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SK 1 Sprechen – frei sprechen Michael Vlastos Inhaltliche Koordination: Michael Vlastos/Martin Bolkovac Stand: Februar 2007 INHALT Das Sender-Empfänger-Modell 3 Kommunikationsarten 6 Verbale Kommunikation 6 Nonverbale Kommunikation 11 Hören – Hinhören – Zuhören 16 Aktives Zuhören 17 Die Botschaft 18 Der Sender 19 Der Empfänger 20 Kommunikationsstörung – Kommunikationsverbesserung 22 Sicht des Senders 22 Sicht des Empfängers 27 Die freie Rede 29 Lampenfieber 29 Die Vorbereitung 31 Die Rede (Actio) 36 Fernlehrgang 43

Michael Vlastos Sprechen – frei sprechen · Wie soll mit diesem Skriptum gearbeitet werden? Anmerkungen: Die linke und rechte Spalte jeder Seite dient zur Eintragung persön licher

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SK1

Sprechen – frei sprechen

Michael Vlastos

Inhaltliche Koordination:Michael Vlastos/Martin Bolkovac

Stand: Februar 2007

INHALTDas Sender-Empfänger-Modell 3Kommunikationsarten 6Verbale Kommunikation 6Nonverbale Kommunikation 11Hören – Hinhören – Zuhören 16Aktives Zuhören 17Die Botschaft 18Der Sender 19Der Empfänger 20Kommunikationsstörung – Kommunikationsverbesserung 22Sicht des Senders 22Sicht des Empfängers 27Die freie Rede 29Lampenfieber 29Die Vorbereitung 31Die Rede (Actio) 36Fernlehrgang 43

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Wie soll mit diesem Skriptum gearbeitet werden?

Anmerkungen: DielinkeundrechteSpaltejederSeitedientzurEintragungpersön­licherAnmerkungenzumLernstoff.DieseeigenenNotizensollen,gemeinsammitdenbereitsvorgegebenen,demVerständnisundderWiederholungdienen.

Schreibweise: ImfolgendenTextwirdaufdieVerwendungvonweiblichenundmännlichenFormenWertgelegt.DenAutorenisteswichtig,dassauf Frauen in der Sprache nicht länger vergessen wird. Wennbisweilen dennoch keine geschlechtsneutralen oder nicht beidegeschlechtsspezifischen Begriffe gewählt wurden, dann nur ausGründenderLesbarkeitdesTextes.

Zur Skriptenreihe „Soziale Kompetenz“DieSkripteninderReihe„SozialeKompetenz“könnenSeminarezudenverschie­denenThematikenvorbereiten,begleitenundergänzen,aberkeineswegsersetzen.

Die VÖGB/AK­Seminare sind vor allem an der Praxis orientiert. In der GruppewerdenTechnikenvermitteltundeingeübt,diefürdasöffentlicheSprechen,füreineeffektiveModerationoderdieArbeitinTeams,aberauchfürdasErkennenunddieerfolgreicheBewältigungvonKonfliktenhilfreichsind.

Kurzum:DieSkriptenkönnenwederdengruppendynamischenProzess,daspraxi­sorientierteLernennochdasgemeinsameLernerlebnisersetzen.DieSkriptensollenvielmehrzurgegebenenThematikeinenÜberblickgebenundzurVertiefungderInhalteineinemderVÖGB/AK­Seminareanregen.KommunikationstrainingvoreinerGruppeistsehrwichtig.Jemehrwirabervorheralleingearbeitethaben,destomehrkönnenwirspätervoneinerGruppenübungineinemVÖGB/AK­Seminarprofitieren.

AnmeldungzudenSeminaren:www.voegb.atTel:01/53444/1�9Dw.Fax.:01/53444/58�Dw.E­Mail:[email protected]

LernzieleNachdemSiediesesSkriptumdurchgearbeitethaben,sollenSie– dasSender­Empfänger­Modellkennen,– richtigkommunizierenkönnen,– dieTechnikeneinergutenfreienRedeerklärenkönnen.

Viel Erfolg beim Lernen!

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AnmerkungenAufdieFrage„Was ist Kommunikation?“magdieAntworthäufiglauten:„Mitein­ander reden“.Dasistzueinfach:Kommunikationistmehr.

Kommunikation sind alle Vorgänge, durch die ein Sender, das ist der, der spricht, und ein Empfänger, das ist der, der zuhört, zueinander in Beziehung treten.

Das „Sender­Empfänger“­ModellDamit ein Vorgang als Kommunikation bezeichnet werden kann, braucht es zu­nächstfolgendeZutatenoderHauptdarsteller:

●EinSenderwilleinemEmpfängeretwasübermitteln.●DerSenderverschlüsseltseineMitteilunginerkennbareZeichen,einemMedium,

zueinerNachricht–einerBotschaft.● ImMediumwirddieInformationdargestellt.●DieÜbertragungerfolgtübereinenKanal,demÜbertragungskanal.●DerEmpfängernimmtdieZeichenwahrundentschlüsseltsie.

WendenwirdieseBegriffezunächsteinmalaufeinalltägliches Beispielan:

EinMann,dermitseinerFrauimGasthaussitzt,bestellteinBier.EristderSender.DieBotschaftistdieAufforderungoderBitte,einBierzuservieren,dasMediumistdieSprache,derÜbertragungskanalsindSchallwellenundderKellneroderdieKellnerinistderEmpfänger.

SchauenwirunsnundieHauptdarsteller der Kommunikationgenaueran.

Das Medium DieausformulierteInformationwirdmittelseinesgeeignetenMediumszumEmp­fängertransportiert.DiesesMediumkannzumBeispieldiegesprocheneSprachesein,aberauchdiegeschriebeneSprache,einBrief,eineNotizodereineE­Mail.

Der Übertragungskanal DerÜbertragungskanalwirdoftmiteinemVerkehrsmittelverglichen;sowiedieEisenbahndieGütervonWiennachLinzfährt,sotransportiertderÜbertragungs­

Medium

Übertragungskanal

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Anmerkungen kanaldieGedankenvoneinemGesprächspartnerzumanderen.IndenmeistenFällenübernehmendieSchallwellendenTransportunseresMediums(Sprache),aberauchLichtkanndenTransportvonBildernoderSchriftzeichenübernehmen.

Der Sender DerSenderistderjenige,welchereinebestimmte Ideeodereine Absichtverfolgtundübermittelnwill.Werspricht,willüberzeugen,erklärenoderüberreden,fragen,umInformationenzubekommen.Werspricht,dermöchte,dassanderehinterheretwastunoderdenken,wasvomSprechergewünschtwordenist.Sprechen ist also „zweckorientiert“. DieFähigkeit,z.B.ineinerDiskussionden eigenen Standpunktüberzeugendzuvertretenoder ineinerRededasDenken und Handeln der Zuhörer und Zuhö­rerinnen in seinem Sinne zu beeinflussen,wirdalsRhetorikbezeichnet.Weresversteht,z.B.einGesprächodereineöffentlicheRedeinformativ,verständlichundinteressantzugestalten,derverfügtüberdieseFähigkeit.

Die Theorie der Rhetorik ist eine wissenschaftlicheDisziplin. Cicero schreibt über die Entwicklung der rhetorischen Theorie: „Die eigentliche Aufgabe aller Regeln sehe ich aber nicht darin, dass die Redner, die sich an sie hielten, Ruhm in der Redekunst erlangten, sondern darin, dass gewisse Leute das, was beredte Männer schon von sich aus taten, beobachteten und zusammenstellten. So ist nicht die Beredsamkeit aus einem theoretischen System, sondern das theoreti-sche System aus der Beredsamkeit erwachsen.“ Rhetorik ist eine Technik:Das aus der Beobachtung gewonnene Regelsystem wird systematisiert und für die praktische Anwendung genutzt.

Weretwasauszusagenhat,weralsospricht,sollteselbstbewusstauftreten:DerSendersollteeine positive GrundhaltungandenTaglegen:

● Die Beziehung zu sich selbstEffektive Kommunikation fließt aus einer Haltung, die sich in folgenden Sätzenwiderspiegelt:

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AllemeineGefühlesindok

Ichbingutso,wieichbin

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A:ZusichselbstalsSprecher

B:ZumGesprächspartner

C:Zudem,waserselbstsagt

Positive Grundeinstellung

Sender

DefinitionRhetorik

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AnmerkungenEsgilt:WirksamwerdendieWortedesSendersdurchseinepersönliche Ausstrah­lung.Sieistpositiv,– je mehr Selbstachtung er hat,

aberauch– je mehr Freude er hat, jemandem etwas mitzuteilen,– je mehr es sein Anliegen ist, je mehr er also motiviert ist, jemandem etwas

mitzuteilen,– je mehr er überzeugt ist von dem, was er sagt.

● Die Beziehung zum Gesprächspartner Einepositive Beziehung istdieentscheidendeGrundlagefürdasGelingeneinesGespräches.DenndiebestenArgumentenützennichts,wennderGesprächspart­neroderdieGesprächspartnerineinenz.B.nichtalsglaubwürdig akzeptiert,aberauchdannnicht,wennerodersienichtinStimmungist,sichmitdemGesagtenauseinanderzusetzen.Dieinnere Einstellung,diederSenderseinemGesprächspartneroderseinerGe­sprächspartneringegenüberhat, teiltsich fast immerohneWortemit:z.B.durchGestik und Mimik, Tonfall, BetonungoderwiediePausenwährenddesSprechvor­gangesgesetztwerden.DieMenschen,mitdenenoderzudenengesprochenwird,spürendieEinstellungdesSenders.

„Die menschlich personenhafte Glaubwürdigkeit des Redners und damit auch die der von ihm vertretenen Sache hängt weitgehend davon ab, wie sich in sei-nen Gesten und Gebärden, in dem Mienenspiel seines Gesichts und der Haltung seines Körpers, dem Klang der Stimme und im Ausdruck seiner Augen sein Cha-rakter vorstellt“ (G.Ueding,EinführungindieRhetorik,Stuttgart1976).

ZurpersönlichenGlaubwürdigkeiteinesRednerstragenintonatorischeundnon­verbaleElementebei.Mansolltedeshalbnichtsofortzusprechenbeginnen,son­dernersteinenMomentschweigenundseinenGesprächspartneroderseineGe­sprächspartnerinbetrachten.DiesistderMoment,indemderoderdieGesprächs­partner/­in,alsoderEmpfänger,spürt,wiederSenderzuihmsteht.DamiteinGesprächund/odereineRedegutverläuft,solltederSendermöglichstversuchen,einpositiver, fröhlicher, optimistischer und heiterer Menschzu sein. Er kannseinenGesprächspartnernAkzeptanzvermitteln,indemerihneneinfachnurzu­lächeltundalseinwarmherzigerfreundlicherMenschauftritt.Denn:werjeman­dem gegenüber Zustimmung ausdrückt, befriedigt ein starkes unterbewusstesBedürfnis:WirdeinMenschz.B.füreineEigenschaftoderLeistunggelobt,erhälterZustimmung,dannfühltersichglücklich.WennLeistungenundEigenschafteneinerPersonbewundertwerden,wirdihreSelbstachtunggesteigert.MitehrlicherBewunderung, Anerkennung und Wertschätzung sowie Akzeptanz könnenMenschenpositivbeeinflusstwerden.SiewerdendemSendergegenüberindemMaße freundschaftliche Gefühle entwickeln, als er ihnen angenehme Gefühlebezüglich ihrer Person und ihres Lebens vermitteln kann. Schließlich: „Jeder mag Komplimente und Wertschätzung.“

● Die Beziehung zur InformationVielleichtkonntestdudiesesPhänomenschonandirselberbeobachten.Eineun­angenehmeNachrichtzu formulierenundzuüberbringen, isteineschwereAuf­gabe.WennessichjetztnochumeineSachehandelt,dienichtdeinerpersönlichenMeinungentspricht,fälltesumsoschwerer,dieseNachrichtzuumschreiben.SomitkönnenwirfolgendeAussagebestätigen:

Je besser die eigene Einstellung zur Information ist und je besser wir darüber, also über das, worüber wir sprechen, Bescheid wissen, umso genauer und vollständiger kann die Formulierung und Übermittlung erfolgen.

Gesprächspartner

Glaubwürdigkeit

Information

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Anmerkungen KommunikationsartenDer Psychologe und Kommunikationsforscher Paul Watzlawick sagte einmal:„Man kann nicht nicht kommunizieren!“D.h.,alles,wasmantutodersagt, isteineNachricht.

Ob verbal oder nonverbal, immer teile ich meinen Mitmenschen etwas mit. Kommunikation ist die Summe aller Ausdrucksformen.

Esistalsonichtnurentscheidend,

KommunikationentwickeltsichdurchdenAustausch von Äußerungen.EinesolcheÄußerungmusswiegesagtnichtunbedingteineverbale, sprachlichesein.Oftisteseinminimaleskörperliches Signal.Wirunterscheidenzwischen:

Verbale KommunikationZur verbalen Kommunikation gehört alles, was wir mit Sprechen respektive Hören übermitteln bzw. wahrnehmen können. Symbol der verbalen Kommu­nikation ist die Sprache.

Die Sprache SprachgewandtheitisteinerderwichtigstenSchritteaufdemWegzumgutenKom­munikatoroderzurgutenKommunikatorin.

Artikulatorische Merkmale UnsereAussprachemussklarunddeutlichsein.ObunserGesprächspartneroderunsereGesprächspartnerinunsohneMüheverstehenkann,hängtauchdavonab,wiepräzisewirartikulieren.Einigekönnendasgarnichtgut,nuschelnimmerundmüs­sensichdauerndsagenlassen:„Sprich doch etwas deutlicher.“Wersoartikuliert,wirktnichtsicherundüberzeugend.

Ein Beispiel:Geradedienachlässige Lautangleichung „p­b“oder„d­t“führtoftzuMissverständ­nissen.Mansagt:„... und denkbar wäre es.“DochderZuhöreroderdieZuhörerinver­steht:„... undenkbar wäre es.“Werspricht,mussdaraufachten,dassdieKonsonanteneindeutigvoneinanderunterschiedenwerden.Der oder die Zuhörerin muss jede Silbe vernehmen und jedes Wort verstehen können.Eben­sosolltesichderSendervoreinerabgehackten Sprechweisehüten.ImExtremfallklingtdasdannwieein„zackiger“Militärton.InderStimm­undSprachheilkundebezeichnetmandasals„krampfartigeAusdrucksneurose“.DerSendersollteflie­ßend, gebundenundlangsamsprechen,sodassdieSinneinheitenderWortgruppenwieauseinemGusswirken.

Art der SpracheSprechenistabhängigvonBreitengrad,Landschaft,Elternhaus,Schule,Ernäh­rung,Gaumen,Lippen,Nase,Zahnstellungusw.Sprechenistdahergefärbtund

Kommunikationsarten

Sprache

Artikulation

ArtundWeisedesSprechens

„was“ichsage, „wie“ichessage.sondernauch–undvor allem

verbalerKommunikation nonverbalerKommunikation.und

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AnmerkungenmitEigentümlichkeitendurchsetzt.WennderSenderdurchdieUmständege­zwungenist,eineSprachezusprechen,dieihmnichtliegt,istVorsichtgeboten.GenerellsolltemansichzwarimmeraufdieZuhörerundZuhörerinnen,alsoden Empfänger, einstellen. Prinzipiell gilt aber auch die Regel: Wir sprechen in unserer Sprache.Esscheintnichtzweckmäßig,einegekünstelteSprachefüroffizielleAnlässe zu wählen. Die Sprache muss dem Sprecher oder der Spre­cherinaufdenLeibgeschriebenseinundzuihmoderihrpassen.Er/Siemussauthentischsein.

Wortwahl

Fremdwörtersolltennurdannverwendetwerden,wenneskeingleichgeeignetesdeutschesWortdafürgibt.UndwennderSenderFremdwörtergebraucht,musserselbstverständlichihreBedeutung genau kennenundsieauchrichtig aussprechenkönnen.

Begriffe

WennBegriffeverwendetwerden,derenBedeutungdemoderderZuhörer/­innichtklaristoderdienichteindeutigsind,müssensieunbedingtdefiniertwerden,unddieDefinitionensolltenwiederholtwerden.

Wiederholungswörter

Viele neigen zu sinnlosen Wortwiederholungen. Ein versierter Redner bzw. eineversierteRednerinwirdmit der Sprache spielen,einenSachverhalt durch unter­schiedliche, passende Worte beleuchten.UnsereUmgangsspracheumfasstca.3500Wörter.Diemeistgebrauchtensindabernuretwa50davon.Wennwirprofessionellsprechenwollen,dannmüssenwirimmeramBallbleiben,unserenWortschatzun­unterbrochenerweitern:„Übung macht den Meister“.

Verlegenheitsfloskeln

Verlegenheitsfloskelnwie„Ah“,„Äh“oder„Öh“dienenlediglichdemÜberbrük­ken von Denkpausen.DerSenderhatdennächstenSatzteilnochnicht„aufderZun­ge“,meintaberwohl,esdenHörerinnenundHörernschuldigzusein,wenigstensirgendetwasvonsichzugeben,undseiesauchnureinÜberbrückungs­„Urlaut“.UnsereGesprächspartnerundGesprächspartnerinnenkönntendurchunsereVerle­genheitsfloskelnabgelenktwerden.

Satzlänge

Künstlerisch gestaltete Schachtelsätzekönnen indergeschriebenenSpracheeinwichtigesStilelementsein.IndergesprochenenSprachesindsieam falschen Platz.Wieheißtesdoch:„In der Kürze liegt die Würze.“JeniedrigerdasBildungsniveauderZuhörer,destokürzermüssendieSätzesein:

EinBeispiel:„WennSie,soweitSiewollen,vorIhrengeistigenAugenallePersonenvorüberziehenlassen,mitdenenSiedesÖfterenineinerSitzungzusammensitzenodergemeinsamin einem Lenkungsausschuss arbeiten, dann können Sie sich leicht an einen ganzbestimmtenGesprächspartnererinnern,der,ohnedassesvon ihmbeabsichtigtwar–sowollenwirzumindesthoffen–beialldiesenZusammenkünftenundsogaramTelefonundauchsonstohnePunktundKommaredet,wieessoschönheißt,respek­tiveohneBetonung,sodassdieLängedergelangweiltenGesichterderzumZuhören

Wortwahl

Wiederholungswörter

Begriffe

Satzlänge

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Anmerkungen verurteiltenGesprächspartnermitderLänge seinerBandwurm­undSchachtelsätzeinZusammenhangstehtundesniemand,wirklichniemand,wagenwürde,aufseineabschließendeFrage,obnunallesklarverstandenwordensei,miteinemvorsichtigen„Nein“zuantworten.“

MachdieProbeaufsExempel.Tragdasobige1�5WörterumfassendeSatzmonstrumeineranderenPersonvor.DerZuhörerwirdnichtvielvondemInhaltwiedergebenkönnen.DasdarfabernichtzuseinemProblemwerden.Es ist allein Sache des oder der Sprechenden, künstlich in die Länge gezogene Sätze zu vermeiden, um verstanden zu werden.Beim„Bandwurmstil“sinddieSätzezulang.Siemüssenzerschnittenwerden.Geradewennwir jemandenüberzeugenwollen,sindkurzeSätzeingriffiger,prägnanterFormulierungamPlatz.

SprechtempoDamitderoderdieSprecher/­inverstandenwird,musserodersieauchaufdasSprechtempoachten:UnserSprechtempoistdafürverantwortlich,obdas,waswirsagen,vonderGesprächspartnerinodervomGesprächspartnerverarbeitetwerdenkann.WirkönnenineinerbestimmtenZeitnureinebegrenzteMengeanInforma­tionenverstehenundbehalten. In indoeuropäischenSprachenwerdenSprechge­schwindigkeitenvon�00­500SilbenproMinuteregistriert.�00SilbenproMinuteergebenalsoeinrelativlangsamesSprechen.Bei500SilbenproMinutesprechenwirschnell.

Es gilt die Faustregel:Je öfter jemand die gleiche Aussage macht, desto schneller wird er sprechen. Aber es gilt auch:Je unbekannter dem Zuhörer die Botschaft ist, desto langsamer muss gespro­chen werden.

PausenPausen und Sprechen gehören zusammen. MitPausen gliedertundstrukturiertderSenderseineÄußerung.MitPausengibterseinemGesprächspartnerauchZeit,das,wasersagt,zuverarbeiten.AndererseitskannderSendermitPausenseinerÄußerungeinenbestimmtenSinn geben.WannimmerderSenderbewussteinePausemacht,sieht er den angesprochenen anoderlässtseinenBlickdurchdasAuditoriumschweifen.DieprädestiniertestenStellen,umPausenzumachen,sindInterpunktuationen,wiez.B.Beistriche,undbesondersdasSatzende.

FragenFragenkönnenunterschiedlichformuliertwerden.Mitunterschiedlichen Formu­lierungen werden dem oder der Befragten unterschiedliche Antwortspielräumegegeben.WasfürFragenkönnennungestelltwerden?

Geschlossene Fragen „Bist du Gewerkschaftsmitglied?“: Der Befragte kannsich entscheiden zwischen der Antwort „Ja“ oder„Nein“.

Offene Frage „Wasverstehstduunter,Gewerkschaft’?“:Hierkannz. B. mit einer Erklärung geantwortet werden. Hierkannnichtnurmit„Ja“oder„Nein“geantwortetwer­den.

Suggestivfrage DerBefragtekannaufeineAntwortfestgelegtwerden:„Duhastalsonichtsdagegenunternommen?“„Möch­testduauchweiterhinxybezahlen?Möchtestduaufwzverzichten?“

Sprechtempo

Pausen

Fragen

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RhetorischeDarstellungsmittel

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RhetorischeDarstellungsmittel

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AnmerkungenNonverbale KommunikationDieErkenntnisseausderModerationstechnik,derPsychologieundderKommuni­kationsforschungzeigen:

Verbaler Ausdruck und nonverbaler Ausdruck sind in ihrer Aussagenbedeu­tung mindestens gleichrangig. Im Zweifelsfall ist die nonverbale Kommuni­kation, die Beziehungsebene, sogar wichtiger.

Wir kommunizieren immer auf der verbalen inhaltlichen und der nonverbalen Beziehungsebene gleichzeitig. Solange die nonverbale Beziehungsebene positivbleibt,hatunsereBotschafteineguteChance,aufder„nicht blockierten“Inhaltse­benedurchzukommen.Wenn sich die Beziehungsebene negativiert, entwickelt sich nämlich, nach demPsychologenLeonard Festinger,ein„Psychologischer Nebel“:Eswirdschwieri­ger,eineBotschaftzuvermitteln.DerGroßteilderSignaleundBotschaften,dieeinRedneraussendet,istunbewusst.DurchTonfall und Stimme, aber auch Gestik und Mimik sagt sieodererunter­schwelligimmeretwasaus(übersichunddenoderdieKommunikationspartnerin).

Sprechausdruckmittel sindz.B.:

Die TonhöheWennwiraufgeregtsindoderwennwirbesonderslautsprechenwollen,steigtdieStimmeautomatisch.

Die MelodieführungJedeÄußerunghateinebestimmteMelodie.

Der StimmklangDerKlangeinerStimmeändertsichjenachSituation.

Darüberhinausgibtesaberauchdie

Körpersprache.MitverschiedenstenMethodenderPsychoanalysewirdheuteversuchtherauszufin­den,obKörpersprache,GesichtoderStimmeverraten,wie ein Mensch tatsächlich ist.DurchaufmerksamesBeachtenderKörpersignale,sowirdbehauptet,wirdderKörper zu einem wichtigen Informationsträger des Unbewussten.SchließlichistdieVerständigung durch KörpersignaledieältesteSprache.Charles Darwin hat die Ansicht vertreten, dass bestimmte GesichtsausdrückeallenMenschengemeinsamsindundvonallenverstandenwerden.DieseAnsichtwurdevomamerikanischenForscherPaul Ekmanbestätigt.EkmanzeigteStuden­tinnenundStudentenausfünfverschiedenenLänderndreißigFotos,aufdenen16verschiedenePersonenGefühlewieGlück,Furcht,Überraschung,EkeloderZornausdrücken.DieStudentenordnetendenBildernmithoherÜbereinstimmungdiegleichenGefühlsausdrückezu.Körpersignalewerdendemnachauchalsinternatio­nal und kulturübergreifendverstanden.Dass Körpersignale, Stimme, Gesichtszüge, Mimik und Gestik die persönlichenGemütsbewegungenspiegeln,istauchschonu.a.vondemeuropäischenKörper­sprache­ExpertenSamy Molchovermutetworden:MeistergänztundunterstütztdieKörpersprachedasGesagte.OftaberstehendasWortunddieKörperspracheimWiderspruch–Wortekönnenlügen,dieKörperspracheabernicht(odernursehrschwer).DieStimme,GestikundMimiksindautomatisch synchronisiert.Blick,Ge­stik,StimmeundMimikstimmenüberein,undder Körper spricht „richtig“.Kopf,HerzundPersonbildeneineEinheit.

NonverbaleKommunikation

Sprechausdruckmittel

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Anmerkungen EsgibteineFüllevonkörpersprachlichen „Dechiffrierlisten“.Obwohleskeine eindeutige gibt,istesdennochoftmöglich,überdieKörperspracheWesentlichesübereinenMenschenzuerfahren.

Mit Hilfe der nachfolgenden nonverbalen Merkmale kann der Sender in einem Gespräch und/oder in einer Rede Unterschiedliches zum Ausdruck bringen.

● Mimik, Gestik und Körperbewegung sowie Blickkontakt● räumliche Distanz● Körperkontakt● Körperhaltung

Mimik und GestikWorte, Mimik und Gestiklaufennahezusynchron.Mimik ist das Gebärden­ und Mienenspiel des Gesichts, Gestik hingegen ist die Körpersprache.DasWissenüberdieWirkungeinesbestimmtenGesichtsausdruk­kesundbestimmterGestenermöglichtdiegesteuerteKommunikation–auchohnedasgesprocheneWort.

Mimik„Das Gesicht ist der Spiegel der Seele“:WasderSenderdenkt,kannanseinemGe­sichtabgelesenwerden.ZweiderwichtigstenGrundregelninderKommunikationsind:Freundlichkeit und Lächeln.DerSendersollteaberkeinverkrampftesLächelnaufsetzen.Vielmehreinwarmes,sympathisches,direktausdemHerzenkommen­desLächeln.Undersollteauchseine MimikentsprechenddensichveränderndenGefühlslagenverändern.

Mimik

...keinsubtilesDauergrinsen...

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...BleibenSienatürlich,indemSienatürlichlächelnundfreundlichsind...!

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AnmerkungenGestikDerBereichangenehmerGestikliegtzwischen Bauch­ und Brusthöhe.

Offene Körperhaltungsignalisiert

● Offenheit● Zuwendung● Interesse

Verschlossene Körperhaltungsignalisiert

● Verschlossenheit● Ablehnung● Unsicherheit

1.Präzisieren �.Drohen

3.Ausgleichen/beschwichtigen 4.Abwehren/ablehnen

5.Fragen/fordern 6.Bitten

7.Konfrontation 8. Zusammenfassen/ verbinden

9. Abwerten, dämpfen,beruhigen

10.Belehren

PositiveEbene

NeutraleEbene

NegativeEbene

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Anmerkungen Der Körperausdruck regelt die Beziehungen ManhatgrößereChancen,füreinAnliegeneinoffenesOhrzufinden,wennesge­lingt,mitjemandemeinenguten„Rapport“herzustellen.Was heißt „Rapport“? Dieser Ausdruck kommt aus dem Bereich der Hypnose.„Rapport“istdiegefühlsmäßigeundinhaltlicheÜbereinstimmungzwischenHyp­notiseurundHypnotisand,unddiedrücktsichkörperlichaus.Wennsichz.B.Körperhaltungund­bewegungzweierGesprächspartnereinanderangleichen, fühlen sich die beiden miteinander wohl. So kann die EntwicklungvongegenseitigerSympathieaktivunterstütztwerden,wennmanseinGegenüberkörperlich, sprachlich, gedanklich, emotional spiegelt. Im Fachjargon heißt das„Pacing“.

Ein Beispiel: DerVorgesetztesprichtmiteinemMitarbeiterundnimmteineähnlicheSitzpositi­onein,passtsichinSprechtempoundLautstärkeanihnanundfolgtsogarseinenBewegungen–miteinigerVerzögerung.DerMitarbeiterfühltsichwohl:denn,wieheißtesdochsoschon:„Diebeidenhabendiegleiche„Wellenlänge“–mitdemsogenannten„Pacing“entwickelt.

Ebensowird

Nähe und Distanz zumGesprächspartnerdurchKörpersprachebestimmt.

Ein Beispiel: WirkennenalledieSituationimAufzug:MansteigtineinenkleinenAufzug,womansichnunmiteinemUnbekanntenetwasmehralseinenQuadratmeterteilenmuss.Wasmachenwir?InderRegelwerdenwirunseinenStandplatzinmöglichstgroßerDistanzzumUnbekanntensuchen.WennderAufzuginjedemStockwerkimmervollerwird,werdenwirzueinerräumlichenNähezudenanderen„Passagieren“genötigt. JetztstudierenwirangestrengtdieAnzeigetafelmitdenStockwerksnummern.Warum?RäumlicheDistanzundNähesindalsAbbildungemotionalerDistanzundNähezuverstehen.

PrinzipiellwerdenvierDistanzbereichebeschrieben:(a)Intim:bis60cm.HieristderKörperkontaktleichtherstellbar.(b)Persönlich:60­150cm.BeinahenBeziehungen.(c)Sozial­Beratend:150­400cm.EherunpersönlicheBeziehungen.(d)Öffentlich:400cmundmehr.BeiöffentlichenAnlässen.

BeziehungenregelnmitKörperausdruck

NäheundDistanz

Distanzbereiche

0­60cm Intimzone

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AnmerkungenDurch räumliche Distanz und Nähe wird anderen unsere emotionale Distanz oder Nähe mitgeteilt.UmnunbeimGesprächspartnerkeineAbwehrreaktionenzuprovozieren,empfiehltessich,dieräumlicheDistanzderGesprächspartnerinoderdesGesprächspartnerszurespektieren.Wennz.B.einArbeitssuchendersichbeieinemzukünftigenArbeitgebervorstellt,unddorteinenStuhlangebotenbekommt,deraufderanderenSeitedesSchreib­tischessteht,dannistesfürdenJobanwärterratsam,daszunächstzuakzeptieren.DennderzukünftigeArbeitgeberkönntedenSchreibtischalsGrenzeseinespersön­lichenTerritoriumsansehen.WennderArbeitssuchendenachhermitderU­BahnnachHausefährt,wirderseineTaschevielleichtaufdenNebensitzstellen.SolcheGrenzmarkierungen,oderauch„Sicherheitszonen“genannt,gibtesalsobeijedem.WennsichaberimLaufedesGesprächeszwischenArbeitssuchendemundArbeit­gebereinpositiver„Rapport“entwickelt,kannerseinemGesprächspartneretwasnäherrücken.

WirbenutzenaberauchandereKörpersignale,umDistanz und Nähemitzuteilen:

Blickkontakt und Körperorientierung„Körperorientierung“heißtZu­ oder AbwendungvomGesprächspartner.Mit„Blickkontakt“istgemeint,dasswirz.B.beieinemVortragunserenBlickdurchdieReihenwandern lassenundunsnicht scheuen,mitdemeinenoderanderenTeilnehmerauchlängerenBlickkontaktzuhalten.

Achtung! Wer sich während der Kommunikationsprozesse an zu viele Rat­schlägehält,begehtdenFehler,dieHauptenergiefürDingezuverwenden,dieeigentlichautomatischstimmen.JederLaie,jederZuhörerundjedeZuhörerinerkenntgekünsteltesVerhalten.BeiKommunikationsprozessenlohntsichdes­halb das „Falschspielen“ nicht. Einstudierte Gesten und Mimiken wirken aufgesetzt.

Der soziale GestusLaut Bertolt Brecht versteht man unter Gestus einen Komplex von Gesten, Mimik und für gewöhnlich auch Aussagen,welcheeinSenderaneinenEmpfängerrichtet.Wenn vom „Gestus in der Kommunikation“ gesprochen wird, so versteht mandarunterdiewesentlicheinnereGrundhaltungzudem,worübergesprochenwird.Wennich,alsRedner,denrichtigenGestuszumeinemThemahabe,entstehenMimikundGestik,Tonfallundandere„Regieanweisungen“von innen(ausmeinemGe­stus)heraus,d.h.vonallein,sofernich„esausmirsprechen“lasse.BrechtüberträgtdiestanislawskischeTheatererfahrung:„Es spielt aus mir ...“:aufdieRhetorik:„Es spricht aus mir ...“

Körperorientierung

SozialerGestus

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Anmerkungen Hören – Hinhören – ZuhörenEs kommt weit weniger Information beim Empfänger an, als der Sender zu glau­ben bereit ist:imDurchschnittnur20%.Angenommen,Walter,einMitarbeiterderFirmaX,hateineIdee,dieerverkündenmöch­te.SelbstwennerGedankengutinWortefassenkann,wirderhöchstens 80% seiner Ideen in Worte fassen.NunhörtderAbteilungsleiterdieWorte:ErwirdnurTeilederBotschafttatsächlichhören:Warum?Kaumjemandhörtwirklichaufmerksamzu.ErentwickeltdarüberhinaussofortersteeigeneAssoziationen,unddaslenktab.Esver­bleibennunmehr 60% der ursprünglichen Idee.DieseRestbotschaftmussnunvomVorgesetzteninterpretiertwerden,sodasswiedereinTeilderursprünglichenBotschaftverlorengeht.Es bleiben 40%.UndwennderAbteilungsleitermitseinerSekretärinüberWaltersIdeespricht,werdenweitereIdeenderBotschaftverlorengehen.Je mehr „Neues“ dem Zuhörer verkündet wird, desto weniger wird er mitkriegen.Darumistesbeieinemneuen,nochunbekanntenThemaangebracht,denEmpfängernichtmitInformationenundArgumentenzuüberfluten.DasgrößteKomplimentmachtderEmpfängerdemSender,wennersichaufihnkonzentriert.Wir müssen den Menschen zuhören!

„EinMann,derandauerndeStreitigkeitenmitseinerFraunichtlängerertragenkonnte,bateinenMeisterumRat:„KaummachteinervonunsdenMundauf,unterbrichtihnderandereschon.EinWort,dannhabenwirgleichwiederStreitmiteinander,undjedervonunsistmürrischundschlechtgelaunt“,sagtederMann.„Dabeiliebenwirunsdoch,abersokannesnichtweitergehen.Ichweißeinfachnichtmehr,wasichmachensoll.“„Dumusstlernen,deinerFrauzuzuhören,“sagtederMeister.„Undwenndusicherbist,dassdudieseRegelbeherrscht,dannkommwiederzumir.“NachdreiMonatensprachderMannwiederbeimMeistervorunderklärte,erhabejetztgelernt,aufjedesWort,dasseineFrausagt,zuhören.„Gut“,sagtederMeistermiteinemLächeln.„WennduineinerglücklichenEhelebenwillst,musstdujetztnochlernen,aufjedesWortzuhören,dassienichtsagt.“

Miteinander reden ist schwierig.Nichtnur,weilwirMühehaben,daszusagen,waswirmeinen,sondernauchdeshalb,weilwirebennur miteinander redenundnichtaufeinanderhören.DasHörenwirdvielzuoftvernachlässigt.EsgibteinenUnterschiedzwischenHören, Hinhören und Zuhören.

Hören Hinhören Zuhören

Richtiges Zuhören heißt nicht, sich passiv zu verhalten und die Gesprächs­partner reden zu lassen. Richtiges Zuhören heißt: Vom Hören über das Hinhören zum aktiven Zuhören zu kommen.

Hören–Hinhören–Zuhören

Empfänger

Hören ohne Hinhö­ren kann heißen: mitsich selber beschäftigtzu sein, nur sporadischaufzumerkenundeinemGespräch nur so langezu folgen,bis selbstge­redetwerdenkann.

Die Aufmerksamkeitist nicht auf den Ge­sprächsinhalt, sondernauch auf die eigene Be­schäftigung, die eige­nen Gedanken und dieGelegenheit,zuWortzukommen,gerichtet.

Hinhören ohne Zuhö­ren heißt: aufnehmen,was die andere Personsagt, ohne sich zu be­mühen herauszufinden,was der andere meintodersagenwill.

Man ist gefühlsmäßignochunbeteiligt,distan­ziertundabwartend.

Zuhören heißt, sich inden Partner hineinzu­versetzen, ihm volle Aufmerksamkeit zuschenken und dabeinichtnuraufdenInhalt,sondern auch auf Zwi­schentönezuachten.

Durch Haltung undReaktion wird dem Ge­sprächspartner mitge­teilt,dasses im Moment nichts Wichtigeres gibtals sie oder ihn. Manwartet mit voreiligenStellungnahmen.

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AnmerkungenAktives Zuhören InderPsychotherapiewirddieMethodedesaktiven Zuhörensschonlangeange­wandt.DasaktiveZuhörenhateinenfestenPlatzinderGesprächstherapie.FüreinekonstruktiveGesprächsführungistdasaufmerksameZuhörenebensowichtigwiedasklareundverständlicheReden.

„Aktives Zuhören“ bedeutet – zuversuchen,sichindenGesprächspartnereinzufühlen; – beimGesprächmitzudenken; – demGesprächspartnerAufmerksamkeitundInteresseentgegenzubringen.

Durch verbale und nonverbale Aufmerksamkeitsreaktionen wird dem Sendergezeigt,dassmanaufmerksamist,dassmanversuchtzuverstehenunddassmanInteresseundAnteilnahmehat.DievierStufendesaktivenZuhörenssind: Wahr­nehmung, Verstehen, Wertung, Reaktion.

WahrnehmungWirnehmenselektivwahr.Dasistauchsinnvoll,dennderMenschwäregarnichtfähig,aufalleInformationen,Reize,Eindrückeeinzugehen.

VerstehenBeimVerstehenwirddasGehörteaufgefasstundbegriffen.MissverständnissekönnenzumBeispielentstehen,wennSenderundEmpfängerBegriffeverschiedendefinieren.

BewertenWirtendierendazu,alleszubewerten,waswirgehörtundverstandenhaben.

ReaktionVerbaleundnonverbaleReaktionen:„Wirklich?“,„Aha!“,Kopfnicken,Blickkontaktetc.sindTechniken,dieaktivesZuhörenerleichtern.

●Feed­back hilft festzustellen, ob die Kommunikation erfolgreich verlaufen ist. Feed­backkann helfen, Missverständnissen vorzubeugen. Es übernimmt die Kontrollfunk­tion.Dasheißt,eskannfestgestelltwerden,obdieNachrichtangekommenistundvorallem,wiesieaufgenommenwurde.MitFeed­backkanneineRückmeldungdarüber erfolgen, ob der vom Empfänger wahrgenommene Gedankeninhalt mitdemursprünglichenInhaltdesSendersübereinstimmt.

●Das „Spiegeln“ von Aussagen (z.B. Paraphrasieren)Es heißt nicht, dassAussagen einfach wortwörtlich wiederholt werden müssten.–„Habeichrichtigverstanden,dass...?“–hilftzuzeigen,dassdieAussageregi­striertwurde.Wersieht,dassdasGehörtezusammengefasstwerdenkann,fühltsichverstanden.EswirdbeiGesprächenletztlichzumZeitgewinn.

●Weitere Techniken des aktiven Zuhörens:

Verbalisieren DieGefühle,dieEmotionendesGegenüberswerdengespie­gelt.Z.B.„...undeshatdichmaßlosgeärgert.“

Nachfragen „Nachdemdudasalsogesagthast,hatSabinenichtreagiert?“Zusammenfassen SowieineinemZeitungsartikelunterdemTitelderInhalt

ingeraffterFormgedrucktwird,kannbeiGesprächendasGehörtemitwenigenWortenzusammengefasstwerden.

Klären Unklares klären: „Du hast gesagt, Sabine hätte sofort rea­giert.WardasnochamgleichenTag?“

Weiterführen „DannhatSabinedasGesprächgesucht.Wiehatsiesichver­halten?“

Abwägen „WardieBelästigungschlimmeralserwartet?“

StufendesaktivenZuhörens

AktivesZuhörenistlernbar

AktivesZuhören

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Anmerkungen Die BotschaftDieBotschaftkannunterschiedlichformuliertundgestaltetwerden:Endeder60er­JahrearbeitetenPaul Watzlawick,Janet H. BeavinundDon D. Jacksonheraus,dassmenschlicheKommunikationsowohlInhalts­wieauchBeziehungsaspekteenthält.Grobvereinfachtkannauchgesagtwerden:DerInhaltistdie„Was“­Ebene.DerBeziehungsaspektdie„Wie“­Ebene.

Eine übermittelte Botschaft, Nachricht, enthält nicht nur eine Sachinforma­tion, sondern gibt auch etwas über das Verhältnis zwischen Sender und Empfänger wieder.

Eswirdalsozwischeneinem„Inhaltsaspekt“undeinem„Beziehungsaspekt“derBotschaftunterschieden.

● Der Inhaltsaspekt ist das, was an sachlichen Informationen übermittelt wird,alsogewissermaßenderobjektive(indersprachlichenKommunikationkönntemansagen:wortwörtliche)InhaltderBotschaft.WirerinnernunsandasBeispielvonganzoben:EinMannbestelltineinemWirtshauseinBier.DieBotschaftistdieAufforderungoderBitte,einBierzuservieren: InunseremBeispiel istderInhaltsaspekt:„Bierher“.

●AlsBeziehungsaspektbezeichnetmanBedeutungen,dieetwasdarüberaussa­gen,was man über den anderen denkt, wie man sich selbst bewertetundwelche Qualität die Beziehung zu dem Gegenüberhat.DiesekönnendirektausdemInhaltfolgen,häufighandeltessichjedochum„Neben“bedeutungen,dienichtoffenausgesprochenwerden.

UmaufunserBeispielzurückzukommen:WennderKundeseineBestellungmitei­nemherzhaften„Bierher!“aufgibt,forderterdieKellnerinnichtnurzumServiereneinesBieresauf(Inhaltsaspekt),gleichzeitigmachterdeutlich,dasser– keineguteKinderstubehat,– dieArbeitderKellnerinnichtsonderlichwertschätztund– dieBeziehungalsdiezwischeneinem„Boss“undeinemBefehlsempfängeroder

einerBefehlsempfängeringestaltenmöchte.

DieTatsache,dassdiemenschlicheKommunikationsowohlInhalts­alsauchBe­ziehungsaspekteenthält,erweiterteFriedemann Schulz von ThunAnfangder80er­JahreumzweiweitereAspekte.EineNachricht,eineBotschaft,enthältdem­nachvier Aspekte:

Jede Botschaft oder Nachricht, die gesendet wird, enthält also immer eine

– Sachebene, – Beziehungsebene, – Selbstoffenbarungsebene und – Appellebene.

●Worüberichinformiere:Sachinhalt

●Wasichvondirhalte,wiewirzueinanderstehen:Beziehung

●Und:Wasichvonmirselbstkundgebe:Selbstoffenbarung

●Sowie:Wozuichdichveranlassenmöchte:Appell

Inhaltsaspekt

Beziehungsaspekt

TheorievonFriedemannSchulz

vonThun

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AnmerkungenDer SenderZurVerdeutlichungeinBeispielzunächstausderSicht des Senders:EinEhepaarfährtmitdemAuto.

Sachinhalt DerSachinhaltinunseremBeispielisteinfach.DerManninformiertseineFraudar­über,dassdieAmpelgrünist.DieseSeitederNachrichtistalsounmissverständlich,geradezubanal.DerSachinhalteinerNachrichtwirdverständlichdurcheineeinfa­che,knappeundklargeordneteFormulierung:„Du, da vorne ist grün.“

SelbstoffenbarungJede Nachricht verrät etwas über den Senderselbst.Bewusstodermeistensun­bewusstgibtderSenderetwasvonsichpreis.UnseremBeispielkönnenwirent­nehmen,dassderSenderdeutschsprachigundfarbtüchtig ist,überhauptdasserwachundaufmerksamist.Vielleichtsogar,dassereseilighat.DieseBotschaftistnichtganzklarundseineFrau,derEmpfänger,musssieeigentlicherraten.

BeziehungDieNachrichtenthältaucheineBeziehungsbotschaft.DerSenderdeutetan,wieerzumEmpfängersteht,waservonihm,inunseremBeispielvonihr,hält.Bezie­hungsbotschaftenenthaltenSignaleaufzweiEbenen:

●„Dashalteichvondir“:Ich – Du­Ebene●„Soläuftdaszwischenuns“:Wir­Ebene

Dies zeigt sich meist in der Formulierung und im bewusst oder unbewusst an­geschlagenen Tonfall und anderen nicht­sprachlichen Signalen.GenaufürdieseSeitederNachrichthatderEmpfängereinbesondersempfindlichesOhr.HierfühltersichalsPersoninbestimmterWeisebehandeltodermisshandelt.InunseremBeispielgibtderManndurchseinenHinweiszuerkennen,dassersei­nerFraunichtsorechtzutraut,ohneseineHilfedenWagenoptimalzufahren.DieFrauwiederumwehrtsichdurchihreAntwort„FahreichoderfährstDu?“gegendie „Bevormundung“. Fazit: Eine Nachricht senden heißt auch immer, zu dem Angesprochenen eine bestimmte Art von Beziehung auszudrücken.

Worüberichinformiere

Wasichvonmirselbstkundgebe

Wiewirzueinanderstehen

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AppellLetztendlichwirdkaumetwasnursogesagt.FastalleNachrichtenenthaltenaucheinenAppell.DerSendermöchtedenEmpfängerbeeinflussen,ermöchteihnveran­lassen,etwaszutun,zudenkenoderzufühlen.InunseremBeispiellautetderAppellvielleicht:„Gib ein bisschen mehr Gas, dann schaffen wir es noch bei Grün!“

Dieser Appellaspekt ist vom Beziehungsaspekt zu unterscheiden.Einunddensel­benAppellkannmansosenden,dasssichderEmpfängerherabgesetztoderwert­geschätztfühlt.InunseremFallkanndieFraudenAppellansichvernünftigfinden,aberempfindlichaufdieBevormundungreagieren.OdersiekönntedenAppellfürunvernünftighalten(„Ich sollte nicht mehr als 60 fahren“),aberesganzinOrdnungfinden,dassderMannihraufdieseArtVorschlägezurFahrweisemacht.Wir haben dieses Nachrichten­Beispiel überwiegend aus der Sicht des Sendersbetrachtet.Erteilt1. Sachinformationenmit,�. stelltsichgleichzeitigselbst dar,3. drücktaus,wie er zum Empfänger steht,sodasssichdieser indereinenoder

anderenWeisebehandeltfühlt.Außerdem4. versucht er auf das Denken, Fühlen und Handeln des anderen Einfluss zu

nehmen.

Der EmpfängerWasdiemenschlicheKommunikationso schwierigmacht, isthauptsächlichdas,dassderEmpfänger auswählen kann, auf welchen Aspekt der Nachricht er ant­worten will.Diesegrundsätzliche„freie Auswahl“führtunweigerlichzuStörun­gen,wennderEmpfängerz.B.aufeinenAspektreagiert,denderSendervielleichtgarnichtbetonenwollte.

Ganzbesonderskonfliktträchtigistes,wennderEmpfängerständigeine einseitigeAuswahlvornimmt,etwaimmernurdenSachverhaltwahrnimmt,aufihnreagiert,jedochdenAppell,dieBeziehungunddieSelbstdarstellungignoriert.BeleuchtenwirunserBeispielausderSicht des Empfängers:

Je nachdem auf welchen Aspekt er besonders hört, ist seine Empfangstätigkeiteineandere:DenSachinhaltsuchterzuverstehen.SobalderdieNachrichtaufdieSelbstoffenbarungsseitehin„abklopft“,isterpersonaldiagnostischtätig(„Was ist das für einer?“bzw.„Was ist im Augenblick mit ihm los?“).DurchdieBeziehungsseiteistderEmpfängerpersönlichbesondersbetroffen. („Wie steht der Sender zu mir, was hält er von mir, wen glaubt er vor sich zu haben, wie fühle ich mich behandelt und wertge-schätzt?“).DieAuswertungderAppellseiteschließlichgeschiehtunterderFrage­stellung(„Wo will er mich hinhaben?“)bzw.inHinblickaufdieInformationsnutzung(„Was sollte ich am besten tun, nachdem ich dies nun weiß?“). Je nachdem, welches seiner „vier“ Ohren der Empfänger gerade vorrangig auf Empfang geschaltet hat, nimmt das Gespräch einen sehr unterschiedlichen Verlauf.HäufigistdemEmp­fängergarnichtbewusst,dassereinigeseinerOhrenabgeschaltethatunddadurchdieWeichenfürdaszwischenmenschlicheGeschehenstellt.

Wozuichdichveranlassenmöchte

Appellaspekt

Empfänger

Wahrnehmungs­möglichkeiten

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AnmerkungenNocheinmalzurückzuunseremAuto­Beispiel:„Du, da vorne ist grün“,hattederManngesagt.

SachinhaltHätteseineFrauzudemZeitpunktnurmitdemSachohrgehört,hättedieAntwortlautenkönnen:„Ja, hier ist grüne Welle, das ist sehr angenehm.“

BeziehungsinhaltBeivielenEmpfängernistdiesesOhrbesondersgroßundüberempfindlich,soauchbeiderFrauamSteuerinunseremBeispiel.DieseAntwortistunsjabekannt:„Fah­reichoderfährstDu?“MitanderenWorten:„Du traust mir nicht einmal zu, dass ich richtig Auto fahren kann“oder„Wenn dir nicht passt, wie ich fahre, dann fahre du doch das nächste Mal.“

SelbstoffenbarungVerglichenmitdemüberempfindlichen„Beziehungs­Ohr“wäreesseelischgesün­der,eingutgewaschenes„Selbstoffenbarungs­Ohr“zuhaben,welchesdieNachrichtunterdemAspektaufnimmt„WassagtmirdiePersonübersich?“DiesesOhristdiagnostischtätig.WasistmitdemGegenüberlos,welcheGefühleoderMotivesindmitderÄußerungverbunden?Hättesiealsonurmitdem„Selbstoffenbarungs­Ohr“gehört,hättesiegeantwortet:„Du scheinst es aber eilig zu haben“oder„Du bist sehr aufmerksam“.

AppellMitdem„Appell­Ohr“hörtmansehrdeutlichdieunausgesprochenenWünscheundErwartungendesSenders.HättedieFrauamSteuernurmitdiesemOhrgehört,wäredieAntwortvermutlichgewesen:„Ich geb ja schon Gas, damit wir noch drüber kommen.“DiesesOhristüberhauptempfänglichfürden„Druck“,dersichmiteinerÄußerungverbindenund/oderunterdensichderEmpfängergesetztfühlenkann.

Sachinhalt

Beziehungsinhalt

Selbstoffenbarung

Appell

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Anmerkungen

Alles, was ein Sender mit seiner Botschaft anrichtet, richtet der Empfänger teilweise selber an. Die innere Reaktion erweist sich hier als „psycho­chemi­sche Reaktion“.

InderChemieistdasPhänomenbekannt,dasszweifürsichgenommeneharmloseStoffezueinerhochexplosivenVerbindungwerden,wennsieaufeinandertreffen.InderselbenWeisekannmansichdieVorgängeinderKommunikationvorstellen:Was die Nachricht „anrichtet“, ist eine Art psycho­chemische Reaktion, die ent­steht, wenn zwei „Stoffe“ zusammenkommen.WennderEmpfängerdieNachrichteinseitigempfängt(alsoausschließlichnurmiteinemdervier„Ohren“hört),kanndieszuKommunikationsstörungenführen.

Kommunikationsstörung – KommunikationsverbesserungInderKommunikationtauchenProblemeauf,wenn:●nicht richtig entschlüsselt wird – also der Empfänger nicht das versteht, was

der Sender gemeint hat;● sich die Gesprächspartner während und/oder nach dem Gespräch unwohl füh­

len, wenn z. B. der Gesprächspartner entwertet oder die Meinung des anderen verworfen wird, wenn auf der Beziehungsebene mitgeteilt wird, dass man voneinander nichts halte;

● verbale und nonverbale Kommunikation nicht zusammenpassen – ein Wider­spruch entsteht – dann fühlen wir uns nicht ernst genommen und wissen nicht, wie wir dran sind;

● die Ebenen nicht übereinstimmen.

Sicht des Senders Viele Gespräche glücken nur dann, wenn sich der Sender vorher fragt: Welche Botschaft braucht die Gesprächspartnerin oder der Gesprächspartner, um sich in einer bestimmten Situation verstanden und damit sicher zu fühlen?WährendeinerPrüfungz.B.wirdderSchüleroderdieSchülerindasSachohrunddas Appellohr geschärft einsetzen, aber in dieser Situation auf ein Zeichen vonMenschlichkeit warten, auf eine Beziehungsbotschaft: Der Lehrer könnte mitLeichtigkeiteineBeziehungaufbauendurch:„Wie geht es dir, Michael?“ oder „Na, das werden wir schon machen.“

SachbotschaftenJedeÄußerungenthälteineSachbotschaft,einesachbezogeneInformation:AbteilungsleiterzurSekretärin:„Traude, ich suche das Skript vom Franz.“Zunächst

Sachbotschaften

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AnmerkungenistderSachbezugeinmalklar:EsgibteinSkriptvonFranzundderAbteilungschefsuchtes.AberdurchdieArt, wie er das sagt,liefertdieSachbotschaftlediglichdeninhaltlichenBezugspunkt,imVordergrundstehen:„Ichbinsauer“(Selbstoffenbarung)„Ichfindedichschlampig“(Beziehung)„Los,hilfmirsuchen“(Appell)

EinesachlichgemeinteÄußerungbekommtschondurchdiekleinsteBeziehungs­störungVieldeutigkeit.EinesachlichgemeinteBotschaftkannaberauchdurcheinekleine zusätzliche Betonungeinenette Beziehungsbotschaftenthüllen:

Beispiel:Abteilungsleiter:„Morgen werde ich (betont) mich darum kümmern“(dubistjanichtdazufähig).Ganzandersklingtdas,wennmanlangsamersprichtundbei„ich“dieStimmesenkt.DannoffenbartsicheineandereBotschaft:Denn,wieheißtesdochsoschön:„Der Ton macht die Musik.“WennderAbteilungsleiterseinen jungenMitarbeiterWalterz.B. fragt:„Musst du diese hässlichen Poster in deinem Büro aufhängen?“,sprichter inderRegel lautundschnellmiteinerBetonungauf„musst“und„Büro“.WalterwirddasGanzesicher­lichnichtalsFrageverstehen,sondernalsAufforderung.DaserschließterausdemspezifischenZusammenhangderSprechausdruckmittel.

KehrenwirzurückzuunseremBeispiel.

AbteilungsleiterzuWalter:„MusstdudiesehässlichenPosterindeinemBüroauf­hängen?“– DurchseineBetonunggibtderAbteilungsleiterdieserAussageeinebestimmte

Bedeutung.„Musst du diese hässlichen Poster in deinem Büro aufhängen?“:Istdaswirklichnötig?Oder:„MusstdudiesehässlichenPosterindeinemBüroaufhän­gen?“:Gibteskeineanderen?

– DerAbteilungsleiterübermittelteineSelbstoffenbarung:InunseremFallisterempört.ErsprichtschnellundlautmitstarkemAkzentauf:„Musst ... Büro ...“ DadurchmachterauchseineEinstellungzusolchenHandlungendeutlich:DasBüromitPosternzuzupflastern,istfürihnempörend.

– ErverdeutlichtseineAuffassungvonderBeziehungzuWalter:DurchseineLaut­stärke,dieIntensitätunddiemelodischenAkzentedemonstrierterDominanz,erdrücktaus,dasserdasRechtaufseinerSeiteweiß.

– Ermachtklar,welcheIntentionerhat,dasserseineÄußerungnichtalsFrage,sondernalsAppellverstandenhabenwill.„Weg mit den Postern.“Dasentschei­dendeMerkmalistdieMelodieführung.

WirerkennendasModellderunterschiedlichenBotschaftenvonFriedemannSchulzvonThun.MitdiesemBeispielsollteverdeutlichtwerden:

Welche Botschaften der Sender vermittelt, hängt wesentlich von seinem Sprechausdruck ab.

Wennwiralsowollen,dassunsereGesprächspartnerinoderunserGesprächspartnereineÄußerunginersterLiniealsSachaussageversteht,müssenwir1. explizit formulieren,wasSacheist,Verallgemeinerungenvermeiden. Ein Beispiel:„Walter, du bist einer der größten Traumwandler, der hier herumläuft.“Hier

wirdnichtgerneumdenheißenBreigeredet,derAbteilungsleiterkommtgleichzurSache.AberdieAussageisteineweitüberzogeneVerallgemeinerung:WoraufbeziehtsichdenndasEtikett„größterTraumwandler“?HierwirddieganzePer­soninFragegestellt.DieseBotschaftkönnteexplizitsoformuliertwerden:„Du bist in letzter Zeit mit deinen Gedanken nicht bei der Arbeit.“JetztistderSachbezugklar:Walter,duarbeitestunkonzentriert.

�. möglichstsachlich sprechen,3. sodeutlichwiemöglichund4. auf bewertende verbale Beigaben verzichten.

DerTonmachtdieMusik

Modellderunterschied­lichenBotschaften

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„Ich wünsche mir mehr Engagement.“

Mitderentsprechenden„Ich“­AussageschränkenwirdenBewertungsrahmenauf unsere persönliche Meinung ein.Der Abteilungsleiter spricht von sichselbst und von seinen BedürfnissenundnichtüberWalter.DieAussageistjetztkeineBeziehungsbotschaftmehr,jetztwirdeinAppellformuliert.

„Walter, du zeigst zu wenig Engagement.“

MiteinerdirektenAnrede„du“,stellenwirdiegesamtePerson inFrage.WirhabeneshiermiteinerBeziehungsbot­schaftzutun.

Einige Basisregeln, um Kommunikationsstörungen zu vermeiden:

● Ich­Aussagen

Negativbeispiel: Positivbeispiel:

Tipp:FormenderEntpersönlichung,„Man“­Aussagen,solltenvermiedenwerden.SchließlichkönntehierimmerdieFrageerwidertwerden:Werist„man“?

Und noch ein Tipp:Oftbeobachtenwir,dassMenschengerne„ich­steigern“.Dasklingtdannso:„Ich persönlichbinderAuffassung...Nein,„ich“kannnichtgestei­gertwerden:IchkannnichtunpersönlichderAuffassungsein.Tautologien,ähnlichwieder„weißeSchimmel“,erhöhen nicht die Aussagekraft.

● Passivkonstruktionensollten vermieden werden. Wir sprechen im „Aktiv“. Obwohl PassivaussagenundVerallgemeinerungenaucheinenVorteilhabenkönnen.Wennz.B.derAbtei­lungsleitersagt:„Hierwirdnurgetratscht“,undWalterantwortet:„Wen meinst du damit?“,kannderVorgesetzteschnelldementieren:„Ich meine nicht dich. Mehr so allgemein!“

MenschenmitSelbstbewusstseinformulieren„Ich“­Aussagen immer aktiv:„Wal-ter, ich habe das Gefühl, du bist mit deinen Gedanken nicht ganz bei der Arbeit.“

● Konjunktiv – IndikativDerKonjunktivwirdvielzuoftanfalscherStelleverwendet.Lebendige Kommu­nikation und der Gebrauch des Konjunktivs gehen nicht zusammen. Der Kon­junktiv wirkt immer passiv.„Walter, könntest du mir bis morgen dies hier umschreiben?“ Walter darauf: „Das wäre schon möglich.“WennderAbteilungsleitereinklares„Ja“erhaltenmöchte,isteinedeutliche Fragesinnvoller:„Walter, kannst du diese Rede bis morgen umschreiben?“

WirsolltenauchmöglichstdieAnwendungderWorte„möchten“,„wollen“und„darf“vermeiden.„Walter, ich möchte mich bei dir bedanken“,istzwarhöflichgemeint,abernichtmehralseineAbsichtserklärung.WennsichderAbteilungslei­terbedankenwill,dannsollerdasauchtun.„Walter, danke, dass du mich unterstützt hast.“ „Darf ich noch kurz hinzufügen“,isteineunnötigeAussage.Entwederfügeichhinzuodernicht.

● MetakommunikationWir können unsere Gesprächspartnerin oder unseren Gesprächspartner, um zuvermeiden,dasserodersieeineBeziehungsbotschaftodereinenAppellinunsererAussagehört,auchaufdieBotschaftverbal vorbereiten:

EinBeispiel:DerAbteilungsleiterhatAngst,dassWalterfolgenderechtunangenehmeMitteilungalsKritikversteht,deshalbbeginnterso:„Walter, ich will mit dir darüber sprechen, wie wir das mit den Postern am besten lösen.“InderKommunikationswissenschaftnenntmandaseineÄußerungaufderMeta­Ebene:

Ich­Aussagen

Passivkonstruktionen

Metakommunikation

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AnmerkungenMetakommunikation heißt: Wir sprechen über die Kommunikation, über das, was gerade im Gespräch läuft oder laufen soll, wie wir etwas meinen oder verstanden haben. Wir steigen also kurzfristig von der Stufe des Beteiligten auf die Stufe des Beobachters.

WalterzumAbteilungsleiter:„Sepp, ich spreche jetzt über meine Gefühle ...“

Negativbeispiel:„Walter, bitte versteh mich nicht falsch, ich will dir keine Anweisungen geben, aber glaubst du, dass es angemessen ist, dieses Poster in deinem Büro aufzuhängen?“HiersuggeriertderVorgesetzte,dassWalteretwasfalschverstehenkönnte–aufdemfalschenOhrwahrnehmenkönnte.Walterwirdesdannauchtatsächlichmachen.DahermüssenwirunsereMetakommentare positiv formulieren.

Beziehungsbotschaften●  Negative, unangenehme Beziehungsbotschaftensindbesondersheikel,weildadurchderWertdesPartnersinFragegestelltwird.Wirsolltenauchhier: 1. explizitformulieren,alsoVerallgemeinerungenvermeiden, �. Botschaftenals„Ich“­Aussagenformulieren, 3. generelleWertschätzungsignalisieren.

– Explizit formulieren:NehmenwirunserobenschonangeführtesBeispiel:„Wal-ter, du bist einer der größten Traumwandler, der hier herumläuft.“DerAbteilungsleiterkommtgleichzurSache.AberdieAussageist,wiegesagt,eineüberzogeneVer­allgemeinerung.DieganzePersonwirdinFragegestellt.DieseBotschaftkönnteexplizitsoformuliertwerden:„Du bist in letzter Zeit mit deinen Gedanken nicht bei der Arbeit.“JetztistderSachbezugklar:Walter,duarbeitestunkonzentriert.AberesschwingtimmernocheineUnterstellungmit.BesserverträglichfürWalteristeine

– „Ich“-Aussage:„Ich habe das Gefühl, du bist in letzter Zeit mit deinen Gedanken nicht bei der Arbeit.“

– „Walter, du weißt, ich schätze dich sehr, ich habe aber das Gefühl, du bist in letzter Zeit mit deinen Gedanken nicht bei der Arbeit. Was ist los mit dir?“JetztwirdauchWert-schätzungsignalisiert.

●  Positive Beziehungsbotschaftenbrauchennichtverstecktzuwerden:OftwerdenpositiveBeziehungsbotschaftenhinterSachaussagenversteckt:„Gut, dass du den Artikel noch geschrieben hast, Wal-ter.“DasisteinsachbezogenesLob.HieristabereineexpliziteBeziehungsbotschaftauchangemessen:„Walter, ich wollte dir schon immer sagen, dass du ein ausgezeichneter Mitarbeiter für mich bist.“

a) FragenMitgezieltenFragenkönnenBeziehungengeschaffen,eineBrückezwischenMen­schenaufgebautwerden.Immerdann,wenndemEmpfängersignalisiertwird:„Ich interessiere mich für dich als Person.“

b) Einerhetorische FrageisteineFrage,vonwelcherderFragendenichterwartet,dasssiebeantwortetwird.Stattz.B.zusagen:„Gremienarbeitfunktioniertfolgender­maßen...“,kannauchgesagtwerden:„Wie funktioniert Gremienarbeit?“Dierheto­rischeFrageermöglichteinleichtesÜberleiten von einem Thema zum anderen,dieAufmerksamkeit des Zuhörers wird gesteuertundeskann Zustimmung bei den Zuhörerneingefordertwerden.DazuwirddiePositionderZuhörerinunddesZuhörerseingenommen,indemerodersiedirektangesprochenwird:„Kollege, du fragst dich jetzt, ist das denn tatsächlich so?“

PositiveBeziehungsbotschaften

Beziehungsbotschaften

RhetorischeFrage

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Anmerkungen

Selbstoffenbarungsbotschaften DiePraxiszeigt,dasswirmitSelbstoffenbarungsbotschaftenimberuflichenAlltageher vorsichtig sind. Denn Äußerungen über die eigene Befindlichkeit werdengerade im beruflichen Alltag nicht selten als unangemessen bewertet, oft sogarals gefährlich. Schließlich könnten die anderen das als Mangel an Belastbarkeitinterpretieren.SelbstoffenbarungsbotschaftensolltenaberauchimBetriebexplizit formuliert werden. Hier kann das „Werkzeug“ der Metakommunikation (sieheoben)benutztwerden.

Appellbotschaften WirempfindenAppelledeshalboftalsunangemessenoderunhöflich,weilsiedieversteckte Beziehungsbotschaftenthalten:Ichbinder,derhierAnweisungenge­benkann.DeshalbsolltenwirAppelle einkleiden.Derandereerlebtunseventuellpartnerschaftlicher,wennwirunserenAppellineineFragefassen:„Machst du mal einen Kaffee, Walter?“,odersanfter:„Bist du so lieb und machst mal einen Kaffee, Walter?“AufdieseWeisesignalisierenwirunseremPartnerWertschätzungundlassenihmeinenEntscheidungsspielraum.Zusätzlichkanndurcheine vorgelagerte FragedieVoraussetzunggeklärtwerden:„Sag mal, du gehst doch in die Küche?“ – „Ja, habe ich vorgehabt.“– „Könntest du mir einen Gefallen tun und, ...“Gutes Verpackungsmaterial fürAppellbotschaften ist auch die Begründung. Der„Arbeitsauftrag“„Mach mal einen Kaffee, Walter“,wirdergänztdurcheinArgumentfürdieAngemessenheitdesAppells:„... Ich kann dann noch Korrekturlesen und ...“

Appellbotschaften

Selbstoffenbarungs­botschaften

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AnmerkungenSicht des Empfängers

Dass wir uns in einem Gespräch mit jemandem über etwas verständigen, ist nicht selbstverständlich. Jeder von uns nimmt das, was der andere sagt, durch seinen eigenen Wahrnehmungsfilter auf, versteht und interpretiert es nach seinen persönlichen Möglichkeiten und Interessen. Was der eine meint und sagt, ist vermutlich nie genau das, was der andere versteht.

IchzeigedasambestenwiederaneinemBeispielauf:MichaelsFrauschicktihnzumEinkaufenundschreibtaufdenEinkaufszettel:�Äpfel.Michaelweiß,wasundwievielseineFrauhabenmöchte.ImGeschäftstelltererstauntfest,dassihmzehnSortenÄpfelzurAuswahlstehen.ErkaufteinfacheineSorteundgehtnachHause.MichaelsFrauwollteabereineganzbestimmteSorteundMichaelhatdiefal­schemitgebracht.DennmitdenÄpfeln,dieMichaelgekaufthat,kannsievielleichteinenApfelstrudelmachen,sieabernichtdenKinderngeben,someintsie.DerGrunddiesesMissverständnisseskannunterschiedlicheUrsachenhaben.EntwederhatMichaelsFrauvorausgesetzt,dasserdieSortekennt,diesieimmereinkauft,odersiehatvergessen zuerwähnen,welcheSortesiewill.WennMichaelsFrauange­nommenhat,dasserweiß,welcheÄpfelsiehabenmöchte,Michaelesabernichtweiß,liegtdasdaran,dassbeideübereinunterschiedliches Wissensniveauverfügen.

Meist wird nur auf der Beziehungsebene und bestenfalls auf der Sachebene empfangen – dies kann zu vielen Missverständnissen führen.Ganzbesonderskonfliktträchtig istes,wennderEmpfängerständigeineeinseitigeAuswahlvor­nimmt,etwaimmernurdenSachverhaltwahrnimmt,aufihnreagiert,jedochdenAppell,dieBeziehungunddieSelbstdarstellungignoriert.PrinzipiellgiltnämlichdieRegel:MansollteaufallenvierEbenenreagieren,umaufdenGesprächspartnereingehenzukönnen.Darum:MIT VIER OHREN EMPFANGEN!Mankanndasauchanderssagen:

Es sollten möglichst alle vier Ohren offen gehalten werden, dann kann man sich entscheiden, auf welcher der vier Ebenen man reagieren möchte.

SachbotschaftWennmansicherseinmöchte,obmanrichtiggehörthat,dannnachfragen.Niemals sollte z.B. ein Gespräch und/oder eine Rede begonnen oder fortgesetztwerden,wenndieBedeutungeinesBegriffesunklarist,oderwennwirnichtwissen,obderanderedasGleichedarunterversteht.

Umzuüberprüfen,obeineBotschaftsoverstandenwordenist,wiederSenderessicherhofft,bestehtdieMöglichkeitdes„Paraphrasierens“.Wirsagendemanderen,waswirverstandenhabenoderwiewiresverstandenhaben,undversichernuns,obdas,waswirverstandenhaben,auchdasist,wasergemeinthat.DerAbteilungsleiterzuWalter:„Bitte sag Huber, dass ich morgen erst um 15 Uhr da sein werde. Oder besser frag ihn, ob wir uns nicht zum Essen treffen könnten. Sag ihm, bei ,da Gino’... es hat ein paar Änderungen gegeben, er soll den Katalog noch mal mitnehmen ...“WalterzumAbteilungsleiter:„Entweder um 15 Uhr oder bei ,da Gino’. Ich habe das so verstanden, dass dir das lieber wäre ... und den Katalog soll er mitnehmen. Ist das so ok?“

Walterwiederholt also mit eigenen Worten, was er verstanden hat, und bittet um Bestätigung.SolchezusammenfassendenParaphrasensindvoralleminschwieri­genGesprächenwichtig:HierkönnensiederErgebnissicherungdienen.DiePara­phrasekannauchdazudienen,dievonunserwarteteAntwortoderunsereeigeneStellungnahmevorzubereiten.Wir gewinnen Zeit,indemwiretwaswiederholen.Wirkönnenmit„Paraphrasieren“aberauchWertschätzungsignalisieren:Wirzei­gendemSender,dasswirseineÄußerungfürwichtighalten,dasswirbereitsind,unsmitdemInhaltdieserÄußerungundmitihmalsPartnerernsthaftzubeschäf­tigen.DasschaffteinpositivesGesprächsklima.

Sachbotschaft

Paraphrase

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BeziehungsbotschaftEmpfängermitempfindlichenBeziehungsohrenmachendenFehler,dasssieeinerSachauseinandersetzungausweichenunddasGesprächaufdieBeziehungsebeneverlagern.EinesachlicheKritikwirdnichtangenommen,sonderneserfolgteineReaktionaufderBeziehungsebene,diez.B.autoritäroderironischseinkann.

SelbstoffenbarungFürdenEmpfängeristmanchmalschwerzuentscheiden:HatdieNachrichtSelbstof­fenbarungs­oderBeziehungscharakter?DasselbeVerhaltenkannalsSelbstoffenba­rungoderalsBeziehungssignalaufgefasstwerden.

Ein Beispiel:DerAbteilungsleitertrittaufeinigeKugelschreiberimBürovonWalter,dieWalternichtweggeräumthat:„WasistdenndasfüreineSchweinerei!“StattaufGefühl­sausbrüche,AnklagenundVorwürfemitderBeziehungsseitezureagieren,istesfürWalterbesser,dieSelbstoffenbarungsbotschaftaufzunehmen:DerAbteilungsleiterhältdiesenDrecknichtaus.AberdasGegenteilistauchschlecht:AufdemBezie­hungsohrüberhauptnichtzuhörenundalles,wasderanderesagt,gewissermaßennur als Selbstoffenbarung zu diagnostizieren, ohne dass es meine Gefühlswelterreicht.ManschaltetabunderspartsichBetroffenheit.AlswichtigsteChance,dieSelbstoffenbarungdesanderenzuhören,istdasaktive Zuhörenzunennen.

AppellWerimmernurdasAppell­Ohrbenutzt,machtsichbeijedemSatzdesanderenGe­danken,wasichdennselbstzutunhabeundwasichtunkann,umdemWunschdesanderenzuentsprechen.Manistgewissermaßenaufdem„Appell­Sprung“.Klein­steSignalewerdenaufihreAppell­Komponentehinuntersucht.DerEmpfängerhatkeineAntennefürdas,waserselbstdenktundfühlt,istnurfürdenanderenda.

Beziehungsbotschaft

Selbstoffenbarung

Appell

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AnmerkungenDie freie RedeEine RedeisteineKommunikationssituation,beiwelcherderRedner als SenderunddasPublikum als Empfängerfungieren.AuchhiergeltendieBasisregelnderKommunikation.Wirhabenobengelesen,dassdas„Was“und„Wie“BestandteilederKommunika­tionsind.DasgiltauchfürdieRede.

Das Thema, der Inhalt definiert das „Was“. Die Art der Darstellung, die Verpackung, ist das „Wie“ einer Rede.

Das„Wie“istfürdenErfolgeinerRedewichtigeralsdas„Was“.ZuRecht:Esheißt,MenschentreffenEntscheidungennurzu10%nachderRatio,aberzu90%nachGefühl.Selbstverständlichheißtdasnicht,dassdieInhaltsseitekeineBedeutunghat.EinRednerdarf nicht nur unterhalten.ErmussvorallemüberzeugenundunterUmständen auch sachlich informieren können. Der Unterhaltungsaspekt gehörtgewissmitzurRhetorikunddamitauchzurfreienRede–erdarfabernichtzumSelbstzweckverkommen.SowieeinSeminarlustigseindarfundderHumorzumLernprozessgehört,sodarfeineAusbildungssequenznichtnuramUnterhaltungsaspektgemessenwerden.Der Inhalt hat immer erste Priorität.WirbenötigenlediglichsinnvolleSchmiermittel,welchedieÜbermittlungvonabstraktenBotschaftenerleichternhelfen.

LampenfieberWennwirerfolgreichredenwollen,müssenwirunswohlfühlen.NurdannwerdenwireinepositiveAusstrahlunghaben–einepositiveBeziehungzwischenRednerund Zuhörer herbeiführen und damit jenes Kommunikationsklima schaffen, dasunabdingbareVoraussetzungistfüreineerfolgreicheRede.WirübertragennämlichunsereStimmungaufunserPublikum.WirhabenamAnfangdesSkriptumsschongelesen:

Je mehr Freude ich habe, jemandem etwas mitzuteilen, desto wirksamer werden meine Worte.

WirwerdenunsandererseitsbeimSprechennurdannwohlfühlen,wennwirselbst­sichersind.

LampenfieberisteinPhänomen,daseinenSchauspieler,einenMusiker,aberaucheinenRednervoreinemAuftrittbefallenkann.BiologischkannLampenfiebersoerklärtwerden:

Lampenfieber ist eine andere Bezeichnung für „Stress“. Wenn eine Person einenexponiertenAuftritthat,sowirdstattvon„Stress“von„Lampenfieber“gesprochen.

DiefreieRede

Lampenfieber

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Anmerkungen DerHypothalamus,die„Steuerzentrale“imGehirn,lösteineSympathicusreaktionaus,waszurFolgehat,dassdieNebennierenrinde(Nor)Adrenalinproduziert.DaskannpositiveundnegativeAuswirkungenhaben.

Negative Auswirkungen des Lampenfiebers– Stotterstimme– zittrigeKnie– Blackout– Herzrast– Schweißbrichtaus– BlutschießtindenKopf– Gedankenfehlen– Atemstockt– Schlaflosigkeit– Verdauungsstörungen– zuvielLampenfieberlähmtdieKommunikationsprozesse

DasLampenfieberkannundsolltetrotznegativerAuswirkungenabernichtverlorengehen.DenngerademitkontrolliertemLampenfiebersindwirzuHöchstleistungenfä­hig.EinwenigNervositätisthervorragend.Nervosität erzeugt nämlich Spannung.

Vorteile des Lampenfiebers– mehrSpannung– mehrKraft– macht„wach“– kribbelnistgut– LampenfieberistgleichsamAufputschmittel– ohneLampenfieberisteinAuftrittoft„energielos“

Gesucht ist eine gesunde Balance: So viel Lampenfieber wie nötig, aber nur so viel, dass es den Kommunikationsprozess nicht einschränkt.

Umgang mit LampenfieberEingeübterRednerwirdsichaufdenMomentderAnspannungfreuenundlernen,ihnalsnormalzuempfinden.„Hilfsmittel“wieMedikamenteoderAlkoholmachenallesnurnochschlimmer.HelfenkannnurvielÜbungundguteVorbereitung.

●Gute VorbereitungJemand,derweiß,wovonerredet,magzwareingangsnervössein,wirdaberimLaufeseinerRedesichererwerden.ImOptimalfallsolltenurzuThemengespro­chenwerden,zudenenbereits eineWissensplattform erarbeitetworden ist.DieKommunikationstrainerinVera F. BirkenbihlsprichtvoneinerUnterscheidungvon„alten“und„neuen“Gedanken:Waskonkretgemeintist,kannanhandeinesBeispielesverdeutlichtwerden: „Stellen Sie sich vor, jeder neue Gedanke bahne sich quasi einen „Trampelpfad“ durch das Dickicht Ihrer Nervenzellen. Wird dieser Gedanke öfter gedacht, dann wird der Trampelpfad ein „ausgetretener“ Weg. Wird dieser weiterhin regelmäßig benutzt, dann baut das Gehirn eine richtige „Straße“. In der Sprache derForscherhabenwirjetzteine„bevorzugteNervenbahn“geschaffen.Abjetztfälltesunsimmerleichter,dieseGedankenzuformulieren,baldhabenwir(hierzu)eineregelrechte„DatenautobahnimHirn“.IstdieserPunkteinmalerreicht,dannkönnenwiruns(zudiesemThema)leichtundflüssigäußern(Birkenbihl;RedetrainingfürjedenAnlass,Berlin1997S.47).Somitgilt:

„Je mangelhafter die allgemeine Vorbereitung zwangsläufig ist, wenn man neue Gedanken äußern soll... desto nervöser werden Sie. Also müssten wir unser Training so anlegen, dass wir unsere Ideen mehrmals formulieren – und zwar sprechend, damit die „Datenautobahn“ im Gehirn angelegt werden kann.“

UmgangmitLampenfieber

Vorbereitung

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●Nicht sprechen, wennderRednerderAufgabenichtgewachsenist(z.B.zueinemThema,beidemernichtkompetentist).WirsprechenalsRedner–vorallem,wennwirkeineÜbunginderfreienRedehaben–nurübereinThema,daswirgutkennen.

●Bewusste Atmung und EntspannungstechnikenVerschiedeneEntspannungstechnikenkönnenhelfen,mitdemLampenfieberum­zugehen.Dabeigehtesdarum,sichzuerstanzuspannen,dannzuentspannenundrichtigzuatmen.

●Sichere Bewegungen DerRednersolltedieRuheselbstsein,underwirdSicherheitausstrahlen.BeieinerRedesolltenschnelleundhektischwirkendeBewegungenvermiedenwerden.

●Antizipieren SichdieSituationvorstellen,Fragen,Panneneinplanen.Vorüberlegen:„Was tue ich, wenn ...“

●Authentisch sein Prinzipiellgilt:DerRednerbleibtauthentisch,versuchtnichtanderszuwirken,alserist.Dasheißt,wieamBeginndesSkriptumsdargestellt:„Sprich die Sprache, die du gewohnt bist.“

●Das Publikum erkennen WervorPublikumspricht,wirdkeinekonkreteZielgruppenanalysemachen,aberdochwissenmüssen,vorwemersprichtundwelcheErwartungeninihngesetztwerden.

●Verbündete suchenEinwesentlicherSchritt,umAngstvorderRedeabzubauen,ist,voreinerRedemitLeutenausdemPublikumzusprechen.

Die VorbereitungGrundlegend für die Vorbereitung einer Rede sind fünf Phasen, fünf Arbeits­schritte:

Cicero teilt die gesamte Tätigkeit des Redners in fünf Teile: „...er müsse erstens finden, was er sagen wolle, zweitens das Gefundene nicht nur hinsichtlich der Anordnung, sondern auch nach der Bedeutung und entsprechend seinem Urteil ordnen und zusammenstellen, es schließlich drittens in wirkungsvolle Worte kleiden, dann viertens im Gedächtnis aufbewahren und endlich würdevoll und elegant vor-tragen.“ Damit sind die Grundlagen für den Aufgabenbereich des Redners gelegt: Das Aktivitätsfeld der freien Rede gliedert sich in: 1. Inventio,�.Dis­positio,3.Elocutio,4.Memoriaund5.Actio.

Ideen­Sammlung (Inventio)Gemeintistdie Sammlung der wesentlichen Gedanken,vorallemderAspekteundArgumente.Gesammeltwird,wasvonderSachehernotwendigundimHinblickaufdieZuhörerinnenundZuhörerwirkungsvollist.VieleRedenundVorträgekrankendaran,dasssieoffensichtlichzukurzfristigvorbereitetsind.PrinzipiellsolltenichtnurStofffüreinebestimmteRedeodereinenbestimmtenVortraggesammelt,sonderndurcheineweitverzweigteStoffsammlungdasWissenerweitertwerden.

Wir müssen Material auf weite Sicht sammeln. Je länger unsere Rede wird, desto wichtiger wird es, dass wir weit mehr wissen, als wir sagen.

Redeabschnitte/ Die Gliederung (Dispositio)Gliederungistdie Anordnung der einzelnen Redeteile.

Wissensplattform

Entspannung

RichtigeBewegungen

Authentizität

EinstellenaufdasPublikum

Inventio

Dispositio

Vorbereitung

Antizipation

Verbündete

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Anmerkungen DieStruktur einer RedewirdinderRegeldurchdieAbschnitte – Einleitung – Hauptteil – Schlussgegliedert.

DasLängenverhältnisderdreiAbschnittegliedertsichwiefolgt: Einleitung Hauptteil Schluss 30­35% 60% 5­10%

EinleitungDerSchlüsselfüreineguteRedeistderEinstieg.DerersteEindruckistwichtig.JedeRedebrauchteineeinzigartigeundpackendeEinleitung.Warum?MitderEinleitungwirddieErwartungshaltungderZuhörerinnenundZuhörergeweckt,Spannungaufgebaut.Die Einleitung basiert also hauptsächlich auf dem „Wie“­Prinzip.MitdemgelungenenEinstiegziehenwirdieZuhörerinunserenBann.

●Guter RedeanfangMiteinemguten Anfangistesleichter,denEinstiegindieRedeunddenZugangzumPublikumzuerhalten.EinAnfangistdanngelungen,wennderZuhörerzusichselbstsagt:„Das klingt interessant – da muss ich aufpassen.“WiekannnuneinAnfangaussehen?

Einige Beispiele:1. EineZahlwirdan den Anfanggestellt:„10.000, 30.000, nein, nahezu 50.000 Be-

triebsräte vertreten Ihre Interessen vor Ort.“

�. Eine Anekdote erzählen – die Zuhörer werden lachen, die Atmosphäre wirdaufgelockert.

3. Überraschungseffekt:DurcheineüberraschendeAussagedieNeugierdewek­ken und/oder durch eine Frage die Aufmerksamkeit der Zuhörer wecken:„Haben Sie schon einmal überlegt, was passiert, wenn Sie keinen betrieblichen Interessenver-treter vor Ort haben?“ „Schätzen Sie, wie viele Betriebe weniger als 5 Beschäftigte haben.“

WervorPublikumspricht,kannaucheinenungewöhnlichen Einstiegwählen,dervonniemandemerwartetwird,z.B.zusprechenbeginnen,währendersichnochhinterderBühnebefindetoder imRückendesPublikumssteht.EskönnenauchGegenständemiteinbezogenwerden,diesichimRaumbefinden,z.B.derVorhang:„Vorhang auf, verschleiern hilft nicht mehr: Der Neoliberalismus startet einen Frontalan-griff.“Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt:Wirmüssennuraufpassen,dasssienicht insGeschmackloseausufert.DeroriginelleAnfanggibtunszwareinengutenEinstieg,aberersolltedemInhaltunddemPublikumangemessensein.

●Schlechter AnfangMit negativen Anfängen gibt es nichts zu gewinnen,weilwirunseinerseitsdamitselbstdegradieren,denRedeanlassbagatellisieren,undandererseitsdenZuhörernsagen,wieunwichtigsiesind:„Ich war gerade hier in der Gegend und dachte ...“ „Ich möchte Ihre Zeit nicht lange in Anspruch nehmen, aber ...“

Hauptteil DerHauptteilbeinhaltetdieAussagen zum Thema,dieSubstanz der Rede.DieserAbschnittwirdvom„Was“,vomInhalt,bestimmt.HierzählenFakten,Beweise,logischeFolgerungen,sachlicheArgumentationen,Beispiele,Behauptungenusw.Jeeinfacher und übersichtlicherdieStruktureinesVortragesist,destoangeneh­meristdasZuhören.Dasbedeutet,dassmandieKunst des Weglassenserlernensollte.DieDeviseist:WennwirinunserenErläuterungenunbedingteVollständig­keitanstreben,dannisteseherangebracht,einBuchzuschreiben.Wirmüssenunsalsozunächst,nochbevorwirüberdieEinleitungnachdenken,überlegen,welche Argumentewiranführenwollen.Drei bis vier ArgumentestellenimNormalfall

Einleitung

BeispielefürgutenRedeanfangund...

...fürschlechtenBeginn

Hauptteil

GuteSubstanzundStrukturerforderlich

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AnmerkungendenHauptteileinerRededar.AuchwennwirmehrArgumentehaben:wirsoll­tenniemalsallebringen.EinGrundistsicherlichder,dasseinRednerzueinemThemaimmermehrwissenmuss,alserdanntatsächlichsagt.EinandererGrundistder,dassdieGedächtnisleistungunsererZuhörerkeine1�Argumentezulässt.Wirmüssendavonausgehen,dassunsereZuhörernurdreibisvierInformationengleichzeitigbehaltenkönnen.Studienzeigen:auchwennalleZuhörernach5Mi­nutennochvolldabeisind,istnurnocheinFünftelnach30Minutenaufmerksam.Nach 45 Minuten Vortrag kann ein Durchschnittsmensch nur noch 20% des Gehörten wiedergeben.

Dasbeste ArgumentwirdimmeramSchlussgebracht,weilsichdasderZuhöreramleichtesteneinprägenkann–einerseits.AndererseitsistderletzteEindruckbleibend.Daszweitbeste Argument wird am Anfang gebracht.

WennderRednermöchte,dassdieZuhörerdenAusführungenbiszuletztfolgen,musseresihnensoleichtwiemöglichmachen.Dasbedeutetunteranderemauch:redenineinerklaren,einfachenSprache,inkurzenSätzen,möglichstinHauptsät­zen,Schachtelsätze vermeiden.BeimSprechenBilder verwenden, Geschichten, Vergleiche, Analogien.DieLautstärke situationsgerechtdemPublikumanpassen(Saalverhältnisse/Mikrofon),Spannungerzeugen,Lautstärkewechseln,Monotonievermeiden.Z.B.sindrhetorische FragendieWürzeeinesVortrags.SiebringeneinegewisseDramatikindieRede,veranlassendasPublikumineinebestimmteRich­tungweiterzudenkenundsindguteÜberleitungen.

● Andere Gliederungsarten für eine RedeEsgibtnatürlichnochweitereMöglichkeiten,eineRedezustrukturieren:

AIDA/AITA­SchemaHiersollendieZuhörerundZuhörerinnenzumHandelnmotiviertwerden:„AIDA“bedeutet: A : Aufmerksamkeit I : Interesse D : Desire:Wunsch A : Action:Aktion;Handlung

EingangswerdendieHörerundHörerinnenzumThemahingezogen,inderMitteinteressiert, und am Ende entweder motiviert und/oder sie kennen die wichtig­stenAspektederRede.AnsichkeineAbweichungvom„Standard­Schema“.Das„AIDA“­SchemaenthältaberstattdendreiAbschnittenEinleitung,HauptteilundSchlussvier Teile:DervierteTeilresultiertdaraus,dassderEinleitungsteil in zwei Abschnitte zerlegt wird.

1.DerRedneroderdieRednerinwirdzunächstversuchen,aufsichaufmerksamzumachen.UmdieAufmerksamkeitderZuhörerundZuhörerinnenzuerrei­chenistz.B.eineAnekdoteodereinZitateingutesMittel.DerRednermussneugierigmachenunddieZuhörer„geistigfesseln“.

�.Dasheißtabernochlangenicht,dasssichdieHörerauchfürdas,wasderRed­nerzusagenhat,interessieren.DeshalbmussderRednerdieZuhörerjetztfürdenHauptteilseinerRedegewinnen.Hierkannwiedereinmaleinerhetorische Fragesehrbehilflichsein.

DieschonerwähnteKommunikationstrainerinVera F. BirkenbihlhatdieVariante„AITA“indieRhetorik­Literatureingebracht:„T“wieTheorie.WerInformationenanbieten möchte, läuft Gefahr, diese langweilig, trocken oder unverständlich zubringen.Dahersollunsdas„T“daranerinnern,dassTheorieleichtverständlich,also„hirngerecht“aufbereitetwerdenkann.

Dauerbeachten

RichtigeSprachefinden

AIDA­Schema

Einleitungsplitten

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Washeißtdas?BekanntlichgibteszweiverschiedeneGehirnhälften.Dielinkeistdiebegrifflichdenkende,sachliche.DierechteGehirnhälfteistdiebildhaftdenkende,kreative.Nochstärkervereinfacht:DielinkeGehirnhälfteistdas„Was“,dierechtedas„Wie“. „Hirngerecht“aufbereitenheißtnun,dasZusammenspielbeiderGe­hirnhälftenzufördern,indemmaneinenZusammenhangdurchbildhaftesSprecheneinerseits,andererseitsdurchAnalysierenundAbstrahierenerklärt.

SchlussDer erste Eindruck ist wichtig. Der letzte Eindruck aber ist der bleibende. DieEinleitungschafftdieVoraussetzungenfürdieAufnahmebeimPublikum.MitdemSchlusskommtabererstdieZustimmung,derApplaususw.Also:BeimSchlussistwiederdas„Wie“ausschlaggebend.Hieristeswichtig,dieZuhörerinnenundZuhörerwiederdirektanzusprechen.

Beispiele für Redeschlüsse:1. Je längereineRede ist,destomehreignet sicheine Zusammenfassung des

Gesagten.�.Appell geben:DamiterzielenwiralsRedneroderRednerineineAufbruchs­

stimmung.WirzeigengemeinsameZieleundWegeauf,dieunsereZuhörerpersönlich ansprechen. Wir formulieren Wünsche und Visionen für die Zu­kunft:„Lasst uns jetzt gemeinsam ...“; „Wenn jeder Einzelne mitmacht, dann ...“

Beispiele für unterschiedliche Arten von RedenEsgibtverschiedeneArtenvonReden,diejeweilsunterschiedlicheGliederungenhaben.NehmenwiralsBeispiele:Eröffnungsrede, Tätigkeitsbericht, (Kurz)­ Re­ferat und die Ehrung.InderPraxishabensichvorallemfürBetriebsrätefolgendeGliederungenbewährt:

Schluss

Beispiele

Beispiele

Eröffnungsrede

1. EröffnungderVersammlung�. BegrüßungderGästeundTeil­

nehmer3. KontaktzuZuhörern

aufbauen,z.B.dankenfürdaszahlreicheErscheinen

4. Tagesordnung5. JemandemdasWorterteilen

Tätigkeitsbericht

1. Einstieg�. Rückblick,z.B.:Washatder

BetriebsratdasletzteJahrgeleistet?3. BedeutungderArbeit,diegeleistet

wordenist,unterstreichen:WelcheAuswirkungendieguteArbeitaufdenEinzelnenoderdieGesamt­heitderArbeitnehmerhat.

4. Missständeaufzeigen:Welcheda­vonkonntennochnichtbeseitigtwerdenundwarum?

5. Vorschlag:WiekönntendieseMissständebeseitigtwerden?

6. Zukunft:WaswirdinAngriffgenommenwerden?

(Kurz­)Referat

1. Einstieg�. Hauptteil:Rückblick,Aus­

blick,Zukunft:Verbesserungs­vorschläge

3. Schluss:Appell;Aufforde­rung,denWeggemeinsamzubeschreiten

Ehrung

1. GrundderEhrung:AuswelchemGrundwirdgeehrt?

�. Rückschau:WerdegangundLeistungendesGeehrten

3. ÜberleitungzurGegenwart:derGeehrteheute

4. Zukunft:Vorausschau,allesGutewünschen;andiesemPunktwirdauchdieAuszeichnungüberreicht

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Die Sprachgestaltung (Elocutio)Sprachgestaltungistdas Ausformulieren der Rede–schriftlich,mündlichodernurinGedanken.DerRednersuchtinWortwahl,SatzbauundStilnachderangemesse­nenAusdrucksweise.Hauptsacheverständlich!

Das Merken (Memoria)Merkphase: dieAneignungderRededurchdasGedächtnis.MeiststütztsichderRedneraufeineTextvorlageodereinzelneStichworte.EineRedesolltenicht aus­wendig gelernt werden.GuteinprägensolltederRednersichaberdieEinleitung, einzelne HöhepunktederRedeunddengezielten Schluss­Satz.GeradederEin­ und der Ausstieggehörennämlichzudenwichtigsten MomenteneinerRede.IndereinschlägigenLiteraturwirddaheroftauch„Einleitung“und„Schluss“mit„Start“und„Landung“beieinemFlugverglichen.

Freies Sprechen mit Netz

Überzeugend reden, heißt frei reden. Das bedeutet aber nicht, dass man seine Rede vollkommen aus dem Gedächtnis vortragen muss: Stichwortzettel als Gedächtnisstütze helfen, die innere Struktur der Rede zu verfolgen, und geben dem Redner gleichzeitig auch eine gewisse Sicherheit.

BeachteaberalsRedneroderRednerin:

●BenutzeStichwortkartenimDIN­A6­Format–siesindhandlich,erlaubenesaberauch,dieStichpunkteinausreichenderGrößedarzustellen.

●BeschreibeimmernureineSeitederKarten–einDurcheinanderderZettelwärevorprogrammiert.

●SchreibejeweilsnureinenHauptgedankenaufeineKarte–sokannstdudichvollundganzaufdiesenGedankenkonzentrieren.

●SchreibenurStichworteaufeineKarte–ausformulierteSätzebringendichleichtausdemRedefluss.

●HebediewichtigstenStichwortez.B.farblichhervor–sowirstdudaranerinnert,diesePunktezubetonen.

●NummerieredeineKarten–fallsdieKartendurcheinandergeraten,kannstdudieReihenfolgeleichtwiederherstellen.

Das ProbesprechenProbesprechen:BeimabschließendenProbesprechenwerdenLautstärke,Betonungund Pausentechnik sowie Gestik, Mimik und Haltung geübt.Auch dasAuspro­bierenderVisualisierungshilfenundeineZeitkontrollegehörenzudieser letztenVorbereitungsphase.

Elocutio

Memoria

Gedächtnisstützen

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Anmerkungen Die Rede (Actio)Die VorstellungRednerwerdengewöhnlichvom Veranstaltereingeführt.SeineAufgabeistes,einenÜbergangvombisherigenProgrammzurkommendenPräsentationher­zustellen;darüberhinauswirderfürdenRedneroderdieRednerindenKontaktzu den Zuhörern und Zuhörerinnen aufbauen. Wer vorstellt, sollte Folgendesbeachten:

●DasThemanennen.● InteresseamThemawecken;z.B.:WarumistdasThemasowichtig?Kannman

einBeispielfüreinenVorteilnennen?GibteseinpersönlichesErlebnis?Diessolltedeutlichunderwartungsvollgeschehen.

●DieQualifikationdesRednersnennen;z.B.:WarumgeradedieserRedner?WarumhaterdasRecht,darüberzureden?

●DenNamendesRednersnennen.

WennderRednersichselbstvorstellenmuss,wirdererwähnen:

●Namen,Firma,InstitutionundPosition●DasThemaderRede●DieBedeutungdesThemasfürdieHörer●Undauch:seineQualifikationinBezugaufdasThema

KörperspracheDerRednergehtmitSchwung nachvorneundnimmtdiesenSchwungmitindieRede.Schwung,Engagement,Gefühle–dieTeilnehmerspürendas.ErstehtwährenddesVortragesauf beiden Beinen,dasGewichtistgleichverteilt,Füßehüftbreitauseinander.Ersolltenicht auf und ab gehen,weildiesdieAufmerk­samkeitdesPublikumsaufsichzieht.WermitdemOberkörperhin­undherwak­keltodernervösmitseinenHändenspielt,machtauchkeinengutenEindruck.DieKörpersprachesolltenichtzustarkvondemVortragundseinenInhaltenablenken.Möglichistz.B.,dassderRednernachjedemRedeabschnittseinePositionimRaumverändertunddeneigenen Raum erweitert.

DieHändehängen lockernebendemKörper, sokönnenredebegleitendeGestenvonuntenbegonnenwerden.ÜbrigenssolltedieKörperhaltungzurPersonpassen.DerRednersolltenichtversuchen,jemandandereszusein.LieberdieeigenenStär­kentrainierenundaufeinprofessionellesFeedbackachten.Das Publikum sollte einbezogen werden:vieleSichtkontakte:VisiernichtaufUnendlicheinstellenoder„gegendenHimmel“richten.MiteinzelnenPersonenrichtigdialogisieren(Blick).UndderRedneroderdieRednerinsollteauchnichtdenBlickständignachunteninsManuskriptsenken.Schließlich:WerständigaufseinenZettelstarrt,machtkeinenkompetentenundlebendigenEindruck.

Laut„DieZeit“vomMai1996 fandderPsychologe Jon Driver,dassMenscheneinanderbesserverstehen,wennsiedieMünderihrerGegenübersehen.Dasliegterstaunlicherweise nicht etwa daran, dass die Zuhörer und Zuhörerinnen demRednervondenLippenablesen.VielmehrbenutztdasNervensystemeinenTrick:WenndieEingangssignalezweierSinnesorganezusammenpassen,verstärkensieeinander. Folglich kann das Publikum den Redner besser hören, wenn es ihn deutlicher sieht. DeswegensolltevomVeranstalterdafürgesorgtwerden,dassjederimPublikumfreie Sicht auf den Rednerhat.

DerRedneroderdieRednerinmussimmerdarandenken:DasgesprocheneWortistflüchtig.DerZuhörerkannalsonichtnachlesen,wasernichtverstandenhat.DerRednersprichtdeshalbso,dassderZuhörerdemVortragauchdannfolgenkann,wennerunkonzentriert,überarbeitetoderungebildetist.

Schwung,EngagementundGefühl

Actio

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AnmerkungenStichwortliste zu den Redetechniken

Damit das „Was“ der Rede beim Zuhörer auch ankommt, muss es durch das „Wie“ unterstützt werden.

Sprechweise undGestik könnenhelfen,wichtigePunktehervorzuheben.BetonungenundlangsameSprechweisesinddabeiebensowichtigwieunterstreichendeGesten.

Blickkontakt Kein Scheibenwischerblick. Mit einerPersonlängerreden.KeinAblesen.

Dialogisch präsentieren Partnerwechseln.

Lautstärke Je nach Situation unterschiedlich lautreden. Beim Gebrauch einer Verstärker­anlage im Kammerton sprechen. OhneVerstärkerentsprechendderRaumgrößesprechen.

Sprache dem Publikum anpassen ZumBeispielbeiAnwesenheitvonNicht­Österreichern Standardsprache verwen­den.

Pausentechnik Eine kurze Pause vor dem RedebeginnisteinMuss.PausenzwischenGedankeneinschalten. Eine richtige Pausentechnikist ein Markenzeichen des guten Red­ners.

Identifikation EigenesDenkenundFühlenmussmitderAussage übereinstimmen. PräsentierenheißtimmerMitempfinden.

PannenWastun,wennmanwährenddesVortragssteckenbleibt?– Die Gruppe miteinbeziehen:„Kannmirjemandweiterhelfen?“– Ein humorvolles Zitat oder eine Anekdote:„BeimeinemerstenEinstellungsge­

sprächhabeichauchnichtweitergewusst...“– Rekapitulieren:Gesagteswiederholen– In die Pause retten– Sprechpause machen:z.B.Wassertrinken

Audiovisuelle MittelWerschwierigeInhaltevermittelnmöchte,solltenichtnurdarübersprechen,son­dern diese auch sichtbar machen, also visualisieren. Der Zuhörer behält mehr, wenn er oder sie Wesentliches auch sieht.Esheißt:„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“DenkenwirandenvisuellenTeilimtäglichenMiteinander,denBereichdernonverbalenKommunikation.Washeißtnun„Visualisierung“? „Visualisierung“ heißt „bildhafte Darstellung“.DieseoptischeDarstellungmussnicht das gesprochene Wort ersetzen,vielmehrist es ihr Ziel, z.B. die Aufmerksamkeit der Empfänger auf das Wesentliche zukonzentrieren,denRedeaufwand zu minimieren, Orientierungshilfenzugeben,Gesagtes zu ergänzen und zu vertiefenundschließlichdasBehaltenzufördern.Esisterwiesen,dassderZuhörerdurchzusätzlicheVisualisierungerheblichmehrInformationenaufnimmtalsalleindurchdasgesprocheneWort.Studienhabener­geben,dieInformationsaufnahmeerfolgtimDurchschnittzurund

●80 % über die Augen,●15 % über die Ohren, ●5 % über andere Sinnesorgane.

Pannen

VisualisierungderInhalte

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Anmerkungen DerMenschmerktsichca.●10 % von dem, was er liest oder hört,

●30 % von dem, was er sieht,

●50 % von dem, was er sieht und hört,

●90 % von dem, was er selber macht.

AllerdingssolltesichderRednernichthinterseinenBildernverstecken.Bilderreiches SprechenhatübrigenseinenähnlichenEffektwiedieVisualisierung.DestoklarerundeinprägsamerdieZusammenhängesind,destohörerfreundlicheristderVortrag.

PräsentationstechnikenDie älteste Präsentationstechnik ist wohl das „Zeigen eines Gegenstandes“. BeiderLeichenfeierfürdenermordetenCaesarließAntoniusdessenblutbeflecktesGe­wandausstellenundbrauchtesonurwenigeWorte,umdasVolkgegendieCaesar­Mörderaufzupeitschen.AuchinderzeitgenössischenPolitikwirddieZeige­Technikzunehmendangewandt.WennesüberdieseeinfacheTechnikhinausaberdarumgeht,wesentlicheAussageninschriftlicherFormfestzuhalten,dannbietensichz.B.folgendePräsentationstechnikenan:

Präsentationsmittel: Vorteil:

Gedrucktes Material Zuhörer und Zuhörerinnen haben etwas in derHand.

Tafel, White Board AnregungenausdemPublikumkönnenunmittelbaraufgegriffenwerden.

Flipchart Inhalte können vorstrukturiert oder dauerhaft präsentiert werden. Es kann leicht vorgezeichnetwerden,unddieBlättersindnachheralsPosterver­wendbar.

Pinnwand IdeenkönnenvordenAugenderZuhörergeordnetundgewichtetwerden.

Tageslicht­Projektor Größere Textmengen können mit geringem Auf­wandvisualisiertwerden.

Computergestützte Es kann möglichst kleinschrittig visualisiert oderPräsentation multimedial(Bilder,VideosundAudios)präsentiert

werden.

Den Visualisierungsmöglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt.

1. IdeenzuVisualisierungsmöglichkeitensammelnwiralsRednerschonbeiderIdeen­bzw.Materialsammlung;

�. beiderGliederungkönntemanzurbesserenÜbersichteineFolieentwickeln;

3. beim Ausformulieren merkt man, dass eine Visualisierung schlaglichtartigverdeutlichenkönnte,wasnurumständlichmitWortenausgedrücktwird;

4. eineVisualisierungdientauchals„Stichwortzettel“.

Fragen am Ende der RedeDurchdieBeantwortungvonFragenamEndeunsererRedehabenwirdieMöglichkeitzuerfahren,obunsereAusführungenrichtigverstandenwurden.DasisteineguteGelegenheit,UnklarheitenundMissverständnisseauszuräumen.DieEröffnungsfrage

Präsentationstechniken

FragenamEndederRede

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Anmerkungen„Wer hat die erste Frage?“beinhaltetschon,dassesdurchausnochmehrereFragengebenkann,undistdaherbesseralsdieFormulierung„Gibt es noch Fragen?“

WennkeineFragenkommen,liegteshäufigdaran,dasssichdieHörerundHörerin­nennichtsichergenugfühlen,umFragenzuformulieren.Dannkanneshelfen,wennderRednerdieersteFrageselbststellt.OftistdanndasEisgebrochen.

Was tun bei lästigen Fragen?MitFragenkann ineinerKommunikationssituationvielerreichtwerden.Fragen können aber auch sehr lästig sein.DerRednerkannundsollsichdagegenfolgen­dermaßenwehren:

Die Frage überhören „Diese Frage geht am Kern der Sache vorbei.Wirredenvon...Hiermüssenwirunbedingt...erwähnen,dass...“

Die Frage theoretisieren „Recht theoretisch diese Frage! In der Praxissehenwir,dass...“

Die Inkompetenz des „AlsFachmannmüsstenSiewissen,dass...“Fragestellers betonen

Das Thema begrenzen „Du beleuchtest mit deiner Frage ein völligthemenfremdes Gebiet. In unserem Gesprächsprachenwirvon...“

Die Frage bewerten „Entschuldigung. Diese Frage ist zu abstrakt.DieBevölkerungmöchtewissen,was...Deshalb...“

Die Frage interpretieren „DeineFragebeziehtsichauf ...Wirhaben je­dochden ...Aspektangesprochen.Dazumussichnochsagen:...“

Die Frage ersetzen „DeineFragestreiftdasThemanur.Diewichtig­steFragefürdasPublikumlautet:...?“HieraufkanndieAntwortaufdieErsatzfragegegebenwerden.

Die Frage neu adressieren „DieseFragemusstdudemPräsidentenstellen.Wirkönnenzu...sagen,dass...“

Die Frage eingrenzen „Bevor wir auf diese Frage eingehen können,müsstestduzuerstklären,wasduunter...ver­stehst.“

Die Frage einordnen „DuwiederholstdieseFragebereitszumdrittenMal. Nur mit anderen Worten. Ich denke, wirhaben diese Thematik ausführlich diskutiertundabschließendbeantwortet. Ichhabeschonzweimalgesagt:...(Kernaussage).“

Die Frage konkretisieren „Umwasgehtesdirgenau?“oder:„Konkreti­sieredieFragezu...“

Die Frageabsicht aufdecken „Was bezweckst du mit dieser verletzendenFrage?“

Die Frage zurückwerfen „MitdeinerFragesprichstdubereitsdieMaß­nahmenan.Zuerstmüssenwirnoch...thema­tischabschließen.“

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Anmerkungen Abwehren rhetorischer Angriffe

DieRednerinoderderRednerhatjedeAussagezuwürdigen.Manchmalkannesaberpassieren,dasseszupauschalenundabwertendenAngrif­fenunterdieGürtelliniekommt:

SolcheAngriffe●bringenvomThemaabodermachenmundtot;●sindnichtanInhalten,sondernanEmotionenorientiert;●sollendenoderdieRedner/­inindieDefensivedrängen.

Angriffez.B.mitKillerphrasenhinterlassenBetroffenheit,Hilflosigkeit,Verwirrung,Schuldgefühle,Kränkung,Empörung,Ärger,ZornundAggression.

DeroderdieRednerinsolltenichtdarauf einsteigen, was ausgesagt werden soll (Vermutung), sondern was tatsächlich gesagt wird. Bei solchen Angriffen ist zu empfehlen, sich als Redner nicht in Emotionen verstricken zu lassen undnieman­denvordemPublikumzu„zerlegen“.

– Gekonnt und klug reagieren! – Emotionalen Abstand gewinnen! – Aus der Defensive in die Offensive kommen! – Keine Rechtfertigungen oder Erklärungen!

RhetorischeAngriffe

BeiverbalenAngriffen

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AnmerkungenWie kann nun reagiert werden?

Gemeinsamkeiten betonen „Sindwirunseinig,dass...“;„wirwollenbeide,dass...“

Alternativantwort „ZudiesemThemagibteszwei(mehrere)Posi­tionen.“

Uneinigkeit EsgibtPunkte,woeskeineEinigunggibt.

Zwischenrufe „DasisteininteressanterAspekt,möchtenSiedasnähererläutern?“

„Klugscheißer“ „IchkennedieStudienicht,aberwennSiemei­nen,...erzählenSieunskurz...“Eskannnichtallesgewusstwerden.

Kurz und sachlich eingehen, „DashabenschonvielevorIhnenversucht“–korrigieren, dann fortfahren „Das deckt sich nicht mit meinem Kenntnis­

stand...bishergabeskeineVersuche...“ „Wie du ausschaust!“ – „Mein Aussehen tut

nichtszurSache.“ „WarummachstdusovieleFehler?“–„Ichsehe

dasanders“...

Kurz und sachlich eingehen. „Danke fürdeinenBeitrag ...wirwarenbeimKurz und sachlich Thema...“zurückweisen.

Absichtlich missverstehen „Das istabereinbesondersnettesKleid ...“–oder falsch interpretieren Oh,esgefälltdirauchsogutwiemir...“ „Na, da hat sich aber jemand besonders gut

vorbereitet...“–Ja,ichhabemichtatsächlich...beschäftigt.

„Wieduschonwiederausschaust!“–„DasistMode,gefälltesdirauchsogutwiemir?“

Ebenen­Themenwechsel „InZeiten...RezessionkönnensiedochnichtnochmehrGeldfürSozialleistungenfordern!“–„Habensieschonmalprobiertvon700€zuleben?“

Laszivität „Regdichdochnichtauf!“–„Woichdichdochsoaufregendfinde.“

„SostelltsichderkleineFranzidasvor.“–„WasgehtdichmeinkleinerFranzian?“

Hinterfragen­ „WaswollenSiedamitsagen?“Rück­Nachfragen „WarumziehenSiediesenSchluss?“ „Warum kommen Sie jetzt darauf zu spre­

chen?“ „Wie du schon wieder ausschaust!“ – „Wie

schaueichdennaus?“ „Dubistsounflexibel.“–„Wasmeinstdudamit?

WoranhastdudieseEigenschaftbemerkt?“

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AnmerkungenNebeltaktik „Du bist schon wieder so emotional.“ – „Ich

stimmedirzu,MenschenhabenEmotionen.“ „Sie machen doch hier nur für alle den Pau­

senclown.“–„IchstimmeIhnenzu,MenschenhabenunterschiedlicheZugängezuHumor.“

Aufdecken „GlaubenSiewirklich,dassSiedemgewachsensind?“ – „Sie haben mich gefragt ob ... damitunterstellenSiemir,dassSiemichnichtfürqua­lifiziertgenughalten...“„HabenSiemirsoebenUnwissenunterstellt?“

„DaswarjetzteineKillerphrase,kommenwirzurückzurSache.“

„Wieduschonwiederausschaust!“–„IchwertedeinenHinweisaufmeinÄußeresalsAusweich­manöver, jetzt sollten wir aber zurück zumThemakommen.“

Kontern/Übertrumpfen „IchhabedenEindruck,Siesindüberfordert.“–„BitteschließenSienichtvonsichaufandere.“

„Dubistsonaiv.“–„Ichbinliebernaivalssoeinabgebrühter...“

„Dubistsodominant.“–„HastdueinProblemmitdominantenMenschen...mitdominantenFrauen ... War deine Mutter eine dominanteFrau...Willstdudarübersprechen...?“

„Wie du schon wieder ausschaust!“ – „SchaudichdochselbstimSpiegelan.“

„Dubistsounflexibel.“–„Dafürbistdueinan­gepassterNormenheini.“

Ins Lächerliche ziehen „TypischFrau!“–„Wow,inBiologieimmereineEinsgehabt.“

„Dubistschonwiedersoagressiv.“–„Bisjetztbinichnurwütend,wennichaggressivwerde,fangenmeineAugenan...“

„Wieduschonwiederausschaust!“–„Ichgebeesjazu,ichhabeheutefrühganzedreiStundengebraucht,ummichsoherzurichten.Undallesnurfürdich.“

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Anmerkungen

Fragen zu Soziale Kompetenz 1Wir ersuchen Sie, die folgenden Fragen zu beantworten: *

1. Wir bereiten schriftlich eine Rede vor. Thema: „Betriebsratsarbeit im Wandel“WirfindeneinenRedeanfang(5–10Zeilen)

Wirführen3–4Argumentean(5–10Stichworte) WirfindeneinenRedeschluss(5–10Zeilen)

2. AufSeite9sinddierhetorischenDarstellungsmittelzufinden.WirsuchenunsfünfausundführenunsereeigenenBeispielean.

Name und Adresse:

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Anmerkungen

* Fernlehrgangsteilnehmer/­innen bitten wir, nach Abschluss der Fragenbeant­wortungdieSeite(n)mitdenFragenabzutrennenundzusendenan:

Fernlehrgang des Österreichischen Gewerkschaftsbundes 1010Wien,Laurenzerberg�

3. InwelcherSituationhabenwirLampenfieber?WiegehenwirmitLampenfieberum?