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Annette Caroline Cremer Mon Plaisir Die Puppenstadt der Auguste Dorothea von Schwarzburg (1666–1751) Selbstzeugnisse der Neuzeit

Mon Plaisir. Die Puppenstadt der Auguste Dorothea von

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Page 1: Mon Plaisir. Die Puppenstadt der Auguste Dorothea von

Annette Caroline Cremer

Mon PlaisirDie Puppenstadt der Auguste Dorothea von Schwarzburg (1666–1751)

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Die Puppenstadt »Mon Plaisir« entstand in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Lebenswerk der Fürstin Auguste Dorothea von Schwarzburg-Arnstadt. In 80 Schaukästen zeigen 400 Puppen das profane und religiöse Leben von Adel, Bürgertum und Bauern-stand des kleinen mitteldeutschen Fürstentums. Dabei ist »Mon Plaisir« weibliche Kunstkammer, materielles Kulturdokument, dreidimensionales Selbstzeugnis und Bildlexikon höfischen Lebens in einem. Die heute im Schlossmuseum Arnstadt aufbewahrte Puppenstadt wurde von der kinderlosen Fürstin während ihrer Witwenzeit konzipiert und in Handarbeit gemeinsam mit ihrem Hofstaat geschaffen.

Annette Caroline Cremer ist Kulturhistorikerin und arbeitet als Akademische Rätin am Histo rischen Insti-tut der Universität Gießen.

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I SBN 3- 412- 22399- 9

ISBN 978-3-412-22399-1 | WWW.BOEHLAU-VERLAG.COM

9783412223991_BZ-Cremer.indd 1 07.04.2015 11:31:47

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Mon Plaisir

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Selbstzeugnisse der Neuzeit

Herausgegeben von Kaspar von Greyerz, Alf Lüdtke, Hans Medick, Claudia Ulbrich und Dorothee Wierling

Band 23

Selbstzeugnisse sind Aufzeichnungen, die individuelle und auf das »Selbst« bezogene Beobachtungen und Erfahrungen zusammenhängend zum Ausdruck bringen. In größerer Zahl gibt es sie seit dem 16. Jahrhundert.Besonderes Interesse in der internationalen Forschung wie beim interessierten Publikum findet die populare Autobiographik, also die Selbstzeugnisse aus Unter- und Mittelschichten. Gerade sie erweisen sich als unverzichtbar für alle Versuche, soziale Praxis, Erfahrungszusammenhänge und Lebenswelten zu rekonstruieren. Selbstzeugnisse eröffnen neue Zugänge, um die historischen Akteure als empfindende und wahrnehmende, leidende und handelnde Perso-nen zu zeigen.Selbstzeugnisse der Neuzeit wollen bisher noch nicht publizierte Individual-quellen zugänglich machen, die historische Zeitgenossenschaft einprägsam reflektieren. Weiterhin wird die Reihe zu Unrecht vergessene oder vergriffene Selbstzeugnisse als kommentierte Nachdrucke verfügbar machen. Veröffent-licht werden auch exemplarische Analysen sowie beschreibende Verzeichnisse und Übersichten. Die Herausgeber hoffen zudem, daß mit diesem Vorhaben Schätze gehoben werden können, die bisher unbekannt sind.

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Annette Caroline Cremer

Mon Plaisir

Die Puppenstadt der Auguste Dorothea von Schwarzburg (1666–1751)

2015

BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN

Page 5: Mon Plaisir. Die Puppenstadt der Auguste Dorothea von

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://portal.dnb.de abrufbar.

Umschlagabbildung: Mon Plaisir, Wochenbett, Toilette, Auguste Dorothea mit Hofdamen (Foto Autorin)

© 2015 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar WienUrsulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com

Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig.

Lektorat: Anja Borkam, JenaGesamtherstellung: WBD Wissenschaftlicher Bücherdienst, KölnGedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier

ISBN 978-3-412-22399-1

Gedruckt mit Unterstützung durch den Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG WORT

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Inhalt

Vorwort ................................................................................................................ 13

1. Einleitung – Mon Plaisir als Kunstkammerstück und Selbstzeugnis ............................................ 171.1 Hypothesen, Quellen, Methoden und Fragestellung ........................ 171.2 Die Puppenstadt Mon Plaisir als Selbstzeugnis .................................. 261.3 „Liebenswürdiges und kostbares Zeugnis

einer längst entschwundenen Zeit“ ..................................................... 38

2. Das Puppenhaus als Kulturdokument und Kunstkammerstück ....... 492.1 Beobachtungen zur Gattung Puppenhaus .......................................... 49

2.1.1 Ein Puppenhaus als Quelle – Vom Abbild der Wirklichkeit zum Medium des Ideals ........... 49

2.1.2 Zur Rezeption von Puppenhäusern ........................................... 502.1.3 Wie „liest“ man ein Puppenhaus?

Zum Symbolgehalt des Materials .............................................. 562.2 Enzyklopädischer Mikrokosmos Puppenhaus .................................... 62

2.2.1 Puppenhäuser als Kunstkammerstücke ..................................... 672.2.2 Mon Plaisir als Kunstkammerstück ........................................... 69

3. Masterplan, Ständepyramide, museale Inszenierung ........................ 753.1 Geschichte und Rezeption ................................................................... 75

3.1.1 Mon Plaisir zwischen lokaler Verankerung und (inter-)nationaler Bekanntheit – Die historische Rezeption der Sammlung ................................ 75

3.1.2 Ein verstaubtes „Archiv des Luxus und der Moden“ – Vom fürstlichen Plaisir zum Museumsstück ............................ 80

3.1.3 Mon Plaisir heute – Nur die Reste der barocken Sammlung? ................................... 88

3.2 Das ästhetische Prinzip der Puppenstadt ............................................ 923.2.1 Uneinheitlichkeit und Dynamik ............................................... 923.2.2 Die formale Struktur des Mon Plaisir –

Haus oder Aufbewahrungsschrank? .......................................... 933.2.3 Keine Treppen, dafür Fenster, Türen, Kamine ......................... 94

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3.2.4 Die formale und chronologische Entwicklung der Sammlung ............................................................................. 95

3.3 Die Puppen des Mon Plaisir ................................................................ 1043.4 Zur Datierung der Sammlung ............................................................. 117

3.4.1 Die Kleidung der Herren ........................................................... 1193.4.2 Die Kleidung der Damen ........................................................... 124

4. Auguste Dorothea (1666 – 1751), Prinzessin von Braunschweig-Lüneburg, Gräfin/Fürstin und Witwe von Schwarzburg-Arnstadt .................................................. 1354.1 Herkunft, Erziehung und Kunstübung

am Wolfenbütteler Musenhof .............................................................. 1354.2 Lebensthemen Standesgemäßheit, Geldbeschaffung

und Reputation. Auguste Dorotheas „genereuse gemüths ahrt“ und „kummervolle Umstände“ ............................................................ 1424.2.1 Finanzielle Versorgung als Indikator

der sozialen Integration .............................................................. 1444.2.2 Strategien der Geldbeschaffung ................................................. 1484.2.3 Der lange Streit um die Einrichtung des Wittums .................. 152

5. Auguste Dorothea als Witwe .................................................................... 1575.1 Die fürstliche Witwe in der Frühen Neuzeit ...................................... 157

5.1.1 Die Erfüllung des Ehevertrags in der Lebenspraxis und die sozialen Bedingungen des neuen Status als Witwe .... 161

5.1.2 Das Bild der fürstlichen Witwe in normativen Quellen ......... 1635.1.3 Auguste Dorotheas Selbstinszenierung als fürstlicher

Witwe vor der Folie frühneuzeitlicher Witwentraktate ........... 1665.2 Der Prozess gegen Schwarzburg-Sondershausen ................................ 170

5.2.1 Die kaiserliche Kommission....................................................... 1715.2.2 Gedruckte Gegenwehr –

Die „Specification meyner Pretentiones“ 1717 .......................... 1785.2.3 Auguste Dorotheas präzise Forderungen .................................. 1825.2.4 „In summa wir sind übel dran“ –

Die kaiserliche Entscheidung ..................................................... 1835.2.5 Gewonnen und verloren ............................................................. 185

5.3 Die Versorgung der Witwe nach dem Ende des Konflikts 1723 bis zu ihrem Tod 1751 – Bitten, Betteln, Schmeicheln, Flehen ......... 187

5.4 Sorge um den Nachruhm ..................................................................... 192

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5.5 Am unteren Ende der sozialen Elite – Notwendige Verschuldung zum Statuserhalt ...................................... 200

6. Mikrokosmos Witwenhofstaat – Lebensweltlicher Referenzpunkt der idealen Miniatur ...................... 2036.1 Auguste und ihr Schloss ....................................................................... 203

6.1.1 Die Augustenburg als Lusthof, Witwenhof und Versorgungseinheit – Die materielle Referenz des Mon Plaisir ................................... 205

6.1.2 Ein Lustschloss zur Versorgung ................................................. 2106.1.3 Lustwandeln unter Streuobst – Die Gartenanlage ................... 2136.1.4 Vom roten, gelben, grünen, blauen, englischen

und französischen Gemach – Die Ausstattung der Augustenburg ........................................... 225

6.1.5 Der Kalk bröckelt – Die Augustenburg nach dem Tod der Herzogin ...................... 241

6.2 „Meine Leut’“ – Das Personal des Witwenhofs .................................. 2466.3 Die Bedeutung des Hofs für die Umgebung ...................................... 2486.4 Das Ende des Mikrokosmos ................................................................ 254

7. Mon Plaisir als Spiegel eines Fürstinnenlebens. Die Fürstin im Spiegel ihrer Sammlung? – Zu den Erfahrungsräumen, Lebensräumen und Handlungsräumen einer Hochadeligen ......................................... 2597.1 Hierarchien der Beweglichkeit ............................................................. 2627.2 Herzogin und Graf................................................................................ 271

7.2.1 Graf/Fürst Anton Günther II. von Schwarzburg-Arnstadt (1653 – 1716) .................................... 273

7.2.2 Hochzeit ....................................................................................... 2777.3 Eine Prinzessin unterwegs .................................................................... 282

7.3.1 Die Posthalterei ........................................................................... 2837.3.2 Die holländische Stadt ................................................................ 2907.3.3 Die Messe..................................................................................... 292

7.4 Mutterschaft, Wochenbett und Kindererziehung .............................. 3037.4.1 Die Fürstin im Wochenbett ....................................................... 3037.4.2 Kinder .......................................................................................... 3077.4.3 Die Pflege und Aufzucht der Kinder ......................................... 310

7.5 Konfession ............................................................................................. 317

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7.5.1 Katholische Kirche ...................................................................... 3217.5.2 Der Ursulinenkonvent ................................................................ 327

7.6 Vorratshaltung, Kochen, Essen ............................................................ 3337.7 Fürstliche Vergnügungen...................................................................... 355

7.7.1 Bibliothek .................................................................................... 3577.7.2 Alchemie und Apotheke ............................................................. 3587.7.3 Sammeln ...................................................................................... 3607.7.4 Billard ........................................................................................... 3667.7.5 Reiten ........................................................................................... 3687.7.6 Jagd ............................................................................................... 3697.7.7 Tanzen .......................................................................................... 372

7.8 Zeitvertreib ............................................................................................ 3737.8.1 Musik ........................................................................................... 3737.8.2 Feste .............................................................................................. 3787.8.3 Theater ......................................................................................... 3807.8.4 Assembleen .................................................................................. 384

7.9 Fürstliche Pflichten ............................................................................... 3907.9.1 Unternehmertum und Sorge für die Untertanen −

Die „Augustenburgsche Porcellain Fabrique zum Dorotheenthal“ ................................................................... 394

7.9.2 Höfische Repräsentation ............................................................ 3997.9.3 Hofmaler ...................................................................................... 4007.9.4 Hofmohren .................................................................................. 401

7.10 Schutz und Sicherheit am Witwenhof ................................................ 4047.11 Krankheit, Sterben, Tod ....................................................................... 406

8. „Meine Freude“ – Die Funktionen des Mon Plaisir im Leben der Auftraggeberin und im höfischen Kontext ................... 4178.1 Tugendhaftes Dilettieren ...................................................................... 4178.2 Persönliche Bedeutung ......................................................................... 4248.3 Identifikationsstiftung, Untertanenbindung, Selbstbehauptung –

Die Botschaften des Mon Plaisir nach außen ..................................... 428

9. Schluss: Persönlich und heiter – Stilisierte Lebensbilder einer Hochadeligen ......................................... 4319.1 Der Teufelskreis des Statuserhalts –

Die Handlungsleitmotive einer mindermächtigen Reichsfürstin und Witwe ...................................................................... 435

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9.2 Zum Selbstbild der Reichsfürstin – Diskrepanzen zwischen Leben und Werk ........................................... 439

9.3 Mon Plaisir als Fürstinnenspiegel und weibliche Kunstkammer ............................................................... 445

Anhang ................................................................................................................. 447Grafische Rekonstruktion der Galerieaufstellung 1751 ............................... 447Schematische Darstellung der einzelnen Kästen ......................................... 447Abbildungsverzeichnis ................................................................................... 465Liste der verwendeten Archivalien ............................................................... 467

Quellen- und Literaturverzeichnis .................................................................. 471Quellen online ............................................................................................... 471Bibliografie ..................................................................................................... 472

Register ................................................................................................................ 515

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Hypothesen/Leitfragen/Ziel

Das kuriose Kunst(hand)werk Mon Plaisir, das zeitgenös sisch hohe Aufmerksamkeit erhielt, changiert zwischen repräsentativer Sammlungskunst als Ausdruck fürst-licher Magnifizenz und persön licher – nicht privater – Selbststilisierung, Verge-wisserung und Erinnerung. Die enge Verknüpfung zwischen Auguste Dorothea und Mon Plaisir macht beide gleichermaßen zum Gegenstand der Studie: die Sammlung und die Person.

Zwei Vorannahmen liegen der Untersuchung zugrunde. Mon Plaisir ist das Lebenswerk der Fürstin und persön lich bedeutungstragend. Auguste Dorothea bildete aktiv und absichtsvoll verschiedene Stationen und Ereignisse ihres Lebens in Mon Plaisir nach, und zwar in unterschied lichen Graden der Realitätsnähe in persön lich markierten Miniaturinterieurs mit Hilfe portraithafter Figurinen. Von diesen Prämissen ausgehend ergeben sich folgende Hypothesen: Mon Plaisir ist als ein dreidimensionales Selbstzeugnis zu bewerten, in dem alltäg liche und ereig-nishafte Vorgänge nach bestimmten Regeln festgehalten werden. Die Aufstellung der Sammlung in einer semiöffent lichen Galerie des Schlosses, ihr Miniaturfor-mat und ihre enzyklopädische Vielfalt bezeugen ihre formale Zugehörigkeit zum frühneuzeit lichen Sammlungstyp der Kunst- und Wunderkammer. Die Sammlung diente einerseits der persön lichen Selbstinszenierung – verstanden als performative Erzeugungsstrategie im Dienst einer abstrakten Vorstellung 4 – und andererseits der Herrschaftsrepräsentation, also der symbo lischen Darstellung politischer Macht.5

Die Beschäftigung mit Mon Plaisir wurde geleitet von der Frage nach den Unterschieden und Gemeinsamkeiten zwischen dem Leben der Fürstin und den Darstellungen in Miniatur, also dem Vergleich zwischen den archiva lisch rekons-truierbaren Stationen ihrer Biografie mit dem von ihr selbst erzeugten Bild ihrer Person, als persön licher Ikonografie in Mon Plaisir. Jenseits des Darstellungsinhalts weisen Fragen nach dem Herstellungsprozess, der Präsentation und dem Umgang mit der Sammlung auf unterschied liche Funktionen des Mon Plaisir nicht nur für die Stifterin, sondern auch für ihren Hofstaat und ihre Untertanen hin. Das Ziel

4 Fischer-Lichte, Erika (2004): Ästhetik des Performativen. Frankfurt, S. 318 – 328, hier in Bezug auf Wolfgang Iser besonders S. 324.

5 Carl, Horst (2010): „Repräsentation“. In: Enzyklopädie der Neuzeit. Bd. 11. Stuttgart, Sp. 62 – 65, Sp. 63 f.; Stollberg-Rilinger, Barbara (2005): Herstellung und Darstellung poli-tischer Einheit: Instrumentelle und symbo lische Dimensionen politischer Repräsentation im 18. Jahrhundert. In: Andres, Jan; Geisthövel, Alexa; Schwengelbeck, Matthias (Hgg.) (2005): Die Sinn lichkeit der Macht. Frankfurt, S. 73 – 92, hier S. 75.

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der Studie ist es, die Selbstsicht und Subjektkonstruktion der Reichsfürstin in der Zusammenschau von Leben und Werk herauszuarbeiten und zugleich durch das Prisma der Sammlung einen Blick auf zeitgenös sische Lebensverhältnisse unterschied licher sozialer Gruppen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu werfen. Das Anlie-gen meiner Untersuchung ist es zusätz lich, Mon Plaisir als Kulturdokument und dreidimensionale Quelle für die historischen Kulturwissenschaften zu erschließen.

Methode und Quellen

Die vorliegende Untersuchung zu Auguste Dorothea von Schwarzburg und ihrer Puppenstadt Mon Plaisir ist nicht nur ein methodischer, sondern auch ein diszi-plinärer Grenzgänger, der zwischen kunsthistorischem „Barock“ und allgemein-historischer „Früher Neuzeit“ sowie zwischen Adels-, Geschlechter-, Wissens- und Sammlungsgeschichte changiert und sich einer klaren Rubrizierung entzieht. Die Studie will einen bislang in deutschsprachigen Forschungslandschaften unge-wohnten methodischen Zugang zu Objekten fruchtbar machen, indem sie den kunsthistorischen Blick auf das Material genauer nimmt, als dies historische Dar-stellungen gemeinhin tun, und umgekehrt, indem sie historischen Fragestellungen und Kontexten größere Aufmerksamkeit widmet, als dies die Kunstgeschichte tut. Objekte können aus der Sicht der Material Culture Research lesbar gemacht und als historische Quellgattung genutzt werden. Mon Plaisir ist zugleich For-schungsgegenstand, Thema und dreidimensionale Quelle. Das Material selbst stellt das primäre Erkenntnismedium dar. Dabei ist Mon Plaisir (wie jede andere mate-rielle Quelle) nicht selbstreferenziell. Seine spezifische Bedeutung zu erschließen ist ohne serielle Quellen, text liche Selbstaussagen, gedruckte Quellen, Bildquellen und vergleichende Sachquellen nicht mög lich. Um die Lesbarkeit der materiellen Quelle herzustellen, muss sich die methodische Annäherung in eklektischer Weise an Instrumentarien und Denkmodellen verschiedener (kultur-)historischer (Teil-)Disziplinen wie der Kunstgeschichte, der New Cultural History, der Ethnologie, der Geschlechtergeschichte oder der Historischen Anthropologie orientieren in Form einer integrierten theoretischen Rahmung.6 Die vergleichsweise jungen Material Culture Studies führen Ansätze genannter Disziplinen in interdisziplinärer Weise zusammen.7 Aber auch in dem mittlerweile vorsichtig ausgerufenen material

6 Vgl. Knappett, Carl (2005): Thinking through Material Culture. Philadelphia, S. 110. 7 Siehe exemplarisch Kingery, William D. (1996): Learning from Things: Method and Theory

of Material Culture Studies. Washington; Brown, Bill (2001): Thing Theory. In: Critical Inquiry, Bd. 28/1, S. 1 – 22; Hicks, Dan; Beaudry, Mary C. (Hgg.) (2010): The Oxford

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turn 8 findet sich eine Bandbreite unterschied lichster Ansätze, die meist Objekte, Dinge, Waren oder Lebensmittel zum Thema nehmen, diese aber nicht als Quelle behandeln. Man forscht über Objekte,9 nicht aber mit ihnen oder durch sie.10 In Ermangelung eines treffenden Begriffs für das in der vorliegenden Untersuchung angewandte Verfahren könnte man von einem material close reading oder einer dichten Materialbeschreibung des Mon Plaisir sprechen. Das methodische Ziel ist es, anhand des Materials durch die materielle Quelle hindurch auf den spezifischen historischen Mikrokosmos des kleinstaat lichen fürst lichen (Witwen-)Hofs und auf die Selbstsicht der Fürstin zuzugreifen.

Dazu mussten verschiedene Themenfelder im Vorhinein erarbeitet werden, die in einem zweiten Schritt den Vergleich mit der Quelle von verschiedenen Pers-pektiven aus ermög lichen. Der Analyse, Einordnung und Interpretation der ein-zelnen Szenen des Mon Plaisir geht die Rekonstruktion der Biografie der Fürstin, die theoretische Fundierung der Gattung des Puppenhauses, die Rekonstruktion des historischen Zustands der Sammlung und die umfangreiche Kenntnisnahme der verwendeten Materialien sowie der ikonografischen Referenzen der gezeig-ten Genreszenen voraus. Dabei ist eine wiederholte Rückkopplung des jeweili-gen Befunds an normative Quellen notwendig, wie sie in Staatsbildungsliteratur, Hausvätertraktaten, Tugendlehren, Fürstenspiegeln und Kunstkammertraktaten zu finden sind. Die Analyse jeder einzelnen Puppenstube benötigt je nach den materiellen Gegebenheiten des Raumes, des Ensembles, der (potenziell) beteilig-ten Figurinen und der dargestellten Szenen eine unterschied liche Gewichtung der verschiedenen disziplinären Anteile im methodischen Zusammenspiel. Das

Handbook of Material Culture Studies. Oxford; Hahn, Hans Peter (2005): Materielle Kultur. Eine Einführung. Berlin.

8 Bachmann-Medick, Doris (2006): Cultural Turns. [5. Auflage 2014] Hamburg, Nachwort, S. 423; Bräunlein, Peter J. (2012): Material Turn. In: Georg-August-Universität Göttingen (Hg.) (2012): Dinge des Wissens. Die Sammlungen, Museen und Gärten der Universität Göttingen. Göttingen, S. 30 – 44; Hinweise auf die breite Rezeption des Ansatzes geben die Publika tionen von: MacGregor, Neil (2011): Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten. München und: Bryson, Bill (2011): Eine kurze Geschichte der alltäg lichen Dinge. München.

9 Siehe als Beispiel zu Forschung über Dinge: Mintz, Sidney W. (1987): Die süße Macht. Kulturgeschichte des Zuckers. Frankfurt a. M. [Erstausgabe 1985: Sweetness and Power: The Place of Sugar in Modern History. New York] und als Forschung durch Dinge: Styles, John (2007): The Dress of the People: Everyday Fashion in Eighteenth-Century England. New Haven/Conn.

10 Vgl. Harvey, Karen (2009): History and Material Culture: A Student’s Guide to Approaching Alternative Sources. London/New York, Introduction.

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von Jacques Revel entworfene Modell des jeux d’échelles, des forschenden Spiels mit dem Wechsel zwischen Makro- (und Meso-) und Mikroebene der Betrach-tung ermög licht die Zusammenführung von Masternarrativen und persön licher Erfahrung historischer Akteure.11 In der überpersön lichen Rahmung des Phäno-mens der fürst lich-weib lichen Witwenschaft durch determinierende Faktoren der Makroperspektive(n) wie struktureller Situiertheit oder konfessioneller Zugehö-rigkeit lässt sich die Dichotomie der Mikro- versus Makroperspektive in einer sich gegenseitig dynamisierenden Denkbewegung in der Zusammenschau am Mate-rial auflösen. So wird die Ebene der Person mit der Perspektive der gesellschaft-lichen Strukturen verwoben. Während auf der Ebene der Makroperspektive vom allgemeinen Phänomen fürst licher Witwenschaft deduktiv auf die spezifische Situation Auguste Dorotheas zu schließen ist, lässt umgekehrt die Untersuchung der Mikroperspektive, der persön lichen Ausgestaltung der Witwenschaft durch Auguste Dorothea, induktiv Rückschlüsse auf die tatsäch liche Wirkungsmacht der Makrostruktur zu. Am Beispiel Auguste Dorotheas lässt sich zeigen, dass die separate Betrachtung der beiden Ebenen zu sehr unterschied lichen Erkenntnissen über die Handlungsmög lichkeiten mindermächtiger Reichsfürstinnen und fürst-licher Witwen führt. Ein stärkeres Bewusstsein für die gegenseitige Bedingtheit von Makro- und Mikroebene, insbesondere für den Aushandlungsrahmen zwischen der Verpfl ichtung gegenüber sozialen wie auch mora lischen Regeln und der inter-essenwahrenden persön lichen Ausgestaltung – somit also zwischen den sozialen Ebenen Person, Gruppe und Gesellschaft – wird durch das Experiment mit dem Perspektivwechsel zwischen subjektivem Erfahrungsraum, dynastisch-politischen Verflechtungen und normativer zeitgenös sischer Traktatliteratur erzielt. In die-sem Experiment wird das dreidimensionale, bild liche Selbstzeugnis der Fürstin zum Informationsträger über ihr persön liches Selbstverständnis in symbo lischer Form. Dabei lassen die im Werk durchscheinende Subjektkonstruktion und die Selbststilisierung der Fürstin die Diskrepanzen zwischen gesellschaft lichen Idealen und gesellschaft licher Praxis erkennen, wie sie in Bezug auf Witwenschaft bereits festgestellt wurden.12

11 Revel, Jacques (1996): Jeux d’échelles. La micro-analyse à l’expérience, Paris; Tanner, Jacob (2004): Historische Anthropologie. Zur Einführung. Hamburg, S. 110 – 116.

12 Ulbrich, Claudia (1996): Zeuginnen und Bittstellerinnen. Überlegungen zur Bedeutung von Ego-Dokumenten für die Erforschung weib licher Selbstwahrnehmung in der länd lichen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts. In: Schulze, Winfried (Hg.) (1996): Ego-Dokumente. Annäherung an den Menschen in der Geschichte. Berlin, S. 207 – 226; zur Witwe als Ver-treterin des Hausvaters siehe S. 215 (FN).

22 | Einleitung

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Aufbau der Arbeit

Die Untersuchung beginnt mit einem einführenden Kapitel zur Gattung der Puppenhäuser im Allgemeinen, zu ihrer Rezeptionsgeschichte, der Nutzung von Puppenhäusern als Quelle der historischen Kulturwissenschaften und der Frage nach der Dekodierung ihres Symbolgehalts. In Analogie zum enzyklopädischen Anspruch barocker Kunstkammersammlungen wird in der Folge die Interpreta-tion von Puppenhäusern als Kunstkammerstücke vorgenommen und insbesondere Mon Plaisir als Kunstkammer bewertet. Im Vergleich mit Aussagen der etablierten Selbstzeugnisforschung wird die These geprüft, es handele sich bei Mon Plaisir um ein dreidimensionales Selbstzeugnis. Dieser Abschnitt beschäftigt sich auch mit den besonderen Bedingungen einer nicht schrift lich fixierten, dynamischen Quelle und den Konsequenzen für ihre Deutbarkeit und der Frage nach dem Grad der Individualität der kulturellen Leistung.

Das zweite Kapitel befasst sich mit der wechselvollen Geschichte der Samm-lung von ihrer historischen bis zu ihrer zeitgenös sischen Ausstellung, Rezeption und Bedeutung. Im Abschnitt zum ästhetischen Prinzip wird der Versuch unter-nommen, die chronolo gische Entwicklung der heterogenen Sammlungsschränke anhand stilistischer und struktureller Merkmale nachzuvollziehen und eine Gat-tungsdefinition vorzulegen. Hier werden die Wirkungsprinzipien der Gattung und die Erzählstruktur des Mon Plaisir erörtert. Besondere Bedeutung kommt den ausdrucksstarken, portraithaft durchbildeten Figurinen aus Wachs zu. Die Datierung der unterschied lichen Bestandteile der Sammlung (Kästen, wandfeste Dekoration, Ausstattungsgegenstände, Bekleidung der Figurinen) stellt die Basis zur Zuordnung einzelner Szenen zu Lebensphasen der Fürstin dar. Durch die je nach Gattung unterschied lich schnelle Rezeption „moderner“ Dekorationsstile und Moden im Sinn eines überregionalen Kulturtransfers und durch die generelle Beweg lichkeit des Puppenhausinventars lassen sich meist jedoch nur ungefähre zeit liche (und räum liche) Zuordnungen der Miniaturen vornehmen.

Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Stifterin Auguste Dorothea in unterschied lichen biografischen Phasen, ihrer Herkunft und kulturellen Prägung sowie dem lebensbegleitenden Thema der finanziellen (Unter-)Versorgung als Gräfin, Fürstin und fürst lichen Witwe. Dabei geht es einerseits um mög liche Erklärungs-versuche der Voraussetzungen, Bedingungen und Motive der Hinwendung zum Mammutprojekt Mon Plaisir, seiner Herstellung und der lebenslangen Pflege dieses Divertissements. Andererseits zeigen sie die Stifterin in ihren verschiedenen sozialen Bezügen in lokalen und translokalen Adelsnetzwerken, ihre Handlungsoptionen und Beschränkungen in unterschied lichen Rollen sowie ihre Strategien zur Wahrung

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einer relativen Unabhängigkeit. Für die Frage der Realitätsnähe der Genreszenen ist die Rekonstruktion ihres heute nicht mehr existenten Schlosses Augustenburg und des Witwenhofs als welt licher Referenzpunkt der idealen Miniatur von größ-ter Bedeutung. Hier übte Auguste Dorothea eine nach innen und außen fragile Herrschaft aus, die durch die Darstellung ihres höfischen Mikrokosmos in Minia-tur gestützt wurde. Beide, ihr Schloss und ihr Witwenstaat, sind von immanenter Bedeutung für die Identitätskonstruktion der Fürstin. An einigen Stellen lässt sich nachweisen, dass Mon Plaisir in seinen abstrahierten und idealisierten Darstellungen konkret auf das Schloss und seinen Hofstaat Bezug nimmt. Am Rand befasst sich dieser Teil mit der Frage der Selbstinszenierung Auguste Dorotheas als fürst licher Witwe vor der Folie normativer Quellen.

Das Zentrum der Studie bildet das vierte Kapitel, das auf der Grundlage der Einzelszenen des Mon Plaisir, „typische“ Momente adelig-weib licher Biografien darstellt, diese aus der Makroperspektive heraus beleuchtet und mit Details aus Auguste Dorotheas Biografie hinterlegt. So nimmt einerseits das Leben der Fürstin stärkere Konturen an, während zugleich Grundbedingungen höfisch-weib licher Biografien anschau lich anhand der Miniaturen erzählt werden können. Zu den wiederkehrenden Themen gehören die Darstellung der Ehe, Kinder und Konfes-sion, fürst liche Verpfl ichtungen, Reisen, der Bereich der höfischen Versorgung, Krankheit und insbesondere höfische Vergnügungen wie Musik, Tanz, Theater, Spiel oder Jagd. Die einzelnen Abschnitte stellen zugleich einen Bildkatalog höfischer Standardsituationen des 18. Jahrhunderts dar.

Das fünfte Kapitel befasst sich mit den Funktionen der Sammlung. Jenseits der Darstellungen des typischen, idealen und eigenen Lebens vereint Mon Plaisir unterschied liche Funktionen in sich, und zwar nicht nur für die Stifterin persön lich, die die szenischen Aufstellungen als memory box, zur Selbstvergewisserung und zum re-enactment nutzen konnte. Mon Plaisir diente dem kompletten Hofstaat als Iden-tifikationsplattform und den einzelnen Mitgliedern zur Bestätigung der jeweiligen Position innerhalb der höfischen Hierarchie. Auguste nutzte Mon Plaisir als Mäze-natin zur Untertanenbindung. Ebenso stellte sie durch das handwerk lich-weib liche Dilettieren die Tugendhaftigkeit ihrer selbst und ihres Frauenzimmers unter Beweis.

Das Schlusskapitel versucht in der Zusammenschau von Leben und Werk die lei-tenden Denk-, Ordnungs- und Handlungsmuster der mindermächtigen Reichsfürstin darzustellen. Die festzustellende Diskrepanz zwischen Leben und idealisierter Darstel-lung eröffnet dabei einen Blick auf die Wertvorstellungen der Fürstin und ihr Selbst-bild als Reichsfürstin, das sich nicht in Übereinstimmung mit ihrer realen poli tischen und sozialen Situation zeigt. Die Studie schließt mit der Einordnung des Werks als dezidiert weib liches Kunstkammerstück und dreidimensionaler Fürstinnenspiegel.

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Archivalische Quellen

Zur Rekonstruktion der Sammlung wurden neben verfügbaren Unterlagen des Schlossmuseums Arnstadt, Dokumente des Stadt- und Kreisarchivs Arnstadt, Archivalien des Thüringer Staatsarchivs Rudolstadt und des Niedersäch sischen Landesarchivs Wolfenbüttel ausgewertet.

Die Rekonstruktion der Biografie der Fürstin wurde neben den beiden Archiven in Rudolstadt (Schwarzburg-Arnstadt) und Wolfenbüttel (Herzogshaus) durch Recherchen im Landeskirchenarchiv Eisenach (Witwenhof ), in dem Staats archiv Gotha (Rechtsstreit), dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien (Konversion/Rechts-streit), dem Bayerischen Staatsarchiv Würzburg (Konversion), dem Weimarer Hauptstaatsarchiv sowie der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel ergänzt.

Zu den Abbildungen

Mon Plaisir befindet sich, konservatorisch gesehen, in einem schlechten Zustand. Die Kästen sind nicht beleuchtet. Das Berühren oder Umgruppieren von Figuri-nen oder Objekten verbot sich in Ermangelung einer restauratorischen Betreuung. Teilweise war es nicht mög lich, die Kästen zu öffnen, sodass einige Fotos durch die geschlossenen Glasfenster hindurch entstanden und entsprechende Spiegelungen nicht zu vermeiden waren. Puppenhäuser sind aufgrund ihres dreidimensionalen Charakters schwer zu fotografieren. Während einerseits die Gesamtansicht eines kompletten Kastens und andererseits die Aufnahme von Details oft gelingen, stellt die Zwischenebene der ganzen Szene eines Stockwerks eine fotografische Herausforderung dar, will man das Aufgehen der Objekte in der Fläche und den Verlust des dreidimensionalen Korpus vermeiden. Das Engagieren eines profes-sionellen Fotografen und das Integrieren eines Katalogs waren im Rahmen des finanziellen Budgets nicht mög lich. Das vorliegende Buch arbeitet vornehm lich mit Details der Szenen und greift dort auf unzureichende Gesamtszenen zurück, wo diese für das Verständnis nötig sind. Nichts davon ersetzt die Betrachtung des Objekts selbst. Für die Argumentation notwendige Szenen, Objekte und Details wurden herangezogen und damit wurde eine bestimmte Auswahl getroffen. Vieles mehr findet sich in der Ausstellung wie zum Beispiel Wandbespannungen, Möbel, technische Instrumente. Mon Plaisir ist als kulturgeschicht liche Quelle auch nach meiner Bearbeitung längst nicht erschöpft.

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1.2 Die Puppenstadt Mon Plaisir als Selbstzeugnis

„Dolls’ houses and miniatures are an amazingly rich but regrettably under-utilized body of evidence with much to teach us about the tastes, ideals, and assump-tions of the people involved in making, owning, or using them.“13 James Bryan wies 2003 auf Puppenhäuser als unterschätzte Quelle hin, die aus seiner Sicht als Symbole der Identität ihrer Besitzer und Besitzerinnen zu betrachten sind.14 Meist werden Puppenhäuser stattdessen als unpersön liches Kulturdokument oder didaktisches Spielzeug zur Einübung von Geschlechterrollen angesehen. Bryans Kritik teilen Broomhall und Spinks und betonen die mög liche Bedeutung der Gattung für die Geschlechtergeschichte: „[…] there has been little historical or gender analysis to date on early modern dolls’ houses […] a rare primary source available for the study of how women might reflect or create ideas of household spatial arrangements, dynamics, and identities.“15 Puppenhäuser, so die beiden Autorinnen, „provide […] a kind of early modern social portrait of the broader household community“.16 Die niederländischen Puppenkabinette sollten nicht nur als Darstellungen von weib lichen Lebens- und Erfahrungsräumen im All-gemeinen betrachtet werden, sondern gemeinsam mit den auf diese bezogenen, überlieferten text lichen und visuellen Dokumentationen in Form von Tage-büchern und Ankauflisten als „another form of ego-document which women could create as a testament to their interests and sense of self for their own era and for future generations“.17 Der Fokus dieser Analyse liegt auf der bürger-lichen Wahrnehmung von Häus lichkeit und der Vor- und Ausstellung des eige-nen Pfl ichtbewusstseins einer guten Haushälterin, wobei jedoch einschränkend gesagt werden muss, dass in ihrer Untersuchung der soziale Handlungsspielraum großbürger licher Frauen und deren repräsentative Aufgaben unterschätzt wer-den.18 Es sei die Spannung zwischen dem Luxusobjekt der Erwachsenenwelt und der offensicht lichen Freude dieser Erwachsenen an einem Kinderspielzeug, die den besonderen Wert von Puppenhäusern als Quelle für den Vorstellungsraum

13 Bryan, James E. (2003): Material Culture in Miniature: Historic Dolls’ Houses Reconsidered. [Dissertation] University of Wisconsin-Madison, S. 22.

14 Ibid., S. 42. 15 Broomhall, Susan; Spinks, Jennifer (2011): Early Modern Women in the Low Countries:

Feminizing Sources and Interpretations of the Past. Farnham, S. 104. 16 Ibid., S. 105. 17 Ibid., S. 122 beziehen sich hier auf das Puppenhaus der Sara Rothé. 18 Ibid., S. 117.

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erwachsener Frauen ausmache.19 Einzuwenden ist hier, dass Puppenhäuser zwar ein abbildendes wie kreatives Medium der wirk lichen und der imaginativen Welt darstellten, dass sie jedoch bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts keinesfalls als Kinderspielzeug des Bürgertums oder des Großbürgertums dienten.

Puppenhäuser unterlagen unterschied lichen Nutzungen (siehe 2. Das Puppen-haus als Kulturdokument und Kunstkammerstück, S. 49). Seine Bedeutung erhielt die Gattung maßgeb lich durch die kleine Form, die Miniatur, die sich leicht handhaben, beherrschen und aneignen ließ, gepaart mit der Ikonografie der Interieurs, die das Puppenhaus zum Medium weib licher Selbstdarstellung und Selbstbespiegelung werden ließ.

Puppenhäuser tragen seit jeher persön liche Markierungen ihrer Hersteller- Besitzer/innen, die bislang (auch aufgrund mangelnder Sekundärquellen) jen-seits der holländischen Puppenkabinette kaum wahrgenommen worden sind. Sie waren kunsthandwerk liche Sammlungsobjekte, an denen sich als Ganzes oder in einzelnen Miniaturen in verdichteter Form bestimmte Aspekte der Person niederschlugen. Während die frühen Puppenhäuser um 1600 unter männ licher Mitwirkung in Auftrag gegeben und als Kuriosum und Besitz beider Ehepartner ausgestellt waren,20 sind die Puppenhäuser des späteren 17. und 18. Jahrhunderts meist auf eine großbürger liche oder niederadelige weib liche Auftraggeberschaft zurückzuführen und befanden sich immer im Besitz von Frauen. Die handwerk-liche Mitarbeit der Besitzerinnen an Details lässt sich an einigen Beispielen nach-weisen,21 während der äußere Kasten, das ‚Haus‘ nie von den Damen selbst her-gestellt wurde. Puppenhäuser spiegelten die Vorlieben und auch die Absichten der Besitzerperson wider. Zum einen war das Bemühen erkennbar, eine äußere Ähn lichkeit zum realen Lebensumfeld der Besitzerperson herzustellen, zum ande-ren wurden mit persön licher Bedeutung aufgeladene Sammlungsstücke in die Miniatur integriert. Darüber hinaus steuerte die Besitzer-Nutzerin oft noch von ihr persön lich angefertigte (textile) Handarbeit als Zeugnis ihrer eigenen Fähig-keiten bei. In der Bespielung, also der Zusammenführung von Abbild, Interieur, emotional aufgeladener Objektausstattung und der (personalisierten) Figurinen zu einem Narrativ, kulminiert die jeweilige persön liche Vorstellungswelt, die sich in der Rekonstruktion zumindest erahnen lässt.

19 Ibid., S. 109. 20 Vgl. Abschnitt 2.2 Enzyklopädischer Mikrokosmos Puppenhaus, S. 62. 21 Broomhall/Spinks (2011), S. 119.

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Puppenhäuser fungierten als Lebensbegleiter.22 Das unikale Puppenhaus war während des Barock ein Sammlungsobjekt der sozialen Eliten. Seine Herstel-lung war mit hohen Kosten verbunden.23 Alle großen Puppenhausprojekte eint neben der Idee der abbildenden Darstellung des eigenen Lebens eine Tendenz zur Utopie und zum Ideal. „Dolls’ houses function as virtual realities, they are repre-sentations of human environments wherein lives may be imagined, possessions held, and existence shaped in ways perhaps unavailable in full scale.“24 Sie offe-rieren zugleich im Prozess der Herstellung und Bespielung ein Moment der Kompensation und des „escapism into miniature“.25 So dienten Puppenhäuser in den Jahren zwischen 1650 und 1750 als Selbstbespiegelungsfolie, als Vergewis-serungsstrategie, als memory box und als kompensatorisches oder utopistisches Medium, besonders von Frauen.

22 Cremer, Annette (2014): Personalisierte Lebensbegleiter. Puppenhäuser des Barock. In: Fooken, Insa; Mikota, Jana (Hgg.) (2014): Puppen. Menschheitsbegleiter in Kinderwelten und imaginären Räumen. Göttingen, S. 160 – 174.

23 Für den hier gewählten Zugang zu Puppenhäusern sind die seit dem späten 18. Jahrhun-dert für eine breite bürger liche Schicht produzierten, normierten Puppenhäuser irrele-vant. Sie dienten der Einübung normativer Vorstellungen über Geschlechterrollen. Hier ist zudem die Überlieferung so dürftig, dass sich das Persön liche am Objekt nicht mehr nachvollziehen lässt. Nur die wenigen Beispiele der Nutzung des unikalen Puppenhauses als Projektionsfläche des Selbst sind relevant für die hier vertretene These des dreidimen-sionalen Selbstzeugnisses. Puppenhausprojekte von Männern unterschieden sich in ihrem Wesen insofern, als sie immer auch an der Planung, Konzeption und architektonischen Konstruktion oder der (eigenen) handwerk lichen Umsetzung des Rahmens Interesse hatten; Als frühes Beispiel wäre der Meierhof 1610 von Philipp Hainhofer für den Herzog von Pommern-Stettin zu nennen. In einigen Fällen wurden die Puppenhäuser von Vätern als Geschenk für ihre Töchter in Auftrag gegeben oder selbst hergestellt wie zum Bei-spiel das so genannte Brett House, Museum of the City of New York, um 1840. King, Constance Eileen (1977): Puppen und Puppenhäuser. Zürich, S. 203. Ein spätes Beispiel stellt Neville Wilkins Titania’s Palace um 1910 dar. Wilkinson, Nevile (1926): Titania’s Palace: An Illustrated Handbook [s. l.]. Männer verbanden mit den Puppenhäusern in höherem Grad ein technisches Interesse und nur in seltenen Fällen blieb das Puppenhaus in ihrem eigenen Besitz. Dennoch schlug sich auch das Ich der männ lichen Konstruk-teure am Objekt nieder. Es ist jedoch mehr der Ausdruck ihrer Ideen und technischen Herstellungsleistung und weniger mit persön lichen Aufladungen „eingerichtet“ oder bespielt. Cremer, Annette (2010): Utopia in Small Scale – Female Escapism into Minia-ture. In: Women’s History Magazine, 2, Nr. 63, S. 4 – 10, Fussnote Nr. 4.

24 Bryan (2003), S. 2. 25 Cremer (2010); vgl. Broomhall, Susan (2007): Imagined Domesticities in Early Modern

Dutch Dollhouses. In: Parergon, Bd. 24/2, S. 47 – 67.

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Bisher waren es primär schrift liche Texte, ob handgeschrieben oder gedruckt, ob als Tagebuch, Memoiren oder Brief, die als anerkannte Medien der Selbstzeugnis-forschung dienten. Konsequenterweise hat sie sich bislang primär mit schrift lichen Zeugnissen und Überlieferungen beschäftigt und nur in Ausnahmen andere Formen kultureller Produktion jenseits von Texten in ihre Überlegungen miteinbezogen.26 Die Puppenstadt Mon Plaisir als dreidimensionales Selbstzeugnis zu interpre-tieren, irritiert vor diesem Hintergrund, weil es sich offensicht lich nicht um eine verbal-explizite Äußerung einer einzigen Person handelt. Tatsäch lich ließ sich kein Schriftstück nachweisen, in dem Auguste Dorothea ihre eigene Beziehung zu Mon Plaisir beschrieb oder gar die willent liche Abbildung biografisch relevanter Ereig-nisse kundgab. Seinen Namen erhielt die Sammlung jedoch schon zu Lebzeiten von der Fürstin. Er deutet zumindest auf die hohe Bedeutung und Funktion für die Stif terin hin. Ebenfalls bezeugt die Nennung ihres Puppenkabinetts in einer Aufstellung kostbaren Besitzes die persön liche Wertbeimessung. Einige wenige Paral lelen zwischen Elementen des eigenen Lebensumfelds und einzelnen Minia-turen beweisen die (zumindest teilweise) intendierte Abbildhaftigkeit: so findet sich der geschwungene Miniaturzaun des Lustgartens in einer Grafik des Schlossgartens wider (Abb. 61, S. 217 und Abb. 66, S. 221). Alle weiteren von mir vorgenom-men Zuweisungen und Gleichsetzungen zwischen fassbaren Momenten ihrer Bio-grafie und Bildern in Miniatur sind sinnfällige Annahmen, Ableitungen, die sich aus dem Ernstnehmen der Nähe zwischen Leben und Bild ergaben. Die ebenfalls unterstellte, nicht nachlesbare Autorinnenintension, ein willent liches Selbstzeugnis erstellt zu haben, leitet sich aus der lebenslangen Beschäftigung mit Mon Plaisir (also offensicht lich dem bewussten Erzählen und Bildsetzen des eigenen Lebens), der Auswahl der gezeigten Szenen sowie der Art und Weise des Schilderns der Szenen ab, die nur aus der persön lichen Perspektive der Stifterin erklärbar sind.

Skeptiker werden der Selbstzeugnisthese in Ermangelung schrift lich vorgetrage-ner Willensbekundungen und persön licher Zielsetzung, unbestimmter Autorschaft (Fürstin, Hofstaat, Untertanen) sowie den fehlenden klaren Adressatenkreisen, nicht folgen. Dass es sich bei der Quelle auch noch um einen Rest des Originalbestands

26 Bspw. Linnemann, Dorothee (2007): Repraesentatio Majestatis. Zeichenstrate gische Person-konzepte von Gesandten im Zeremonialbild des späten 16. und 17. Jahrhunderts. In: Bähr, Andreas; Burschel, Peter; Jancke, Gabriele (Hgg.) (2007): Räume des Selbst. Selbstzeugnis-forschung transkulturell. Wien/Köln/Weimar, S. 57 – 76 und Schweikhart, Gunter (1999): Vom Signaturbildnis zum autonomen Selbstportrait. In: Arnold, Klaus; Schmolinsky, Sabine; Zahnd, Urs Martin (Hgg.): Das dargestellte Ich. Studien zu Selbstzeugnissen des späteren Mittelalters und der frühen Neuzeit. Bochum, S. 165 – 188.

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handelt, der dazu auch noch beweg lich ist, scheint die Lesbarkeit der Sammlung als Selbstzeugnis ad absurdum zu führen. Das Besondere an Mon Plaisir ist jedoch, dass es sich um ein Selbstzeugnis handelt, obwohl es sich eben nicht im Medium der Schrift bewegt und es heute immer noch lesbar ist, trotz der (in Analogie zu Texten gedachten) fehlenden Sätze, Zeichen und sogar einer Beschädigungen des ursprüng-lichen Texts (siehe Abschnitt 2.1.3 Wie „liest“ man ein Puppenhaus?, S. 56). Die Alternativen zur Deutung als Selbstzeugnis wären erstens die unpersön liche (von der Person der Stifterin enthobene) enzyklopädische Abbildung der Stadt Arnstadt als vollständigem Zeitprofil oder zweitens die Interpretation als Ergebnis weib licher Handarbeit gewesen, dessen Sinn ledig lich in dem aktuellen und nicht über sich hinausweisenden persön lichem Tun bestanden hätte. Die tatsäch lich verbreitete Vorstellung von Mon Plaisir als Portrait Arnstadts konnte ich entkräften, da viele bedeutsame Monumente der Stadt in Mon Plaisir fehlen und nur Zünfte oder Themen abgebildet wurden, die eng mit der Person der Fürstin verknüpft waren. Die Interpretation als simple kunsthandwerk liche Hinterlassenschaft würde die Inhalte der gezeigten Szenen ignoriert haben. So versuchen die Szenen eines Fürstin-nenlebens im Abgleich zwischen den biografischen Blitz lichtern und den einzelnen Ensembles die These vom Selbstzeugnis plausibel zu machen. Die Anerkennung des Mon Plaisir als Selbstzeugnis setzt eine Öffnung des Begriffs voraus, genauso wie eine Ausweitung des Selbstzeugnisbegriffs aus ihr folgt.

Eine erweiterte Definition muss sich von der Prämisse der Schrift lichkeit lösen und die Mög lichkeit eröffnen, Selbstäußerungen oder Selbstthematisierungen mittels anderer Medien als solche gelten zu lassen. Erreicht der material turn nun auch die Selbstzeugnisforschung? Die vorliegende Arbeit versteht sich als ein Schritt zur Erweiterung der Selbstzeugnisforschung in diese Richtung. Gerade für Epochen, in denen die ständischen Normen den überragenden Kompass der Selbst- und Fremdvergewisserung darstellen, sollten implizit(er)e Ausdrucksfor-men als die explizit schrift lichen Äusserungen in den Beobachtungskanon mit einbezogen werden. Die Vorstellung, dass nicht nur Texte, sondern auch Gegen-stände ein Selbstzeugnis sein können, wird erst seit relativ kurzer Zeit zur Kennt-nis genommen. Hans Medick wies 2012 darauf hin, es seien „keineswegs nur die Selbstzeugnis-Texte, über die und in denen sich Personen konstituieren“, denn „ein zentrales Moment von Personkonstitution besteht vielmehr im sozialen und personalen Leben der Dinge“.27 Ihm ging es dabei jedoch um Gegenstände, die in

27 Medick, Hans (2012): Einführung: Kulturelle Mehrfachzugehörigkeit. In: ders.; Ulbrich, Claudia; Schaser, Angelika (Hgg.) (2012): Selbstzeugnis und Person. Transkulturelle Perspektiven.

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Texten Erwähnung finden und denen bei der Aufschlüsselung der Selbstsicht oder der sozialen Zuordnung von Personen Bedeutung beigemessen werden könnten, nicht aber um die Gegenstände selbst. Die Mög lichkeit der Selbstverortung einer Person in Relation zu Dingen in Schriftquellen beschrieb zum Beispiel Richard Wittmann. Dinge – gemeint ist dort die Beschreibung oder Nennung von Din-gen – ließen „erkenntnisreiche Rückschlüsse auf die Personen zu, die mit ihnen umgehen […]. Hierdurch eröffnet sich ein Zugang zur Person, der über die Selbst-beschreibung im Text im Einzelfall hinausgehen kann und ansonsten unzugäng-liche Erkenntnisse erschließt.“28 Die aus der ethnolo gisch-kulturwissenschaft lichen Sachkulturforschung stammende Einsicht, dass Objekte und Dinge mit genera-tivem, konstitutivem bis hin zu handlungsaktivierendem Potenzial versehen sind, ist damit erstmals von der Selbstzeugnisforschung anerkannt worden. Es bleibt jedoch ein eklatanter Unterschied, ob zur Rekonstruktion einer persön lichen Selbstthematisierung autobiografische Texte zugrunde gelegt werden, in denen Gegenstände Erwähnung finden, oder ob die Dinge selbst als Selbstzeugnis betrach-tet werden. Die Puppenstadt Mon Plaisir kann jedenfalls als ein gegenständ liches Selbstzeugnis oder Selbstnarrativ gelesen und verstanden werden.29 Während, wie bereits erwähnt, sich ein klas sisches Selbstzeugnis immer noch im Medium der Schrift entfaltet und die Sprache seine Wahrnehmungsweisen oder Bewertungen transportiert, kommt das gestaltete materielle Objekt durch seine stofflichen, formalen, funktionalen, ästhetischen und sozialen Eigenschaften, durch seine Nutzung und seine spezifische Biografie 30 erst eigent lich zur Sprache und wird dadurch zum Informationsträger über Werte, Ziele, Selbst- und Fremdwahrneh-mung historischer Menschen, die Dinge nutzen, um ihre Identität zu formen und auszudrücken. Dabei gibt es drei Arten, wie Objekte dazu beitragen, das Selbst zu verding lichen („objectify the self“): Dinge sind Zeugnis konkreter sozialer Bezie-hungen und persön licher Verbindungen, sie demonstrieren den eigenen Platz in

Wien/Köln/Weimar, S. 181. 28 Wittmann, Richard (2012): Franzö sische Hemden, österreichische Dampfschiffe und deut-

sche Lokomotiven. Fremde Dinge in der Selbstverortung des islamischen Mystikers Aşçi Dede Ìbrahim. In: ebenda, S. 243 – 262, hier S. 243.

29 Zur aktuellen Diskussion um die Begriffe Egodokument, Egodocument, Selbstzeugnis und Selbstnarrativ siehe Greyerz, Kaspar von, Ego-Documents: The Last Word? In: German History, Bd. 28/3, S. 273 – 282, ebenfalls in ders.; Siebenhüner, Kim; Zang, Roberto (Hgg.) (2013): Von Menschen, die glauben, schreiben und wissen. Ausgewählte Aufsätze. Göttingen, S. 182 – 193 und Ulbrich/Medick/Schaser (2012), Einführung.

30 Hahn (2005), S. 40 – 45.

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der sozialen Hierarchie, und sie verankern das Selbst in der Zeit.31 Dem folgend wird das Objekt zur dreidimensionalen Quelle über historische Selbstsichten und zum plausiblen Medium des self-fashioning, des von Stephan Greenblatt beschrie-benen bewussten Formens des Ausdrucks der eigenen Identität.32 Gegenständ liche Selbstzeugnisse fungieren dabei nicht als Surrogat für einen selbstformulierten Text, sondern wirken durch einen vom Text unabhängigen, gleichwohl auf mög-liche andere Texte bezogenen Objektcode.

Entfernt man sich vom Postulat der Schrift lichkeit, werden strukturelle oder prinzipielle Ähn lichkeiten über die medialen Gattungsgrenzen und die Raum-dimensionen hinweg sichtbar. Der Begriff des „Egodokuments“ schien zunächst einen breiten Definitionsrahmen anzubieten, unter dem solche Quellen verstan-den wurden, „die Auskunft über die Selbstsicht eines Menschen geben [und in denen] ein Ego sich absicht lich oder unabsicht lich enthüllt oder verbirgt“.33 Wäh-rend der Begriff und der Gegenstand der älteren Egodokumentforschung auch die Untersuchung von „unfreiwilligen“ Zeugnissen wie zum Beispiel Gerichtsakten beinhaltet, die Informationen über das Leben und die Denkweise historischer Menschen transportieren,34 hat die Forschung stattdessen einen erweiterten Begriff des Selbstzeugnisses vorgeschlagen: „Selbstzeugnisse sind Quellen zur eigenen Per-son – über diese allgemeine Bestimmung hinaus unterliegen sie keinerlei Beschrän-kung in Typ und Überlieferungsform. In Selbstzeugnissen stellen sich Personen in Wort oder Bild selbst dar, sei es in Momentaufnahmen, sei es in längeren oder kürzeren Längsschnitten durch das eigene Leben.“35 Diese Sichtweise ermög licht prinzipiell auch die Integration von Gattungen jenseits der Schrift. Die aus einer persön lichen Perspektive heraus konzipierte Puppenstadt Mon Plaisir fügt sich hier mühelos ein.

31 Csikszentmihalyi, Mihaly (1993): Why We Need Things. In: Lubar, Steven; Kingery, David W. (Hgg.) (1993): History from Things. Washington, zitiert nach: Bryan (2003), S. 29.

32 Greenblatt räumte etwas widersprüch lich ein, „self-fashioning is always, though not exclu-sively, in language“. Greenblatt, Stephen (1980): Renaissance Self-Fashioning: From More to Shakespeare. Chicago, Introduction, S. 9.

33 Schulze (1996), S. 14 f.; ebenda: Vorüberlegungen und Schlußbemerkungen zur Konferenz über „Ego-Dokumente“, S. 11 – 32 und 343 – 347.

34 Brändle, Fabian; Greyerz, Kaspar von; Heiligensetzer, Lorenz; Leutert, Sebastian; Piller, Gudrun (2001): Texte zwischen Erfahrung und Diskurs. Probleme der Selbstzeugnisforschung. In: Greyerz, Kaspar von et al. (Hgg.) (2001): Von der dargestellten Person zum erinnerten Ich. Europäische Selbstzeugnisse als historische Quellen (1 500 – 1850). Köln, S. 3 – 34, hier S. 7.

35 Arnold et al. (Hgg.) (1999), S. 13.

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Das Interesse der Forschung gilt den Lebensentwürfen, Selbstsichten und Wahr-nehmungsmustern historischer Personen jenseits der normativen Quellen und der Infragestellung makrohistorischer Perspektiven durch Selbstäußerungen.36 Die grundsätz liche Skepsis gegenüber der Aussagekraft jeder subjektiven Quellgattung liegt an der begrenzten Übertragbarkeit sowie der Stilisierung der ‚Texte‘. Beide, Übertragbarkeit und Stilisierung, sind kritische Aspekte in Bezug auf die Inter-pretation von Mon Plaisir als Selbstzeugnis. Selbstzeugnisse thematisieren stets nur ausgewählte Aspekte einer Person und folgen gattungsimmanenten Traditio-nen (des Schreibens). Auch thematische Begrenzung und Traditionsgebundenheit finden sich in Mon Plaisir. Darüber hinaus haben klas sische Selbstzeugnisse eine bestimmte Funktion und wenden sich häufig an eine bestimmte Zielgruppe.37 Trotz dieser Einschränkungen bieten Selbstzeugnisse, gleichgültig welcher Gat-tung sie angehören und welche Absicht sie verfolgen, als „Selbstbetrachtung einen Zugang zum historischen Menschen mit vergleichsweise hoher Authentizität“.38

Mit der Erforschung von einzelnen Puppenhäusern allgemein eröffnet sich eine Perspektive auf die persön lichen Selbstsichten und Wahrnehmungsweisen von Frauen innerhalb der europäischen Eliten. Das im Vergleich zu einfachen Puppen häusern fundamental umfangreichere Mon Plaisir sollte dementsprechend als Selbstzeugnis verstanden werden, das seine Eigenschaft als Zeitzeugnis integriert und eine bewusste Nutzung als Selbstnarrativ impliziert, in dem der imaginative Charakter, das zielgerichtete Erzählen wie auch die Traditionsgebundenheit im Rahmen der Gattung zum Ausdruck kommen.

Nicht alle definitorischen Marker eines Selbstzeugnisses lassen sich auf Mon Plaisir anwenden. Fürstin Auguste Dorothea gibt in Mon Plaisir zweifelsohne freiwillig einen Blick auf ihr Leben und ihr Lebensumfeld frei. Mon Plaisir ent-hält ein „Text-Ich aus der Subjektposition einer Frau“39 in einem Medium, das sowohl visuell, körper lich als auch haptisch erfahrbar war. Sie folgt dabei, wie dies auch in anderen Selbstzeugnissen der Fall ist, bestimmten Konventionen und Schemata, die sich einerseits aus den darstellerischen Mög lichkeiten der Gattung ergeben und sich andererseits aus dem zeitgenös sisch Sagbaren ableiten, den als

36 Jancke, Gabriele; Ulbrich, Claudia (2005): Einleitung. In: dies. (Hgg.): Vom Individuum zur Person. Neue Konzepte im Spannungsfeld von Autobiographietheorie und Selbstzeug-nisforschung. Göttingen, S. 7 – 28.

37 Bähr et al. (2007), Einleitung, S. 2 und Schulze (1996), S. 24. 38 Brändle et al. (2001), S. 12. 39 Griesebner, Andrea; Lutter, Christina (2005): Geschlecht und „Selbst“ in Quellen des

Mittel alters und der Frühen Neuzeit. In: Jancke/Ulbrich, S. 51 – 70, hier S. 53.

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notwendig empfundenen Grenzen von konformer und nonkonformer Äußerun-gen wie zum Beispiel durch das Einhalten der Schick lichkeitsnormen. Ohne die Mög lichkeit, die Darstellungen mit biografisch relevanten Archivalien abgleichen zu können, bliebe Mon Plaisir allerdings eine Sammlung verschiedener Szenen adeligen, bürger lichen und bäuer lichen Lebens aus der ersten Hälfte des 18. Jahr-hunderts, ein Kulturdokument ohne spezifischen, persön lichen Kontext. Doch auch ohne weitere Informationen über die Stifterin entstammt der Blick, mit dem das Leben in der Miniatur erzählt wird, offensicht lich der Erzählperspek-tive einer Frau des Hochadels. Die Sammlung hätte nicht ,von unten‘ ins Bild gesetzt werden können. Die Darstellung der Lebenswelt der Adelsgruppe ist zu selbstsicher und zu detailliert vorgetragen, als dass ein fremder Blick aus einer dis-tanzierten Beobachterperspektive eine solche Genauigkeit mög lich gemacht hätte. In der Beschreibung der bürger lichen und der bäuer lichen Lebenswelt zeigt sich dagegen ein gewisses Desinteresse: Die Figurinen sind kleiner, die Gesichter oft einheit lich und nicht durchgebildet, die Kleidung eher achtlos genäht. Auffällig ist ebenfalls, dass die Kleidung der Herren weniger akkurat ausgeführt wurde. Nur die Einbeziehung des biografischen Kontexts anhand von Archivalien und die Rekonstruktion der sozialen, familiären, finanziellen, politischen und religiö-sen Lebensumstände lässt eine Interpretation der Sammlung als Selbsterzählung zu. Mit dem Vergleich zwischen dem aus den Archivalien ersicht lichen Leben der Schöpferin und dem Inhalt ihrer Sammlung wird Mon Plaisir zur personalisier-ten dreidimensionalen Quelle über das Leben dieser bestimmten Frau, über ihre Lebensräume, Erfahrungsräume, über ihre stilisierten und personalisierten Wahr-nehmungen und eröffnet damit den Blick auf die Diskrepanz zwischen norma-tiven Vorschriften und kultureller Praxis, wie sie auch in anderen Selbstzeugnissen aufscheint.40 Trotz dieses Spannungsverhältnisses und der hierin mitschwingenden Ambivalenz der Autorin, Stifterin und Protagonistin, Regeln einzuhalten und sie zugleich auszudehnen oder sogar brechen zu wollen, muss durch die nachweis-liche zeitgenös sische Öffent lichkeit der Sammlung und ihre höfisch-repräsentative Funktion, neben dem Imaginativen auch zweckgebunden die Darstellung akzep-tierter Normen unterstellt werden. Das Zur-Darstellung-Bringen des Typischen, gepaart mit dem persön lichen Charakter der Sammlung, lässt die Übertragbar-keit dieser durch den gemeinsamen Produktionsprozess und die Umgangspraxis ebenfalls eingeschränkt kollektiven Quelle ins Allgemeine zu.

40 Vgl. Ulbrich, Claudia (2010): Person and Gender: The Memoirs of the Countess of Schwerin. In: German History, Bd. 28/3, S. 296 – 309.

34 | Einleitung

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Page 28: Mon Plaisir. Die Puppenstadt der Auguste Dorothea von

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LEBENSLAUFF 1652–1664

HG.U.KOMMENT.VONKASPARVON

GREYERZ,KIMSIEBENHÜNERUND

ROBERTOZAUGG

2013.359S.13S/W-ABB.GB.

ISBN978-3-412-22144-7

BD.23 | ANNETTECAROLINE CREMER

MON PLAISIR

DIE PUPPENSTADT DER AUGUSTE

DOROTHEA VON SCHWARZBURG

(1666–1751)

2015.517S.17S/W-UND185FARB.ABB.

ISBN978-3-412-22399-1

BD.24 | MAREIKEBÖTH

ERZÄHLWEISEN DES SELBST

KÖRPERPRAKTIKEN IN DEN BRIEFEN

LISELOTTES VON DER PFALZ (1652–1722)

2015.CA.544S.CA.2S/W-ABB.

ISBN978-3-412-22459-2

böhlau verlag, ursulaplatz 1, d-50668 köln, t: + 49 221 913 [email protected], www.boehlau-verlag.com | wien köln weimar

Page 29: Mon Plaisir. Die Puppenstadt der Auguste Dorothea von

Annette Caroline Cremer

Mon PlaisirDie Puppenstadt der Auguste Dorothea von Schwarzburg (1666–1751)

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Die Puppenstadt »Mon Plaisir« entstand in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Lebenswerk der Fürstin Auguste Dorothea von Schwarzburg-Arnstadt. In 80 Schaukästen zeigen 400 Puppen das profane und religiöse Leben von Adel, Bürgertum und Bauern-stand des kleinen mitteldeutschen Fürstentums. Dabei ist »Mon Plaisir« weibliche Kunstkammer, materielles Kulturdokument, dreidimensionales Selbstzeugnis und Bildlexikon höfischen Lebens in einem. Die heute im Schlossmuseum Arnstadt aufbewahrte Puppenstadt wurde von der kinderlosen Fürstin während ihrer Witwenzeit konzipiert und in Handarbeit gemeinsam mit ihrem Hofstaat geschaffen.

Annette Caroline Cremer ist Kulturhistorikerin und arbeitet als Akademische Rätin am Histo rischen Insti-tut der Universität Gießen.

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I SBN 3- 412- 22399- 9

ISBN 978-3-412-22399-1 | WWW.BOEHLAU-VERLAG.COM

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