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Das Amt für Umwelt und Energie Ba- sel-Stadt hat der Wegwerfkultur mit Einweggebinde den Kampf angesagt. Weshalb? Martin Gruber-Gschwind: Als Um- weltfachstelle beschäftigen wir uns primär mit der Abfallvermeidung und Ressourcenschonung.Aus dieser Sicht ist die Anwendung von Einwegmate- rialien besonders bedenklich. Wir be- trachten es deshalb als eine unserer Hauptaufgaben, der zunehmenden Verwendung solcher Materialien und dem damit verbundenen immensen Rohstoffverschleiss Einhalt zu gebie- ten. Die mangelnde Sauberkeit des öf- fentlichen Raumes ist eine direkte Fol- ge der heutigen Einweg- und Wegwerf(un)kultur. Wer von uns hat sich nicht schon darüber geärgert: Pappbecher, PET-Flaschen,Aludosen, zerbrochenes Einwegglas, Pommestü- ten und dergleichen verschandeln die schönsten Orte unserer Städte und Landschaften. Das Phänomen wird in Fachkreisen als «Littering» bezeich- net. Konkret steht dieser Begriff für das achtlose Wegwerfen und Liegen- lassen von Abfällen im öffentlichen Raum – auf der Strasse, im Park, im Tram, an der Bushaltestelle. Selbst da, wo man nur die Hand zum nächsten öffentlichen Abfallkübel auszu- strecken bräuchte, liegen massenweise Wegwerfgebinde herum. Weshalb haben Sie vermehrt Grossan- lässe im Auge? Gruber: Die bedenklichsten Zustände herrschen dort, wo viele Menschen zu- sammen kommen – an Festen, in Sta- dien, an Festivals und dergleichen. Bei solchen Anlässen wird öffentlich vor- gelebt, was sonst in unserer Gesell- schaft tabu ist: übelste Wegwerfmenta- lität mit Einweggebinden. Hier setzt unser Konzept an, wir möchten vor- bildliche öffentliche Veranstaltungen, die keine Abfallberge hinterlassen. Wie funktioniert das Basler Mehrweg- Konzept genau? Gruber: Im Zentrum steht der neue Mehrwegbecher. Gerade bei Grossan- lässen, wo Glas aus Sicherheits- und Logistikgründen nicht zur Anwen- dung kommen kann, bietet sich diese Mehrweglösung an. Der Becher hat ähnliche Eigenschaften wie ein Glas, er ist fest und griffig, was ihn von den «wabbeligen» Einwegbechern abhebt. Im Gegensatz zum Glas ist er aber leicht und splittert nicht. Daher lässt er sich sogar in der emotional hochge- peitschten Szene eines Fussballstadi- ons einsetzen. Der Mehrwegbecher hat auch kla- re ökologische Vorteile, er kann gewa- schen und mindestens 150-mal ver- wendet werden. 40 Oktober 2003, Umwelt Focus, Postfach, 8127 Forch Mehrwegbecher sind 25-mal ökologischer Abfall: Saubere Festplätze mit Basler Konzept Öffentliche Veranstaltungen, Stadtfeste und Festivals kämpfen mit gigantischen Ab- fallbergen. Ein neues Mehrwegkonzept des Amtes für Umwelt und Energie Basel- Stadt will die Abfallmengen markant reduzieren und so auch zur Ressourcenschonung beitragen. In Basel kommt an verschiedenen Anlässen ein Mehrwegbecher zum Ein- satz. Die Lösung hat sich bewährt: noch nie waren Festplätze so sauber. Martin Gru- ber-Gschwind befasst sich mit Abfallvermeidungsstrategien. Er ist Projektleiter im Amt für Umwelt und Energie Basel-Stadt und gibt hier auf häufig gestellte Fragen zum «Mehrwegkonzept» Auskunft. 530 Mehrwegbecher am Gurtenfestival – vorbei sind die Zeiten der «Wegwerfkultur».

Mehrwegbecher sind 25-mal ökologischer

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Umwelt Focus, Mehrwegbecher

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Page 1: Mehrwegbecher sind 25-mal ökologischer

Das Amt für Umwelt und Energie Ba-sel-Stadt hat der Wegwerfkultur mitEinweggebinde den Kampf angesagt.Weshalb?

Martin Gruber-Gschwind: Als Um-weltfachstelle beschäftigen wir unsprimär mit der Abfallvermeidung undRessourcenschonung.Aus dieser Sichtist die Anwendung von Einwegmate-rialien besonders bedenklich. Wir be-trachten es deshalb als eine unsererHauptaufgaben, der zunehmendenVerwendung solcher Materialien unddem damit verbundenen immensenRohstoffverschleiss Einhalt zu gebie-ten. Die mangelnde Sauberkeit des öf-fentlichen Raumes ist eine direkte Fol-ge der heutigen Einweg- undWegwerf(un)kultur. Wer von uns hatsich nicht schon darüber geärgert:Pappbecher, PET-Flaschen,Aludosen,zerbrochenes Einwegglas, Pommestü-ten und dergleichen verschandeln dieschönsten Orte unserer Städte undLandschaften. Das Phänomen wird inFachkreisen als «Littering» bezeich-net. Konkret steht dieser Begriff fürdas achtlose Wegwerfen und Liegen-lassen von Abfällen im öffentlichenRaum – auf der Strasse, im Park, imTram, an der Bushaltestelle. Selbst da,wo man nur die Hand zum nächstenöffentlichen Abfallkübel auszu-strecken bräuchte, liegen massenweiseWegwerfgebinde herum.

Weshalb haben Sie vermehrt Grossan-lässe im Auge?

Gruber: Die bedenklichsten Zuständeherrschen dort, wo viele Menschen zu-

sammen kommen – an Festen, in Sta-dien, an Festivals und dergleichen. Beisolchen Anlässen wird öffentlich vor-gelebt, was sonst in unserer Gesell-schaft tabu ist: übelste Wegwerfmenta-lität mit Einweggebinden. Hier setztunser Konzept an, wir möchten vor-bildliche öffentliche Veranstaltungen,die keine Abfallberge hinterlassen.

Wie funktioniert das Basler Mehrweg-Konzept genau?

Gruber: Im Zentrum steht der neueMehrwegbecher. Gerade bei Grossan-

lässen, wo Glas aus Sicherheits- undLogistikgründen nicht zur Anwen-dung kommen kann, bietet sich dieseMehrweglösung an. Der Becher hatähnliche Eigenschaften wie ein Glas,er ist fest und griffig, was ihn von den«wabbeligen» Einwegbechern abhebt.Im Gegensatz zum Glas ist er aberleicht und splittert nicht. Daher lässt ersich sogar in der emotional hochge-peitschten Szene eines Fussballstadi-ons einsetzen.

Der Mehrwegbecher hat auch kla-re ökologische Vorteile, er kann gewa-schen und mindestens 150-mal ver-wendet werden.

40 Oktober 2003, Umwelt Focus, Postfach, 8127 Forch

Mehrwegbecher sind25-mal ökologischer

Abfall: Saubere Festplätze mit Basler Konzept

Öffentliche Veranstaltungen, Stadtfeste und Festivals kämpfen mit gigantischen Ab-fallbergen. Ein neues Mehrwegkonzept des Amtes für Umwelt und Energie Basel-Stadt will die Abfallmengen markant reduzieren und so auch zur Ressourcenschonungbeitragen. In Basel kommt an verschiedenen Anlässen ein Mehrwegbecher zum Ein-satz. Die Lösung hat sich bewährt: noch nie waren Festplätze so sauber. Martin Gru-ber-Gschwind befasst sich mit Abfallvermeidungsstrategien. Er ist Projektleiter imAmt für Umwelt und Energie Basel-Stadt und gibt hier auf häufig gestellte Fragenzum «Mehrwegkonzept» Auskunft.

530

Mehrwegbecher am Gurtenfestival – vorbei sind die Zeiten der «Wegwerfkultur».

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Entscheidend für den Veranstalterist, dass er die ganze Becher-Logistikauslagern kann: Für das Bringen, Ho-len, Waschen und Lagern steht einespezialisierte Firma zur Verfügung.Angeliefert und zurückgenommenwird in Boxen à 350 Stück. Gewaschenwird in der Firmenzentrale mit einereigens dafür konstruierten Waschma-schine. Für den Service verlangt dieFirma Cup Concept – welche dieseDienstleistung anbietet – 15 Rappenpro Becher.

Pro Becher wurde an diversen Anläs-sen ein Depot von 2 Franken erhoben.Wie reagierten die Gäste darauf?

Gruber: Obwohl die Becher zur Thekezurückgebracht werden mussten, wardie Reaktion der Gäste bei allen An-lässen positiv. Die Leute haben offen-bar genug von unästhetischen Abfall-bergen und Kehrrichtatmosphäre. Sieschätzen die neue Fest- und Trinkqua-lität. Unsere Umfrage unter 437 Be-suchern am Gurtenfestival belegt, dass80 Prozent der jungen Gäste denMehrwegbecher mit Pfand begrüssen.Nur gerade 9 Prozent ziehen einenWegwerfbecher vor. Dies ist interes-sant, herrscht doch oft die Meinungvor, dass unsere Jugend die Haupt-schuld an der mangelnden Sauberkeitdes öffentlichen Raumes oder derFestgelände trage. Wir stellen aberfest, dass das Problem gar nicht so sehrbeim Verhalten der Jugendlichen liegt.In ungleich grösserem Masse sindnämlich die Anbieter für die Abfallmi-sere verantwortlich. Wer Produkte inWegwerfmaterialien verkauft, musssich nicht wundern, wenn die leerenPackungen und Gebinde danach auchweggeworfen werden und die ganzeGegend verschandeln. Unsere öffent-lichen Räume können also nur saube-rer werden, wenn wir die Wegwerffluteindämmen. Hier gilt es an der Basis,d.h. auf der Angebotsseite wieder ver-mehrt auf unnötige Verpackungen zuverzichten.

Für die Anbieter bedeutet Mehrwegaber auch einen Mehraufwand.

Gruber: Der kleine Mehraufwand imBereich des Handlings lohnt sich. Esfällt massiv weniger Abfall an undRessourcen werden geschont. Ent-scheidend ist aber, dass Mehrweg eineganz neue Qualität ans Fest bringt. Ei-nerseits erhält der Besucher sein Ge-tränk in einer ansprechenden, ange-nehmen Form. Andererseitsprofitieren die ganze Ambiance unddas Image einer Veranstaltung.

Gibt es Widerstände von Anbieternund Caterern?

Gruber: Ja, im Vorfeld eines Anlassesmit Mehrwegsystemen gibt es immereinzelne, die dem Vorhaben des Ver-anstalters kritisch gegenüber stehen,u.a. weil sie vorerst nur den eigenenMehraufwand, aber noch nicht denNutzen für das ganze Fest sehen. ImGegensatz dazu hat aber der Veran-stalter eine Gesamtsicht. Er weiss, dassder Umsatz von z.B. 5000 Getränke-einheiten pro Stand nicht einfach«Gott gegeben» ist, sondern sehr starkvon einer guten Festambiance ab-hängt. Und Sauberkeit ist ein ent-scheidender Faktor, wie sich die Fest-besucher fühlen. Wer will den schonauf einer Müllhalde festen? Die gerin-gen zusätzlichen Kosten des Mehr-wegsystems lassen sich zudem durchdeutlich verminderte Reinigungsko-

sten (Gelände- und Arealreinigung)nach dem Fest kompensieren.

An manchen Orten setzt man aber lie-ber auf Rationalisierung zu Lastender Umwelt.

Gruber: Wo nur noch Dosen über dieTheke wandern wird eine unheilvolleEntwicklung eingeleitet: die Gästewerden langfristig kaum mehr bereitsein, für diese Darreichungsform mehrzu bezahlen als für Dosen im Super-markt. So werden letztlich die Margenruiniert. Man sieht ja immer mehr Leu-te, die sich gleich direkt beim Discoun-ter eindecken und mit dem «Bier-Six-pack» ans Fest marschieren.Das ist einechtes Problem, das je länger je mehrauf die Veranstalter zukommen wird.

Diesem – für alle Events – sehr ne-gativen und wirtschaftlich gefährli-

41Oktober 2003, Umwelt Focus, Postfach, 8127 Forch

Erfolgreich und erprobt

Rückgabeboxfür den neuenKlosterberg-becher.

In Basel setzen das Jugendkulturfestival,das Kulturfloss und der Zoologischer Gar-ten bereits Mehrwegbecher ein. Auch amdiesjährigen Gurtenfestival in Bern wurdeden Gästen Bier und Longdrinks im Mehr-wegbecher serviert. Für die Becher wurdeein Pfand von 2 Franken erhoben. Die Lö-sung hat sich bewährt: noch nie warenFestareale und Festivalgelände so sauber. Auch am diesjährigen Klosterbergfest wur-den erstmals Mehrwegbecher eingesetzt.Speziell für diesen Anlass hat der KünstlerBruno Gasser einen «Klosterbergbecher‘03» kreiert. Veranstalter Onorio Mansuttizu dem neuen Mehrwegbecher: «Ich bintotal begeistert. Trotz des Besucheran-sturms hat das Handling mit dem Mehr-wegbecher perfekt geklappt. Wir haben

nur positive Reaktionen erhalten. Und amEnde des Festes hatten wir ein so gut wiesauberes Gelände – einfach unvorstellbar!Natürlich werden wir auch nächstes Jahrwieder auf Mehrweg setzen. Den Künstlerfür den Klosterbergbecher ‘04 haben wirbereits gefunden.» Übrigens – in neun der zehn grössten Sta-dien in Deutschland kommt das Mehrweg-konzept zur Anwendung: so z.B. im Olym-piastadion Berlin mit 76 000 Plätzen, imWestfalenstadion Dortmund mit 68 600Plätzen und im Olympiastadion München63 000 Plätzen. Kernpunkte sind der Pfand-becher für Getränke und die optimierte Es-sensausgabe – «Packs ins Brot» – um Abfallzu vermeiden.

Page 3: Mehrwegbecher sind 25-mal ökologischer

chen Trend kann nur Qualität entge-gengesetzt werden.Wo Getränke in ei-nem ansprechenden Behältnis präsen-tiert werden – ob im Mehrwegbecheroder im Glas ist unwesentlich – wirdder Kunde auch bereit sein, für Qua-lität und Dienstleistung einen entspre-chenden Preis zu bezahlen.Ausserdemwird damit den Trittbrettfahrern amFest ein Riegel geschoben.

Was sind die häufigsten Bedenken voreiner Umstellung?

Gruber: Am meisten gab jeweils dieRücknahmelogistik zu diskutieren. Inder Praxis lief das aber reibungsfrei.Auch jugendliche Standbetreiber amBasler Jugendkulturfestival konntenmit Pfand und Rücknahme locker um-gehen. Die Rückgabe spielt sich so-wieso rasch ein. Am Gurtenfestivalliess sich beobachten, dass im Verlaufdes ersten Abends nicht mehr jederEinzelne seinen Becher an die Thekezurückbrachte, sondern dass eine Per-son gleich mit allen Bechern einerGruppe am Verkaufsstand erschien.Für uns war das Klosterbergfest in Ba-sel der ultimative Härtetest: Das Ge-dränge war dort zeitweise so gross, daskein Durchkommen mehr möglichwar. Aber auch da hat die Rückgabebei den Verkäufern auf Anhieb per-fekt geklappt.

Was geschieht, wenn periphere Ständemehr Becher zurücknehmen, als sieabgegeben haben, also zuviel Depotzurückerstatten?

Gruber: Die Firma Cup Concept sorgtfür den Pfandausgleich: Stände, diemehr Becher zurücknehmen als sieausgegeben haben,erhalten von dieserFirma für jeden überzähligen Becher 2Franken rückvergütet. Stände, die we-niger Becher zurückgenommen habensind im Besitz des Pfandbetrages undliefern diese 2 Franken pro fehlendenBecher ab.

Lohnt es sich, den Becher mit eigenemLogo zu bedrucken?

Gruber: Für wiederkehrende Anlässeist das sinnvoll.Die Becher werden im-mer auch als Souvenir mit nach Hausegenommen und dort weiter verwen-det. Sie gelangen damit also in denVerkauf und schaffen eine Botschaftvon hohem Erinnerungs- und Sam-melwert. Becher mit speziellen Moti-ven tendieren dazu, Kultstatus zu er-langen. Der Künstler Bruno Gasserhat für das Klosterbergfest einen spe-

ziellen Becher kreiert. Und der ZooBasel hat soeben zwei weitere Bechermit Tiermotiven herausgegeben.

Aber Wein aus Plastikbechern?

Gruber: Einen guten Tropfen trinkeich am liebsten aus einem Glas. Das-selbe gilt für Champagner. Am Klo-sterbergfest konnten von den Barsproblemlos Gläser eingesetzt werden,ohne dass dies zu einem Scherbentep-pich führte.Die Atmosphäre ist an der Cuplibaroder im Raclette-Zelt ja auch etwasruhiger als direkt auf der Gasse. Undim Zweifelsfall gilt auch hier: mit 2Franken Depot ist für eine geordneteRückgabe gesorgt. Wem Glas trotzPfand noch zu heikel ist – sei es wegendem Gedränge oder der aufgeheiztenStimmung – der kann immer noch aufein «Mehrweg-Cupli» aus splitterfrei-em Polycarbonat setzen. Nächstes Jahrwird zudem ein Weisswein-Mehrweg-becher mit 1-dl- und 2-dl-Marke ange-boten werden.

Nicht alle Getränke sind im Offen-ausschank erhältlich.

Gruber: Ja, z.B. gewisse Importbieregibt es bis jetzt nur in der Einweg-Glasflasche. Am Klosterbergfest wur-de auch darauf ein Depot von 2 Fran-ken erhoben. Konkret gelangten Glas-und PET-Flaschen sowie Alu-Dosennur zusammen mit einer 2 Franken-Pfandmarke zum Verkauf. Für dieseMarke erhielt nur derjenige eine Ver-gütung, der die leere Getränkever-packung auch zu einem Verkaufsstandzurückbrachte. So landete nichts aufder Strasse und im Fall der Glasfla-schen liessen sich wenigstens die ge-fährlichen Scherbenteppiche verhin-dern.

Gibt es auch Mehrweg-Teller?

Gruber: Ja, es gibt leichte Mehrwegtel-ler aus Melamin, die durchaus eine Al-ternative zu Porzellan sein können.Das Besteck muss aber auch aus SANoder Melamin sein, damit keine Kratz-spuren auf der Telleroberfläche ent-stehen. Grundsätzlich sollen Mehr-wegteller aber nur dort zum Einsatzkommen, wo auch genügend Zeit undMusse zum Verzehr grösserer Mahl-zeiten besteht.Man darf dabei nicht übersehen, dassbei den meisten Anlässen der Abfallaus dem Foodbereich ohnehin eineeher untergeordnete Rolle spielt. Hot-dog, Sandwichs und Kebab kommen

ohne aufwändige Verpackung aus. Dafällt höchstens eine kleine Serviettean. Aus diesem Grund sollte das Prin-zip «Pack’s ins Brot» konsequent wei-ter ausgebaut werden. In Deutschlandwird mittlerweile auch die Grillwurstim Brot angeboten. Der Verkauf gehtschneller und niemand muss mehr ei-nen Pappteller durch die Men-schenmenge balancieren. Ausserdembleibt beim Essen eine Hand frei, diedas Bier halten kann. An vielen Ortenin der Schweiz braucht es diesbezüg-lich aber noch einen Umgewöhnungs-prozess. Es ist offensichtlich nicht soeinfach, bei der Bratwurst das traditio-nelle Kartontellerchen einfach wegzu-lassen.

Wird das Hotelgeschirr an Festen aus-sterben?

Gruber: Nein, Mehrweg ersetzt nurdas Wegwerfgeschirr. Porzellan undGlas sind ja auch Mehrweg und wer-den weiterhin ihre Berechtigung ha-ben. Gerade im Festzelt mit Sitzgele-genheit wird das Rehschnitzel mitNudeln wieder vermehrt auf einemnoblen Teller serviert.

Wie umweltfreundlich sind Mehrweg-becher?

Gruber: Wir haben eine umfassendeÖkobilanz des Büros Infras erstellenlassen, die den ganzen Lebensweg derProdukte betrachtet – von der Wiegebis zur Bahre. Sowohl die Herstellung,die Zwischenprodukte, alle Transport-wege, das Waschen und das Entsorgenwurden bilanziert. Basis bildeten dieUmweltbelastungspunkte des Bun-desamtes für Umwelt,Wald und Land-schaft. Fazit: Die Mehrwegbecher sindaus ökologischer Sicht 25-mal besserals der Durchschnitt der verwendetenEinwegbecher.

Aber Abwaschen braucht Wasser undSpülmittel?

Gruber: Immer wieder macht dasGerücht die Runde, das Abwaschender Mehrwegbecher belaste die Um-welt mehr als die Entsorgung der Ein-wegbecher. Diese Meinung ist grund-legend falsch. Dem Anschein nachwerden solche Fehlinformationen vonden Interessevertretern der Einwegsy-steme gezielt in die Welt gesetzt um ih-re Wegwerfsysteme zu rechtfertigen.Tatsächlich geschieht die grösste Um-weltbelastung bei der Herstellung derWegwerfbecher. Im Verhältnis dazu istdas Abwaschen ein Klacks!

42 Oktober 2003, Umwelt Focus, Postfach, 8127 Forch