24
64. Ausgabe 2016 Mobilität ist teilbar. Haiti

MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

64. Ausgabe 2016Mobilität ist teilbar.

Haiti

Page 2: MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

www.miva.at

Nachrichten aus der Karibik über den verheerenden Wirbelsturm „Matthew“haben uns in den letzten Wochen erreicht. Erst langsam werden die Folgender Katastrophe sichtbar – vor allem für den Inselstaat Haiti, unser Beispiel-land 2016. Die MIVA konnte dort unter anderem durch Maultierprojekte dieNot von wenigstens einigen Familien lindern.

Wir werden erfinderisch bleiben müssen, damit Hilfe optimal geleistet werdenkann. Wir brauchen den langen Atem, damit sich durch unsere Unterstützunglangfristig die Lebensbedingungen der Menschen verbessern.

Manchmal scheint ja die Situation so trostlos, weil Kriege und Interessen vonGroßkonzernen die Pflanzen der Hoffnung zerstören.

Destruktive Gewalt löst aber niemals Konflikte, sondern verlängert sienur. Es braucht den Mut und die Geduld, trotz aller Rückschläge neu denAufbruch zu wagen. Das gilt auch für die Demokratische Republik Kongo,das Beispielland für das Jahr 2017.

Wie notwendig kompetente Begleitung und Beratung bei der Auswahl derrichtigen Fahrzeuge für die Länder des Südens ist, zeigt ein Einblick in dieArbeit des BBM.

Ich danke Ihnen für die Unterstützung und bitte Sie auch weiterhin den Wegder MIVA zu begleiten.

Ihr

Dr. Adolf Trawöger, Präsident der MIVA

Eigentümer,Herausgeber,VerlegerMIVA Austria4651 Stadl-Paura

Miva-Gasse 3T +43 7245 28945F +43 7245 28945-50

E [email protected] www.miva.at

Für den InhaltverantwortlichMag. (FH)Christine Parzer

FotosMIVA-Archiv

Grafik Designvorauerfriendscommunications gmbh4609 Thalheim

Druckkb-printcom,Vöcklabruck

Bei Zuschriften wirddas Einverständniszur Veröffentlichungvorausgesetzt.

Offenlegung lautMediengesetzDer MIVA-Brieferscheint seit 1949jährlich für Fördererund Freunde der MIVA.

Unternehmens-gegenstandHilfswerk derkatholischen KircheÖsterreichs zurBeschaffung vonMissionsfahrzeugen

Liebe Wegbegleiterinnen undWegbegleiter der MIVA!

Page 3: MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

0203

Index . Bilanz 2015

MIVA Bilanz 2015

Projekte:380

Länder:59

Fahrzeug-einheiten:1.293

Gesamtleistung:~ 5,6 Millionen

739

Fah

rräd

er

278

Au

tos

117

Mot

orr

äder

67

Rei

ttie

re

1Tr

akto

r

83

Ro

llstü

hle

3B

oot

e

5A

enbo

rdm

oto

ren

InhaltEditorial

Brief des MIVA-Präsidenten

MIVA Imagekampagne 2016

Drei Appelle in Rot

Fachtagung Weltkirche 2016

Aufstehen gegen Raubbau und Gier

Haiti

Hoffnung auf gute Nachricht

Haitis Taumel am Abgrund

Demokratische Republik Kongo

MIVA-Beispielland 2017

BBM

Mobilität als Motor der Entwicklung

Schluss-Strich

Heute und Gestern

02

06

04

10

17

20

Wir ersuchendie MIVA-Förderer um Überweisung

des Jahresbeitrages von 12 Euro.

23

Den detaillierten Jahresbericht

finden Sie auf www.miva.at

Page 4: MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

www.miva.at

Kurze Botschaften, rote Signalfar-be: Im Sommer 2016 war die MIVAwieder auf Werbewänden in ganzÖsterreich präsent. Denn: Die MIVAsollte bekannter sein als sie es ist– oder weniger die MIVA selbst alsdas, wofür sie sich einsetzt: Mobili-tät für diejenigen, denen sie fehlt.Denn Mobilität ist kein kleiner Lu-xus, den man sich vor allem im rei-cheren Teil der Erde leistet. Sie ist invielen Fällen überlebensnotwendig,unabdingbar für Entwicklung undZukunft. Und: Sie ist in den ärmstenLändern der Welt alles andere alseine Selbstverständlichkeit. Daraufsollten die Plakatbotschaften auf-merksam machen.

200 km bis zum nächsten Spital– ohne Mobilität kein Überleben.In vielen Gegenden Afrikas und La-teinamerikas sterben täglich Men-schen, weil es weit und breit keinTransportmittel gibt, um in dasnächstgelegene Spital zu gelangen.Die Strapazen des Weges und dieoft große Hitze sind für Kranke undVerletzte unerträglich.

Die Gründung der MIVA geht aufeinen solchen Vorfall zurück. EinMissionar erkrankte. Den Versuch,ihn auf einem Ochsenkarren in dasnächstgelegene Krankenhaus zutransportieren, überlebte er nicht.Die Strapazen des weiten Weges wa-ren zu groß. Das war im Jahr 1927im heutigen Namibia.

Bis heute gibt es bei der MIVA oft An-suchen um Transportmittel für Ge-sundheitseinrichtungen. Zum Bei-spiel vom Krankenhaus in Shisong,Kamerun. Die Tertiarschwestern desheiligen Franz von Assisi sind dortseit 1934 tätig. Sie betreiben daseinzige Herzzentrum in ganz West-und Zentralafrika. Gerade Herzpa-tienten benötigen im Ernstfall eineschnelle und schonende Transport-möglichkeit. Der Rettungswagen inShisong ist auch notwendig, um dieMedikamentenversorgung der haus-eigenen Apotheke sicherstellen zukönnen. Acht Stunden dauert einMedikamententransport – in eine

Drei Appelle in Rot

Page 5: MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

0405

Imagekampagne 2016

Richtung. Ein Rettungswagen istnirgendwo ein Luxusfahrzeug, undin Shisong schon gar nicht.

25 km zu Fuss bis zur Schule –ohne Mobilität keine Bildung.Entwicklungsexpertinnen und –ex-perten sind sich einig: Sucht mannach Auswegen aus der Armut,steht Bildung ganz oben auf derListe. Sie ermöglicht den Kindernvon heute als Erwachsene von mor-gen ein besseres Leben. Die Elterntun daher ihr Möglichstes, um ih-ren Töchtern und Söhnen eine guteSchulbildung zu ermöglichen. Ne-ben der finanziellen Herausforde-rung, das Schulgeld aufzubringen,erweist sich dabei oft die Entfer-nung zur nächstgelegenen Schuleals große Hürde. Zum Beispiel inUganda. Hier liegt die „St. Clair’sLodonga Girls Secondary School“ ineinem ländlichen Gebiet. Die nächst-gelegene größere Stadt, Arua, liegt77 Kilometer entfernt. Die Schülerkommen aus einem für uns unvor-stellbar großen Einzugsgebiet zurSchule. Die MIVA unterstützt dieseBildungseinrichtung der Comboni-Missionare und ermöglicht somitvielen Kindern, die kilometerweitentfernt leben, den Schulbesuch.

MIVA – Mobilität ist teilbar.„Mobilität ist teilbar“ ist Leitsatzder MIVA. Er weist darauf hin, dassman vom europäischen Überfluss

denen etwas geben kann, die esbrauchen. Europa leidet an zu vielVerkehr. In Ballungszentren und aufAutobahnen werden oft lange Stau-zeiten in Kauf genommen – ganz zuschweigen von dem ökologischenSchaden, den die Abgase anrichten.In den ärmsten Regionen der Weltfehlt es hingegen vielen Menschenan jeglicher Mobilität. Jede Spendean die MIVA ist daher ein Akt inter-nationaler Solidarität.

Die MIVA lebt von Spenden. Bei derChristophorusAktion, der großenSpendensammlung im Juli, werdenvor allem Autofahrerinnen und Au-tofahrer ersucht, „einen Zehntel-Cent pro unfallfreiem Kilometer fürein MIVA-Auto“ zu geben.

Doch die MIVA finanziert nicht nurAutos. Je nach Bedarf werden auchMotorräder, Fahrräder, Traktoren,landwirtschaftliche Geräte, Booteoder Lasttiere finanziert. Pro Jahrwickelt die MIVA zwischen 300 und400 Fahrzeugprojekte in etwa 60Ländern der Erde ab.

Rote Signalfarbe, kurze Botschaf-ten. Es geht nicht um die MIVA. Esgeht um Menschen. Um ihre Chan-cen auf Entwicklung und Zukunft.

Page 6: MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

www.miva.at

In einem Song von Leonard Cohen,dem nachdenklichen Sänger ausKanada, heißt es: Everybody knowsthat the boat is leaking, everybodyknows that the captain lied. Und ananderer Stelle: Everybody knowsthat the Plague is coming, every-body knows that it’s moving fast.(Jeder weiß, dass das Boot leck istund der Kapitän gelogen hat. Jederweiß, dass eine Pest im Anmarschist, und sie bewegt sich schnell.)

Die Zeitbombe tickt. Überfischte,übersäuerte Meere, die als giganti-sche Mülldeponie missbraucht wer-den. Dürren und wachsende Wüsten.Ein gigantischer CO

2-Ausstoß, der

die Erde erwärmt und zu katastro-phalen Folgen führt: Abschmelzendes Polareises, Anstieg des Mee-

resspiegels, Häufung tropischerWirbelstürme, Störung der Meeres-strömungen und Nahrungsketten,Sterben der Korallenriffe und soweiter und so weiter.

Everybody knows. Alle wissen, dasses so nicht weitergehen kann. Dasswir zu viel Fleisch und Fisch essen,zu viel Energie verbrauchen, zu vielAbgas aus Verbrennungsmotorenund Fabrikschloten in die Luft bla-sen. Nur: Wer ist bereit, sein Lebentatsächlich zu ändern? Einschrän-kungen in Kauf zu nehmen? Kon-summöglichkeiten auszuschlagen?

Beharrlich und mit immer besseremDatenmaterial weisen Wissenschaft-ler darauf hin, wie notwendig eineKurskorrektur ist. Der Klima-Welt-gipfel von Paris im Dezember desVorjahres formulierte die Einsichtder Staatengemeinschaft, dass zumBeispiel die CO

2-Emissionen drama-

tisch reduziert werden müssen, da-mit die Erderwärmung nicht über1,5 Grad steigt. Viele Staaten habenden Vertrag bereits ratifiziert – auch

Aufstehengegen Raubbau und Gier.Notizen zur „Fachtagung Weltkirche“ 2016

Was immer mit dieser Erdepassiert – es trifft auch uns.

Dr.in Magdalena Holztrattner

Fotos: Ordens-gemeinschaftenÖsterreich/Manu Nitsch

Page 7: MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

0607

Fachtagung Weltkirche

jene mit dem größten CO2-Ausstoß

weltweit: China und die USA. „EinesTages sehen wir dies vielleicht alsden Moment an, an dem wir uns ent-schlossen haben, unseren Planetenzu retten“, sagte Präsident BarackObama.

„Laudato si“ als OrientierungDie Lambacher Tagung zeigte auf,wie zu einer möglichen „Rettung desPlaneten“ ein inneres, spirituellesUmdenken der Menschen notwendigist. In ihrem Referat über die Umwel-tenzyklika des Papstes zitierte dieLeiterin der Katholischen Sozialaka-demie Österreichs, Dr.in MagdalenaHolztrattner, einen markanten Satz,der zum Teil auf Papst Benedikt XVI.zurückgeht: „Wenn die äußerenWüsten in der Welt wachsen, weil dieinneren Wüsten so groß gewordensind, ist die Umweltkrise ein Auf-ruf zu einer tiefgreifenden innerenUmkehr.“ Die Verbundenheit allerGeschöpfe wahrzunehmen, so Holz-trattner, sei ein Gebot der Stunde.Denn eigentlich leben wir Menschennicht auf der Erde; wir sind sie. „Egal

ob beseelt oder unbeseelt, belebtoder unbelebt: Was immer mit die-ser Erde passiert – es trifft auchuns.“

Noch einen Zusammenhang stelltder Papst in „Laudato si“ heraus:„Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen ist mit dem Schutzder Umwelt untrennbar verknüpft“,analysierte die Theologin und be-nannte vier Punkte, die Papst Fran-ziskus in seiner Enzyklika als Wurzeldes Übels benennt.

Erstens: die Orientierung an einem„technokratischen Paradigma“, dasdie Welt und ihre Ressourcen, ja amEnde sogar Menschen einzig undallein als Material für die eigenenInteressen sieht. Zweitens: die „Kul-tur des Wegwerfens“, die sich nichtschert um den Müll, den sie produ-ziert und am Ende auch Menschenfür wertlos hält. Drittens: die rapida-ción oder Beschleunigung, die dazuzwingt, ständig up to date zu seinund dabei Persönlichkeitsentwick-lung und Herzensbildung verküm-

Dr.in Magdalena Holztrattner

Page 8: MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

www.miva.at

mern läßt. Eine vierte Wurzel desÜbels sieht der Papst in der fehlen-den Orientierung am Gemeinwohl.

Genau da setzen seine Alternativenan: Papst Franziskus fordert einenachhaltige Ökologie, eine Haltung,die den Dialog mit allen – und vorallem mit den Armen – sucht. Under fordert die Bereitschaft, das Ge-meinwohl über Eigeninteressen zustellen.

Lernen von denVölkern AmazoniensRoque Paloschi, der Erzbischof vonPorto Velho, ist Präsident des Mis-sionsrats für indigene Völker derbrasilianischen Bischofskonferenz(CIMI). Er zeigte auf, dass eine Hal-tung, die die Natur in ihrem eige-nen Wesen respektiert, nicht neuerfunden werden muss. Man kann

sie zum Beispiel von den VölkernAmazoniens lernen. Aber seit derZeit der kolonialen Eroberer wurdeder Regenwald am Amazonas vorallem als Möglichkeit gigantischerBereicherung verstanden. „Amazo-nien“, formulierte der Erzbischof,„ist ein Opfer dessen was es ammeisten hat: Üppigkeit, Biodiversitätund Bodenschätze.“ Man sah dasLand wahlweise als tropisches Para-

dies oder grüne Hölle. Und übersahdabei die Rechte der Menschen, diedort leben. Die Kolonisten „wolltendie Menschen versklaven, die Naturunterwerfen. Das Resultat war Ver-wüstung.“ Sprachen starben aus,ganze Völker wurden ausgerottet.An der Wurzel dieser Katastrophestand, so Paloschi, „die westlicheSicht der Indianer als Barbaren undWilde, ohne Seele und ohne Kultur.“Es ist eine Vision der Welt, in der derMensch nur dann etwas gilt, wenner wirtschaftlich erfolgreich ist undReichtümer anhäuft, wenn er dieNatur erschöpft und die Menschenausbeutet.

Paloschi zitierte einen Vertreterder indigenen Bevölkerung, derdarauf hinwies, wie wichtig es fürsein Volk sei, „alles, was noch kei-nen Zaun hat“, zu verteidigen: „Wirkämpfen um den Wald, den wir niegerodet haben. Einige Weiße fangenan zu verstehen, warum.“ In diesemKampf steht, wie Erzbischof Palo-schi schilderte, die katholische Kir-che Brasiliens entschieden auf derSeite der bedrohten Völker und derbedrohten Natur.

Für eine friedliche Nutzung derRessourcenEine ähnliche Problematik schilderteJesuitenpater Ferdinand Muhigirwaaus der Demokratischen RepublikKongo. In Lubumbashi leitet er einZentrum, das Wege zu einer scho-nenden Nutzung der Ressourcenerforscht. Im Kongo steht der ge-waltige Reichtum an Bodenschätzen

Roque Paloschiund Pater FranzHelm

Page 9: MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

0809

Fachtagung Weltkirche

einer himmelschreienden Armut derBevölkerung gegenüber. Dazu kom-men Phänomene wie Gewalt undMenschenhandel. Einige Rebellen-gruppen haben die Waffen bis heutenicht abgelegt. „Wo Minen sind, istkein Friede“, sagt Pater Muhigirwa.

Die Mineralien werden im Tagbaugewonnen; die ökologischen Folgensind vielschichtig. Viele Menschenhaben die Arbeit in der Landwirt-schaft aufgegeben, um in den Mi-nen unterzukommen – mit schwerenAuswirkungen auf die Nahrungsmit-telversorgung des Landes. Zudemzahlen die meist internationalen Fir-men Hungerlöhne, obwohl sie selbstenorme Gewinne abschöpfen.

Aber P. Muhigirwa berichtete auchvon einem fortschreitenden Prob-lembewusstsein. In den USA hat dieObama-Administration ein Gesetzbeschlossen, das den Import vonMineralien aus Konfliktregionen ver-bietet und die Menschenrechte ga-rantieren soll. Das Europa-Parlamenthabe, so P. Muhigirwa, ebenfalls einGesetz verabschiedet, das allerdings

von Kommission und Rat verwässertworden sei und daher etwas zahnlosist. Aber insgesamt geht, folgt manden Schilderungen des engagiertenJesuiten, die Entwicklung in die rich-tige Richtung. „Die Minen sind einGeschenk Gottes“, zitiert er PapstFranziskus. Jetzt kommt es aber da-rauf an, dafür zu sorgen, dass diesesGeschenk für die regionale Bevölke-rung nicht länger ein Fluch ist. Dassdie Bodenschätze in Einklang mitNatur und Menschenrechten geför-dert werden – im klaren Gegensatzzu Raubbau und Gier.

That’s how it goes. And everybodyknows, singt Leonard Cohen. Allewissen. Geht es trotzdem immer soweiter? Vielleicht nicht. Die Rettungunseres Planeten duldet keinen Auf-schub. Sollte die Welt sie tatsäch-lich schon beschlossen haben, dannwäre es hoch an der Zeit, diesenBeschluss zu ratifizieren: in den Par-lamenten und Staatskanzleien, aberauch in den Köpfen und Herzen derMenschen. Denn sie leben nicht inder Welt, sie sind ein Teil von ihr.

Fachtagung2017Alle Interessierten

sind herzlich einge-

laden.

Termin:21.-22.07.2017Nähere Informatio-

nen:

www.fachtagung-

weltkirche.at

vlnr. Ing. Heinz Hödl, Dr. Magdalena Holztrattner, Emmanuel Mbolela, Erzbischof Roque Paloschi

vlnr. Abt Christian Haidinger OSB, Pater Dr. Franz Helm, Pater Ferdinand Muhigirwa SJ, Sr. Beatrix Mayrhofer

P. Ferdinand Muhigirwa

Page 10: MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

www.miva.at

Als „Matthew“ am 4. Oktober 2016bei Les Anglais auf Land traf, hatteer sich zum Hurrikan der Stärke 4entwickelt. Windgeschwindigkeitenvon bis zu 230 Stundenkilometerund gigantische Regenmengen töte-ten mehr als 500 Menschen, rissenHäuser und Straßen weg, zerstörtenlebenswichtige Infrastruktur und,vor allem im Süden des Landes, dieErnte eines Jahres.

Viele der betroffenen Menschensind der Verzweiflung nahe. Es fehltan sauberem Trinkwasser, sodass dieWHO vor einer neuen großen Chole-ra-Epidemie warnte. Die Cholera istin Haiti nach dem großen Erdbebenvon 2010 ausgebrochen, hat alleinin den Jahren 2010 und 2011 knapp7000 Todesopfer gefordert und warzuletzt noch immer nicht vollständigabgeklungen. Bis die nächste Ernteeingebracht werden kann, rechnenviele mit Hungerperioden. Dabei hatschon eine massive Dürre 2015 zuWassermangel und Nahrungsmittel-knappheit geführt.

Warum, möchte man fragen, war-um ausgerechnet und schon wiederHaiti?

Der Hurrikan hatte auch Auswir-kungen auf die Politik: Die Präsi-dentschaftswahlen mussten erneut

verschoben werden. Schon im Ok-tober 2015 war gewählt worden.Doch die für Dezember anberaum-te Stichwahl zwischen den beidenstimmenstärksten Kandidaten mus-ste aufgrund gewalttätiger Aus-schreitungen mehrfach verschobenwerden. Am Ende wurde auch dieErstwahl wegen massiver Unregel-mäßigkeiten annulliert. Es bleibtabzuwarten, ob es 2016 noch einenregulären Präsidenten geben wird.Politik im Schatten von Korruptionund Gewalt: Die Haitianer wissendavon ein langes, trauriges Lied zusingen.

Palmen und karibische SonneLachende Kindergesichter. HübscheSchulmädchen mit blauen und rosa-farbenen Schleifen im Haar. Freund-liche Menschen. Blaues Meer undPalmenstrand. Auch dieses Haitigibt es. Touristen suchen es und wis-sen es zu finden. Aber für die kleineMIVA-Delegation, die dem Inselstaatim Februar 2016 einen Besuch ab-stattet, ergeben sich mehrfach irri-tierende Momente.

„Aussteigen?“, fragt Sr. RosenelleLagredelle, als habe sie falsch ver-standen. Ja, die österreichischenGäste wollen partout am Strandvon Port Salut nicht nur vorbeifah-ren, sondern auch ein paar Schritte

Hoffnung aufgute NachrichtHaitis Taumel am Abgrund

Page 11: MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

1011

Haiti

Richtung Ozean wagen – und lösendamit Unverständnis aus. Fünf Mi-nuten werden gewährt. Die Schwes-ter selbst bleibt selbstverständlichim Wagen. Das entspricht einemGrundgefühl: Man ist auf der Hut.Die „Missionsschwestern von derUnbefleckten Empfängnis“ (MIC)mit ihren Kindergärten, Schulen,Gästehäusern, Gesundheitsstati-onen und Ordensniederlassungenim ganzen Land leben hinter be-wachten Schutzmauern. Reisen sie,dann von bewachtem Areal zu be-wachtem Areal. Die mehrstündigenFahrten auf mühsamen Straßenüber Land werden ausschließlichvon Erfrischungspausen in Pfar-ren oder anderen Ordenshäusernunterbrochen. Offensichtlich ent-springt diese Vorgangsweise einemSicherheitsdenken, das seine Logikhat; andererseits verursacht es aberauch eine gewisse Distanz zu Landund Leuten. Immerhin, gegen Endeder Reise, in der nördlichen Hafen-stadt Cap Haitien und im Beisein desProvinzials der Oblatenmissionare,P. Loudeger Mazile, steht die energi-sche, drahtige Schwester dann doch

ein paar Minuten am Wasser und ge-nießt die steife Brise, die vom Meerher weht. Ein kleiner Triumph derösterreichischen Meeressehnsuchtüber haitianisches Sicherheitsden-ken.

Bildung und GesundheitIn Chantal, einer kleinen Stadt aufder weit nach Westen ausgreifendenLandzunge im Süden Haitis, betrei-ben die Schwestern des aus Kanadastammenden Ordens eine Kranken-station mit großem Einzugsgebiet.35.000 Menschen kommen hierher,wenn sie medizinische Hilfe benöti-gen. Selbständigkeit ist Trumpf; dieSchwestern müssen mit einem Mi-nimum an Ärzten auskommen. Fürdie Leiterin der Krankenstation, Sr.Mona Jean Gilles, kommt der MIVA-Besuch wie gerufen. Sie brauchtdringend ein Auto für ihr Gesund-heitszentrum.

Der Morgenappell in der Schulenebenan ist ein großartiges Schau-spiel. Wenn 600 Schülerinnen klas-senweise antreten, um den Tag zubeginnen, ein Gebet zu sprechen

P. Loudeger Mazile undSr. Rosenelle Lagredelle

Page 12: MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

www.miva.at

und ihren Stolz auf ihr Land zumAusdruck zu bringen, weht etwas wie

Hoffnung über das Areal. Vielleichtist das die Generation, die Haiti ausder Misere zieht? Der Englischleh-rer freut sich über den Besuch derAusländer. Er möchte seinen Schü-lerinnen vermitteln, wie wichtig esist, gewissermaßen im Hinterhof derUSA auch Englisch zu sprechen. Fürdie meisten Schülerinnen ist schondie Landessprache Französisch eineFremdsprache der Gebildeten undder Oberschicht; im Alltag dominiertKreolisch. Der Lehrer tappt auchselbst in manche Sprachfalle, undden Schülerinnen – sie sind als etwa16-Jährige der älteste Jahrgang –muss jedes englische Wort übersetztwerden. Aber der Optimismus ist mitHänden zu greifen.

Die Schule jedenfalls ist ein Segenfür die Kinder. Geduldig und unspek-takulär tun die Schwestern, wofürdie katholischen Orden bekanntsind: Sie sorgen sich um die Gesund-heit und um die Bildung der ihnenanvertrauten Menschen. Auch in derHauptstadt, auch in Port-au-Prince.

Verfehlte Politik der reichenLänderUnten am Meer in den zentralenLagen von Port-au-Prince und den

Hafen entlang nach Norden ist dieArmut mit Händen zu greifen. Vie-le leben in menschenunwürdigenBehausungen. Zum Verkauf ausge-breitete Kleidungsstücke liegen aufdem schmutzigen Boden, Schweineschnüffeln dazwischen herum.

In einem riesigen Elendsviertel mitdem klingenden Namen „Cité du Sol-eil“ oder „Sonnenstadt“ steht, wieeine verlassene Kirche mit hohemTurm, eine alte Zuckerfabrik. Sie hatden Menschen Arbeit gegeben, bissie geschlossen wurde. Haiti, die Zu-ckerinsel, die Reisinsel, die Kaffeein-sel. Zwei Drittel der Menschen lebenvon der Landwirtschaft. Aber nichtzuletzt eine verfehlte internationalePolitik hat Haiti von Lebensmittelim-porten im großen Maßstab abhängiggemacht. Billige ausländische Pro-dukte ruinierten den Absatzmarktder einheimischen Bauern. Altprä-sident Bill Clinton bekannte 2010 ineinem Interview, es sei sehr bewuss-te Politik der USA gewesen, armenLändern billige Lebensmittel zuverkaufen, „um sie von der Last derEigenproduktion zu befreien.“ Dasaber habe nur den amerikanischenFarmern geholfen: „Es hat nichtfunktioniert. Durch das, was wir ge-tan haben, wurde die Fähigkeit Hai-tis, seine eigenen Menschen mit Reiszu versorgen, zerstört.“

Leben nah am MüllCité de Dieu, die Gottesstadt, istein weiteres Viertel, in dem Sr. Ro-senelle niemals aussteigen würde.Auch der junge Chauffeur wird un-ruhig, als der Gast aus Europa, der

Morgenappell inder Schule

Page 13: MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

1213

Haiti

Neugier seiner Kamera folgend, einpaar Schritte auf eigene Faust un-ternimmt. Unwillkürlich wächst indiesem dicht bebauten und besiedel-ten Viertel die Sorge um die Gesund-heit der vergnügten Kinder, die mitbloßen Füßen auf der Straße spie-len. Werden sie gesund bleiben? EinRinnsal, das die Stadt durchzieht, istzur Mülldeponie umfunktioniert undstinkt zum Himmel. Eine Freude fürRatten und Bakterien. Das Müllpro-blem wäre eine große Aufgabe fürPolitiker, die es ernst meinen.

Apropos Politiker: Irgendwo in derStadt sehen wir etwas Ungewöhn-liches, eine Verkehrsampel. Das seieine Initiative des Präsidenten gewe-sen, der einem Freund einen Groß-auftrag zugeschanzt habe, erzähltP. Loudeger. Tatsächlich seien einigeAmpeln errichtet worden. Aber siefunktionierten nicht. Jetzt sind siezum Großteil wieder verschwunden –wie das Geld, das sie gekostet haben.

Das Erdbeben ist noch zu sehenReichtum und Wohlstand sind aus

dem Küstengebiet geflohen und dieHänge hinaufgeklettert. Dort oben,im Vorort Pétionville zum Beispiel,wurde auch in den Tagen der Kata-strophe Wein kredenzt. Glücklich,wer sich in dieser geteilten Welt aufder privilegierten Seite befindet. DieSchreie der Verwundeten drangennicht in die Lokale.

Erschütternde Erinnerungen wie die-se sind zu hören: Als sich eine Schul-klasse draußen sammelte, fehlte einSchüler. Man wollte ihn nicht zurück-lassen. Das verzögerte die Flucht;die ganze Klasse wurde verschüttet.Das Erdbeben von 2010 wird für im-mer auf den Seelen derer lasten, diees er- und überlebt haben.

Noch immer sind Schutthalden zusehen, Erinnerungen an die Megaka-tastrophe. Wo der Besucher heuteden einen oder anderen überdi-mensionierten Parkplatz sieht, wis-sen die Einheimischen zu erzählen,welche Gebäude dort standen, bisdie Erde bebte. Die Kathedrale: eineRuine, die bizarre Überreste in den

HaitiNachbarländer:Dominikanische Republik

Fläche:27.750 km2 (ca. 3 x die Fläche von Österreich)

Einwohner:10,6 Millionen (ca. 1,2 x die Bevölkerung

von Österreich)

Hauptstadt:Port-au-Prince

Amtssprachen:Französisch und Créole

Währung:Gourde

Human Development Index:0,471 (= Platz 168)

Port-au-Prince

Pilate

Arrondissementde Jacmel

Cap-Haïtien

Page 14: MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

www.miva.at

blauen Himmel reckt: eine Rosette,ein ausgebrochenes Glasfenster.Niemand weiß, ob das stolze Gottes-haus jemals wieder errichtet werdenkann. Vorerst ist es zu einem Wahr-zeichen der besonderen Art gewor-den: ein Symbol für die Ohnmachtdes Menschen vor seinem Schicksal,eine Richtung Gott geschleuderteFrage.

Papa Doc, der düstere DiktatorDort, wo einst der gewaltige Prä-sidentenpalast stand, verwehrenTransparente den Blick auf einenGround Zero. Dass auch der Pa-last den wütenden Stößen der Erdenichts entgegensetzen konnte, istmit einem Moment der Erleichte-rung verbunden. Denn dieser Palastwar eine finstere, belastete Burg,seit der schwarze Diktator FrancoisDouvalier, genannt Papa Doc, hiersein Unwesen trieb. Voodoo, die ausheimatlicher Erinnerung der auf dieInsel verschleppten Sklaven geform-te religiöse Welt, hält für den Außen-stehenden bis heute manche Rätselund Verständnisbarrieren bereit.In der Douvalier’schen Auslegungist es ein furchterregender Begriff.Der Präsident, der mit seiner völligim rechtsfreien Raum agierendenPrivatmiliz, den „Tontons macoute“,jeden Widerstand im Keim erstickte,indem er seine Gegner foltern undermorden ließ, stilisierte sich selbstzum Totengott des Voodoo. Der bri-tische Autor Graham Greene, der inseinem Roman „The Comedians“ diedüstere Welt des von Duvalier mitbrutaler Hand regierten Inselstaatesbeschrieben hat, schildert an einer

Stelle, wie auf offener Straße einLeichenzug ins Stocken gerät, weilihn schwer bewaffnete Männer mitdunklen Sonnenbrillen aufhalten. ImSarg liegt ein politischer Kontrahentdes Diktators, und auf ihn haben esdie Tonton Macoutes abgesehen. DieProteste der Witwe können sie nichtdavon abhalten, den Leichnam inden Palast zu bringen, wo Papa Docein finsteres Ritual an ihm vollziehenwill. Diese Szene stammt nicht ausder überbordenden Phantasie einesRomanciers; ihr liegt eine wahre Be-gebenheit zugrunde. Der perverseDiktator ließ Löcher in die Wändeseiner Folterkeller bohren, um heim-lich zuzusehen und sich am Schmerzder Feinde zu weiden.

Eine Insel für die PolitikSo schlimm ist die Politik seitherlängst nicht mehr, aber P. Loudegerhat zum Stichwort einen Vorschlag:Man sollte doch, sagt er, alle Politi-ker auf eine einsame Insel schicken.Dort könnten sie von früh bis spätPolitik machen, ohne dem Land zuschaden. Denn: „Während sie umdie Macht kämpfen, leidet das Volk.“Und Jean-Bertrand Aristide, derPräsident und ehemalige Armen-priester? Eine Enttäuschung aufganzer Linie. „Vielleicht konnte ernicht, wie er wollte“, sagt P. Loude-ger, etwas Positiveres fällt ihm nichtein. Priesterkollegen stimmen zu.Aristide ist zurück auf der Insel. Esist bekannt, wo er wohnt. Aber er istlängst ein Mann der Vergangenheit.Kaum einer schert sich noch um ihn.Nach vielen politischen Anläufenund Umstürzen ist die bittere Armut

Page 15: MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

1415

Haiti

des Volkes geblieben – eine große,eine unendliche Aufgabe für Ordenwie die „Oblaten von der unbefleck-ten Jungfrau“, die in Haiti zahlreicheNiederlassungen haben.

Oben und untenWer unten ist, hat geringe Chancenaufzusteigen – zumal wenn ihm Bil-dung fehlt. Das ist ein großes Prob-lem in der Gesellschaft Haitis, derenBevölkerung von den Sklaven derKolonisatoren abstammt. In einerder Großstadtschulen der Schwes-tern gibt es eigene Klassen für Kin-der aus armen Familien, die dasSchulgeld nicht berappen können.Einerseits eröffnet das Chancenauch für arme Kinder, andererseitshaben sie Unterricht am Nachmittagund tragen eine andere Schleifenfar-be als Kinder der Bessergestellten:Von Anfang an wissen die Kinder, wosie hingehören und wo nicht.

Baccus Charlemagne ist ein Beispieldafür, dass es auch anders gehenkann. Er ist in ärmlichen Verhältnis-sen in den Bergen hinter der Hafen-stadt Jacmel geboren. Dort, wo dieMenschen wohnen, die sich nichtsBesseres leisten können. Irgendwiehat es seine Mutter geschafft, mitihren drei Kindern den Aufstieg zumeistern, der im wörtlichen Sinn einAbstieg war: Sie zog hinab ins Tal undfand eine Bleibe etwas außerhalb derStadt. Baccus konnte Jus studieren,er ist ein begabter junger Mann. Undhat nie vergessen, wem er das ver-dankt. Regelmäßig besucht er seineGroßeltern auf dem Berg. Gemein-sam mit Luis, seinem Großvater, hat

er eine großartige Idee umgesetztund die „Bewegung der Bauern vonBenjamin“ gegründet. Wichtiges Zielder Initiative: Den Frauen in den Ber-gen sollen Maultiere zur Verfügunggestellt werden, damit sie ihre Pro-dukte nicht auf dem eigenen Rückenzu den weit entfernten Märkten derStadt tragen müssen. Strahlend er-zählen die Frauen von den Erfah-rungen mit den Maultieren, die sieschon erhalten haben. Und davon,wie anstrengend und ermüdend esist, gewissermaßen die eigene Last-enträgerin zu sein.

„Wie könnte ich sie allein lassen – woich doch weiß, dass ich das Glückhatte, das anderen fehlt?“, sagtBaccus. Und freut sich über die Un-terstützung der MIVA, die bei der Fi-nanzierung hilft. Die geduldigen Tie-re erleichtern das Leben ungemein.Aber sie lösen nicht alle Probleme.Die gemeinsame Wasserstelle unter-halb der im Wald verstreuten Häuserspendet kaum noch Wasser. Aberdas ist ein anderes Problem.

Lepra und die WahrheitFather John, Oblatenmissionar inGonaïves, hat ganz andere Sorgen.Er betreut in der Region Leprakran-ke, die es offiziell eigentlich gar nichtgeben sollte. Die Krankheit ist heuteheilbar, aber das Krankenhaus, dassie behandeln kann, liegt im Süden,in Léogâne. Das bedeutet für diePatienten, dass sie mindestens ein-mal pro Monat die weite Reise mitdem Bus nach Port-au-Prince undweiter nach Léogâne antreten müs-sen. Fast alle zur Verfügung stehen-

Page 16: MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

www.miva.at

den Mittel gehen für die Fahrt- undVerpflegungskosten auf. Aber dieRegierung weigere sich zuzugeben,dass Lepra hier im Norden des Lan-des ein Thema sei. Das könne demTourismus schaden, heißt es. FatherJohn fällt es schwer, solchen Gedan-kengängen zu folgen.

Schwierige VersöhnungDie Stadt Pilate liegt auch im Nor-den, etwas abseits der Hauptrou-te nach Cap Haitien. Die Reise istbeschwerlich; sie führt über eineentsetzlich schlechte Straße, diebisweilen nur Schritttempo erlaubt.Das breite Lächeln von P. Snell Nord,dem Pfarrer von Pilate, signalisiert:alles in wunderbarster Ordnung.Die Sonne lacht, die Vögel singen,die Luft ist würzig. Im Waisenhausspielen die Kinder gerne mit demlustigen Priester. Im Krankenhaus,das er betreut, liegt eine einzigeFrau in der Cholera-Station. Dievielen unbenutzten Betten mit dem

kreisrunden Loch in der Mitte wir-ken eher amüsant als gefährlich; derVerantwortliche am Seuchenteppichist entspannt. Das war freilich langbevor Hurrikan „Matthew“ sein Zer-störungswerk verrichtete.

Aber dann kommt P. Snell doch aufsehr ernste Dinge zu sprechen. DreiMenschen, erzählt er, sind im Zugeder Auseinandersetzungen um diePräsidentenwahl getötet worden.„Hier kennt jeder jeden. Was soll ichsagen als Seelsorger, was als Pries-ter predigen?“, fragt der fröhlicheMann, und sein Lächeln friert einwenig ein. „Wie soll ich von Versöh-nung sprechen?“ Die Gäste aus Ös-terreich verstehen die Frage. Abereine Antwort haben sie nicht.

Haiti braucht HilfeVieles spricht gegen die Hoffnung.Hervorgegangen aus dem schwerenUnrecht der Sklaverei, begleitet vonKrieg und Naturkatastrophen, vonpolitischem Desaster und wirtschaft-lichen Einbrüchen, im Spannungs-feld von Identität und Großmachtin-teressen, sucht Haiti seinen Weg ineine bessere Zukunft. P. Loudegerund seine Oblatenmissionare, Sr. Ro-senelle und ihre Schwestern von derunbefleckten Empfängnis, BaccusCharlemagne und seine Großelternauf dem Berg: Sie und viele anderehalten an der Guten Botschaft fest,tragen sie zu den Menschen.

Haiti ist auch ein wunderbares Landunter karibischer Sonne. Damit esseinen Ausweg aus der Misere fin-det, wird es viele Ideen brauchen,tatkräftige Menschen, die sie um-setzen – und: Solidarität und Unter-stützung von Menschen in aller Welt,die sich vom Leid anderer berührenlassen.

Cholera-Station

P. Snell Nord

Page 17: MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

1617

Demokratische Republik Kongo

Gédéon Kyungu Mutanga, ein ge-walttätiger Kriegsherr und Anführerder Rebellenorganisation „Mai MaiKatanga“, muss einen Sinn für Insze-nierungen haben. Eigentlich sollte erim Gefängnis sein, denn nach demZweiten Kongokrieg wurde er wegenVerbrechen gegen die Menschlich-keit zum Tod verurteilt. Die Strafewurde später in lebenslangen Frei-heitsentzug umgewandelt. Aber 2011befreiten ihn schwer bewaffnete Ka-meraden in einer Kommandoaktionaus dem Gefängnis. Bei einem Festzu seinen Ehren im Oktober standMutanga nun seelenruhig auf einemArmeejeepundverkündete,erseige-kommen, die Waffen niederzulegen.

Im Hintergrund dieses bemerkens-werten Schauspiels stehen ver-

stärkte Bemühungen, die ProvinzKatanga zu befrieden. Der Rebel-lenchef nahm Bezug auf einen Ap-pell von Präsident Joseph Kabilaan alle Rebellenorganisationen, dieWaffen niederzulegen. Die Armeesprach von einem Sieg für das kon-golesische Volk, ein General riefumgehend auch andere bewaffneteGruppen dazu auf, dem Beispiel Mu-tangas zu folgen. Der frühere War-lord hat sich offensichtlich mit denGegnern von einst arrangiert. ImAuto des Provinzgouverneurs ver-ließ er die Szene.

Eine blutige KolonialgeschichteDie Geschichte des Kongos ist nichtzuletzt die Geschichte einer beson-ders grausamen Kolonisation. Derbelgische König Leopold betrachtete

DemokratischeRepublik KongoMIVA-Beispielland 2017

Page 18: MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

www.miva.at

das Land ab 1885 als seinen Privat-besitz, und als man es ihm aufgrundder sogenannten „Kongo-Gräuel“wegnahm, errichtete der belgischeStaat ein nur unwesentlich sanfte-res Regime. Mit seinen enormen Bo-denschätzen hat der Kongo immerschon Begehrlichkeiten geweckt.Dazu kam ab den 1880er-Jahrender durch die Serienreife des Auto-mobils ausgelöste Kautschukboom.Die Europäer, die auf Sklaverei undZwangsarbeit setzten, streiftensaftige Gewinne ein und brachtenentsetzliches Unheil über die afrika-nische Bevölkerung. Tötungen, Ver-stümmelungen, Vergewaltigungenwaren an der Tagesordnung. VieleMenschen kamen bei der schwerenArbeit auf den Bäumen ums Leben.Insgesamt geht die Forschung davonaus, dass zwischen 1888 und 1908etwa die Hälfte der damaligen Be-völkerung ums Leben kam, zwischenacht und zehn Millionen Menschen.

Diktatur und Krieg1960 wurde der Kongo unabhängig,fand aber keinen Frieden. Der cha-rismatische Ministerpräsident Pat-rice Lumumba hatte gegen sezes-sionistische Tendenzen zu kämpfenund war als Sozialist im Visier desamerikanischen und belgischen Ge-heimdienstes. Schon im September

1960 wurde er entmachtet und balddarauf ermordet. General MobutuSese Seko putschte 1965 und errich-tete eine lang andauernde Diktatur.1997 wurde er im Zuge der Ruanda-Krise von Rebellen unter Laurent-Désiré Kabila entmachtet (ErsterKongokrieg). Den Zweiten Kongo-krieg (1998 bis 2003), an dem achtafrikanische Staaten beteiligt waren,nennt man bisweilen auch den „Ers-ten Afrikanischen Weltkrieg“. Undnoch immer stehen Rebellengrup-pen unter Waffen. „Wo Minen sind,ist kein Friede“, sagte JesuitenpaterFerdinand Muhigirwa aus Lubumba-shi bei der diesjährigen „FachtagungWeltkirche“ (Bericht ab Seite 6).Kenner halten das riesige Land fürunregierbar. Immerhin ist es mit 2,3Millionen Quadratkilometern fast 77Mal so groß wie die einstige Koloni-almacht Belgien. Allein auch die dar-niederliegende Infrastruktur machtes jeder Zentralregierung schwer,ihre Politik in den Süd- und Ostpro-vinzen durchzusetzen. Vielfach feh-len Straßen. Der Kongo, nach demNil der zweitlängste Fluss Afrikas, isteiner der wichtigsten Verkehrswege.

Ein schillernder PräsidentJoseph Kabila gilt als der erste Prä-sident des Kongos, der zu Verhand-lungen und Interessenausgleich

Wo Minen sind, ist kein Friede.P. Ferdinand Muhigirwa

Page 19: MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

1819

Demokratische Republik Kongo

bereit ist. Im Februar 2013 unter-zeichnete er in Adis Abeba eine Frie-densvereinbarung, in der elf Staatender Region erklärten, sich in Zukunftnicht mehr in Konflikte ihrer Nach-barn einmischen zu wollen. Damalssagte Kabila: „Es ist Zeit, den Men-schen in unseren Ländern endlichihr Recht auf Leben zu garantieren.“

Aber der Präsident ist alles andereals unumstritten. Kritiker werfenihm vor, er habe sich an Rohstoffendes Landes persönlich bereichert.Zudem unternimmt er alles, umüber die von der Verfassung vor-gesehene Frist hinaus im Amt zubleiben. Zuletzt forderten Zusam-menstöße zwischen Demonstrantenund Sicherheitskräften in Kinshasazahlreiche Todesopfer. Tritt Kabilanicht freiwillig ab und gibt den Wegzu demokratischen Wahlen frei, dro-hen dem Land einmal mehr schwereUnruhen.

Pater Kiesling und die MIVADie MIVA ist seit Jahrzehnten imKongo engagiert. Einer ihrer bestän-digsten Partner ist Salesianerpater

Johann Kiesling, der dort seit 1982als Missionar im Einsatz ist. Vonseiner Missionsstation in Kipushiaus betreut er gemeinsam mit dreiMitbrüdern 40 Dörfer in der Umge-bung. Die Salesianer Don Boscos, diesich traditionell für Kinder und Ju-gendliche einsetzen, betreiben ne-

ben ihren Schulen auch ein Projektfür Straßenkinder in Lubumbashi.Bei all dem sind MIVA-Autos nichtwegzudenken.

P. Johann Kiesling

Page 20: MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

www.miva.at

In den Ländern des globalen Südenshaben die Wenigsten Zugang zu gu-ter Infrastruktur in Form von Mobili-tät, aber auch in Form von guten, as-phaltierten All-Wetter-Straßen wiewir sie kennen. Dies hat weitreichen-de Konsequenzen: Alle Wege – seies zur Arbeit, zur Schule, auf denMarkt oder zum Krankenhaus – dau-ern erheblich länger. Während derRegenzeit, wenn die Straßen über-flutet sind, sind diese oft überhauptnicht passierbar. So müssen jeneMenschen ohne Zugang zu Mobilitäteingeschränkt leben – ohne Zugangzum Arbeitsmarkt, zu Bildung, zuGesundheitsversorgung, zu Lebens-mittelmärkten,…

Hier setzt die MIVA an. MIVA ermög-licht mittels ihrer Solidarität Mobi-lität in den ärmsten Gegenden derWelt.

Welche Fahrzeuge finanziert dieMIVADie MIVA finanziert alle Arten derMobilität, von Fahrrädern bis zuRollstühlen und Mulis, aber natürlichauch Automobile. Die MIVA-Autos

sind zum Großteil in ländlichen Ge-bieten im Einsatz. Straßen sind dortselten asphaltiert. Oft ist eine Straßeauch kaum als solche zu erkennen.

Dementsprechend sind auch dieAnforderungen an die Fahrzeugeanders als bei uns: robust sollen siesein, geländegängig, dabei trotzdemtechnisch einfach, ohne viel Elektro-nik, damit sie auch mit einfachstenMitteln gewartet und instandgesetztwerden können.

Bei jedem Projekt evaluiert die MIVAgemeinsam mit dem Projektpartner,welches Fahrzeug am besten denAnforderungen des Projektes ent-spricht: Wie geländegängig mussdas Fahrzeug sein? Wie viele Perso-nen müssen transportiert werden?Wie viele Kilometer müssen zurück-gelegt werden? Wer kann das Fahr-zeug warten?

Die Rolle des BBM(Beschaffungsbetrieb der MIVA)Sobald eine gemeinsame Entschei-dung gefallen ist, wird geprüft, wodas Fahrzeug am kostengünstigstengekauft werden kann: entweder di-rekt im Projektland oder über denBBM, den Beschaffungsbetrieb derMIVA. Dieser wurde 1989 gegrün-det, um Hilfe möglichst effizient zugestalten. Der BBM kann auf einlangjähriges Lieferantennetzwerk

Mobilitätals Motor der Entwicklung

Page 21: MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

Kongo

147.000 kmnicht asphaltiert

3.000 kmasphaltiert

2021

BBM

zugreifen und die benötigten Fahr-zeuge daher besonders günstigzukaufen und in die Projektländerversenden. Das garantiert einen ver-antwortungsvollen Umgang mit denSpendengeldern.

„Jeder Kunde kann sein Auto ineiner beliebigen Farbe lackiert be-kommen, solange die Farbe, die erwill, schwarz ist.“ Dieses berühmteZitat des Automobil-Pioniers HenryFord trifft auch auf die MIVA-Autoszu – mit einem einzigen Unterschied:Die MIVA-Autos sind weiß. Um Au-tomobile in Afrika so günstig wiemöglich anbieten zu können, gibt esfür manche Modelle spezielle Afrika-Versionen.

So sind sie eben nur in der FarbeWeiß erhältlich und weisen auchsonst nicht den Variantenreichtumeuropäischer Modelle auf. WeitereBesonderheiten: ein Allradantriebmit untersetztem Getriebe für dasunwirtliche Gelände; Materialien,die den hohen Temperaturen Afrikasstandhalten sowie eben so wenigElektronik wie nötig. Ein sogenann-

ter „Schnorchel“, auch Luftansaug-stutzen genannt, saugt die Luft nichtdirekt vor dem Motor an, sondern inhöherer Position, um so wenig Staubwie möglich mitzutransportieren.

Aufgrund dieser Merkmale sind dieAutos nicht nur robuster, sondernauch langlebiger und gleichzeitigkostengünstiger als vergleichbareModelle in Österreich.

Dies beweist, dass die MIVA-Hilfenicht nur ankommt, sondern auchlangfristig einen sichtbaren Beitragzur Verbesserung der Lebensquali-tät bietet.

FahrzeugtypenDie gängigsten Fahrzeugmodelle inden meisten afrikanischen Ländernsind Toyota Hilux- und Landcruiser-

KongoÖsterreich

Fläche:83.879 km2

Mobilität im VergleichBsp.: Österreich vs. Dem. Republik Kongo

Fläche:2.345.000 km2

Straßen:

133.000 kmasphaltiert

Straßen:Es gibt keinedurchgehendeOst-West-Verbindung;diese Distanz mussmit dem Flugzeugüberbrückt werden

(Quelle:CIA Factbook)

Wasserweg:auf 15.000 km

befahrbar

Page 22: MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

www.miva.at

Fahrzeuge werden vor dem ChristophorusHaus in Stadl-Paura verladen.

Toyota Landcruiser-Modelle:Die Landcruiser sind Allzweck-fahrzeuge für den Personen- undMaterialtransport in unwegsamemGelände. Ein Ausbau zum Ambu-lanzfahrzeug ist möglich.

Hubraum: 4,2 Liter DieselmotorGetriebe: 4WD, 5-Gang-GetriebeSitzplätze: bis zu 13Tankinhalt: bis zu 180 Liter(in 2 Tanks)Ausstattung: Radio / CD, Klima-anlage, Dachträger, Bordwerkzeug,ReserveradFarbe: weiß

Toyota Hilux-ModelleHilux-Modelle sind kleiner und preis-günstiger als Landcruiser-Modelle.Sie sind sowohl für asphaltierteStraßen als auch für leicht unwegsa-mes Gelände ausgelegt. Sie habenjedoch eine geringere Bodenfrei-heit, Watttiefe sowie keinen Schnor-chel und sind somit nicht für Einsät-ze in extremem Gelände geeignet.

Hubraum: 3,0 Liter DieselmotorGetriebe: 4WD, 5-Gang-GetriebeSitzplätze: 6Tankinhalt: 80 LiterAusstattung: Radio / CD, Klimaan-lage, Bordwerkzeug, Reserverad,Hardtop optionalFarbe: weiß

Modelle. Diese sind speziell auf dieBedürfnisse der afrikanischen Stra-ßen ausgelegt und bieten das beste

Preis-Leistungsverhältnis. Danebenhat Toyota auch das beste Service-Netzwerk in Afrika.

Page 23: MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

2223

Heute und Gestern

Sch

luss

-Str

ich__

____

____

____

____

__

Die Gegenwart derVergangenheit

In kretischen Dörfern werden Jahr für Jahr feierlich die Namen dererverlesen, die den Massakern der hitlerdeutschen Besatzer zum Opfergefallen sind. Das ist lange her, aber nicht vergessen. Auf der Seite derOpfer ist die Erinnerung lebendiger als auf Seiten der Täter.

Christian Rathner

Die Vergangenheit vergeht nicht. Über lange Zeiträume hinweg beein-flusst sie Gegenwart und Zukunft – vor allem, wenn es um eine schwie-rige, belastete Vergangenheit geht.

Beispiel Haiti: Die französischen Kolonialherren legten keinen Wert da-rauf, den Sklaven, die sie zur Arbeit auf ihre Insel geholt hatten, eineneue Heimat zu geben. Sie zogen es vor, sie zu Tode zu schinden undneue Menschen nachzukaufen.

Nach Sklavenaufständen wurde Haiti unabhängig, aber im Innerenkehrte kein Friede ein. Anstatt die Macht neu zu verteilen, versuchtenviele, sie an sich zu reißen. Jean-Jacques Dessalines, General im Unab-hängigkeitskampf, erklärte sich nach dem Vorbild Napoleons zum Kai-ser. Er wurde ermordet. Eine lange Reihe von Gewaltherrschern undKleptokraten folgte.

Beispiel Kongo: Die einheimischen Arbeiter mussten in die Bäume klet-tern und dort Kautschuk abzapfen. Tausende starben, weil sie müdeund erschöpft von den Bäumen fielen. Die Gier nach Rohstoffen, diesich heute in den Augen von Bossen internationaler Bergbauunterneh-men, aber auch von kongolesischen Rebellen spiegelt, ist ein matterAbglanz von dem, was auf den Gesichtern der belgischen Kolonialher-ren von damals leuchtete.

Die Vergangenheit vergeht langsam. Wer Frieden schaffen will, mussGeduld haben und mit den alten Belastungen behutsam umgehen. Daist es wenig ermutigend, sich klarzumachen, dass die Verbrechen, dieheute geschehen – in Aleppo und anderswo – die Belastungen von mor-gen sind. Denn die Gegenwart ist die Vergangenheit der Zukunft.

Page 24: MIVA Brief 28102016 · 2017. 4. 4. · der Papstin„Laudatosi“ heraus: „Die Überwindung der Armut in al-len ihren Formen istmit dem Schutz der Umwelt untrennbar verknüpft“,

www.miva.at

IhreSpende

wird mobil.

05133

Spenden an die MIVA Austriasind steuerlich absetzbar.

MIVA AustriaMiva-Gasse 3, 4651 Stadl-Paura

T +43 7245 28945F +43 7245 28945-50E [email protected]

Dieses Papier stammt aus nach-haltig bewirtschafteten Wäldern undkontrollierten Quellen.www.pefc.at

PEFC/06-32-54

Spendenkonto:IBAN AT07 2032 0321 0060 0000

BIC ASPKAT2LXXX

Mobilität ist teilbar.