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721 alkalischer Chlorbariuml6sung 1 CC. & Normalsaure. Es war nun offenbar das nachstliegende, die Saurebildung auf die Anwesenseit von Allantoin im Harn zu beziehen. In der That krystallisirte beim Ein- engeri des Harm auf &-+ des Voluniens im Lauf eines Tages Allan- toin heraus, ja bei einem 2. Hunde trat an einigen Tagen sogar Allantoin in Form eines Sedimentes auf. Wie betrachtlich die aus der Harnsaure gebildeten Mengen sind , geht aus folgender Bngabe hervor. Aus dem Harn eines Hundes, der an 2 Tagen jedesmal 4 Grm. Harnsaure erhielt, konnte 1.42 Grm. Allantoin (einmal um- krystallisirt) dargestellt werden. Dasselbe ist durch Elementarana- lysen - sowie durch krystallographische Messungen, die mein Bruder die Giite hatte, anzustellen - als mit dem aus Harnsiiure dargestell- ten identisch erwiesen. Im Ganzen ist die Darstellung des Allantoins an etwa 20 Tagen vorgenommen, so dass sie als vollig feststehend und regelmiissig angesehen werden kann. - OxalsLure farid sich nur in sehr geringer Menge im Harn, Harnsaure in Spuren. - Ob neben den] Allantoin noch Harnstoff gebildet wird, ksst sich noch nicht mit Sicherheit sagen. berechnet man aus der gebildeten Sauremenge die Menge des Allantoins, so bleibt diese Zahl allerdings nicht unbe- trlchtlich hinter der aus der Bun sen 'schen Bestimmung abgeleiteten Stickstoflmenge zuriick, iiidessen ist die Differenz doch nicht gross genug, um eintm sichern Schluss darauf zu bauen. Auch die directe Ausfal- lung von salpetersaurem Harnstoff gab keine entscheidende Resultate. Versuche an Menschen und Pflanzenfressern sind noch im Gauge. Zum Schluss weise ich noch darauf hin, dass mir diese modificirte Methode ein Mittel von allgemeiner Anwendbarbeit zu sein scheint, um zu uritersuchen, ob bei Allgemeinerkranliungen oder experimentellen Ein- griffm abnorme Stoffwechselprodukte im IIarii oder in den Geweberi auftreteri - Untersuchungen, die systeniatisch Lisher nicht vorgenom- men sind und die ich, soweit die Anwendung dicser Methode dabei in Betracht kommt, einstweilen noch inir zu uberlassen bitte, 198. Ad. Claus : Mittheilungen aus dem Universitatslaboratorium zu Freiburg i. B. XXXV. Ueber die dtruktur der Cyansaure und Cyan urs aur e. (Eingegangen am 13. Mai.) Bei der Erklarung seiner schiinen Untersuchungen uber die Guanamine und deren Derivate gelangt Hr. Nencki zu dem Schluss (oder geht auch vielleicht von der Voraussetzung aus), dass die Cyariursaure n i c h t als die Trihydroxylverbindung der Prussiangruppe aufzufassen ist, sondern dass ihr die Strukturformel:

Mittheilungen aus dem Universitätslaboratorium zu Freiburg i. B

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alkalischer Chlorbariuml6sung 1 CC. & Normalsaure. Es war nun offenbar das nachstliegende, die Saurebildung auf die Anwesenseit von Allantoin im Harn zu beziehen. I n der That krystallisirte beim Ein- engeri des Harm auf &-+ des Voluniens im Lauf eines Tages Allan- toin heraus, j a bei einem 2. Hunde trat an einigen Tagen sogar Allantoin in Form eines Sedimentes auf. Wie betrachtlich die aus der Harnsaure gebildeten Mengen sind , geht aus folgender Bngabe hervor. Aus dem Harn eines Hundes, der a n 2 Tagen jedesmal 4 Grm. Harnsaure erhielt, konnte 1.42 Grm. Allantoin (einmal um- krystallisirt) dargestellt werden. Dasselbe ist durch Elementarana- lysen - sowie durch krystallographische Messungen, die mein Bruder die Giite hatte, anzustellen - als mit dem aus Harnsiiure dargestell- ten identisch erwiesen. I m Ganzen ist die Darstellung des Allantoins a n etwa 20 Tagen vorgenommen, so dass sie als vollig feststehend und regelmiissig angesehen werden kann. - OxalsLure farid sich nur in sehr geringer Menge im Harn , Harnsaure in Spuren. - Ob neben den] Allantoin noch Harnstoff gebildet wird, k s s t sich noch nicht mit Sicherheit sagen. berechnet man aus der gebildeten Sauremenge die Menge des Allantoins, so bleibt diese Zahl allerdings nicht unbe- trlchtlich hinter der aus der Bun s e n 'schen Bestimmung abgeleiteten Stickstoflmenge zuriick, iiidessen ist die Differenz doch nicht gross genug, um eintm sichern Schluss darauf zu bauen. Auch die directe Ausfal- lung von salpetersaurem Harnstoff gab keine entscheidende Resultate. Versuche an Menschen und Pflanzenfressern sind noch im Gauge. Zum Schluss weise ich noch darauf hin, dass mir diese modificirte Methode ein Mittel von allgemeiner Anwendbarbeit zu sein scheint, um zu uritersuchen, ob bei Allgemeinerkranliungen oder experimentellen Ein- griffm abnorme Stoffwechselprodukte im IIarii oder in den Geweberi auftreteri - Untersuchungen, die systeniatisch Lisher nicht vorgenom- men sind und die ich, soweit die Anwendung dicser Methode dabei in Betracht kommt, einstweilen noch inir zu uberlassen bitte,

198. Ad. C l a u s : Mittheilungen a u s dem Universitatslaboratorium zu Fre iburg i. B.

XXXV. U e b e r d i e d t r u k t u r d e r C y a n s a u r e u n d C y a n u r s a u r e.

(Eingegangen am 13. Mai.)

Bei der Erklarung seiner schiinen Untersuchungen uber die Guanamine und deren Derivate gelangt Hr. N e n c k i zu dem Schluss (oder geht auch vielleicht von der Voraussetzung aus), dass die Cyariursaure n i c h t als die Trihydroxylverbindung der Prussiangruppe aufzufassen ist, sondern dass ihr die Strukturformel:

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. . * .

HN NH ! I

06 bo '. ' NH

zukomme; auch von anderer Seite (vergl. Hr. Wei t h y diese Ber. IX, 461) wird die letztere Formel , a l s d n r c h d i e v o n H r n . N e n c k i e ri t d e ck t e n R e a c t i o n e n s e h r w a hr s c h e i n 1 i c h g e m ac h t' be- aeichnet. lch bin weit d a w n entfernt, eine Controterse iiber die grijssere oder gerixigere Wahrscheinlichkeit der einen oder anderen Formel i m A l l g e m e i n e n zii beginnen, aber ich glaube es doch nicht uuterlassen zu sollen, darauf aufmerksem zu machen, dass ich in den von EIrn. N e n c k i entdeckten Reactionen d u r c h a u s k e i n e n Beleg fur die gr6sscre Wahrscheinlichkeit der Iinidnatur der CyanursGure erbbcken kann, dess dieselhen vieliiiehr e b e ii s o e i ii fa c h auch auf die Cyansgureformel :

C O H <, \

N N 1 1

H O G COH

N \\ I

\\ ,

znrtickgeflhrt werden kiinnen.

I n Hetreff der Entstehung der Guaiiamine theile ich die von Hrn. W e i t h (diew Ber. IX, 458) eiitwickelte Ansicht, iiur detike ich mir die Wusserstoff- uiid Anirnoniakabgabe der beideri Guanidinrno- lekulr z. B. fur die Acetoguanamiribildurig in etwas anderer Wcise. Aus detn eineti Guanidinmolekiil namlich treten aus einer A n i i d g r u p p e die 2 WassrrstoKatonre rnit dem doppelt gebundenen Sauerstoffatom der Essigsiiure BUS dern anderen Guanidinmolekiil aber aus der I m i d g r u p p e 1 Wasserstoffatom mit dem Hydroxylrest zusammen, wie es das fol- gende Schema zeigt:

H3

'm I - -

723

Indem nun aus dem einen hier zu unterst geschriebenen Guanidinrest die eine N H a - G r u p p e mit dem W a s s e r s t o f f a t o m der I m i d - g r u p p e des a n d e r e n Guanidinrestes zu Ammoniak zusammeutritt, entsteht :

CH3 I C=:=N- . -C- . -NH,

N =. = C- . -$ a H i I

I -

I -

N H 2

das Acetoguanamin als ein Diamidoderivat der acetylirten Prussian- gruppr, gewissermaassen Melamin (Cyanurtriamin), in welchem eine Methyl- statt einer Amidgruppe rorhanden ist. - Die Ableitung des Guanids als Monohydroxyl-, des Ouanamids als Dihydroxyl- und der bei Oxydation entstehenden Cyanursaure als Trihydroxylverbindung ergiebt sich dann r o n selbst.

Fiir die Cyansiiure hatte vor kurzer Zeit (diese Ber. IX, 436) Hr. F I e i s c h e r versucht, einen experimentellen Beleg beizubringen, welcher die Strukturformel:

beweisen soll. Ich muss gestehen, dass ich a u c h d i e s e n n i c h t als s o l c b e n anerkennen kann. Hr. F l e i s c h e r geht dabei von oxysul- focarbarninsaurern Ammoniak aus und zieht aus der Leichtigkeit, mit der sich dieser Korper entachwefeln lasst den Scbluss, dass demselben die Formel:

/NH, C'. :o

',,sNH, und nicht die Formel:

'NH, C L S ' \ONH,

zukomme. Mir scheint der u m g e k e h r t e Schluss z u G u n s t e n d e r l e t z t e r e n F o r m e l m i n d e s t e n s e b e n s o g e r e c h t f e r t i g t : wie

beim Entschwefeln Sulfoharnstoff in Cyanamid : C: geht unsere

Verbindung in :

$.?N

' \N H,

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iiber, und nach dieser Auffassung ergiebt sich dann fiir cyansaures Ammoniak gerade die von Hrn. F l e i s c h e r verworfene Formel, und, wenri man daraus weiter schliessen will, fiir die Cyans&ure die Formel:

:N

' ,OH c? ' -

F r e i b u r g , 11. Mai 1876.

Correspondenzen. 199. A. Henninger, aus Paris, 9. Mai 1876.

Hr. B o u s s i n g a u l t beschreibt Vcrsuche iiber die Vegetation des Mais in einer kohlensaurefreien Atmosphare. Die Pflanzrn entwickeln sich dabei im Anfange ziemlich gut, treiben g r i i n e B l a t t e r , sterben jedoch bald ab; ihr Gesammtgewicht ist etwas kleiner als das Gewicht der gesaeten Maiskorner. Die Differenz wird durch eineu Verlust an ISohlenstoff und Sauerstoff bedingt, welcbe als Kohlensaure in der htmosphare enthalten waren. Die zur Entwicklung der Blatter erfor- clerliche Kohlensaure wird daher, in urspriinglich kohlensaurefreier htmosphare durch Zerstijrung eines anderen Theiles der Pflanze gebildet.

Die BU. P. C h a m p i o n und H. P e l l e t berichten iiber das DrehungsvermGgen des Asparagins und iiber den Einfluss dieses Kiir- pers auf die optische Zuckerprobe. 111 wasseriger Losung besitzt das Asparagin das Drehungsvermiigen - 6 O 14' fur die gelbe Natrium- linie ; in ammoniakalischer Liisung, wrlche 10 Volumprocente Ammo- niak enthalt, findet man das Rotationsvermijgen - 100 47'; diese Zahl nimmt mit dem Ammoniakgehalt zu. Endlich, bei Gegeiiwart von Mineralsauren schliigt die Drehung nach rechts uni; SO betragt das Rotationsvermiigen in salzsaurer Liisung (10 Volumprocente Salz- s5ure enthaltend) + 37O 27'.

Versetzt man gleiche Volumina Riibensaft , einerseits mit Blei- essig und andererseits mit Bleiessig und Asparagin, so besitzt die letztere Fliissigkeit, obschon alkalisch, ein hijheres Drehungsvermijgen als die asparaginfreie Liisung.

Da die Zuckerriibe 2-3 pCt. Asparagin enthalten kann ( D u - b r u n f a u t ) , so finden sich im Saftc haufig betrachtliche Mengen dieses Korpers vor, und die optische Zuckerprobe ergiebt alsdann zu hohe Resultate. In einigen Fallen kann der Fehler 0.7 Grm. auf 100 CC. Fliissigkeit betragen. ER ist jedoch sehr leicht , den Fehler zu besei-

A k a d e m i e , S i t z u n g v o m 10. A p r i l .