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Maurizio Pollini Mittwoch 18. Februar 2015 20:00

Maurizio Pollini - Kölner Philharmonie · packte Chopin in seine Musik neben der Belcanto-Emphase der ... er einen Notenband dieser Sammlung von Präludien und Fugen mit

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Maurizio PolliniMittwoch18. Februar 201520:00

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Bitte beachten Sie:

Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an den Garderoben Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen Ihnen Stoff taschen tücher des Hauses Franz Sauer aus.

Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Mobiltelefone, bei sich haben: Bitte schalten Sie diese unbedingt zur Vermeidung akustischer Störungen aus.

Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind.

Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen.

Bitte warten Sie den Schlussapplaus ab, bevor Sie den Konzertsaal verlassen. Es ist eine schöne und respektvolle Geste gegenüber den Künstlern und den anderen Gästen.

Mit dem Kauf der Eintrittskarte erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihr Bild möglicherweise im Fernsehen oder in anderen Medien ausgestrahlt oder veröffentlicht wird.

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Maurizio Pollini Klavier

Mittwoch 18. Februar 2015 20:00

Pause gegen 20:50 Ende gegen 22:00

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PROGRAMM

Robert Schumann 1810 – 1856Arabeske C-Dur op. 18 (1838 – 39)für KlavierLeicht und zart – Minore I. Etwas langsamer – Minore II. Etwas langsamer – Zum Schluss. Langsam

Kreisleriana op. 16 (1838)Acht Fantasien für KlavierI. Äußerst bewegtII. Sehr innig und nicht zu rasch –

Intermezzo I: Sehr lebhaft – Tempo I – Intermezzo II: Etwas bewegter – Langsamer (Tempo I) – Adagio – Tempo I – Adagio

III. Sehr aufgeregt – Etwas langsamer – Tempo I – Noch schneller

IV. Sehr langsam – Bewegter – Tempo I – AdagioV. Sehr lebhaftVI. Sehr langsam – Etwas bewegter – Tempo I – AdagioVII. Sehr rasch – Noch schneller – Etwas langsamerVIII. Schnell und spielend – Mit aller Kraft

Pause

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Frédéric Chopin 1810 – 184924 Préludes op. 28 (1836?/39)für KlavierPrélude C-Dur Prélude a-Moll Prélude G-Dur Prélude e-Moll Prélude D-Dur Prélude h-Moll Prélude A-Dur Prélude fis-Moll Prélude E-Dur Prélude cis-Moll Prélude H-Dur Prélude gis-Moll Prélude Fis-Dur Prélude es-Moll Prélude Des-Dur Prélude b-Moll Prélude As-Dur Prélude f-Moll Prélude Es-Dur Prélude c-Moll Prélude B-Dur Prélude g-Moll Prélude F-Dur Prélude d-Moll

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ZU DEN WERKEN

Visionäre auf dem Klavier – Schumann und Chopin

Visionäre auf dem Klavier waren beide: der Deutsche Robert Schumann und der Pole Frédéric Chopin. Privat hatten sie man-che Gemeinsamkeit, etwa ein introvertiertes Naturell. Das große Podium – das ihr Zeitgenosse Franz Liszt für sich entdeckte – blieb diesen Klavierkünstlern eher fremd. Trotz eines biswei-len hochvirtuosen Komponierstils suchten sie die Einsamkeit, flüchteten sich in die Welt der Literatur und Dichtung. Entdeckte Schumann die deutsche Romantik eines Jean Paul und E.T.A. Hoffmann als Impuls für seine Klavierwerke, waren es bei Cho-pin die Balladen des Polen Adam Mickiewicz und die Bücher und Gedichte der französischen Romantik. Schumann machte die Musik gerne zum Spiegel seiner Biografie, versteckte in seinem exzentrischen Klavierzyklus Kreisleriana etwa seine »wilde Liebe« zur heimlichen Verlobten, der Pianistin Clara Wieck. Hingegen packte Chopin in seine Musik neben der Belcanto-Emphase der Opernbühne auch den Zorn über die von Russland geknech-tete Heimat. »Im Salon spiele ich den Ruhigen, aber zu Hause donnere ich auf dem Klavier«, schrieb er nach dem polnischen Aufstand 1830. Anders als mit draufgängerischem Furor können einige seiner 24 Préludes nicht gespielt werden. Chopins Werke seien »unter Blumen eingesenkte Kanonen«, schrieb Schumann über die revolutionäre Musik seines Kollegen.

Persönlich begegneten sich beide 1835 und 1836 in Leipzig. Was wurde bei diesen Treffen rund um Konzertauftritte Chopins gesprochen? Man fand sich offenbar sympathisch, entdeckte wohl manche Gemeinsamkeit (etwa die Liebe zu Bachs Wohl-temperiertem Klavier), respektierte aber auch Unterschiede. Der in Paris lebende Chopin war ein Liebling der Gesellschaft und weitaus populärer als der wegen einer Handverletzung als Pia-nist gescheiterte Schumann, dessen Klavierwerke als zu kopf-lastig galten. Hingegen entdeckte der Deutsche sein Talent als Musikkritiker und erkannte bereits in einem frühen Aufsatz für die Allgemeine Musikalische Zeitung 1831 die hohe Begabung des gerade 21-jährigen Chopin. »Da guckt der Genius aus jedem Takte«, schrieb der Gleichaltrige über den Kollegen und prägte in

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dieser Besprechung der Don-Giovanni-Variationen op. 2 das oft zitierte Bonmot »Hut ab, ihr Herrn, ein Genie«. Doch so viele Lob und Unterstützung er dem Polen auch zollte, der stets zurückhal-tende Chopin hat sich über Schumann kaum ausführlich geäu-ßert. Lieber widmete er ihm ein passendes Stück, so 1839 die zwischen poetischer Anmut und stolzer Virtuosität pendelnde Ballade F-Dur op. 38 – ein Dank für die ihm zuvor zugeeigneten Kreisleriana. Dass er diesen Zyklus jemals öffentlich aufführte, bleibt jedoch zu bezweifeln. In Chopins Klavierunterricht spielte Schumanns Klaviermusik überhaupt keine Rolle, berichtete sein Schüler Karol von Mikuli.

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Verwobene Melodien – Schumanns Arabeske op. 18

Eine Arabeske ist eigentlich ein Rankenornament aus der bil-denden Kunst und Architektur. Solch verschnörkelte Blättermus-ter sind in der orientalischen und maurischen Kunst weit ver-breitet, daher leitet sich der Name aus dem italienischen Wort arabesco (deutsch: arabisch) ab. Doch warum bezeichnete der Komponist Robert Schumann ausgerechnet ein kurzes Klavier-stück – vermutlich erstmals – mit diesem ungewöhnlichen Titel? In einer Arabeske ist alles miteinander verwoben, das Große spiegelt sich im Kleinen. Genau dieser Beziehungszauber reizte den Komponisten, der in seiner Musik gerne viel versteckte. Ursprünglich wollte er das C-Dur-Stück in einfacher Rondoform auch »Guirlande« nennen, denn darin »verschlingt sich Alles auf eigene Weise durcheinander«, erklärt er im Dezember 1838 sei-ner Geliebten Clara Wieck, mit der er sich gegen den Willen ihres Vaters (und seines einstigen Klavierlehrers) verlobt hatte. Damals lebte er einige Monate in Wien, einer Stadt, die ihm wegen des restaurativen Geschmacks und der Kunstzensur eigentlich unsympathisch war. Doch Wien war auch der einstige Wohnort verehrter Komponisten wie Mozart, Beethoven und des damals noch zu wenig bekannten Romantikers Franz Schubert.

Es ist interessant, dass Schumann neben dieser Arabeske ein ebenso verwobenes Blumenstück (op.  19) schrieb – eine Ver-wandtschaft liegt fast auf der Hand. Die Stücke benannte der Komponist später einmal als etwas »schwächlich und für Damen«, was wohl auf ihren poetischen-leisen Charakter ver-weist und auf die Widmungsträgerin Friederike Serre, einer kunstsinnigen Majorsgattin aus Dresden. Meisterwerke sind es allemal. Das permanent fortgesponnene Hauptthema der Arabeske – zu spielen unendlich »leicht und zart« – tritt drei Mal in Erscheinung. Unterbrochen wird es von zwei eher drängenden und bis zum Fortissimo gesteigerten Zwischenspielen in e-Moll und a-Moll (die das Hauptthema raffiniert variieren). Besonde-res Augenmerk legt Schumann auf zwei träumerische Passa-gen, die erste nach dem ersten Zwischenspiel, die zweite ganz am Ende mit der poetischen Extra-Überschrift Zum Schluss. In

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dieser pedalgetränkten Coda träumt sich Schumann mit zahlrei-chen Tempoverzögerungen durch weiträumige Harmonien zur Grundtonart C-Dur zurück. Als wehmütiger Aufschwung ertönt am Schluss noch einmal das einleitende Arabesken-Motiv, bevor die Musik leise in den Bass huscht.

Exzentrische Pianistik – Schumanns Kreisleriana op. 16

»Ganz neue Welten thun sich mir auf«, notierte Robert Schu-mann im Mai 1838 in sein Tagebuch. Gemeint war damit die in nur vier Tagen abgeschlossene Komposition seines Klavier-zyklus Kreisleriana. Der Titel spielt auf den fiktiven Kapellmeister Johannes Kreisler an, den der Dichter E.T.A. Hoffmann zu einem Protagonisten seiner fantastischen Erzählungen Fantasiestücke in Callots Manier (1814/15) und auch seines satirischen Roman-fragments Lebens-Ansichten des Katers Murr (1819/21) machte. Geschildert werden dessen musikalische Leiden, entstanden durch die Vertretung elitärer Kunstansichten in einer oberfläch-lichen Welt. Das zerrissene Seelenleben des ebenso hellsichti-gen wie exzentrischen Künstlers Kreisler inspirierte den Kompo-nisten Schumann bei der Ausarbeitung dieser acht Fantasien in den vier Tonarten d-Moll, c-Moll, g-Moll und B-Dur. Die musika-lischen Charaktere sind weit gespannt: Sie reichen von krauser Skurrilität über düster-leidenschaftliche Ausbrüche und innige Rezitative zu visionären oder gar spukhaften Klangmomenten.

Gewidmet sind die Kreisleriana dem befreundeten Chopin. Unge-wiss, ob Schumann auch dessen Stil aufgreifen wollte, etwa in einem düster-stolzen Abschnitt im Finale. Den erstmals 1838 vom Wiener Verleger Tobias Haslinger gedruckten Zyklus zeichnet eine moderne Pianistik aus. So werden die traditionelle Auftei-lung von Melodie- und Begleitung gleich im eröffnenden Satz Äußerst bewegt kühn durchbrochen. Das eng verzahnte Wech-selspiel der beiden Hände ist absolut innovativ. Die Neuartigkeit dieser Musik findet sich aber auch in ihrer motivischen Klein-gliedrigkeit und der im siebten Stück gipfelnden Kontrapunktik.

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Der Musikwissenschaftler Martin Demmler bezeichnete die Kreis-leriana daher als »das komplexeste Klavierwerk Schumanns«. Wie viele andere Werke bezog Schumann auch dieses auf die Hinneigung zu seiner späteren Frau Clara. In Bezug auf die Kreis-leriana schrieb er an sie: »Eine recht ordentlich wilde Liebe liegt darin in einigen Sätzen und Dein Leben und meines und man-cher Deiner Blicke.« Der Komponist mochte diesen Klavierzyklus mehr als jeden anderen und ließ ihn nochmals 1850 in einer revi-dierten Ausgabe bei Whistling in Leipzig drucken.

Prägnante Charakterstücke – Chopins Préludes op. 28

Unter einem Präludium oder französisch Prélude verstanden Musiker ursprünglich ein Instrumentalstück mit eröffnender Funktion. Erst danach folgte das Hauptwerk, etwa die Tanz-sätze einer Suite oder eine Fuge wie in Johann Sebastian Bachs Wohltemperierten Klavier. Im 19. Jahrhundert etablierte sich das unabhängige Präludium als pianistisches Charakterstück. Vorrei-ter war Frédéric Chopin, der in seinen 24 Préludes op. 28 durch alle Tonarten 1839 wahre Musterbeispiele vorlegte, später nach-geahmt von Charles Valentin Alkan, Alexander Skrjabin oder Sergej Rachmaninow. Dass Chopin den Leipziger Thomaskan-tor Bach verehrte, ist bekannt. Bereits als Schüler soll er das Wohltemperierte Klavier auswendig beherrscht haben. Auch auf seine berühmte Winter-Reise nach Mallorca 1838/39 – mit der Schriftstellerin George Sand und deren beiden Kindern – nahm er einen Notenband dieser Sammlung von Präludien und Fugen mit. Seine dort komplettierten Préludes sind als direkte Ausein-andersetzung mit dem Vorbild zu verstehen, vor allem in der klar umrissenen Tonartencharakteristik, der (bei Chopin natürlich romantisch freien) Kontrapunktik und der Fortspinnungstechnik. Typisch ist neben Kürze und Prägnanz aber auch ihr improvisato-rischer Charakter.

Jede der abwechslungsreichen Miniaturen ist ein vollendetes Kunstwerk, auch im Detail. So wird die Melodielinie im ersten

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Prélude raffiniert in die Mittelstimme versteckt und synkopisch verschleiert. Erst beim dynamischen Höhepunkt rückt sie auf die Takteins. Manche der Stücke klingen wie Nocturnes, so die von pochenden Akkorden geprägte Nr. 4 oder die ruhig fließende Nr. 13. In der lediglich 16 Takte umfassenden Nr. 7 ist hingegen ein Mazurka-Rhythmus versteckt. Einige der Stücke könnten fast als Etüden durchgehen, so die rauschhafte Nr. 8 fis-Moll, in der drei verschiedene Ebenen übereinander geschichtet sind. Auch die von einem stampfenden ›Reiterrhythmus‹ geprägte Nr. 12 zählt zu dieser etüdenhaften Gruppe und sicher auch das stürmisch-virtuose Prélude Nr. 16 b-Moll.

Düstere Balladen scheinen die Nr. 18 f-Moll, die Nr. 22 g-Moll und die abschließende Nr. 24 d-Moll zu erzählen. Fast buko-lisch mutet dagegen die zwischen diese aufwühlenden Préludes gestellte Nr. 23 F-Dur an. Nicht nur zufällig greift Chopin hier die Tonart von Beethovens Pastoralsinfonie auf. Die kurze Nr. 20 in c-Moll – eine Mischung aus pathetischem Trauermarsch und Choral – ist sogar vom Klavierschüler zu meistern. Das über einem pulsierenden Grund schwebende und am Ende mit tie-fem Glockenklang endende As-Dur-Prélude Nr. 17 war übrigens eines der Lieblingswerke des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy, der sich wie folgt darüber äußerte: »Ich liebe es; ich kann nicht sagen wie sehr und warum – es sei denn, dass es etwas ist, was ich selbst nie hätte schreiben können.«

Zu den berühmtesten Stücken der Sammlung gehört das Des-Dur-Stück Nr. 15, das so genannte »Regentropfenprélude«. Über dem monoton repetierten und konsequent beibehaltenden Ton as entfaltet sich ein suggestives und zur Mitte hin dunkel schrei-tendes Klangdrama. Der einsam in der Kartause von Vallde-mossa auf Mallorca wartende Chopin soll es »während einer düsteren Regennacht« komponiert haben, von Todesvisionen heimgesucht.

»Er sah sich ertrunken in einem See; schwere, eiskalte Was-sertropfen fielen in einem gleichmäßigen Rhythmus auf seine Brust.« So berichtete es die Geliebte George Sand später in ihren Lebenserinnerungen Histoire de ma vie (1855). Allerdings ist nicht klar, ob damit wirklich dieses Prélude gemeint ist – oder die

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melancholisch im Bass singende Nr. 6 h-Moll beziehungsweise die rauschhafte Nr. 8. Für den damals schwer kranken Chopin war das verlassene »Kloster voll von Schrecken und Phanto-men«, erzählte Sand weiter. Haben diese Angstzustände auch den Charakter der Préludes beeinflusst? Oder gleichen diese so kunstvollen Miniaturen eher »vollkommen gezeichneten geome-trischen Figuren, in denen alles an seinem Platz und keine Linie zuviel ist«, wie es Chopin einmal über die absolute Musik Bachs schrieb? Vermutlich tragen die Werke beides in sich.

Matthias Corvin

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BIOGRAPHIE

Maurizio PolliniMaurizio Pollini wurde 1942 in Mailand geboren und studierte bei Carlo Lonati und Carlo Vidusso. 1960 gewann er den Ersten Preis beim internationalen Cho-pin-Wettbewerb in Warschau. Seitdem konzertierte er in den weltweit bedeu-tenden Musikzentren mit internatio-nal renommierten Dirigenten wie Karl Böhm, Herbert von Karajan, Sergiu Celi-bidache, Claudio Abbado, Pierre Boulez, Riccardo Chailly, Zubin Mehta, Riccardo Muti und Wolfgang Sawallisch sowie mit namhaften Orchestern. Sein Repertoire reicht von Bach bis zur zeitgenössischen Musik und beinhaltet u. a. auch das gesamte Sonatenschaffen Ludwig van Beethovens, das er in Berlin, München, Mailand, New York, London, Wien und Paris aufgeführt hat. Daneben brachte er Kompositionen von Giacomo Manzoni, Luigi Nono und Salvatore Sciarrino zur Uraufführung.

1995 eröffnete Maurizio Pollini in Tokio das Pierre Boulez gewid-mete Festival, und im gleichen Jahr sowie 1999 spielte er bei den Salzburger Festspielen Konzertzyklen mit älteren Meisterwerken, aber auch Uraufführungen von Auftragswerken zeitgenössischer Komponisten. Weitere Konzertzyklen spielte er 2002 in der Cité de la Musique in Paris und in Tokio sowie 2003 in Rom. Beim Lucerne Festival 2004 gab Pollini als »Artiste Etoile« einen Solo-abend sowie Solokonzerte unter Claudio Abbado und Pierre Bou-lez. In den letzten Jahren spielte er erneut Konzertzyklen beim Lucerne Festival, in der Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom, in der Cité de la Musique in Paris, am Teatro alla Scala in Mailand sowie in Tokio und Berlin.

Maurizio Pollini erhielt zahlreiche Auszeichnungen. 1987 verlie-hen ihm die Wiener Philharmoniker anlässlich der Aufführung der Beethoven-Klavierkonzerte in New York den »Ehrenring«. Er wurde 1995 mit dem Goldenen Ehrenzeichen der Stadt Salz-burg und 1996 in München mit dem Ernst von Siemens Musik-preis geehrt. 1999 erhielt er in Venedig den Rubinstein-Preis und

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2000 den Premio »Arturo Benedetti Michelangeli« des Festivals von Brescia und Bergamo. Im Oktober 2010 wurde er in Tokio mit dem Praemium Imperiale ausgezeichnet. 2012 erhielt er den Royal Philharmonic Society Award und 2013 ehrte ihn die Univer-sità Complutense in Madrid mit der Laurea Honoris Causa.

Seine Platteneinspielungen umfassen u. a. sämtliche Klavier-sonaten von Beethoven, eine Gesamtaufnahme der Klavierwerke von Schönberg sowie Werke von Berg, Webern, Nono, Manzoni, Boulez und Stockhausen. Mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden und Christian Thielemann nahm er Brahms’ Klavierkon-zerte auf. Viele seiner Aufnahmen wurden mit zahlreichen inter-national renommierten Preisen ausgezeichnet. Seine Einspielung der Nocturnes von Chopin wurde 2006 mit dem ECHO, dem Choc de la Musique, dem Victoire de la Musique und dem Diapason d’Or de l’Année sowie 2007 mit einem Grammy und dem Disco d’Oro ausgezeichnet.

In der Kölner Philharmonie war er zuletzt im März 2009 zu hören.

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… a „grand master“ …BBC Music Magazine

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KölNMUsIK-VORscHAU

Februar

DO 1920:00

Julian Rachlin Violine

Gewandhausorchester LeipzigRiccardo Chailly Dirigent

Felix Mendelssohn BartholdyKonzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64

Gustav MahlerSinfonie Nr. 1 D-Dur »Titan«

Internationale Orchester 3

FR 2020:00

Thierry Mechler Orgel

Johann Sebastian BachEnglische Suiten Nr. 6 d-Moll BWV 811, Nr. 3 g-Moll BWV 808 und Nr. 2 a-Moll BWV 807

sowie Improvisationen von Thierry Mechler

Orgel Plus 3

SO2215:00

Filmforum

Der Lieblingsfilm von Thierry Mechler

MelancholiaRegie: Lars von TrierDK/SE/FR/D, 2011, 136 Min.

Medienpartner: choicesKarten an der Kinokasse

KölnMusik gemeinsam mit Kino Gesellschaft Köln

MI 2520:00

Hagen Quartett Lukas Hagen Violine Rainer Schmidt Violine Veronika Hagen Viola Clemens Hagen Violoncello

Bonuskonzert: Klassiker!

Wolfgang Amadeus MozartStreichquartett B-Dur KV 458, A-Dur KV 464 und C-Dur KV 465

Klassiker! Quartetto 5

SA 2820:00

Habib Koité lead voc, gAbdoul Wahab Berthe b, kamale n’goniMama Kone calabash, djembe, back vocIssa Kone ac-g, bj , back vocCoulibaly keyb, back voc

Habib Koité: »Soô«

Musik aus Mali ist schon lange nichts Unbekanntes mehr für europäische Ohren – Oumou Sangaré, Ali Farka Touré und Salif Keïta stehen regel-mäßig an der Spitze einschlägiger Charts. Auch Habib Koité zählt längst zu den großen Namen der Szene Malis. Mit seinem eleganten Akustik-Sound zwischen Tradition, Afro-Groove sowie Soul-, Blues- und Flamenco-Reminiszenzen sorgt er für mitreißende Live-Momente. Dass Habib Koité aber nicht nur ein charismatischer Sänger ist, sondern auch ein hervorragender Gitar-rist, hat er auf seinem neuesten Album »Soô« zum wiederholten Mal bewiesen.

Philharmonie für Einsteiger 4

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»Pierre Boulez ist, wie Debussy, eine komplexe Mischung aus Freiheit und Unbedingtheit.« Mit diesen Worten verbeugte sich der französische Komponist Philippe Manoury vor seinem Lehrer Pierre Boulez. Das so von ihm auf den Punkt gebrachte »Phänomen Boulez« konnte auch das Kölner Publikum dank zahlreicher Konzerte miterleben, die Boulez mit seinem Ensemble intercontemporain oder den großen Orchestern aus Chicago und Amsterdam gegeben hat. Den Auftakt zu seinem 90. Geburtstag am 26. März geben nun Nicolas Hodges und Michael Wendeberg. Bereits um 18:00 Uhr kann mit gültiger Konzertkarte das »Quartett der Kritiker«, moderiert von Olaf Wilhelmer vom Deutschlandradio Kultur, zum Thema Klaviermusik von Pierre Boulez besucht werden.

Donnerstag 12. März 2015 20:00

Claude DebussyDouze Etudes für Klavier

Deuxième LivreEn blanc et noir

Drei Stücke für zwei Klaviere, 1. Buch

Pierre BoulezSonate für Klavier Nr. 1

Incises für KlavierStructures für zwei Klaviere,

1. und 2. Buch

Foto: Isabelle MeisterFoto: Eric Richmond

Nicolas Hodges Klavier

Michael Wendeberg Klavier

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Redaktion: Sebastian LoelgenCorporate Design: hauser lacour kommunikationsgestaltung GmbHTextnachweis: Der Text von Matthias Corvin ist ein Original beitrag für dieses Heft.Fotonachweise: Cosimo Filippini S. 11

Gesamtherstellung: adHOC Printproduktion GmbH

Kulturpartner der Kölner Philharmonie

Philharmonie-Hotline 0221 280 280 koelner- philharmonie.deInformationen & Tickets zu allen Konzerten in der Kölner Philharmonie!

Herausgeber: KölnMusik GmbHLouwrens LangevoortIntendant der Kölner Philharmonie und Geschäftsführer der KölnMusik GmbHPostfach 102163, 50461 Köln koelner- philharmonie.de

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Montag 27. April 2015 20:00

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Johann Sebastian BachPartita für Klavier B-Dur BWV 825 (1726 – 31)aus Klavierübung I

Ludwig van BeethovenSonate für Klavier Nr. 7 D-Dur op. 10,3 (1796 – 98)

Franz SchubertSonate für Klavier a-Moll op. 143 D 784 (1823)Moments musicaux op. 94 D 780 (1823 – 28)für Klavier

19:00 Einführung in das Konzert durch Christoph Vratz

Grigory SokolovKlavier