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Mehrprotonige Säuren (z.B. H2SO4) Mehrprotonige Säuren protolysieren stufenweise. Jede Stufe hat eine eigene
Säurekonstante, deren Werte von Stufe zu Stufe kleiner werden (die Protolyse wird
immer unvollständiger).
Aufgabe: Welchen pH-Wert hat ein 0,01-molare Schwefelsäure (KS1 = 1000, KS2 = 0,01
mol/L)?
+ +H2SO4 H2O H3O+ HSO4- KS1 = 1000
Beginn: c0 0 0 mol/L (starke Säure)
GG: 0 c0 c0 mol/L
Da KS1 >> 1 ist, liegt das GG der obigen Reaktion vollständig auf der Produktseite,
d.h. alle H2SO4-Moleküle haben ein Proton an das Wasser abgegeben, so daß für
die erste Protolysereaktion [H2SO4] = [H3O+] = c0 gesetzt werden kann.
+ +HSO4- H2O H3O+ SO4
2- KS2 = 0,01 = 10-2
Beginn: c0 c0 0 mol/L (schwache S.)
GG: c0 - x c0 + x x mol/L
Da KS2 << 1 ist, liegt das GG der zweiten Protolysereaktion weitgehend auf der Seite
der Edukte, d.h. nur ein kleiner Teil x der HSO4- - Moleküle hat sein Proton an das
Wasser abgegeben (--> HSO4- ist nur eine schwache Säure).
+ 2-
3 4 0S2 -
042
0 S2 0 S22
0 S2 S2 0
[H O ] [SO ] (c x)xK = = (c - x)[HSO ]
c x + x = K c - K x
x + x(c + K ) - K c = 0
⋅ +
⋅ ⋅ ⋅
⋅
22
2 -2 -2 -2 -2 20 S2 0 S2 -2 -2
1,2 S2 0
-2 -41,2
-21
-22
+ -2 -23 0
quadratische Gleichung lösen:
(c + K ) (c + K ) (10 + 10 ) (10 + 10 )x = K c = 10 102 4 2 4
x = 10 2 10
x = 0,41 10
(x = - 2,41 10 )
[H O ] = c x = 10 + 0,41 10 =
− ± + ⋅ − ± +
− ± ⋅
⋅
⋅
+ ⋅ -21,41 10⋅
⋅
pH = -log 1,41 × 10-2 ⇒ pH = 1,85
Zum Vergleich: eine 0,01-molare Salzsäure (einprotonige starke Säure) hat einen
pH-Wert von 2.
Puffersysteme Puffersysteme bestehen aus einer schwachen Säure und zusätzlich der dazu
konjugierten Base. Man kann mit ihnen einen definierten pH-Wert einstellen, der
auch nach Zugabe von Säure bzw. Base einigermaßen konstant bleibt. Beispiele für
Puffersysteme in 3 verschiedenen pH-Bereichen sind:
HAc / Ac- pKS = 4,75 (wirksamer pH-Bereich von 3,75 - 5,75) sauer
H2PO4- / HPO4
2- pKS = 7,2 (wirksamer pH-Bereich von 6,2 - 8,2) neutral
NH3 / NH4+ pKS = 9,25 (wirksamer pH-Bereich von 8,25 - 10,25) basisch
Der pH-Wert eines Puffersystems ergibt sich (am Beispiel vom HAc / Ac-) aus:
HAc + H2O H3O+ + Ac-
+ -3
S[H O ] [Ac ]K =
[HAc]⋅
da zusätzlich zur Essigsäure noch Acetat zugegeben wird, ist: [H3O+] ≠ [Ac-]
+3 S -
[HAc][H O ] = K[Ac ]
⋅
23
⇒ [konjugierte Base]pH = pKs + log[konjugierte Säure]
Puffergleichung (Henderson-Hasselbalch-Gleichung) Für ein Puffersystem mit einem Stoffmengenverhältnis von 1:1 (optimaler Puffer) gilt
daher: pH = pKS.
Bei Zugabe von zusätzlicher Säure oder Base reagieren konjugierte Base/Säure des
Puffersystems:
Säurezugabe: H3O+ + Ac- HAc + H2O
Basenzugabe: OH- + HAc Ac- + H2O
und fangen damit die Säure/Basenzugabe ab: der pH-Wert bleibt also in etwa
konstant.
Aufgabe: Welchen pH-Wert hat ein äquimolarer (1-molarer) H2PO4
-/HPO42- Puffer (pKS = 7,2)?
Welche pH-Werte stellen sich nach Zugabe von 0,01 mol HCl bzw. 0,01 mol NaOH
ein?
1pH = 7,2 + log = 7,21
pH-Wert der reinen Pufferlösung vor Zugabe von Säure
bzw. Base
pH-Wert nach Zugabe von 0,01 mol HCl (da HCl eine starke Säure ist können wir
[HCl] = [H3O+] setzen), es gilt:
+ +H3O+ HPO42- H2PO4
- H2O Beginn: 0,01 1 1
GG: 0 1-0,01 1+0,01
⇒ 1-0,01pH = 7,2 + log = 7,191+0,01
zum Vergleich: ein Zusatz von 0,01 mol HCl zu 1 Liter H2O würde den pH-Wert von 7
auf 2 erniedrigen.
24
pH-Wert nach Zugabe von 0,01 mol NaOH:
+ +OH- H2PO4- HPO4
2- H2O Beginn: 0,01 1 1
GG: 0 1-0,01 1+0,01
⇒ 1+0,01pH = 7,2 + log = 7,211-0,01
Damit der Puffer wirksam ist, sollte das Stoffmengenverhältnis konjugierte
Säure/Base im Bereich zwischen 1:10 und 10:1 liegen. Für den in der letzen Aufgabe
beschriebenen Phosphat-Puffer ergibt sich damit ein wirksamer pH-Bereich von 6,2
bis 8,2 (aus: log 1/10 bzw. log 10/1 in der Puffergleichung)
Beispiel aus der Praxis: Sie wollen einen Phosphatpuffer mit pH = 6,5 herstellen,
welches Verhältnis an H2PO4- / HPO4
2 benötigen Sie? (Lösung: 1/5)
Indikatoren Indikatoren sind (kompliziert aufgebaute) organische schwache Säuren (HInd), deren
konjugierte Base (Ind-) eine andere Farbe hat als die konjugierte Säure, z.B. ist bei
Lackmus (KS = 10-7 mol/L) die Indikatorsäure rot und die konjugierte Base blau
gefärbt. Durch Zugabe von Säuren bzw. Basen wird das Gleichgewicht:
+ +HInd H2O H3O+ Ind-
rot blau
nach links bzw. rechts verschoben, so daß die Lösung jeweils rot oder blau erscheint.
Liegt das Gleichgewicht nicht jeweils ganz auf der rechten bzw. linken Seite, treten
blaurote bis rotblaue Mischfarben (Umschlagsbereich des Indikators) auf. + -
3 -7 + -7S 3 -
[H O ] [Ind ] [HInd]K = = 10 mol/L [H O ] = 10[HInd] [Ind ]
⋅⇒ ⋅
Lackmus ist rot (und ändert seine Farbe nicht mehr), wenn:
-7 -7 -5-
[HInd] 10010 10 10 pH 5 rot1[Ind ]
⋅ ≥ ⋅ ≥ ⇒ ≤
25
Lackmus ist blau, wenn:
-7 -7 -8-
[HInd] 110 10 10 pH 8 blau10[Ind ]
⋅ ≤ ⋅ ≤ ⇒ ≥
Die Zahlenwerte 10-8 bzw. 10-5 können Sie nicht herleiten, diese ergeben sich aus
dem für Lackmus typischen Umschlagsbereich. Andere Indikatoren haben (je nach
Farbe) größere oder kleinere Umschlagsbereiche:
Indikator Farben HInd...Ind- Umschlagsbereich
Methylrot rot...gelb pH 4,2...6,3
Lackmus rot...blau pH 5...8
Phenolphthalein farblos...rot pH 8,3...10
Für eine Titration verwendet man je nach Lage des Äquivalenzpunktes (ÄP) den
geeigneten Indikator. (Der ÄP der Titration muß im Umschlagsbereich des Indikators
liegen).
Bsp.: Titration von 50 mL 0,1-molarer HCl-Lösung mit 0,1-molarer NaOH (siehe
Übungsbeispiele) → ÄP fällt mit dem Neutralpunkt (d.h. pH = 7) zusammen, als
Indikator ist Lackmus geeignet.
Titration von 50 mL 0,1-molarer HAc mit 0,1-molarer NaOH (siehe „Hausaufgabe“) →
ÄP liegt im Basischen (genauer pH?), als Indikator ist Phenolphthalein geeignet.
26
Redox-Reaktionen Viele chemische Reaktionen verlaufen unter Übertragung von Elektronen von einem
Atom oder Ion auf ein anderes. Unter Reduktion versteht man die
Elektronenaufnahme, unter Oxidation die Elektronenabgabe. Die Bilanzierung einer
Redoxreaktion erfolgt durch ein einfaches Verfahren, wenn die Oxidationszahlen der
relevanten Atome bekannt sind. Man kann die Oxidationszahlen aus den Lewis-
Strichformeln oder (einfacher) nach einigen Regeln ermitteln (siehe Vorlesung).
Oxidation: Elektronenabgabe, d.h. die Oxidationszahl des oxidierten Atoms wird
positiver
Reduktion: Elektronenaufnahme, d.h. Oxidationszahl des reduzierten Atoms wird
negativer
+A(oxidierte Form) B(reduzierte Form) +A(reduzierte Form) B(oxidierte Form) A ist das Oxidationsmittel, da es B oxidiert. Das Oxidationsmittel wird dabei immer
selbst reduziert. B ist das Reduktionsmittel, da es A reduziert. Das Reduktionsmittel
wird dabei immer selbst oxidiert.
Da beide Vorgänge nur zusammen auftreten können, bezeichnet man sie als Redox-
Reaktion.
Beispiel zum Aufstellen einer Redox-Gleichung: Gegeben sei die unvollständige Redoxgleichung:
- - 2+ -4 2 3MnO + NO Mn + NO (im Sauren)→
1.) Zuerst werden die relevanten Oxidationszahlen ermittelt und die Teilgleichungen
aufgestellt. Dabei werden die Teilgleichungen ausgeglichen, d.h. auf beiden
Seiten der Gleichung muß die gleiche Gesamtladung stehen und die Elemente
müssen in gleicher Anzahl auftreten (meist muß O2- oder H+ auf den Seiten
entsprechend ergänzt werden). Warum können Sie nicht einfach O2 ergänzen?
--> Sauerstoff ändert in der obigen Rkt. seine Ox.-zahl NICHT, nimmt also nicht
an der eigentlichen Redox-Rkt. teil, daher muß die ergänzte Sauerstoff-Spezies
ebenfalls Ox.-Zahl -2 haben, was in dem Teilchen O2- der Fall ist.
Alternative: Sie ergänzen in den Gleichungen gleich H2O und H+ anstelle von O2-
und überspringen damit Punkt 2.)
1
2++7 +2- - 2-
4+3 +5
- 2- - -2 3
MnO + 5 e Mn + 4 O Reduktion
N O + O N O + 2 e Oxidation
→
→
2.) Da in wäßriger Lösung ein O2- -Ion nicht existiert und die Reaktion laut Gleichung
im Sauren stattfindet, kann man durch Hinzufügen von H+ auf beiden Seiten
(2 H+ + O2- → H2O) die Gleichungen verbessern: 2++7 +2
- + -4 2
+3 +5- - +
2 2 3
MnO + 8 H + 5 e Mn + 4 H O
N O + H O N O + 2 H + 2 e
→
→ -
-
3.) Da die Anzahl der aufgenommenen und abgegebenen Elektronen nicht
übereinstimmt, müssen die Koeffizienten der oberen Gleichung mit 2 und die der
unteren Gleichung mit 5 multipliziert werden: 2++7 +2
- + -4 2
+3 +5- - +
2 2 3
2 MnO + 16 H + 10 e 2 Mn + 8 H O
5 N O + 5 H O 5 N O + 10 H + 10 e
→
→
4.) Addiert man nun beide Gleichungen, erhält man:
2 MnO4- + 16 H+ + 10e- + 5 NO2
- + 5 H2O → 2 Mn2+ + 8 H2O + 5 NO3- + 10 H+ + 10e-
5.) nach dem Kürzen:
2 MnO4- + 6 H+ + 5 NO2
- → 2 Mn2+ + 3 H2O + 5 NO3-
Da in wäßriger Lösung H+ immer in Form von H3O+-Ionen auftritt, werden die H+-
Ionen durch die Addition der entsprechenden Anzahl an H2O auf beiden Seiten der
Gleichung korrigiert (H+ + H2O → H3O+):
2 MnO4- + 6 H3O+ + 5 NO2
- → 2 Mn2+ + 9 H2O + 5 NO3-
Abschließend wird geprüft, ob auf der linken, verglichen mit der rechten Seite der
Gleichung alle Elemente in gleicher Anzahl (2 Mn, 5 N, 24 O, 18 H) und die gleiche
ionische Gesamtladung (-1 auf beiden Seiten) auftreten.
2
Findet die Reaktion im Alkalischen statt, verfährt man auf ähnliche Weise. Gegeben
sei die unvollständige Redoxgleichung: 2-
4 2 3CrO + H S Cr(OH) + S (im Alkalischen)→
Die entsprechenden Teilgleichungen sehen dann folgendermaßen aus: 6+ 3+
2- - - 2-4 3
-2 0+ -
2
Cr O + 3 OH + 3 e Cr (OH) + 4 O Reduktion
H S S + 2 H + 2 e Oxidation
→
→
Die O2- -Ionen werden durch Hinzufügen von H2O zu OH- umgesetzt nach der Gl.
H2O + O2- → 2 OH-, und da im Alkalischen keine H+ -Ionen auftreten (Gleichung der
Oxidation), werden diese durch Ergänzen von OH- in H2O überführt (nach H+ + OH-
→ H2O): 6+ 3+
2- - - -4 2 3
-2 0- -
2 2
Cr O + 3 OH + 4 H O + 3 e Cr (OH) + 8 OH
H S + 2 OH S + 2 H O + 2 e
→
→
Da die Anzahl der aufgenommenen und abgegebenen Elektronen nicht
übereinstimmt, müssen die Koeffizienten der oberen Gleichung mit 2 und die der
unteren Gleichung mit 3 multipliziert werden: 6+ 3+
2- - - -4 2 3
-2 0- -
2 2
2 Cr O + 6 OH + 8 H O + 6 e 2 Cr (OH) + 16 OH
3 H S + 6 OH 3 S + 6 H O + 6 e
→
→
Addiert man nun beide Gleichungen, erhält man:
2 CrO42- + 6 OH- + 8 H2O + 6 e- + 3 H2S + 6 OH- → 2 Cr(OH)3 + 16 OH- + 3 S + 6 H2O + 6 e-
nach Kürzen ergibt sich:
2 CrO42- + 2 H2O + 3 H2S → 2 Cr(OH)3 + 4 OH- + 3 S
Zum Schluß wieder kontrollieren, ob auf der linken und rechten Seite die gleiche
Anzahl aller Elemente (2 Cr, 3 S, 10 O, 10 H) steht und ob die ionische
Gesamtladung (-4 auf beiden Seiten) übereinstimmt.
3