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1 Regionale Fortbildung Latein September 2013: Schwerpunktthema im Abitur 2014 Ovid Metamorphosen (V. Mayer) Metamorphose und Politik: Die Apotheose Caesars Hinführung: Sicherlich ist Ihnen im Laufe des Lateinunterrichts schon mehrfach Caesar begegnet. 1.) Versuchen Sie, Ihre Kenntnisse über diesen bedeutenden Römer mit Hilfe einer Mindmap zu strukturieren. 2.) Informieren Sie sich auch über Caesars Ende. Text 1: Gründe für Caesars Apotheose (Met. XV, 745-761a) Hic tamen accessit delubris advena nostris: 745 Caesar in urbe sua deus est. Quem Marte togaque praecipuum non bella magis finita triumphis resque domi gestae properataque gloria rerum in sidus vertere novum stellamque comantem, quam sua progenies; neque enim de Caesaris actis 750 ullum maius opus, quam quod pater exstitit huius: Scilicet aequoreos plus est domuisse Britannos perque papyriferi septemflua flumina Nili victrices egisse rates Numidasque 1) rebelles Cinyphiumque 2) Iubam Mithridateisque tumentem 755 nominibus Pontum 3) populo adiecisse Quirini 4) et multos meruisse, aliquos egisse triumphos, quam tantum genuisse virum, quo praeside rerum Gleichwohl kam er als Fremdling in unsere Tempel; Caesar aber ist in seinem Rom ein Gott! Ihn, der in der Schlacht und im Friedensgewande unvergleichbar war, haben dennoch nicht so sehr seine siegreich beendeten Kriege, seine Leistungen im Frieden und der rasch erworbene Tatenruhm in ein neues Gestirn, in einen Kometen verwandelt, als sein Sohn. Ja, Caesars erhabenstes Verdienst ist es, dessen Vater zu sein. Oder wäre es mehr wert, die meerumschlungenen Briten bezwungen, in die Arme des papyrusumsäumten, siebenarmigen Nils die siegreiche Flotte geführt, die aufrührerischen Numider samt ihrem König Juba und das mit dem Ruhm des Mithridates sich brüstende Pontus dem Römervolk unterworfen, viele verdient und nur einige Triumphe gefeiert, als einen solchen Mann der Welt geschenkt zu haben, durch dessen Herrschaft ihr, Götter, die

Metamorphose und Politik: Die Apotheose Caesars · 4 lurida sollicitis praebebat lumina terris. Saepe faces visae mediis ardere sub astris, saepe inter nimbos guttae cecidere cruentae;

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Regionale Fortbildung Latein September 2013: Schwerpunktthema im Abitur 2014 – Ovid Metamorphosen (V. Mayer)

Metamorphose und Politik: Die Apotheose Caesars

Hinführung: Sicherlich ist Ihnen im Laufe des Lateinunterrichts schon mehrfach Caesar begegnet.

1.) Versuchen Sie, Ihre Kenntnisse über diesen bedeutenden Römer mit Hilfe einer Mindmap zu strukturieren.

2.) Informieren Sie sich auch über Caesars Ende.

Text 1: Gründe für Caesars Apotheose (Met. XV, 745-761a)

Hic tamen accessit delubris advena nostris: 745

Caesar in urbe sua deus est. Quem Marte togaque

praecipuum non bella magis finita triumphis

resque domi gestae properataque gloria rerum

in sidus vertere novum stellamque comantem,

quam sua progenies; neque enim de Caesaris actis 750

ullum maius opus, quam quod pater exstitit huius:

Scilicet aequoreos plus est domuisse Britannos

perque papyriferi septemflua flumina Nili

victrices egisse rates Numidasque 1)

rebelles

Cinyphiumque 2)

Iubam Mithridateisque tumentem 755

nominibus Pontum 3)

populo adiecisse Quirini 4)

et multos meruisse, aliquos egisse triumphos,

quam tantum genuisse virum, quo praeside rerum

Gleichwohl kam er als Fremdling in unsere Tempel; Caesar aber

ist in seinem Rom ein Gott! Ihn, der in der Schlacht und im

Friedensgewande unvergleichbar war, haben dennoch nicht so

sehr seine siegreich beendeten Kriege, seine Leistungen im

Frieden und der rasch erworbene Tatenruhm in ein neues

Gestirn, in einen Kometen verwandelt, als sein Sohn. Ja, Caesars

erhabenstes Verdienst ist es, dessen Vater zu sein. Oder wäre es

mehr wert, die meerumschlungenen Briten bezwungen, in die

Arme des papyrusumsäumten, siebenarmigen Nils die siegreiche

Flotte geführt, die aufrührerischen Numider samt ihrem König

Juba und das mit dem Ruhm des Mithridates sich brüstende

Pontus dem Römervolk unterworfen, viele verdient und nur

einige Triumphe gefeiert, als einen solchen Mann der Welt

geschenkt zu haben, durch dessen Herrschaft ihr, Götter, die

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humano generi, superi, favistis abunde!

Ne foret hic igitur mortali semine cretus, 760

ille deus faciendus erat; (...)

Menschheit überschwenglich begnadet habt? Damit dieser nicht

einem sterblichen Geschlecht entstamme, musste also jener ein

Gott werden.

Anmerkungen: 1)

Numida, ae: Numidier (Volk in Nordafrika); 2)

Cinyphius, a, um: Adj. zu Cinyps (Fluss in Libyen), libysch, afrikanisch; 3)

Pontus,

i: Landschaft an der Nordküste Kleinasiens, die unter Mithridates I. ihre Blütezeit hatte; 4)

Quirinus,i: Name des vergöttlichten Romulus

AUFGABEN

1.) Stellen Sie aus dem lateinischen Text die Gründe für Caesars Apotheose zusammen. Vergleichen Sie mit Ihrer Mindmap zu Caesar.

2.) vv.746-758, Quem ... genuisse virum: Analysieren Sie den Aufbau der Sätze. Welche Gemeinsamkeiten ergeben sich? Berücksichtigen Sie auch

den Inhalt.

Text 2: Venus´ Sorge um Caesar (Met. XV 761b-778)

(...) quod ut aurea vidit

Aeneae genetrix, vidit quoque triste parari

pontifici letum et coniurata arma moveri,

palluit et cunctis, ut cuique erat obvia, divis

”adspice”, dicebat, ”quanta mihi mole parentur 765

insidiae, quantaque caput cum fraude petatur,

quod de Dardanio solum mihi restat Iulo 1)

.

Solane semper ero iustis exercita curis,

quam modo Tydidae 2)

Calydonia 3)

vulneret hasta,

nunc male defensae confundant moenia Troiae, 770

Als dies Äneas' goldene Mutter sah, als sie sah, dass man zum

bitteren Tod des Oberpriesters schon Vorkehrungen traf und die

Verschwörer die Dolche zückten, da erblasste sie und sprach zu

jedem Gott, mit dem sie zusammenkam: ”Siehe, welch

ungeheure Anschläge mir drohen und mit welcher Tücke man

dem nach dem Leben trachtet, der mir allein von dem Troer lulus

noch übrig ist! Soll denn ich allein mich ewig mit begründeten

Sorgen quälen, ich, die bald Diomedes mit seiner ätolischen

Lanze verwundet, dann der Schutz des schlecht verteidigten

Troja bekümmert, die ich meinen Sohn auf langer Irrfahrt übers

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quae videam natum longis erroribus actum

iactarique freto sedesque intrare silentum

bellaque cum Turno gerere, aut, si vera fatemur,

cum Iunone magis? Quid nunc antiqua recordor

damna mei generis? Timor hic meminisse priorum 775

non sinit; in me acui sceleratos cernitis enses?

Quos prohibete, precor, facinusque repellite neve

caede sacerdotis flammas exstinguite Vestae!”

Meer treiben sehe, die Behausung des stillen Volkes betreten und

Kämpfe mit Turnus oder, um die Wahrheit zu gestehen, mit Juno

ausfechten sehe? Doch wie kann ich mich alter Mühen meines

Geschlechts erinnern? Gegenwärtige Furcht gestattet mir nicht,

an Vergangenes zu denken! Seht ihr nicht, wie man ruchlose

Schwerter schleift? O haltet sie zurück, ich flehe darum!

Verhindert die Tat und lasst nicht im Mordblut des Priesters das

Feuer der Vesta erlöschen!”

Anmerkungen: 1)

Dardanius Iulus: gemeint ist Aeneas‘ Sohn, Stammvater des julischen Geschlechts und damit auch Caesars; 2)

Tydides, ae:

Diomedes, Sohn des Tydeus, verwundete Venus im Trojanischen Krieg; 3)

Calydonius, a, um: kalydonisch, ätolisch (aus der Heimat Diomedes‘)

AUFGABE

Belegen Sie anhand von sprachlichen und inhaltlichen Mitteln, dass Venus‘ Rede stark von Affekten geprägt ist.

Text 3: Schlimme Prodigien (Met. XV 779-798)

Talia nequiquam toto Venus anxia caelo

verba iacit superosque movet, qui rumpere quamquam 780

ferrea non possunt veterum decreta sororum 1)

,

signa tamen luctus dant haud incerta futuri.

Arma ferunt inter nigras crepitantia nubes

terribilisque tubas auditaque cornua caelo

praemonuisse nefas; solis quoque tristis imago 785

So klagt die besorgte Venus umsonst im ganzen Himmel und

erregt das Mitleid der Götter. Wenn diese auch den eisernen

Beschluß der uralten Schicksalsschwestern nicht zu ändern

vermögen, so senden sie doch wenigstens sichere Zeichen des

künftigen Unheils. Waffengeklirr ließ sich aus schwarzem

Gewölke, so sagt man, schreckliches Trompetengeschmetter und

Hörnerschall vom Himmel vernehmen und kündigte den Frevel

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lurida sollicitis praebebat lumina terris.

Saepe faces visae mediis ardere sub astris,

saepe inter nimbos guttae cecidere cruentae;

caerulus et vultum ferrugine Lucifer atra

sparsus erat, sparsi lunares sanguine currus; 790

tristia mille locis Stygius dedit omina bubo,

mille locis lacrimavit ebur, cantusque feruntur

auditi sanctis et verba minantia lucis.

Victima nulla litat, magnosque instare tumultus

fibra monet, caesumque caput 2)

reperitur in extis, 795

inque foro circumque domos et templa deorum

nocturnos ululasse canes umbrasque silentum

erravisse ferunt motamque tremoribus urbem.

an. Auch des Sonnengottes trauerndes Angesicht gab den

geängstigten Ländern nur ein bleiches Licht. Oft sah man mitten

unter den Gestirnen Fackeln lodern, oft fielen Blutstropfen im

Regen hernieder. Fahl schien der Morgenstern, und grausige

Schwärze kroch über sein Antlitz. Mit Blut bespritzt war Lunas

Wagen. Traurige Vorzeichen gab an tausend Orten die höllische

Eule, an tausend Orten weinten elfenbeinerne Götterbilder, und

Totengesänge und drohende Stimmen vernahm man, so hieß es,

aus heiligen Hainen. Kein Opfer verkündet Gutes; die Ein-

geweide warnen vor gewaltigem Aufruhr, und abgetrennt von

der Leber findet man ihr Haupt. Auf dem Forum, um die Häuser

und um die Tempel der Götter heulten zur Nachtzeit Hunde, ja

man sagt sogar, Schatten Verstorbener irrten umher, und von

Erdbeben wurde Rom erschüttert.

Anmerkungen: 1)

sorores: gemeint sind die Parzen, die Schicksalsgöttinnen; 2)

caput: das Haupt, eine Anschwellung im rechten Leberlappen, zu

zerschneiden, galt als ein schlechtes Vorzeichen

AUFGABEN

1.) vv.779f., Talia ... movet: Vergleichen Sie die folgenden Übersetzungen dieses Satzes unter sprachlichem und inhaltlichem Aspekt. Beachten Sie

auch den Fortgang der Erzählung.

-Fink: So klagt die besorgte Venus umsonst im ganzen Himmel und erregt das Mitleid der Götter.

-v. Albrecht: Solche Reden verbreitet die besorgte Venus umsonst im ganzen Himmel und versucht die Götter zu rühren.

-Rösch: Angstvoll erfüllte Venus mit solchen Reden den ganzen Himmel und rührte vergeblich die Götter.

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2.) In diesem Abschnitt versucht Ovid das Geschehens zu dramatisieren. Arbeiten Sie beispielhaft an vv.785b-790 (solis quoque ... sanguine currus)

heraus, wie er Textgrammatik, Stilistik und Metrik zu diesem Zweck einsetzt.

Text 4: Venus´ Absicht, Caesar zu retten (Met.XV 799-806)

Non tamen insidias venturaque vincere fata

praemonitus potuere deum, strictique feruntur 800

in templum gladii: neque enim locus ullus in urbe

ad facinus diramque placet nisi curia caedem.

Tum vero Cytherea manu percussit utraque

pectus et Aeneaden 1)

molitur condere nube,

qua prius infesto Paris est ereptus Atridae 2)

, 805

et Diomedeos Aeneas fugerat enses 3)

.

Dennoch konnten die Warnungen der Götter dem Anschlag und

dem bevorstehenden Verhängnis nicht wehren: Bloße Schwerter

bringt man zur geweihten Stätte - denn kein Ort in der ganzen Stadt

scheint für die Schandtat und den abscheulichen Mord sich besser

zu eignen als die Kurie! Nun schlägt sich Venus mit beiden Händen

den Busen und will den Sproß des Äneas in jener Wolke verbergen,

in deren Schutz einst Paris seinem Feind Menelaos entrissen wurde

und Äneas dem Schwert des Diomedes entfloh.

Anmerkungen: 1)

Aeneades, ae = Caesar; 2)

Atrides, ae = Menelaos; 3)

Mit einer Wolke rettet Venus auch Paris und später Aeneas im Kampf.

AUFGABEN

1.) Arbeiten Sie die sprachlichen Erscheinungen heraus, mit denen Ovid die Dramatik im Text nochmals steigert.

2.) Sammeln Sie die lateinischen Belege, mit denen Ovid an den Gründungsmythos anknüpft und erläutern Sie diese.

Text 5: Jupiters Prophezeiung (Met.XV 807-842)

Talibus hanc genitor: ”Sola insuperabile fatum,

nata, movere paras? Intres licet ipsa sororum 1)

tecta trium: Cernes illic molimine vasto

Da sprach sie ihr Vater so an: ”Du allein willst das unbezwingliche

Verhängnis erschüttern, Tochter? Geh nur selbst hin zur Wohnung der

drei Schwestern! Dort wirst du einen Bau von gewaltigem Ausmaß

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ex aere et solido rerum tabularia ferro, 810

quae neque concursum caeli neque fulminis iram

nec metuunt ullas tuta atque aeterna ruinas.

Invenies illic incisa adamante perenni

fata tui generis. Legi ipse animoque notavi

et referam, ne sis etiamnum ignara futuri. 815

Hic sua conplevit, pro quo, Cytherea 2)

, laboras,

tempora, perfectis, quos terrae debuit, annis.

Ut deus accedat caelo templisque colatur,

tu facies natusque suus, qui nominis heres

inpositum feret unus onus caesique parentis 820

nos in bella suos fortissimus ultor habebit.

Illius auspiciis obsessae moenia pacem

victa petent Mutinae 3)

, Pharsalia 4)

sentiet illum,

Emathiique iterum madefient caede Philippi 5)

,

et magnum Siculis nomen 6)

superabitur undis, 825

Romanique ducis coniunx Aegyptia 7)

taedae

non bene fisa cadet, frustraque erit illa minata,

servitura suo Capitolia nostra Canopo 8)

.

Quid tibi barbariam gentesque ab utroque iacentes

Oceano numerem? Quodcumque habitabile tellus 830

sustinet, huius erit, pontus quoque serviet illi.

Pace data terris animum ad civilia vertet

erblicken, aus Erz und festem Eisen. Darinnen liegen die Tafeln des

Schicksals. Dieses Gebäude braucht weder das Beben des Himmels

noch den Grimm des Blitzes noch irgendwelche Vernichtung zu

fürchten: es ist ungefährdet und ewig. Dort wirst du, in unzerstörbaren

Stahl gegraben, das Schicksal deines Geschlechtes finden. Ich las es

selbst, bewahrte es im Herzen und will es dir offenbaren, damit dir die

Zukunft nicht länger unbekannt bleibe. Er, um den du dich sorgst,

Cytherea, hat seine Zeit erfüllt und die der Erde schuldigen Jahre

vollendet. Dass er als Gott in den Himmel eingehe und in Tempeln

verehrt werde, wirst du erreichen, dazu sein Sohn, der als Erbe des

Namens allein die ihm auferlegte Bürde trägt und uns bei den

Kämpfen auf seiner Seite hat, der tapferste Rächer seines erschlagenen

Vaters. Das feste Mutina wird, unter seiner Führung belagert und

bezwungen, um Frieden bitten, Pharsalos wird ihn kennenlernen, und

Philippi in Mazedonien ein zweites Blutbad erleben, Sextus Pompeius,

der einen großen Namen trägt, wird auf der See bei Sizilien

unterliegen, und des römischen Feldherrn Antonius ägyptische Gattin,

die auf solche Verbindung zu ihrem Unheil baute, wird fallen:

Vergeblich war ihr Drohen, dass mein Kapitol einst ihrem Kanopos

untertan sei! Was soll ich dir alle Barbaren, die Völker an beiden

Ufern des Weltmeers nennen? Alles Land auf Erden, wo Menschen

wohnen können, wird ihm gehören, und auch das Meer wird ihm

dienen. Nachdem er der Welt den Frieden gebracht hat, wird er seinen

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iura suum legesque feret iustissimus auctor

exemploque suo mores reget inque futuri

temporis aetatem venturorumque nepotum 835

prospiciens prolem sancta de coniuge natam 9)

ferre simul nomenque suum curasque iubebit;

nec nisi cum senior Pylios 10)

aequaverit annos,

aetherias sedes cognataque sidera tanget.

Hanc animam interea caeso de corpore raptam 840

fac iubar, ut semper Capitolia nostra forumque

divus ab excelsa prospectet Iulius aede!”

Sinn auf die Rechte seiner Mitbürger richten, wird Gesetze einbringen,

die er von ganzem Herzen befürworten kann, durch eigenes Beispiel

die Gesittung heben und, besorgt um die Zukunft und spätere Enkel,

dem Sohn der unsträflichen Gattin gebieten, seinen Namen und mit

ihm seine Sorgen zu tragen. Doch erst, wenn er hochbetagt das Alter

des Nestor erreicht hat, wird er in die himmlischen Hallen und zu

seinen Verwandten, den Sternen, gelangen. Diese Seele rette indessen

aus dem Leib des Ermordeten und verwandle sie in einen strahlenden

Stern, damit stets auf mein Kapitol und das Forum der Gott Julius von

seinem erhabenen Sitze niederschaue!”

Anmerkungen: 1)

sorores: gemeint sind die Parzen, die Schicksalsgöttinnen; 2)

Cytherea = Venus; 3)

Mutina, ae: Name der Stadt, wo Octavian /

Augustus Antonius besiegte; 4)

Pharsalia, ae: Gebiet um Pharsalus, wo Caesar Pompeius besiegte; 5)

Philippi, orum: Ort, wo Octavian / Augustus die

Caesarmörder besiegte; 6)

magnum nomen = Sextus Pompeius Magnus, der von Octavians General besiegt wurde; 7)

coniunx Aegyptia = Kleopatra;

8) Canopus, i: Name einer ägyptischen Stadt, die für ausschweifendes Leben bekannt ist;

9) proles nata: gemeint ist Tiberius, der Sohn von Augustus

Gemahlin Livia aus ihrer ersten Ehe, den Augustus adoptierte und als seinen Nachfolger einsetzte; 10)

Pylius = Nestor, ältester und weisester Grieche

vor Troja

AUFGABEN

1.) Gliedern Sie die Prophezeiung Jupiters in vier Abschnitte. Begründen Sie die Gliederung anhand textgrammatischer Merkmale.

2.) Charakterisieren Sie Augustus, indem Sie die entsprechenden lateinischen Belege unter deutsche Oberbegriffe zusammenstellen.

3.) Paralleltext (Vergil, Aeneis I 254-296): Arbeiten Sie mit Hilfe der Tabelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Texten

heraus. (s. S.13)

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Text 6: Die Apotheosierung Caesars (Met.XV 843-851)

Vix ea fatus erat, media cum sede senatus

constitit alma Venus nulli cernenda suique

Caesaris eripuit membris nec in aera solvi 845

passa recentem animam caelestibus intulit astris,

dumque tulit, lumen capere atque ignescere sensit

emisitque sinu; luna volat altius illa

flammiferumque trahens spatioso limite crinem

stella micat natique videns bene facta fatetur 850

esse suis maiora et vinci gaudet ab illo.

Kaum hatte er also gesprochen, als schon mitten im Senatssaal die holde

Venus stand, niemandem sichtbar, und ihres Caesar Seele dem Leib entriss,

nicht zuließ, dass sie in den Lüften verwehte, und sie, noch lebensfrisch,

unter die Sterne am Himmel versetzte. Noch trägt sie die Göttin am Busen,

als sie fühlt, wie sie aufleuchtet und glüht. Da gibt sie sie frei, und höher

als der Mond schwingt sich jene empor und zieht auf ihrer weiten Bahn

einen flammenden Schweif hinter sich her, erstrahlt als Stern, und als sie

die herrlichen Taten des Sohnes schaut, muss sie gestehen, daß diese

gewaltiger als die eigenen sind, und freut sich, von ihm übertroffen zu

werden.

AUFGABEN

1.) vv.843-848 (Vix ea ... emisitque sinu): Erläutern Sie den Aufbau der Satzperiode. Überlegen Sie, wie die einzelnen Handlungen ablaufen.

2.) Analysieren Sie den Vorgang der Vergöttlichung, indem Sie ihn in einzelne Phasen unterteilen. Fassen Sie diese jeweils knapp zusammen.

Text 7: Caesar und Augustus im Vergleich (Met.XV 852-860)

Hic 1)

sua praeferri quamquam vetat acta paternis,

libera fama tamen nullisque obnoxia iussis

invitum praefert unaque in parte repugnat:

Sic magnus cedit titulis Agamemnonis 2)

Atreus 3)

, 855

Aegea 4)

sic Theseus 5)

, sic Pelea 6)

vicit Achilles 7)

;

Zwar verbietet dieser, sein Werk über das des Vaters zu stellen, doch die

Stimme des Volkes, die frei ist und keinem Gebot untertan, gibt ihm,

auch gegen seinen Willen, den Vorzug und widersetzt sich ihm darin

allein. So muss hinter dem großen Agamemnon Atreus an Ruhm

zurückstehen, so Aigeus dem Theseus weichen, so übertrifft den Peleus

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denique, ut exemplis ipsos aequantibus utar,

sic et Saturnus 8)

minor est Iove: Iuppiter arces

temperat aetherias et mundi regna triformis,

terra sub Augusto est; pater est et rector uterque. 860

Achilles, ja, um Beispiele zu wählen, die einem Caesar und Augustus

entsprechen, so ist Saturnus weniger mächtig als Jupiter: Jupiter herrscht

über den Himmel und die Reiche der dreigeteilten Welt; die Erde

untersteht Augustus. So sind beide Väter und Herrscher.

Anmerkungen: 1)

hic: gemeint ist Augustus; 2)

Agamemno(n), onis: König von Mykene, Sohn des Atreus, Führer der Griechen im Trojanischen

Krieg 3)

Atreus, i: König von Mykene, Vater des Agamemnon und Menelaus; 4)

Aegeus, ei: König von Athen, Vater Theseus‘; 5)

Theseus, ei: König

von Athen, größter Held der Athener, er tötete auf Kreta den Minotaurus und entführte Ariadne ; 6)

Peleus, ei: König in Thessalien, Vater des

Achilles; 7)

Achilles, is: Sohn des Peleus und der Thetis, größter Held der Griechen im Trojanischen Krieg; 8)

Saturnus, i: altitalischer Gott der

Saaten, dem griech. Kronos gleichgesetzt, Herrscher des Goldenen Zeitalters,Vater Jupiters, Neptuns und Plutos

AUFGABE

-vv.855-858 (Sic magnus ... est Iove): Untersuchen Sie den Aufbau der Satzperiode. Erläuteren Sie den Vergleich inhaltlich und berücksichtigen Sie

die Anmerkungen.

Text 8: Gebet für Augustus (Met.XV 861-870)

Di, precor, Aeneae comites, quibus ensis et ignis

cesserunt, dique Indigetes, genitorque Quirine 1)

urbis et invicti genitor Gradive 2)

Quirini

Vestaque 3)

Caesareos inter sacrata penates,

et cum Caesarea tu, Phoebe 4)

domestice, Vesta, 865

quique tenes altus Tarpeias Iuppiter arces 5)

,

quosque alios vati fas appellare piumque est:

Ihr Götter, ich flehe zu euch, die ihr Äneas begleitet habt, vor denen

Feuer und Schwert wich, und ihr heimischen Götter samt dir, Quirinus,

Vater der Stadt, und dir, Mars, Vater des unbesiegten Quirinus! Vesta,

die du in Caesars Palast hochgeehrt bist, und du, Phöbus, Caesars

Hausgott wie Vesta! Und der du auf den Höhen des Kapitols thronst,

erhabener Jupiter, und ihr übrigen Gottheiten, die ein Dichter mit Fug

und Recht nennen darf: Spät erst, und wenn mein Lebenslicht lange

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tarda sit illa dies et nostro serior aevo,

qua caput Augustum, quem temperat, orbe relicto

accedat caelo faveatque precantibus absens! 870

(Text nach Bibliotheca Augustana)

erloschen ist, komme jener Tag, da das Haupt des Augustus den

Erdkreis, über den es wacht, verlässt, in den Himmel eingeht und seine

Gnade von dort den Betenden schenkt!

(Übersetzung nach G. Fink)

Anmerkungen: 1)

Quirinus, i: Name des vergöttlichten Romulus; 2)

Gradivus, i = Mars; 3)

Vesta, ae: diese Göttin gehörte zu Augustus‘ Hausgöttern;

4) Phoebus = Apoll;

5) Tarpeiae arces =Kapitol

AUFGABE

Im vorliegenden Abschnitt liegt ein Gebet vor. Stellen Sie hierfür die wesentlichen Merkmale aus dem Text zusammen.

ADDITUM

Paralleltext zu Met. XV 807 – 842: Vergil, Aen. I 254-296

Nachdem ihr Schützling Aeneas mit den Trojanern in einen schweren Seesturm geraten ist, wendet sich Venus sorgenvoll an Jupiter und fragt, ob

die alten Schicksalssprüche nicht mehr gelten. Darauf antwortet Jupiter.

Olli subridens hominum sator atque deorum

voltu, quo caelum tempestatesque serenat, 255

oscula libavit natae, dehinc talia fatur:

”Parce metu, Cytherea 1)

: manent immota tuorum

fata tibi; cernes urbem et promissa Lavini

moenia, sublimemque feres ad sidera caeli

magnanimum Aenean; neque me sententia vertit. 260

Ihr lächelt zu der Schöpfer der Menschen und Götter mit der Miene,

die Himmel und Wetter aufheitert, küßt zärtlich die Tochter, dann

spricht er so zu ihr: ”Hab keine Angst, Cytherea, es bleiben dir

unverändert die Fata der Deinen; du wirst die Stadt Lavinium und

ihre Mauern, wie versprochen, erblicken und wirst hoch erheben zu

den Gestirnen des Himmels den edlen Aeneas: Und kein Gedanke

hat mich umgestimmt. Dein Sohn wird - ich will jetzt ausführlicher

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Hic tibi (fabor enim, quando haec te cura remordet,

longius et volvens fatorum arcana movebo)

bellum ingens geret Italia, populosque feroces

contundet, moresque viris et moenia ponet,

tertia dum Latio regnantem viderit aestas, 265

ternaque transierint Rutulis 2)

hiberna subactis.

At puer Ascanius, cui nunc cognomen Iulo

additur,—Ilus erat, dum res stetit Ilia 3)

regno,—

triginta magnos volvendis mensibus orbis

imperio explebit, regnumque ab sede Lavini 270

transferet, et Longam multa vi muniet Albam.

Hic iam ter centum totos regnabitur annos

gente sub Hectorea 4)

, donec regina sacerdos

Marte gravis geminam partu dabit Ilia prolem.

Inde lupae fulvo nutricis tegmine laetus 275

Romulus excipiet gentem, et Mavortia condet

moenia Romanosque suo de nomine dicet.

His ego nec metas rerum nec tempora pono;

imperium sine fine dedi. Quin aspera Iuno,

quae mare nunc terrasque metu caelumque fatigat, 280

consilia in melius referet, mecumque fovebit

Romanos, rerum dominos gentemque togatam:

sic placitum. Veniet lustris labentibus aetas,

sprechen, da diese Sorge sichtlich an dir nagt, die Fata entrollen und

ihre Geheimnisse enthüllen - in Italien einen gewaltigen Krieg

führen, wilde Volksstämme vernichten, den Menschen Satzungen

und Mauern geben, bis der dritte Sommer ihn in Latium hat

regieren sehen und drei Winter über die Unterwerfung der Rutuler

ins Land gegangen sind. Doch der Knabe Ascanius, der jetzt auch

Iulus heißt (Ilus hieß er, solange Iliums Reich noch mächtig war),

wird im Wechsel der Monate dreißig lange Jahre mit seiner

Herrschaft ausfüllen, wird den Herrschaftssitz von Lavinium

wegverlegen und Alba Longa mit großer Tatkraft als Festung

erbauen. Hier wird dann volle dreihundert Jahre Hectors Stamm

regieren, bis die Königstochter und Priesterin Ilia, von Mars

schwanger, Zwillinge gebären wird. Darauf wird, strahlend im

bräunlichen Fell seiner Amme, der Wölfin, Romulus den Stamm

fortführen, die Stadt des Mars gründen und ihre Bewohner nach

seinem Namen Römer nennen. Ihnen setze ich Grenzen weder in

Raum noch Zeit: Eine Herrschaft ohne Ende habe ich ihnen

zugedacht. Sogar die grimmige Iuno, die zur Zeit Himmel, Erde

und Meer in lähmende Angst versetzt, wird ihre Pläne zum

Besseren wenden und zusammen mit mir begünstigen die Römer,

die Herren der Welt, das Volk in der Toga. So ist es beschlossen.

Im Lauf der Jahre wird die Zeit kommen, da das Haus des

Assaracus Pthia und das berühmte Mykene unterjochen und über

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cum domus Assaraci 5)

Phthiam 6)

clarasque Mycenas 7)

servitio premet, ac victis dominabitur Argis 8)

. 285

Nascetur pulchra Troianus origine Caesar,

imperium Oceano, famam qui terminet astris,—

Iulius, a magno demissum nomen Iulo.

Hunc tu olim caelo, spoliis Orientis onustum,

accipies secura; vocabitur hic quoque votis. 290

Aspera tum positis mitescent saecula bellis;

cana Fides, et Vesta, Remo cum fratre Quirinus,

iura dabunt; dirae ferro et compagibus artis

claudentur Belli portae; Furor impius intus,

saeva sedens super arma, et centum vinctus aenis 295

post tergum nodis, fremet horridus ore cruento. ”

das besiegte Argos herrschen wird. Zur Welt kommen wird aus

edlem Stamm Caesar, ein Troianer, der das Reich bis zum

Weltmeer, seinen Ruhm bis zu den Sternen ausdehnt, ein Iulier,

dessen Name vom großen Iulus hergeleitet ist. Den wirst du

dereinst im Himmel, beladen mit der Siegesbeute des Orients, von

Sorgen befreit, empfangen; auch ihn wird man in Gebeten anrufen.

Grimmige Zeiten werden dann nach dem Ende der Kriege friedlich

werden: Die ehrwürdige Fides und Vesta, Quirinus mit seinem

Bruder Remus werden Recht schaffen; die grausigen Pforten des

Krieges sollen dann mit Klammern aus Eisen dicht verschlossen

werden, der frevlerische Furor, drinnen auf grausamen Waffen

sitzend und auf dem Rücken mit hundert ehernen Knoten gefesselt,

wird grauenerregend brüllen mit blutigem Maul.”

(Übersetzung: E. und G. Binder)

Anmerkungen: 1)

Cytherea = Venus; 2)

Rutuli, orum: Stamm in Latium; 3)

res Ilia = Troja; 4)

gens Hectorea: gemeint sind die Römer, die

trojanischen Ursprung haben; 5)

domus Assaraci: die Nachfahren Aeneas‘, die Römer; 6)

Phthia, ae, 7)

Mycenae, arum, 8)

Argi, orum: Städte in

Griechenland

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AUFGABE

Arbeiten Sie mit Hilfe der Tabelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Text 5 (Ovid, Met. XV 807-842) und dem Paralleltext (Vergil,

Aeneis I 254-296) heraus.

Aspekt Ovid, Met.XV 807-842 Vergil, Aen.I 254-296

Anlass der

Rede

-Venus ist in großer Sorge um ihren Schützling.

-Venus will, dass das FATUM zugunsten von Caesar

geändert wird.

Verhalten

Jupiters

-Jupiter beruhigt seine Tochter Venus durch seine

Prophezeiung.

Themen der

Rede

-Unveränderlichkeit des FATUM

-Hinweis auf Caesars Vergöttlichung

-Octavians Tatenkatalog

wörtliche

und

inhaltliche

Anklänge

-v.807 f., insuperabile fatum, / ... movere

-v.811, cernes

-v.814, fata tui generis

-v.814 f., legi ipse animoque notavi / et referam, ne sis

etiamnum ignara futuri

-v.8218, ut deus accedat caelo templisque colatur (Caesar)

-v.839, aetherias sedes cognataque sidera tanget (Augustus)

-v.819, natusque suus; v.820, caesique parentis (Augustus’

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Abstammung)

-v.832, pace data terris

-vv.832 f., animum ad civilia vertet / iura

Darstellung

des

Augustus

-Abstammung: mehrfacher Bezug auf seinen Adoptivvater

Caesar

-Kriegsherr (Reihe von Kriegen von Caesars Tod bis

Actium, vv.822-831)

-knappe Erwähnung der pax Augusta in einem Abl.abs.

-Gesetzgebung (vv.832 f.)

-weitere Maßnahmen: Sittengesetze, Nachfolgeregelung

-weitere Maßnahmen:

=> Beobachtungen:

-Verhalten von Venus und Jupiter: .....................................................................................................................................................................................

.............................................................................................................................................................................................................................................

-Darstellung des Augustus: ................................................................................................................................................................................................

............................................................................................................................................................................................................................................

-Ovids Umgang mit der Vergil-Vorlage: ..........................................................................................................................................................................

............................................................................................................................................................................................................................................

...........................................................................................................................................................................................................................................

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Interpretation: Die Apotheosierung

AUFGABE

-Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Apotheosierung von Caesar und Augustus. Vervollständigen Sie die Tabelle, soweit möglich, mit

lateinischen Belegen aus dem Text. Untersuchen Sie besonders Met. XV 745-750, 760f., 816-821, 843-851 und 868-870.

Aspekte Apotheose Caesars‘ Apotheose Augustus‘ (Prophezeiung)

Zeitpunkt

Ereignisse vor

der Apotheose

Verlauf der

Apotheosierung

Medium der

Apotheose

Ergebnis der

Apotheose

Begründung der

Apotheose:

Lohn oder Strafe

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Interpretation: Ovid und Augustus

AUFGABEN

1.) Informieren Sie sich in einem Nachschlagewerk (z.B. Res Romanae) oder im Internet über Ovids Lebenslauf. Berücksichtigen Sie dabei

besonders die letzte Lebensphase und seine Beziehung zu Augustus.

Internetadresse: http://de.wikipedia.org/wiki/Metamorphosen_%28Ovid%29

2.) Was unseren Text anbetrifft, so vertritt die Wissenschaftlerin K. Volk folgende These: ”In der Fachliteratur gehen die Meinungen darüber weit

auseinander, wie solche Textpassagen zu lesen sind. Ist Ovids Lob für Augustus aufrichtig? (… ) Oder übt Ovid in Wirklichkeit Kritik an Augustus

(…)?”(Volk, K., Ovid. Dichter des Exils. Darmstadt 2012)

Nehmen Sie abschließend zu dieser These Stellung, nachdem Sie die angegebenen Materialien ausgewertet haben. Berücksichtigen Sie auch die

bisherigen Interpretationsergebnisse.

M 1, Die Vaterschaft Caesars

Scilicet aequoreos plus est domuisse Britannos

(...)

quam tantum genuisse virum ...

(Met. XV 752-758)

Mehr wohl war's, dass jener bezwang die Britannen

im Meere, (...) Als dass ihn er gezeugt...

(Suchier, Gottwein)

Oder wäre es mehr wert, die meerumschlungenen Briten bezwungen,

(...) als einen solchen Mann der Welt geschenkt zu haben ...?

(Fink)

Oder gilt es wohl mehr, über See die Briten gebändigt

... zu haben, als des Mannes Vater zu sein ...?

(Rösch)

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AUFGABEN

1.) Notieren Sie Wörter, die zu derselben Wortfamilie wie GIGNERE gehören.

2.) Bewerten Sie die verschiedenen Übersetzungsvarianten. Überlegen Sie, welche Variante man als Spott verstehen könnte.

M 2, Vergleich Vater und Sohn

Info-Text

a.) Die Atriden hatten einen schlechten Ruf. Atreus setzte seinem Bruder dessen getöteten Söhne zum Mahl vor. Agamemnon selbst wollte seine

Tochter Iphigenie auf einem Altar opfern (Met.XIII, 181-192). Er riskierte das Wohl der Griechen und den Erfolg vor Troja aufgrund persönlicher

Eitelkeiten und wurde nach seiner Rückkehr von seiner Frau und ihrem Liebhaber erschlagen.

b.) Theseus hat den Tod seines Vaters verschuldet. Bei seiner erfolgreichen Rückkehr aus Kreta vergaß er, weiße Segel zu hissen, die sein Erfolg

ankündigen sollten. Daraufhin stürzte sich sein Vater ins Meer, weil er dachte, dass sein Sohn umgekommen sei. Später wurde Theseus von den

Athenern verbannt.

c.) Achill kann man als jugendlichen Helden oder als brutalen Kämpfer betrachten. Er wird bei Vergil mit Turnus gleichgesetzt (Aen.VI 89) und gilt

als Symbol des Krieges (ecl. IV 35f.). Vor Troja lässt er sein Heer wegen einer Kränkung zurück.

d.) Jupiter ist auch der Gott, der seinen Vater Saturn vom Thron gestürzt und das Goldene Zeitalter beendet hat. Ovid berichtet selbst von dieser

Begebenheit in Met. I 113ff.

AUFGABE

Ovid vergleicht die Beziehung zwischen Caesar und Augustus mit mythologischen Gestalten (Auszug aus Text 7, Met.XV 855-860). Manche

Wissenschaftler sehen diese Vergleiche als wenig schmeichelhaft für Augustus an. Belegen Sie diese Auffassung mit Hilfe des Info-Textes.

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M 3, Jupiters Zorn

Am Ende der Metamorphosen äußert Ovid die Zuversicht, dass nicht einmal Jupiters Zorn sein Werk zerstören wird.

Iamque opus exegi, quod nec Iovis ira nec ignes

nec poterit ferrum nex edax abolere vetustas.

Met. XV 871f.)

Nun habe ich ein Werk vollendet, das nicht Iuppiters Zorn, nicht Feuer,

nicht Eisen, nicht das nagende Alter wird vernichten können.

(v. Albrecht)

AUFGABE

1.) Erläutern Sie anhand des lateinischen Textes 7 (Met.XV 855-860) das Verhältnis zwischen Jupiter und Augustus.

2.) Erörtern Sie, inwiefern man den Text M 3 als ein Aufbegehren Ovids gegen Augustus betrachten kann. Beachten Sie auch die letzte

Lebensphase Ovids.

M 4, Der Lauf der Welt

In den Metamorphosen Ovids vetritt der Philosoph Pythagoras folgende

Ansicht:

(...) caelum et, quodcumque sub illo est,

inmutat formas tellusque et quicquid in illa est.

(Met.XV 454f.)

Vergil, der im Folgenden die offizielle Propaganda Augustus‘

unterstützt, lässt Jupiter den Römern verkünden:

His ego nec metas rerum nec tempora pono;

imperium sine fine dedi.

(Aen.I 278f.)

AUFGABEN

1.) Übersetzen Sie die lateinischen Sätze mit Hilfe des Wörterbuchs.

2.) Erläutern Sie, welche Auffassung beide Autoren vom Verlauf der Geschichte haben.

3.) Übernehmen Sie die Rolle eines Wissenschaftlers, der die Metamorphosenstelle als Kritik an der Herrschaft Augustus‘ versteht. Formulieren Sie

diese Kritik in eigenen Worten.

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A n h a n g

Der Kaiserbiograph Sueton berichtet über den Tod Caesars.

Sein Tod erfolgte in seinem sechsundfünfzigsten Lebensjahr, und seine

Aufnahme unter die Zahl der Götter geschah nicht nur durch den Mund

der Beschließenden, sondern auch durch die Überzeugung des Volkes.

Erglänzte doch während der Festspiele, welche gleich nach seiner

Vergötterung sein Erbe Augustus ihm zu Ehren aufführen ließ, sieben

Tage lang ein Komet am Himmel, der um die elfte Stunde aufging; und

allgemein glaubte man, das sei die Seele des in den Himmel auf-

genommenen Caesar, weshalb denn auch noch jetzt seinem Bildnis

immer ein Stern über dem Scheitel hinzugefügt wird. Die Kurie, wo er

ermordet worden war, wurde nach einem Beschluß vermauert, der Tag

der März-lden sollte den Namen “Parricidium” führen und nie an diesem

Tag Senatsversammlung gehalten werden.

Von seinen Mördern aber überlebte ihn beinahe keiner über drei Jahre,

und keiner starb eines natürlichen Todes. Nachdem sie alle insgesamt

verurteilt waren, kam ein Teil durch Schiffbruch, ein anderer in der

Schlacht um. Einige nahmen sich mit demselben Dolch, mit dem sie die

Untat an Caesar vollbracht hatten, das Leben.

(Sueton, Kapitel 88-89, übers. von A. Stahr und W. Krenkel)

Ovid beschreibt in seinem Festtagskalender für den 15.März nochmals

die Vergöttlichung Caesars.

Praeteriturus eram gladios in principe fixos,

cum sic a castis Vesta locuta focis:

“ne dubita meminisse: meus fuit ille sacerdos;

sacrilegae telis me petiere manus. 700

ipsa virum rapui simulacraque nuda reliqui:

quae cecidit ferro, Caesaris umbra fuit.”

ille quidem caelo positus Iovis atria vidit,

et tenet in magno templa dicata foro;

at quicumque nefas ausi, prohibente deorum 705

numine, polluerant pontificale caput,

morte iacent merita: testes estote, Philippi,

et quorum sparsis ossibus albet humus.

hoc opus, haec pietas, haec prima elementa fuerunt

Caesaris, ulcisci iusta per arma patrem.

(Ovid, Fasti III 697-710)