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"Mobilität in einer globalisierten Welt"
Tagung des Karlsruher Forums 'Ethik in Recht und Technik' am 14. Februar 2003
Telematik-Innovationen – Chancen für Mobilität und Umwelt
Günter Halbritter, Torsten Fleischer, Christel Kupsch
Forschungszentrum KarlsruheInstitut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
Postfach 3640; D-76021 Karlsruhe
Schwierigkeiten des verkehrspolitischen Dialogs in Deutschland:
• Konkrete Vorstellungen auf der Zielebene
• Vorliegen pauschaler Voreinschätzungen zur Durchführbarkeit und Wirksamkeit von Maßnahmen
• Hemmnisse auf der Maßnahmenebene
Untersuchungen von ITAS/TAB zur Verkehrsproblematik:
• "Entwicklung und Analyse von Optionen zur Entlastung des Verkehrsnetzes und zur Verlagerung von Straßenverkehr auf umweltfreundlichere Verkehrsträger"(im Auftrag des Deutschen Bundestages)
• "Verkehr in Ballungsräumen: Optionen für eine effizientere und umweltverträglichere Gestaltung" (im Auftrag des BMBF)
• Innovationsstrategien für neue Techniken und Dienste zur Erreichung einer "nachhaltigen Entwicklung" im Verkehr –Vergleichende Analyse internationaler Erfahrungen und Interpretation für deutsche Umsetzungsbedingungen(im Auftrag des BMBF)
Verkehrspolitische Grundsatzerklärungen:
• Strategiepapier 'Telematik im Verkehr' des Bundesministeriums für Verkehr 1993, 1995 und 1998
• Forschungsrahmen der Bundesregierung 'Mobilität – Eckwerte einer zukunftsorientierten Mobilitätsforschungspolitik' von 1996
• Forschungsprogramm der Bundesregierung 'Mobilität und Verkehr' vom März 2000
• Klimaschutzprogramm der Bundesregierung vom Oktober 2000
• Verkehrsbericht der Bundesregierung vom Dezember 2000
Definition der Verkehrstelematik:
Das Kunstwort „Telematik“ verbindet Begriffe
Telekommunikation und Informatik.
Verkehrstelematik umfasst also Anwendungen von Datenverarbeitungs- und Telekommunikationstechniken für die Betreiber und Nutzer von Verkehrsmitteln.
Erfassung, Übermittlung, Verarbeitung und Nutzung verkehrsbezogener Informationen mit dem Ziel der Organisation, Information und Lenkung des Verkehrs sowie der Optimierung verkehrlicher Prozesse (Keller, Kämpf 2001)
Internationale Bezeichnung:
"Intelligent Transportation Systems" (ITS)
Systeme zur Information vor Fahrtantritt (pre-trip-info)
kollektive Verkehrsinformationssysteme für den Straßenverkehr (on-trip-info)
individuelle Informations- und Leitsysteme für den Straßenverkehr (on-trip-info)
Telematiksysteme für den öffentlichen Verkehr (on-trip-info)
Systematik von Telematik-Diensten (Verkehrsinformation):
Steuerungsphilosophie Inhalt Beispiel
reine Information Zustandsinformation Stauwarnung
informative Lenkung Zustandsinformation undEmpfehlung
Additive Wechselwegweisung
preisliche Lenkung Veränderung der Attraktivitäteiner Strecke oder einesNetzes
Road Pricing
restriktive Lenkung (Zustandsinformation)ordnungsrechtlich bindendeAnordnung und Anweisung
Sperrung einer Straße undUmleitungsempfehlungen
Inform ationen
Em pfehlungen
Preise
G e- und Verbote
Neue M obilitätsdienste
StrukturelleM aßnahm en
Verkehrs-inform ations-m anagem ent
Verkehrs-(system )-
m anagem ent
M obilitäts-m anagem ent
Koordinationsbedarf
"Entscheidungsspie-raum " derVerkehrsteilnehm er
M anagem ent-G egenstand
Inform ationen(interm odal)
Verkehrsablaufinterm odal
Angebot und Nachfrage
Intermodales Verkehrs- und Mobilitätsmanagement - Vorschlag für eine Strukturierung
• Systematisches und strategisches Engagement staatlicher Institutionen bei der Entwicklung und Einführung (deployment) der Verkehrstelematik in den USA
• Strategieentwicklung und Forschungsförderung zur Verkehrstelematik in der EU
• Erhebliches Engagement der Industrie im Bereich der Verkehrstelematik in Deutschland
Unterschiedliche Umsetzungskonzepte von Verkehrstelematiktechniken und -diensten
• Future transportation systems will be managed and operated to provide seamless, end-to-end intermodal travel for passengers regardless to age, dissability, or location
• Future transportation systems will be safe, customer oriented, performance driven and institutionally innovative, enabled by information from a fully integrated spectrum of computing, communications, and sensor technologies
The ITS Vision from the “National ITS Program Plan“
Bedingungen der Entwicklung und Einführung der Verkehrstelematik in den USA
• Systematische Planung und Durchführung der Projekte unter Koordinierung durch staatliche Institutionen
• Staatliche Förderung nicht nur für die Entwicklung sondern auch die praktische Einführung der Techniken
• Gesetzliche Verankerung der Förderung im TEA 21 (Transportation Equity Act)
• Staatliches Rahmenkonzept der nationalen Architektur
• Schwerpunkt staatlicher Förderung sind kollektive und nicht individuelle Systeme
• Infrastrukturelle Vorraussetzungen für aktive Verkehrslenkung wie Verkehrsdatenerfassung, ramp-metering, HOV-lanes
Untersysteme der nationalen ITS-Architektur
Untersuchungsschwerpunkte STORM KVM FRUIT verkehrsträgerübergreifende
Verkehrsdatenzentrale
zentrale Datenbasis, mitSchwerpunkt auf Daten desIndividualverkehrs
zentrale Datenbasis, mitSchwerpunkt auf Daten desöffentlichen Verkehrs
Systementscheidung für einezentrale Datenbasis
Leit- und Navigationssysteme dynamische Zielführung mitEURO-SCOUT
Integration von Informationenzum ÖV in EURO-SCOUT
Behandlung von EURO-SCOUTund SOCRATES
Verkehrslageinformation(RDS/TMC)
'manuelle' Meldekette fürRDS/TMC
automatische Meldekette fürRDS/TMC
Behandlung von RDS/TMC
dynamische P+R-Information Untersuchungen an drei P+R-Anlagen
Untersuchung an einer großenP+R-Anlage
keine Untersuchungen
Wechselwegweisung keine Untersuchungen Entwicklung und Test eines Pro-gramms zur Wechselweg-weisung auf Zufahrtsstraßen zurInnenstadt
keine Untersuchungen
ÖPNV statische Fahrplanauskunftfür ÖV und Kombination ausIV und ÖV
dynamischeHaltestelleninformation
dynamischeAnschlußsicherung
dynamische Fahrplanauskunft dynam. Haltestelleninformation dynamische Anschlußsicherung Test eines Verfahrens zur ver-
kehrsabhängigen LSA-Steue-rung bei Anforderungen durchmehrere ÖV-Fahrzeuge
Fahrgastinformationssysteme Leit- und Kontrollsysteme fürden ÖPNV
System zur Fahrgelderhebung Kapazitäten des ÖPNV undderen Grenzen
Güterverkehr Flottenmanagement-Systemzur Durchführung vonMineralöltransporten
effizientere und umweltverträg-lichere Abwicklung des Luft-frachtsammel- und -verteilverkehrs
Behandlung von verschiedenenMaßnahmen zum Fracht- undFlottenmanagement
Untersuchungsschwerpunkte der Pilotprojekte STORM, KVM und FRUIT
Ergebnisse der Auswertungen der Pilotprojekte zum Einsatz von IuK-Techniken zur Verbesserung der
Verkehrsinformation
Systeme sind ausgereift und technisch einsatzbereit
nur geringe Verlagerungen des motorisierten Individualverkehrs zu öffentlichen Verkehrsträgern
Verflüssigung des Verkehrs und damit Entlastung des Straßennetzes
Konflikte zwischen kommunaler Verkehrsplanung und den erwarteten Auswirkungen einer verstärkten Nutzung individueller dynamischer Zielführungssysteme
Modellrechnungen für Telematikdienste im Ballungsraum München
Errechnete Belastung des Verkehrsnetzes der Region München an einem mittleren Werktag (Referenzfall) in 1000 Kfz/24h
00:00:00
00:09:00
00:18:00
00:27:00
00:36:00
00:45:00
Referenz 100% Berufspendlermit Telematik
optimale Auslastung Spreizung desZeitfensters auf vier
Stunden
Besetzungszahl 2
Berufspendler (alle)
alle Verkehrsteilnehmer
hh:mm:ss
Mittlere Reisezeit für verschiedene Fälle des Berufspendlerverkehrs im Ballungsraum München
Rückgang der Emissionen: Systemoptimum gegenüber dem Referenzfall
0,0%
0,5%
1,0%
1,5%
2,0%
2,5%
3,0%
3,5%
4,0%
NOx Benzol Dieselruß Kraftstoff / CO2 Fahrleistung
Pkw LNfz SNfz
Rückgang der Emissionen und Fahrleistung im Bezug auf den Referenzfall
0
5
10
15
20
25
30
35
40
Nox Benzol Dieselruß CO2 Fahrleistung
%
alle Fahrzeuge im Berufspendlerverkehr mit TelematikBesetzungszahl 2
Urlauberverkehr - Referenzfall
0
5000
10000
15000
20000
25000
30000
35000
40000
Referenzfall 20% Telematik 40% Telematik 100% Telematik optimale Auslastung
An
zah
l de
r F
ah
rze
ug
e
auf der Autobahn
außerhalb der Autobahn
alle Verkehrs-teilnehmerohne Telematik
Verteilung des Urlauberverkehrs im Ballungsraum München auf Autobahnen und sonstige Straßen
Ausgewählte Ergebnisse von Simulationsrechnungen für Telematikdienste im Modellballungsraum München
• Häufig sind einfache organisatorische Maßnahmen effektiver als ausgefeilte technische Lösungen.
• Individuelle Routenführungssysteme können bei besonderen verkehrlichen Situationen, wie z.B. dem Urlauberverkehr, mit lokalen Verkehrskonzepten konfligieren.
• Abgestimmte Regelungen für Deutschland und die EU sind notwendig, um negative Auswirkungen individueller dynamischer Leitsysteme zu vermeiden.
Anforderung an zukünftige Projekte:Berücksichtigung sozialer, ökonomischer und ökologischer
Auswirkungen des Einsatzes von IuK-Techniken
Veränderungen im großräumigen Verkehrsgeschehen als Reaktion auf Maßnahmen in Stadtzentren
Veränderungen im Einkaufs- und Freizeitverhalten und daraus resultierende ökonomische Auswirkungen auf die Unternehmen (Handel)
Soziale Differenzierung als Konsequenz der unterschiedlichen Ausstattung mit Informationssystemen
Grundsätzliche Schlussfolgerungen zum Einsatz der Verkehrstelematik
• Entwicklungen der Industrie konzentrieren sich auf individuelle Routenführungssysteme für den motorisierten Individualverkehr
• ausschließliche Nutzung von Telematikdiensten im motorisierten Individualverkehr führt zu steigender Attraktivität dieses Verkehrsträgers
• Notwendigkeit staatlicher Koordination um Systemvorteile der Verkehrstelematik zu nutzen
• Integration unterschiedlicher Verkehrsträger erfordert den Einsatz der Verkehrstelematik als Instrument der Verkehrspolitik
Vorschlag für eine institutionelle Strukturierung des Verkehrs- und Mobilitätsmanagements
M obilitätsm anagem ent
Verkehrs-(system )m anagem ent
Inform ationsm anagem ent
Datenweitergabe
Datenaufbereitung
Rohdatenerfassung
Mobilitätszentrale Verkehr undNachfrage
Verkehrs-leit-
zentraleIV
Verkehrs-infor-
m ations-zentrale
Betriebs-leit-
zentraleBus
Betriebs-leit-
zentraleBahn
Verkehrsinformationszentrale
Verkehrsmanagementzentrale Verkehrintermodal
Informationintermodal
IV IV IV ÖV ÖV
Verkehrs-daten-zentrale
Grundsätzliche Schlussfolgerungen zum Einsatz der Verkehrstelematik in den unterschiedlichen Ländern
• Vorgehen der USA bei der Einführung der Verkehrstelematik ist beispielgebend bezüglich des staatlichen Engagements bei der Entwicklung des Marktpotenzials für die neuen Dienste
• Die ganz anderen Bedingungen in den USA, wie die dominante Bedeutung des Straßen- und Luftverkehrs, lassen eine Übertragung der US-Erfahrungen jedoch nur bedingt zu
• In Europa mit seinem vergleichsweise gut ausgebautem öffentlichem Verkehrssystemen besteht die Notwendigkeit der verstärkten Integration unterschiedlicher Verkehrsträger
Voraussetzungen für Innovationen im Verkehrsbereich:
• Zielorientierte Innovationen verlangen organisatorische und rechtliche Absicherungen (Rahmenbedingungen mit Lenkungscharakter)
• Viele Innovationen werden überhaupt nur aufgrund von staatlichen, gesetzgeberischen Aktivitäten realisiert: Benzin-Blei-Gesetz geregelter Dreiwegekatalysator "zero emission vehicle" (ZEV) entsprechend den Regelungen des CARB
• Zielorientierte Innovationen erfordern eine staatliche Initiativfunktion im Rahmen von Kooperationen zwischen öffentlichen und privaten Partnern (PPP)
Strukturschema zur Technikgestaltung
Wirtschaft /Dienstleistung
GesellschaftlicheGruppen
Staatliche Institutionen
PolitischeWillensbildung
GesetzeVerordnungen
MarketingÖffentliche
Meinungsbildung
Innovationen
Fertigungs- undAnwendungstechnik
FuE-Kapazität
WissenAusbildung
Interessen-vertretung /
Informations-austausch
Primäre Bedingungen Sekundäre Bedingungen
• Systemvorteile der neuen IuK-Techniken werden nicht realisiert
Vernetzung verschiedener Verkehrsträger (Individualverkehr und öffentliche Verkehre
Neue Mobilitätsdienste
• Beispiele für inadäquate Techniken zur Lösung von Transportproblemen
Sportive Utility Vehicles (SUV) im normalen Straßenverkehr
Transrapid als Ballungsraumstraßenbahn
Gefahr von Fehlentwicklungen
Kennzeichen des neuen Dienstes 'Mobility Carsharing Swiss'
• infrastrukturelle Vernetzung von Carsharing mit dem öffentlichen Verkehr (Bahnhöfe als Ausleihstation)
• organisatorische Vernetzung von Carsharing mit dem System des öffentlichen Verkehrs
• einfache Zugangsbedingungen durch den Einsatz von IuK-Techniken
• landesweite Verbreitung• überzeugendes Marketing• sozialwissenschaftliche Begleitung des Dienstes
'Kundenverhalten'
Reziprokes Mobilitätsverhalten der Car Sharer
63%75%
25%
37%25%
75%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
vor Beitritt nach Beitrittpotenzielle Kunden
Ve
rke
hrs
leis
tun
gs
an
teil
e
Umweltverbund MIV
Mobilty - Kunden
Reziprokes Verhalten der CarSharer
0
2000
4000
6000
8000
10000
12000
14000
16000
Personen mit voller Autoverfügbarkeit
Autoaufgeber(vor CS-Beitritt)
Autoaufgeber(nach CS-Beitritt)
Personen ohne Autoverfügbarkeit
Per
son
enki
lom
eter
pro
Jah
r
zu Fuss / Velo ÖV Motorrad / Mofa übrige Autos CarSharing - Autos
StarkeVerhaltensänderungen
infolge CarSharingBeitritt
Autoaufgebende CarSharer gleichen ihr Verhalten stark Autolosen an
• Verkehrspolitische Grundsatzerklärungen
Grünbuch„Faire und effiziente Preise“
Weißbuch„Die europäische Verkehrspolitik bis 2010: Weichenstellungen für die Zukunft“
• Europäische Rahmenarchitektur KAREN
• Vielzahl von Forschungsprojekten im 4., 5. und 6. RP
DG TREN verfolgt überwiegend kurzfristige und unmittelbar anwendungsorientierte Vorhaben
DG Research verfolgt längerfristige Vorhaben mit starkem Technikbezug
DG Information Society verfolgt ganzheitliche IuK-Konzepte
Aktivitäten der EU im Bereich Verkehrstelematik
• Verkehrspolitische Grundsatzerklärungen ohne direkten Maßnahmenbezug
Strategiepapiere „Telematik im Verkehr“
Verkehrsbericht 2000
• Projekte (Auswahl)
Mobilität in Ballungsräumen
Forschungsinitiative Invent
• Umsetzungen (Auswahl)
Tollcollect
Parkinfo Köln
Aktivitäten im Bereich Verkehrstelematik in Deutschland