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Das Magazin der Missionsbenediktiner St. Ottilien 97. Jahrgang · Heft 4 · 2002 missionsblätter Abtprimas Notker Wolf 25 Jahre Abt Frauen in Afrika Der tägliche Kampf Ilderet - Kirche in der Wüste

Missionsblätter 2002 4 - erzabtei.de · 2 LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, Bei diesem Heft steht das 25-jährige Abtsjubiläum von Abtprimas Notker Wolf im Vordergrund. Über 23 Jahre

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Das Magazin der Missionsbenediktiner St. Ottilien 97. Jahrgang · Heft 4 · 2002

missionsblätter

AbtprimasNotker Wolf25 Jahre Abt

Frauen in AfrikaDer tägliche Kampf

Ilderet - Kirche in der Wüste

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LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,

Bei diesem Heft steht das 25-jährige Abtsjubiläum von Abtprimas Notker Wolf imVordergrund. Über 23 Jahre hinweg hat er die Kongregation der Missionsbenedik-tiner geleitet und viele bahnbrechende Entscheidungen getroffen. In der Öffent-lichkeit ist er als aufgeschlossener und kontaktfreudiger Mensch bekannt, derdurch ein freundlich-schlichtes, aber auch dynamisches Auftreten ein äußerstpositives Kirchenbild vermittelt. Weniger bekannt ist, wie er – oft im Hintergrund– viele Weichen in seinem Heimatkloster St. Ottilien, in der weltweiten Kongrega-tion der Missionsbenediktiner und innerhalb des benediktinischen Ordens gestellthat. Wenigstens im Ansatz sollen solche Leistungen hier gewürdigt werden.Wie schon oft zuvor, enthält auch dieses Heft viele Berichte aus Tansania. Eingewisser Schwerpunkt liegt dabei auf der Rolle der Frau. Ihr beizustehen, ausSituationen der Unterdrückung und des Elends herauszukommen, ist ein wichti-ges Anliegen im missionarischen Alltag. In diesem steht schon seit langem dieeinheimische Kirche im Vordergrund. Denn Aufgabe der Mission ist es,selbst abzunehmen, damit diese wachsen kann. Das geschieht freilichim Rahmen einer guten Kooperation. Die Missionare und Missionszen-tren bleiben wichtige Brückenköpfe zur westlichen Welt, die vomlebendigen Glauben Afrikas lernen kann, während die afrikanischeKirche weiterhin Austausch und Unterstützung unsererseitsbraucht. Die weltweite Gemeinschaft der Kirche, die sichäußerlich in solcher guten Partnerschaft und innerlichdurch die Einheit im Glauben zeigt, könnte ein Vor-bild sein für die zusammenwachsende Welt.Manchem Leser mag auffallen, dass diese neueAusgabe der »Missionsblätter« eine veränderteGestaltung aufweist. Entsprechend dem Rat, dass»neuer Wein in neue Schläuche« gehört, schien einegewisse Modernisierung des äußeren Erscheinungsbildesan der Zeit. Für sachkundige Begleitung und Finanzierungshilfedarf ich an dieser Stelle der Münchner Medien-Dienstleistung GmbH, der FolioGmbH und der Deutschen Bischofskonferenz danken. Wie immer bin ich natür-lich auch Ihnen, liebe Leser, sehr dankbar, wenn Sie mir weiter Anregungen undHinweise zukommen lassen.

»Mensch unter Menschen«Abtprimas Notker Wolf ist 25 Jahre Abt!

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In diesem Heft

9 Mehr als billige ArbeitDie Schwestern von Chipole

11 Aurelia - eine Frau wie GoldBildung als Tor zum besseren Leben

13 Priester für TansaniaDas Priesterseminar von Peramiho

15 Ileret - Kirche in der WüsteMissionarisches Neuland in Kenia

18 Die Kunst des ScherenschnittsChristliche Kunst in China

20 Der Berg in den WolkenBesuch in buddhistischen Klöstern

22 Das Jakobsfest in Rabanal Auf dem Pilgerweg nach Santiago

23 »Niemand ist eine Insel«25 Jahre VELVO

Missionarischer Dienstin Kenias Norden

Seite 15

Schwesternstehen überall ihren MannSeite 9

Mädchen in Tansania.Schule als Tor

zum besseren LebenSeite 11

BERICHTE

Abtprimas Notker Wolf:Begeisterter Musiker,Sprachtalent, Freundschneller Autos, Porträteines ungewöhnlichenMenschen. Seite 4

Die Kunst desdes Scherenschnitts

Seite 18

4 »Mensch unter Menschen«Abtprimas Notker Wolf ist 25 Jahre Abt

7 Rund um die ErzabteiNeues aus St. Ottilien

8 Kirche in aller WeltWichtige Ereignisse der Weltkirche

TITEL

NACHRICHTEN

Br. Josef Götzhat buddhistische Klöster

besucht Seite 20

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25Jahre an der Spitze, dochdiese Jahre haben es gutmit Abtprimas Notker Wolf

gemeint: auch wenn die grauen Haarezunehmend die Oberhand gewinnen,strahlt der schlanke 60-jährige lebens-frohen Elan und Tatkraft aus, die erauch auf seine Umgebung zu übertra-gen versteht. Dies zeigte sich wiedereinmal an einem Festabend am 19.Oktober, zu dem sich ungefähr 500Gäste eingefunden hatten, um denJubilar zu feiern. In seinen spontanenAnsprachen und Dankesworten hobder Abtprimas immer wieder die Freu-de hervor, die ihn bei seinem Dienst amMenschen begleitet: »Es ist etwas Wun-derschönes, Mensch unter Menschenzu sein«. Und unter Bezug auf seinHobby, die Musik: »Ein Satz aus demBuch der Weisheit hat mich immergeprägt: Es ist eine Freude, unter Men-schenkindern zu spielen«.

REIGEN DER FESTREDENUnter den Festrednern machte ErzabtJeremias Schröder den Anfang. Erüberreichte dem Jubilar eine Pracht-ausgabe der Benediktinerregel aus dem18. Jahrhundert und kommentierte diedarin enthaltenen allegorischen Abbil-dungen, indem er sie geschickt auf sei-nen Vorgänger bezog. So hieß es beieinem Herz mit einem gespanntenBogen, dass Abtprimas Notker immerunter einer positiven Spannung zu ste-hen scheine, die sich in einer unge-wöhnlichen Mischung von »energi-

scher Dynamik« und zugleich herzli-chem Umgang zeige. BürgermeisterLoy von Eresing hob in einer humor-voll getönten Rede hervor, dass derAbtprimas auf alle Menschen ohneAnsehen der Person zugehe, »selbst aufmich«. Im Namen des Benediktineror-dens gratulierte Abt Benno Malfèr vonMuri-Gries (Südtirol), der auf Deutsch,Italienisch und Englisch daran erinner-te, dass der ehemalige Erzabt von St.Ottilien nun seine ganze Kraft demGesamtorden zu widmen habe, auchwenn sein Herz weiter für sein früheresKloster schlage.

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»Mensch unter Menschen«Abtprimas Notker Wolf 25 Jahre Abt

Im Sommer 2000 vollzog sich der Wechsel des beliebten Erzabtes von St. Ottilien, P. Dr. Notker

Wolf, nach Rom. Dort steht er jetzt als Abtprimas an der Spitze des Benediktinischen Ordens, dem

ungefähr 8.400 Mönche und 16.600 Nonnen und Schwestern angehören. Seiner Heimat hält er

weiterhin die Treue, wie sich beim Festakt zeigte, der in St. Ottilien anlässlich des 25. Jahres seiner

Abtsweihe stattfand.

»DER KAMPF GEHT WEITER«Musikalisch war dem Jubilar das letzteWort vorbehalten. Zunächst trug er mitseiner langjährigen musikalischenBegleiterin, Professorin Inka Stampfl,Flötenduetts vor, bis er dann mit der E-Gitarre auf härtere Sachen umstieg. Mitder Rockformation »Feedback« trug erKostproben aus ihrer neuen CD «Helpmy Soul« vor, die tongewaltig jedeeventuelle Schläfrigkeit verscheuchten.Wer danach noch Zweifel hatte, ob derAbtprimas den Strapazen seines Amtesgewachsen sei, wurden sie von diesemselbst genommen: »Ein Satz der italie-nischen Revolutionsbewegung hat mirimmer zugesagt: La lotta continua –Der Kampf geht weiter«.

Oben: Abtprimas Notker dirigiert das von ihmmitgegründete Ottilianer Schülerblasorchester.

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NOTKER WOLF - EIN KURZPORTRÄT

1940 Geboren in Grönenbach (Diözese Augsburg), nicht weit entfernt von der Abtei Ottobeuren

1951 Schulbeginn an der Oberre-alschule Memmingen.

1955 Übertritt in das Gymna-sium von St. Ottilien mit dem Vorsatz, Missionar zu werden.

1961 Abitur und Klostereintritt1962 Nach der Ordensprofess

Beginn des Philosophiestu-diums an der römischen Benediktineruniversität St. Anselmo.

1965 Weiterführung des Philoso-phiestudiums in München, wo auch die theologischen Studien absolviert werden.

1968 Priesterweihe

1970 Nach Studienende Tätigkeitals Professor für Naturphi-losophie und Wissenschafts-theorie in St. Anselmo.

1974 Promotion über das zykli-sche Weltmodell der Stoa.

1977 Wahl zum 5. Erzabt von St.Ottilien und Leiter der Kon-gregation mit 1100 Mön-chen.

1978 Klostergründung in Nairobi(Kenia).

1979 Beginn des benediktinischenAustauschs mit buddhisti-schen Klöstern in Japan.

1982 Neubau des Priorates Jakobsberg bei Mainz.

1983 Klostergründung in Digos (Philippinen).

1984 Klostergründung in Tororo(Uganda).

1985 Erste Chinareise und Kon-taktaufnahme mit ehemali-gen Gemeinden der unter

gegangenen chinesischen Benediktinermission.

1988 Klostergründung in Agbang(Togo).

1990 Anschluss der Klosterge-meinschaft von Kumily (Indien).

1991 Gründung eines Klosters in Kongo-Zaire, das während der Bürgerkriegswirren auf-gegeben wird.

1992 Renovierung der Abtei-kirche von St. Ottilien.

1994 Baubeginn eines Kranken-hauses in Jilin (Mandschu-rei). Reise nach Nordkorea und Planungsbeginn für einKrankenhaus in der Sonderzone Rajin.

1996 Wahl zum stellvertretenden Abtprimas.

2000 Wahl zum 9. Abtprimas desBenediktinerordens mit Sitzin Rom.

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Der Benediktinerorden gratuliert: Anläss-lich des alljährlichen Treffens der Präsi-des, die den 21 Benediktinerkongrega-

tionen vorstehen, wurde Abtprimas Notkergeehrt. Vom 15.-19. September fanden sich inSt. Ottilien ein:

Erste Reihe: Abtpräses Thierry Portevin (En-Calcat/Frankreich), P. Albert Schmidt (Rektorder Hochschule St. Anselm), Generalabt Loren-zo Russo (Vallombrosa/Italien), Abtprimas Not-ker Wolf (St. Anselm), Abt Benedetto Chianet-

ta (Cava/Italien), Abt Anno Schoenen (MariaLaach/Deutschland), Generalabt MichelangeloTiribili (Monte Oliveto/Italien).

Zweite Reihe: Generalprior Emanuele Bargelli-ni (Camaldoli), Generalabt Andrea Pantaloni(Fabriano/Italien), Erzabt Emanuel d’Able doAmaral (Bahia/Brasilien), Abt Rien van denHeuvel (Oosterhout/Niederlande), Prior Ed-mund Power (St. Anselm).

Dritte Reihe: Abt Clemens Lashofer (Göttweig

/Österreich), Abt Benno Malfèr (Muri-Gries/Italien), Abt Philippe Dupont (Solesmes/Frankreich), Erzabt Asztrik Várszegi (Pannon-halma/Ungarn), Abt Richard Yeo (Downside/England), Abt Peter Eberle (Mount Angel/USA),Abt Timothy Kelly (Collegeville/ USA).

Hinten: Abtpräses Mamerto Menapace (LosToldos/Argentinien), Abtpräses Celestine Cul-len (Glenstal/Irland), Abt Gregor Zasche(Schäftlarn/Deutschland), Erzabt JeremiasSchröder (St. Ottilien/Deutschland).

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Redaktion: War der Wechsel von Ober-bayern in die Heilige Stadt nicht eineziemliche Umstellung?

Abtprimas: Der Wechsel bedurfte inder Tat einer Umgewöhnung. Auchwenn ich hier schon Student und Pro-fessor war, so ist es doch etwas ganzanderes, die Gesamtverantwortung fürS. Anselmo, die Hochschule und dasKolleg zu tragen, und obendrein nochfür alle Benediktiner und Benediktine-rinnen zu sorgen. In St. Ottilien hatteich meine Gemeinschaft mit festenmenschlichen Beziehungen. So etwasgilt hier nur für meine Mitarbeiter unddie benediktinischen Professoren. DieStudenten wechseln in etwa alle dreiJahre. Hier fehlt mir der wunderbareBlick in die Alpen. Wir liegen in S.Anselmo zwar auf dem Aventin, undch blicke über die Häuser hinweg. Aberes ist kein sonderlich schöner Anblick.

Redaktion: Das Amt des Abtprimas istin erster Linie ein Ehrenamt. Waskannst und was willst du bewegen?

Abtprimas: Meine entscheidene Auf-gabe sehe ich darin, das Leben unsererBenediktinerInnenklöster und ihre Ein-heit der Klöster unter einander zu för-dern. Ich halte es sogar für eine wert-volle Herausforderung, nicht aus einerPosition der Macht heraus zu handeln,sondern unsere Brüder und Schwestern

und schenkt Hoffnung und Zuversichtinmitten des stressigen Alltags.

Redaktion: Die Orden scheinen sichmanchmal etwas am Rande der Kirchezu bewegen. Worin siehst du die beson-dere Bedeutung des Ordenslebens?

Abtprimas: In den Orden erfahren wirsichtbar, was die christliche Botschaftbesagt. In den mehr aktiven Orden liegtder Akzent auf dem Zeugnis christ-licher Nächstenliebe, der Zuwendungzu den Armen und Bildung. In denMönchsklöstern spielt das Lob Gottes,Liturgie eine besondere Rolle. Siebezeugen zu einen, dass Gott die ersteStelle in unserem Leben gebührt, alsunserem Urgrund und Ziel, und sindgleichzeitig so etwas wie Kirche imKleinen, mit den vielen Geistesgabenund charakterlichen Begabungen. Siesind auch so etwas wie ein Übungsfeldchristlicher Liebe untereinander, gemäßdem Wort Benedikts, »die Brüder sollendie körperlichen und charakterlichenSchwächen an einander in großer Liebeertragen.« Sie zeigen auch, dass unserHerz nach Gott strebt, dass wir aberauch unzulängliche Menschen bleiben,die immer neu sich aussöhnen müssen.

Was willst du bewegen?Interview mit Abtprimas Notker Wolf

menschlich zu überzeugen und zugewinnen, damit sie in Freude in denGemeinschaften leben und so bezeu-gen, welchen Reichtum ein Leben mitChristus ausmacht. Es ist mehr einemoralische und menschliche Autoritätals eine juristische. Das Zentrum fürdiese Einheit stellt seit hundert JahrenS. Anselmo dar, wo ich die volle Ver-antwortung trage. Auch hier hoffe ich,dass die derzeit 118 Bewohner aus 40Nationen etwas von diesem Geist einerfrohen christlichen Gemeinschaft mitnach Hause nehmen und an ihrenOrten weitertragen.

Redaktion: Als ranghöchster Benedik-tiner wird man aufs höchste gefordert,allein schon von einem randvollen Ter-minkalender her. Wo siehst du deinegeistlichen Quellen?

Abtprimas: Meine geistlichen Quellenbleiben das Chorgebet und die Eucha-ristie, die ich jeweils in der Landesspra-che mit feiere. Die Psalmen bekommeneine besondere Note, wenn ich imFlugzeug das Brevier für mich alleinbete. Daneben ist es aber die Lesungder Hl. Schrift, vor allem der Evange-lien. Ihre Worte im Mund zergehen zulassen, zeigt auf Dauer seine Wirkung

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Rund um die ErzabteiNeues aus St. Ottilien

1. SEPTEMBERSieben MAZe (Missionare auf Zeit)werden in einer gottesdienstlichenUmrahmung zu verschiedenen Einjah-reseinsätzen ausgesandt. Die freiwilli-gen Helfer werden in Südafrika undTansania soziale Hilfe und Aufbauar-beit leisten.

14. SEPTEMBERBei Einkehrtagen in Südtirol brach sichPrior Claudius Bals ein weiteres Malein Bein. Dieses Mal allerdings daslinke. Der Zwangsurlaub wird hoffent-lich bald ein Ende finden.

19. SEPTEMBEREröffnung der Ausstellung: »DieGesichter Jesu in China« in der Kloster-gallerie. Organisiert wurde der sach-kundig erstellte Überblick über christli-che Kunst in China vom Chinazentrum

St. Augustin, das vonden Steyler Missio-naren getragen wird.

23. SEPTEMBERMehrfaches Jubiläum für P. Arnold

Wollaschek, langjährigen Herausgeberder »Missionsblätter« und Leiter des

Ottilianer Missionsmuseums. Er selbstkonnte auf 40 Priesterjahre zurückse-hen und feierte gleichzeitig mit seiner

Pfarrgemeinde Schwabhausen 20Jahre als Ortspfarrer, während er in

der Nachbargemeinde Eresing seitfünf Jahren als Seelsorger im Einsatz

ist.

1. OKTOBERAfrikamissionar P. Johannes Neudeg-ger wird Seelsorger in der oberbayeri-schen Gemeinde Hohenpeißenberg, zuder auch der bekannte Wallfahrtsortund Aussichtspunkt Hoher Peißenberggehört.

NEUERSCHEINUNGUnter Mitwirkung von P. Kilian Saum,Leiter der Ottilianer Krankenabteilung,erschien gerade ein »Handbuch der Klo-sterheilkunde« mit vielen hilfreichenRatschlägen.

Links: Bei der Ausstel-lungseröffnung gibt P.Roman Malek SVD(Mitte) eine Führung.Rechts Erzabt JeremiasSchröder als Übersetzerfür das internationalgemischte Publikum.

Buchpräsenta-tion am

9. November,16.00 Uhr

in der Kloster-gallerie

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SÜDLICHES AFRIKAEine neue Hungerkatastrophe bahntsich im südlichen Afrika an. NachAngaben der UN sind 14,4 MillionenMenschen davon betroffen, vor allemin den Staaten Lesotho, Swasiland,Sambia, Malawi, Simbabwe undMosambik (KNA).

ELFENBEINKÜSTESeit dem am 19. September ausgebro-chen Aufstand gegen Präsident Lau-rent Gbagbo haben die Rebellen weiteTeile im Norden des Landes erobert.Hunderttausende von Menschen flüch-teten bereits aus der Kriegszone undbitten um Unterstützung in den Pfar-reien, die als einzige noch etwas Hilfeleisten können. Die im Land tätigenMissionare haben die Weltgemein-schaft um Unterstützung gebeten. Dasfrühere afrikanische Vorzeigeland istals der größte Kakaoexporteur der Weltdurch die sinkenden Kakaopreise in

eine tiefe Wirtschaftskrise gestürztworden. Die bei Regierung und Ver-waltung verbreitete Korruption hatdazu geführt, dass ausländische Orga-nisationen ihre Wirtschaftshilfe weit-gehend eingestellt haben (Fides).

VATIKANIn den letzten Wochen gab es wichtigePersonalveränderungen in den vatika-nischen Ministerien, den Kongregatio-nen. Kardinal Francis Arinze, der sichbisher mit dem »interreligiösen Dialog«befasste, ist jetzt der Leiter der Litur-giekongregation. Dies ist wohl so zudeuten, dass der SchwarzafrikanerArinze einen weltkirchlichen Impuls indie Gestaltung des Gottesdienstes ein-bringen soll. Sein Nachfolger im deli-katen Amt des Vebindungsmannes zuanderen Religionen wurde der Englän-der Michael Fitzgerald. Dieser ist einSpezialist im Bereich Islam, so dasshier wohl ein neuer Schwerpunkt derArbeit liegen wird (KNA).

VIETNAMDas Verhältnis zwischen Staat und Kir-che entspannt sich zunehmend. Jüng-stes Beispiel ist die Eröffnung eineskatholischen Krankenhauses in Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon). In den letz-ten Jahren hat die Regierung derkatholischen Kirche wiederholt Lob

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ausgesprochenfür ihren Einsatzbei der Betreu-ung von Armen,Drogenabhängi-gen und AIDS-Kranken. Vonden insgesamt 79Millionen Ein-wohnern gehö-ren nach offiziel-len Angaben 5,3Millionen zur katholischen Kirche mitsteigender Tendenz. Bisher sind nochAuslandskontakte, die Ernennung vonBischöfen oder Priesterweihen geneh-migungspflichtig (Fides).

WEIßRUSSLANDDas weißrussische Parlament hat einneues Religionsgesetz eingeführt,wonach alle Religionsgemeinschafteneiner staatliche Genehmigung bedür-fen. Ausgenommen sind Kirchen, diebereits vor 20 Jahren erlaubt waren.Damit soll die orthodoxe Kirche aufKosten anderer Gemeinschaften, vorallem der Protestanten, Katholiken undJuden gefördert werden. Die Situationerinnert an das Vorgehen in der russi-schen Förderation, wo die nicht-ortho-doxen Kirchen gleichfalls zunehmendunter Druck geraten (KNA).

Kirche in aller Welt

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können das auch in überzeugenderWeise. Überzeugender oft als unseremännlichen Kollegen. Wir trauen unsauch, überall hinzugehen. Danebenruht ein gehöriger Teil der kirchlichenArbeit auf unseren Schultern. Wirbetreuen Grundschulen, Gymnasienund Berufsschulen, wir arbeiten inKrankenhäusern und Ambulanzen, wirerledigen einen umfangreichen Teilder Bistumsverwaltung, wir leitenWaisenhäuser und setzen uns in denPfarreien ein. Und vor allem kümmernwir uns um die Frauen. Mit dem Ver-such, sie zu fördern und weiterzubil-den, wird dem Land vielleicht mehrgeholfen als durch viele andere Maß-nahmen.

WEITERBILDUNGFür unsere Arbeit brauchen wir selbstnatürlich eine gute Ausbildung, wobeiwir eng mit den Missionsbenedikti-nern von St. Ottilien zusammenarbei-ten. Wer bei uns eintritt, sollte schoneinen gehobenen Schulabschluss mit-bringen. Zusätzlich muss jede Kandi-datin vor dem Eintritt noch einen drei-jährigen Bibelkurs durchlaufen haben.Nach dem zweijährigen Noviziatinnerhalb der Klostergemeinschaftschließt sich dann oft noch eine spe-zielle Weiterbildung an, die vieleSchwestern im Ausland durchführen.Ich selbst habe Theologie in Rom stu-diert, wo sich zur Zeit weitere neunSchwestern weiterbilden.

Die Schwestern von Chipole

Schwester Shukrani Mkonde OSB leitet seit 1999 die Schwestern von Chipole,

die vor allem im Erzbistum Songea in Pfarreien, Schulen und Krankenhäusern

wirken. Aus der bescheidenen Gründung, die Abt Gallus Steiger von Peramiho

im Jahre 1938 ins Leben rief, ist inzwischen eine große Kongregation gewor-

den, der ungefähr 800 Schwestern angehören. TEXT: Sr. Shukrani Mkonde OSB

Unten: Trotz allerArbeitsbelastung – das

Gebet schenkt Kraft füralle Aufgaben.

Bei unserer Tätigkeit ist für mich dieWeiterbildung von Frauen ein beson-deres Anliegen. Denn die Frau wird inAfrika oft wenig geachtet. Sie erhältkaum irgendeine Ausbildung, wirdden Eltern vom Mann abgekauft,muss für diesen die gesamte Arbeiterledigen und erhält dafür wenigDank. Nicht unähnlich ist übrigensdie Situation von Schwestern inner-halb der Kirche. Ihre hingebungsvolleArbeit wird als selbstverständlichhingenommen. Wie Schachsteine wer-den sie oft hin- und hergeschoben,ohne dass ihre legitimen Bedürfnisseirgendeiner Beachtung Wert schei-nen. Als Schwestern werden wir teil-weise kaum noch als Mensch angese-hen, sondern vor allem als billigeArbeitskraft.

UNSERE ARBEIT IST WICHTIGDabei ist unser Beitrag zum Leben derKirche wichtig, ja in gewisser Weiseunersetzlich. Alle unsere Schwesternsind als Katechisten ausgebildet, alsodarin geschult, das Wort Gottes denMenschen nahe zu bringen. Und wir

Mehr als billige Arbeit

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Seminare oder besuche Bibelgruppen.Zu diesen Bibelgruppen muss icherklären, dass jede Schwester eineBibelgruppe leitet, zu der dann viel-leicht 20-30 Leute gehören, meistmehrere Familien in einer Straße.Diese Gruppe trifft sich einmal in derWoche nach Arbeitsschluss. Es wirdgemeinsam gebetet, dann das Evan-gelium vom kommenden Sonntagdreimal vorgelesen – vorgelesen, weilviele sich eine Bibel nicht leistenkönnen – und dann sprechen wir dar-über, wie wir diese Botschaft Gottesverstehen. Wir finden dann immerwieder Anliegen, für die wir uns vor-nehmen zu beten. Wir besprechendann auch Probleme in unserenFamilien oder in der Straße und ver-einbaren Besuche bei alten und kran-ken Menschen.

EIN TRAUMGerne würde ich diesen Austauschmit den Menschen vertiefen. Michergreift immer wieder, wie viele jungeMenschen einen ungeheueren geist-lichen Hunger entwickeln und dabeisich auch an uns Schwestern wenden.Mein Traum für die Zukunft ist daherdie Eröffnung eines Exerzitienhausesin Songea, wo sich heute unserHauptsitz befindet. In Zukunft wer-den wir vielleicht auch den Sprungaus Tansania heraus schaffen. Wirhaben bereits Einladungen aus Sam-bia und Malawi erhalten.

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Obwohl oder vielleicht gerade weil soviel Arbeit auf uns lastet, ist die geist-liche Seite unseres Lebens mein Haupt-anliegen. Ich lege Wert darauf, dass dieSchwestern jeweils in Gemeinschaftenihr Zuhause und dort auch Raum fürihr geistliches Leben finden. Von unsArbeiten abzuverlangen, die uns kaummehr Möglichkeit für ein Gebetslebenlassen, halte ich für nicht akzeptabel.Denn schließlich ist das Ordenslebeneine besondere Form der Berufung,während die Arbeit von jedem erledigtwerden kann. Wichtig ist für michauch, dass die Schwestern in der Kan-didatenzeit eine menschliche Reifungdurchlaufen, damit sie noch mehrgemeinschaftsfähig sind. Denn wernicht in der eigenen Gemeinschaft zuAustausch und Kooperation fähig ist,wird auch bei den Aktivitäten außer-halb des Klosters kaum viel erreichenkönnen.

BIBELGRUPPENMeine eigene Arbeit besteht vor allemin vielen Gesprächen, da inzwischenja unsere Kongregation sehr gewach-sen ist. Vormittags kommen vieleSchwestern zu mir und schütten ihreProbleme vor mir aus. Nachmittagsgebe ich Schulunterricht, Exerzitien,

Links: Überall wirken siebescheiden im Hintergrund mit. Bei der Gestaltung desGottesdienstes...

... aber auch bei der Kran-kenversorgung,in Schreinerei und Schmiede stehen sie ihren Mann.

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In den vierzig Jahren, die ich bereits inTansania lebe, habe ich hauptsächlichim Bereich Erziehung gearbeitet. Ichbin fest davon überzeugt, dass jededauerhafte Entwicklung in Afrika überBildung geschehen muss. Das warschon die Überzeugung der ersten Mis-sionare, die afrikanischen Boden betre-ten haben, und das Gute, was heute aufdiesem Kontinent getan wird, ge-schieht hauptsächlich durch Führungs-kräfte, die unter dem Einfluss der Mis-sionare aufwuchsen. Der erste Präsi-dent von Tansania, Julius Nyerere, unddas heutige Staatsoberhaupt BenjaminMkapa sind nur zwei Namen von Hun-derten. Mkapa, der früher in der AbteiNdanda zur Schule ging, zitiert gernebenediktinische Leitsätze, wenn er zuSchülern spricht, besonders »ora etlabora«, »bete und arbeite«.

AURELIAS GESCHICHTEEines Morgens vor zwei Jahren kameine junge Frau von sechs Kindern zumeinem Büro. Sie saß weinend vor derTür, auch wenn es in Afrika eigentlichnicht üblich ist, Emotionen durch Trä-nen zu zeigen. Die Frau heißt Aurelia.Früher war sie Muslimin. Als sie unse-ren Katecheten Romanus heiratete, hatsie sich taufen lassen. Als ich sah, wieverzweifelt die Frau war, brachte ichsie zunächst in das Gästezimmer derSchwesterngemeinschaft, damit siesich bei einer Tasse Tee beruhigenkonnte. Eine ganze Weile saß sie nur

schluchzend da, die Tasse mit beidenHänden umklammert. Als ich sieschließlich fragen konnte, was los sei,erzählte sie mir ihre Geschichte:Sie hatte sich in den letzten vier Jahrenum ihren schwer krebskranken Manngekümmert. Er konnte weder sitzennoch liegen, so groß war der Tumor,der ihm langsam und grausam dasLeben nahm. Aurelia wusch ihn zweiMal täglich, mehr um der liebevollenund fürsorglichen Geste willen, alsdass irgendein medizinischer Fort-schritt zu erwarten gewesen wäre. Aneben diesem Tag war sie dabei gewe-sen, Romanus zu waschen, als ein

Stück des Tumors, so groß wie einBaby, in ihre Hände fiel. Entsetzt ver-barg sie es vor den Augen ihres Man-nes, versuchte, es ihm so bequem wiemöglich zu machen und rannte zumHaus ihrer Schwiegermutter. Völligaufgelöst und schockiert erzählte sie,was passiert sei und flehte sie an, mit-zukommen und beim Baden ihres eige-nen Sohnes zu helfen. Doch die alteFrau sah sie nur ungerührt an undmeinte kalt: »Er ist dein Ehemann. Duhast ihn geheiratet und versprochen,die guten wie die schlechten Zeiten mitihm durchzustehen. Das sind jetzt eben

die schlechten Zeiten. Geh zurück nachHause zu ihm«. Als Aurelia das erzähl-te, brach sie wieder in Tränen aus. Esdauerte eine Weile, bis sie sich beruhigthatte, und ich fragte, was dann gesche-hen sei. Dann sei sie zu mir gekommen.Ich saß sprachlos da. Als sie ihren Teeausgetrunken hatte, sah sie mich mittränenverschmiertem Gesicht an undsagte: »Sie hat Recht. Er ist mein Mann,und ich muss jetzt zu ihm zurückge-hen«. So ging sie zurück und pflegte ihn, biser wenige Wochen später starb. Seitherkümmert sie sich alleine um die sechsKinder, hält die Familie am Leben undversucht, ihren Kindern jede nur mög-liche Schul- oder sonstige Bildung zuermöglichen, damit deren Leben ein-mal anders verläuft. Als Aurelia anjenem Tag nach unserem Gesprächging, dachte ich: »Aurelia – das lateini-sche Wort für Gold, du hast deinenNamen wirklich verdient. Du bist eineFrau, die Gold wert ist«.

HOFFNUNGSSTRAHL BILDUNGDas bringt mich zu meinem eigent-lichen Anliegen. Menschen wie Aureliaund ihre Töchter verdienen mehr alsden täglichen Kampf gegen Armut,Ungerechtigkeit und Ignoranz. Nur einsehr kleiner Teil der tansanischen Frau-en hat die Chance, eine höhere Schulezu besuchen. Es gibt viele Gründe fürdiesen Missstand. Hauptsächlich fehltes an Mitteln, um Schulen zu bauen

Über die Mädchenschule Mazinde Juu im Süden Tansanias wurde bereits ver-

schiedentlich berichtet. Immer wieder ereignen sich dort Vorkommnisse, die

Anteilnahme und Sympathie verdienen. Der folgende Bericht stammt von P.

Damian Milliken, der diese Schule in jahrzehntelanger Arbeit aufgebaut hat.

TEXT: P. Damian MIlliken OSB

Aurelia - eine Frau wie Gold Bildung als Tor

zum besseren Leben

Er ist dein Ehemann. Geh zurück nach Hause zu ihm.

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und auszurüsten, aber auch an Willen,Entschlusskraft und Einsicht seitensführender Kirchen- und Regierungs-mitglieder. Zum Beispiel sagte mirdamalige Ortsbischof, ich hätte keineAhnung von der Rolle der Frau in derafrikanischen Gesellschaft. Eine Fraumüsse nur drei Dinge wissen: wie manKinder zur Welt bringe, wie man füreine Familie sorge und wie man demMann keine Schande mache. An die-sem Tag ließ er einen Brief an denGeneralvikar schreiben, in dem er bat,mich aus dem Bistum zu entfernen.Auch dem Bürgermeister gefiel derGedanke an gebildete Frauen über-haupt nicht. Er ging sogar mit einerDelegation der Dorfbewohner zumPräsidenten, um gegen meine Pläne zuprotestieren.

MAZINDE JUUAber ich war mir sicher, dass Bildungder Schlüssel ist, der afrikanischenMädchen das Tor zum einzigen Aus-weg, dem Weg nach oben, öffnet.Meine irischen Vorfahren, die sich alsEinwanderer in den USA nur über Bil-dung Erfolg erkämpfen konnten, lehr-ten mich täglich, dass dies der einzigeWeg ist. So hielt ich an meinen Träu-men fest. Heute ist unsere Schule inMazinde Juu bei den nationalenAbschlussprüfungen normalerweiseunter den besten 10 von ungefähr 550Gymnasien. Wir haben eine weitereSchule in ungefähr 25 km Entfernunggestartet. Beide Schulen zusammenhaben über 500 Schülerinnen. Finan-ziell tragen sich die Schulen selbstdurch Schulgebühren, lokale Spenden

und den Produkten der schuleigenenFarmen und Obstgärten.

MEIN VERSPRECHENTrotzdem bleibt der Schlüssel für dieWeiterentwicklung unserer Schulendie Unterstützung aus dem Ausland.Dazu sind grundsätzlich zwei Maß-nahmen nötig. Die eine sind Neubau-ten, konkret ein Speisesaal, eineBibliothek und ein Labor für Physikund Chemie. Die andere Maßnahme,die entscheidend ist für die Leistungunserer Schulen, ist die Weiterbildungunserer Lehrer und die Ausbildungneuer Lehrer. Bevor er starb, bat mich unser krebs-kranker Katechet Romanus, mich umseine Kinder zu kümmern. Ich ver-sprach es ihm genauso, wie ich schondie Sorge für unzählige andere Kin-der im Hinterland von Tansaniaübernommen habe. Seit mehr alshundert Jahren haben Frauen undMänner unserer benediktinischenGemeinschaft sich selbst und sogarihr Leben für Afrika gegeben. Es istunsere Aufgabe, ihr Missionswerkfortzuführen, damit ihre Opfer nichtumsonst waren. Wenn Sie mir helfen,diese Aufgaben und Versprechen zuerfüllen, wird Ihr Lohn mehr als gol-den sein. Und die Tränen von Aureliaund vielen anderen Müttern Afrikaswerden für Sie den reichen Segenunseres Herrn, der unser aller Vaterist, verdienen.

Mädchen in Afrika:eine gute Schulbil-

dung ist für vieleder einzige Ausweg

aus Armut undUnterdrückung.

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P. Titus Amigu ist Leiter des Priesterseminars von Peramiho. Der gleich-

zeitig ruhig und dynamisch wirkende Priester hat damit die Verantwor-

tung über das leibliche und seelische Wohl von ungefähr 150 Prie-

steramtskandidaten. Der gleichzeitig ruhig und dynamisch wirken-

de Priester muss seine Zeit zwischen Verwaltungsaufgaben

und Unterricht sorgfältig aufteilen. TEXT: P. Titus Amigu

Priester für TansaniaDas Priesterseminar von Peramiho

Unser Priesterseminar wurde ursprüng-lich von der Abtei Peramiho gegründet.Heute haben sich die acht BistümerSüdtansanias und die beiden AbteienHanga und Peramiho zusammenge-schlossen, um dieses Regionalseminargemeinsam zu tragen. Auch andereDiözesen Tansanias schicken ihre Kan-didaten, so dass heute 151 Priesteramts-kandidaten aus 17 Bistümern bei uns

geistlichen Erfahrungen weiterzu-schenken. Jeder der jungen Menschenhat daher einen geistlichen Begleiter,der ihm bei seinem inneren Weg hilftund ihn berät. Daneben müssen unserezukünftigen Priester auch eine gesundepragmatische Einstellung und eineerhebliche Selbstdisziplin entwickeln.Denn bei uns erhalten die Pfarrer keinGehalt. Sie müssen sich irgendwieselbst ernähren, was besonders dannschwierig ist, wenn sie arme Pfarreienübernommen haben, in denen dieGläubigen kaum etwas zum Teilenhaben. Die Pfarrer müssen sich daherschon etwas einfallen lassen, sonstwird ihnen ihr Dienst an den Menschenziemlich schwer fallen.Der Tagesablauf im Seminar orientiertsich am klösterlichen Rhythmus derGründerabtei Peramiho, der sich be-währt hat. Also um 6.00 Uhr Aufstehen,danach das Morgengebet der Laudes,eine kurze private Schriftmeditationund dann die Heilige Messe. Es folgt dasgemeinsame Studium von Philosophieund Theologie, während der Nachmittagder Handarbeit oder dem Sport gewid-met ist. Sport hilft dabei, physisch fitund auch geistig ausgeglichen zu blei-

studieren sowie der Priesternachwuchsaus den Benediktinerabteien.

UNSERE AUSBILDUNGBei der Ausbildung unserer Studentenist mir in erster Linie wichtig, dass sieeine feste Grundlage im Glaubenhaben. Sie sollen die Liebe Gottes imeigenen Leben erfahren, fähig sein, aufandere Menschen zuzugehen und ihre

Kleine Pause zwischen den Veranstal-tungen, im Hintergrund die Vorle-sungsräume des Seminars.

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14Links: beim Gebet. Darunter: derSeminarchor, in dem gut 35 Semi-naristen Instrumente spielen, singenund sogar komponieren. Daneben:die am 23. August eingeweihteSeminarkirche.

diums fangen sie dann als Kapläne an,also unterstehen noch einem Pfarrer.Sie kümmern sich dann vor allem umdie Außenstationen, die jede Pfarreibesitzt. Manche Pfarreien haben bis zu20 Filialen, die gar nicht so einfacherreicht werden können. Jeder Pfarrermuss sich daher irgendein Fahrzeugbesorgen. Einige Glückliche besitzenein Auto, manche ein Motorrad, ande-re immerhin ein Fahrrad, und dieweniger begünstigten Pfarrer müssensich eben zu Fuß auf den Weg machen,um ihre Außenstationen zu erreichen.

BISCHOFSSCHMIEDEMeine eigene Zeit muss ich gut organi-sieren, da ich neben dem Unterricht vonGriechisch und Neuem Testament auchnoch die Arbeit unserer 17 Professoren

koordinieren und die gesamte Verwal-tungsarbeit irgendwie erledigen muss.Eine Ehre, aber auch ein Verlust war esdaher für uns, als am 8. Juni P. AlfredMaluma, der bisher hier Moraltheologieunterrichtet hat, zum neuen Bischof vonNjombe ernannt wurde. Als Kollege hater sich mit vielen Ideen hier einge-bracht. Leider ist es gar nicht so einfach,qualifizierte Professoren zu finden. Einesolche Weiterbildung ist ziemlich auf-wendig und teuer, da sie im Auslandgemacht werden muss, meistens inRom. Viele Bischöfe Tansanias habenübrigens hier im Seminar ihre theologi-sche Grundausbildung erhalten, auchdie Äbte von Hanga und Mwimwa.

AUFGABENFür die Zukunft stehen ständig neueAufgaben an. Zunächst ganz konkreteProjekte wie der Bau eines Gästehausesoder die Konstruktion einer Bewässe-rungsanlage mit dem Wasser aus denFischteichen. Dann aber auch geistigeHerausforderungen wie ein geplantesHeft, in dem die Seminaristen Antwor-ten auf Glaubensfragen geben, die unsimmer wieder gestellt werden.

ben. Unsere Teams sind gut organisiertund meist ziemlich erfolgreich.

THEORIE UND PRAXISDas Studium soll natürlich nicht reintheoretisch bleiben. Vor allem ab demdritten Jahr helfen die Priesterkandida-ten beim Schulunterricht, begleiten diePfarrer in die Dörfer und machen selbstHausbesuche. Sie bringen dann dieKrankenkommunion, vor allem beiLeprakranken. Nach dem Ende des Stu-

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15Ileret - Kirche in derWüste

Missionarisches Neuland in Kenias Norden

Seit dem 11. Januar 2002 bin ich hier inIleret. Gerade genieße ich den abend-lichen Blick über den Turkanasee, mitder untergehenden Sonne hinter denBergen am gegenüberliegenden Ufer.Mein »Missionshaus« ist kaum größerals der Landrover, der daneben steht. Eshat gerade Platz für ein Bett, einenStuhl, einen halben Tisch und die Koch-ecke mit Dusche, in der aber ein Regen-wassertank steht. Außerhalb der Regen-zeit hat es nur die ersten drei Nächtestark geregnet. Die Leute haben dassofort als Segen Gottes gedeutet, dasssie hier eine eigene Mission bekommensollen. Für mich hat es den Vorteil, dassich für zur Zeit etwa 100 Liter sauberesWasser zur Verfügung habe.

KOSTBARES NASSDie Landschaft hier ist zum Turkanaseehin völlig flach, dann hügelig und inder Ferne leicht bergig. Ileret selbstliegt auf einem langgestreckten Sand-hügel, an dessen Ende sich ein Polizei-camp befindet. Wasser bekommen die

Leute nur, indem sie im trockenenFlussbett des Laga einige Meter in dieTiefe graben oder indem sie das ziem-lich salzhaltige Wasser aus dem vier kmentfernten See holen. Was mich amAnfang am meisten störte, war die Ent-fernung zum einzigen Klo in der Schu-le einen halben Kilometer beträgt. Es istinteressant, wie einen solche einfachenDinge anfangs doch stören können.

Oben: in einiger Entfernungvon der Kirche erstreckt sich

der Turkanasee. Unten:gemeinsames Essen mit

besuchendem Missionar vordem Pfarrhaus.

Seit Januar 2002 befindet sich P. Florian v. Bayern im Norden Kenias, nahe

der äthiopischen Grenze. Dort will er die Frohe Botschaft den Nomaden-

stämmen der Dasanetch nahebringen. Im Folgenden beschreibt er erste

Eindrücke am neuen Einsatzort. TEXT: P. Florian v. Bayern OSB

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AM SONNTAGAm Sonntagvormittag halten wirMesse. Ich kann nur sagen »am Vor-mittag«, weil die hl. Messe zwar um9.00 Uhr sein soll. Aber die Menschenin ihrer Zeitlosigkeit kommen irgend-wann zwischen 9.00 und 11.00 Uhr.Wir fangen mit einer halbvollen Kirchean, und wenn die anderen das Singenhören, kommen sie dann auch ange-laufen. Ein Problem ist, dass es in derhiesigen Dasanetch-Sprache kaum Lie-der gibt. Die wenigen, die in die Schu-le gehen und dort die LandesspracheSuahili lernen, sehen es als fortschritt-lich an, Lieder in Suahili zu singen.Damit werden aber die anderen zu rei-nen Zuhörern. Es ist eine ähnlicheSituation wie im westkenianischenKeriotal, als unsere Missionare dort inden 70er Jahren mühsam von Nullanfangen mussten.

MÄDCHEN FÜR ALLESGerade ist Ness hier, ein Amerikanervon der Bibelgesellschaft. Er leitet einkleines Team von Übersetzern, die erst-mals die Bibel in Dasanetch übertragensollen. Einer aus dem Team übersetztauch die Messtexte. Aber das ist natür-lich eine sehr langsame Sache. Ness hatfrüher auch hier gewohnt, ist dannaber nach Kitale übergesiedelt, weil er

hier ständig von seiner eigentlichenArbeit abgehalten wurde. Ich kann dasgut verstehen. Da es keine Krankensta-tion gibt, kommen die Leute jetzt stän-dig zu mir. Für normale Krankheitenwie Malaria, Durchfall, Würmer undWunden bin ich auch ganz gut mitMedikamenten ausgerüstet. Für größe-re Krankheiten müssen die Leute nachNorth Horr reisen, oder sie leben ein-fach mit ihrer Krankheit.

REISENDer Transport wäre eigentlich kein gro-ßes Problem, da es ja den See gibt. Aufder anderen Seeseite liegen größereMissionsstationen, wo man sich ver-arzten lassen kann. Und man kanndort auch die Teerstraße nach Lodwarerreichen, wo es ein richtiges Kranken-haus gibt. Aber die drei Boote, die dieLeute hier haben, sind alle in einemsehr schlechten Zustand. Es gibt keineHandwerker, die wissen, wie man sie inStand hält. Früher haben die LeuteEinbäume verwendet, aber jetzt gibt eskeine größeren Bäume mehr, aus denenman Boote machen könnte.

VIEHZUCHTDie Lebensgrundlage der Bevölkerungist Viehzucht, Ziegen, Schafe, Rinderund Fischen. Alles ist nomadisch.Sogar die Fischer ziehen den See ent-lang den Fischen nach, weil sie mitihren schlechten Booten nicht weithinaus fahren können. Vieh hätten dieLeute genug zu verkaufen. Das Pro-blem ist wieder der Transport: 1000 kmnach Nairobi, davon 700 km eineschlechte Piste über Sand und Stein.Einige Geschäftsleute kamen kürzlich,um Rinder zu kaufen. Lange wurdeverhandelt, doch dann platzte dasGeschäft. Die Züchtern sind von20.000 Keniaschilling auf 8000 hin-

Oben: Sonnenuntergang in derWüste. Darunter: gekocht wird aufeiner Propangasflasche. Ganz unten:beim Sonntagsgottesdienst.

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Oben: kaum zu fassen,wieviele Menschen ineinen Landrover Platz

finden.

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untergegangen und die Geschäftsleutevon 1500 auf 4000 Schilling, wasungefähr 60 Euro wären. Das ist für einausgewachsenes Rind selbst für hiesigeVerhältnisse lächerlich, da die Tiere inNairobi für 25.000 bis 35.000 Schillingverkauft werden. Die Leute wisseninzwischen auch, was ihre Tiere wertsind und sind nicht mehr bereit, sichausnehmen zu lassen. Sie können auchüberleben, ohne ihre Tiere zu verkau-fen. Nur haben sie dann eben keinGeld, um ihre Kinder in die Schule zuschicken oder um Medizin zu kaufen.Außerdem werden so die Herdenimmer größer und fressen sich gegen-seitig die sowieso spärliche Vegetationweg. Man müsste einmal eine Metzge-rei zur Produktion von Trockenfleischaufbauen.

VOM GLAUBENJetzt habe ich viel Allgemeines ge-schrieben, aber wenig über den Glau-ben. Die Menschen leben hier noch wieim Alten Testament, zur Zeit von Abra-ham und Isaak. Sie sind offen für dieFrohe Botschaft und suchen nach Fort-schritt in ihrem Leben. Freilich mussalles in richtige Bahnen gelenkt wer-den. Eine Gefahr ist, dass sie alles zusehr auf dem Präsentierteller vorge-setzt bekommen und so ihre Selbstän-

digkeit verlieren. Es gehört zum christ-lichen Leben dazu, dass wir sozialeHilfe leisten. Andererseits dürfen wirnicht vergessen, dass auch Christussich über Jahre hinweg selbst alsSchreiner den Lebensunterhalt verdienthat. Damit hat er der täglichen Arbeitetwas Göttliches verliehen. Wenn wirden Menschen hier helfen, dann auch

so, dass sie ein erweitertes Verantwor-tungsbewusstsein bekommen. So wiesich der Horizont um sie herumerweitert, so muss auch das Verantwor-tungsbewusstsein wachsen. Damit sindwir beim Kern der christlichen Bot-schaft: der Liebe zu Gott und zu seinerSchöpfung, für die er uns die Verant-wortung übertragen hat. Wie das hierkonkret verwirklicht werden kann,weiß ich selbst noch nicht. Eines ist mirjedoch klar: aufgrund der delikatenökologischen Situation hier im NordenKenias hätte der Versuch, aus denNomaden sesshafte Bauern zu machen,katastrophale Folgen.

EINE SEEFAHRTAnfang Februar habe ich es doch einmalgewagt, mit meinem Katechisten Philippund vier Fischern über den See zu fah-ren, um P. Avelino zu treffen. Wir fan-den ihn dann schließlich bei einer Beer-digung und fuhren dann mit ihm zurStation der Paulus Missionsgesellschaft.Danach bin ich noch zwei Tage mit P.Avelino herum gefahren, sogar ein Stücknach Äthiopien hinein, wo etwa zweiDrittel der Dasanetch Leute leben. Indem riesigen Gebiet dort gibt es keinekatholische Mission. Auf dem Rückwegüber den See kam starker Wind auf. Diestarken Wellen schlugen die Stoffresteund Sackfetzen, mit denen die Lückenzwischen den Brettern zugestopft sind,dauernd heraus. So war ich die ganzeZeit damit beschäftigt, mit dem Taschen-messer die Fetzen wieder hinein zu stop-fen und Wasser zu schöpfen.

BLICK IN DIE ZUKUNFTInzwischen konnte ich schon großeFeste wie Ostern mit meiner Gemeindefeiern. Vorläufig bin ich alleine hier.Anfang 2003 legen einige afrikanischeMitbrüder ihre Gelübde ab, von denenvielleicht einige hierher kommen. Euchalle bitte ich um Euer Gebet, damit dieBotschaft Christi hier wirklich die Her-zen der Menschen erreicht.

Christus musste sich selbst seinen Lebens- unterhalt verdienen.

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EINE ÜBERRASCHUNGDie Begegnung mit Fan Pu sollte sichals Überraschung erweisen. Ihre Sche-renschnitte waren mir schon seit län-gerer Zeit vertraut. Aufgrund ihresschöpferischen Gestaltungsreichtumshatte ich eine Frau mit prophetischemAuftreten erwartet, eine Gestalt, wieman sie aus dem Alten Testamentkennt. Stattdessen stieg eine kleinge-wachsene Frau mittleren Alters ausdem Zug, die äußerst schlicht auftratund immer wieder ein freundlichesLächeln auf ihr Gesicht zauberte. Siestellte sich als die Tochter eines prote-stantischen Pastors vor, der in der altenKaiserstadt Nanjing gewirkt hatte. AlsKind hatte sie erste Scherenschnittegefertigt, dann aber diesen Zeitvertreibaus den Augen verloren. In den Jahrennach der chinesischen Kulturrevolu-tion, welche das christliche Leben bru-tal unterdrückte, gab es eine großeKnappheit an Bibeln. Da erinnerte sichihr Vater daran, dass sie sich immer alsbesonders geschickt bei der Anferti-gung von Scherenschnitten erwiesenhatte, und bat sie, für die Christenbiblische Motive anzufertigen. Sokönnten diese wenigstens in ihrenWohnungen Bilder aufhängen, die

ihnen die Botschaft der Bibel nahebrächten. Anfang der achtziger Jahrebegann also Fan Pu erste Szenen aufhauchdünnem Seidenpapier zu ent-werfen, die sie über die Jahre hinwegimmer kunst- und ausdrucksvollergestaltete. Sie gründete sogar eineeigene Kunstwerkstatt, die in volks-tümlicher Weise biblische Geschichtenaufs Papier brachte.

SCHERENSCHNITTE ALS PREDIGTEine kleine Begebenheit erzählt siemit offenkundigem Vergnügen. Beieiner Ausstellung ihrer Scheren-schnitte kamen jeden Tag einigeChristen aus einfachen Verhältnissenund schauten sich ihre Scheren-schnitte immer wieder lange an. Sofragte sie die Besucher, warum siedenn die Bilder immer wieder sehenwollten. Diese antworteten: "Wennunser Pfarrer predigt, verstehen wirüberhaupt nichts. Wenn wir aberdeine Bilder uns anschauen, wird unsauf einmal alles klar". Bescheidenerklärt sie auch, dass Scherenschnittein China nicht als Kunst betrachtetwerden im Unterschied zur Kalligra-phie, der kunstvoll gestalteten Pinsel-schrift. Scherenschnitte sind im bäu-erlichen Raum beheimatet, wo Motiveund Techniken meist von den Müt-tern auf die Töchter weitergegeben

werden. Besonders an großen Festenwie dem Frühlingsfeste werdenbestimmte glücksbringende Motiveausgeschnitten und an Fenster undTüren geklebt.

Christliche Kunst in ChinaChinesische Scherenschnitte

In China eine wenig beachtete Kunstform: Scherenschnitte in der

traditionellen roten Glücksfarbe. Und doch bringt diese Volks-

kunst kleine Kostbarkeiten von erstaunlichem Einfallsreichtum

hervor. Bei einem Besuch in St. Ottilien erläuterte die chinesische

Künstlerin Fan Pu, wie sie dazu kam, Scherenschnitte mit bibli-

schen Themen herzustellen.

TEXT: P. Cyrill Schäfer OSB

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GEDULDSARBEITIhre großformatigen Scherenschnitteverlangen viel Geduld. Bei neu entwor-fene Motiven braucht Fan Pu bis zuzwei Wochen Zeit zum Aufzeichnen,wonach das Ausschneiden mit einemPapiermesser nochmals bis zu zweiWochen dauern kann. Damit dieselangwierige Arbeit überhaupt zu einernennenswerten Ausbeute führt, wer-den jeweils 10 bis 15 der hauchdünnenSeidenpapiere übereinander gelegt undgemeinsam ausgeschnitten. Auf dieFrage, was sie mache, wenn sie sicheinmal verschneidet, lächelt sie: sie istja nicht an ihren eigenen Entwurfgebunden. Wenn sie einmal zuviel voneinem Baum abschneidet, wird es ebenein Busch. Oder wenn sie bei einemSchwert einen Teil wegschneidet, wirdes halt ein Dolch. Es braucht vielErfahrung, fügt sie an, dass man beiderart komplizierten Mustern nichtversehentlich den Wechsel von Papierund Lücken falsch berechne, so dassam Schluss alles auseinander fällt.

EINE EIGENE BILDERSPRACHEÜber die Jahre hinweg hat Fan Pu eineeigene christliche Bildersprache ent-wickelt, die sich dem Betrachterunmittelbar erschließt. So sind dieimmer wieder anzutreffenden Fische aufihren Scherenschnitten wir selbst, wäh-rend die fröhlich fliegenden Vögel aufdie neue Freiheit hindeuten, die sich imGlauben erschließt. Vieles ist auch derchinesischen Lebenswelt entnommen,so das gerne in ihren Bilder versteckteZeichen Yin und Yang als Zusammen-fassung der chinesischen Kultur. Aufmeisterhafte Weise versteht sie immerwieder biblische Geschichten in leben-digen Bildern zu erzählen, so dass mangerne lange vor ihren Bildern verweiltund Altbekanntes neu entdeckt.

Links: Jesus fordert den Zöllner Zachäusauf, vom Baum herunterzusteigen und

ihn aufzunehmen.

Fan Pu mit Schulklasse. Scheren-schneiden erweist sich dabei als fas-

zinierender Zeitvertreib.

Oben: Begegnung zwischen Jesus undder Samariterin. Das Kreuz im Hinter-grund ist als Wasserlauf dargestellt, in

dem Fische schwimmen.

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Die Welt wächst immer mehr zusam-men. Auch die Begegnung mit anderenReligionen wird daher ständig zuneh-men. Man denke nur an die vielenmuslimischen Gläubigen, mit denenwir Tür an Tür leben. Auf solche Nach-barn zugehen, ihren Glauben ernstnehmen und darüber bei Gelegenheitins Gespräch kommen, ist nicht nureine Frage der Höflichkeit, sondern hatauch einen tieferen religiösen Hinter-grund: »Die katholische Kirche lehntnichts von alledem ab, was in diesenReligionen wahr und heilig ist« (2.Vatikanisches Konzil). Man muss nichtMoslem oder Buddhist werden, wennman sich intensiver mit solchen Reli-

gionen beschäftigt. Es hilft vielmehrdabei, den eigenen Glauben besser zuverstehen und zu leben.

BERÜHRUNGSPUNKTEFür uns christliche Mönche gibt es einegewisse natürliche Nähe zum Bud-dhismus. Der Buddhismus ist eine Reli-gion, die vor allem in Klöstern gelebtwird und die als Ideal die Lebensformdes Mönches oder der Nonne kennt.Daher haben wir immer wieder dieErfahrung gemacht, dass sich buddhi-stische Mönche schnell in christlichenKlöstern zuhause fühlen und umge-kehrt. Viele Elemente wie die straffeTagesordnung, das Schweigen, eine

ausgeprägte Symbolsprache und dasGebet sind uns gemeinsam.

CHRISTLICHE MEDITATIONIm August 2002 ging es für dreiWochen nach Korea, wo wir in zweichristlichen und zwei buddhistischenKlöstern lebten. Unsere Gruppebestand aus 15 Personen, die bereitsdurchgehend tiefere Kenntnisse imBereich Meditation und Buddhismusmitgebracht hatten, sei es durch per-sönliche mehrjährige Meditationser-fahrung oder durch ein theologischesStudium. Wir hielten uns zunächst ineinem christlichen Kloster in Seoul auf,das sich auf die Einbindung asiatischerMeditationsformen in Gebet und Got-tesdienst spezialisiert hatte. So wurdedie Anbetung im Lotussitz statt im

Besuch in buddhistischen Klöstern

Br. Josef Götz, Physik-, Mathematik- und Religionslehrer in St. Otti-

lien, gehört zu den Pionieren bei den vielfältigen Kontakten und

Besuchen, die sich in den letzten Jahrzehnten zwischen christlichen

und buddhistischen Klöstern ergeben haben. Mit einer Gruppe hat

er in Korea buddhistische und christliche Klöster besucht.

TEXT: Br. Josef Götz OSB

Der Berg in den Wolken

Oben: Die Gruppe vor ihremersten Gastkloster. Links: Medita-tion braucht Geduld. Rechts:Buddhistischer Mönch bei derMeditation.

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Knien vorgenommen. Dabei wurdeüber einen Satz, z.B. aus dem Vaterun-ser, etwa eine halbe Stunde meditiert.Die Meditation ging in stille Anbetungüber. Am Schluss wurde dann der voll-ständige Text aufgesagt, in dem dieserSatz enthalten war.

ANFÄNGLICHES MISSTRAUENBeim anschließenden Aufenthalt indem kleinen buddhistischen KlosterDaewonsa wurden wir sehr freundlich,aber auch etwas vorsichtig aufgenom-men. Nach zwei Tagen war jedoch dasEis gebrochen, und wir erfuhren denGrund für die anfängliche Distanz: seiteinigen Jahren missionieren amerikani-sche Protestanten mit viel Geld undgroßer Penetranz in Korea. Dabei habensie auch buddhistische Tempel ange-zündet und Buddhastatuen zerstört.Wir lebten einige Tage mit den Mön-chen, wobei wir uns völlig ihremLebensstil anglichen, zum Beispiel aufdem Holzboden auf Strohmattenschliefen. Danach ging es in das großeKloster Tongdosa, wo ungefähr 100Mönche leben. Nach einer intensivenEinführung in Meditation und Rezita-tion verbrachten wir die letzten Tage imBenediktinerkloster Waegwan. Die dor-tigen Betten waren übrigens auch nichtviel weicher als die Strohmatten, aufdenen wir bis dahin geschlafen hatten.

ZEN-BUDDHISMUSDer Zen-Buddhismus kennt grundsätz-lich eine gegenstandslose Meditation.Dabei gehen und kommen die Gedan-ken wie Wolken. Der Meditierendeerlebt sich innerhalb dieses Wolken-treibens als den Berg, der als einzigerseinen festen Ort bewahrt. Bei derchristlichen Meditation steht das Wortstärker im Mittelpunkt. Dennoch istdieser Unterschied nicht so entschei-

dend, da auch bei der christlichenMeditation der Text zugunsten derfreien Anbetung verlassen wird. Gottist größer als alle Worte.Beachtlich war, dass unsere buddhisti-schen Lehrmeister keinerlei Versucheunternahmen, uns irgendwie zu bekeh-ren. Sie wollten ihre spirituellen Perlenmit uns teilen und dabei uns Christenzu besseren Christen machen. Ihrerseitswaren sie sehr interessiert, mehr vonunserer christlichen Tradition zu erfah-ren. Für sie ergaben sich dabei aucheinige Überraschungen, da nach einerunter Buddhisten verbreiteten Mei-nung Europa ein sehr materialistischesLand und das Christentum eine steifeAnsammlung rein äußerer Lehrformelnist. Fasziniert zeigten sie sich auch anunserer reichen theologischen Tradi-tion und Literatur, die in dieser Formim Buddhismus nicht so ausgeprägt ist.Die Ausbildung der buddhistischenMönche ist vielmehr vor allem prakti-scher Art. Sie erhalten über vier Jahrehinweg eine spirituelle Ausbildung, diehohe und sehr harte Anforderungenstellt. In dieser Zeit leben sie in großen

Zenhallen, wo sie Garten- und Putzar-beiten verrichten und in Vorträgen indie Meditation eingeführt werden.Einen wichtigen Raum nehmen dieRiten ein, also wie man richtig atmet,sitzt, steht, geht und isst. Es gibt unterihnen nur einige akademisch gebildeteMönche. Mit Bescheidenheit musstenwir akzeptieren, dass eine bessereKenntnis des Buddhismus nicht überden Kopf oder das Bücherstudiummöglich ist. Es braucht eigene Erfah-rungen. Daher bekommt man auf alleFragen oft nur die knappe Antwort:»Mach erst mal eine Woche Zenübun-gen, dann können wir uns eine Viertel-stunde darüber unterhalten«.

MÖNCHTUM ALS BRÜCKEFür die Menschheit ist die Globalisie-rung, das zunehmende Zusammen-wachsen, wohl eine unausweichliche,aber auch hoffnungsvolle Zukunft. Aufreligiöser Ebene heißt das für uns, dasswir die anderen Religionen besser ken-nen lernen müssen. Das Mönchtumkann dabei eine wichtige Brücke zwi-schen Ost und West bilden

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Das Jakobsfest in RabanalAuf dem Pilgerweg nach Santiago

Im südwestlichen Teil Spaniens, demfrüheren römischen »finis terrae«, demEnde der Welt, wurde am 25. Juli dasFest des Apostels Jakob feierlich began-gen. Ein Buch des 12. Jahrhunderts, dersogenannte Codex Calixtinus, nenntdie Nationen, die sich alljährlich aufden Pilgerweg zum Apostelgrab in San-tiago begeben: kein damals bekanntesLand fehlt in dieser Aufzählung. 800Jahre später ist es nicht viel anders:Männer und Frauen aus allen Teilen derErde (in diesem Jahr sogar aus Grön-land) begeben sich alljährlich auf denPilgerweg nach Santiago.Warum eigentlich? Diese Frage istnicht einfach zu beantworten. Viele,wenn nicht sogar die meisten, machensich ohne religiöse Motive auf denWeg. Dies muss uns nicht wundern.Unsere gesellschaftliche Realität sieht

nun einmal eben so aus. Dennocherfahren viele auf dem Jakobsweg Ein-sichten und Zugänge, die ihnen vorherverwehrt waren. Aus der Sicht desGläubigen ist offensichtlich, dassdahinter jemand am Wirken ist, dessenStimme nur vernehmbar ist, von demman aber nicht weiß, woher er kommtund wohin er geht: der Heilige Geist.Mit großer Begeisterung haben wirMissionsbenediktiner von Rabanal denTag gefeiert, an dem der Apostel Jakobden Tod fand. Mit uns feierten die Pil-ger, die gerade hier sich von ihremmühsamen Weg ausruhten. Wir trafenuns Mittags zu einer Eucharistiefeier,der auch Erzabt Jeremias Schröder vonSt. Ottilien und der anglikanischeBischof Peter Hullah von Ramsbury(England) beiwohnten. Der Bischof hieltsich hier für eine Woche mit seiner Frau

auf, um in der benachbarten Pilgerher-berge als Freiwilliger mitzuhelfen.Auch liebe Freunde feierten mit wieJulián Campo, der als Freiwilliger inden Sterbehospizen von Kalkutta arbei-tet, und P. Wolfgang Öxler von St. Otti-lien, der uns hier einige Wochen half,die durchziehenden Pilgerströme zubetreuen. Am Abend sangen wir dannmit ungefähr 150 Pilgern das Stunden-gebet der Vesper. Dabei gedachten wirbesonders einer jungen Pilgerin, diekurz vorher ganz plötzlich aufgrundeiner Meningitis verstorben war.Nach der Vesper luden wir alle zueinem Empfang ins Kloster ein. DieFrauen vom Dorf hatten »tapas« vorbe-reitet, spanische Snacks, die gut zumWein passten. Dazu spielten wir diehier übliche ländliche Musik, für dieman ein Tamburin und eine Art Flötebenutzt. Beides wird von nur einer Per-son gespielt. Die Leute vom Dorf tanz-ten dabei, und bald machten auch diePilger mit.Es gibt eine alte Legende, wonach dieMenschen durch einen Stern zum ver-gessenen Grab des Apostels Jakobusgeführt wurden. Heute noch leuchtetein solcher Stern über dem Grab des hl.Jakobus. Ein Stern, der schon unzähli-ge Menschen zur größten Überra-schung geführt hat, die Gott unsgeschenkt hat: seinen eigenen SohnJesus, Freund und Lehrer des ApostelsJakobus.

TEXT: P. Juan Antonio Torres OSB

Links: Die Alten machten esvor, und die Pilger - einschließ-lich Kinder und Mönche -tanzten die Volkstänze baldnach. Rechts: Kreuzträger ein-trächtig auf dem Jakobspilger-weg. Erzabt Jeremias Schröderzwischen dem anglikanischenBischof Peter Hullah vonRambsbury und Gemahlin.

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Der Verein ehemaliger Lehrlinge von St.Ottilien (VELVO) konnte am 28. Sep-tember sein 25-jähriges Bestehenfeiern. Gärtner, Schreiner, Elektriker,Kfz-Mechaniker, Maurer, Zimmerleuteund viele andere Berufstätige tauschtensich mit ihren ehemaligen Meistern ausüber gemeinsame Erlebnisse und wie esihnen seit dem Abschied von St. Otti-lien ergangen war.

Die Ehemaligen waren sich einig: DieDisziplin im Lehrlingsheim St. Gabrielwar streng. Die Lehrlinge folgten demTagesablauf des Klosters. So begannder Tag mit Morgengebet und Hl.Messe, die Mittagspause wurde durchein Stundengebet eingeleitet und derTag mit Abendgebet und Kompletabgeschlossen. Nur zwei Mal im Jahrgab es einen Heimaturlaub. Und derEintritt ins Kloster wurde allen mehroder weniger deutlich nahe gelegt.Trotzdem sind die Erinnerungen an diegemeinsame Zeit positiv. Es herrschteein guter Geist, vieles wurde gemein-sam unternommen, gegenseitige Hilfs-bereitschaft und Kameradschaft warengroß geschrieben, ein geistliches Lebengefördert. So ist es wohl zu verstehen,dass gestandene Familienväter immernoch etwas ins Schwärmen kommen,wenn sie von ihrer Zeit »im Kloster«berichten. Ein Grußwort von Erzabt Jeremias gabdas Leitmotiv des Treffens vor. Dieserhatte den Satz aufgegriffen: »Niemandist eine Insel, jeder ein Teil der mensch-lichen Kontinents« (John Donne) undihn auf die langjährigen Beziehungenzwischen ehemaligen Lehrlingen undKlosterfamilie angewandt. Die Lehrlin-ge hätten die Klostergeschichte wäh-rend ihrer Ausbildungszeit mitgestal-tet, so dass für sie St. Ottilien ein StückHeimat geworden war und auch blei-

ben solle. Nach einem Festgottesdienstmit Abtprimas Notker Wolf griffVELVO-Geschäftsführer Reiner Bau-mann diesen Gedanken auf und ermu-tigte die ungefähr 100 Zuhörer, dieZugehörigkeit zur Klosterfamilie zupflegen. Seine eigene Lehrlingszeit inSt. Ottilien sei für ihn eine Schule fürsLeben geworden und habe gerade sei-nen Glaubensweg geprägt. Daherwünschte er auch den Zuhörern, dassdie Jahre in St. Ottilien ihnen helfenmöge, die christlichen Grundwerte imAlltag zu leben. Im Verlauf des Treffenswurde auch noch der verstorbenenMitlehrlinge und Meister besondersgedacht.Die VELVO konnte in diesem Jahr auf25 Jahre ihres Bestehens zurückblik-ken. Ungefähr 300 der ehemaligenLehrlinge haben sich in ihr zusammen-geschlossen und treffen sich alljähr-lich. Seit einiger Zeit werden auchandere Unternehmungen damit ver-bunden wie eine Romreise unter Lei-tung von P. Walter Sedlmaier im Jahr2001. Nicht zu verwechseln ist dieVELVO mit der VEL, der Vereinigungehemaliger Landwirtschaftslehrlinge,die sich gleichfalls regelmäßig treffen.In einem Dankeswort an die Helfer undzahlreichen Besuchern setzte Gärtner-meister Br. Fabian Wetzel ein Ausrufe-zeichen: »Wenn es nach mir geht,komme ich noch in 50 Jahren. Undwenn es sein muss mit Krücken«. Auchwenn die Zahl der Lehrlinge in St. Otti-lien zurückgeht, muss man daher nichtum das 75-jährige Jubiläum bangen.

Oben: Festvorträge im Exerzitienhaus. Darunter: Kfz-Meister Br. Ludwig Kastl

zeigt eine Ehrenurkunde, die den Hand-werkern der Erzabtei verliehen wurde.

Unten: Geschäftsführer Reiner Baumannleitete mit ruhiger Hand das Treffen.

»Niemand ist eine Insel«25 Jahre VELVO

Page 24: Missionsblätter 2002 4 - erzabtei.de · 2 LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, Bei diesem Heft steht das 25-jährige Abtsjubiläum von Abtprimas Notker Wolf im Vordergrund. Über 23 Jahre

»... ein Stück Klugheit...«Ölbilder und Installation von Gotlind Timmermanns25. Oktober 2002 - 24. Oktober 2002Gallerie Sankt OttilienMo-Fr 10.00 – 12.00 Uhr, 13.30 – 17.00 UhrSa-So 10.30 - 12.00 Uhr, 13.30 - 16.00 Uhr

Handbuch der KlosterheilkundeBuchpräsentation mit P. Kilian Saum OSBGallerie Sankt Ottilien7. November 2002, 16.00 Uhr

Heilfastenmit geistlichen Impulsen und SchweigezeitenLeiter: P. Kilian Saum OSBExerzitienhaus St. Ottilien25. November - 1. Dezember 2002

KrippenausstellungWeihnachtskrippen aus aller WeltGallerie Sankt Ottilien1. Dezember 2002 - 2. Februar 2003

Adventliche Stundumrahmt mit alpenländischer VolksmusikAbteikirche St. Ottilien15. Dezember 2002, 15.30 Uhr

Hinführung zu WeihnachtenVorbereitung und Mitfeier der WeihnachtsliturgieLeiter: P. Rudolf Stenglein OSBExerzitienhaus St. Ottilien22. Dezember - 27. Dezember

WeihnachtsmetteAbteikirche St. Ottilien, 24. Dezember16.30 Uhr: Pontifikalvesper22.00 Uhr: Weihnachtsmette und Hl. Messe

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