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Materialheft Villa Utopia Ein besseres Leben ist überall Ein Projekt des COMEDIA Förderkreis e.V. COMEDIA Förderkreis e.V. und COMEDIA Theater, Telefon. 0221 888 77 333 Theaterpädagogik. Hanna Westerboer und Melanie Delvos Redaktion. Melanie Delvos, Maren van Severen, Anna Hankemeier Künstlerische Leitung. Jutta M. Staerk Seite 1

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Materialheft

Villa Utopia

Ein besseres Leben ist überallEin Projekt des COMEDIA Förderkreis e.V.

COMEDIA Förderkreis e.V. und COMEDIA Theater, Telefon. 0221 888 77 333Theaterpädagogik. Hanna Westerboer und Melanie Delvos

Redaktion. Melanie Delvos, Maren van Severen, Anna HankemeierKünstlerische Leitung. Jutta M. Staerk

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Einleitung

Einleitung

Liebe Lehrerinnen und Lehrer,

wir laden Sie mit diesem Materialheft ein, sich und Ihre Klassen auf das Stück einzustimmen und/oder nach dem Theaterbesuch das Gesehene zu vertiefen.Hier finden Sie sowohl Hintergrundinformationen für sich selbst, als auch viele praktische und spielerische Anregungen für den Unterricht.

Mit herzlichen Grüßen,die Theaterwerkstatt des COMEDIA Theaters Melanie Delvos und Hanna Westerboer

Vielen Dank an die Internationalen Vorbereitungsklassen der Albert-Schweitzer-Realschule Ostheim, die unsere Premierengruppen waren.Wir danken für die Neugier, die Ideen, den Einsatz, die Mitteilsamkeit und die Lust, sich aufeinander und auf das Theater ein zu lassen.

Wir danken herzlich Frau Barbara Cogel und Herrn Nuri Senay für ihre tolle Arbeit und ihre große Lust an der Zusammenarbeit mit uns.

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Anmerkung der Dramaturgie zum Stück:

VILLA UTOPIA – was könnte das sein? Wo könnte das sein?

Uns zog die Neugierde hinaus und der Wunsch nach einem Gemeinschaftsgefühl, nach Begegnungen mit den Menschen, die als Geflüchtete nach Köln kamen. In unser Land kommen Menschen mit Hoffnung auf Frieden und einer besseren Zukunft. Sie leben nun hier, in Köln. Und wir tun es auch. Wie kann man das Nebeneinander zu einem Gemeinsamen machen? Wir sind auf der Suche nach VILLA UTOPIA. Wie können wir alle gemeinsam diesen Ort gestalten? Wovon träumen wir? Das haben wir gefragt, ein Jahr lang. Auf unseren Fahrten mit dem Kreativ-Wohnmobil VILLA UTOPIA. In Unterkünften für Geflüchtete, auf Festen, auf Schulhöfen und bei uns vor der Haustür. Mit dem daraus entstandenen Theaterstück möchten wir diesen Gedanken weitertragen: Welche Utopie für eine gemeinsame Zukunft haben wir? Das Stück soll auffordern Utopien zu denken, diese auszusprechen und vor allem mit Menschen, die uns umgeben, in einen Dialog zu treten. Mit VILLA UTOPIA wollen wir den Austausch anregen und uns von Grenzen nicht hindern lassen, seien sie territorial, kulturell oder sprachlich. Wir wollen gemeinsam unser Leben gestalten.Also: Wie sieht unser gemeinsames VILLA UTOPIA aus?

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Inhalt des Materialheftes

INHALT

Das Rechercheprojekt „Villa Utopia“

Villa Utopia S. 4

Warum Recherchetheater? Ziele und Herausforderungen S. 5

Die Recherchephase S. 6-8

Das Recherchematerial S. 9

Vom Recherchematerial zum Stücktext S. 10

Fragen an den Regisseur S. 11-12Fragen an die Dramaturgin S. 12-13

Spielpraxis

Warm-Up S. 14-15

Aspekte der Inszenierung spielerisch aufgreifen// S. 15-16Einsteig in das Thema

Hintergrundwissen

Was ist eine Utopie S. 17

Fakten zum Thema Flucht, Füchtlinge S. 18-19

Quellenangaben S. 20

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Redaktion. Melanie Delvos, Maren van Severen, Anna HankemeierKünstlerische Leitung. Jutta M. Staerk

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Villa Utopia

Villa UtopiaVilla UtopiaVilla UtopiaVilla Utopia (geschrieben von Melanie Delvos)

Ein besseres Leben ist überallEin besseres Leben ist überallEin besseres Leben ist überallEin besseres Leben ist überallAutorenschaft: Manuel Moser unter der künstlerischen Mitarbeit von Maren van Severen

Nach der Erfolgsproduktion „Taksi to Istanbul“ begibt sich das COMEDIA Theater wieder aufs freie Feld – im Gepäck nichts weniger als die Frage nach einer glücklichen Zukunft.

„VILLA UTOPIA“, wie genau sieht dieser Ort aus? - Für die Menschen, die nach Deutschland kommen, weil ihnen eine Zukunft in der Heimat verwehrt wird und für die Menschen, die schon lange in Deutschland leben. Das neue Recherchestück des COMEDIA Theaters thematisiert die Utopie der Kinder.

Der Dialog während der der Recherchephase war ein spielerischer: der Kreativ-Wohnwagen der Villa Utopia fährt ein ganzes Jahr durch die Stadt und fragt nach den Visionen der Heranwachsenden. Manuel Moser entwickelt gemeinsam mit der Dramaturgie des Theaters ein Stück daraus – einen ermutigenden Lebensentwurf voller utopischer Phantasie. Ab Januar 2017 auf der Bühne des Theaters und auf Tour durch die Stadt.

Ein Projekt des Förderkreises des COMEDIA Theaters. Gefördert durch das Land NRW aus Mitteln des Kultur-Rucksacks als Sonderprojekt der Abteilung „Kulturelle Bildung“ im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport. Unterstützt von Matthias Wegener.

Manuel Moser, der bereits Stücke wie„Hasenland“ und „Taksi to Istanbul“ am COMEDIA Theater inszenierte und außerdem in zahlreichen Stücken als Schauspieler auf der Bühne steht, hat „Villa Utopia“ geleitet und inszeniert.

Es spielen Bettina MuckenhauptSibel PolatSalim Ben Mammar

Regie Manuel Moser

Recherche-Wagen und Bühne Jasper Diekamp

Kostüme Maurice Dominic Angres

Musik Öğünç Kardelen

Dramaturgie Maren van Severen

Theaterpädagogik Melanie Delvos

Rechercheteam Anna Hankemeier, Ina Heinrich, Marzia Fluck, Sabine Fongar, Franz Roser

Dauer ca. 60 Min. PREMIERE 7. Januar 2017 im COMEDIA Theater Köln

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Recherche

Warum Recherchetheater? Ziele und Herausforderungen (geschrieben von Melanie Delvos)

Theater für Kinder wird von Erwachsenen gemacht. So sind die Lebenswirklichkeiten von denjenigen auf der Bühne und denjenigen davor oft weit voneinander entfernt.Wie schafft man es, dass sich im besten Fall, trotzdem jedes Kind/ jeder Jugendliche im Publikum angesprochen fühlt?

Hinzu kommt die Frage danach, wen Theater betrifft, wenn man sich die Diversität der Gesellschaft anschaut. Wie werden Menschen unterschiedlicher Kulturen auf der Bühne (re)präsentiert? Wessen Themen werden verhandelt? Wer hat Teil an Gesellschaft und an Kultur?

Kunst generell und Theater im Besonderen haben das Potential, Mehrdeutigkeit abzubilden und ein Thema aus verschiedenen Perspektiven zu behandeln. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen ist es, sich in andere Kontexte außerhalb des Theaters zu begeben und das angestrebte Publikum selbst zu befragen. Durch die hier gemachten Erfahrungen kann ein Stück ganz nah an der Erfahrungswelt der Kinderund Jugendlichen entwickelt werden. Sie können so selbst zu Wort kommen, statt Zuschreibungen von außen zu erleben und ihre Themen bekommen auf der Bühne eine Öffentlichkeit.

In diesem Format recherchiert nicht ein*e Autor*in vorab, sondern es suchen und sammeln Schauspieler*innen, Regisseur*in, Dramaturg*in, Theaterpädagog*in und Bühnenbildner*in gemeinsam zum Thema. So finden die Fragen und Gedanken jedes Teammitglieds Einfluss auf Inhalt und Form der Inszenierung. Es entsteht eine starke Identifikationmit diesem Ergebnis und der persönliche Bezug ist in diesem Fall bei den Aufführungen spürbar.

Die Offenheit in der Suche führt meist zu einer offenen Form auf der Bühne. Die gefundenen Materialien stehen teils wie Fragmente nebeneinander und bilden in einer Collage ein Kaleidoskop von Gesellschaft ab.

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Redaktion. Melanie Delvos, Maren van Severen, Anna HankemeierKünstlerische Leitung. Jutta M. Staerk

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In unserem Fall wurden der Regisseur und die Dramaturgin durch die Recherche zu einem kompletten Stücktext mit einer stringenten Erzählweise inspiriert, welche im Probenverlauf durch Improvisation und individuelle Eindrücke der Schauspieler*innen erweitert und verändert wurde. Dieser Entwicklungsprozess ergab ein Theaterstück mit drei Figuren, die mit einem Fahrrad auf die Suche nach Villa Utopia gehen.

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Recherche

Recherchephase Recherchephase Recherchephase Recherchephase (geschrieben von Anna Hankemeier)

Die Villa Utopia vorm Colonius

Das Theaterstück „Villa Utopia“ ist ein Recherche- und Stückentwicklungsprojekt, welches sich mit den Erwartungen und Lebensentwürfen aller Kindern und Jugendlichen verschiedenster Herkunft beschäftigt. Ziel ist eine Theaterarbeit über Visionen, die forscht, fragt, und von den Antworten erzählt.Das Stück ist auf Grundlage einer intensiven Recherchearbeit entstanden. Ein Team aus Schauspieler*innen, dem Regisseur, der Dramaturgin, der Theaterpädagogin sowie der Regieassistenz und den Praktikanten fuhren mit einem Wohnwagen, welcher den Namen des Stückes „Villa Utopia“ trug durch Köln und das Umland. Ziel der Fahrten waren Schulen, Flüchtlingsunterkünfte, Jugendtreffs und Kulturfeste. Die Idee bestand darin, mithilfe des Wohnwagens, theaterpädagogischen Mitteln und Musik, die Kontaktaufnahme mit den Kindern und Jugendlichen zu vereinfachen. Der Szenograph und Konzeptkünstler Jasper Diekamp aus Köln hat den Wohnwagen umgestaltet und mit unterschiedlichen Stationen ausgestattet, sodass eine Entdeckungsreise möglich war. Der Wohnwagen wurde mit Audiomaterial versehen, welches auf Deutsch, Kurdisch und Arabisch die Fragen und Visionen des Theaterteams erklärt. Außerdem sprachen einige Mitglieder des Teams kurdisch, farsi, arabisch, englisch und einige Kinder und Jugendliche

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Recherche bereits deutsch. Die Audioaufnahmen dienten zum einen der Motivation und zum anderen der Minimierung der sprachlichen Barriere. Die Fragen der Teams waren zum Beispiel:

Der Wohnwagen erlaubte es, in einem geschützten Raum Träume zu äußern und zu gestalten. Die Zukunftsvisionen der Kinder/ Jugendlichen wurden entweder selbst aufgeschrieben, durch das Theaterteam verschriftlicht oder mithilfe von Audiomaterial festgehalten. Ziel war es, dass jedes Kind/ jeder Jugendliche seine oder ihre Zukunftsvision auf einem Zettel festhält und mithilfe von Utopiekapseln durch eine Rohrpost verschickt. Die Utopiekapseln waren durchsichtig und eierförmig. Sie wurden mit einem kleinen Licht und den Wünschen der Kinder/Jugendlichen ausgestattet und im Inneren des Wagens verschickt. Aufgrund der damit verbundenen Geräusche und des Lichtes konnten die Kinder/Jugendlichen den Weg ihrer Wünsche visuell verfolgen. Zudem durften auf eine lange Papierrolle Wünsche und Visionen gemalt werden.

Die Malrolle im Inneren der Villa Utopia

Auch an den Außenwänden des Wohnwagens konnten die Kinder und Jugendlichen ihrer Phantasie freien Lauf lassen und diesen mit Fingerfarbe bemalen. Vor dem Wagen wurden theaterpädagogische Übungen aufgeboten oder einfach Gespräche geführt.

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> Wie stellst du dir dein Leben bzw. die Welt in 10 Jahren vor?> Was wünschst du dir für dich und die Welt? > Wenn du der König der Welt wärst, was würdest du verändern?

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Recherche

Die Rohrpost im Inneren der Villa Utopia

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Am Ende der Recherchephase gab es also Material in Form von:

> Audiomaterial> handschriftlichen Zetteln aus der Rohrpost> Bildern> Erlebnissen

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Das Recherche-Material

Wie würdest du die Welt verändern, wenn du die Königin oder Wie würdest du die Welt verändern, wenn du die Königin oder Wie würdest du die Welt verändern, wenn du die Königin oder Wie würdest du die Welt verändern, wenn du die Königin oder der König wärst? Was würdest du dir wünschen? O-Töne aus der König wärst? Was würdest du dir wünschen? O-Töne aus der König wärst? Was würdest du dir wünschen? O-Töne aus der König wärst? Was würdest du dir wünschen? O-Töne aus unserem Wunsch-Mikro unserem Wunsch-Mikro unserem Wunsch-Mikro unserem Wunsch-Mikro (übersetzt von Marzia Fluck)

Arabisch: „Ich wünsche mir, Ingenieur zu werden. Dass der Krieg im Irak, in Syrien und in Palästina zu Ende geht. Und wir wieder zurück nach Hause gehen können und dass ich nach Mekka pilgern darf.“

Arabisch: “Ich wünschte in Syrien wäre nichts passiert und dass Spiderman nach

Syrien kommt.“

Arabisch: „Ich wünsche mir eine Wohnung hier in Köln zu finden mit

meiner Familie und ein eigenes Zimmer.“

Arabisch: „Ich wünsche mir, dass mein Papa zu mir kommt.“

Arabisch: „Ich wünschte, er wäre in mich verliebt und wir

würden in einem Haus leben und heiraten.“

Arabisch: „Ich wünsche mir mit meinem Papa in einem Haus zu leben.“

Arabisch: „Ich kaufe mir ein Fahrrad und einen Transfer in eine andere Stadt.“

Arabisch: „Ich wünschte, wir hätten eine Wohnung und wir würden meine Schwester besuchen mit meinem Papa.“

Arabisch: „Ich wünsche mir ein Fahrrad und dass Papa vorbei

kommt.“

Arabisch: „Ich wünsche mir ein Fahrrad und eine Barbie zu haben und dass in Syrien wiederalles gut ist und dass wir einen Transfer in ein Haus bekommen.“

Persisch: “Ich möchte Musikerin werden und Polizistin, damit es Gerechtigkeit gibt.“

Spanisch: “Ich wünsche mir das Beste der Welt.”

Dari: „Ich wünsche mir Ingenieurin zu werden, um den Menschen aus

meinem Land zu helfen. Und wenn es klappt, wenn ich groß bin, einen

Jungen zu heiraten.“

Deutsch: „Ich will eine Freundin haben. Ich will eine

gute Freundin haben.“

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Vom Recherchematerial zum TheaterstückEin wesentlicher Schritt in der Produktion von „Villa Utopia“ war die Entwicklung des Stücktextes aus dem Recherchematerial. Zur Veranschaulichung zeigen wir Ihnen beispielhaft wie aus dem Recherchematerial die entsprechende Szene wurde:

Serjan wirft Martha und Roya abwechselnd Kapseln zu.Sie öffnen gleichzeitig die Kapseln und entfalten die Zettel.

S Ich wünsche mir, dass alle Gewalt und Kriege aufhören, auch die Gewalt im Fußball. Und das alle Menschen sich mögen. Samir 11 Jahre.

R Ich wünsche mir eine sehr hübsche Frau.M Ich werde viele Freunde haben egal in welchem Land ich gerade

bin.R Das sind die Wünsche der Kinder. Manchmal auch die von

Erwachsenen.Wir lesen sie vor. Wir sammeln sie ein und wir allelesen sie vor. Das ist wichtig. Sie vorzulesen. Wir nennen die Wünsche nicht Wünsche sondern Utopien, weil sie oft so unrealistisch sind.

M Eine Utopie kann nur wahr werden...R/M/S...wenn man sie ausspricht.S zeigt die Kapsel Max wünscht sich … Frieden.M/R Frieden. Wie alle!Serjan gibt den Zettel Martha, die ihn zu den anderen packt.R Das ist nun wirklich eine Utopie. Frieden. Wie unrealistisch.S Eine Utopie kann nur wahr werden....R/M ...wenn man sie ausspricht.M Und wenn sie überhaupt erst gedacht wird.R Matti hört sich die Wünsche oder Utopien an und arbeitet

daran, dass sie in Erfüllung gehen.Martha verstellt das Gefährt, macht den Scheinwerfer aus, holt einen Stuhl runter, nimmt den Topf aus der Kiste und setzt sich.R Wir haben 100 Kinder gefragt. Nennt uns ein besonders

farbenfrohes Tier.S Zebra!R Was? Zebras sind doch nicht farbenfroh!

Wir haben 100 Kinder gefragt. Was kann man aus Steinen machen?

S Steinmenschen bauen!R Sehr kreativ.S Wir haben 100 Kinder gefragt. Welchen Beruf möchtest du in

zehn Jahren ausüben. Die meisten antworteten mit....R Professorin!S Falsch.R Was? Wer will denn nicht Professorin werden? Millionär?S Das ist kein Beruf. arabisch Welchen Beruf wollen die meisten

Kinder ausüben?

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Über die Inszenierung

Fragen an den Regisseur: Manuel Moser (befragt durch Anna Hankemeier)

Was war die Projektidee bzw. die Motivation?

Das Gefühl, dass in unserer Gesellschaft Visionen fehlen. Es werden immer nur Probleme bearbeitet, aber keineLösungen oder langfristige Visionen gedacht. Natürlich warauch die Flüchtlingskrise Motivation für das Projekt. Dabeiwollten wir aber kein Problem auf die Bühne bringen,sondern schauen wie ein gemeinsames Miteinander aussehenkann.

Was hat euch dazu bewegt Kinder und Jugendliche inFlüchtlingsheimen zu befragen?

Der Gedanke war alle Kinder und Jugendlichen zu befragen. Wir warenin Schulen, Tageseinrichtungen, auf Stadt- und Kulturfesten und überwiegend Flüchtlingsunterkünften. Die Frage, wie mein Leben in 10 Jahren aussieht ist, bei geflüchteten Menschen, die ganz neu in eine Gesellschaft kommen natürlich ganz aktuell.

Ihr habt hunderte Kinder und Jugendliche nach ihren Zukunftswünschen befragt und habt daraus eine Inszenierung geschaffen. Wie kamen die Ideen dafür?

Es sollte um eine Reise gehen. Wir alle sind immer mehr unterwegs, sind immer mobiler. Dabei kann der Grund für eine Reise ein Umzug aus beruflichen Gründen oder eine Flucht sein, deshalb sollte es auf der Bühne auch ein bewegtes Objekt sein. Bei den Figuren des Stücks war mir der Altersunterschied sehr wichtig. Das Thema Flucht ist schließlich auch eine Generationenfrage. Alte Menschen sehen das Thema Flucht und Krieg nochmal aus einer ganz anderen Perspektive auf Grund ihrer Lebenserfahrung .

Wonach hast du die Schauspieler bzw. Tänzer ausgesucht?

Die Schauspieler sollten unterschiedliche Typen sein, unterschiedliche Altersgruppen verkörpern und unterschiedliche Herkünfte haben. Buntgemischt eben. Wichtig war uns auch die Tanzebene des Stückes. Es ist zwar ein Stück auf Deutsch, jedoch gibt es auch eine Ebene, die du verstehen kannst, wenn Deutsch nicht deine Muttersprache ist.

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Über die Inszenierung

Wie war der Prozess vom Textentwurf zur fertigen Inszenierung?

Ein Dreivierteljahr über ging die Recherche. Im Sommer fingen wir an Ideen für das Stück zu entwickeln. Während der Proben haben wir gemeinsam mit den Schauspielern am Text gearbeitet, gestrichen oder gekürzt, bearbeitet und hinzugefügt. In den Probenphasen kam dann die Bewegung, die Choreographien und die Musik hinzu. In dieser Phase haben wir auch überlegt, an welcher Stelle wir welche Sprachen benutzen: Deutsch, Kurdisch, Arabisch oder nonverbal durch Bewegung.

Was ist deiner Meinung nach das zentrale Motiv der Inszenierung?Erlaube dir zu träumen. Ich möchte irgendwie weg von diesem Gedanken, dass immer alles Sinn machen muss.

Frage an die Dramaturgie: Maren van Severen (befragt durch Anna Hankemeier)

Wie war der Prozess vom Textentwurf zum fertigen Text und schlussendlich zum fertigen Stück?

Die Frage nach einer glücklichen, gemeinsamen Zukunft liegt nahe im Strudel der aktuellen Ereignisse. Und diese Frage war und ist der Motor, der den Prozess dieser intensiven Arbeit antreibt. Unser Wunschwar es allerdings, die Antwort nicht zu geben, sondern auf die Suche zu gehen und besonders die Menschen zu fragen, die im letzten Jahr als Geflüchtete nach Deutschland kamen. Aber auch Menschen, die in Deutschland leben, haben natürlich ebenfalls Visionen. Auf Straßenfesten wie Birlikte, bei uns vor dem Theater nach Vorstellungen und natürlich in Flüchtlingsunterkünften in Köln sammelten wir Utopien zu der Frage:

Was wünschst du dir für dich und die Welt?

Die ganzen Antworten bestehend aus Briefen, Aufnahmen, Bildern und vor allem die Eindrücke, die wir dort gewannen, waren das Ausgangsmaterial für den Schreibprozess. Die Aufgabe lag darin, den Antworten den richtigen Raum zu geben, sie gleichzeitig so einzusetzen, wie es für das Stück passend ist. Manuel und ich waren während des Schreibprozesses in regem Austausch. Wir entwickelten eine gemeinsame Handlung, die Figuren und die Dinge, die ihnen passieren.

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Über die Inszenierung

Unser Wunsch war es dabei, dass sich die Figuren mit den von uns gesammelten Wünschen auseinander setzen sollen. Außerdem fließt mit Selim als Tänzer noch eine wichtige Komponente mit ein, die über den sprachlichen Aspekt hinaus geht.

Das Schreiben selbst übernahm Manuel Moser. Die intensive Auseinandersetzung mit Dingen, die sich Menschen wünschen, hinterlässt ein dankbares Gefühl. Und auch die Erkenntnis: Egal, woherman kommt, der Wunsch nach einem friedlichen Miteinander ist allgegenwärtig.

Martha, Roya und Serjan führen in unserem Stück das fort, was wir mit den Recherchefahrten begonnen haben. Sie fahren durch die Lande und sammeln Utopien. Uns ist es ein Anliegen, die Menschen, die uns während diesem Projekt begegnen und begegnet sind, dazu auffzufordern, Utopien zu denken. Es sich zu trauen, auch wenn andereDinge notwendiger erscheinen. Villa Utopia ist ein Ort, den wir gemeinsam gestalten. Denn ein besseres Leben ist überall.

Probenfoto

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Spielpraxis

Spielpraxis Spielpraxis Spielpraxis Spielpraxis (geschrieben von Melanie Delvos)

1.Warm-up

Wir möchten Ihnen und Ihren Schüler*innen an dieser Stelle die Möglichkeit bieten, praktische Theaterübungen auszuprobieren und sich so der Inszenierung anzunähern. Unser Augenmerk liegt hier auf Kommunikation ohne viel Sprache.

> Warm-up: Name und BewegungZiel: Namen lernen in Verbindung mit einer BewegungDie Schüler*innen stehen im Kreis und machen eine Bewegung/Geste vor, dann nennen sie ihren Namen. Alle anderen machen beides nach.

> Warm-up: Stop Go Jump NameZiel: wach und aufmerksam werden, schnelle ReaktionDie Schüler*innen gehen durcheinander durch den Raum, die Spielleiter*innen gibt die Anweisungen: Bei „Stop“ bleiben alle eingefroren mitten in der Bewegung stehen, bei „Go“ gehen sie wieder los. Die beiden Befehle werden so oft geübt, bis sie gut klappen. Nun werden die Befehle „Jump“ (einmal hüpfen) und „Name“ (einmal den eigenen Namen rufen) hinzugenommen und mit allen vier Befehlen geübt.

> Alle die...Ziel: persönliche Annäherung an die Themen des StücksAlle sitzen oder stehen im Kreis. Die Spielleiter*in geht in die Mitte undsagt einen Satz zum Thema: z.B. Reise, Utopie

• Alle, schon mal eine Reise gemacht haben.• Alle, die schon mal geflogen sind.• Alle, die schon mal auf einem anderen Kontinent waren.• Alle, die eine andere Sprache sprechen können.• Alle, die Arabisch sprechen.

Daraufhin tauschen alle die Plätze, für die dieser Satz stimmt. Dann kommt der nächste Schüler*in mit einem neuen Satz in die Mitte.Diese Spiel kann beliebig lang weitergeführt werden und die Ideen der Schüler*innen fungieren dabei als neue Satzanfänge.

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Spielpraxis> Briefe schreiben / Bilder malenZiel: persönliche Annäherung an die Themen des StücksDie Schüler*innen können im Unterricht die selben Fragen beantworten, die die Kinder und Jugendlichen in der Recherchephase inder Villa Utopia beantwortet haben (siehe S.7) Dies ist sowohl in Kleingruppen möglich als auch in Form eines Briefes an sich selber. Außerdem kann die Aufgabe übernommen werden, die gewünschte Zukunft zu malen.

> Ich packe meinen Koffer und nehme mit...Ziel: Sensibilisierung für das Thema „Reise“Das klassische „Kofferpackspiel“ hilft, sich mit der Realität einer langenReise zu beschäftigen.

2. Aspekte der Inszenierung spielerisch aufgreifen / Einsteig in das Thema

Thema: Miteinander sprechen ohne die gleiche Sprache zu sprechenEin zentrales Thema unserer Arbeit an dieser Produktion, war non-verbale Kommunikation. Wie können wir uns miteinander verständigen, ohne viel Sprache zu benutzen?

> nonverbal: auf der Linie ordnenZiel: nonverbale Kommunikation in der GruppeIm Raum wird eine Linie gezogen, an der sich die Schüler*innen aufstellen. Sie sollen sich nun ohne zu sprechen nach folgenden Kriterien ordnen:

• Körpergröße• Augenfarbe• Anfangsbuchstabe des Vornamens• Geburtstag• Schuhgröße• …

> verschiedene BegrüßungenZiel: Ankommen, Arten der Kontaktaufnahme ausprobieren, KreativitätDie Schüler*innen bewegen sich durch den Raum. Jedes Mal, wenn sichzwei begegnen, begrüßen sie sich:

• winken

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Spielpraxis

• Hand auf Schulter legen• Handschlag• Aliens von einem fremden Planeten: verrückte, kreative

Begrüßungen• in einer Fantasiesprache

> Die Straßen von UtopiaZiel: Improvisation und spontanes Spiel, auf den anderen hören, Köpersprache, Gestik, Mimik einsetzenDie Schüler*innen sind Reisende und betreten die Stadt Utopia, in der die Fantasiesprache „Kauderwelsch“gesprochen wird. Es dürfen keine realen Worte benutzt werden! (Variante: In der Stadt Ohneton sind alle stumm). Die Schüler*innen bewegen sich durch den Raum und überlegen sich für sich alleine eine kleine Rolle:

• Wer bist du?• Was willst du in der Stadt? (zu einem bestimmten Ort gehen,

etwas suchen, etwas kaufen, dich verstecken,….)• Wie geht es dir?

Wenn sich alle etwas überlegt haben, können sich die Reisenden begegnen und versuchen, sich zu verstehen. Wenn sie sich nicht verstehen, gehen sie weiter.Nach einigen Begegnungen „Stop“, alle bleiben an ihrem Platz stehen und einzelne Paare/Grüppchen zeigen einen kurzen Einblick in ihren Dialog.

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Hintergrundinformationen

Hintergrundwissen Hintergrundwissen Hintergrundwissen Hintergrundwissen (geschrieben von Anna Hankemeier)

Definition Utopie

Der Begriff Utopie stammt aus dem Altgriechischen und besteht aus den Worten „ou“ und topos“ „Ou“ lässt sich mit „nicht“ übersetzen und „topos“ bedeutet „Ort“. Demnach ergibt sich für die Gesamtheit der beiden Bestandteile „ou-topus“die Bedeutung „Nicht-Ort“ also dasNirgendwo, ein Ort, der nicht erreicht werden bzw. es nicht geben kann[1].

Dies erklärt auch den alltagssprachlichen Gebrauch des Wortes Utopie. Damit ist oftmals eine unmögliche Vorstellung und eine Unerreichbarkeit einer beispielsweise politischen oder gesellschaftlichenGesamtheit verbunden[1].

Utopien können medienübergreifend auftauchen. Zwar werden sie häufig mit dem Medium der Literatur in Verbindung gebracht, jedoch können utopische Intentionen durchaus auch in der Kunst, in der Architektur, im Film oder auch in Videospielen auftauchen. Ernst Blochund Theodor W. Adorno gehen sogar davon aus, dass die utopische Intention eine zutiefst menschliche Eigenschaft ist, die egal in welcher Lebenslage, einfach zum Menschen dazugehört. Daher können Utopienin jeder kulturellen Ausdrucksform wiedergefunden werden. UtopischeVorstellungen können u.a. im politischen, technischen, gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Gebiet gefunden werden[2]

Utopie ist eine Einstellung bzw. Bestrebung von Individuen, welche sich mit der Perfektionierung der gesamten Gesellschaft beschäftigt. Utopische Vorstellungen sind demnach individuell verschieden. Sie können in Momenten und Zeiten der Krise Begeisterung und Euphorie der Gesamtheit auslösen[1].

Utopien sind:"subjektiv gestaltete Zukunftsentwürfe, die im Ganzen oder im Detail eine wünschbare zukünftige Gesellschaft skizzieren"[3]

Anmerkung: Das Gegenteil einer Utopie ist die Dystopie.

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Beispiele:

- Bedingungsloses Grundeinkommen

- Besiedelung des Weltalls

- Erlösung der Menschheit von Krankheit, Hunger und Tod durch die Gentechnik

- Selbstentfaltung

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Hintergrundinformationen

Daten und Fakten zum Thema Flucht Daten und Fakten zum Thema Flucht Daten und Fakten zum Thema Flucht Daten und Fakten zum Thema Flucht (geschrieben von Anna Hankemeier)

Flucht und Migration wurden im Laufe des Jahres 2015 Hauptnachrichtenthemen in Deutschland. Grund dafür ist der starke Zuwanderungsanstieg. Flüchtlinge, Menschen, die in der EU und in Deutschland Schutz vor Krieg, Verfolgung, Armut und Not suchen. In Deutschland entstand aufgrund des starken Zuwachses an Asylbewerberzahlen eine sogenannte "Flüchtlingskrise". Der Begriff bezeichnet die Überforderung der deutschen Verwaltung und Infrastruktur. Dieses Kapitel des Materialhefts soll einige Fakten zum Thema Flucht bieten.[4]

1. Wie viele Asylanträge werden in Deutschland gestellt?

Seit 2007/2008 steigen die Zahlen der gestellten Asylanträge wieder stetig. Im Jahr 2016 ist die bis jetzt größte Anzahl an Asylanträgen in Deutschland zu beobachten. Das Bundesamt für Migration (BAMF) zählte von Januar bis Oktober 2016 693.758 Erst- und Folgeanträge auf Asyl. Im Jahr 2015 wurden 476.649 Anträge gestellt. Diese Zahl muss jedoch nicht die exakte Anzahl an Asylsuchenden in Deutschland wiederspiegeln, da es Wochen und Monate dauern kann bis ein solcher Antrag gestellt werden kann. Betrachtet man dazu die Bundesländer im Jahr 2016, so wird deutlich, dass die meisten Anträge in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Niedersachsen gestellt werden. Nach dem Königsteiner Schlüssel, eine Reglung, welche die Verteilung der Geflüchteten organisiert, müssen diese Bundesländer auch die meisten Asylsuchenden aufnehmen.[4]

Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung [4]

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Hintergrundinformationen

2. Wer stellt Asylanträge und woher kommen die Menschen?

Die Geflüchteten, die in den Jahren 2015 und 2016 einen Asylantrag in Deutschland gestellt haben, kommen aus nahezu allen Altersgruppen, wobei die Mehrheit unter 40 Jahre alt ist. Kinder und Jugendliche unter 15 stellen mit 30% die größte Gruppe an Asylsuchenden dar. Unter denAntragsstellern waren mehr Männer als Frauen. 66% der 676.320 (November 2016) Asylsuchenden sind männlich, 34% sind Frauen. Auffällig ist jedoch, dass dieser Unterschied bei der Gruppe der unter 15 Jährigen fast ausgewogen ist. 55% dieser Gruppe sind männlich. Laut dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sind 37% der Asylsuchenden in Deutschland von Januar bis Dezember 2015 Syrer, 25% kommen aus sonstigen Herkunftsländern, 13% aus Afghanistan, 11% aus dem Irak und 6% aus Albanien. Die Quote der positiv beschiedenen Asylanträge, also die Anerkennung als Flüchtling mit einem Abschiebeverbot, nennt man Gesamtschutzquote. Diese lag 2015 bei 49,8% und 2016 (Januar bis Oktober) bei 63,9 Prozent. Die drei Herkunftsstaaten Syrien, Irak und Eritrea haben eine nahezu hundertprozentige Schutzquote. Afghanen können mit einer 78 prozentigen Sicherheit in Deutschland bleiben, Iraker mit einer 90 prozentigen. Ein Großteil derjenigen, die 2015 in Deutschland Schutz suchten, können also dauerhaft hier bleiben.[4]

3. Wie ist die Situation in Köln?

Wie die folgende Abbildung zeigt, steigt Anzahl der Geflüchteten auch in Köln. 2015 leben 9.718 Asylsuchende in der Stadt Köln. Davon leben die meisten in Wohnungen (3.511). 2.749 leben in den sogenannten Ausweichquartieren wie Turnhallen, Bestandsgebäuden als Notmaßnahme etc..In Hotels oder Pensionen wohnen 2.565 Menschen und 774 in Notaufnahmeeinrichtungen. 119 Geflüchtete haben ihren Wohnsitz in der Boltensternstraße 10a, welches eine Landeseinrichtung ist. Zudem sind neue Ressourcen in Planung. Dies sind Containerbauweisen, Wohnhäuser und Fertigbauten in Systembauten.[5]

Quelle: Stadt Köln [5]

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Quellennachweise

[1]Seyferth, P. (2008):Utopie, Anarchismus und Science Fiction. Ursula K. Le Guins Werk von 1962 bis 2002. Berlin: Lit Verlag

[2]Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Utopie

[3]Schwendter, R. (1993): Utopie. Überlegungen zu einem zeitlosen Begriff, Berlin-Amsterdam: ID-Verlag

[4]Bundeszentrale für politischeBildung: https://www.bpb.de/politik/innenpolitik/flucht/218788/zahlen-zu-asyl-in-deutschland

[5]Stadt Köln:

http://www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/soziales/koeln-hilft-fluechtlingen/unterkuenfte-fuer-fluechtlinge-koeln

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