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03 15 MDG.Inspiration Impulse für Veränderung Alle sagten: »Das geht nicht.« Dann kam einer, der wollte davon nichts wissen. Und hat’s einfach gemacht.

MDG.Inspiration 03 · sagte einmal Albert Einstein, „dass ihre Verwirklichung von vornherein ausgeschlossen erscheint.“ ... Bestseller über das „mächtigste Tal der Welt“

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MDG.InspirationImpulse für Veränderung

Alle sagten: »Das geht nicht.« Dann kam einer,

der wollte davon nichts wissen. Und hat’s einfach

gemacht.

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Editorial.

erinnern Sie sich an meinen Steckbrief aus MDG.Inspi-ration #3/2014? Bei der Frage nach meinen Vorbildern musste ich nicht lange überlegen. Es war allerdings nicht nur mein persönlicher Wunsch, mit dieser neuen Ausgabe unseres Magazins auch Papst Franziskus zu würdigen. Der Argentinier bewegt und fasziniert viele Menschen. Manche stören sich aber auch an seinem unkonventionellen Stil, seiner revolutionären Amtsfüh-rung. Franziskus hat dabei ein untrügliches Gespür für die Veränderungen, die jetzt in der Kirche angegangen werden müssen. Sein Tempo bei diesen Reformen ist kühn, seine Ideen unvorhersagbar. Macht ihn das zu einem Innovator?

Marion Weissenberger-Eibl, die in Karlsruhe das Fraunhofer-Institut für Innovationsforschung leitet, würde diese Frage sicher bejahen. Im Gespräch (ab Seite 8) weist sie darauf hin, dass der Innovationsbegriff oft zu eng geführt werde und nur für technische Produkte, selten aber für Prozesse gelte. Und gerade auf diesem Feld bewirkt der starke Veränderungswille des Papstes ja Großes! Bei „Plug and Play“, dem Accelerator der Axel Springer SE, hat man längst verstanden, dass innovative Ideen eine neue Form der Zusammenarbeit, eine andere Unternehmenskultur brauchen, um besonders schnell zu reifen (ab Seite 10). Von diesem Geist sollten wir uns in-spirieren lassen: „Kollaboration“ heißt das Zauberwort. Weil es in diesem Heft aber natürlich auch um innova-tive Produkte und Dienstleistungen gehen soll, verraten wir Ihnen, welche Pläne und Projekte uns teilweise schon länger beschäftigen (ab Seite 13). Alles Luft-schlösser? „Eine wirklich gute Idee erkennt man daran“, sagte einmal Albert Einstein, „dass ihre Verwirklichung von vornherein ausgeschlossen erscheint.“ (Seite 6) Un-ser MDG-Medienforum war damit gewissermaßen ein Vorbote dieses Heftes (Seiten 4 und 5): Auch in Fürsten-feldbruck ging es ja schon darum, wie wir dem Medien-wandel mit Innovationen aktiv begegnen können.

Und was bewegt Sie? Welche Ideen haben Sie? Schrei-ben Sie uns, diskutieren Sie mit uns und lassen Sie uns gemeinsam den Wandel gestalten: [email protected]

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Wilfried Günther

Herausgeber: MDG Medien-Dienstleistung GmbH, Landsberger Straße 314, 80687 München; Telefon: 089/54 58 89 0, E-Mail: [email protected], www.mdg-online.de; V.i.S.d.P.: Wilfried Günther; Redaktion, Gestaltung und Produktion: dreipunktdrei mediengesellschaft mbH, www.dreipunktdrei.de; Leitung Corporate Publishing: Marcel Tilger; Anzeigenpreise und -formate auf Anfrage. Druck: Bonifatius GmbH, Druck-Buch-Verlag, Paderborn.

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Gespräch.

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Auftakt.

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Auftakt.

„wir müssen gestalten, nicht tatenlos zusehen.“

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Was Rom für den Katholiken ist, ist das Silicon Valley für die Digital-pioniere. Beim MDG-Medienforum in Fürstenfeldbruck trafen zwei ihrer Vordenker in Deutschland aufein-ander: Reinhard Kardinal Marx, der Vorsitzende der Deutschen Bischofs-konferenz, dazu enger Berater von Papst Franziskus, und Christoph Keese, Executive Vice President der Axel Springer SE, der nach einem mehrmonatigen Aufenthalt einen Bestseller über das „mächtigste Tal der Welt“ schrieb. Erstaunlich, wie schnell die beiden eine gemeinsa-me Gesprächsebene fanden! Kühn empfahl Keese der Kirche, eine „Religion des Netzes“ anzubieten, während der Kardinal punktgenau das Religiöse im Digitalen ausmach-te: „To make the world a better place – mit dieser Überzeugung arbeiten wir seit 2000 Jahren!“ Obwohl beide ihre Faszination für die „revolutio-näre Kraft“ der Digitalisierung gar nicht verhehlten, zeigten sie sich besorgt. Marx sprach gar von einer „Ideologie des technischen und ökonomischen Imperativs“.

Jenseits der spannenden Debatte konnten die knapp 150 Medienleu-te auch praktisches Rüstzeug vom 40. Geburtstag der MDG mit nach Hause nehmen. Keese brauchte dafür zwei Worte: „Disruption“ und „Platt-form“. Beide umschreiben gewaltige Herausforderungen. Wer lässt schon gern sein Geschäftsmodell zerstören! Aber selbst an dieser Stelle gelang der Brückenschlag. Marx: „Wir müssen gestalten, nicht tatenlos zusehen“, denn niemand werde die digitale Revolution aufhalten.

Mit einem Medienforum feierte die MDG ihren

40. Geburtstag. Was dort diskutiert worden ist

und was unsere Kunden mitgenommen haben.

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„wir müssen gestalten, nicht tatenlos zusehen.“

1. Die Impulse von Kardinal Marx und Christoph Keese waren sehr spannend. Im privaten wie auch be-ruflichen Umfeld kann jeder spüren, wie sehr technische Entwicklungen viel mehr als nur unser Kommuni-kationsverhalten beeinflussen. Doch wohin dieser Weg führen wird, welche besonders auch gesellschaft-lichen Herausforderungen auf uns zukommen, wird, nicht nur für die Kirche, eine der zentralen Fragen der kommenden Jahre sein.

1. Die digitale Welt kommt unauf-haltbar auf uns zu. Gerade die jünge-re Generation zeigt bereits heute ein vollkommen verändertes Medi-ennutzungsverhalten. Allerdings zeigen aber auch verschiedene Print-projekte, dass diese bei hoher Qua-lität durchaus noch großen Erfolg haben können. Insgesamt steckt die ganze Medienbranche noch in einer Orientierungsphase, und neben eini-gen digitalen Versuchsprojekten hat sich noch kein auch wirtschaftlich

2. Die Frage, wo die Reise hingeht und in welchem Tempo, kann heute verständlicherweise noch niemand beantworten. Ich denke, das eine zu tun, ohne das andere zu lassen, ist eine gute Handlungsempfeh-lung. Wichtig ist auch, dass wir nicht tatenlos zusehen und auch die Schwachen im Blick haben, die dem digitalen Wandel nicht folgen kön-nen, wie Kardinal Marx ausführte.

Johann Buchart, Geschäftsführer des Augsburger Sankt Ulrich Verlags

Auftakt.

2. Christoph Keese hat in seinem Impuls immer wieder das Stich-wort „Disruption“ genannt und uns aufgefordert, neue und ungewohnte Entwicklungen nicht zu belächeln, sondern sie als Herausforderung zu sehen. Bischof Fürst hat den Teil-nehmern Ähnliches zugerufen und dazu ermutigt, darin Chancen für die Kirche zu entdecken. Dieser hohe Anspruch an kirchliche Medienar-beit ist wichtig und „Pflicht“. Die damit verbundene Frage nach der konkreten Praxis die „Kür“.

Lina Brockhaus, Referentin im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz

tragbares Zukunftsmodell heraus-kristallisiert. Dies gilt natürlich besonders für den sehr kleinglied-rigen kirchlichen Medienmarkt. Insgesamt muss die Medienbranche realisieren, dass sie nicht als Einzige von der bereits Fahrt aufnehmenden digitalen Revolution betroffen ist. Andere Branchen, beispielsweise die Finanzwirtschaft, sind ähnlich umfassend betroffen und müssen auf die Herausforderungen mit neuen Ideen reagieren.

1. Der digitale Wandel greift zuneh-mend in die sozialen Zusammen-hänge ein. Das ist mir neu deutlich geworden. Wir stehen nicht mehr nur vor Paradigmenwechseln. Die digitale Hyperökonomie ist eine Anfrage an die Gestaltungsverant-wortung der Kirche, mit disruptiven Prozessen umzugehen.

2. Die vorgetragenen Analysen waren anregend und außerordent-lich wertvoll. Dass der Mensch mit seiner Personwürde im Mittelpunkt steht, ist unbestritten. Für eine kon-krete medienethische Vermessung des digitalen Neulands blieb mir diese kirchliche Antwort allerdings zu unkonkret.

Ägidius Engel, Leiter der Presse- und Informationsstelle des Erzbistums Paderborn

1. welche erkenntnisse haben Sie beim MDG.Medienforum gewonnen?2. welche Fragen sind für Sie offengeblieben?

(1) Reinhard Kardinal Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Erzbischof von München und Freising, und (2) Christoph Keese, Executive Vice President von Axel Springer, hielten Keynotes beim Medienforum. (3) MDG-Geschäftsführer Wilfried Günther erinnerte in seiner Eröffnungsrede daran, dass Menschen den Medienwandel gestalten und nicht umgekehrt. Weitere Vorträge und Impulse lieferten unter anderem: (4) die Autorin und Verlegerin Zoë Beck, (5) MDG-Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Gebhard Fürst, (6) „VideoDays“-Initiator Christoph Krachten und (7) Inspiring-Network-Geschäftsführerin Anke Rippert.

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Zitate.

Immer versucht. Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.Samuel Beckett, Schriftsteller

Eine wirklich gute Idee erkennt man daran, dass ihre Verwirklichung von vornherein ausgeschlossen erscheint. Albert Einstein, Physiker

Wenn ihr nicht manche Dinge macht, die verrückt sind, macht ihr die falschen Dinge. Larry Page, CEO Google

Auf eine Erfindung in Deutschland kommen 100 Fachleute, die davor warnen. Wenn wir immer auf sie gehört hätten, säßen wir immer noch hungrig in einer dunklen Höhle.Roman Herzog, Bundespräsident a. D.

Der christliche Glaube ist als Ermutigung zur Freiheit, ja als geistige Zukunftskraft für nachhaltige gesellschaftliche Innovation zu begreifen.Reinhard Kardinal Marx, Vorsitzender der Deutschen

Bischofskonferenz, Erzbischof von München

Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.Victor Hugo, Schriftsteller

Innovationen beginnen im Kopf und enden in der Kasse.Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger, Chemiker,

Träger des Bundesverdienstkreuzes

Wirklich innovativ ist man nur dann, wenn mal etwas danebengegangen ist.Woody Allen, Regisseur

Gerade aus Krisen entstehen die zahlreichsten und größten Innovationen.Fredmund Malik, Wirtschaftswissenschaftler

Ich verstehe nicht, warum die Menschen Angst vor neuen Ideen haben. Ich habe Angst vor den alten. John Cage, Musiker

GroSSeÜber wenige Themen ist schon so viel nachgedacht worden wie über die Voraussetzungen für Innovationen. Wir haben zusammengetragen, was Wissenschaft, Politik, Kultur, Wirtschaft und Kirche dazu zu sagen haben (diese Seite). In einem Essay beschreibt MDG-Geschäftsführer Wilfried Günther seine Sicht der Dinge.

Das Neue wird immer im Schmerz geboren.Graham Greene, Schriftsteller

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Essay.

Innovation ist eine elementare wirtschaftliche Kraft. Sie motiviert Menschen, bewegt und beeinflusst Gesellschaften, treibt Unternehmen an und macht sie profitabel. Die Fra-ge, wie man diese Kraft aber schü-ren, wie man sie dann beherrschen und in die richtigen Bahnen lenken kann, füllt ganze Regalwände voller Managementbücher. Sie ist auch für uns als Unternehmensberatung der katholischen Kirche von zentraler Bedeutung. Denn nur wer seinen Mitgliedern und Kunden, seinen Mitarbeitern und Partnern beständig Neues bietet, wird gehört, gesehen und wahrgenommen, dessen Pro-dukte werden am Ende gekauft.

Mit dieser einfachen Beobachtung fangen die Probleme aber erst an. Ist nur das innovativ, was bahnbrechend neu, ja revolutionär ist? Oder genügt es, ein schon gutes Produkt an die Bedürfnisse der Kunden anzupassen, es kontinuierlich zu verbessern? Wie entstehen Innovationen? Wer ist in einer Organisation dafür zuständig – nur eine Abteilung, alle Mitarbeiter oder womöglich sogar eine externe Agentur?

Antworten, die gleichermaßen schlüssig für alle Unternehmen und Institutionen sind, gibt es auf diese

Fragen nicht. Als MDG haben wir aber Bedingungen gefunden, die immer wieder ein fruchtbarer Nähr-boden für innovative Ideen oder Produkte waren. Gutes, förderndes und forderndes Management gehört dazu, weil nur so eine Unterneh-menskultur wachsen kann, in der Innovation überhaupt eine Mög-lichkeit wird. Neugierde, Wissen, Offenheit und Aufgeschlossenheit sind wichtig. Und die Bereitschaft, Fehler zu machen, zu scheitern.

Die Prozesse, die diese Eigenschaften dann in Gang setzen, die Wege, die eine Innovation von der Idee bis zu ihrer Verwirklichung nehmen muss, sind kaum planbar. „Tradition ist Innovation“, erklär-te etwa Tobias Dennehy Anfang dieses Jahres bei unserem „Rotating Dinner“ in München. Der ehemalige oberste Storyteller von Siemens hat mit dieser Aussage sehr treffend den Kern des aktuellen Content-Marketing-Trends freigelegt, bei dem es darum geht, (Marken-)Geschichten so zu erzählen, dass sie gehaltvoll sind und Rezipienten zufriedenstellen. Was er damit auch sagt: Innovation, Kreativität, Ins-piration kann von überall kommen – auch vom Blick auf die (eigene) Geschichte. Das gilt natürlich nicht

bloß für die Kommunikationsbran-che. In der Produktentwicklung macht Google zum Beispiel mit „Loon“ vor, wie mithilfe von Heli-umballons schnelles Internet selbst in abgelegene Regionen kommen kann. Wie viele andere Produkte des Internetkonzerns (Maps, Gmail ...) ist das Projekt hervorgegangen aus einer Initiative, die Google die „20-Prozent-Zeit“ nennt: Entwickler dürfen bei Google 20 Prozent ihrer Arbeitszeit einsetzen, um an eigenen Ideen zu arbeiten. Das heißt: Es genügt nicht, kreative Leute ein-zustellen. Sie brauchen Freiheiten und Freiräume – und zumindest ein Minimum an technischen und finan-ziellen Ressourcen.

Wovon wir uns auch inspirieren lassen sollten, ist die ausgeprägte Beta- und Gesprächskultur der Di-gitalunternehmen: Produkte werden dort früh gelauncht und offen disku-tiert. Lassen Sie uns also über Ideen reden, sie gemeinsam weiterentwi-ckeln – digital, bei Konferenzen, im persönlichen Gespräch. Denn nur im Dialog unterschiedlicher Menschen kann Innovation entstehen. Wir machen in diesem Heft einen An-fang und zeigen Ihnen, worüber wir nachdenken (ab Seite 13). Wer will mutig sein und eines der Projekte mit uns angehen?

Große Ideen sind kleine Ideen, die nicht rechtzeitig gekillt wurden.Seth Godin, Autor, Unternehmer und Blogger

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Bill Gates wäre in Deutschland allein deshalb gescheitert, weil nach der Baunutzungsordnung in einer Garage keine Fenster drin sein dürfen.Jürgen Rüttgers, CDU-Politiker

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Gespräch.

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Immer mehr Unternehmen schicken ihre Manager ins Silicon Valley, um sich von der Innovationskraft von Start-ups und IT-Konzernen inspirieren zu lassen. Worauf es bei diesem Thema aber wirklich ankommt, haben wir die Wissenschaftlerin Marion Weissenberger-Eibl gefragt.

Frau Professor Weissenberger-Eibl, Innovation ist ein Modewort. Alle wollen innovativ sein – oder zumindest so wirken. Was ist das überhaupt: Innovation?Jede Innovation beginnt mit einer Idee – aber nicht aus jeder Idee wird eine Innovation. Zu einer echten Innovati-on wird eine Idee erst dann, wenn sie sich am Markt durchsetzt. Dabei ist zu beachten, dass Innovationen nicht nur neue Produkte sind, sondern beispiels-weise auch neue Prozesse.

Gehen denn alle, die sich innovativ nennen, von dieser Definition aus?Wahrscheinlich nicht. Ich denke, dass Innovation oft zu sehr auf technologi-sche Neuheiten beschränkt wird – was aber falsch ist, da wie erwähnt auch neue Prozesse innovativ sein kön-nen oder auch die Verknüpfung von Produkten und Dienstleistungen zu hybriden Angeboten. Um alle Formen der Innovation zu erfassen, braucht es eine umfassende Betrachtung.

Was genau muss man sich unter solchen hybriden Angeboten vorstellen? Können Sie hierfür ein konkretes Beispiel anführen?Ein hybrides Produkt ist die Kom-bination von einer Sach- und einer Dienstleistung. Ein Maschinenher-steller verkauft also beispielsweise nicht nur ein einzelnes Gerät, son-dern ein Leistungspaket, das unter anderem die professionelle War-tung enthält. Dieses Konzept zielt darauf ab, die Lebenszykluskosten von Produkten zu reduzieren und den Kundennutzen zu erhöhen, wodurch auch die Kundenbin-dung gestärkt wird.

Innovation scheint bisweilen ein Allheilmittel zu sein. Ist diese Vergötterung gerecht-fertigt?Bis auf wenige extreme Fälle würde ich nicht von der Ver-götterung von Innovationen

Dr. Marion A. Weissenberger-Eibl ist Hochschullehrerin am Karlsruher Institut für Technologie und leitet seit 2007 das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung.

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sprechen – und auch die Betrachtung von Innovationen als Allheilmittel sehe ich so nicht. Natürlich werden in viele Innovationen vor allem zu Beginn große, manch-mal falsche Hoffnungen gesetzt – langfristig setzen sich aber nur die Innovationen durch, die einen konkreten Nutzen für viele Menschen haben und von großen Teilen der Gesellschaft akzeptiert werden.

Seit vielen Jahren schon beschäftigen Sie sich wissenschaftlich mit dem Thema Innovation. Welche Themenbereiche umfasst die Innovationsforschung?Das Fraunhofer ISI trägt das schon im Namen: Ausge-schrieben heißt unser Name „Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung“. Da Innovationen in allen Bereichen auftreten können, muss sich auch die Innovationsforschung mit allen Bereichen beschäftigen. Mit dem systemischen Blick, den wir am Fraunhofer ISI praktizieren, nehmen wir unterschiedliche Pers-pektiven auf jeden Forschungsgegenstand ein, indem wir wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Rahmenbedingungen und Auswirkungen einbeziehen. Nur durch die unterschiedlichen Qualifikationen unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und deren permanenten fachübergreifenden Austausch ist die interdisziplinäre Forschung möglich, die im Bereich Innovationen unabdingbar ist.

Hat sich der Fachbereich in den vergangenen Jahren gewandelt?Das Grundprinzip ist gleich geblieben, aber einzelne Themenschwerpunkte haben sich gewandelt, sind weg-gefallen oder hinzugekommen – in dem Maße, wie sich das Umfeld wandelt, muss sich auch die Innovationsfor-schung wandeln, zumal wir auch nicht komplett an der Nachfrage des Marktes vorbeiarbeiten dürfen. Beispiels-weise haben Energie- und Umweltforschung in den vergangenen Jahren einen großen Aufschwung erlebt, was sich natürlich auch in Projekten widerspiegelt.

Wie sieht es mit der Rückbindung an die Praxis aus? Was kann die Innovationsforschung für den konkreten Unternehmensalltag leisten?Die Fraunhofer-Gesellschaft steht für angewandte For-schung – also nicht Forschung um der Forschung willen, sondern für die praktische Anwendung. Solche ange-wandte Innovationsforschung nützt Unternehmen also ganz konkret, da sich viele Ergebnisse in neue Produkte und Prozesse umsetzen lassen oder zur Verbesserung bestehender Produkte und Prozesse beitragen können. Können Sie hierfür Beispiele nennen?Wichtig sind zum Beispiel Innovationen in den Berei-chen erneuerbare Energien und Datenschutz: So können unter anderem wissenschaftliche Erkenntnisse zur Wei-

terentwicklung von Solarzellen von den Herstellern genutzt werden, um effizientere und günstigere Produkte zu entwickeln oder ihre Prozesse zu verbessern. Untersuchun-gen zur Akzeptanz von technologischen Neuerungen können unter anderem den Herstellern von Sicherheitssoftware dabei helfen, ihre Produkte so zu entwickeln, dass sie größtmöglichen Schutz bieten, aber auch gesellschaftlich akzeptiert werden und zu den politischen Rahmenbedingungen passen.

Konnten Sie Bedingungen ausmachen, die in einem Unternehmen die Innovationsfreude fördern?Ganz wichtig für Innovation ist Kreativi-tät, diese sollten Unternehmen durch eine akzeptierende Fehlerkultur, die Schaffung von zeitlichen Freiräumen sowie Möglich-keiten zum Austausch mit Kolleginnen und Kollegen fördern. Für diesen Austausch sind möglichst heterogene Teams wichtig – also unterschiedliche Disziplinen ebenso wie unterschiedliche Geschlechter und eine gut gemischte Altersstruktur. Unsere Untersuchungen zeigen, dass alters- und geschlechtergemischte Teams große Po-tenziale besitzen und sehr wichtig für die Entstehung von Innovationen sind.

Kirchliche Unternehmen stehen vor einer besonderen Herausforderung: Sie dürfen den Anschluss an die moder-ne Welt nicht verpassen, sind aber gleichzeitig in der jahrhundertealten Tradition der Kirche verwurzelt. Wie beurteilen Sie dieses Verhältnis von Tradition und Innovation?Auch bei der Innovationsforschung sind wichtige Grundlagen wie der systemische Blick gleich geblieben, doch die thematischen Schwerpunkte haben sich im Laufe der Zeit ge-wandelt. Von daher finde ich es gut und richtig, wichtige Traditionen zu bewahren, aber das Neue im Blick zu behalten. Das tut ja auch Papst Franziskus, der die jahrhundertealte christliche Tradition mit heutigen Herausforderungen – aktuell bei-spielsweise mit dem Klimawandel – verflicht.

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Reportage.

wo Innovationen entstehenBeim Wachstum setzt Axel Springer seit einigen Jahren vor allem auf das Digitalgeschäft. Ein Baustein dieser Strategie ist Plug and Play, ein Projekt, bei dem Ideen und Geschäftsmodelle von Start-ups gefördert und beschleunigt werden sollen, die hohes Potenzial haben. Ein Besuch bei dem Innovationsaccelerator in Berlin-Kreuzberg.

Es ist eine Frage, die viele sich schon einmal gestellt haben. Doch als sie in diesem Raum steht, wird es plötzlich sehr still: „Wir alle haben Eltern, und sie alle werden alt. Was aber machen wir, wenn das ganz plötzlich passiert?“ Die Frau, die diese Frage in einer Präsentation stellt, heißt Antonia Albert. Sie ist 25 Jahre alt. Zusammen mit ihrem Bruder Nikolaus und dem Arzt Hans Lennartz, 29, hat sie ein Unterneh-men gegründet, das eine Antwort auf diese Frage gibt. Careship will seinen Kunden die maßgeschnei-derte Lösung für den Fall anbieten, dass ein nahestehender Angehöriger plötzlich zum Pflegefall wird und in den eigenen vier Wänden betreut werden muss. Wie das funktioniert, erklärt die zierliche Powerfrau in den Räumen von Plug and Play.

Plug and Play – das ist eine Tochter-firma des Axel Springer Verlags, ein Joint Venture mit einem führenden Start-up-Investor im Silicon Valley. Man findet sie in der ersten Etage

eines Bürogebäudes in Berlin-Kreuzberg, nur fünf Fußminuten vom Springer-Hochhaus entfernt. Die Wände sind mit Graffiti be-deckt. „Berlin Calling? Geh ran!“ steht da. Es ist ein Hinweis darauf, dass hier ein anderer Geist weht als in normalen Großraumbüros.

Plug and Play fördert junge Start-up-Unternehmen. Es sind Firmen, die das Internet und digitale Strategien nutzen, um sich neue Geschäfts-felder zu erschließen: Kreditkarten für Kinder. Eine App für Kochre-zepte. Portale, die Straßenkünstler an große Unternehmen vermitteln oder Konzernen bei der Suche nach Bewegtbildern für die Selbst-vermarktung helfen. Oder eben Careship. Das sind Geschäftsideen, denen Plug and Play zur Marktreife verhelfen will. Die Idee stammt aus dem Silicon Valley und sie ist Teil

der Strategie von Springer-Vorstand Matthias Döpfner, den Verlag zu einem führenden digitalen Dienst-leister umzuwandeln.

Die Bedingungen für die Teilnehmer sind verlockend. Drei Monate lang dürfen sie im Großraumbüro von Plug and Play ihre Laptops aufklap-pen. Neben einer Anschubfinanzie-rung von 25.000 Euro bekommen sie Trainer und Mentoren zur Seite gestellt, die ihnen über Anfangshür-den hinweghelfen: Was muss man

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Reportage.

beachten, wenn man eine Marke beim Patentamt anmeldet? Das ist eine Frage, die sich auch dem Careship-Team gestellt hatte. „Da vorne am Tisch sitzt ein Jurist, den haben wir gefragt“, lobt Albert die Bürogemeinschaft. Auf seinen Rat hin änderten sie den Firmennamen: Aus Carecompanion wurde Care-ship. Das klingt ein bisschen wie Parship, die große Partnervermitt-lung im Internet.

Eine Assoziation, die durchaus beab-sichtigt ist. Schließlich, sagt Antonia Albert, sei die häusliche Pflege eine Frage des Vertrauens. Die Chemie müsse stimmen. Mithilfe von Fragebögen versucht Careship, seinen Kunden genau die Pflegekraft zu vermitteln, die am besten zum Patienten passt.

Hans Lennartz nickt ihr zu. Die bei-den kennen sich schon lange. Fragt man sie, wie sie auf die Idee für Careship kamen, erzählen sie von ihren eigenen Großmüttern. Beide wurden über Nacht zu Pflegefällen, beide wollten nicht ins Heim. Die Familien standen so vor der Aufga-be, schnell eine andere Lösung zu finden. „Für alles gibt es im Internet Produktvergleiche, bloß nicht für die

ambulante Pflege.“ Und den weni-gen Diensten, die sich schon online präsentierten, fehle eine transparente Preisstruktur oder eine Kundenbe-wertung – eine Voraussetzung für Kunden, um sich zu orientieren.

Für Albert und Lennartz ist es die erste Woche im neuen Büro. Die Zeit ist kostbar. Wie sehr sie sich bemühen, sie zu nutzen, merkt man daran, dass sie noch kein einziges Mal Zeit hatten, die Tischtennisplat-te zu benutzen. Sie verschwindet unter Leitz-Ordnern.

Alle drei Monate startet Plug and Play einen neuen Durchlauf mit Start-ups. 30 Firmen im Jahr schleust die Springer-Tochter durch das Programm. Glaubt man ihrem Chef Jörg Rheinboldt, dann kann sich die Bilanz nach mehr als zwei Jahren sehen lassen. Nach drei Monaten müssen die Teilnehmer ihre Geschäftsidee vor Investoren präsentieren. Und bislang hat sich mehr als die Hälfte der Firmen so überzeugend verkauft, dass sie Beteiligungskapital einsammeln

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Reportage.

konnten. „Das ist ein guter Schnitt“, resümiert Rheinboldt mit Blick auf vergleichbare Förderprogramme, wie sie auch von der Telekom oder Metro angeboten werden.

Der Benefit von Plug and Play? Die Springer-Tochter behält in allen Fällen fünf Prozent der Firmenantei-le, sogar bei den Unternehmen, die keine Partner auf dem Markt finden. „Mein Job ist es, ein möglichst wertvolles Portfolio aufzubauen“, sagt Rheinboldt. Aus den kleinen Pflänzchen sollen große Global Player werden. Erfolgsgeschichten wie die von Number26. Eigentlich wollte die Firma Kreditkarten für Kinder samt App anbieten, doch die Idee mit einem limitierten Konto-guthaben und einer automatisier-ten Ausgabenkontrolle kam auch bei Erwachsenen so gut an, dass die Gründer eine eigene Bank ins Leben gerufen haben. Für Rhein-boldt ein schönes Aushängeschild: Number26 hat inzwischen eigene Geschäftsräume in Berlin bezogen. Eine Anschlussfinanzierung in Höhe von zehn Millionen Euro machte es möglich. Sie kam von einem der erfolgreichsten Digitalunternehmer im Silicon Valley, von Peter Thiel, dem deutschen CEO von Paypal.

Jörg Rheinboldt erzählt das nicht ohne Stolz, aber mit der Beiläufigkeit eines Pioniers, der in der Welt der

Bits und Bytes selber eine Bilder-buchkarriere hingelegt hat, vom abgebrochenen BWL-Studenten zum Millionär. Der heute 43-Jährige war gerade 27, als er mit Kollegen das Auktionsportal Alando gründete und für 45 Millionen Dollar an Ebay ver-kaufte.Er wurde Vater von Zwillingen und ging in Elternzeit. Als Business Angel investierte er seinen Gewinn in andere Start-ups wie betterplace.org. Auf Dauer sei das ein einsamer Job gewesen, meint Rheinboldt heute, ein freundlicher Freak in Jeans und T-Shirt, der optisch kaum von seinen Schülern zu unterscheiden ist. Nur ein Indianerhäuptling auf der Brust lässt erahnen, dass er der Chef von Plug and Play ist. Er sagt, der Job habe ihn vor dem Bore-out bewahrt.

Gerade hat die achte Runde begon-nen. Das Interesse am Förderpro-gramm ist groß. Bewerber kommen aus der ganzen Welt, aus Israel, Russland, Polen. Oder Kolumbien. Mario Rueda ist dort geboren. Er hat in Lissabon BWL und Management studiert und dort Charlotte Specht kennengelernt. Gemeinsam haben sie „Book a Street Artist“ gegründet, eine Firma, die Künstler von der Straße holt und an internationale Konzerne vermittelt. Straßenkünstler für die Vogue-Fashion-Week oder digitale Graffiti-Künstler für Microsoft. Fragt man den Kolumbianer, warum er sich für Plug and Play entschieden hat, nennt er neben dem Netzwerk von Investoren auch den Standort Berlin, die für seine Branche spannendste Stadt Deutschlands. Hinzu komme das Startkapital. Einen Webdesigner suchen, der eine Homepage bastelt, und einen Anwalt, der Musterverträge für Künstler entwirft – das alles kostet Geld. Bei 25.000 Euro bleibe gerade

noch genug übrig, um sich selber ein kleines Gehalt zu zahlen.

Zumindest um das Outfit müssen sich die Teilnehmer keine Gedan-ken machen. Anzug oder Krawatte sucht man vergeblich. Sogar bei ihrer ersten Präsentation stehen die Teilnehmer in Jeans und T-Shirts vor der Leinwand und jonglieren mit Zahlendiagrammen. Sie haben ge-nau fünf Minuten Zeit, ihre Idee zu verkaufen. Im Publikum sitzen ein Investor, Mentoren und Schüler der Axel-Springer-Journalistenschule.

Es ist eine Atmosphäre wie vor der mündlichen Abiturprüfung. Ole Tillmann, früher Schauspieler in der Seifenoper „Unter uns“, heute Mo-derationscoach, hat die Teilnehmer für ihren ersten Auftritt fit gemacht. Trotzdem ist Antonia Albert nervös. „Ein tolles Englisch“, lobt der Coach sie hinterher, „es geht aber auch langsamer.“ Vor allem dürfe Albert nicht von einem Bein aufs andre hüpfen. „Das lenkt ab.“ Die 25-Jährige nimmt es sportlich. Dies war der erste Streich. Bis zum Finale in drei Monaten hat sie noch Zeit.

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... Aus den schublAden der MdG

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Innovationen entstehen vor allem dort, wo

Routinen hinterfragt oder ausgetretene Pfade

verlassen werden. Denn was gestern noch

unmöglich schien, kann heute genau richtig

und morgen ein zukunftsweisendes Produkt sein.

Ideen ...

Worum es gehtImmer mehr kirchliche Institutionen nutzen eine Vielzahl von Kanälen für ihre Kommunikation. Aber kommen die Botschaften auch wirklich an? Welcher Kanal eignet sich wofür am besten? Das Monitoring, das die MDG in Zusammenarbeit mit der TU Ilmenau anbietet, analysiert quantitativ und qualitativ die Kom-munikationsstrategie einer Instituti-on oder eines Unternehmens. Dabei werden – und das ist neu – sämtliche Kommunikationsformen einbezogen, von Printprodukten über audiovisu-elle Medien und Internet bis hin zu Veranstaltungen.

Wie es funktioniertAm Anfang steht ein Workshop mit der Leitfrage: Welche Botschaft wollen wir verbreiten? Am Ende der Analysephase steht ein Tool, das alle Ergebnisse (Auflagen, Reichweiten, Besucherzahlen, Likes, Shares) zu-sammenstellt und mit dem Aufwand in Beziehung setzt – gleichsam als Kosten-Nutzen-Rechnung für die Entscheider. Zeithorizont: 1bis 2 Jahre.

Warum es notwendig istWeil ja auch niemand ohne Blick in den Rückspiegel auf die Überhol-spur ausscheren würde. Wer also ohne Monitoring kommuniziert, bemerkt z. B. kritische Themen erst, wenn sie sich schon hochgeschau-kelt haben und nur noch schwer einzufangen sind.

Wo es angewandt werden könnteIn allen Institutionen und Unterneh-men, die ihre Kommunikationsstra-tegie verbessern wollen: Bistümern, Hilfswerken, Verbänden, Kranken-häusern, Medienhäusern.

1 Monitoring katholischer themenkampagnen und krisenprävention

Was es bringtEine bessere Kommunikation! Wer weiß, wen er erreicht und wen nicht, läuft nicht Gefahr, an der Zielgruppe vorbei zu kommunizieren – und spart dadurch am Ende auch Geld. Denn in Tweets, die keine Wirkung haben, und in Magazine, die sofort im Alt-papier landen, braucht niemand zu investieren. Ein effizientes Monito-ring ist außerdem der beste Schutz-schild gegen Krisen.

MDG-Case-Studies.

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Worum es gehtJedes Neugeborene erhält eine Krankenkassenkarte. Warum sollten Katholiken keine Church Card als Mit-gliedsausweis erhalten?

Wie es funktioniertDie Church Card enthält relevante Informationen: Geburt, Namenstag, Tauftag, Taufpfarrer, Name und Anschrift der Paten. Besitzer erhalten Rabatte in kirchli-chen Einrichtungen. Auch als Kreditkarte ist die Church Card bei kirchlichen Einrichtungen einsetzbar.

Warum es notwendig istNach der Taufe, spätestens nach der Erstkommunion verliert die Kirche meist den Kontakt zu den Gläubigen. Die Church Card signalisiert dem Besitzer: Du bist Teil der Kirche, wir nehmen dich ernst.

Was es bringtFür den Besitzer: Rabatte, Angebote, Spendenfunktion. Für die Kirche: Kontakt zu den Gläubigen; leichtere Ge-nerierung von Spenden für Diözesen, Gemeinden oder aktuelle Projekte; einfacheres Bezahlen am Schriften-stand in der Kirche; schnelleres Bezahlen bei Fairtrade-Verkauf vor/nach Gottesdiensten.

Wo es angewandt werden könnteIn allen Bistümern.

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Die katholische BILD-Zeitung

Die church card

Worum es gehtDie guten alten Bistumszeitungen verlieren beständig an Auflage, mehr Erfolg haben zielgruppenspezifische Angebote. Doch für das sozial benachteiligte, prekäre Milieu gibt es bislang kein kirchli-ches Medienangebot.

Wie es funktioniertAngedacht ist eine serviceorientierte, reichweitenstarke Zeitung – vielleicht in Kooperation mit „Bild“. Also: wenig Seiten, viele Bil-der, große Aufmacher, einfache Sprache, niedriger Verkaufspreis.

Warum es notwendig istDie Sorge um die Benachteiligten steht ganz oben auf der kirchli-chen Agenda. Doch gerade dieses Milieu erreicht die Kirche mit ihren medialen Angeboten so gut wie gar nicht.

Was es bringtFür die Betroffenen: praktische Infos für den Alltag. Wie bewältige ich meinen täglichen Überlebenskampf? Wo sind Beratungsstel-len? Wie finde ich einen Zweitjob? Wie verhalte ich mich gegen-über dem Arbeitsamt? Wo gibt es günstige Einkaufsmöglichkeiten?Für die Kirche: Kontakt zu einem weitgehend kirchenfernen Milieu.

Wo es angewandt werden könnteKirchliche Verlage.

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MDG-Case-Studies.

Worum es gehtDie Sharing-Economy boomt! Carsharing, Couchsurfing, sogar Foodsharing – geteilt wird so gut wie alles, manchmal auch gegen Ge-bühr. Dass mit dieser Gebühr Gutes bewirkt werden kann, zeigt „Share Martin“.

Wie es funktioniertVerleiher und Entleiher treffen sich in einer Sharing-Community. Fürs Ausleihen wird eine virtuelle Ge-bühr fällig, die einem Sozialprojekt zugutekommt. Welches das sein soll, kann der Verleiher selbst bestimmen. Damit kombiniert „Share Martin“ zwei starke christliche Prinzipien: das Teilen und die Wohlfahrt.

Warum es notwendig istSchon Jesus teilte sein Brot, Sankt Martin seinen Mantel. Nächsten-liebe wird bei „Share Martin“ zeit-gemäß und nachhaltig gelebt – auf zweifache Weise!

Was es bringt„Share Martin“ bringt Menschen in wirklichen Sharing-Communitys zu-sammen. Es steht damit nicht nur für das Tauschen und Teilen, sondern auch für Austausch und Hilfe.

Wo es angewandt werden könnteProjektpartner könnten die Cari-tas, Hilfswerke oder selbst kleine-re Gemeinden sein. Auch für die Flüchtlingshilfe in den einzelnen Bistümern bietet sich eine Zusam-menarbeit an. Kurzum: Überall, wo Gemeinschaft ist, kann „Share Mar-tin“ auf fruchtbaren Boden fallen.

Worum es gehtBeziehungen sind dann am stabilsten, wenn sie auf einem gemeinsamen Wertefundament basieren. Die christliche Partnervermittlung will solche Beziehungen stiften.

Wie es funktioniertDie Anmeldung erfolgt zwar über ein Onlineportal. Aber der Kontakt ent-steht nicht virtuell, sondern live und in Farbe. Einmal im Monat, vielleicht auch öfter, finden Treffen statt, bei denen sich die Interessenten näherkom-men können, statt sich in Onlineforen schönzureden.

Warum es notwendig istFamilienglück steht immer ganz oben, wenn in Umfragen nach den Sehn-süchten der Deutschen gefragt wird. Und doch steigt die Zahl der Single-haushalte rapide…

Was es bringtEhe und Familie sind Kernthemen christlicher Pastoral. Mit einer Partner-vermittlung geht die Kirche hinaus zu den Menschen und lässt den Worten Taten folgen.

Wo es angewandt werden könnteIn Kirchengemeinden im städtischen Raum, im Rahmen von Angeboten der pfarreiübergreifenden Citypastoral, als Angebot der Ehe- und Familienpas-toral eine Bistums.

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Share Martin – die christliche Sharing-community

christliche partnervermittlung

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Perspektiven.

Auf den ersten Blick sieht alles gut aus. Der Hörfunk, das zeigt die Media-Analyse 2014, ist und bleibt eines der beliebtesten Medien in Deutschland. 77,4 Prozent aller Erwachsenen schalten an einem Durchschnittstag für mindestens eine Viertelstunde das Radio ein. „Tagesreichweite“ nennen das die Statistiker. Fragt man, wer in einem vorgegebenen Zeitraum von zwei Wochen mindestens einmal Radio gehört hat, erhöht sich der Wert gar auf 94 Prozent (weitester Hörer-kreis). Fast alle Erwachsenen in Deutschland sind also regelmäßige Radiohörer, und, was fast noch wichtiger ist: Diese Werte sind seit Jahren weitgehend stabil. Alles bestens also in der wunderschönen Radiowelt?

Radiomacher lassen sich von sol-chen Zahlen nicht einlullen. „Das Radio sehe ich in großer Gefahr“, sagte Jochen Rausch, Programm-

chef der WDR-Welle 1LIVE, un-längst dem „Sinnstiftermag“. Noch sei UKW der bei Weitem wichtigste Verbreitungsweg, doch das werde sich in absehbarer Zeit ändern. Schon jetzt nutzen vor allem jüngere Hörerschichten immer häufiger den PC oder das Smartphone, um Radio zu hören. Schlimmer noch: Gerade unter jungen Leuten ist der Radio-konsum seit Jahren rückläufig. Sie hören Musik lieber über Streaming-dienste wie Spotify oder laden sich ihre Lieblingssongs aus dem Internet herunter.

Wenn künftig auch noch das internetfähige Auto kommt, sieht Rausch endgültig schwarz für sein Medium. „Wir als öffentlich-rechtliche Sender versuchen natürlich, bei dem Spiel mitzuspielen, aber ganz ehrlich: Wir werden da gar nicht gebraucht.“ Steht das Radio also doch vor dem Aus? Findet Audio künftig vielleicht nur noch im Internet statt, technik-generiert und ganz ohne Redaktion?

Oder haben Audioformate langfris-tig gar ausgedient, weil die moderne Welt einzig nach Bildern giert?

Während Video-Propheten wie You-Tube-Pionier Christoph Krachten gerne das baldige Ende von Audio vorhersagen, setzen andere ganz bewusst aufs Hören. Einer davon ist Hans-Holger Albrecht. Der erfah-rene Medienmanager – ein Bruder von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen – leitet seit Kurzem den französischen Strea-mingdienst Deezer und will diesen im Konkurrenzkampf gegen Spotify und Apple ganz weit nach vorne bringen.

Ganz bewusst setzt er dabei auf eine Annäherung ans Radio. So können Nutzer neben der üblichen, vom Algorithmus errechneten Musikliste auch ein Format wählen, bei dem Musikredakteure Einfluss auf die Musikauswahl nehmen und ihre Vorschläge in die Playlist einbinden. In einigen Ländern bietet Deezer

welche Zukunft hat eigentlich ?Kreative Kommunikation bedient sich bewegter Bilder, heißt es. Was bedeutet das für Radio oder digitale Audioformate? Musik gehört seit jeher in den Alltag vieler Menschen. Das Internet bietet Radiomachern und Podcastern also auch neue, flexiblere Zugänge zu den Usern. Und damit eine große Chance, innovativ zu sein.

welche Zukunft hat eigentlich ?seit Kurzem auch Pakete an, die neben Musik Hörbücher, Talkshows und regionale Nachrichten als Podcasts einbinden. Denn, davon ist Albrecht überzeugt, „Nutzer haben andere Bedürfnisse, als nur Musik zu hören.“ Videos einzubinden, wie Konkurrent Spotify, habe hingegen keine Priorität. „Vielleicht machen wir das später“, sagte Albrecht Ende Mai in einem Interview mit der französischen Nachrichtenagentur AFP. Video-Begeisterung hört sich anders an.

An eine fruchtbare Annäherung von Radio und Internet glaubt auch das Team von Radioanalyzer. Das in Dänemark ansässige Unternehmen hat ein Analysetool zum Nutzungs-verhalten von Webradio-Hörern entwickelt und gibt das Webmagazin „Friends of Radio Bulletin“ heraus. In dessen jüngster Ausgabe werden Studien zitiert, die belegen, dass die Hörer von Internetradios letztlich dieselben sind, die Radio über UKW oder DAB+ hören. Nur verschiebt sich die Nutzung ganz langsam zugunsten des Internets.

Hierin sehen die „Radiofreunde“ allerdings nicht den Untergang des Abendlandes, sondern vielmehr eine große Chance. So wie sich Fernsehzuschauer zunehmend von den Programmschemata der Sender emanzipieren und Sendungen in Mediatheken sehen, so werde sich auch die Radionutzung von kon-kreten Sendeplätzen emanzipieren. Entsprechend fällt das klassische

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„Das Zielgruppenhandbuch Radio“, das die MDG 2014 gemeinsam mit dem Sinus-Institut vorgelegt hat, ist für Radiomacher essenziell. Es beantwortet u. a. folgende Fragen: Wie hoch ist die Affinität bestimmter Milieus zu kirchlichen Formaten und was wird von diesen erwartet? In welchen Situationen wird das Radio vor allem genutzt? Welche Erwar-tungen haben Hörer an Webradios und Podcasts? Was zeichnet ein gutes Feature aus? Zu beziehen ist das „Zielgruppenhandbuch Radio“ im Webshop der MDG unter: www.mdg-online.de/shop

„Radio Kills the Video Star?“, fragt Frank Rosemann provokant in seinem Beitrag für Band 48 von „Communicatio Socialis“. In seinem Beitrag für die Medienethik- und Kommunikationszeitschrift geht der MDG-Berater auf das „Ziel-gruppenhandbuch Radio“ ein und skizziert Chancen und Herausfor-derungen für das Medium Radio. Christian Turrey, Chefredakteur der Redaktion „Katholische Kirche im Privatfunk“, zeigt dazu, wie milieusensibles Radiomachen in der Praxis funktionieren kann:http://ejournal.communicatio-socialis.de

Abflachen der Nutzungskurve zum Abend hin bei Webradios weg. Im Gegenteil: Am frühen Abend erreicht die Webradionutzung erst ihren Höhepunkt. Große Unterneh-men wie McDonald‘s, Unilever oder Mazda machen sich das schon seit einigen Jahren zunutze und schalten Spots in Webradios.

Bewusst empfiehlt Radioanalyzer bei Webradio-Apps nicht ausschließ-lich auf die neuesten Trends zu set-zen, sondern anhand von konkreten Nutzerdaten die Qualität der Ange-bote zu verbessern. Denn für gute Audioformate gebe es immer ein Publikum – sogar ohne Einbindung von Videos und Fotostrecken.

Auch die MDG-Studie zur Hörfunkaffinität in den Sinus-Milieus aus dem Vorjahr bestätigt letztlich, dass die Zukunft von Au-dio nicht im Streaming der immer selben Lieblingsmusik liegen wird. Das widerspreche einer Basiser-wartung an Radio, nämlich dem Überraschungseffekt und dem damit verbundenen Entdecken neuer The-men, Lieder oder Interpreten.

Klar ist somit: Audio ist nicht tot. Aber wer Audio macht, muss kreativ sein, muss die Möglichkeiten des Internets nutzen lernen und darf sich nicht nur aufs logarithmusbestimm-te Streamen beschränken. Denn das allein macht den Hörer nicht glücklich.

Weiterlesen:

Perspektiven.

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Service.

Interkulturelle Brücken Wenn Japaner ein Meeting eröffnen, dann steht erst einmal Smalltalk auf dem Programm. Sosehr die deutschen Geschäftspartner auch mit den Hufen scharren – direkt mit der Tür ins Haus zu fallen gilt in Japan als unhöflich. Solche und andere kulturelle Unterschiede erläutert der Linguist und Kommunikationsbe-rater Richard D. Lewis in seinem Buch „When Cultures Collide: Leading Across Cultures“. Wer mit ausländischen Partnern ins Geschäft kommen, wer über Länder- und Kulturgren-zen hinweg Brücken bauen will, der kommt an Lewis‘ Buch nicht vorbei. Ausgehend von Überlegungen zur Rolle der Sprache, der Erziehung und Bildung. erläutert er Geschäftspraktiken und Führungskonzepte in verschiedenen Kulturen. Warum ist für Spanier ein Geschäftsfrühstück ein Affront? Warum legen Skandinavier so wenig Wert auf Hierarchien? All diesen Fragen geht der Autor nach. Dabei ist es ein unschätzbarer Vorteil, dass Lewis kein Theoretiker ist, sondern aus jahrzehntelanger Praxis schöpft. Er spricht zwölf Sprachen, hat in Europa, Asien und Amerika gelebt und Firmen wie Mercedes Benz, Microsoft, Gilette beraten. Derzeit ist er als interkultureller Berater der Weltbank tätig. – Falls Sie Interesse an einer interkulturellen Mo-deration haben, unterstützen wir Sie gerne: [email protected]

Wir denken darüber nach, in unsere Homepage auch Videos einzubauen. Mittlerweile kann man ja mit jedem Handy Filme drehen. Aber ist die Qualität dieser Videos ausreichend?

Klar ist, dass die Qualität eines Handy-Videos Grenzen hat und nicht an Filmmaterial heranreicht, das mit professionellem Equip-ment erstellt wurde. Aber die Frage lässt sich dennoch nicht pauschal mit Nein beantwor-ten. Erstens ist der Anspruch im Netz und mobil niedriger als beispielsweise im TV, zweitens gibt es eine Reihe von Faktoren, die dabei berücksichtigt werden sollten: Hat die Zielgruppe einen besonderen Anspruch an die Qualität? Kann die Qualität im Rahmen der Postproduktion verbessert werden? Von welcher Filmlänge sprechen wir? Welches Konzept verfolge ich mit meinem Web-Auf-tritt und korrespondiert das Video damit?

Wenn der Qualitätsanspruch hoch angesetzt wird, wird entscheidend sein, wie attraktiv der Inhalt ist. Je höher die Aktualität und der mögli-cherweise gewünschte Sensationsaspekt sind, umso eher wird man bereit sein, etwa wacke-lige Bilder aus einem fahrenden Auto heraus zu akzeptieren – wir erinnern uns an das in den Fluss stürzende Flugzeug über der Autobahn.

In der Digital-Strategie von Axel Springer setzt man übrigens ganz bewusst auf entspre-chendes Material, das dann auf bild.de sogar im Hochkantformat präsentiert wird. Man sollte allerdings unter allen Umständen ver-meiden, dass beim User das Gefühl entsteht, dass hier gespart wird. Fazit: Konzept und Einzelfall sind letztlich entscheidend. Wenn Sie sich intensiver mit dem Thema befassen möchten: Die MDG bietet regelmäßig Video-Kompetenztage an.

Harald Kretzschmar ist Unternehmensberater bei der MDG mit einem Schwerpunkt im Bereich Internet/ Neue Medien. Haben Sie Fragen an Ihren Berater? Bitte schreiben Sie uns an [email protected]

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Welches soziale Netzwerk ist das richtige? Social Media sind in aller Munde – erst recht seit dem Studientag der deutschen Bischöfe zu diesem Thema im Februar 2015. Die Bischofskonferenz werde, hielt Reinhard Kardinal Marx in seiner Abschlusserklärung fest, fantasievoll und ver-antwortungsbewusst neue Wege in der Glaubenkommunikation gehen. Das lässt viel Spielraum für kirchliche Institutionen und Unternehmen: Welche Netzwerke sind für welches Kommunikationsziel am wirkungsvollsten? Welche personel-len und finanziellen Ressourcen sind notwendig? Was ist die richtige Strategie, was sind die relevanten Zielgruppen? Wie ist der Erfolg der Maßnahmen zu messen? Beratend steht die MDG ihren Kunden bei all diesen Fragestellungen schon lange zur Seite. In einem Whitepaper, das wesentliche Leistungswerte der wichtigsten Social Media enthält, bietet die Unternehmensberatung Profis und Einsteigern jetzt wichtige Informationen in komprimierter Form an. Kostenfrei zu beziehen bei Frank Rosemann: [email protected]

WerkzeugkisteTipps für den Arbeitsalltag

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MDG: Wir stellen uns vor.

Warum sind Sie Unterneh-mensberater geworden?Weil ich da 16 Jahre Vor-MDG-Berufserfahrung opti-mal einfließen lassen kann.

Welcher Beruf würde sonst noch zu Ihnen passen?Ich wollte mal Schauspieler werden …

Haben Sie Vorbilder?Außer Herrn Günther?

Was machen Sie als Ers-tes, wenn Sie morgens zur Arbeit kommen?Ich mache mir einen Cap-puccino.

Der beste Tipp, den Sie selbst von einem Unter-nehmensberater bekom-men haben, war…„Wer vor 9 Uhr im Kontor ist, aus dem wird nix.“ Die-se angeblich hanseatische Weisheit ist mir von einem Buchhändler anvertraut wor-den. Blöderweise bin ich wegen der Bahnverbindung immer schon um 8.15 Uhr im Büro.

Auf welches Projekt sind Sie besonders stolz?Auf das nächste.

Wen würden Sie gerne mal beraten?Die katholische Kirche.

Wofür engagieren Sie sich neben der Arbeit?Für meine Familie.

Was sind Ihre Stärken und Schwächen?War das nicht die Frage, auf die man mit „Humor“ und „Ungeduld“ antworten muss?

Worüber können Sie lachen?Über mich.

Auf welche Medien kön-nen Sie nicht verzichten?

Bücher, Internet, Radio, Fernsehen, Zeitschriften.

Nutzen Sie soziale Netz-werke?Mäßig. Und wenn, dann eher zur Kommunikation und Information.

Wie viele E-Mails bekom-men Sie pro Tag?Wenn ich das wüsste, würde mein Chef sicher ein erns-tes Gespräch mit mir führen wollen.

Welches Buch lesen Sie gerade?Terry Pratchetts und Ste-phen Baxters Roman „Die Lange Erde“.

Packen Sie auf Reisen eher zu viel oder zu wenig ein?Genau richtig natürlich: Die MDG hat dafür eine spezielle Pack-App entwi-ckelt, die mit dem indivi-duellen Transpirationsfak-tor ebenso verbunden wird wie mit der Wettervorher-sage.

Was darf in Ihrem Gepäck niemals fehlen?Kopfhörer – alle Groß-raumwagen-Bahnfahrer werden wissen, aus wel-chem Grund.

Wohin wollen Sie unbe-dingt noch reisen?Ich scheine kein besonders ausgeprägtes Fernweh zu haben. Aber Barcelona und Amsterdam stehen noch auf der Agenda.

Ein Getränk, das Sie typi-scherweise bestellen:Gin and Tonic.

Kochen oder backen Sie lieber?Ich esse lieber.

Wobei können Sie am besten entspannen?Beim Musikhören.

Seit Herbst 2008 arbeitet der studierte Theologe bei der MDG als Unterneh-mensberater. Zuvor hat

Georg Frericks vor allem bei religiösen Buchverla-gen Erfahrungen gesam-

melt, die heute seinen Klienten zugute kommen. Die Spannbreite seiner

Beratungsprojekte spiegelt sich dabei auch in seinem

Medienkonsum wider.

Optimale Berufs-

erfahrung

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Erschreckende RechercheWas bin ich wert? Wer die-se Frage stellt, ist vermutlich nicht auf der Suche nach einer Antwort in Euro und Cent. Es sei denn, er heißt Peter Scharf. Inspiriert von einem Buch des Journalisten Jörn Klare, hat sich der Filmemacher auf den Weg zu Menschen gemacht, die den Wert ihresgleichen tat-sächlich berechnen – in Geld. Scharf hat einen Großhändler in Kiew besucht, der Echthaar vertreibt, 100 Gramm zu 700 Euro. Er hat sich aufgemacht zu Menschen in Moldawien, die illegal ihre Niere verkauft haben. Er war in den USA bei Ken Feinberg, der das staatli-che Entschädigungsprogramm für Opfer des 11. September koordiniert hat. Und bei Kip Viscusi, der eine Methode entwickelt hat, den durch-schnittlichen Wert eines Men-schenlebens in einem Land zu errechnen, ein Index, mit dem Behörden weltweit arbeiten. Betont nüchtern präsentiert Scharf die teils erschreckenden Ergebnisse seiner Recherche. Junge Menschen sind demnach mehr wert als alte, Kinderrei-che mehr als Kinderlose. Und natürlich spielt die volkswirt-schaftliche Leistung eines Men-schen eine wichtige Rolle. So wurden für einen Tellerwäscher, der im World Trade Center ums Leben kam, 250.000 Dollar Entschädigung gezahlt. Für ei-nen Banker hingegen gab‘s gut sieben Millionen.

Sie haben es vielleicht schon bemerkt, liebe Leserinnen und Leser: Diese Kolumne ist für uns im-mer wieder eine gute Entschuldigung gewesen, nostalgisch zu werden. „Gucki“ hieß ein Lieblingsspielzeug unserer Kindheit. Das waren kleine, oft grellbunte Plastikfernseher, in de-nen es ganze Universen zu entdecken gab. Verschiedene Dias erlaubten Bli-cke auf Sehenswürdigkeiten, Städte, ganze Märchenwelten oder die Weih-nachtsgeschichte. Jedes Drücken auf einen kleinen Schalter brachte wie von Zauberhand ein neues Bild, ein neues kleines Detail einer potenziell großen

Fantasie frei, denn mittels eines in die Brille montierten Smartphones oder einer Verbindung zu PC oder Kon-sole entstehen Welten vor den Augen der Betrachter ganz ohne eigenes Zu-tun: Videos und Bilder werden in 3D gezeigt, Gamer bewegen sich in ihren Computerspielen, Piloten können in virtueller Umgebung fliegen und Ärzte operieren üben. Jeder fünfte Bundes-bürger, weiß der Digitalbranchenver-band Bitkom, kann sich mittlerweile vorstellen, eine solche Virtual-Reality-Brille zu nutzen. Ach, hätten davon doch nur die „Gucki“-Hersteller et-was profitieren können!

vorher.nachher.

Geschichte. Zum Leben erweckte die natürlich nicht der winzige Fernseher, sondern die sich zu den jeweiligen Or-ten träumende Kinderfantasie. Heute sind die Bildbetrachter nur noch in wenigen Souvenirläden zu finden. Die Idee aber lebt weiter, und zwar ausge-rechnet in einem der neuesten digitalen Hypes. Dank der Virtual-Reality-Bril-len wird Science-Fiction jetzt nämlich Realität. Das versprechen zumindest die Hersteller dieser technischen Gad-gets, die den Schick einer klobigen Skibrille haben und damit nur bedingt alltagstauglicher sind als unsere alten „Guckis“. Dafür hat allerdings die

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