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Monitor Die Stadt der Zukunft Masdar City Prüf- und Validationcenter Wegberg-Wildenrath Ganz Europa auf sechs Kilometern Strom und Wärme aus Abfall Kehrichtheizkraftwerk Hagenholz Individuell Küchenwelten von Siemens Magazin der Siemens-Gesellschaften in der Schweiz 4 | 2012

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MonitorDie Stadt der Zukunft

Masdar CityPrüf- und Validationcenter Wegberg-Wildenrath

Ganz Europa auf sechs KilometernStrom und Wärme aus Abfall

Kehrichtheizkraftwerk Hagenholz

Individuell Küchenwelten von Siemens

Magazin der Siemens-Gesellschaften in der Schweiz 4|2012

Inhalt

Monitor 4/2012

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16Das Kehrichtheizkraftwerk Hagenholz in Zürich-Oerlikon wurde in den letzten zehn Jahren umfassend erneuert.

17Ein stabiles Netz ist das A und O für die Stromversorgung. Dank ihrer geografischen Lage und ihrer Wasserkraftwerke nimmt die Schweiz eine besondere Position in der europäischen Stromüber-tragung ein.

EnergySiemens News Infrastructure & Cities Industry

18 Joseph Rohrer ist Verwaltungs-ratspräsident des Inselspitals und des Spitalzentrum Spital Netz Bern. Im Monitor-Interview spricht er über den bevorstehenden Zu-sammenschluss.

Healthcare

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Impressum

Redaktionsteam:Siemens Schweiz AGEray Müller, LeitungBenno Estermann Jörg Meyer Daniel Gilly Nadine Paterlini

BSH Hausgeräte AGHeidi Geiler

Weitere Beiträge:Nadine AckermannNiklaus BaerHildegard KochWalter RüeggFabienne SchumacherMitarbeitende der Siemens-Gesellschaften in der Schweiz

Fotos:Fotoarchive Siemens, Autoren, BSH Hausgeräte,Cirque du Soleil, CKW, Europa-Park,JPL-Caltech, Masdar City, NASA,Procam, Hans Stuhrmann, Suva,Swissgrid, Felix Wey

Übersetzung:PConsulting, Jean-Claude Pouly

Grafische Gestaltung und Satz:Fernando Roso, Demian VoglerSiemens Schweiz AG

Druck:Stämpfli, BernAuflage total: 8000

13Siemens ist nicht nur in der Industrie, sondern auch im Enter-tainment-Bereich stark vertreten, beispielsweise im Europa-Park im deutschen Rust oder im Cirque du Soleil in Las Vegas.

14Wenn die Seilbahn-Kabine mit 125 Feriengästen auf die Bettmer-alp fährt, ist Sicherheit das oberste Gebot. Die Seilbahn wird deshalb von einer fehlersicheren Steuerung überwacht.

15 Betriebliches Energiemanage-ment gewinnt mit Blick auf stei-gende Energiekosten und Klima-schutz zunehmend an Bedeutung. Im Coop-Verteilzentrum in Gossau läuft ein Pilotprojekt mit Simatic powerrate for WinCC.

8 Das Stromnetz der Zukunft muss intelligent werden, vor allem, um die grossen Mengen an schwankendem Wind- und Solarstrom sowie die zunehmen-de Zahl an kleinen, dezentralen Energieerzeugern integrieren zu können. Die Lösung sind «smart buildings».

10Auf dem 35 Hektar grossen Gelände des Prüf- und Validation-centers in Wegberg-Wildenrath können Nahverkehrs-, Regional- und Fernverkehrszüge unter Real-bedingungen getestet werden.

12Das Zentrum der Schweizer Bahnsicherungstechnik liegt in Wallisellen. Siemens investiert einen Millionenbetrag in die Modernisierung der Fertigungs-anlagen und -prozesse.

4CEO Siegfried Gerlach nimmt Stellung zum Geschäftsjahr und schaut nach vorne.

6Mitten in der Wüste von Abu Dhabi entsteht die Stadt der Zukunft: Die Bewohner von Masdar City sollen in gewohntem Luxus leben können, ohne dabei Abfall oder Abgase zu erzeugen.

20Ein Paradebeispiel für Energie-effizienz

Siemens für Nachhaltigkeit aus-gezeichnet

Nur bis Mittwoch krank

21 Anfang August traf das bisher grösste Mars-Mobil der NASA nach einem spektakulären Lande-anflug auf dem Roten Planeten ein. Es ist mit modernster PLM-Software von Siemens entwickelt worden.

22Siemens-Hausgeräte werden ständig verbessert, um den hohen und vielfältigen Ansprüchen eines modernen Lebensstils gerecht zu werden.

«Monitor» ist die Zeitschrift für die Kunden der Siemens-Gesellschaften in der Schweiz

Redaktionsadresse:Siemens Schweiz AGCorporate Communications PRFreilagerstrasse 40, 8047 ZürichTel. 0585 585 844E-Mail: [email protected]

Monitor 4/20122

Editorial

Herzlichen Dank!Liebe Leserin, lieber Leser

Im Geschäftsjahr 2012 ist es der Regionalgesellschaft Siemens Schweiz gelungen, insgesamt positiv abzuschliessen und die meisten der gesteckten Ziele zu erreichen. Infolge des insgesamt schwierigen Marktumfelds lagen die herausragenden Vorjahreszahlen jedoch ausser Reichweite. Vor allem der letztes Jahr neu gegründete Sektor Infrastructure and Cities, unter anderem mit den Divisionen Building Technologies, Mobility and Logistics und Rail Systems, schloss sehr positiv ab. Eher zaghaft lief das Geschäftsjahr in den Sektoren Energy und Healthcare. In beiden Gebieten dürften die Kunden infolge gesetzlicher Veränderungen verunsichert gewesen sein. Trotzdem konnten wir unsere guten Positionen im Markt halten. Durchzogen war das Geschäft im Sektor Industry, der stark von der exportorientierten Maschinenindustrie abhängig ist. Am härtesten traf uns der Einbruch unserer im Solargeschäft tätigen Kunden.

Mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr sind wir insgesamt zufrieden. Unsere Resultate erachte ich nicht als Selbstverständlichkeit – im Gegenteil: Ich erachte es vielmehr auch als Zeichen des Vertrauens, das uns unsere Kunden entgegenbringen. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken. Bedanken möchte ich mich auch bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich dieses Vertrauen Tag für Tag mit ihren Leistungen erarbeiten.

In diesem Sinne freue ich mich auf eine weiterhin erfolgreiche Zusammenarbeit.

Ihr Sigi Gerlach

Monitor 4/2012 3

«Den hohen Ansprüchen genügen»

4 Text Eray Müller C Fotos Felix Wey

Herr Gerlach, das vergangene Geschäftsjahr war ziemlich turbulent.Ja, das stimmt. Wir haben in vielen Bereichen heftigen Gegenwind zu spüren bekommen. Durchzogen war beispielsweise das Geschäft im Sektor Industry. Dieser ist stark von der exportorientierten Maschinenindustrie abhän­gig. Der starke Franken, die Schwierigkeiten in den Euroländern sowie der Einbruch un­serer im Solargeschäft tätigen Kunden trafen uns hier besonders hart. Trotzdem ist es uns aber gelungen, die führende Stellung zu behaupten. Ebenfalls zaghaft war das Inves­titionsverhalten in den Sektoren Energy und Healthcare. Gründe orten wir in der Verun­sicherung im Markt infolge gesetzlicher Ver­änderungen. Im Sektor Energy war es die verschobene Übergabe der Netze an die Betrei­bergesellschaft Swissgrid und im Gesund­heitswesen die Einführung der Fallkostenpau­schalen. Aber auch hier konnten wir unsere guten Positionen im Markt halten und teil­weise sogar ausbauen.

Welche Bereiche liefen besser?Insbesondere der Sektor Infastructure and Cities, unter anderem mit den Divisionen

Building Technologies, Mobility and Logistics und Rail Systems, profitierte von der guten Binnenkonjunktur im Land und konnte bei allen wichtigen Eckzahlen ausserordentliche Werte ausweisen. Mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr sind wir insgesamt zufrieden. Noch glücklicher machen mich jedoch die guten Ergebnisse der Schweizer Gesellschaft im Rahmen der weltweiten Mitarbeiterbefra­gung.

Inwiefern?Wir haben mit 83 Prozent Beteiligungsquote nicht nur einen Spitzenwert realisiert, son­dern auch sehr positive Resultate erhalten. Mich persönlich freut es besonders, dass wir beim Thema «Interne Zusammenarbeit» massiv zulegen konnten, von 67 Prozent An­teil der positiven Antworten im Vorjahr auf 77 Prozent in diesem Jahr. Dieses Feedback zeigt mir, dass das Thema ernst genommen wird und jeder seinen Beitrag dazu leistet. Die interne Zusammenarbeit stetig zu verbes­sern ist der Schlüssel für unseren langfristi­gen Erfolg und ich freue mich, den eingeschla­genen Weg konsequent weiter zu gehen.

Trotz heftigem Gegen­wind und einem rauen Marktumfeld ist es der Regionalgesellschaft Siemens Schweiz im Geschäftsjahr 2012 gelungen, die meisten der gesteckten Ziele zu erreichen und ins­gesamt deutlich posi­tiv abzuschliessen. CEO Siegfried Gerlach nimmt Stellung zum Geschäftsjahr und schaut nach vorne.

Und wo gibt es Handlungsbedarf?Keine Steigerung erreichten wir bei der Kate­gorie «Lokale Führung». 79 Prozent positive Antworten sind zwar ein guter Wert, aber auch hier wollen wir uns Jahr für Jahr verbes­sern. Erste Massnahmen wurden bereits um­gesetzt. Konkret möchte ich nochmals auf die Wichtigkeit der internen Kommunikation innerhalb der Divisionen hinweisen.

«Den hohen Ansprüchen genügen»

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Die Siemens AG hat vor kurzen die Struktur des Unternehmensprogramms 2014 vorgestellt. Was beinhaltet dieses?Siemens möchte mit dem Programm gezielt seine Kosten senken, die Wettbewerbsfähig­keit erhöhen, schneller und unbürokratischer werden. Siemens konzentriert sich hierbei auf fünf Handlungsfelder: «Kosten reduzieren», «Vertrieb weiterentwickeln», «Komplexität abbauen», «Infrastruktur optimieren» und «Kernaktivitäten stärken». Das Programm dient dazu, den eigenen hohen Ansprüchen zu genügen und die Ziele zu untermauern. In den vergangenen Jahren haben wir das Unternehmen kontinuierlich weiterentwickelt und ein Ergebnisniveau erreicht, das weit höher liegt als im Durchschnitt früherer Jahr­zehnte. 2012 war aber ein schwierigeres Jahr. Dem Anspruch, den wir uns selbst gesetzt haben, haben wir eben insgesamt im abgelau­

fenen Jahr nicht entsprochen. Mit unserem neuen Unternehmensprogramm möchten wir wieder in Bestform kommen.

Verändert sich damit das Unternehmen fundamental?Nein, an der grundsätzlichen Aufstellung des Unternehmens in vier Sektoren ändert sich nichts. Das neue Programm soll gezielt unsere

Das Geschäftsjahr 2012 in ZahlenFür das Geschäftsjahr 2012 verzeichnet Siemens Schweiz einen Auftragseingang von 1,112 Milliarden Franken (1,349 Milliarden Franken im Vorjahr), der Umsatz beläuft sich auf 1,222 Milliarden Franken (1,340 Milliarden Franken im Vorjahr). Ende September beschäftigte die Regionalgesellschaft insgesamt 3098 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 77 mehr als im Vorjahr.

Der Auftragseingang der gesamten Siemens Schweiz AG (Regionalgesellschaft und Stammhaus Building Technologies in Zug) beträgt 1,922 Milliarden Franken (2,143 Milliarden Franken im Vorjahr), der Umsatz liegt bei 2,163 Milliarden Franken (2,289 Milliarden Franken im Vorjahr). Diese Kennzahlen schliessen die vom Schweizer Stammhaus der Division Building Technologies getätigten Lieferungen ins Ausland ein. Einschliesslich aller Tochter- und Schwestergesell-schaften beschäftigt Siemens in der Schweiz rund 6200 Mitarbeitende und generiert einen Auftrags-eingang von rund 2,3 Milliarden Franken.

Wettbewerbsfähigkeit verbessern und uns schnell wieder dahin führen, unseren Anspruch kontinuierlicher Verbesserung gegenüber dem Wettbewerb zu erfüllen.

Das Unternehmensprogramm hat aber bereits Auswirkungen auf die Aufstellung bei den erneuerbaren Energien.Genau. Siemens plant, sich von seinen Solar­geschäften zu trennen und führt dazu Ge­spräche mit Interessenten. Bei den erneuer­baren Energien will sich Siemens künftig auf die Wind­ und Wasserkraft konzentrieren. Aufgrund der veränderten Rahmenbedingun­gen, des geringeren Wachstums und starken Preisdrucks in den Solarmärkten haben sich die Erwartungen im Bereich Solarenergie nicht erfüllt. Siemens und insbesondere der Sektor Industry werden aber weiterhin Zu­lieferer für die Solarindustrie sein.

Wird das Unternehmensprogramm Jobs kosten?Der Ausgangspunkt ist ein anderer. Wir geben keine Arbeitsplatzzahl vor, sondern legen Handlungsfelder fest. Diese werden mit kon­kreten Massnahmen hinterlegt. Wo sich Strukturthemen stellen oder Märkte sich fun­damental ändern, kann es auch bei der Mann­schaft Veränderungen geben. In einem Unternehmen unserer Grösse ist die Zahl der

Arbeitsplätze nie konstant. Es gibt immer Veränderungen in beide Richtungen, nach oben wie nach unten.

Wie sehen Ihre Prognosen für die Zukunft aus?Aufgrund unserer klaren strategischen Ausrichtung mit unseren vier Sektoren Infra­structure and Cities, Energy, Industry und Healthcare sowie unserer nachhaltigen Geschäftspolitik bin ich überzeugt, dass wir auch im kommenden Jahr einen bedeuten­den Beitrag für die schweizerische Volkswirt­schaft leisten werden. Beweis für unsere Nachhaltigkeit ist nicht nur unser stetig wach­sendes Umweltportfolio (rund 30 Prozent unseres Geschäftsvolumens), sondern auch unser Engagement für die Bildung im Lande.

6 Text Nadine Ackermann C Fotos Siemens / Masdar City

Die Arabischen Emirate sind für ihre visionä­ren Projekte bekannt. Ob Burj al Arab oder Palm Island Resort – grösser, luxuriöser und teurer soll es sein. In Masdar City hingegen zählen neue Qualitätskategorien: Sauberkeit und Umweltschutz. Die sechs Quadratkilo­meter grosse Stadt in der Nähe des Flughafens von Abu Dhabi soll vollkommen CO2­neutral funktionieren. Erreicht werden soll dies unter anderem mit moderner Technologie und konsequentem Recycling. Auch wenn kritische Stimmen behaupten, dass die Pläne nicht aufgehen werden, lohnt sich ein Blick auf das beeindruckende Projekt.

Traditionelle BauweiseIn der 24 Milliarden Dollar teuren Stadt sollen dereinst 40 000 Einwohner und Hunderte Firmen beheimatet sein. Sie müssen auf kei­nen Luxus verzichten, die Lebensqualität soll in Masdar City sogar höher sein als in anderen arabischen Städten. Beispielsweise wird die Temperatur in der Stadt nur 50 Grad betragen. Zum Vergleich: In Abu Dhabi steigt das Thermometer im Sommer bis auf 70 Grad. Erreicht wird das kühle Wunder durch die Kombination modernster Technik und tradi­tioneller Bauweise. Vor dem Zeitalter der Klimaanlage legten die Araber ihre Lehmbau­ten so an, dass sie sich auf natürliche Art selbst erfrischten: Die Häuser wurden niedrig

und eng zusammengebaut, zudem sorgten Windtürme und Springbrunnen für Küh­lung. In Masdar City sollen zudem Frischluft­korridore und Parkanlagen die Temperatur senken. RohstoffkreisläufeAber auch moderne Erfindungen sollen das Leben in der Wüstenstadt angenehm machen. Klimaanlagen und Bodensonden kühlen die Räume. Bei letzteren wird die Kälte aus tieferen Erdschichten an die Ober­fläche gepumpt. Die Energie dafür wird aus Wind­ und Photovoltaikanlagen bezogen. 80 Prozent des Energiebedarfs von Masdar City sollen durch über 87 000 Sonnenkollek­

Mitten in der Wüste von Abu Dhabi entsteht die Stadt der Zukunft: Die Bewohner von Masdar City sollen in gewohntem Luxus leben können, ohne dabei Abfall oder Abgase zu erzeugen. Siemens spielt bei der Umsetzung dieser Vision eine wichtige Rolle.

Die Stadt der Zukunft

Mitten in der Wüste entsteht die Stadt der Zukunft. Siemens ist dabei ein wichtiger Partner (links).

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Die Stadt der Zukunft

Aktueller StandMit dem Bau wurde im Februar 2008 begonnen. Inzwi-schen ist der Komplex rund um das Masdar Institute of Technology and Sciences fertig gebaut. Die Solar-anlage liefert mehr Strom, als die sechs errichteten Gebäude momentan verbrauchen. An der Hochschule von Masdar City wird bereits gelehrt, und seit 2011 ist auch das elektronische Transportsystem mit zwölf Fahrzeugen in Betrieb. Sie haben bis heute bereits 35 000 Personen befördert und 33 000 Tonnen CO2 eingespart.

Siemens ist Teil des futuristischen Projekts und spielt in verschie­denen Bereichen der Ökostadt eine Rolle.

toren gedeckt werden. Eine weitere Energie­quelle sind Biotreibstoffe aus organischem Abfall, denn Abfall im herkömmlichen Sinne wird es in Masdar City nicht geben: Nahezu alles wird wieder verwertet und weiter­verarbeitet. Rohstoffkreisläufe senken den Ressourcenverbrauch. Auch das Wasser wird wieder verwendet. Es ist in der heissen Gegend ein wertvolles Gut und hat dement­sprechend einen hohen Stellenwert in der modernen Stadt. In Masdar City soll der Wasserverbrauch pro Einwohner rund ein Drittel weniger als in anderen Städten betra­gen. Die Gebäude sind mit Wassersystemen ausgerüstet, welche die Ressource einerseits effizient nutzen und andererseits den Kon­sumenten über seinen Wasserverbrauch informieren und so sparen helfen. Gebrauch­tes Wasser fliesst anschliessend beispiels­weise in die Landschaftsgärtnerei. Smart Grid von SiemensSiemens ist Teil des futuristischen Projekts und spielt in verschiedenen Bereichen der Ökostadt eine Rolle. Unterschiedliche Produkte von Siemens werden genutzt, um Energie zu sparen und effizient zu nutzen: So sind herkömmliche Autos in Masdar City tabu. Sie müs sen vor den Toren der Stadt geparkt werden. Innerhalb der Stadt sind nur Elektroautos erlaubt. Allerdings benöti­gen die Einwohner von Masdar City kaum ein eigenes Fahrzeug, denn der öffentliche Verkehr ist gut ausgebaut. Von jedem Punkt in der Stadt ist in maximal 200 Metern eine Haltestelle zu erreichen. Wesentlich für die Stadt ist ein intelligentes Stromnetz von Siemens, ein sogenanntes Smart Grid. Damit kann der Energieverbrauch der Stadt opti­miert werden. Die Fahrzeuge können sowohl Strom aufnehmen, wenn er reichlich vor­handen ist, als ihn auch wieder abgeben, wenn Energie fehlt, beispielsweise nachts. So wird der Energieverbrauch kostengünstiger und gleichzeitig umweltbewusst. In Masdar City soll dereinst gar mehr alternative Energie produziert werden als verbraucht wird. Überschüssige Energie, die bei hoher Sonneneinstrahlung am Mittag generiert wird, kann in Wärmespeichern behalten und später genutzt werden. In einer ersten Phase werden rund 100 Megawatt Strom herge­stellt. Die Energieproduktion wächst mit der Grösse der Stadt, um stets die neueste Technik verwenden zu können. Die Hochschule in Masdar City, das Masdar Institute of Tech nology and Sciences, produziert bereits dreissig Prozent ihrer benötigten Energie selbst, durch Solaranlagen auf dem Dach des Gebäudes. Zudem wird auf einen geringeren Energieverbrauch innerhalb der Häuser gesetzt: Gebäude managementsysteme sor­gen automatisch für optimale Licht­ und

Wärmeverhältnisse und kontrollieren, dass nicht unnötig Energie verpufft. In Masdar City sollen auch fossile Energiequellen ver­bessert werden. CO2 soll in Zukunft möglichst effizient aus dem Rauchgas fossil befeuerter Kraftwerke abgeschnitten und anschliessend gespeichert werden können.

Das vom renommierten englischen Architektur-büro Sheppard Robson entworfene und ge-meinsam mit Siemens Real Estate optimierte Gebäude für die zukünftige regionale Siemens-Zentrale wird höchste Anforderungen hin-sichtlich Architektur, Energieeffizienz und Aus-stattung erfüllen (oben).

Frischluftkorridore wie hier beim Masdar Institute of Technology and Sciences senken in Masdar City die Temperatur (Mitte).

Herkömmliche Autos müssen vor den Toren der Stadt geparkt werden. Innerhalb der Stadt sind nur Elektroautos erlaubt (unten).

Zusammenarbeit von Siemens und Masdar Institute of Technology and Sciences Das Institute of Technology and Sciences ist eines der ersten Projekte, das in Masdar City realisiert wurde. Die Hochschule hat sich der Entwicklung von nachhaltigen und umwelt­schonenden Technologien verschrieben. Siemens Energy und das Institut wollen in den nächsten Jahren weiter zusammenarbeiten. Um eine rege Zusammenarbeit zu gewähr­leisten, wird die Siemens­Unternehmens zen­trale im Nahen und Mittleren Osten nach Masdar City umziehen. Gemeinsam wird unter anderem an intelligenter Gebäudetech­nik und Strom netzen geforscht und Ver­fahren zur CO2­Abscheidung und ­Speiche­rung entwickelt. Ein Kompetenz zentrum für Gebäudetechnik und ein Förderzentrum für Führungskräfte sollen in der Stadt an ge­siedelt werden und durch Bildungsprogram­me, Stipendien und Fördermittel die Zu­sammenarbeit langfristig fördern.

8 Text Niklaus Baer C Fotos Siemens

Smart Buildings – für das Smart Grid von morgen unverzichtbarDas Stromnetz der Zukunft muss intelligent werden, vor allem, um die grossen Mengen an schwankendem Wind­ und Solarstrom sowie die zunehmende Zahl an kleinen, dezentralen Energieerzeugern integrieren zu können. Dabei ist es auf das intelligente Gebäude angewiesen. Erst das Smart Building erlaubt dem Smart Grid, sein volles Potenzial auszuschöpfen.

In den kommenden Jahren wird der weltweite Energieverbrauch deutlich zunehmen – bis zum Jahr 2030 um gut 60 Prozent. Es liegt nahe, diesen Energiebedarf umwelt­ und klima­verträglich zu decken und den Anteil an er­neuerbaren Energiequellen zu steigern. Aller­dings sind die heutigen Energieversorgungs­netze weder für den steigenden Strombedarf noch für den zunehmenden Anteil regenera­tiver, stark schwankender Stromerzeugung ausgelegt. Eine Lösung für die Herausforde­rungen liegt im Smart Grid, dem intelligenten (Strom­)Netz. Das Smart Grid soll dereinst die Stromerzeuger mit den elektrischen Ver­brauchern, vorhandenen Speichern sowie mit

den Übertragungs­ und Verteilnetzen kom­munikativ vernetzen und intelligent aufein­ander abstimmen. Durch die automatische Steuerung und Kontrolle von Verbrauchsan­lagen wird die Netzlast nivelliert, was die Versorgungssicherheit erhöht und teure Last­spitzen verhindert. Das Gebäude steht heute in diesem Energiediagramm mit einem welt­weiten Anteil von rund 40 Prozent vor allem noch auf der Seite der Energieverbraucher. Bereits jetzt reduzieren moderne Gebäude durch intelligente Regelungstechnik den eige­nen Energieverbrauch im gleichen Umfang wie dämmungstechnische Massnahmen. Das Smart Building kann aber mehr: Neben seiner

hohen Energieeffizienz ist das Gebäude in der Lage, selbst Energie zu produzieren und diese zu speichern. Darüber hinaus kann es durch Lastverschiebung «selbst bestimmen», wann Energie konsumiert wird. In Zukunft wird also nicht nur der Verbrauch voraus­schauend berücksichtigt, sondern auch die Energieerzeugung. Diese Funktion macht das Smart Building für das Smart Grid uner­setzbar.

Lokale Produktion und SpeicherungGebäude werden in Zukunft in zunehmendem Masse selber zum Kraftwerk, indem sie mit Solardächern oder je nach geografischer Lage

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Das intelligente Gebäude von morgen kann selbst Energie zu produzieren und speichern. Durch Lastverschiebung kann es zudem den Zeitpunkt des Energiekonsums «selbst bestimmen».

Um den Herausforderungen des Strommarktes in Zukunft Herr zu werden, sollen dereinst Stromerzeuger, elektrische Verbraucher, Speicher und Übertragungs-/Verteilnetze intelligent aufeinander abstimmt werden.

Das Haus wird selbst zum Kraftwerk. Die Energieüberschüsse aus Sonnen- und Windkraft müssen aber irgendwo zwischengespeichert werden.

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mit Windturbinen ausgerüstet werden. In den meisten Fällen produzieren die Gebäude zwar Strom für den Eigenbedarf, aber sie speisen gleichwohl einen Teil ihrer produzierten Energie in öffentliche Netze ein. Die Energie­überschüsse aus den schwankenden Ein spei­sungen müssen irgendwo zwischengespeichert werden, was heute hauptsächlich mittels bewährter Pumpspeicherkraftwerke geschieht. Andere leistungsfähige Energiespeicher sind noch nicht weit verbreitet. Wünschenswert wären dezentrale Energiespeicher in der Nähe dezentraler Erzeugungsanlagen. Diese werden mit Hochdruck entwickelt, und es ist damit zu rechnen, dass in naher Zukunft entspre­chende Lösungen auf den Markt kommen werden. Neben der konventionellen Batterie­speicherung prüfen Experten verschiedene Alternativen. Eine stark diskutierte Möglich­keit ist die Umwandlung von elektrischer Energie in Wasserstoff. Basis dafür ist die PEM (Proton Exchange Membrane)­Technologie, bei der Wasser durch elektrischen Strom in Wasserstoff und Sauerstoff gespaltet wird. Mit der Produktion von Wasserstoff steht ein Energieträger zur Verfügung, der sich spei­chern und universell einsetzen lässt. Aller­dings besteht heutzutage beim Wirkungsgrad der Umwandlung von elektrischer Energie

in Wasserstoff und umgekehrt noch Optimie­rungsbedarf. Eine andere mögliche Option ist, überschüssige Energie in Form von Kälte in einem Eisspeicher einzulagern. Und natür­lich ist auch die Speicherung mittels Elektro­autos eine vieldiskutierte Option. Fahrzeuge könnten an den Ladestationen Windstrom oder Solarstrom aufnehmen. Wenn die Ener­gienachfrage steigt, würden die Autos dann Strom ins Netz zurückspeisen.

Das Zauberwort heisst LastverschiebungIm Weiteren zeichnet sich noch ein ganz an­derer Baustein im Mosaik der Lösungen ab. «Lastverschiebung» heisst das Zauberwort. Die Idee besteht darin, elektrische Verbrau­cher in Gebäuden so zu steuern, dass sie vor allem dann eingesetzt werden, wenn der Strom billig ist. Bei Dunkelheit oder Windstille hingegen würden sich die elektrischen Geräte soweit möglich abschalten. Kühlschränke, Waschmaschinen oder Geschirrspüler in Haus­halten einerseits und Kühl­ und Lüftungs­anlagen in Zweckbauten andererseits werden deshalb immer intelligenter, verfügen über hochintegrierte Informations­ und Kommuni­kationstechnik und messen mit Hilfe von Sensoren und einer ausgeklügelten Datenver­arbeitung ihren aktuellen Verbrauch. Zudem können sie nach aussen – etwa via Powerline­Technologien – ihren Zustand kommunizieren. So könnten sich Kühlschrank, Gefriertruhe, Waschmaschine und Geschirrspüler «abspre­chen», wann welches Gerät aktiv wird. Auch hier würde der Kunde billigen Strom nutzen und der Energieversorger könnte seine

Spitzenlasten vermeiden – oder auch lokale Energieerzeugungseinheiten, etwa zur Kraft­Wärme­Kopplung, zuschalten. Das wäre ein Paradigmenwechsel, denn heutzutage richten Kraftwerke ihre Erzeugung am Verbraucher aus, das heisst an dem, was Haushalte, Fabri­ken und Büros benötigen. Künftig wäre es genau umgekehrt: Die Gebäude würden ihren Stromverbrauch nach dem Energieangebot ausrichten. Der Verbrauch folgt also der Pro­duktion. Es liegt auf der Hand, dass bei sol­chen künftigen Netzen, welche dezentrale Energieerzeuger mit einbeziehen, keine zen­tralisierte Steuerung mehr möglich ist. Viel­mehr werden die individuellen Bedürfnisse der Konsumenten auf lokaler Ebene durch eingebettete Systeme unterstützt, die eine Vielzahl von Daten berücksichtigen können.

Gebäude als digitale SystemeWie wir sehen, kommt Gebäuden als Energie­produzenten und ­speicher, aber auch als intelligente Konsumenten im zukünftigen Energienetz eine zentrale Rolle zu. Dies bedeu­tet auch ein enormes Potenzial für die intel­ligente Gebäudeautomation. Gebäude müssen zu eigentlichen digitalen Systemen werden, die ihrerseits ein gesamtheitliches Manage­ment erlauben. Damit dies überhaupt möglich wird, sind künftig innovative Kommunikations­technologien und Gebäudetechnik­Systeme gefragt. Die elektrotechnischen Gewerke in den Gebäuden wachsen so mithin zusammen. Das wird zuerst bei Zweckbauten spürbar sein, die Wohnbauten werden dann relativ bald folgen.

10 Text Eray Müller C Fotos Siemens

Im Januar 1997 wurde das Prüf­ und Valida­tioncenter (PCW) auf dem 35 Hektar grossen Gelände eines ehemaligen Flugplatzes der britischen Royal Air Force eröffnet. Auf dem rund 28 Kilometer langen Schienennetz können Nahverkehrs­, Regional­ und Fernver­kehrszüge unter Realbedingungen getestet werden. In diesem Jahr feiert die modernste Test­Infrastruktur Europas ihr 15­jähriges Bestehen.

Ganz Europa auf sechs Kilometern

Bahnbetreiber erwarten Innovationen, die be­reits vom ersten Tag an funktionieren. Doch Tests und Erprobungen werden für Betreiber aufgrund der zunehmenden Auslastung öffent­licher Gleise immer schwieriger. Das akkre­ditierte und zertifizierte Prüf­ und Validation­center Wegberg­Wildenrath ist die konsequente Antwort auf die veränderten Bedingungen. Es bietet massgeschneiderte Prüfdienst leis­tungen für Bahnsysteme aus einer Hand. Bahnunternehmen können im PCW ihre indi­viduellen Verkehrssysteme bereits vor dem Einsatz testen und mögliche Änderungen und Ergänzungen unter Praxisanforderungen bewerten. Im PCW können auch extreme Test­bedingungen mit hohen Verkehrslasten reproduziert werden, die auf einer Betreiber­strecke nicht möglich wären. Bei den Prü­fungen auftretende Fehler oder Mängel kön­nen direkt vor Ort in den Werkstätten beho­ben werden. Nicht zuletzt lassen sich durch die Nutzung des PCW auch die Entwicklungs­zeiten meist deutlich verkürzen. Durch in­tensive Schulungen im praktischen Einsatz ermöglicht das PCW seinen Kunden die erfolg­reiche Betriebsaufnahme mit neuen Fahr­zeugen oder Systemen.

Realistische BedingungenDie Gleisanlage bietet eine Test­Infrastruktur, die auf dem neuesten Stand der Technik für praktisch alle europäischen Bahnsysteme ist. Als Infrastruktur stehen im PCW zwei Test­ringe für Prüfungen bis 100 beziehungsweise bis 160 Stundenkilometer und drei weitere Testgleise in Normal­ und Meterspur zur Ver­fügung, die auch Spezialstrecken mit engen Kurvenradien und Steigungs­ sowie Gefäll­strecken beinhalten. Insgesamt kommt das Schienennetz im PCW auf eine Länge von etwa 28 Kilometer. Zur Prüfung der Infrastruktur kann in Wegberg­Wildenrath die Stromversor­gung für alle gängigen Systeme, einschliess­lich der dritten Schiene, für Metros und Fahr­zeuge für den deutschen sowie den britischen Markt getestet werden. Im Bereich der Siche­rungs­ und Signaltechnik bietet das PCW ein elektronisches Stellwerk sowie die Ausrüstung für alle gängigen Zugbeeinflussungs­ und

Das PCW befindet sich auf einem 35 Hektar grossen Gelände eines ehemaligen Flug platzes der britischen Royal Air Force.

Auf dem rund 28 Kilometer langen Schienen-netz können Nahverkehrs-, Regional- und Fernverkehrszüge unter Realbedingungen getestet werden.

Alle drei Minuten kann auf dem grossen Test ring T1 ein Grenzübertritt simuliert werden.

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Kommunikationssysteme wie ETCS, GSM­R, PZB und FTGS. Das Prüfcenter testet Systeme und Produkte sowohl von Siemens als auch von externen Kunden unter realistischen Bedingungen. Es gibt nahezu nichts, was hier nicht getestet werden kann.

Siemens baut Prüfcenter ausSiemens wird demnächst die neue 7500 Quadratmeter grosse und zwölf Meter hohe sowie rund zwölf Millio-nen Euro teure Multifunktionshalle eröffnen. Sie wird Siemens beste Bedingungen für Reparatur, Instand-haltung und Service der unterschiedlichen Züge nach modernen Anforderungen bieten. Seit der Eröffnung des PCW vor 15 Jahren hat Siemens nach eigenen An-gaben über 127 Millionen Euro am Standort Wegberg-Wildenrath investiert. Der aktuelle Ausbau ist ein klares Bekenntnis von Siemens zum Standort.

ETCS in der SchweizSiemens rüstet einen Grossteil des 3000 Kilometer umfassenden Streckennetzes der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) mit dem europäischen Zug-beeinflussungssystem (ETCS) vom Typ Trainguard 100 aus. Das Auftragsvolumen beläuft sich auf rund 125 Millionen Euro. Der Vertrag umfasst die Umrüs-tung der bestehenden Zugsicherung auf ETCS Level 1 Limited Supervision sowie die Wartung der installier-ten Signaltechnik für 25 Jahre. Als Basiselemente des ETCS übertragen 5300 Signalschalteinheiten vom Typ MiniLEU S11 Informationen von den Strecken-signalen auf die Schienenfahrzeuge. Die MiniLEU S11 verfügen über Solarzellen, wodurch sie rund 90 Pro-zent weniger Energie verbrauchen als konventionelle kabelgebundene Einheiten. Die Lieferung erfolgt etappenweise bis 2017.

Weltweite Referenzen Angefangen mit der Elektrolokomotive Bau­reihe 152 für die Deutsche Bahn wurden im PCW viele weitere Lokomotiven getestet. Trieb­züge wie der ICE 3 oder der ICE T haben hier ebenso wie der Heathrow Express oder die zahlreichen Desiro UK­Züge ihre ersten Run­den gedreht. Wichtige Referenzen sind auch die U­Bahnen für München, Bangkok und Athen sowie die Stadtbahn für Bursa und die Strassenbahn für Stuttgart.

Grenzüberschreitender VerkehrAlle drei Minuten kann auf dem grossen Test­ring T1 ein Grenzübertritt simuliert werden. Der sechs Kilometer lange T1 ist in zwei Speis­abschnitte unterteilt. Dies ermöglicht die Abbildung eines realistischen Bahnverkehrs quer durch ganz Europa – schnell und unkom­pliziert. Die Einrichtungen für ETCS Level 1 und 2 sind hier fest installiert. So wird mit der Infrastruktur die Voraussetzung für einen reibungslosen Grenzverkehr geschaffen. Temporär kann der grosse Testring auch mit anderen Signalkomponenten ausgerüstet werden, damit Tests ohne Verzögerungen durchgeführt werden können.

railGATE ab 2013 Jüngstes Projekt, das auf dem Gelände des PCW realisiert wird, ist «railGATE» – eines von vier Testfeldern des neuen Satelliten­Naviga­tionssystems «Galileo». Das Konkurrenzsystem zu seinem militärischen Vorgänger «GPS» wird voraussichtlich 2013 seinen Betrieb auf­nehmen und soll wesentlich präziser, zuver­lässiger und sicherer sein. Mit insgesamt acht sogenannten Pseudolites, montiert auf 30 Meter hohen Sendemasten, werden im PCW seit 2010 Galileo­Signale simuliert und so zukünftig innovative Applikationen im Schie­nenverkehr getestet – darunter das automa­tische Rangieren, die metergenaue Positions­bestimmung von Zügen, kontinuierliche Abstands­ und Geschwindigkeitsmessungen oder der satellitengestützte Fahrbetrieb mit verkürzten Zugabständen. Darüber hinaus können völlig neue Anwendungen wie die Satelliten­Überwachung und ­Steuerung von

Auch der TÜV Rheinland nutzt die umfang-reichen Prüfeinrichtungen.

Die neue Lokomotiven-Generation Vectron von Siemens auf Testfahrt im PCW.

Zügen auf wenig befahrenen Strecken, bei denen der Aufbau einer ETCS­Infrastruktur nicht wirtschaftlich wäre, geprüft und betriebs­sicher gemacht werden. Die Präzision des neuen Navigationssystems ermöglicht ganz neue Ortungs­ und Sicherheitssysteme für den Zugverkehr. Im Zusammenspiel mit Fahrer­assistenzsystemen könnte mit Galileo die Zugfolge immens verkürzt werden, das heisst, dass daher mehr Züge im gleichen Zeitraum auf einem Gleiskorridor fahren könnten. Galileo kann im Prinzip ein Fahrzeug mit einer Genauigkeit von unter einem Meter orten, bei GPS liegt die Genauigkeit dagegen zwischen 10 und 15 Metern.

Zahlreiche Innovationen wurden in Wallisellen entwickelt, beispielsweise das Integra-Zug-sicherungssystem, verschiedene Stellwerks-typen oder das Leitsystem Iltis.

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Investition in die ZukunftDas Zentrum der Schweizer Bahnsicherungstechnik liegt in Wallisellen. Am Schwei­zer Hauptsitz der Siemens­Divisionen Mobility and Logistics und Rail Systems sind rund 650 Mitarbeitende beschäftigt. Mehr als 120 Entwickler sorgen dafür, dass die Produkte­ und Systempalette laufend ausgebaut wird. Ein wichtiges Standbein ist hierbei auch die Produktion in Wallisellen. Siemens investiert darum einen Millionenbetrag in die Modernisierung der Fertigungsanlagen und ­prozesse.

Text Benno Estermann C Fotos Siemens Schweiz

Zahlreiche Innovationen aus Wallisellen sind nicht nur in der Schweiz, sondern mittlerweile auch rund um den Globus im Einsatz, bei­spielsweise das über 80­jährige Integra­Zug­sicherungssystem, verschiedene Relais­ und elektronische Stellwerkstypen oder die solar­betriebene Signalschalteinheit Mini­LEU. Auch wenn immer mehr softwarebasierte Pro­dukte und digitale Systeme Einzug halten, sind für die Sicherheit von Bahnsicherungsan­lagen nach wie vor viele mechanische Kom­ponenten von zentraler Bedeutung. In diesem Bereich ist Siemens in Wallisellen seit Jahr­zehnten sehr aktiv. Zu den wichtigsten Pro­dukten gehört der Klinkenverschluss CKA. Dieses System stellt sicher, dass die Weiche fest und sicher verschlossen bleibt, wenn ein Zug darüberfährt.

Made in SwitzerlandIm letzten Jahr wurde in Wallisellen der fünf­zigtausendste CKA gefertigt. Der Klinkenver­schluss setzt bezüglich Sicherheit und Verfüg­barkeit Massstäbe: Seit dem Produktions­beginn im Jahre 1998 konnten sämtliche Wei­chenstellsysteme zu 100 Prozent fehlerfrei hergestellt und eingesetzt werden. Diese Tat­sache verdeutlicht die Zuverlässigkeit dieses Produktes, das von den Walliseller Ingenieuren laufend weiterentwickelt wird. Zu erwähnen

ist beispielsweise die Legierung aus Alumi­niumbronze. Dieses Material hat den Vorteil, dass es eine «selbstschmierende» Eigenschaft besitzt. Dadurch reduzieren sich die Abnüt­zung und der Wartungsaufwand für die Bahn­betreiber enorm, was natürlich wiederum die Kosten tief hält. Der anhaltende Erfolg die­ser Eigenentwicklung ist einer der Gründe für die Modernisierung der Fertigungsanlagen. Die Deutsche Bahn hat ihren Rahmenvertrag für die Lieferung des Systems um zwei weitere

Jahre verlängert. Weitere zufriedene Kunden sind die SBB, Bahnbetreiber aus den Benelux­Staaten, Österreich und Norwegen. Diese Erfolgsgeschichte soll natürlich weitergeführt und ausgebaut werden.

Qualität und Kosten im GriffMit der Modernisierung der Produktion will Siemens die Produktivität weiter optimieren und die Liefer­ sowie Konkurrenzfähigkeit sicherstellen. Wichtigster Punkt ist der Ersatz des bestehenden flexiblen Fertigungssystems (FFS) mit neuen Maschinen. Zudem wird das gesamte Layout der Fabrik optimiert. Dabei vertrauen die Verantwortlichen auf einen schlanken Produktionsprozess (Lean Produc­tion), der auf dem Siemens­Produktionssystem basiert und sich konzernweit auf der ganzen Welt bewährt hat. Das neue flexible Fertigungs­system wird in der bestehenden historischen Shed­Halle, jedoch an einem neuen Standort aufgebaut. Dies hat den Vorteil, dass dank kürzeren Wegen alle vor­ und nachgelagerten Prozesse und Arbeitsschritte effizienter ge­staltet werden können. Investiert wird auch ins Rohmateriallager, das rundum saniert wird. Mit diesem Gesamtkonzept wird in Wallisellen die Philosophie des Siemens­Produktions­systems konsequent umgesetzt und somit der Fertigungsstandort weiter gestärkt.

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Wenn wir den Namen Siemens erwähnen, wächst das Vertrauen unserer Kunden.Roland Mack, Geschäftsführer Europa-Park

Von einem Deck seitlich der grossen Bühne aus nimmt das Projektteam Messungen vor.

Alle rund 100 Attraktionen laufen mit Siemens-Technik, so auch die Hochgeschwindigkeits-Achterbahn Silver Star.

Text Eray Müller C Fotos Cirque du Soleil / Europa-Park

Abenteuer, Akrobatik, AutomatisierungSiemens ist nicht nur in der Industrie, sondern auch im Entertainment­Bereich stark vertreten. So beispielsweise im Europa­Park im deutschen Rust oder im Cirque du Soleil in Las Vegas.

Der Europa­Park Rust ist eine Erfolgsstory. Und Siemens ist seit bald 40 Jahren an dieser Erfolgsstory beteiligt. Alle rund 100 Attrakti­onen laufen mit Automatisierungs­, Schalt­, Steuerungs­, Antriebs­ und Sicherheitstechnik von Siemens. Auch im Hotel Colosseo, einer spektakulären Kombination eines römischen Kolosseums mit italienischer Stadtarchitektur, ist die komplette elektrische Ausstattung von Siemens.

Antikes Rom in High-TechSiemens hat die 1450 Zimmer komplett mit elektrischer Installationstechnik ausgestattet: Von der Energieversorgung und ­verteilung, Kommunikation, Heizungs­ und Klimasteue­rung bis zur Sicherheitstechnik. Die Stromver­

teilung wurde mit dem Planungstool Simaris design angepasst, hinter der Fassade steckt modernste Instabus­Technik mit 220 Kilo­metern Kabel. Mit dem Gebäudeautomations­system Desigo kann das Hotel vom Computer aus gesteuert werden. Fehlersichere SteuerungSchon von Weitem hört man die Schreie. Direkt unter einem 73 Meter hohen Aufbau ist die Steuerung des Silver Star untergebracht, der viertschnellsten Achterbahn Europas. In einer Glaskabine sitzt der Betriebsführer Reinhard Egner und beobachtet an mehreren Monitoren den Ablauf. «Wir haben eigent lich drei Steuerungen», erklärt Egner. «Eine Simatic S7­300 steuert, die zweite überwacht die erste, und die dritte – eine Simatic S7­200 – steuert auch, aber mit einem anderen Programm, so dass ein Ausfall der Anlage prak­tisch ausgeschlossen ist.» Drei Minuten dau­ert die Fahrt. Dass die Achterbahn höchsten

Sicherheitsanforderungen genügt, versteht sich von selbst. Etwa 300 Sensoren sind an der 1800 Meter langen Strecke angebracht. Falls das System eine Unregelmässigkeit feststellt, wird alles sofort unterbrochen.

Absolute Sicherheit das A und OAuch in Las Vegas, wo Cirque du Soleil die Show «KÀ» aufführt, ist die absolute Sicher­heit das oberste Gebot. Im Mittelpunkt der 150 Millionen Dollar teuren Show steht die gigantische, 50 Tonnen schwere Hauptbühne, die sich bis zu 100 Grad neigen kann und um 360 Grad rotiert, während Artisten darauf ihre Kunststücke vorführen. Bei diesem Spek­takel spielt Software von Siemens eine wich­tige Rolle. «Für eine Show, die zweimal täglich und fünfmal in der Woche gespielt wird, sind Verlässlichkeit und die Präzision in den sich wiederholenden Abläufen Schlüsselfaktoren», weiss Siemens­Ingenieur Ian Hall. Da die Bühne permanent im Einsatz ist, behalfen sich die Siemens­Ingenieure mit einer Software­Simulation, der NX Motion. Mit ihrer Hilfe

erstellten sie ein virtuelles Modell der Bühne, in dem sich alle mechanischen, elektrischen und elektronischen Komponenten integrieren und testen liessen. So gelangen Hall und seinen Kollegen wesentliche Verbesserungen. Auch die Akteure profitieren: Ein Vibrieren der Bühne, das die Bühne in leichte Schwan­kungen versetzte, umgingen die Siemens­Kollegen, indem sie ein neues Beschleuni­gungsprofil entwarfen. Und durch den Einsatz des Automatisierungssystems Simotion konnte die Redundanz – das heisst, dass Funk­tionalitäten mehrfach zur Verfügung stehen – erhöht werden. «Hier haben wir einige potenzielle Fehlerquellen beseitigt, welche die Show hätten gefährden können», so Ian Hall.

Statt den Müll umzuladen, wird der komplette Kehrichtwagen mit einem Gewicht von 9,5 Tonnen an die Seilbahnkabine gehängt.

Zwei unabhängige Antriebe garantieren, dass die Gäste zuverlässig auf die Bettmeralp fahren können.

14 Text Nadine Paterlini C Fotos Procam

Die Seilbahn vom Talboden im Wallis auf die Bettmeralp auf 1933 Meter über Meer ist die Nabelschnur für den Ferienort: Skifahrer, Wanderer und Einheimische werden damit transportiert, denn die Bettmeralp ist autofrei. Esswaren, Baumaterialien und Heizöl werden aus dem Tal heraufgeholt und der Abfall nach unten gebracht. Damit der Müll nicht umgeladen werden muss, wird der Kehrricht­wagen mit einem Gewicht von über neun Tonnen unten an die Seilbahnkabine gehängt.

Bis zu 1000 Personen pro StundeIn der Wintersaison transportiert der Zubrin­ger zur Bettmeralp knapp eine halbe Million Feriengäste. Ein Ausfall der Seilbahn wäre daher gravierend. 1992 wurden deshalb ein zweiter, unabhängiger Antrieb und eine neue Steuerung eingebaut. Damit lief die Bahn in den letzten 19 Jahren zuverlässig. Es wurde aber immer schwieriger, Ersatzteile zu finden. Die Bettmeralp­Bahnen entschieden sich deshalb, die Antriebe inklusive Steuerungen zu ersetzen. Für die Umsetzung wurde die Firma Sisag aus Altdorf beauftragt. Beat Bossi, Leiter Technik: «Ein wesentlicher Unterschied zu industriellen Anwendungen sind die hohen Ansprüche an die Personensicherheit: Die Kabine der Pendelbahn fährt mit acht Metern pro Sekunde. Vor den Stationen muss sie rechtzeitig abbremsen.» Dazu dient ein sogenanntes Kopierwerk, das die Geschwin­digkeit der Bahn regelt und überwacht.

Unabhängige Sicherheitssteuerung «Bei der fehlersicheren Steuerung haben wir uns für ein Siemens­Produkt entschieden,

weil dieses im Safety­Bereich die grösste Modularität anbietet sowie eine grosse Aus­wahl an dezentralen Geräten bietet», so Bossi. Die Steuerung überwacht den Sollwert und die effektive Geschwindigkeit mit Hilfe diverser Sensoren, die an der Motorenwelle an ge bracht

sind oder direkt die Seilgeschwindigkeit über­wachen. Fährt die Kabine zu schnell, leitet die Sicherheitssteuerung eine Bremsung ein.

Signale aus der KabineNeben den Betriebsdaten werden diverse wei­tere Sensoren überwacht. Sollte zum Beispiel die Fangbremse oder ein Not­Aus­Taster in der Kabine betätigt werden, muss der Motor sofort gestoppt und die Pendelbahn gebremst werden. Hierzu wird ein induktives Fern­wirksystem eingesetzt, dessen Funktion eben­falls von der fehlersicheren Steuerung über­wacht wird. Fehlersicher bedeutet hier, dass die eigenen Funktionen überwacht werden. Läuft etwas schief, wechseln die Geräte in einen definierten, sicheren Zustand.

Umbau in fünf WochenDamit der Umbau reibungslos innerhalb von fünf Wochen über die Bühne ging, testeten die Ingenieure bei Sisag die Anlage bereits im Werk penibel auf alle Funktionen. Dabei schätzten sie den engen Support von Sie­mens, von der Konzeptphase bis zur Inbe­triebnahme vor Ort.

Wenn die Kabine mit 125 Feriengästen auf die Bettmeralp fährt, ist Sicher­heit das oberste Gebot. Die Seilbahn wird deshalb von einer fehlersicheren Steuerung überwacht, die zusammen mit den An­trieben und den Haupt­steuerungen modernisiert wurde.

Sicherheit für die Fahrgäste

Der Steuerungsbauer SisagDie Firma Sisag ist eine von zwei grossen Steue-rungsbauern in der Schweiz für Seilbahnen. Sie ent-wickelt sowohl Systeme für Pendelbahnen, Stand-seilbahnen als auch Umlaufbahnen mit Gondeln oder Sesseln. Seit rund 10 Jahren setzt Sisag auf die Failsafe-SPS von Siemens. Das Unternehmen ist zu-dem Solution Partner von Siemens in den Bereichen S7, Safety Integrated und HMI.

Die Bettmeralp ist autofrei – die Seilbahn ist der wichtigste Zubringer.

Übersichtlich lässt sich der Lastverlauf einzel-ner Geschäftseinheiten mit Kurven der WinCC-Grafik visualisieren. Im Hintergrund läuft die Langzeitarchivierung der Energie daten.

Seit Januar 2011 läuft das Energie-und Last-management-System bei Coop in Gossau reibungslos.

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Sicherheit für die Fahrgäste Kein Kilowatt zuviel Betriebliches Energie­management gewinnt mit Blick auf steigende Energie­kosten und Klimaschutz zunehmend an Bedeutung. Coop forciert mit der Initiative «CO2­neutral bis 2023» Massnahmen zur Senkung des Energiebe­darfs. Energiemanagement ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Das zeigt ein Pilotprojekt mit Simatic powerrate for WinCC im Coop­Verteilzentrum in Gossau SG.

Text Nadine Paterlini C Fotos Felix Wey

Boppart Automation AGZu den zentralen Dienstleistungen der Boppart Auto-mation AG gehört die Planung und Erstellung von speicherprogrammierbaren Steuerungen in Gebäude- und Industrieautomationen sowie damit im Zusam-menhang stehende Dienstleistungen.

Coop Mit der Vision «CO2-neutral bis 2023» hat Coop bis 2023 Klimaschutz-Massnahmen fixiert, die zum einen die Senkung des Energiebedarfs und zum anderen die vermehrte Nutzung erneuerbarer Energien vorse-hen. Die sukzessive Einführung eines Energiemana-gements ist Teil dieser Massnahmen.

Mitten in der Nacht beginnt bei Coop in Gossau der Betrieb in der Bäckerei. Auf Hochtouren laufen die Maschinen bis am Morgen, bevor andere Anlagen in Betrieb gehen. Anders die Metzgerei: Fleisch­ und Wurstwaren werden tagsüber hergestellt – genau dann, wenn auch weitere wichtige Anlagen in Betrieb sind. «Da ist der Einsatz des Lastmanagements gefordert, um den Spitzen­Energieverbrauch zu senken», sagt Kurt Neff, Leiter Technischer Dienst im Verteilzentrum Gossau. «Die genaue Kenntnis des Verbrauchsprofils ermöglicht das Aufspüren von Einsparpotenzialen, einen effizienten Energiebezug und damit eine Senkung der Energiekosten. Die Überwachung des Leistungslimits durch das Lastmanage­ment hilft, hohe Leistungsspitzen beziehungs­weise Energiekosten zu senken.» Priorität hat für den Technischen Dienst jedoch eine intelligente Verteilung von Zeitfenstern für die Produktion bzw. Verlagerung von Prozes­sen im Tagesverlauf.

Lastspitzen brechenDie Veränderung der Strompreise war für Coop unter anderem der Ausgangspunkt, sich inten­siv mit dem Thema «Energiemanagement» zu befassen. Lastmanagement wurde bei Coop im Zuge neuer Verträge mit Energielieferan­ten im Januar 2011 eingeführt – als Konse­quenz einer veränderten Stromabrechnung. Beim Lastmanagement entschied sich Coop für Simatic powerrate for WinCC von Siemens. «Wir waren auf der Suche nach einer zentra­len, offenen Lösung, auf die aufgebaut werden kann mit weiteren Analysetools», erläutert Neff die Entscheidung. WinCC als Basis mit powerrate habe sich hier angeboten. Mit Sima­tic powerrate for WinCC können konkrete

Schritte unternommen werden, um den Ener­gieverbrauch zu überwachen, zu analysieren und mit gezielten Massnahmen zu senken.

Komfortabel und sicherMit dem neuen, integrierten Energiemanage­ment werden Verbrauchsdaten in den zwei Grossgebäuden erfasst. Insgesamt sind 26 Ver­

Das Coop-Verteilzentrum Gossau nimmt mit dem neuen Energie- und Lastmanagementsystem eine Vorreiterrolle bei Coop in der Schweiz ein.

braucher an das Lastmanagement gekoppelt. Neff erläutert die Vorteile: «Powerrate eröff­net uns die Möglichkeit, detaillierte Infos über den Energiefluss zu erhalten und diesen nachhaltig zu steuern.» Im Ergebnis ermög­lichte das Lastmanagement mit powerrate laut Neff 10 bis 15 Prozent Spitzenenergie und rund 1200 Franken im Monatsdurchschnitt einzusparen. Neff: «WinCC bietet viele Möglich­keiten darauf aufzubauen.» Powerrate for WinCC hat auch Engineering­Dienstleister Markus Boppart überzeugt: «Das System bietet viele Bordmittel, die schon integriert sind und dem Anwender Arbeit abnehmen.» Zufrie­den ist Boppart ebenso mit dem Support von Siemens: «Bei unerwarteten Schwierigkeiten griffen wir auf die Unterstützung von Siemens zurück. Die erfahrenen Spezialisten haben dann zeitnah geholfen, so dass das System sogar ohne Unterbruch weiter laufen konnte.»

16 Text Walter Rüegg C Fotos Felix Wey

Fällt das Stichwort «erneuerbare Energie», denken die meisten an Solaranlagen oder an Windkraftwerke, nicht aber an Kehrrichtver­brennungsanlagen. Auch diese werden den erneuerbaren Energien zugerechnet, da der Abfall zu einem hohen Anteil aus Biomasse besteht. Kehrichtverbrennungsanlagen tragen mit 1,5 Prozent zum Schweizer Strommix bei. Im Vergleich dazu sind die 0,13 Prozent der Photovoltaik und die 0,06 Prozent der Windräder ein viel kleinerer Beitrag zur nach­haltigen Stromproduktion.

Fernwärme und StromDer Abfall der Stadt Zürich und einiger angren­zender Gemeinden wird im KHKW Hagenholz verwertet. Die Anlage wurde in den letzten zehn Jahren komplett modernisiert: Mit einer Leistung von 84 Megawatttherm heizt sie über das Fernwärmenetz diverse Gebäude in Zürich­Nord und liefert heissen Prozessdampf an die Universität oder an Wäschereien und ver­sorgt umgerechnet 80 000 Wohnungen. Daneben produziert eine Dampfturbine mit einer Leistung von 17 Megawatt Strom. Ins­gesamt verwertet die Anlage heute 70 Prozent der Energie, die im Abfall steckt.

Autonome SteuerungEine Tonne Abfall entspricht dem Heizwert von rund 300 Litern Heizöl. Damit die Verbren­nung möglichst kontinuierlich abläuft, wird

der Abfall im Abfallbunker vermischt, damit der Brennwert ausgeglichen wird. Manchmal kommt es vor, dass der Abfall bereits im Bun ker zu brennen beginnt, weil jemand leicht ent­zündlichen Müll entsorgte. Der Abfall wird des­halb von Infrarotkameras überwacht. Im Not­fall können einzelne Sektoren gelöscht wer­den. Geregelt wird die Verbrennung über die Luft­ und Abfallzufuhr. Die Operateure über­wachen dabei die Vorgänge. Eingreifen müssen sie selten, denn die beiden Verbrennungsli­nien werden über autonome SPS­Steuerungen aus der S7­400­Reihe von Siemens gesteuert.

Neues LeitsystemDamit der Wirkungsgrad hoch gehalten werden kann, ist das Leitsystem wesentlich. Es steu­ert die Anlage im optimalen Betriebspunkt.

Die Menge und die Qualität des Abfalls ändern sich ständig, ebenso der Wärmebedarf der über das Fernwärmenetz eingebundenen Gebäude. Da das Hagenholz nicht den gesamten Wärme­bedarf abdecken kann, muss das Holzheiz­kraftwerk Aubrugg vor allem im Winter zusätz­liche Wärme liefern. Dieses wurde 2011 offi­ziell in Betrieb genommen, also etwa zur selben Zeit wie die neuen Anlagen im Hagenholz. ERZ achtete darauf, dass die Leitsysteme unter­einander kommunizieren können. An beiden Standorten wurde deshalb das Prozessleit­system SPPA­T3000 von Siemens installiert. Eine Herausforderung für die Siemens­Inge­nieure war die Datenintegration sowie die Integration der verschiedenen Gewerke in das übergeordnete Prozessleitsystem. Den Inge­nieuren gelang es aber schliesslich, alle Ge­werke einzubinden und das Projekt zur volls­ten Zufriedenheit des Kunden abzuschliessen.

Entsorgung und Recycling Zürich (ERZ)ERZ ist verantwortlich für ein sauberes Zürich und produziert ökologischen Strom sowie Fernwärme. ERZ ist damit ein grosser Dienstleister im Bereich der städtischen Infrastruktur. Dazu gehört das Abführen und Entsorgen des Abfalls, die Kanalisation inklusive Kläranlage und auch die Reinigung der Strassen. Die wichtigsten Standorte von ERZ sind das KHKW Hagenholz und die Kläranlage Werdhölzli.

Strom und Wärme aus AbfallDas Kehrichtheizkraftwerk (KHKW) Hagenholz in Zürich-Oerlikon wurde in den letzten zehn Jahren umfassend erneuert. Zwei neue Verbrennungslinien und eine Energie-zentrale mit Dampfturbine waren die wichtigsten Teilprojekte. Ein modernes Leitsys-tem überwacht und steuert die Gewerke und unterstützt die Operateure.

Dampf und Warmwassser werden von der Energiezentrale aus als Zürich-Wärme zu den Kunden verteilt.

Der Leitstand ist das Hirn der Kehricht-verbrennungsanlage. Das Leitsystem unterstützt die Operateure, um die Anlage optimal zu betreiben.

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Ein stabiles Netz ist das A und O für die Stromversorgung. Dank ihrer geografischen Lage und ihrer Wasserkraftwerke nimmt die Schweiz eine besondere Position in der europäischen Stromübertragung ein.

Die Schweiz im Herzen Europas ist nicht nur für den Verkehr auf Strasse und Schiene das Transitland schlechthin, die Schweiz ist auch eine bedeutende Stromdrehscheibe. In Laufenburg am Rhein an der deutschen Grenze kommen Stromleitungsnetze (Stern von Laufenburg) zusammen, die Frankreich, Deutschland und die Schweiz verbinden. In Laufenburg ist auch die Schaltzentrale von Swissgrid, die sicherstellt, dass Strompro­duktion und ­verbrauch innerhalb des Euro­päischen Verbundnetzes stets im Gleich­gewicht sind. Dem Verbundnetz gehören mitt­lerweile 34 Länder an.

Aufwändige Speicherung von elektrischer EnergieDie Speicherung von elektrischer Energie ist aufwändig und zeitkritisch, deshalb muss stets soviel produziert werden, wie gerade ver­braucht wird. Doch sowohl der Verbrauch als auch die Produktion sind grossen Schwankun­gen ausgesetzt. Viele Faktoren beeinflussen den Verbrauch und die Produktion. Wird zum Beispiel ein Generator wegen zu hohem Strom­verbrauch überlastet, schalten die Schutz­einrichtungen das Kraftwerk automatisch ab. Damit dies nicht geschieht, muss ein anderes Kraftwerk, das noch Kapazität hat, die Nach­frage übernehmen. Die Schweiz kann dank ihrer Wasserkraft innert kürzester Zeit die fehlende Energie (Regelenergie) zur Verfügung stellen, dies aber auch nur, wenn es Wasser in den Stauseen hat. In Zeiten schwacher Stromnachfrage wird mit der überschüssigen

Text Hildegard Koch C Fotos Swissgrid / CKW

Energie wieder Wasser zurück in die Stauseen gepumpt. Zur Zeit sind zwei grosse Pump­speicherkraftwerke im Bau, im Kanton Glarus das KW Linth Limmern mit 1000 MW und im Wallis Nant de Drance mit 900 MW. Zwei wei­tere sind geplant (Grimsel und Lago Bianco).

Reduzierte FehlerquoteDurch die Schweiz fliesst ein beträchtlicher Teil des grenzüberschreitenden Stroms in Europa. In der Zentrale in Laufenburg wird sichergestellt, dass Stromproduktion und ­verbrauch über viele Ländergrenzen hinweg im Gleichgewicht sind. Die Kalkulation der Vor­hersage für die benötigte Strommenge über­nimmt ein Algorithmus. Die Abweichungen sind jedoch relativ hoch und künftig wird es zunehmend schwieriger, die nötigen Vorher­sagen zu kalkulieren, da der Anteil an schwan­kenden erneuerbaren Energien zunimmt. Dank eines neuen von Siemens Corporate Technology entwickelten Algorithmus auf Basis eines künstlichen neuronalen Netzes kann die Fehlerquote jedoch auf ein Prozent reduziert werden.

Das Unterwerk MettlenZur möglichst verlustarmen Übertragung der Energie vom Kraftwerk zum Verbraucher wird die elektrische Energie über mehrere Span­nungsebenen transportiert. Im Unterwerk er­folgt die Transformation der elektrischen Energie zwischen zwei oder mehreren Span­nungsebenen. Das Unterwerk Mettlen in Inwil bei Luzern ist ein wichtiges Unterwerk in­

nerhalb des Nord­Südachsen­Netzes: Es ver­bindet das 220­ und 380­kV­Leitungsnetz. Das Unterwerk wird seit 2008 einer Neuerung unterzogen und wird 2015 abgeschlossen sein. Siemens Energy lieferte in einem ersten Projekt auf der 380­kV­Ebene das Schutz­ und Stationsautomatisierungssystem, die Stations­leitebene mit der Stationsvisualisierung und der fernwirktechnischen Anbindung an das Netzleitsystem der Centralschweizerischen Kraftwerke AG (CKW). Anfang 2012 wurde die Erneuerung des 220­kV­Ebene ebenfalls an Siemens vergeben. In den nächsten Jahren wird das Übertragungsnetz weiter ausgebaut und erneuert, damit die Versorgungssicher­heit gewährleistet ist.

Stromversorgung in Europa

In der Zentrale in Laufenburg wird sichergestellt, dass Stromproduktion und -verbrauch im Gleichgewicht sind.

Das Unterwerk Mettlen ist ein wichtiges Unterwerk innerhalb des Nord-Südachsen-Netzes.

Das Wachstum schafft Stellen.

18 Text Eray Müller C Fotos Hans Stuhrmann

Die öffentliche Spital­landschaft Berns steht vor einer grossen Neu­erung: Der Regierungs­rat des Kantons Bern will das Inselspital und das regionale Spital­zentrum Spital Netz Bern AG vereinen. Dazu hat er die zwei Unter­nehmen, die bisher in Konkurrenz zueinander standen, mit dem personell identischen Verwaltungsrat besetzt. Dessen Präsident Joseph Rohrer, Experte für Klinik­Reorganisation, spricht im Interview über das Vorhaben.

Joseph Rohrer, Sie waren COO der Gruppe Hirs-landen und lange in der Privatwirtschaft tätig. Was hat Sie bewogen, dieses Jahr in den öffent-lichen Dienst zu wechseln? Es ist eine einmalige Chance mithelfen zu können, in Bern das grösste Spital der Schweiz zu bauen, wo sämtliche Stufen eines Leistungs­angebotes vorhanden sein werden.

Bei Ihrem Amtsantritt sagten Sie, dass beim Zusammenschluss nur dann alle gewinnen können, wenn alle bereit seien, etwas abzuge-ben. Wie ist das zu verstehen? Das Inselspital und die Spital Netz Bern AG sind heute zwei absolut getrennte Unterneh­men. Beide stehen bedingt durch das neue Finanzierungsystem der DRG unter hohem externem Finanzdruck. Wir müssen die Syner­gien der beiden Unternehmen nutzen und Effizienzsteigerungen hineinbringen. Es gibt Bereiche, die beide Unternehmen parallel aufgebaut haben und die vereint werden müssen, um eine einzige gemeinsame Spur zu verfolgen.

«Wir bauen das grösste Spital der Schweiz»

Das klingt nach Stellenabbau? Wir verfolgen nicht die Strategie, alles über Kosteneindämmung machen zu wollen, denn wir wollen gleichzeitig wachsen. Also schafft das Wachstum Stellen. Das Ausmerzen von Doppelspurigkeiten betrifft zwar Stellen, aber wir sind der Ansicht, dass wir diese über die natürliche Fluktuation abbauen können.

Wie wird der Zusammenschluss konkret aussehen? Der Verwaltungsrat hat sich dafür entschieden, dass das Universitätsspital, die Stadtspitäler und die Portalspitäler zusammen ein grosses Netzwerk bilden sollen, das von einer über­geordneten Managementgesellschaft geführt wird. Damit wollen wir den Auftrag des Regie­rungsrates erfüllen, die Zusammenarbeit mit der Universität und den Medizinalstandort Bern zu stärken und gleichzeitig die Gesund­heitsversorgung der Bevölkerung auf einem qualitativ hochstenden Niveau unter DRG sicherzustellen. Wir legen den Schwerpunkt

darauf, dass die Patientinnen und Patienten dort behandelt werden, wo sie korrekterweise auch hingehören. Das bedeutet, dass wir in­nerhalb des Spitalnetzes bezüglich Patienten­pfade eine gewisse Reorganisation machen werden, um die Prozesse zu vereinfachen. Jetzt beginnt die Detailarbeit. Wir planen die Transformation, damit wir dann nächstes Jahr, wenn der Entscheid der Berner Regie­rung gekommen ist, sämtliche Vorberei­tungsarbeiten gemacht haben. Zum Leiter dieses Transformationsprozesses haben wir den Direktionspräsidenten des Inselspitals, Dr. Urs Birchler, bestimmt.

Alle sind begeis tert von den Möglich ­kei ten, die sich auftun.

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«Wir bauen das grösste Spital der Schweiz»In der Detailarbeit stecken bekanntlich die grössten Herausforderungen. Man muss einfach etwas sehen: Aus zwei Klei­nen wird etwas viel Grösseres, als man durch die Addition erwarten würde. Die Qualität des medizinischen Angebots wird verbessert, ohne dass die Kosten steigen. Damit entsteht für die Bevölkerung ein klarer Mehrwert. Für die Chefärzte, die Ordinarien und Klinik­direktoren wird die Fallmenge wesentlich grösser. Das bringt für die Forschung ganz klare Vorteile. Chefärzte, die heute in einem kleinen Stadtspital tätig sind, erhalten die Möglichkeit, für ihre Patientinnen und Patien­ten plötzlich auch die Infrastruktur eines Universitätsklinikums zu nutzen. Das wird die Zukunft sein. Alle sehen das Grössere in der Zwischenzeit und sind begeistert von den Möglichkeiten, die sich auftun. Welche Rolle wird das Inselspital in Zukunft haben? Die Insel wird das universitäre Zentrum sein, wo sämtliche Behandlungen durchgeführt werden, die zur universitären Medizin gehö­ren. Dass wir hier noch einen gewissen Anteil an Grundversorgung machen werden und machen müssen, hat damit zu tun, dass wir auch ausbilden. Aber das Ausbildungs­netz wird nicht nur diesen Campus auf dem Standort der Insel umfassen, sondern wird zusammen mit den Stadtspitälern ein sehr grosser Campus werden, auf dem wir in einem Rotationssystem mehr Ärztinnen und Ärzte aus bilden werden können als heute. Bei den medizinischen Fachgebieten kann es in Zukunft sein, dass es eine Universitäts­klinik an zwei oder drei Standorten geben wird. Die Stadtspitäler sind prädestiniert als zweite Standorte einer gemeinsamen Univer­sitätsklinik.

In Deutschland haben Sie bis 2011 als Vorsitzen-der der Geschäftsleitung die zwei Universitäts-kliniken Marburg und Giessen zusammenge-

führt und damit das drittgrösste Uniklinikum in Deutschland geschaffen. Das Besondere: Es ist das erste privatisierte Universitätsklinikum des Landes. Wann werden Sie die öffentlichen Spitäler in Bern privatisieren? Ich sehe hier in der Schweiz überhaupt keine Notwendigkeit, ein Universitätsspital zu priva­tisieren. Das deutsche und das schweizerische System unterscheiden sich klar. In Giessen

Zur PersonJoseph Rohrer (57) ist Experte für Klinik-Reorganisa-tion und seit 2012 Präsident des Verwaltungsrates des Inselspitals Bern und der Spital Netz Bern AG. Bis 2011 war er Vorsitzender der Geschäftsführung des Universitätsklinikums Giessen und Marburg (UKGM), davor war er bis 2008 Chief Operating Officer (COO) bei der Hirslanden-Gruppe. Er ist Inhaber der Praxis Gruppe Schweiz, die Schweizer Hausarztpraxen übernimmt und betreibt. Ausserdem ist er Inhaber und Geschäftsführer der JBR HealthCare Group, einem Netzwerk von Experten, die Kliniken und Insti-tutionen im Gesundheitsmarkt berät.

Das Inselspital und die Spital Netz Bern AGDas Inselspital Bern zählt mit 7000 Mitarbeitenden zu den grössten Spitälern der Schweiz. Das als Stif-tung organisierte Unternehmen ist Zentrums- und Universitätsspital und blickt auf eine 650-jährige Ge-schichte zurück. Die öffentlich-rechtliche Spital Netz Bern AG beschäftigt rund 3000 Mitarbeitende und ist eines der sechs Regionalzentren des Kantons Bern. Der Zusammenschluss der beiden Unterneh-men unter der Führung einer Managementgesell-schaft ist auf 2014 geplant, sofern die Regierung des Kantons dazu grünes Licht gibt.

und Marburg wurde seit Jahrzehnten nichts mehr investiert, weil das Bundesland Hessen kein Geld hatte. Wenn ich die Spitäler hier in der Schweiz anschaue, spezifisch die in Bern, hat sich die Regierung mit grossen Geld­beträgen engagiert, damit dieser moderne Stand überhaupt gehalten werden konnte. Dass die Spitäler jetzt teilweise in Aktienge­sellschaften gewandelt wurden und dass man eigene Strategien anwendet, zeigt doch auf, dass die hiesigen Spitäler eine sehr gute Ausgangslage haben.

Die Bereinigung im Gesundheitswesen ist der richtige Weg? In der Schweiz wollen wir ein qualitativ hoch­stehendes Gesundheitswesen haben, aber auch das kann man nicht einfach immer teu­rer machen. Wir haben uns entschieden: Die Spitäler sind Unternehmen. Das wollten sie immer, also muss man jetzt auch unter­nehmerisch vorgehen.

Wie fühlen Sie sich in Ihrer Aufgabe? Nach wie vor gut. Es ist sehr viel Arbeit, die zusammen mit den Kollegen gemacht werden muss. Und es ist sehr viel Arbeit, die die in den Kliniken tätigen Kolleginnen und Kollegen jetzt auch noch zusätzlich haben. Aber wir dürfen – ich glaube, man darf das sagen – zu­frieden sein über den Stand der Arbeit, wenn man sich überlegt, dass wir im Februar bei Null begonnen haben und jetzt ein sehr kon­kretes Spital vor uns haben, wie wir das ma­chen wollen.

Text Eray Müller / Fabienne Schumacher / Nadine Ackermann C Fotos Siemens / Suva

Ein Paradebeispiel für EnergieeffizienzSiemens eröffnete im September «The Crystal», das Kompetenz­zentrum in London für nachhal­tige Stadtentwicklung. Mit dem Wissens­ und Dialogzentrum schafft Siemens eine Plattform, die für Experten und die breite Öffentlichkeit technologische Lösungen und existierende Fall­beispiele aufzeigt.

«The Crystal» ist eines der nachhaltigsten Gebäude überhaupt, ein Paradebeispiel für energieeffizientes Bauen. Von Wärmepumpen

und Photovoltaikzellen bis hin zum Sammeln und Nutzen von Regenwasser – die Techno­logien im Gebäude sind auf dem allerneusten

«The Crystal» ist eines der nachhaltigsten Gebäude der Welt.

Siemens für Nachhaltigkeit ausgezeichnetSiemens ist zum ersten Mal Supersector Leader im Dow Jones Sustainability Index für die Kategorie «Industrial Goods and Services» geworden. Gleich­zeitig hat sich das Unternehmen zum fünften Mal in Folge als nachhaltigstes Unternehmen seiner Branche bei «Diversified Industrials» durchgesetzt.

Mit 92 von 100 möglichen Punkten erreichte Siemens seine bisher beste Bewertung. Dabei lässt Siemens in seiner Gruppe unter ande­rem Unternehmen wie General Electric, ITT, Toshiba und Thyssen Krupp hinter sich. Der Index gilt als «Oscar» der Nachhaltigkeit. Auch das Carbon Disclosure Project (CDP) hat Siemens erneut für seine Anstrengungen zur CO2­Reduktion und im Kampf gegen den Klimawandel ausgezeichnet

Siemens hat in diesem Jahr seine bisher beste Bewertung erhalten.

Nur bis Mittwoch krankRund zwei Drittel aller Arbeit­nehmenden, die nach einem Un­fall arbeitsunfähig sind, kehren an einem Montag zur Arbeit zu­rück, auch wenn es eigentlich bereits am Freitag zuvor wieder möglich wäre. In einer Studie hat die Suva diesen sogenann­ten «Montagseffekt» unter­sucht.

Grund dafür ist unter anderem, weil die Arzt­zeugnisse oft für eine Woche ausgestellt wer­den. Dieser «Montagseffekt» verursacht zu­

sätzliche Kosten, die alle Suva­Versicherten tragen müssen. Denn über das Wochenende werden zwei zusätzliche Taggelder verrechnet,

Die Suva wird die Betriebe zukünftig vermehrt auf den «Montagseffekt» aufmerksam machen.

Stand der Technik. Der Energieverbrauch wird durch Gebäudemanagementsysteme von Siemens auf ein Minimum reduziert. Der Ge­bäudekomplex verbraucht 50 Prozent weniger Energie und stösst 65 Prozent weniger CO2 aus als vergleichbare Bürogebäude. Nach rund eineinhalb Jahren Bauzeit ist mit «The Crystal» ein architektonisches Glanzlicht entstanden. Siemens investierte etwa 35 Millionen Euro in den Bau. In dem von der Architekturfirma Wilkinson Eyre konzipierten Gebäude befin­den sich ein Konferenzzentrum mit einem 270 Sitzplätze fassenden Auditorium sowie auf 2000 Quadratmetern die weltweit grösste Ausstellung zum Thema nachhaltige Stadt­entwicklung. Sie zeigt bereits heute verfüg­bare Infrastrukturlösungen, die das Leben in Städten nachhaltiger, umweltfreundlicher und lebenswerter machen.

Kosten, die letzten Endes alle Versicherten tragen müssen. Aber nicht nur für die Kasse ist der Arbeitsbeginn in der Wochenmitte von Vorteil. In vielen Firmen ermöglicht er einen sanfteren Einstieg. Die Arbeitsbela­stung und der Druck sind geringer. Zudem hat der Genesende nach kurzer Arbeitsdauer bereits wieder die Möglichkeit, sich am Wochenende zu erholen. Die Suva wird die Betriebe daher vermehrt auf den «Montags­effekt» aufmerksam machen. Mit ihrer Studie erforschte die Suva diverse Einflüsse, die den «Montags effekt» stärken oder schwächen. Dafür untersuchte der Studien­verfasser und Suva­Statistiker Dieter Spinn­ler 165 000 Schadenfälle aus dem Jahr 2008. In allen Fällen waren die Verunfallten vollständig oder teilweise arbeitsunfähig und bezogen Taggeld. Ein durchschnittlicher Taggeldansatz beträgt 133 Franken

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Ein Technikgenie auf dem MarsEs ist geschafft: Nach einer Reise von 570 Millionen Kilometern ist «Curiosity» am Ziel. Anfang August traf das bisher grösste Mars­Mobil der amerikanischen National Aeronautics and Space Administration (NASA) nach einem spektakulären Landeanflug auf dem Roten Planeten ein. Ein Erfolg auch für Siemens: «Curiosity» ist mit modernster PLM­Software von Industry entwickelt worden.

Der Marsroboter soll die Wissenschaft in einer grossen Frage weiterbringen. Seit jeher wol­len die Menschen wissen, ob ausser ihnen anderes Leben im Weltall existiert. «Curiosity» ist Anfang August dieses Jahres im Gale­Krater gelandet. Dort soll er während seiner zwei­jährigen Mission unter anderem untersuchen, ob auf dem Mars Wasserstoff, Stickstoff, Sauer­stoff, Kohlenstoff, Phosphor oder Schwefel existieren. Weiter erhoffen sich die Forscher, die Menge an kohlenstoffhaltigen organischen Verbindungen zu messen und herauszufin­den, ob es Raum für mikrobiologisches Leben gibt oder gab. Der Mars­Roboter ist ein wan­delndes Labor. Er besitzt zehn Instrumente, um die Planetenoberfläche zu erforschen: Hochauflösende Kameras registrieren die Landschaft und Gestein, ein Mikroskop und ein Röntgen­Spektrometer analysieren die Mineralien, ein weiterer Sensor erfasst das Wetter und die Temperatur. Ausserdem ist der Rover mit einem über zwei Meter langen Arm ausgestattet, der sich um 350 Grad drehen lässt. Pro Tag legt der Roboter 40 Meter zurück.

Andere Zustände als auf der ErdeDer Rover ist auf dem Roten Planten ganz ande­ren Bedingungen ausgesetzt als auf der Erde.

Er muss Temperaturen bis minus 85 Grad aushalten und an die geringere Anziehungs­kraft angepasst sein. Die Atmosphäre auf dem Mars ist enorm staubig und der Luftdruck ist wesentlich tiefer als auf der Erde, nämlich nur knapp sieben Hektopascal. Auf der Erde findet man diesen Luftdruck ungefähr in

35 Kilometern Höhe. Zum Vergleich: Ein Passa­gierflugzeug fliegt ungefähr auf 10 bis 13 Kilo­metern Höhe. Damit «Curiosity» alle seine Forschungsaufgaben erfüllen kann, mussten diese Parameter beim Bau und der Program­mierung mit einbezogen werden. Denn wurde der Roboter einmal von der Erde abgeschos­sen, können keine Korrekturen mehr vorge­nommen werden.

Software von SiemensHier spielte die Product­Lifecycle­Manage­ment­Software (PLM) von Siemens eine wich­tige Rolle. Die Konstruktions­Software NX ermöglichte es, die Bedingungen auf dem Mars für den Bau des Roboters zu simulieren. Die Forscher testeten den Rover mit Hunder­ten Temperatursensoren in einer speziellen Kammer, die mit Kohlendioxid­Atmosphäre, eiskaltem Fussboden und einem sonnen­ähnlichen Strahler ausgerüstet war. Aus den erhaltenen Daten errechnete das NX­Pro­gramm ein Temperatur­Modell für die Missi­on. Das System testete den Roboter virtuell auf Bedingungen, die auf der Erde nicht existieren. So konnte der Roboter mit Hilfe des Computers konstruiert, entwickelt und

gefertigt werden. Neben dieser Software verwendet die NASA auch das Teamcenter­Programm von Siemens. Dieses erlaubt ein Datenmanagement, das stets die neuesten Daten zur Verfügung stellt. Die Arbeit mit den Siemens­Systemen spart so insgesamt Zeit und damit Ressourcen und Energie.

«Curiosity» wurde mit modernster PLM-Software von Siemens Industry entwickelt.

21 Monitor 4/2012 Text Nadine Ackermann C Fotos NASA / JPL-Caltech

Anfang August traf das bisher grösste Mars-Mobil der NASA auf dem Roten Planeten ein.

Siemens steht für eine Ästhetik bleibender Werte und damit für ein Design, das in jedem Ambiente überzeugt.Gerhard Nüssler, Chef-Designer Siemens

Text Eray Müller C Fotos BSH Hausgeräte22

Individuell und unverwechselbar – Die Küchenwelten von Siemens«Fortschritt im Dienste der Menschheit» war die Vision, die Werner von Siemens seinem Unternehmen vor über 160 Jahren mit auf den Weg gab. Für die Siemens­Hausgeräte bedeu­tet das bis heute eine ständige Verbesserung der Produkte, um den hohen und vielfältigen Ansprüchen eines modernen Lebensstils gerecht zu werden.

Egal, ob Effizienz, Kindersicherheit, Design oder Komfort im Vordergrund stehen, die hochwertigen Siemens­Einbaugeräte sind so individuell wie die Ansprüche der Kundinnen und Kunden. Siemens bietet aber nicht nur durchdachte und ergonomische Geräte, sondern auch Innovationen, die das Backen, Kühlen, Kochen und Spülen erleichtern.

Design, das sich perfekt kombinieren lässtFrüher oft reiner Arbeitsplatz, wird die Küche heute als Wohnraum immer wichtiger. Kein Wunder, dass man da auch an die Einrichtun­gen besondere Ansprüche stellt. So bereichern Siemens­Geräte das Leben nicht nur auf funktionaler Ebene: Sie beeindrucken zugleich durch eine ästhetische vollendete, ausdrucks­volle Gesamtkomposition. Diese spiegelt sich in höchster Perfektion in jedem einzelnen Gerät ebenso wider wie in jeder einzelnen Gerätekombination. Am modernen Design der Siemens­Hausgeräte hat man lange Freude: an der klaren Formensprache, den hochwerti­gen Materialen und der präzisen Verarbeitung. Das finden übrigens auch viele Design­ Jurys. Siemens­Hausgeräte wurden bisher 236 Mal mit dem «if product design award» ausge­zeichnet.

Ideen für mehr EffizienzHeute leben etwa sieben Milliarden Menschen auf der Erde. Sie sehen fern, kochen, heizen, baden, spülen und kühlen. Jeder einzelne Mensch verbraucht dabei Strom und natürliche Rohstoffe wie Wasser. Schon heute haben über eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, Tendenz steigend. Da ist es nur konsequent, Ressourcen zu

sparen. Die meisten Ressourcen sparen Sie da, wo sie verbraucht werden: zu Hause. Umwelt­schutz fängt schon in den eigenen vier Wänden an, beispielsweise bei der Wahl ressourcen­effizienter Hausgeräte. Denn die privaten Haushalte konsumieren 30 Prozent des Ener­giebedarfs in der Schweiz. Allein 50 Prozent entfallen dabei auf die klassischen Haushalt ge­räte zum Kühlen, Gefrieren, Spülen, Waschen und Kochen. Durch den Einsatz neuer energie­sparender Hausgeräte lässt sich hier einiges bewegen – für die Umwelt und gegen die unaufhaltsam steigende Belastung der Haus­haltskasse. Das eco+ Label von Siemens hilft, ressourceneffiziente Hausgeräte von Siemens sofort zu erkennen. eco+ steht für mehr Effizienz und mehr Leistung ohne Verzicht auf Komfort.

Weltrekordhalter im EnergiesparenDie weltweit einmalige Zeolith­Technologie® beispielsweise ermöglicht einen enormen Effizienzsprung bei Geschirrspülern. Diese sind mit einem speziellen Behälter ausge­stattet, der das feuchtigkeit­ und energiespei­chernde Mineral Zeolith enthält. Dieses trock­net das Geschirr nach dem Reinigungsvor­gang, indem es dem Innenraum Feuchtigkeit entzieht. Bei der nächsten Reinigungsphase wird das Zeolith erhitzt, gibt die Feuchtigkeit wieder ab und ist so bereit für den anschlies­senden Trocknungsvorgang. Dabei beschleu­nigt das Zeolith den Trocknungsprozess und verkürzt damit die Programmlauftzeit erheb­lich. Die neuen Geräte brauchen 20 Prozent weniger Strom als die bisher sparsamsten Geschirrspüler und sind damit die weltweit sparsamsten Geschirrspüler.

Siemens-Geräte beeindrucken durch eine ästhetische vollendete, ausdrucksvolle Gesamt-komposition.

Monitor 4/2012 23

Individuell und unverwechselbar – Die Küchenwelten von Siemens

Service rund um die UhrAlle Siemens-Hausgeräte werden in bester Material- und Verarbeitungsqualität produziert. Wenn trotzdem einmal eine Reparatur nötig ist, kümmert sich Siemens darum. Niemand kennt Siemens-Geräte besser als die qualifizierten Service-Mitarbeitenden. Sie kümmern sich darum, dass Zubehör und Original-Ersatzteile auch nach vielen Jahren noch geliefert werden können. Der Kundendienst ist an 365 Tagen rund um die Uhr telefonisch erreichbar. Ein flächendeckendes Service-netz mit eigenen, bestens ausgebildeten Technikern garantiert schnellstmögliche Hilfe.

Vorreiterrolle bereits seit langemBereits seit langem folgen Bosch und Siemens dem Grundsatz, Ressourcen zu schonen und Umweltbelastung zu vermeiden. Diese Pionier­arbeit hat sich mittlerweile ausgezahlt. Heute werden weltweit bereits über 450 Millionen Euro in die Forschung und Entwicklung von ressourcenschonenden Hausgeräten investiert. In der neueröffneten Umwelt Arena in Spreitenbach gibt das Unternehmen nun einen umfassenden Einblick in den Stand der Pro­duktentwicklung und fördert auf diese das Verständnis der Besucherinnen und Besucher für Nachhaltigkeit.

Die neuen Geräte brauchen 20 Prozent weniger Strom als die bisher sparsamsten Geschirrspüler und gehören damit zu den sparsamsten Geschirrspülern (oben).

Die hochwertigen Siemens-Einbaugeräte sind so individuell wie die Ansprüche der Kundinnen und Kunden (unten).

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