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Aktuelle Themen Demografie
Wo Motoren fr Beschftigung, Innovationen und Wirtschaftswachstum gesucht werden, rckt der Mittelstand in den Fokus. Der Mittelstand und die groen Fa-milienunternehmen sind Trumpfkarten der deutschen Wirtschaft. Gut 20% aller in den KMU Beschftigten arbeiten in kleinen und mittleren Industriebetrieben. Damit liegt Deutschland vor vielen EU-Lndern (FR 17%, GB 15%). Noch grer ist das Gewicht der Industrie bei den groen Familienunternehmen.
Der Mittelstand hat sich in den letzten Jahren verstrkt im Exportgeschft enga-giert. Whrend die Auslandsaktivitten der groen Familienunternehmen schon relativ stark auf die dynamischen Schwellenlnder hin orientiert sind, bildet die Exportlandkarte der KMU die neuen Wachstumspole der Weltwirtschaft noch nicht in gebhrendem Mae ab.
Auch auf dem Heimatmarkt bieten sich dem Mittelstand vielfltige Chancen. Dafr sprechen Trends wie Digitalisierung der Wirtschaft, Energiewende und Klimawandel sowie der demografische Wandel. Freilich stellt sich gerade mit Blick auf die Alterung der Gesellschaft die Frage, ob der Mittelstand am Stand-ort D knftig noch in hinreichendem Mae qualifiziertes Personal findet.
Arbeitskrftemangel ist aber kein unentrinnbares Schicksal, wenn durch hhere Erwerbsbeteiligung v.a. von Frauen und lteren sowie Zuwanderung und eine Qualifizierungsoffensive gegengesteuert wird. Das Arbeitskrfteangebot wird internationaler, lter und weiblicher werden, und der Wettbewerb um junge Talente wird immer hrter. Darauf mssen sich Unternehmen einstellen.
Nachhaltige unternehmerische Personalpolitik in der alternden Gesellschaft erfordert vielfltige Investitionen: in die Rekrutierung von Talenten, in die Repu-tation des Unternehmens als Arbeitgeber, v.a. auch fr qualifizierte Frauen, in die Weiterbildung der Mitarbeiter und in die Arbeitspltze.
Groe Familienunternehmen haben die Herausforderungen weithin angenom-men; hingegen besteht bei den KMU viel Anpassungsbedarf. So bieten weit ber 90% der groen Familienunternehmen, aber nur rd. 40% der kleinen Unternehmen betriebliche Altersversorgung an. Whrend in Kleinbetrieben 28% der Beschftigten an betrieblicher Weiterbildung teilnehmen, sind es in groen Betrieben rd. 50%. Fast 80% der groen Familienbetriebe zhlen Investitionen in Weiterbildung zu den wichtigsten personalpolitischen Langfriststrategien.
In absehbarer Zeit droht Deutschland weder eine Unternehmer- noch eine Nachfolgerlcke. Frauen und Personen mit Migrationshintergrund setzen neue Impulse beim Grndungsgeschehen. Gleichwohl sind die Rahmenbedingungen fr Grndungen verbesserungsfhig, v.a. mit Blick auf die (schulische) Ausbil-dung und das Image von Grndern in der Bevlkerung.
bergaben und bernahmen sind ein herausforderndes Groereignis fr die Unternehmen und die beteiligten Personen. Die Hlfte der bergaben, bei den groen Familienunternehmen sogar bis zu drei Viertel, erfolgen innerhalb der Familien. Der Anteil externer bernahmen drfte indes steigen.
Autor
Dieter Bruninger
+49 69 910-31708
Editor
Barbara Bttcher
Deutsche Bank AG
DB Research
Frankfurt am Main
Deutschland
E-Mail: [email protected]
Fax: +49 69 910-31877
www.dbresearch.de
DB Research Management
Ralf Hoffmann | Bernhard Speyer
25. Mrz 2013
Mittelstand und Demografie Der Handlungsdruck steigt
Mittelstand und Demografie
2 | 25. Mrz 2013 Aktuelle Themen
Inhalt
Einleitung.....3
A. Wirtschaftliche Bedeutung des Mittelstandes4
Kleine und mittlere Unternehmen: Ein gewichtiger Wirtschaftsbereich
Familienunternehmen prgen Unternehmenslandschaft besonders
Mittelstand mit wachsendem Engagement im Exportgeschft
Mittelstand und groe Familienunternehmen: Trumpfkarten der deutschen Wirtschaft
Deutscher Mittelstand im europischen Vergleich
Krise im Eurogebiet und Demografie trben Perspektiven auf europischen Absatzmrkten
KMU in Emerging Markets erst relativ schwach vertreten
Megatrends erffnen auch am Heimatmarkt Chancen
B. Herausforderung Demografie.10
Fachkrftemangel: Ein Thema fr den Mittelstand
Fachkrftemangel: Kein unentrinnbares Schicksal
Box: Szenarien fr das Arbeitskrftepotenzial
Arbeitskrftepotenzial wird lter, weiblicher und internationaler
Mittelstand wei um Herausforderungen
Nachhaltige Personalpolitik erfordert vielfltige Investitionen
Junge Akademiker: Vielfltige Erwartungen bei Arbeitgeberwahl
Recruiting: Mehrere Kanle zielfhrend
Leistungen wie betriebliche Altersversorgung steigern Attraktivitt von Unternehmen als Arbeitgeber
Work-Life-Balance: Mglichkeiten auch fr KMU
Talentsuche im Ausland: Auerhalb der EU tun sich viele Unternehmen schwer
Viel Aufholbedarf bei Weiterbildung lterer
sowie auch bei nderung der Arbeitsablufe
Unternehmensgrnder: Wachsende Anteile von Frauen und von Migranten
Auf absehbare Zeit weder grere Unternehmer- noch Nachfolgerlcke zu erwarten
Frhzeitige Vorbereitung erleichtert Unternehmensnachfolge
Mittelstand und Demografie
3 | 25. Mrz 2013 Aktuelle Themen
Einleitung
Der Mittelstand gilt zu Recht als Trumpfkarte der Wirtschaft in Deutschland. Viele Erfolge der letzten Jahre belegen das erneut eindrucksvoll. Der Mittel-stand ist bislang gut durch die Krise im Eurogebiet gesteuert. Die Unternehmen verfgen weithin ber beachtliche Ertragskraft und solide Bilanzstrukturen. Hier zahlen sich kluge, weitsichtige Entscheidungen etwa im schwierigen Jahr 2009 , die globale Ausrichtung vieler Mittelstndler und traditionelle Strken wie Flexibilitt und Kundenorientierung einmal mehr aus. Davon profitiert die gesamte Volkswirtschaft. Mittelstndische Firmen konnten viel zu den krftigen Beschftigungszuwchsen in Deutschland beitragen.
Aber die Anforderungen bleiben hoch. Die Krise ist noch nicht ausgestanden. V.a. fr Unternehmen, die strker auf europische Mrkte fokussiert sind, dauert der Belastungstest an. Auch wenn in Deutschland und anderen von der Krise weniger stark betroffenen Lndern die Konjunktur nach einer Durstrecke im Winterhalbjahr voraussichtlich wieder etwas anzieht, drfte es noch geraume Zeit dauern, bis die Wirtschaft in der Eurozone wieder in Fahrt ist.
Zudem fordert der zweifache Strukturwandel durch Globalisierung und Demo-grafie die mittelstndische Wirtschaft anhaltend heraus. Die Globalisierung ist inzwischen fr viele Unternehmen selbstverstndliches Element ihres Entschei-dungs- und Handlungsfeldes. Das zeigt ihre vielfltige Verflechtung in die inter-nationale Arbeitsteilung sowohl auf der Absatz- als auch auf der Beschaffungs-seite. Auf globalisierten Mrkten erwachsen daraus gnstige Perspektiven fr nachhaltige unternehmerische Erfolge. Sorgen sind dementsprechend heute vor allem auch darauf gerichtet, dass die internationale Arbeitsteilung im Gefolge der Krise Schaden nehmen knnte.
Die Demografie ist dagegen weithin aus dem ffentlichen Blickfeld geraten. Dabei wirken die fundamentalen demografischen Trends weiter. Die Bevlke-rung in den europischen Lndern altert, und sie schrumpft der Zahl nach. Die-se Trends bestehen schon seit Jahren, und sie schlagen zunehmend auch auf den Arbeitsmarkt durch. Demografisch bedingt geht die Zahl der verfgbaren jngeren Arbeitskrfte zurck. Eine bedenkliche Knappheit vor allem bei qualifi-zierten Krften zeichnet sich ab. In wichtigen Bereichen mangelt es schon heute an Gutqualifizierten. Zugleich altern die Arbeitskrfte. Das Durchschnittsalter der Belegschaften nimmt anhaltend zu.
Whrend diese elementaren Trends unabhngig vom aktuellen Wirtschaftsge-schehen fest programmiert sind, hinterlsst dieses doch auch Spuren bei der Demografie. So resultieren aus der Krise neue Muster der Arbeitskrftewande-rung im Eurogebiet. Anders als in den zwei Jahrzehnten zuvor wandern seit 2010 wieder zunehmend mehr Menschen aus Sdeuropa nach Deutschland zu als von hier nach Sden fortziehen. Dieses Wanderungsmuster drfte sich in den nchsten Jahren weiterhin zeigen.
Die Folgen der vernderten Demografie fr den Mittelstand reichen weit. Auf der Beschaffungsseite sind die Unternehmen mit immer intensiverem Wettbewerb um gute Krfte konfrontiert. Unternehmen mit besonderem personalpolitischen Engagement drften bei Akquisition und Bindung von Talenten Vorteile erzielen. hnlich erfordert die Sicherung von Produktivitt und Innovationsfhigkeit in alternden Gesellschaften verstrkte Anstrengungen, etwa bei der Weiterbildung der Belegschaften. Zudem verndern sich mit der Bevlkerungsstruktur fr viele Unternehmen auch die Bedrfnisse der Kundschaft. Und nicht zuletzt akzen-tuiert der demografische Wandel die Problematik von Unternehmensbergaben.
Mit diesem Strukturwandel muss sich die Wirtschaft auseinandersetzen. Freilich ist dies kein grundstzlich neues Thema. Bei manchen Unternehmen steht die Vorbereitung auf den demografischen Wandel auch schon auf der strategischen Agenda. Andere nhern sich den Herausforderungen erst allmhlich an.
Dies gibt Anlass, im Folgenden den demografischen Wandel und seine Implika-tionen fr den Mittelstand noch einmal zu beleuchten. Vor allem soll der Stand
Mittelstand und Demografie
4 | 25. Mrz 2013 Aktuelle Themen
der Vorbereitung der Unternehmen dokumentiert werden. Als Informationsquelle dafr dienen ffentlich zugngliche Unternehmensbefragungen. Als Einstieg dazu erscheint es sinnvoll, zunchst noch einmal die groe wirtschaftliche Be-deutung des Mittelstandes in Erinnerung zu rufen und die aktuelle wirtschaftli-che Lage zu skizzieren.
A. Wirtschaftliche Bedeutung des Mittelstandes
Wo nach Motoren fr Beschftigung, Innovationen und Wirtschaftswachs