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 Meisterwerke im Fokus GERHART FRANKL – RASTLOS Oberes Belvedere 18. November 2015 bis 3. April 2016  Gerhart Frankl Bergphantasie IX – Dolomiten, 1963 Pastell und Gouache auf Papier 40,4 × 54,3 cm © Belvedere, Wien – Legat Peter Parzer, Wien

Meisterwerke im Fokus GERHART FRANKL – RASTLOS · 2019. 7. 19. · GERHART FRANKL – RASTLOS In der dreizehnten Meisterwerke im Fokus-Ausstellung widmet sich das Belvedere dem

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Meisterwerke im Fokus GERHART FRANKL – RASTLOS

Oberes Belvedere 18. November 2015 bis 3. April 2016

 Gerhart Frankl Bergphantasie IX – Dolomiten, 1963 Pastell und Gouache auf Papier 40,4 × 54,3 cm © Belvedere, Wien – Legat Peter Parzer, Wien

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Meisterwerke im Fokus GERHART FRANKL – RASTLOS In der dreizehnten Meisterwerke im Fokus-Ausstellung widmet sich das Belvedere dem Wiener Künstler Gerhart Frankl (1901–1965), der wie sein Vorbild Paul Cézanne etwas Bleibendes, etwas von Bedeutung schaffen wollte. So schrieb Frankl 1925 an seine spätere Ehefrau: „Ich will kein ‚berühmter‘ Mann sein. […] Wohl aber will ich ein wahrhaft großer Mensch sein. Ganz und gar verantwortlich. Das ist das Wesentliche. […] Ich will kein Feuerwerk sein, wohl aber jeden Augenblick mit meinem Gewissen ‚à jour‘ sein.“ Obwohl Autodidakt und nur kurz – von 1920 bis 1922 während der Sommermonate – Schüler Anton Koligs in Nötsch, schuf er ein ungemein abwechslungsreiches und spannendes Œuvre, durchsetzt mit stilistischen und thematischen Sprüngen. Die immaterielle Darstellung der Alpen in den späten Schaffensjahren zählt zu seinen künstlerischen Höhepunkten. Vom 18. November 2015 bis 3. April 2016 fokussiert die Ausstellung Gerhart Frankl - Rastlos im Oberen Belvedere auf Aspekte der Entwicklung in seiner Landschaftsdarstellung hin zu den formauflösenden Bergphantasien. Seine enge Beziehung zum Belvedere – das Ehepaar Frankl wohnte nach der Rückkehr aus dem Londoner Exil ab 1947 im Unteren Belvedere, und Gerhart Frankl war in der Restaurierwerkstatt des Hauses tätig – ist ebenfalls Thema der Schau. Frankls Auseinandersetzung mit dem barocken Areal rund um die beiden Schlösser sowie dem Blick über Wien fand in einer Werkserie, die in den Jahren 1947 bis 1949 entstand, ihren künstlerischen Niederschlag. „Besonderen Anlass zu dieser Ausstellung gibt die Übergabe des umfangreichen Konvoluts von 92 Werken Gerhart Frankls aus der Sammlung Peter Parzers an das Belvedere. Die Übernahme des Legats 2012 stellt den bis dato bedeutendsten Sammlungszuwachs in der österreichischen Geschichte der Zweiten Republik dar, zumal auch die beiden darin enthaltenen Ölgemälde von Gustav Klimt Sonnenblume (1907) und Familie (1909/10) für die Sammlung des Belvedere eine unbezahlbare Bereicherung sind“, dankt die Direktorin des Belvedere und des 21er Haus Agnes Husslein-Arco posthum dem 2010 verstorbenem Wiener Kunstsammler. Peter Parzer interessierte sich schon zu Studienzeiten für das Werk von Gerhart Frankl, der nicht den Weg des geringsten Widerstands wählte und selbst sein größter Kritiker war. Neben Cézanne zählen die Alten Meister wie Tizian oder Rubens zu Frankls großen Vorbildern. Aber auch expressionistische und kubistische Elemente sowie abstrakte und naturgetreue Studien prägten das Schaffen des Künstlers. Ungefähr zwei Drittel seines Œuvres bestehen aus Arbeiten auf Papier, ein Medium, das Frankl besonders schätzte und das ihm eine Plattform für einen freien künstlerischen Ausdruck bot. Frankl gelang es mit seiner selbstentwickelten Mischtechnik aus Pastell, Gouache und teilweise Kohle, persönliche Erlebnisse in den Bergen künstlerisch einzufangen. „Die eigentliche Undarstellbarkeit der Monumentalität, der Masse, der Erhabenheit und der Weite der Alpen wie auch des Lichts im Gebirge, die die Malerei an ihre Grenzen bringt, löste Frankl durch Enthebung des Gegenständlichen hin zum Formauflösenden, Gestaltlosen, fast Transzendenten“, erklärt Kuratorin Kerstin Jesse die beeindruckenden Berg- und Alpendarstellungen Frankls.

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Landschaftliche Motive und Ansichten der Alpen tauchen bereits in Frankls frühem Schaffen auf und durchziehen grosso modo sein gesamtes Œuvre. Die Ferne des Alltags, die Loslösung von Raum und Zeit sowie das damit verbundene Freiheitsgefühl machten die Berge für Frankl zu einem magischen Sehnsuchtsort. Als leidenschaftlicher Motorradfahrer und Bergsteiger durchquerte er mit seiner späteren Ehefrau Christine Büringer – der Nichte des Malers und Mitglieds des Nötscher Kreises Sebastian Isepp – die Dolomiten mit seiner BMW-Maschine und nach 1949 von London aus mit einer Triumph Contessa. Das Freiheitsgefühl auf zwei Rädern entlang kurviger Alpenstraßen, umgeben von grandioser und gewaltiger Natur, schlug sich vor allem in seinen späten Bergbildern nieder. Frankl und das Belvedere – Ein Intermezzo in Wien Aufgrund Gerhart Frankls jüdischer Wurzeln floh das Ehepaar im Juli 1938 nach London. Nach neun entbehrungsreichen und unsicheren Jahren kehrten die beiden 1947 nach Wien zurück. Die Rückkehr war für sie keineswegs leicht, da der Verlust seiner Eltern Gerhart Frankl sehr quälte. „Sie werden verstehen, dass ich auch jetzt nichts sagen kann über das Schreckliche, das sich ereignet hat und das zu verhindern mir nicht gelungen ist“, schrieb er im Jänner 1946 an den Kunsthistoriker Fritz Novotny, der die Österreichische Galerie Belvedere von 1945 bis 1947 provisorisch leitete. In Wien angekommen, mussten sie vorerst bei ihrem Freund Charles W. Baty unterkommen, da ihre Wohnung rechtswidrig vermietet worden war. In den nächsten Wochen und Monaten folgten eine Odyssee unzähliger Behördenwege mitsamt allerlei Schikanen sowie zahlreiche Besichtigungen von Wohnungen, deren Anmietung meist aus finanziellen Gründen scheiterte. Durch die Intervention von Fritz Novotny und Karl Garzarolli-Thurnlackh, Direktor der Österreichischen Galerie von 1947 bis 1959, konnten die Frankls für ein Jahr in Räumlichkeiten im Unteren Belvedere wohnen. Damit wurde das Wiener Belvedere wichtigster Bezugspunkt des Künstlers – sowohl hinsichtlich seiner neuen Aufgabe als Restaurator an der Österreichischen Galerie als auch als wesentliche Inspirationsquelle seines künstlerischen Schaffens. Frankl war entschlossen, in Wien wieder Fuß zu fassen, und versuchte sein soziales Netzwerk auf beruflicher wie privater Ebene wieder zu beleben und zu erweitern. Er hielt Vorträge und Vorlesungen, bewarb sich um eine Professorenstelle an der Akademie, wurde Mitglied der Beratungs- bzw. Tauschkommission an der Österreichischen Galerie und fungierte als künstlerischer Leiter der Vierten Internationalen Hochschulwochen 1948 in Alpbach. Trotz dieser zahlreichen Beschäftigungen und bürokratischen Hürden war Frankl in den insgesamt 16 Monaten seines Wienaufenthalts künstlerisch höchst produktiv. Besonders die in jenen Monaten entstandene Belvedere-Serie besticht durch ihren formalen und stilistischen Variantenreichtum. Die barocke Umgebung des Belvedere bot Frankl ein optimales Spannungsfeld an Inspiration und führte zu einem intensiven und kreativen Schaffensprozess. Die Serie umfasst sechs Leinwände und über vierzig Studien, Zeichnungen und Aquarelle. Als prägende Elemente überwiegen der Blick über Wien sowie skulpturale Motive. Des Weiteren beschäftigte sich Frankl in dieser Werkserie intensiv mit kubistisch-konstruktivistischen Elementen und erreichte einen Höhepunkt im Gemälde Wien III.

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Gerhart Frankls Position im Spektrum der Moderne

Die Positionierung von Gerhart Frankls thematisch und stilistisch heterogenem Œuvre in der Geschichte der Moderne wirft Fragen auf, die über traditionelle Kunstbegriffe und Maler-Rollenbilder hinausführen. Als Künstler und Kunsthistoriker gleichermaßen konnte sich Frankl ebenso wenig mit dem Kunstbetrieb in Österreich und England wie mit Künstlern, die sich stilistisch an den Mainstream anpassten, anfreunden. Wesentlich blieb für ihn, Authentizität und Beständiges zu schaffen.

Aus heutiger Sicht wirkt die Arbeit Frankls in mehreren Disziplinen zukunftsweisend. Frankl entzog sich zwar einerseits modernen Tendenzen, analysierte sie anderseits jedoch und versuchte in seinem Werk Tradition und Moderne zu verbinden. Er setzte sich intensiv mit kunsttheoretischen Fragen auseinander, hielt Vorlesungen an den Universitäten Wien, London und Cambridge sowie an Volkshochschulen. Mit seinen vielfältigen künstlerischen, technischen, psychologischen sowie kulturgeschichtlichen Untersuchungen, wie dem „verspäteten“ Studium Alter Meister, hinterfragte er das damalige Avantgarde-Ideal einer distanzlosen Rückführung der Kunst in die Lebenspraxis. Seit 1900 war dieses Ideal als Reaktion auf die Entfremdungen und Spezialisierungen des Industriezeitalters entwickelt worden. Eine der Hauptfragen, mit der sich Frankl beschäftigte, widmete sich dem Thema, was Malerei in der Moderne leisten kann und soll. Aufgrund des konservativ geprägten Kunstmarkts wagten sich in Österreich nicht viele Maler seiner Generation an diese Grundsatzfrage heran. Durch sein künstlerisches Schaffen erarbeitete sich Frankl eine geachtete Position im Kraftfeld zwischen Nötscher Malern, Oskar Kokoschka, Herbert Boeckl, dem Fauvismus und einer eigenständigen Cézanne-Rezeption. Nicht zuletzt lieferten seine Kriegserlebnisse und zahlreiche Studienreisen sowie sein enger Freundeskreis, bestehend aus Kunsthistorikern wie Klaus Demus, Fritz Novotny, Kenneth Clark und Ernst Gombrich, einen wichtigen Beitrag zur Beantwortung dieser Frage. Frankls Ziel war nicht, durch seine Malerei ein bestimmtes kategorisches Denken vorzugeben bzw. eine religiöse Sphäre zu schaffen, wie sie in den Werken von Max Weiler zu finden ist. Frankl gehörte einer positivistisch-skeptischen Generation an. Er stellte die Elemente, die den Betrachter bewegen, künstlerisch reduziert und in einer natürlichen Art und Weise dar. „Er träumt nicht vom besseren Menschen, sondern sagt mit den Mitteln höchstentwickelter Malerei, was der vorhandene Mensch sehen kann“, so Kunsttheoretiker Matthias Boeckl. Ähnlich verfuhr er beim Thema Holocaust, das in seinem Grauen undarstellbar bleibt. So entschied sich Frankl, dessen Eltern im KZ Theresienstadt umgekommen waren, auch hier für eine spekulationsfreie Übersetzung in genuin künstlerische Mittel. Erst rückblickend, mit heutigem Wissen, können wir diese essenziell moderne Methode in ihren Ursachen und Wirkungen verstehen und ihre Leistung angemessen würdigen. Mit der Darstellung von Gerhart Frankls Leistung als Maler, Kunsthistoriker und -theoretiker sowie mit dem wissenschaftlichen Beitrag von Brigitte Borchhardt-Birbaumer im begleitenden Ausstellungskatalog wird dem Künstler die seit langem ausständige angemessene Würdigung zu Teil.

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Gerhart Frankl Memorial Trust, London Im Oktober 2015 wurde der bis zu diesem Zeitpunkt von Julian Sofaer geleitete Frankl Memorial Trust gemäß dem Wunsch und dem Testament von Christine Frankl aufgelöst. Damit gingen alle Papierarbeiten an die Albertina und sämtliche Gemälde an das Belvedere. Das Belvedere, das für diesen wunderbaren Zugewinn sehr dankbar ist, besitzt nun das größte museale Konvolut von Leinwänden des Künstlers. Gerhart Frankl, dem es zu Lebzeiten nicht vergönnt war, nach dem Krieg seinen Lebensmittelpunkt wieder in seine Wiener Heimat zu verlegen, kehrt nun mit seinem Œuvre dorthin zurück.

Meisterwerke im Fokus Im Sinne der zentralen Aufgaben und Stärken eines Museums – die Sammlung, ihre Bewahrung, Präsentation, Erweiterung und Vermittlung – präsentiert das Belvedere seit 2009 die Ausstellungsserie Meisterwerke im Fokus. Zweimal jährlich rücken dabei spezielle Aspekte der österreichischen Kunstgeschichte in den Vordergrund, der Fokus wird auf thematische Schwerpunkte, einzelne Künstlerpersönlichkeiten oder herausragende Meisterwerke aus der Sammlung gerichtet. Integriert in die Dauerausstellung im Oberen Belvedere, aber dennoch architektonisch hervorgehoben, konzentrieren sich die Präsentationen auf die Bedeutung ausgewählter Werke im Kontext der Sammlung sowie im Zusammenhang mit der Kunst und Kultur ihrer Zeit. Die zu den Ausstellungen erscheinende Buchreihe bietet in einer fächerübergreifenden Analyse und basierend auf neuesten Erkenntnissen in der Forschung außergewöhnliche Blickwinkel auf die Kunstwerke.

Ausstellungen der Reihe Meisterwerke im Fokus werden durch die freundliche Unterstützung des Dorotheum ermöglicht. Ein PDF des Katalogs steht unter folgendem Link zum Download bereit: www.belvedere.at/presse (Passwort: pr2015)

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KÜNSTLERBIOGRAFIE Gerhart Frankl 1901 Gerhart Frankl wird am 12. Mai als Sohn von Hof- und Gerichtsadvokat Emil Frankl und Else Frankl, geb. Kohn, in Wien geboren. 1919 Matura mit Auszeichnung am Schottengymnasium Wien. In den Semestern 1919/20 Studium der Technischen Chemie an der Technischen Hochschule Wien. Abends besucht Gerhart Frankl Zeichenkurse. Erste erhaltene Porträtstudien zu Else Frankl. 1920 Anton Kolig wird auf das Talent Frankls aufmerksam, als dieser ihn beim Mittagsschlaf im Haus von Emil Frankl zeichnet. In Folge verbringt Frankl die Sommermonate von 1920 bis 1922 in Nötsch bei Kolig, der sich über „einen so begabten Schüler“ freut. 1921 Frankl wird am 3. Februar von der Kunstgewerbeschule Wien relegiert. Er möchte das Handwerk der Malerei von Grund auf erlernen und beginnt ein Selbststudium auf Basis von Meisterwerken der Kunstgeschichte in Wiener Museen. Er lernt die Bankangestellte Christine Katharina Büringer (1897–1985), Tochter von Franz Büringer (Baumeister) und Christina Isepp (Schwester von Sebastian Isepp, Maler und Restaurator) kennen. Frankls erste Stillleben entstehen. 1922 Letzter Sommer bei Kolig in Nötsch, wo es zu Konflikten und Meinungsverschiedenheiten zwischen beiden kommt. In Folge intensivere Auseinandersetzung mit den Werken Alter Meister. 1923 Im Juni stellt die Direktion der Österreichischen Galerie Frankl Empfehlungsschreiben für deutsche, französische und belgische Behörden aus. Die Vermutung liegt nahe, dass Frankl das Schreiben für seinen Aufenthalt in Tunesien benötigte, wo er nach eigenen Aussagen in der Fremdenlegion tätig war.

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1924 Im August reist Frankl mit Christine nach Südtirol zum Falzaregopass in den Dolomiten. In den folgenden Jahren besuchen die beiden immer wieder die Bergwelt Südtirols. Reisen nach Frankreich und Deutschland. Frankl besucht den Louvre sowie die Sammlung von Auguste Pellerin (1853–1929) mit zahlreichen Cézanne-Werken. In Frankfurt lernt er Max Beckmann kennen, „ein überraschend sympathischer Mensch“. Bereits in diesem Jahr ist Frankl Mitglied im Bund österreichischer Künstler (Kunstschau) und an deren Ausstellungen beteiligt. 1927 Frankl setzt sich mit der Radierung auseinander und arbeitet vornehmlich bis 1931 an zahlreichen Blättern. 1928 Die Österreichische Galerie erwirbt um 750 Schilling das Gemälde Stillleben mit Tonpfeife. Von Jänner bis Februar findet die erste Einzelausstellung Gerhart Frankls in der Münchner Galerie Caspari statt. 1929 Erste skulpturale Arbeiten entstehen; Anregungen erhält Frankl von seinem Freund Béni Ferenczy (1890–1967). 1930 Anlässlich der Ausstellung in der Neuen Galerie Wien erscheint die erste Monografie zu Frankl, verfasst von Hans Tietze, der Frankls künstlerischen Weg von Anfang an verfolgt hat. 1934–1936 Im Herbst/Winter 1934 dürfte Frankl einen seiner wichtigsten Förderer und Freunde Fritz Novotny kennengelernt haben. Heirat mit Christine Büringer am 16. April 1936 in der Wiener Votivkirche. Der Kunsthistoriker Johannes (János) Wilde und Sebastian Isepp fungieren als Trauzeugen. 1938 Der „Anschluss“ Österreichs und die darauffolgende Verfolgung der Juden werden für Frankl zur wachsenden Bedrohung. Gerhart und Christine verbrennen die Briefe seiner Mutter, die in engem Kontakt mit Personen aus dem antifaschistischen Lager steht. Dem Ehepaar ist klar, dass es Österreich so schnell wie möglich verlassen muss. Leider lassen sich Frankls Eltern nicht zur Emigration überreden. Gerhart und Christine gehen ins Londoner Exil, die Abmeldung in Wien ist mit 28. Juli datiert. 1939 Gerhart Frankl darf seiner künstlerischen Arbeit nachgehen, jedoch keine Anstellung annehmen, außer er wird durch das Secretary of State dazu autorisiert.

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1942–1944 Die Eltern Frankls werden am 20. August 1942 nach Theresienstadt deportiert. Emil Frankl verstirbt am 8. Juni 1943 im Konzentrationslager. Else Frankl wird am 16. Mai 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau überstellt und dort ermordet. 1945 Am 2. Dezember bewirbt sich Gerhart Frankl auf Anraten von Fritz Novotny für einen Lehrauftrag an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Herbert Boeckl. Charles W. Baty von der englischen Erziehungsmission, den Frankl in Chester kennengelernt hat, wirkt unterstützend. 1946 In Sitzungen des Professorenkollegiums wird über eine Berufung Frankls diskutiert mit dem Hinweis, dass diese von der englischen Besatzungsbehörde unterstützt werde. Im November erster Besuch in Wien seit der Emigration. 1947 Am 20. September kehrt das Ehepaar Frankl nach Wien zurück. Am 5. Dezember beziehen Christine und Gerhart Frankl bereitgestellte Räumlichkeiten im Unteren Belvedere. 1948 Anfang Jänner teilt Direktor Bruno Garzarolli-Thurnlackh dem Bundesministerium für Unterricht mit, dass Frankl die Bestände der Österreichischen Galerie auf schadhafte Stücke durchsehen werde. Am 21. Februar wird Frankl in die Tauschkommission für die Österreichische Galerie berufen. 1949 Da Gerhart und Christine Frankl in Österreich nicht Fuß fassen können, kehren sie im Jänner nach London zurück. 1950 Am 17. Mai erhält Frankl die englische Staatsbürgerschaft. Gerhart und Christine Frankl verbringen ihre jährlichen Sommerurlaube mit einem Motorroller (Vespa, später eine Triumph Contessa) in den Alpen, vorwiegend in den Dolomiten und in Tirol. 1954 Gerhart Frankl lernt seinen Förderer und späteren Nachlassverwalter, den Architekten Julian Sofaer, kennen. 1959 Frankl bevorzugt das Aquarell sowie eine Mischtechnik aus Gouache und Pastell. Beginn an Arbeiten mit dem Titel Bergphantasien.

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1962 Von Jänner bis April erste museale Retrospektive in Österreich in der Österreichischen Galerie Belvedere. 1963 Im Mai wird Gerhart Frankl der mit 20 000 Schilling dotierte Preis der Stadt Wien für Malerei verliehen. 1965 Gerhart Frankl stirbt unerwartet am 25. Juli in Wien im Gästezimmer des Kunsthistorischen Museums infolge eines Herzinfarkts. Eine seit 1962 laufende Berufung an die Akademie, die sich durch zahlreiche Verhandlungen und bürokratischen Aufwand über Jahre hingezogen hat, wird dadurch obsolet. Frankl wird am Wiener Zentralfriedhof in einem von Fritz Wotruba gestalteten Ehrengrab beigesetzt.

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KUNSTVERMITTLUNGSPROGRAMM

Meisterwerke im Fokus GERHART FRANKL - RASTLOS   

EXPERTENFÜHRUNGEN Gerhart Frankl - Rastlos Freitag, 27. November 2015 | 16.30 Uhr Kuratorin Kerstin Jesse (Belvedere) spricht über Einflüsse und Inspirationen, die für Frankls landschaftliche und alpine Darstellungen wesentlich waren und in weiterer Folge zu den formauflösenden Bergphantasien führten. Die enge Beziehung des Künstlers zum Belvedere wird über die in den Jahren von 1947 bis 1949 entstandene Belvedere-Serie thematisiert. Teilnahme kostenlos mit gültigem Ticket | Dauer: 1 Stunde | Anmeldung erforderlich Der Kunsthistoriker und -theoretiker Gerhart Frankl Donnerstag, 14. Jänner 2016 | 16 Uhr Brigitte Borchhardt-Birbaumer (Kunstwissenschaftlerin und Journalistin) setzt sich in ihrem Katalogbeitrag intensiv mit Frankls Texten, Vorlesungen und Theorien sowie mit seinem Netzwerk in Wien und London auseinander. Bei einem Rundgang durch die Ausstellung mit Kerstin Jesse (Kuratorin der Ausstellung) werden exemplarisch theoretische Hintergründe und kunsthistorische Bezüge erläutert. Teilnahme kostenlos mit gültigem Ticket | Dauer: 1 Stunde | Anmeldung erforderlich ÜBERBLICKSFÜHRUNGEN  Gerhart Frankl - Rastlos Sonntag, 22. November 2015 | 16.30 Uhr Sonntag 13. Dezember 2015 | 16.30 Uhr Sonntag, 10. Jänner 2016 | 16.30 Uhr Sonntag, 7. Februar 2016 | 16.30 Uhr Teilnahme kostenlos mit gültigem Ticket | Dauer: 1 Stunde | Anmeldung erforderlich

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NACHMITTAGSTREFF IM BELVEDERE  Gerhart Frankl: ein denkender Künstler Dienstag, 24. November 2015 | 15 Uhr Dienstag, 26. Jänner 2016 | 15 Uhr Still und dabei rastlos suchend, sensibel und von ständigen Zweifeln geprägt – so lässt sich Gerhart Frankls Persönlichkeit umschreiben. In seinem Werk verband der bekennende Cézanne-Verehrer traditionelle Gestaltungsmittel mit modernen Elementen. Landschaften, Porträts und Stillleben waren seine bevorzugten Themen. Bei diesem geführten Rundgang erleben Sie einen vielseitigen Autodidakten, der zeitlebens nicht mehr und nicht weniger wollte, als gut zu malen. Ticket (inkl. Eintritt, Führung, Heißgetränk und Mehlspeise): Erwachsene (60 plus): € 15,– | (60 minus): € 18,– | Dauer: 2 Stunden | Anmeldung erforderlich Belvedere Kunstvermittlung T + 43 1 795 57-134 M [email protected]

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ALLGEMEINE INFORMATIONEN Ausstellungstitel Gerhart Frankl - Rastlos

Ausstellungsdauer 18. November 2015 bis 3. April 2016

Ausstellungsort Oberes Belvedere

Exponate 50

Teilnehmende Künstler Gerhart Frankl, Béni Ferenczy (1 Werk)

Kuratorin Kerstin Jesse

Ausstellungskatalog Gerhart Frankl - Rastlos Hg.: Agnes Husslein-Arco, Kerstin Jesse Belvedere, 176 Seiten, 19,5 x 25 cm, Hardcover ISBN: 978-3-902805-92-8, € 21,-

Kontakt Belvedere, Prinz Eugen-Straße 27, 1030 Wien T +43 (01) 795 57-0 www.belvedere.at

Öffnungszeiten Täglich 10 bis 18 Uhr

Regulärer Eintritt € 14,– (Oberes Belvedere)

Führungen Kontakt Kunstvermittlung Belvedere & Winterpalais T +43 (01) 795 57-134, M [email protected]

Presse Kontakt Presse Belvedere & Winterpalais Prinz Eugen-Straße 27, 1030 Wien T +43 (01) 795 57-177 | M [email protected] Bilder stehen unter www.belvedere.at/presse kostenlos für Pressezwecke zum Download zur Verfügung (Passwort: pr2015).

Mit freundlicher Unterstützung von