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Matthias Thalmair: Vom barocken Glanz bis zum katastrophalen Ende 1738 – 1803: Die letzten 65 Jahre des Barockklosters St. Mang in Füssen Abb. 1: Von rechts nach links sieht man deutlich die einzelnen Teile der Kirche von St. Mang: das Altarhaus, das Querhaus mit der Vierungskuppel, das Langhaus und den halbrunden Abschluss beim Westchor. Der Turm behielt seine alte Bauweise. Nach dem Tod des Abts Dominikus Dierling (1714-1738) übernimmt der Abt Benedikt Pautner (1738-1745) die Leitung des Klosters St. Mang. 1740 Der Abt lässt im Klostergarten vor der alten inneren Stadtmauer einen Pavillon errichten und bis 1743 mit Bildern von den vier Jahreszeiten ausmalen. 1744 Josef Fischer von Faulenbach erhält den Auftrag, in der Kirche St. Mang mit Stuckmarmor die 4 Seitenaltäre im Mittelschiff aufzubauen. Vollendung: 1747. In der Kirche steht auf der rechten Seite der Pfarraltar mit dem Patrozinium des hl. Petrus und des hl. Paulus und dahinter der Altar des hl. Benedikt. Gegenüber auf der linken Seite steht der Altar des hl. Leonhard und dahinter der Altar der 14 Nothelfer.

Matthias Thalmair: Vom barocken Glanz bis zum katastrophalen Ende · 2017. 9. 13. · Vom barocken Glanz bis zum katastrophalen Ende 1738 – 1803: Die letzten 65 Jahre des Barockklosters

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Matthias Thalmair:

Vom barocken Glanz bis zum katastrophalen Ende1738 – 1803: Die letzten 65 Jahre des Barockklosters St. Mang in Füssen

Abb. 1: Von rechts nach links sieht man deutlich die einzelnen Teile der Kirche vonSt. Mang: das Altarhaus, das Querhaus mit der Vierungskuppel, das Langhaus undden halbrunden Abschluss beim Westchor. Der Turm behielt seine alte Bauweise.

Nach dem Tod des Abts Dominikus Dierling (1714-1738) übernimmt derAbt Benedikt Pautner (1738-1745) die Leitung des Klosters St. Mang.

1740 Der Abt lässt im Klostergarten vor der alten inneren Stadtmauer einen Pavillonerrichten und bis 1743 mit Bildern von den vier Jahreszeiten ausmalen.

1744 Josef Fischer von Faulenbach erhält den Auftrag, in der Kirche St. Mang mitStuckmarmor die 4 Seitenaltäre im Mittelschiff aufzubauen. Vollendung: 1747.In der Kirche steht auf der rechten Seite der Pfarraltar mit dem Patrozinium des hl. Petrus und des hl. Paulus und dahinter der Altar des hl. Benedikt. Gegenüber auf der linken Seite steht der Altar des hl. Leonhard und dahinter der Altar der 14 Nothelfer.

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Unter Abt Benedikt Pautner (1738-1745) wird die Kirchenausstattung imLanghaus mit den vier Seitenaltären ergänzt.

Abb. 2: Vor seiner Wahl zum Abt war er schon Professor, Novizenmeister und Priorund galt allgemein als ein gelehrter Mann. Seine Regierungszeit betrug 6 ½ Jahre.

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Der eigentliche Pfarraltar mit den Stadtheiligen: hl. Petrus und hl. Paulus.

Abb. 3: Die beiden Stadtheiligen – der hl. Petrus (rechts im Hintergrund) und der hl.Paulus (links im Vordergrund) waren auch auf der Innenseite des Augsburger Toresüberlebensgroß dargestellt. Das kleine Bild zeigt den hl. Pfarrer Nepomuk von Prag.

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Der Altar für den hl. Benedikt, den Gründer des Ordens der Benediktiner.

Abb. 4: Im Altarbild wird der Tod des hl. Benedikt im Kreis seiner Brüder vom Ordender Benediktiner dargestellt. Darunter ist eine Herz-Jesu-Abbildung zu sehen.

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Altar für den hl. Leonhard, der besonders als „Viehpatron“ verehrt wurde.

Abb. 5: Auf dem Land gilt der hl. Leonhard besonders als Pferdepatron. Deshalb gibtes heute noch viele Pferdeumritte. Das kleine Bild zeigt den hl. Joseph mit Jesuskind.

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Altar für die 14 Nothelfer mit dem Spruch: Orate pro nobis – Bittet für uns!

Abb. 6: „Orate pro nobis!“ ist an 14 Heilige gerichtet , die in der kath. Kirche als die 14Nothelfer bezeichnet werden. Das kleine Bild zeigt uns eine Herz-Mariä-Darstellung.

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Unter Abt Leopold Freiherr von Rost (1745-1750) wird die Chororgel inSt. Mang errichtet und die abgebrannte Spitalkirche neu aufgebaut.

Abb. 7: Das Buch in der Hand deutet hin auf Gelehrsamkeit und wissenschaftlicheAusbildung. Er vergrößerte den Kirchenschatz und ließ Arme und Waisen versorgen.

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Bau der „Liegenden Orgel“ im Chorgestühl für den Gesang der Möncheunter dem Abt Leopold Freiherr von Rost (1745-1750)

1745 Zwischen 1745 und 1750 errichtet der Füssener Orgelbauer Andreas Jäger im Mönchschor die „Liegende Orgel“. Sie heißt so, weil die großen Holzpfeifenfür das Bass-Register liegend eingebaut wurden, um den Blick auf den Altar nicht zu behindern. Der Orgelkasten ist geschmückt mit Holz-Intarsien.

1747 Tod des Baumeisters Johann Georg Fischer, Bürger und Ratsherr zu Füssen.1748 Sein Sohn, der Baumeister Franz Carl Fischer, baut bis 1750 die Spitalkirche.1750 Einweihung der neuen Spitalkirche durch den Augsburger Fürstbischof Josef.

Abb. 8: Nach der Restaurierung sieht die Chororgel nicht nur von außen sehr schönaus, sondern sie hat auch ihren alten wunderschönen Barockklang zurückerhalten.

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Abb. 9: Die „Chororgel“ begleitete den Chorgesang der Mönche, wenn sie in demumgebenden Chorgestühl die Gregorianischen Choräle angestimmt haben.

Abb. 10: Die Registerzüge links und rechts, die Pedal- und Manualtasten sind originalvorhanden, doch im Innern musste das Pfeifenmaterial vollständig restauriert werden.

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Unter Abt Gallus Zeiller (1750-1755) wird eine neue Empore aufgebautund dort vom Orgelbauer Andreas Jäger die große Hauptorgel errichtet.

Abb. 11: Der Abt Gallus Zeiller war nach seiner Priesterweihe Organist, lehrte Musikund Latein an der Klosterschule und war ein begeisterter Musiker und Komponist.

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Unter Abt Gallus Zeiller beginnt in St. Mang die Zeit der Rokoko-Kunst.

1751 Über dem Hochaltar lässt der Abt einen neuen Baldachin aus Holz anbringen. 1751 Er gibt den Auftrag, die Magnuskapelle im Stil des Rokoko neu zu stuckieren.

Franz Zeiller malt das Deckenölbild mit der Verherrlichung des hl. Magnus.

Abb. 12: Magnuskapelle mit neuem Deckenbild und Rokoko Stuck-Verzierungen.Inmitten der vier Statuen des hl. Columban, des hl. Gallus, des hl. Benedikt und derhl. Scholastika schuf der Bildhauer Anton Sturm auch den sitzenden hl. Magnus.

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Der Abt Gallus Zeiller lässt in Füssen St. Mang die neue Empore bauenund durch Andreas Jäger und Peter Heel die große Hauptorgel errichten.

1751 Bis zum Jahr 1752 wird eine neue Orgel-Empore im Rokokostil errichtet. Sie steht auf 4 ionischen Marmorsäulen und hat eine hölzerne Balusterbrüstung.

1752 Der Füssener Orgelbauer Andreas Jäger erbaut bis 1753 als sein Hauptwerk eine mächtige Orgel im Westchor der Kirche mit Rückpositiv und 34 Registern.

1753 Verzierung der Orgel mit Akanthusranken, musizierenden Engeln und einem Harfe spielenden König David durch den Pfrontener Bildhauer Peter Heel.

Abb. 13: Auf der neuen Empore mit den Rokoko-Verzierungen errichtetete derFüssener Orgelbauer Andreas Jäger sein Hauptwerk: die große Orgel in St. Mang.

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Verluste und Unglücksfälle für das Füssener Kloster St. Mang unter demAbt Plazidus Zerle (1755-1763).

Abb. 14: Bedeutet der Brief in der Hand des Abts seine Resignation, seinen Verzichtauf die Abtwürde? Schuld daran war ein Streit mit den jungen Konventmitgliedern.Sie wollten in der Klosterschule die neuen Ideen der Aufklärung durchsetzen.

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Finanzielle Verluste für das Füssener Kloster St. Mang unter dem AbtPlazidus Zerle (1755-1763).

1755 Großbrand im Klostergut in Eschach: Das große Wohnhaus, die Ställe und alles Vieh in der Schwaige geht verloren.

1755 Diebstahl von 1000 Gulden im Kloster während der Weihnachtsmette.1756 Verluste auch durch die Kriegssteuern im Siebenjährigen Krieg (1756-1763).1763 Grundsteinlegung zum Bau einer neuen Franziskanerkirche am 5. Mai 1763.

Das nach dem Brand von 1755 wieder aufgebaute Klostergut in Eschach bei Füssen.

Abb.: 15: Links im Bild war der Stall für die Kühe und in der Mitte für das Jungvieh.

Abb.: 16: Der Wohnhausteil, der ebenfalls nach dem Brand wieder aufgebaut wurde.

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Streit mit dem Augsburger Bischof um die Reichsfreiheit des Klostersunter dem Abt Gerhard Ott (1763-1778).

Abb. 17: Das Aktenbündel mit der Jahreszahl 1775 deutet auf den Versuch des Abtshin, die Vogtei des Bischofs von Augsburg über das Kloster St. Mang abzuschütteln.

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Reise des Abts Gerhard Ott (1763-1778) zum Reichshofrat nach Wien,um dort die Reichsfreiheit des Klosters St. Mang zu erhalten.

1764 Für die Chorbögen über dem Hochaltar von St. Mang malt Balthasar Rieppaus Vils das Gemälde: Verklärung Christi auf dem Berg Tabor.

1764 B. Riepp malt auch das Marienbildnis vom guten Rat für den Rosenkranzaltar.

1767 Die neue Franziskanerkirche ist bereits fertig und kann eingeweiht werden.1774 Der Abt will die Reichsfreiheit und darum die Vogtei des Bischofs abschütteln.1775 In Wien will der Abt die Landeshoheit und die Reichsunmittelbarkeit erreichen.1778 Der Tod des Abts in Wien verhindert den Abschluss mit einem Prozessurteil.

Begraben wird der Abt nicht in Füssen, sondern im Stephansdom in Wien.

Unter dem letzten Abt Aemilian Hafner (1778-1802) kam es wieder zueinem kulturellen Höhepunkt im Klosterleben von St. Mang. Nach demneuen Aufstieg folgte jedoch 1802/03 das Ende durch die Säkularisation.

Abb. 18: Wegen der Absetzung des letzten Abts wurde das Bild nicht fertiggestellt.

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Höhepunkte im Klosterleben von St. Mang vor dem katastrophalen Ende.

1782 Jahrhundertereignis am 6. Mai beim Papstbesuch durch Pius VI. in St. Mang.1780 Errichtung eines eigenen Klostergymnasiums im Gebäude an der Lechhalde.

Betreuung durch die Mönche als Lehrkräfte dieser Konventschule.1795 Pater Basilius erfindet den ersten Telegraphen, aber diese Idee wird nicht

veröffentlicht. Der Botaniker Natterer schuf ein Herbarium mit 2000 Pflanzen.

Abb. 19: Das „Papstzimmer“ für Pius VI. wurde im neuen Rokoko-Stil umgestaltet.

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Abb. 20: Papst Pius VI. besuchte 1782 auf der Heimreise von Wien das Kloster St.Mang in Füssen und erteilte dort einer großen Volksmenge den päpstlichen Segen.

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Landverluste am linken Rheinufer im Krieg gegen Napoleon waren derGrund für die Beseitigung geistlicher Herrschaftsgebiete (Säkularisation),der kleinen weltlichen Territorien und auch der meisten Reichsstädte.

1796 Österreich besetzt die Stadt Füssen im 1. Koalitionskrieg gegen Frankreichund erhebt vom Kloster St. Mang eine Kriegssteuer in Höhe von 5.000 fl.

1799 Im 2. Koalitionskrieg gegen Frankreich errichtet Österreich ein Zentrallazarett im Hohen Schloss für 1000 Krieger. 623 Tote werden am Blutanger bestattet.

1801 Frieden von Luneville: Frankreich behält das schon besetzte linke Rheinufer,Landverluste deutscher Fürsten sollen durch Kirchengüter ausgeglichen werden.

Die einschneidenden Folgen der Säkularisation in Füssen (1802/03)

1802 Entschädigung deutscher Fürsten durch Kloster- und Bischofsbesitzungen.Die Säkularisation bringt die Verweltlichung der geistlichen Territorien.

1803 Bayerische Beamte vollziehen in Füssen die Auflösung des Klosters St. Mang und die Übertragung der klösterlichen und bischöflichen Besitztümer an den Staat. Der Staat Bayern behält das Hohe Schloss und das sonstige Eigentum des Augsburger Bischofs in Füssen, die Vogtei und alle anderen bischöflichen Häuser in der Stadt Füssen.

Alle Besitzungen des Klosters St. Mang werden weitergegeben an das Fürstenhaus Oettingen-Wallerstein als Ausgleich für die an Frankreich verlorenen linksrheinischen Gebiete. Das Haus Oettingen-Wallerstein lässt Gemälde, Skulpturen, wertvolles Kirchengerät, die Bibliothek und das Archiv abtransportieren.1 Dennoch wird das Kloster St. Mang zum Verlustgeschäft für Oettingen-Wallerstein, weil noch 61.000 fl an Bauschulden vorhanden sind.2 Pater Simpert Holzmann wurde der erste Stadtpfarrer nach der Säkularisation.

1805 Die von Österreich annektierten Weingüter bei Lana in Südtirol werden nicht an Oettingen-Wallerstein, sondern an den bayerischen Staat zurückgegeben.3

1837 Der Fürst von Oettingen-Wallerstein schenkt die ehemalige Klosterkirche St. Mang mit den Messgewändern und Kirchengeräten der Stadtpfarrei Füssen.4

1839 Die Freiherrn von Ponickau erwerben vom Haus Oettingen-Wallerstein das ehemalige Kloster St. Mang mit dem verbliebenen Grundbesitz.5

1910 Die Stadt Füssen kauft von den Freiherrn von Ponickau die Klostergebäude.6

1918 Die Stadt Füssen erwirbt auch die Annakapelle und das ehem. Klosterarchiv.7

1980 Der Bayerische Staat kauft die ehemaligen Bibliotheksbestände und gibt sie an die Universitätsbibliothek in Augsburg weiter.8

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Negative Folgen der Säkularisation und der bayerischen Verwaltung fürdie Stadt Füssen

Abb. 21: Das Kloster stand nun leer und im Schloss zog das Finanzamt Füssen ein.Abgesehen vom Abriss von Teilen der Stadtmauer und mehrerer Stadttore zeigt dieKarte nur wenige Veränderungen durch die bayerische Verwaltung, aber sie brachtegroße Veränderungen für das Leben in der Stadt Füssen mit sich.

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Wirtschaftlicher und kultureller Niedergang nach der Säkularisation 1803

Negative wirtschaftliche Auswirkungen:Verlust von Arbeitsplätzen im Kloster.Stocken des Handels mit Südtirol (Wein, Öl, Obst usw.).Einschränkung des Handels mit Gips, Marmor und Holz.Niedergang bei den Lechflößern, Fuhrleuten und Gastwirten.Bauarbeiter sind kaum noch mit Neubauten beschäftigt(Maurer, Maler, Steinmetze, Zimmerleute usw.).Allgemeiner Rückgang des Handels und der Wirtschaft.Geringere Einnahmen bei der arbeitenden Bevölkerung.Geringere Kaufkraft und weniger Umsatz auf dem Markt.Mängel bei der Versorgung und Ernährung der Bevölkerung(Klimaverschlechterungen führten zum Hungerjahr 1816).Gegenmaßnahmen: Krautgärten und Kartoffeläcker rund um die Stadt Füssen(siehe bei der Abb. 20 die Kleingärten außerhalb der Stadtmauer).

Negative kulturelle Auswirkungen:Füssen hat keine Beschäftigung für berühmte Baumeister.Große Künstler bekommen keine Arbeitsaufträge mehr(Bildhauer, Fresco-Maler, Stuckatoren, Schnitzer usw.).Rückgang bei der Kirchenmusik (Chor- und Orchestermessen).Einbußen beim Instrumentenbau (Lauten, Geigen, Orgeln).Ohne Klosterschulen muss man städtische Schulen errichten.Das Franziskanerkloster war als „Aussterbekloster“ bestimmt.

Abb. 22: In der Zeit der Romantik – im Jahr 1837 – sehen die Maler die Stadt Füssennoch von ihrer schönsten Seite am Lech. In Wirklichkeit ist im Schloss kein Bischofmehr, sondern das Finanzamt. Ohne Mönche steht das Kloster leer. Von der Stadtsieht man nur das Spital, die Vorstadt, die Friedhofskirche, das „Aussterbekloster“der Franziskaner, die Lechbrücke, das Armenhaus und das Siechenhaus.

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Anmerkungen

Die Baudaten mit Angabe der Jahreszahlen stammen in der Regel aus dem Buch von FranzXaver Lipp: Füssen im Wandel der Zeiten, Füssen 1989, S. 55-65.

Die Anmerkungen 1 – 8 sind Ergänzungen von Ingo Seufert im Kirchenführer: Katholische Stadtpfarrkirche St. Mang in Füssen, Lindenberg 2011, S. 12.

Literatur

Keller, Josef: Aus Füssens Vergangenheit, 2. Teil, Füssen 1935.Koeniger, Albert M.: Der Füssener Festsaal des St. Mang-Klosters, Füssen 1950.Lipp, Franz Xaver: Füssen im Wandel der Zeiten, chronologisch zusammengestellt, Füssen 1989.Pfarrei St. Mang (Hrsg.): Die Chororgel von St. Mang in Füssen, Füssen 1996 (Fotos:Werkstätten E. Wiegerling).Pörnbacher, Hans: St. Mang in Füssen mit den Nebenkirchen, München 1987.Seufert, Ingo: Johann Jakob Herkomer (1652-1717), Lindenberg 2009.Seufert, Ingo: Kath. Stadtpfarrkirche St. Mang in Füssen, Lindenberg 12004.Seufert, Ingo: Kath. Stadtpfarrkirche St. Mang in Füssen, Lindenberg 22011.

Bildnachweis

https:// de.wikipedia.org/wiki/Pius VI.: Abb. 20.Kath. Pfarramt Füssen (Hrsg.) Kirchenführer 1987 (Pörnbacher, Hans): Abb. 13.Kath. Pfarramt Füssen (Hrsg.) Kirchenführer, 1. Aufl. 2004 (Seufert, Ingo): Abb. 1.Kath. Pfarramt Füssen (Hrsg.) Kirchenführer, 2. Aufl. 2011 (Seufert, Ingo): Abb. 9, 12.Keller, Josef, 2. Teil: Abb. 18.Museum im Grünen Haus, Reutte - mit freundlicher Genehmigung des Klostermuseums Ottobeuren: Abb. 2, 7, 14, 17.Pfarrei St. Mang (Hrsg.) - Fotos: Werkstätten E. Wiegerling, Abb. 8, 10.Privatbesitz (mit freundlicher Genehmigung): Abb. 11.Stadtarchiv Füssen: Abb. 22.Thalmair, Matthias: Abb. 15, 16, 19.Vermessungsamt Marktoberdorf, Kartenstand ca. 1852: Abb. 21.Wittmann, Herbert: Abb. 3, 4 5, 6.