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Materialien zur Inszenierung des Theaters Pfütze 1

Materialien zur Inszenierung des Theaters Pfütze · Ahab Kapitän der Pequod, hat im Kampf gegen Moby Dick ein Bein verloren Gardiner Kapitän der Rachel, bittet Ahab um Hilfe Szenenfolge

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Materialien zur Inszenierung des Theaters Pfütze

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Einleitung

Ein Theaterstück steht und spricht zunächst einmal für sich selbst – zumindest sollte es das.Doch die gesammelten Eindrücke können Impulse geben, Schaffenslust wecken, Fragenaufwerfen, Diskussionsbedarf schaffen. Manchmal wird der Besuch einer Vorstellung auch konzentrierter, wenn vorher eineEinstimmung, eine Auseinandersetzung mit den jewiligen Stoffen stattgefunden hat.Für beides soll dieses Heft eine Anregung sein.

Der Schwerpunkt liegt dabei auf Erläuterungen zum ganz konkreten Umfeld des Stückes:Wie lebten damals Menschen auf einem Schiff, wie sah ihr Alltag aus...

Zur weiteren vor allem inhaltlichen Auseinandersetzung werden natürlich auch ein paarHinweise gegeben. Wir hoffen jedoch, dass gerade in diesem Punkt Ihnen und IhrenSchülern oder Kindern die Aufführung selbst am meisten Anregung ist.Wir wünschen Ihnen spannende Gespräche.

Christof LapplerDramaturgie

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Inhalt

Seite

Personen des Stückes 4

Szenenfolge 4

Inhaltsangabe 5

Das Leben auf einem Segelschiff 6

Verpflegung 6

Arbeit 7

Medizinische Versorgung 8

Unterkunft 8

Hierarchie 9

Seemännische Begriffe 10/11

Wale 12

Der Pottwal 13

Waljagd 15

Wie man einen Wal schlachtet 17

Die Geschichte des Walfangs 18

Warum Walfang 19

Herman Melville 20

Moby Dicks Ursprung 21

Große Themen 22

Anregungen 23

Besetzung 24

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Personen des Stücks

Drei ErzählerIsmael Ein junger Mann, der die Welt sehen willBildad und Peleg Die Eigner der PequodPeter Sarg Ein unangenehmer WirtQueequeg Ehemaliger Kanibale aus der Südsee, jetzt HarpunierElias Ein heruntergekommener ProphetStarbuck Erster Steuermann der PequodStubb Zweiter Steuermann der PequodZwei MatrosenAhab Kapitän der Pequod, hat im Kampf gegen Moby Dick ein Bein verlorenGardiner Kapitän der Rachel, bittet Ahab um Hilfe

Szenenfolge

Szenentitel Personen

1. Ismael drei Erzähler2. Anheuern auf der Pequod Ismael, Peleg und Bildad3. Mit Queequeg im Bett Ismael, Peter Sarg, später Queequeg4. Der Prophet Ismael, Queequeg und Elias5. Ausfahrt / Stubb und Starbuck Ismael, Stubb und Starbuck6. Ausguck und Meer Ismael und Stubb, erst Starbuck, dann Queequeg7. Unterdeck Ismael, zwei Matrosen8. Ahab Ahab, Stubb und Queequeg,

später drei Erzähler9. Waljagd Ismael, Stubb und Queequeg10.Flensen Ismael, Stubb und Starbuck,

dann drei Erzähler11.Die Kajüte Ahab und Starbuck12.Rund um die Welt Drei Erzähler, dann Ismael, Queequeg und Stubb13.Walparadies Ismael, Stubb und Queequeg14.Kein Walfang mehr Stubb und Starbuck15.Queequeg und Meuterei Ahab, Stubb und Starbuck

dann Ismael und zwei Matrosen, Queequeg dazu, am Schluss Stubb und Starbuck

16.Die Rachel Starbuck, Ahab und GardinerEnde Queequeg, Ahab und Stubb

am Ende drei Erzähler

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Inhaltsangabe

Ismael will auf einem Walfangschiff zur See fahren. Als er spät abends in einer Hafenstadtankommt, sind alle Gasthäuser belegt. Der Wirt Peter Sarg schlägt ihm vor, das Bett miteinem Harpunier zu Teilen. Queequeg, der Harpunier und Ismael freunden sich an, undQueequeg schickt Ismael los, ein Schiff zu su-chen. Er heuert auf der Pequod bei denmerkwürdigen Schiffseignern Peleg und Bildad an. Queequeg muss, da er ein Heide ist, erstsein Können unter Beweis stellen, dann wird auch er angenommen.Als sie am nächsten Morgen zur Pequod gehen, begegnet ihnen Elias, der ihnen prophezeit,dass Kapitän Ahabs Schiff untergehen und alle bis auf einen sterben werden. Ismael undQueequeg kümmern sich nicht darum.Die Matrosen machen das Schiff klar und stechen in See. Ismael wird vom denSteuermännern Starbuck und Stubb schikaniert und von den anderen Matrosen unter Deckaufgezogen.Ahab zeigt sich zum ersten Mal der Mannschaft und schwört alle auf sein Ziel ein, denriesigen und gefährlichen weißen Wal Moby Dick zu töten.Ismael sitzt im Ausguck und entdeckt einen Wal. Die erste Jagd beginnt. Nach einerTauchpause wird der Pottwal erlegt. Dann findet das so genannte Flensen statt, bei dem derWal abgespeckt und zu Öl verarbeitet wird.Starbuck berichtet Kapitän Ahab vom Fangerfolg, doch dieser kümmert sich nicht darum. Erzeigt Starbuck eine Karte über die Wanderrouten der Pottwale, die er selbst angefertigt hat.Starbuck ist begeistert, weil dadurch die Dauer der Fahrt erheblich verkürzt werden könnte.Ahab jedoch ist nicht am Walfang interessiert, sondern will Rache für sein verlorenes Bein. Eskommt zum Streit, da Starbuck Rache an einem Tier für Unsinn hält. Ahab nennt ihn einenFeigling und wirft ihn aus der Kajüte.Die Pequod umrundet Kap Hoorn und erreicht im Pazifik reiche Fanggründe. Mitten in eineraussichtsreichen Jagd, befiehlt Ahab ohne Beute Kurs auf Japan zu nehmen. DasUnverständnis gegenüber Ahab eskaliert, doch keiner der Steuermänner wagt es, zu meutern.Ahab lässt die Mannschaft hart arbeiten, um sie gefügig zu machen.

Die Pequod begegnet dem Walfangschiff Rachel, die von Moby Dick angegrif-fen wurde.Ahab verweigert deren Kapitän Gardiner die Hilfe zur Suche nach dessen Sohn, der mitanderen Matrosen schiffbrüchig und vermisst ist.In einem kurzen Moment des Zweifels bittet Kapitän Ahab seinen Steuermann, ihn zu töten,und so von seinem Wahn zu befreien. Doch Starbuck bringt das nicht übers Herz.Moby Dick wird gesichtet und die letzte Jagd beginnt. Ahabs Fangboot wird von dem Walzestört und Ahab mit in die Tiefe gerissen. Darauf greift Moby Dick die Pequod an undversenkt sie. Ismael überlebt als einziger das Unglück.

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Das Leben auf einem Segelschiff

Auf einem Segelschiff zu leben und zu arbeiten war zumindest für die einfachen Matroseneine überaus antstrengende und schlecht bezahlte Beschäftigung.Die Unterkunft war schmutzig, das Essen schlecht. Es herrschte eine strenge Hierarchie unddie Sitten unter den Matrosen waren recht ruppig. Die Männer mussten gerade imschlechtesten Wetter extrem antstrengende Arbeit verrichten und die medizinische Versorgungim Falle eines Unfalls könnte aus einem Horrorfilm stammen.Auf die Frage, warum überhaupt jemand zur See fuhr, gibt es eine einfache Antwort: manhatte während der Fahrt ein Bett, umsonst zu essen und ein Dach über dem Kopf. Dies warim 19. Jahrhundert an Land nicht selbstverständlich.

Verpflegung

An Bord gab es üblicherweise drei Getränke: Kaffee, Rum und Wasser. Das Wasser war wiealles andere rationert, weil die Schiffseinger keinen Stauraum und damit Gewinneherschenken mochten. Da das Wasser in Holzfässern gela-gert wurde war es nach einigenWochen schlecht. Es bildeten sich Algen und das Wasser roch nach faulen Eiern. Trotzdemwurde es gesiebt (wegen der Algen) und getrunken – es gab eben nichts anderes. ZumDienstantritt gab es Kaffee. Außerdem erhielt jeder Matrose am Tag einen Becher voll Rum.Zu Beginn einer Schiffsfahrt war das Essen durchaus abwechslungsreich und hochwertig. Esgab frisches Gemüse, Brot, Fleisch und Obst. Doch nach einiger Zeit waren frischeLebensmittel verdorben und es gab nur noch Dinge, die lange haltbar waren. Das warenGetreide, Schiffszwieback und Pökelfleisch. Aus Pökelfleisch und Getreide wurde eineziemlich fade schmeckender Eintopf gekocht, der mit Zwieback verspeist wurde.

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Dieses Gericht gab es morgens, mittags und abends über Monate hinweg. War das Fleischschimmelig, wurde es abgewaschen und neu in Salz eingelegt und wenn Maden im Zwiebackwaren gab es nur eines: Augen zu und mitessen.Nur im äußersten Notfall wurde Unterwegs neue Nahrung an Bord genommen. VieleKapitäne hatten Angst, dass ihnen die Mannschaft davon lief, wenn sie an Land ging – wasdurchaus vor kam.Man versuchte natürlich fortwährend Fische zu fangen, um besseres Essen zu haben, dochauf hoher See ist das selten der Fall. Wenn einmal ein Fisch an der Angel hing, war dieserLeckerbissen dem Kapitän vorbehalten – nur bei einem großen Fang bekamen auch dieMatrosen etwas ab.

Arbeit

Der Tag war auf Walfängern in vier Schichten von sechs Stunden Dauer eingeteilt. EinMatrose arbeitete also zum Beispiel bei der ersten sogenannten Tagwache von sechs Uhrmorgens bis zwölf Uhr mittags, hatte dann sechs Stunden „Freiwache“ und arbeitete wiedervon sechs Uhr abends bis Mitternacht. Doch nur wenn normaler Wind wehte und auch sonstalles seinen gewohnten Gang ging. Bei Sturm und hoher See mussten alle praktisch ständigarbeiten, jeder Matrose hatte vielleicht zwei Stunden Schlaf am Tag.Das ging mitunter wochenlang so, bis die Mannschaft dem körperlichen Zusammenbruchnahe war. Wenn ein Wal gesichtet wurde, mussten ebenfalls alle anpacken – egal, ob sie geradeschliefen, aßen oder eben Dienst hatten.

Welche Arbeiten musste nun ein Matrose verrichten?In erster Linie hatte er dafür zu sorgen, dass das Schiff nach den Befehlen des Kapitäns lief.Dazu musste dauernd an den Segeln gearbeitet werden. Die Segel mussten so gedrehtwerden, dass sie richtig zum Wind standen. Das geschah über sehr dicke, lange Seile, die ander Bordwand fest gemacht waren. Segel mussten gesetzt oder eingeholt werden. Dazukletterte man über die „Wanten“ am Mast hoch bis in 40 Meter Höhe und lief auf Seilen anden Querstangen, den sogenannten Rahen, zu den Befestigungspunkten der Segel. War ein Segel gerissen, wurde es „abgetakelt“, an Deck geflickt und wieder nach obengeschleppt. Das war alles andere als leicht, denn ein großes Segel wog mehrere hundertKilo.

Ein Schiff aus Holz ist nie hundert prozentig dicht. Da das Holz immer etwas arbeitet, beiFeuchtichkeit aufquillt und bei Trockenheit wieder schwindet, sind eigentlich immer kleinereLücken in einem Schiffsrumpf. Diese Lücken müssen ständig gestopft werden – mit Teer, Hanfoder auch mit Brettern. Außerdem muss das eindringende Wasser aus dem Rumpf geschöpftwerden.Die niedrigsten Matrosen mussten zusätzlich das Deck schrubben und dem Koch bei derZubereitung der Mahlzeiten helfen.Die Arbeiten in der Takelage war vor allem bei Sturm natürlich sehr gefährlich. Nochschlimmer war es allerdings im Winter, wenn Seile von der Gischt mit Eis bedeckt waren unddie schlecht gekleideten Matrosen entzetzlich froren.

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Medizinische Versorgung

Auf Walfängern gab es keinen Arzt – dafür war der Kapitän zuständig. Aber der hatte keinemedizinische Ausbildung. Daher war die Behandlung von Krankheiten diletantisch und häufigschmerzhaft. Es gab wohl eine kleine Bordapotheke, doch die wenigsten Kapitäne konntenüberhaupt eine Krankheit richtig diagnostizieren. Die Behandlung war folglich mehr oderweniger zufällig. Außerdem kam es vor, dass zum Beispiel das Fiebermittel ausgegangen war.Dann wurde dem Kranken einfach irgendeine andere Arzenei verabreicht.

Bei komplizierten Brüchen oder wenn eine Wunde sich entzündete musste häufig amputiertwerden. Dazu gab es in der Bordapotheke grobschlächtiges Operationsbesteck und eineKnochensäge. Betäubungsmittel gab es keine – Rum musste genügen. Und man verließ sichdarauf, dass der Patient wegen der unerträglichen Schmerzen früher oder später ohnmächtigwurde.

Unterkunft

Die Offiziere waren im Heck des Schiffes untergebracht. Der Kapitän hatte eine geräumigeKajüte für sich allein. Manchmal hatte er seine Familie dabei. Der erste, zweite und dritteSteuermann teilten sich eine Kajüte und hatten zusätzlich einen Aufenthaltsraum (die Messe),in der sie mit dem Kapitän die Mahlzeiten einnahmen.Alle andern Matrosen lebten vorn im Bug in der sogenannten Back. 20 Mann teilten sicheinen Raum von etwa 20 qm Fläche, der 1,80 m hoch war. Am Rand standen Stockbetten(meist drei übereinander), außerdem gab es einen Tisch. Zum Sitzen hatten die Matrosen dieKisten, in denen sie auch ihre Habseligkeiten verstauten. Die Back wurde von oben durcheine Luke betreten, Fenster gab es nicht. Bei schlechtem Wetter war die Luke geschlossen undes blieb dunkel. Auch gelüftet konnte der Raum nicht werden. Da in der Back auch gegessen wurde, lagen Essensreste am Boden, die sich mit demanderen Schmutz vermischten. Viele Matrosen kauten außerdem Kautabak, den sie einfachausspuckten.

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Bei Seegang lief Meerwasser in den Raum und die untersten Betten waren komplettunbrauchbar. Man kann sich vorstellen, wie es in dem kleinen Raum aussah. Den Männernstand zum Waschen einmal in der Woche ein Eimer Wasser zur Verfügung – für Körper- undKleiderreinigung.In den warmen Gegenden des Äquators vermehrte sich zusätzlich das Ungezie-fer an Bordausgesprochen schnell. Nachts krabbelten große Mengen von Kakerlaken über dieschlafenden Matrosen. Ratten und Mäuse empfanden die meisten auf einem Schiff daher alsangenehme Begleiter.

Hierarchie

Der Kapitän war der Befehlshaber an Bord – was er sagte, musste gemacht werden. DieSteuermänner gaben seine Anweisungen an die Mannschaft weiter. Außerdem leiteten sie dasSchiff, wenn der Kapitän unter Deck war. Den Befehl des Kapitäns zu verweigern wargefährlich und wurde hart bestraft. Selbst wenn der Kapitän wie in „Moby Dick“ unsinnigeBefehle erteilt – die Mannschaft muss ihm gehorchen.Das war aber kein Freibrief für Willkür. So durfte niemand an Bord zu Dingen gezwungenwerden, die nicht seine Aufgabe waren. Die Steuermänner mussten keine einfachenseemannischen Tätigkeiten verrichten und die erfahrenen Matrosen durften nicht zumDeckputzen oder anderen niederen Aufgaben gezwungen werden.Die Mannschaft konnte sich außerdem an Land gegen allzu unmenschliche Behandlung vorGericht wehren. Selbst wenn der Kapitän nicht bestraft wurde, gaben ihm die Schiffseignerdann oft kein Schiff mehr. Denn eine unzufriedene Mannschaft arbeitet schlecht. Undschlechte Arbeit bedeutete weniger Gewinn.

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Auch unter den Matrosen gab es eine Rangordnung. Kraft war dabei natürlich besonderswichtig. Aber man musste auch ein guter Seemann sein – schnell und sicher durch dieTakelage klettern, Seemannsknoten im Schlaf beherschen, bei Gefahr ungefragt einspringenund sehen wo Hilfe gebraucht wird.Da Matrosen bei der Arbeit viel sangen, war auch ein guter Vorsänger, der Shantiman, sehrangesehen. Konnte er zu den gängigen Liedern neue Strophen dazudichten, in denen ervielleicht sogar einen harten Kapitän kritisierte, genoss er sehr hohen Respekt unter derMannschaft.Auf einem Walfangschiff waren darüber hinaus die Harpuniere von großer Bedeutung, dennvon ihnen hing der Erfolg der ganzen Reise ab. Sie waren so wichtig, dass ein guterHarpunier auch ohne die entsprechende Ausbildung zum Steuermann und sogar zum Kapitänaufsteigen konnte.

Seemännische Begriffe

Ein Matrose musste sich selbstverständlich sehr gut auf einem Schiff auskennen.

Die folgenden Begriffe, die eine Takelage beschreiben, gehörten also zum Standardwisseneines Seemannes:

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1 Vor-Royalstag2 VorBramstag, Außen-Küverleiter3 Großklüverleiter, Bütenklüverleiter4 Binnenklüverleiter5 Vorstengestag6 Fockstag6'. Klüverwasserstag, Wasserstag7 Stampfstockgeien8 Stampfstock9 Klüverstampfstag10 Klüverdomper11 Klüverpferde12 Bugsprietpardune13 Außenklüverpardune14 Bugspriet15 Groß Klüverbaum16 Außen Klüverbaum17 Ankerkrahn18 Gangspill19 Feuerturm für die Laternen20 Ankerkatt21 Geer des Krahnes22 Klüse23 Vorsteven24 Der Bug25 Boot26 Logis, Back27 Dompfer der Brassbäume28 Achterholer dei Brassbäume29 Fockmast30 Fockwant31 Wantschrauben32 Pardun am Eselshaupt33 Püttingswant34 Vor Mars35 Hanger der Fockraa36 Rack der Fockraa37 Fockraa38 Pferde39 Springpferde40 Nockpferde41 Foktoppenanten42 Marsstenge

43 Stengepüttingswant44 Pùttingsband45 Vor-Bramsahling46 Ausleger47 Eselshaupt48 Stengewant49 Vor-Bramstenge 50 Vor-Bramgut50 Hummer, Sattlung51 Vor-Oberbramstenge52 Vor-Oberbramgut52 Hummer, Sattlung53 Topp54 Flaggenknopf55 Vor-Untermarsraa56 Vor-Obermarsraa57 Vor-Marstoppenanten58 Vor-Bramraa59 Vor-Bramtoppenanten60 Vor-Oberbramraa61 Vor Oberbramtoppenanten62 Träger vor Untermarsraa63 Vor-Oberbrambrassen64 Vor-Brambrassenschenklen65 Vor-Brambrassen66 Vorholer der Vor-Obermarsbrassen67 Vor Obermarsbrassenschenklen68 Klapläufer der Vor-Obermarsbrassen69 Vorholer der Vor-Untermarsbrassen70 Vor- Untermars brassenschenklen71 Klapläufer der Vor-Untermarsbrassen72 Fockbrassenschenklen73 Unterste Fockbrassenschenklen74 Fockbrassen75 Vor-Stengepardunen76 Vor-Brampardunen77 Vor-Oberbram pardunen78 Spreizlatte, Sprelatte79 Großwant80 Großmast81 Großrack82 Hanger für die Großraa83 Groß Püttingswant84 Großrnars

85 Schrauben am Stengewant86 Träger vor Groß Untermarsraa87 Topp von Großmast88 Groß-Stengewant89 Groß-Untermarsrack90 Groß-Marsstenge91 Püttingsband92 Stenge-Püttingswant93 Brassblöcken94 Groß-Bramsahling95 Stenge-Eselshaupt96 Groß-Bramstenge97 Groß-Bramgut und Hummer, Sattlung98 Groß-Oberbramstenge99 Groß-Oberbramgut und Hummer, Sattlung100 Topp der Oberbramstenge101 Groß-Flaggenknopf102 Groß-Oberbramtoppenanten103 Groß-Oberbramraa104 Groß-Bramtoppenanten105 Groß-Bramraa106 Groß-Obermarstoppenanten107 Groß-Obermarsraa108 Groß-Untermarsraa109 Groß-Toppenanten110 Großraa111 Großstag112 Groß-Stengestag113 Groß-Bramstag114 Groß-Oberbramstag115 Groß-Toppardun116 Groß-Stengepardunen117 Groß-Bratnpardunen118 Groß-Oberbrampardunen119 Groß-Oberbrambrassen120 Groß-Brambrassenschenklen121 Groß-Brambrassen122 Vorholer an Groß Obermarsbrassen123 Groß-Obermarsbrassenschenklen124 Groß-Obermarsbrassen125 Vorholer der Groß-Untermarsbrassen126 Groß-Untermarsbrassen-schenklen127 Groß-Untermarsbrassen

128 Groß-Brassen schenklen129 Unterste Groß-Brassenschenkle130 Groß-Brassen131 Besanstag132 Besafl-Stengestag133 Besan-Bramstag134 Besanwant135 Besanmast136 Püttingsband137 Besan Püttingswant138 Besan-Mars, Besan-Sahling139 Besan-Eselshaupt140 Besan-Marsstenge141 Besan-Stengewant142 Brassblocke143 Stengegut und Hummer, Sattlung144 Besan-Bramstenge145 Bramgut und Hummer, Sattlung146 Flaggentopp147 Besan-Flaggenknopf148 Besan-Brampardune149 Besan-Stengepardunen150 Piekfall151 Hahnepoot des Piekfall152 Flaggenleine153 Geeren-Schenklen154 Geeren155 Besangaffel156 Besanklau157 Besan Baumdirk158 Besanbaum159 Schwanenhals des Besanbaums160 Besanschot161 Besanstoßtaljen162 Geländer163 Bootdavits164 Bootklampen165 Rettungsboot166 Bootstaljen167 Davits-Zwischenholer168 Davits-Achterholer169 Davits-Vorholer

Um das Stück besser verstehen zu können genügen aber ein paar einfache Begriffe, die hier erklärt werden sollen:

backbord linkssteuerbord rechtsluv die dem Wind zugewandte Seite (also die Richtung, aus der der Wind

kommt)lee die dem Wind abgewandte SeiteBug die Spitze des SchiffesHeck das Ende des Schiffes

Takelage der gesamte Segelaufbau des Schiffes, Masten, sämtliches Tauwerk und Segel

Großmast der höchste Mast eines Schiffes; meist der mittlereWanten Taue zur seitlichen Abstützung des Mastes, dienen auch zum

HochkletternRah dicke Querstange, am Mast befestigt; an ihr hängt je ein SegelRahnock äußeres Ende einer Rahbrassen verdrehen der Segel, sodass sie nicht quer, sondern schräg

zum Schiff stehenRiemen die Ruder der Beiboote

die Back Unterkunft der einfachen Matrosen im Bug des SchiffesKajüte Privatraum auf einem SchiffKoje Bett

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Wale

Man kennt heute fast 80 verschiedene Walarten. Von den wenig mehr als einen Metergroßen südamerikanischen Flussdelphinen bis zu den 30 Meter langen und über 100 Tonnenschweren Blauwalen, den größten Tieren, die je auf der Welt gelebt haben. Manunterscheidet generell zwischen Zahn- und Barten-walen. Zu den Zahnwalen gehören allekleineren Arten, die Delphine und Tümmler. Von den großen Walen sind nur der Schwert-oder Killerwal und der Pottwal Zahnwale. Die meisten Großwale haben Barten, große, flacheHornplatten, die am Ende stark ausgefranzt sind. Mit ihrer Hilfe können sie große Mengenvon winzigen Krebsen, dem so genannten Krill aus dem Wasser schöpfen.

1 Grönlandwal 4 Pottwal 7 Furchenwal2 Schwertwal 5 Narrwal 8 Belugawal 3 Nordkapper 6 Blauwal

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Der Pottwal

Der Pottwal gehört zu den Zahnwalen. Wie alle Wale ist er ein Säugetier. Die JungenPottwale sind 4 m lang und wiegen etwa eine Tonne. Seine Erscheinung wird vor allem durchden großen Kopf geprägt, in dem sich das Walrat befin-det. Ausgewachsene männlichePottwale sind etwa 18 Metern lang und wiegen ca. 50 Tonnen. Die weiblichen Exemplaresind mit 12 Metern Länge deutlich kleiner.Ihre Nahrung besteht aus größeren Fischen und vor allem aus Tintenfischen. Der Pottwal istdas einzige Tier, dass den Riesenkalmar fängt. Um seine Beute zu reißen taucht der Pottwal insehr großer Tiefe. Normalerweise etwa 1000 Meter tief kann er aber auch bis zu 3000 MeterMeerestiefe erreichen. In der dort herrschenden Dunkelheit jagt der Pottwal mit Hilfe vonEchoortung. Er sendet sehr laute Knack- und Knarzgeräusche aus, die von seiner Beutezurück geworfen werden. So kann er deren Größe und Aufenthalt genau bestimmen.Pottwale haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Die Pottwalkühe halten sich in großenGruppen mit den Jungen in tropischen und subtropischen Gewässern auf. Dort gibt esreichlich Nahrung und die Jungtiere sind in dem warmen Wasser gut vor Auskühlunggeschützt. Jugendliche Tiere verlassen die Gruppen und schließen sich in kleinerenGemeinschaften zusammen. Die erwachsenen Pottwalbullen sind dann vorwiegend Einzelgänger. Sie legen große Streckenzurück und leben normalerweise in den kälteren Polarregionen. Durch ihre Größe und diesehr dicke Speckschicht sind sie besser gegen die Kälte geschützt als die Weibchen. Nurwährend der Brunftzeit wandern sie zu den wärmeren Gebieten.

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Über das Walrat, das der Pottwal in seinem Kopf hat, weiß man relativ wenig. Wahrscheinlichbraucht es der Wal um ohne große Kraftanstrengung sehr tief zu tauchen. Durch dieDurchblutung kann der Pottwal die Dichte des Walrats verändern und so ohne Muskelkraftab- und wieder auftauchen. Eine andere Vermutung ist, dass durch das Walrat dieakustischen Impulse seines Sonars fokussiert werden.

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Waljagd

Wale zu jagen war früher vor allem ein großes Geduldspiel. Die meiste Zeit kreuzten dieWalfangschiffe durch die Fanggründe ohne einen einzigen Walzu sehen, oft Monate lang. Während der ganzen Zeit blieb der Ausguck besetzt. Ein Matrosestand in 25 bis 30 Meter Höhe auf zwei dünnen, am Großmast befestigten Stangen, um sichherum einen dünnen Holzring, der ebenfalls am Mast fixiert war und an dem er sich fest hielt.

Wenn der Seemann einen Wal sah, sang er ihn aus: „Wal, da bläst er“.Dann ging alles sehr schnell und die ganze Mannschaft packte an – schließlich ging es umihren Lohn. Je nachdem wie weit der Wal entfernt war mussten zu-nächst alle Segel gesetztwerden, um dem Wal mit dem Schiff zu folgen. Sobald man nah genug war, wurden diekleinen, wendigen und schnellen Fangboote zu Wasser gelassen, die wie Rettungsboote amSchiff festgemacht waren. Die Boots-führer achteten darauf, dass alles penibelst vorbereitetwar. Harpunen, Fangleine, Ruder, Eimer und ein kleines Segel mussten überaus ordentlich imBoot am richtigen Ort liegen. Die ohnehin gefährliche Jagd konnte leicht töd-lich enden,wenn nicht alles an seinem Platz lag. Zum Aufräumen war keine Zeit, wenn es endlich losging.Jetzt mussten die sechs Mann an Bord aus Leibeskräften rudern – nur der Bootsführer standhinten an der Ruderpinne und lenkte. Außerdem brüllte er die Mannschaft an um sieanzutreiben. War das Fangboot nah genug beim Wal, stand der Harpunier auf, nahm dieLanze, und warf sie nach dem Tier. Diese Wurflanze war 2,5 bis 3 Meter lang undentsprechend schwer. An ihr war die Fangleine befestigt. War die Lanze fest am Wal, soversuchte dieser zu fliehen. Dabei zog er die Fangleine in rasender Geschwindigkeit aus demBoot. War das Seil nicht ordentlich aufgewickelt konnte es jetzt sehr gefährlich werden.

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Verhedderte sich ein Matrose darin, wurde er fortgerissen und hatte kaum eineÜberlebenschance. Als nächstes musste die Leine um einen dicken Poller im Boot gewik-keltwerden, damit es der Wal mit sich zog. Dabei wurde das Seil so heiß, dass es mit Wassergekühlt werden musste. War es endlich fest, zog der Wal das Boot in einer wilden Fahrt überdie Wellen. Tauchte er, musste schnellstens die Leine losgemacht oder gekappt werden, dennein ausgewach-sener Pottwal zog mühelos ein ganzes Boot samt Mannschaft mit in die Tiefe.War der Wal nach langem, wildem Ritt endlich erschöpft, zog die Mannschaft das Boot anden Körper heran.

Der Bootsführer tötete das gewaltige Tier, in dem er die lange Stoßlanze durch den Rücken indas Herz oder die Lunge bohrte. Wenn alles so lief, kamen nun die anderen Fangboote dazuund gemeinsam wurde der Pottwal zum Schiff gezogen. Es kam aber ebenso vor, dass dieHarpune aus dem Körper des Wales riss und den Leuten um die Ohren flog. Oder dass derWal das Boot so weit zog, dass die Leine gekappt werden musste, um den Sichtkontakt zumSchiff nicht zu verlieren. Im schlimmsten Fall griff ein verletztes Tier das Fang-boot an.Speziell die bis zu 50 Tonnen schweren Pottwalbullen zertrümmerten die kleinen Boote mitLeichtigkeit.

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Wie man einen Wal schlachtet

Wenn der Pottwal am Schiff festgemacht war, begann das sogenannte Flensen – dasAbziehen der dicken Speckschicht. Zunächst musste der riesige Kopf vom Rumpf getrenntwerden. Das war Schwerstarbeit, denn der Körper hat einen Durchmesser von 2 – 3 Metern.Ein Matrose musste dabei in den Körper hinein steigen, um die Wirbelsäule zu durchtrennen.Nun wurde zuerst der Rumpf verarbeitet. An einer Stelle wurde ein Loch in die etwa 20Zentimeter dicke Speckschicht geschnitten und darin ein großer Haken befestigt. Dann wurdemit einem starken Seil die Haut in einem langen Streifen abgezogen, ungefähr so, wie wennman eine Orange in Spiralen schält. Dazu musste ein Mann auf dem Wal stehen und miteinem großen, sogenannten Flensspaten den 40 Zentimeter breiten Streifen vorschneiden,während andere den Wal mit langen Haken fortwährend im Wasser drehten. Der Speckwurde an Deck in kleine Stücke geschnitten, und in den Tranöfen, die dort standen, erhitztund so das flüssige Öl ausgekocht. Das Öl wurde in Fässer gefüllt und unten im Schiffverstaut.Jetzt war der Kopf an der Reihe. In die Stirn wurde ein großes Loch gebohrt und das Walrat,das sich dort in einem Hohlraum befand mit einem Eimer abge-schöpft. Das Walrat war sehrviel wertvoller als das andere Öl. Um wirklich auch jeden Tropfen zu gewinnen, stieg daherein kleiner Matrose sogar in den Kopf des Pottwales und holte den letzten Rest heraus.

Die ganze Verarbeitung war ein ungeheuer blutiges und schmieriges Gemetzel. Ein Wal von50 Tonnen Gewicht hat über 4000 Liter Blut. Das floss zum größten Teil ins Meer, wo eszahlreiche Haie anlockte, landete aber auch auf Deck. Dazu kam das ganze Fett, das überallan Deck, an der Kleidung, Haut und Haaren klebte, und speziell unter der tropischen Sonnebald ranzig wurde.

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Vom Fleisch des Tieres wurde nur ein kleiner Teil genommen, da es schnell verdarb. Derganze gewaltige Kadaver des Wales trieb stinkend auf dem Meer und wurde von Haienverspeist. Erst auf den großen Fabrikschiffen im 20. Jahr-hundert konnten auch Fleisch undKnochen zu Produkten wie Tierfutter verarbeitet werden.Aus einer Pottwalkuh gewannen die Walfänger 30 – 40 Fässer Öl (3500 – 5000 Liter), auseinem Bullen etwa doppelt so viel. Um mit 2500 Fässern vollbeladen zurück zu kehren,mussten also ungefähr 50 Wale getötet und verarbeitet werden. Die meisten Walfangschiffekamen von ihren ein bis vier Jahre langen Reisen jedoch mit weniger nach Hause.

Die Geschichte des Walfangs

Schon immer haben Menschen Walfleisch gegessen. Wenn ein Wal an die Küste trieb unddort verendete, war dies für die Menschen der Vor- und Frühgeschichte ein Festtag – so leichtkamen sie nicht oft an große Mengen Nahrung.Gejagt allerdings wurde erst ab dem frühen Mittelalter in den skandinavischen Ländern. Erstdann waren die Schiffe seetüchtig genug um Wale in der Nähe der Küste zu verfolgen und zutöten.Im Hochmittelalter setzte sich dieser küstennahe Walfang auch bei den Basken an dernordspanischen Küste durch. Dort begann auch der kommerzielle Fang – Wale wurden nichtmehr nur zum Verzehr getötet wie früher, sondern um der großen Mengen an Öl in ihremKörper habhaft zu werden. Mit der Eroberung Amerikas breiteten sich die Walfänger im 16.Jahrhundert über die Azoren und Kanaren an der Nordamerikanischen Atlantikküste undspäter in Argentinien aus.Im 17. Jahrhundert begannen die so genannten Grönlandfahrten. Norweger und Engländersegelten mit ihren inzwischen deutlich größeren Schiffen an die Süd-küste Grönlands undnach Spitzbergen und verbrachten dort den Sommer. Sie fingen den 10 -15 Meter langenGrönlandwal, verarbeiteten ihn an Land und fuhren zu Herbstbeginn mit reicher Beute in ihreHeimat zurück. Dieses Geschäft war so einträglich, dass bis Ende des 19. Jahrhunderts derGrön-landwal nahezu ausgerottet war.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich dann an der ameri-kanischenOstküste die Jagd auf den Pottwal, die nicht nur an den Küsten, sondern auf allen Ozeanenund auf hoher See stattfand. Das ging erst mit den stabilen und großen Segelschiffen die zudieser Zeit gebaut wurden. Neben dem Pottwal wie in Moby Dick wurden auch Nordkapperund Grönlandwale, also mittelgroße und eher langsam schwimmende Walarten gejagt.Diese Art des Walfanges hatte mitte des 19. Jahrhunderts ihren Höhepunkt.Die größten Wale, der Blauwal, der Finnwal und der Grauwal wurden bis zu dieser Zeit inRuhe gelassen – sie waren zu schnell, um mit Segelschiffen gejagt zu werden. Doch am Endedes 19. Jahrhunderts war das vorbei. Mit den großen und schnellen Dampfern war es keinProblem endlich auch diese Riesen zu jagen und zu töten. In den ersten Jahrzehnten des 20.Jahrhunderts entstan-den immer mehr große Fabrikschiffe, auf denen die getöteten Wale sehrschnell in großen Mengen verarbeitet werden konnten. Vor allem in der Antarktis konnten dadurch so viele Wale gefangen werden, dass innerhalbvon 30 Jahren alle Großwale nahezu ausgerottet waren. Strenge Fangquoten und schließlichdas Verbot des Walfangs im Jahr 1972 durch die Vereinten Nationen (die Sowjetunion undJapan hielten sich erst 10 Jahre später daran) sicherte den Walen das Überleben.

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Von den meisten großen Walarten lebten nur noch wenige tausend Exemplare und dieBestände erholen sich nur langsam. Lediglich der Pottwal, der als Einzelgänger überall aufder Welt zu finden ist, hat sich mit einer geschätzten Population von 1,5 Millionen Tierenrelativ gut erholt.

Warum Walfang?

Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbreitete sich Erdöl als Schmiermittel undErdgas als Brennstoff für Gaslampen, mit denen Straßen und Häuser beleuchtet wurden.Vorher wäre es in den Städten abends stockdunkel gewesen, hätte es nicht Öllampengegeben. Das Öl war aber kein Erdöl – das gab es wie gesagt noch nicht – sondern Walöl.Die dicke Speckhaut der Wale wurde „ausgekocht“ und so zu flüssigem Öl verarbeitet.

Später wurde das Walöl auch zu Margarine weiterverarbeitet, da es speziell durch dieBevölkerungsexplosion Ende des 19. Jahrhunderts nicht genügend Fett, also Butter undSchmalz gab, um alle Meschen in Europa und Amerika zu versorgen.

Fett ist auch der Grundstoff für Waschpulver. Das klingt komisch, es ist aber so. Heute wirdpraktisch alles Waschpulver der Welt aus Kokosfett hergestellt, früher aus Walöl.

Auch Kerzenwachs wird aus Öl hersgestellt und nur in ganz seltenen Fällen aus Bienenwachs.Heute sind Kerzen aus Stearin, einem Erdölprodukt, früher aus Walöl.Vor allem Kerzen aus Walrat, der wachsartigen Substanz aus dem Kopf des Pottwals, warensehr begehrt. Sie brannten heller als andere Kerzen und rußten nicht. Daher wurden sie unteranderem gern in Kirchen verwendet.

Aus Walrat wurde hochwertiges Schmieröl hergestellt, das auch bei hohem Druck undschwankenden Temperaturen seine Viskosität behielt. Bis weit nach dem zweiten Weltkriegwurde Walratöl daher für viele Maschinen benutzt, zum Beispiel für Automatikgetriebe und inder Raumfahrt.

Erst ab 1970 fand man einen Ersatz für das hochwertige Öl. Seit dem werden die Nüsse desJojoba-Strauches, eines mexikanischen Wüstengewächses, zu Öl von gleichen Eigenschaftenund ebensolcher Qualität verarbeitet.

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Herman Melville

Herman Melville wurde am 1. August 1819 als zweiter Sohn eines Kaufmannes in New Yorkgeboren. Obwohl seine Familie durchaus bedeutende Vorfahren hatte - ein GroßvaterMelvilles war einer der Anführer der Boston Tea Party – war Melville bereits mit 13 Jahrengezwungen, für seinen und den Unterhalt der Familie zu sorgen. Seine Schulausbildung, diezu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen war, holte er später in Abendschulen nach. Ermachte verschiedene Lehren (Kürschner, Bankangestellter), die er jedoch wieder abbrach,arbeitete als Lehrer und Lektor. In keinem Beruf hielt er es jedoch lange aus.Mit 19 Jahren heuerte er das erste mal auf einem Atlantikfrachter an, drei Jahre später aufdem Walfänger Acushnet. 18 Monate verbrachte Melville unter harten Bedingungen an Bord,lernte den Walfang kennen und umrundete Kap Hoorn. Als das Schiff jedoch zwischenSüdseeinseln kreuzte, sah Melville die hübschen, nackten Insulanerinnen in der Brandungbaden und desertierte.Der ansässige König betrachtete ihn allerdings als skurilen Besitz, den er herumzeigenkonnte. Melville hielte diese Zurschaustellung nicht lange aus und flüchtete erneut. Nacheinigen Abenteuern – unter anderem saß er wegen Befehlsverweigerung im Gefängnis undarbeitete in einer Kegelbahn auf Honolulu – heuerte er wieder auf einem Walfänger an undkehrte nach insgesammt vier Jahren nach New York zurück.Von 1844 bis 1852 folgten die wohl glücklichsten Jahre. Melville verarbeitete seineseefahrerischen Erlebnisse in mehreren Romanen, die recht erfolgreich waren, heiratete ineine wohlhabende Familie ein und bekam mit seiner Frau Elisabeth Shaw zwei Söhne –später folgten zwei Töchter.

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Ende 1851 veröffentlichte er sein umfangreichstes Werk „Moby-Dick or The Whale“ in denUSA und England, wurde von den Kritikern beiderseits des Atlantiks gnadenlos verrissen undfolglich von den Lesern missachtet. Melville kam über diese unerwartete Reaktion Zeit seinesLebens nicht hinweg – weder wirtschaftlich noch persönlich. Seine weiterenRomanmanuskripte oder Gedichtsammlungen wurden entweder von Verlegern abgelehntoder blieben erfolglos. Lediglich Essays konnte er weiterhin veröffentlichen.Er wurde zunehmend schwermütig und depressiv. Seine Frau erwog daher die Scheidung,blieb aber bei ihm. Sein erster Sohn beging Selbstmord, sein zweiter trieb sich im mittlerenWesten und der Karibik herum. Sein Schwiegervater finanziert ihm eine lange Europareise,um ihm neue Perspektiven zu eröffnen, doch Melvilles Stimmung verbesserte sich nurkurzzeitig.Ende 1866 trat er eine Stelle beim Zollamt von New York an, die ihm ein geregeltes, wennauch geringes Einkommen verschafft und die er 19 Jahre lang bis zu seiner Pensionierung1885 behielt.Als Melville am 28. September 1891im Alter von 72 Jahren starb, war er selbst in derliterarischen Fachwelt vollkommen unbekannt.

Moby Dicks Ursprung

Herman Melville muss ein sehr belesener Mann gewesen sein, denn Literaturwissenschaftlerhaben in Moby Dick mehr als 120 direkte Bezüge zu anderen literarischen Werken gefunden– von der Bibel über Shakespeare zu Zeitgenos-sen Melvilles.Daher können hier nur einige wichtige Quellen erwähnt werden.

Bei der Figur des Kapitän Ahab ließ sich Herman Melville nach eigenen Aussagen vonShakespeares Figuren König Lear, Jago, Timon von Athen, Hamlet, sowie von Goethes Faustinspirieren.Der Name Ahab geht auf den biblischen König Ahab zurück (Buch der Könige), der dem VolkIsrael erlaubt den „falschen“ Gott Baal zu verehren. Auch in Melvilles Roman ist Ahab nicht inder Lage Gott zu erkennen. In der Bibel wird König Ahab immer wieder durch seinenBegleiter, den Prophet Elias, zurecht gewiesen. In Moby Dick bleibt der prophetische Elias anLand – Ahab hat also niemand an seiner Seite, der ihn auf den richtigen Weg zurück bringenkönnte.

Ismael ist der erste Sohn Abrahams, der später verstoßen wird. Er gilt als Stammvater der„Söhne der Wüste“, der Beduinen, die durch die Wüste ziehen und nie lange an einem Ortbleiben. Melville hegt große Sympathie für diese Figur, da er selbst auch ein ruheloserMensch war. Das Buch Moby Dick beginnt nicht zufällig mit den Worten „Nennt michIsmael“.

Für den Wal Moby Dick gibt es zwei Quellen. Zum einen gibt es die Geschichte desWalfängers Essex, der von einem Pottwalbullen angegriffen und versenkt wurde – 1820 vorden Galapagos Inseln. Melville kannte den Steuermann der Essex Owen Chase, und hattedessen Bericht gelesen.

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Zum anderen gibt es zahlreiche Berichte über einen sehr großen, weißen Pottwalbullen, der„Mocha Dick“ genannt wurde. Er taucht das erste Mal 1810 vor der chilenischen Pazifikküsteauf, zerstört in den folgenden Jahrzehnten ein gutes Dutzend Walboote und zweiHandelsschiffe, und bringt dabei insgesamt 30 Seeleute ums Leben. Schließlich wird er alsaltersschwacher Riese 1859 vor Brasilien erlegt.

Kapitän Ahabs Schiff Pequod trägt den Namen eines bereits im 17. Jahrhundertausgestorbenen Indianerstammes. Die Mannschaft der Pequod ist also von Beginn an ein„untergegangenes“ Volk.

Die großen Themen

„...ein intellektuelles Gemisch aus Abenteuerroman, Philosophie, Natur-geschichte, schönerSprache, edler Empfindung, schlimmen Redensarten“ nannte ein Kritiker das Buch MobyDick. Was Mitte des 19. Jahrhunderts noch Befremden hervorrief, macht heute die Größe undEinzigartigkeit von Moby Dick aus. Mehr als anderthalb Jahrhunderte nach der Erstveröffentlichung des Romans ist Moby Dickein Mythos und ebenso als Bestandteil des literarischen Kanons wie als kulturelles Gemeingutzu betrachten: "Inzwischen empfinde ich Moby-Dick, das Symbol, das mythische Tier, alskollektiven Besitz aller, die seine Geschichter erzählen und wiedererzählen" schreibt PaulIngendaay in der von Norbert Wehr herausgegebenen Zeitschrift "Schreibheft" Nr. 57.

Auch in der Bühnenfassung werden große Themen verhandelt, die etwas über das Wesen desMenschen erzählen, und wie er sich mit seiner Umgebung auseinandersetzt.

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Anregungen

Ahab hat durch den weißen Wal sein Bein verloren. Er ist entstellt, für immer ist seineVerletzung sichtbar. Beinah täglich hören und sehen wir heute Berichte über Menschen, die Opfer von Naturkatastrophen sind:Was löst die Ohnmacht gegenüber der Natur in den Opfern, was in uns aus?Trägt jemand dafür die Schuld?Warum empfindet sich Ahab als Opfer? Ist er es?Starbuck hält Rache an einem Tier für Unsinn, Ahab nicht: hat einer Recht?

Ahab stilisiert seinen Gegner Moby Dick zu „dem Bösen“. In der Geschichte der Menschheit ist dies sicher kein Einzelfall: Wo gibt es heute Parallelen?Warum verhalten sich Menschen so?Gibt es dieses Verhalten auch in der Schule? In der Klasse?

Ahabs Mannschaft macht bei der Jagd auf Moby Dick mit. Das bedeutet ihren Untergang: Was begeistert die Männer?Trägt die Mannschaft Verantwortung an dem, was passiert, oder ist nur Ahab als Kapitänverantwortlich?Ismael will unbedingt zur See fahren. Er sagt, dass er die Welt sehen will:Warum begeistert er sich trotz der Gefahren und der harten Arbeit dafür?Ist es gerade wegen der Gefahr?Ist das Meer auch heute noch gefährlich?Welche Berufe sind heute gefährlicher als andere?Warum fühlen sich Menschen dabei wohl?Wer von den Schülern macht gerne Gefährliches?

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Besetzung

Autoren Erik Schäffler, Thomas Bammer, Uwe Schadeund Heino Sellhorn

nach dem Roman von Herman Melville

Regie Karin EpplerBühne Andreas WagnerMusik Martin ZelsKostüme Ulrike SchlafmannDramaturgie Christof LapplerLicht Frank WeißMaske Zuzana Radek

Ausstattungsassistenz Beatrix CameronRegieassistenz Katharina BillBühnenbau Frank Weiß, Andres WagnerSchneiderei Renate AuernhammerTheaterpädagogik Ilka HeinrigsPresse- undÖffentlichkeitsarbeit Valerie LaubenheimerFotografie friends & pflaumer, Biggi SauerProduktionsleitung Christof Lappler

Darsteller Christopher Gottwald IsmaelAhab, Kapitän der Pequod

Andreas Wagner Peleg, SchiffseignerPeter Sarg, WirtElias, ProphetStubb, 2.SteuermannMatroseKapitän Gardiner

Martin Zels Bildad, SchiffseignerQueequeg, HarpunierStarbuck, 1. SteuermannMatrose

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