der landwirt-

schaftlichen Risiken und das Risikomanagement in der Landwirtschaft vorgestellt, um ab-

schließend Risikoreduzierungsstrategien in der Landwirtschaft aufzuzeigen. Das Kapitel 3

beleuchtet die Diversifikation als Risikostreuungsstrategie, dabei wird eine Abgrenzung zwi-

schen horizontaler, vertikaler und lateraler Diversifikation vorgenommen. Weiter wird die Di-

versifikation unter Risikogesichtspunkten betrachtet und das Kapitel 3 zusammengefasst. In

Einleitung

7

Kapitel 4 wird die Spezialisierung vorab begrifflich geklärt, um dann auf die Spezialisierungs-

strategie in der Landwirtschaft einzugehen. Auch dieses Kapitel wird am Ende kurz zusam-

mengefasst. Um die Vorüberlegungen der Kapitel 3 und 4 zu bearbeiten und um zu weiteren

Aussagen bezüglich des Vergleich der lateralen Diversifikation gegenüber der Spezialisie-

rung unter Risikogesichtspunkten zu gelangen, wurde im Rahmen dieser Masterarbeit ein

dementsprechendes Modell entworfen und simuliert. Kapitel 5 stellt diese Modell vor. Hierfür

werden außerdem die wichtigsten Determinanten (Einflussgrößen) des Entscheidungsprob-

lems herausgearbeitet, die Annahmen des Modells und die Herangehensweise in der Durch-

führung der Simulationen geschildert. Kapitel 6 stellt dann die Auswertung der Simulationen

Spezialisierung und zur lateralen Diversifikation dar. Die im Kapitel 5 herausgearbeiteten

wichtigsten Einflussgrößen werden nacheinander anhand der Spezialisierungssimulation und

der lateralen Diversifikationssimulation ausgewertet. Abschluss dieses Kapitels bildet eine

kurze Zusammenfassung der Simulationsergebnisse. Im Kapitel 7 geht es schließlich um

den Vergleich zwischen lateraler Diversifikation und Spezialisierung in der Landwirtschaft un-

ter Risikogesichtspunkten. Hierin laufen die vorstehenden Ausarbeitungen und Überlegun-

gen zusammen. Schließlich bildet Kapitel 8 die Zusammenfassung dieser Masterarbeit.

Risiken in der Landwirtschaft

8

2 Risiken in der LandwirtschaftRisiko kann als die Wahrscheinlichkeitsverteilung einer zielrelevanten Größe (Mußhoff et

al., 2011, S. 327) bezeichnet werden. Die unternehmerische Risikoperspektive stellt auf den

unsicheren Erfolg der wirtschaftlichen Tätigkeit ab (Mußhoff et al., 2011, S. 327). Durch das

Eintreten von Risiken weichen die tatsächlichen von den geplanten unternehmerischen Er-

gebnissen ab. Die Abweichung der materialisierten Ergebnisse wird beeinflusst von der Ab-

weichung der geplanten zu den tatsächlichen Ereignissen. Die materialisierten Ergebnisse

bei Eintritt von Risiken können somit besser oder schlechter ausfallen als erwartet. Risiko

kann somit positive, als auch negative Auswirkungen auf die Ergebnissituation in Unterneh-

mungen haben. Risiken vermeiden zu wollen, bedeutet somit auch automatisch Chancen zu

vermindern.

Die Landwirtschaft ist geprägt von Risiken. Viele Risiken müssen eingegangen werden, be-

vor die Ernte eingefahren werden kann. The agro-environment, which includes weather,

pest infections, and other natural phenomena, makes agriculture more risky by affecting how

much is produced, how much it costs to produce, the quality of the product, and how much is

paid for the product at market (Hoag, 2009). Die landwirtschaftlichen Produktions- und

Preisrisiken finden starke Beachtung in den landwirtschaftlichen Unternehmen, weil die Un-

ternehmenslenker aufgrund ihrer Gewinn- oder Ertragsfokussierung nach hohen Preisen und

geringen Kosten streben. Aber auch Risiken, die nicht direkt und nicht sofort in den Gewinn

miteinfließen, wie institutionelle oder finanzielle Risiken dürfen keinesfalls außer Betracht ge-

lassen werden, um eine langfristig positive Unternehmensentwicklung zu gewährleisten. Mit

Risiken umzugehen, spielt in der heutigen Landwirtschaft bereits eine große Rolle, dies ist

bspw. ersichtlich aus der Vielzahl der am Markt bestehenden Risikoüberwälzungsmöglichkei-

ten für landwirtschaftliche Unternehmen, auf die später kurz eingegangen wird. Durch wei-

tere Agrarmarktliberalisierungen, weltweit geringere Lagerbestände von landwirtschaftlichen

Rohstoffen und aufgrund des steigenden Einflusses von weltweiten Wetterereignissen in der

Landwirtschaft wird davon ausgegangen, dass sich die Volatilitäten der Mengen und Preise

für landwirtschaftliche Erzeugnisse künftig weiter erhöhen werden. Durch den Boom der

landwirtschaftlich erzeugten Bioenergie, die kürzer werdenden Investitionszyklen für landwirt-

schaftliche Maschinen und aufgrund der gestiegenen Kauf- und Pachtpreise für landwirt-

schaftliche Nutzfläche ist die Verschuldung in landwirtschaftlichen Unternehmen in Deutsch-

land teilweise stark gestiegen. Alles das spricht dafür, dass die Bedeutung von Risikoma-

nagement in der Landwirtschaft weiter zunehmen wird. Im Folgenden werden zunächst die

Begriffe Risiko und Risikomanagement näher betrachtet, um dann die Arten von Risiken in

der Landwirtschaft vorzustellen, bevor abschließend auf das Risikomanagement in der Land-

wirtschaft eingegangen wird.

Risiken in der Landwirtschaft

9

2.1 Begriffsklärung Risiko und RisikomanagementEntscheidungen unter Risiko, sind Entscheidungen, die unter Unsicherheiten getroffen wer-

den. Wenn Informationen über die Eintrittswahrscheinlichkeiten verschiedener Umweltzu-

stände vorliegen, spricht man von Entscheidungen unter Risiko (Mußhoff et al., 2011, S.

328). Bei Entscheidungen unter Risiko sind somit die Ausprägungen aller möglichen Eintritts-

ereignisse bekannt, deren Eintrittswahrscheinlichkeiten sind entweder objektiv bekannt oder

subjektiv geschätzt, unbekannt jedoch ist der Zeitpunkt des jeweiligen Eintrittsereignisses.

Unsichere Entscheidungen können sich besser oder schlechter entwickeln als geplant, daher

bieten sich stets Chancen und Risiken zugleich. Für Entscheidungen unter Sicherheit, Quasi-

Sicherheit, Ungewissheit oder Unwissenheit wird der Begriff Risiko nicht verwendet, da diese

keine Entscheidungen unter Unsicherheit darstellen.

Wenn die Unternehmensführung zwischen zwei Alternativen entscheiden muss und bei bei-

den das unternehmerische Risiko gleichgroß ist, wird sie sich für die Alternative mit dem

höchsten Ertrag entscheiden. Das gleiche gilt, falls die Alternative mit dem höheren Ertrag

gleichzeitig die Alternative mit dem geringeren unternehmerischen Risiko darstellen sollte.

Sollte nun aber das unternehmerische Risiko in Alternative 1 geringer, als in Alternative 2

ausfallen und gleichzeitig der Ertrag in Alternative 2 höher sein, als in Alternative 1, ist die

Entscheidung abhängig von der Risikoeinstellung des Entscheiders und setzt Kenntnisse

über die subjektiven Präferenzen bezüglich des Nutzens des Entscheiders voraus (Mußhoff

et al., 2011, S. 333). Hierbei wird zwischen risikoaversen (risikoscheuen), risikoneutralen und

risikofreudigen Entscheidern unterschieden.

Die Quellen des unternehmerischen Risikos speisen sich aus der Veränderung der institutio-

nell-rechtlichen Rahmenbedingungen, aus der Entwicklung auf den Absatz- und Beschaf-

fungsmärkten und den natürlichen Produktionsbedingungen. Diese Quellen des Risikos ma-

chen den Erfolg der wirtschaftlichen Tätigkeit unsicher (Mußhoff et al., 2010). Risiken aus ei-

ner Kategorie können andere Risiken beeinflussen. Verändern sich aufgrund des Klimawan-

dels die natürlichen Produktionsbedingungen weltweit, hat dies ebenfalls Auswirkungen auf

die Absatzmengen und Absatzpreise. Ein Risiko kann somit i.d.R. nicht von einem anderen

isoliert betrachtet werden.

Risikomanagement ist die Messung und Steuerung aller Risiken in einem Betrieb. Risikoma-

nagement soll Verluste begrenzen oder Verlustgefahren aufdecken, bewerten, steuern und

überwachen. Die Hauptaufgabe des Risikomanagements ist die Gewährleistung der Existenz

des Betriebes durch Wahrung des Eigenkapitals, der Liquidität und der Rentabilität. Die Um-

setzung des Risikomanagements ist die Aufgabe der Unternehmensführung mit oder ohne

externe Hilfe. Das Risikomanagement bedient sich dabei einer Vielzahl von Werkzeugen und

Risiken in der Landwirtschaft

10

Techniken, die helfen sollen Verluste zu vermeiden oder zu begrenzen und gleichzeitig dabei

Chancen zu nutzen. Risikomanagement ist abhängig von der Risikoeinstellung des Entschei-

ders, daher stets subjektiv, und weil es in der Unsicherheit agiert auch ohne Garantien.

2.2 Arten von Risiken in der LandwirtschaftDas Unternehmensrisiko im eigentlichen Sinne ist das Risiko des Unternehmens das einge-

setzte Kapital ganz oder teilweise zu verlieren. Es handelt sich beim Unternehmensrisiko so-

mit prinzipiell um das Existenzrisiko des Unternehmens, das Insolvenzrisiko. Ein Unterneh-

men muss die Insolvenz laut Insolvenzordnung eröffnen, wenn es zahlungsunfähig (§ 17

InsO) oder überschuldet (§ 19 InsO) ist (4). Das Insolvenzrisiko speist sich somit aus dem

Illiquiditätsrisiko und dem Überschuldungsrisiko. Das Illiquiditätsrisiko entspringt aus den

Zahlungsströmen eines Unternehmens. Wenn es seinen eingegangenen Zahlungsverpflich-

tungen nicht weiter nachkommen kann, ist es illiquide und somit insolvenzbedroht. Im Ge-

gensatz zum Illiquiditätsrisiko speist sich das Überschuldungsrisiko nicht aus den zahlungs-

wirksamen Erträgen und Aufwendungen, sondern basiert auf dem Saldo der erfolgswirksa-

men Erträge und Aufwendungen. Überschuldet ist ein Unternehmen, wenn seine Verbind-

lichkeiten größer sind als sein bilanzielles Vermögen, dies kann aus zu hohen Ausschüttun-

gen, aber auch aus Unternehmensverlusten resultieren. Unternehmensverluste können aus

einer mangelnden Rentabilität oder aufgrund von Ertragsrisiken auftreten. Das Überschul-

dungsrisiko speist sich somit auch aus dem Ertragsrisiko. Das Illiquiditäts-, Überschuldungs-

und das Ertragsrisiko sind somit in das Unternehmensrisiko mit einzuschließen. Außerdem

wirken auf dem landwirtschaftlichen Unternehmensrisiko weitere Risiken, welche die Illiquidi-

tät, Überschuldung und der Ertrag eines landwirtschaftlichen Unternehmens beeinflussen.

Risiko entsteht aus unsicheren Ereignissen. In der Landwirtschaft gibt es eine Vielzahl von

unsicheren Ereignissen. Auch landwirtschaftliche Unternehmungen haben die Gewinnmaxi-

mierungsabsicht als wesentlichstes Unternehmensziel. Der Gewinn eines landwirtschaftli-

chen Unternehmens lässt sich stark vereinfacht darstellen, als

Gewinn = Preis x Menge Kosten.

Daraus abgeleitet sind Landwirte an hohen Preisen, hohen Mengen und geringen Kosten in-

teressiert. Neben den Preis- und Produktrisiken (Mengenrisiken) wirken Verhaltensrisiken,

Institutionelle Risiken, Gesellschaftsrisiken, Finanzrisiken und Führungsrisiken auf landwirt-

schaftliche Unternehmen. Nachfolgend werden diese Risiken in der Abbildung 1 veranschau-

licht und danach erläutert. Dabei wurden die Ausführungen von Mußhoff und Hirschhauer

Risiken in der Landwirtschaft

11

(Mußhoff et al., 2011, S. 336 ff) in den Punkten Preis-, Produkt- (Mengen-), Verhaltens-, In-

stitutionelle- und Finanzrisiken aufgenommen und um Produkt- (Qualitäts-), Gesellschafts-

und Führungsrisiken ergänzt.

Abbildung 1: Arten und Ursachen von landwirtschaftlichen Risiken

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Mußhoff und Hirschhauer (Mußhoff et al., 2011) mit Identifizie-rung weiterer Risiken

Preisrisiken (o. Marktrisiken) bestehen sowohl auf den Faktormärkten für Arbeit, Boden und

Kapital, als auch auf den Produktmärkten für Input- und Outputprodukte. Sie entstehen durch

Schwankungen und erwartete Schwankungen auf der Angebots- und/oder der Nachfra-

geseite. Sie können regionaler Natur, beispielsweise der regionale Pachtzins am Boden-

markt, überregionaler Natur, z.B. der aktuelle Zinssatz für Investitionsdarlehen, in Abhängig-

keit vom Zentralbankzinssatz oder weltweiten Ursprung sein, z.B. der Preis für eine Tonne

Weizen. Preisvolatilitäten haben einen relativ hohen Einfluss auf das Betriebsergebnis und

können in den meisten Fällen nicht vom agierenden Unternehmen beeinflusst werden.

Produktrisiken beschreiben zum einen Mengenrisiken und zum anderen Qualitätsrisiken.

Mengenrisiken treten infolge unsichere Umweltbedingungen, aber auch hinsichtlich des be-

trieblichen Produktionsprozesses auf. Sie können sowohl auf der Input-, als auch auf der

Outputseite entstehen. Sie haben ihre Ursache wetterbedingt, z.B. lange Trockenheit oder

krankheitsbedingt, bspw. bei einer Tierseuche. Produktrisiken können aber auch technischen

Ursprungs sein, z.B. verspätete Einsaat, aufgrund von Maschinenbruch im Drillzeitraum oder

menschlichen Ursprung, bspw. durch unbeabsichtigte, unzureichende Einbringungsmengen

Risiken in der Landwirtschaft

12

während des Drillvorganges. Qualitätsrisiken auf der Outputseite treten ebenfalls aufgrund

von unsicheren Umweltbedingungen, sowie hinsichtlich des betrieblichen Produktionsprozes-

ses auf. Hierbei sei bspw. die Kornqualität (Feuchte, Fallzahl, Rohproteingehalt) angeführt,

die sowohl wetter- als auch produktionsprozessbedingte Ursachen haben können. Bei nega-

tivem Abweichen zu den vereinbarten Werten der Kornqualität kommt es i.d.R. zu Preisab-

schlägen für landwirtschaftliche Betriebe.

Verhaltensrisiken (o. Moral Hazard) stellen das moralische Risiko dar. Hierbei handelt es

sich um egoistisches oder eigennütziges Verhalten, bei dem, der agierende Akteur einen hö-

heren Nutzen, unter Ausnutzen der anderen Akteure erhält. Den von Moral Hazard geschä-

digten Akteuren entstehen zusätzliche Kosten oder entgangene Gewinne. Verhaltensrisiken

treten in der Landwirtschaft bei der Beschaffung von Produktionsmitteln auf, z.B. abwei-

chende Qualitätsmerkmale bei Futtermitteln oder durch Nichteinhaltung von Vereinbarungen,

bspw. verspätete Lieferung. Ebenso treten Verhaltensrisiken bei Arbeitsqualitäten, z.B. min-

derwertige Maschinenreparatur oder in der Zahlungsmoral, bspw. durch verspätete Zahlung,

auf.

Unter institutionellen Risiken (o. Politikänderungsrisiko) versteht man die unvorhersehba-

ren Veränderungen institutioneller Gegebenheiten (Mushoff et al., 2010). Institutionelle Risi-

ken können durch die Veränderung von Steuergesetzen, z.B Erhöhung von Steuersätzen o-

der Veränderung von Subventionen, Preisgarantien oder Quotenregelungen, bspw. die Re-

duzierung der EU-Direktzahlungen an landwirtschaftliche Unternehmen, aber auch durch in-

stitutionelle Gebote, Verbote und Vorschriften, z.B. Greening entstehen.

Gesellschaftsrisiken sind Risiken, die aus der Gesellschaft auferstehen können. Risiken im

Zusammenhang mit Bürgerinitiativen können vor neuen Investitionsentscheidungen nicht

gänzlich außer Acht gelassen werden, bspw. können Bürgerinitiativen landwirtschaftliche

Bauprojekte (Erweiterung Schweinestall) blockieren, verzögern oder sogar verhindern. Ge-

sellschaftsrisiken aus negativer öffentlicher Berichterstattung können ganze Märkte zeitweise

zusammen brechen lassen, wie bspw. durch die BSE-Berichterstattung Anfang der 1990-iger

Jahre oder die EHEC-Berichterstattung von 2011. Obwohl es keinen Erregernachweis gab

und bis heute nicht gibt, brach der Markt für Tomaten und Salat in Deutschland während der

EHEC-Berichterstattung kurzfristig komplett ein, weil die öffentliche Meinung vorherrschte,

dass der Verzehr dieser Gemüse EHEC hervorrufen könnte. Ebenfalls zu den Gesell-

schaftsrisiken können Risiken aus Urbanisierung und Überalterung der ländlichen Räume,

sowie Risiken aus dem öffentlichen Branchenimage gezählt werden. Da die Landwirtschaft

natürlicherweise in den ländlichen Gebieten arbeitet, führt Urbanisierung zu einer mangeln-

den Verfügbarkeit an gut ausgebildeten Personal. Arbeitsstellen können nicht rechtzeitig

Risiken in der Landwirtschaft

13

oder erst mit erheblicher zeitlichen Verzögerung besetzt werden. Mangelnde fachliche Kom-

petenz in einer stets komplexer werdenden Branche, z.B. bei der Handhabung von Maschi-

nen können erst mit erheblichen Zeit- und Kostenaufwand ausgeglichen werden.

Unter den Finanzrisiken addieren sich die Risiken aus den eingegangenen, eigenen Zah-

lungsverpflichtungen. Das finanzielle Risiko rührt daher, dass Unternehmungen unabhän-

gig von ihrem Ertrag, Zahlungsverpflichtungen eingehen und diese termingetreu zu erfüllen

haben. Hierbei spielen die Höhe des Fremdkapitalanteils und die daraus resultierende Zins-

und Tilgungsverpflichtungen, sowie die Höhe der eingegangenen Pachtzahlungsverpflichtun-

gen eine wichtige Rolle. Je höher diese Zahlungsverpflichtungen gemessen am jährlich

schwankenden Ertrag des Unternehmens ausfallen, desto höher ist das Finanzrisiko des Un-

ternehmens einzuschätzen. Wenn dann auch noch kurzfristige Kreditlinien von Seiten des

Finanzierungsinstitutes zusammengestrichen werden oder Zinsbindungen für langfristige

Darlehen auslaufen und der neue Darlehenszins höher ausfällt, als der Bisherige, verschärft

sich die finanzielle Situation des Unternehmens weiter. Illiquiditätskrisen bis hin zur Insolvenz

sind die Folgen aus zu hohen Finanzrisiken. Seit der Rettung des cypriotischen Bankensek-

tors ist bekannt, dass auch innerhalb der EU Bankeinlagen gezehntelt werden können, bei

gleichzeitiger Belassung der Darlehensstände auf Ausgangsniveau. Es scheint zwar unwahr-

scheinlich, dass dies auch in Deutschland passieren kann, aber das schien es für die Cyprio-

ten ebenso. Es gibt also ebenfalls ein Finanzrisiko aus Bankenturbulenzen.

Führungsrisiken agieren in der Unternehmensführungsebene. Falsche Entscheidungen der

Unternehmensführung können sowohl auf der strategischen und taktische, als auch auf der

operativen Ebene die Existenz des ganzen Unternehmens gefährden. Fehlentscheidungen

auf der strategischen Unternehmensführungsebene (langfristig) betreffen die Strategische

Analyse, die Strategieentwicklung, die Strategieimplementierung und die Strategiekontrolle

der Unternehmensleitung, z.B. falsche Geschäftsbereichsstrategie. Fehlentscheidungen auf

der taktischen Unternehmensebene betreffen Entscheidungen im Unternehmen, die einen

mittelfristigen Zeitraum von 2 bis 5 Jahren betreffen. Die zielgerichtete Steuerung des Unter-

nehmens wird vernachlässigt, wenn z.B. rentable Investitionen aus Bequemlichkeitsgründen

nicht vorgenommen werden. Fehlentscheidungen auf der operativen Unternehmensebene

betreffen kurzfristige Entscheidungen, die aber ebenfalls langfristige Auswirkungen haben

können, z.B. ein falscher Verkaufszeitpunkt der jährlichen Erntemenge hat auch Auswirkun-

gen auf die Liquidität des landwirtschaftlichen Unternehmens in den Folgejahren. Landwirt-

schaftsunternehmen sind vor allem kleine oder mittelgroße Unternehmen mit hierarchischen

Führungsstilen. Die Geschäftsführung trifft in der Regel alle Entscheidungen der ersten bei-

den Unternehmensebenen und zusätzlich viele Entscheidungen der operativen Ebene. Dem-

zufolge und aufgrund der Vielzahl der zutreffenden Entscheidungen von wenigen, meist nur

Risiken in der Landwirtschaft

14

einer Person sind Führungsrisiken in der Landwirtschaft ausgeprägter als in anderen Bran-

chen. Zu den Führungsrisiken zählen ebenfalls Risiken aus dem Ausfall der Führungsper-

son/-en, bspw. durch langwierige Krankheit oder durch Alter und ungeklärter Nachfolgerege-

lung. Führungsrisiken können ebenso aufgrund mangelnder Erfahrung entstehen, bspw. in

neuen Geschäftsfeldern.

2.3 Risikomanagement in der LandwirtschaftEs wurde in Kapitel 2.2. aufgezeigt, dass in der Landwirtschaft eine Vielzahl von Risiken be-

stehen. Diese Risiken benötigen eine gemeinsame Betrachtungsweise, weil sie sich teil-

weise bedingen und überschneiden. Steigende Preisrisiken beeinflussen beispielsweise in

den Führungsrisiken das Risiko für Fehlentscheidungen. Entscheidungen die heute getroffen

werden und als beste Alternative gesehen werden, stellen sich in der Zukunft, aufgrund der

zukünftigen Unsicherheit, oftmals als nicht beste Entscheidung heraus. Daher ist es eminent,

dass Entscheidungen über bestmöglich verfügbare Informationen getroffen werden. Das Ri-

sikomanagement verarbeitet diese Informationen aus dem Unternehmen um sich mit aktuel-

len und künftigen Risiken auseinanderzusetzten. Managing risks means balancing the

trade-off between taking risks and getting returns (Hoag, 2009) . Nahezu jede Entscheidung

ist mit einem gewissen Risiko behaftet. Das Risikomanagement befasst sich mit den unter-

nehmensrelevanten Risiken, es bereitet die wesentlichen Entscheidungen im Unternehmen

vor. Wie hoch die Anforderungen an das jeweilige Risikomanagement eines Unternehmens

gestellt werden und welche Risiken als eminent eingeschätzt bzw. erkannt werden, ist ab-

hängig von den subjektiven Risikoeinschätzungen der Unternehmensleitung und den Ma-

nagementfähigkeiten der Führung. Zwei unterschiedliche Entscheider können mithilfe ihres

jeweiligen Risikomanagementsystems für dasselbe Unternehmen somit zu unterschiedli-

chen Entscheidungen kommen. Das Level des Risikomanagement ist immer eine Entschei-

dung des Betroffenen und individuell (Kay et al., 2004). Aufgabe des Risikomanagement ist

es relevante Risiken zu erkennen, aufzuschlüsseln und eine Auswahl von Entscheidungsal-

ternativen zu erarbeiten. Danach müssen Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden.

Diese Entscheidungen müssen stets auf die Richtigkeit überprüft und kontrolliert werden. Ziel

des Risikomanagement ist nicht Risiken generell zu meiden, sondern aus den Risikoma-

nagementinformationen die richtigen Schlüsse je nach Risikoneigung zu treffen, ob das je-

weilige Risiko eingegangen wird oder nicht, ob es verringert werden soll oder nicht.

In der Abbildung 2 werden die Phasen des Risikomanagements aufgezeigt und danach er-

läutert. Dabei wurden die Ausführungen von Mußhoff und Hirschhauer (Mußhoff et al., 2011,

S. 341 ff) angerissen und ergänzt.

Risiken in der Landwirtschaft

15

Abbildung 2: Phasen des Risikomanagement

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Mußhoff und Hirschhauer (Mußhoff et al., 2011)

In der Risikoerkennungsphase oder Risikoidentifizierungsphase geht es um die Be-

standsaufnahme offensichtlicher und subjektiver Chancen und Risiken, ihre Darstellung, in-

klusive ihrer Ursachen und Auswirkungen. Als Hilfsmittel zur Risikoerkennung in einem land-

wirtschaftlichen Unternehmen können Beobachtungen, Besichtigungen, persönliche Erfah-

rungen, Benchmarking oder Statistiken dienen. Bei den Risikoursachen sollte darauf einge-

gangen werden, ob diese vom Unternehmen beeinflussbar sind oder nicht. Bei den Auswir-

kungen müssen die Wirkungen auf das Gesamtunternehmen betrachtet werden. Die Auswir-

kungen einer Tierseuche sind auf einen reinen Schweinemastbetrieb höher als bei einem

breit diversifizierten Agrarunternehmen mit Schweinemast.

In der Risikobewertungsphase oder Risikoanalysephase müssen die identifizierten Chan-

cen und Risiken bezüglich ihrer Ausprägung, ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit und ihrer zeitli-

chen Dauer beurteilt werde.

In der Risikosteuerungsphase oder Risikobewältigungsphase ergeben sich mehrere Al-

ternativen um mit den identifizierten und bewerteten Risiken umzugehen. Gutes Risikoma-

nagement meint dabei nicht alle Risiken zu eliminieren, sondern Risiken auf das Niveau des

Betroffenen zu reduzieren. Alter, Eigenkapital, finanzielle Verpflichtungen, vergangene finan-

zielle Erfahrungen, Höhe der Erträge/Verluste, familiäre Verantwortung, Vertrautheit mit dem

Risiko, Gesundheit, Kulturelle Werte und kommunale Begebenheiten beeinflussen den Be-

trag des Risikos, für welche die Bereitschaft besteht, es einzugehen (Kay et al., 2004). Auf

identifizierte und analysierte Risiken kann die Unternehmensleitung reagieren, indem sie das

Risiko eingeht bzw. übernimmt oder es versucht zu steuern. Durch Risikosteuerung wird ver-

sucht Risiken zu vermeiden oder zu reduzieren. Mit Hilfe von Risikoreduzierungsstrategien

Risiken in der Landwirtschaft

16

wird versucht Risiken zu vermindern, zu streuen oder zu überwälzen. In der folgenden Abbil-

dung 3 wird die Risikosteuerungsphase grafisch dargestellt.

Abbildung 3: Grafik Risikosteuerung

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Mußhoff und Hirschhauer (Mußhoff et al., 2011) mit Risi-kostreuung als separate Risikoreduzierungsstrategie

In der Entscheidungs- und Umsetzungsphase muss sich die Unternehmensleitung auf

eine oder mehrere Alternativen festlegen und diese umsetzen. Nach der Umsetzung der Ri-

sikomanagementstrategie muss diese von Zeit zu Zeit in der Kontrollphase überprüft wer-

den. Bei veränderten Bedingungen, Fehlentwicklungen oder verfehlten Erwartungen beginnt

das Risikomanagement erneut und Entscheidungen müssen angepasst bzw. verändert wer-

den.

Eine Risikoverringerung in der Landwirtschaft erhöht den Wohlstand der Bauern nicht in je-

dem Fall (4), veröffentlichte die Research Abteilung der Deutschen Bank in einem Aufsatz

zum Thema Risikomanagement in der Landwirtschaft im Jahr 2010. Nicht alle Risiken müs-

sen gemanagt werden, es kann im Interesse des Entscheiders sein diese einzugehen, denn

Risiken beherbergen auch immer Chancen und Risikoabsicherung kostet Rendite, beispiels-

weise durch eine zu zahlende Prämie für eine Versicherungsabsicherung in einen Jahr, in-

dem kein Versicherungsschaden auftritt. Dies gilt sicher aus den Sichtweisen eines risiko-

Risiken in der Landwirtschaft

17

freudigen bis risikoneutralen Unternehmensführers. Doch weil sich normalerweise Entschei-

der risikoavers verhalten (Mußhoff et al., 2011, S. 335), kommt Risikomanagement zur An-

wendung. Bei steigenden Risiken werden landwirtschaftliche Unternehmensleiter, aufgrund

ihrer Risikoaversion, Risikomanagement und seine Instrumenten verwenden, um Risiken zu

steuern. In der heutigen Landwirtschaft besteht ein gesteigertes Preisrisiko, aufgrund zuneh-

mender Marktliberalisierung und steigender Preisvolatilitäten an den Absatzmärkten durch

weltweit geringere Lagerbestände. Auch das Mengenrisiko kann weiter steigen, beispiels-

weise aufgrund des globalen Klimawandels und den daraus folgenden erhöhten Schwankun-

gen im Temperaturverlauf und bei den Niederschlagsmengen. Erhöhte Finanzrisiken in der

Landwirtschaft treten angesichts des steigenden Einsatzes von Fremdkapital und steigenden

Zahlungen für Pachtland auf.

2.4 Risikoreduzierungsstrategien in der LandwirtschaftIm vorhergehenden Kapitel dieser Arbeit wurde dargestellt, dass landwirtschaftliche Aktivitä-

ten mit Risiko einhergehen und das Risikomanagement hilft diese Risiken zu organisieren.

Für einen landwirtschaftlichen Betrieb steht im Risikomanagement eine Vielzahl von risikore-

duzierenden Maßnahmen zur Verfügung. Zu den Risikoreduzierungsmaßnahmen zählen Ri-

sikoüberwälzung, Risikominderung und Risikostreuung. Wobei Risikostreuung auch als Un-

terpunkt der Risikominderung angesehen werden könnte. Darauf wird hier verzichtet. Risi-

kominderung betrifft die vorhandenen betrieblichen Aktivitäten und Risikostreuung kann sich

auch mit neuen, erweiterten betrieblichen Tätigkeiten befassen.

Risikoüberwälzung findet außerbetrieblich statt, das jeweilige Risiko wird nach außen an ei-

nen Vertragspartner abgegeben (Mushoff et al., 2011). Die Risikoüberwälzung kann preisbe-

zogen, quantitätsbezogen oder auch qualitätsbezogen strukturiert werden. Preisbezogene

Risikoüberwälzung in der Landwirtschaft erfolgt üblicherweise über Lieferverträge des land-

wirtschaftlichen Unternehmens mit seinen Lieferanten und Abnehmern, z.B. in Form von For-

ward Kontrakten oder über Warenterminkontrakte, durch Futures und Optionen (bei Zinsrisi-

ken in Form von Swaps). Quantitätsbezogene Risikoüberwälzung werden über Versiche-

rungslösungen gestaltet, z.B. Schadensversicherungen oder Indexversicherungen. Qualitäts-

bezogene Risikoüberwälzung erfolgt über Vertragsvereinbarungen. Hierbei können Vertrags-

strafen für abweichende Qualitäten oder Fristen vereinbart oder ausgeschlossen werden,

bspw. könnte der landwirtschaftliche Betrieb Qualitätsabzüge mit seinem Abnehmer vertrag-

lich ausschließen. Risikoüberwälzung kann lediglich kurzfristige bis mittelfristige Preisrisiken

ausschließen, denn auch langlaufende Verträge haben ein Vertragsende.

Risiken in der Landwirtschaft

18

Risikominderungsmaßnahmen erfolgen innerbetrieblich, das jeweilige Risiko wird versucht

im Betrieb zu reduzieren. In der folgenden Tabelle 1 werden einige Risikominderungsmaß-

nahmen für die Landwirtschaft vorgestellt. Die ersten sieben Zeilen dieser Tabelle sind der

Tabelle innerbetriebliche Risikomanagementinstrumente von Mußhoff und Hirschhauer

(Mushoff et al., 2011, S. 344) entnommen, diese werden daher im weiteren Verlauf dieses

Kapitels nicht näher beleuchtet.

Tabelle 1: Risikominderungsmaßnahmen

Maßnahme Beschreibung BeispielVerfahrensausgestaltung Risikoangepasste Pro-

duktionsweiseTierseuchenprophylaxe

Verfahrenswahl Nutzung wenig riskanterFruchtarten/Sorten undTierarten/Rassen

Wahl des Anbaus von trockenheits-unempfindlichem Winterroggen an-stelle von Winterweizen

Überkapazitäten Vorhalten zusätzlicherdauerhafter Produktions-mittel

Anschaffung eines weitere Mähdre-schers, obwohl bei normaler Witte-rung die Arbeitsleistung auch ohnediesen Mähdrescher möglich ist

Intertemporaler Risiko-ausgleich

Bildung von Reserven Schaffung von Lagermöglichkeitenfür Getreidevorräte; Vorhalten ei-nes sofort verfügbaren Liquiditäts-polsters

Flexibilität Keine Investitionen indauerhafte Produktions-mittel mit hohen versun-kenen Kosten

Beauftragung eines Lohnunterneh-mers zur Zuckerrübenrodung an-stelle der Anschaffung eines Rü-benroders, falls Produktion aufge-geben werden muß

Eventual- und Kontin-genzplanung

Ausarbeitung von Plänen(Notfallpläne), die beiEintritt bestimmter Ereig-nisse in Kraft treten

Vertretungs- und Aktionsplan fürden Fall des unfallbedingten Aus-falls der Unternehmensleiters

Umweltsteuerung Einsatz von Technolo-gien zur Steuerung derProduktionsumwelt

Anschaffung von Bewässerungsan-lagen; Folienabdeckungen

Interessensgemeinschaft Gemeinschaftliche Inte-ressen nutzen

Langfristige Zusammenarbeit mitLieferanten und Abnehmern entwi-ckeln

Vervielfachung Verkaufs-zeitpunkt

Verkaufszeitpunkte stei-gern

Erhöhung der Einstallzeitpunkte inTiermast

Früherkennung Reaktionszeit reduzieren Frühzeitiges Reagieren auf Prob-leme im Pflanzenwachstum

Arbeitsflexibilität Mitarbeiterflexibilität er-höhen

Bewältigen von Arbeitsspitzendurch innerbetriebliche Personalro-tation

Qualifizierungsgrad Qualifizierung betriebs-spezifisch erhöhen

Weiterbildung Führungskraft zuFörderrichtlinien und Greening

Quelle: ergänzende Darstellung der Tabelle innerbetriebliche Risikomanagementinstrumente von Muß-hoff und Hirschhauer (Mußhoff et al., 2011, S. 344)

Risiken in der Landwirtschaft

19

Die unteren fünf Zeilen der Tabelle 1 sind durch den Autor definiert und werden im Folgen-

den erläutert. Mit Risikomanagement durch Interessensgemeinschaft ist das Nutzen ge-

meinschaftlicher Interessen gemeint. Das gemeinsame Interesse von Unternehmen und Lie-

feranten den langfristig aufgebauten Vertrauenszustand nicht durch kurzfristiges Nichteinhal-

ten von Vereinbarungen aufzubrauchen, reduziert Verhaltensrisiken im Unternehmen.

Durch die Vervielfachung der Verkaufszeitpunkte, also dem Steigern der Verkaufszeit-

punkte können in landwirtschaftlichen Unternehmen Preisrisiken durch stark schwankende

Märkte reduziert werden, z.B. durch das Erhöhen der Einstallzeitpunkte in der Tiermast.

Durch Früherkennung als Risikoreduzierungsmaßnahme wird die innerbetriebliche Reakti-

onszeit auf betriebliche Probleme reduziert. Beispielsweise können Probleme im Pflanzen-

wachstum durch frühzeitiges Erkennen und Reagieren schneller und besser behoben wer-

den. Dies führt zu reduzierten Produktrisiken.

Arbeitsflexibilität als innerbetriebliche Risikoreduzierungsmaßnahme bedeutet die Erhö-

hung der Mitarbeiterflexibilität. Fallen unterschiedliche Arbeitsspitzen im Unternehmen an,

können diese z.B. durch innerbetriebliche Personalrotation besser bewältigt werden. Insbe-

sondere durch Jahre mit witterungsbedingten kurzen Erntezeitfenstern führt dies bei Markt-

fruchtbetrieben zur Reduzieren von Produktrisiken.

Unter der Risikoreduzierungsmaßnahme Qualifizierungsgrad ist das Erhöhen der Qualifi-

zierung gemeint, bspw. des Unternehmensführers. Das Unternehmensumfeld verändert sich

im Zeitverlauf, um dieser Entwicklung Stand zu halten, ist die Unternehmensleitung gefordert

sich diesem Anpassungsprozess zu stellen, z.B. durch Weiterbildung der Führungskraft zu

aktuellen Förderrichtlinien. Dies mindert Führungsrisiken im landwirtschaftlichen Unterneh-

men.

Die Liste der innerbetrieblichen Risikoreduzierungsmaßnahmen, als Risikominderungsstrate-

gien erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Vielmehr sollte damit aufgezeigt werden,

wie vielfältig die Möglichkeiten der Risikominderung sind. Da im Rahmen dieser Arbeit die

Risikostreuung oder Diversifikation, als Risikoreduzierungsstrategie, eine Sonderstellung ein-

nimmt wird diese im Kapitel 3 separat behandelt.

Diversifikation

20

3 DiversifikationEine weitere Risikoreduzierungsstrategie im Risikomanagement ist die Risikostreuung, die Di-

versifikation. Diese wird in diesem Kapitel vorgestellt, wobei besonders die laterale Diversifi-

kation beleuchtet wird. Im weiteren Verlauf des dritten Kapitels wird die Einordnung der Diver-

sifikation in der Landwirtschaft unter Risikogesichtspunkten vorgenommen. Hierfür wird kurz

auf die Diversifikation als Risikoreduzierungsstrategie eingegangen, auf den Begriff der Kor-

relation und auf die Besonderheiten in der lateralen Diversifizierung. Als Abschluss dieses

Kapitels fungiert eine kurze Zusammenfassung.

Die Diversifikation oder Produktdiversifikation bezeichnet die Erweiterung eines unterneh-

mensspezifischen Produktprogramms, wobei dem bisherigen Produkt bzw. den bisherigen

Produkten neue abweichende Produkte oder Produktgruppen hinzugefügt werden. In Anleh-

nung der Portfolio-Strategie bei Wertpapieren kann ein Unternehmen versuchen, durch den

Aufbau oder Zukauf neuer Bereiche seine Risiken zu streuen (Kühnle, 1999). Viele Unterneh-

men der Landwirtschaft produzieren mehr als ein Produkt, um ihrer Einkommensschwankun-

gen zu reduzieren und damit ihre Risiken zu streuen. Wenn der jährliche Ertrag eines Produk-

tes schlecht ausfällt, erhoffen Sie sich einen Ausgleich mit anderen Produkten. Diversifikation

kann intern, durch eigene neue Produkte oder extern, durch Übernahmen oder Beteiligung an

einem Unternehmen mit anderen Produkten durchgeführt werden. Auch durch Kooperationen,

wenn bspw. mehrere Unternehmen neue Produkte gemeinsam entwickeln, kann Diversifika-

tion erfolgen. Die Diversifikation eines landwirtschaftlichen Unternehmens kann außerdem in

inner- oder außerlandwirtschaftliche Unternehmen, Unternehmensbereiche oder Investitionen

erfolgen. Somit verfügen landwirtschaftliche Unternehmen über eine Vielzahl von potenziellen

Diversifikationsmöglichkeiten. In der Agrarökonomie wird oftmals vom landwirtschaftlichen Fa-

milienbetrieb ausgegangen, bei dem eine Trennung zwischen Haushalt und Unternehmen

nicht vorgenommen wird. Dadurch wird der Begriff Diversifikation in der Landwirtschaft oft

auf sämtliche wirtschaftliche Aktivitäten der Haushaltsmitglieder des landwirtschaftlichen Un-

ternehmenshaushaltes ausgedehnt. In dieser Arbeit wird der Diversifikationsbegriff aus-

schließlich auf das Unternehmen bezogen, ohne den dazugehörigen Haushalt. Somit wird bei-

spielsweise die Möglichkeit, dass ein Haushaltsmitglied das Unternehmen ganz oder teilweise

verlässt, um mit abhängiger Beschäftigung das landwirtschaftliche Haushaltseinkommen des

Familienbetriebes zu diversifizieren, nicht weiter betrachtet.

Diversifikation kann in horizontal, vertikal und lateral (o. diagonal) unterschieden werden.

Diese drei unterschiedlichen Diversifikationsarten werden im Folgenden vorgestellt und später

in den landwirtschaftlichen Kontext gesetzt werden. Vorab sei erwähnt, dass der Übergang

zwischen diesen Diversifikationsarten nicht starr gefasst werden kann, sondern oft fließend

erfolgt. Dies soll folgendes Beispiel veranschaulichen. Nimmt ein Marktfruchtbetrieb zu seinen

Diversifikation

21

Produkten Raps, Wintergerste und Winterweizen zusätzlich Sommerweizen als neues Produkt

in sein Produktprogramm auf, so ist dies aus betrieblicher Sicht eine weitere Diversifikation.

Trotzdem der Betrieb weiterhin Marktfrüchte produziert und diese auf denselben Märkten ab-

setzt, kann argumentiert werden, dass durch den Anbau von Sommerweizen eine neue Pro-

duktgruppe (Sommergetreide) dem bestehenden Produktprogramm hinzugefügt wird. Die Ab-

grenzung der Diversifikation liegt somit stets im Auge des Betrachters.

3.1 Horizontale DiversifikationVon horizontaler Diversifikation spricht man, wenn einem Produkt neue Produkte auf der

gleichen Leistungsstufe, Wirtschaftsstufe oder aus der gleichen Branche hinzugefügt wer-

den. Das bzw. die neuen Produkte stehen bei horizontaler Diversifikation mit dem bzw. den

Alten in einen sachlichen Zusammenhang. Als ein Beispiel aus der Landwirtschaft soll hier

ein Ackerbaubetrieb dienen. Dieser kann sich horizontal diversifizieren, indem er zu seinen

bestehende Produkten Raps, Gerste und Weizen zusätzlich Roggen anbaut. Das neue Pro-

dukt ist ebenso wie die alten Produkte bei der horizontalen Diversifikation stets für den Markt

bestimmt.

3.2 Vertikale DiversifikationUnter vertikaler Diversifikation versteht man, die Diversifikation in vor- und nachgelagerte

Märkte, Produkte oder Bereiche. Die neuen Produkte sind im gleichen Bereich beheimatet,

wie die alten. Hierbei wird sich am Wertschöpfungsnetz orientiert, in diesem findet eine Vor-

wärts- oder Rückwärtsintegration statt. Die vertikale Diversifikation erfolgt somit in die Pro-

duktionstiefe hinein, der Wertschöpfungsanteil am Produkt steigt (Kühnle, 1999). Beispiels-

weise kann ein Schweinemastbetrieb seine Produktion vertikal diversifizieren, indem er zu-

künftig seine für die Schweinemast benötigten Ferkel (als vorgelagertes Produkt) selbst auf-

zieht, anstatt diese von einem Fremdunternehmen zu erwerben. Das neue Produkt kann so-

mit, wie in diesem Beispiel, nicht direkt für den Markt, sondern auch für den Eigenverbrauch

des Betriebes bestimmt sein.

3.3 Laterale DiversifikationBei der lateralen Diversifikation besteht kein sachlicher Zusammenhang zwischen den alten

und neuen Produkten bzw. zwischen den alten und neuen Geschäftsbereichen. Die neuen

Produkte sind für das Unternehmen vollkommen neu, sowohl aus technischer als auch aus

Diversifikation

22

wirtschaftlicher Betrachtungsweise. Sie unterscheiden sich sowohl in der Herstellung als auch

durch unterschiedliche Absatzmärkte. Synonym für den Begriff der lateralen Diversifikation

wird auch der Begriff diagonale Diversifikation verwendet. In der Landwirtschaft diversifiziert

sich ein Betrieb lateral, wenn er z.B. zum bestehenden konventionellen Ackerbaubereich in

den für ihn vollkommen neuen Bereich der ökologischen Schweinemast investiert. Es kommt

in vorliegenden Beispiel zu keiner Vorwärtsintegration im Sinne der vertikalen Diversifikation,

da die alten Ausbringungsprodukte des Unternehmens nicht als Einbringungsprodukte für das

neue Produkt benutzt werden.

Gerade in den letzten Jahren ist innerhalb der landwirtschaftlichen Betriebe Deutschlands ein

regelrechter Boom in den Bereich der erneuerbaren Energien durch die Investition in Biogas-

, Wind- und Solaranlagen erfolgt. Beispielsweise steuerten im Jahre 2010 Landwirte 21,8 %

der gesamten deutschen Neuanlagenkapazität in der Solarstromerzeugung bei (5). Die nach-

folgende Grafik zeigt die Verteilung der geplanten Investitionen in Höhe von 18,2 Mrd. der

deutschen landwirtschaftlichen Betriebe im Zeitraum 2009 bis 2012. Hieraus lässt sich ablei-

ten, dass Investitionen in die erneuerbaren Energiebereiche Solar und Biogas unter Landwir-

ten einen hohen Stellenwert einnehmen.

Abbildung 4: geplante Investitionen landwirtschaftlicher Betriebe in Erneuerbare-Ener-gie-Anlagen

Quelle: eigene Darstellung, Daten aus http://www.unendlich-viel-energie.de (6)

Investitionen landwirtschaftlicher Betriebe in technisches und wirtschaftliches Neuland, wie

z.B. in erneuerbare Energien sind laterale Diversifikationen. Wobei die Investition eines land-

wirtschaftlichen Betriebes in eine Biogasanlage eine Sonderstellung einnimmt und je nach Be-

trachtungsweise irgendwo zwischen vertikaler und lateraler Diversifikation anzusiedeln ist.

Eine Investition in eine Biogasanlage kann für landwirtschaftliche Betriebe als eine Vorwärts-

integration (dann vertikale Diversifikation) bezüglich der bestehenden Betriebsprodukte des

Diversifikation

23

Betriebes angesehen werden, aber auch als eine technische und wirtschaftliche Neuheit im

Betrieb (dann laterale Diversifikation), bspw. in Bezug auf den Absatzmarkt des neuen Pro-

duktes Strom darstellt. Die Übergänge zwischen den einzelnen Diversifikationsarten sind so-

mit fließen und nicht immer eindeutig. Vollständigkeitshalber sei hier noch die Möglichkeit der

geografischen Diversifikation erwähnt. Hier erfolgt die Diversifikation in unterschiedlichen Re-

gionen. Da dies für die überwiegende Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland

allein aus organisatorischen Beweggründen schlecht ausführbar ist, bleibt diese Art der Diver-

sifikation in der weiteren Betrachtung ausgeblendet.

3.4 Einordnung der Diversifikation in der Landwirtschaft unter Risi-

kogesichtspunktenDie Diversifikationstheorie fußt auf der Portfolio-Theorie von Markowitz. If the two original

portfolios have equal variance then typically the variance of the resulting (compound) portfo-

lio will be less than the variance of either original portfolio (Markowitz, 1952). Daraus geht

hervor, dass Kapitalanleger ihr Ertragsrisiko mittels Diversifikation ihres Aktienportfolios be-

grenzen können. Analog dazu können Unternehmen ihr Ertragsrisiko mindern, indem sie ihre

Produktpalette diversifizieren. Aber landwirtschaftliche Unternehmen können bei Fehlent-

wicklungen nach Diversifikationsinvestitionen, anders als Kapitalanleger am Kapitalmarkt, ihr

Kapital nicht sofort zurückholen und umschichten, da dieses im Unternehmen als Eigenkapi-

tal gebunden ist und die Entnahme nicht schnell möglich ist.

Die Risiken zweier Produkte können miteinander korreliert sein. Die Korrelation beschreibt

den Zusammenhang zwischen zwei Variablen. Wenn hohe Ausprägungsänderungen einer

Variablen, stets ebenfalls zu erhöhten Ausprägungsänderungen der Anderen führt, sind

diese stark miteinander korreliert. Variablen sind schwach miteinander korreliert, wenn hohe

Ausprägungsänderungen einer Variablen, zu schwächeren Ausprägungsänderungen der

zweiten Variablen führen. Wenn Ausprägungsveränderungen einer Variablen auftreten und

gleichzeitig die Ausprägungsänderungen der Anderen stets in dieselbe Richtung erfolgen,

liegt positive Korrelation vor. Bei Ausprägungsänderungen in unterschiedliche Richtungen

sind zwei Variablen negativ miteinander korreliert. Wenn zwei Variablen in keinem Zusam-

menhang miteinander stehen, dann sind diese unabhängig korreliert.

Die Risiken für landwirtschaftliche Unternehmen wurden im vorherigen Kapitel kurz vorge-

stellt. Ziel von Diversifikation ist die Reduzierung dieser Risiken. Durch das Diversifizieren

der Produktion können Schwankungen der jährlichen Gewinne reduziert werden. Wie stark

Diversifikation

24

diese Reduzierung ausfällt, ist vor allem von den Preis- und Ertragskorrelationen der produ-

zierten Güter eines landwirtschaftlichen Unternehmens abhängig. Falls die Erträge und

Preise aller produzierenden Güter eines Agrarunternehmens quasi zeitgleich steigen und fal-

len, die Preis- und Ertragsrisiken somit stark positiv miteinander korreliert sind, kann diese

Diversifikation die Ergebnisdifferenzen zwischen mehreren Perioden lediglich gering ausglei-

chen. Je geringer die Korrelation der Erträge und Preise der Unternehmensprodukte ist,

desto stärker ist der Effekt des Ergebnisausgleiches zwischen den Perioden (Kay et al.,

2004). Beispielsweise wird das Produktrisiko durch Diversifizierung nicht stark gemindert,

wenn in einem Marktfruchtbetrieb eine weitere Getreideart (Beispiel 3.1.) angebaut wird, wel-

che die gleichen Wetteranforderungen und die gleiche Vegetationszeit, wie die bereits ange-

bauten, fordert. Andererseits treten in der Landwirtschaft auch unabhängige Korrelationen

auf, beispielsweise sind die jährlichen Produktrisiken von Marktfruchtbetrieben und Tiermast-

betrieben nicht miteinander korreliert. Auch die Korrelation der Preisrisiken zwischen Acker-

früchten und Schlachtpreisen ist unabhängig voneinander. Diversifikation als Risikoreduzie-

rungsstrategie ist der Versuch die relative Schwankungsbreite der jährlichen Gesamtergeb-

nisse zu verringern, um damit die Unternehmensrisiken zu senken. Diversifikation als Risiko-

reduzierungsstrategie wäre somit am effektivsten bei stark negativ korrelierten Ergebnissen

von Produkten bzw. Bereichen und am uneffektivsten bei stark positiver Korrelation. Bezüg-

lich der Korrelationen zwischen den Ergebnissen der alten und der neuen Produkten bzw.

Betriebsbereichen in den Diversifikationsklassen lassen sich einige generelle Aussagen täti-

gen. Wenn bei horizontaler und vertikaler Diversifikation die Produkterweiterung in der Land-

wirtschaft in der Nähe der alten Produkte erfolgt, liegen in der Regel stark bis schwach aus-

geprägte positive Korrelationen für die landwirtschaftlichen Risiken (Vgl. Kapitel 2, Abb.1)

vor. Wenn es bspw. in einem vertikal diversifizierten Schweinebetrieb (Beispiel 3.2.) zum

Ausbruch einer Seuche kommt, sind davon beide Bereiche sehr stark betroffen. Sowohl bei

horizontaler, als auch bei vertikaler Diversifikation können aber auch unabhängig voneinan-

der korrelierte Risiken auftreten, beispielsweise das Preis- und Mengenrisiko in einem Mast-

betrieb für Schweine und Rinder.

Bei lateraler Diversifikation liegen für gewöhnlich stets unabhängige Korrelationen bezüglich

der Preis-, Produkt-, Verhaltens-, Gesellschafts- und Führungsrisiken und den institutionellen

Risiken vor, da der Produktzusammenhang bereits in der Definition der lateralen Diversifika-

tion ausgeschlossen wird. Am Beispiel 3.3. sollen die unabhängigen Korrelationen bezüglich

der angesprochenen Risiken nochmals verdeutlicht werden. Steigende Getreidepreise haben

keinen unmittelbaren Einfluss auf steigende Fleischpreise (Produktmärkte). Steigende Dün-

germittelpreise im Ackerbaubereich haben keine Auswirkungen auf ökologische Futtermittel

(Faktormärkte). Die Preisrisiken z.B. zwischen dem konventionellen Ackerbaubetrieb und

dem ökologischen Schweinemastbetrieb sind unabhängig korreliert. Beim Ausbruch der o.g.

Diversifikation

25

Seuche im zweiten Unternehmensbereich, ist der erste Unternehmensbereich nicht direkt

betroffen. Anders herum trifft eine Dürre lediglich den Produktbereich des konventionellen

Ackerbaubereiches und nicht den des ökologischen Schweinemastbereiches. Die Produktri-

siken sind unabhängig korreliert. Weiterhin treffen bspw. Qualitätsrisiken bei der Beschaffung

von Produktionsmitteln in einem Bereich ebenfalls den anderen nicht, daher sind die Verhal-

tensrisiken unabhängig voneinander korreliert. Veränderungen im institutionellen Bereich,

z.B. die Reduzierung der Direktzahlungen pro ha oder Greening-Anforderungen treffen den

Ursprungsbetrieb stark, den ökologischen Schweinemastbetrieb wenn, dann nur sehr gering.

Somit sind die institutionellen Risiken gleichwohl unabhängig voneinander korreliert. Eine öf-

fentliche Berichterstattung über schlechte Lebensbedingungen von Schweinen in der ökolo-

gischen Schweinemast beispielsweise kann negative Auswirkungen auf den Mastbetrieb ha-

ben, betrifft aber nicht unmittelbar den konventionellen Ackerbaubereich. Auch die Gesell-

schaftsrisiken sind bei lateraler Diversifikation meist unabhängig voneinander korreliert. Dies

trifft auch auf die Führungsrisiken zu, denn eine falsche Entscheidung in einem Geschäftsbe-

reich (z.B. zu später Erntebeginn im Marktfruchtbereich), hat keine unmittelbaren Auswirkun-

gen auf den Schweinemastbereich.

Diversifikation wird in Unternehmungen nicht nur aufgrund von Risikoreduzierung eingesetzt,

sondern auch um Renditeeffekte durch Verbundeffekte (economies of scope) zu generieren.

There are economies of scope where it is less costly to combine two or more product lines in

one firm than to produce them separately (Panzar et al., 1981). Economies of scope sind also

Wirtschaftlichkeitsvorteile für die gemeinsame Produktion mehrerer Produkte eines Unterneh-

mens. Hierbei werden Synergieeffekte genutzt und Effizienzsteigerungen erzielt. Beispiels-

weise führen Maschinen, die in mehreren Bereichen des Unternehmens zu unterschiedlichen

Zeiten eingesetzt werden können, zu einer steigenden Auslastung von Produktionsfaktoren.

Economies of scope können ebenfalls durch die Senkung von Transaktionskosten gewonnen

werden, wenn wie im Beispiel 3.1.2. die intern produzierten Ferkel als Inputprodukt zur Schwei-

nemast nicht über den Markt erworben werden. Zu den Transaktionskosten zählen bspw. Be-

schaffungskosten, Anbahnungs- und Vereinbarungskosten, Kosten für die Informationsbe-

schaffung und Kontrollkosten. Wenn also die internen Transaktionskosten günstiger sind, als

die Externen, kommt es zu Kostenvorteilen. Die Voraussetzungen für positive economies of

scope sind, dass möglichst viele gemeinsame Ressourcen, z.B. Produktionsfaktoren, Beschaf-

fungs- und Absatzmarktkenntnisse vorliegen und nach einer Diversifikation für beide Produkte

oder beide Bereiche genutzt werden können. Verbundkosten in der Landwirtschaft können

auch negativen Charakter annehmen. Beispielsweise kann die Überforderung von Mitarbei-

tern, welche nach der Diversifikation in zwei Unternehmensbereichen eingesetzt werden sol-

len, zu negativen Auswirkungen im Ausgangsbereich führen. Je ähnlicher das Aufgabenspek-

Diversifikation

26

trum in einem Unternehmen ist, umso eher lassen sich Economies of scope realisieren. Grund-

gedanke hierbei ist, dass ähnliche Aufgaben zu Verbundvorteilen und Kostensynergieeffekten

führen (Picot et al., 1999). Daraus ergibt sich, dass positive economies of scope eher im Be-

reich der horizontalen und vertikalen Diversifikation, also im Bereich der ausgangsprodukti-

onsnahen Diversifikation anzutreffen sind, als in der lateralen Diversifikation.

3.5 Fazit DiversifikationDiversifikation kann horizontal, vertikal und lateral erfolgen. Die Korrelation zwischen den Ri-

siken der jeweiligen Produkte bzw. Bereiche spielt in einem diversifizierten Unternehmen

eine große Rolle zur Beurteilung der Risikoreduzierung durch Diversifikation. Bei lateraler Di-

versifikation ist die Korrelation der Risiken zweier Produkte oder Bereiche tendenziell am un-

abhängigsten im Vergleich zu den beiden anderen Diversifikationsarten. Demzufolge ist der

durch Diversifikation erwünschte Effekt der Risikoreduzierung im Unternehmen, wiederum im

Vergleich zu den beiden anderen Diversifikationsarten, tendenziell bei der lateralen Diversifi-

kation am erfolgversprechendsten. Gleichzeitig sind jedoch die Synergiepotentiale, ebenfalls

aufgrund des Fehlens des sachlichen, wirtschaftlichen und technischen Zusammenhangs

zwischen den Produkten, bzw. Geschäftsbereichen, am kleinsten bei der lateralen Diversifi-

kation im Vergleich zur horizontalen und vertikalen Diversifikation. Landwirtschaftliche Unter-

nehmen können eine laterale Diversifikationsstrategie sowohl innerhalb der landwirtschaftli-

chen Betätigungsfelder, als auch außerhalb dieser suchen. Abgesehen von der Vorwärtsin-

tegration der horizontalen Diversifikation entlang des Wertschöftungsnetzes, stellen alle an-

deren Investitionen von landwirtschaftlichen Unternehmen in nichtlandwirtschaftlichen Berei-

che, z.B. erneuerbare Energien (Solar, Wind), Tourismus (Ferien auf dem Bauernhof) oder

Immobilienwirtschaft (Vermietung von Wohnungen), laterale Diversifikationen des landwirt-

schaftlichen Unternehmens dar.

Landwirtschaftlichen Betrieben stehen bei Expansionen in das landwirtschaftliche Betäti-

gungsfeld Restriktionen gegenüber. Diese sind z.B. die Faktorenknappheit bei Boden in der

landwirtschaftlichen Produktion oder die Anbauobergrenzen bei Marktfrüchten. Diese Rest-

riktionen treten für landwirtschaftliche Betriebe nicht auf bei Investitionen in außerlandwirt-

schaftliche Bereiche. Überlegungen von Betriebsleitern zur lateralen Diversifikationsstrategie

werden also nicht allein aus Risikogesichtspunkten, sondern auch aus Gründen der Unter-

nehmenswachstumsmöglichkeiten angestellt. Daher ist diese Spezialform der Diversifizie-

rung gewählt worden, um sie mit der Spezialisierungsexpansion zu vergleichen. Im Folgen-

den wird sich bei der Diversifikationsbetrachtung auf den Fall der lateralen Diversifikation be-

schränkt.

Spezialisierung

27

4 SpezialisierungNeben Diversifizierungsstrategien können in Unternehmenswachstumsphasen auch Speziali-

sierungsstrategien umgesetzt werden. Im Folgenden wird zunächst der Begriff Spezialisierung

erklärt und danach auf die Spezialisierung in der Landwirtschaft eingegangen.

4.1 BegriffserklärungIm Rahmen dieser Arbeit wird der Begriff Spezialisierung als Anonym des Begriffes Diversifi-

zierung verwandt. Auf der Unternehmensebene treten in Wachstumsphasen Entscheidungs-

probleme bezüglich der zukünftigen Unternehmensausgestaltung auf. Ausgangspunkt der

Überlegungen stellt ein Ein-Produkt-Unternehmen bzw. ein Ein-Produktbereich-Unternehmen

aus der Landwirtschaft dar, ein also bereits spezialisiertes Unternehmen mit einem homoge-

nen Betätigungsfeld. Spezialisierungsstrategien in betrieblichen Expansionsphasen im Rah-

men dieser Arbeit, sollen somit Weiterspezialisierungen bzw. Produkt- oder Bereichsintensi-

vierungen von diesen spezialisierten landwirtschaftlichen Betrieben darstellen. Spezialisierung

in dieser Masterarbeit ist verbunden mit der Strategie des Strebens nach der Kostenführer-

schaft ( overall cost leadership ) nach Porter (Porter, 1998). Im Weiteren wird ausdrücklich

nicht der Begriff der Intensivierung verwendet, da dieser in der Landwirtschaft vornehmlich im

Bereich der Bewirtschaftungsweise, also intensiv vs. extensiv, bereits stark verwendet findet.

Ebenfalls werden nicht die Begriffe Fokussierung oder Konzentration auf Kernkompetenzen in

Bezug auf das o.g. Entscheidungsproblem verwendet, da diese Begriffe sich auf bereits diver-

sifizierte Unternehmen beziehen, die ihre Diversifizierung bzw. ihre Diversifizierungsbereiche

reduzieren oder es um Nischenstrategien, focus (Porter, 1998) geht.

4.2 Spezialisierung in der LandwirtschaftLandwirtschaftliche Unternehmungen müssen, analog zu anderen Wirtschaftssubjekten, ihre

Stückkosten reduzieren, damit sie bei teilweise sinkenden Erzeugerpreisen und steigenden

Betriebsmittelpreisen noch Gewinne erwirtschaften. Die Gewährleistung einer jederzeitigen

Liquidität und die Erlangung der Kostenführerschaft sind die untrennbaren Voraussetzungen

für eine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit (Fuhrmann, 2012). Dadurch kommt es zu einem

natürlichen Streben landwirtschaftlicher Unternehmen hin zu steigenden Betriebsgrößen. Als

Indiz hierzu können die Entwicklung der Bestandsgrößenklassen des Tierbestandes von 1999

2010 in Deutschland zu Rate gezogen werden (siehe Tabelle 2). Die folgende Tabelle gibt

Auskunft über die Entwicklung ausgewählter Tierbestände, die Entwicklung der Anzahl der

dazugehörigen Großbetriebe und die durchschnittlichen Betriebsgrößenänderungen in den

Tierproduktionsbereichen Schweinemast, Masthühner und Rinderhaltung in Deutschland.

Spezialisierung

28

Tabelle 2: Entwicklungen in der deutschen Landwirtschaft bei Mastscheinen, Masthüh-nern und Rindern von 1999-2010

Quelle: Eigene Darstellung, Daten aus http://www.bmelv-statistik.de (7)

Aus ihr ist zu entnehmen, dass die Betriebsgrößen in der Tierproduktion in Deutschland von

1999 2010 stark gestiegen sind und dies sowohl in einem wachsenden Gesamtmarkt

(Masthühner), ebenso in einem nahezu konstantem Gesamtmarkt (Schweine), als auch in ei-

nem schrumpfenden Gesamtmarkt (Rinder).

Durch eine Produktionsausweitung im spezialisierten Unternehmensbereich kommt es in der

Regel zu positiven Rentabilitäts- oder Renditeeffekten im Vergleich zum selben Unternehmen

ohne Produktionsausweitung. Diese positiven Renditeeffekte begründen sich auf die econo-

mies of scale (Skaleneffekten). Economies of Scale sind Kostenersparnisse, die bei gegebe-

ner Produktionstechnik und wachsender Ausbringungsmenge infolge konstanter Fixkosten

auftreten (8). Economies of scale stellen Größenkostenersparnisse dar.

Wenn in einem Betrieb die Steigerung der Produktionsfaktoren zu einer proportionalen Stei-

gerung der Ausbringungsmenge führt, sind die Skaleneffekte konstant. Die Skalenelastizität

nimmt hierbei den Wert 1 an. Bei negativen Skaleneffekten führt eine Steigerung der einge-

setzten Produktionsfaktoren zu einer unterproportionalen Steigerung der Ausbringungs-

menge. Die Skalenelastizität ist folglich geringer als der Wert 1. Bei positiven Skaleneffekten

führt eine Steigerung der eingesetzten Produktionsfaktoren zu einer überproportionalen Stei-

gerung der Ausbringungsmenge. Die Skalenelastizität nimmt hierbei dementsprechend einen

Wert größer als 1 an. Skaleneffekte treten in landwirtschaftlichen Betrieben folglich bei Pro-

duktionsveränderungen auf. Um dies zu verdeutlichen dient beispielsweise ein Marktfruchtbe-

trieb als Ausgangspunkt. Erhöht der Ausgangsbetrieb nun seinen Düngemitteleinsatz um 10

% und die Ausbringungsmenge (bei ansonsten konstanten Bedingungen) steigt ebenfalls um

10%, dann liegen konstante Skalenerträge vor. Kommt es lediglich zu einer Steigerung der

Spezialisierung

29

Erntemenge um 5 % treten negative Skaleneffekte auf. Erhöht sich diese allerdings um 15%,

treten positive Skaleneffekte auf.

Nach betrieblichen Expansionen von spezialisierten Unternehmen treten für gewöhnlich posi-

tive Skaleneffekte, also sinkende Grenzkosten im Unternehmen auf. Die Ursachen für diese

Spezialisierungsgewinne von landwirtschaftlichen Betrieben nach einer Expansion in den be-

stehenden Produktbereich sind in Abbildung 5 dargestellt. Spezialisierungsgewinne nach Ex-

pansionen in landwirtschaftlichen Unternehmen können aus der Fixkostendegression, dem

Erzielen von Effizienzvorteilen und aus Lern-/ bzw. Erfahrungseffekten resultieren.

Abbildung 5: Ursachen von Spezialisierungsgewinnen in der Landwirtschaft nach be-trieblicher Expansion

Quelle: eigene Darstellung

Die Fixkostendegression bezeichnet den Effekt, dass sich bei steigenden Produktionsmen-

gen die Fixkosten eines Unternehmens auf höhere Produktionsstückzahlen verteilen. Die Fix-

kosten je Stück sinken somit bei steigender Ausbringungsmenge. Ein Beispiel hierzu wäre das

Sinken der betrieblichen Verwaltungskosten bei steigender Ausbringungsmenge pro Stück-

zahl.

Effizienzvorteile bei betrieblicher Spezialisierungsexpansion entstehen durch die Verbesse-

rung der Auslastung der Produktionsfaktoren, z.B. Traktorenauslastung. Effizienzgewinne

können ebenfalls durch den Einsatz von produktiverer Spezialtechnik entstehen. Es gibt bei

auch in der Landwirtschaft spezielle Technik, die nur in bestimmten Größen rentabel einsetz-

bar ist, aufgrund ihrer hohen Investitions- und ihrer Betriebskosten, z.B. produktivere Melk-

technik. Ebenfalls können nach einer landwirtschaftlichen Spezialisierungsexpansion Effizi-

enzvorteile aus erhöhter Arbeitsteilung realisiert werden. Außerdem sinken die relativen Trans-

aktionskosten sowohl für die Beschaffung, als auch für den Absatz. Effizienzvorteil führen

dementsprechend zu sinkenden variablen Kosten.

Spezialisierung

30

Lern-/ bzw. Erfahrungseffekte haben positive Auswirkungen auf Spezialisierungsgewinne.

Der Kenntnisstand, sowohl beim produzierten Gut, als auch die im Produktionsprozess, z.B.

Spezialkenntnisse im technischen Bereich, erhöhen sich durch ein intensiveres Beschäftigen

mit dem Produkt und den dazugehörigen Produktionsprozess. Moderne Produktionstechnik

und Managementmethoden erfordern umfangreiches Know-How, welches nur durch die Spe-

zialisierung auf bestimmte Betriebszweige erreicht und gehalten werden kann (Jungbluth,

2011), z.B. automatische Melksysteme. Die fachliche Kompetenz, sowohl der Mitarbeiter, als

auch der Führung steigt durch Ausweitung der bestehenden Produktion. Der Erfahrungskur-

veneffekt besagt, dass mit zunehmender produzierter Stückzahl ein Lernprozess zur effizien-

teren Produktion einhergeht und dadurch die variablen Stückkosten sinken. Die Gewinne aus

den Erfahrungskurveneffekten (Sinken der variablen Stückkosten) treten somit durch Spezia-

lisierungsexpansionen schneller ein, als ohne diese Produktionsausweitung. Lern- bzw. Erfah-

rungseffekte können in landwirtschaftlichen Betrieben ebenfalls positive Auswirkungen auf die

Ausbringungsmenge haben, z.B. in der Schweinezucht durch reduzierte Ferkelverluste pro

Sau.

Durch das Generieren von Spezialisierungsgewinnen erhöht sich die Rendite von Unterneh-

men nach einer Spezialisierungserweiterung. Der Gewinn des Unternehmens steigt in Abhän-

gigkeit der Höhe des Spezialisierungsgewinnes überproportional zur Steigerung der Ausbrin-

gungsmenge aufgrund der oben beschriebenen Ursachen der Spezialisierungsgewinne. Ren-

ditesteigerungen in landwirtschaftlichen Betrieben mindern das langfristige Ertragsrisiko. In

ertragreichen Jahren können landwirtschaftliche Unternehmen über die zusätzlich generierte

Rendite ihre Risikoversorge für ertragsschwache Jahre ausbauen. In ertragsschwachen Jah-

ren steht diese zum einen zur Verfügung und zum anderen sorgt der zusätzliche Renditeeffekt

auch in ertragsschwachen Jahren für zusätzlichen Gewinn bzw. für reduzierte Verluste. Daher

haben Spezialisierungsgewinne einen positiven Einfluss auf das Illiquiditäts- und Überschul-

dungsrisiko von landwirtschaftlichen Unternehmen. Generell verursachen Spezialisierungsex-

pansionen jedoch auch absolut erhöhte Preis- und Produktrisiken, weil sich die Marktpräsen-

zen (im Preisrisiko) und die Produktionsprozesse (im Produktrisiko) auf ein oder wenige Pro-

dukte beziehen. Diese Risiken können durch Risikoreduzierungsmaßnahmen, der Risikomin-

derung und der Risikoüberwälzung (Vgl. Kap. 2.4.) ausgeschlossen oder reduziert werden.

Spezialisierungsexpansionen erhöhen ebenfalls die absoluten Gesellschaftsrisiken, denn oft-

mals entscheiden nicht die technisch machbaren Optionen über die Größe des Betriebes, son-

dern äußere Umstände, wie fehlende Akzeptanz gegenüber der stark spezialisierten Landwirt-

schaft in der Öffentlichkeit; oder restriktive bauliche Vorgaben (Hortmann-Scholten, 2011).

Spezialisierung

31

4.3 Fazit SpezialisierungGrößenwachstum und damit verbundene Spezialisierung sind für eine Landwirtschaft, die im

internationalen Wettbewerb steht, zwingend (Hoff, 2011). Dieses Größenwachstum kann

durch Investitionen im spezialisierten Unternehmensbereich ermöglicht oder forciert werden.

Durch Spezialisierungsexpansionen treten Spezialisierungsgewinne auf. Diese wiederum min-

dern die Insolvenzrisiken des expandierten Unternehmens. Andererseits erhöhen sich z.B. die

Preis- und Produktrisiken in landwirtschaftlichen Unternehmen durch eine Spezialisierungsex-

pansion, welches wiederum die Insolvenzrisiken tendenziell erhöht. Analog zu den Ausführun-

gen in Kapitel 3.5. zu den Wachstumsgrenzen bei innerlandwirtschaftlicher Diversifikation be-

stehen diese Restriktionen auch und aufgrund des reduzierteren Expansionsfeldes teilweise

besonders stark für Spezialisierungsinvestitionen.

Modellsimulation

32

5 ModellsimulationUm die Vorüberlegungen zum Vergleich der lateralen Diversifikation zur Spezialisierung unter

Risikogesichtspunkten zu überprüfen, wurde im Rahmen dieser Masterarbeit ein dementspre-

chendes Modell entworfen und danach simuliert. Dieses stark vereinfachte Modell geht von

einem bestehenden fiktiven landwirtschaftlichen Betrieb aus, welcher derzeit in einem land-

wirtschaftlichen Bereich tätig ist. Dieses Ausgangsunternehmen möchte eine Wachstums- o-

der Erweiterungsinvestition durchführen. Die Unternehmensführung dieses Betriebes steht vor

der Entscheidung die bestehende Produktion mit einer Investition entweder weiter zu spezia-

lisieren (Investition S) oder lateral zu diversifizieren (Investition D). Durch die Spezialisierungs-

erweiterung kommt es zu einer höheren Ausbringungsmenge aufgrund von Spezialisierungs-

gewinnen. Nach der lateralen Diversifikation produziert das Unternehmen dann zwei Produkte

mit unabhängigen und außerdem reduzierten Deckungsbeitragsentwicklungen. Daraus resul-

tiert die folgende Modellmodifikation:

Annahmen: x(P1) = x(P2) =1000; XSG 0; vDB(P1) vDB(P2), DB(P1) DB(P2)

Ausgangsunternehmen: XA = x(P1); VDB(A) = XA * vDB(P1)

Spezialisierung: XS = 2 * x(P1)+ XSG; VDB(S) = XS * vDB(P1)

Laterale Diversifikation XD = x(P1)+x(P2); VDB(D)= (x(P1)* vDB(P1)+ x(P2)* vDB(P2))/2

(mit: x(P1) => Ausbringungsmenge von Produkt 1

x(P2) => Ausbringungsmenge von Produkt 2

XSG => Ausbringungsmenge aufgrund des Spezialisierungsgewinnes

vDB(P1) => Volatilität des Stückdeckungsbeitrages des Produktes 1

vDB(P2) => Volatilität des Stückdeckungsbeitrages des Produktes 2

DB(P1) => Stückdeckungsbeitrag des Produktes 1

DB(P2) => Stückdeckungsbeitrag des Produktes 2

XA => Ausbringungsmenge des Ausgangsunternehmens

XS => Ausbringungsmenge nach Spezialisierungserweiterung

XD => Ausbringungsmenge nach lateraler Diversifikationserweiterung

VDB(A) => Volatilität des Gesamt-Deckungsbeitrages des Ausgangsunternehmens

VDB(S) => Volatilität des Gesamt-Deckungsbeitrages nach Spezialisierungserweiterung

VDB(D) => Volatilität des Gesamt-Deckungsbeitrages nach lateraler Diversifikationserweiterung)

Modellsimulation

33

Für die Investitionsentscheidung sollen rein betriebswirtschaftliche Ergebnisse unter Risikoge-

sichtspunkten betrachtet werden. Persönliche Beweggründe für oder gegen die Investitions-

entscheidung, welche sich aus Motiven der Moral Hazard Theorie ableiten lassen, wie z.B.

Macht und Prestige der Unternehmensführung, sowie persönliche Präferenzen der Entschei-

der, sollen keine Rolle im simulierten Modell spielen. Produktionsanpassungen durch die Un-

ternehmensführung werden im Modell ebenfalls außen vorgelassen. In den Simulationsmo-

dellen wurden keine Annahmen bezüglich den unterjährigen, saisonalen Schwankungen von

Input- und Outputpreisen getroffen, da diese in vielen Bereichen der Landwirtschaft nach sai-

sonalen Mustern erfolgen, z.B. Schweinepreis, Milchpreis. Unterjährige saisonale Schwankun-

gen stellen somit kein Risiko dar, denn diese sind überschaubar und eigentlich nicht unsicher.

Bevor die Ergebnisse der Simulation vorgestellt werden, werden zunächst die Determinanten

des Entscheidungsproblems dargestellt, dann die Modellannahmen und danach die Vorge-

hensweise erläutert.

Das Modell wird in Excel mit Hilfe der @risk Funktion, Monte Carlo Simulation, Version 6

(http://www.palisade.com/risk) unter Anwendung der Vorlage aus dem Vorlesungsskript Bu-

sinessplan und Operational Research aus dem Wintersemester 2012/2013 der Hochschule

Neubrandenburg (Fuchs, 2012) simuliert.

5.1 Determinanten des EntscheidungsproblemsDas Entscheidungsproblem der zuvor beschriebenen Erweiterungsinvestition besitzt bestim-

mende Faktoren, also Einflussgrößen, welche die Simulationsergebnisse beeinflussen. Diese

sollen hier kurz genannt und erläutert, sowie ihre jeweiligen Ausprägungen im Modell dargelegt

werden.

Tabelle 3: Einflussgrößen des Entscheidungsproblems

Determinante Ausprägung im ModellSchwankungsbreite DB alt (DB1) Von 0 bis 90 pro ProdukteinheitEffekt aus Spezialisierungsgewinn von 0 bis 25 Prozent erhöhter OutputSchwankungsbreite DB neu (DB2) von identischer Schwankungsbreite zu DB 1 bis zu

konstantem DB 2, (nicht korreliert zu DB 1)Zinssatz Darlehen Von 3 % bis 9 % , normalverteiltProduktionsausfall/Totalverlust(mit Versicherung)

Totalverlust ja oder nein, bei ja DB=0 , zufällig,alle 100 Perioden (Wahrscheinlichkeit 1%)

Eigenkapitalausstattung(Liquiditätssituation)

0 % EK vor Investition 100 % EK nach Investition

Quelle: Eigene Darstellung

Die Einflussgrößen, welche im Rahmen der durchgeführten Simulationen die daraus folgen-

den Ergebnisse beeinflussen, sind die Schwankungen der Höhe des Deckungsbetrages, des

Modellsimulation

34

Spezialisierungsgewinnes, des Darlehenszinssatzes, der Produktionsausfallvariation, sowie

der Eigenkapitalausstattung.

Die Deckungsbeiträge je Produktionseinheit in landwirtschaftlichen Unternehmungen sind auf-

grund der im Kapitel 2 dieser Arbeit beschriebenen Preisrisiken (sowohl auf der Input-, als

auch auf der Outputseite) schwankend. Dieser Effekt wird im Rahmen des simulierten Modells

über die Schwankungen der Deckungsbeiträge in jeder Periode dargestellt. Je größer der

Stückdeckungsbeitrag pro Periode ist, desto höher wird der Periodengewinn ausfallen. Als

kleinstmöglicher Stückdeckungsbeitrag wird im Modell der Deckungsbeitrag von 0 angese-

hen. Ein Stückdeckungsbeitrag von 0 bedeutet, dass der erzielte Preis pro Stück (bspw. pro

Schlachtschwein) exakt seinen variablen Kosten entspricht. Bei einem Stückdeckungsbeitrag

von 0 erleidet das Modellunternehmen Verluste, da der Gesamtdeckungsbeitrag (Stückde-

ckungsbeitrag x Absatzmenge) die Fixkosten des Beispielunternehmens nicht decken kann.

Die Stückdeckungsbeiträge sind im Modell periodisch wechselnd, gleichverteilt und zufällig

schwankend, dem Ursprungsmodell folgend wird dies zwischen 0 und 90 sein.

Ein wesentlicher Grund für landwirtschaftliche Unternehmen sich durch eine Investition (Inves-

titionsalternative S) in den vorhandenen Unternehmensbereich zu erweitern, sind Spezialisie-

rungsgewinne. Diese wurde demgemäß in das entworfene Modell eingebaut und zwar in die

Simulation S zur Investitionsalternative S (Spezialisierung). In Abhängigkeit der Höhe des re-

lativen Spezialisierungsgewinns, erhöht sich im Modell die Ausbringungsmenge zwischen 0%

und 25%, somit werden nur positiv kumulierte Spezialisierungsauswirkungen simuliert. Daraus

ergibt sich ein Renditeeffekt bei der Simulation S. Je höher der Spezialisierungsgewinn ist,

desto höher ist die durchschnittliche Rendite, also der interne Zinsfuß (vor Zinsen und Steuern)

der Investitionsalternative S. Ist der Spezialisierungsgewinn 0 verfügt das neue Gesamtunter-

nehmen nach Investition S über denselben internen Zinsfuß, wie das Ausgangsunternehmen

ohne Investition. Der Spezialisierungsgewinn in Simulation S schwankt im Modell zu Beginn

jeder Iteration (danach konstant), gleichverteilt und zufällig zwischen 0% und 25% in Fünfpro-

zentschritten.

Bei lateraler Diversifikation nimmt ein bestehendes Unternehmen ein neues Produkt oder ei-

nen neuen Bereich in sein Produktionsprogramm auf. Zwischen dem alten und neuen Produkt

bzw. Unternehmensbereichen besteht kein Zusammenhang. Im Rahmen des Modells wird da-

von ausgegangen, dass dadurch keinerlei oder zu vernachlässigende Synergieeffekte, also

Kostenvorteile auftreten. Der darzustellende Vorteil in der Simulation D (Simulation laterale

Diversifikation) zur Investitionsalternative D wird über den Deckungsbeitrag des neuen Pro-

duktes simuliert. Die Stückdeckungsbeiträge des neuen Produktes (DB2) sind im Vergleich zu

den Stückdeckungsbeiträgen des alten Produktes (DB1) unabhängig, also nicht miteinander

Modellsimulation

35

korreliert. Im Modell erfolgt weiterhin die Reduzierung der Schwankungsbreite DB2 in der Si-

mulation D (laterale Diversifikation) zu Beginn jeder Iteration (danach konstant), gleichverteilt

und zufällig zwischen 0% und 100% in 9 gleichen Schritten. Dadurch entstehen zehn Schwan-

kungsbreitenreduzierungssituationen von nicht reduziert bis komplett reduziert. Im Fall der

100% Reduzierung der Volatilität des DB2 zum DB1 stellt sich in jeder Periode der gleiche

Stückdeckungsbeitrag von 45 ein. Da im Modell der Simulation D beide Produkte bzw. Be-

reiche fixe Kosten in identischer Höhe tragen und in beiden Produkten die durchschnittlichen

Stückdeckungsbeiträge und Ausbringungsmengen identisch sind, haben in der Simulation D

beide Produkte bzw. Bereiche denselben internen Zinsfuß (vor Zinsen und Steuern). Dieser

ist mit dem internen Zinsfuß (vor Zinsen und Steuern) des Ausgangsunternehmens identisch.

Eine weitere Einflussgröße unter Risikogesichtspunkten in einem landwirtschaftlichen Unter-

nehmen ist der Darlehenszinssatz. Je höher dieser ausfällt, desto geringer ist der Gewinn

(nach Zinszahlungen) eines Unternehmens mit Verbindlichkeiten. Der Darlehenszins ist von

verschiedenen Faktoren abhängig, wie z.B. der Bonität des Darlehensnehmers, dem aktuellen

Marktzinsniveau oder dem Finanzierungsinstitut. Ein Darlehenszins kann im Darlehensauf-

nahmezeitpunkt über die Zinsbindungsdauer fix gestaltet werden, das Zinsänderungsrisiko im

Verlauf der Zinsbindungsdauer kann damit ausgeschlossen werden. Im Modell wird angenom-

men, dass die Zinsbindungsdauer des jeweiligen Darlehen die betrachteten Perioden über-

steigt, somit wird hier nur das Zinsrisiko am Beginn einer jeden Iteration betrachtet. Der Dar-

lehenszinssatz in den Simulationen S und D schwankt im Modell zu Beginn jeder Iteration

(danach konstant), normalverteilt und zufällig zwischen 3% und 9%.

Der Produktionsausfall oder Totalverlust stellt ein extremes Mengenrisiko innerhalb der

Landwirtschaft dar, beispielsweise wenn durch eine Tierseuche der gesamte Tierbestand Not-

geschlachtet werden muss oder es zu einem Brand in Stallungen kommt. Auch dieses Risiko

kann mit Hilfe von entsprechenden Versicherungen ausgeschlossen werden und wird im Mo-

dell ausgeschlossen. Aufgrund dieses Ereignisses kommt es jedoch zumeist in der Folgeperi-

ode zu einer Verzögerung bei der Ingangsetzung der neuen Produktion, diese Situation soll

im Modell mit der Totalverlustvariation nachgebildet werden. Es wird angenommen, dass dabei

der Deckungsbeitrag in einer Periode aufgrund der Mengenkomponente auf 0 sinkt. Das To-

talverlustrisiko wird bei beiden Investitionsalternativen zufällig alle 100 Perioden, also mit ein

Prozent Wahrscheinlichkeit simuliert. Im lateral diversifizierten Modellunternehmen (Investiti-

onsalternative D) kann der Totalverlust bei zwei Produkten bzw. in zwei Bereichen auftreten.

Bei der Betrachtungsweise von landwirtschaftlichen Erweiterungsinvestitionen darf unter Risi-

koaspekten die Ausstattung der Unternehmen mit Eigenkapital und Liquidität nicht feh-

len. Es liegt auf der Hand, dass landwirtschaftliche Betriebe, die mit relativ viel Eigenkapital

Modellsimulation

36

und somit auch mit relativ wenig Fremdkapital ausgestatten sind, besser gegen Insolvenzrisi-

ken in Krisensituationen gewappnet sind. Um die unterschiedlichen Eigenkapitalausstattungs-

situationen von Unternehmen darzustellen, wird im Modell ebenfalls die finanzielle Ausgangs-

situation variiert. Hierfür wird sowohl für die Simulationen S, als auch für die Simulation D zu

Beginn jeder Iteration (danach konstant), eine finanzielle Ausgangssituation gleichverteilt und

zufällig zugewiesen. Diese schwankt im Modell zwischen 0% Eigenkapital vor der Erweite-

rungsinvestition und 0% Fremdkapital nach dieser Investition. Die Ausprägungen der Eigen-

kapitalsituation erstrecken sich nach der Investition von 0% (0 ) Eigenkapital in 5% (40.000

)-Schritten bis auf 100% (800.000 ). Es entstehen somit 21 Anfangssituationen zur Eigen-

kapitalausstattung.

Die vorgestellten Determinanten des Modells stellen ebenfalls Modellannahmen dar, daher

werden diese in den folgenden Modellannahmen der Übersichtlichkeit erneut aufgezählt, aber

nicht nochmals beschrieben. Die unter Kapitel 6 folgende Auswertung des Modells unter Risi-

kogesichtspunkten erfolgt anhand der hier beschriebenen Determinanten und deren Ausprä-

gungen.

Modellsimulation

37

5.2 AnnahmenUm ein möglichst einfaches und realitätsnahes Modell zum Entscheidungsproblem Vergleich

von Risiko bei lateraler Diversifikation vs. Spezialisierung zu erzeugen, wurden im Rahmen

der Modellkonstruktion zusätzlich zu den Annahmen über die Einflussfaktoren, weitere Annah-

men getroffen. Diese werden im Weiteren zusammen mit ihren Modellausprägungen, hinsicht-

lich der Übersichtlichkeit anhand von vier Tabellen aufgelistet und nachstehend erläutert. Die

Annahmen unterteilen sich in allgemeine Annahmen, Annahmen über den Ausgangsbetrieb,

über die Simulation S (Spezialisierung) und über die Simulation D (laterale Diversifikation).

Tabelle 4: allgemeine Annahmen über alle Simulationen

Annahmen I Ausprägung im ModellBestehender Ein-Produkt-Betrieb2 Erweiterungsalternativen Simulation S und Simulation DZeit 12 Jahres Modell (12 Perioden)Guthabenzins (Festgeld) 2 %Kontoüberziehung Max. 50.000Zinssatz Kontokurrentkredit Durchschnittszins 10%, schwankend zwischen 8% und

12%, zufällig, normalverteilt, Änderung einmal pro Jahrin jeder Iteration

Illiquiditätssituation Bei Kontoüberziehung > 50.000Überziehungszinssatz 5%Zinssatz Darlehen Von 3 % bis 9 % zufällig, gleichverteilt, fix bis Laufzeit-

endeTilgung Darlehen 20 Jahre (Annuitätendarlehen), 10.000 Sondertilgung

p.a., wenn möglichProduktionsausfall/Totalverlust(mit Versicherung)

Totalverlust ja oder nein, bei ja DB=0 , zufällig,alle 100 Perioden (Wahrscheinlichkeit 1%)

Überschuldungssituation Bei negativem EigenkapitalEinkommenssteuer Laut Einkommensteuertarif Deutschland 2013

Quelle: Eigene Darstellung, Einkommenssteuertarif aus http://bundesrecht.juris.de (9)

Der bestehende Ein-Produkt-Betrieb möchte entweder Investition S oder Investition D durch-

führen. Das Modell betrachtet den Prognosezeitraum von 12 Jahren nach der jeweiligen In-

vestitionsentscheidung. Bei positivem Kontostand am Ende jeder Periode erfolgt eine Fest-

geldanlage zu 2% Zinsen, dieses wird aufgelöst bei negativem Kontostand. Das Konto kann

bis in einer Höhe von 50.000 überzogen werden, daraufhin werden Kontokurrentkreditzinsen

fällig. Die Höhe dieser ist durchschnittlich 10% und schwankt zwischen 8% und 12 % in allen

Iterationen jährlich, zufällig und normalverteilt. Reicht der bestehende Kontokurrentkredit in

einer Periode nicht vollständig aus, so besteht eine Illiquiditätssituation. Diese führt im Modell

nicht zur sofortigen Insolvenz. Es wird vielmehr davon ausgegangen, dass sich weitere Gläu-

biger, beispielsweise aus dem Freundes- und Familienkreis, finden lassen, um dem Betrieb

die fehlende Liquidität zur Verfügung zu stellen, um das Unternehmen weiterzuführen. Der

Zinssatz für den Betrag, welcher den Kontokorrentkredit übersteigt wird mit 5% angenommen.

Wird die Erweiterungsinvestition ganz oder teilweise mit Fremdkapital finanziert schwankt der

Modellsimulation

38

Zinssatz im Zeitpunkt der Darlehensaufnahme zwischen 3% und 9%, wie bereits in den De-

terminanten beschrieben. Das Darlehen wird als Annuitätendarlehen mit einer Laufzeit und

Zinsbindung von 20 Jahren und einer jährlichen Sondertilgungsmöglichkeit von 10.000 kal-

kuliert. Eine Überschuldungssituation entsteht, wenn das Eigenkapital des Planunternehmens

unter 0 sinkt. Für diesen Fall endet die Simulation analog zur Illiquiditätssituation ebenfalls

nicht. Es wird davon ausgegangen, dass sich Eigenkapitalgeber, beispielsweise aus dem

Freundes- und Familienkreis, finden lassen, um dem Betrieb das fehlende Eigenkapital zur

Verfügung zu stellen, um das Unternehmen weiterzuführen. Eine Einkommenssteuerzahlung

wird im Modell bei positiven Periodenergebnissen laut Einkommenssteuertarif 2013 abgeführt.

Nach den allgemeinen Annahmen über alle Simulationen, gibt es weitere Annahmen, die den

Ausgangsbetrieb betreffen, diese sind in Tabelle 5 dargestellt.

Tabelle 5: Annahmen über den Ausgangsbetrieb

Annahmen II Ausprägung im ModellDurchschn. DB pro PE 45Schwankung DB pro PE 0 - 90 gleichverteiltAusbringungsmenge p.a. 1000, keine Mengenänderung im ZeitverlaufDurchschnittlicher Gesamt-DB p.a. 45000Schwankung Gesamt-DB p.a. 0 - 90.000 gleichverteiltFixkosten vor Finanzierungskosten p.a. 15.000Interne Verzinsung (vor St. u. Z.) 7,5 %EK-Situation (und Liquidität) zwischen 0 EK und 100 % EK + 400.000 Liqui-

dität, zufällig, gleichverteilt schwankendAltdarlehenszins p.a. 6 %Tilgungsrate p.a. Annuitätendarlehen (Laufzeit 15 Jahre)

Quelle: Eigene Darstellung

Der durchschnittliche Stückdeckungsbeitrag oder der Deckungsbeitrag pro Produktionseinheit

wird im Ausgangsbetrieb auf 45 festgelegt, er schwankt wie in den Determinanten beschrie-

ben. Die Ausbringungsmenge des Betriebes ist konstant bei 1.000 Stück pro Periode, die Fix-

kosten des Betriebes vor Finanzierungskosten betragen 15.000 pro Periode. Daraus ergibt

sich ein durchschnittlicher Betriebsdeckungsbeitrag (Gesamt-DB) pro Jahr von 45.000 , die-

ser schwankt in Abhängigkeit des Stückdeckungsbeitrages somit zwischen 0 und 90.000 .

Hieraus und unter Einbeziehung der fixen Kosten vor Finanzierungskosten ergibt sich ein Ge-

winn vor Zinsen und Steuern (EBIT) in der Schwankungsbreite von -15.000 bis 75000

(Durchschnittliches EBIT 30.000 ) und ein interne Verzinsung (vor Steuer und Zinsen) von

7,5%. Die Eigenkapitalsituation wird wie in den Determinanten beschrieben am Beginn jeder

Iteration zufällig festgelegt. Wenn die finanzielle Ausgangssituation einen Fremdkapitalanteil

aufweist, so ist dieser über ein Altdarlehen mit einem festen Zins von 6% und einer Laufzeit

von 15 Jahren per Annuitätendarlehen finanziert.

Modellsimulation

39

Zum Unternehmenswachstum stehen die Investitionsalternativen S und D zur Auswahl. Die

Simulationen S und D sind so entworfen worden, dass das Ausgangsunternehmen, die Simu-

lation D und die Simulation S, ohne Spezialisierungsgewinne, eine durchschnittliche identische

Gesamtkapitalverzinsung (vor Zinsen und Steuern), also eine durchschnittliche identische in-

terne Verzinsung (vor Zinsen und Steuern) von 7,5% besitzen. Beiden Simulationen sind eben-

falls identische Investitionskosten hinterlegt. Außerdem werden weitere Annahmen bezüglich

der Simulation S (Tabelle 6) und Simulation D (Tabelle 7) getroffen.

Tabelle 6: Annahmen Simulation S

Annahmen III (Spezialisierung) Ausprägung im ModellInvestitionskosten 400.000Durchschn. DB pro PE wie in Ausgangsbetrieb (45 )Schwankung DB pro PE wie in Ausgangsbetrieb (0 - 90 )Ausbringungsmengenerhöhung p.a. 1000, keine Mengenänderung im ZeitverlaufZusätzliche Fixkosten vor Finanzierungs-kosten p.a.

15.000

Relativer Spezialisierungsgewinn überOutput

Von 0% bis 25% höherer Output des Gesamt-ausbringungsmenge, gleichverteilt, wird am An-fang jeder Iteration zufällig festgelegt

interner Zinsfuß ohne Spezialisierungsge-winn

7,5 %

Quelle: Eigene Darstellung

Tabelle 7: Annahmen Simulation D

Annahmen IV (laterale Diversifikation) Ausprägung im ModellInvestitionskosten 400.000Zwei-Produkt-UnternehmenDurchschn. DB1 pro PE wie in Ausgangsbetrieb (45 )Schwankung DB1 pro PE wie in Ausgangsbetrieb (0 - 90 )Ausbringungsmenge P1 p.a. wie in Ausgangsbetrieb (1000)Durchschn. DB2 pro PE wie DB1 (45 )Schwankung DB2 pro PE Unabhängig von DB1, zufällig, gleichverteiltSchwankungsbreite (Volatilität) DB2 imVergleich zu DB1

Verringerung von 0% bis 100%

Ausbringungsmengenerhöhung P2 p.a. wie P1 (1000)Zusätzliche Fixkosten vor Finanzierungs-kosten p.a.

15.000

Durchschnittlicher interner Zinsfuß 7,5 %Quelle: Eigene Darstellung

Nach der Durchführung der Investition S (Simulation S) wird weiterhin nur ein Produkt zu den

gleichen Stückdeckungsbeiträgen des Ausgangsbetriebes und identischen Stückdeckungs-

beitragsschwankungen produziert. Die Ausbringungsmenge des Betriebes steigt nach der In-

vestition S auf mindestens 2000 Produkteinheiten. Die Fixkosten nach der Investition S erhö-

hen sich von 15.000 im Ausgangsbetrieb auf 30.000 . Aufgrund der weiteren Spezialisie-

rung der Produktion tritt ein Spezialisierungsgewinn ein. Dieser wird im Modell über eine Er-

Modellsimulation

40

höhung der Gesamtausbringungsmenge von 0% über 5%, 10%, 15% und 20% bis 25 % gleich-

verteilt, dargestellt. Der Spezialisierungsgewinn tritt in Simulation S per Zufall am Anfang jeder

Iteration auf. Hierdurch erhöht sich die Ausbringungsmenge pro Periode.

Das Modell für die Simulation D (laterale Diversifikation) wurde analog konzipiert. Die durch-

schnittliche interne Verzinsung vor Zinsen und Steuern ist im Ausgangsunternehmen und im

Unternehmen nach Durchführung der Investition D identisch bei 7,5 %. Nach der Durchführung

der Investition D wird aus dem ursprünglichen Ein-Produkt-Unternehmen ein Zwei-Produkt-

Unternehmen. Der durchschnittliche Stückdeckungsbeitrag des zweiten Produktes beträgt

ebenso, wie dieser beim ersten Produkt 45 . Die Ausbringungsmenge von Produkt 2 beträgt

ebenfalls wie bei Produkt 1 pro Periode 1000 Produkteinheiten. Die Fixkosten des lateral diver-

sifizierten Unternehmens steigen auf 30.000 . Das ursprüngliche Produkt wird weiter wie im

Ausgangsbetrieb erarbeitet. Der Periodendeckungsbeitrag von Produkt 2 ist nicht korreliert mit

dem von Produkt 1, beide erfolgen zufällig in jeder Iteration zu jeder Periode. Mit der zweiten

Simulation wird die Reduzierung der Volatilität des zweiten Deckungsbeitrages, wie bereits in

den Determinanten beschrieben, modelliert.

5.3 HerangehensweisenNachdem nun alle Annahmen zum Modell getroffen sind, wird im Weiteren die Herangehens-

weise an die Lösung des Modells vorgestellt. Wie bereits angeklungen werden zwei nebenei-

nander stattfindende Monte-Carlo-Simulationen durchgeführt, ausgehend vom gleichen Aus-

gangsunternehmensmodell. Beide Simulationen werden mit jeweils 10.000 Iterationen wieder-

holt, um eine möglichst aussagenkräftige Datenmenge für die folgende Auswertung zu erhal-

ten. Die erste Simulation beschäftigt sich mit der Investitionsalternative S, nämlich mit der

Möglichkeit der weiteren Vertiefung der Unternehmens- oder Produktspezialisierung. Die

zweite Simulation beschäftigt sich mit der Investitionsalternative D und damit stellvertretend

für die Möglichkeit der lateralen Unternehmens- oder Produktdiversifikation. Um möglichst ver-

gleichbare Ergebnisse in Bezug auf das Unternehmensrisiko zu erhalten, wurden die Modell-

annahmen so gestaltet, dass in beiden Simulationsmodellen möglichst gleiche Ausgangssitu-

ationen herrschen und sich beide Simulationen nur in ihren wesentlichen Motiven unterschei-

den. Diese sind in der Simulation S der Spezialisierungsgewinn und in der Simulation D die

unabhängige Korrelation, sowie die reduzierte Volatilität des Deckungsbeitrages des neuen

Produktes zum Deckungsbeitrag des alten Produktes.

Alle Iterationen werden bis zum Ende des Modells vollständig bis zum Ende der 12.Periode

durchgeführt. Wie bereits in der Annahmen erwähnt, erfolgt die Weiterführung des Betriebes

auch in Überschuldungs- und Illiquiditätssituationen durch Zuführung zusätzlichen Kapitals

Modellsimulation

41

von außen. Diese Vorgehensweise ist durchaus an der Realität angepasst, da deutsche, land-

wirtschaftliche Betriebe in ihren Bilanzen in der Regel über stille Reserven verfügen. Diese

resultieren beispielsweise aus dem Vorsichtsprinzip § 252 HGB, wonach z.B. der Wert von

Eigentumsland nach Anschaffungskosten bilanziert werden muss. Erfolgte der Kauf des Ei-

genlandes vor langer Zeit, ist der heutige Wert in den meisten Fällen höher, als der Bilanzwert

dieses Eigenlandes. Bei Verkauf der eigenen landwirtschaftlichen Nutzflächen und gleichzei-

tiger Rückpachtung könnten diese stillen Reserven gehoben werden und der Betrieb gleichar-

tig weitergeführt werden. Die bilanzielle Überschuldungssituation wäre behoben. Ebenso ver-

fügen landwirtschaftliche Betriebe oftmals über nicht-betriebsnotwendiges Vermögen, z.B.

nichtbetriebsnotwendige Gebäude, dieses könnten in Illiquiditätssituationen aufgelöst werden.

Aus der deutschen Insolvenzstatistik ist ablesbar, dass landwirtschaftliche Insolvenzen weit-

aus weniger geschehen, als in anderen Wirtschaftsbereichen. Diese Erkenntnis wird noch ver-

stärkt, wenn aus den landwirtschaftlichen Insolvenzen in Deutschland die landwirtschaftlichen

Dienstleister entfernt werden. Die folgende Tabelle 9 zeigt die landwirtschaftlichen Insolven-

zen im Vergleich zu anderen Insolvenzen in Deutschland im Zeitraum von 2006 bis 2011.

Tabelle 8: Tabelle: Insolvenzen im Agrarbereich und in der übrigen Wirtschaft inDeutschland von 2006 bis 2011

Wirtschaftsbereich 2006 2007 2008 2009 2010 2011Landwirtschaft 503 447 443 492 486 492

davonPflanzenbau 79 59 43 39 39 29Tierhaltung 25 37 25 28 28 34

Gemischte Landwirtschaft 45 31 27 27 39 27Landw. Dienstleistungen 354 320 348 398 380 402

Übrige Unternehmen 33600 28692 28797 32164 31472 30099Sonst. Schuldner 127293 135437 125911 130220 136460 129319

Quelle: eigene Darstellung, Daten aus http://berichte.bmelv-statistik.de (10)

Ausdrücklich erfolgt keine dritte Simulation über die Ausgangsunternehmung, weil diese sich

aufgrund der Annahmen in den Punkten Eigenkapital- und Liquiditätsausstattung, sowie im

Punkt Periodengewinn von den beiden simulierten erweiterten Unternehmen wesentlich un-

terscheidet. Es findet mit den Simulationen somit keine Risikobewertung vor und nach der

Investitionsdurchführung statt. Gleichverteilte Annahmen und Einflussgrößen wurden gewählt,

um eine möglichst gleiche Iterationsanzahl in allen jeweiligen Ausprägungen auswerten zu

können. Die Modellannahmen wurden in das Programm Microsoft-Excel übertragen und mit

Hilfe der @risk-Funktion unter Einbeziehung der Monte-Carlo-Simulation wurden für jede Si-

mulation 10.000 Szenerien erstellt.

Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale Diversifikation

42

6 Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale

DiversifikationDie Simulationen werden ausgewertet unter den Risikogesichtspunkten der Insolvenzrisiken

und unter dem Aspekt der Eigenkapital-Veränderung am Ende der 12 Perioden des Modells.

Die Insolvenzrisiken werden in der Auswertung unterteilt in Überschuldungsrisiken und Illiqui-

ditätsrisiken. Für Aussagen bezüglich des Insolvenzrisikos aus Überschuldung wird betrachtet

in wie vielen Iterationen der beiden Simulationen es zu einem Überschuldungsengpass, auf-

grund eines negativen Eigenkapitals kam, unabhängig von der Menge der Überschuldungs-

engpässe pro Iteration und deren Eintrittszeitpunkt. Als Quotient der Anzahl der Überschul-

dungsengpässe zur Anzahl der Iterationen, ergibt sich die Überschuldungswahrscheinlichkeit

in den jeweiligen Auswertungskonstellationen. Analog dazu wird das Illiquiditätsrisiko betrach-

tet. Als Quotient der Anzahl der Illiquiditätsengpässe zur Anzahl der Iterationen ergibt sich die

Illiquiditätswahrscheinlichkeit in den jeweiligen Auswertungskonstellationen. Es wurden die

Begriffe Überschuldungsengpass und Illiquiditätsengpass gewählt, weil in den Annahmen des

Models (Vgl. Kapitel 6.2.) festgelegt wurde, dass das jeweilige Iterationsunternehmen in einer

Insolvenzsituation Rettung von außerhalb erhält, sodass keine Iteration vor der 12.Periode

abgebrochen wird.

Die Auswertung der Eigenkapital-Veränderung am Ende der 12.Periode erfolgt in den jeweili-

gen Auswertungskonstellationen über den Mittelwert, den Median, die Standardabweichung

vom Mittelwert, das Maximum und das Minimum. Besonders betrachtet werden hierbei die

Standardabweichung, als Risikomaß für die Streuung um den Mittelwert, sowie der Median,

da dieser im Vergleich zum Mittelwert unanfälliger gegenüber Ausreisserwerten ist. Es wird

bezüglich der Eigenkapitalauswertung darauf hingewiesen, dass in den Annahmen die durch-

schnittliche Rendite der Investition S (außer im Fall 0% Spezialisierungsgewinne), aufgrund

von Spezialisierungsgewinnen, höher ausgestattet wurde, als die durchschnittliche Rendite

der Investition D. Außerdem wurde in den Annahmen die durchschnittliche Schwankungs-

breite der jährlichen Deckungsbeiträge (und damit der jährlichen Eigenkapitalveränderung) der

Simulation S volatiler gestaltet als bei Simulation D (außer im Fall Reduzierung der Schwan-

kungsbreite um 0%). Höhere Eigenkapitalkennzahlen der Investition S und eine geringere

Standardabweichung der Eigenkapitalveränderung der Investition D ergehen sich somit aus

den Annahmen.

Die Auswertung der Modellsimulationen erfolgt zunächst in Gänze und danach anhand der

unter Kapitel 6.1. erläuterten Einflussfaktoren und deren Ausprägungen.

Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale Diversifikation

43

6.1 Auswertung der Simulationen S und DIn beiden Simulationen wurden 10.000 Iterationen durchgeführt. In der Simulation zur Spezia-

lisierungserweiterung (Simulation S, blau dargestellt) kommt es in 2404 Iterationen zu Liquidi-

tätsengpässen und zu 938 Überschuldungsengpässen. In der Simulation zur lateralen Diver-

sifikationserweiterung (Simulation D, rot dargestellt) kommt es in 2497 Iterationen zu Liquidi-

tätsengpässen und zu 1156 Überschuldungsengpässen. Dies ist in der folgenden Abbildung

6 dargestellt.

Abbildung 6 : Anzahl der Illiquiditäts und Überschuldungsrisiken in Simulation S und D

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(S)= 10.000 und n(D) = 10.000

Sowohl die Illiquiditätswahrscheinlichkeit als auch die Überschuldungswahrscheinlichkeit ist in

Simulation S mit 24,04 % bzw. 9,38 % geringer als in Simulation D mit 24,97 % bzw. 11,56 %.

Hieraus läßt sich schlußfolgern, dass die Insolvenzrisiken bei der Spezialisierungssimulation

geringer ist, als bei der Simulation zur lateralen Diversifikation. Beide relativ hohen Zahlen der

Liquiditäts- und Überschuldungsengpässe resultieren aus den Annahmen, daß in beiden

Simulationen zum einen das Darlehenszinsniveau auch überhalb der internen Verzinsung

liegen könnte (Darlehenszins max. 9 %, durchschnittliche Rendite (vor Zinsen und Steuern) in

Simulation S mindestens 7,5%, durchschnittliche Rendite (vor Zinsen und Steuern) Simulation

D 7,5%) und zum anderen auch Situationen mit 0% bis wenig Eigenkapital simuliert wurden.

In der Abbildung 7 werden die Größen zur Eigenkapitalveränderung ausgewertet. Der

Mittelwert, der Median, die Standardabweichung und das Maximum der

Eigenkapitalveränderung nach 12 Perioden ist in Simulation S höher, als in Simulation D. Das

Minimum der Eigenkapitalveränderung nach 12 Perioden ist in Simulation S geringer als in

Simulation D. Das Minimum am zeitlichen Ende des Modells in Simulation D fällt größer aus,

als in Simulation S. Die Standardabweichung vom Mittelwert in Simulation D ist kleiner als in

Simulation S. Daraus lässt sich ablesen, dass das Ertragsrisiko in Simulation D geringer ist,

als in Simulation S. Die jeweiligen Werte sind unterhalb des Diagramms abgebildet.

Liquiditätsengpässe ÜberschuldungsengpässeSimulation S 2404 938Simulation D 2497 1156

5001000150020002500

Anz

ahl

Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale Diversifikation

44

Abbildung 7: Größen zur Eigenkapitalveränderung in Euro in Simulation S und D

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(S) = 10.000 und n(D) = 10.000

Abbildung 8: Verteilung der Eigenkapitalsituationen in Simulation S und D

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(S) = 10.000 und n(D) = 10.000

Abbildung 9 : Verteilung der Veränderung des Eigenkapitals in Simulation S und D

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(S) = 10.000 und n(D) = 10.000

Mittelwert Median Standabw. Min MaxSimulation S 308.630 347.481 253.476 -1.200.593 905.150Simulation D 206.937 262.196 217.007 -863.208 595.079

-1200

-900

-600

-300

300

600

900

1200E

K-V

erän

deru

ngin

Tsd.

Eur

o

-1200-800-400

400800

120016002000

0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1

EK

-situ

atio

nin

Tsd.

Eur

o

Simulation S Simulation D

-1200

-800

-400

400

800

1200

0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1

EK

-Ver

ände

rung

inTs

d.E

uro

Simulation S Simulation D

Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale Diversifikation

45

Aus der Betrachtung der Verteilung der Eigenkapitalsituationen nach Abschluss aller Iteratio-

nen am zeitlichen Ende des Modells, liegt ein positives Eigenkapital in 92,78% der Iterationen

bei Simulation S, und in 88,95 % der Iterationen bei Simulation D vor. Das geringere Über-

schuldungsrisiko in der Simulation S im Vergleich zur Simulation D wird damit bestätigt und ist

in der Abbildung 8 dargestellt.

Die Untersuchung der Veränderung des Eigenkapitals nach 12 Perioden ergibt, dass es in

11,13 % aller Fälle der Simulation S zu einer Reduzierung des Ausgangsbestandes an Eigen-

kapital kommt und bei Simulation D in 15,67 % aller Iterationen. Daraus lässt sich schlussfol-

gern, dass das Risiko der negativen Eigenkapitalveränderung in Simulation D höher ist, als in

Simulation S. Die bildet die Abbildung 9 ab.

6.2 Auswertung von Simulation S in Abhängigkeit des Spezialisie-

rungsgewinnsIn Simulation S erhöht sich die durchschnittliche Rendite, der interne Zinsfuß der Investition,

sukzessive in Abhängigkeit eines steigenden Spezialisierungsgewinneffektes, welches die fol-

gende Tabelle verdeutlicht. Der durchschnittliche interne Zinsfuß für die Investition der Simu-

lation S vor Zinsen und Steuern errechnet sich wie folgt:

i(int) = (DB(P1) * (XS - XA) Kfix(S) -Kfix(A)) / I

(mit: i(int) => interner Zinsfuß;

DB(P1) => durchschnittlicher Stückdeckungsbeitrag Produkt 1 (45 );

XS => Ausbringungsmenge nach Spezialisierungserweiterung;

XA => Ausbringungsmenge des Ausgangsunternehmens;

Kfix(S) => Fixkosten nach Spezialisierungserweiterung (30000);

Kfix(A) => Fixkosten des Ausgangsunternehmens (15000);

I => Investitionssumme (400.000 );

xSG => relativer Spezialisierungsgewinn (Ausbringungsmengenerhöhung) in %;

x(P1) => Ausbringungsmenge im Ausgangsunternehmen (1000);

GS => Gewinn nach Spezialisierungserweiterung;

GA => Gewinn des Ausgangsunternehmens)

Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale Diversifikation

46

Tabelle 9: Renditeerhöhung durch Spezialisierungsgewinn in Simulation S

xSG XS = 2 * x(P1)*(1+xSG) XS - XA i(int) GS - GA

0% 2.000 1.000 7,50% 30.0005% 2.100 1.100 8,63% 34.50010% 2.200 1.200 9,75% 39.00015% 2.300 1.300 10,88% 43.50020% 2.400 1.400 12,00% 48.00025% 2.500 1.500 13,13% 52.500

Quelle: eigene Berechnungen nach Modellannahmen

In Simulation S ist, analog zur Spezialisierungserweiterung, ein Gewinneffekt aus Spezialisie-

rung eingearbeitet. Dieser führt zu einer zusätzlichen Ausbringungsmengenerhöhung bei iden-

tischen Fixkosten, in Abhängigkeit des relativen Spezialisierungsgewinns. Dadurch steigert

sich sowohl der durchschnittliche interne Zinsfuß, als auch die durchschnittliche Veränderung

des Gewinns in Simulation S im Vergleich zum Ausgangsunternehmen. Der jeweilige Spezia-

lisierungsgewinn wurde am Anfang jeder Iteration über die zusätzliche Ausbringungsmengen-

erhöhung zufällig festgelegt und ist über die Modelllaufzeit jeweils konstant. Die Auswertung

der Simulation S zeigt, dass sowohl das Überschuldungsrisiko, als auch das Illiquiditätsrisiko

mit steigendem relativem Spezialisierungsgewinn stetig abnimmt. Ohne Spezialisierungsge-

winn (Spezialisierungsgewinn 0%) kommt es in 1666 Iteration zu 245 Überschuldungs- und

577 Illiquiditätsengpässen. In den Fällen mit dem höchsten relativem Spezialisierungsgewinn

(aus den Annahmen 25%) kommt es in 1666 Iterationen nur noch zu 79 Überschuldungs- und

231Illiquiditätsengpässen. Dies veranschaulicht die Abbildung 10.

Abbildung 10 : Anzahl der Insolvenzengpässe nach relativem Spezialisierungsgewinnin Simulation S

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(S) = 10.000

0% 5% 10% 15% 20% 25%Anz. Iterationen 1666 1667 1667 1667 1667 1666Illiquiditätsengpässe 577 500 449 359 288 231Überschuldungsengpässe 245 207 172 133 102 79

0200

400600800

10001200

140016001800

Anz

ahl

relativer Spezialisierungsgewinn

Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale Diversifikation

47

Somit sinken die Überschuldungs- und Illiquiditätswahrscheinlichkeiten bei steigendem

Spezialisierungsgewinn bedeutend. Dies kann der Abbildung 11 und der dazugehörigen

Datentabelle entnommen werden.

Abbildung 11: Eintrittswahrscheinlichkeiten der Insolvenzengpässe nach relativemSpezialisierungsgewinn in Simulation S

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(S) = 10.000

Bei der Betrachtung der Eigenkapitalveränderung nach 12 Perioden in Simulation S ist ersicht-

lich, dass Mittelwert und Median der Eigenkapitalveränderung, bei steigendem Spezialisie-

rungsgewinn steigen (siehe Tabelle 10).

Tabelle 10 : Größen der Eigenkapitalveränderung in Euro bei steigendem Spezialisie-rungsgewinn in Simulation S

Relativer Spezialisie-rungsgewinn Mittelwert

Standard-abweichung Median Min. Max.

0% 160.828 263.772 220.195 -1.168.049 647.3365% 219.837 246.225 273.019 -874.154 687.95710% 274.547 239.620 321.830 -898.973 762.09315% 333.111 227.620 368.364 -1.200.593 796.01620% 398.925 207.240 425.924 -683.057 862.43225% 464.573 198.003 482.644 -648.657 905.150

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(S) = 10.000

In den Annahmen zur Simulation S wurde zwar ein negativer Deckungsbeitrag ausgeschlos-

sen, doch keineswegs ein Periodenverlust. Die Möglichkeit eines Periodenverlustes bestand

0% 5% 10% 15% 20% 25%Illiquidität 34,63% 29,99% 26,93% 21,54% 17,28% 13,87%Überschuldung 14,71% 12,42% 10,32% 7,98% 6,12% 4,74%

0,00%

5,00%

10,00%

15,00%

20,00%

25,00%

30,00%

35,00%

40,00%

Ein

tritts

wah

rsch

einl

ichk

eite

n

relativer Spezialisierungsgewinn

Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale Diversifikation

48

im Modell zur Simulation S in jeder Iteration zu jeder Periode, unabhängig vom relativen Spe-

zialisierungsgewinn. In den Fällen, in denen ein Periodendeckungsbeitrag von 0 vorlag, sum-

mierte sich in allen Fällen unabhängig vom Spezialisierungsgewinn ein Verlust von 30.000

(vor Zinsen und Steuern), da die Wirkung des Spezialisierungsgewinn nicht auf die variablen

Kosten, sondern auf die Mengen simuliert wurde. Durch die sinkenden Fixkosten pro Stück

bei steigender Ausbringungsmenge reduziert sich der Break-Even-Deckungsbeitrag im Modell

für Iterationen der 25%-igen Ausbringungsmengenerhöhung im Vergleich zu Iterationen ohne

Ausbringungsmengenerhöhung von 15 auf 12 (im Schwankungsbereich 0 90 ). Dies

führt dazu, dass bei steigendem Spezialisierungsgewinn in Simulation S nicht nur Mittelwert

und Median steigen, sondern ebenfalls die Standartabweichung sinkt. Bei steigendem Spezi-

alisierungsgewinn reduzieren sich somit die Eigenkapitalveränderungsrisiken, welches in der

anschließenden Abbildung 12 dargestellt wird.

Abbildung 12: Median und Standardabweichung der Eigenkapitalveränderung nach re-lativem Spezialisierungsgewinn in Simulation S

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(S) = 10.000

Alle Eigenkapitalveränderungssituationen nach 12 Perioden in den beiden Grenzfällen 0 %

und 25 % Spezialisierungsgewinn der Simulation S des Modells wurde zur Verdeutlichung

nachfolgend in Abbildung 13 gegenübergestellt.

0% SG

5% SG

10% SG

15% SG

20% SG

25 % SG

200

250

300

350

400

450

500

180 190 200 210 220 230 240 250 260 270 280Med

ian

inTs

d.E

uro

Standardabweichung in Tsd. Euro

Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale Diversifikation

49

Abbildung 13: Eigenkapitalveränderung bei 0% und bei 25% Spezialisierungsgewinn inSimulation S

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(S0)=1666 und n(S25)= 1666

6.3 Auswertung der Simulation D in Abhängigkeit der Unabhängig-

keit und Volatilität des 2. DeckungsbeitragesIn Simulation D sind, analog zur lateralen Diversifikationserweiterung, die Schwankungsbrei-

ten (Volatilitäten) der Deckungsbeiträge der Produkte oder Bereiche S und D unabhängig von-

einander konzipiert. Außerdem erfolgt in der Simulation D eine Reduzierung der Schwan-

kungsbreite des 2. Deckungsbeitrages im Vergleich zum Ersten. Zunächst werden die Auswir-

kungen der Unabhängigkeit des 2. Deckungsbeitrages vom ersten Deckungsbeitrag betrach-

tet. Hierfür werden die Iterationen der Simulation S ohne Spezialisierungsgewinne mit den

Iterationen der Simulation D ohne Volatilitätsreduzierung verglichen.

Tabelle 11: Überschuldungsengpässe bei 0% Spezialisierungsgewinn in Simulation Sund 0% Volatilitätsreduzierung in Simulation D

AnzahlIterationen

AnzahlÜberschuldungsengpässe in %

Sim. S bei 0% Spezialisierungsgewinn 1.666 245 14,71%Sim. D bei 0% Volatilitätsreduzierung 1.000 147 14,70%

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(S)=10.000 und n(D)= 10.000

Tabelle 12: Illiquiditätsengpässe bei 0% Spezialisierungsgewinn in Simulation S und0% Volatilitätsreduzierung in Simulation D

AnzahlIterationen

AnzahlIlliquiditätsengpässe in %

Sim. S bei 0% Spezialisierungsgewinn 1.666 577 34,63%Sim. D bei 0% Volatilitätsreduzierung 1.000 288 28,80%

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(S)=10.000 und n(D)= 10.000

-1500

-1000

-500

500

1000

1500

0 600 1200 1800

EK

-Ver

ände

rung

inTs

d.E

uro

Iterationen

0% Spezialisierungsgewinn

-1500

-1000

-500

500

1000

1500

0 600 1200 1800

EK

-Ver

ände

rung

inTs

d.E

uro

Iterationen

25% Spezialisierungsgewinn

Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale Diversifikation

50

Die vorstehende Tabelle 11 verdeutlicht, dass die Insolvenzrisiken aus Überschuldungseng-

pässen in Simulation S und Simulation D aufgrund der Unabhängigkeit des 2. Deckungsbei-

trages bei lateraler Diversifizierung nicht reduziert werden. Die Insolvenzrisiken aus Illiquidi-

tätsengpässen (Tabelle 12) werden jedoch bereits aufgrund der Unabhängigkeit des zweiten

Deckungsbeitrages vom Ersten, durch laterale Diversifizierung deutlich um ca. 6% von 34,63%

auf 28,80 % reduziert.

Durch die Unabhängigkeit des zweiten Deckungsbeitrages vom Ersten, wie generell bei late-

raler Diversifikation, erhöht sich sowohl der Mittelwert, als auch der Median und reduziert sich

die Standardabweichung und die Schwankungsbreite (Max-Min) der Eigenkapitalveränderung

nach 12 Perioden im Modell. Dies ist in der nachfolgenden Tabelle dargestellt. Analog zur

Portfolio Selektion von Markowitz (Markowitz, 1952) lässt sich auch im vorliegenden Modell

(ohne Spezialisierungsgewinne) die durchschnittliche Rendite durch Diversifikation bei gleich-

zeitiger Risikoreduzierung erhöhen.

Tabelle 13: Größen der Eigenkapitalveränderung in Euro bei 0% Spezialisierungsgewinnin Simulation S und 0% Volatilitätsreduzierung in Simulation D

MittelwertStandard-

abweichung Median Min MaxSimulation S

(0% Spezialisierungsgewinn)160.828 263.772 220.195 -1.168.049 647.336

Simulation D

(0% Volatilitätsreduzierung)183.084 239889 253.361 -789.321 543.842

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(S0)=1.666 und n(D0)= 1.000

Aus der reinen Betrachtung der Reduzierung der Volatilität des Deckungsbeitrages 2 in Simu-

lation D erfolgt keine deutliche (lediglich bei geringer Reduzierung eine geringe) Risikoredu-

zierung, sowohl der Überschuldungs- als auch der Illiquiditätsrisiken. Die Überschuldungs- und

Illiquiditätswahrscheinlichkeiten in Abhängigkeit der Volatilitätsreduzierung des 2. Deckungs-

beitrages sind in der Abbildung 14 dargestellt.

Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale Diversifikation

51

Abbildung 14: Insolvenzrisiken in % bei Reduzierung der Volatilität von DB(P2) in Simu-lation D

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden n(D)=10.000

Auch bei der Betrachtung der Eigenkapitalveränderung ergibt sich aus der Reduzierung der

Volatilität des 2. Deckungsbeitrages keine bzw. lediglich eine geringe Risikoreduzierung. Dies

ist in der Grafik Median und Standardabweichung in Simulation D bei prozentualer Reduzie-

rung der Volatilität des 2. Deckungsbeitrages abgebildet.

Abbildung 15: Median und Standardabweichung der Eigenkapitalveränderung bei Re-duzierung der Volatilität von DB(P2) in Simulation D

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden n(D)=10.000

0% 11% 22% 33% 44% 56% 67% 78% 89% 100%Illiquidität 29% 25% 25% 25% 25% 23% 24% 25% 25% 24%Überschuldung 15% 12% 12% 11% 11% 11% 11% 10% 11% 11%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

Inso

lven

zris

iken

in%

Reduzierung der Volatilität des DB(P2) in %

0 %

11 %

22 %

33 %

44 %

56 %

67 %

78 %89 %

100 %

245

250

255

260

265

270

275

200 205 210 215 220 225 230 235 240

Med

ian

inTs

d.E

uro

Standardabweichung in Tsd. Euro

Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale Diversifikation

52

Es steigen in Simulation D, aufgrund der Reduzierung der Volatilität des 2. Deckungsbeitrages,

weder Mittelwert und Medium stetig an, noch fallen Standardabweichung und Schwankungs-

breite der Eigenkapitalveränderung stetig. In nachfolgender Tabelle 14 sind Mittelwerte, Medi-

ane, Standardabweichungen und Schwankungsbreiten für die Eigenkapitalveränderung nach

12 Perioden für die Simulation II in Abhängigkeit von der Volatilitätsreduktion des 2. Deckungs-

beitrages dargestellt. Ihr ist zu entnehmen, dass sich der höchste Mittelwert mit 216.276 ,

der höchste Median mit 270.832 und die geringste Schwankungsbreite bereits bei den Itera-

tionen 67%-ige Reduzierung des Deckungsbeitrages einstellt. Die geringste Standardabwei-

chung befindet sich bei 78%-iger Volatilitätsreduktion.

Tabelle 14: Größen der Eigenkapitalveränderung in Euro bei Reduzierung der Volatilitätvon DB(P2) in Simulation D

Red. Volatili-tät DB 2

AnzahlIterationen Mittelwert Median

Standardabwei-chung

Schwankungs-breite

0% 1.000 185.327 252.605 237.926 1.333.16311% 1.000 197.632 249.378 224.989 1.404.05522% 1.000 200.085 255.912 225.400 1.435.97733% 1.000 206.364 262.405 214.744 1.372.93044% 1.000 206.795 258.480 215.166 1.404.63656% 1.000 211.417 266.915 215.685 1.393.76067% 1.000 216.276 270.832 208.087 1.145.00278% 1.000 215.683 266.662 202.549 1.287.54089% 1.000 212.909 264.762 212.090 1.201.175

100% 1.000 216.885 268.625 209.110 1.287.671Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden n(D)=10.000

Die Reduzierung der Volatilität des 2. Deckungsbeitrages leistet keinen messbaren Beitrag zur

langfristigen Risikoreduzierung. Dies wird mit der folgenden beiden Grafik bestätigt und ist

dadurch erklärt, dass zum ersten die durchschnittlichen Deckungsbeiträge durch die Volatili-

tätsreduzierung in Simulation S nicht verändert werden, zum zweiten in dem 12 Periodenmo-

dell schlechte Jahre mit guten Jahren innerhalb einer Iteration ausgewogen werden.

Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale Diversifikation

53

Abbildung 16: Eigenkapitalveränderung bei Reduzierung der Volatilität von DB(P2) um11% in Simulation D

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(D11)=1.000

Abbildung 17: Eigenkapitalveränderung bei Reduzierung der Volatilität von DB(P2) um89% in Simulation D

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(D89)=1.000

Die Unabhängigkeit der Schwankungsbreiten beider Deckungsbeiträge reduziert jedoch, wie

oben dargelegt die Illiquiditäts-, als auch die Ertragsrisiken bei gleichzeitiger Erhöhung der

durchschnittlichen Eigenkapitalveränderung am Ende der 12.Periode.

-1000-800-600-400-200

200400600800

1000

EK

-Ver

ände

rung

inTs

d.E

uro

Iterationen

Reduzierung der Volatilität des DB(P2) um 11%

-1000-800-600-400-200

200400600800

1000

EK

-Ver

ände

rung

inTs

d.E

uro

Iterationen

Reduzierung der Volatilität des DB(P2) um 89%

Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale Diversifikation

54

6.4 Simulationsauswertungen in Abhängigkeit der DarlehenszinsesIm Folgenden werden die Ergebnisse beider Simulationen bei steigenden Darlehenszinsen

ausgewertet. In beiden Simulationen erhöhen sich sowohl die Überschuldungs- und Illiquidi-

tätswahrscheinlichkeiten je höher der Darlehenszinssatz angenommen wurde. Die Überschul-

dungswahrscheinlichkeit ist bei einem Darlehenszinsniveau von 3-4% in Simulation D mit

6,55% gegenüber Simulation S mit 7,82% geringer. Je höher der Darlehenszins, welcher am

Anfang jeder Iterationen zufällig festgelegt wurde, ausfällt, desto stärker steigt die Überschul-

dungswahrscheinlichkeit von Simulation D im Vergleich zur Überschuldungswahrscheinlich-

keit von Simulation S, an. Bereits ab einem Darlehenszinsniveau von 4-5% ist die Überschul-

dungswahrscheinlichkeit in Simulation S ca. 1% geringer als in Simulation D. Bei einem Dar-

lehenszinsniveau von 8-9% ist die Überschuldungswahrscheinlichkeit von Simulation D ca. 6

Prozentpunkte oder ca. 50% höher, als die der Simulation S. Dies zeigt die folgende Abbildung.

Abbildung 18: Insolvenzrisiken nach Darlehenszinssätze der Simulationen S und D

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(S)= 10.000 (550;1661;2772;2784;1671;562) und n(D)=10.000 (550;1661;2772;2784;1671;562)

Aus dieser sind ebenfalls Aussagen zum Vergleich der Illiquiditätsrisiken zwischen den Simu-

lationen S und D ablesbar. Die Illiquiditätswahrscheinlichkeit ist bereits bei einem Darlehens-

zinsniveau von 4-5% in Simulation D mit 19,64% gegenüber Simulation S mit 21,82% um ca.

2 % geringer. Je höher der Darlehenszins steigt, desto stärker steigt die Illiquiditätswahr-

scheinlichkeit von Simulation D im Vergleich zur Illiquiditätswahrscheinlichkeit von Simulation

S, an. Bereits ab einem Darlehenszinsniveau von 5-6% ist die Illiquiditätswahrscheinlichkeit in

Simulation S um ca. 2% geringer als in Simulation D. Bei einem Darlehenszinsniveau von 8-

9% ist die Illiquiditätswahrscheinlichkeit von Simulation D ca. 3,5 Prozentpunkte höher als die

der Simulation S. Dies zeigt die folgende Abbildung. Ein Erklärungsgrund hierfür ist, dass die

3-4 % 4-5% 5-6% 6-7% 7-8% 8-9%Illiquidität Sim. S 21,82% 21,61% 22,15% 24,57% 28,07% 28,11%Illiquidität Sim. D 19,64% 20,29% 23,92% 26,26% 28,37% 32,74%Überschuldung Sim. S 7,82% 7,59% 8,26% 9,66% 12,09% 12,28%Überschuldung Sim. D 6,55% 8,49% 10,35% 12,54% 14,18% 18,86%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

Inso

lven

zris

iken

in%

Darlehenszins in %

Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale Diversifikation

55

durchschnittliche Rendite (vor Zinsen und Steuern) in Simulation S, größer modelliert ist, als

die in Simulation D. Die Auswertung der Simulationen in Abhängigkeit vom Zinssatz zeigt,

dass ein unternehmensspezifischer Darlehenszinssatz errechnet werden könnte, unter dem

eine laterale Diversifikation die Insolvenzrisiken reduziert und über dem eine Spezialisierungs-

erweiterung Insolvenzrisiken vermindert.

Die Mediane der Eigenkapitalveränderungen steigen in beiden Simulationen mit abnehmen-

den Darlehenszins. Die Standardabweichung der Eigenkapitalveränderung und damit auch

das Ertragsrisiko gehen in beiden Simulationen mit abnehmenden Darlehenszins zurück.

Tabelle 15: Median und Standardabweichung der Eigenkapitalveränderung in Euro nachDarlehenszinssatz in Simulation S und D

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(S)= 10.000 und n(D) = 10.000

Abbildung 19: Median und Standardabweichung der Eigenkapitalveränderung nachDarlehenszinssätze der Simulationen S und D

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(S)= 10.000 (550;1661;2772;2784;1671;562) und n(D)=10.000 (550;1661;2772;2784;1671;562)

3-4%(S)

4-5%(S)5-6%(S)

6-7%(S)

7-8%(S)8-9%(S)

3-4%(D)

4-5%(D)

5-6%(D)

6-7%(D)

7-8%(D) 8-9%(II)

190.000

210.000

230.000

250.000

270.000

290.000

310.000

330.000

350.000

370.000

390.000

150.000 190.000 230.000 270.000 310.000

Med

ian

inTs

d.E

uro

Standardabweichung in Tsd. Euro

Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale Diversifikation

56

Die vergleichende Auswertung beider Simulationen bezüglich des Darlehenszinses ergibt,

dass die Ertragsrisiken bei einem Zinssatz von 3-4% in Simulation S ungefähr den Ertragsrisi-

ken beim Zinssatz 6-7% in Simulation D entsprechen. Daraus ergibt sich, dass bei einem Dar-

lehenszinsaufschlag für laterale Diversifikationsinvestitionen (im Vergleich zur Spezialisie-

rungsinvestition), bspw. aufgrund der mangelnden Erfahrung in diesem Geschäftsbereich, sich

risikoaverse Entscheider für die Spezialisierungsinvestition entscheiden müssten, denn bei

gleichem Ertragsrisiko ist der Median der Eigenkapitalveränderung der Spezialisierungsinves-

tition um über 140.000 Euro größer. Andererseits könnten auch risikofreudige Entscheider,

aufgrund von Darlehenszinsabschläge für laterale Diversifikationsinvestitionen (im Vergleich

zur Spezialisierungsinvestition), bspw. wegen des geringeren Preisrisikos, sich für die laterale

Diversifikation entscheiden. Die Eigenkapitalveränderung ist beim Zinssatz 7-8% in Simulation

S geringer als beim Zinssatz 3-4% der Simulation D, bei nahezu gleichen Ertragsrisiken in

beiden Fällen.

Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale Diversifikation

57

6.5 Simulationsauswertungen in Abhängigkeit der Totalverlustvaria-

tionFür den Totalverlust wurde eine Eintrittswahrscheinlichkeit für jedes Produkt von 1% in den

Annahmen festgelegt (Vgl. Kap. 5.2.). Dadurch ergibt sich eine höhere Eintrittswahrscheinlich-

keit für einen Totalverlustauftritt in der Simulation D (21%) im Vergleich zur Simulation S (11%).

Dies rührt daher, dass in Simulation D zwei Produkte und in Simulation S ein Produkt mit

Totalverlustwahrscheinlichkeit von jeweils 1% pro Periode simuliert werden und ist in der fol-

genden Abbildung 20 dargestellt.

Abbildung 20: Totalverlusthäufigkeit in Simulation S und D

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(S)= 10.000 und n(D) = 10.000

Abbildung 21: relative Insolvenzrisiken nach einem Totalverlustereignis in Simulation Sund D

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(S)= 10.000 und n(D) = 10.000

0

5000

10000

kein Totalverlust 1 Totalverlust 2 Totalverluste

8857

1143 0

7866

1998136

Anz

ahl

Simulation S Simulation D

kein 1-12 1-3 4-9 10-12Illiquidität Sim. S 22,14% 38,76% 51,52% 37,85% 26,67%Illiquidität Sim. D 23,84% 29,15% 31,14% 29,49% 27,51%Überschuldung Sim. S 8,54% 15,92% 19,19% 17,01% 10,00%Überschuldung Sim. D 10,97% 13,73% 17,51% 13,52% 10,76%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

Inso

lven

zris

iken

in%

Perioden

Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale Diversifikation

58

Tritt ein Totalverlust, in mindestens einem Jahr des 12 Perioden Modells, in einer Iteration auf,

steigen die Überschuldungs- und Illiquiditätsrisiken in beiden Simulationen stark an. Beispiels-

weise steigt die Illiquiditätswahrscheinlichkeit in Simulation S in den Iterationen mit einem To-

talverlust gegenüber den Iterationen ohne Totalverlust von 22,14 % auf 38,76% und liegt somit

ca. 17 Prozentpunkte oder ca. 75% höher. Außerdem fällt auf, dass ein Totalverlustereignis in

Simulation S größere Auswirkungen auf die Insolvenzrisiken hat, als das in Simulation D der

Fall ist. Beispielsweise beträgt die Überschuldungswahrscheinlichkeit bei Auftritt des Totalver-

lustes in einer Periode in Simulation S 15,92 % und in Simulation D 13,73%. Die negativen

Auswirkungen des Totalverlustauftretens auf beide Simulationen verstärken sich, je früher im

Modell der Totalverlust auftritt, dies ist in der Abbildung 21 verdeutlicht. Tritt der Totalverlust

innerhalb einer Iteration in den ersten drei Perioden auf, besteht eine um ca. 14 Prozentpunkte

höhere Illiquiditätswahrscheinlichkeit in Simulation S mit 51,52% im Vergleich zu dieser in Si-

mulation D mit 37,85%. Tritt der Totalverlust innerhalb einer Iteration in den letzten drei Perio-

den auf, besteht keine höhere Illiquiditätswahrscheinlichkeit in Simulation S im Vergleich zu

dieser in Simulation D mehr. Bei Auftritt eines Totalverlustes trägt somit das spezialisierte Un-

ternehmen, bei dem der gesamte Produktionsprozess betroffen ist, höhere Insolvenzrisiken

als das lateral diversifizierte Unternehmen je früher sich ein Totalverlustereignis auftritt. In Si-

mulation S mit nur einem Produkt bzw. Bereich, sind die negativen Auswirkungen bei Auftritt

des Ereignisses Totalverlust in der Gesamtheit stärker als in Simulation D, obwohl die Eintritts-

wahrscheinlichkeit einer Totalverlustperiode in Simulation D wesentlich größer ist.

Natürlicherweise fällt die durchschnittliche Eigenkapitalveränderung (und der Median der Ei-

genkapitalveränderung) im Totalverlustfall in den Iterationen mit Ereignisauftritt geringer aus,

als in der Iterationen ohne Totalverlust. Dies gilt für beide Simulationen. Mittelwert und Median

sind jedoch auch bei der Betrachtung, nur der Iterationen mit Totalverlust, größer in Simulation

S, als in Simulation D. Obgleich das Totalverlustereignis in Simulation S wesentlich größere

Auswirkungen auf die Überschuldungs- und Illiquiditätsrisiken dieser Simulation hat, als dies

in Simulation D der Fall ist. Zum Vergleich dient nachfolgende Abbildung 22.

Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale Diversifikation

59

Abbildung 22: Größen der Eigenkapitalveränderung mit und ohne Totalverlust in Simu-lation S und D

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(S)= 10.000 und n(D) = 10.000

6.6 Simulationsauswertungen in Abhängigkeit der Eigenkapitalaus-

stattungIn der Annahmen zu beiden Simulationen wurden 21 unterschiedliche Eigenkapitalausgangs-

situationen definiert. Diese wurden im Modell in gleicher Häufigkeit zu Beginn jeder Iteration

zufällig festgelegt. Die Ausprägungen der Eigenkapitalausgangssituationen beginnen mit dem

eher theoretischen Fällen von 0% Eigenkapital und schreiten in 40.000 (5%-Schritten) Inter-

vallen bis auf 800.000 voran. In den Fällen der Eigenkapitalausgangssituation von 400.000

, handelt es sich um unverschuldete Unternehmen vor der Erweiterungsinvestition, welche

die Erweiterungsinvestition mit 100 % Fremdkapital durchführen. In den Fällen Eigenkapital-

ausgangssituation 440.000 bis 760.000 handelt es sich um unverschuldete Unternehmen

vor der Erweiterungsinvestition, die zusätzlich über Liquidität verfügen, welche zur Expansi-

onsinvestition zu 100% eingebracht wird. Die Ausprägungen der Eigenkapitalausgangssitua-

tionen enden mit den ebenfalls eher theoretischen Fällen von 100% Eigenkapital vor der Er-

weiterungsinvestition und vollständige Investitionsfinanzierung aus Eigenkapital. Die Eigenka-

pitalausgangssituationen für beide Simulationen sind in der folgenden Tabelle 16 abgebildet.

Median Mittelwert Standabw. Min MaxSim. S Totalverlust 250.002 186.080 286.650 -1.168.049 715.097Sim. D Totalverlust 219.686 159.417 238.388 -863.208 537.714Sim. S kein Totalverlust 361.326 324.445 244.437 -1.200.593 905.150Sim. D kein Totalverlust 271.284 219.829 208.978 -830.199 595.079

-1250-1000-750-500-250

250500750

10001250

EK

-Ver

ände

rung

inTs

d.E

uro

Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale Diversifikation

60

Tabelle 16: Eigenkapitalausgangssituationen in Simulation S und D

Eigenkapital inTsd. Euro 0 40 80 120 160 200 240 280 320 360 400Eigenkapital in %vor Investition 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100Eigenkapital in %nach Investition 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

Eigenkapital inTsd. Euro 440 480 520 560 600 640 680 720 760 800Eigenkapital in %vor Investition 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100Eigenkapital in %nach Investition 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(S)= 10.000 und n(D) = 10.000

Für die weiteren Auswertungen wurden die einzelnen Eigenkapitalausgangssituationen in

sechs Gruppen zusammengefasst, diese sind in der oberen Tabelle farblich markiert. Mit stei-

gendem Eigenkapital sinken sowohl die Überschuldungs-, als auch die Illiquiditätswahrschein-

lichkeiten in beiden Simulationen. In den Iterationen mit 0% (0 ) Eigenkapital kommt es in

beiden Simulationen in nahezu jeder Iteration zu Überschuldungs- und Illiquiditätskrisen, in

Simulation D jeweils öfter als in Simulation S. Bei einer Eigenkapitalausstattung zwischen

40.000 und 160.000 (5-20% Eigenkapital nach der Investition) kommt es bei Simulation S

in 67,24 % der Iterationen zu Illiquiditäts- und in 29,55% zu Überschuldungsengpässen. Die

Illiquiditäts- und Überschuldungsengpässe sind bei gleicher Eigenkapitalausstattung in Simu-

lation D mit 84,72% und 37,06% deutlich höher. In den Iterationen mit Eigenkapitalausstattung

von 200.000 bis 320.000 (25% bis 40% Eigenkapital nach der Investition) sind sowohl die

Überschuldungs- als auch die Illiquiditätsengpässe zum einen erneut deutlich reduziert und

zum anderen in Simulation D geringer als in Simulation S. Es könnte somit eine unterneh-

mensspezifische Eigenkapitalausstattung unter Insolvenzrisikogesichtspunkten geben, wel-

che wenn diese überschritten wird, für laterale Diversifikationserweiterung und wenn diese

unterschritten wird für Spezialisierungserweiterung spricht. In allen Iterationen mit Eigenkapi-

talausstattungssituationen über 480.000 (60% Eigenkapital nach Investition) treten weder

bei Simulation S noch bei Simulation D Überschuldungsengpässe auf. In allen Iterationen der

Simulation D, in denen die finanzielle Ausgangssituation mit höherem Eigenkapital als 520.000

(65% Eigenkapital nach Investition) beginnt, treten keinerlei Illiquiditätsengpässe auf. In der

Simulation S treten selbst in den 760.000 Eigenkapitalsituationen (95 % Eigenkapital nach

Investition) in 3 von 476 Iterationen Illiquiditätsengpässe auf. In diesen Fällen dürften die kurz-

fristigen Illiquiditätskrisen allerdings schnell behoben werden können. Die Auswertung zu den

Insolvenzrisiken in Abhängigkeit von der Eigenkapitalausstattung wird in der Abbildung 23 ver-

anschaulicht.

Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale Diversifikation

61

Abbildung 23: Insolvenzrisiken in Abhängigkeit des Eigenkapitals in t=0 (nach Investi-tion) in Simulation S und D

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(S)= 10.000 und n(D) = 10.000

Bei der Auswertung der Eigenkapitalveränderung am Ende jeder Iteration in Abhängigkeit der

Eigenkapitalausstattung am Anfang jeder Iteration wird zunächst nur der Bereich der Eigenka-

pitalausstattung betrachtet, indem die Insolvenzrisiken in beiden Simulationen relativ hoch

sind. In der folgenden Grafik sind dabei alle Iterationsergebnisse bezüglich der Eigenkapital-

veränderung von Simulation S als blaue und Simulation D als rote Punkte dargestellt.

Abbildung 24: Eigenkapitalveränderung in Abhängigkeit des relativen Eigenkapitals int=0 (nach Investition) in Simulation S und D

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(S)= 10.000 und n(D) = 10.000

0(0)

40-160(5-20)

200-320(25-40)

360-480(45-60)

520-640(65-80)

680-800(85-100)

Illiquidität Sim. S 84,87% 67,24% 28,92% 7,25% 1,37% 0,21%Illiquidität Sim. D 99,58% 84,72% 20,63% 0,84% 0,00% 0,00%Überschuldung Sim. S 69,33% 29,55% 2,20% 0,16% 0,00% 0,00%Überschuldung Sim. D 89,50% 37,06% 1,26% 0,00% 0,00% 0,00%

0,00%

20,00%

40,00%

60,00%

80,00%

100,00%

Inso

lven

zris

iken

in%

EK in t=0 in Tsd. Euro (in % nach I.)

-1200-1000-800-600-400-200

200400600800

10001200

EK

-Ver

ände

rung

inTs

d.E

uro

Iterationen Sim S Sim D

EK 10% EK 15% EK 20% EK 25% EK 30%

Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale Diversifikation

62

Dabei ist augenscheinlich, dass die Anzahl der negative Eigenkapitalveränderungsergebnisse

von Feld 1 (10% Eigenkapital nach Investition) in Richtung Feld 5 (30% Eigenkapital nach

Investition) in beiden Simulationen deutlich reduziert werden und das die Ergebnisse der Si-

mulation S (blaue Punkte) in allen Feldern stärker streuen, als die der Simulation D (rote

Punkte). Weiterhin ist gut sichtbar, dass sich im oberen Bereich der Abbildung (über 400 Tsd.

Euro) der Eigenkapitalveränderung nahezu ausschließlich Ergebnisse der Simulation S wie-

derfinden. Aus der Analyse der Größen Mittelwert und Median (folgende Tabellen) der Eigen-

kapitalveränderung in Abhängigkeit der Eigenkapitalausstattung ergibt sich, dass die Durch-

führung der Erweiterungsinvestition in Simulation D zwischen den Eigenkapitalsituationen 0%

und 5-20% unter Investitionsgesichtspunkten nicht sinnvoll ist. Dies ist sowohl aus den jeweilig

negativen Mittelwerten als auch an den negativen Medianen ablesbar. Bei der Simulation S

gilt dies nur bei der EK-Ausstattung von 0%, obwohl selbst dort mehr als 50 % der Iterationen

eine positive Eigenkapitalveränderung herbeiführen (abgeleitet aus positiven Median).

Bei erhöhter Eigenkapitalausstattung am Anfang einer Modelliteration kommt es in beiden Si-

mulationen zur stetigen Erhöhung der Mittelwerte und Mediane der Eigenkapitalveränderung

am Ende der Modellperioden. In allen Eigenkapitalausgangssituationen erzielt die Simulation

S einen höheren Mittelwert und einen höheren Median in Bezug auf die Eigenkapitalverände-

rung als in Simulation D. (siehe nachfolgende Tabellen 17 und 18). Die Standardabweichung

sowie die Schwankungsbreite der Eigenkapitalveränderungen sind in jedem Eigenkapitalaus-

gangscluster in der Simulation D geringer als in Simulation S. Außerdem nehmen diese beiden

Größen in beiden Simulationen mit steigendem Eigenkapitalanteil ab (siehe nachfolgende Ta-

bellen 17 und 18), was wiederum mir einer jeweiligen Reduzierung der Ertragsrisiken einher-

geht.

Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale Diversifikation

63

Tabelle 17: Mittelwert und Schwankungsbreite der Eigenkapitalveränderung in Euro inAbhängigkeit des relativen Eigenkapitals in t=0 (nach Inv.) in Simulation S und D

Simulation D Simulation S

IterationenSchwan-

kungsbreite MittelwertEK in t=0 (nach Inv.)

in % MittelwertSchwan-

kungsbreite Iterationen1.206.412 -202.447 0 -22.263 1.802.245 4761.205.694 -41.261 5-20 95.719 1.710.466 1905884.878 158.602 25-40 250.713 1.976.945 1905594.662 262.254 45-60 350.776 1.456.211 1904460.731 349.208 65-80 431.361 989.894 1905398.743 408.281 85-100 496.972 897.127 1905

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(S)= 10.000 und n(D) = 10.000

Tabelle 18: Standardabweichung und Median der Eigenkapitalveränderung in Euro inAbhängigkeit des relativen Eigenkapitals in t=0 (nach Inv.) in Simulation S und D

Simulation D Simulation SIteratio-

nenStandard-

abweichung MedianEK in t=0 (nach Inv.)

in % MedianStandard-

abweichungIteratio-

nen476 213.592 -180.945 0 13.469 319966,485 4761905 195.983 -13.848 5-20 138.397 276186,932 19051905 120.489 179.989 25-40 270.051 202900,799 19051905 79.379 269.609 45-60 350.185 162683,749 19041905 62.527 352.023 65-80 428.401 142687,898 19051904 55.064 436.983 85-100 496.433 137786,731 1905

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(S)= 10.000 und n(D) = 10.000

Abbildung 25: Median und Standardabweichung der Eigenkapitalveränderung in Ab-hängigkeit des relativen Eigenkapitals in t=0 (nach Investition) in Simulation S und D

Quelle: eigene Berechnungen, nach 12 Perioden bei n(S)= 10.000 und n(D) = 10.000

EK 0 (S)

EK 5-20 (S)

EK 25-40 (S)

EK 45-60 (S)

EK 65-80 (S)

EK 85-100 (S)

EK 0 (D)

EK 5-20 (D)

EK 25-40 (D)

EK 45-60 (D)

EK 65-80 (D)

EK 85-100 (D)

-200

-100

100

200

300

400

500

50 100 150 200 250 300

Med

ian

inTs

d.Eu

ro

Standardabweichung in Tsd. Euro

Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale Diversifikation

64

Der Zusammenhang zwischen dem Ertrag und den Ertragsrisiken in Abhängigkeit der Eigen-

kapitalausgangsausstattung ist für beide Simulationen in der Abbildung 25 dargestellt. Aus ihr

ist abzulesen, dass ein nahezu gleiches Ertragsrisiko in Simulation S mit 25-40% Eigenkapital

und in Simulation D mit 5-20% Eigenkapital besteht. Bei Entscheidungen zwischen diesen

beiden Situationen ist aufgrund des höheren Median der Eigenkapitalveränderung die Simu-

lation S vorteilhafter im Vergleich zur anderen. Des Weiteren sind die Mediane der Erträge des

höchsten Eigenkapitalausstattungsclusters aus Simulation D nahezu gleich mit dem zweit-

höchsten Eigenkapitalausstattungscluster aus Simulation S. Analoges gilt für jeweils das

nächsttiefere Eigenkapitalcluster beider Simulationen und das dann nächstgeringer. Bei Ent-

scheidungen zwischen diesen jeweiligen Situationen wäre aufgrund der geringeren Stan-

dardabweichung der Eigenkapitalveränderung die Simulation D vorteilhafter im Vergleich zur

anderen. Eine eindeutige Vorteilhaftigkeit bezüglich der Erträge und ihrer Ertragsrisiken (in

einem Eigenkapitalcluster der gleichen Kategorie für beide Simulationen) einer Simulation zur

anderen wäre gegeben, wenn der Median dieser größer und ebenfalls die Standardabwei-

chung der Eigenkapitalveränderung dieser Simulation geringer bzw. gleich wäre. Dies ist in

keiner Eigenkapitalanfangsausstattung zwischen beiden Simulationen anzutreffen. Ohne die

Einbeziehung von individuellen Nutzen lassen sich somit keine Aussagen darüber treffen, bei

welchen Eigenkapitalanfangsausstattungen die Simulation S oder D gegenüber der jeweils

anderen nutzenmaximal abschneidet.

6.7 Fazit der AuswertungenDer Übersichtlichkeit halber werden die Auswertungen des Kapitels 6 im Folgenden kurz zu-

sammengefasst. Über alle Iterationen beider Simulationen ergab sich ein höherer Mittelwert

(und Median) der Erträge in Simulation S und ein geringeres Ertragsrisiko, abgeleitet aus

den Standardabweichungen, in Simulation D. Dieses wurde über die Annahmen auch so

festgelegt. Sowohl das Illiquiditätsrisiko, als auch das Überschuldungsrisiko ergaben sich in

Simulation S unwesentlich geringer als in Simulation D. Die Simulation S führte in 11,1 % ih-

rer Iterationen und die Simulation D in 15,7 % ihrer Iterationen zu einer negativen Eigenkapi-

talveränderung nach 12 Perioden.

Durch die Erhöhung des Spezialisierungsgewinnes in Simulation S reduzierten sich die

Überschuldungs- und Illiquiditätswahrscheinlichkeiten deutlich. Natürlicherweise steigerten

sich die Mittelwerte und Mediane der EK-Veränderung nach 12 Perioden in Simulation S bei

Erhöhung des Spezialisierungsgewinns. Die Standardabweichung verringerte sich mit den

steigenden Mittelwerten bei Steigerung des Spezialisierungsgewinnes. Ein erhöhter relativer

Auswertung der Simulationen Spezialisierung vs. laterale Diversifikation

65

Spezialisierungsgewinn führt im Modell somit nicht nur zu erhöhten Erträgen, sondern auch

zur Reduzierung des Ertragsrisikos.

Allein aufgrund der unabhängigen Korrelation beider Deckungsbeitrage in Simulation D redu-

zieren sich die Illiquiditätsengpässen im Modell bereits deutlich. In Iterationen ohne Speziali-

sierungsgewinne erhöht sich die durchschnittliche Rendite bei gleichzeitiger Risikoreduzie-

rung durch die Unabhängigkeit der Deckungsbeiträge (laterale Diversifikation). Die Reduzie-

rung der Volatilität des 2. Deckungsbeitrages leistet im Modell keinen eindeutigen Beitrag zur

Risikoreduzierung.

In beiden Simulationen reduzieren sich die Überschuldungs- und Illiquiditätsengpässe je ge-

ringer der Darlehenszinssatz ist. Beim Vergleich beider Simulationen ergibt sich, dass bei ge-

ringen Darlehenszinsen die Insolvenzrisiken der Simulation D geringer und bei höheren Dar-

lehenszinsen die Insolvenzrisiken der Simulation S geringer ausfallen. Auch eventuelle Darle-

henszinsaufschläge und -abschläge für Expansionsstrategien, bspw. aufgrund der mangeln-

den Erfahrung in einem neuen Geschäftsbereich oder aufgrund einer steigenden Einzelmarkt-

abhängigkeit für eine weitere Spezialisierung, müssen bei risikoaversen Entscheidern Berück-

sichtigung finden.

Kommt es im Modell in einer Periode einer Iteration zum Totalverlust steigen die Insolvenzri-

siken in beiden Simulationen stark an, dieser Anstieg wird noch verstärkt je früher in einer

Iteration der Totalverlust stattfindet. Die negativen Auswirkungen auf die Insolvenzrisiken der

Totalverlustvariation sind in Simulation S höher als in Simulation D. Dies führt jedoch nicht

dazu, dass die durchschnittliche Eigenkapitalveränderung, der durch Totalverlustvariation be-

troffenen Iterationen, in Simulation D größer ist als in Simulation S.

Mit steigendem Eigenkapital sinken die Insolvenzrisiken in beiden Simulationen stark. Bei Ei-

genkapitalausstattungssituationen über 360.000 (45% Eigenkapital nach Investition, 90 %

Eigenkapital vor der Investition) treten in beiden Simulationen nahezu keine Überschuldungs-

engpässe auf. Ebenfalls nehmen die negativen Eigenkapitalveränderungen in beiden Simula-

tionen mit höherem Eigenkapitalanfangsbestand ab. Bei steigenden Anfangskapitalbestand,

reduzieren sich, in beiden Simulationen, die Insolvenz- und Ertragsrisiken bei gleichzeitig stei-

genden durchschnittlichen Erträgen. Bei geringer Eigenkapitalausstattung nehmen Mittelwerte

und Mediane der Eigenkapitalveränderung in der Simulation D negative Gestalt, dies ist in der

Simulation S nicht der Fall.

Laterale Diversifikation vs. Spezialisierung in der Landwirtschaft unter Risikogesichtspunkten

66

7 Laterale Diversifikation vs. Spezialisierung in der Land-

wirtschaft unter RisikogesichtspunktenIn der Landwirtschaft finden Preis- und Produktrisiken starke Beachtung, dies kann damit er-

klärt werden, dass bei diesen Risiken messbare, unmittelbare, permanente und kurzfristige

Auswirkungen auf den jährlichen Gewinn bzw. die kurzfristigen Erträge auftreten. Sowohl die

jährlichen Preis-, als auch die jährlichen Produktrisiken der Produkte bzw. Produktbereiche

sind bei lateraler Diversifizierung unabhängig zueinander korreliert, was risikomindernd wirkt

(Vgl. Kap. 3.4. und 6.3.). Unter diesen ersten Risikogesichtspunkten spricht viel dafür, dass

landwirtschaftliche Unternehmen in Expansionsphasen eine laterale Diversifikationserweite-

rung in Betracht ziehen sollten. Aber entscheidet sich ein landwirtschaftliches Unternehmen

für eine Diversifikationsstrategie, verzichtet es auch auf Spezialisierungsgewinne (Vgl. Kapitel

4), die bei einer Entscheidung gegen die Diversifikationsstrategie und für eine Spezialisie-

rungsstrategie auftreten würden. Diversification may also mean giving up the benefits of spe-

cializing in one enterprise in order to gain the benefits from less variability in net income (Kay

et al., 2004). Die Spezialisierungsgewinne aus einer Spezialisierungserweiterung verändern

die Erträge (Rendite) positiv und verringern die langfristigen Ertragsrisiken (Vgl. Kap. 6.2.).

Laterale Diversifikationen erfordern höhere Anforderungen bezüglich des Erwerbes neuer

Kenntnisse an die Betriebsleitung (Vgl. 2.2. Führungsrisiken). Das Befassen mit jedem einzel-

nen Bereich kann nicht so stark erfolgen, wie es in einem spezialisierten Betrieb möglich ist.

Dadurch sind die Führungsrisiken bei Diversifikation ausgeprägter als in der Spezialisierung.

Eine Spezialisierungserweiterung hat somit ebenfalls reduzierende und eine Diversifikations-

entscheidung steigende Auswirkungen auf die unternehmensbezogenen Risiken.

Ein Entscheider, welcher sich nutzenmaximal verhält, wählt bei einer ordinalen Risikonutzen-

funktion die Alternative, welche er bezüglich Chancen und Risiken bevorzugt. Bereits Marko-

witz hat 1952 aufgezeigt, dass diese Alternative nicht die mit dem geringsten Risiko sein muss

(Hoff, 2011). Wenn entsprechend bspw. bei einer Spezialisierungsexpansion die erwarteten

Erträge höher sind, als bei einer Diversifikationsexpansion und gleichzeitig das unternehmens-

spezifische Ertragsrisiko nach Diversifizierung geringer ist, als nach Spezialisierung, muss sich

ein risikoaverser (risikoscheuer) Entscheider nicht zwangsläufig für die Expansionsmöglichkeit

mit dem geringsten Ertragsrisiko entscheiden. Vielmehr kommt es in der Entscheidungssitua-

tion zwischen Spezialisierungs- und Diversifizierungsstrategie, auch für risikoaverse Entschei-

der, auf die Chance-Risiko-Kombination der erwarteten Erträge an. Eine Entscheidung für die

eine oder andere Wachstumsstrategie kann somit nur unternehmensspezifisch, in Abhängig-

keit der Präferenzen des Entscheiders erfolgen. Um die Entscheidungsfindung dieser struktu-

rierter zu gestalten, wird im Folgenden die laterale Diversifikationsexpansion der Spezialisie-

rungsexpansion, in Bezug auf der in Kapitel 2 beschriebenen landwirtschaftlichen Risiken, bei

Laterale Diversifikation vs. Spezialisierung in der Landwirtschaft unter Risikogesichtspunkten

67

gleicher Rentabilität gegenübergestellt. Dabei übernehmen die Vorüberlegungen aus Kapitel

3 und 4, sowie die Erkenntnissen aus den Modellsimulationen (Kap. 6) die tragende Säule.

7.1 PreisrisikenIm Fall der Spezialisierungserweiterung kommt es zu keiner Reduzierung von Preisrisiken zwi-

schen dem Unternehmen vor und nach Expansion. Die Häufigkeit des Auftretens von negati-

ven Preisentwicklungen ist im Unternehmen vor und auch nach der Expansion, sowohl auf den

Faktor, als auch auf den Produktmärkten identisch. Allerdings beeinflussen dieselben Preisri-

siken nach der Spezialisierungserweiterung über ihr erhöhtes Ausmaß die Unternehmenser-

träge verstärkt. Durch eine Diversifikationserweiterung gesellen sich zu den Preisrisiken für

das erste Produkt i.d.R. weitere Preisrisiken für das zweite Produkt hinzu. Die Häufigkeit des

Auftretens negativer Preisentwicklungen erhöht sich dadurch generell nach lateraler Diversifi-

kationserweiterung. Dies gilt nicht, falls das zusätzliche Produkt sowohl über sichere (oder

quasi-sichere) Produkt-, als auch Faktorenpreise verfügt, wie bspw. bei Solar- oder Windkraft-

anlagen für die ersten 20 Wirtschaftsjahre. Im Fall der lateralen Diversifikation kommt es zu

einer Reduzierung von Preisrisiken zwischen dem Unternehmen vor und nach Expansion, auf-

grund der in der Regel unabhängig zueinander korrelierten Preisrisiken. Die bedeutet aller-

dings auch, dass es kurzfristig bei beiden Produkten zu negativen Preisentwicklungen auf den

Faktor und Produktmärkten kommen könnte. Durch die Streuung der Preisrisiken auf zwei

Produkte reduzieren sich die Preisrisiken aber langfristig, im Vergleich zur Spezialisierungser-

weiterung. Dies wurde ebenso in der Modellsimulation D, über die Unabhängigkeit der De-

ckungsbeiträge, festgestellt (Vgl. Kapitel 6.3.). Aufgrund der Verringerung der Preisrisiken

durch eine laterale Diversifikationsexpansion erhöhen sich die langfristigen Unternehmenser-

träge und reduzieren sich sowohl die Ertrags- als auch Insolvenzrisiken im Vergleich zur Spe-

zialisierungsexpansion derselben Rentabilität. Die laterale Diversifikation bietet somit Preisri-

sikoreduzierungsvorteile gegenüber der Spezialisierung. Für beide Unternehmenswachs-

tumsstrategien können kurzfristige bis mittelfristige Preisrisiken aber auch durch Risikoredu-

zierungsmaßnahmen aus dem landwirtschaftliches Risikomanagement, bspw. durch Risiko-

überwälzungsmaßnahmen abgefedert oder eliminiert werden (Vgl. Kap. 2.4.).

7.2 ProduktrisikenProduktrisiken können aufgrund von unsicheren Umweltbedingungen, aber auch hinsichtlich

des betrieblichen Produktionsprozesses auftreten. Durch eine Diversifikationserweiterung

kommen zu den Produktrisiken für das erste Produkt weitere Produktrisiken für das zweite

Laterale Diversifikation vs. Spezialisierung in der Landwirtschaft unter Risikogesichtspunkten

68

Produkt hinzu. Durch die Streuung der Produktrisiken, die aus unsicheren Umweltbedingun-

gen auftreten, auf zwei Produkte, reduzieren sich diese bei lateraler Diversifikationserweite-

rung im Vergleich zur Spezialisierungserweiterung (Vgl. Kap. 3.4.). Dies wurde in der Modell-

simulation D über den Extremfall des Produktionsausfalls (Totalverlustvariation, Vgl. Kapitel

6.5.) verdeutlicht. Die Verringerung der Produktrisiken, aus unsicheren Umweltbedingungen,

durch eine laterale Diversifikationsexpansion erhöht die langfristigen Unternehmenserträge

und reduziert sowohl die Ertrags- als auch Insolvenzrisiken im Vergleich zur Spezialisierungs-

expansion derselben Rentabilität. Die laterale Diversifikation bietet somit Risikoreduzierungs-

vorteile bei Produktrisiken aus unsicheren Umweltbedingungen gegenüber der Spezialisie-

rung. Für beide Wachstumsstrategien können Produktrisiken aus unsicheren Umweltbedin-

gungen auch durch Risikoüberwälzungsmaßnahmen, z.B. Versicherungen ausgeschaltet wer-

den (Vgl. Kap. 2.4.).

Die Produktrisiken hinsichtlich des betrieblichen Produktionsprozesses reduzieren sich jedoch

nach einer Spezialisierungserweiterung, sowohl im Vergleich zum Unternehmen vor der Er-

weiterung, als auch zur lateral diversifizierten Unternehmenserweiterung langfristig. Dies re-

sultiert aus den Lern- bzw. Erfahrungseffekten von spezialisierten Unternehmen (Vgl. Kap.

4.2), die bedeutender ausgeprägt sind als in lateral diversifizierten Unternehmen. Hierdurch

kann das unternehmensspezifische Ertragsrisiko bei gleichzeitiger Steigerung der Erträge re-

duziert werden. (Vgl. Kap.6.2.). Die Verringerung der Produktrisiken, bezüglich des Produkti-

onsprozesses, durch Spezialisierungsexpansion erhöht somit die langfristigen Unterneh-

menserträge und reduziert sowohl die Ertrags- als auch Insolvenzrisiken im Vergleich zur la-

teralen Diversifikationsexpansion derselben Rentabilität. Die Spezialisierung bietet somit Risi-

koreduzierungsvorteile bei Produktrisiken aus dem betrieblichen Produktionsprozess gegen-

über der lateralen Diversifikation. Für beide Wachstumsstrategien können Produktrisiken aus

dem betrieblichen Produktionsprozess durch Risikominderungsmaßnahmen, z.B. durch Ver-

fahrenswahl (Vgl. Kap. 2.4.) reduziert werden.

7.3 VerhaltensrisikenVerhaltensrisiken treten per se sowohl vor als auch nach Spezialisierung- bzw. Diversifikati-

onsexpansionen auf und können in keinem Fall einhundertprozentig eliminiert werden . Aller-

dings steigt die Intensität der negativen Auswirkungen von Verhaltensrisiken nach einer Un-

ternehmenserweiterung, z.B. aus unsicherer Arbeitsqualität. Die Kontroll- und Identifizie-

rungskomplexität von Verhaltensrisiken in der lateralen Diversifikation im Vergleich zur Spe-

zialisierung fallen tendenziell größer aus und damit steigen die Anreize für moralisches Fehl-

verhalten. Beispielsweise ist die Leistungsmessung der Arbeitseffektivität von Mitarbeitern

Laterale Diversifikation vs. Spezialisierung in der Landwirtschaft unter Risikogesichtspunkten

69

für die Unternehmensführung schwieriger, wenn diese Mitarbeiter in unterschiedlichen Be-

triebsbereichen beschäftigt sind. Dies resultiert aus der verminderten Vergleichbarkeit ihrer

jeweiligen Arbeitsleistungen. Ein Beispiel hierzu soll die Ausführungen verdeutlichen. Zwei

landwirtschaftliche Unternehmen (ein spezialisiertes und ein lateral diversifiziertes) beschäfti-

gen, z.B. jeweils 2 Mitarbeiter. Die Arbeitsleistungen beider Mitarbeiter im spezialisierten Be-

trieb sind gut miteinander vergleichbar, da die Betätigungsfelder der Mitarbeiter gleich oder

ähnlich sind. Die Arbeitsleistungen der Mitarbeiter im lateral diversifizierten Betrieb sind

schlechter miteinander vergleichbar, da die Betätigungsfelder der Mitarbeiter unterschiedlich

sind. Der Anreiz zu moralischem Fehlverhalten, z.B. bei der Arbeitseffektivität, ist dadurch in

lateral diversifizierten Betrieben höher. Die Verhaltensrisiken in lateral diversifizierten Unter-

nehmen nehmen ein höheres Ausmaß an, als die Verhaltensrisiken in spezialisierten Unter-

nehmen. Die Spezialisierung bietet somit Risikoreduzierungsvorteile bei Verhaltensrisiken

gegenüber der lateralen Diversifikation. Für beide Wachstumsstrategien können Verhaltens-

risiken durch innerbetriebliche Risikomanagementmaßnahmen (Vgl. Kap. 2.4.) gemindert

werden, bspw. durch Interessensgemeinschaft.

7.4 Institutionelle RisikenVor institutionellen Risiken sind weder lateral diversifizierte noch spezialisierte landwirtschaft-

liche Betriebe gefeit. Einige institutionelle Risiken wirken gleichermaßen auf beide Arten von

Unternehmen, z.B. durch die Veränderung von Steuerregelungen. Andere institutionelle Ver-

änderungen betreffen nur einzelne Produktbereiche oder Produktionsformen. Diese haben nur

Auswirkungen auf die betroffenen Betriebe bzw. Produktionsbereiche, z.B. Abschaffung der

Milchquote. Die Auswirkungen von institutionelle Risiken (Veränderungen) sind im betroffenen

spezialisierten Betriebe größer, als im betroffenen lateral diversifizierten Betrieb. Auch dies

soll ein Beispiel verdeutlichen. Die Abschaffung der Milchquote hat auf einen spezialisierten

Milchbetrieb tendenziell größere Auswirkungen, als auch einen lateral diversifizierten Milch-

Obstanbau-Betrieb, aber keine Auswirkungen auf einen spezialisierten Obstbauern. Folglich

ist das Risiko der Betroffenheit einiger institutionellen Veränderung in lateral diversifizierten

Unternehmen größer, aber die Auswirkungen von diesen institutionellen Risiken sind bei be-

troffenen spezialisierten Unternehmen tendenziell höher. Die laterale Diversifikation bietet so-

mit Reduzierungsvorteile für Institutionelle Risiken gegenüber der Spezialisierung.

Laterale Diversifikation vs. Spezialisierung in der Landwirtschaft unter Risikogesichtspunkten

70

7.5 GesellschaftsrisikenAnalog zu den institutionellen Risiken verhalten sich die Gesellschaftsrisiken. Auch hier gibt

es Risiken, die gleichermaßen auf spezialisierte und lateral diversifizierte Unternehmen wir-

ken, z.B. das Fehlen qualifizierter Arbeitskräfte. Auf der anderen Seite gibt es gesellschaftliche

Risiken, bei denen nur einzelne landwirtschaftliche Bereiche betroffen sind, z.B. EHEC-Be-

richterstattung (Vgl. Kap. 2.2.). Folglich ist auch das Risiko der Betroffenheit einiger Gesell-

schaftsrisiken in lateral diversifizierten Unternehmen größer, aber die Auswirkungen von die-

sen Gesellschaftsrisiken sind bei betroffenen spezialisierten Unternehmen tendenziell höher.

Die laterale Diversifikation bietet somit Reduzierungsvorteile für Gesellschaftsrisiken gegen-

über der Spezialisierung.

7.6 FinanzrisikenDas Finanzrisiko rührt aus den Zahlungsverpflichtungen von Unternehmen. Die Ausprägungen

der Zahlungsverpflichtungen in einem Unternehmen an sich sind zunächst unabhängig von

der Unternehmenswachstumsstrategie. Die Höhe des Fremdkapitalanteils, das Zinsniveau

(und die Veränderung des Zinsniveaus), sowie die Höhe der Pachtzahlungsverpflichtungen

bspw. speisen das Ausmaß der finanziellen Risiken eines landwirtschaftlichen Betriebes. So-

wohl spezialisierte, als auch lateral diversifizierte Unternehmen können durch die Reduzierung

ihrer Zahlungsverpflichtungen ihre Finanzrisiken senken. Dies ist in den Simulationsauswer-

tungen zum Darlehenszins (Vgl. Kap. 6.4.) und zur Eigenkapitalanfangsausstattung (Vgl. Kap.

6.6.) verdeutlicht worden. Für die Bedienung und Reduzierung von Zahlungsverpflichtungen

sind sowohl die Erträge als auch die Ertragsrisiken von Relevanz. Aufgrund der geringeren

Ertragsrisiken durch eine laterale Diversifikationsexpansion reduzieren sich somit die Finanz-

risiken im Vergleich zur Spezialisierungsexpansion derselben Rentabilität. Sind die Erträge

von spezialisierten Unternehmungen, aufgrund von Spezialisierungsgewinnen, gegenüber la-

teral diversifizierten Unternehmen größer, dann lassen sich keine eindeutigen Aussagen zur

risikoreduzierten Wachstumsrichtung in Bezug auf die Finanzrisiko tätigen.

7.7 FührungsrisikenFührungsrisiken sind im engeren Sinne abhängig von den Personen, welche die Führung ei-

nes Unternehmens bilden. Daher ist das Niveau der Führungsrisiken in einem Unternehmen

generell unabhängig von der Unternehmenswachstumsstrategie. Tendenziell sind aber Ent-

scheidungen der Betriebsleitung in lateral diversifizierten Betrieben vielschichtiger als in spe-

zialisierten Betrieben. Aufgrund der erhöhten Quantität in markt- und produktionsbezogenen

Laterale Diversifikation vs. Spezialisierung in der Landwirtschaft unter Risikogesichtspunkten

71

Kenntnisse für mehrere Bereiche fällt die Qualität dieser Kenntnisse von Unternehmensleitern

in diversifizierten Unternehmen tendenziell geringer aus, als in spezialisierten Unternehmen.

Dies erhöht die Gefahren von Fehlentscheidungen. Außerdem müssen die Interessen der Un-

ternehmensführung nicht zwangsläufig den Interessen des Unternehmens entsprechen. Dies

gilt vor allem, wenn es sich bei Unternehmenseigner(n) und Unternehmensführer(n) nicht um

identische Person handelt oder wenn Stakeholder Interessen in den Unternehmensinteressen

berücksichtigt werden. Möchte ein Unternehmensführer z.B. stabile Gewinne über viele Jahre

erwirtschaften, wird er versuchen eine ertragsrisikoreduzierte Strategie umzusetzen, auch

wenn das Interesse der Unternehmenseigner bspw. auf eine ertragsmaximierende Strategie

abzielt. Die Überprüfung der zielgerichteten Unternehmenssteuerung ist aus Komplexitäts-

gründen in lateral diversifizierten Unternehmen schwieriger als in spezialisierten Unterneh-

men. Führungsrisiken im weiteren Sinne können somit in lateral diversifizierten Unternehmen

im Vergleich zu Führungsrisiken im spezialisierten Unternehmen erhöht auftreten. Die Spezi-

alisierung bietet somit Risikoreduzierungsvorteile bei Führungsrisiken gegenüber der lateralen

Diversifikation. Für beide Wachstumsstrategien können Führungsrisiken durch Risikominde-

rungsmaßnahmen, z.B. durch Weiterbildung (Vgl. Kap. 2.4.) reduziert werden. Bei Unterstel-

lung von konstantem Zeiteinsatz und konstanter Lernverarbeitung von zwei Betriebsleitern, ist

jedoch der Betriebsleiter des spezialisierten Betriebes gegenüber dem des lateral diversifizier-

ten Betriebes im Vorteil, da er sowohl die gesamte Zeit, als auch den gesamten Lernverarbei-

tungsprozess nur in einem Produkt bzw. Produktprozess verbringen kann.

7.8 RisikofazitDas letzte Beispiel aus Kapitel 7.1.7. hat nochmals verdeutlicht, dass die Grenze zwischen

den sieben dargestellten landwirtschaftlichen Risiken nicht starr verläuft, denn dieses Bei-

spiel kann auch für Verhaltensrisiken angeführt werden. Aus der Vertiefung der Vergleichs-

diskussion zwischen Spezialisierung und lateraler Diversifikation unter Risiko wird deutlich,

dass es sowohl Risiken gibt, in denen Spezialisierungserweiterungen, sowie welche, in de-

nen lateral diversifizierte Expansionen risikomindernd wirken. Laterale Diversifikation mindert

somit nur bedingt Risiken im Vergleich zur Spezialisierung, denn Produktprozessrisiken, Ver-

haltensrisiken und Führungsrisiken dürften in der lateralen Diversifikation vergleichsweise

tendenziell höher ausfallen. Aber andererseits mindert laterale Diversifikation im Vergleich

zur Spezialisierung die Preis- und Gesellschaftsrisiken, Institutionelle Risiken, sowie die Pro-

duktrisiken aus unsicheren Umweltbedingungen. Dieses gilt ohne die Betrachtung von Ren-

diteauswirkungen auf die Unternehmensrisiken. Somit verfügen sowohl die laterale Diversifi-

kation als auch die Spezialisierung über risikomindernde Funktionen.

Laterale Diversifikation vs. Spezialisierung in der Landwirtschaft unter Risikogesichtspunkten

72

Renditeerhöhungen mindern die Ertrags- und Insolvenzrisiken von Unternehmen (Vgl. Kap. 4

und 6.2.). Daher dürfen die Betrachtungen der möglichen Renditen bei einer Erweiterungs-

entscheidung unter Risikogesichtspunkten nicht außer Acht gelassen werden. Ergeben sich

langfristige Renditevorteile für die eine oder andere Wachstumsstrategie, kann sich die Risi-

kobewertungsrangfolge der beiden vorgestellten landwirtschaftlichen Expansionsstrategien

verändern. Spezialisierungsgewinne treten i.d.R. in der Spezialisierungserweiterung auf. Der

Verzicht auf Spezialisierungsgewinne steigt tendenziell, je weiter der sachliche Zusammen-

hang zwischen den Produkten ausfällt. Die Renditevorteile zwischen beiden vorgestellten

Wachstumsstrategien müssen nicht zwangsläufig auf der Seite der Spezialisierung auftreten,

denn auch durch das Heben von Synergieeffekten durch Diversifikation sind Renditesteige-

rungen möglich. Die Synergiepotentiale sind bei lateraler Diversifikation im Vergleich zu hori-

zontaler und vertikaler Diversifikation jedoch am geringsten, aufgrund des fehlenden Zusam-

menhangs zwischen den Produkten.

Bei Entscheidungen unter Risiko müssen auch die Risikoeinstellungen der Entscheider in

Betracht gezogen werden. Dies gilt, wenn keine eindeutigen Aussagen im Vergleich von

zwei Situationen getätigt werden können, die für alle Risikoeinstellungen gelten. Im Abwä-

gungsprozess zwischen den beiden vorgestellten Investitionsalternativen, können alle unter-

nehmensspezifisch entscheidenden Einzelrisiken und mögliche langfristige Renditeentwick-

lungen betrachtet werden. Zur Abschätzung können Rangordnungen (Rankings) und Ge-

wichtungen den Entscheidern helfen, unternehmensspezifische Risikovorteile und Risiko-

nachteile zwischen lateraler Diversifikation und Spezialisierung zu identifizieren und zu be-

werten.

Zusammenfassung

73

8 ZusammenfassungUnternehmen streben nach Wachstum. Aufgrund knapper finanzieller und anderer Ressour-

cen können nicht beliebig viele Wachstumsstrategien umgesetzt werden. In Wachstumspro-

zessen müssen demzufolge Richtungsentscheidungen getroffen werden. Dies gilt auch für

landwirtschaftliche Betriebe. In der Landwirtschaft treten Risiken aus verschiedensten Strö-

mungen auf. Risiken können eingegangen oder gesteuert werden. Zur Risikosteuerung ste-

hen landwirtschaftlichen Unternehmungen verschiedenartigste Maßnahmen zur Verfügung.

Laterale Diversifikationsmöglichkeiten bieten sich vor allem im außerlandwirtschaftlichen Be-

reich, bspw. im Markt für erneuerbare Energien. Laterale Diversifikationsexpansionen bieten

Risikoreduzierungspotential, vor allem aufgrund der unabhängigen Risikokorrelation zwi-

schen den Produkten. Gleichzeitig sind jedoch Synergiepotentiale und dadurch auch künftige

Renditeerhöhungen begrenzt. Außerdem treten in einigen Risikobereichen potentielle Risiko-

ausbreitungen auf. Für laterale Unternehmensdiversifikationsmöglichkeiten im außerlandwirt-

schaftlichen Bereich gibt es kaum Restriktionen. Anders gestaltet sich dieses Feld bei einer

Spezialisierungserweiterung, da dort oftmals Restriktionen, z.B. durch die Faktorenknappheit

bei Boden in der landwirtschaftlichen Produktion oder durch Anbauobergrenzen bei Markt-

früchten, auftreten. Aus dem Unternehmenswachstum durch Spezialisierung treten Speziali-

sierungsgewinne auf. Erhöhte Renditemöglichkeiten reduzieren Insolvenz und Ertragsrisiken.

Auch in anderen Risikofelder reduziert die Spezialisierungserweiterung Risiken. Allerdings

gibt es Risikoarten in denen eine Spezialisierungserweiterung die jeweiligen Risiken daraus

stark erhöht. Die Höhe der eingegangenen Zahlungsverpflichtungen spielt sowohl bei Insol-

venz- als auch Ertragsrisiken und in beiden unabhängig von der Wachstumsstrategie eine

besonders große Rolle. Durch die Reduzierung der Zahlungsverpflichtungen kann im Unter-

nehmen sowohl Risikoreduzierung als auch Ertragswachstum herbeigeführt werden. Das gilt

insbesondere bei stark verschuldeten Unternehmen und unabhängig der Wachstumsstrate-

gie. Ebenso können andere Risiken unabhängig von der Wachstumsrichtung durch Risiko-

managementmaßnahmen vermindert oder eliminiert werden. Lediglich für einzelne Risiken

ist eine dementsprechende Bewertung möglich, diese ist im Kapitel 7 erfolgt.

Investitionsentscheidungen und Richtungsentscheidungen zur Unternehmensstrategie sind

komplexe und individuelle Angelegenheiten. Mit welchen Gewichtungen einzelnen Risiken

zum Gesamtrisiko eines Unternehmens beitragen, ist unternehmensspezifisch verschieden.

Außerdem sind Risikoeinstellungen und Präferenzen von Entscheider zu Entscheider eben-

falls unterschiedlich. Bewertungen bezüglich der eindeutigen Vorteilhaftigkeit der lateralen

Diversifikation gegenüber der Spezialisierung und umgekehrt, können aus den Betrachtun-

gen der Gesamtheit aller Risiken, den Renditeüberlegungen und der Risikoeinstellungen

nicht getroffen werden.

Literatur- und Quellenverzeichnis

74

Literatur- und QuellenverzeichnisHoag, D. L. Applied Risk Management in Agriculture , 2009

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3 http://www.manager-magazin.de/unternehmen/it/microsoft-kauft-nokias-handysparte-

a-920013.html, 1.10.2013

4 http://dejure.org/gesetze/InsO, 12.11.2013

5 http://www.unendlich-viel-energie.de/de/startseite/detailansicht/article/19/energie-in-

buergerhand-privatleute-treiben-die-energiewende-voran.html, 12.11.2013

6 http://www.unendlich-viel-energie.de/uploads/media/AEE_Grafik_Investitionen_land-

wirtschaftlicher_Betriebe_2009_2012.pdf, 12.11.2013

7 http://www.bmelv-statistik.de/de/statistisches-jahrbuch/kap-c-landwirtschaft/,12.11.2013

8 http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/54610/economies-of-scale-v6.html,

12.11.2013

9 http://bundesrecht.juris.de/estg/__32a.html, 5.09.2013

10 http://berichte.bmelv-statistik.de/SJT-3012300-0000.pdf, 12.11.2013

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http://www.palisade.com/risk

Abkürzungsverzeichnis

76

Abkürzungsverzeichnis

Anz. Anzahl

BSE Bovine spongiforme Enzephalopatie

bspw. beispielsweise

bzw. beziehungsweise

ca. circa

DB Deckungsbeitrag

EBIT earnings before interests and taxes (Gewinn vor Zinsen und Steuern)

EHEC Enterohämoorrhagisch Escherichia coli

EK Eigenkapital

EU Europäische Union

EUR EURO

HGB Handelsgesetzbuch

i.d.R. in der Regel

Inv. Investition

Kap. Kapitel

ländl. ländlich

landw. landwirtschaftliche

Max Maximum

max. maximal

Min Minimum

min. minimal

mind. mindestens

n Anzahl der Iterationen

Abkürzungsverzeichnis

77

n (D) Anzahl der Iterationen der Simulation D

n (D0) Anzahl der Iterationen der Simulation D mit 0% Volatilitätsreduzierung

n (D11) Anzahl der Iterationen der Simulation D mit 11% Volatilitätsreduzierung

n (D89) Anzahl der Iterationen der Simulation D mit 89% Volatilitätsreduzierung

n (DEK10-30) Anzahl der Iterationen der Simulation D mit Eigenkapitalausgangsaus-

stattung von 10 30 %

n (S) Anzahl der Iterationen der Simulation S

n (S0) Anzahl der Iterationen der Simulation S mit 0% Spezialisierungsgewinn

n (S25) Anzahl der Iterationen der Simulation S mit 25% Spezialisierungsge-

winn

n (SEK10-30) Anzahl der Iterationen der Simulation S mit Eigenkapitalanfangsaustat-

tung von 10 30 %

o. oder

o.g. oben genannt

P Produkt

p.a. per anno (pro Jahr)

PE Produkteinheit

Red. Reduktion

S. Seite

SG Spezialisierungsgewinn

Sim. Simulation

sonst. sonstige

St. Steuern

Standabw. Standardabweichung

t Zeitpunkt

techn. technisch

Abkürzungsverzeichnis

78

Tsd. Tausend

Vgl. Vergleiche

Vol.red. Volatilitätsreduzierung

Z. Zinsen

z.B. zum Beispiel

Tabellenverzeichnis

79

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Risikominderungsmaßnahmen ............................................................................ 18

Tabelle 2: Entwicklungen in der deutschen Landwirtschaft bei Mastscheinen, Masthühnern

und Rindern von 1999-2010................................................................................................. 28

Tabelle 3: Einflussgrößen des Entscheidungsproblems ...................................................... 33

Tabelle 4: allgemeine Annahmen über alle Simulationen..................................................... 37

Tabelle 5: Annahmen über den Ausgangsbetrieb ............................................................... 38

Tabelle 6: Annahmen Simulation S ..................................................................................... 39

Tabelle 7: Annahmen Simulation D..................................................................................... 39

Tabelle 8: Tabelle: Insolvenzen im Agrarbereich und in der übrigen Wirtschaft in Deutschland

von 2006 bis 2011 ............................................................................................................... 41

Tabelle 9: Renditeerhöhung durch Spezialisierungsgewinn in Simulation S........................ 46

Tabelle 10 : Größen der Eigenkapitalveränderung in Euro bei steigendem

Spezialisierungsgewinn in Simulation S............................................................................... 47

Tabelle 11: Überschuldungsengpässe bei 0% Spezialisierungsgewinn in Simulation S und

0% Volatilitätsreduzierung in Simulation D........................................................................... 49

Tabelle 12: Illiquiditätsengpässe bei 0% Spezialisierungsgewinn in Simulation S und 0%

Volatilitätsreduzierung in Simulation D................................................................................. 49

Tabelle 13: Größen der Eigenkapitalveränderung in Euro bei 0% Spezialisierungsgewinn in

Simulation S und 0% Volatilitätsreduzierung in Simulation D .............................................. 50

Tabelle 14: Größen der Eigenkapitalveränderung in Euro bei Reduzierung der Volatilität von

DB(P2) in Simulation D.......................................................................................................... 52

Tabelle 15: Median und Standardabweichung der Eigenkapitalveränderung in Euro nach

Darlehenszinssatz in Simulation S und D............................................................................. 55

Tabelle 16: Eigenkapitalausgangssituationen in Simulation S und D ................................... 60

Tabelle 17: Mittelwert und Schwankungsbreite der Eigenkapitalveränderung in Euro in

Abhängigkeit des relativen Eigenkapitals in t=0 (nach Inv.) in Simulation S und D............... 63

Tabelle 18: Standardabweichung und Median der Eigenkapitalveränderung in Euro in

Abhängigkeit des relativen Eigenkapitals in t=0 (nach Inv.) in Simulation S und D............... 63

Abbildungsverzeichnis

80

AbbildungsverzeichnisAbbildung 1: Arten und Ursachen von landwirtschaftlichen Risiken ..................................... 11

Abbildung 2: Phasen des Risikomanagement...................................................................... 15

Abbildung 3: Grafik Risikosteuerung .................................................................................... 16

Abbildung 4: geplante Investitionen landwirtschaftlicher Betriebe in Erneuerbare-Energien. 22

Abbildung 5: Ursachen von Spezialisierungsgewinnen in der Landwirtschaft nach

betrieblicher Expansion........................................................................................................ 29

Abbildung 6 : Anzahl der Illiquiditäts und Überschuldungsrisiken in Simulation S und D...... 43

Abbildung 7: Größen zur Eigenkapitalveränderung in Euro in Simulation S und D............... 44

Abbildung 8: Verteilung der Eigenkapitalsituationen in Simulation S und D.......................... 44

Abbildung 9 : Verteilung der Veränderung des Eigenkapitals in Simulation S und D........... 44

Abbildung 10 : Anzahl der Insolvenzengpässe nach relativem Spezialisierungsgewinn in

Simulation S......................................................................................................................... 46

Abbildung 11: Eintrittswahrscheinlichkeiten der Insolvenzengpässe nach relativem

Spezialisierungsgewinn in Simulation S............................................................................... 47

Abbildung 12: Median und Standardabweichung der Eigenkapitalveränderung nach relativem

Spezialisierungsgewinn in Simulation S............................................................................... 48

Abbildung 13: Eigenkapitalveränderung bei 0 u. bei 25% Spezialisierungsgewinn in Sim. S 49

Abbildung 14: Insolvenzrisiken in % bei Reduzierung der Volatilität von DB(P2) in Sim. D..... 51

Abbildung 15: Median und Standardabweichung der Eigenkapitalveränderung bei

Reduzierung der Volatilität von DB(P2) in Simulation D.......................................................... 51

Abbildung 16: Eigenkapitalveränderung bei Reduzierung der Volatilität von DB(P2) um 11% in

Simulation D ........................................................................................................................ 53

Abbildung 17: Eigenkapitalveränderung bei Reduzierung der Volatilität von DB(P2) um 89% in

Simulation D ........................................................................................................................ 53

Abbildung 18: Insolvenzrisiken nach Darlehenszinssätze der Simulationen S und D .......... 54

Abbildung 19: Median und Standardabweichung der Eigenkapitalveränderung nach

Darlehenszinssätze der Simulationen S und D .................................................................... 55

Abbildung 20: Totalverlusthäufigkeit in Simulation S und D.................................................. 57

Abbildung 21: relative Insolvenzrisiken nach einem Totalverlustereignis in Sim. S und D .... 57

Abbildung 22: Größen der Eigenkapitalveränderung mit u. ohne Totalverlust in Sim. S u. D 59

Abbildung 23: Insolvenzrisiken in Abhängigkeit des Eigenkapitals in t=0 (nach Investition) in

Simulation S und D .............................................................................................................. 61

Abbildung 24: Eigenkapitalveränderung in Abhängigkeit des relativen Eigenkapitals in t=0

(nach Investition) in Simulation S und D............................................................................... 61

Abbildung 25: Median und Standardabweichung der Eigenkapitalveränderung in

Abhängigkeit des relativen Eigenkapitals in t=0 (nach Investition) in Simulation S und D..... 63

Eidesstattliche Versicherung

81

Eidesstattliche Versicherung

Hiermit erkläre ich an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne Be-

nutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Die aus fremden Quellen

direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Die Arbeit

wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt.

Ich bin damit einverstanden, dass meine Arbeit in der Hochschulbibliothek eingestellt wird.

Neubrandenburg, im November 2013

Nachname: Klein

Vorname: Christian

Unterschrift:

Danksagung

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Danksagung

Gedankt sei an dieser Stelle Herrn Prof. Dr. Fuchs und Herrn Prof. Dr. Langosch der Hoch-

schule Neubrandenburg für die Unterstützung zur Erstellung dieser Masterarbeit, sowie für

die fachliche Betreuung während der Studienzeit.

Außerdem möchte ich meiner Mutter Verona dafür, dass sie mich jahrelang für die Landwirt-

schaft begeistert hat, sowie meiner Lebensgefährtin und meiner Kinder für die familiäre Un-

terstützung danken.