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Matthäus VII 13a: Ein Alarmruf angesichts höchster Gefahr Author(s): Günther Schwarz Source: Novum Testamentum, Vol. 12, Fasc. 2 (Apr., 1970), pp. 229-232 Published by: BRILL Stable URL: http://www.jstor.org/stable/1560049 . Accessed: 14/06/2014 12:54 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . BRILL is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Novum Testamentum. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.34.79.54 on Sat, 14 Jun 2014 12:54:29 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Matthäus VII 13a: Ein Alarmruf angesichts höchster Gefahr

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Matthäus VII 13a: Ein Alarmruf angesichts höchster GefahrAuthor(s): Günther SchwarzSource: Novum Testamentum, Vol. 12, Fasc. 2 (Apr., 1970), pp. 229-232Published by: BRILLStable URL: http://www.jstor.org/stable/1560049 .

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MATTHAUS vii I3a Eii Alarmruf angesichts h6chster Gefahr

VON

GVNTHER SCHWARZ Elze-Bennemiihlen

E1aceBXoc 61& T-q GTZv~q 7ru6X

Wie ist fiber dieseni Stichos zu urteilen? Ist er zu isolieren I)? Oder ist er mit VV. I3b-I4b zusammenzunehmen 2) ? - Antwort: Der metrische Befund 3) (er entscheidet darfiber, was und wie es zueinander geh6rt) spricht eindeutig f iir eine Isolierung. Denn: VV. I3b-14b sind deutlich als Doppel-Distichon konzipiert 4). Als Doppel-Distichon aber, d.h. als in sich geschlossene rhetorische Einheit, vertragen sie keine Linleitung nach Art eines Stichos, wie er in V. I3a vorliegt 5). Es ergibt sich also: V. i3a 1st abzu- trennen und ffir sich zu interpretieren.

1) Hierfiir findet sich in der gesamten Literatur zur Stelle nicht eii einziger Beleg - merkwiirdigerweise!

2) So durchweg a11e tYbersetzer und Korimentatoren. ") Das Ergebnis der rhythmischen und kolometrischen Untersuchung

des Textes. - Zur Rhythmik vgl. C. F. BURNEY, The Poetry of Our Lord, Oxford I925. - P. GAECHTER, Das Matthdusevangeliutm, Innsbruck - Wien - Miinchen 1963, 14.144. - Zur Kolometrie vgl. J. SCHMID, ,Kolometrie", in: LThK VI, 396 f. (weitere Literatur ebenda). - B. M. METZGER, Der Text des Neuen Testaments, Stuttgart 1966, 29 f. - F. STREICHER, Neues Testa- ment, aus dem Urtext in Sinnzeilen iibersetzt, Freiburg - Basel - Wien 1964.

4) Und zwar im antithetischen Parallelismus membrorum. Wobei die Zeilen i und 3 je fiinfhebig (3 + 2 Hebungen = qinah- oder Klagelied- rhythmus), die Zeilen 2 und 4 dagegen je dreihebig formuliert sind:

IIIO'teiO / XOL E~UPUX'CZPOq G ' 6&'S 1/ O &7ryOUaO / rbS T-~'V y6Evvocv,

XOOL 7ro??o C'LGV / O'L ELCpXZ'LSVoL / ES OCt)T)?V- Xod otev a / xcdt TEOXt[L[eV' / '0 6o /1/ i X&7YOUMOC / EiS trV ~W-)'V,

xa1 6X&Myot ?LOLv / Ot ctacPXoE[LeOo / EiS cUtyrj,V. So der von mir in einer Parallelarbeit (,,Matthiaus vii 13b r4b, Ein Ruf in die Entscheidung, Emendation und Interpretation") emendierte Text. - Die Schragstriche geben jeweils die Hebungen, die Doppel-Schragstriche die Zasur an.

9) Im Griechischen ist dieser Stichos unbeanstandbar. Versucht man aber, ihn ins Aramiische zuriickzuiibersetzen (ergo: Xj'~ MY'111t2 j*1 so erzwingt dies eine Umstellung des Adjektivs arcviq an die letzte Position. Griechisch also (mit wiederholtem Artikel): 'iat'XOocxt k '71h 7ru'x-hq a-rvzvc. Diese Wortfolge ist der matthaischen gegeniiber vorzuziehen, weil allein s i e dem (Dreiheber-) Rhythmus des Stichos gerecht wird.

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GUiNTHER SCHWARZ

I

Die Interpretation dieses Stichos hat auszugehen von seinem Bildgehalt - von dem Bildgehalt j e de r seiner tragenden Vokabeln:

EiAoX0arz / &8a -q< ruX-nq / r5 T rv~S 1).

In diesem Falle also von dem Verb i[opyXaOocL und von dem Passus 7 nxt 7] 67T?V].

EaLXpX?aOcrc ist hier, das markiert von vornherein die Richtung der Interpretation, Terminus technicus fur den Eingang, EinlaB in die Gottesherrschaft. Folglich geh6rt dieses Logion in die Reihe der (so hat H. WINDISCH sie benannt) ,,EinlaBsprfiche" und also generisch, wie er artikuliert, ,,zu den prophetisch-apokalyptischen Worten des Evangeliums" 2). - Wer sie vortragt, so expliziert er, ,,stellt sich damit in die prophetische Tradition, erliutert sie oder fiihrt sie weiter" 3).

Die Gottesherrschaft ist also (wie in allen EinlaBspriichen), auch wenn sie nicht expressis verbis erwahnt ist, in esipa6XaOal impliziert.- Hier ist sie in einem gelaufigen Bilde als Stadt vorgestellt 4). Als Stadt aber ist sie, wie damals selbstverstandlich (ich male das Bild aus), von einer Mauer umgeben. In diese Mauer, wie sollte man sonst in sie hineingelangen k6nnen, sind Tore eingelassen. Tagsiiber sind die Tore, in deren Bereich das gesamte 6ffentliche Leben sich abspielt, ge6ffnet. Das heiBt: Die Torfliigel sind nach innen geschlagen und durch Haken oder Ketten an der Mauer befestigt. Nachts aber, oder bei Gefahr, sind sie ge- schlossen: durch Querbalken verriegelt. Wer dann noch EinlaB begehrt, kann nur aa Tz-s 7n?s T7 -sEq zvs eingelassen werden.

'H x7ruX) ] arev'- ist ein Tor, gerade breit genug, immer nur einen Menschen zur Zeit einzulassen. Durch dieses Tor 5) (kein zusatzliches Tor in der Mauer, sondem in einem der beiden Tor-

1) S.o.S. 229, Anm. 5. 2) H. WINDISCH, ,,Die Spriiche vom Eingehen in das Reich Gottes"

(ZNW 27), Berlin 1928, I63. 3) Ebenda I64. 4) Vgl. G. v. RAD, Die Stadt auf dem Berge (EvTh 8), Miinchen 1948/49,

439-447; wieder abgedruckt in: G. v. RAD, ,,Gesammelte Studien zum Alten Testament" (ThB 8), Miinchen 1958, 214-224. -Belege: 4. Esr. vii 6-8; Hebr. xi Io,I6, xii 22; Apk. iii 12, xxi 2,10,I4-27, XXii 14,19; Herm. s. ix I2,5 (direkter Vergleich!).

5) Zur Sache vgl. L. DELEKAT/B. REICKE, ,,Tor, Tiir," in: Biblisch-histori- sches Handworterbuch III, G6ttingen 1966, 2009-2011. H. HAAG, ,,Tor", in: Bibel-Lexikon, Einsiedeln (2) 1968, 1766 f.

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MATTHAUS VII I3a

fliigel!) 1), und darauf liegt der Ton, wird nachts oder bei Gefahr nur eingelassen, wer Burger der Stadt ist: wessen Name in ihre Einwohnerlisten eingetragen ist.

II

Ist der Bildgehalt dieses Logions soweit richtig erfaBt, so ergibt sich als Situation, in die hinein es gesprochen worden ist 2): Jesus erwartet als unmittelbar bevorstehend, als schon hereinbrechend, die eschatologische Katastrophe: ,,diese Nacht" (Lk. xvii 34) 3).

Schon ist die Gefahr im Anzuge. Schon sind die Tore der Gottes- stadt geschlossen, ihre Tiirme und die Zinnen ihrer Mauern besetzt, den letzten groBen Ansturm der gottfeindlichen Machte abzuweisen

(Mk. xiii 5 f. Parr., 21 f. Parr; Lk. xxii 31 f.). -Der Herold der Gottesstadt blast unausgesetzt Alarm (Mt. iv I7b. Par.; Mk. i 38 f.). Wer jetzt noch drauBen ist, muB sich beeilen, die schiitzenden Mauern zu erreichen, ehe der Sturm losbricht (Mk. xiii

I4-20 Parr.). Jede auch noch so geringe Verz6gerung kann ge- fahrlich werden (Lk. xvii 32) 4).

Es versteht sich von selbst, daB die Tore besonders stark bewacht sind und daB die Wachmannschaften Befehl haben, nur ihren

Mitbiirgern EinlaB (8&o T] xtuX AS rS c-srv) zu gewahren (Mt. xiii 30 (41-43), 47 f. (49 f.); Mk. xiii 27 Par.). Sie kennen

jeden von ihnen. Und wer ihnen unbekannt ist, wessen Name nicht eingeschrieben ist in die Einwohnerlisten der Gottesstadt

(Lk. x 2ob; Phil. iv 3; Hebr. xii 23) 5), der bleibt drauBen und fallt den gottfeindlichen Machten zum Opfer.

1) In einem der beiden Torfliigel war es (solange es ummauerte Stadte gab!) aus praktischen Griinden angebracht: um den EinlaB - zumal bei Gefahr - auch bei geschlossenem Stadttor zu ermoglichen. Es brauchte dann ja nur das weitaus leichter zu handhabende kleine Tor ge6ffnet und wieder geschlossen zu werden.

2) Als die ,,jeweilig einmalige Situation im Rahmen der Wirksamkeit Jesu", so J. JEREMIAS, Die Gleichnisse Jesu, Gottingen (7)1965, I9.

3) Sein uniiberh6rbarer drangender Ernst, dazu sein charakteristisch prophetischer Zug, lassen es als berechtigt erscheinen, dieses Logion Jesus selbst zuzuschreiben. - Im tibrigen ist das communis opinio in der Synop- tikerforschung.

4) Vgl. J. JEREMIAS, Unbekannte Jesusworte, Giitersloh (3) 1963, 75-77. 5) Vgl. W. BOUSSET / H. GRESSMANN, Die Religion des Jzdentums, Tiibingen

(3) 1926, 250 f. -G. SCHRENK, in: ThW I, 618, 31-36 (weitere Belege ebenda).-W. GRUNDMANN, ,,Das Evangelium nach Lukas" (ThHK 3), Berlin (2) 1961, 213.

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SCHWARZ, MATTHAUS VII I3a

III AbschlieBend bleibt noch zu fragen: An wen ist dieser alar-

mierende Ruf, dieser ,,Alarmruf angesichts h6chster Gefahr" 1) gerichtet? Gibt es ein Kriterium, das es gestattet, die Antwort auf diese Frage zu fixieren ? - Antwort: Wenn es wahr ist, daB Jesus sich konsequent an die Regeln der alttestamentlichen Poetik gehalten hat, und daran kann m.E. kein Zweifel bestehen 2), dann gibt es ein solches Kriterium: in ebendiesen Regeln der alttestamentlichen Poetik, kurz: in der Metrik 3).

Auszugehen ist dann davon, da3 das Logion Mt. vii I3a dreihebig konzipiert ist (s.o.S. 230). Was bedeutet das? -Es bedeutet, da der Dreiheber das Metrum ,,fiir markante Satze der Predigt" 4) an das Volk ist, daB Jesus diesen ,,Alarmruf angesichts h6chster Gefahr" an sein Volk gerichtet hat: an die ,,verlorenen Schafe vom Hause Israel", zu denen allein ihn Gott 5) gesandt hat (Mt. xv

24; vgl. x 5b-6) 6). Er allein kennt die Gefahr. Er allein sieht die alarmierenden

Vorzeichen. Und wie getrieben von dem, was er sieht (Lk. x i8), zieht er kreuz und quer durchs Land, um sein Volk zu warnen vor der nahenden Katastrophe: Auf! -LaBt alles stehen und liegen! - Beeilt euch! - Seht euch nicht um!! - El6AorX0T? 8i& 7xXAq; rq GT7v;.

(Abgeschlossen am I. April i969)

1) S. den Titel dieser Studie. 2) Umfangreiche Untersuchungen am Korpus der Herrenworte haben mich

je langer desto mehr von dieser Tatsache iiberzeugt. - Vgl. auch C. F. BURNEY, a.a.O. 100-146.

3) Die weitverbreitete Skepsis gegeniiber metrischen Untersuchungen beruht m.E. auf einem ebenso weitverbreiteten Vorurteil. - Anfangliche Unsicherheit und Willkiir auf diesem Gebiet haben die gesamte Methode suspekt erscheinen lassen. Inzwischen aber ist Zeit vergangen, ist die Methode kultiviert und durch Ergebnisse verifiziert worden (vgl. G. SCHWARZ, ,,Matthaus vi. 9-I3/Lukas xi. 2-4, Emendation und Riickiibersetzung" (NTS 15), Cambridge 1968/69, 233-247).- Was unter diesen veranderten

Voraussetzungen erarbeitet worden ist, sollte zumindest angeh6rt werden. 4) J. JEREMIAS, Kennzeichen der ipsissima vox Jesu, in: J. SCHMID / A.

VOGTLE, Synoptische Studien (Festschrift fiir A. Wikenhauser), Miinchen I954, 93; wieder abgedruckt in: J. JEREMIAS, Abba, Gottingen 1966, I52.

5) 'AnEarciXTv ist Passivum divinum, ist also wiederzugeben mit: ,,Gott hat gesandt".

6) Vgl. J. JEREMIAS, Jesu Verheipfung fiur die Volker, Stuttgart (2) 1959, besonders 47-62.

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