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Ein fingerfertiger Star der Klassik- Szene packte im Stadttheater die Blockflöten aus. Echo-Preisträgerin Dorothee Oberlinger gastierte mit dem Alte-Musik-Ensemble Sonatori de la Gioiosa Marca aus Treviso. Ist der Prosecco daran schuld, der Grappa aus Bassano oder der Weiße aus Venetien, dass diese gott- und alkoholgesegnete Gegend das Attri- but „gioiosa“ hat? Das kann man kei- nesfalls mit einem simplen „fröhlich“ übersetzen, eher mit „freudig erregt“. So wollen die Sonatori de la Gioiosa Marca jedenfalls aufspielen. Die sieben Spezialisten der Histori- schen Aufführungspraxis lassen keine Zweifel an ihrer barocken Klangkom- petenz aufkommen und geben im rand- voll besetzten Stadttheater gleich ihre Visitenkarte mit Vivaldis „Tempesta di mare“-Konzert ab. Wie schon 2008 beim „Fränkischen Sommer“ in Her- zogenaurach, ist Blockflötistin Doro- thee Oberlinger mit von der Partie. Die Aachenerin ist seit 2008 und ih- rem Echo-Klassik-Preis eine der Gali- onsfiguren der Alten Musik. Und so wirft sie sich denn den Vivaldi-Stürmen mit virtuoser Atem- und Fingerfertigkeit entgegen. Die Blockflöte hatte zu Vivaldis Zeiten keineswegs den Ruf eines Folterinstru- ments für die Jüngsten. Vielmehr waren ihrem warmen Ton die be- sonders intensiven Gefühle von Liebe und Trauer anvertraut und die quirli- gen Aufgeregtheiten dem Flautino, dem Zwerg unter den Blockflöten. So ein Erfahrungsfeld der Sinne und Gefühle hat auch das Largo des berühmten „Tempesta“-Konzerts, be- vor es in die Schnellstrecke des Presto- finales einbiegt. Oberlinger bleibt all dem nichts schuldig und heimste bereits in der ersten Viertelstunde die- ses Zwei-Stunden-Abends begeister- ten Applaus ein, der sich am Ende zu einem Bravosturm entwickelte. Die kleine Besetzung der Sonatori — sechs Herren, eine Dame — reichte für den intimen Fürther Theaterrahmen vollkommen. Ganz so rigoros und mit- reißend wie andere Barockensembles stürzen sie sich nicht in die alten Noten, dafür aber stets kantabel und eher spritzig als überschäumend. Da hat man mehr Muße, auch in den flot- ten Allegrosätzen Feinheiten zu hören, unterschiedliche Klangfarben sowie das sonore Bassfundament des Cello concertato und des Violone, dem kleinen Bruder des Kontrabasses. Fünf Auftritte hatte Oberlinger, jeder gespickt mit allen Kunstfertig- keiten, die ihre Flöten verlangen und hergeben. Besonders beredt geriet das hübsche Sammartini-Konzert mit sei- nem Vogelgezwitscher und einem brei- ten Gefühlsradius, der nicht nur aus Presto-Aberwitz besteht. Vergnüglich war das alles, und auch ohne Flöte gab es bewegende Momente. Drei Zugaben. UWE MITSCHING Z Aktuelle CD: Blockflötenkonzerte von Telemann, Graupner und Schultze, Dorothee Oberlinger (Blockflöten), Ensemble 1700, Dirigent: Reinhard Goebel (Deut- sche Harmonia Mundi). Städtisches Museum Zirndorf, Spital- straße 2, Tel. 96 06 05 90, dienstags bis sonntags 10-12 und 14-17 Uhr: Reinhild Gerum, „Plötzlich wurden mir die Knie weich“, Installation und Zeichnung, bis 8. November Museum Zirndorf, Spitalstraße 2, Tel. 960 60 590, dienstags bis sonn- tags 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Reinhhild Gerum – „plötzlich wur- den mir die Knie weich“, installation und zeichnung, bis 8. November. Art-Agency Hammond im Stadtthea- ter, Tel. 77 07 27, an Aufführungsta- gen ab 19 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung: und an Aufführungs- tagen ab 19 Uhr: Hanspeter Münch, „Hommage an Claude Monet“, Male- rei, bis 11. November Rathaus Stein, Kultursaal, Tel. 6 80 10, Hauptstraße 56, montags bis freitags 8-12 Uhr, montags 14-18 Uhr: Joachim Reinwald, „In Stein, um Stein und um Stein herum“, flo- rale Stillleben, bis 13. November Central-Garage, Mathildenstraße 3, donnerstags und freitags 16-19 Uhr, Wochenenden 14-18 Uhr, 15. Novem- ber 11-19 Uhr: Günter Derleth, „Venedig. Camera Obscura“, bis 15. November Kunstschaufenster des Quartiersma- nagements, Quartiersbüro Hirschen- straße 5, Tel. 7 41 69 77: Volker Dieck- mann, „Warten auf S.B.“ Eine Hommage an Samuel Beckett, bis 25. November Galerie in der Promenade, Königs- warterstraße 62, Tel. 70 66 60, mon- tags, mittwochs und freitags 10-17 Uhr und nach telefonischer Vereinba- rung: Bernhard Nowak, Querschnitt aus der Sammlung Kern-Uschakow, Malerei und Grafik der 30er und 40er Jahre, bis 18. Dezember Galerie in der Foerstermühle, Würz- burger Straße 3, Tel. 73 10 87, mon- tags bis donnerstags 9-17 Uhr, frei- tags 9-14 Uhr: Anja Molendijk, „Im Labyrinth“, bis 23. Dezember Kunstraum Rosenstraße, Rosen- straße 12, donnerstags und freitags 14-19 Uhr, samstags 11-17 Uhr, Eröffnung am 8. November, 11 Uhr: Renate Ahlsdorf, „ZwischenRaum“, Gemälde, bis 30. Dezember Galerie Fotura in der Kofferfabrik, Lange Straße 81, Tel. 9 77 39 51, mon- tags bis samstags 19-1 Uhr, sonntags 10-1 Uhr und nach telefonischer Ver- einbarung, Vernissage heute, 5. November, 19 Uhr: Jasmin Szabo & Rainer Wrede, „Kofferimpressio- nen“, Fotografien, bis 3. Januar Allererste Holzklasse Beifallswogen für Blockflötistin Dorothee Oberlinger Sie singt Lieder gegen das Vergessen. Nizza Thobi, geboren in Jerusalem am Fuß des Ölbergs, lebt und arbeitet seit 30 Jahren in Deutschland. Die zierli- che Sängerin mit der großen Stimme kommt am Freitag in den Kleinen Saal der Stadthalle und stellt ihr neues Album „Ein Koffer spricht“ vor. Den FN verriet die 62-Jährige, was sie moti- viert und warum sie nicht an Zufälle glaubt. „Ich bin mir sicher, alles hat eine Bedeutung.“ Nein, Nizza Thobi glaubt nicht an willkürliche Begegnun- gen. Zu oft haben sich in ihrem Leben die Ereignisse plötzlich wie Puzzlestücke aneinandergefügt. Ein Beispiel dafür ist die Arbeit an ihrer neuen CD. Gedichte jüdischer Lyri- ker, die fast alle das Nazi- Regime nicht überlebten, hat sie dafür vertont. Dazu gehört das anrührende Lied, dessen Titel zum Leit- motiv für dieses Album wurde: Die Zeilen zu „Ein Koffer spricht“ schrieb die Kinderbuchautorin Ilse Weber, die 1944 mit ihrem kleinen Sohn in Auschwitz ermordet wurde. Ihrem Mann, berichtet Nizza Thobi, sei es gelun- gen, ihre Texte in There- sienstadt in der Erde zu ver- graben. Nach der Befrei- ung kam er zurück und barg die Gedichte und Briefe der Toten. Ilse Webers älterer Sohn Hanuš entkam der Vernichtung. Heute lebt er in Schweden. Dank intensiver Recher- chen und glücklicher Umstände kam Nizza in Kontakt mit ihm. Ähnliches erlebte die temperament- volle Künstlerin auf der Suche nach Nachfahren der Malerin Malva Scha- lek, die in herausragenden Zeichnun- gen das Leben im KZ Theresienstadt dokumentierte, bevor sie in Aus- schwitz starb. „Ich wollte unbedingt ihre unglaublichen Bilder im Booklet zu meiner neuen CD drucken, aber dafür brauchte ich natürlich zunächst eine Genehmigung.“ Also setzte sich Thobi entschlossen an den PC und goo- gelte, bis sie nach kurzer Zeit eine Ver- bindung entdeckte. Ihre Ansprech- partnerin lebte wenige Straßen von Thobis Münchner Wohnung entfernt. „Das ist doch alles kein Zufall“, bekräftigt die Frau mit den großen dunklen Augen und der charismati- schen Stimme noch einmal. „Diese Begegnungen geben mir die Motiva- tion weiterzumachen. Ich muss weiter- machen.“ Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust wurde für sie früh zum bestimmenden Thema. In den 60er Jahren studierte sie klassische Gitarre in ihrer Heimatstadt Jerusalem, anschließend tourte sie mit einer israe- lischen Folkgruppe um die Welt. In Frankfurt bekam sie eine Hauptrolle im Musical „Hair“, bevor sie 1972 ihre Solokarriere begann. Seither sucht, sichert und singt sie Lieder von Opfern des NS-Terrors, die in KZs und Gettos geschrieben wurden. In den vergangenen 30 Jahren, die sie mit ihrem Mann — ein Kostümbild- ner, der unter anderem TV-Shows wie „Yes, we can dance“ ausstattet — in Deutschland gelebt hat, habe sich ein Wandel vollzogen. „Heute sind die Menschen anders, aufgeklärter“, versichert sie. In den 70ern seien sie verklemmt gewesen: „Ein Wort wie ,Jude‘ wurde nicht so leicht gesagt, aber jeder hat eine jüdische Oma gehabt oder während des Krieges einen Juden versteckt.“ Heute sagt sie: „Deutschland ist in Ord- nung, das ist ein moderner Staat.“ Ihr Einsatz gegen Krieg und Rassismus ist auch ein Kampf gegen das Verges- sen: „Menschen haben ein kurzes Gedächtnis, aber man muss aufpassen und sensibel bleiben. Nur für Lotto und Fußball interes- sieren, das geht nicht.“ Und so geht Nizza Thobi weiter auf die Bühnen und fesselt ihre Zuhörer mit ihren Liedern, die das Ver- gessen unmöglich machen. SABINE REMPE Z Nizza Thobi & Ensemble: Mor- gen, 6. November, 20 Uhr, Stadt- halle (Rosenstraße 1). Tickets (25/18 Euro plus Vorverkaufsge- bühren) unter Tel. 74 93 40 und an der Abendkasse. Eine Kultursen- dung von und mit Nizza Thobi und prominenten Interviewpartnern gibt es an jedem vierten Freitag im Monat um 19 Uhr beim Münch- ner Radiosender LORA 92,4 MHz, Kabel 96,75. Dorothee Oberlinger. Foto: dhm Immer Ärger mit dem Kinderkriegen So wird das nix: Robert (Uli Scherbel) und Char- lotte (Agnes Hilpert) sind sich zwar einig, dass sie ein Kind wollen; aber wie und wann und überhaupt, das wissen die beiden gut situierten Großstädter nicht. „Babytalk“ heißt das Zwei-Mann-Musical, mit dem die Neuköllner Oper Berlin derzeit in Fürth gastiert. In dem Stück, das im Jahr 2000 uraufgeführt wurde, re- giert der Zeugungswahn- sinn: Man ist nicht mehr ganz so jung, nicht mehr ganz so verliebt und nicht mehr ganz so fruchtbar. Fortpflanzen will man sich aber dennoch. Oder doch nicht? Wie die einerseits tragische, andererseits ko- mische Geschichte aus- geht, erfährt das Publi- kum bis zum 22. Novem- ber in der Comödie, wo das Stück von Peter Lund (Text und Regie) und Tho- mas Zaufke (Musik) bei der Premiere begeistert aufgenommen wurde. (Ausführliche Bespre- chung auf Seite 7 im FN- Hauptteil.) she/F.: Thomas Scherer „Menschen haben ein kurzes Gedächtnis“ Die temperamentvolle Sängerin Nizza Thobi gibt den Opfern des Holocaust eine Stimme Sie kommt mit ihrem Programm „Ein Koffer spricht“ morgen nach Fürth: Nizza Thobi. Foto: Sabine Grudda Senioren-Service FERNSEH -HIFI -VIDEO • spezielle Seniorenberatung • auch Hausberatung • kostenlose Aufstellung im Großraum SCHNATZKY Innungs- und Meisterbetrieb Fürther Freiheit 6, Telefon 77 22 11 Hier! TÜV nach ISO 9001 TÜVgeprüfte Qualitätssicherung 2 kostenlose Unterrichtsstunden Motivierte und erfahrene Nachhilfelehrer/-innen Individuelles Eingehen auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen Schülercoaching: mehr als Nachhilfe INFO-HOTLINE Tel: 77 4 880 www.schuelerhilfe.de Beratung vor Ort: Mo.-Fr.: 14.00 bis 17.00 Uhr Fürth • Schwabacher Str. 44 • 0911/774880 GOTTSMANN Immob., su. lfd. 1−5 Zi.- Wohnungen u. Häuser = 606645 oder = 0172/8103211 GOTTSMANN Immob., su. lfd. 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„Menschen haben ein kurzes Gedächtnis“

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Die temperamentvolle Sängerin Nizza Thobi gibt den Opfern des Holocaust eine Stimme FN, 5-11-2009, Seite 6 von SABINE REMPE

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Page 1: „Menschen haben ein kurzes Gedächtnis“

Ein fingerfertiger Star der Klassik-Szene packte im Stadttheater dieBlockflöten aus. Echo-PreisträgerinDorothee Oberlinger gastierte mitdem Alte-Musik-Ensemble Sonatoride la Gioiosa Marca aus Treviso.

Ist der Prosecco daran schuld, derGrappa aus Bassano oder der Weißeaus Venetien, dass diese gott- undalkoholgesegnete Gegend das Attri-but „gioiosa“ hat? Das kann man kei-nesfalls mit einem simplen „fröhlich“übersetzen, eher mit „freudig erregt“.So wollen die Sonatori de la GioiosaMarca jedenfalls aufspielen.

Die sieben Spezialisten der Histori-schen Aufführungspraxis lassen keineZweifel an ihrer barocken Klangkom-petenz aufkommen und geben im rand-voll besetzten Stadttheater gleich ihreVisitenkarte mit Vivaldis „Tempestadi mare“-Konzert ab. Wie schon 2008beim „Fränkischen Sommer“ in Her-zogenaurach, ist Blockflötistin Doro-thee Oberlinger mit von der Partie.Die Aachenerin ist seit 2008 und ih-rem Echo-Klassik-Preis eine der Gali-onsfiguren der Alten Musik.

Und so wirft sie sich denn denVivaldi-Stürmen mit virtuoser Atem-und Fingerfertigkeit entgegen. DieBlockflöte hatte zu Vivaldis Zeitenkeineswegs den Ruf eines Folterinstru-ments für die Jüngsten. Vielmehrwaren ihrem warmen Ton die be-sonders intensiven Gefühle von Liebeund Trauer anvertraut und die quirli-gen Aufgeregtheiten dem Flautino,dem Zwerg unter den Blockflöten. Soein Erfahrungsfeld der Sinne undGefühle hat auch das Largo desberühmten „Tempesta“-Konzerts, be-vor es in die Schnellstrecke des Presto-finales einbiegt. Oberlinger bleibt alldem nichts schuldig und heimstebereits in der ersten Viertelstunde die-ses Zwei-Stunden-Abends begeister-ten Applaus ein, der sich am Ende zueinem Bravosturm entwickelte.

Die kleine Besetzung der Sonatori —sechs Herren, eine Dame — reichte für

den intimen Fürther Theaterrahmenvollkommen. Ganz so rigoros und mit-reißend wie andere Barockensemblesstürzen sie sich nicht in die altenNoten, dafür aber stets kantabel undeher spritzig als überschäumend. Dahat man mehr Muße, auch in den flot-ten Allegrosätzen Feinheiten zuhören, unterschiedliche Klangfarbensowie das sonore Bassfundament desCello concertato und des Violone, demkleinen Bruder des Kontrabasses.

Fünf Auftritte hatte Oberlinger,jeder gespickt mit allen Kunstfertig-keiten, die ihre Flöten verlangen undhergeben. Besonders beredt geriet dashübsche Sammartini-Konzert mit sei-

nem Vogelgezwitscher und einem brei-ten Gefühlsradius, der nicht nur ausPresto-Aberwitz besteht. Vergnüglichwar das alles, und auch ohne Flötegab es bewegende Momente. DreiZugaben. UWE MITSCHING

Z Aktuelle CD: Blockflötenkonzertevon Telemann, Graupner undSchultze, Dorothee Oberlinger(Blockflöten), Ensemble 1700,Dirigent: Reinhard Goebel (Deut-sche Harmonia Mundi).

Städtisches Museum Zirndorf, Spital-straße 2, Tel. 96060590, dienstagsbis sonntags 10-12 und 14-17 Uhr:Reinhild Gerum, „Plötzlich wurdenmir die Knie weich“, Installationund Zeichnung, bis 8. NovemberMuseum Zirndorf, Spitalstraße 2,Tel. 96060590, dienstags bis sonn-tags 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr,Reinhhild Gerum – „plötzlich wur-den mir die Knie weich“, installationund zeichnung, bis 8. November.Art-Agency Hammond im Stadtthea-ter, Tel. 770727, an Aufführungsta-gen ab 19 Uhr und nach telefonischerVereinbarung: und an Aufführungs-tagen ab 19 Uhr: Hanspeter Münch,„Hommage an Claude Monet“, Male-rei, bis 11. NovemberRathaus Stein, Kultursaal, Tel.68010, Hauptstraße 56, montags bisfreitags 8-12 Uhr, montags 14-18Uhr: Joachim Reinwald, „In Stein,um Stein und um Stein herum“, flo-rale Stillleben, bis 13. NovemberCentral-Garage, Mathildenstraße 3,donnerstags und freitags 16-19 Uhr,Wochenenden 14-18 Uhr, 15. Novem-ber 11-19 Uhr: Günter Derleth,„Venedig. Camera Obscura“, bis 15.NovemberKunstschaufenster des Quartiersma-nagements, Quartiersbüro Hirschen-straße 5, Tel. 7416977:Volker Dieck-mann, „Warten auf S.B.“ — EineHommage an Samuel Beckett, bis 25.NovemberGalerie in der Promenade, Königs-warterstraße 62, Tel. 706660, mon-

tags, mittwochs und freitags 10-17Uhr und nach telefonischer Vereinba-rung: Bernhard Nowak, Querschnittaus der Sammlung Kern-Uschakow,Malerei und Grafik der 30er und40er Jahre, bis 18. DezemberGalerie in der Foerstermühle, Würz-burger Straße 3, Tel. 731087, mon-tags bis donnerstags 9-17 Uhr, frei-tags 9-14 Uhr: Anja Molendijk, „ImLabyrinth“, bis 23. Dezember

Kunstraum Rosenstraße, Rosen-straße 12, donnerstags und freitags14-19 Uhr, samstags 11-17 Uhr,Eröffnung am 8. November, 11 Uhr:Renate Ahlsdorf, „ZwischenRaum“,Gemälde, bis 30. DezemberGalerie Fotura in der Kofferfabrik,Lange Straße 81, Tel. 9773951, mon-tags bis samstags 19-1 Uhr, sonntags10-1 Uhr und nach telefonischer Ver-einbarung, Vernissage heute, 5.November, 19 Uhr: Jasmin Szabo &Rainer Wrede, „Kofferimpressio-nen“, Fotografien, bis 3. Januar

Allererste HolzklasseBeifallswogen für Blockflötistin Dorothee Oberlinger

Sie singt Lieder gegen das Vergessen.Nizza Thobi, geboren in Jerusalem amFuß des Ölbergs, lebt und arbeitet seit30 Jahren in Deutschland. Die zierli-che Sängerin mit der großen Stimmekommt am Freitag in den Kleinen Saalder Stadthalle und stellt ihr neuesAlbum „Ein Koffer spricht“ vor. DenFN verriet die 62-Jährige, was sie moti-viert und warum sie nicht an Zufälleglaubt.

„Ich bin mir sicher, alleshat eine Bedeutung.“ Nein,Nizza Thobi glaubt nichtan willkürliche Begegnun-gen. Zu oft haben sich inihrem Leben die Ereignisseplötzlich wie Puzzlestückeaneinandergefügt.

Ein Beispiel dafür ist dieArbeit an ihrer neuen CD.Gedichte jüdischer Lyri-ker, die fast alle das Nazi-Regime nicht überlebten,hat sie dafür vertont. Dazugehört das anrührendeLied, dessen Titel zum Leit-motiv für dieses Albumwurde: Die Zeilen zu „EinKoffer spricht“ schrieb dieKinderbuchautorin IlseWeber, die 1944 mit ihremkleinen Sohn in Auschwitzermordet wurde.

Ihrem Mann, berichtetNizza Thobi, sei es gelun-gen, ihre Texte in There-sienstadt in der Erde zu ver-graben. Nach der Befrei-ung kam er zurück und barg dieGedichte und Briefe der Toten. IlseWebers älterer Sohn Hanuš entkamder Vernichtung. Heute lebt er inSchweden. Dank intensiver Recher-chen und glücklicher Umstände kamNizza in Kontakt mit ihm.

Ähnliches erlebte die temperament-volle Künstlerin auf der Suche nachNachfahren der Malerin Malva Scha-lek, die in herausragenden Zeichnun-gen das Leben im KZ Theresienstadtdokumentierte, bevor sie in Aus-

schwitz starb. „Ich wollte unbedingtihre unglaublichen Bilder im Bookletzu meiner neuen CD drucken, aberdafür brauchte ich natürlich zunächsteine Genehmigung.“ Also setzte sichThobi entschlossen an den PC und goo-gelte, bis sie nach kurzer Zeit eine Ver-bindung entdeckte. Ihre Ansprech-partnerin lebte wenige Straßen vonThobis Münchner Wohnung entfernt.„Das ist doch alles kein Zufall“,

bekräftigt die Frau mit den großendunklen Augen und der charismati-schen Stimme noch einmal. „DieseBegegnungen geben mir die Motiva-tion weiterzumachen. Ich muss weiter-machen.“

Die Auseinandersetzung mit demHolocaust wurde für sie früh zumbestimmenden Thema. In den 60erJahren studierte sie klassische Gitarrein ihrer Heimatstadt Jerusalem,anschließend tourte sie mit einer israe-lischen Folkgruppe um die Welt. In

Frankfurt bekam sie eine Hauptrolleim Musical „Hair“, bevor sie 1972 ihreSolokarriere begann. Seither sucht,sichert und singt sie Lieder vonOpfern des NS-Terrors, die in KZsund Gettos geschrieben wurden.

In den vergangenen 30 Jahren, diesie mit ihrem Mann — ein Kostümbild-ner, der unter anderem TV-Shows wie„Yes, we can dance“ ausstattet — inDeutschland gelebt hat, habe sich ein

Wandel vollzogen. „Heutesind die Menschen anders,aufgeklärter“, versichertsie. In den 70ern seien sieverklemmt gewesen: „EinWort wie ,Jude‘ wurdenicht so leicht gesagt, aberjeder hat eine jüdischeOma gehabt oder währenddes Krieges einen Judenversteckt.“ Heute sagt sie:„Deutschland ist in Ord-nung, das ist ein modernerStaat.“

Ihr Einsatz gegen Kriegund Rassismus ist auch einKampf gegen das Verges-sen: „Menschen haben einkurzes Gedächtnis, aberman muss aufpassen undsensibel bleiben. Nur fürLotto und Fußball interes-sieren, das geht nicht.“

Und so geht Nizza Thobiweiter auf die Bühnen undfesselt ihre Zuhörer mitihren Liedern, die das Ver-gessen unmöglich machen.

SABINE REMPE

Z Nizza Thobi & Ensemble: Mor-gen, 6. November, 20 Uhr, Stadt-halle (Rosenstraße 1). Tickets(25/18 Euro plus Vorverkaufsge-bühren) unter Tel. 749340 und ander Abendkasse. Eine Kultursen-dung von und mit Nizza Thobi undprominenten Interviewpartnerngibt es an jedem vierten Freitagim Monat um 19 Uhr beim Münch-ner Radiosender LORA 92,4 MHz,Kabel 96,75.

Dorothee Oberlinger. Foto: dhm

Immer Ärger mit dem KinderkriegenSo wird das nix: Robert(Uli Scherbel) und Char-lotte (Agnes Hilpert) sindsich zwar einig, dass sieein Kind wollen; aber wieund wann und überhaupt,das wissen die beiden gutsituierten Großstädternicht. „Babytalk“ heißtdas Zwei-Mann-Musical,mit dem die NeuköllnerOper Berlin derzeit inFürth gastiert. In demStück, das im Jahr 2000uraufgeführt wurde, re-giert der Zeugungswahn-sinn: Man ist nicht mehrganz so jung, nicht mehrganz so verliebt und nichtmehr ganz so fruchtbar.Fortpflanzen will man sichaber dennoch. Oder dochnicht? Wie die einerseitstragische, andererseits ko-mische Geschichte aus-geht, erfährt das Publi-kum bis zum 22. Novem-ber in der Comödie, wodas Stück von Peter Lund(Text und Regie) und Tho-mas Zaufke (Musik) beider Premiere begeistertaufgenommen wurde.(Ausführliche Bespre-chung auf Seite 7 im FN-Hauptteil.)

she/F.: Thomas Scherer

„Menschen haben ein kurzes Gedächtnis“Die temperamentvolle Sängerin Nizza Thobi gibt den Opfern des Holocaust eine Stimme

Sie kommt mit ihrem Programm „Ein Koffer spricht“ morgennach Fürth: Nizza Thobi. Foto: Sabine Grudda

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