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BERNERZEITUNG.CH AZ Bern, Nr. 45 | Preis: CHF 3.90 (inkl. 2,5% MwSt) AUSGABE STADT + REGION BERN Mittwoch, 24. Februar 2016 Heute mit Stellenmarkt grandcasino-bern.ch/jackpots GEWONNEN! MIR FEHLEN DIE WORTE. 365 TAGE JACKPOTS KNACKEN. 6 / ANZEIGE MARS-SCHOKORIEGEL Gigantischer Rückruf in 55 Ländern Mars ruft diverse Schokoriegel seiner Palette zurück. In einem Produkt wurde ein Plastikteil ge- funden. 55 Länder sind betroffen, darunter auch die Schweiz. SEITE 32 FILM Der verkannte Schweizer Meister Morgen feiert der Regisseur Rolf Lyssy seinen 80. Geburts- tag. Der Macher von «Die Schweizermacher» wurde lange verkannt. SEITE 21 KANTON BERN Statt über 80 Hektaren pro Jahr sollen im Kan- ton Bern künftig bloss noch etwas über 30 Hektaren Bauland einge- zont werden dürfen. Doch die Be- völkerung wächst. Dies verlangt neue Rezepte in der Siedlungsent- wicklung. Grundsätzlich kein Pro- blem, sagen Planer. Selbst auf den bebauten Parzellen gibt es näm- lich Reserven: Etwa 1900 Hekta- ren Bruttogeschossfläche wären da noch zu bauen; das böte Platz für mehrere Zehntausend Fami- lien. In Dörfern werden längst Projekte umgesetzt, die Platz opti- Heute / Morgen / Am Morgen scheint teils die Sonne, bevor Niederschlag einsetzt. Der Donnerstag ist trüb, dazu gibt es Schneeregen oder Schnee. SEITE 15 WAS SIE WO FINDEN Börse .................................... 11 Unterhaltung ......................... 20 FORUM ....................... 25/26/27 Agenda ................................. 29 Kinos ..................................... 30 TV/Radio ............................... 31 Anzeigen: Stellenmarkt ...................... 8/16 Todesanzeigen .................. 26/28 WIE SIE UNS ERREICHEN Zentrale ................ 031 330 31 11 Abo-Service ............ 0844 844 466 (Lokaltarif) Redaktion Bern ..... 031 330 33 33 Redaktion E-Mail ...... [email protected] Anzeigen .............. 031 330 33 10 Leserbilder, SMS ................ 4488 www.westsid de.ch DIESEN FREITAG UM 20.30 UHR LIVE IM WESTSIDE DER SWISS MUSIC AWARD GEWINNER DAMIAN LYNN! MIT AUTOGRAMMSTUNDE ANZEIGE BOLLIGEN Beizendeal gibt zu reden Der Gemeinderat von Bolli- gen will Ratskollege Markus Walther das Restaurant Lin- de in Habstetten abtreten. Eine öffentliche Ausschrei- bung fand nicht statt. Im Dorf werden deshalb Stim- men laut, die den Besitzer- wechsel kritisieren. SEITE 7 HEUTE Ratgeber-Hotline zu Steuern Haben Sie Fragen zu Ihrer Steuererklärung? Heute Mittwoch findet die zweite von drei Hotlines statt. Expertinnen und Experten beantworten Ihre Fragen, dies von 11 bis 14 Uhr. 031 330 38 38 Marcel Wüthrich Vorstandsmitglied GFL Stadt Bern zum Abbau der Prämienverbilligungen www.praemienverbilligungen.be Nein Christine Häsler Nationalrätin Grüne ANZEIGE Javier Pintor Datenschützer: Kritik ist neu entf lammt Offiziell empfiehlt die Gerichts- kommission dem Parlament Ad- rian Lobsiger als neuen Daten- schützer. Man sei ohne Gegen- stimme zu diesem Schluss ge- kommen. Nach Gesprächen mit Kommissionsmitgliedern zeigt sich, dass diese Empfehlung eigentlich gar keine Empfehlung ist. Die Kommission habe bloss geprüft, ob die Bundeskanzlei das Verfahren korrekt durchgeführt habe, sagt ein Kommissionsmit- glied. Die Empfehlung beziehe sich nur auf diesen Aspekt. IT-Unternehmer und SVP-Na- tionalrat Franz Grüter erklärt, warum die IT-Branche den Bun- desbeamten Lobsiger als Daten- schützer unbedingt verhindern will. ma SEITE 12+13 PARLAMENT Die Gerichts- kommission des Parlaments befand sich in einem grossen Dilemma, als sie den de- signierten Datenschützer empfahl. Coop setzt Druck auf DETAILHANDEL Die Schweiz ist nach wie vor eine Hochpreisinsel. Migros und Coop fordern seit längerem von den ausländischen Markenartikelherstellern tiefere Preise. Doch mit wenig Erfolg. Nun setzt Coop vermehrt auf Pa- rallelimporte und führt gewisse Produkte über den grauen Markt ein. rag SEITE 11 SC Bern lässt die Muskeln spielen Der SCB lebt. Die Mutzen spiel- ten gegen Servette gross auf und siegten 4:1. Es lief nicht alles nach Wunsch für den SC Bern, vor al- lem das Resultat korrespondierte lange nicht mit dem betriebenen Aufwand. Die Berner erspielten sich einige Torchancen, mussten sich jedoch bis in die 35. Minute gedulden, um das erste Tor be- jubeln zu können. Martin Plüss glich den frühen Führungstreffer Servettes aus. Die Entscheidung fiel im Schlussabschnitt, in dem der SCB innert knapp drei Mi- nuten von 1:1 auf 4:1 erhöhte. Der Sieg müsste Mumm für den Schlussspurt im Playoff-Kampf geben, allerdings siegte gestern mit Kloten (5:4 gegen Lugano) auch ein direkter Konkurrent der Berner. SCL Tigers verpassen Playoffs Definitiv nicht in die Playoffs schaffen es die SCL Tigers. Der Liganeuling unterlag im Spiel der letzten Chance den ZSC Lions 1:4. Die Emmentaler gingen beim souveränen Tabellenleader nach 20 Sekunden durch Kyle Wilson in Führung. Es sollte für sie das einzige Erfolgserlebnis des Abends bleiben. stü SEITE 17 EISHOCKEY Der SC Bern hat das Spiel gegen Servette 4:1 gewonnen und liegt zwei Runden vor Abschluss der Qualifikation über dem Strich. So funktioniert verdichtetes Bauen So funktioniert verdichtetes Bauen mal nutzen, zum Beispiel auf dem Mühleareal in Herbligen (siehe Bild). Das Amt für Gemeinden und Raumordnung stellt in einer Broschüre gute Beispiele vor. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie zur jeweiligen Ausgangslage passen. cab SEITE 2+3

Mittwoch, 24. Februar 2016 Heute mit Stellenmarkt...Mittwoch, 24. Februar 2016 Heute mit Stellenmarkt grandcasino-ber n.ch/jackpots GE WO NNE N! MI R FE HL EN DI E WO RT E. 36 5 TA

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BERNERZEITUNG.CH

AZ Bern, Nr. 45 | Preis: CHF 3.90 (inkl. 2,5% MwSt) AUSGABE STADT + REGION BERN

Mittwoch, 24. Februar 2016 Heute mit Stellenmarkt

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MARS-SCHOKORIEGEL

Gigantischer Rückruf in 55 LändernMars ruft diverse Schokoriegel seiner Palette zurück. In einem Produkt wurde ein Plastikteil ge-funden. 55 Länder sind betroffen, darunter auch die Schweiz. SEITE 32

FILM

Der verkannte Schweizer MeisterMorgen feiert der Regisseur Rolf Lyssy seinen 80. Geburts-tag. Der Macher von «Die Schweizermacher» wurde lange verkannt. SEITE 21

KANTON BERN Statt über 80Hektaren pro Jahr sollen im Kan-ton Bern künftig bloss noch etwasüber 30 Hektaren Bauland einge-zont werden dürfen. Doch die Be-völkerung wächst. Dies verlangtneue Rezepte in der Siedlungsent-wicklung. Grundsätzlich kein Pro-

blem, sagen Planer. Selbst auf denbebauten Parzellen gibt es näm-lich Reserven: Etwa 1900 Hekta-ren Bruttogeschossfläche wärenda noch zu bauen; das böte Platzfür mehrere Zehntausend Fami-lien. In Dörfern werden längstProjekte umgesetzt, die Platz opti-

Heute /

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Am Morgen scheint teils die Sonne, bevor Niederschlag einsetzt.

Der Donnerstag ist trüb, dazu gibt es Schneeregen oder Schnee.

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WAS SIE WO FINDEN

Börse .................................... 11Unterhaltung ......................... 20FORUM ....................... 25/26/27Agenda ................................. 29Kinos ..................................... 30TV/Radio ............................... 31

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WIE SIE UNS ERREICHEN

Zentrale ................ 031 330 31 11Abo­Service............ 0844 844 466 (Lokaltarif)Redaktion Bern ..... 031 330 33 33Redaktion E­Mail...... [email protected] .............. 031 330 33 10Leserbilder, SMS ................ 4488

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Diesen Freitag um 20.30 uhr live imWestsiDeDer sWiss music aWarD geWinner

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Beizendeal gibt zu redenDer Gemeinderat von Bolli-gen will Ratskollege Markus Walther das Restaurant Lin-de in Habstetten abtreten. Eine öffentliche Ausschrei-bung fand nicht statt. Im Dorf werden deshalb Stim-men laut, die den Besitzer-wechsel kritisieren. SEITE 7

HEUTE

Ratgeber-Hotlinezu SteuernHaben Sie Fragen zu Ihrer Steuererklärung? Heute Mittwoch findet die zweite von drei Hotlines statt.Expertinnen und Experten beantworten Ihre Fragen, dies von 11 bis 14 Uhr.

031 330 38 38

Marcel WüthrichVorstandsmitgliedGFL Stadt Bern

zum Abbau derPrämienverbilligungen

www.praemienverbilligungen.be

NeinChristine HäslerNationalrätin Grüne

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Javier Pintor

Datenschützer: Kritikist neu entflammt

Offiziell empfiehlt die Gerichts-kommission dem Parlament Ad-rian Lobsiger als neuen Daten-schützer. Man sei ohne Gegen-stimme zu diesem Schluss ge-kommen. Nach Gesprächen mitKommissionsmitgliedern zeigt

sich, dass diese Empfehlungeigentlich gar keine Empfehlungist. Die Kommission habe blossgeprüft, ob die Bundeskanzlei dasVerfahren korrekt durchgeführthabe, sagt ein Kommissionsmit-glied. Die Empfehlung beziehesich nur auf diesen Aspekt.

IT-Unternehmer und SVP-Na-tionalrat Franz Grüter erklärt,warum die IT-Branche den Bun-desbeamten Lobsiger als Daten-schützer unbedingt verhindernwill. ma SEITE 12+13

PARLAMENT Die Gerichts-kommission des Parlaments befand sich in einem grossen Dilemma, als sie den de-signierten Datenschützer empfahl.

Coop setzt Druck aufDETAILHANDEL Die Schweiz istnach wie vor eine Hochpreisinsel.Migros und Coop fordern seitlängerem von den ausländischenMarkenartikelherstellern tieferePreise. Doch mit wenig Erfolg.Nun setzt Coop vermehrt auf Pa-rallelimporte und führt gewisseProdukte über den grauen Marktein. rag SEITE 11

SC Bern lässt die Muskeln spielen

Der SCB lebt. Die Mutzen spiel-ten gegen Servette gross auf undsiegten 4:1. Es lief nicht alles nachWunsch für den SC Bern, vor al-lem das Resultat korrespondiertelange nicht mit dem betriebenenAufwand. Die Berner erspieltensich einige Torchancen, musstensich jedoch bis in die 35. Minutegedulden, um das erste Tor be-jubeln zu können. Martin Plüssglich den frühen FührungstrefferServettes aus. Die Entscheidungfiel im Schlussabschnitt, in dem

der SCB innert knapp drei Mi-nuten von 1:1 auf 4:1 erhöhte. DerSieg müsste Mumm für denSchlussspurt im Playoff-Kampfgeben, allerdings siegte gesternmit Kloten (5:4 gegen Lugano)auch ein direkter Konkurrent derBerner.

SCL Tigers verpassen PlayoffsDefinitiv nicht in die Playoffsschaffen es die SCL Tigers. DerLiganeuling unterlag im Spielder letzten Chance den ZSC Lions1:4. Die Emmentaler gingen beimsouveränen Tabellenleader nach20 Sekunden durch Kyle Wilsonin Führung. Es sollte für sie daseinzige Erfolgserlebnis desAbends bleiben. stü SEITE 17

EISHOCKEY Der SC Bern hat das Spiel gegen Servette 4:1 gewonnen und liegt zwei Runden vor Abschluss der Qualifikation über dem Strich.

So funktioniert verdichtetes BauenSo funktioniert verdichtetes Bauen

mal nutzen, zum Beispiel auf demMühleareal in Herbligen (sieheBild). Das Amt für Gemeindenund Raumordnung stellt in einerBroschüre gute Beispiele vor. Siezeichnen sich dadurch aus, dasssie zur jeweiligen Ausgangslagepassen. cab SEITE 2+3

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RAUMPLANUNG SINNVOLL VERDICHTEN

100 m

Mühle

Chise

HERBLIGEN

Umgestaltung Mühleareal: Auf dem Mühleareal im Dorfzent-rum entstanden drei Neubau-ten. Zusammen mit der in ein Wohnhaus umgebauten Mühle leben hier nun etwa 40 Perso-nen. Die Gebäude haben bis zu fünf Geschosse – erwähnens-wert für ein Dorf dieser Grösse.

Wie die Dörfer und Quartiere von morgen aussehen könnten

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Dank an Monica Morell († 12. Februar 2008 in Zürich)

Die bekannte Schlagersängerin hat sich ein Leben lang für andere Menschen eingesetzt.Ihre zeitlosen Lieder begeistern noch heute viele Fans. Nach ihrem Tod hinterliess sie derStiftung Denk an mich einen namhaften Betrag und davon profitieren heute zahlreicheKinder. Dank ihrem Nachlass konnte die Stiftung Denk an mich im Jahr 2011 das Projekt“Spielplätze für alle“ lancieren. Damit wird den Kindern mit oder ohne Behinderung eingemeinsames Spiel ermöglicht. In der ganzen Schweiz sind bereits 29 solche Begegnungs-orte entstanden, und noch weitere sind geplant. Ihr Engagement wirkt noch heute. In derganzen Schweiz. Vielen Dank Monica Morell.

Stiftung Denk an mich

Die Solidaritätsstiftung von Schweizer Radio und Fernsehen.

Helfen auch Sie. PC 40-1855-4 www.denkanmich.ch www.facebook.com/StiftungDenkAnMich

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Wer verdichtet, komprimiert. DerDuden entlarvt, was den Dörfernund Siedlungen blüht, wenn diewachsende Bevölkerung in denbestehenden Grenzen unterkom-men soll. Kein Wunder, erfandenPolitiker und Planer, welche dieneuen Regeln in der Raumpla-nung umsetzen, einen freundli-cheren Begriff: die Siedlungsent-wicklung nach innen. Aha!? Phy-sikalisch betrachtet, kann das fastnur implodieren bedeuten.

Nicht ganz, wie eine Broschüredes Kantons zeigt. Darin werdenpositive Beispiele aus Berner Ge-meinden zur Nachahmung emp-fohlen. Etwa Herbligen: Zuerstsollten auf dem Mühleareal desländlichen Dorfes zwischen Bernund Thun Reiheneinfamilien-häuser entstehen. «Das hätte dasOrtszentrum eher auseinander-gerissen als gefestigt», wird dieehemalige Gemeinderätin Fran-ziska Bürki zitiert. Sie begleitete

das nun realisierte Projekt: Diealte Mühle wurde zum Wohnhausumgebaut, und in deren Nachbar-schaft entstanden drei Neubau-ten, wovon einer fünfgeschossigist. 2009 zogen die Bewohner ein.Eng wirkt hier nichts.

Wandel als Chance sehenVeränderten diese Neubautenden Dorfcharakter deutlich, set-zen andere Beispiele zurückhal-tendere Signale, etwa die beidenaufgestockten Einfamilienhäu-ser in Dürrenast bei Thun. Dochnicht bloss die zwölf Beispiele derBroschüre zeigen, dass eigentlichnichts Neues auf die Kommunen

zukommt. «Viele Gemeindensind seit längerem dran», bestä-tigt Manuel Flückiger. Er leitetdie Geschäftsstelle innerhalb deskantonalen Amts für Gemeindenund Raumordnung, welche dieBroschüre verfasste. Deren Bot-schaft ist einfach: Das Ziel, das dieStimmbevölkerung 2013 mit derAnnahme des nationalen Raum-planungsgesetzes guthiess, mussnicht überall gleich aussehen.Flückiger ist sogar überzeugt:«Der Wandel im Dorf ist eineChance, die es zu nutzen gilt.» Ab-reissen, neu bauen, Lücken fül-len, anbauen, aufstocken – vielessei möglich.

Stehen am einen Ende der Ska-la die aufgestockten Einfamilien-häuser in Dürrenast, könnte amanderen der neuste Teil der Ber-ner Siedlung Baumgarten-Ost fi-gurieren. Dem Stadtplanungsamtsind keine Neubauten bekannt, indenen mehr Personen pro Woh-nung leben. Balkone, aussenlie-gende Treppen sowie gemeinsamgenutzte Höfe erhalten den Be-wohnern genügend Freiräume.

Die neue Siedlungspolitik, diein den Richtplan und ins nochpendente Baugesetz eingeflossenist, wird zweifellos das Zusam-menleben verändern. Ein «Aller-weltsrezept» jedoch gebe es

nicht, betont RegierungsratChristoph Neuhaus (SVP) imVorwort zur Broschüre. Die Lö-sungen werden so vielfältig seinwie die Ausgangslagen. Der Wegdorthin kann steinig sein, wissendie Experten des Kantons: SollenVerdichtungsprojekte nicht amWiderstand der Bevölkerungscheitern, müssen sie früh undoffen kommuniziert sowie mitQualität umgesetzt werden. Dazugehört eine Umgebung, in derman sich gerne aufhält. Denn, soformuliert es Flückiger, es dürfenicht darum gehen, «das Letzte»aus einer Situation herauszuho-len. Christoph Aebischer

Aufgestockte Einfamilienhäuser oder als Siedlungen konzipierte Neubauten prägen Dörfer von morgen. Sechs Beispiele zeigen, wie die neue Maxime der Raumplanung – die innere Verdichtung – umgesetzt werden kann.

BZ|

Mittwoch, 24. Februar 2016

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RAUMPLANUNG SINNVOLL VERDICHTEN

THUN, DÜRRENAST

BEACHTLICHES POTENZIAL

OSTERMUNDIGEN

Neubausiedlung Baumgarten­Ost: In den 110 Wohnungen des neusten Teils der Siedlung

Mehrfamilienhaus im Ent­wicklungsgebiet: Der Neubau in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof schlägt eine Brücke vom Dorfkern zum Ortsteil auf der anderen Seite der Langete. Im lang gestreckten Mehrfami-lienhaus leben rund 30 Perso-nen.

100 m

Bahnhof

Langeten

Mehrfamilienhaus im Dorf­zentrum: Das neue Mehrfami-lienhaus entstand in einer von jeher bestehenden Freifläche mitten im Dorf. Rund 15 Perso-nen fanden darin ein Zuhause. Dank seiner Ausrichtung und dem Giebeldach fügt es sich gut ins Ortsbild ein.

100 m

Dorfstrasse

Gemeinde-verwaltung

Die historische Berner Altstadt ist dreimal dichter als die Neubausiedlung Baumgar-ten-Ost, die in dieser Hinsicht trotzdem Massstäbe setzt.

Wie die Dörfer und Quartiere von morgen aussehen könntenBERN HUTTWIL INS

Baumgarten-Ost leben rund 300 Personen. Dies ist ein Rekord-wert für Stadtberner Siedlungen, obschon die Gebäude nicht aus-gesprochen hoch sind. Das Hauptziel der Verdichtung wur-de hier erreicht: Im neu geschaf-fenen Wohnraum leben tatsäch-lich auch mehr Menschen, das ist nicht unbedingt selbstver-ständlich. Punkto baulicher Dichte reicht die Siedlung aber bei weitem nicht an jene der Alt-stadt Berns heran: Die histori-sche Zähringerstadt ist rund drei Mal dichter gebaut.100 m

Ostermundigenstrasse

A6

ter dem schützenden Mantelpaffte und dabei das Textil inSchutt und Asche legte?

Plausibler ist die Putzfrauen­these: Wir erinnern uns an diemit Unrat gefüllte Badewannevon Joseph Beuys, die vor derVernissage von Putzfrauen«gesäubert» wurde, ohne dassdiese realisierten, dass sie Kunstvernichteten. Ob jemand meinte,den arg zerschnittenen «Vor-hang» entsorgen zu müssen?

Oder vielleicht gar etwas Politi­sches? Immerhin wurde dasZieglerspital 2015 von Links-autonomen besetzt, weil diesegegen Bundesasylzentren, wie imZiegler eins geplant ist, protes-tierten. Vielleicht haben sie imWerk von Beatrix Sitter-Livereinen Stacheldrahtzaun erkannt,den es niederzureissen galt?

Helen Lagger

Einfamilienhäuser an der Waldheimstrasse: Zwei ältere Einfamilienhäuser inmitten eines klassischen Einfamilien-hausquartiers wurden nicht bloss saniert, sondern gleichzei-tig aufgestockt. Heute gleichen die beiden zeitgenössisch ge-stalteten Häuser, in denen acht Personen leben, den ursprüngli-chen Bauten kaum mehr.

100 m

Johanniskirche

Waldheimstrasse

Laut dem Immobilien-Monito-ring von Wüest & Partner hat al-lein die Region Bern ein Ver­dichtungspotenzial von 29 Pro­zent. Der Raum könnte also 423 000 Einwohnerinnen und Einwohner sowie 345 000 Be-schäftigte beherbergen – ohne zusätzliche Einzonung. Eine breit abgestützte Motion fordert von der Regierung, dass sie diese Analyse auf den gesamten Kan-ton ausdehnt.

Der Regierungsrat bestätigt grundsätzlich den Befund, will

aber keinen neuen Bericht ver-fassen. Der revidierte Richtplan enthalte bereits solche Zahlen. Die Nutzungsreserven in sämt­lichen Berner Gemeinden be­liefen sich auf 2400 Hektaren Bruttogeschossfläche, wovon 80 Prozent auf bereits über­bauten Parzellen lägen. Innert nützlicher Frist sei etwa die Hälf-te davon mobilisierbar.

Bald gebe es zudem aktuali-sierte Zahlen zu den unüberbau-ten Bauzonen aus den Gemein-den. cab

Wohn­/Gewerbehaus an der Güterstrasse: Entlang der Bern-strasse wandelt sich Oster-mundigen zur Stadt. Der Neubau wäre heute noch zwei Geschosse höher, wie sein Eigentümer be-tont. Doch als er die Planung an der Stelle einer Autowaschanla-ge und eines Lagers an die Hand nahm, war dies noch unmöglich. In den bestens erschlossenen Al-terswohnungen leben rund 30 Personen.

100 m

Bernstrasse

Schosshalden-

friedhof

Wer hat den Wandbehang geklaut?

Entführt, verbrannt oderentsorgt? Keine Ahnunghaben alle, die es wissen

könnten: Weder die Kulturabtei-lung der Stadt Bern, das Hoch-bauamt, der Kanton noch derStadtverbund wollen wissen, wosich das Kunstwerk «Medizin-manns Mantel» befindet. Dieehemalige KulturjournalistinAnnelise Zwez hat bei Recher-chen zu einem Buch mit demTitel «Bern 70er» herausgefun-den, dass die Tapisserie von Bea-trix Sitter-Liver verschwundenist, und sich an die Pressegewandt. Die Künstlerin selbsthörte zuletzt, dass ihr im Auftragder Stadt geschaffenes Werk inden Restaurationsbereich um-platziert wurde, als das Ziegler-spital umgebaut wurde. Doch woist es jetzt, nach der Schliessungdes Spitals?

Von Esoterikern geklaut? DasWerk von Sitter-Liver ist in sei-ner Buntheit und Textur ein typi-sches Kind der Siebzigerjahre.Wer vor diesem an eine Orgel –oder sollte ich sagen an ein Glas-perlenspiel? – erinnernden Werk

allzu lange kontempliert, könntein einen bewusstseinserweitern-den Zustand geraten. Es wäredeshalb denkbar, dass eine wildeTruppe aus Schamanen, Hippiesund Meskalinkonsumenten dasWerk bei Nacht und Nebelabmontiert hat und seither alsOrakelstätte missbraucht. Auch

der Titel «Medizinmanns Man-tel» dürfte diese Szene bezauberthaben.

Apropos Medizinmänner: Es istallgemein bekannt, dass geradeMediziner, die es besser wissenmüssten, viel und gerne rauchen.Ob vielleicht einer heimlich hin-

Bizarr: Das Kunstwerk «Medizinmanns Mantel» (1974/1975) ist wie von Zauberhand verschwunden. Geschaffen wurde die Tapisserie von der Künstlerin Beatrix Sitter-Liver als Auftragsarbeit für das Zieglerspital. Vier Thesen zum Verbleib.

Gibt Rätsel auf: Die 6,5 × 3,2 Meter grosse Tapisserie «Medizinmanns Mantel» (1974/1975) der Künstlerin Beatrix Sitter-Liver ist spurlos verschwunden. zvg

«Entführt, ver-brannt oder ent-sorgt?»

Helen Lagger

Vergeblich gehofft

Letzte Woche standen die 65 Mit-arbeiter der Druckerei Schlaefli& Maurer AG vor verschlossenenTüren. Sie erfuhren, dass über dieFirma der Konkurs eröffnet wor-den war. Seither stehen die Ma-schinen still, das Gebäude ist zu.Besitzer Lukas Dziadek, der dieFirma seit 2014 besass, hatte ge-hofft, die laufenden Aufträge ineine Auffanggesellschaft über-führen und den Betrieb in kleine-rer Form retten zu können. «Wirhatten diesbezüglich schon vorder Konkurseröffnung mit demKonkursamt Kontakt aufgenom-men», so Dziadek.

Laut Dienststellenleiter HeinzAebi wird nun das übliche Kon-kursverfahren durchgeführt. Dasheisst: Zuerst wird ein Inventarmit allen Aktiven und Passivenaufgenommen. Erst dann könneman entscheiden, wie genau dasVerfahren durchgeführt werde.Denkbar sei, dass jemand die Dru-ckerei als Ganze kaufe. Allenfallswürden die Sachwerte auch ein-zeln verwertet. rdh

UETENDORF Die Druckerei Schlaefli & Maurer bleibt defi-nitiv geschlossen. Eine Auf-fanggesellschaft gibt es nicht.

Aufruf: Personen, die sachdienliche Hinweise geben können, werden gebeten, sich unter stadt­[email protected] zu melden.