Upload
lamanh
View
216
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
MONITORING LEITFADEN
ZUR OPTIMIERUNG VON ANAEROBER VERGÄRUNG UND
BIOMETHAN ANLAGEN
AutorInnen:
Sandra Esteves, Sustainable Environment Research Centre, University of Glamorgan (Wales, UK)
Martin Miltner, Technische Universität Wien (Österreich) Sascha Flesch, Karl Puchas, Landes Energie Verein Steiermark (Österreich)
Teillieferung im Rahmen von:
Förderung von Biomethan und seiner Marktentwicklung durch lokale und regionale
Partnerschaften Ein Projekt im Rahmen des Intelligent Energy – Europe Programms
Vertrag Nummer: IEE/10/130; Deliverable Referenz: Task 5.2; Abgabe Date: Juli 2013
Inhalt
1. Gegenstand des Leitfadens ................................................................................................................... 3
2. Monitoring in Biogasanlagen ................................................................................................................. 4
3. Monitoring - Parameter ......................................................................................................................... 6
4. Monitoringparameter – empfohlene Parameter und Untersuchungshäufigkeit................................ 10
4.1 Substrate - Rohstoffe ................................................................................................................. 10
4.2 Fermentationsprozess ............................................................................................................... 11
4.3 Gärrest ......................................................................................................................................... 14
4.4 BIOGAS AUFBEREITUNG / BIOMETHANPRODUKTION ................................................. 15
4.5 Kosten und Nutzen des Monitoring von AD-Biogas und Biomethan Anlagen .................. 17
4.5.1 Typische Kosten von Analyse Geräten, Labor Analyse und Monitoring Verträgen. .............. 17
4.5.2 Beispiel für wirtschaftlichen Nutzen bei Steigerung der Anlagenleistung aufgrund von
Monitoring .......................................................................................................................................... 18
5. Allgemeine Anlagenparameter (Planung, Funktion und Leistung) ..................................................... 20
Rechtliches / Haftungsausschluss:
Die alleinige Verantwortung für den Inhalt dieses Berichts liegt bei den AutorInnen. Der Inhalt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Europäischen Union wider. Weder die Exekutivagentur für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation noch die Europäische Kommission ist für den Gebrauch der hier enthaltenen Informationen verantwortlich.
Die Informationen in diesem Bericht werden in gutem Glauben einem breiten Publikum zur Verfügung gestellt. Entsprechend dem Thema und der Vielfalt der Technologien, der Substrate, der Vorgangsweisen und Absatzmärkte, mussten viele Aspekte verallgemeinert werden. Die AutorInnen haften nicht, soweit gesetzlich zulässig, für etwaige Aufwendungen oder Verluste, einschließlich jeder besonderen, zufälligen, daraus folgenden oder ähnlichen Schäden oder Verlusten, die direkt oder indirekt infolge der Nutzung des Leitfadens oder darin enthaltener Informationen auftreten. Die Berichterstattung über kommerzielle Produkte oder Techniken, ihre Quellen oder deren Verwendung in Verbindung mit den darin angegebenen Materialien ist nicht als tatsächliche oder implizierte Befürwortung der Technologien, Produkte oder Dienst-leistungen auszulegen.
Urheberrecht: Ohne schriftliche Erlaubnis der AutorInnen ist weder die vollständige noch
auszugsweise Kopie dieses Reports zulässig. Der zusammenfassende Bericht wurde in 9
Sprachen übersetzt. Der vollständige Bericht ist derzeit nur in Englisch verfügbar. University of
Glamorgan, 2012 Copyright für alle Fotos in diesem Bericht.
3 | S e i t e
1. Gegenstand des Leitfadens
Dieser Leitfaden beschreibt die Notwendigkeit und die Auswirkungen einer Umsetzung des
entsprechenden Monitoring von Biogas und Biomethananlagen. Er gibt einen Überblick über
zahlreiche Parameter sowie Stichprobenmethoden und Monitoringregeln, die für den
eigentlichen Vergärungsvorgang selbst, für die vergorenen Substrate, für die entstehenden
Gärreste und das erzeugte Biogas relevant sind. Es überschreitet den Rahmen dieses
Handbuchs, Kontrollmaßnahmen, Systeme oder Regelungen zu bewerten, dennoch bietet es
einen zusammenfassenden Überblick über typische Kontrollmaßnahmen, um die
Funktionsweise der Biogasanlagen zu verbessern.
Der Leitfaden liefert allgemeine Informationen zum Monitoring der wichtigsten Parameter und
zur Steuerung einer Biogasanlage um:
eine Optimierung hinsichtlich der hydraulischen und organischen Belastung von
Substraten zu ermöglichen
Flexibilität bei der Auswahl der Eingangssubstrate zu gewähren
Abfälle (sofern Substrate als Abfälle klassifiziert sind) bestmöglich in der Biogasanlage
zu behandeln
den Wirkungsgrad der Biogas/Biomethanproduktion zu optimieren
hochqualitative Gärreste und Biomethan zu liefern
die Anlagenverfügbarkeit zu verbessern
die Betriebskosten zu optimieren
den ökologischen Nutzen der Anlage zu verbessern
4 | S e i t e
2. Monitoring in Biogasanlagen
Anaerobe Vergärung ist ein biochemischer Vorgang bei dem organische Materie/Biomasse
unter Ausschluss von Sauerstoff, durch eine Serie von Reaktionen mit Hilfe verschiedener
Gruppen von Mikroorganismen abgebaut wird. Aus diesen Prozessen entsteht neben den
Gärrest auch Methan und Kohlendioxid (siehe Abbildung 1). Die verschiedenen Stufen des
Verfahrens können gemeinsam innerhalb eines Behälters (Fermenter) ablaufen, oder getrennt
in mehreren Behältern. Das erwünschte Resultat der Vergärung ist Methan, welches zur
Umwandlung von erneuerbarer Energie zu elektrischem Strom, Wärme oder Fahrzeugtreibstoff
verwendet werden kann. Der Gärrest enthält wertvolle Nährstoffe und kann als Dünger auf
landwirtschaftliche Flächen ausgebracht werden. Biogasanlagen zur Verwertung organischer
Abfälle und zur Biogaserzeugung sind eine umweltfreundliche, attraktive Technologie. Die
Vorteile für die Umwelt reichen über Abfallbehandlung, Reduzierung der Umweltverschmutzung,
Erzeugung von erneuerbaren Energien bis zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Praxis.
Den Einsatz und den Nutzen durch Gärreste und Nährstoffe zu erweitern ist derzeit Gegenstand
weiterer Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten. Mehr als 8000 Biogasanlagen sind derzeit
weltweit vorhanden (nicht mitgerechnet Klein- bzw. Mikroanlagen). Europa hat derzeit die
größte installierte Leistung und der Einsatz wächst in manchen Regionen weiter. Der
Schwerpunkt liegt auf der Verarbeitung biogener Reststoffe und in vielen Fällen auf der
Erzeugung von Bioenergie aus Energiepflanzen. Laut IEA, wird derzeit Weltweit in 170
Biomethananlagen Biogas für die Einspeisung und für die Nutzung als Kraftstoff aufbereitet.
Abbildung 1: Vereinfachte Darstellung der verschiedenen Stufen im Vergärungsprozess
Hydrolyse
Komplexe organische Materialien (Kohlehydrate, Proteine und Fette)
werden in kleinere Moleküle zerlegt
Säurebildung/Fermentation
Erzeugung von Wasserstoff, CO2 und flüchtigen Fettsäuren (VFAs)
Essigsäurebildung
Alkohole und flüchtige Fettsäuren werden umgewandelt in Acetat,
Wasserstoff und CO2; Wasserstoff und CO2 können auch wieder zu
Acetat umgewandelt werden.
Methanbildung
Acetate, Wasserstoff und CO2 werden zu Methan umgewandelt
5 | S e i t e
Der Vergärungsprozess kann durch eine Vielzahl von Prozessstörungen instabil werden:
Anstieg der organischen oder hydraulischen Belastung
Auftreten von toxischen oder hemmenden Verbindungen, die durch Schädigung der
aktiven Mikroorganismen oder Verringerung der Wirksamkeit bzw. Aktivität der Enzyme
die Fermentierung beeinträchtigen können
Mangel an notwendigen Nährstoffe oder Spurenelemente zur Aufrechterhaltung und
Wachstum der Mikroorganismen
Abweichung von der optimalen Betriebstemperatur
In vielen Fällen könnte die Prozessinstabilität durch Betreiben des Fermentierungsprozesses
weit unterhalb der maximalen Kapazität mittels verringerten Substratdurchsatzes vermieden
werden. Dies bedeutet jedoch, dass größere Anlagen als nötig gebaut wurden und somit mit
höherem Kapitaleinsatz-und Betriebskosten ökonomisch ineffizient betrieben werden. Es ist
auch wichtig zu berücksichtigen dass die Mikroorganismen das organische Material nur dann
optimal abbauen können, wenn die Milieubedingungen passend für die Mikroorganismen sind.
Daher führen weder die Unterfütterung noch lange Verweilzeiten im Fermenter
notwendigerweise zu einer besseren Umsetzung der Organik zu Biogas, da das Wachstum der
mikrobiellen Kultur wegen des Mangels an Nährstoffen ebenfalls begrenzt wird.
Wichtige Unterschiede entstehen auch durch die Vorbehandlung der Substrate (z.B.
Lagerungsbedingungen oder komplexere Vorbehandlungen) zur Erhöhung ihrer
Abbaugeschwindigkeit. Diese können einen direkten Einfluss auf beispielsweise pH-Wert,
Ammoniumgehalt und Fettsäuren haben. Darüber hinaus gibt es eine Reihe anderer Faktoren,
die zur Effizienzbeurteilung beitragen.
Regelmäßiges Monitoring kann einen wesentlichen Beitrag zu einem effizienten Betrieb einer
Biogas- bzw. Biomethananlage leisten. Das Verstehen von effizienten Prozessen, und
Verbesserungsmöglichkeiten ist der Schlüssel für Betreiber, um in der Lage zu sein, geeignete
und wirksame Steuerungs/Kontrollmaßnahmen zu ergreifen. Das kann mit einem
Substratwechsel, der Zugabe von Säure bzw. Lauge, Nährstoffen und Spurenelementen, einer
Änderung der organischen und hydraulischen Belastungsrate, Substratvorbehandlung oder
Gärrestnachbehandlung sowie dem Betreiben eines Hilfsprozesses neben anderen
Maßnahmen zur Ammoniakentfernung zusammenhängen.
Zusätzlich zur Durchführung von Monitoring und Steuerungsmaßnahmen zur Verbesserung des
Anlagenbetriebs und der Wirksamkeit, gibt es gute Gründe, die Qualität von Gärrest zu
überwachen, um beispielsweise Bedingungen für Gärresteigenschaften zu erfüllen. Ebenfalls
muss die Qualität von Biogas und Biomethan überprüft werden.
6 | S e i t e
3. Monitoring - Parameter
Innerhalb jeder Verfahrensstufe einer Biogas/Biomethananlage gibt es zahlreiche Parameter die
überwacht werden können (Abbildung 2). Gekennzeichnete Monitoring Parameter wurden von
den AutorInnen dieser Studie - basierend auf Literaturangaben als auch anhand jahrelanger
Erfahrung in der Erforschung von Anaerober Vergärung und Biogasaufbereitung und Arbeiten
mit großtechnischen Anlagen in Europa ausgewählt.
Abbildung 2: Zusammenspiel der verschiedenen Stufen innerhalb einer AD und eine Biomethananlage
Parameter sind nach der Verfahrensstufe der Biogas- und Biomethan-Anlage, in der sie
gemessen werden können (Abbildung 3) unterschieden worden. Die Kombination aus einer
Anzahl von diesen Parametern führt zu gutem Verständnis des Anlagenbetriebs und wird eine
Reihe von Vorteilen, einschließlich der Optimierung der Biogas- und Biomethanerzeugung
ermöglichen. Nicht alle Parameter müssen für alle Anlagen gemessen werden. Jedoch kann es
in manchen Fällen notwendig sein, zusätzliche Parameter abhängig von den spezifischen
Umständen zu messen.
Insbesondere in Bezug auf die Biogasanlage, Substrate und Gärreste gibt es derzeit noch
keinen einheitlichen Standard für ein geeignetes Monitoringsystem. Die in diesen Leitfaden
angeführten Überprüfungsintervalle sind als unverbindliche Empfehlungen zu verstehen! Eine
höhere Frequenz wäre vorteilhaft, jedoch ist klar, dass das mit zusätzlichen Kosten verbunden
ist, wie z.B. durch externe Analyselaborkosten, Investitionen in Sensoren, Personalkosten,
Sensorkalibrierung und Wartung. Sobald ein Monitoring System implementiert ist, besteht für
den Betreiber die Notwendigkeit, Messdaten und biochemische Analysen zu interpretieren, sie
dann zu korrelieren, mögliche Analysestörungen zu identifizieren und daraus über den Status
der Anlage Schlüsse zu ziehen, so dass dann Regelungs- oder Optimierungsmaßnahmen
umgesetzt werden können. All das sollte so rasch als möglich durchgeführt werden, da falsch
eingestellte Parameter sich bald auf ein schlechtes Ergebnis der Vergärung auswirken.
Substrate
anärobe Vergärung
Gärrest Biogasreinigung und
Veredelung/ Anreicherung
allgemeine Anlagenparameter
7 | S e i t e
Abbildung 3 zeigt mögliche Monitoring Aspekte zur Beurteilung der Leistung von Biogasanlagen
auf. Das ideale Monitoring soll automatisiert sowie kontinuierlich durchgeführt werden und
Echtzeit-Daten bereitstellen. Somit sind auch sofortige Steuerungs- und Kontrolleingriffe aus der
Ferne möglich. Gegenwärtig können jedoch auf Grund technischer Schwierigkeiten und aus
Kostengründen nicht alle wichtigen Parameter kontinuierlich und in Echtzeit gemessen und
erfasst werden.
Abbildung 3: Monitoring Parameter für jede Verfahrensstufe zum Betrieb einer Biogasanlage
Biogas und
Biomethan
Strömungsrate
Gasgehalt
bezüglich CH4,
CO2, O2, H2S, H2O
und NH3
sonstige Inhalte –
Partikel, Siloxane,
flüchtige
organische,
Mercaptane,
Sauerstoff und
Halogene
Brennwert und
Wobbe Kennzahl
Gesamttrocken-
substanz
Organische
Trockensubstanz
N, P, K, Na, Ca,
Mg und S Gehalt
Pathogene/Krank-
heitserreger
Organische und hydraulische Belastung
Verweildauer
Trockensubstanz und Organische Trockensubstanz
C:N Wert
Organisch Stickstoff
und Ammonium
pH
Temperatur
Volatile Fettsäuren (gesamt and Artenbildung,
einschließlich lange Ketten)
Makro and Mikronährstoffe
Biogas Durchfluss
Zusammensetzung (CH4, CO2, O2, NH3,
H2S und H2)
Gesamttrocken-
substanz
Organische
Trockensubstanz
Spurenelemente
Gesamtsickstoff
Kohlehydrate,
Proteine und
Lipide
mögliche Gift-
oder Hemmstoffe
für Pflanzen, Tiere
und mikrobielle
Rezeptoren (z.B.
Schwermetalle)
pH physikalische
Verunreinigungen
(Glas / Plastik,
etc.)
Pathogene/Krank
heitserreger
Biozide
Biogas oder
Methan Potenzial
8 | S e i t e
9 | S e i t e
Inbetriebnahme
Normalbetrieb
Herunterfahren
Der Erfolg jedes Prozessüberwachungssystems ist auch durch die entsprechende Anordnung
von Sensoren und ausreichende Probenentnahme oder Protokolle bestimmt. Die Positionierung
des Sensors/der Sonde oder der Entnahmestelle ist ebenfalls ein wichtiges Kriterium. Bei der
Platzierung der Sensoren in Kontakt mit festen und flüssigen Substraten ist eine verstärkte
Verschmutzung wahrscheinlich. Die Reinigung und Wartung der Sensoren muss regelmäßig
und häufig durchgeführt werden (außer es gibt eine Sensor Selbstreinigung). Sensoren können
auch an Stellen platziert werden, wo die Inhalte des Fermenters schlecht durchmischt sind, oder
einige anorganische Materialablagerungen auftreten, oder an der Oberseite des Fermenters, wo
Schaum und Krustenbildung die Messungen beeinflussen (es sei denn der Sensor soll gerade
diese speziellen Bedingungen messen).
Aus diesen Gründen muss die Positionierung der Probenentnahme und Sensoren gut
durchdacht werden. Probenentnahme an mehreren Stellen, mehrfach-Parameter und häufige
Überwachung gelten als gute Strategie, um Proben-Heterogenität, Sensorverschmutzung und
andere Störungen auszugleichen.
Bei der Auswahl der Messmethode sollte man die erforderliche Messgenauigkeit und die
Qualität der Instrumente beachten. Instrumente, die in diesem Bereich eingesetzt werden,
müssen häufiger gewartet werden. Besonderes Augenmerk ist auf das jeweilige Messprinzip
und mögliche Interferenzen zu legen. Die Messinstrumente sollten nur in Messumgebungen
eingesetzt werden für die sie konstruiert wurden.
Das Monitoring kann prinzipiell in 3 Phasen eingeteilt
werden:
1) Inbetriebnahme 2) Normalbetrieb 3) Herunterfahren
Jede Betriebsphase hat in Hinblick auf die Überwachung
besondere Erfordernisse. Bei der Inbetriebnahme einer
Anlage sollte ein Monitoringsystem mit häufigerer Proben-
entnahme gewählt werden.
Die Monitoring Häufigkeit im Normalbetrieb bei nahezu
unveränderten Betriebsbedingungen (z.B. keine Änderung
der Substratqualität) kann reduziert werden. Speziell bei
Änderungen der Betriebssituation ist die Frequenz der
Monitoringaktivitäten wieder zu erhöhen. Speziell bei
massiver Änderungen der Substratzusammensetzung kann
es möglicherweise mehrere Monate (etwa 3 hydraulische
Verweilzeiten) dauern bis die Biogasanlage wieder mit
stabilen Betriebsbedingungen läuft.
10 | S e i t e
4. Monitoringparameter – empfohlene Parameter und Untersuchungshäufigkeit
4.1 Substrate - Rohstoffe
Die anaerobe Behandlung zahlreicher Substrate wie Klärschlamm, biogene kommunale Abfälle, landwirtschaftliche Reststoffe (Gülle, nachwachsende Rohstoffe) und verschiedene andere Industrieabfälle ist Stand der Technik. Zahlreiche weitere organische Materialien eignen sich ebenfalls relativ gut zur Vergärung. Einen wichtigen Punkt in diesem Zusammenhang stellt die chemische Charakterisierung des Einsatzmaterials dar. Speziell bei Abfallbehandlungsanlagen setzt sich das Inputmaterial aus unterschiedlichsten Stoffströmen zusammen. Hierbei ist zu betonen, dass ein stabiler und sicherer Betrieb nur bei ausreichender Kenntnis der Zusammensetzung der Substrate gegeben ist. Es wird daher angeraten die entsprechenden Substrate auf TS, oTS, TKN, N-NH4 und gegebenenfalls auf CSB und FFS hin untersuchen zu lassen. Beim Zusammenführen unterschiedlicher Substrate ist auch darauf zu achten, dass speziell proteinreiche Fraktionen (wie z.B. Hühnerkot, Blut, Schlachthausabfälle und andere proteinreiche vergärbare Industrieabfälle) zu einer Stickstoffanreicherung führen und somit eine mögliche Prozessinhibierung durch das Zusammenspiel von erhöhtem pH-Wert und freiem Stickstoff (NH4-N) hervorrufen können. Die Zusammensetzung und Mischverhältnisse von Inputmaterialien sollten möglichst konstant gehalten werden. Zusätzlich sollte bei der Anlieferung die allgemeine Qualität des Substrates beurteilt werden bzw. auch die Herkunft hinterfragt werden. Bei der Anlieferung sollte das Substrat auch auf langfasriges Material oder Verunreinigungen (z.B. Eintrag von Erde durch zu geringe Schnitttiefe) vermieden werden.
Parameter empfohlene Untersuchungshäufigkeit
pH-Wert Vor dem ersten Einbringen in den Fermenter bzw. wenn sich die Herkunft des Rohstoffs verändert bzw. unbekannt ist; eine TS- und oTS-Bestimmung ist wöchentlich zu empfehlen; stichprobenweise sollte jedenfalls 1 x jährlich eine Analyse durchgeführt werden;
TS
oTS
Biogasertragspotential
Nährstoffe (N, P, K)
Gesamtstickstoff TKN
Schwermetalle
Organische Schadstoffe (Biozide, Antibiotika, Desinfektionsmittel, etc.)
11 | S e i t e
4.2 Fermentationsprozess
Klasse A – Optimierte Biogasanlage - Betrieb auf konstantem/stationärem
Zustand – Geringes Risiko
Die Biogasanlage wird bei niedriger Faulraumbelastung und ausreichend hoher hydraulischer
Verweilzeit betrieben. Änderungen in der Substratzusammensetzung erfolgen nur selten und
der Substratmix bleibt über einen langen Zeitraum unverändert. Abhängig von Art und Qualität
der eingesetzten Substrate ist die Häufigkeit der Überprüfung der nachfolgend aufgelisteten
Parameter individuell anzupassen. Die Auflistung ist eine unverbindliche Empfehlung!
Parameter empfohlene Untersuchungshäufigkeit Fermentertemperatur täglich
Zusammensetzung Biogas (CH4, CO2, H2S, O2) täglich
pH-Wert wöchentlich
Gehalt an flüchtigen Fettsäuren Gesamt monatlich (gelegentlich), bzw. wenn sich Änderungen im Prozess bemerkbar machen
Gehalt an NH4 monatlich / wöchentlich
Alkalität (Biocarbonat) / Pufferkapazität monatlich
Spurenelemente (Kobalt, Nickel, Selen, Molybdän, Eisen, Wolfram)
jährlich
Organische Schadstoffe (Biozide, Antibiotika, Desinfektionsmittel, etc.)
jährlich
Klasse B – Biogasanlage die mit instationären Bedingungen betrieben wird –
Mittleres Risiko
Die Biogasanlage wird grundsätzlich bei niedriger Faulraumbelastung und ausreichend hoher
hydraulischer Verweilzeit betrieben. Jedoch kann es durch eine Änderung der
Substratzusammensetzung zeitweise zu einer starken Erhöhung der organischen
Faulraumbelastung kommen. Abhängig von Art und Qualität der eingesetzten Substrate ist die
Häufigkeit der Überprüfung der nachfolgend aufgelisteten Parameter individuell anzupassen.
Die Auflistung ist eine unverbindliche Empfehlung!
Parameter empfohlene Untersuchungshäufigkeit Biogasertrag laufend (online)
Fermentertemperatur täglich
Zusammensetzung Biogas (CH4, CO2, H2S, O2) täglich
Gehalt an flüchtigen Fettsäuren Gesamt 3 x wöchentlich
pH-Wert 3 x wöchentlich
Alkalität (Biocarbonat) / Pufferkapazität 3 x wöchentlich
Gehalt an NH4 3 x wöchentlich
Spurenelemente (Kobalt, Nickel, Selen, Molybdän, Eisen, Wolfram)
mehrmals (3-4 x jährlich)
Organische Schadstoffe (Biozide, Antibiotika, Desinfektionsmittel, etc.)
jährlich
12 | S e i t e
Klasse C – Biogasnlage bei maximaler Belastung (geringe hydraulische Verweilzeit, häufige Änderung der Substratzusammensetzung) – Hohes Risiko
Das Risiko eines möglichen instabilen Betriebes ist gegeben. Die Biogasanlage wird bei
maximaler Faulraumbelastung und minimaler hydraulischer Verweilzeit betrieben. Änderungen
in der Substratzusammensetzung erfolgen laufend und die Qualität der eingesetzten Substrate
ändert sich häufig oder ist für den Betreiber nicht gut einschätzbar. Abhängig von Art und
Qualität der eingesetzten Substrate ist die Häufigkeit der Überprüfung der nachfolgend
aufgelisteten Parameter individuell anzupassen. Die Auflistung ist eine unverbindliche
Empfehlung!
Parameter empfohlene Untersuchungshäufigkeit
Biogasertrag laufend, online
Zusammensetzung Biogas (CH4, CO2, H2S, O2)
laufend, online
Fermentertemperatur täglich
Alkalität (Biocarbonat) / Pufferkapazität täglich
Abbaugrad Organik täglich
Gehalt an flüchtigen Fettsäuren Gesamt täglich
pH-Wert 3 x wöchentlich
Gehalt an NH4 3 x wöchentlich
Spurenelemente (Kobalt, Nickel, Selen, Molybdän, Eisen, Wolfram)
mehrmals (3-4x jährlich)
Organische Schadstoffe (Biozide, Antibiotika, Desinfektionsmittel, etc.)
jährlich
13 | S e i t e
Mithilfe der nachfolgenden Tabelle kann auf eine sehr einfache Weise der Zustand einer Biogasanlage beurteilt werden. Es muss hier aber angemerkt werden, dass die Werte in erster Linie der Orientierung dienen. Des Weiteren muss eine Anlage, deren Werte sich im roten Bereich befinden, nicht zwangsläufig gefährdet sein. Die Tabelle hat die Funktion einer Ampel, die Farben werden nachfolgend kurz erläutert:
WICHTIG: Regelmäßiges Monitoring ist eine Grundvoraufsetzung für eine effiziente Prozesskontrolle, damit man Trends erkennen kann. Ein einzelner Wert (eine einzelne Analyse) hat nur eine sehr geringe Aussagekraft!
GRÜN: Günstiger Fermenterzustand, bei sehr regelmäßiger Beschickung ist eine häufige Überwachung nicht notwendig.
GELB: Tolerabler Wertebereich mit ersten Stressreaktionen der Mikroorganismen;
Es liegt im Interesse des Betreibers die Betriebsweise und Überwachung so zu wählen, um wieder in den grünen Bereich zu kommen.
ROT: Instabiler Prozesszustand, die Zwischenprodukte (z.B. Fettsäuren) können nicht abgebaut werden, es besteht die Gefahr der Übersäuerung oder anderer Hemmungen.
Es sind regelmäßige Untersuchungen und nach Absprache eine Änderung der Prozessbedingungen notwendig.
grün gelb rot
pH [ - ] 7,5 – 8,2 7,2 – 7,5 < 7,2; > 8,2
Freie flüchtige Fettsäuren (VFA) gesamt
[mg/L] < 1.300 1.300 – 4.500 > 4.500
Essigsäure [mg/L] < 1.000 1.000 – 2.000 > 2.000
Propionsäure [mg/L] < 250 250 – 1.000 > 1.000
i-Buttersäure [mg/L] < 60 60 - 200 > 200
Buttersäure [mg/L] < 50 50 - 100 > 100
i-Valeriansäure [mg/L] < 50 50 - 100 > 100
Valeriansäure [mg/L] < 50 50 - 100 > 100
Undissoziierte freie flüchtige Fettsäuren (UFA) gesamt
[mg/L] < 5,5 2,5 - 10 > 10
NH4-Stickstoff [mg/L] < 5.000 > 5.000 ---
NH3 [mg/L] < 700 700 – 1.100 > 1.100
TS [%] 4 - 8 < 4; 8 - 10 > 10,5
oTS [%] < 6 6 – 8,3 > 8,3
14 | S e i t e
4.3 Gärrest
Im Zuge der Methangärung werden die chemisch-physikalischen Eigenschaften bzw. das
Emissionsverhalten von organischen Abfällen durch Verkleinerung der Partikelgröße,
weitgehenden Abbau der organischen Bestandteile, Aufschluss potentieller Pflanzennährstoffe,
Verbesserung des Entwässerungsvermögens, weitestgehende Geruchsreduzierung und
verfahrensabhängig partielle Hygienisierung entscheidend verbessert. Grundsätzlich wird der
Kohlenstoffanteil des Substrates im Zuge der Methangärung zum überwiegenden Teil zu Biogas
umgesetzt.
Der Gärrest kann entweder ohne weitere Behandlung gelagert oder durch Separation in eine
feste und eine flüssige Phase getrennt werden.
Das vergorene organische Material (Gärrest) besteht je nach Biogasverfahren zu etwa 80 bis
95% aus Restwasser. Dieses enthält gelöste, unabgebaute bzw. im Zuge der Mineralisierung
entstandene, anorganische bzw. organische Verbindungen. Der Feststoffanteil des Gärrestes
enthält unlösliche, unabgebaute, organische und anorganische Komponenten sowie den
Großteil der für den Biogasprozess verantwortlichen Bakterien-Mischkultur.
Welche einzelnen Parameter untersucht werden müssen, hängen von verschiedenen
Rahmenbedingungen ab und sind von Land zu Land unterschiedlich geregelt. Eine Abstimmung
mit den jeweils zuständigen lokalen Behörden ist unumgänglich. Üblicherweise erfolgt eine
Überprüfung der verschiedenen Parameter durch geeignete und zertifizierte Labors. Die
folgende Auflistung stellt eine unverbindliche Empfehlung für den Biogasanlagenbetreiber dar.
Parameter empfohlene Untersuchungshäufigkeit
Abbaugrad Organik gelegentlich (mind. 1 x jährlich)
pH-Wert gelegentlich (mind. 1 x jährlich)
Spurenelemente (Kobalt, Nickel, Selen, Molybdän, Eisen, Wolfram)
gelegentlich (mind. 1 x jährlich)
Salzgehalt gelegentlich (mind. 1 x jährlich)
Spezifisches Gewicht gelegentlich (mind. 1 x jährlich)
TS gelegentlich (mind. 1 x jährlich)
oTS gelegentlich (mind. 1 x jährlich)
csb gelegentlich (mind. 1 x jährlich)
Schwermetalle gelegentlich (mind. 1 x jährlich)
Nährstoffe (N, P, K) gelegentlich (mind. 1 x jährlich)
Organische Säuren gelegentlich (mind. 1 x jährlich)
Gesamtstickstoff, Ammoniumstickstoff gelegentlich (mind. 1 x jährlich)
Hygieneparameter (Salmonellen, E coli, Enterococci)
jährlich (bei Abfallvergärung mind. 2 x jährlich)
15 | S e i t e
4.4 BIOGAS AUFBEREITUNG / BIOMETHANPRODUKTION
Neben der Nutzung von Biogas zur Produktion von Strom und Wärme durch eine Kraft-Wärme-
Koppelung ist die Einspeisung von aufbereitetem Biogas (Biomethan) in das öffentliche Gasnetz
Stand der Technik.
Das im Fermenter produzierte Biogas ist einerseits mit Wasserdampf beladen und muss zur
Einspeisung in das Gasnetz zunächst einmal getrocknet werden. Abhängig vom Schwefelgehalt
des Rohmaterials, der hydraulischen Verweilzeit, den organischen Bestandteilen etc. variiert
darüber hinaus die Qualität des Biogases (Zusammensetzung aus CH4, CO2, H2S) durchaus
signifikant. Der Schwefelwasserstoffgehalt (H2S) kann dabei zwischen nahezu Null und 3%
(wenn sehr schwefelhaltige Rohmaterialien genutzt werden) schwanken. Wenn Klärschlamm
zur Biogasproduktion eingesetzt wird, muss zusätzlich auf Siloxane geachtet werden, welche
Probleme in den Motoren verursachen können.
Verschiedene Prozesse zur Entschwefelung des Biogases sind bereits verfügbar. Auf der einen
Seite kann der Schwefelwasserstoffgehalt bereits im Fermenter reduziert werden. Dieser Schritt
wird üblicherweise durch das Hinzufügen diverser Eisensalze direkt in den Fermenter
unterstützt. Weiters kann Schwefelwasserstoff durch teilweise direkte Oxidation reduziert
werden. In diesem Fall wird Sauerstoff (Luft) direkt in den Fermenter eingeblasen, um den
Schwefelwasserstoff mittels des Stoffwechsels der im Fermenter ansässigen Bakterien zu
zersetzen. Der Schwefel verbleibt in beiden Fällen als Elementarschwefel, Sulfit oder Sulfat im
Schlamm und verlässt das System über den Gärrest.
Andererseits kann der Schwefelwasserstoffgehalt im Biogas außerhalb des Fermenters
reduziert werden. Dieser Vorgang kann mittels biologischer Entschwefelung (Schwefeloxidation
mit Hilfe von Bakterien, durch Luftzuführung), chemischer Entschwefelung (Abbau mittels dafür
geeigneten chemischen Lösungen oder chemischer Oxidationsmittel), mittels Aktivkohle oder
eines chemisch wirksamen Adsorptionsmittels (Eisenoxid, Zinkoxid) erfolgen. Die Adsorption
von Schwefelwasserstoff führt üblicherweise für Biogas zu hohen spezifischen Kosten. Weshalb
dieses Verfahren überwiegend zur Endreinigung eingesetzt wird. Nicht alle genannten
Entschwefelungsverfahren sind vorteilhaft, wenn man Biogas zur Einspeisung in das
Erdgasnetz konditionieren möchte. Im Wesentlichen ist auf die Einblasung von Luft zu
verzichten, um dem Biogas nicht die zusätzliche Verunreinigung Stickstoff beizumischen, die in
späteren Schritten kaum oder nur noch mühsam entfernt werden kann.
Nach der Entschwefelung ist die Anreicherung von Methan im Biogas einer der wichtigsten Schritte. Dieser Prozessschritt wird hauptsächlich durch das Entfernen von Kohlendioxid (CO2) und der Feuchte charakterisiert. Hier sind heute wiederum verschiedenste Technologien kommerziell verfügbar. Diese umfassen die Druck-Wechsel-Absorption (PSA-Absorption von CO2 und H2O mittels Molekularsieb), die drucklose Gaswäsche mit Aminlösungen wie MEA, MDEA, die Druckwasserwäsche, oder die Trennung des Gasgemisches mittels Membranverfahren (Gaspermeation – die einzelnen Gasbestandteile werden durch Anwendung einer Polymer-Membran selektiv voneinander getrennt).
16 | S e i t e
Detailinformationen zu diesen Technologien sind der Broschüre „ÜBERBLICK ÜBER BIOGASAUFBEREITUNGS-TECHNOLOGIEN ZUR PRODUKTION VON BIOMETHAN“ (www.lev.at, und www.bio-methanregions.eu) zu entnehmen. Sobald das Biogas für die Einspeisung in das öffentliche Gasnetz oder als Treibstoff aufbereitet
wurde, ist zum Nachweis der Produktqualität die Einhaltung einer Reihe von Kontrollparametern
von größter Wichtigkeit. Diese Parameter hängen nicht vom gewählten Aufbereitungsverfahren
sondern von der geplanten Nutzung des Biomethans ab.
Die folgenden Qualitätsparameter des produzierten Biomethans müssen ermittelt und deren
Übereinstimmung mit den gesetzlichen Richtlinien müssen bestätigt werden, um die minimalen
Anforderungen für die Einspeisung in ein Erdgasnetz zu erfüllen. Die Messung des
Volumenstroms ist dabei keine gesetzliche Richtlinie, sondern ist zur Abrechnung mit dem
Gasnetzbetreiber unbedingt erforderlich.
Parameter Einheit empfohlene
Untersuchungshäufigkeit
Biomethan Volumenstrom m³/h regelmäßig
Biomethan CH4-Gehalt %v/v trocken regelmäßig
Biomethan CO2-c Gehalt %v/v trocken regelmäßig
Biomethan O2- Gehalt %v/v trocken regelmäßig
Biomethan H2S- Gehalt mg/m³, ppmv regelmäßig
Biomethan H2O- Gehalt %v/v, ppmv, Taupunkt regelmäßig
Die minimalen Anforderungen der anlagenspezifischen Parameter geben dem Besitzer und
Betreiber einen Überblick über den Verbrauch des Aufbereitungsverfahrens und damit einen
Einblick in die Effizienz und Wirtschaftlichkeit der Anlage.
Parameter Einheit empfohlene
Untersuchungshäufigkeit
elektrischer Energieverbrauch insgesamt kWhel regelmäßig
Wärmeenergieverbrauch kWhth regelmäßig
Kühlenergieverbrauch kWhth regelmäßig
17 | S e i t e
4.5 Kosten und Nutzen des Monitoring von AD-Biogas und Biomethan Anlagen
Monetäre Überlegungen spielen beim Betrieb einer Biogasanlage eine wichtige Rolle. Vorzüge
eines „guten“ Monitoring wurden zu Anfangs erläutert. Auf Grund der heterogenen Verhältnisse
von Anlagen, deren Auslegung und individuellen Gegebenheiten der Anlage, ist es schwierig
konkrete Monitoring-Kosten für alle erdenklichen Arten von Biogasanlagen zu nennen. Des
Weiteren ist es aus verschiedenen Gründen schwierig Informationen über reale Kosten für
Monitoring-Sensoren, Analysegeräten und Anlagenüberwachungsverträgen von den jeweiligen
Lieferanten, Anlagenplanern und Betreibern zu bekommen.
Eine Auswahl von Informationen zu den Kosten wurde jedoch aus einer Reihe von
europäischen Ländern erhoben und hier zusammengefasst. Dabei handelt es sich einerseits um
Kosten für analytische Instrumente und Kosten für typische Laboranalysen.
4.5.1 Typische Kosten von Analyse Geräten, Labor Analyse und Monitoring
Verträgen.
Die am häufigsten verwendeten Echtzeit-Analysgeräte messen Biogas, Biomethan
Durchflussmengen und die Gas-Zusammensetzung. Die Investitionskosten für
Mehrkomponenten-Gas-Messgeräte, welche die Gaskonzentrationen von CH4, CO2, O2 und
H2S messen, variieren von € 20.000,- bis € 80.000,- je nach Analyseverfahren und Genauigkeit,
ob offline oder fortlaufend gemessen wird und ob eine automatisierte Kalibrierung und Gas
Trocknung durchgeführt werden. Messgeräte für Biogas und Biomethan Volumenstrom-
Messung kosten rund € 5.000,- bis € 12.000,- je nach Gas Durchfluss. Die Messung des pH-
Wertes kann in der Regel entweder in Echtzeit direkt oder ex-situ durchgeführt werden. Die
Kosten der pH-Sonden liegen bei rund 300 €, jedoch die Signalgeber Box erfordert zusätzlich €
700,- bis € 900,-.
Ex-situ-Analysen können in der Regel mit für Monitoring von Rohstoffen, Fermenterinhalten und
Gärrestmerkmalen relevanten biochemischen Parametern durchgeführt werden. Diese
Analysen können mit Analysegeräten oder Analysemethoden vor Ort oder per Probensendung
an externe Labors durchgeführt werden. Zum Beispiel kann die Anschaffung eines flüchtige
Fettsäuren-Analysegerätes, welches die Konzentrationen einer Reihe von flüchtigen Fettsäuren
einschließlich Essigsäure, Buttersäure und Propionsäure misst, ca. € 35.000,- kosten, während
die Kosten eines Titriergerät zur Messung von Alkalinität und sämtlichen flüchtigen Fettsäuren
in der Größenordnung von € 1.700,- bis € 3.800,- liegen. Zusätzliche Betriebskosten sind mit
der Durchführung dieser Analysen, den Verbrauchsmaterialien, der Wartung und der Arbeitszeit
des Betriebspersonals verbunden.
Nicht jedes Analysegerät wird sich hinsichtlich seiner Beschaffungskosten rentieren. Daher
werden im Regelfall Kosten für Laboranalysen fällig. Diese können in Form von Einzelanalysen
oder in Rahmen von Monitoring Verträgen anfallen.
Einjährige Verträge für Anlagenmonitoring variieren in Inhalt und Umfang und daher auch
hinsichtlich Kosten. Diese Verträge dienen unter anderem zur Vermeidung von Ausfallszeiten,
18 | S e i t e
als Nachweis gesetzlicher Emissionswerte, zur allgemeinen Anlagenoptimierung und liegen
preislich in der Größenordnung von € 5.000,- bis € 40.000,- pro Jahr. Wobei hier die
kostspieligeren Verträge die kontinuierliche Optimierung der Anlage, basierend auf technischer
Beratung und Laboranalysen, beinhaltet.
Die folgende Tabelle fasst die Kosten ausgewählter Labors in Deutschland zusammen. Diese
Werte sollten jedoch nur als Anhaltspunkt dienen. Rahmenverträge, Rabatte, Methoden sowie
dessen Genauigkeit können zu Abweichungen der angeführten Werte führen.
Kosten für die Analyse der relevanten Parameter durch externe Labors (Kosten pro Probe,
sofern nicht anders angegeben)
Parameter
Labor-Analyse-Kosten
Biogasertragspotenzial 80 – 150 €
Ausgärversuch 360 – 450 €
Gärresttest 360 – 450 €
Biogaszusammensetzung (CH4, CO2, H2S, O2) Ca. 45 € / Verbindung inkl. NH³
pH-Wert 5 – 9 €
TS (Trockensubstanzgehalt) und oTS 20 €
csb –Chemischer Sauerstoff-Bedarf (für Biogas nicht relevant) Ca. 20 €
Gesamtstickstoff TKN Ca. 30 – 45 €
Gehalt an NH4 Ca. 15 €
Gehalt an flüchtigen Fettsäuren Gesamt (Säuresprektrum) Ca. 50 €
Schwermetalle (As, Cd, Cr, Cu, Ni, Pb und Zn) und Spurenelemente (Kobalt, Nickel, Selen, Molybdän, Eisen, Wolfram)
100 – 130 €
FOS und TAC 20 – 30 €
Hinweis: Die Analysen werden in der Regel in dreifacher Ausführung durchgeführt und Kostet enthalten
keine Steuern. In der Regel kann für langfristige Monitoring Verträge oder Mehrfachproben 10-20%
Rabatt. Manche Labors haben auch Mindestgebühren.
4.5.2 Beispiel für wirtschaftlichen Nutzen bei Steigerung der Anlagenleistung
aufgrund von Monitoring
Anhand eines vereinfachten Beispiels für Deutschlands „typischen“ Biogasanlage, werden hier
die Kostenvorteile demonstriert, wenn sich die Biogas Produktion aufgrund des Monitoring
erhöht.
Agrarrohstoffbasierte Biogasanlage (Betrieb in Deutschland)
19 | S e i t e
Nennleistung 500 kW
Substrate Schweinegülle (1.600 Tonnen) Klee (175 Tonnen) Energiepflanzen (Mais-Ganzpflanzensilage 8.500 Tonnen)
Einspeisetarif 185,50 € / MWh (bei IBN 2014 und EEG 2012)
Eingespeister Ökostrom 3.741 MWh el / a (nach EEG-Referenzerträgen)
Biogasertrag/ Tonne oTS 600 m³/ t oTS
Wärmeerlös € 22,5 / MWh
Verkaufbare Wärmemenge 1.937 MWh
Preis f. Ganzpflanzensilage Maissilage
€ 62,5 /t TS 35 € / t FM 106 € / t TS
Investitionskosten € 2.041.000,-
Die Berechnung der Wirtschaftlichkeit erfolgte mittels einer dynamischen Betrachtung.
In der Berechnung nicht berücksichtigt ist eine eventuelle Versteuerung der jährlichen Gewinne.
Das Ergebnis wird in der Berechnung als „Ergebnis vor Steuer“ dargestellt. Die
Ersatzinvestitionen nach Ende der Nutzungszeit werden über kurzfristige Kredite finanziert,
ohne Berücksichtigung einer eventuellen Eigenfinanzierung durch gebildete Rücklagen. Als
Betrachtungszeitraum für die Wirtschaftlichkeitsberechnung wurden 15 Jahre gewählt. In der
Wirtschaftlichkeitsberechnung wurde der Restbuchwert der Biogasanlage nach Ende der
Lebensdauer, nicht berücksichtigt.
Basis 10% mehr Gasertrag 20% mehr Gasertrag
Betriebsergebnis (vor Steuern)
€ 268.925,- € 340.911,- € 418.898,-
Gewinnsteigerung € 71.986,- € 149.973,-
Wie aus der o.a. Business Case Berechnung ersichtlich kann durch eine Steigerung der
Biogasproduktion um 10 % ein zusätzlicher jährlicher Gewinn von rund € 72.000,- erzielt
werden. Bei einer Steigerung der Gasproduktivität um 20 % kann der Jahresgewinn sogar rund
€ 150.000,- gesteigert werden.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass durch ein zielgerichtetes Monitoring der
Biogasanlage und der daraus resultierenden Ertragsoptimierung eine deutliche
Gewinnsteigerung der Anlage erreicht werden kann.
Bei jährlichen Ausgaben für das Monitoring von rund € 50.000,- und die Investition in ein
schlagfertiges Anlagenmonitoring rentiert sich der Aufwand bereits nach wenigen Monaten.
20 | S e i t e
5. Allgemeine Anlagenparameter (Planung, Funktion und Leistung)
Biogasanlagen werden allgemein durch zahlreiche Parameter beschrieben. Diese beschreiben
Planungsparameter, typische Betriebsfunktion und beinhalten Jahresproduktion und
Jahresenergieverbrauch. Diese Information dient normalerweise zur Zusammenfassung des
Anlagenprofils und erlaubt ein Bewerten/Vergleichen von Prozessen und Anlagen. Diese Daten
werden in der Regel in der Planungsphase erarbeitet und basieren auf der geplanten Leistung,
kann aber geändert werden, wenn sich Substrate, Leistung und Prozessverhalten verändern.
Auf diese Parameter wird in diesem Leitfaden nicht näher eingegangen.
Die „Organische Faulraumbelastung“ [kg oTS/m³d] und „Hydraulische Verweilzeit“ [Tage] sind
wichtige Parameter für die Planung und überschlägige Überprüfung der Biogasanlage. Jedoch
sind diese Parameter keine speziellen Monitoringparameter. Diese Werte sollten bei einem
Substratwechsel berechnet und überprüft werden.
Viel Erfolg bei Ihrem Biogasanlagen-Monitoring!