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MHD_2014_066_SM, 04/2014 (Änderungen und Druckfehler vorbehalten.) Fotos und Illustrationen: Frank Elschner, Michael Sommer, Ethicon | © Johnson & Johnson Medical GmbH, Medtronic GmbH, VKKD MICINSIGHT www.vkkd-kliniken.de Bulletin 1 » 2014 Nachrichten zur Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasiven Chirurgie Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie

MICINSIGHT - Nachrichten zur Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasiven Chirurgie

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Bulletin 1 >> 2014

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Page 1: MICINSIGHT - Nachrichten zur Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasiven Chirurgie

Neben dem Schamgefühl, den Befund dem behan-delnden Arzt zu schil-dern, sind die Patienten häufi g fortgeschrittenen Alters und bedürfen pfl egerischer Hilfe. Hinzu kommt nicht selten eine Demenz, wie in dem von uns vorgestellten

Fall, und der Patient vergisst schlichtweg, seinem Arzt davon zu berichten, zumal der Prolaps meist in guter Absicht vom Pfl ege-dienst reponiert wird.

Mit dem vorgestellten Operationsverfahren können wir Patienten schonend mit einem relativ geringen Risikoprofi l behandeln.

Verantwortlich Chefarzt Dr. med. Konstantinos Zarras Geschäftsführung Marien Hospital Düsseldorf Dr. Martin Meyer, Jürgen Braun

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MICINSIGHT

www.vkkd-kliniken.de

Bulletin 1 » 2014

Schwerpunkt Darm» Proktologische Funktionsdiagnostik

» Chronische Obstipation (Verstopfung)

» Stuhlinkontinenz (Stuhlhalteschwäche)

» Das Prinzip der SNS

» Externer Prolaps

Kontrolle sechs Wochen postoperativ

Nachrichten zur Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasiven Chirurgie

MICINSIGHT 1 » 2014Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie

Unser Leistungsspektrum Bevorzugt minimalinvasive Operationen an Dickdarm, Gallenblase, Blinddarm und bei Leistenhernien, Narbenhernien und anderen Hernien der Bauchwand (zertifiziert durch die Deutsche Hernien Gesellschaft DHG)

Chirurgie von Leber- und Lungenmetastasen Chirurgie des Magen-Darm-Trakts bei bösartigen und gutartigen Erkrankungen sowie bei Refluxbeschwerden

Operationen an der Schilddrüse und Nebenschilddrüse sowie an den Nebennieren

Proktologie Phlebologie Wundversorgung im Rahmen des InterdisziplinärenWundZent-rums (IWZ)

Assistenz für Ihre PatientenEin Krankenhausaufenthalt kann für einige Patienten familiäre, seelische oder wirtschaftliche Probleme mit sich bringen. Unser Sozialdienst assistiert Ihren Patienten und deren Angehörigen, die schwersten Sorgen zu bewältigen. Ihre Patienten sollen sich mög-lichst unbeschwert ihrer Genesung widmen können.Ihr Ansprechpartner Rolf WogatzkeTelefon (02 11) 44 00 - 62 09 Telefax (02 11) 44 00 - 26 [email protected]

Zentrales Aufnahme-Management (ZAM)Schwester ChristelTelefon (02 11) 44 00 - 63 21Schwester ChristinaTelefon (02 11) 44 00 - 63 22

Der Eingriff konnte problemlos in einer kurzen Narkose durchge-führt werden.

Die Patientin konnte voll kost-aufgebaut und mit normalem Stuhlgang am fünften postope-rativen Tag entlassen werden.

In der Kontrolle sechs Wochen nach Operation konnte die Patientin über einen kompletten Rück-gang der Beschwerden berichten. Es kam zu keinen Blutungen mehr und sie ist schmerzfrei.

Das Krankheitsbild des externen Rektumprolapses ist ein häufi g übersehener Befund.

Situs am Ende der OP

Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie

Ihre Ansprechpartner

Dr. med. Konstantinos ZarrasChefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie Telefon (02 11) 44 00 - 24 [email protected]

Dr. med. Joseph KankamLeitender Oberarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive ChirurgieTelefon (02 11) 44 00 - 63 [email protected]

Dr. med. Victoria Fernandez-JesbergErste Oberärztin der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive ChirurgieTelefon (02 11) 44 00 - 63 [email protected]

Dr. med. Gabriele LacknerOberärztin der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive ChirurgieTelefon (02 11) 44 00 - 63 [email protected]

Jens PlambeckOberarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive ChirurgieTelefon (02 11) 44 00 - 63 [email protected]

Page 2: MICINSIGHT - Nachrichten zur Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasiven Chirurgie

Proktologische Funktionsdiagnostik

In unserer proktologischen Sprech- stunde haben wir die Möglichkeit, unseren Patienten das komplette Spektrum einer proktologischen Funktionsdiagnostik anzubieten. Die Untersuchung findet auf einem bequemen vollautomati-schen Untersuchungsstuhl statt. So haben wir die Möglichkeit, die Standarduntersuchungen wie Prokto- und Rektoskopie in einer für den Patienten angenehmen Lage durchzuführen.

Des Weiteren verfügen wir über ein modernes 3D-Endosonogra-fiegerät. Neben der genauen Tumordiagnostik des Rektums und Analkanals kann so auch der Sphinkterapparat sonografisch dargestellt werden.

Komplettiert wird das Angebot der Funktionsdiagnostik durch eine hochauflösende 3D-Analma-nometrie. Durch die dreidimensi-onale Diagnostik können so z.B. funktionell inaktive Bereiche oder Narben im Schließmuskelapparat dargestellt werden. Die Untersu-chungszeit hat sich gegenüber einer Durchzugsmanometrie dras-tisch verkürzt, was wiederum die Untersuchung für den Patienten angenehmer gestaltet.

Chronische Obstipation (Verstopfung)

Etwa 20 Prozent der Bevölkerung in Industrienationen leiden zu-mindest zeitweilig unter Verstopfung. Weniger als drei Stuhlgänge pro Woche, harter Stuhlgang, häufiges Pressen, die Notwendigkeit von Einläufen etc. und das Gefühl der unvollständigen Entleerung über einen Zeitraum von über drei Monaten wird als Chronische Verstopfung bezeichnet. Unterteilt wird in Darmträgheit („slow transit”) und Entleerungsstörung. Bei letzterer führt in der Regel eine Beckenbodensenkung mit innerem Darmvorfall zu einer Verle-gung des Stuhlpassageweges. Abzugrenzen ist die Verlegung durch einen Tumor. Andere viel häufigere Ursachen sind unzureichende Flüssigkeits- und Ballaststoffaufnahme und die Nebenwirkung von Medikamenten.

Konservative Behandlung: Das Wichtigste bei der konservativen Behandlung einer Verstopfung ist die Umstellung der Lebensgewohnheiten sowie der Ernährung auf faserstoffreiche Kost und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr.

Chirurgische Behandlung: Bei innerem Darmvorfall ist eine Operation erforderlich. Hier gibt es verschiedene Techniken. Wir bevorzugen eine minimalinvasive Ope-rationsmethode, die sogenannte S.T.A.R.R-Technik, bei der über den After der defekte und blockierende Anteil des Mastdarms unter Verwendung eines Klammernahtgerätes (Stapler) entfernt wird.

Stuhlinkontinenz (Stuhlhalteschwäche)

Unter Stuhlinkontinenz versteht man den unkontrollierten Abgang von Winden, flüssigem oder festem Stuhl (Stuhlinkontinenz Grad I, II oder III). Wenn der ungewollte Stuhlabgang überhaupt nicht wahrgenommen wird, so spricht man von einer passiven Stuhlin-kontinenz, während bei der Drang-Stuhlinkontinenz der Darminhalt nicht lange genug zurückgehalten werden kann, bis eine Toilette erreicht wird. Bei den erkrankten Patienten handelt es sich entgegen weitläufiger Meinung keineswegs nur um alte, multimorbide Men-schen. Auch Patienten, die noch mitten im Leben stehen, können von einer Schließmuskelschwäche betroffen sein. Die Ursachen können sein: Geburtsverletzungen, neurologische Störungen (wie z.B. Bandscheibenvorfall, Multiple Sklerose, Diabetes, Rückenmarks-verletzungen) oder Operationen am Enddarm (z.B. bei Darmkrebs oder Vorfall des Mastdarms, Hämorrhoiden, Analfisteln). Nicht selten ist bei Frauen auch eine Beckenbodenschwäche für eine man-gelnde Kontinenz-Funktion verantwortlich. Permanentes verstärktes Pressen bei der Stuhlentleerung ist ebenfalls ein Risikofaktor für eine Schließmuskelschwäche.

Konservative Behandlung: Die Therapie sollte zu Beginn konservativ sein, eventuell reicht eine Stuhlregulation aus. Weiterführend kann Beckenbodengymnastik oder eine Biofeedback-Therapie hilfreich sein.

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Untersuchungsstuhl

High-Resolution 3D-Analmanometrie

3D-Endosonografie

Schematische Darstellung der S.T.A.R.R-Technik

Chirurgische Behandlung: Sollte z.B. ein Defekt im Bereich des Schließmuskels vorliegen, und die konservative Therapie reicht nicht aus, ist eventuell eine Operati-on notwendig, um den Defekt zu beheben. Des Weiteren steht uns mit der sakralen Nervenstimulation (SNS) ein modernes Verfahren zur Therapie der Stuhlinkontinenz zur Verfügung.

Das Prinzip der SNS Bei der sakralen Nervenstimulation gibt ein sogenannter Darm- oder Beckenbodenschrittmacher über ein dünnes Kabel (Elektrode) schwache elektrische Impulse an die Sakralnerven ab.

Dabei funktioniert der Beckenbodenschrittmacher ganz ähnlich wie ein Herzschrittmacher. Die Sakralnerven befinden sich etwa 10 cm oberhalb des Steißbeins. Sie sind Teil des peripheren Nervensystems und haben also mit dem Rückenmark nichts zu tun. Über diese Ner-ven wird die Kontinenz-Funktion von Enddarm und Blase gesteuert. Mit Hilfe von schwachen elektrischen Impulsen, die von den meisten Patienten kaum oder gar nicht wahrgenommen werden, werden die entsprechenden Nerven „moduliert“, so dass die natürlichen Kontinenz-Reflexe wiederhergestellt werden. Darüber hinaus wird auch der Tonus des Schließmuskels wieder normalisiert.

Alle Implantate – sowohl Beckenbodenschrittmacher als auch Kabel – befinden sich unter der Haut, so dass diese im Allgemeinen von außen nicht bemerkt werden können. Der Beckenbodenschrittma-cher besitzt die Größe eines Herzschrittmachers und wird üblicher-weise im oberen Gesäßbereich implantiert.

Wie bei den Herzschrittmachern handelt es sich bei der Sakralner-venstimulation (SNS) um eine ausgereifte Technik, die seit mehr als 15 Jahren im Einsatz ist. Insgesamt wurden bisher weltweit mehr als 100.000 Patienten mit dieser Methode behandelt.Da dieser Schrittmacher auch die Blase reguliert, wird die sakrale Nervenstimulation (SNS) gleichermaßen auch bei Harninkontinenz (überaktive Blase) eingesetzt. Wenn eine derartige doppelte Inkon-tinenz vorliegt, kann die sakrale Nervenstimulation beide Störungen gleichzeitig behandeln.

Für Patienten mit kompletter Querschnittslähmung ist die Sakralner-venstimulation allerdings nicht geeignet.

Weitere Indikationen für die SNS: Darüber hinaus wird die Sakralnervenstimulation bei atoner oder schlaffer Blase eingesetzt, wenn also die Blase beim Wasserlassen nur unzureichend entleert werden kann. Es verbleiben dann hohe

Restharnmengen in der Blase. Wenn die Blase gar nicht mehr ohne Katheter entleert werden kann, spricht man auch von einer Retention.Auch bei bestimmten Formen der chro- nischen Verstopfung kann die sakrale Nervenstimulation hilfreich sein, wenn z.B. eine stark verlangsamte Passage des Darminhaltes vorliegt („Slow-Transit-Obstipation“). Nicht zuletzt wird die sakrale Nerven-stimulation in Einzelfällen auch bei chronischem Beckenschmerz (Pelvic Pain, Painful Bladder Syndrom) oder analem Schmerz eingesetzt.

Externer Prolaps

Die Behandlung mit dem Contour-Transtar-Stapler ist ein schonendes Operations-verfahrenEine 79-jährige Patientin stellte sich uns mit seit einem halben Jahr bestehenden Beschwerden vor. Sie klagte über eine erschwer-te Defäkation mit teilweise starken Schmerzen und blutigen Abgängen. Bei der Patientin besteht eine Altersdemenz und sie wird von einem Pflegedienst betreut.

In der primären Vorstellung konnte ein externer Rektumpro-laps festgestellt werden. Es zeigten sich bereits Schleim-hautulzerationen. Laut Tochter der Patientin wurde der Prolaps bisher regelmäßig vom Pflege-dienst reponiert, stellte sich aber binnen kürzester Zeit erneut ein.

Wir besprachen mit der Patientin und ihrer Tochter ein, gerade für den älteren, eventuell multimor-biden Patienten, schonendes transanales Resektionsverfahren mit dem Contour-Transtar-Stapler.

Beckenbodenschrittmacher

Schematische Darstellung der SNS-Technik

Präoperativer Befund des externen Rektumprolapses mit Schleimhaut-ulzerationen

Intraoperativer Situs, der Prolaps wird in zwei Teile geteilt

Resektion des Prolapses mit dem Contour-Transtar-Stapler

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Proktologische Funktionsdiagnostik

In unserer proktologischen Sprech- stunde haben wir die Möglichkeit, unseren Patienten das komplette Spektrum einer proktologischen Funktionsdiagnostik anzubieten. Die Untersuchung findet auf einem bequemen vollautomati-schen Untersuchungsstuhl statt. So haben wir die Möglichkeit, die Standarduntersuchungen wie Prokto- und Rektoskopie in einer für den Patienten angenehmen Lage durchzuführen.

Des Weiteren verfügen wir über ein modernes 3D-Endosonogra-fiegerät. Neben der genauen Tumordiagnostik des Rektums und Analkanals kann so auch der Sphinkterapparat sonografisch dargestellt werden.

Komplettiert wird das Angebot der Funktionsdiagnostik durch eine hochauflösende 3D-Analma-nometrie. Durch die dreidimensi-onale Diagnostik können so z.B. funktionell inaktive Bereiche oder Narben im Schließmuskelapparat dargestellt werden. Die Untersu-chungszeit hat sich gegenüber einer Durchzugsmanometrie dras-tisch verkürzt, was wiederum die Untersuchung für den Patienten angenehmer gestaltet.

Chronische Obstipation (Verstopfung)

Etwa 20 Prozent der Bevölkerung in Industrienationen leiden zu-mindest zeitweilig unter Verstopfung. Weniger als drei Stuhlgänge pro Woche, harter Stuhlgang, häufiges Pressen, die Notwendigkeit von Einläufen etc. und das Gefühl der unvollständigen Entleerung über einen Zeitraum von über drei Monaten wird als Chronische Verstopfung bezeichnet. Unterteilt wird in Darmträgheit („slow transit”) und Entleerungsstörung. Bei letzterer führt in der Regel eine Beckenbodensenkung mit innerem Darmvorfall zu einer Verle-gung des Stuhlpassageweges. Abzugrenzen ist die Verlegung durch einen Tumor. Andere viel häufigere Ursachen sind unzureichende Flüssigkeits- und Ballaststoffaufnahme und die Nebenwirkung von Medikamenten.

Konservative Behandlung: Das Wichtigste bei der konservativen Behandlung einer Verstopfung ist die Umstellung der Lebensgewohnheiten sowie der Ernährung auf faserstoffreiche Kost und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr.

Chirurgische Behandlung: Bei innerem Darmvorfall ist eine Operation erforderlich. Hier gibt es verschiedene Techniken. Wir bevorzugen eine minimalinvasive Ope-rationsmethode, die sogenannte S.T.A.R.R-Technik, bei der über den After der defekte und blockierende Anteil des Mastdarms unter Verwendung eines Klammernahtgerätes (Stapler) entfernt wird.

Stuhlinkontinenz (Stuhlhalteschwäche)

Unter Stuhlinkontinenz versteht man den unkontrollierten Abgang von Winden, flüssigem oder festem Stuhl (Stuhlinkontinenz Grad I, II oder III). Wenn der ungewollte Stuhlabgang überhaupt nicht wahrgenommen wird, so spricht man von einer passiven Stuhlin-kontinenz, während bei der Drang-Stuhlinkontinenz der Darminhalt nicht lange genug zurückgehalten werden kann, bis eine Toilette erreicht wird. Bei den erkrankten Patienten handelt es sich entgegen weitläufiger Meinung keineswegs nur um alte, multimorbide Men-schen. Auch Patienten, die noch mitten im Leben stehen, können von einer Schließmuskelschwäche betroffen sein. Die Ursachen können sein: Geburtsverletzungen, neurologische Störungen (wie z.B. Bandscheibenvorfall, Multiple Sklerose, Diabetes, Rückenmarks-verletzungen) oder Operationen am Enddarm (z.B. bei Darmkrebs oder Vorfall des Mastdarms, Hämorrhoiden, Analfisteln). Nicht selten ist bei Frauen auch eine Beckenbodenschwäche für eine man-gelnde Kontinenz-Funktion verantwortlich. Permanentes verstärktes Pressen bei der Stuhlentleerung ist ebenfalls ein Risikofaktor für eine Schließmuskelschwäche.

Konservative Behandlung: Die Therapie sollte zu Beginn konservativ sein, eventuell reicht eine Stuhlregulation aus. Weiterführend kann Beckenbodengymnastik oder eine Biofeedback-Therapie hilfreich sein.

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High-Resolution 3D-Analmanometrie

3D-Endosonografie

Schematische Darstellung der S.T.A.R.R-Technik

Chirurgische Behandlung: Sollte z.B. ein Defekt im Bereich des Schließmuskels vorliegen, und die konservative Therapie reicht nicht aus, ist eventuell eine Operati-on notwendig, um den Defekt zu beheben. Des Weiteren steht uns mit der sakralen Nervenstimulation (SNS) ein modernes Verfahren zur Therapie der Stuhlinkontinenz zur Verfügung.

Das Prinzip der SNS Bei der sakralen Nervenstimulation gibt ein sogenannter Darm- oder Beckenbodenschrittmacher über ein dünnes Kabel (Elektrode) schwache elektrische Impulse an die Sakralnerven ab.

Dabei funktioniert der Beckenbodenschrittmacher ganz ähnlich wie ein Herzschrittmacher. Die Sakralnerven befinden sich etwa 10 cm oberhalb des Steißbeins. Sie sind Teil des peripheren Nervensystems und haben also mit dem Rückenmark nichts zu tun. Über diese Ner-ven wird die Kontinenz-Funktion von Enddarm und Blase gesteuert. Mit Hilfe von schwachen elektrischen Impulsen, die von den meisten Patienten kaum oder gar nicht wahrgenommen werden, werden die entsprechenden Nerven „moduliert“, so dass die natürlichen Kontinenz-Reflexe wiederhergestellt werden. Darüber hinaus wird auch der Tonus des Schließmuskels wieder normalisiert.

Alle Implantate – sowohl Beckenbodenschrittmacher als auch Kabel – befinden sich unter der Haut, so dass diese im Allgemeinen von außen nicht bemerkt werden können. Der Beckenbodenschrittma-cher besitzt die Größe eines Herzschrittmachers und wird üblicher-weise im oberen Gesäßbereich implantiert.

Wie bei den Herzschrittmachern handelt es sich bei der Sakralner-venstimulation (SNS) um eine ausgereifte Technik, die seit mehr als 15 Jahren im Einsatz ist. Insgesamt wurden bisher weltweit mehr als 100.000 Patienten mit dieser Methode behandelt.Da dieser Schrittmacher auch die Blase reguliert, wird die sakrale Nervenstimulation (SNS) gleichermaßen auch bei Harninkontinenz (überaktive Blase) eingesetzt. Wenn eine derartige doppelte Inkon-tinenz vorliegt, kann die sakrale Nervenstimulation beide Störungen gleichzeitig behandeln.

Für Patienten mit kompletter Querschnittslähmung ist die Sakralner-venstimulation allerdings nicht geeignet.

Weitere Indikationen für die SNS: Darüber hinaus wird die Sakralnervenstimulation bei atoner oder schlaffer Blase eingesetzt, wenn also die Blase beim Wasserlassen nur unzureichend entleert werden kann. Es verbleiben dann hohe

Restharnmengen in der Blase. Wenn die Blase gar nicht mehr ohne Katheter entleert werden kann, spricht man auch von einer Retention.Auch bei bestimmten Formen der chro- nischen Verstopfung kann die sakrale Nervenstimulation hilfreich sein, wenn z.B. eine stark verlangsamte Passage des Darminhaltes vorliegt („Slow-Transit-Obstipation“). Nicht zuletzt wird die sakrale Nerven-stimulation in Einzelfällen auch bei chronischem Beckenschmerz (Pelvic Pain, Painful Bladder Syndrom) oder analem Schmerz eingesetzt.

Externer Prolaps

Die Behandlung mit dem Contour-Transtar-Stapler ist ein schonendes Operations-verfahrenEine 79-jährige Patientin stellte sich uns mit seit einem halben Jahr bestehenden Beschwerden vor. Sie klagte über eine erschwer-te Defäkation mit teilweise starken Schmerzen und blutigen Abgängen. Bei der Patientin besteht eine Altersdemenz und sie wird von einem Pflegedienst betreut.

In der primären Vorstellung konnte ein externer Rektumpro-laps festgestellt werden. Es zeigten sich bereits Schleim-hautulzerationen. Laut Tochter der Patientin wurde der Prolaps bisher regelmäßig vom Pflege-dienst reponiert, stellte sich aber binnen kürzester Zeit erneut ein.

Wir besprachen mit der Patientin und ihrer Tochter ein, gerade für den älteren, eventuell multimor-biden Patienten, schonendes transanales Resektionsverfahren mit dem Contour-Transtar-Stapler.

Beckenbodenschrittmacher

Schematische Darstellung der SNS-Technik

Präoperativer Befund des externen Rektumprolapses mit Schleimhaut-ulzerationen

Intraoperativer Situs, der Prolaps wird in zwei Teile geteilt

Resektion des Prolapses mit dem Contour-Transtar-Stapler

Page 4: MICINSIGHT - Nachrichten zur Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasiven Chirurgie

Neben dem Schamgefühl, den Befund dem behan-delnden Arzt zu schil-dern, sind die Patienten häufi g fortgeschrittenen Alters und bedürfen pfl egerischer Hilfe. Hinzu kommt nicht selten eine Demenz, wie in dem von uns vorgestellten

Fall, und der Patient vergisst schlichtweg, seinem Arzt davon zu berichten, zumal der Prolaps meist in guter Absicht vom Pfl ege-dienst reponiert wird.

Mit dem vorgestellten Operationsverfahren können wir Patienten schonend mit einem relativ geringen Risikoprofi l behandeln.

Verantwortlich Chefarzt Dr. med. Konstantinos Zarras Geschäftsführung Marien Hospital Düsseldorf Dr. Martin Meyer, Jürgen Braun

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Schwerpunkt Darm» Proktologische Funktionsdiagnostik

» Chronische Obstipation (Verstopfung)

» Stuhlinkontinenz (Stuhlhalteschwäche)

» Das Prinzip der SNS

» Externer Prolaps

Kontrolle sechs Wochen postoperativ

Nachrichten zur Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasiven Chirurgie

MICINSIGHT 1 » 2014Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie

Unser Leistungsspektrum Bevorzugt minimalinvasive Operationen an Dickdarm, Gallenblase, Blinddarm und bei Leistenhernien, Narbenhernien und anderen Hernien der Bauchwand (zertifiziert durch die Deutsche Hernien Gesellschaft DHG)

Chirurgie von Leber- und Lungenmetastasen Chirurgie des Magen-Darm-Trakts bei bösartigen und gutartigen Erkrankungen sowie bei Refluxbeschwerden

Operationen an der Schilddrüse und Nebenschilddrüse sowie an den Nebennieren

Proktologie Phlebologie Wundversorgung im Rahmen des InterdisziplinärenWundZent-rums (IWZ)

Assistenz für Ihre PatientenEin Krankenhausaufenthalt kann für einige Patienten familiäre, seelische oder wirtschaftliche Probleme mit sich bringen. Unser Sozialdienst assistiert Ihren Patienten und deren Angehörigen, die schwersten Sorgen zu bewältigen. Ihre Patienten sollen sich mög-lichst unbeschwert ihrer Genesung widmen können.Ihr Ansprechpartner Rolf WogatzkeTelefon (02 11) 44 00 - 62 09 Telefax (02 11) 44 00 - 26 [email protected]

Zentrales Aufnahme-Management (ZAM)Schwester ChristelTelefon (02 11) 44 00 - 63 21Schwester ChristinaTelefon (02 11) 44 00 - 63 22

Der Eingriff konnte problemlos in einer kurzen Narkose durchge-führt werden.

Die Patientin konnte voll kost-aufgebaut und mit normalem Stuhlgang am fünften postope-rativen Tag entlassen werden.

In der Kontrolle sechs Wochen nach Operation konnte die Patientin über einen kompletten Rück-gang der Beschwerden berichten. Es kam zu keinen Blutungen mehr und sie ist schmerzfrei.

Das Krankheitsbild des externen Rektumprolapses ist ein häufi g übersehener Befund.

Situs am Ende der OP

Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie

Ihre Ansprechpartner

Dr. med. Konstantinos ZarrasChefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie Telefon (02 11) 44 00 - 24 [email protected]

Dr. med. Joseph KankamLeitender Oberarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive ChirurgieTelefon (02 11) 44 00 - 63 [email protected]

Dr. med. Victoria Fernandez-JesbergErste Oberärztin der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive ChirurgieTelefon (02 11) 44 00 - 63 [email protected]

Dr. med. Gabriele LacknerOberärztin der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive ChirurgieTelefon (02 11) 44 00 - 63 [email protected]

Jens PlambeckOberarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive ChirurgieTelefon (02 11) 44 00 - 63 [email protected]