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1 KLINIK FÜR KLAUENTIERE VETERINÄRMEDIZINISCHE FAKULTÄT DER UNIVERSITÄT LEIPZIG Milchproduktion und Tiergesundheit Tiergesundheitsmanagement und Herdenmanagement – Zwei Namen für die gleiche Sache? Prof. Alexander Starke Dr. Fanny Ebert Wissenstransfer zur Verbesserung der Wirtschaftsleistung landwirtschaftlicher Betriebe Leipzig, 27. September 2019 Welche Fragen stellen wir uns ? Wie und warum erkranken Tiere ? Wie erkenne ich kranke Tiere ? Welche Prognose hat die Erkrankung ? Wie behandle ich das erkrankte Tier ? Wie erhalte ich Tiere gesund ? Welche Indikatoren zeigen mir das Risiko einer Erkrankung ? Woran erkenne ich das gesunde Tier ? Wie kann ich Gesundheitsmonitoring auf Bestandsebene realisieren ? Diagnostik / Prognose Pathogenese / Prophylaxe Fruchtbarkeit als multifaktorielles Geschehen „Fruchtbarkeit ist keine einfache Eigenschaft, sie ergibt aus der Wechselwirkung vieler Faktoren“ (Prof. A. Wehrend) Besamung Samenqualität Inseminationstechnik Brunstbeobachtung Besamungszeitpunkt Genetik „biologisches Fundament“ Chromosomenanomalien Inzucht Uterus morphologische, funktionelle Abweichungen Endometritis subclinica Umwelt hohe Temperaturen / Luftfeuchtigkeit, Haltung, Stallbau Ovar verzögerte Ovulation, Corpus luteum - Insuffizienz ? Erreger Bakterien, Pilze, Parasiten, Viren Management Fütterung, Abläufe, Tiergruppen, Mitarbeiter

Milchproduktion und Tiergesundheit

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Page 1: Milchproduktion und Tiergesundheit

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KLINIK FÜR KLAUENTIEREVETERINÄRMEDIZINISCHE FAKULTÄT DER UNIVERSITÄT LEIPZIG

Milchproduktion und Tiergesundheit

Tiergesundheitsmanagement und

Herdenmanagement – Zwei Namen für die gleiche

Sache?

Prof. Alexander Starke

Dr. Fanny Ebert

Wissenstransfer zur Verbesserung der Wirtschaftsleistung

landwirtschaftlicher Betriebe

Leipzig, 27. September 2019

Welche Fragen stellen wir uns ?

Wie und warum erkranken Tiere ?

Wie erkenne ich kranke Tiere ?

Welche Prognose hat die Erkrankung ?

Wie behandle ich das erkrankte Tier ?

Wie erhalte ich Tiere gesund ?

Welche Indikatoren zeigen mir das Risiko einer Erkrankung ?

Woran erkenne ich das gesunde Tier ?

Wie kann ich Gesundheitsmonitoring auf Bestandsebene realisieren ?

Diagnostik / Prognose

Pathogenese / Prophylaxe

Fruchtbarkeit als multifaktorielles Geschehen

„Fruchtbarkeit ist keine einfache Eigenschaft, sie ergibt aus der

Wechselwirkung vieler Faktoren“ (Prof. A. Wehrend)

Besamung

Samenqualität Inseminationstechnik Brunstbeobachtung

Besamungszeitpunkt

Genetik

„biologisches Fundament“ Chromosomenanomalien

Inzucht

Uterus

morphologische, funktionelle

Abweichungen Endometritis

subclinica

Umwelt

hohe Temperaturen / Luftfeuchtigkeit, Haltung,

Stallbau

Ovar

verzögerte Ovulation, Corpus luteum -

Insuffizienz ?

Erreger

Bakterien, Pilze, Parasiten, Viren

Management

Fütterung, Abläufe, Tiergruppen, Mitarbeiter

Page 2: Milchproduktion und Tiergesundheit

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Risikofaktoren für Mastitis

Infektionserreger(kuh-assoziiert, Umweltkeime…)

Melkhygiene / Melken(Predippen, Reinigung, Dippen, Anzahl Melkungen, Melkintervall…)

Melkmaschine(Karussell, Seit-bei-Seit, Vaccum…)

Umwelt(Stall, Klima, Liegeboxen, Einstreu, Lauffläche, Hygiene, Fütterung…)

Tierindividuell(Rasse, Laktationstag, Alter, Laktationszahl, individuelle Situation, Gesundheitsstatus, Zellzahl, Stress, Zitzenverletzungen, Euterkondition…)

Tierspezifisch

Management

Mastitis: multifaktorielle Faktorenerkrankung

erfordert komplexen Lösungsansatz

Klauenerkrankungen sind Faktorenerkrankungen

Haltung & Management

Mitarbeiterqualifikation

Laufflächen

Liegeboxen

Überbelegung

Verletzungsgefahr

Genetik

Klauenbeschaffenheit

Gliedmaßenstellung

Zwischenklauenspalt

Ballenhöhe

Immunität

tierspezifisch

Streß – Überbelegung

Krankheiten – Endotoxämien

Hygiene

Umwelterreger

Klauenbad

Klauenpflege

Instabilere, kleinere

Klaue

Fehlbelastung

Fehlstellung

Fütterung

Tier-Fressplatz-Verhältnis

Rationsgestaltung

Futtervorlage

Bewegungsablauf

Erfolgskonzept von Spitzenbetrieben

beste Futtergrundlagen, gute Rationsgestaltung, tagesaktuelle Rationskontrolle und –

anpassung

ausreichende Anzahl sehr gut ausgebildeter Angestellter (guter Umgang mit Kühen, kranke oder lahme Kühe rechtzeitig und adäquat behandeln)

Minimierung von Lahmheiten, gute Liegeboxeneinstreu, Gummilaufböden im Melkstand, regelmäßiger professioneller Klauenschnitt, richtige Klauenbäder, evt. Weidezugang

Hohe Trächtigkeitsraten - gute Brunsterkennung, weniger Kühen/Besamungstechniker,

niedrigere Besatzdichte, Vermeiden von Hitzestress (Einbau von Ventilatoren)

Optimales Abkalbemanagement - Geburtsüberwachung, perfekt ausgebildetes Personal,

Hygiene, stadienadaptiertes Vorgehen

Hohe Herdengesundheit bei Frischkalbern - ausreichend Fressplätze, bequemer Platz zum

Liegen, niedriger Tierbesatz während Transitphase, keine Umstallung in Woche vor Kalbung

Exzellente Eutergesundheit – saubere Zitzenkuppen, frühe Erkennung von Mastitiden, saubere Euter

Kein Hitzestress - natürliche Belüftung, Ventilatoren, Sprühnebelanlagen

sichere und effiziente leistungserhöhende Maßnahmen/Technologien, bspw. 3-mal Melken

(mod. nach Cook et al. 2015)

Spitzenbetriebe machen in allen Bereichen

alles richtig !

Page 3: Milchproduktion und Tiergesundheit

3

Erkrankungen – Milchleistung( Wangler und Sanftleben ; Tierärztliche Praxis (G) 2007 )

Herdenmanagement ist Datenmanagement !

HerdeWKlaueITB/ZMSFutterR

Molkerei

Technik (mobil, Aktivität)

Lufa, DLG Berater

Klauenpfleger

Tierärzte

Besamungsorganisation/Zuchtverband

Labor

Fruchtbarkeitskennzahlen / -kennziffern

Indikatoren zur Beurteilung der Herdenfruchtbarkeit

Erkennung von Veränderungen der Fruchtbarkeitssituation

Erkennung von Störungen (im Besonderen: subklinische)

Beurteilung des Managements

Festlegung von Sollwerten

Page 4: Milchproduktion und Tiergesundheit

4

Fruchtbarkeitskennzahlen / -kennziffern

Welche Kennzahl wähle ich aus ?

Fruchtbarkeitskennzahlenhttp://www.portal-rind.de

Abgangsrate

Abkalberate

Anteilige Färsenkalbungen

Anzahl Besamungen

Anzahl Portionen

Auswertbare Besamungen

Auswertbare Erstbesamungen

Besamungsaufwand

Besamungsaufwand für nicht tragende Tiere

Besamungserfolg

Besamungsindex

Besamungsindex je Besamer

Brunsterkennungsrate

Brunstnutzungsrate

Doppelbesamungen

Erstbesamungen

Erstbesamungsalter

Erstbesamungserfolg

Erstbesamungsindex

Erstkalbealter

Fertilitätsstatus

Freiwillige Wartezeit

Folgebesamungen in der gleichen Brunst

Gesamtbesamungen

Gesamtindex

Gesamtträchtigkeit

Güstzeit

Konzeptionsrate

Merzungsrate

Nachbesamungen

Nichträchtigkeitsindex

Non-Return-Rate 90

Non-Return-Rate 56

Fruchtbarkeitskennzahlenhttp://www.portal-rind.de

Nutzungsdauer

Physiologisch bedingte Mindestrastzeit

Portionsindex

Portionsaufwand

Pregnancyrate

Rastzeit

Reproduktionsrate

Remontierungsrate

Serviceperiode

Trächtigkeitsindex

Trächtigkeitsrate

Trächtigkeitsrate aus Erstbesamungen

Trächtigkeitsrate aus Nachbesamungen

Trächtigkeitsrate gesamt

Unfreiwillige Wartezeit

Verzögerungszeit

Voraussichtliche Zwischenkalbezeit

Wiederholungsbesamungen

Wiederbesamungsintervall

Zwischenbesamungszeit

Zwischenkalbezeit

Zwischentragezeit

Betriebsindividuell Kennzahlen identifizieren

und kontinuierlich überwachen !

Page 5: Milchproduktion und Tiergesundheit

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KLAUENTIERMEDIZINVETERINÄRMEDIZINISCHE FAKULTÄT DER UNIVERSITÄT LEIPZIG

Untersuchung und Bewertung der

Haupteinflussfaktoren auf die Entstehung

von infektiösen Klauenerkrankungen des

Dermatitis Digitales - Komplexes

Dr. E. Ulrich, Dr. F. Ebert, A. Cerna

Prof. Alexander Starke

FTA für Rinder, Dip. ECBHM

0341-9738361

[email protected]

Ziel des Projektes

Epidemiologische Situation der Dermatitis digitalis in Projektbetrieben erfassen

Schlussfolgerungen und Empfehlungen für das Tiergesundheitsmanagement im

Bereich - Dermatitis digitalis und interdigitalis erarbeitet

− Untersuchung und Bewertung der Haupteinflussfaktoren im Bereich Haltung und

Management auf die Entstehung von infektiösen Klauenerkrankungen

− betriebsspezifische Systeme einer stadienorientierten Prophylaxe und Therapie erarbeiten

− Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit prüfen

− Diagnostikstandards und Handlungsempfehlungen zur Vermeidung der Erkrankung

erarbeitet

− Aus- und Weiterbildung von Landwirten, Klauenpflegern und Tierärzten einfließen

− fachübergreifende, landesweit operierende Expertenrunde zum Thema – Klauen- und

Gliedmaßengesundheit – etablieren

Studienbetriebe

11 sächsische Milchproduktionsbetriebe

∅ 735 (46 – 1646) Milchkühe

10 mit + 1 ohne Dermatitis digitalis - Problem

Liegeboxen-Laufstall

Dokumentation mit „Herde“ dsp agrosoft

regelmäßige Klauenpflege und –behandlung durch qualifizierte Fachkraft

gestalteter Arbeitsplatz zur Klauenpflege und -behandlung

Page 6: Milchproduktion und Tiergesundheit

6

Wie erfasse ich das Problem ?

Haltungssystem

Betreuungsmanagement

Futter- und Tränkverfahren

Melkverfahren

Geburts- und Besamungshygiene

Betriebskennzahlen

Arbeitsorganisation

Quarantäne und Krankenisolierung

Biosicherheit

Tiergesundheits-management

Klauengesundheits-management

„Systemanalyse“

Deutschland - mittlere Prävalenz 45 % ( 25 – 58% ) ( Winckler und Brill, 2004 )

80 – 90 % Klauenerkrankungen ( Mc Lennan 1988; Tranter and Morris 1991 )

reduzierte Milchleistung ( Green et al., 2002 )

verminderte Fertilität ( Melendez et al., 2003 )

Lahmheit als Ausdruck von Schmerz und Leiden ( Janßen, et al., 2010 )

Wie stehen unsere Betriebe da ?

Betriebe Min Max Medianwert

Lahmheitsgrad ≥ 3 6 % 57 % 34 % 43 %

Deutschland - mittlere Prävalenz 45 % ( 25 – 58% ) ( Winckler und Brill, 2004; Ebert et al., 2018 )

Lahmheitsgrad der Tiere der Projektbetriebe

Page 7: Milchproduktion und Tiergesundheit

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?Ist

Lahmheitsgrad

eine geeignete Kennzahl ?

ProjektbetriebeLahmheitsscore

≥ 3

Jungvieh 15 %

Färsen 29 %

Trockensteher 74 %

Vorbereiter 30 %

Sperrgruppe 27 %

Frischmelker 54 %

Melkende Kühe 58 %

Betriebsbesuch Sept. 2018 15 - 74 %

Betrieb mit Problem – Zellzahl /

Eutergesundheit

Lahme Tiere führen zu Verlusten und kosten Geld !

Lahmheit – unabhängig vom Grad – ist Ausdruck von

Schmerz !

Eine hohe Zahl lahmer Tiere ist daher

ökonomisch unsinnig

aus Gründen des Tierschutzes nicht akzeptabel

Investitionen in Wohlbefinden der Tiere sind

Investitionen in den Betriebserfolg !

Page 8: Milchproduktion und Tiergesundheit

8

Kuhkomfort verbessern

Stress vermeiden

Futteraufnahme maximieren

Über- und Unterkonditionierung in Trockensteherphase

vermeiden

Intensive Überwachung der Frischabkalber

Prophylaxe ist das effektivste

Bekämpfungsmittel !

Bestand

Einzeltier

Organ

Zelle

Bioptat

Zellkultur

Methoden / Ebenen zur Beurteilung der

SituationRisikoabschätzung anhand

Vorbericht ( Frischabkalber ) und klinische Untersuchung

( keine Futteraufnahme, gedämpft, schwankender Gang,

Festliegen - hepatische Encephalopathie ), Ketose

( Beurteilung der Körperkondition auf Basis des

Laktationsstatus - fett zum Zeitpunkt der Abkalbung )

Risikoabschätzung über Leberbiopsie oder

Blutuntersuchungen ( wiederholte Untersuchung alle 2

Tage (BHB, NEFA, Bilirubin, Cholesterol, Ammonia)

deutliche Abweichung oder keine Verbesserung

( Milchprobenuntersuchung )

Duffield ( 2000 ), Wittek und Fürll (2002)

Risiko zu erkranken bei Kühen mit unterschiedlicher

Körperkondition

% Kühe mit Serum BHB >1,2 mmol/l

Subklinische Ketose

Verschiedene Erkrankungen

McArt et al. (2013)

Grenzwert für

subklinische Ketose post partum

1,2 – 1,4 mmol/l BHB

Seifi et al. (2010), McArt et al. (2013)

Lipomobilisation peripartal

1,0 mmol/l NEFA

Page 9: Milchproduktion und Tiergesundheit

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Betahydroxybutyrat (BHB) – Messung

Schnelltest

A. Überprüfung der Eignung des WellionVet-Systems zur Analyse BHB-

Konzentration unter Feldbedingungen

B. Vergleich der Analyse von Blut aus der V. jugularis mit V./A. coccygea- und

Kapillargefäßen (Wellion)

Duffield ( 2000 ), Wittek und Fürll (2002)

Risiko zu erkranken bei Kühen mit unterschiedlicher

Körperkondition

% Kühe mit Serum BHB >1,2 mmol/l

Subklinische Ketose

Verschiedene Erkrankungen

McArt et al. (2013)

Grenzwert für

subklinische Ketose post partum

1,2 – 1,4 mmol/l BHB

Bicalho et al. (2017)

? BHB-, NEFA-Konzentration p.p. kein Effekt

auf Auftreten von Fruchtbarkeitsstörungen

oder Metritis, Milchleistung ?

Seifi et al. (2010), McArt et al. (2013)

Lipomobilisation peripartal

1,0 mmol/l NEFA

Body Condition Scroe ( BCS ) (Edmondson et al. 1989)

Sonographische Messung der Rückenfettdicke(Staufenbiel 1993)

Indirekte Erfassung des Leberfettgehaltes

über Beurteilung der Körperkondition

Insgesamt recht ungenau,

zu Laktationsbeginn einigermaßen sicher !

Edmondson et al. (1989)

Page 10: Milchproduktion und Tiergesundheit

10

1

1,5

2

2,5

3

3,5

4

4,5

5

-60 -30 0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 300 330 360 390

AbkalbungBCS

Laktationstag

Körperkondition als Gradmesser der

Fettmobilisation

Situation in der Herde und Änderung im

Laktationsverlauf von Bedeutung !

Gesundheitsmonitoring

Körperkonditionsbeurteilung

0

1

2

3

4

5

6

0 100 200 300 400 500 600

Laktationstag

Gesundheitsmonitoring

Körperkonditionsbeurteilung

Page 11: Milchproduktion und Tiergesundheit

11

Gesundheitsmonitoring

Körperkonditionsbeurteilung

Betriebsbesuch

Scoring Lahmheit - BCS

Lahmheitsgrad

BCS

Milchleistung und Lahmheitsgrad (N = 215)

Lahmheits-

grad

Lahmheitsgrad 2 – 3 (von 6)Basis Rosenberger (1992) ; Heppelmann (2004);

Janßen et al. (2010); Offinger et al. (2013)

3

4

5

2

1

Page 12: Milchproduktion und Tiergesundheit

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Betriebsbesuch

Scoring Lahmheit - BCS

Lahmheitsgrad

BCS

Diese Tiere können wir identifizieren und zeitnah behandeln!

Clinic for Ruminants and Swine, Faculty of Veterinary Medicine, University Leipzig, Germany

Teja Snedec, Kirsten Theinert (Starcke), Fabian Pietsch, Sabrina Theile,

Anne Leonhardt, Melanie Schären, Alexander Starke

Krisitin Herzog, Herbert Fuhrmann

Denny Böttcher, Jan Scheinert, Heinz-Adolf Schoon

Nikolaus Brunner, Kristina Streyl

Marcelo Segura-Lepe, Matthias Keck, Björn Riefke

Bruckmaier, Rupert, Bern

Chris de Korte, Gert Weijers, Johann Thijssen, Nijmegen

“Leberprojekt”

Untersuchungen zur Dynamik des Fettgehaltes

und der Fettfraktionen in der Leber von

Milchkühen im peripartalen Zeitraum

Arbeit im Betrieb

Milchbetrieb in Sachsen mit 600 melkenden Kühen, 10.500 kg Milchmenge

80 Kühe ab 2. Laktation, beginnend 2 Wochen a.p.

Page 13: Milchproduktion und Tiergesundheit

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Einzeltieruntersuchung und-behandlung noch zeitgemäß ?

Einzeltieruntersuchung und-behandlung noch zeitgemäß ?

Das einzelne Tier ist nach wie vor die Basis der Bestandsmedizin !

Das einzelne Tier ist nach wie vor die Basis der Bestandsmedizin !

“Tierbeobachtung”

Geburtsüberwachung

Nachgeburtsabgang

Erfassung der Körpertemperatur

Kontrolle der Milch – Milchmenge

Überwachung der Futteraufnahme

Kotkontrolle

Harnabsatz

Bewegungsablauf

Körperhaltung

Puerperalkontrollen… - durch den Tierarzt

Überwachung der Kühe

Wie führe ich die (Tiere der) Herde ?

Trockensteher Frühe Laktation

Hohes Erkrankungsrisiko

Frischabkalber

Transitphase – Transit Kuh Management

Retentio secundinarum

Labmagenverlagerung – Stoffwechselstörungen

Metritis, Mastitis

Endometritis(Grummer, 1995; Drackley, 1999)

3 Wochen ante partum 3 Wochen post partum

Mastitis

Lahmheit

Page 14: Milchproduktion und Tiergesundheit

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Ergebnisse

Trockenstehzeit 4 vs. 8 Wochen (W) (Andrée O’Hara et al. 2019)

− niedrigere NEFA-Konzentrationen p.p. (4 W) – besserer metabolischer Status

− Mastitis-Inzidenz innerhalb 12 W p.p. in Tendenz höher (4 W) (unbeeinflusst (Knegsel et al. 2013))

− Kolostrum - niedrigere Menge / höhere Protein- und Fettgehalt in Tendenz (4 W)

− IgG Konzentration bei Kälbern kein Unterschied

Trockenstehzeit 0, 30, 60 d - Kalb (Mayasari et al. 2015)

− Geburtsgewicht der Kälber (0 d) niedriger als 30 d

− Wachstum bis 12 W – kein Effekt

− Kolostrummenge und IG G, M – Konzentration bei 0 d niedriger als bei 60 d

− Gehalt an Antikörpern im Kolostrum und Plasma der Kälber niedriger bei 0 d

− Immunantwort – nicht beeinflusst nach erster Immunisierung – besser nach zweiter

Immunisierung bei 0 d

Trockenstehzeit 0, 28 d / 34, 54 d (Grummer 2007; Watters et al. 2009; Grummer et al. 2010)

− kürzere Zeit bis erster Ovulation (0 d)

− höherer Erstbesamungserfolg (0 d)

− reduzierte Zwischentragezeit (0 d)

− Reduktion auf 0 d – für Fruchtbarkeit effektiver als Änderung der Fütterung

Effekt der Dauer der Trockenstehphase

Wäre Manipulation der Trockenstehzeit ein

Instrument ?

Erste Frage:Wie lange stehen meine Kühe trocken ?

Feststellung Status quo

Erarbeitung Strategie/Arbeitsprogramm

Durchführung

Exakte Dokumentation

Periodische Datenauswertung

Beratung, Konsequenzen Definition Ziele

Tierärztliches Gesundheitsmanagement

Hier nicht aufhören !

Page 15: Milchproduktion und Tiergesundheit

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Zeitlicher Ablauf - Systemanalyse

− Betriebsinformationen− Betriebsdaten− externe Untersuchungen− Luftbild − Wetterkarte

Auswertung

Vorbereitung

1 Tag

Betriebsbesuch

2 Tage

Informationen zu− Stallhülle− Personal− Tieren− Abläufe

Gespräch mit Betriebsverantwortlichen

Betriebsrundgang

Scoring Tiere

Vorbereitung

1 Tag

Zeitlicher Ablauf - Systemanalyse

Betriebsbesuch

2 Tage

Nachbereitung

5 Tage

Zusammenführen der

Informationen

− Fragestellung & Befunde

− Wichtung der Befunde

Datenauswertung

Vorbereitung

1 Tag

Zeitlicher Ablauf - Systemanalyse

Page 16: Milchproduktion und Tiergesundheit

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Betriebsbesuch

2 Tage

Nachbereitung

5 Tage

Betriebsbesuch

1 Tag

• Erarbeitung Strategie

• Aufstellung

Maßnahmenplan

Gespräch im Betrieb

(Personal, Dienstleister)

Vorbereitung

1 Tag

Zeitlicher Ablauf - Systemanalyse

Wo– Stallabteile– Treibeweg– Vorwartehof und Austrieb aus Melkstand– Treibwege zu/ von Weide

Was– Laufflächenart und –typen– Bodenbelag– Maße– Rutschfestigkeit / Trittsicherheit (Stufen)– Hygienezustand– Baulicher Zustand

Laufflächen

Trockensteher Frühlaktation

Hohes Risiko für Erkrankungen

Frischabkalber

Wie können wir / unsere Kühe die „kritische

Phase“ überstehen ?

Labmagenverlagerungen - Stoffwechselstörungen

Retentio secundinarum

Endometritis

Lahmheiten

Hohe Beanspruchung der Mineralstoffhomöostase

21 d ante partum partus 21 d post partum

Page 17: Milchproduktion und Tiergesundheit

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funktionelle Insuffizienz der Zervix( Ovarialzysten )

unzureichender Schluß der Labien oder des Hymenalringes

( Geburtsverletzungen )

Uro- oder Pneumovagina

Mangelsituationen( Kaliumüberversorgung - Natriummangel )

Chronische EndometritisUrsachen : Postpuerperale Infektionen

12 Versuchsmonate

80 Kühe – 80 lebend geborene

Kälber

12 Monat vorher

8% Totgeburten

207 zeitgleich im Betrieb stehende Tiere – nicht im

Versuch

3,9% Totgeburten

12 Monat nachher

7,8% Totgeburten

Totgeburtenrate während des „Leberprojektes“ ?

Einfluss des Personals ?

Zusammenfassung

Qualifikation der Mitarbeiter

auf Hygiene achten: Abkalbebox, Kälberbox, Personal

Tierarzt muss Betriebsabläufe (analysieren) beeinflussen !

Tierbeobachtung – frühzeitige Behandlung !

Schaffung optimaler Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter

Herdenmanagement ist Tiergesundheitsmanagement

Schaffung optimaler Haltungsbedingungen !!!