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RPK der Lauf nicht gewechselt werden konnte, war die Waffe nur für kurze Feuerstöße zu ver- wenden. Der Nutzen als leichtes Maschinengewehr war damit im Vergleich zu Wechsellaufkon- struktionen eingeschränkt. Es sollten höchstens 80 Schuss am Stück abgegeben werden, da sich der Lauf sonst so erhitzte, dass Patronen selbstständig zündeten. Mit der Einführung der „Kleinkalibervariante“ AK 74 (5,45 mm39) folgte im Jahr 1974 der RPKS 74 („Ruchnoi Pu- lemet Kalaschnikowa sklay- wuschchimsya prikladom obra- tets“). Das für Komman- doeinheiten mit Klappschaft ge- fertigte leichte Maschinenge- wehr ähnelt in der Ausführung mit Kunststoffschäftung einer Experimentalstudie des RPK 74. Molot 1 W ist ein ziviler Halbautomat Diesem vollautomatischen RPKS 74 entspricht der halbau- tomatische Molot 1 W in Aus- stattung und Konstruktion, vom Kunststoffschaft bis zum Mün- dungsdämpfer. Wesentlicher Unterschied ist das Kaliber: Statt der 7,62 mm 39 ist sie für das NATO-Kaliber 7,62 mm 45 (.223 Rem.) eingerichtet. In Ischewsk versprach man sich von einer solchen zivi- len Waffe vor allem in den Vereinigten Staaten von Amerika wirtschaft- lichen Erfolg. Dieser stell- te sich aber nicht ein, es wurden nur 100 Stück gefer- tigt. Ein Großteil des Bestandes ist nun nach Deutschland ex- portiert worden. Die seltene Waffe wird mit ei- nem 10-Schuss-Magazin gelie- fert. Auch das „Trommelmaga- zin“ fasst nicht mehr. Die Waffe schießt sich sehr rückstoßarm, Funktionsstörungen traten nicht auf. Das Zweibein macht erst auf einer „richtigen“ Schießbahn Sinn, stört aber auf dem Sandsack nicht. Der Molot 1 W kostet bei Waffen Schuma- cher 990 Euro. VON DR.ELMAR HEINZ 7/2004 45 uf einem konventionel- len Schießstand wirkt es mit seinem Zweibein und dem Trommelmagazin leicht deplatziert. Auf einer Schießbahn für 300 m, auf der auch auf der Grasnarbe liegend geschossen werden kann, ist es in seinem Element – das Molot 1 W. Die Waffe weckt nicht von un- gefähr Erinnerungen an Manö- ver wie „Waffenbrüderschaft 80“, bei denen sowjetische Fun- ker ungeniert und unverschlüs- selt „Braunschweig“ als Zielort ihrer Vorstöße in den Äther schickten. Die Waffe ist der zi- vile Ableger des leichten Ma- schinengewehrs RPKS der ehemaligen Sowjetarmee. Waffe basiert auf leichtem MG „RPKS“ RPK steht für „Ruchnoi Pule- met Kalaschnikowa“; die Waffe stammt also aus dem Konstruk- tionsbüro von Michail Kala- schnikow in Ischewsk. Dieser hatte sich bereits während des Zweiten Weltkrieges mit der Entwicklung von Maschinenge- wehren beschäftigt. Sein erster Entwurf entstand im Jahr 1943; er nutzte noch die Randpatrone 7,6254 R, wog über 7 kg und konnte sich gegen einen Simo- now-Entwurf nicht durchset- zen. Immerhin bestand das Ge- häuse bereits aus geprägtem Blech. Nach der Ent- wicklung des AK 47 und des verbesserten Modells AKM wur- de um den Kalaschnikow-Ver- schluss eine Reihe von Waffen gebaut, zu denen auch das RPK gehört. Im Jahr 1959 führte die Sowjetarmee dieses leichte Ma- schinengewehr als Ersatz für das 1944 eingeführte RPD („Ruch- noi Pulemet Degtyarewa obrat- zets“) ein. Das RPD hatte zwar schon die Patrone 7,6239 ver- schossen, war aber 7,1 kg schwer. Das aufschießende RPK hin- gegen wog nur noch 5 kg. Die Waffe basiert auf dem AKM, der leichteren und kostengünstiger zu fertigenden Variante des Automat Kalaschnikow. Sie hat einen längeren und schwereren Lauf als der AKM, die Reichweite war 100 m größer. Wesentliche Teile waren mit dem AKM aus- tauschbar. Die Waffe verfügte über ein zusammenlegbares Zweibein und ein größeres Magazin. Als RPK-Magazine standen ein Stangenmagazin mit 40 Schuss oder ein Trommelmagazin mit 75 Schuss zur Verfügung. Die 30- Schuss-Magazine des AK 47/ AKM 30 passten auch. Das Zwei- bein bestand aus U-förmig ge- falteten Blechen, während das des RPD aus Roh- ren bestan- den hatte. Der Schaft war zunächst aus Schichtholz, dann Plastik oder faserverstärktem Kunststoff. Bereits 1954 hatte die Entwick- lung des RPK begonnen; wie beim 3,1 kg schweren AKM hatte man die Visierung von 800 auf 1000 m erweitert, die Kadenz bei Dauerfeuer veringert. Da beim MODERN Halbautomat 44 7/2004 Molot 1 W wurde in Kleinserie für den US-Markt gebaut Das Kalaschnikow-System ist Grundlage aller Molot-Waffen, die auf dem zivilen deutschen Markt angeboten werden. Neben dem jagd- lichen Wepr (Wildschwein) wurde auch eine kleine Serie des Modells „1 W“ gefertigt, das auf einem leichten Maschinengewehr basiert. Links: Das Visierblatt trägt nur Markierungen bis 300 m. Mitte: Die Mündungspartie ent- spricht der des RPKS. Unten: Im „Trommelmagazin“ steckt ein 10-Schuss-Stangenma- gazin. Der Halb- automat Molot 1 W entspricht weitgehend dem sei- nerzeit bei der Sowjetarmee ein- geführten RPKS 74. Er hat das Kaliber .223 Remington. Einzig und artig – Halbautomat für das Kaliber .223 Remington – Weiterentwicklung des sowjetischen leichten MG – Angenehmes Schieß- verhalten Auf einen Blick Waffen Schumacher oHG Am Saxhof 12, 47807 Krefeld. Tel. 02151/933296 Fax 02151/ 933297 www.waffen-schumacher.com Literatur: Bolotin, David Naumiwich: Soviet Small-Arms and Ammu- nition, Hyvinkää (Finnland) 1995; Ezel, Edward Clinton: Kalashni- kov, The arms and the man, Cobourg (Kanada) 2001; Ministerstwo Oboron SSSR (Hg.), Nastawlenie po Strelko- womu Delu, 7,62-MM Ruscht- schnoj Pulumet Kalaschnikowa (RPK i RPKS). Moskau 1971. Service A

Molot 1 W wurde in Kleinserie für den US-Markt gebaut ... · RPK der Lauf nicht gewechselt werden konnte, war die Waffe nur für kurze Feuerstöße zu ver-wenden. Der Nutzen als

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RPK der Lauf nicht gewechseltwerden konnte, war die Waffenur für kurze Feuerstöße zu ver-wenden. Der Nutzen als leichtesMaschinengewehr war damit imVergleich zu Wechsellaufkon-struktionen eingeschränkt. Essollten höchstens 80 Schuss amStück abgegeben werden, dasich der Lauf sonst so erhitzte,dass Patronen selbstständigzündeten. Mit der Einführungder „Kleinkalibervariante“ AK 74(5,45 mm�39) folgte im Jahr1974 der RPKS 74 („Ruchnoi Pu-lemet Kalaschnikowa sklay-wuschchimsya prikladom obra-

tets“). Das für Komman-

doeinheiten mit Klappschaft ge-fertigte leichte Maschinenge-wehr ähnelt in der Ausführungmit Kunststoffschäftung einerExperimentalstudie des RPK 74.

Molot 1 W ist einziviler Halbautomat

Diesem vollautomatischenRPKS 74 entspricht der halbau-tomatische Molot 1 W in Aus-stattung und Konstruktion, vomKunststoffschaft bis zum Mün-dungsdämpfer. WesentlicherUnterschied ist das Kaliber:Statt der 7,62 mm �39 ist sie fürdas NATO-Kaliber 7,62 mm �45(.223 Rem.) eingerichtet. In

Ischewsk versprachman sich von einer

solchen zivi-

len Waffe vor allem inden Vereinigten Staatenvon Amerika wirtschaft-lichen Erfolg. Dieser stell-te sich aber nicht ein, eswurden nur 100 Stück gefer-tigt. Ein Großteil des Bestandesist nun nach Deutschland ex-portiert worden.

Die seltene Waffe wird mit ei-nem 10-Schuss-Magazin gelie-fert. Auch das „Trommelmaga-zin“ fasst nicht mehr. Die Waffeschießt sich sehr rückstoßarm,Funktionsstörungen tratennicht auf. Das Zweibein machterst auf einer „richtigen“Schießbahn Sinn, stört aber aufdem Sandsack nicht. Der Molot1 W kostet bei Waffen Schuma-cher 990 Euro.

VON DR. ELMAR HEINZ

7/2004 45

uf einem konventionel-len Schießstand wirkt esmit seinem Zweibein

und dem Trommelmagazinleicht deplatziert. Auf einerSchießbahn für 300 m, auf derauch auf der Grasnarbe liegendgeschossen werden kann, ist es in seinem Element – das Molot 1 W.

Die Waffe weckt nicht von un-gefähr Erinnerungen an Manö-ver wie „Waffenbrüderschaft80“, bei denen sowjetische Fun-ker ungeniert und unverschlüs-selt „Braunschweig“ als Zielortihrer Vorstöße in den Ätherschickten. Die Waffe ist der zi-vile Ableger des leichten Ma-schinengewehrs RPKS derehemaligen Sowjetarmee.

Waffe basiert aufleichtem MG „RPKS“

RPK steht für „Ruchnoi Pule-met Kalaschnikowa“; die Waffestammt also aus dem Konstruk-tionsbüro von Michail Kala-schnikow in Ischewsk. Dieserhatte sich bereits während desZweiten Weltkrieges mit derEntwicklung von Maschinenge-wehren beschäftigt. Sein ersterEntwurf entstand im Jahr 1943;er nutzte noch die Randpatrone

7,62�54 R, wog über 7 kg undkonnte sich gegen einen Simo-now-Entwurf nicht durchset-zen. Immerhin bestand das Ge-häuse bereits aus geprägtem

Blech. Nachder Ent-wicklungdes AK 47und des

verbesserten Modells AKM wur-de um den Kalaschnikow-Ver-schluss eine Reihe von Waffengebaut, zu denen auch das RPKgehört. Im Jahr 1959 führte dieSowjetarmee dieses leichte Ma-schinengewehr als Ersatz für das1944 eingeführte RPD („Ruch-noi Pulemet Degtyarewa obrat-zets“) ein. Das RPD hatte zwarschon die Patrone 7,62�39 ver-

schossen, war aber 7,1 kgschwer.

Das aufschießende RPK hin-gegen wog nur noch 5 kg. DieWaffe basiert auf dem AKM, derleichteren und kostengünstigerzu fertigenden Variante desAutomat Kalaschnikow. Sie hateinen längeren und schwererenLauf als der AKM, die Reichweitewar 100 m größer. WesentlicheTeile waren mit dem AKM aus-tauschbar.

Die Waffe verfügte über einzusammenlegbares Zweibeinund ein größeres Magazin. AlsRPK-Magazine standen einStangenmagazin mit 40 Schussoder ein Trommelmagazin mit75 Schuss zur Verfügung. Die 30-Schuss-Magazine des AK 47/AKM 30 passten auch. Das Zwei-bein bestand aus U-förmig ge-falteten Blechen, während dasdes RPD aus Roh-

ren bestan-den hatte. DerSchaft war zunächst ausSchichtholz, dann Plastik oderfaserverstärktem Kunststoff.

Bereits 1954 hatte die Entwick-lung des RPK begonnen; wiebeim 3,1 kg schweren AKM hatteman die Visierung von 800 auf1000 m erweitert, die Kadenz beiDauerfeuer veringert. Da beim

MODERNHalbautomat

44 7/2004

Molot 1 W wurde in Kleinserie für den US-Markt gebaut

Das Kalaschnikow-System ist Grundlage allerMolot-Waffen, die auf dem zivilen deutschenMarkt angeboten werden. Neben dem jagd-lichen Wepr (Wildschwein) wurde auch einekleine Serie des Modells „1 W“ gefertigt, dasauf einem leichten Maschinengewehr basiert.

Links: Das Visierblatt trägt nurMarkierungen bis 300 m.

Mitte: Die Mündungspartie ent-spricht der des RPKS.

Unten: Im „Trommelmagazin“steckt ein 10-Schuss-Stangenma-gazin.

Der Halb-automat Molot 1 Wentspricht weitgehend dem sei-nerzeit bei der Sowjetarmee ein-geführten RPKS 74. Er hat dasKaliber .223 Remington.

Einzig und artig

– Halbautomat für das Kaliber .223 Remington

– Weiterentwicklung des sowjetischen leichten MG

– Angenehmes Schieß-verhalten

Auf einen Blick

Waffen Schumacher oHGAm Saxhof 12, 47807 Krefeld.Tel. 02151/933296 Fax 02151/ 933297 www.waffen-schumacher.com

Literatur:Bolotin, David Naumiwich:Soviet Small-Arms and Ammu-nition, Hyvinkää (Finnland)1995;Ezel, Edward Clinton: Kalashni-kov, The arms and the man,Cobourg (Kanada) 2001;Ministerstwo Oboron SSSR(Hg.), Nastawlenie po Strelko-womu Delu, 7,62-MM Ruscht-schnoj Pulumet Kalaschnikowa(RPK i RPKS). Moskau 1971.

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