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1 MESA – Medieneinsatz in der Schweißausbildung Abschlussbericht Zuwendungsempfänger: Förderkennzeichen: BIBA Bremer Institut für Produktion und Logistik GmbH (BIBA) 01PD14016A Institut Technik und Bildung (ITB), Universität Bremen 01PD14016B C + P Bildung GmbH (CPB) 01PD14016D Gesellschaft für Schweißtechnik International mbH, Niederlassung Bildungszentren Rhein-Ruhr (GSI) 01PD14016F Vorhaben: MESA Medieneinsatz in der Schweißausbildung Laufzeit des Vorhabens: 01.08.2015 31.07.2018

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MESA – Medieneinsatz in der Schweißausbildung

Abschlussbericht

Zuwendungsempfänger: Förderkennzeichen:

BIBA – Bremer Institut für Produktion und Logistik GmbH (BIBA) 01PD14016A

Institut Technik und Bildung (ITB), Universität Bremen 01PD14016B

C + P Bildung GmbH (CPB) 01PD14016D

Gesellschaft für Schweißtechnik International mbH, Niederlassung

Bildungszentren Rhein-Ruhr (GSI)

01PD14016F

Vorhaben:

MESA – Medieneinsatz in der Schweißausbildung

Laufzeit des Vorhabens:

01.08.2015 – 31.07.2018

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Inhaltsverzeichnis

1. Kurze Darstellung des Vorhabens ................................................................................................... 4

1.1. Aufgabenstellung ......................................................................................................................... 4

1.2. Voraussetzungen unter denen das Vorhaben durchgeführt wurde ........................................... 4

1.3. Planung und Ablauf des Vorhabens ............................................................................................ 5

1.4. Wissenschaftlicher und technischer Stand, an den angeknüpft wurde ...................................... 6

1.5. Zusammenarbeit mit anderen Stellen ......................................................................................... 7

2. Eingehende Darstellung des Vorhabens ....................................................................................... 10

2.1. Verwendung der Zuwendung und des erzielten Ergebnisses ................................................... 10

2.1.1. Gesellschaftlicher und branchenspezifischer Bedarf ............................................................ 10

2.1.2. Gesamtziele des Verbundprojektes ...................................................................................... 11

2.1.3. Methoden und Ergebnisse der Anforderungsanalyse ........................................................... 12

2.1.4. Methoden und Ergebnisse der technischen Konzeptentwicklung ........................................ 15

2.1.4.1. Heterogenität des Arbeitsumfelds .................................................................................... 16

2.1.4.2. Verwendbare Medientechnologien .................................................................................. 16

2.1.4.3. Training von Schweißaufgaben in Zwangshaltungen ........................................................ 17

2.1.4.4. Gestaltung einer E-Learning Plattform .............................................................................. 18

2.1.4.5. Entwicklung einer App zur Überwindung von Sprachbarrieren ........................................ 19

2.1.5. Methoden und Ergebnisse der didaktischen Konzeptentwicklung ....................................... 21

2.1.5.1. Lernförderliche Aspekte in Ausbildungsberufen der Schweißbranche ............................. 21

2.1.5.2. Gestaltung von mediengestützten Lern- und Arbeitsaufgaben ........................................ 22

2.1.5.3. Gestaltung eines Train-the-Trainer Konzepts .................................................................... 25

2.1.6. Erprobung und Evaluation der Konzepte .............................................................................. 26

2.1.6.1. Gegenstand und Methode der Erprobungen .................................................................... 26

2.1.6.2. Evaluation der Ergebnisse aus der Erprobung .................................................................. 29

2.1.7. Weiterführende Untersuchungen ......................................................................................... 31

2.1.7.1. Der Simulator als Instrument für Berufsorientierung und Sprachförderung .................... 31

2.1.7.2. Der Simulator als Medium zur Vorbereitung auf Prüfungen in der Ausbildung ............... 32

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2.1.7.3. Der Simulator als Assistenzsystem im Teach-In von Schweißrobotern ............................ 33

2.2. Wichtigste Positionen des zahlenmäßigen Nachweises............................................................ 34

2.3. Notwendigkeit und Angemessenheit der geleisteten Arbeit .................................................... 35

2.4. Voraussichtlicher Nutzen und Verwertbarkeit der Ergebnisse ................................................. 35

2.5. Fortschritt auf dem Gebiet des Vorhabens bei anderen Stellen ............................................... 36

2.6. Veröffentlichungen des Ergebnisses ......................................................................................... 37

2.7. Quellenverzeichnis .................................................................................................................... 37

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1. Kurze Darstellung des Vorhabens

1.1. Aufgabenstellung

Das Projektvorhaben MESA – Medieneinsatz in der Schweißausbildung konzentrierte sich auf den

Einsatz digitaler Medien zur beruflichen Bildung in der Schweißbranche, da hier ein deutlicher

Reformierungsbedarf identifiziert wurde.

Zum Zeitpunkt der Antragstellung waren Trainingssimulatoren für Schweißprozesse eine

branchenspezifische Neuentwicklung, die deutliche Vorteile im Lernprozess bieten kann. Die

Einbettung von Simulationen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung ist eine komplexe

Herausforderung (Mansfeld 2013), da zum optimalen Einsatz digitaler Medien in der beruflichen

Bildung auch eine lerntheoretische Einbindung erforderlich ist. Dies erfordert insbesondere die

Gestaltung von Lehr-Lern-Arrangements, die sich explizit den Anforderungen eines gleichermaßen

kontextspezifischen als auch simulationsgestützten Lernens stellen (vgl. Albers 2011; Tulodziecki

2011).

An dieser Stelle knüpfte das Projektvorhaben MESA an, um digitale Medien in bedarfsorientierte und

didaktisch fundierte Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen zu integrieren. Um eine möglichst

praxisnahe Orientierung und gute Verwertbarkeit der Projektergebnisse zu garantieren, sollte eine

enge Zusammenarbeit mit Vertreter/innen von Industrieunternehmen, Bildungseinrichtungen und

Verbänden verfolgt werden. Die Projektergebnisse sollten in Form eines Leitfadens publiziert

werden. Die Aufgabenstellung und der Innovationsgehalt von MESA lagen daher nicht in der

Entwicklung neuer Technologien, sondern in deren Einbettung in ein bedarfsorientiertes und

technologieübergreifendes Blended-Learning-Konzept für die berufliche Aus- und Weiterbildung in

der Schweißbranche.

1.2. Voraussetzungen unter denen das Vorhaben durchgeführt wurde

Die für die Durchführung des Vorhabens notwendigen Ressourcen waren von Beginn an vorhanden.

Mit den Industriepartnern konnte technisches Personal in die Anforderungsanalysen und

Erprobungen einbezogen werden, sodass die erforderliche Praxisnähe der Projektentwicklungen

gewährleistet werden konnte. Des Weiteren bestand Zugriff auf die bereits in den Betrieben

vorhandenen digitalen Medien und die Möglichkeit Erprobungen im Rahmen der durchgeführten

Bildungsmaßnahmen durchzuführen.

Durch die Forschungspartner war wissenschaftlich ausgebildetes Personal mit einschlägigen

methodischer Erfahrungen verfügbar. Ebenso gab es von vornherein inhaltlich Schnittstellen zu

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anderen F&E-Vorhaben der Institute, deren Ergebnisse als Vorarbeiten oder Methoden in MESA

aufgegriffen wurden. Diese waren:

QinDiLog – Qualifikationserfordernisse durch das „Internet der Dinge“ in der Logistik

(16.03.2009–12.04.2010, BMBF)

SPIKO – Spielend unternehmensübergreifende Kooperationen erleben (01.12.2003–

31.10.2006, BMBF)

CYPROS – Cyber-Physische Produktionssysteme – Produktivitäts- und Flexibilitätssteigerung

durch die Vernetzung intelligenter Systeme in der Fabrik (15.09.2012–14.09.2015, BMBF)

TARGET – Transformative, Adaptive, Responsive and enGaging EnvironmenT (01.06.2010–

31.10.2012, EU)

GaLA – Games and Learning Alliance is the Network of Excellence (NoE) on Serious Games

(01.10.2010–30.09.2014, EU)

Robidlog – Robotik und Logistik (01.03.2013–31.08.2014, Land Bremen)

BIVEE – Business Innovation in Virtual Enterprise Environments (01.10.2011–31.12.2014, EU)

ArKoH – Arbeitsprozessorientierte Kompetenzentwicklung für den Hafen der Zukunft

(01.12.2013–28.02.2017, BMBF)

Vila-b – Virtuelles Lernen auf der Baustelle (01.01.2008–31.12.2010, BMBF)

KoDiN – Kollaboratives Diagnosenetzwerk für die Kfz-Servicearbeit (01.07.2011–30.06.2014,

BMBF)

Kompetenzwerkst@tt 2.0 (01.01. 2012–31. 12. 2014, BMBF)

Strategisch passten die Projektinhalte sehr gut zu den strategischen Zielen der Projektpartner. Für die

Praxispartner war dies maßgeblich die Qualitätssteigerung der angebotenen

Qualifizierungsmaßnahmen durch didaktisch und praktisch fundierten Einsatz digitaler Medien und

für die wissenschaftlichen Institute ergaben sich Möglichkeiten, um Kompetenzen im Umgang mit

digitalen Medien auszubauen und das Profil im Umfeld der Industrie 4.0 zu stärken.

1.3. Planung und Ablauf des Vorhabens

Der geplante Ablauf von MESA (Abbildung 1) begann mit der Anforderungsanalyse (AP1), wobei die

aktuelle Situation in der Praxis und der Stand der Technik detailliert erfasst wurden. Die erzielten

Analyseergebnisse bildeten die Grundlage für die weitere Projektarbeit. Anschließend erfolgte die

Konzeptentwicklung, welche in technische (AP2) und didaktische (AP3) Entwicklung unterteilt wurde.

Parallel fand eine kontinuierliche Erprobung und Evaluation der Konzepte statt (AP4), deren

Ergebnisse in die Entwicklung rückgekoppelt wurden. Abschließend wurden die Projektergebnisse in

einem Leitfaden zusammengefasst und Umsetzungsempfehlungen abgeleitet (AP5) mit Schwerpunkt

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auf das Train-the-Trainer Konzept und ein Konzept zur Überwindung von Sprachbarrieren. Die

Verbundkoordination (AP6) erstreckte sich als Unterstützungsprozess über die komplette

Projektlaufzeit.

Abbildung 1: Struktureller Aufbau des Gesamtvorhabens

Während der Durchführung des Vorhabens gab es nur geringfügige Planabweichungen und

Probleme, die während der regelmäßig durchgeführten Konsortialtreffen gelöst werden konnten,

sodass die geplante Struktur bestand hatte. Für die Umsetzung der Zielsetzung des

Verbundvorhabens war jedoch eine kostenneutrale Verlängerung der Projektlaufzeit von 30 auf 36

Monate erforderlich. Gründe für die Notwendigkeit der Verlängerung war eine Verzögerung der

Konzeptentwicklung durch Personalwechsel beim Forschungspartner ITB sowie die Verfügbarkeit

passender Übungsgruppen für die Erprobungen. Dies wirkte sich im zeitlichen Ablauf ebenfalls auf

das Arbeitspaket 5 aus, dessen Inhalte auf Ergebnissen der Erprobung basieren.

1.4. Wissenschaftlicher und technischer Stand, an den angeknüpft wurde

Der wichtigste Forschungsgegenstand des Projekts waren Trainingssimulatoren für die

Schweißausbildung. Zum Projektbeginn war auf wissenschaftlicher Ebene bereits der Lerneffekt von

Simulatoren für verschiedene Schweißverfahren nachgewiesen (Stone et al. 2013, Yang et al. 2010).

Im Zeitraum zwischen Beantragung und Projektbeginn hatte sich der Marktpreis der Simulatoren

erheblich verringert und der Reifegrad der Technologien erheblich verbessert, sodass ein

kommerzieller Nutzen möglich wurde. Zur Verfügung standen Geräte auf Basis von Virtual Reality (z.

B. VR Tex 360 von Lincoln) und Augmented Reality (z. B. Soldamatic von Seabery).

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Der Beitrag von MESA lag wie beabsichtigt nicht in der technischen Entwicklung von

Trainingssimulatoren sondern in der Erforschung ihrer Anwendung. Forschungsbedarf bestand unter

Anderem in der Analyse der unterschiedlichen Technologien, der praktischen Anforderungen, der

didaktischen Verwendung sowie der Verbindung mit anderen digitalen Medien.

1.5. Zusammenarbeit mit anderen Stellen

Eine Zusammenarbeit mit Partnern außerhalb des Verbundprojektes fand auf mehreren Ebenen

statt:

• Zu Projektbeginn fand ein reger Erfahrungsaustausch mit Vertretern des Projekts „SALTO

- Einsatz digitaler Medien in den Bildungsprozessen des deutschen Sports“ statt.

• Im Rahmen der Anforderungsanalyse wurden Besuche bei der Volkswagen AG und der

Alexander Binzel Schweisstechnik GmbH & CO. KG durchgeführt.

• Es wurden erweiterte Verbundtreffen mit externen Partnern ausgerichtet, um die

Projektinhalte möglichst praxisnah zu orientieren. Diese fanden am 20.01.2016 bei der

GSI – Gesellschaft für Schweißtechnik International mbH in der Niederlassung der

Bildungszentren Rhein-Ruhr und am 13.01.2017 bei der C+P Bildung GmbH statt.

• Über den Verbundpartner GSI bestand ein kontinuierlicher Kontakt zu dem „Arbeitskreis

zur Integration der Simulation in die Ausbildungsrichtlinien“ des „DVS - Deutscher

Verband für Schweißen und verwandte Verfahren e.V“. Der DVS mit seiner Tochter DVS

Media waren zudem als assoziierter Partner eng mit dem Projekt verbunden.

• Der Verbundpartner CPB ist an der länderübergreifend besetzten Prüfungsaufgaben- und

Lehrmittelentwicklungsstelle (PAL) der IHK Region Stuttgart beteiligt und bringt dort die

Projektergebnisse in die Gestaltung des Lehrberufs „Konstruktionsmechaniker“ ein.

• Im Projektverlauf wurden außerdem die folgenden Organisationen zur Unterstützung

und Evaluation der Anforderungsanalysen, zum Erfahrungsaustausch sowie im Rahmen

von Workshops, Erprobungen und Evaluationen der Projektergebnisse in das Projekt

involviert:

o Berufsbildende Schule für Metalltechnik, in Bremen

o Berufskolleg des Kreises Kleve in Kleve

o BBS Landkreis Wesermarsch

o Berufsbildende Schulen II Leer

o K+G WETTER GmbH

o Lauber Stahlbau Inh. Hartmut Lauber e.K.

• Weiterhin fand reger Erfahrungsaustausch durch die aktive Teilnahme/Präsentation bei

den folgenden Veranstaltungen statt:

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o März bis Mai 2016: Durchführung von Evaluationsprojekten an BBS Leer (Projekt

„Berufsorientierung mit dem Simulator für Schüler/innen mit

Migrationshintergrund“) und BBS Brake (Projekt „Prüfungsvorbereitung für

Zwischen- und Abschlussprüfung in der Ausbildung“)

o 23.-25. Juni 2016: Teilnahme an IPW-Tagung, Hamburg, Vorstellung der Ergebnisse

der Evaluationsprojekte und erste Schlussfolgerungen für ein Train-the-Trainer-

Konzept

o 15.-16. Februar 2016: Teilnahme an eQualification, Berlin, Vernetzung mit Projekten

o 20.-21. Februar 2017: Statuskonferenz eQualification 2017. In einer Projektlupe

wurde der Status des Verbundprojektes vorgestellt und die Teilnehmer hatten die

Möglichkeit einen Trainingssimulator für Schweißer auszuprobieren.

o 11.-13. Mai 2017: Teilnahme an IPW-Tagung, Ilmenau, Vorstellung des didaktischen

Konzepts und der Umsetzung von Blended-Learning sowie Lern- und Arbeitsaufgaben

für Lehr-Lernprozesse im Hinblick auf Schweißverfahren.

o Am 29. August 2017 luden die Handelskammer Bremen und die Oldenburgische IHK

zu einem Treffen im Rahmen ihrer Reihe „Wirtschaft trifft Wissenschaft“ ein. Dies

fand in Kooperation mit dem BIBA – Bremer Institut für Produktion und Logistik

GmbH und dem Forschungsverbund LogDynamics der Universität Bremen statt.

Während eines Vortrags sowie des anschließenden Get-togethers hatten die

Teilnehmer Gelegenheit sich über MESA zu informieren.

o 26. September 2017:Teilnahme an der DVS Gesprächsrunde zum Thema Moderne

Ausbildungskonzepte im Rahmen der Messe Schneiden und Schweißen 2017 in

Düsseldorf

o Vom 27. bis 28. November 2017 fand im Pentahotel Leipzig die Fachkonferenz

“Berufsbildung 4.0 – Zukunftschancen durch Digitalisierung” statt. Das MESA-Projekt

war hier mit einem Ausstellungsstand auf dem konferenzbegleitenden Marktplatz

vertreten. Im Rahmen dieser Ausstellung wurden Digitalisierungsprojekte zum

Anfassen und Mitmachen präsentiert.

o Am 06. Dezember 2017 hat das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) im Rahmen

der Konferenz “Online Educa Berlin” einen Pre-Conference Workshop zum Thema

“Individualisierung der Lernprozesse – Welche Möglichkeiten bieten digitale

Medien?” ausgerichtet. Das Projekt MESA wurde hierzu als eines von drei Projekten

des Förderprogramms „Digitale Medien in der beruflichen Bildung“ ausgewählt und

hatte Gelegenheit sich dem Fachpublikum zu präsentieren.

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o Vom 23.-27. April 2018 war das Projekt auf der Hannover Messe 2018 am Stand des

BMBF mit einem Demonstrator vertreten.

o Am 2. Mai 2018 präsentierte sich das MESA-Projekt auf der re:publica 2018 in Berlin.

Dies geschah auf Einladung der Zentralstelle der Bundesregierung für internationale

Berufsbildungskooperation (GOVET) des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB).

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2. Eingehende Darstellung des Vorhabens

2.1. Verwendung der Zuwendung und des erzielten Ergebnisses

Im folgenden Abschnitt werden zunächst die Projektziele vom gesellschaftlichen und

branchenspezifischen Bedarf zum Projektbeginn abgeleitet und im Anschluss die erzielten

Projektergebnisse detailliert beschrieben.

2.1.1. Gesellschaftlicher und branchenspezifischer Bedarf

Die Berufsgruppe „Metallerzeugung, -bearbeitung, Metallbau“ gehört zu den Berufsgruppen mit dem

größten Fachkräftebedarf (BA 2015). Das Schweißen ist dabei ein wesentlicher Aufgabenbereich

dieser Berufsgruppe. Es ist davon auszugehen, dass die demografische Entwicklung den

Fachkräftemangel erheblich verschärfen wird. Aus diesem Trend leitet sich ein deutlicher Bedarf an

neuen Ansätzen ab, die die Attraktivität der einzelnen Fachrichtungen steigern und die

Ausbildungsinhalte stärker an den Bedürfnissen der industriellen Praxis orientieren. Im Rahmen von

MESA – Medieneinsatz in der Schweißausbildung wurde dies für die Schweißbranche verfolgt.

Speziell die Schweißer/innen, die manuelle Schweißverfahren praktizieren, bilden eine eher

traditionelle Berufsgruppe, in der die Nutzung von IT vergleichsweise schwach ausgeprägt ist (Mutch

2002). Dementsprechend wurde auf Modernisierungen auch im Projektverlauf zum Teil mit

Widerständen reagiert. Um dem zu begegnen ist ein klar formuliertes Konzept erforderlich, welches

seine Inhalte auf real existierende Arbeitsprozesse stützt. Im Vorfeld zu MESA wurden daher im

erweiterten Projektnetzwerk und auf der Fachmesse SCHWEISSEN & SCHNEIDEN 2013 folgende

branchenspezifische Probleme und Bedürfnisse identifiziert:

Hohe Verletzungsgefahr: Schweißer/innen und Brennschneider/innen sind eine

Berufsgruppe mit einem überdurchschnittlichen Anteil an Berufsunfähigkeitsfällen, was auf

die hohen und langfristigen motorischen Belastungen zurückzuführen ist (Liebers, Caffier

2009). Weitere Gefährdungspotenziale bestehen durch die verwendeten Materialien und

entstehenden Dämpfe, welche sich bei langfristiger Exposition negativ auf die Gesundheit

auswirken können (Lundin et al. 2011). Schweißer/innen üben daher nur selten ihren Beruf

bis zum Pensionsalter aus (Sepp 2006).

Keine Prozesskontrolle: Der manuelle Schweißprozess ist ein Verfahren, welches

üblicherweise den Einsatz eines stark verdunkelnden Sichtschutzes erfordert. Die

Beobachtung der Körperhaltung und Bewegungen, die nicht in unmittelbarer Nähe zur

Schweißflamme erfolgen, werden durch diesen Sichtschutz stark erschwert. Demzufolge wird

die Arbeit größtenteils am Ergebnis beurteilt. Der Arbeitsprozess selbst bleibt oft

unbeobachtet und entzieht sich so einem Feedback. Üblicherweise werden Schweißer/innen

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daher anhand der Güte ihrer Schweißnähte beurteilt, der Schweißprozess selbst ist kaum

Gegenstand der Kompetenzentwicklung (DVS 2012).

Überdurchschnittlicher Leistungsdruck: Die Arbeitsergebnisse von Schweißern werden in der

Regel sehr streng überprüft (Mutch 2002), da sie in der Regel sicherheitsrelevant sind und

unerkannte Fehler fatale Folgen haben können. So entsteht ein Leistungsdruck, der in

Kombination mit fehlender Prozessunterstützung nicht nur einen wesentlichen Stressfaktor

darstellt, sondern auch die Kompetenzentwicklung einschränkt. Dies sowie die hohe

körperliche Belastung wirken sich negativ auf die Attraktivität der Ausbildungsberufe in der

Schweißbranche aus, was wiederum den Fachkräftemangel verschärft.

Demografischer Wandel: Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der

Schweiß- und Verbindungstechnik mit einem Alter unter 25 Jahren lag zum 31.03.2018 bei

4,2% (BA 2018).

Hoher Zertifizierungsaufwand: Im gesetzlich geregelten Bereich ist eine theoretische und

praktische Prüfung der Schweißer/innen nach DIN EN ISO 9606-1 vorgeschrieben, welche 2-

jährig zu erneuern ist. Außerdem muss eine Anwendung der Kenntnisse halbjährig durch den

Arbeitgeber bestätigt werden. Dieser Prozess wird häufig als sehr aufwändig empfunden und

umgangen, sodass ein großer, ungeregelter Bereich besteht, in dem ohne Zertifikate

geschweißt wird.

Migrationshintergrund: Zum Ausgleich des Fachkräftemangels werden zu großen Teilen

Fachkräfte mit fehlenden Sprachkenntnissen eingesetzt (IFOK 2011). Zum Jahresanfang lag

der Ausländeranteil unter den sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer/innen bei 22,5%

(BA 2018). Resultierende Kommunikationsprobleme wirken sich wiederum negativ auf die

Lernprozesse im Arbeits- und Ausbildungsprozess aus.

Weiterbildungsbedarf: Wie in anderen industriellen Bereichen, besteht auch in der

Schweißbranche ein Interesse daran die Wettbewerbsfähigkeit durch Qualitätsverbesserung

und Kompetenzentwicklung der Beschäftigten zu verbessern. Ausbildungsbetriebe und

Weiterbildungseinrichtungen können hier einen deutlichen Beitrag liefern.

Die beschriebenen Punkte bildeten die Grundlage, von der die Projektziele von MESA abgeleitet

wurden.

2.1.2. Gesamtziele des Verbundprojektes

Die allgemeinen Projektziele von MESA orientierten sich unmittelbar an den identifizierten

Bedürfnissen der Schweißbranche und damit zusammenhängend an den Anforderungen und

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Bedarfen der Zielgruppen Lehrende und Lernende. Mit der Umsetzung eines mediengestützten Aus-

und Weiterbildungskonzeptes wurden durch MESA folgende Ziele angestrebt:

Zugang verbessern: Ableitung von Maßnahmen und Empfehlungen zur Gestaltung eines

erleichterten und attraktiveren Zugangs zu den Ausbildungsberufen der Schweißbranche.

Effizienz steigern: Identifikation von Maßnahmen zur Reduktion von Kosten,

Schadstoffemissionen und Ressourcenverbrauch in der Schweißausbildung um jeweils

mindestens 20%.

Prozessbegleitende Unterstützung: Konzeptionierung von Maßnahmen, insbesondere der

Integration ergonomischer Aspekte, in Beruf und Ausbildung zur Stressreduktion und

Vermeidung von Langzeitschäden.

Didaktische und arbeitsprozessorientierte Medienintegration: Entwicklung und Umsetzung

eines didaktischen Konzepts zur Einbindung von Schweißsimulatoren und mobiler Endgeräte

in die berufliche Aus- und Weiterbildung.

Ausbilder einbinden: Erarbeiten von Maßnahmen zur Förderung der Lehrenden hinsichtlich

der Integration digitaler Medien in die Aus- und Weiterbildung von Unternehmen und

Bildungsträgern.

Selbstorganisiertes, zeit- und ortsunabhängiges Lernen ermöglichen: Gestaltung

technischer Konzepte, sodass Trainingseinheiten ohne räumliche und zeitliche Restriktionen

zur Verfügung gestellt werden können und selbstgesteuertes Lernen erleichtert wird.

Sprachbarrieren überwinden: Entwicklung und Bereitstellung von Medien, die zur

Überwindung von Sprachbarrieren beitragen.

Ausgehend von den identifizierten Zielstellungen wurde das Projekt in Anforderungsanalyse,

Konzeptentwicklung, Erprobung und weiterführende Inhalte gegliedert. Die wesentlichen Ergebnisse

sind folgend beschrieben.

2.1.3. Methoden und Ergebnisse der Anforderungsanalyse

Arbeitsteilung: Die Anforderungsanalyse wurde durch den Partner CPB koordiniert. Die

Arbeitsprozessanalysen und Experteninterviews wurden durch die Forschungspartner BIBA und ITB

durchgeführt und durch die Anwendungspartner GSI und CPB sowie die assoziierten Partner

unterstützt.

Methode

Zur Durchführung der Anforderungsanalyse wurden Arbeitsprozessanalysen sowie

Experteninterviews durchgeführt. Dies geschah zu folgenden Zeitpunkten und bei folgenden

Institutionen:

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C&P Bildung, Breidenbach, Oktober 2015

GSI Bildungszentrum, Oberhausen, Oktober 2015

VW Werk, Braunschweig, November 2015

Berufsbildende Schule für Metalltechnik, Bremen, November 2015

Bei den jeweiligen Terminen wurden Arbeitsprozessanalysen und leitfadengestützte Interviews

durchgeführt, um konkrete Inhalte für die relevanten Themen der Schweißaus- und -weiterbildung zu

identifizieren und zu dokumentieren. Die Interviews wurden dabei mit unterschiedlichen Zielgruppen

geführt: Auszubildende, Teilnehmer/innen von Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen sowie

Lehrpersonal. In den Interviews wurde u. a. nach den didaktischen Konzepten, dem bisherigen

Vorgehen bei der konventionellen Schweißausbildung sowie beim Einsatz von Schweißsimulatoren

und nach den Erwartungen an das Projekt MESA gefragt.

Neben den Interviews und Prozessanalysen wurde zur weiteren Unterstützung der

Anforderungsanalysen außerdem ein Projektworkshop organisiert, der im GSI Bildungszentrum in

Oberhausen stattfand. Insgesamt waren 18 Teilnehmer aus verschiedenen Bereichen der

Schweißbranche anwesend, denen die bisherigen Projektergebnisse präsentiert wurden.

Anschließend fand eine offene Diskussion statt, deren Durchführung den bisherigen Projektplan

grundsätzlich bestätigt hat, aber auch zusätzliche Anregungen für die weitere Konzeptentwicklung

liefern konnte.

Ergebnisse

Die bisherigen Ergebnisse unterscheiden entsprechend der Zielgruppen zentrale Inhalte und

Gegenstandsfelder in der Theorie und Praxis der Ausbildung, der Weiterbildung sowie bezüglich

eines Train-the-trainer-Konzepts und einer prozessbegleitenden Unterstützung:

Ausbildung: Für den Bereich der Ausbildung stellen schweißtechnische Inhalte in verschiedenen

Berufen einen Teil der Ausbildungsinhalte dar. In relevanten Ausbildungsberufen (bspw.

Konstruktionsmechaniker/innen mit dem Schwerpunkt Schweißtechnik, aber auch

Anlagenmechaniker/innen oder Metallbauer/innen) stellt das Thema „Schweißen“ in der Regel eine

kompakte Ausbildungseinheit dar. Dies wird damit begründet, dass in der Ausbildung die

metalltechnischen Grundlagen sowie prüfungsrelevante Lerninhalte im Vordergrund stehen.

Weiterhin hängt es von den Aufgabenschwerpunkten bzw. der Fertigungsausrichtung der

Unternehmen ab, wie intensiv das Schweißen Bestandteil der dualen Ausbildung ist. Für die

Implementierung der Schweißsimulation im Unterricht der dualen Berufsausbildung ist eine

Bezugnahme auf die Lernfelder der relevanten Berufe notwendig. Um dies für möglichst viele

Ausbildungsberufe umsetzen zu können, ist hier ein modularer Aufbau der Lern-Lehr-Arrangements

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sinnvoll, damit unterschiedlich ausgeprägte schweißtechnische Qualifikationen entlang der

verschiedenen Lernfelder berücksichtigt werden können.

Weiterbildung: Im Bereich der Weiterbildung lässt sich festhalten, dass die Entwicklung auf dem

Arbeitsmarkt für Fachkräfte mit schweißtechnischen Kompetenzen von allen Ansprechpartnern aus

der Analysephase als eine „aktuelle Herausforderung“ gesehen wurde. Besonders der demografische

Wandel hat zur Folge, dass die Beschäftigten im metallverarbeitenden Gewerbe ein

überdurchschnittlich hohes Alter aufweisen. Dies steht im Gegensatz zu den hohen körperlichen

Belastungen, dem Leistungsdruck und den Verletzungsgefahren, die ein Tätigkeitsprofil mit einem

hohen Anteil an Schweißaufgaben beinhaltet. Dieser Wandel konnte bisher nicht aufgefangen

werden, da sich in der beruflichen Weiterbildung die Rekrutierung der Teilnehmenden schwierig

gestaltet. Bereits heute wird ein großer Bedarf an Fachkräften seitens der Betriebe nachgefragt, der

sich in Zukunft noch intensivieren wird. An dieser Stelle kann die Schweißsimulation ein innovatives

Konzept sein, um mit niedrigschwelligen Zugängen wie bspw. Gamification, Motivation für die

Teilnahme an entsprechenden Weiterbildungen zu erzeugen.

Train-the-Trainer-Konzept: Im Bereich der didaktisch-methodischen Kompetenzen der Trainer und

Ausbilder lässt sich festhalten, dass die derzeit angewandten didaktischen Konzepte für das

Vermitteln von Schweißkompetenzen oftmals eher traditionellen Ansätzen folgen, indem die Zwei-

bzw. Vier-Stufenmethode angewendet wird. Erweiterte didaktische Ansätze sind dort zu finden, wo

ein Simulator bereits benutzt wird und die Vermittlung des Schweißens von theoretischen

Selbstlerneinheiten über Übungen am Simulator bis hin zu den Schweißaufgaben in der

Schweißkabine reicht, wie bspw. bei der Weiterbildung der Gesellschaft für Schweißtechnik

International mbH, Niederlassung Bildungszentren Rhein-Ruhr. Die Ausbilder und Lehrkräfte sind

dazu oftmals Personen mit einer umfangreichen Berufserfahrung, die oft nach langjähriger Arbeit als

Schweißfachkraft ihr Wissen mit einer hohen Motivation und Identifikation mit dem eigenen Beruf

weitergeben – hier fehlt es teilweise jedoch an pädagogischen Kompetenzen, während die fachliche

Qualität eher hoch einzuschätzen ist. Für eine kompetenzförderliche Einbindung der

Schweißsimulation in die schweißtechnische Aus- und Weiterbildung wird das Projektlernen als eine

gute Möglichkeit gesehen.

Die Ergebnisse der Analyse aus den Bereichen Ausbildung, berufliche Weiterqualifizierung und den

didaktisch-methodischen Kompetenzen der Lehrpersonen erfordern einen lernortübergreifenden

Ansatz. Hierfür bietet sich im besonderen Maße das Konzept der Lern- und Arbeitsaufgaben an. Lern-

und Arbeitsaufgaben sind ein etabliertes didaktisches Konzept in der gewerblich-technischen

Berufsbildung und haben einen facharbeitsrelevanten Kontext als Ursprung für die Inhalte.

Entsprechend wird das Bildungs- und Qualifizierungspotenzial der Arbeitswirklichkeit für das

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berufliche Lernen genutzt. Das im Vorhaben entwickelte didaktische Konzept für die Einbindung von

Schweißsimulatoren in die Aus- und Weiterbildung sowie das korrespondierende Train-the-Trainer-

Konzept beinhalten daher einen praxisgerechten Fertigungsauftrag, der an den verschiedenen

Lernorten und für verschiedene Berufe relevant ist. Eine Lern- und Arbeitsaufgabe sollte

projektförmig aufgebaut sein und das prozess- und aufgabenorientierte Lernen in problemhaltigen

Situationen und einem beruflichen Kontext fördern. Dies dient nicht nur dazu, die unterschiedlichen

Bedingungsfelder in einer Lernaufgabe didaktisch zu berücksichtigen, sondern kann die

Lernortkooperation verbessern, die Motivation der Schüler/innen steigern und verknüpft Theorie

und Praxis, im Sinne einer Kompetenzentwicklung.

Prozessbegleitende Unterstützung: Während der Interviews und des Projektworkshops wurden

Industrievertreter hinsichtlich eines Bedarfs für das Überführen realer Schweißprozesse in

Trainingssimulationen befragt. Diesbezüglich besteht ein Interesse bei der Abbildung von

Schweißarbeiten in Wärmetauschern, welche häufig in Rückenlage und in sehr beengten Räumen

durchgeführt werden. Generell wird jedoch zumeist die Ansicht vertreten, dass derartig

anspruchsvolle Schweißaufgaben nur einen kleinen Personenkreis betreffen und dass dessen

Ausbildung mit konventionellen Schweißübungen hinreichend absolviert werden kann. Ein starker

Bedarf hat sich hingegen bezüglich der Entwicklung einer App gezeigt, die beim Überwinden von

Sprachbarrieren unterstützt. Besonders in Berufsschulen und kleineren Betrieben hat die

überwiegende Mehrheit der Lernenden einen Migrationshintergrund. Hier existieren im ersten

Lehrjahr mit vielen Lernenden Sprachbarrieren, die einen großen Zeitaufwand beim Erlernen der

Fachbegriffe erfordern. Es wurde daher untersucht, mit welchen Mitteln die Kommunikation

unterstützt werden kann. Zu diesem Zweck wurde eine Applikation für mobile Geräte entwickelt, die

wichtige Fachbegriffe bildhaft darstellt und im Umfeld der Berufsschulen erprobt wurde.

2.1.4. Methoden und Ergebnisse der technischen Konzeptentwicklung

Arbeitsteilung: Die technische Konzeptentwicklung wurde durch den Forschungspartner BIBA

durchgeführt. Sie basiert auf den Ergebnissen der Anforderungsanalyse und wurde durch die

Anwendungspartner folgendermaßen unterstützt:

CPB hat Erprobungen zum Schweißen in Zwangshaltungen durchgeführt.

Die GSI hat im Rahmen der Konzeptentwicklung zur Überwindung von Sprachbarrieren

inhaltliche Beiträge zur in Abschnitt 2.1.4.5 beschriebenen App bereitgestellt und die

Erstellung der Marktübersicht zu Trainingssimulatoren für Schweißprozesse (Tabelle 1)

unterstützt.

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2.1.4.1. Heterogenität des Arbeitsumfelds

Im Schweißbereich wurden bei unterschiedlichen Unternehmen sehr heterogene

Arbeitsumgebungen beobachtet, die auch von den Industriepartnern und Bildungseinrichtungen zum

Teil als „zwei Realitäten“ beschrieben werden. Obwohl fließende Übergänge bestehen, konnten zwei

wesentliche Kategorien hinsichtlich der Arbeitsbedingungen identifiziert werden:

Traditioneller Bereich: Geprägt von Akkordarbeit, häufiger Arbeit in Zwangspositionen,

geringem Bewusstsein für Ergonomie, Exposition zu Schadstoffen. Typische Branchen:

Schiffbau, Kesselbau.

Moderner Bereich: Zwangspositionen treten selten auf, bzw. werden durch

Technologieansatz (z. B. Positionierung von Schweißstücken mit Industrierobotern)

umgangen, ergonomische Arbeitshaltung wird vermittelt, saubere Arbeitsumgebungen.

Typische Branchen: Automobilbau, Maschinenbau.

2.1.4.2. Verwendbare Medientechnologien

Die technischen Konzepte basieren auf der Verwendung von Medientechnologien zur Unterstützung

von Arbeits- oder Qualifizierungsprozessen. Die einsetzbaren Technologien umfassen:

Smartphones und Tablets

o Kameras

o Mobile Internetterminals

Desktop-Computer

Videoprojektoren (Beamer)

Schweißsimulatoren

o Geräte mit Augmented-Reality-Technologie

o Geräte mit Virtual-Reality-Technologie

Während über einen Intra-/Internetzugriff eine e-Learning Plattform und der beabsichtigte Blended-

Learning-Ansatz realisiert werden können, erlaubt die Verfügbarkeit von Kameras in Kombination mit

Videoprojektoren oder Bildschirmen gegenseitiges Filmen und die gezielte Reflexion der eigenen

Körperhaltung beim Schweißen. Im beruflichen Umfeld ist dabei das Einverständnis aller Beteiligten

und des Betriebsrats einzuholen. Die Aufnahmen können nur auf freiwilliger Basis einen Vorteil durch

Selbstreflexion erbringen. Insgesamt führt dies während Übungen an Simulatoren das Ergonomie-

Bewusstsein, liefert einen neuen Blickwinkel auf die eigene Haltung und erhöht den Fokus auf den

Prozess.

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Tabelle 1: Auswahl von auf dem Markt verfügbaren Trainingssimulatoren für Schweißprozesse

Hersteller Produkt Eigenschaften

Seabery Soldamatic Darstellung der Simulation mittels Augmented Reality über einem flexibel positionierbaren Werkstück aus Kunststoff, das haptisches Feedback erlaubt

Fronius International

Virtual Welding Darstellung der Simulation mittels Virtual Reality über einem ortsfesten Werkstück aus Kunststoff für haptisches Feedback

Lincoln Electric VRTEX 360 Darstellung der Simulation mittels Virtual Reality über einem ortsfesten Werkstück aus Kunststoff für haptisches Feedback

123 Certification

ARC+ Darstellung der Simulation mittels Virtual Reality über einem virtuellen Werkstück, kein haptisches Feedback

EWM Hightec Welding

EWM Virtual Welding Trainer Darstellung der Simulation auf einem Bildschirm, kein haptisches Feedback

GSI SLV Halle GSI SLV Halle Schweißtrainer Schweißt eine Blindraupe mit niedriger Spannung, erfordert Schutzgas und Sichtschutz

Die aktuell auf dem Markt verfügbaren Trainingssimulatoren (Tabelle 1) messen alle die wesentlichen

Schweißparameter: Brennerabstand, Anstellwinkel, Brennerwinkel, Weg und Geschwindigkeit.

Weitere Einstellmöglichkeiten von Strom, Spannung, Drahtvorschub und Schutzgasstrom haben

Einfluss auf die Simulation und Manipulationen führen zu realitätsnahen Effekten. Die wesentlichen

Unterschiede der Simulatoren bestehen in den unterschiedlichen Technologien an der Mensch-

Technik Schnittstelle. Dies wirkt sich auf die Konfigurationsmöglichkeiten der Übungen aus und ist im

Folgenden für das Training von Zwangshaltungen beschrieben.

2.1.4.3. Training von Schweißaufgaben in Zwangshaltungen

Besonders im traditionellen Bereich werden Schweißer/innen fortlaufend mit Schweißaufgaben

konfrontiert, die Schweißarbeiten in einer ungünstigen Körperhaltung oder an schwer zugänglichen

Orten erfordern. Diese sogenannten Zwangshaltungen erfordern spezielle Vorkehrungen, wie

beispielsweise Entlastung der Nackenmuskulatur durch Abstützen des Kopfes, um die Belastungen zu

verringern und mitunter langfristige Haltungsschäden zu verhindern. Trainingssimulatoren können

das gezielte Training von Schweißaufgaben in Zwangshaltungen unterstützen, da mit Wegfall des

Sichtschutzes in Form der Schweißkabine eine bessere Beobachtung und Betreuung durch

Ausbildungspersonal möglich wird. Dabei besteht allerdings ein erheblicher Unterschied zwischen

den in den Trainingssimulatoren eingesetzten Technologien:

Schweißsimulatoren mit Virtual-Reality-Technologie (VR) simulieren ein virtuelles Schweißverfahren

in einer virtuellen Umgebung. Ein haptischer Widerstand wird bei einigen Geräten über Bauteile in

Fixpositionen simuliert, fehlt bei anderen Geräten jedoch völlig. Aufgrund der vordefinierten und rein

virtuellen Umgebung ist ein Training in Zwangshaltungen hier deutlich erschwert.

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Schweißsimulatoren mit Augmented-Reality-Technologie (AR) simulieren ein virtuelles

Schweißverfahren und stellen die reale Umgebung dar. Die Simulation kann in einer beliebigen

Arbeitsumgebung durchgeführt werden und das Bauteil kann beliebig positioniert werden. Durch

diese Freiheitsgrade ist das Nachstellen von Zwangshaltungen nahezu beliebig möglich. Im Projekt

wurden hierzu Versuche bei den Anwendungspartnern durchgeführt (siehe Abbildung 1).

Abbildung 2: Simuliertes Schweißen in Zwangshaltungen

Schweißaufgaben in Zwangshaltungen können mit AR-fähigen Trainingssimulatoren mit geringem

Aufwand gezielt trainiert werden. Die Simulation ist beschränkt auf Rückmeldungen zur Kopf- und

Brennerhaltung relativ zum Werkstück. Die Körperhaltung kann jedoch unmittelbar während der

Ausführung von Ausbildungspersonal korrigiert werden. Weitere Einschränkungen entstanden durch

die begrenzte Länge des Schlauchpakets und den vorgeschriebenen Abstand und Winkel zwischen

Helmkamera und Werkstück. Durch die Verwendung optischer Verfahren zur Ortung der Geräte im

Raum erforderte der angewandte AR-Simulator (Soldamatic) eine gleichmäßige und möglichst gute

Ausleuchtung des Übungsbereichs. Die im Helm integrierte und dimmbare Leuchte (Abbildung 2,

links) erleichtert dies erheblich, sie reicht als alleinige Lichtquelle jedoch nicht immer aus.

Training von Extremsituationen reduziert im Allgemeinen den Stress im Normalbetrieb (Lateef 2010).

Durch gezieltes Training von Schweißprozessen in verschiedenen Zwangslagen kann außerdem ein

Bewusstsein für eine ergonomische Arbeitsweise geschaffen werden, was wiederum langfristige

gesundheitliche Beeinträchtigungen reduzieren kann.

2.1.4.4. Gestaltung einer E-Learning Plattform

Auf Basis des freien und objektorientierten Kursmanagementsystems Moodle wurde eine E-Learning

Plattform für das Verbundprojekt konfiguriert und in den Erprobungen verwendet (Abbildung 3). Die

Plattform diente dabei als Medium zur Verteilung der Lern- und Evaluationsmaterialien, da der

Umfang der Erprobungen nur einen Teilbereich des Ausbildungsberufs „Konstruktionsmechaniker

(m/w)“ abdeckte und eine vollständige Umstellung der Kursorganisation auf die Blended-Learning

Plattform in der Praxis nicht zweckmäßig war.

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Abbildung 3: Interface der Blended Learning Plattform

Des Weiteren wurden interaktive, nicht-lineare, elektronische Lehr-/Lernunterlagen erstellt, die den

Lernpfad graphisch darstellen. Dabei wurden die Inhalte in ein definiertes Format eingefügt und eine

Navigation über ein Drop-Down Menu sowie eine Übersicht realisiert (Abbildung 4). Letztere zeigt

den Übungsfortschritt an, indem bereits gelesene Abschnitte grün hinterlegt werden.

Abbildung 4: Interface der nicht-linearen Lehr-/Lernunterlagen des Lernpfads

2.1.4.5. Entwicklung einer App zur Überwindung von Sprachbarrieren

Im Rahmen der technischen Konzeptentwicklung wurde eine Applikation für mobile Android-Geräte

entwickelt. Diese ist unter dem Namen „Mesa LernApp“ im Google Play Store kostenlos verfügbar

(Abbildung 5)1. Die App greift auf eine zentrale Datenbank zu und stellt entsprechend der dort

hinterlegten Struktur und Inhalte fachbezogene Grafiken und Fotografien in Kombination mit

Textinhalten dar. Diese können über die Funktion „Teilen“ in den sozialen Medien der Anwender

1 https://play.google.com/store/apps/details?id=com.biba.mesalernapp

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weitergegeben werden. Die hinterlegten Inhalte wurden durch das BIBA in Absprache mit den

Anwendungspartnern erstellt. Zudem wurden durch den Partner GSI 45 Fotografien von

fachbezogenen Werkzeugen, Infrastruktur und Verfahren angefertigt, die in die App aufgenommen

wurden. Diese Abbildungen sind mit einer kurzen Beschreibung versehen und können über ein

aufklappbares Menu abgerufen werden.

Abbildung 5: MESA-Lernapp im Google Play Store

Ziel der App war es zu untersuchen inwiefern der Einsatz von Smartphones oder Tablets in der

Schweißausbildung zweckmäßig ist. Der Fokus liegt dabei auf dem Einsatz der Inhalte zur

Unterstützung der fachbezogenen Kommunikation zur Überwindung von Sprachbarrieren. Damit

lieferte die App das technische Grundgerüst für Untersuchungen hinsichtlich eines Konzepts zur

Überwindung von Sprachbarrieren. Die App wurde den Anwendungspartnern zum Praxistest zur

Verfügung gestellt.

Als Ergebnis ist im Allgemeinen das Lernen mit einer App auf mobilen Endgeräten sinnvoll.

Insbesondere bieten Smartphones eine Möglichkeit zur Überwindung von Sprachbarrieren, die

speziell am Anfang der Ausbildung oft eine Hürde darstellen. Die Software muss dafür möglichst

ansprechend gestaltet sein und auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten sein. Als Feedback

und Anregung für zukünftige Apps in diesem Anwendungskontext wurden die folgenden

Gestaltungswünsche genannt:

Ein genereller Fokus auf Animationen und Fotos/Bilder mit möglichst wenig Text.

Einbinden von Filmen, da viele Teilnehmer in den Kursen auf Onlineplattformen wie

YouTube nach fachbezogenen Videos suchen. Die Inhalte sind demnach einprägsamer

und können mit dem Ausbilder diskutiert werden.

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Integration von Fragen zur Überprüfung des Lernfortschritts zum Gesehenen oder

Gelesenen, möglicherweise auch ein Test am Ende eines Kapitels.

Stärkere Verbindung digitaler und analoger Inhalte durch möglichst ähnliche und

ansprechende Gestaltung, bspw. wiederkehrende Symbole und ein einheitlicher Stil.

Eine gamifizierte Anwendung zur Förderung der Lernmotivation, an der alle

Schweißer/innen in der Ausbildung teilnehmen können und Fragen zu den

Ausbildungsinhalten beantworten, hätte erhebliches Potential. Diese wäre auch für

bereits ausgebildete und erfahrene Schweißer/innen interessant. Die von der Firma

Fronius entwickelte App „Welducation Basic“ (vgl. Abschnitt 2.5) stellt hier einen guten

Ansatz dar.

2.1.5. Methoden und Ergebnisse der didaktischen Konzeptentwicklung

Arbeitsteilung: Die didaktische Konzeptentwicklung wurde durch den Forschungspartner ITB

durchgeführt. Das Train-the-Trainer Konzept wurde dabei in Kooperation mit dem

Anwendungspartner GSI erarbeitet.

2.1.5.1. Lernförderliche Aspekte in Ausbildungsberufen der Schweißbranche

In Ausbildungsberufen wie z.B. zum/zur Konstruktionsmechaniker/in mit dem Schwerpunkt

Schweißtechnik, Anlagenmechaniker/in oder Werkzeugmechaniker/in stellt das Thema Schweißen

meist eine vierwöchige Ausbildungseinheit dar. Diese verhältnismäßig kurze Lerneinheit resultiert

aus dem Fokus der Ausbildungen, welcher auf den metalltechnischen Grundlagen sowie

prüfungsrelevanten Lerninhalten liegt. Neben der zeitlichen Eingrenzung bestehen jedoch noch

weitere Problemstellungen in der bisherigen Art der Schweißausbildung. Zwischen der Durchführung

einer Schweißung durch die lernende Person und einem Feedback durch das Ausbildungspersonal

liegt ein zeitlicher und räumlicher Versatz aufgrund der Ausbildungs- und Arbeitsstrukturen in

Hinblick auf die abtrennenden Schweißkabinen zur Sicherstellung des Arbeitsschutzes. Dadurch fehlt

besonders für das Einnehmen einer ergonomischen Haltung eine direkte und nachhaltige

Kontrollmöglichkeit. Diese Faktoren erschweren es dem/der Schweißtrainer/in ein unmittelbares und

umfassendes Feedback zu geben sowie den Überblick über mehrere Auszubildende zu behalten. Die

Beurteilung einer Schweißnaht durch den/die Schweißtrainer/in hat damit nur einen indirekten

Charakter für den/die Lernenden/e. Rückschlüsse auf wichtige Parameter wie Brennerführung und

Körperhaltung werden auf Basis des Aussehens der Schweißnaht gezogen und erschweren damit den

Lernprozess und weisen Fehlerpotentiale auf.

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2.1.5.2. Gestaltung von mediengestützten Lern- und Arbeitsaufgaben

Lernförderliche Aspekte sind nach der Bestandaufnahme besonders in praxisrelevanten und

problemhaltigen Situationen vorzufinden. Ein möglicher Ansatz dies innerhalb der beruflichen Aus-

und Weiterbildung zu implementieren, stellt das Konzept der Lern- und Arbeitsaufgaben dar.

Entsprechend wurden im Projekt Lern- und Arbeitsaufgaben entwickelt mit unterschiedlichen

Anforderungsniveaus für die Schweißausbildung im Bereich der Aus- und Weiterbildung mit dem

besonderen Augenmerk auf die Einbindung der Schweißsimulation in die Lernarrangements. Die

Curriculumentwicklung beinhaltet das Operationalisieren und Dokumentieren zielgruppen-

spezifischer Lernziele und -inhalte, das Einarbeiten methodischer Hinweise sowie die Entwicklung

und Bereitstellung von Lehr- und Lernmaterialien.

Abbildung 6: Blended-Learning-Ansatz im Vorhaben MESA

Weiterhin wurde für die Umsetzung des didaktischen Konzepts ein Blended-Learning-Ansatz

entwickelt, der in Abbildung 6 veranschaulicht ist. Hier werden die Lernorte Seminar-/Klassenraum,

der PC-Arbeitsplatz (mit dem Zugriff auf die Lernplattform), der Simulator und die Schweißkabine

zusammengeführt, um die Vorteile von Präsenz- und Selbstlernphasen an den jeweiligen Lernorten

zu nutzen und für den Lernprozess zu kombinieren. Ein wesentlicher Vorteil dieses Ansatzes ist, dass

er für alle Lernorte der Berufsbildung und für unterschiedliche Zielgruppen nutzbar ist. Des Weiteren

lassen sich in diesem Kontext auch Lern- und Arbeitsaufgaben einsetzen, die eine Nutzung der

Simulation auch in Kleingruppen zulassen und gleichzeitig auch die Schüler/innen berücksichtigt, die

gerade nicht am Simulator arbeiten. Dementsprechend entstand im Vorhaben eine exemplarische,

didaktisch aufbereitete Lern- und Arbeitsaufgabe, auf die im Folgenden eingegangen werden soll.

Die Lern- und Arbeitsaufgabe beinhaltet einen realen Fertigungsauftrag und sieht für daraus

abgeleitete Teilaufgaben die Verwendung des Simulators vor. Zudem wurden Kriterien für eine

didaktisch-methodische Umsetzung für den Unterricht an unterschiedlichen Lernorten entwickelt

und aufgezeigt. Ein korrespondierendes Train-the-Trainer Konzept sollte die Lehrkräfte und Ausbilder

für die Umsetzung von Lern- und Arbeitsaufgaben unter Verwendung des Simulators im Unterricht

bzw. in Ausbildungsprozessen vorbereiten und unterstützen.

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Abbildung 7: Technische Zeichnung des im Rahmen der Lern- und Arbeitsaufgabe zu fertigenden

Fahrradständers

Gegenstand der entwickelten Lern- und Arbeitsaufgabe ist ein realer Auftrag aus einem der

beteiligten Unternehmen, der für das intendierte Setting in einem ersten Schritt angepasst wurde.

Wie aus Abbildung 7 ersichtlich, bildet ein Auftrag für die Fertigung eines Fahrradständers die Basis

für die Lern- und Arbeitsaufgabe. Diese umfasst die Fertigung und Montage einer geschweißten

Konstruktion durch Metallschutzgasschweißen (MSG), da dies einen hohen praktischen Bezug

aufweist und sich durch den Schweißsimulator gut darstellen lässt.

Die für die Umsetzung der Aufgabe notwendigen Bauteile wurden zugeliefert und sollten im

Lernprojekt gefügt werden, um so den Schwerpunkt klar auf die Anforderungen des

Schweißprozesses zu legen und Hürden durch Fertigungsentscheidungen in der Rohteilfertigung (z. B.

Werkstoffauswahl durch den Fertigungsprozess bestimmt und damit Schweißeignung beachtet) zu

vermeiden. Die Lern- und Arbeitsaufgabe ist dabei so konzipiert, dass sie an den Lernorten der

dualen Berufsausbildung anwendbar ist, die didaktische Einbindung des Simulators erfordert und

eine entsprechende Evaluation zulässt.

Die Lern- und Arbeitsaufgabe gliedert sich in mehrere Teilaufgaben, die um den Fertigungsauftrag für

einen Fahrradständer als Fügeaufgabe gruppiert sind. Anhand von technischen Zeichnungen

beschreiben die Lernenden Funktionszusammenhänge von Bauelementen und Baugruppen. Auf Basis

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der Fertigungsdokumente erstellen sie einen Fertigungsablauf und wählen geeignete MSG-

Schweißverfahren für das Fügen der Komponenten aus. Die aktuell in der Entwicklung befindlichen

Teilaufgaben sind in Tabelle 2 dargestellt. Innerhalb einer jeden Teilaufgabe wurden folgende

Aspekte für die Verwendung im Unterricht und im Training ausgearbeitet:

Beschreibung der Teilaufgabe

Lernziele

Lerninhalte

Handlungsprodukte/Ergebnisse

Medien

Links zu relevanten Inhalten

Lernorte und methodische Hinweise

Ablaufplanung

Tabelle 2: Teilaufgaben der Lern- und Arbeitsaufgabe „Fahrradständer“

Phase

Teil-

aufgabe Inhalt

Annahme 1.1 Schweißverfahren unterscheiden

1.2 Ergonomie und Körperhaltung

1.3 Gefährdungen beim Schweißen

Planung 2.1 Schweißparameter festlegen

2.2 Verschiedene Nahtarten unterscheiden

2.3 Nahtdicken und Schweißpositionen festlegen

2.4 Naht- und Bauteilvorbereitung

2.5 Schweißfolgeplan erstellen

Durchführung 3.1 Kehlnaht simulieren

3.2 Einfluss verschiedener Schweißgrößen identifizieren

3.3 Arbeitsmittel festlegen und Arbeitsplatz vorbereiten

3.4 Verschiedene Schutzgasschweißverfahren kennen

3.5 Herstellung des Bauteils

Abschluss 4.1 Reflexion der Schweißsimulation

4.2 Prüfmethoden und Schweißfehler

4.3 Prüfmethoden anwenden

Für eine systematische Entwicklung und Aufbereitung der Lerninhalte wurde ein vom Institut Technik

und Bildung entwickeltes internetgestütztes Tool genutzt (http://www.aufgaben-manager.de). Einen

Einblick in die Entwicklungsplattform zeigt Abbildung 8. Dabei wurde für jede entstehende

Teilaufgabe mindestens ein Vorschlag didaktisch aufbereitet, wie die Schweißsimulation an

verschiedenen Lernorten und mittels verschiedener Methoden (bspw. Lehrervortrag, direkte

Instruktion, Gruppenarbeit, Demonstration, Experiment) eingesetzt werden kann. In der

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anschließenden Erprobung wurden die unterschiedlichen Möglichkeiten zur Einbindung der

Simulation in die Lern- und Arbeitsaufgabe an verschiedenen Lernorten evaluiert.

Abbildung 8: Screenshot von der in der Entwicklung befindlichen Lern- und Arbeitsaufgabe im KWSTA-

Aufgabenmanager

Um das Ausbildungspersonal in der Umsetzung der Lern- und Arbeitsaufgabe sowie in der

Anwendung der digitalen Medien im Ausbildungsbetrieb zu fördern wurde ein Train-the-Trainer

Konzept entwickelt, das im Folgenden Abschnitt beschrieben ist.

2.1.5.3. Gestaltung eines Train-the-Trainer Konzepts

Für die Lehrenden stellen sich über die fachliche und didaktische Expertise hinaus, weitere

Anforderungen:

Aufbau von Kompetenzen zur Verwendung von Lern- und Arbeitsaufgaben als Methode

beherrschen,

Bezug zur Arbeitswelt der Lernenden herstellen können,

Ein hohes Verständnis für den Simulator, seine Bedienung und seine Funktionalitäten

besitzen,

Umgang mit dem Feedback des Simulators beherrschen.

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Um bei den Lehrpersonen ein entsprechendes Wissen aufbauen zu können, wurden im Vorhaben im

Rahmen des Train-the-Trainer Konzepts zwei ineinandergreifende Ansätze entwickelt, erprobt und

evaluiert. Auf der einen Seite wurde ein Workshopkonzept verwendet, das im Wesentlichen die

Trainer und Ausbilder in Präsenztrainings dabei unterstützt, die Lern- und Arbeitsaufgabe als

Lernprojekt im Bildungsangebot der jeweiligen Organisation (Schule, Unternehmen,

Bildungsanbieter) umzusetzen. Parallel dazu entstanden Video-Tutorials, die auf der Lernplattform

implementiert wurden. Sie legen den Fokus auf die Verbesserung der Medienkompetenz des

Bildungspersonals, die Verwendung des Schweißsimulators in verschiedenen Settings (Unterricht,

Seminar, Selbstlernen etc.) und die reflexive Auswertung der erfassten Simulationsparameter.

2.1.6. Erprobung und Evaluation der Konzepte

Arbeitsteilung: Die Erprobung und Evaluation der technischen und didaktischen Konzepte wurde

durch den Anwendungspartner CPB koordiniert. Diesbezüglich wurden die folgenden Arbeiten

durchgeführt:

Die entwickelten Konzepte wurden im Ausbildungsbetrieb von CPB und GSI erprobt.

Die Anschlussfähigkeit der Projektinhalte an die Richtlinien des DVS wurde durch die GSI

sichergestellt.

CPB hat eine wirtschaftliche Bewertung der Trainingssimulatoren durchgeführt.

Die Erprobungsergebnisse wurden durch den Forschungspartner ITB strukturiert und

ausgewertet.

2.1.6.1. Gegenstand und Methode der Erprobungen

Inhaltlicher Schwerpunkt der Erprobung und Evaluation war die fortlaufende Anwendung und

Erprobung der didaktischen Konzepte mittels der technischen Infrastruktur sowie die Sicherstellung

der Anschlussfähigkeit an die Richtlinien des DVS und den industriellen Bedarf.

Das entwickelte, modulare Lernkonzept auf Basis von Lern- und Arbeitsaufgaben wurde bei CPB in

der überbetrieblichen Ausbildung sowie bei der GSI als zertifizierende Ausbildungsstätte mittels eines

Blended-Learning-Ansatzes und mit einem ganzheitlichen, handlungsorientierten Lehr-Lernanspruch

in drei Erprobungsgruppen umgesetzt. Im ersten Schritt erfolgte die Erprobung bei CPB, gefolgt von

zwei Erprobungsdurchläufen bei GSI mit insgesamt 20 Teilnehmern. Begleitend zur Erprobung

erfolgte die Evaluation, auf die im folgenden AP eingegangen wird. Die Ergebnisse und

Beobachtungen aus der laufenden Evaluation sind dabei jeweils in eine gezielte Anpassung der

Ausgestaltung des Lehr-/Lernkonzepts eingeflossen.

So wurden in der Durchführung der Erprobung Lehr-/Lern-Unterlagen über die vom BIBA entwickelte

E-Learning Plattform verteilt. In diesem Zusammenhang wurde die Anpassung vorgenommen, in

folgenden Erprobungen neben der digitalen Fassung auch eine Papierversion vorzuhalten, da sich

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dies im laufenden Betrieb der Erprobung insbesondere am Lernort Schweißkabine/Werkstatt als

vorteilhaft erwies. Weiterhin erfolgte auf Basis der Evaluationsergebnisse die Überarbeitung und

Ausgestaltung der Lern- und Arbeitsaufgaben mit Konzentration auf folgende Punkte. Die Gestaltung

des Lerngegenstands ist so vorzunehmen, dass

die Anzahl und Strecke der zur Verfügung stehenden Schweißnähte am Lerngegenstand

möglichst hoch ist,

möglichst viele verschiedene Nahttypen auftreten (Kehlnaht, I-Naht, H-Naht etc.) und

die Positionen der Schweißnähte die Adressierung verschiedener Schwierigkeitsgrade

ermöglichen.

Ferner zeichnete sich auf Basis der Erkenntnisse aus der Erprobung und der begleitenden Evaluation

ab, dass eine Iterationsschleife zur Feinjustage der Schwierigkeitsgrade in den entwickelten Lehr-

Lern-Unterlagen erforderlich war, insbesondere im Hinblick auf Teilnehmende ohne Vorkenntnisse

sowie auf Anteile mit Transferleitungen. Darüber hinaus zeigte sich, dass Anpassungen am Simulator

notwendig sind. Dadurch, dass aufgrund technischer Randbedingungen in der Erfassung der

Relativposition von Werkstück zu Schweißbrenner in der Bedienung z.T. eine unergonomische

Arbeits- und Körperhaltung erforderlich ist, können Situationen entstehen, die eine Vermittlung von

Inhalten und Kompetenzen in Phasen wie z.B. „Ergonomie und Körperhaltung“, „Einfluss

verschiedener Schweißgrößen identifizieren“, „Reflexion der Schweißsimulation“ etc. aus

didaktischer Sicht stark einschränken bzw. dem entgegen wirken.

Weiterhin wurde parallel zur partizipativen Entwicklung der Lern- und Arbeitsaufgaben gemeinsam

mit Lehrenden der Verbundpartner ein zweitägiges Train-the-Trainer Workshopkonzept erprobt und

evaluiert. Auf diese Weise war es möglich den Aufbau von Kompetenzen zur Verwendung von Lern-

und Arbeitsaufgaben als Methode anzuregen, um mit diesen einen Bezug zur Arbeitswelt der

Lernenden herzustellen. Zudem wurde die konkret ausgestaltete Lern- und Arbeitsaufgabe

„Fahrradständer“ vorgestellt, Inhalte gemeinsam feinangepasst und das Pilotprojekt zur

Durchführung dieser Aufgabe geplant. Gleichzeitig konnte so die Akzeptanz für das digitale Medium

Schweißsimulator sowie das Verständnis für den Simulator, seine Bedienung und seine

Funktionalitäten gesteigert werden und es wurden Ansätze zum Umgang mit dem Feedback des

Simulators erarbeitet.

Zur Erprobung des didaktischen Konzepts wurde die entwickelte Lern- und Arbeitsaufgabe mit

Schweißanfängern im 1. Ausbildungsjahr des Ausbildungsberufs „Konstruktionsmechaniker“

durchgeführt. Die Erprobungen fanden an den Standorten der GSI in Gelsenkirchen (Abbildung 9) und

Essen (Abbildung 10) sowie bei CPB in Breidenbach statt. Hier wurde die Lern- und Arbeitsaufgabe in

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Übungsgruppen erprobt und im Rahmen des didaktischen Konzepts die Fertigung von

Fahrradständern in Theorie, Simulation und Praxis durchgeführt.

Abbildung 9: Erprobungen in Gelsenkirchen (links: Simulation, rechts: Praxis)

Die Erprobungen wurden von Mitarbeitern des Forschungspartners ITB begleitet und Feedback der

Lernenden durch Ausfüllen von Beobachtungs- und Fragebögen dokumentiert sowie strukturierte

Interviews mit den Lehrenden durchgeführt. Die Beobachtungsbögen umfassten die Bereiche

Training am Simulator und Ergonomie. Zu den realen Schweißprozessen gaben die Gruppen jeweils

eigenes Feedback ab. Darüber hinaus wurde ein Gruppenfeedback besprochen, die Diskussion von

der Lehrperson geleitet und um ggf. fehlende Erkenntnisse erweitert.

Abbildung 10: Übungsgruppe mit Erzeugnissen der Erprobungen am Standort Essen

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Als Ergebnis aus den Erprobungen lässt sich festhalten, dass mit Einsatz des Simulators ein deutlicher

Mehrwert in der Ausbildung geleistet wurde. Jedoch kann dieser weder den Theorieunterricht noch

die praktischen Übungen ersetzen. In Summe scheinen sich durch Kombination der unterschiedlichen

Lernmethoden die besten Ergebnisse erzielen zu lassen.

2.1.6.2. Evaluation der Ergebnisse aus der Erprobung

Die Evaluation des didaktischen Ansatzes zielte darauf ab, die Frage zu beantworten, wo

nachhaltigeres und effektiveres Lernen gefördert werden kann und wo ggf. auch Grenzen der

Simulation sowie der Digitalisierung in der beruflichen Bildung gesetzt sind. In diesem

Zusammenhang wurde im Rahmen der Durchführung bei den Erprobungspartnern ein

projektförmiger Charakter des Lernens realisiert.

Abbildung 11: Erprobung am Standort der GSI in Essen mit Hinblick auf eine individuelle Einzelfertigung

Durch gezielt gewählte, unterschiedliche Erprobungsgruppen innerhalb der Organisationseinheiten

der Partner, wurden verschiedene Lösungsansätze und Schwerpunkte verfolgt. So erfolgte die

Bearbeitung der Lern- und Arbeitsaufgaben, bedingt durch den Fokus der jeweiligen Zielgruppen, z.B.

am Standort der GSI in Essen mit Hinblick auf eine individuelle Einzelfertigung (Abbildung 11). Zum

anderen wurde z.B. am Standort der GSI in Gelsenkirchen eine Erprobung mit Schwerpunkt auf eine

taktzeitrelevante Serienfertigung durchgeführt (Abbildung 12). Auf Basis dieser unterschiedlichen

Aspekte zeichneten sich Auswirkungen auf die inhaltliche sowie organisatorische Gestaltung der

Fertigung mittels Schweißens ab, sodass in der Folge ebenfalls die entsprechende Adressierung in der

Aus- bzw. Weiterbildung erfolgte. In diesem Kontext sowie bedingt durch die Randbedingungen der

erprobenden Stellen, wie die zur Verfügung stehende Infrastruktur, zeichnete sich insbesondere eine

flexible Anpassbarkeit der Lern- und Arbeitsaufgaben positiv ab.

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Abbildung 12: Erprobung am Standort der GSI in Gelsenkirchen mit Hinblick auf eine taktzeitrelevante

Fertigung unter Verwendung einer Vorrichtung

Die Evaluation wurde gestützt durch Fragebögen sowie Interviews der Teilnehmenden und

Lehrenden durchgeführt. Gegenstand der Evaluation bei den Lernenden und Lehrenden waren dabei

Aspekte wie der Erwerb theoretischer und praktischer Kenntnisse, das Realitätsempfinden der

Schweißsimulation, die wahrgenommene Lerngeschwindigkeit sowie die Motivation. Die Ergebnisse

der Erprobung ließen auf diese Weise Rückschlüsse darauf zu, was der Schweißsimulator in der Aus-

und Weiterbildung leisten kann und welche Grenzen sich aus Perspektive der Lernenden sowie

Lehrenden im Hinblick auf z.B. Gruppengrößen sowie Erfolgs- und Motivationsfaktoren abzeichnen.

So konnte durch die Kombination der Schweißsimulation und die Einbettung dieser in den

projektförmigen Charakter der Lern- und Arbeitsaufgabe eine hohe Motivation der Teilnehmer

beobachtet werden. Aufgrund der hohen Transparenz und dem Vorhandensein einer vollständigen

Handlung spiegelten die Teilnehmer einen guten Überblick über den Gesamtablauf wieder. Dabei

konnten gleichzeitig Planungs-, Sprach- und Sozialkompetenzen insbesondere bei heterogenen

Gruppen adressiert und Schnittstellen z.B. zu Sprachunterricht gebildet werden. Zudem zeichnete

sich bei den Lernenden ein schneller Lernerfolg ab, da der Schweißsimulator eine gute Eignung dabei

aufweist motorische Aspekte zu trainieren. Insbesondere im Kontext einer verständlichen

Vermittlung von Themen der Ergonomie äußerte sich dies positiv, da auf diese Weise der oft

theorielastige Charakter durch einen anschaulichen Praxisbezug bereichert werden kann. Weiterhin

zeigt sich, dass die Verwendung des Simulationsmodus mit Hilfestellungen durch die Lernenden

besser geeignet ist, als der Modus ohne Hilfestellungen, da es sonst dazu kommen kann, dass falsche

Brennerhaltungen erlernt werden.

In Bezug auf die Lehrenden ist festzustellen, dass Trainer-Workshops gut geeignet sind, um den

Schweißtrainer/innen ausreichende Zeitfenster zur Verfügung zu stellen, um Erfahrung mit dem

Simulator zu sammeln. Eine Sicherheit und Souveränität im Umgang mit den digitalen Medien legt

die Grundlage für eine Akzeptanz beim Einsatz in der Ausbildung und den daraus resultierenden

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Mehrwert. Dies ist insbesondere dann erforderlich, wenn Ausbilder/innen aufgrund des

projektförmigen Charakters in der Durchführung stärker eingebunden sind und eine Funktion des

Coaching am Simulator erfüllen. Positiv äußerte sich, dass Sprachbarrieren aufgefangen durch die

Formate des E-Learning und die vom BIBA entwickelte App zur Überwindung von Sprachbarrieren

weniger ins Gewicht fallen.

Aus ökonomischer Perspektive betrachtet ist hinsichtlich der Integration digitaler Medien speziell der

Einsatz von Trainingssimulatoren interessant. Den hohen Investitionskosten von etwa 20.000 EUR je

Einheit gegenüber stehen erhebliche Einsparungen beim Ressourcenverbrauch. Seitens der Hersteller

der Simulatoren werden hier Einsparmöglichkeiten bei den Verbrauchsmaterialien von 68% genannt

und eine allgemeine Reduzierung der Kosten um 36% (Seabery Soluciones 2016). Tatsächlich hängen

die Kosten jedoch individuell von der Abschreibung der Investitionsgüter, dem Anteil der Übungen in

der Simulation sowie den Kosten der Verbrauchsmaterialien ab. Der Anteil der Übungen, der an den

Simulatoren ausgeführt wird, hat eine entsprechende Reduktion der Emissionen und

Ressourcenverbräuche zur Folge. Eine Verlagerung von 30% der real gezogenen Schweißnähte in die

Simulation stellt im Sinne der vorgeschlagenen integrierten Ausbildung eine realistische

Größenordnung dar.

2.1.7. Weiterführende Untersuchungen

Ergänzend zu den didaktischen und technischen Konzepten wurden weiterführende Untersuchungen

durchgeführt, die für die Umsetzung relevante Erkenntnisse geliefert haben, bzw. einen Ausblick auf

zukünftige Forschungsthemen liefern können.

Arbeitsteilung: Die im Folgenden beschriebenen, weiterführenden Untersuchungen wurden von den

Partnern durchgeführt:

ITB und GSI haben den Simulator als Instrument für die Berufsorientierung und

Sprachförderung eingesetzt und bewertet.

Das ITB hat den Simulator als Prüfungsmedium in der Ausbildung untersucht.

Das BIBA hat in Zusammenarbeit mit externen Partnern das Potential des Simulators als

Assistenzsystem im Teach-In von Schweißrobotern geprüft.

2.1.7.1. Der Simulator als Instrument für Berufsorientierung und Sprachförderung

An einer berufsbildenden Schule in Leer (Ostfriesland) wurde der Simulator in einer

„Sprachförderklasse“ eingesetzt. Mit einer Zielgruppe von 11 Jugendlichen, die allesamt einen

Migrationshintergrund und gleichzeitig sehr rudimentäre Deutschkenntnisse aufweisen, wurde als

zentrale Fragestellung untersucht, inwieweit der Simulator für diese Zielgruppe als ein Medium für

die Berufsorientierung hilfreich sein kann. Dazu setzten die Schüler/innen zunächst am Simulator

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eine Kehlnaht-Schweißaufgabe mit dem MAG-Schweißverfahren um. Dabei wurde erhoben,

inwieweit das simulierte Schweißen sowohl motivierend als auch vorstellbar für eine berufliche

Tätigkeit ist. Bei ablehnender Haltung wurden ggf. Gründe erfasst. Nach dem gleichen Vorgehen

wurde anschließend eine Kehlnaht in der Schweißwerkstatt durch die Schüler/innen real geschweißt.

Die Evaluation der Eignung des Simulators als Entscheidungshilfe für eine berufliche Orientierung

zeigt, dass der Simulator bei der Zielgruppe eine „Richtung“ vorgibt, die durch den nachfolgenden

realen Schweißprozess verstärkt wirkt: wer nach der Simulation eher skeptisch hinsichtlich der

Motivation für eine berufliche Karriere mit Schweißaufgaben ist, der fühlt sich nach dem realen

Schweißen eher bestätigt. Ebenso wird ein vorhandenes Interesse an Schweißtätigkeiten nach der

realen Schweißübung eher bestärkt. Positiv zu vermerken war aus Sicht der Lehrkraft ein

Trainingseffekt, da die Übung am Simulator bei der gesamten Gruppe ein Ankleben des

Schweißdrahtes an der Kontaktdüse (ein „typischer Anfängerfehler“) beim Schweißen in der

Werkstatt verhinderte.

2.1.7.2. Der Simulator als Medium zur Vorbereitung auf Prüfungen in der

Ausbildung

An einer berufsbildenden Schule in Brake wurden zwei Teilzeitklassen der Fachrichtung

Metallbau/Konstruktionstechnik ausgewählt. Die erste Klasse mit 19 Auszubildenden befand sich im

2. Ausbildungsjahr, die zweite Klasse mit 17 Auszubildenden im 3. Ausbildungsjahr. Das Ziel dieses

Evaluationsprojektes war es herauszufinden, inwieweit der Simulator als ein geeignetes Instrument

zur Vorbereitung auf die Zwischen- bzw. Abschlussprüfung der praktischen Gesellenprüfung geeignet

ist. Dazu wurde ein Pre-/Post-Befragung unter den Schüler/innen durchgeführt, die die Erfahrungen

im Schweißen und eine Selbsteinschätzung vor und nach der Simulation einer Kehlnaht nach dem

MAG-Schweißverfahren erfasste.

Das Fazit der Bewertung der Eignung des Simulators als Instrument zur Prüfungsvorbereitung fiel

nicht eindeutig aus. So zeigen sich Unterschiede in der Bewertung zwischen dem 2. und 3.

Ausbildungslehrjahr, was die Einschätzung des Lerneffektes, die Realitätsnähe der Simulation und die

Möglichkeiten zur Prüfungsvorbereitung mit dem Simulator betrifft. Die Lehrkraft kam zu dem

Ergebnis, dass sich mit dem Schweißsimulator Einsatzmöglichkeiten für den Unterrichtseinstieg

ergeben, um z.B. theoretische Kenntnisse abzufragen oder einzelne Parameter in ihrer Wirkung zu

diskutieren. Auch verfüge der Simulator über ein gewisses Potenzial, was die Motivation und den

spielerischen Ehrgeiz der Auszubildenden angeht. Dennoch war eine leichte Tendenz dahingehend

erkennbar, dass der Simulator als Übungsinstrument eher für „fortgeschrittene Anfänger“ (im 2.

Ausbildungslehrjahr) geeignet sei als für die „Experten“ (im 3. Ausbildungslehrjahr).

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2.1.7.3. Der Simulator als Assistenzsystem im Teach-In von Schweißrobotern

In Zusammenarbeit mit dem Bremer Werk der Daimler AG wurde eine Machbarkeitsanalyse zur

Anwendung von Schweißsimulatoren mit Augmented Reality Technologie zur Konfiguration von

Industrierobotern in der Automobilbranche durchgeführt. Dabei wurde ein experimentelles

Funktionsmuster gestaltet und die Funktion mittels Experteninterviews evaluiert.

Teach-In ist ein Verfahren zur Programmierung von Industrierobotern. Der Roboter wird dabei über

eine Steuerungskonsole manuell über die gewünschten Positionen gefahren und dabei werden die

erzeugten Koordinatenpunkte gespeichert und die entsprechende Programmierung erzeugt. Die

Programmierung kann anschließend in der Produktion genutzt werden.

In den Produktionslinien der Automobilindustrie sind Schweißroboter ein wichtiger Bestandteil. Die

Programmierung der Schweißnähte wird hier üblicherweise von Programmierer/innen iterativ

durchgeführt. Simulationen werden bspw. in CAD Umgebungen durchgeführt, können die Testläufe

jedoch nicht ersetzen. Da die bei den Testläufen verbrauchten Karosserieteile verschrottet werden

und aktuelle Modelle ca. 600 komplexe Schweißnähte beinhalten, hat dies hohe Kosten zur Folge.

Ein alternativer Ansatz für schwer einsehbare Schweißnähte wurde von Ni et al. (2017) entwickelt.

Hier wurden über Scanner 3D Modelle der realen Bauteile generiert. Haptische Eingabegeräte

erlauben die Definition der Nähte und Feedback wird über AR und Vibration ausgeben. Das Feedback

ist allerdings auf das Einhalten des Fahrweges limitiert.

Abbildung 13: Experimenteller Aufbau zum Teach-In eines Schweißroboters mittels Trainingssimulator

In dem experimentellen Aufbau (Abbildung 13) wurde ein Kuka-Roboter KR15 (15kg) mit

KRC4-Steuerung sowie ein Soldamatic-Trainingssimulator verwendet. Zur Befestigung des

Kamerasystems wurde eine Halterung konstruiert. Die Programmierung wurde entsprechend des

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Feedbacks der Trainingssimulation justiert und anschließend mehrfach abgefahren. Die Ergebnisse

wurden von Auszubildenden, Ausbildern und Roboterbedienern bewertet.

Die Markierungen des Trainingssimulators konnten genutzt werden, um die Programmierung des

Roboters anzupassen. Eine entsprechend erstellte Programmierung lieferte über mehrere Versuche

konstante Ergebnisse. Die Orientierung und Position des Brenners gleichen dabei der idealen

Einstellung und durch das Kamerasystem erhält der Bediener eine bessere Sicht auf das Werkstück,

was bei schwer zugänglichen oder unergonomischen Prozessen hilft. Die Anwendung der Simulation

wurde vom Wartungspersonal prinzipiell sehr positiv bewertet, da sich so viel Aufwand einsparen

ließe.

Allerdings würde die von der Simulation verlangte Geschwindigkeit (ca. 1,5mm/s) zu einem

Durchbrennen führen. Die Anwender bewerten die Simulation als zu starr, um industriellen

Anforderungen gerecht zu werden, z. B. können innerhalb einzelner Schweißprozesse variable

Wandstärken eine Variation der Geschwindigkeit erfordern. Diese war im Rahmen der Simulation

nicht veränderbar. Des Weiteren ist die Anwendung limitiert auf die von der Simulation

vorgegebenen Übungswerkstücke. Eine Erweiterung auf Grundlage derselben Technologie ist relativ

aufwändig. Das Kamerasystem erfordert eine konstante Positionierung in einer Entfernung von etwa

300mm zum Schweißbrenner und das verwendete Stativ war relativ anfällig für Vibrationen.

Die visuelle Unterstützung des Teach-Ins mittels Augmented Reality ist prinzipiell möglich und wurde

von den Befragten als sinnvoll bezeichnet. Gute Ergebnisse entstanden bei der Orientierung und

Position des Brenners und die Verwendung für schwer zugängliche Prozesse bietet einen zusätzlichen

Mehrwert. Für den industriellen Einsatz ist jedoch eine dedizierte Anwendung erforderlich, die

entsprechend konfigurierbar ist. Ein Scanner-Modul (vgl. Ni et al. 2017) könnte die Verwendung

individueller Bauteile ermöglichen.

2.2. Wichtigste Positionen des zahlenmäßigen Nachweises

Der Großteil der Ausgaben der Arbeitspakete entfiel auf Personalmittel, Reisekosten und

Materialkosten über die im Detail im Verwendungsnachweis berichtet wird.

Der Personalaufwand war zur Durchführung der Teilprojekte in der ausgewiesenen Summe

erforderlich. Ein wesentlicher Posten der Materialkosten resultierte aus der Beschaffung eines

Trainingssimulators, der bei der Entwicklung der technischen und didaktischen Konzepte sowie der

Außendarstellung des Verbundprojekts eine wichtige Rolle eingenommen hat. Die Kosten des

Simulators (19.500 EUR) waren gegenüber den vor Projektbeginn dafür veranschlagten Kosten

(48.000 EUR) deutlich verringert, was durch den Neuheitsgrad der Technologien in Zusammenhang

mit dem Fortschreiten der technischen Entwicklung zu begründen ist.

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2.3. Notwendigkeit und Angemessenheit der geleisteten Arbeit

Digitale Medien und insbesondere Schweißsimulatoren können einen wichtigen Beitrag zur

Modernisierung der Qualifizierungsprozesse innerhalb der Schweißbranche leisten. Um dieses

Potential abzuschöpfen, ist jedoch eine didaktische Systematik erforderlich, die sich an industriellen

Bedürfnissen orientiert. Dieses Ergebnis war aufgrund seines Modellcharakters nur von einem

Verbund aus industriellen Unternehmen, Bildungseinrichtungen und wissenschaftlichen Partnern zu

bewältigen. Die Arbeiten wurden gemäß des Projektplans durchgeführt und waren für die Erfüllung

der Projektziele erforderlich.

2.4. Voraussichtlicher Nutzen und Verwertbarkeit der Ergebnisse

Im Rahmen des Projektes wurden technische und didaktische Konzepte zur Verwendung digitaler

Medien entwickelt. Der Nutzen der Ergebnisse stellt sich folgendermaßen dar:

Es wurden didaktische, praxisorientierte Konzepte für die Aus- und Weiterbildungen der

Schweißbranche entwickelt, die die Integration digitaler Medien fördern. Hierdurch eröffnen

sich niedrigschwellige Zugänge für die Ausbildungsberufe der Schweißbranche, die diese für

junge Menschen attraktiver darstellen.

Die didaktischen Konzepte wurden durch eine technische Infrastruktur unterstützt, die

selbstgesteuertes Lernen fördert, indem Trainingseinheiten ohne räumliche und zeitliche

Restriktionen abgerufen werden können.

Durch anteiligen Einsatz von Trainingssimulatoren (ca. 30%) in den Qualifizierungs-

maßnahmen kann eine höhere Übungsfolge bei gleichzeitiger Reduktion von Schadstoff-

emissionen und Ressourcenverbrauch erzielt werden. In Abhängigkeit von dem Nutzungs-

grad der Simulatoren und den Investitionskosten können durch Einsparung der Verbrauchs-

materialien auch die Ausbildungskosten verringert werden.

Die Integration ergonomischer Grundlagen in die Ausbildung und die gezielte Nachstellung

von Zwangshaltungen mittels Trainingssimulator bereitet auf schwierige Aufgabenstellungen

vor und kann zu einer Stressreduktion und Vermeidung von Langzeitschäden beitragen.

Zur Einbindung des Ausbildungspersonals wurde ein Train-the-Trainer Konzept entwickelt,

das in einem Workshopformat für den Umgang mit digitalen Medien qualifiziert und

Vorbehalten gegenüber den Technologien entgegenwirkt. Auf diese Weise wird eine

Grundlage für einen höheren Verbreitungsgrad von digital gestützten und innovativen

Schulungs- und Ausbildungskonzepten gelegt und so die Qualität der Aus- und Weiterbildung

gesteigert.

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Es wurden Gestaltungsempfehlungen zur Integration mobiler Endgeräte erarbeitet, die einen

wirkungsvollen Ansatz darstellen, um Fachbegriffe zu vermitteln und Sprachbarrieren zu

mindern.

Eine unmittelbare Verwertung der erarbeiteten Konzepte erfolgt bei den beteiligten Organisationen

durch unmittelbaren Einsatz in den Aus- und Weiterbildungsprozessen. Bei den Forschungsinstituten

findet die Verwertung didaktischer Kompetenzen (ITB) sowie technischer Kompetenzen zu

Augmented und Virtual Reality Technologien (BIBA) durch Publikationen sowie die Gestaltung

zukünftiger Forschungsvorhaben und der universitären Lehre statt.

Die Verwertung und Verbreitung der Projektergebnisse wird außerdem durch Publikationen (vgl.

Abschnitt 2.6 des Schlussberichts) gewährleistet, ebenso wie durch Aufnahme von Empfehlungen in

die Richtlinien des DVS und die Gestaltung des Lehrberufs „Konstruktionsmechaniker“ durch die

Prüfungsaufgaben- und Lehrmittelentwicklungsstelle (PAL). Des Weiteren hat im erweiterten

Verbund ein breites Spektrum assoziierter Unternehmen und Bildungseinrichtungen (vgl. Abschnitt

1.5 des Schlussberichts) an dem Projekt mitgewirkt, was die Reichweite und Anwendbarkeit der im

Projekt erzeugten Ergebnisse fördert.

2.5. Fortschritt auf dem Gebiet des Vorhabens bei anderen Stellen

Im Rahmen der Teilprojekte werden kontinuierliche Informationsrecherchen in elektronische Quellen

(z.B. Suchmaschinen, Datenbanken) sowie den erweiterten Netzwerken der Verbundpartner und der

assoziierten Partner durchgeführt. Dabei konnten keine für die Durchführung des Vorhabens

relevanten Ergebnisse Dritter identifiziert werden. Die relevanten Studien wurden bereits bei der

Antragstellung berücksichtigt. Allerdings sind während der Projektlaufzeit in der Literatur einige

Publikationen und Produkte in einem vergleichbaren Kontext erschienen, die jedoch nicht

unmittelbar zur Zielerreichung beigetragen haben:

Winterer (2016) hat im Rahmen einer Abschlussarbeit die Fragestellung untersucht,

inwiefern Augmented Reality eingesetzt werden kann, um reale Schweißprozesse in der

Praxis mittels Augmented Reality (AR) zu unterstützen. Demnach war ein erhebliches

Potential für ein derartiges Assistenzsystem zu erkennen, allerdings war eine konkrete

Umsetzung aufgrund fehlender AR-Hardware nicht realisierbar.

Jin et al. (2018) haben ein Konzept zur Evaluation von Lerninhalten in Virtual Reality (VR)

gestützten Systemen entwickelt. Die dafür entwickelten Kriterien sollen die Entwicklung von

Lerninhalten fördern, die über VR vermittelt werden. Die Kriterien gliedern sich in die

Bereiche Lernen, Medien und inhaltliche Gestaltung. Die Ergebnisse waren jedoch nicht

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unmittelbar auf MESA übertragbar, da im Projekt keine technologische Entwicklung von

Schweißsimulatoren beabsichtigt war.

Die Firma Fronius hat mit „Welducation Basic“ eine App veröffentlicht, die mittels eines

Multiple-Choice Konzepts Lerninhalte spielerisch vermittelt und eine Ranglistenfunktion

enthält. Eine weitere Funktion umfasst das Ziehen virtueller Schweißnähte durch möglichst

ruhiges Ziehen eines Fingers über den Touchscreen2.

2.6. Veröffentlichungen des Ergebnisses

Auf Basis der Projektergebnisse wurden die folgenden Veröffentlichungen publiziert:

Daniel, C.; Schulte, S.; Petersen, M. (2018). Virtuelles Schweißen – Digitale Lernmöglichkeiten

und didaktische Potentiale. Tagungsband der 12. Ingenieurpädagogischen Regionaltagung

(IPW), 11.-13.05.2017, Ilmenau.

Knoke, B. & Thoben, K.-D. (2017). Integration of Simulation-based Training for Welders.

Simulation Notes Europe SNE 27(1), 37-44.

Knoke, B.; Voskuhl, M.; Tebbe, M.; Häveker, M.; Gorldt, C.; Thoben, K.-D. (2018).

Experimental Adaptation of a Training Simulator for Manual Welding Processes towards the

Teach-In of Welding Robots. Tagungsband der ASIM Fachtagung, 8.-9. März 2018,

Hochschule Heilbronn, S. 249-252

Schulte, S. & Petersen, M. (2017). Der Einsatz von Schweißsimulatoren in der Ausbildung –

neue didaktische Anforderungen an die Lehrkräfte und Konsequenzen für ein Train-the-

Trainer-Konzept. Tagungsband der 11. Ingenieurpädagogischen Regionaltagung (IPW), 23.–

25.06.2016, Hamburg-Harburg. S. 109-116

Die Veröffentlichungen sind frei zugänglich und über die Projekthomepage (http://mesa-projekt.de)

abrufbar.

Des Weiteren wird auf Grundlage des Abschlussberichts ein Leitfaden in Zusammenarbeit mit der

DVS Media GmbH gestaltet. Dieser wird die Ergebnisse zusammenfassen und adressiert

Industrieunternehmen und Bildungseinrichtungen als Zielgruppe.

2.7. Quellenverzeichnis

Albers, C.; Magenheim, J. & Meister, D. M. (2011). Der Einsatz digitaler Medien als Herausforderung

von Schule ‐ eine Annäherung. In: Carsten Albers, Johannes Magenheim und Dorothee M.

2 https://www.fronius.com/de/schweisstechnik/produkte/digitale-produkte/digitale-produkte/welducation-

basic/welducation-basic

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Daniel, C.; Schulte, S.; Petersen, M. (2018). Virtuelles Schweißen – Digitale Lernmöglichkeiten und

didaktische Potentiale. Tagungsband der 12. Ingenieurpädagogischen Regionaltagung (IPW),

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