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Fraunhofer-Presse Telefon: 089 1205-1302 [email protected] www.fraunhofer.de/presse Historie in 3-D Dreidimensionale Computergrafiken halten Einzug ins Museum: Kunstgegenstände sollen in einem digitalen Archiv räumlich dargestellt werden. Das erleichtert Forschern die Suche nach ähnlichen Museums- exponaten und bietet Laien eine faszinierende 3-D-Schau. Wurzelbehandlung aus einem Guss Bei Wurzelbehandlungen muss der Zahnarzt zu verschiedenen Mate- rialien greifen. Diese verbinden sich jedoch nicht immer optimal – teil- weise sind teure Nachbehandlungen nötig. Eine neue Materialklasse erfüllt die unterschiedlichen Anforderungen. Laser bringen Metalle auf Hochglanz Metalloberflächen zu polieren ist eine anspruchsvolle, aber monotone Aufgabe, für die sich nur schwer geeignete Nachwuchskräfte finden. Poliermaschinen sind keine Alternative zur Handarbeit – sie kommen an viele Flächen nicht heran. Eine Lösung: Laser polieren das Metall. Geschüttelt oder gerührt? Bevor Bauteile gepresst und gesintert werden, füllt man das Metallpul- ver in die formgebende Matrize ein. Forscher haben diesen Vorgang erstmals simuliert, so lässt sich etwa eine gleichmäßige Dichte des Pul- vers erzielen. Das Ergebnis: ein wirtschaftlicher Herstellungsprozess. Greifer mit Fingerspitzengefühl Solarwafer für die Photovoltaik-Produktion sind extrem sensibel. In einem Test- und Demozentrum untersuchen Forscher, welche Greifer sich für die zerbrechlichen Scheiben am besten eignen, und zeigen auf, wie sich Fertigungsprozesse optimieren lassen. Entfernungsmessung in Mikrosekunden Will man die Größe eines Raumes vermessen, reicht die Schnelligkeit von üblichen Lasermessgeräten aus. Bei mobilen Anwendungen auf der Straße kann es jedoch nicht schnell genug gehen. Forscher konn- ten die Messrate der Scanner nun verzehnfachen. Termine und Veranstaltungen Nr. 11 – 2009 1 2 3 4 5 6 Mediendienst

Mediendienst Nr. 11 – 2009 Historie in 3-D - Fraunhofer€¦ · Fraunhofer-Institut für Graphische Daten-verarbeitung IGD Fraunhoferstraße 5 64283 Darmstadt Pressekontakt: Dr

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Fraunhofer-PresseTelefon: 089 [email protected]/presse

Historie in 3-DDreidimensionale Computergrafiken halten Einzug ins Museum:Kunstgegenstände sollen in einem digitalen Archiv räumlich dargestelltwerden. Das erleichtert Forschern die Suche nach ähnlichen Museums-exponaten und bietet Laien eine faszinierende 3-D-Schau.

Wurzelbehandlung aus einem GussBei Wurzelbehandlungen muss der Zahnarzt zu verschiedenen Mate-rialien greifen. Diese verbinden sich jedoch nicht immer optimal – teil-weise sind teure Nachbehandlungen nötig. Eine neue Materialklasseerfüllt die unterschiedlichen Anforderungen.

Laser bringen Metalle auf HochglanzMetalloberflächen zu polieren ist eine anspruchsvolle, aber monotoneAufgabe, für die sich nur schwer geeignete Nachwuchskräfte finden.Poliermaschinen sind keine Alternative zur Handarbeit – sie kommenan viele Flächen nicht heran. Eine Lösung: Laser polieren das Metall.

Geschüttelt oder gerührt?Bevor Bauteile gepresst und gesintert werden, füllt man das Metallpul-ver in die formgebende Matrize ein. Forscher haben diesen Vorgangerstmals simuliert, so lässt sich etwa eine gleichmäßige Dichte des Pul-vers erzielen. Das Ergebnis: ein wirtschaftlicher Herstellungsprozess.

Greifer mit FingerspitzengefühlSolarwafer für die Photovoltaik-Produktion sind extrem sensibel. Ineinem Test- und Demozentrum untersuchen Forscher, welche Greifersich für die zerbrechlichen Scheiben am besten eignen, und zeigenauf, wie sich Fertigungsprozesse optimieren lassen.

Entfernungsmessung in MikrosekundenWill man die Größe eines Raumes vermessen, reicht die Schnelligkeitvon üblichen Lasermessgeräten aus. Bei mobilen Anwendungen aufder Straße kann es jedoch nicht schnell genug gehen. Forscher konn-ten die Messrate der Scanner nun verzehnfachen.

Termine und Veranstaltungen

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Mediendienst

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Fraunhofer-Institut für Graphische Daten-verarbeitung IGDFraunhoferstraße 564283 DarmstadtPressekontakt:Dr. Konrad BaierTelefon 06151 155-146Fax 06151 [email protected]

© Universität Bonn

In einem virtuellen Archiv sollen Kunstgegenstände digitalisiert und dreidimensional dargestellt werden.

Bild in Farbe und Druckqualität: www.fraunhofer.de/presse

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Historie in 3-DWer keine Zeit hat, nach Florenz zu reisen, der kann sich Michelange-los David-Statue im Internet anschauen. Dort rotiert David lebensechtin 3-D um seine Achse. Das lässt erahnen, was Forscher derzeit imeuropäischen Verbundprojekt 3D-COFORM entwickeln: ein virtuellesArchiv für Kunstgegenstände der Welt, das das museale Erbe derMenschheit digitalisieren soll. Vasen, historische Speere oder gar ganzeTempel lassen sich dreidimensional darstellen. Museumsbesucher wer-den damit in einigen Jahren römische Amphoren am Bildschirm drehenoder um Tempel herumfliegen können. Die virtuelle Sammlung wirdvor allem Wissenschaftlern die Suche nach Vergleichsobjekten erleich-tern, die von denselben Künstlern oder Völkern stammen oder verges-sen in Museumskellern lagern. Das Archiv soll intelligent sein und diegespeicherten Objekte allein finden und verknüpfen. Auf Befehle wie»Zeige mir griechische Vasen aus dem sechsten Jahrhundert vor Chri-stus mit mindestens zwei Henkeln« wird die Datenbank Exponate ausverschiedensten Sammlungen der Welt präsentieren.

Heute sind gedruckte Kataloge mit Fotos oder schriftliche Beschreibun-gen von Objekten Standard. Doch die Dreidimensionalität bietet großeVorteile, denn ein 3-D-Datensatz enthält den Blick auf alle Seiten desObjekts. Er liefert Informationen über die Oberflächenbeschaffenheitoder den Zustand einer Farbe – wertvolle Daten für Restauratoren. Wiedie David-Statue zeigt, gibt es schon heute eindrucksvolle 3-D-Anima-tionen von Kunstobjekten. »Von einer sinnvollen Verknüpfung dreidi-mensionaler Daten verschiedener Objekte jedoch sind wir weit ent-fernt«, sagt Dr. André Stork, Abteilungsleiter am Fraunhofer-Institutfür Graphische Datenverarbeitung IGD in Darmstadt und Partner im 3D-COFORM-Konsortium.

Stork und sein Team generieren die 3-D-Modelle und bereiten sie fürdas digitale Archiv auf. »So ein 3-D-Scan ist nichts anderes als eineWolke von Messpunkten. Erst durch Nachbearbeitung wird daraus einechtes Abbild des Gegenstands«, sagt Stork. Die Forscher entwickelnRechenvorschriften, die aus den Messdaten das eigentliche Objekt her-auslesen. Sie müssen bestimmte Strukturen korrekt identifizieren –Arme von Statuen oder Säulen am Gebäude. Auch wiederkehrendeMuster auf Vasen soll die Software erkennen. Zur virtuellen Präsenta-tion gehört auch eine detailgetreue Darstellung: Das Abbild eines Tem-pels macht wenig Sinn, wenn man ihn nicht zusammen mit demSchattenspiel seiner Säulen betrachten kann. Die Darmstädter kombi-nieren daher verschiedene Verfahren, um Lichteffekte zu simulieren.

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Nr. 11 – 2009

Ansprechpartner:Dr.-Ing. André StorkTelefon 06151 155-469Fax 06151 [email protected]

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Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISCNeunerplatz 297082 WürzburgPressekontakt:Marie-Luise RighiTelefon 0931 4100-128Fax 0931 [email protected]

© Fraunhofer ISC

Eine Forscherin stellt Dentalpräparate aus einem neuenMaterial her.

Bild in Farbe und Druckqualität: www.fraunhofer.de/presse

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Wurzelbehandlung aus einem GussDer Zahn pocht ohne Unterlass – der Gang zum Zahnarzt ist unum-gänglich. Ist das Kauwerkzeug zu stark durch Karies geschädigt, hilftoft nur noch eine Wurzelbehandlung. Dabei entfernt der Zahnarztzunächst den Nerv und schließt den entstehenden Hohlraum miteinem Füllmaterial. Dieses muss so dicht sein, dass keine Bakteriendurchkommen: Der Wurzelkanal könnte sich sonst erneut entzünden.Andererseits muss sich das Material gegebenenfalls wieder entfernenlassen. Ist die Zahnkrone stark zerstört, verankert der Zahnarzt miteinem Befestigungszement einen Wurzelstift in dem zuvor gefülltenWurzelkanal. Dieser Stift dient als Verankerung für das Kompositmate-rial, aus dem der fehlende Teil des Zahns – der Stumpf – wieder aufge-baut wird, und auf die der Zahnarzt wiederum die Krone setzt. Bei derWurzelbehandlung treffen also verschiedene Materialien aufeinander,die jeweils verschiedene Anforderungen erfüllen müssen. Das Problemdabei: Die Materialien sind nicht immer miteinander kompatibel oderverbinden sich nicht optimal mit der Zahnhartsubstanz. Das kann dazuführen, dass der Stift bricht, Stumpf und Krone nicht ausreichend amStift haften und die teure Krone erneuert werden muss. Solche Fehlertreten nicht selten auf: Die Rate liegt im einstelligen Prozentbereich.

Forscher des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung ISC in Würzburghaben mit ihren Kollegen der VOCO GmbH nun einen Werkstoff ent-wickelt, der sich für alle Komponenten einer Wurzelkanalbehandlungeignet. »Basis dieses Stoffs sind ORMOCERE®«, sagt Dr. Herbert Wol-ter, Gruppenleiter am ISC. »Diese ORMOCERE® haben wir mit ver-schiedenen Nano- und Mikropartikeln kombiniert, um die höchstunterschiedlichen Eigenschaften zu erreichen – Experten sprechen vonNanohybridmaterialien.« So sollten die Stoffe, mit denen der Wurzel-kanal gefüllt wird, beim Aushärten möglichst nicht schrumpfen, mitder Zahnhartsubstanz dicht abschließen und im Röntgenbild sichtbarsein. Das Material, aus dem der Zahn wieder aufgebaut wird, solltedagegen die gleichen Eigenschaften aufweisen wie der Zahn selbst.»Hybridmaterialien eignen sich gut für diese Anforderungen. Ein Bei-spiel: Sie schrumpfen bei der Aushärtung nur um etwa 1,3 Prozent.Herkömmliche Stoffe schrumpfen meist um 2 bis 4 Prozent. Auch las-sen sich die ORMOCERE so einstellen, dass sie gut an den unterschied-lichen Zahnbereichen haften«, sagt Wolter. Derzeit stellen die Mitar-beiter der VOCO GmbH aus den Materialien Dentalpräparate her – dieProduktentwicklung ist also bereits in vollem Gange. In wenigen Jah-ren könnte die neue Entwicklung auf den Markt kommen.

MediendienstThema 2

Nr. 11 – 2009

Ansprechpartner:Dr. Herbert WolterTelefon 0931 4100-510Fax 0931 [email protected]

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Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILTSteinbachstraße 1552074 AachenPressekontakt:Dipl.-Phys. Axel BauerTelefon 0241 8906-194Fax 0241 [email protected]

© Fraunhofer ILT

Metallene Form für die Glasherstellung: Die Form ist imunteren Teil unbearbeitet, im oberen laserpoliert. Rechts istdas Produkt zu sehen, das mit einer solchen Form herge-stellt werden kann.

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Laser bringen Metalle auf HochglanzArbeitsplätze sind begehrt. Manche Branchen allerdings tun sichschwer, Nachwuchskräfte zu finden: so etwa bei Facharbeitern, dieSpritzgussformen polieren. Die Arbeit ist zeitaufwändig und eintönig,erfordert aber dennoch höchste Konzentration. Denn ist erst eineMacke in der Form, ist sie wertlos. Eine einzige Metallform zu polieren,kostet die Fachkräfte oft eine ganze Woche. Maschinen für dieseunbeliebte Arbeit einzusetzen, war bisher keine Alternative: Sie kom-men an die häufig nach innen gewölbten Formen nicht heran.

Forscher am Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT in Aachen habeneine Möglichkeit entwickelt, die Polierarbeiten zu automatisieren: »Wirpolieren die Oberfläche nicht manuell mit Schleif- und Poliermitteln,sondern mit einem Laser«, sagt Dr.-Ing. Edgar Willenborg, Gruppenlei-ter am ILT. »Der Laserstrahl schmilzt die Oberfläche etwa 50 bis 100Mikrometer tief an. Die Oberflächenspannung sorgt dafür, dass dasflüssige Metall gleichmäßig verläuft und geglättet erstarrt.« Wie beimherkömmlichen Schleifen und Polieren werden diese Prozesse immerfeiner: Im ersten Schritt schmelzen die Forscher etwa 100 Mikrometerder Oberfläche an, in weiteren Schritten schmelzen sie sie immer weni-ger tief. »Diese Umschmelztiefe können wir durch verschiedene Para-meter einstellen: durch die Laserleistung, durch die Geschwindigkeit,mit der der Laser über die Oberfläche fährt, und durch die Länge derjeweiligen Laserpulse«, sagt Willenborg. Beim Laserpolieren wird dieOberfläche zwar noch nicht so glatt wie bei perfekter Handarbeit –während Handpolierer eine Rauheit Ra von 5 Nanometern erreichenkönnen, schafft der Laser derzeit eine von 50 Nanometern – dennochsieht Willenborg einen großen Markt. »Wir wollen vor allem die mittle-ren Qualitäten automatisieren: 50 Nanometer Rauheit reicht für vieleAnwendungen und für die Formen für Standard-Kunststoffteile aus.«Der Highend-Bereich dagegen soll weiterhin Handarbeit bleiben.

Der Zeitgewinn durch das Laserpolieren und die damit verbundeneKostenersparnis sind enorm: Während ein Facharbeiter per Hand etwa10 bis 30 Minuten pro Quadratzentimeter braucht, schafft der Laserdie gleiche Fläche in etwa einer Minute. Einen Prototypen der Laserpo-liermaschine gibt es bereits, die Wissenschaftler haben ihn mit derMaschinenfabrik Arnold entwickelt. In ein bis zwei Jahren, schätzt Wil-lenborg, ist das System einsatzbereit. Auf der Messe Euromold vom 2. bis 5. Dezember in Frankfurt zeigen die Forscher Beispiele für laser-polierte dreidimensionale Oberflächen (Halle 8, Stand M114).

MediendienstThema 3

Nr. 11 – 2009

Ansprechpartner:Dr.-Ing. Edgar WillenborgTelefon 0241 8906-213Fax 0241 [email protected]

Roman OstholtTelefon 0241 [email protected]

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Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWMWöhlerstraße 1179108 FreiburgPressekontakt:Thomas GötzTelefon 0761 5142-153Fax 0761 [email protected]

© Fraunhofer IWM

Die Simulation hilft bei der Herstellung von Bauteilen: Sieerrechnet die beste Methode, um eine gleichmäßige Dichtedes Pulvers in der formgebenden Matrize zu erzielen.

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Geschüttelt oder gerührt?Es geht rasend schnell: Der Füllschuh, eine Art Karton ohne Boden,schiebt sich über eine Fläche, in der eine Mulde die Form des ge-wünschten Bauteils bildet. In diese Matrize rieselt das feinkörnigeMetallpulver aus dem Füllschuh hinein. Dann pressen Stempel dielosen Pulverkörner mit einem Druck von einigen hundert Megapascalzusammen – fertig ist der »Grünling«. Dieser sieht zwar schon wie dasfertige Bauteil aus, doch erst das Sintern im Ofen bei einer Temperaturunter dem Schmelzpunkt des Werkstoffs sorgt dafür, dass die gepres-sten Kornstrukturen sich weiter verdichten und aushärten.

Trockenpressen und Sintern sind in der Industrie gängige Prozesse. Sieliefern formgenaue Bauteile mit einer hohen mechanischen Belastbar-keit. Doch Fraunhofer-Forscher wollen das Verfahren perfektionierenund kostenintensiven Ausschuss vermeiden. »Das Befüllen der Matrizeist ein kritischer Schritt beim Trockenpressen«, sagt Dr. Claas Bierwischvom Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM in Freiburg. »DasMetallpulver verteilt sich nicht hundertprozentig gleichmäßig in derForm.« Diese inhomogenen Dichteverteilungen könnten jedoch zuVerzügen oder gar Rissen führen und die Belastbarkeit, Präzision undLanglebigkeit des Bauteils beeinflussen, erklärt der Projektleiter. Bishermusste man für das Befüllen kostspielige Versuch- und Irrtumexperi-mente in Kauf nehmen. Um diese zu umgehen, haben die Forschereine Simulation entwickelt, mit deren Hilfe sie den Füllprozess optimie-ren können. »Bei der numerischen Beschreibung des Pulvers erfassenwir quasi jedes einzelne Korn«, erklärt Bierwisch. Dabei berücksichti-gen die Forscher die physikalischen Eigenschaften, Größe und Formder Körner sowie die Form der Matrize. Dann berechnen sie, wie undwohin die Pulverkörner in die Matrize fließen und wie die Dichtevertei-lung nach dem Befüllen ist. Erstmals lässt sich die Herstellung dreidi-mensionaler Bauteile realitätsnah simulieren – wie Zahnräder in Getrie-ben oder Dichtscheiben in Einhand-Mischbatterien am Waschbecken.

Zudem können die Forscher Rückschlüsse auf den Füllvorgang ziehen.Wie groß muss die Geschwindigkeit des Füllschuhs sein? Wie muss ersich bewegen? In manchen Fällen reicht es aus, wenn er vor undzurück fährt. Für andere Bauteile muss die Matrize zusätzlich oszillie-ren. Die Wissenschaftler simulieren die Vorgänge beim Sintern bis hinzum fertigen Bauteil und bilden so die gesamte Prozesskette ab. Der-zeit optimieren sie die Herstellung von weichmagnetischen Spulen-kernen in Radnabenmotoren, die für Elektrofahrzeuge künftig einewichtige Rolle spielen könnten.

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Ansprechpartner:Dr. Claas BierwischTelefon 0761 5142-3 47Fax 0761 [email protected]

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Fraunhofer-Institut fürProduktionstechnik und Automatisierung IPANobelstraße 1270569 StuttgartPressekontakt:Hubert Grosser, Axel StorzTelefon 0711 970-1177Fax 0711 [email protected]

© Fraunhofer IPA

Solarwafer sind mit einer Dicke von 150 bis 180 Mikrome-tern extrem empfindlich und zerbrechen leicht.

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Greifer mit FingerspitzengefühlWer kennt das nicht: Beim Abspülen ein bisschen zu fest gedrückt –schon ist das Sektglas zerbrochen. Ähnlich geht es Technikern in derPhotovoltaik-Produktion beim Umgang mit Solarwafern. Mit einerDicke von 150 bis 180 Mikrometern sind die filigranen Substrateextrem empfindlich. Um die Wafer anzuheben oder zu transportieren,können unterschiedliche automatische Greifer eingesetzt werden:Während mechanische Greifer die Wafer direkt berühren, erzeugenBernoulli-Greifer zwischen Greifer und Wafer einen Unterdruck und»halten« das Objekt dadurch in der Mitte fest.

»Die Greifer müssen auch bei hoher Geschwindigkeit präzise und sen-sibel arbeiten. Denn in der Fertigung sollen sie möglichst wenig Aus-schuss produzieren, gleichzeitig aber einen hohen Durchsatz ermögli-chen«, sagt Christian Fischmann, Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA. Im instituts-eigenen Test- und Demo-Zentrum, das derzeit in einem EU-Programmetabliert wird, bewertet der Wissenschaftler unterschiedliche Greiferund Handhabungsmethoden. Arbeitet die helfende Roboterhand prä-zise? Mit bloßem Auge betrachtet, sieht die Bewegung auch bei hoherGeschwindigkeit ideal aus. Doch die Aufnahmen der High-Speed-Kamera zeigen, dass der Greifer das Objekt leicht zeitverzögert los-lässt. Das beeinträchtigt die Taktzeit in der Fertigung. In manchen Pro-zessschritten ist besonderes Fingerspitzengefühl gefragt, etwa, umWafer von einem Stapel anzuheben. Eine Methode, die mit Luftströ-men arbeitet, trennt die Wafer auf schonende Weise: Der Stapel wirdmit Düsen aufgepustet, so dass der oberste Wafer sich von den ande-ren löst und über dem Stapel »schwebt«. In ihren Untersuchungen zei-gen die Stuttgarter auch auf, wie sich Fertigungsprozesse durch denEinsatz unterschiedlicher Greifprinzipien optimieren lassen. Bisher wirdin der Praxis oft die gesamte Produktion mit einem einzigen Greifertypdurchgeführt. »Die verschiedenen Handhabungsmethoden sind jedochnicht für jeden Prozessschritt gleich gut geeignet«, erklärt Fischmann.»Letztlich muss das Verhältnis zwischen Sensibilität, Schnelligkeit undBetriebskosten stimmen.« So ist etwa der Einsatz von Bernoulli-Grei-fern verhältnismäßig teuer, da ständig Luft angepumpt werden muss.

Noch befindet sich das Demozentrum in der Aufbauphase – einigeKunden, die ihre Greifsysteme testen lassen wollen, haben die Forscherjedoch bereits gewonnen. Nun wollen die Wissenschaftler ihr Angeboterweitern und die sauberkeitsgerechte Handhabung von kontaminier-ten Wafern und die Kontamination durch Greifer untersuchen.

MediendienstThema 5

Nr. 11 – 2009

Ansprechpartner:Christian Fischmann Telefon 0711 [email protected]

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Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik IPMHeidenhofstraße 879110 FreiburgPressekontakt:Dr. Anna VogtTelefon 0761 8857-130Fax 0761 [email protected]

© Fraunhofer IPM

Der Laserscanner (rechts) bestimmt in einem Messkanal alle 0,5 Mikrosekunden den Abstand eines biszu 80 Metern entfernten Objekts.

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Entfernungsmessung in MikrosekundenPasst der Schwertransporter unter der Brücke durch? Oder muss ereinen anderen Weg nehmen? Lassen die Häuser genug Platz für densperrigen LKW? Um solche Fragen zu klären, erkundet ein Messautovorab die Strecke, die der Schwertransport nehmen soll. Ein auf demAuto befestigter Laserscanner erfasst Brücken sowie Häuser, Schilderund Bäume am Straßenrand. Die Funktionsweise des Scanners: Er sen-det kurze Laserpulse aus, die an Hindernissen reflektiert werden. Überdie Zeit, die das Licht braucht, um wieder beim integrierten Sensoranzukommen, kann man auf den Abstand zum Hindernis schließen.Die Ergebnisse werden mit der Position des Autos gekoppelt, die überSatellitenmessungen bestimmt wird. Bislang müssen die Wagen beidiesen Messungen recht langsam fahren, um ausreichend viele Punkteaufzunehmen. Auch der Einsatz solcher Scanner in Flugzeugen oderHubschraubern zur Bestimmung von Geländehöhen und Objekten aufdem Gelände ist schwierig. Da das Flugzeug recht schnell ist, ist dieAuflösung entsprechend gering und das entstehende Bild löchrig.

Forscher am Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik IPM inFreiburg haben die Messrate der Entfernungsmessung nun erheblicherhöht. Kern jedes Laserscanners ist die Laserentfernungsmessung.»Wir können entweder zehnmal schneller messen oder bei gleicherGeschwindigkeit des Scanners – etwa auf einem Flugzeug – zehnmalmehr Punkte analysieren«, sagt Dr. Ilia Bourovoi, Projektleiter am IPM.Der Laser misst die Entfernung mehrere Millionen Mal pro Sekunde.Wie erreichen die Forscher diese Schnelligkeit? »Wir haben neue elek-tronische Schaltungen und eine spezielle Software zur Datenverarbei-tung entwickelt. Außerdem haben wir die Taktung des Laserstrahlsoptimiert.« Während herkömmliche Scanner mehrere Pulse für eineMessung brauchen, ermittelt das neue Pulslaserradar die Entfernungmit jedem einzelnen ausgesandten Puls. Das bietet neben der höherenMessgeschwindigkeit einen weiteren Vorteil: Die Ergebnisse sind unab-hängig von der Geschwindigkeit, mit der sich der Scanner bewegt –etwa wenn er auf einem Auto oder Flugzeug montiert ist. Bei Scan-nern, die mehrere Laserpulse pro Punkt brauchen, verschmieren Detailsleicht, da sich der Scanner bei den nachfolgenden Pulsen bereits wie-der weiter bewegt hat.

Ein Laborgerät des neuen Pulslaserradars gibt es bereits. So könntenkünftig Messfahrzeuge, die im normalen Verkehrsfluss mitfahren, 3-D-Daten von Straßenumgebungen aufnehmen. Selbst aus dem Flug-zeug liefert der Pulslaserradar noch eine hohe Messpunktdichte.

MediendienstThema 6

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Ansprechpartner:Dr. Ilia BourovoiTelefon 0761 8857-280Fax 0761 [email protected]

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Weitere Termine finden Sie imInternet unter:www.fraunhofer.de/fhg/events

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2. November: Fraunhofer-Forum »Food Chain Management«

in München www.fraunhofer.de/veranstaltungen-messen

3. und 4. November: Kongress »Zukunftsraum Schule – Schulgebäude nachhaltig gestalten«

in Stuttgartwww.zukunftsraum-schule.de

4. und 5. November: Seminar »Informationssicherheit als Managementaufgabe«in Sankt Augustinwww.fraunhofer.de/veranstaltungen-messen

10. und 11. November: Internationale Konferenz »Accuracy inForming Technology ICAFT 2009« und 16. sächsische Fach-tagung Umformtechnik

in Chemnitzwww.iwu.fraunhofer.de

12. und 13. November: Seminar mit Praktikum »Wärmefluss-Thermographie als zerstörungsfreies Prüfverfahren in der Produktion«

in Erlangenwww.vision.fraunhofer.de/de/0/events/127.html

16. November: Seminar »Immersive Gebäudeplanung – Praktische Erfahrungen mit Virtual Reality im Bau«

in Stuttgartwww.iao.fraunhofer.de/lang-de/veranstaltungen.html

19. November: inHaus-Forum 2009

in Duisburgwww.fraunhofer.de/Images/071009-inhausforum_tcm7-29660.pdf

MediendienstTermineVeranstaltungen

Nr. 11 – 2009

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ImpressumMediendienst der Fraunhofer-Gesellschaft

Erscheinungsweise: monatlichISSN 0948 - 8375

Herausgeber und Redaktionsanschrift: Fraunhofer-GesellschaftPresse und ÖffentlichkeitsarbeitHansastraße 27c80686 MünchenTelefon: 089 1205-1301Fax: 089 [email protected]

Alle Pressepublikationen undNewsletter im Internet auf:www.fraunhofer.de/presseDer Mediendienst erscheint ineiner englischen Ausgabe als»Research News«.

RedaktionFranz Miller, Janine Drexler,Tim Schröder, Tina Möbius

Abdruck honorarfrei,Belegexemplar erbeten.

Die Fraunhofer-Gesellschaft ist die größteOrganisation für angewandte Forschung in Europa. Sie betreibt derzeit 80 Forschungs-einrichtungen an über 40 Standorten in ganzDeutschland, darunter 60 Institute. Rund 17 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitüberwiegend natur- oder ingenieurwissen-schaftlicher Ausbildung erarbeiten das jährli-che Forschungsvolumen von 1,5 MilliardenEuro.

Rund zwei Drittel der Vertragsforschung er-wirtschaften die Fraunhofer-Institute mit Auf-trägen aus der Industrie und mit öffentlichfinanzierten Forschungsprojekten. Etwa einDrittel steuern Bund und Länder bei.

Die Fraunhofer-Gesellschaft führt Forschungs-und Entwicklungsaufträge für Wirtschaft,Staat und öffentliche Hand durch. Die inter-nationale Zusammenarbeit wird durch Nieder-lassungen in den USA und in Asien gefördert.

Felder der Fraunhofer-Forschung:• Werkstofftechnik, Bauteilverhalten• Produktionstechnik, Fertigungstechnologie• Informations- und Kommunikationstechnik• Mikroelektronik, Mikrosystemtechnik• Prüftechnik, Sensorsysteme• Verfahrenstechnik• Energie- und Bautechnik, Umwelt- und

Gesundheitsforschung• Technisch-ökonomische Studien,

Informationsvermittlung