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Die Münzstraße verbindet die Bäckerstraße mit dem Fleischscharren, wobei diese Verbindung im hinteren Bereich nicht durchfahrbar und nur als schmaler Durchgang zu nutzen ist. Ein weiterer schmaler Zugang besteht zum Schuhhof, dem ehemaligen Markt Goslars. Die Münzstraße ist eine verkehrsberuhigte Straße, die nur im vorderen Bereich über die Bäckerstraße für Fahrzeuge befahrbar ist. In der Münzstraße befinden sich das Hotel zur Alten Münze und der „Weiße Schwan“, zwei gastronomische Betriebe in historischen Gebäuden, die in Zukunft ein gemeinsames Ensemble bilden werden. So wurden an der Stelle, wo sich heute das Hotel befindet, vermutlich früher die Münzen geprägt. Der Städtische Münzhof befand sich mit Sicherheit in der heutigen Münzstraße. Allerdings lässt sich zurzeit nicht genau belegen, wo der einstige Münzhof exakt stand. Teile des heutigen Hotels „Zur alten Münze“ stammen aus dem 15. Jahrhundert und sind möglicherweise als Reste des städtischen Münzhofes erhalten. Auch der Münzgarten grenzt an diese Straße und ist von Frühjahr bis in den Herbst hinein für Touristen zu den Öffnungszeiten begehbar. Heute ist die Münzstraße mit einer interessanten Pflasterung ausgestattet. Ein Wechsel der Farben und Formen der Pflastersteine verleiht ihr ein gepflegtes und zu den alten Häusern passendes Aussehen. Die Münzstraße hieß im 14. und 15. Jahrhundert abwech- selnd Vogtstraße und Marstallstraße. Die Bezeichnung Vogtstraße beruht auf dem hier stehenden Haus des Vogtes, in dem auch Amtshandlungen vorgenommen wurden. Die Begriffe Vogtei (advocatia) und Vogt (advocatus) gehören zu den bedeutendsten der mittelalterlichen Rechtsgeschichte. Fortsetzung nächste Seite Münzstraße Münzstraße Verschiedene sehr alte Münzen

Münzstraße - Goslar

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Page 1: Münzstraße - Goslar

DDie Münzstraße verbindet die Bäckerstraße mit dem Fleischscharren, wobei diese Verbindung im hinteren Bereich nicht durchfahrbar und nur als schmaler Durchgang zu nutzen ist. Ein weiterer schmaler Zugang besteht zum Schuhhof, dem ehemaligen Markt Goslars. Die Münzstraße ist eine verkehrsberuhigte Straße, die nur im vorderen Bereich über die Bäckerstraße für Fahrzeuge befahrbar ist.

IIn der Münzstraße befinden sich das Hotel zur Alten Münze und der „Weiße Schwan“, zwei gastronomische Betriebe in historischen Gebäuden, die in Zukunft ein gemeinsames Ensemble bilden werden. So wurden an der Stelle, wo sich heute das Hotel befindet, vermutlich früher die Münzen geprägt. Der Städtische Münzhof befand sich mit Sicherheit in der heutigen Münzstraße. Allerdings lässt sich zurzeit nicht genau belegen, wo der einstige Münzhof exakt stand. Teile des heutigen Hotels „Zur alten Münze“ stammen aus dem 15. Jahrhundert und sind möglicherweise als Reste des städtischen Münzhofes erhalten.

AAuch der Münzgarten grenzt an diese Straße und ist von Frühjahr bis in den Herbst hinein für Touristen zu den Öffnungszeiten begehbar. Heute ist die Münzstraße mit einer interessanten Pflasterung ausgestattet. Ein Wechsel der Farben und Formen der Pflastersteine verleiht ihr ein gepflegtes und zu den alten Häusern passendes Aussehen.

DDie Münzstraße hieß im 14. und 15. Jahrhundert abwech-selnd Vogtstraße und Marstallstraße. Die Bezeichnung Vogtstraße beruht auf dem hier stehenden Haus des Vogtes, in dem auch Amtshandlungen vorgenommen wurden. Die Begriffe Vogtei (advocatia) und Vogt (advocatus) gehören zu den bedeutendsten der mittelalterlichen Rechtsgeschichte.

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MünzstraßeMünzstraße

Verschiedene sehr alte Münzen

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Seit frühkarolingischer Zeit hatten Bischofskirchen und Klöster Vögte zu bestellen, die zumeist dem Hochadel ent-stammten. Zunächst vertraten diese Vogtherren die Kirchen und Klöster im Rechtsverkehr mit der Außenwelt, bevor sie später ebenfalls die hohe Gerichtsbarkeit über das auf den Kirchengütern lebende Volk übernahmen.

EEtwa um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Vogt-straße zunächst nach der „Alten“ und schließlich nach der „Neuen Münze“ des Rates in den Namen Münzstraße umbenannt.

DDas Silber des Rammelsberges hat schon im 10. und 11. Jahrhundert zu einer bedeutenden Münztätigkeit in Goslar geführt. Im Jahre 1331 ist die städtische Münze erstmals urkundlich bezeugt. Der Mitte des 15. Jahrhunderts einsetzende Aufschwung des Rammelsberger Bergbaus bescherte Goslar die Blütezeit seines Münzwesens.

IIm Jahr 1490 bekam Goslar mit anderen Städten eine gemeinverbindliche Münzverordnung, um dem Unwesen der Münzfälscher Einhalt zu gebieten. 1501 gab der Münzherr Henning Tillig die Veranlassung zur Prägung einer leichten Münze, die unter dem Spitznamen „Tümmler“ bekannt wurde. Diese Münze wurde von der Bevölkerung nicht angenommen und als Fälschung betrachtet. Deshalb wurde Tillig der Münzfälschung angeklagt. Zu der damaligen Zeit wurde Münzfälschung mit dem Tode bestraft und somit fand er den Tod durch das Henkerbeil in der Rathauslaube auf dem Markt.

FFür fast ein Jahrhundert wurde die Stadt zur führenden Macht im Münz- und Geldwesen Niedersachsens. Als die Braunschweiger Herzöge 1552 Goslar im Riechenberger Vertrag zur Aufgabe aller Rechte am Rammelsberger Bergbau zwangen, büßte die Stadt zwar ihre münzpolitische Vor-

MünzstraßeMünzstraße

Quellen:Frölich, Karl; Die Goslarer Straßennamen S.101, 105, 140Griep, H.G.; Goslar der MarktbezirkStraßenverzeichnis der Stadt GoslarVolkert, Wilhelm: Adel bis Zunft: ein Lexikon des Mittelalters, Beck, München, 1991, S. 255 ff.Schmidt, H.J.: Vogt, Lexikon des Mittelalters VIII 1811-1814 Griep, H.G.; Das Bürgerhaus in Goslar, S.164 ff.

rangstellung ein, betrieb als Reichsstadt aber eine eigene Münzprägung weiter und legte erst 1764 den Münz-hammer endgültig nieder.

Münzstraße um 1904