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SOFI Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen an der Georg-August-Universität Dezember 2013, Ausgabe 19, 7. Jahrgang Mitteilungen aus dem SOFI Peter Bartelheimer, René Lehweß-Litzmann Ein bleibender Eindruck aus dem Wahlkampf zur zu- rückliegenden Bundestagswahl ist, wie entschei- dend, aber auch wie kompliziert es ist, auf eine ganz einfache Frage zu antworten:„Wie geht es uns?“. Entscheidend ist dies, weil Wähler gern das Regie- rungshandeln in der auslaufenden Legislaturperio- de als Ursache für die aktuelle Lage in Rechnung stellen: Je besser der wahrgenommene Status quo, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit eines Re- gierungswechsels. Und kompliziert ist es, weil eine allgemeine Lageeinschätzung immer eine Konstruk- tion ist. Sie ist Ergebnis einer großen Zahl an Einzel- informationen und deren Verarbeitung. Die Informa- tionen liegen Wählern nicht direkt vor – und selbst wenn sie es täten, könnten sie unmöglich von ihnen verarbeitet werden. Stattdessen werden diese Infor- mationen vorselektiert und gedeutet – durch Me- dien, Wissenschaft und andere Akteure, die an der öffentlichen Diskussion teilnehmen. Wie deren Urteil zur Lage jeweils ausfällt, hängt stark von den zu- grunde gelegten Kriterien der Faktenauswahl und den gewählten Deutungsmustern ab. Es ist somit nicht verwunderlich, dass sich Regierung und Oppo- sition auch auf der letzten Parlamentssitzung am 3. September 2013 nicht einigen konnten, ob es „vier gute Jahre“ (Merkel) waren oder nicht. Der Forschungsverbund Sozioökonomische Bericht- erstattung stellt eines der derzeit in der Bundesrepu- blik existierenden wissenschaftlichen Berichtssyste- me zu sozioökonomischen Fragen dar. Indem er aus amtlichen und selbst erhobenen Daten Indikatoren herstellt, im Zusammenhang interpretiert und publi- ziert, wirkt der Verbund an der gesellschaftlichen Diskussion mit. Die Arbeit des Verbunds ist dabei nicht in besonderer Weise ‚objektiv’,denn auch in der wissenschaftlichen Betrachtung hängen Aus- wahl und Deutung von Fakten grundsätzlich von Gewichtungsentscheidungen ab. Die Wissenschaft- lichkeit und Verlässlichkeit des Diskussionsbeitrags Konzept und Themen der Sozioökonomischen Berichterstattung (soeb) Wie geht es uns? Und wie kriegt man das raus? 1 Inhalt: Titelthema soeb: Wie geht es uns? Und wie kriegt man das raus? Konzept und Themen der Sozioökonomischen Berichterstattung (soeb) 1 Sozioökonomische Berichterstattung startet in dritte Phase 4 VFU soeb 3: Eine virtuelle Forschungsumgebung 7 SOFI-Tagung: Vorankündigung ‚Work in Progress’am 23. und 24. Mai 2014 9 Aus den Projekten: Kooperation in der Produktentwicklung Studie zu interorganisationalen F+E-Projekten – erste Befunde 9 Promotionen am SOFI: Zur Rolle des sozialen Umfeldes für die Berufsorientierung von Jugendlichen unterschiedlicher ethnischer Herkunft 13 Die Bio-Konsumwende in China 15 Veröffentlichungen: Neues Buch aus dem SOFI: Mitbestimmte Innovationsarbeit 16 Veröffentlichungen von SOFI-MitarbeiterInnen 19 Vorträge: Gastvortrag: Hat das Europäische Sozialmodell eine Zukunft? 17 Ausgewählte Vorträge von SOFI-MitarbeiterInnen 18 Call for Papers: Die institutionellen Grundlagen verteilter Innovationen 17 SOFI-Kolloquium: Programm Wintersemester 2013/2014 20 Personalia 20 Impressum 3

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SOFISoziologisches Forschungsinstitut Göttingen

an der Georg-August-Universität

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Peter Bartelheimer, René Lehweß-Litzmann

Ein bleibender Eindruck aus dem Wahlkampf zur zu-rückliegenden Bundestagswahl ist, wie entschei-dend, aber auch wie kompliziert es ist, auf eine ganzeinfache Frage zu antworten:„Wie geht es uns?“.Entscheidend ist dies, weil Wähler gern das Regie-rungshandeln in der auslaufenden Legislaturperio-de als Ursache für die aktuelle Lage in Rechnungstellen: Je besser der wahrgenommene Status quo,desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit eines Re-gierungswechsels. Und kompliziert ist es, weil eineallgemeine Lageeinschätzung immer eine Konstruk-tion ist. Sie ist Ergebnis einer großen Zahl an Einzel-informationen und deren Verarbeitung. Die Informa-tionen liegen Wählern nicht direkt vor – und selbstwenn sie es täten, könnten sie unmöglich von ihnenverarbeitet werden. Stattdessen werden diese Infor-mationen vorselektiert und gedeutet – durch Me-dien, Wissenschaft und andere Akteure, die an deröffentlichen Diskussion teilnehmen.Wie deren Urteil

zur Lage jeweils ausfällt, hängt stark von den zu-grunde gelegten Kriterien der Faktenauswahl undden gewählten Deutungsmustern ab. Es ist somitnicht verwunderlich, dass sich Regierung und Oppo-sition auch auf der letzten Parlamentssitzung am 3.September 2013 nicht einigen konnten, ob es „viergute Jahre“ (Merkel) waren oder nicht.

Der Forschungsverbund Sozioökonomische Bericht-erstattung stellt eines der derzeit in der Bundesrepu-blik existierenden wissenschaftlichen Berichtssyste-me zu sozioökonomischen Fragen dar. Indem er ausamtlichen und selbst erhobenen Daten Indikatorenherstellt, im Zusammenhang interpretiert und publi-ziert, wirkt der Verbund an der gesellschaftlichenDiskussion mit. Die Arbeit des Verbunds ist dabeinicht in besonderer Weise ‚objektiv’, denn auch inder wissenschaftlichen Betrachtung hängen Aus-wahl und Deutung von Fakten grundsätzlich vonGewichtungsentscheidungen ab. Die Wissenschaft-lichkeit und Verlässlichkeit des Diskussionsbeitrags

Konzept und Themen der Sozioökonomischen Berichterstattung (soeb)

Wie geht es uns? Und wie kriegt man das raus? 1

Inhalt:

Titelthema soeb: Wie geht es uns? Und wie kriegt man das raus?Konzept und Themen der Sozioökonomischen Berichterstattung (soeb) 1

Sozioökonomische Berichterstattung startet in dritte Phase 4

VFU soeb 3: Eine virtuelle Forschungsumgebung 7

SOFI-Tagung: Vorankündigung ‚Work in Progress’ am 23. und 24. Mai 2014 9

Aus den Projekten: Kooperation in der Produktentwicklung Studie zu interorganisationalen F+E-Projekten – erste Befunde 9

Promotionen am SOFI: Zur Rolle des sozialen Umfeldes für die Berufsorientierung von Jugendlichen unterschiedlicher ethnischer Herkunft 13

Die Bio-Konsumwende in China 15

Veröffentlichungen: Neues Buch aus dem SOFI: Mitbestimmte Innovationsarbeit 16

Veröffentlichungen von SOFI-MitarbeiterInnen 19

Vorträge: Gastvortrag: Hat das Europäische Sozialmodell eine Zukunft? 17

Ausgewählte Vorträge von SOFI-MitarbeiterInnen 18

Call for Papers: Die institutionellen Grundlagen verteilter Innovationen 17

SOFI-Kolloquium: Programm Wintersemester 2013/2014 20

Personalia 20Impressum 3

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liegt aber darin, dass Entscheidungenbegründet vorgenommen und trans-parent gemacht werden. soeb forschtergebnisoffen aus einer Perspektive,die wissenschaftlich fundiert und aus-formuliert ist. Sie ist zudem Gegen-stand von wissenschaftlicher Ausein-andersetzung und Weiterentwicklung.Im Folgenden werden einige Basiskon-zepte vorgestellt, mit denen in soebgearbeitet wird.

Teilhabe

Worauf schauen wir, wenn wir wissenwollen, ob „es“ besser oder schlechterwird? Um zu zeigen, dass das Bruttoin-landsprodukt (BIP) kein Maß für Wohl-fahrt ist, werden gewöhnlich Beispielewie Staus oder Verkehrsunfälle heran-gezogen: Sie steigern zwar das BIP, fü-gen den Beteiligten aber eher Scha-den zu als ihnen zu nützen. Hinzukommt, dass mit steigendem Entwick-lungsgrad einer Gesellschaft Wohl-ergehen und BIP tendenziell immerweniger miteinander zu tun haben:Während in armen Ländern eine Stei-gerung der Produktion zur Deckungvon Grundbedürfnissen bitter nötigist, macht sie sich für Konsumenten inreichen Ländern nur noch marginalbemerkbar. Gleichzeitig muss sie wo-möglich mit einem unverhältnismäßi-gen Mehr an Arbeitsbelastung erkauftwerden, da große Produktivitätsfort-schritte immer schwieriger werden.Aus der Dissonanz zwischen wahrge-nommenem und gemessenem Wohl-ergehen ist in den letzten Jahren einelebhafte wissenschaftliche, politischeund öffentliche Debatte über eineWohlfahrtsmessung „jenseits des BIP“entsprungen.

soeb geht davon aus, dass sich ein ad-äquater Bewertungsmaßstab gesell-schaftlicher Entwicklung heute an in-dividuellen Entfaltungsmöglichkeitenorientieren sollte. Das heißt zum einen,auf der Ebene von Individuen zu mes-sen, anstatt aggregierte Größen heran-zuziehen, in denen sich tatsächlicheLebensbedingungen nur sehr einge-schränkt widerspiegeln. Zum anderenbedeutet es, den Aspekt der Freiheitoder Autonomie zu betonen, dennmoderne Gesellschaften weisen einhohes Maß an Individualisierung (ver-standen als Vielfalt an Lebensweisen)auf. Wohlfahrt kann nicht daran ge-

messen werden, wie gut die Lebens-weisen unterschiedlicher Personen ei-nen einheitlichen Kriterienkatalog er-füllen. Als Maß für individuelle Wohl-fahrt wurde daher Teilhabe gewählt.Teilhabe schließt alle Aktivitäten undBeziehungen ein, in denen sich Perso-nen die gesellschaftlichen Möglichkei-ten individueller Lebensführung an-eignen. Sie geht über Bedarfsdeckungund Konsum hinaus: Sie wird im Rah-men selbstbestimmter Lebensführungindividuell erreicht und an Lebenszie-len bewertet. Teilhabe lässt sich aufunterschiedliche Dimensionen der Le-bensführung beziehen. So lässt sichzum Beispiel getrennt untersuchen,ob Personen in den Bereichen Er-werbsteilhabe, soziale Nahbeziehun-gen, Rechte und Bildung Erfolge erzie-len oder Mangel leiden – gemessen anihrer präferierten Lebensweise. Teil-

habe bleibt dabei aber der übergrei-fende Maßstab für Wohlfahrt, denn sieergibt sich in ihren unterschiedlichenArten und Graden aus einem komple-xen Zusammenwirken der Dimensio-nen. soeb untersucht deshalb, wie ver-schiedene Teilhabeformen und -er-gebnisse einander wechselseitig stüt-zen, verstärken, behindern oder blo-ckieren. Die Beobachtung individuel-ler Lebensweisen führt schließlich zurBeschreibung von „Teilhabemodi“, diefür eine bestimmte Gesellschaft als ty-pisch gelten können. Je nach Teilhabe-modus kann es sich um gesellschaft-liche Positionen mit besseren oder

auch schlechteren Teilhabechancenund -ergebnissen in der Sozialstrukturhandeln.

Verwirklichungschancen

Bei der Beobachtung stark individuali-sierter Gesellschaften kommt es dar-auf an, zwischen sozialer Differenzie-rung von Teilhabemustern (horizontal)und sozialstrukturell ungleicher Teil-habe (vertikal) zu unterscheiden. Un-terschiedliche Lebensweisen, die aufreflektierte Wahlentscheidungen derbetreffenden Personen selbst zurück-gehen, lassen sich als Vielfalt beschrei-ben, während individuell nicht ge-wählte und nicht beeinflussbare Un-terschiede als Ungleichheit bezeichnetwerden können. Diese in pluralisiertenGesellschaften wichtige Grenzziehungwird durch das konzeptionelle Rüst-zeug des Lebenslagenansatzes – bzw.

des in wichtigen Punkten deckungs-gleichen Befähigungsansatzes – er-möglicht. Das Lebenslagenkonzeptbezieht individuelle Wohlfahrt auf denmultidimensionalen „Handlungsspiel-raum“, den Individuen bei der Entfal-tung und Befriedigung wichtiger In-teressen haben (Leßmann 2007). Im Ansatz von Sen (2000) bilden Verwirk-lichungschancen („capability“) die Ziel-größe von Wohlfahrt. Sen versteht darunter die praktische Freiheit derMenschen,„ein von ihnen als sinnvollerkanntes Leben zu führen“, d. h. eineselbst gewählte Lebensweise verwirk-lichen zu können. Das Chancenkon-

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zept sucht zu erfassen, wie Personenoder Haushalte materielle Ressourcen(Güter und Dienstleistungen inklusivesozialstaatlicher Leistungen) für ihrepersönliche Lebensführung in An-spruch nehmen können. Die Umwand-lung von Ressourcen in tatsächlicheTeilhabe wird zum einen be-stimmt von individuellen Fähig-keiten und Werturteilen, zumanderen von situativen und ge-sellschaftlichen Bedingungen.Für welche Verwirklichungs-chancen kollektive Ressourcenund chancenfreundliche Um-wandlungsfaktoren bereitzu-stellen sind, ist Gegenstand ge-sellschaftlicher Verständigungbzw. demokratischer Willens-bildung. Da der „capability ap-proach“ international eine gro-ße Vielfalt an Forschungsvorha-ben inspiriert und eine besse-re Vergleichbarkeit von Wohl-fahrtspositionen verspricht, be-zieht sich der sozioökonomi-sche Berichtsansatz vor allemauf Verwirklichungschancen alssensibilisierendes Konzept. 2

Wohlfahrtsproduktion

Wie im Hinblick auf Ressourcenund Umwandlungsbedingun-gen eben schon angesprochen,beschränkt sich die sozioökono-mische Berichterstattung nichtdarauf, die Verteilung von Wohl-fahrt zu beschreiben. Sie inter-essiert sich darüber hinaus auch fürderen Entstehung in wirtschaftlichenund gesellschaftlichen Zusammen-hängen. soeb greift deshalb auf die

halte sind somit nicht passive Kon-sumeinheiten, sondern tätige Wohl-fahrtsproduzenten.

Wohlfahrtsproduktion „beinhaltet alleAktivitäten zur Verbesserung der ob-jektiven Lebensbedingungen und der

subjektiv wahrgenommenen Le-bensqualität“ (Hauser 1994: 4). ImWechselspiel mit Haushalten sindnoch vier weitere gesellschaftli-che Basisinstitutionen mit Wohl-fahrtsproduktion befasst: markt-orientierte Unternehmen, staat-liche und öffentliche Instanzen sowie Verbände. Zusammenspielund Aufgabenteilung dieser vierInstitutionen sind nicht beliebig,sie ergänzen sich vielmehr in einerkomplementären Logik. soeb fragtnach diesen Beziehungen und ih-ren Veränderungen im Zeitverlauf,denn sie sind ursächlich für denhistorischen Wandel von Sozial-struktur und Niveaus individuellerTeilhabe. Konzepten einer stärkerindividualisierten Wohlfahrtsmes-sung werden somit Konzepte zurMakroanalyse eben jener Institu-tionen an die Seite gestellt, die un-gleiche Wohlfahrt generieren.

Umbruch des Produktions- und Sozialmodells

Bereits der erste Forschungsver-bund Sozioökonomische Berichter-stattung hat die Wahl seiner The-men und Konzepte aus einer his-

torisch angelegten „Erzählung“ be-gründet: Die sozioökonomische Ent-wicklung Deutschlands in den letztenJahrzehnten wird als Umbruch einesbestimmten Kapitalismusmodells be-griffen, der den Wandel dominanterTeilhabemodi einschließt. Als histori-sche Referenzfolie für dieses Verständ-nis sozialen Wandels als Umbruch ei-ner Gesellschaftsformation dient die„fordistische“ Wachstumskonstellationder drei Nachkriegsjahrzehnte, d.h. der50er bis 70er Jahre des letzten Jahr-hunderts. Fordismus steht hier für einbestimmtes gesellschaftliches Ent-wicklungsmodell, in dem wirtschaftli-che Prosperität und die Verbesserungder sozialen Lage breiter Teile der Be-völkerungen unter kapitalistischen Be-dingungen stabil verknüpft waren undeinander gegenseitig verstärkten. Diemakroökonomische Dynamik des For-

TITELTHEMA: SOEB

Impressum

Die Mitteilungen aus dem SOFI erscheinen ca. dreimal im Jahr.

Herausgeber: Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) an der Georg-August-Universität, Friedländer Weg 31, 37085 Göttingen,Tel.: (0551) 52205-0,E-Mail: [email protected], Internet: http://www.sofi.uni-goettingen.de

Redaktion: Klaus-Peter Buss, Namara Freitag, Jürgen Kädtler, René Lehweß-Litzmann,Rüdiger Mautz

Endredaktion und Layout: Martina Parge, PARGE PR

Fotos: S. 1 und S. 17: Klaus-Peter Wittemann; S.2: ©istock.com/jonpic;S. 3: ©istock.com/Xyno6; S. 4: ©istock.com/firina; S. 10, 11, 12: ©istock.com/DRAfter123;S. 14: photography.com/photocase.com, S. 15: Xiling Yang

Die Mitteilungen aus dem SOFI sind auf der Website des SOFI (www.sofi.uni-goettingen.de) als PDF-Download erhältlich und können online abonniert werden.

Theorie der Wohlfahrtsproduktion(Zapf 1983) zurück. Wie der Chan-cenansatz geht auch sie davon aus,dass Wohlfahrt nicht mit Gütern undDienstleistungen gleichgesetzt wer-den kann. Diese sind aber als „Inputs“oder „Zwischenprodukte“ für Wohl-

fahrt relevant. Sie werden von Haus-halten „durch den Einsatz von Zeit undanderen Ressourcen in personale Gü-ter umgewandelt“ (Zapf 1983: 7). Haus-

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dismus und das ihr entsprechen-de Muster der Wohlfahrtsproduktionwurden in unterschiedlichen kapitalis-tischen Gesellschaften auf sehr ver-schiedene Weise realisiert. Im „deut-schen Modell“ herrschte ein charakte-ristischer gesellschaftlicher Teilhabe-modus vor, der sich durch Erwerbszen-trierung, familiäre Unterhalts- und Sor-gebeziehungen und wohlfahrtsstaatli-che Flankierung charakterisieren lässt.Der ökonomische und soziale Wandel,der ab den 70er Jahren in allen west-lichen „Spielarten des Kapitalismus“einsetzt, wird in dieser historischen

Perspektive als Umbruch einer sozioö-konomischen Gesellschaftsformationvon ungewisser Dauer und mit offe-nem Ausgang gedeutet. Das „fordis-tische“ Muster wirtschaftlicher Dyna-mik und sozialer Teilhabe löst sich auf,und ein ähnlich stabiles neues Musterzeichnet sich bisher nicht ab.

Ein Gegenstand der Sozialberichter-stattung und des internationalen Ver-gleichs sind somit Gesellschaftsforma-tionen, die sich im Umbruch befinden,sowie länderspezifische Kapitalismus-varianten, die diesen Umbruch unter-schiedlich bewältigen. soeb verfolgthier unterschiedliche analytische Pers-pektiven: betriebliche Strategien und

Praktiken sowie Lebensweisen vonPersonen in Haushalten – und als ge-meinsamer Rahmen für das strategi-sche Handeln beider die Regulierungsozialer Beziehungen durch das Insti-tutionensystem der Gesellschaft. Be-triebe und Haushalte handeln in die-sem Rahmen relativ autonom, abernicht unabhängig voneinander. Be-triebliche Strategien zählen zu den„Umfeldbedingungen“ von Haushal-ten und umgekehrt. Analytisch sind alle drei Perspektiven gleichberech-tigt; normativ und faktisch sind sie es nicht. Während nur die Perspektive

der Haushalte einen normativen Be-wertungsmaßstab für Wohlfahrtspro-duktion abgibt, stellen sich die Macht-asymmetrien anders dar: Haushalteverfügen über geringere ökonomi-sche Marktmacht als Unternehmenund nur über beschränkte Möglichkei-ten politischer Partizipation.

Angebote für die gesellschafts-politische Diskussion

Durch ihre Bezugnahme auf die prä-sentierten Konzepte und Theorienstrebt die Sozioökonomische Be-richterstattung eine eigenständigeStellung neben anderen sozialwis-senschaftlichen Berichtssystemen inDeutschland an. Gleichzeitig ist sie an

eine Vielzahl höchst aktueller gesell-schaftlicher Debatten anschlussfähig,was sich auch in der am Berichtsansatzorientierten Themenwahl der anlau-fenden dritten Berichtsphase nieder-schlägt (siehe Beitrag auf S. 5 in die-sem Heft). Auch soeb 3 wird die Frage„Wie geht es uns?“ nicht entscheiden.Der Berichtsansatz bietet aber einefundierte Grundlage für die gesell-schaftspolitische Diskussion über die-se Frage.

Anmerkungen

1 Der Beitrag ist angelehnt an daszweite Kapitel des soeb 2-Schlussbe-richts von Peter Bartelheimer undJürgen Kädtler: „Produktion und Teil-habe – Konzepte und Profil sozio-ökonomischer Berichterstattung“.

2 Neben soeb orientierten sich inDeutschland auch der zweite unddritte Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung sowie die Sachverständigenkommission zur Er-stellung des Ersten Gleichstellungs-berichts der Bundesregierung andem hier skizzierten Chancenkon-zept.

Literatur

Bartelheimer, Peter; Kädtler, Jürgen(2012): Produktion und Teilhabe –Konzepte und Profil sozioökono-mischer Berichterstattung. In: For-schungsverbund SozioökonomischeBerichterstattung (Hrsg.): Berichter-stattung zur sozioökonomischen Ent-wicklung in Deutschland. Teilhabe imUmbruch. Zweiter Bericht. Wiesbaden(VS Verlag), S. 41-88.

Hauser, Richard (1994): AusgewählteProbleme und Lösungsansätze. Berlin(Akad.-Verlag).

Leßmann, Ortrud (2007): Konzeptionund Erfassung von Armut. Vergleichdes Lebenslage-Ansatzes mit Sens ‚Ca-pability’-Ansatz. Berlin (Duncker &Humblot).

Sen, Amartya (2000): Ökonomie für denMenschen. München (Hanser).

Zapf, Wolfgang (1983): Zur Theorie derWohlfahrtsproduktion: öffentliche undprivate Aktivitäten in Perspektive. In:Wille, E. (Hrsg.): Konzeptionelle Proble-me öffentlicher Planung. Wien (P. Lang),S. 1-19.

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Peter Bartelheimer;René Lehweß-Litzmann

Seit Herbst 2013 arbeitet der For-schungsverbund SozioökonomischeBerichterstattung an einem dritten Be-richt über aktuelle gesellschaftlicheEntwicklungen in Deutschland. DerVerbund wird von Göttingen ausdurch das SOFI koordiniert (Projekt-leitung: Peter Bartelheimer). Er istinterdisziplinär angelegt und um-fasst neben Universitäten und For-schungsinstituten auch Bereitstellervon Daten: die Forschungsdatenzen-tren (FDZ) der Rentenversicherung,des Sozioökonomischen Panels undder Bundesagentur für Arbeit im Ins-titut für Arbeitsmarkt- und Berufsfor-schung.

Die Sozioökonomische Berichterstat-tung (soeb) wird vom Bundesminis-terium für Bildung und Forschung(BMBF) mit rund drei Millionen Euroüber drei Jahre gefördert. soeb ist bereits bekannt durch die beiden Verbundvorhaben soeb 1 (1999-2004)und soeb 2 (2006-2009), aus denenzwei Berichte zur sozioökonomischenEntwicklung in Deutschland hervor-gegangen sind (siehe Mitteilungenaus dem SOFI, Ausgabe 14, Dezember2011, S. 7-10).

Der nun beginnenden Berichtsphasesoeb 3 ging eine Konzeptphase mit fachöffentlichen Werkstattgesprächenvoran. Die dort gesammelten Themen-vorschläge waren dann Grundlage ei-nes fachöffentlichen „Call for papers“zur Einwerbung von Beitragsskizzen.Die auf dieser Basis getroffene Aus-wahl der Berichtsthemen orientiertsich an aktuellen gesellschaftlichenProblemlagen: soeb 3 erweitert dieThemenpalette der Sozioökonomi-schen Berichterstattung durch Beiträ-ge zum Finanzmarkt und zu Konsum-mustern. Die Neuzusammensetzungdes Forschungsverbunds folgt derWahl der Berichtsthemen. 18 wissen-schaftliche Arbeitspakete wurdenfünf Berichtsabteilungen zugeordnet.Eine Koordinationsgruppe, die durch

das SOFI moderiert wird, unterstütztdie Steuerung der wissenschaftlichenVerbundarbeit. Ferner wird ein wis-senschaftlicher Beirat einberufen.

In der ersten Berichtsabteilung widmensich drei Arbeitspakete dem deut-schen Entwicklungsmodell und seinerinstitutionellen Ordnung: Wie nach-haltig ist es, welche neuen Struktu-ren zeichnen sich im Umbruch ab und welche gesamtwirtschaftlichenRessourcen stehen für individuelleTeilhabe zur Verfügung? Eine durchZeitreihen ab 1991 empirisch gestütz-te makroökonometrische Modellie-rung der sozioökonomischen Ent-wicklung ermöglicht die Projektioninsbesondere der demografisch undsozioökonomisch bestimmten Ange-bots- und Nachfragerelationen am Arbeitsmarkt, der ökologischen Nach-haltigkeitsindikatoren und der regio-nalen Disparitäten bis 2030. Die Ar-beitspakete der zweiten Berichtsabtei-lung behandeln aus unterschiedlicherPerspektive Bezugsprobleme zwi-schen betrieblichen Strategien undLebensweisen von Erwerbspersonen.Dabei werden drei wissenschaftlicheZiele verfolgt: 1. Betriebe bzw. betrieb-liche Beschäftigungssysteme als Gele-genheitsstrukturen für individuelleTeilhabe zu typisieren, 2. Lebens- undErwerbsverläufe als Chancenstrukturzu typisieren und 3. atypische Er-werbsformen mit prekärem Potenzialim Kontext des Lebensverlaufs zu ana-lysieren. In Abteilung 3 sollen einer-seits der Haushaltskontext, anderer-seits das soziale Sicherungssystem alsRessourcen und Umwandlungsfakto-ren für individuelle Teilhabe beobach-tet werden. Die Neuregulierung desSystems der sozialen Mindestsiche-rung als Schnittstelle von Arbeits-markt- und Sozialpolitik bildet ein Ver-tiefungsthema. Die Berichterstattungzu Haushalts- und Familienstrukturen

TITELTHEMA: SOEB

liefert Kontextinformationen für dieBewertung der Teilhabeeffekte atypi-scher Erwerbsformen mit prekäremPotenzial: Welchen Einfluss haben Ver-änderungen in der Arbeitswelt, der Fa-milie und in sozialen Nahbeziehungenauf individuelle Erwerbsverläufe? Ab-teilung 4 geht auf das wachsende Be-dürfnis nach differenzierten Darstel-lungen zu Teilhabe im Alter ein. Ver-laufsmuster und Lebenslagen deshöheren Erwerbsalters bilden hier denthematischen Schwerpunkt. Übergrei-fende Fragestellung der Abteilung istdie empirische Unterscheidung zwi-schen Differenzierungen, die auf indi-viduellere Gestaltungsmöglichkeitender Altersphase zurückgehen, und sol-chen, die Ausdruck ungleicher Teilha-bechancen sind. Mit der fünften Be-richtsabteilung sollen Pluralisierungund Ungleichheit der Konsummus-ter systematisch in den sozioökono-mischen Berichtsansatz eingeführtwerden. Während ehemals die Ent-wicklung des standardisierten Mas-senkonsums entscheidend zu einerAngleichung von Lebensweisen bei-trug, ist heute eine Differenzierungdes Konsumhandelns zu erwarten.Ziel der Abteilung ist es, Bestim-mungsfaktoren sozialen Konsumhan-delns zu beobachten, die eine er-wünschte Pluralisierung von Konsum-mustern und sozialstrukturelle Un-gleichheit von Konsumchancen un-terscheidbar zu machen.

Die thematischen Abteilungen wer-den jeweils von einem teilnehmen-den Institut koordiniert (siehe Kas-ten), drei davon durch „soeb-Grün-dungsinstitute“ – neben dem SOFIwaren auch INIFES und ISF bereits seitsoeb 1 Teil des Verbunds. InhaltlicheKontinuität über die Berichtsphasenwird maßgeblich durch Eckpfeiler desBerichtskonzepts hergestellt (sieheden Beitrag auf Seite 1ff in diesemHeft). Darüber hinaus tragen ein Kern-bestand an Berichtsgegenständenund replizierbare Indikatoren – ohnedie Berichterstattung im Längsschnittnicht denkbar ist –, zu dieser inhalt-lichen Kontinuität bei. Sowohl Be-

Interdisziplinärer Forschungsverbund soeb 3

Sozioökonomische Berichterstattung startet in dritte Phase

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am Verbund Beteiligten arbeiten inter-aktiv in einer BMBF-geförderten Vir-tuellen Forschungsumgebung (vgl.Beitrag auf S. 7 in diesem Heft). Diessoll eine optimale Nutzung der beste-henden Forschungsdateninfrastruk-tur erlauben und zu einer möglichst en-gen Zusammenarbeit der räumlich ver-teilten Projektteilnehmer beitragen.

Der Auftaktworkshop für soeb 3 wirdam 25./26. November 2013 in Göttin-gen stattfinden.

Mehr Informationen über die Werk-stattgespräche, über die im Rahmenvon soeb 3 durchgeführte Forschungund die beteiligten Personen und Ins-titute sind zu finden auf www.soeb.de.

richtsansatz als auch Indikatoren wer-den jedoch auch weiterentwickelt –parallel zu Entwicklungen von Gesell-schaft und verfügbarer Datenbasis.

soeb 3 dient als Anwendungsfall fürdie Entwicklung einer virtuellen Kol-laborationsplattform für sozialwissen-schaftliche Forschungsprojekte. Die

Abteilung 1:„Teilhabekapitalismus“– wie nachhaltig istdas deutsche Entwicklungsmodell?(Leitung: Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS), Osnabrück)

� Gesamtwirtschaftliche Entwicklung bis 2030,Indikatoren, Zeitreihen (GWS/Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT), Sankt Augustin)

� Umbrüche der Finanzstruktur und sozioökonomischeEntwicklung (Zeppelin Universität Friedrichshafen)

� Eigentumsstrukturen im Unternehmenssektor und Corporate Governance (SOFI)

Abteilung 2:Betriebliche Strategien und Chancenstrukturen im Lebensverlauf(Leitung: Forschungsdatenzentrum der Bundes-agentur für Arbeit im Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (FDZ-BA), Nürnberg)

� Arbeitszeit (Forschungsteam Internationaler Arbeitsmarkt (FIA), Berlin)

� Erwerbsverläufe und betriebliche Beschäftigungs-systeme (Otto-Friedrich-Universität Bamberg)

� Ursachen und Folgen subjektiver Prekaritäts-wahrnehmung (Universität Bielefeld)

� Erwerbs- und Lebensverläufe (Schmidt-Sozialforschung, Berlin/SOFI)

� Linked-Employer-Employee-Daten (FDZ-BA)� ‚Nicht für die Schule – für den Arbeitsmarkt

lernen wir’. Aber für welchen? (SOFI)

Abteilung 3:Teilhabe im Haushaltskontext und soziale Sicherungssysteme (Leitung: SOFI, Göttingen)

� Entwicklung der Einkommens- und Vermögens-verteilung (Empirische Verteilungsforschung,Riedstadt)

� Haushalts- und Familienstrukturen als Kontext für Beschäftigungsverläufe (FDZ-SOEP am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin)

� Teilhabe und Grundsicherung – SGB II als Leistungssystem und Lebenslage (SOFI/FDZ-BA/Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS))

Abteilung 4:Teilhabechancen im Alter(Leitung: Internationales Institut für empirische Sozialökonomie (INIFES), Stadtbergen).

� Erwerbsverlauf und Altersübergang (FDZ der Rentenversicherung/INIFES)

� „Einkommen, Konsum und soziale Teilhabe im Alter” (INIFES)

Abteilung 5:Konsummuster zwischen Differenzierung und Ungleichheit(Leitung: Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung (ISF), München)

� Ökologisch nachhaltiger Konsum und Verwirklichungschancen (Helmut-Schmidt-Universität,Hamburg/Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Leipzig)

� Armutskonsum, Ernährungsarmut und alimentäre Teilhabe (ISF)

� Schichtspezifische Konsumniveaus und -strukturen (Empirische Verteilungs-forschung, Riedstadt)

� Konsumentwicklung bis 2030 nach Haushaltstypen und Szenarien (GWS)

soeb 3:Abteilungen, Arbeitspakete und teilnehmende Institutionen

Fortsetzung von S. 5

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TITELTHEMA: SOEB

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Peter Bartelheimer, Sarah Cronjäger,René Lehweß-Litzmann

Das Verbundprojekt „Virtuelle For-schungsumgebung für die sozioökono-mische Berichterstattung“ (VFU soeb 3)präsentiert Ende Januar 2014 auf einerFachtagung in Berlin seine erste opera-tiv genutzte Version einer VirtuellenForschungsumgebung (kurz: VFU) derbreiteren Fachöffentlichkeit. Vom SOFIkoordiniert, entwickeln Kooperations-partner (s.u.) aus dem Bereich der Informationstechnologie und der Wis-senschaftsdienstleistungen den Proto-typen einer Virtuellen Forschungs-umgebung für quantitative Daten-analysen. Eine VFU soll Forschendeninsbesondere in großen Verbundvor-haben ein web-basiertes Portal bieten,über das sie von unterschiedlichen Orten aus über den gesamten For-schungsprozess hinweg kooperierenkönnen: von der Diskussion der For-schungskonzepte über den Daten-zugang und die Datenanalyse bis zur gemeinsamen Publikation und Doku-mentation. Seit Juni 2012 fördert dasBundesministerium für Bildung undForschung (BMBF) die Entwicklungdieser VFU zur kooperativen Nutzunginsbesondere sozial- und wirtschafts-wissenschaftlicher Mikrodaten, dievon Forschungsdatenzentren bereit-gestellt werden.

Die Entwicklung der VFU soeb 3 ist engan den Forschungsverbund „DritterBericht zur sozioökonomischen Ent-wicklung in Deutschland (soeb 3)“ (sie-he S. 1ff, und S.5ff, in diesem Heft) an-gebunden, dem sie als Infrastrukturzur Verfügung gestellt und in dem sieprojektbegleitend erprobt wird. Diefachwissenschaftlichen Anforderun-gen an die VFU wurden in der Vorbe-reitung dieses Forschungsverbundsformuliert. Wissenschaftler/innen ausdem Verbund dokumentieren ihre Er-fahrungen im Rahmen von zwei Nut-zungsstudien. Die Verknüpfung beiderProjekte soll einerseits eine notwendigforschungsnahe Entwicklung des In-frastrukturprojekts ermöglichen und

andererseits die wissenschaftliche Ar-beit im Verbund wirksam unterstüt-zen. Übergeordnetes Ziel des VFU-Pro-jekts ist jedoch, über den Forschungs-verbund soeb 3 hinaus IT-Lösungen

von allgemeiner Bedeutung für diequantitativ-empirisch forschenden So-zialwissenschaften zu erarbeiten. Dieim soeb-Kontext entwickelte VFU istals erster Entwicklungsschritt zu ei-nem IT-Portal zu sehen, das typischeAnwendungsfälle unterstützt. Im Er-folgsfall soll die VFU künftig Nutzer/innen von Dateneinrichtungen desRats für Sozial- und Wirtschaftswissen-schaften zur Verfügung gestellt wer-den können1.

Die Gesamtkoordination des Pro-jekts liegt beim Soziologischen For-schungsinstitut Göttingen (SOFI) (Pro-jektleitung: Dr. Peter Bartelheimer).Das SOFI kooperiert dabei in eineminterdisziplinären Projektverbund mita) GESIS – Leibniz-Institut für Sozial-wissenschaften e.V. in Mannheim, dasfür die Entwicklung des Metadaten-schemas und der Editoren verant-wortlich ist, b) mit der Gesellschaft fürwissenschaftliche DatenverarbeitungmbH Göttingen (GWDG), die feder-führend die Entwicklung des VFU-Por-tals und des Hostings übernommenhat, c) mit der Niedersächsischen

Staats- und Universitätsbibliothek(SUB) an der Georg-August-Univer-sität Göttingen, die gemeinsam mitder D-Grid gGmbH in Dortmund aufder informationstechnologischen Sei-

te die Entwicklungsarbeit zwischenden beteiligten IT-Einrichtungen un-ter Einbeziehung der FDZ an einer ge-meinsamen Architektur moderiert, d)mit dem Forschungsdatenzentrumder Bundesagentur für Arbeit im Ins-titut für Arbeitsmarkt- und Berufs-forschung (FDZ-IAB) in Nürnberg,e) mit den Forschungsdatenzentren der Rentenversicherung (FDZ-RV) inWürzburg und Berlin und f ) mit demForschungsdatenzentrum des Sozio-oekonomischen Panels (FDZ-SOEP) inBerlin.

Weitere Informationen zum Projektsind im Internet zu finden unter: http://www.soeb.de/vfu-soeb-3/

Anmerkungen1 Unter einer gemeinsamen Oberflä-

che integriert das VFU-Portal Werk-zeuge zur Kollaboration, z.B. Edito-ren für Metadaten (Daten, die Da-ten beschreiben – z.B. um sie leichterauffindbar zu machen) und Syntax(Code für Auswertungen von Da-ten mittels Statistiksoftware). Hierzu gehören auch ein Forum, ein eigenes

Abschlussveranstaltung des Verbundprojekts VFU soeb 3

Eine virtuelle Forschungsumgebung für die Sozial- und Wirtschaftswissenschaften

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TITELTHEMA: SOEB

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Wiki, eine mit den lokalen Rechnernsynchronisierte Dateiverwaltung, eingemeinsamer Projektkalender, ein An-kündigungs- und Absprachenportletsowie eine Archivfunktion zur Spei-cherung und zum Durchsuchen vonDatensätzen und Metadaten. Der Pro-totyp der VFU soeb 3 soll schwerpunkt-mäßig die Archivierung, Dokumenta-tion und Nachnutzung bzw. kollabora-

tive Nutzung von Auswertungssyntaxunterstützen. Das hierfür spezifizierteMetadatenschema orientiert sich amStandard der Data Documentation In-itiative (DDI). Durch die beteiligten For-schungsdatenzentren werden daten-schutzrechtliche Anforderungen undtechnische Voraussetzungen für diekünftige Integration des Datenfern-zugriffs (Remote Data Access) in die

Entwicklung eingebracht. So kann dasProjekt die neuen Zugangswege zuMikrodaten in Dateneinrichtungenmit vorbereiten und Lösungen für de-ren Unterstützung in einer VFU skizzie-ren. Mit Abschluss dieser Projektphaselassen sich die Entwicklungsaufgabenfür eine insbesondere um Werkzeugefür Datenfernzugriff erweiterte Versionder VFU beschreiben.

Fortsetzung von S. 7

Fachtagung: „Das Portal, die Daten und wir – Eine Virtuelle Forschungsumgebung für die digitale Infrastruktur“

Vo r l ä u f i g e s Pro g ra m m :

Begrüßung und EinführungDr. Peter Bartelheimer (SOFI), N.N. (Bundesministerium für Bildung und Forschung / Projektträger im DLR Umwelt,Kultur, Nachhaltigkeit)

Panel 1: Diskutiert – Virtuelle Forschungsumgebungen in der InformationsinfrastrukturIn diesem Panel soll in einer moderierten Diskussion derStand der Forschung zu Virtuellen Forschungsumgebungenmit Vertretern aus dem IT-Bereich, der Forschungsförderungund der Dateninfrastruktur thematisiert werden.

- Prof. Dr. Uwe Schwiegelshohn (D-Grid gGmbH, Dortmund)- Prof. Dr. Ramin Yahyapour (Gesellschaft für wissenschaftli-

che Datenverarbeitung mbH Göttingen (GWDG)) (angefragt)- Dr. Sigrun Eckelmann (Deutsche Forschungsgemeinschaft

(DFG), Allianz-Initiative)- Dr. Harry Enke (Astrophysikalisches Institut Potsdam (AIP),

Projekt RADISCHEN)- N.N. (Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten)

Panel 2: Vorgeführt – VFU soeb 3 (Version 1.0)In einem Überblicksvortrag seitens der GWDG soll die Architektur der Virtuellen Forschungsumgebung VFU soeb 3 vorgestellt werden. Um einen Zugang zu einzelnen Funktionen zu vermitteln, werden anschließend die Hauptfunktionalitäten der VFU in Kleingruppen demonstriert.

Panel 3: Erprobt – Nutzungserfahrungen und ForschungspraxisIn der Umsetzungsphase des Projekts VFU wurden zwei Nutzungsstudien mit Beteiligten aus dem Verbundprojekt soeb 3 durchgeführt. Dr.Tanja Schmidt (SoziologischesForschungsinstitut) präsentiert die Ergebnisse, die anschließend von Anwender/inne/n kommentiert werden. Darüber hinaus soll in einer moderierten Diskussion ein Erfahrungsaustausch mit anderen VFU-Projekten stattfinden.

Berlin, 24. Januar 2014 (Beginn 10:30 Uhr, Veranstaltungsende 18:00 Uhr)

Veranstaltungsort: Steigenberger Hotel, Los-Angeles-Platz 1, 10789 Berlin

Zugesagt haben:- Prof. Dr. Stefan Liebig (Universität Bielefeld,

SFB 882,Teilprojekt INF)- Dr. Karsten Stephan (Deutsches Zentrum für

Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW))- Dr. Peter Birke (Soziologisches Forschungsinstitut

Göttingen, Projektverbund „Gute Arbeit” nach dem Boom. Pilotprojekt zur Längsschnittanalyse arbeits-soziologischer Betriebsfallstudien mit neuen e-Humanities-Werkzeugen (reSozIT))

- Prof. Dr.-Ing. Stefan Jablonski (Universität Bayreuth)

Panel 4: Gesucht, gefunden – Metadaten zur Nutzung von ForschungsdatenUwe Jensen (GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissen-schaften e.V.) führt in diesem Panel in das Metadaten-schema der VFU soeb 3 ein. Kommentar: Dr. Johanna Vompras (Universität Bielefeld, SFB 882,Teilprojekt INF. )

Panel 5: Weitergedacht – Remote Data Access in der Virtuellen ForschungsumgebungDr. David Schiller (FDZ der Bundesagentur für Arbeit im IAB) stellt ein Konzept zur Machbarkeit von Remote Data Access zur Diskussion. Kommentar u.a.: Prof. Dr. Ulrich Rendtel (Freie Universität Berlin; Arbeitsgruppe Future Data Access beim Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten)

Bilanz und AusblickStefan Bender (FDZ der Bundesagentur für Arbeit im IAB/Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten)

Organisation und AnmeldungEs entstehen keine Teilnahmekosten. Um Anmeldung wird gebeten. Organisationshinweise und weitere Unterlagen erhalten Sie nach der Anmeldung.

Kontakt:Sarah Cronjäger, M.A., Soziologisches Forschungsinstitut(SOFI) an der Georg-August-Universität, Friedländer Weg 31,37085 Göttingen,Tel.: +49 551 52205-38,E-Mail: [email protected]

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SOFI-TAGUNG

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Studie zu interorganisationalen F+E-Projekten – erste Befunde

Kooperation in der Produktentwicklung

Peter Kalkowski, Otfried Mickler

Temporäre Kooperationen zu For-schung und Entwicklung (F+E) zwi-schen rechtlich und wirtschaftlichselbständigen Unternehmen sind in-zwischen in vielen Wirtschaftsberei-chen ein relevanter Wettbewerbs-faktor. In der einschlägigen Literaturüberwiegt allerdings die Beschäfti-gung mit strategischen Kooperations-konzepten. Rar sind dagegen empi-risch fundierte und analytisch auf-bereitete Erkenntnisse darüber, wiesolche Vorhaben praktisch bewältigtwerden, und welche Gestaltungsmög-

lichkeiten es dabei gibt. In einer vonder Deutschen Forschungsgemein-schaft geförderten Untersuchung ha-ben wir mit einem Schwerpunkt in derIT- und Automobilindustrie seit Mitte2011 Fallstudien zu interorganisatio-nalen F+E-Projekten durchgeführt.

Die übergeordnete Frage dabei laute-te: Wie wird bei interorganisationalenF+E-Kooperationen das Handeln prak-tisch koordiniert? Im Folgenden prä-sentieren wir erste Projektergebnisse.Aus Platzgründen konzentrieren wiruns dabei auf Befunde aus der Auto-mobilindustrie.

Entwicklungskooperation in der Automobilindustrie

Die Entwicklung der F+E in der Auto-mobilindustrie zeichnet sich durch eine dramatische Verlagerung derWertschöpfung von den OEMs (Origi-nal Equipment Manufacturer, Automo-bil-hersteller) zu den Zulieferern aus.Der Anteil der OEMs an der F+E-Wert-schöpfung wird voraussichtlich bis2015 unter die 30-Prozent-Marke fal-len (Roth 2013). Erwartet wurde, dassdieser Trend zu stärker partnerschaft-lichen Beziehungen „auf Augenhöhe“zwischen OEMs und Zulieferern führen

3. SOFI-Tagung ,Work in Progress’ am 23. und 24. Mai

Ungleiche Teilhabe in segmentierten Erwerbs- und Bildungssystemen

Unter dem Arbeitstitel „Ungleiche Teil-habe in segmentierten Erwerbs- undBildungssystemen“ lädt das SOFI am23. und 24. Mai 2014 zur dritten Ver-anstaltung seiner Tagungsreihe „Work in Progress“ in die Göttinger Pauliner-kirche ein. Gegenstand der Tagung sindgesellschaftliche Segmentationsprozes-se und ihre Bedeutung für individuel-le Teilhabe: Die Position im Erwerbs- bzw. Bildungssystem entscheidet maß-geblich über individuelle Wohlfahrt.Gleichzeitig ist nicht jede Position fürjede Person erreichbar. Das Erwerbs-system und das Bildungssystem sindjeweils in Teilsysteme untergliedert,zwischen denen Mobilitätshindernis-se bestehen. Wie diese Segmentationgenau aussieht, wie weitgehend Le-benschancen durch sie vorstrukturiert werden und wo und für wen Grenzen undurchlässig sind, ist nur bedingt er-forscht. Die Tagung wird sich Segmen-tationsprozessen im Erwerbs- und Bil-dungssystem widmen. Eine wichtigeFrage wird dabei sein, an welchen Stel-len Segmentation durch politischesHandeln begünstigt wird.

Im Zentrum des ersten Panels der Ta-gung stehen die Bedeutung der Sozial-politik für Arbeitsmarktsegmentationund deren Teilhabeeffekte. Ein wichti-ges Thema sind hier die Auswirkun-gen der Hartz-Reformen auf die Struk-tur des Arbeitsmarktes. In Panel 2 wer-

den Veränderungen im Ausbildungs-system und davon ausgehende Seg-mentierungswirkungen diskutiert. Da-bei sind unter anderem die je nachAusbildungsform und -inhalt unter-schiedlichen Übergangswahrschein-lichkeiten in verschiedene Teilarbeits-märkte zu diskutieren. Panel 3 fragtschließlich nach den Folgen des de-mografischen Wandels für einzelneArbeitsmarktsegmente: Ist damit zurechnen, dass eine alterungsbedingteVerknappung des Arbeitskraftange-bots die Verhandlungsposition von Er-werbspersonen automatisch verbes-sert? In der nächsten Ausgabe der Mit-teilungen aus dem SOFI im Frühjahr2014 werden wir unsere Vorüberle-gungen zum Tagungsthema Segmen-tation und Teilhabe ausführlich in ei-nem Artikel vorstellen.

Alle Interessierten seien bereits an die-ser Stelle herzlich zu der Tagung ein-geladen. Nähere Informationen zumProgramm und zur Anmeldung folgenebenfalls in der kommenden Ausgabeder Mitteilungen.

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AUS DEN PROJEKTEN

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AUS DEN PROJEKTEN

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Fortsetzung von S. 9und Projekte zur gemeinsamen Her-vorbringung von Innovationen begüns-tigen würde (Laigle 1998).

Tatsächlich gibt es dafür bis heute je-doch wenig Anzeichen. In der Regeldefiniert ein OEM die Entwicklungs-leistungen, die er von einem Zulieferererwartet, in einem Lastenheft, welchesdie Anforderungsspezifikationen de-tailliert. Die von uns untersuchten Fäl-le lassen darauf schließen, dass ge-meinsame Produktentwicklung imSinne eines synergetischen Koopera-tionsmodus in dieser Branche äußerstselten praktiziert wird. Vorherrschendist eine marktvermittelte Kunden-Liefe-ranten-Beziehung, in der beide Seitenein ausgeprägtes Interesse haben, sichvor dem Abfluss ihres Know-hows zuschützen, wobei die Zulieferer zu einerweitgehenden Transparenz (Kosten,Qualität) gegenüber den OEM ver-pflichtet sind.

Die Entwickler in den untersuchten Zu-lieferunternehmen klagten nicht nurüber den von den OEMs ausgehendenKosten- und Zeitdruck. Sie waren auchfrustriert, weil sie durch die Funktions-und Bauraumvorgaben der OEMs kaumMöglichkeiten haben, eigene Ideen indie Produktentwicklung einzubringen.Durch die etablierten Formen der Ent-wicklungskooperation blieben daherInnovationspotenziale ungenutzt.

Aus Sicht der befragten OEM-Vertretergibt es aber zu der gängigen Praxiskaum Alternativen, weil sie bei sinken-den Innovationszyklen und steigen-der Produktkomplexität eine Vielzahl von Lieferanten und Teilen koordinie-ren, synchronisieren und effizient zum Endprodukt zusammenfügen müssen,für dessen Qualität sie gegenüber demEndkunden haften. Das Projektma-nagement von F+E-Kooperationen istfür sie vor allem durch die logistischeHerausforderung geprägt, eine Vielzahlvordefinierter und zum Teil hoch stan-dardisierter Prozesse zusammenführenzu müssen. Weil der OEM fast alle rele-vanten Entscheidungen für die Pro-duktentwicklung vorgibt, ist das Ver-hältnis zu den Lieferanten eher durchexploitation (Ausnutzung und Verbes-serung des Bestehenden) als durch ex-ploration (Erkundung von Neuem) ge-kennzeichnet.

In einem untersuchten Fall sind zweiOEMs eine Entwicklungskooperationeingegangen, um einen Kleinlastwa-gen zu entwickeln. Dabei wurden be-kannte Technologien weiterentwickelt

und – im Sinne einer inkrementellenInnovation – zu einem marktfähigenModell kombiniert. Die Hauptlast derEntwicklung lag bei Unternehmen A,während Unternehmen B lediglichAnpassungen vornahm, um die eige-nen Motoren in dem Fahrzeug unter-bringen zu können. Die Antwort aufdie Frage, wie A und B ihre Prozes-se und Vorgehensweisen im Projektuntereinander abstimmen, war lapidarwie ein ungeschriebenes Gesetz for-muliert: „Den lead hat immer dasUnternehmen mit der größten worklo-ad.“ Das andere Unternehmen musssich dem anpassen.

Die Fallstudien zeigen, dass statt part-nerschaftlicher Kooperationen nachwie vor konventionelle Formen der ge-meinsamen Arbeit an Projekten domi-nieren. Zwar sind von Branchenver-bänden und Beratern inzwischen Em-pfehlungen für die Zusammenarbeitin unternehmensübergreifenden Pro-

jekten erarbeitet worden. PraktischeWirksamkeit haben sie nach Auskunftunserer Gesprächspartner aber selbstin solchen Unternehmen kaum ent-faltet, die an der Erarbeitung der Em-

pfehlungen mitgewirkt haben. Die-se Modelle und Methoden wie dieCollaborative Project Scorecard (Nie-becker et al. 2008) sind im Kern auchfunktionalistisch so sehr am StatusQuo orientiert und auf Standardisie-rung und IT-Systeme fixiert, dass siekaum geeignet sind, eine grundsätz-lich neue Qualität der F+E-Koopera-tion zu begründen.

In größeren Entwicklungspartner-schaften zwischen OEMs oder zwi-schen OEMs und großen Zulieferernwerden daran beteiligte Bereiche undPersonen zwar vielfach aus der „Ma-trixprojektorganisation“ ihrer Unter-nehmen herausgelöst und als eige-ne GmbH geführt. Vielfach scheiternsolche Joint Ventures jedoch bereitsdaran, dass sie im Top Managementbeschlossen werden, ohne das mitt-lere Management und die operativeEbene einzubeziehen und „mitzu-nehmen“ (Bruner/Spekman 1998). Es

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AUS DEN PROJEKTEN

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gelingt dann nicht, die unterschied-lichen „Unternehmenskulturen“ mitihren etablierten Prozesse und Routi-nen zu integrieren.

Zusammengefasst: Der in der Bran-che vorherrschende Kooperations-modus ist additiv. In der Regel wer-den entweder (a) F+E-Aufträge ver-geben – dann handelt es sich schlichtum marktvermittelte Kunden-Liefe-reranten-Beziehungen, oder (b) eswird eine rechtlich selbständige Ge-schäftseinheit, ein Joint Venture, ge-gründet. Es dominieren geschlosse-ne, proprietäre F+E-Modelle, die sichdurch einen relativ hohen Grad anformaler Reglementierung und Absi-cherung auszeichnen.

Die Alternative: PartnerschaftlicheEntwicklung eines Elektroautos

Wir haben in der Branche aber auch eine andere Art der Entwicklungsko-operation angetroffen. Deren Ziel istdie Entwicklung eines preisgünstigenElektroautos für den Nahverkehr in ei-nem Netzwerk gleichberechtigter Part-ner. Es handelt sich dabei um eine radi-kale Innovation in dem Sinn, dass diegesamte Wertschöpfungskette bis ineinzelne Baugruppen hinein neu kon-zipiert wurde.

Unter Mitwirkung einer Hochschulehaben rund zwanzig Unternehmen –überwiegend mittelständische und eine handvoll größerer Zulieferer derAutomobilindustrie – eine GmbH ge-gründet. Ein strategisches Hauptmotivfür die Beteiligung der Zulieferunter-nehmen an dem Projekt war die Über-legung, dass es für sie in Bezug aufElektromobilität nicht sinnvoll ist, alleinaus ihren etablierten Produktportfoliosheraus einzelne Innovationsthemen zuverfolgen. Für einen holistischen Inno-vationsansatz, der mit dem klassischenAutomobilkonzept bricht, benötigtensie vielmehr einen eigenen Technolo-gieträger, aus dem später einzelne The-men abgeleitet werden können.

Organisatorisch ist die von den Unter-nehmen gegründete GmbH in demProjekt die oberste Eskalations- undEntscheidungsinstanz. Als „virtuellerOEM“ entscheidet sie über die Ge-samtauslegung des Fahrzeugs undsteuert die Partner. Bewusst wurde auf

die Zusammenarbeit mit OEMs ver-zichtet, weil die Prozesse für die Ent-wicklung und Produktion von Au-tos mit Verbrennungsmotor nicht aufElektroautos passen – und weil die be-teiligten Unternehmen Erfahrungenmit einer Partnerschaft „auf Augenhö-he“ sammeln wollten.

Bereits bei der Selektion der Projekt-partner wurde darauf geachtet, für dieeinzelnen Baugruppen kompetentePartner „an Bord“ zu haben, und vondiesen ein starkes Commitment zudem gemeinsamen Vorhaben zu be-kommen. Dieses wurde bei den Ge-sellschaftern durch eine Vertragsge-staltung abgesichert, die nicht an Bud-gets oder Deadlines, sondern an dergemeinsamen Zielerreichung orien-tiert ist. Die Vertragspartner verpflich-teten sich, zugespitzt formuliert, biszum erfolgreichen Ende des Projektsdabei zu bleiben, sofern nicht außer-gewöhnliche Ereignisse oder Entschei-dungen des Gesellschafterkreises da-gegen sprechen.

Bekanntlich ist Know-how-Verlust fürUnternehmen eines der größten Ko-operationsrisiken. Die Gesellschafterverständigten sich darauf, ihre Pa-tente unter Wahrung ihres Eigentumsunentgeltlich in die Gesellschaft ein-zubringen. Die GmbH kann so Inno-vationen der Partner nutzen, ohne etwas dafür zu bezahlen, darf derenKnow-how jedoch zum Beispiel nichtin Gestalt von Lizenzen weiter ver-markten. Das geistige Eigentum, das

die Unternehmen in das Projekt ein-bringen, ist insofern nicht exklusiv,als es dem Gesamtprojekt zur Verfü-gung steht. Der „Quellcode“, die Bau-pläne, die die Entwickler einbringen,sind jedoch nicht für jedermann ein-sehbar und zur Weiterentwicklungfreigegeben.

Wie in der klassischen Automobilin-dustrie üblich, ist das virtuelle Modelldes Elektroautos auch in diesem Pro-jekt in (acht) Baugruppen unterteiltworden, für die jeweils eine Lead Engi-nereering Group (LEG) zuständig ist. Ei-ne solche LEG kann aus Vertretern nureines Gesellschafterunternehmens be-stehen, an ihr können aber – wie zumBeispiel bei der Karosserie – auchmehrere Firmen und Institute beteiligtsein. Sie besteht hier aus 14 Personen.

Für die modulare und simultane Ent-wicklungsarbeit ist die Definition derSchnittstellen (unter anderem imRückgriff auf ein IT-System für Kolli-sionsuntersuchungen) eine zentrale

Herausforderung. Damit die Partner ihrEntwicklungs-Know-how optimal ein-bringen können, dürfen potenzielleOptionsräume nicht vorschnell ge-schlossen werden. Deshalb wurden ih-nen nur generelle Ziele,„Leitplanken“vorgegeben (Funktionalität, Bauraum,Produzierbarkeit, Kosten, Sicherheitetc.). Auf die Produkt- und Prozess-Spezifikationen müssen sich die Ent-wicklungspartner untereinander ver-ständigen. Nicht bewährt hat sich ein

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AUS DEN PROJEKTEN

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Fortsetzung von S. 11

später als „basisdemokratisch“ diskre-ditiertes Vorgehen, bei dem die Part-ner zunächst aufgefordert wurden, fürihre Baugruppen Vorschläge zu ma-chen – in der Hoffnung, dass sich dar-aus ein gemeinsamer Nenner ergebenwürde. Diese Vorgehensweise erwiessich als „zu zäh“, so dass derFahrzeugprojektleiter schließ-lich von sich aus einige Setzun-gen vorgenommen hat. Diesesind jedoch nicht unantastbar.

Die Gesellschafter der GmbH,der Fahrzeugprojektleiter unddie Leiter der LEGs (Teilprojekt-leiter) treffen sich regelmäßigeinmal pro Monat für zwei Ta-ge. Die Projektleiter berichtenden Projektstand ihrer Grup-pen. Passen die Spezifikationennicht zusammen oder müssenSchnittstellen verändert bzw.Priorisierungen vorgenommenwerden, entscheiden die Ge-sellschafter darüber gemein-sam. Änderungen werden inder Regel von den Teilprojekt-leitern definiert und von derGmbH freigegeben. Die monat-lichen Meetings tragen maß-geblich dazu bei, dass Entscheidungenunter Einbeziehung der verschiedenenHierarchieebenen zügig gefunden undumgesetzt werden können.

Alle unsere an dem Projekt beteiligtenGesprächspartner sind von dessen Er-folg überzeugt. Tatsächlich ist es inzwi-schen nicht nur gelungen, ein Elektro-

auto als Technologieträger zu entwi-ckeln. Es wurde auch schon eine Nullse-rie des Fahrzeugs produziert. Bilanziertman die Bewertung der praktiziertenMethodik durch die Projektleiter, ist je-doch durchgehend eine Verunsiche-rung spürbar.

Die im Vergleich zu konventionell ange-legten Kooperationen in der Automo-bilindustrie erheblich größeren Freiräu-me wurden durchweg positiv bewertet,weil sie den beteiligten Entwicklern dieMöglichkeit geben, ihr Innovationspo-tenzial einzubringen und sich entspre-chend den eigenen professionellen An-sprüchen zu entfalten. Als positiv er-

fahren wurden der Austausch mit Ent-wicklern anderer Baugruppen sowiedie damit verbundenen Lernpotenziale.Die praktizierte Vorgehensweise förder-te die Identifikation mit dem Gesamtvor-haben, das Commitment zum Projektund die Arbeitsmotivation.

Gleichzeitig wurden aber dieständigen Abstimmungspro-zesse mit den anderen Ent-wicklungspartnern sowie diehäufigen Änderungen kritischbewertet und als belastendempfunden. Aus Sicht der Ent-wickler beeinträchtigen siedie Effektivität und Effizienzihrer Arbeit. Selbst diejenigen,die die größeren Spielräumefür die Selbstorganisation undSelbstentfaltung schätzten,sehnten sich nach einer ord-nenden Hand, nach einem Lastenheft mit klar definier-ten Anforderungen, wie sie sie von den OEMs her kennen.Der Aufwand für die Meetingsund wechselseitigen Verstän-digungs- und Abstimmungs-prozesse ist deutlich höher alsbei internen Eigenentwicklun-

gen nach Vorgabe eines OEM. Un-gewohnt sind neue Verhaltensanfor-derungen: „Wenn für eine Leistung bezahlt wird, kann ich mit demjeni-gen, von dem ich die Leistung erwar-te, ganz anders umgehen als in ei-ner partnerschaftlichen Beziehung, in der bisher kaum Geld geflossen ist.Da muss man schauen, dass man

konventionelle Kooperationkompatible Ziele getrennte Ressourcengetrennte Identitäten und Verantwortung (Risiken) keine gemeinsame Planungverteilte Bearbeitung unabhängiger Teilaufgaben Koordination gemeinsamer GeschäftsprozesseKoordinationsmodus: stark formal abgesichert

Kooperationsmodus: additivAufgabeninterdependenz: geringwechselseitige Lernpotenziale: gering

Kollaboration gemeinsame Ziele und Zieldefinitiongemeinsame Ressourcennutzunggemeinsame Identität und Verantwortunggemeinsame Planung und Entwicklung gemeinschaftliche Problemlösungintegrierte Organisation Koordinationsmodus: stärker diskursiv

Kooperationsmodus: integrativAufgabeninterdependenz: hochwechselseitige Lernpotenziale: hoch

Konventionelle Kooperation versus Kollaboration

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Maria Richter

Das Dissertationsprojekt untersuchtdie Entwicklung der Berufsorientie-rung von Hauptschüler/innen unter-schiedlicher ethnischer Herkunft. Zielder Arbeit ist die Analyse der Mecha-nismen, über welche sowohl die El-tern als auch die Mitschüler/innen derSchulklasse Einfluss auf die Berufs-orientierung nehmen. Überprüft wer-den soll, inwiefern unterschiedlicheRessourcenverteilungen und Wirk-

mechanismen mögliche bestehende ethnische Unterschiede in der Berufs-orientierung erklären können. Als Ana-lysegrundlage dienen quantitative Da-ten, die im Rahmen der Evaluations-projekte „Abschlussquote erhöhen –Berufsfähigkeit steigern 1 und 2“ und„Vertiefte Berufsorientierung und Pra-xisbegleitung“ vom SOFI erhoben wur-den. Hierbei handelt es sich um Mo-dellprojekte zur Förderung sozial be-nachteiligter Jugendlicher, die von derRegionaldirektion Niedersachsen-Bre-

men der Bundesagentur für Arbeitund dem Land Niedersachsen finan-ziert wurden.

Berufliche Qualifikationen stellen einewesentliche Voraussetzung für die so-zialen Teilhabechancen von Menschendar: Der Berufseinstieg und die Stabi-lität der Integration in den Arbeits-markt hängen entscheidend von derberuflichen Erstausbildung ab. Vor al-lem für Jugendliche mit Hauptschul-abschluss ist der Übergang in eine

Berufsorientierung von Hauptschüler/innen

Zur Rolle des sozialen Umfeldes für die Berufsorientierungvon Jugendlichen unterschiedlicher ethnischer Herkunft

PROMOTIONEN AM SOFI

AUS DEN PROJEKTEN

fair bleibt. Überleg doch mal, waskönnten wir da machen? Dabei gehtes dann weniger um Sanktionen undDruck, sondern darum, Kompromisseund gemeinsame Lösungen zu fin-den.“

Schlussbemerkung

Es ist zu vermuten, dass das, was dieProjektleiter als relativen Produktivi-tätsverlust ihrer individuellen Arbeiterfahren, durch die hohe Gesamtpro-duktivität des Projekts (über-) kom-pensiert wird. In eine solche Bilanzmüssten „Intangibles“, die vielfälti-gen und schwer zu quantifizieren-den Lerneffekte, der Aufbau von „Be-ziehungskapital“ zu den anderenPartnern ebenso einfließen wie derWert der Technologieplattform, dieden Unternehmen jetzt zur Verfü-gung steht – ganz abgesehen davon,dass keines der beteiligten Unter-nehmen allein in der Lage gewesenwäre, ein solches Projekt zu ‚stem-men’. F+E in einem Netzwerk gleich-berechtigter Partner muss vielleichtauch in der Automobilindustrie keinsinguläres Experiment bleiben undkönnte insbesondere für KMU ein Er-folg versprechendes Modell sein.

Insgesamt zeigen die untersuchtenFälle jedoch, dass in der Automobil-industrie bei interorganisationalen

F+E-Projekten inkrementelle Innova-tions- und konventionelle Koopera-tionsmuster vorherrschen. Kollabo-rationen wie im Fall der Entwicklungdes Elektroautos bleiben eine Aus-nahme und werden bevorzugt dortgebildet, wo es um radikale Innova-tion und die gemeinsame Hervorbrin-gung neuen Wissens geht. Interorga-nisationale Abstimmungsprozesse,Änderungen in der Zusammenset-zung des Netzwerks, an den Spezi-fikationen und an Schnittstellen zwi-schen den Baugruppen werden beisolchen Vorhaben den Projektver-lauf unweigerlich begleiten. Schließ-lich geht es in diesem Prozess da-rum, einen zunächst offenen Opti-onsraum gemeinsam sukzessiv, abernicht zu früh durch Anwendung vonWissen, Aushandlung und Entschei-dungen bis zu einem eingefrorenenDatenstand (design freeze) zu redu-zieren (Pfaff 2013). Dies verlangt vonden Beteiligten auf der Manage-mentebene und auf der operativenEbene andere Verhaltensweisen undKompetenzen, als es die Arbeit nachVorgaben eines OEM und die Machtder Gewohnheit in der Automobil-industrie nahe legen. Die Tabellestellt die Merkmale konventionel-ler kooperativer und kollaborativerinterorganisationaler F+E-Projektegegenüber.

Literatur

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Laigle, Lydie. (1998): Cooperative Buy-er-Supplier Relationships in Develop-ment Projects in the Car Industry. In:Lundin, R.; Midler, C. (Hrsg.): Projects asArenas for Renewal and Learning Pro-cesses. Boston. S. 207-218.

Pfaff, Holger (2013): Optionsstress undZeitdruck. In: Junghanns, G.; Morsch-häuser, M. (Hrsg.): Immer schneller, im-mer mehr. Psychische Belastungen beiWissens- und Dienstleistungsarbeit.Wiesbaden. S 113-143.

Roth, Siegfried (2013): Vertrauen undVertrag. Die Regelung von Entwick-lungskooperationen in der Automo-bilindustrie. Aachen.

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vollqualifizierende Ausbildung vonüberdurchschnittlicher Unsicherheitgeprägt. Über die Hälfte dieser Ju-gendlichen beginnt nach Verlassender Schule zunächst keine Berufsaus-bildung, sondern durchläuft zumeisteine oder mehrere berufsvorbereiten-de Maßnahmen im Übergangssystem.Besonders betroffen sind Jugendlichemit Migrationshintergrund: Sie sindüberproportional häufig in Haupt-schulen anzutreffen und weisen zu-dem noch geringere Übergangsquo-ten in eine Berufsausbildung auf.

Neben schulischen Kompetenzen wirdhäufig die Entwicklung einer Berufs-orientierung als Voraussetzung für denerfolgreichen Übergang in eine Aus-bildung angesehen. So weisen mehre-re Studien darauf hin, dass Jugend-liche ohne Berufswunsch bei der Aus-bildungsplatzsuche überdurchschnitt-lich oft erfolglos bleiben und auch inden folgenden Jahren seltener in einevollqualifizierende Ausbildung ein-münden als Jugendliche, die einen Be-rufswunsch entwickelt haben. Zudemzeigt sich, dass ein fehlender Berufs-wunsch sowie falsche Vorstellungenüber die Berufsrealität das Risiko einesAusbildungsabbruchs deutlich erhö-hen.

Wenngleich es einige Studien gibt, diesich mit der Entwicklung einer Berufs-orientierung von Jugendlichen ausein-ander setzen, sind bisher kaum Arbei-ten vorhanden, die sich mit möglichenDifferenzen zwischen Jugendlichen mitund ohne Migrationshintergrund be-schäftigen. An dieser Forschungslückesetzt die Dissertation an. Sie konzen-triert sich auf die Gruppe der Haupt-schüler/innen, da Hauptschulen die typischen Gelegenheitsstrukturen fürden Ausbildungseinstieg von Jugend-lichen mit Migrationshintergrund dar-

stellen. Zudem wird gerade bei dieserGruppe häufig eine mangelnde Be-rufsorientierung unterstellt.

Die Mehrzahl der soziologischen Stu-dien, die sich mit den Einflussfaktorenauf die Entwicklung einer Berufsorien-tierung beschäftigen, sind qualitativangelegt und konzentrieren sich aufdie Frage nach den Personen, die imProzess der Berufsorientierung den Jugendlichen zur Seite stehen. Dies-bezüglich zeigt sich, dass die Elternund Freunde eine bedeutende Rollespielen.

Während die Berufsorientierungsfor-schung häufig auf die besten Freunde

und Freundinnen fokussiert, stehen indieser Arbeit die Mitschüler/innen derSchulklasse und somit institutionelleKompositionseffekte im Vordergrund.Damit wird auf zahlreiche Studien Bezug genommen, die für die Schul-leistungen von Jugendlichen zeigenkonnten, dass die Zusammensetzungder Schülerschaft als ein Erklärungs-faktor für den unterschiedlichen Bil-dungserfolg herangezogen werdenkann. In dem Dissertationsprojekt wirduntersucht, ob sich ein solcher Effektebenfalls bei der Entwicklung einer

Berufsorientierung finden lässt.

Hierfür wird allerdings – anders als in bisherigen Studien – tieferge-hend analysiert, ob die gesamtenMitschüler/innen der Schulklas-se oder möglicherweise nur Ju-gendliche der eigenen ethnischen Herkunftsgruppe eine besondere Bezugsgruppe darstellen. So weistPutnam mit seiner Unterschei-dung zwischen brückenbilden-dem und bindendem Sozialkapitaldarauf hin, dass die Zugehörigkeitzu einer ethnischen Herkunftgrup-pe Beziehungsstrukturen defi-nieren und damit den Zugang zu den Ressourcen der Mitschüler/innen begrenzen kann. Insofern ist es denkbar, dass insbesonde-re Schüler/innen, die zur eigenenHerkunftsgruppe gehören, dieEntwicklung einer Berufsorientie-rung prägen. Dies könnte dannauch ethnische Unterschiede inder Berufsorientierung zwischenden Jugendlichen erklären.

Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, wird in der Arbeit der übli-cherweise vorgenommene dichotomeVergleich zwischen Migranten/innenund Nichtmigranten/innen aufgege-ben zugunsten einer differenziertenBetrachtung der Migrantengruppe sowohl auf Individual- als auch aufSchulklassenebene. Im Vergleich zwi-schen Jugendlichen ohne Migrations-hintergrund, Jugendlichen türkischerHerkunft und Jugendlichen aus derehemaligen Sowjetunion wird dem-entsprechend untersucht, welche Ge-meinsamkeiten und Unterschiede hin-sichtlich ihrer Berufsorientierung be-stehen und welche Wirkmechanismendem zugrunde liegen.

PROMOTIONEN AM SOFI

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PROMOTIONEN AM SOFI

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Divergente oder konvergente Entwicklung der (ökologischen) Modernisierung?

Die Bio-Konsumwende in China

Xiling Yang

Seit Anfang der 1980er Jahre hat dieDebatte um ökologische Modernisie-rung, ökologischen Konsum und dieVerbreitung nachhaltiger Lebensstilezunehmend an Gewicht gewonnen.Inzwischen wird diese Debatte auch inChina geführt. Hier lassen sich im Pro-zess der ökologischen Modernisierungwidersprüchliche Phänomene beob-achten, die auf den Status Chinas so-wohl als Entwicklungsland als auch als Industrieland verweisen. WelcheChancen als strategisches Entwick-lungskonzept hat aber die ökologi-sche Modernisierung unter den gesell-schaftlichen und politischen Rahmen-bedingungen Chinas?

Das Promotionsprojekt, das an deninterdisziplinären Promotionsstudien-gang „Biodiversität und Gesellschaft“der Georg-August Universität Göt-tingen angebunden ist, untersucht dieEntwicklung der ökologischen Land-wirtschaft und des Bio-Konsums inChina im Vergleich zu anderen Län-dern. Als Exportsektor entstand derÖko-Landbau in China bereits in den1980er Jahren, seit der Jahrtausend-wende wächst aber auch die Binnen-nachfrage nach Bio-Lebensmitteln ra-sant an. Im Jahr 2011 hatte China mitknapp 2 Mio. Hektar die viertgrößteBio-Anbaufläche weltweit, der Umsatzvon Bio-Lebensmitteln lag im Inlandbei 1,1 Mrd., im Export bei 500 Mio. USDollar. Die Forschung zur Entwicklungdes chinesischen Biolandbaus konzen-triert sich bislang hauptsächlich auf„eco-agriculture and Green Food, whichis the key area in China for sustainableagriculture development plan“ (Qiao2011:135). Dagegen steckt die Erfor-schung des Bio-Konsums sowohl in derchinesischen als auch in der west-lichen Soziologie noch in den Kin-derschuhen. Insbesondere bleibt „die Erfassung von Lebensstilähnlichkeitund -unterschieden im Länderver-gleich ein Desiderat der Forschung“(Otte/Rössel 2011:22).

zu diskutieren und zu analysieren so-wie die Entwicklung des chinesischenBiomarktes im Vergleich zur Entwick-lung in anderen Nationen einzuordnen.

Anmerkungen1 Zur Beantwortung dieser Fragen muss be-

rücksichtigt werden, dass Lebensmittel-skandale in den vergangenen Jahren denQualitätsmangel chinesischer Lebensmittelin den Fokus der chinesischen Öffentlich-keit gebracht haben. Die Skandale habenbewirkt, dass das Misstrauen gegenübereinheimischen Lebensmitteln immer grö-ßer geworden ist – insbesondere seit demim Jahr 2008 publik gewordenen Milch-skandal. Die chinesische Regierung ist da-mit im Hinblick auf Lebensmittel in einetiefe Vertrauenskrise geraten. Dies alleshat zweifellos zur Zunahme des Bio-Le-bensmittelkonsums in China beigetragen.

Literatur:

Otte, Gunnar; Rössel, Jörg (2011): Lebensstilin der Soziologie. In: Rössel, J.; Otte, G. (Hrsg.):Lebensstilforschung, Kölner Zeitschrift fürSozialpsychologie, Sonderheft 51/2011, VSVerlag,Wiesbaden, S.35-61

Qiao, Yuhui (2011): Organic Agriculture De-velopment in China. In: Willer, H.; Kilcher, L.(Hrsg.): The World of Organic Agriculture.Statistics and Emerging Trends 2011, IFO-AM, Bonn, & FiBL, Frick

Im Vergleich zu den Industrieländern fingder Boom des chine-sischen Bio-Marktes –gemessen am sozio-ökonomischen Ent-wicklungsstand undan den Einkommens-verhältnissen – relativfrüh an: Das durch-schnittliche jährlichverfügbare Pro-Kopf-Einkommen in China2011 betrug nur ca.2.880 Euro in der Stadtund ca. 838 Euro aufdem Land. Das Gelin-gen der ökologischen„Agrarwende“ setzt vo-raus, dass die gesell-schaftlichen Akteureihr Verhalten bewusstnach ökologischen Gesichtspunktenausrichten – und zum Beispiel bereitsind, statt günstigerer konventionellerLebensmittel teurere Bio-Produkte zukaufen. Daraus ergeben sich vielfälti-ge Fragen zur Struktur des chinesischenBio-Marktes, unter anderem: Inwie-weit wird der Bio-Konsum von der Re-gierung gefördert? Wer interessiert sichfür Bio-Produkte? Warum werden Bio-Produkte konsumiert? 1 Unter Rückgriffauf Lebensstilansätze der soziologi-schen Konsumforschung wird in derDissertation auf Basis qualitativer Er-hebungen unter Bio-Konsumenten der Zusammenhang zwischen Lebensstil und sozial-strukturellen Faktoren un-tersucht. Darüber hinaus geht die Dissertation auch auf wesentliche Rah-menbedingungen in der Entwicklung des chinesischen Biomarktes ein:Welcher Zusammenhang besteht zwi-schen der ökologischen „Konsumwen-de“ und der allgemeinen gesellschaft-lichen Entwicklung in China? Inwiefernsind Qualitätsprobleme konventionel-ler Lebensmittel in China auf das partei-politische System oder auf Mechanis-men des Kapitalismus zurückzuführen?Ziel der Dissertation ist es, die Bio-Kon-sumwende in China empirisch fundiert

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VERÖFFENTLICHUNG

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Neu bei edition sigma erschienen istdas Buch „Mitbestimmte Innovations-arbeit. Konstellationen, Spielregeln undPartizipationspraktiken“ von JürgenKädtler, Hans Joachim Sperling, VolkerWittke und Harald Wolf. Das Buch prä-sentiert Ergebnisse eines Forschungs-projekts, das am SOFI im Rahmen einesForschungsverbundes der Hans-Böck-ler-Stiftung zum Themenkreis „Inno-vation und Mitbestimmung“ in denJahren 2008 bis 2011 durchgeführtwurde.

In wissenschaftlichen wie in politi-schen Debatten bestand seit längeremweitgehende Einigkeit darüber, Eigen-engagement und aktive Beteiligungvon Mitarbeiterinnen und Mitarbei-tern als eine Haupttriebkraft betrieb-licher Innovationen anzusehen. Demgegenüber kamen kollektive Mitwir-kungsansprüche und institutionalisier-te Mitbestimmung sowie ihre Vertreter,wenn sie in diesem Zusammenhangüberhaupt Beachtung fanden, vor-zugsweise als Innovationshemmnissein den Blick. Mit ihrer Ausrichtung anKontinuität und Verlässlichkeit arbeits-gesellschaftlicher Strukturen stündensie – so die verbreitete Lesart – demZwang zu jener „schöpferischen Zer-störung“ im Wege, die unter schlag-wortartigem Verweis auf Schumpeterals das Wesen der Innovation ausge-macht wird.

Die vorliegende Untersuchung nimmteinen anderen Blickwinkel ein und stelltdemgegenüber auf die konstruktive Seite von Innovation ab. Wo Innova-tion strategisch verfolgt wird, muss esRessourcen geben, die das Neue hervor-bringen können. Zu nennen sind hiervor allem die Kompetenzen und das En-gagement der Beschäftigten sowie ihreFähigkeit und Bereitschaft, diese in dasstets ungewisse Geschäft von Innova-tion einzubringen. Damit dies geschieht,bedarf es jedoch ‚Spielregeln’, an denensich alle Beteiligten orientieren können.Auf der Grundlage von Fallstudien zurInnovationsarbeit bei Produktinnovatio-nen in Chemie- und Pharma- sowie inMetallbetrieben wird gezeigt, dass undwie Mitbestimmung gerade auch ange-sichts verstärkter Finanzialisierungstra-tegien der Unternehmen zur Etablie-rung und Aufrechterhaltung innova-tionsförderlicher Spielregeln beitragenkann.

Im Fokus des Buches stehen dabei In-novationsarbeit und Innovationsarbei-terInnen im engeren Sinne, d. h. die Ar-beit derjenigen, die als Beschäftigte inForschungs- und Entwicklungsabteilun-gen „hauptberuflich“ für Innovationen zuständig sind. Sie haben bisher in derarbeitssoziologischen Innovationsfor-schung nur wenig Beachtung gefunden.Deutlich wird, dass Mitbestimmung imZusammenhang mit Innovationsarbeit

mit besonderen Ansprüchen konfron-tiert ist. Der wichtigste: Das Arbeitneh-merinteresse der überwiegend akade-misch ausgebildeten Innovationsarbei-terInnen bestimmt sich maßgeblich ausihrem beruflichen Interesse an Innova-tion. Sie sind nicht deshalb in der Indus-trie gelandet, weil es zur wissenschaft-lichen Karriere nicht gereicht hätte, undnicht nur deshalb, weil dort besser be-zahlt wird. Ein zentraler Antrieb ist viel-mehr das arbeitsinhaltliche Interessedaran, Innovationen hervorzubringen,deren praktischer gesellschaftlicherund/oder wirtschaftlicher Nutzen un-mittelbar erfahrbar ist. Sich in dieserPerspektive entfalten und die eigene Ar-beit entsprechend ausrichten und ein-teilen zu können, gilt ihnen als hohesGut. Hieraus leiten sich ihre Ansprüchesowohl gegenüber den Unternehmenals auch gegenüber den Institutionender Arbeitnehmervertretung und ihrenAkteuren ab. Seitens der Unternehmenerweist sich dabei in den letzten Jah-ren die Tendenz zu einer wachsenden„Ökonomisierung“ von Innovationsar-beit und einer (zu) engen Steuerungnach Kennziffern und Meilensteinen zu-nehmend als Problem.Nicht ob, sondernwie viel und eine wie enge Steuerung esgeben soll und muss, ist Gegenstand ih-rer Kritik. Arbeitnehmervertretungengelten ihnen als wichtig, soweit es umdie Sicherung allgemeiner Grundlagenfür Innovationsarbeit geht: Investitio-nen, Standortsicherung, Beschäftigungs-sicherung. Distanz zu ihnen bestehtverbreitet dann, wenn es um die Re-gulierung konkreter arbeitsbezogener Ansprüche geht. Das klassische Instru-mentarium der Festlegung und Durch-setzung kollektiver Standards steht oft-mals quer zum Anspruch der Innova-tionsarbeiterInnen auf arbeitsbezogeneFreiräume,die eben auch gegenüber derArbeitnehmervertretung geltend ge-macht werden. Das Buch demonstriertanhand exemplarischer Analysen, wo-von es jeweils abhängt, ob und wie gutdie Etablierung tragfähiger, weil hinrei-chend allgemein akzeptierter Spielre-geln für Innovationsarbeit gelingt. Undes untersucht, unter welchen Vorausset-zungen die kollektive Arbeitnehmerver-tretung dabei Einfluss nehmen kann.

Mitbestimmte Innovationsarbeit

Neue Buchveröffentlichung aus dem SOFI

Jürgen Kädtler,Hans Joachim Sperling,Volker Wittke, Harald Wolf:

Mitbestimmte Innovationsarbeit

Konstellationen, Spielregeln und Partizipationspraktiken

Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung, Bd. 154Berlin: edition sigma 2013

286 Seiten, ISBN 978-3-8360-8754-4,€ 19,90

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VORTRÄGE

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Gastvortrag in der Göttinger Paulinerkirche

Hat das Europäische Sozialmodell eine Zukunft?

SASE 26th Annual Conference, Chicago 2014

Call for Papers: Die institutionellen Grundlagen verteilter Innovationen

Im Rahmen der 26. Jahreskonferenz der Society for theAdvancement of Socio-Economics SASE (10. bis 12. Juli2014, Chicago), die nach den sich verändernden insti-tutionellen Grundlagen des Kapitalismus fragt, orga-nisieren Klaus-Peter Buss, Patrick Feuerstein, Heidema-rie Hanekop und Jürgen Kädtler die Minikonferenz“The Institutional Foundations of Distributed andOpen Innovation”. Mehr und mehr öffnen sich Unter-nehmen in ihren Innovationsprozessen nach außenund nutzen etwa im Rahmen von Netzwerken undCommunities die Kompetenzen und Ressourcen ex-

terner Wissensproduzenten. Sie entsprechen damitimmer weniger der traditionellen Vorstellung vor-nehmlich unternehmensintern organisierter Innova-tionsprozesse. Die Minikonferenz fragt nach der insti-tutionellen Einbettung solcher offenen Innovations-strategien im Innovationssystem – und nach ihrenAuswirkungen auf dieses.

Nähere Informationen sowie der Call for Paperssind zu finden unter www.sase.org. Deadline fürAbstracts ist der 20. Januar 2014.

Vortrag von Prof. Dr. Günther Schmidzur Eröffnung des SOFI-Forschungs-kolloquiums

Mit einem öffentlichen Gastvortrag in der Göttinger Paulinerkirche eröff-nete Prof. Dr. Günther Schmid am 24.Oktober das SOFI-Forschungskollo-quium im Wintersemester 2013/14. Biszu seiner Emeritierung war Schmid

langjähriger Direktor der Abteilung„Arbeitsmarktpolitik und Beschäfti-gung“ am Wissenschaftszentrum Ber-lin (WZB) sowie Professor für PolitischeÖkonomie an der FU Berlin. Er gilt als einer der international führenden Experten für Fragen der Entwicklung

von Arbeitsmärkten und Beschäfti-gung sowie ihrer teilhabeorientier-ten Gestaltung. Vor allem sein Kon-zept der „Übergangsarbeitsmärkte“,aber auch seine Überlegungen zu einer Arbeits- anstelle der Arbeitslo-sigkeitsversicherung sind Kernbe-standteile der internationalen Debat-te über eine zeitgemäße und nach-haltige Arbeitsmarkt- und Beschäfti-gungspolitik.

In seinem Vortrag setzte Schmid sichvor allem mit der Position exponierterEU-Skeptiker wie Wolfgang Streeckauseinander, aber auch mit der Be-schwörung europäischer Perspekti-ven, denen eine hinreichende Konkre-tisierung realistischer Handlungs- undUmsetzungsperspektiven fehlt. Dem-gegenüber insistierte Schmid darauf,dass es innerhalb des Systems der EUdurchaus Ansatzpunkte für eine teil-habeorientierte, „inklusive“ Arbeits-und Beschäftigungspolitik geben kön-ne. Es sei auch eine Aufgabe der Wis-senschaft, diese zu identifizieren undauszuloten sowie Konzepte und Mo-delle für eine entsprechende Politik indie politische Debatte in Europa einzu-bringen. Als Grundbedingungen einersolchen Strategie inklusiven Wachs-tums setzt Schmid zum einen auf „ge-schützte Flexibilität“, d. h. die Absiche-rung von Einkommen, Beschäftigungund sozialem Status bei beruflichenund Beschäftigungsübergängen.

Zum anderen betont er die Bedeu-tung von „Investitionen in Menschen“ zur Vermeidung von Qualifikations-defiziten durch eine kontinuierlicheVerknüpfung von Bildung, Beschäf-tigung und Arbeitsmarkt im Lebens-verlauf. Zugleich machte Schmid deut-lich, dass die Realisierungschancen einer solchen Politik von weiterge-henden Rahmenbedingungen abhin-gen – insbesondere von einer effekti-ven Kontrolle der Finanzmärkte sowiedavon, dass gerade den EU-Staaten,die von der Finanz- und Eurokrise be-sonders betroffen sind, auch entspre-chende Entwicklungsmöglichkeiteneröffnet würden.

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VORTRÄGE

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Baethge, Martin: Qualitätsprobleme des deutschen Berufsbildungssystems.Fachtagung „Qualität in der Berufsaus-bildung – Anspruch und Wirklichkeit“.Karlsruher Institut für Technologie,Karlsruhe, 13./14.06.2013.

Baethge, Martin: Deutsches Qualifi-zierungsmodell vor neuen Heraus-forderungen Oder: wenige Daten –viel Diskussionsstoff. Beitrag zum Pa-nel III „Neue Ordnung auf dem Ar-beitsmarkt: Regulierung, Qualifizie-rung und gute Arbeit“. Jenaer Dialog– Arbeit(en) in Europa, Jena, 26./27.06.2013.

Baethge, Martin: Bildung und FreieWohlfahrtspflege – Herausforderun-gen und Impulse. Klausurtagung desArbeitsausschusses Bildung und seinerFachausschüsse Ausbildungswesenund Familienbildung der Landesar-beitsgemeinschaft der Freien Wohl-fahrtspflege (LAG-FW NRW), Wermels-kirchen, 04.07.2013.

Baethge, Martin: Strukturwandel undDemografie – Neue Herausforderungenfür die berufliche Bildung. 11. hessen-weites OloV-Treffen (Optimierung derlokalen Vermittlungsarbeit im Über-gang Schule – Beruf ), Seeheim-Jugen-heim, 27.08.2013.

Bartelheimer, Peter: Wozu befähigt derBefähigungsansatz? – Eine anderePerspektive auf Individualisierungund sozialstaatliche Intervention.Workshop: „Von der Aktivierung zurBefähigung in der Arbeitsmarkt- undSozialpolitik“. Fortschrittsforum inder Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin,17.06.2013.

Bartelheimer, Peter: Erkenntnisse ausder sozialwissenschaftlichen Foschungzu Problemen der SGB-II-Praxis. Diako-nisches Werk, Hamburg, 04.09.2013.

Bartelheimer, Peter: Der Preis der Un-gleichheit. Diskussion auf der Ta-gung der Wirtschaftlergilde 2013„Die Schere – Überlegungen zur(wachsenden) sozialen Ungleich-heit“. Gemeinschaft KatholischerMänner und Frauen (KMF), Ludwigs-hafen, 11.-13.10.2013.

Faust, Michael: The Financial Economyand the Productive Economy: Is Fi-nancial Reform on the Right Track?„Conference on Financial Institutionsfor Innovation and Development”.Institute of Policy and Managementder Chinese Academy of Sciences und Ford Foundation, Beijing (China),18.10.2013.

Hanekop, Heidemarie: Customers Wor-king for Customers in User-GeneratedWeb 2.0 Services – The Community ofProducing Customers and the Organi-zation. EGOS Conference 2013 (Euro-pean Group for Organizational Stu-dies); Subtheme 35: Organizationsand their Consumers: Bridging Pro-duction and Consumption, Montreal,04.07.2013.

Hanekop, Heidemarie: Open Sourceund usergenerierte Produkte und Ser-vices im Web 2.0 – Prototypen für ei-nen neuen Produktionsmodus außer-halb oder doch mit Unternehmen?Herbsttagung der Sektionen ›Arbeits-und Industriesoziologie‹ sowie ›Wis-senschafts- und Technikforschung‹ derDeutschen Gesellschaft für Soziologie,Universität Stuttgart, 07.11.2013.

Kädtler, Jürgen: Altern und Alter alsGegenstand von Tarif- und Betriebs-politik. ver.di-Fachtagung „Demogra-phischer Wandel in der tarifpoliti-schen und betrieblichen Praxis“,Stuttgart, 07.10.2013.

Kohlrausch, Bettina: Jugendarbeitslo-sigkeit. „European Seminar“ der Hel-lenic Foundation for European & Fo-reign Policy, Nasplion (Griechenland),04.07.2013.

Kohlrausch, Bettina: Leitung des stream„education as social policy“. AnnualESPANET-Konferenz 2013, Poznan(Polen), 05.-07.09.2013.

Kuhlmann, Martin: Innovative WorkPolicy / High-Performance Work Sys-tems: Work Organization in the Age ofSmart Factories. Alpbach TechnologyForum: Industry 4.0 – Impacts on thefuture of Working Lives. European Fo-rum Alpbach, Alpbach (Österreich),23.08.2013.

Kuhlmann, Martin: 10 Jahre ERA – Bilanzund Ausblick von Entgeltpolitik. Ta-gung „10 Jahre ERA“ der IG Metall Bezirk Küste und NORDMETALL, Hamburg,11.09.2013.

Lehweß-Litzmann, René: A CapabilityPerspective on Transitional Labour-Mar-kets, Flexicurity and Social Investment.Tagung „New Economic Concepts in theCurrent European Crises”. KonzeptwerkNeue Ökonomie; Hans-Böckler-Stiftung;KMU-Netzwerk der Göttinger Graduier-tenschule Gesellschaftswissenschaften,Sternwarte Göttingen, 08.11.2013.

Paul, Gerd; Kalkowski, Peter: WellnessCustomers and Their Needs. ISA-Mid-Term Konferenz der Research Group„Leisure, Health and Well-Being“ (RC13),Szeged (Ungarn), 19.09.2013.

Söhn, Janina: Adult Immigrants’ Partici-pation in Education: the German Case.7th European Research Conference (Eu-ropean Society of Research on the Edu-cation of Adults) „Changing Configura-tions of Adult Education in TransitionalTimes”, Humboldt Universität Berlin, 04.-07.09.2013.

Söhn, Janina: Educational Participationof Adult Immigrants in Germany: The Influence of Institutional Context. Inter-national Conference „Post-immigrationEducation of Adult Immigrants in Inter-national Perspective”. SOFI / UniversitätGöttingen, Göttingen, 19.-20.07.2013.

Söhn, Janina: Post-Immigration Educa-tion of Adult Immigrants – PossibleCauses of Cross-Country Differences.International Conference “Post-Im-migration Education of Adult Immi-grants in International Perspective”.SOFI / Universität Göttingen, Göttingen,19.-20.07.2013.

Tullius, Knut: Gerechtigkeitsansprücheund Kritik in Arbeit und Betrieb. „Ös-terreichischer Kongress für Soziolo-gie", Universität Linz, 27.09.2013.

Vogel, Berthold: Die Zumutung des Idealismus – deutsch-polnisches Rich-terkolloquium in Braunschweig. Leitungder Veranstaltung zusammen mit demOberlandesgericht Brauschweig und

Ausgewählte Vorträge von SOFI-MitarbeiterInnen

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VERÖFFENTLICHUNGEN

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der Generalstaatsanwaltschaft Braun-schweig, Amtsgericht Braunschweig,13.06.2013.

Vogel, Berthold: Wo was passierenmuss. Orte unserer Demokratie. Kon-gress „Baustelle Demokratie. Wo Ein-mischen heute gefragt ist”. Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin, 15.06.2013.

Vogel, Berthold: Diskussion beim Litera-turfestival in Löhne/Westfalen über

das Thema: Haben wir noch die Wahl?– Vom Wandel der Gesellschaft undAlternativen demokratischen Han-delns im 21. Jahrhundert, Löhne/Westfalen, 01.09.2013.

Vogel, Berthold: Politisierung des Wohl-fahrtsstaates. „Daseinsvorsorge, Infra-struktur, Öffentliche Güter. Perspek-tiven zur Sozialen Spaltung”. Workshopder Arbeitsgemeinschaft „Soziale Stadt“,Hamburg, 05.09.2013.

Vogel, Berthold: Gemeinwohl und Ei-geninteresse – eine schwierige Ba-lance. Nordkirchenkongress, Schwerin,28.09.2013.

Wolf, Harald: Legitimationsprobleme inArbeit und Betrieb? Empirische Zugän-ge aus der Subjektperspektive. Sieg-fried-Landshut-Kolloquium, Zentrumfür Ökonomische und SoziologischeStudien der Universität Hamburg,19.06.2013.

Veröffentlichungen von SOFI-MitarbeiterInnen

Bücher:

Baethge, Martin; Baethge-Kinsky, Volker(2013): Berufsvorbereitung von Ju-gendlichen mit besonderem Förder-bedarf. Die NRW-Perspektive. Bielefeld(W. Bertelsmann Verlag).

Buss, Klaus-Peter (2013): ‚Alte’ Kompe-tenzen für neue Geschäftsmodelle?Betriebliche Anpassungsstrategien im Prozess der ostdeutschen Indus-trietransformation. Göttingen (Nieder-sächsische Staats- und Universitäts-bibliothek Göttingen), eDiss: http://hdl.handle.net/11858/00-1735-0000-0001-BB98-F

Kädtler, Jürgen; Sperling, Hans Joachim;Wittke, Volker; Wolf, Harald (2013): Mit-bestimmte Innovationsarbeit. Konstel-lationen, Spielregeln und Partizipa-tionspraktiken. Berlin (edition sigma).

Aufsätze:

Baethge, Martin (2013): Wissen sie, wassie tun? Oder: Warum der Markt es in der Berufsbildung vielleicht dochnicht immer optimal richtet. In: Rechtder Jugend und des Bildungswesens,61. Jg, RdJB Sonderheft 2013, S. 71-77.

Baethge, Martin (2013): Large-scale As-sessment in der beruflichen Bildungals Mittel zur Qualitätssicherung in derForschung und Instrument von Politik-beratung. In: Severing, Eckart; Weiß,Reinhold (Hrsg.): Qualitätsentwicklung

in der Berufsbildungsforschung. Be-richte zur beruflichen Bildung. Schrif-tenreihe des Bundesinstituts für Be-rufsbildung. Bonn, S. 127-139.

Bergmann, Joachim; Wolf, Harald(2013): „Ingenieur unter Soziologen –Ingenieure in der Gesellschaft”. In:Abel, Jörg; Bender, Gerd; Hahn, Katrin(Hrsg.), Traditionell innovativ. Fest-schrift für Hartmut Hirsch-Kreinsenzum 65. Geburtstag. Berlin (editionsigma), S. 35-45.

Birke, Peter (2013): „Hallo, wer spricht?“Kommentar zu Margit Mayers „Urbanesoziale Bewegungen in der neolibera-lisierenden Stadt“. In: s u b \ u r b a n.zeitschrift für kritische stadtforschung,Juli 2013, Heft 1, S. 175-179.(http://www.zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/article/view/76/118).

Bogedan, Claudia; Kohlrausch, Bettina;Smolenski, Tanja (2013): Der mitbe-stimmte Erwerbsverlauf – vom indivi-duellen Risiko zur kollektiven Neuord-nung der Arbeit: Thesen zur Diskus-sion. In: Denkwerk Demokratie (Hrsg.):Roadmaps 2020. Wege zu mehr Ge-rechtigkeit, Nachhaltigkeit und De-mokratie. Frankfurt/Main (Campus),S. 247-256.

Buss, Klaus-Peter; Kuhlmann, Martin(2013): Akteure und Akteurskonstel-lationen alter(n)sgerechter Arbeits-politik, in: WSI-Mitteilungen, 5/2013,

(Schwerpunktheft „Altern in der Ar-beitsgesellschaft“), S. 350-359.

Faust, Michael (2013): Corporate Gover-nance. In: Hirsch-Kreinsen, Hartmut;Minssen, Heiner (Hrsg.): Lexikon der Ar-beits- und Industriesoziologie. Berlin(editon sigma), S. 151-158.

Grimm, Natalie; Hirseland, Andreas; Vo-gel, Berthold (2013): Die Ausweitungder Zwischenzone. Erwerbsarbeit imZeichen der neuen Arbeitsmarktpo-litik. In: Soziale Welt, 64. Jg., Heft 3,S. 249-268.

Hanekop, Heidemarie; Wittke, Volker(2013): Customers Working for Custo-mers: Collaborative Web 2.0 Services. In:Dunkel, Wolfgang; Kleemann, Frank(Hrsg.): Customers at Work. New Pers-pectives on Interactive Service Work.Houndmills (Palgrave Verlag),S.197-222.

Heil, Barbara; Wolf, Harald (2013): Arbei-terbewusstsein. In: Hirsch-Kreinsen,Hartmut; Minssen, Heiner (Hrsg.): Lexi-kon der Arbeits- und Industriesoziolo-gie. Berlin (edition sigma), S. 53-58.

Kalkowski, Peter (2013): Projekte (Pro-jektarbeit, Projektmanagement). In:Hirsch-Kreinsen, Hartmut; Minssen,Heiner (Hrsg.): Lexikon der Arbeits-und Industriesoziologie. Berlin (editonsigma), S. 399-403.

Kuhlmann, Martin (2013): Arbeitspo-litik. In: Hirsch-Kreinsen, Hartmut;

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DIE LETZTE

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Personalia

Matthias Helmer, der von 1998 bis2000 als wissenschaftlicher Mitarbei-ter am SOFI beschäftigt war und unsfreundschaftlich sowie in seiner beruf-lichen Tätigkeit als Journalist verbun-den blieb, ist am 30. Oktober 2013 ver-storben. Wir betrauern einen klugenund liebenswürdigen Kollegen.

Gabriele Schappeit ist nach mehr als35 Jahren im Sekretariat des SOFI inden Ruhestand gegangen. Wir sagenihr herzlichen Dank und wünschen ihr

Minssen, Heiner (Hrsg.): Lexikon der Ar-beits- und Industriesoziologie. Berlin(editon sigma), S. 89-95.

Kuhlmann, Martin (2013): Neue Produk-tionskonzepte/innovative Arbeitspoli-tik. In: Hirsch-Kreinsen, Hartmut; Mins-sen, Heiner (Hrsg.): Lexikon der Ar-beits- und Industriesoziologie. Berlin(editon sigma), S. 358-364.

Mautz, Rüdiger (2013): Sozialökonomi-sche Dynamiken und Konfliktfelderder deutschen Energiewende. In: Um-welt und Mensch – Informationsdienst(UMID) 3/2013, S. 9-13.

Mayer-Ahuja, Nicole; Feuerstein, Patrick(2013): Neue Sektoren, Kreativwirt-schaft, Informationstechnik. In: Hirsch-Kreinsen, Hartmut; Minssen, Heiner(Hrsg.): Lexikon der Arbeits- und Indus-triesoziologie. Berlin (editon sigma),S. 365-370.

Söhn, Janina (2013): “Unequal Welcomeand Unequal Life Chances: How theState Shapes Integration Opportuni-ties of Immigrants”. In: European Jour-nal of Sociology/Archives Européen-nes de Sociologie, 54 (2), S. 295-326.

Solga, Heike; Kohlrausch, Bettina (2013):How Low-achieving German Youth Beat the Odds and Gain Access to Vocational Training – Insights fromWithin-Group Variation. In: EuropeanSociological Review, Vol. 29, Number 5,S. 1068-1082.

Vogel, Berthold (2013): Rezension zu:Wehler, Hans-Ulrich: Die neue Um-verteilung. Soziale Ungleichheit inDeutschland (München 2013). In: H-Soz-u-Kult, 21.08.2013, (http://hsoz-kult.geschichte.hu-berlin.de/rezen-sionen/ 2013-3-092).

Wolf, Harald (2013): The Power of theImaginary. In: Straume, Ingerid S.;Baruchello, Giorgio (eds.): Creation,Rationality and Autonomy. Essays onCornelius Castoriadis. Aarhus (AarhusUniversity Press), S. 185-202.

Veröffentlichungen von SOFI-MitarbeiterInnen

nur das Beste für den neuen Lebensab-schnitt.

Kathrin Tapella ist seit dem 1. Oktober2013 als neue Mitarbeiterin am SOFI inder Assistenz Projekte und Verwaltungtätig.

PD Dr.Berthold Vogel bietet im Herbst-semester 2013 als Gastdozent an derUniversität St. Gallen den Masterkurs„Von Projekt zu Projekt. Wie viel Sicher-heit bietet heute die Arbeitswelt?” an.

Freitag, 14.15 Uhr bis 16.30 Uhr,im Soziologischen Forschungsinstitut(SOFI), Friedländer Weg 31

Texte für die Kolloquien liegen etwa eine Woche vor den jeweiligen Sitzungen im Geschäftszimmer des Instituts für Soziologie und im SOFI als Kopiervorlage aus oder können per E-Mail bei [email protected] bezogen werden.

Geänderter Termin:Donnerstag, 24.Okt. 2013, 18.30 Uhr Günther Schmid: (WissenschaftszentrumBerlin) Inklusives Wachstum – Hat dasEuropäische Sozialmodell eine Zukunft?Paulinerkirche, Alfred-Hessel-Saal,Papendieck 14

Freitag, 8. Nov. 2013Andreas Pfeuffer (Hamburger Institut fürSozialforschung): Kodierfachkräfte:Eine neue Beschäftigtengruppe imGesundheitswesen zwischen medi-zinisch-pflegerischen und betriebs-wirtschaftlichen Anforderungen

Freitag, 29. Nov. 2013Marcel van der Linden (InternationalesInstitut für Sozialgeschichte/UniversitätAmsterdam): Unfree Labour: The Training-Ground for Modern LaborManagement

Freitag, 13. Dez. 2013Berthold Vogel/Andreas Hirseland/Nata-lie Grimm (SOFI/Hamburger Institut fürSozialforschung): Die Ausweitung derZwischenzone. Erwerbsarbeit im Zei-chen der neuen Arbeitsmarktpolitik

Freitag, 10. Jan. 2014Martin Baethge/Andrä Wolter(SOFI/Humboldt-Universität zu Berlin):Akademisierung der Beschäfti-gungsstruktur? Zum Wandel desdeutschen Qualifizierungs-Modells

Freitag, 31. Jan. 2014Peter Bartelheimer/Bettina Kohlrausch/Rene Lehweß-Litzmann u.a.Teilhabe segmentiert? UngleicheTeilhabe im segmentierten Beschäf-tigungs- und Bildungssystem

Geänderter TerminMittwoch, 12.02.2014:Ulrich Voskamp/Gary Herrigel (SOFI/University of Chicago): ChinesischeStandorte in globalen Produktions-strukturen deutscher Unternehmen

SOFI-Forschungskolloquium Wintersemester 2013/2014