11
D 8512 52. Jahrgang Nr. 45 Montag, 14. November 2016 Foto: picture alliance/dpa/Guardia Costiera Flucht übers Meer Zahlen, Daten, Fakten: Für die kalten Wintermonate wird ein Rückgang der Flüchtlingszahlen im Mittelmeerraum erwartet. Seiten 6 und 7 Das Bild zeigt Flüchtlinge an Bord eines Schiffes der italienischen Küstenwache und entstand am 3. Oktober 2016. Für die Wintermonate wird ein Rückgang der Flüchtlingswelle erwartet. EINSATZ Begleiter in Kundus Deutsche Soldaten beraten die Führung der afghanischen Sicher- heitskräfte. Die Sicherheitslage in der Stadt ist angespannt. SPORT Weiter im Ring Oberfeldwebel und Sportsoldat Ronny Beblik ist das Stehauf- männchen unter den deutschen Boxern. Seite 10 PERSONAL Als Mutter im Einsatz Manuela K. ist Soldat und Mutter. Wie sie die Zeit im Einsatz meis- tert – weit entfernt von ihrem klei- nen Sohn in der Heimat. Seite 11 NEU Die Media-App der Bundeswehr [email protected]

Montag, 14. November 2016

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Montag, 14. November 2016

D 8

512

52. Jahrgang Nr. 45 Montag, 14. November 2016

Foto

: pic

ture

alli

ance

/dpa

/Gua

rdia

Cos

tiera

Flucht übers MeerZahlen, Daten, Fakten: Für die kalten Wintermonate wird ein Rückgang der Flüchtlingszahlen im Mittelmeerraum erwartet. Seiten 6 und 7

Das Bild zeigt Flüchtlinge an Bord eines Schiffes der italienischen Küstenwache und entstand am 3. Oktober 2016. Für die Wintermonate wird ein Rückgang der Flüchtlingswelle erwartet.

EINSATZ

Begleiter in KundusDeutsche Soldaten beraten die Führung der afghanischen Sicher-heitskräfte. Die Sicherheitslage in der Stadt ist angespannt.

SPORT

Weiter im RingOberfeldwebel und Sportsoldat Ronny Beblik ist das Stehauf-männchen unter den deutschen Boxern. Seite 10

PERSONAL

Als Mutter im EinsatzManuela K. ist Soldat und Mutter. Wie sie die Zeit im Einsatz meis-tert – weit entfernt von ihrem klei-nen Sohn in der Heimat. Seite 11

NEU Die Media-App

der Bundeswehr

[email protected]

Page 2: Montag, 14. November 2016

2 aktuell INTERN 14. November 2016

BILD DER WOCHE

Foto

: pic

ture

alli

ance

/AA

/Say

ed K

hoda

berd

i Sad

at

Das deutsche Konsulat im afghanischen Masar-i Scharif liegt in Trümmern: Eine schwere Explosion in unmittelbarer Nähe hat das G ebäude am vergangenen Donnerstag schwer beschädigt. Mehrere bewaffnete Angreifer wurden durch Sicher-

heitskräfte zurückgeschlagen. Durch den Anschlag starben ersten Medienberichten zufolge vier Men-schen, Dutzende wurden verletzt. Alle Mitarbeiter des Konsulats blieben unversehrt. Wenig später kam eszu einem weiteren Zwischenfall: Drei Motorradfahrer

fuhren trotz Warnschüssen auf den Ort des Anschlags zu. Daraufhin fielen weitere Schüsse durch die Sicherheits-kräfte – zwei Motorradfahrer starben, der dritte wurde schwer verletzt. Die Lage war bis zum Redaktionsschluss dieser Zeitung nicht vollständig geklärt.

E D I T O R I A L

Der Ausgang der US-Wahl hat für Europa ganz besondere Bedeutung. Denn er birgt eine Chance in sich. Im Wissen, dass die engen trans- a t l a n t i s c h e n B e z i e h u n g e n auch weiterhin unverzichtbar für uns sein werden, haben wir Euro-päer nun einmal mehr Anlass, uns auf uns selbst zu besinnen. Ganz unabhän-gig von der Wahl in Amerika, werden so oder so die außen-, sicherheits- und verteidigungs-politischen Herausforderun-gen für die Europäische Union wachsen.

So etwa in Afrika. Hier ist das europäische Arsenal vernetz-ter Fähigkeiten ganz beson-ders gefragt. Auch deshalb, weil Europas Hilfe in Afrika und das Engagement gegen Flucht und Vertreibung keine originä-ren Aufgaben der NATO sind. Deshalb muss Europa seine militärischen und zivilen Kräfte stärker verzahnen.

Das Ziel am Horizont ist eine Europäische Verteidigungs-union. Wir können diese Rolle kreativ gestalten. Als trans-

atlantischer Brückenbauer, als starker Pfeiler in der NATO, aber

auch als selbstbewuss-ter weltpolitischer

Akteur. Dabei geht es wohlgemerkt nicht um Konkur-renz zur NATO. Jenem Bündnis, dem wir Europäer

– zumal wir Deut-schen – über Jahr-

zehnte hinweg so viel zu verdanken haben.

Es geht um Ergänzung und Komplettierung des bislang noch lückenhaften Fähigkeits-spektrums einer starken Wer-tegemeinschaft. Einer Gemein-schaft, die für westliche Werte einsteht. In Zeiten, in denen die Welt in Unordnung geraten ist, erscheint das so wichtig wie nie zuvor.

Deutschland kommt dabei zweifellos eine Schlüsselrolle zu – als Impulsgeber im Kreise sei-ner Partner. So etwa beim Rat für Außenbeziehungen, dem Treffen der EU-Außen- und Verteidigungsminister, das in dieser Woche in Brüssel zusammenkommt.

Jörg Fleischer Ressortleiter Politik

IMPRESSUMHerausgeber und verantwortlich für den Inhalt:

Bundesministerium der VerteidigungPresse- und InformationsstabStauffenbergstraße 18, 10785 Berlin

Redaktionsanschrift:Redaktion der BundeswehrBundeswehr aktuellReinhardtstraße 52, 10117 BerlinTelefon: (0 30) 886 228 - App.Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41E-Mail: [email protected]

Leitender Redakteur: ( - 2420):Vivien-Marie Bettex (vmd)

Vertreter: ( - 2421)Oberleutnant Sebastian Nothing (sn)

Produktionsunterstützung: ( - 2423)Obergefreiter Daniel Wieland

Politik: Jörg Fleischer (jf, - 2830), Hauptmann Markus Theis (mt)

Streitkräfte/Einsatz:Major Anika Wenzel (akw, - 2861), Oberstleutnant Peter Mielewczyk (pm, - 2820), Major Katharina Zollondz (kzo), Major Alexandra Möckel (alm), Kapitänleutnant Victoria Kietzmann (kie),

Zoom/Sport: Björn Lenz (ble, - 2840), Regierungsamtmann Stefan Rentzsch (sr), Gabriele Vietze (vie),

Personal/Soziales/Vermischtes:Christiane Tiemann (tie - 2850), Timo Kather (kat)

Mediendesign:Daniela Hebbel ( - 2650), Daniela Prochaska, Eva Pfaender

aktuell als E-Paper und als PDF:Auf www.bundeswehr.de abrufbar

Satz:Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei BAIUDBwIntranet: http://zentraldruckerei.iud

Druck:Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbHKurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf

Erscheinungsweise: Wöchentlich montags

Auflage: 45 000 ExemplareVerteilung innerhalb der Bundeswehr:

SKA GrpRegMgmtBw/ MediendispositionKommerner Straße 18853879 EUSKIRCHENDEUTSCHLAND E-Mail: SKAMediendisposition@ bundeswehr.org

ISSN: 1618-9086Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wie-der. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Geneh-migung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail wer-den nur mit wirklichem Namen und Adresse berück-sichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor.

Z I T A T

„Die NATO ist kein Geschäft.“

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in der vergangenen Woche im ZDF. Der designierte US-Präsident Donald Trump werde lernen, dass die NATO kein Unternehmen ist. In der Allianz gehe es um gemeinsame Werte und nicht darum, ob jemand einen „guten Deal“ machen könne.

K A L E N D E R B L A T T

Vor 55 Jahren: Am 14. November 1961 wird mit der CDU- Politikerin Elisabeth Schwarzhaupt zum ersten Mal eine Frau als Bundesmi-nisterin vereidigt. Ihr wird das Gesundheitsministerium übertragen.

Vor 70 Jahren: Am 14. November 1946 wird Hermann Hesse „für sein schriftstellerisches Werk, das sich mit zunehmender Kühnheit und Durchdringung – durch humanistische Ideen und hohe stilisti-sche Qualität auszeichnet“, mit dem Literatur-Nobelpreis geehrt.

Vor 115 Jahren: Am 14. November 1901 gibt Karl Landsteiner die Entdeckung der Blutgruppen A, B und 0 bekannt. Diese ver-bessert Operationstechniken und kann in der Gerichtsmedizin etwa für den Vaterschaftsnachweis angewendet werden.

Vor 205 Jahren: Am 20. November 1811 gründet Friedrich Krupp zusammen mit den Brüdern Kechel ein Gusseisenwerk. Er will den englischen Stahl ersetzen und an Qualität überbieten. Während der beiden Weltkriege ist die Firma einer der wichtigsten Waffen-lieferanten der deutschen Armee

Vor 390 Jahren: Am 18. November 1626 wird der Petersdom in Rom nach einer Bauzeit von 120 Jahren von Papst Urban VIII. geweiht. An dem Bauwerk sind neun Künstler als Bauleiter betei-ligt, unter ihnen Michelangelo, Rafael und Bramante. (eb)

Page 3: Montag, 14. November 2016

14. November 2016 MINISTERIUM / HINTERGRUND aktuell 3

US-Wahl: Europa muss vorsorgenVerteidigungsministerin Ursula von der Leyen betont die wachsende Bedeutung Europas.

Foto

: pic

ture

alli

ance

/dpa

/EPA

/Eug

ene

Gar

cia

Von Jörg Fleischer

Berlin. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat nach dem Wahlsieg des Republikaners Donald Trump bei den US-Präsi-dentschaftswahlen die wachsende sicherheitspolitische Bedeutung Europas betont. Die Ministerin sagte im Hinblick auf das Treffen des Rates für Außenbeziehungen, zu dem sich in dieser Woche die EU-Außen- und Verteidigungs-minister in Brüssel zusammen-finden: „Europa muss sich darauf einstellen, dass es besser selber vorsorgt.“

Von der Leyen machte in der vergangenen Woche unter ande-rem in der ARD sowie in der Rhei-nischen Post deutlich, dass eine größere europäische Eigenverant-wortung in Belangen der Sicher-heits- und Verteidigungspolitik wichtiger werde. Dazu gehöre im Hinblick auf Deutschland auch ein höheres Verteidigungsbudget. Von der Leyen rechnet mit stärke-

ren Forderungen der USA an das europäische und deutsche Engage-ment in der NATO. Deutschland wird dabei eine Schlüsselrolle im Schulterschluss mit den europä-ischen Partnern zugeschrieben.

Westliche Werte vertreten

In der Rheinischen Post erklärte von der Leyen, sie sehe die US-Wahl als Impuls für Europa, selbst in der Sicher-heitspolitik mehr Relevanz zu gewinnen. In einem Gastbeitrag für die Zeitung schrieb die Minis-terin: „Wir werden auf internati-onaler Bühne weiter geschlossen die westlichen Werte gegenüber denen vertreten müssen, die ganz andere Vorstellungen über grund-legende Rechte haben.“

In diesem Zusammenhang betonte die Ministerin den Part Deutschlands: „Auf Deutsch-land als große Nation in der Mitte Europas kommt eine zweifach

wichtige Rolle zu: Zum einen, solche Brücken zur neuen Admi-nistration Trump zu bauen. Über Brüche und Konflikte innerhalb der Allianz freuen sich nur die, die unsere westlichen Werte nicht teilen.“ Zum anderen aber müsse Deutschland in diesem Kontext selbstbewusst die eigene Position vertreten, wo immer möglich in engem Schulterschluss mit seinen europäischen Partnern.

Allerdings sei Europa auf dem Feld der Sicherheit bei weitem noch nicht so handlungs- und entscheidungsfähig, wie man es sich wünsche. Daher bleibe das Engagement der USA für Europa auch weiterhin unverzichtbar: „Der Aufbau von Kapazitäten geht nicht von heute auf mor-gen. Das Engagement der USA auch für europäische Interessen bleibt daher auch künftig unver-zichtbar, denn sie sind der mit Abstand wichtigste Pfeiler in der NATO.“ Von der Leyen sagte, dass bereits vor den US-Wah-

len von amerikanischer Seite vielfach der Wunsch geäußert worden sei, dass die europäi-schen Mitglieder einen größe-ren Anteil der Last als bisher auf ihre Schultern nähmen. „Europa muss mehr Verantwortung für seine Probleme in seiner unmit-telbaren Umgebung übernehmen. Mehr sicherheitspolitische Hand-lungsfähigkeit liegt deshalb auch im ureigenen Interesse der Euro-päer“, heißt es in dem Gastbei-trag der Ministerin.

„Um die Probleme kümmern“

Von der Leyen hob das künftig notwendige Engagement Euro-pas in Afrika besonders hervor: „Die Staaten unseres Nachbar-kontinents wachsen in den Bevöl-kerungszahlen. Der Zuwachs an Wirtschaftsleistung hinkt dage-gen allzu oft hinterher. Europa tut gut daran, diese bedenkliche Entwicklung auf der anderen Seite des Mittelmeeres nicht passiv zu verfolgen oder darauf zu vertrauen, dass sich schon irgendjemand anders der Prob-leme annimmt. Das ist eine der zentralen Lektionen der Flücht-lingskrise. Wenn wir uns nicht um die Probleme kümmern, dann stehen irgendwann die Folgen bei uns vor der Tür.“ Die Euro-päische Union verfüge traditi-onell über einen großen wirt-schaftlichen und humanitären Instrumentenkasten, den sie auch in Afrika einsetze. Allerdings fehle zum nachhaltigen Erfolg die Verzahnung von wirtschaft-licher Entwicklung und Sicher-heit. „Gerade weil die Europäi-sche Union in Afrika politisch und wirtschaftlich Relevanz hat, fällt auf, wie schwer sie sich tut, diesen Investitionen durch begleitende Sicherheits-konzepte Nachhaltigkeit zu ver-leihen“, schreibt die Ministerin. Sie machte in diesem Kontext den Unterschied zwischen dem euro-päischen Engagement auf dem afrikanischen Kontinent und den Aufgaben der NATO deutlich: Es sei die starke zivile Seite Euro-pas, die den großen Unterschied zur NATO ausmache. „So unver-zichtbar die NATO zur Vertei-digung unseres Territoriums ist, so wenig sehe ich sie in Afrika.“ Damit diese europäische Agenda für Afrika gelinge, sei vor allem das gemeinsame, vernetzte Han-deln der Europäer nötig.

„Damit Europa tatsächlich mehr Eigenständigkeit in Sicher-heitsfragen gewinnt, braucht es mehr als den Willen zur Verant-wortung. Die notwendigen Mit-tel und taugliche Entscheidungs-strukturen kommen hinzu. Darum geht es bei den aktuellen Bemü-hungen auf europäischer Ebene, Schritt für Schritt eine gemein-same Sicherheits- und Verteidi-gungsunion aufzubauen.“

Bundestag verlängert Einsatz gegen IS

Berlin. Der Deutsche Bundestag hat der Fortsetzung und Erwei-terung der Bundeswehrbeteili-gung am Kampf gegen die Ter-rormiliz „Islamischer Staat“ (IS) zugestimmt. Künftig kön-nen AWACS-Aufklärungs-flugzeuge der NATO mit deut-schen Besatzungsmitgliedern den Luftraum über Syrien überwa-chen. Die fortgesetzte und aus-geweitete Beteiligung am Kampf gegen den IS ist laut Mandat bis zum 31. Dezember 2017 befris-tet. Die personelle Obergrenze des deutschen Einsatzkontin-gents liegt weiterhin bei 1200 Soldaten. Von 586 Abgeordne-ten stimmten am vergangenen Donnerstag 445 für die weitere Bundeswehrbeteiligung an der Mission. Dagegen haben in der namentlichen Abstimmung 139 Abgeordnete votiert; es gab zwei Enthaltungen. Die Staats- und Regierungschefs der NATO hat-ten beim Warschauer Gipfel im Juli beschlossen, die Anti-IS-Ko-alition mit AWACS-Flugzeugen zu unterstützen. Sie sollen jedoch nicht über Syrien fliegen, sondern ausschließlich im NATO- oder internationalen Luftraum, um ein besseres Lagebild zu gewinnen. Die Bundeswehr beteiligt sich seit Dezember 2015 mit bis zu sechs Aufklärungs-Tornados und einem Tankflugzeug am Kampf gegen den IS. Zudem sind eine Fregatte zum Schutz eines fran-zösischen Flugzeugträgers und Personal für Satellitenaufklärung sowie in Stäben und Hauptquar-tieren im Einsatz. (eb)

Parlament berät Soldatengesetz

Berlin. Der Deutsche Bundestag hat in erster Lesung die Änderung des Soldatengesetztes beraten. Es sieht vor, dass der Militärische Abschirmdienst als Maßnahme gegen Islamisten und andere Ext-remisten künftig alle angenom-menen Bewerber bei der Bun-deswehr überprüfen kann. Damit werde die Extremismuspräven-tion umfassend gestärkt, sagte der Parlamentarische Staatsse-kretär Markus Grübel. Hinter-grund ist, dass Extremisten keine Gelegenheit bekommen sollen, sich bei der Bundeswehr mili-tärisch ausbilden zu lassen. Mit der Änderung des Soldatengeset-zes sollen ab Juli 2017 alle Sol-daten, die bei der Bundeswehr eingestellt werden, eine einfa-che Sicherheitsüberprüfung nach den Vorgaben des Sicherheits-überprüfungsgesetzes durchlau-fen. „Die Bundeswehr darf nicht zum Ausbildungscamp für Ext-remisten, Islamisten, Gewalttäter und Terroristen werden“, sagte Grübel. (eb)

Page 4: Montag, 14. November 2016

4 aktuell POLITIK / HINTERGRUND 14. November 2016

Die Ärmsten der WeltNiger: Das Land ringt um seine Demokratie und ist durch Terror bedroht.

Thema

AFRIKA

TschadSudan

Ägypten

LibyenAlgerien

Maure- tanien Mali

Niamey

Niger

Von Daniel Kirch

Die Bundesregierung engagiert sich verstärkt in Afrika. Vor die-sem Hintergrund berichtet aktu-ell über Brennpunkte auf dem afrikanischen Kontinent. In die-ser Ausgabe: Niger.

Der Niger ist ein wich-tiges Transitland für Flüchtlinge. Die Regie-

rung kämpft mit internatio-naler Unterstützung gegen Terroristen, die unter anderem aus dem Nachbarland Mali in das bitterarme Land einsickern. Neuerdings unterhält die Bun-deswehr im Niger einen Luft-transportstützpunkt. Er dient der logistischen Unterstützung des Bundeswehr-Einsatzes in Mali.

Transitland für Migranten

Niger ist ein bitterarmes Land, laut den Vereinten Nationen (VN) sogar das ärmste der Welt. In keinem anderen Staat wächst die Bevölkerung so stark. In jün-gerer Zeit ist der Niger vor allem deshalb in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt, weil er ein wichtiges Transitland für afrika-nische Migranten ist. Die Leiterin des Büros der Konrad-Adenau-er-Stiftung (KAS) im benach-barten Mali, Christina Wagner, sieht im Niger sogar den „Haupt- umschlagplatz“ für Migran-ten, die sich aus West-, Zentral- oder Ostafrika auf den Weg Richtung Europa machen. Viele von ihnen schafften jedoch den mühsamen Weg durch die Wüste nicht und kehrten um, sagt Wagner.

Bundeswehr mit neuem Stützpunkt

Im Innern stemmt sich der Niger gegen die Bedro-hung durch den islamisti-schen Terror. Aus Mali, aus den Maghreb-Staaten und aus Nigeria sickern Terroristen in das Land ein – unter ihnen die Gruppierungen Al-Qaida im isla-mischen Maghreb und Boko Haram. „Der Terror kommt nicht aus dem Niger selbst, er wird von außen hineingetra-gen“, sagt Wagner. Die Regie-rung nehme dieses Problem sehr ernst und gehe entschlos-sen dagegen vor: „Sie hat ein Interesse daran, diese Leute nicht im Land zu haben.“ Mit der zivi-len EUCAP-Mission unterstützt die EU die Ausbildung der nigri-schen Sicherheitskräfte für deren Kampf gegen Terrorismus und organisierte Kriminalität.

Der Niger beteiligt sich mili-tärisch an der Bekämpfung von Terroristen im Nachbarland Mali. Die nigrischen Streit-kräfte werden im Rahmen der EU-Mission EUTM in Mali aus-gebildet – unter anderem von

Bundeswehrsoldaten. Dies ist möglich, weil das 2016 erneuerte Bundestagsmandat für EUTM die zunächst auf die malischen Streit-kräfte beschränkte Ausbildung auf weitere Staaten der Sahel-Zone ausdehnte.

Zur Unterstützung der deut-schen Soldaten insbesondere im Norden Malis unterhält die Bun-deswehr seit rund einem Monat einen Lufttransportstützpunkt in Niamey, der Hauptstadt des Nigers. Dort sind gegenwärtig zwei Transall-Maschinen und ungefähr 40 Soldaten statio-niert. Die neue Basis verbessert unter anderem den Verwundeten- transport.

Ringen um die Demokratie

Niger hat eine wechselvolle Vergangenheit: Nach diversen Militärregierungen und Staats-

streichen über-nahm 1999 der demokratisch gewählte Präsident Mamadou Tandja die Macht. 2009 jedoch weigerte er sich, nach zwei Amts-perioden abzutreten, wie es die Verfassung vorsah. Als Tandja per Referendum die Grundlage für eine weitere Amtszeit schaf-fen wollte, widersetzten sich Parlament und Verfassungs- gericht. Der Präsident löste daraufhin beide Institutionen auf. Die folgenden Parlaments- wahlen wurden von der Oppo-sition boykottiert – Niger war weltweit isoliert, auch Deutsch-land legte die Entwicklungshilfe vorübergehend auf Eis.

Das Militär putschte im Jahr 2010 gegen Tandja und leitete schließlich eine Demokratisie-rung ein. Eine von einer Über-gangsregierung ausgearbeitete Verfassung wurde in einem Refe-rendum angenommen. Aus den demokratischen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen ging die Opposition als Sieger hervor. Zum Präsidenten wurde Mahamadou Issoufou gewählt. Er hat sich ehrgeizige Ziele für die Entwicklung des Lan-des gesetzt. Seine Wiederwahl 2016 boykottierte jedoch die Opposition, nachdem ihr Kandidat verhaftet worden war. Nach wie vor unklar ist, ob dabei politische Motive eine Rolle gespielt haben.

Hintergrund: Niger

Niger, eine ehemalige französische Kolonie, ist laut dem Entwick-lungsindex der Vereinten Nationen der ärmste unter den 188 gelisteten Staaten. Die Lebenserwartung liegt nach VN-Angaben bei gut 61 Jahren. Mehr als 15 Prozent der Bewohner können nicht lesen und schreiben. Die überwiegende Mehrheit der Bevölke-rung (80 Prozent) ist in der Landwirtschaft tätig. Das Land mit 19 Millionen Einwohnern verzeichnet mit einem jährlichen Plus von vier Prozent das weltweit höchste Bevölkerungswachstum; mehr als die Hälfte der Menschen sind jünger als 15 Jahre. 94 Prozent der Einwohner sind sunnitische Muslime. (dki)

Kampf ums Überleben: Obdachlose Menschen an einem Brunnen in einem Camp in der Region Diffa – die Kanister stehen in meterlangen Reihen bereit.

„Islamischer Staat“ in Bedrängnis

Bagdad. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) istsowohl im Irak als auch in Syrien stark in Bedrängnis geraten. In Syrien rückte die kurdisch-arabi-sche Rebellenallianz in der ver-gangenen Woche weiter auf die IS-Hochburg Rakka vor. Unter-dessen eroberten irakische Regie-rungstruppen die letzte noch vom IS kontrollierte größere Ort-schaft vor Mossul. Bei ihrem Vormarsch entdeckten die ira-kischen Streitkräfte nach eige-nen Angaben ein Massengrab. Gemäß Berichten von Flücht-lingen und Angaben der Ver-einten Nationen missbraucht der IS Zivilisten als menschli-che Schutzschilde. Seit Beginn der irakischen Offensive auf Mossul sind bereits mehr als 40 000 Menschen aus derumkämpften Stadt geflohen. Hilfsorganisationen rechnen mit mehr als einer Million Flücht- lingen. (ak/ao/ogo/jes/yb)

IS befahl Anschläge in Paris und Brüssel

Brüssel. Die Befehle für die Anschläge in Paris und Brüssel kamen direkt aus der Kommando-ebene der Terrormiliz „Islami-scher Staat“ (IS). Das teilte die belgische Staatsanwaltschaftam vergangenen Mittwoch mit. „Wir wissen, dass die Befehle aus dem Gebiet des ‚Islamischen Staats‘ kamen“, sagte Staatsan-walt Frédéric van Leeuw. Von welchen IS-Vertretern die Befehle erteilt wurden, konnte er jedoch nicht sagen. Die Befehlshaber des IS hätten öfters ihren Aufent-haltsort gewechselt, um US-An-griffen zu entgehen. IS-ChefAbu Bakr al-Baghdadi habe sich zum Beispiel mal im irakischen Mossul, mal im syrischen Rakka aufgehalten. (ck/ogo)

Krim: Ukraine schlägt VN-Beobachter vor

New York. Die ukrainischeRegierung will die Lage auf der Halbinsel Krim von den Vereinten Nationen (VN) überwachen lassen. Der ukrainische VN-Botschaf-ter Wolodymyr Jeltschenko legte der VN-Vollversammlung am ver-gangenen Dienstag einen entspre-chenden Entwurf vor. Er sieht vor, dass die Krim unter Beobachtung des VN-Menschenrechtsausschus-ses gestellt wird. Für die Vorlage gewann die Ukraine die Unterstüt-zung von 38 Ländern. Russlands stellvertretender VN-Botschafter Jewgeni Sagajnow kritisierte den Text als einseitig. Bislang hat Russland keine VN-Menschen-rechtsbeobachter auf die Krim einreisen lassen. (pw)

Foto

s: A

FP/G

etty

Im

ages

/Iss

ouf

Sano

go (

2); I

nfog

rafik

: Bun

desw

ehr/

Dan

iela

Pro

chas

ka

Page 5: Montag, 14. November 2016

I14. November 2016 aktuell 5

1 Mit einer CH-53 verlegen die Solda- ten von Masar-i Scharif nach Kundus.

2 Trauer um einen Toten nach Kämpfen in der Nähe von Kundus Anfang November.

3 Deutsche Berater mit afghanischen Offizieren.

EINSATZ / BUNDESWEHR

1

Die BegleiterAngespannte Lage in Kundus: Deutsche Soldaten beraten und

unterstützen die Führung afghanischer Sicherheitskräfte.

Von Katharina Zollondz

m März 2016 hat ein neuer Auf-trag für deutsche Soldaten im afghanischen Kundus begon-

nen: Die Ausbildung, Beratung und Unterstützung des Stabes der 20. Division/ 209. Korps (die soge-nannte 20. Pamir Division) der Afghan National Army (ANA).

Die Aufgabenwahrnehmung erfolgt in Form von „expeditio-nary Train Advise Assist“ – kurz: eTAA. Der Ansatz setzt auf ein speziell nach Kundus entsandtes Ausbilderteam. Die Unterstüt-zung ist anlassbezogen, zeitlich begrenzt und steht in Zusammen-hang mit dem Aufbau des Stabes 20. Pamir Division und der aktu-ellen Sicherheitslage in der Pro-vinz Kundus.

Die deutschen Soldaten stehen den afghanischen Führungskräf-ten mit ihren Kenntnissen und Erfahrungen beratend zur Seite. In der internationalen Zusam-menarbeit leisten sie damit einen Beitrag zur weiteren Professi-onalisierung der afghanischen Sicherheitskräfte.

Hintergrund: Kurz nachdem die Stadt Kundus im Septem-ber 2015 zeitweise in die Hände der Taliban fiel, wurde ein Stab als vorgeschobenes Füh-rungselement des 209. Korps aufgestellt. Eine Voraussetzung, um die Operationsführung der afghanischen Sicherheitskräfte zu optimieren und den umfang-reichen Verantwortungsbereich der ANA effektiver zu überbli-cken.

„Safe Haven“: Sicherheit im Camp

Geführt werden die Berater (Advisors) durch Senior Advi-sor Oberst Erik Rattat. Er berät und unterstützt die Führung der ANA-Division. „Die Arbeit des eTAA unterscheidet sich gar nicht so sehr von der Arbeit des TAA. Nur dass wir unsere Arbeit in Kundus unter etwas anderen Bedingungen durch-führen. Die Soldaten im Camp Pamir leben und arbeiten in einem abgetrennten, besonders geschützten Bereich mit festen

Unterkünften – dem sogenann-ten „Safe Haven“. Die Zufahrt zum geschützten Bereich im Camp wird durch Soldaten der Force Protection gesichert.

Der Bereich ist überschau-bar und gewährt den Solda-ten zusätzlichen Schutz. Eine Küche gibt es allerdings nicht. Die Soldaten leben ausschließ-

lich von „EPa“ – den Einmann-packungen.

Die Arbeit der Berater beginnt am frühen Morgen mit einer Auswertung der Lage. Anschlie-

ßend treffen die Soldaten auf ihre afghanischen Kameraden – immer begleitet durch einen zusätzlichen Sicherer.

Vertrauen ist wesentlich

„Wir müssen grundsätzlich deeskalierend und besonnen wir-ken, es ist ganz wesentlich für das gegenseitige Vertrauen und somit für unsere eigene Sicher-heit“, erklärt Major M. Er ist Advisor in der G 2-Zelle – der Zelle für die militärische Sicher-heit. Bei der Begrüßung in den einzelnen Abteilungen herrscht eine herzliche, fast famili-äre Stimmung zwischen den Afghanen und ihren Beratern. „Nur dann kommt die Realität und man muss sich wieder um das Tagesgeschäft kümmern“, sagt Senior Advisor Rattat. Es

dürfe zu keinem Zeitpunkt vergessen werden, in wel-

cher Situ-a t i o n sich die

afghanischen Soldaten befinden. „Sie können durchaus verwun-

det werden oder gar fallen. Auch das ist Teil des Gesche-

hens“, sagt Rattat. In der Operationszentrale der Afghanen angekommen, lässt

sich Major M. an der gro-ßen Karte über die Ereig-nisse der vergangenen Nacht berichten. „Wir dür-

fen nicht zu viel erwarten. Zum Beispiel stellen sich die

Zahlen der Taliban-Kämpfer oft-mals anders dar.“ Der Fortschritt bei der Darstellung der eigenen Operationen durch die Afghanen sei aber groß und sehr erfreulich, sagt Major M.

Die Berater werden durch Unterstützungskräfte verstärkt. Dazu gehören Sprachmittler, Sicherungskräfte und ein kleines Team an Sanitätern. Sie sorgen für die medizinische Versorgung der Soldaten und betreiben eine notfallchirurgischen Einrichtung (Damage Control Surgery) vor Ort.

Senior Advisor in Kundus: Oberst Erik Rattat

Wie bringen Sie Ihr Wissen ein, um die Afghanen in der Operationsführung zu beraten?

Da wir die Operationen der Afghanen nicht mehr direkt begleiten, ist es umso wichtiger, dass wir unser Wissen bei der Planung und in der Stabsarbeit einbrin-gen. Wir sind wie bei einem Fußballspiel der Trainer, der aber selbst gar nicht im Stadion ist. Der afghanische General mit seinen ihm unterstellten Offizieren führt die Operation, er ist der entscheidende Mann. Wir beraten im Hintergrund.

Welche Aufgabe übernehmen Sie als Senior Advisor?

Ich sehe meine Aufgabe darin, mit dem afghanischen General die Operation zu analysieren, wenn sie durchgeführt ist, die richtigen Folgerungen daraus abzu-leiten und in die nächsten Planungen ein-fließen zu lassen. Meinen eigenen Erfolg kann ich daran messen, in wie weit meine Ratschläge und Empfehlungen umge-setzt werden.

Es ist wiederholt zu Gefechten zwischen Taliban und afghanischen Sicherheits-kräften in Kundus gekommen. Inwiefern ist Ihre Arbeit davon betroffen?

Solche Situationen sind immer von einer hohen Arbeitstaktung geprägt. In jüngs-

ter Vergangenheit hat das auch zu vielen kurzfristigen Meetings und Fra-gen an uns Advisor geführt. Während dieser Zeit kam es auch zu Wechseln in der Führungsver-antwortung bei den Afghanen. Darauf mussten wir flexibel reagieren. Das war auch für mich sehr spannend.

Wie ist das Verhältnis zu dem afghanischen Führungs-personal?

Das Verhältnis ist ausgesprochen freundlich, fast schon herzlich.

Es ist ziemlich leicht, mit den afghanischen Offizieren

eine persönliche Basis zu schaffen. Wir unter-halten uns auch über alltägliche Dinge, die über die rein militäri-schen Themen hinaus-

gehen. Das schafft eine angenehme Atmosphäre

und trägt zu einem guten Arbeitsklima bei.

Die Fragen stellte Alexander Strauß.

Fo

to: p

ictu

re a

llian

ce/A

P Ph

oto/

Naj

im R

ahim

,B

unde

sweh

r/L

ars

Koc

h (3

); In

fogr

afik:

Bun

desw

ehr/

Eva

Pfa

ende

r

2 3

Page 6: Montag, 14. November 2016

6 aktuell aktuell 7BUNDESWEHR

D

Auftrag im MittelmeerKampf gegen Schleuserkriminalität: Zahlen, Daten, Fakten zur Lage im Süden Europas.

Von Victoria Kietzmann

as Mittelmeer trennt drei Kontinente von-einander, es hat 24 Anrainerstaaten und ist siebenmal so groß wie Deutschland.

Und seit wenigen Jahren ist es der zentrale Weg-punkt für Hunderttausende Menschen auf ihrer Flucht nach Europa.

Um Krieg, Gewalt, Verfolgung, wirtschaftli-cher Not, Unterdrückung oder Hunger zu ent-kommen, haben allein in diesem Jahr bisher knapp 340 000 Menschen versucht, Griechen-land, Italien oder Spanien auf dem Seeweg zu erreichen.

Weniger Flüchtlinge im Winter

Zum Jahreswechsel ist zu erwarten, dass weni-ger Menschen den gefährlichen Weg über das Mittelmeer riskieren. Durch die klimatischen Bedingungen während der Wintermonate wird eine Überfahrt von November bis Februar stark erschwert. Die Folge: Das Geschäft der Schleu-ser erlahmt. Der Schwerpunkt der Operation EUNAVFOR Med (European Naval Force Medi-terranean) – Operation Sophia sowie der Stan-ding NATO Maritime Group 2 (SNMG 2), an denen auch deutsche Soldaten beteiligt sind, wird sich verlagern.

Hintergrund: Sowohl die Bekämpfung der Schlepperkriminalität als auch die Rettung der Schiffbrüchigen sind im vergangenen Jahr in den Fokus der internationalen Gemeinschaft gerückt. Internationale Bündnisse oder Organisationen (IO), aber auch Nichtregierungsorganisationen (Non-Governmental-Organizations, kurz NGO) engagieren sich. Von besonderer Bedeutung sind zwei Operationen: EUNAVFOR Med – Opera-tion Sophia mit einem regionalen Schwerpunkt zwischen Italien und der libyschen Küste und die Aktivität der SNMG 2 in der Ägäis zwischen Grie-chenland und der Türkei. Die Operation Sophia trägt zum humanitären Auftrag der Seenotrettung bei. Die SNMG 2 in der Ägäis schafft Transpa-renz in der Region – unter anderem ein enger Informationsaustausch zum Schiffsverkehr. Ziel ist es, den Schleppern das Handwerk zu legen.

Denn Schleuserbanden profitieren seit Monaten von der Not der Flüchtlinge und machen entlang der Migrationswege ihr Geschäft. Von Libyen oder der Türkei aus schicken sie die Flüchtlinge in seeuntaug-lichen und überfüllten Booten auf das Mittelmeer. Viele Flüchtlinge schaffen es nicht bis Europa, zah-len den Fluchtversuch mit ihrem Leben. Wesentlich mehr Menschen können jedoch gerettet werden.

Mit Beginn der militärischen Präsenz hat sich auch die Aufmerksamkeit anderer Organisati-onen für die Situation im zentralen Mittelmeer

vermehrt. Waren die Militärschiffe zu Beginn in der Seenotrettung zusätzlich zu ihrem militäri-schen Auftrag noch eine Art Einzelkämpfer, so hat sich das Verhältnis inzwischen drastisch ver-ändert. Es sind heute sehr viel mehr zivile Schiffe im Einsatz, die sich auf die Aufgabe der See- notrettung spezialisiert haben. Das Seegebiet kann somit viel besser abgedeckt werden.

Eng koordiniert: NATO und EU

Um die Schleuserbekämpfung und Flücht-lingslage weiter zu verbessern, gibt es weitere Beschlüsse zur internationalen Zusammenarbeit. Die NATO Mission Sea Guardian soll eng mit der EU-Operation Sophia koordiniert werden. Dar-über hinaus werden seit Ende Oktober 78 Ange-hörige der libyschen Küstenwache auf Hoher See ausgebildet. Nach dem Train-the-Trainer-Prinzip sollen sie ihr Wissen an Kameraden weitergeben. Deutschland beteiligt sich mit fünf Ausbildern.

Derzeit beteiligen sich rund 1000 Soldaten der Deutschen Marine an mandatierten Auslandsein-sätzen. Zwei davon laufen im Mittelmeer. Damit stellt die Marine seit mehreren Jahren durchge-hend knapp ein Drittel der sich im Auslands- einsatz befindlichen Soldaten. Hinzu kommt die Beteiligung an ständigen NATO Verbänden wie in der Ägäis.

EUNAVFOR Med - Operation Sophia

Seit Beginn der Operation im Juni 2015 beteiligt sich Deutschland an EUNAVFOR Med (European Naval Force Mediterranean) – Operation Sophia. Kernauftrag ist die Bekämp-fung krimineller Schleusernetzwerke vor der liby-schen Küste. Dazu werden die Einheiten der Operation auf Hoher See und im internationalen Luftraum zwischen der italienischen und libyschen Küste zur Aufklärung ein-gesetzt. Insbesondere mit Seefernaufklärungsflugzeugen können sowohl Schleuseraktivitäten beobachtet als auch Schlauch- oder Holzboote an die Seenotleitstelle gemel-det werden. Die Sophia-Schiffe sind ermächtigt, verdäch-tige Boote in internationalen Gewässern anzuhalten und zu durchsuchen. Knapp 100 Schleusereiverdächtige wurden bisher auf Hinweis der Operation von italienischen Behörden oder von den EU-Schiffen auf Hoher See festgenommen.

Nach einer strategischen Überprüfung hat der Rat der Europäischen Union im Juni 2016 beschlossen, der Ope-ration neben ihrem Kernauftrag zwei Unterstützungsaufga-ben zu geben. Zum einen soll sie zum Kapazitätsaufbau der libyschen Küstenwache und Marine beitragen. Die Ausbil-dung der Libyer hat Ende Oktober 2016 unter Beteiligung deutscher Soldaten an Bord zweier EU-Schiffe begonnen. Zum anderen patrouillieren Sophia-Schiffe vor libyschen Gewässern, beobachten und überwachen den Seeverkehr und überprüfen regelmäßig Schiffe. Damit soll die Operation dazu beitragen, das Waffenembargo gegen Libyen aufrecht zu erhalten. An der Operation beteiligen sich 24 europäische Nationen mit rund 1100 Soldaten und Zivilpersonal. An Bord der Schiffe, im Hauptquartier und an Bord des italienischen Flaggschiffs sind etwa 330 deutsche Soldaten im Einsatz.Die Operation ist nach einem somalischen Mädchen benannt, das am 24. August 2015 an Bord der Fregatte „Schleswig-Holstein“ zur Welt kam. (kie)

Standing NATO Maritime Group 2

Seit Anfang März befindet sich die Stan-ding NATO Maritime Group 2 (SNMG 2) in der Ägäis. In direkter Zusammenarbeit mit der europäischen Grenzschutzagentur Frontex sammelt sie Informationen über die ört-lichen Schleusernetzwerke. Die Schiffe der NATO halten keine verdächtigen Boote an. Ihr Auftrag ist es, Schleuserbewegungen zu beobachten, auszuwerten und zu melden. Diese Informationen werden nicht nur Fron-tex, sondern auch den Küstenwachen Griechenlands und der Türkei bereitgestellt. Sie sind mit jeweils einem Verbin-dungsoffizier auf dem NATO-Flaggschiff vertreten.

Da nur Griechenland in der EU ist, genau wie die Türkei aber Mitglied der NATO ist, wird das Bündnis zur Platt-form für Zusammenarbeit. In Kooperation mit Griechen-land und der Türkei kommen die NATO-Einheiten auch in den Hoheitsgewässern dieser Anrainerstaaten zum Einsatz.

Ziel ist, dem kriminellen Handwerk der Schlepper den Boden zu entziehen. Schickten die Schleuser noch im Januar und Februar bis zu 20 000 Menschen pro Woche in seeuntauglichen Booten aufs Wasser, sind es heute nur noch mehrere Hundert.

Die SNMG 2 steht aktuell unter deutschem Kommando. Vom niederländischen Flaggschiff „De Ruyter“ führt Flot-tillenadmiral Kay-Achim Schönbach neun Schiffe aus sie-ben Nationen. (kie)

Quelle Daten: UNHCR, Einsatzführungskommando der Bundeswehr

Info

grafi

k: B

unde

sweh

r/D

anie

la H

ebbe

l

Page 7: Montag, 14. November 2016

8 aktuell BUNDESWEHR 14. November 2016

Spezialisten in Aktion: Schwerpunkt von Toxic Trip ist in diesem Jahr das Dekontaminieren von Flugzeugbesatzungen.

„Schakal“ fährt TaxiAuftrag: Unerkannt bleiben und die gegnerischen Bewegungen beobachten – aktuell begleitet ein Joint Fire Support Team.

Von Markus Tiedke / Fotos Jane Schmidt

In Aktion: Oberleutnant Marcel G. (o. und l.) mit Laserentfernungsmesser und Spotter 60 (r.).

Sie sind Beobachter an vorderster Front – und entscheiden über das Ziel des nächsten Luftschlags. aktuell hat ein Joint Fire Support Team bei der Übung „Storm Tide III“ begleitet und gibt Einblick in die Arbeit des Teams.

Es dauert mal wieder län-ger mit der Ausrüstung. Ein G22 ist eben sperrig und

erkennbar nicht dafür geschaffen, in ein Mittelklassefahrzeug ver-staut zu werden. Zusätzlich müs-sen sich noch sechs voll ausge-rüstete Soldaten in zwei Taxen zwängen. Die Fahrer helfen grin-send beim Verladen der Ausrüs-tung – solche Fahrgäste sehen sie auch nicht alle Tage. Aber die multinationale Übung „Storm Tide III“ in Westflandern schafft ungewöhnliche Begegnungen. Schließlich ist alles verstaut und beide Autos verschwinden im Berufsverkehr.

Unerkannt zum Zielobjekt

Hauptmann Henri D. schaut den Fahrzeugen zufrieden nach. Er hat eben seinen Scharfschützentrupp „Schakal“ in Bewegung gesetzt. Mit den Taxen soll der Trupp ver-borgen vor den Augen des Geg-ners transportiert werden, so das Ziel. Leben in der Lage. Lange bevor die verstärkte fünfte Kom-panie des Fallschirmjägerregi-ments 31 zum befohlenen Ziel- objekt „Platin“ aufbricht, wer-den die Spezialisten irgendwo in der Nähe eine geeignete Stellung beziehen und den Gegner beob-achten. Wenn nötig, werden sie ihn auch bekämpfen.

Neben vier Scharfschützen sitzt auch Oberleutnant Robin E. mit einem weiteren Kameraden vom Joint Fire Support Team (JFST) in den Taxen. Er ist der LuBo – Luft-Boden-Beobachter – der verstärkten fünften Kompanie.

Als LuBo ist er zuständig für die Koordinierung von Luftnahunter-stützung durch Kampfflugzeuge, Hubschrauber oder Drohnen und zugleich Führer des JFST.

Sein Vertreter im JFST, Ober-leutnant Marcel G., beobachtet die Abfahrt der Taxen aus erhöhter Position, denn er führt den Beob-achtertrupp für Steilfeuer (Boden- Boden). Im Ernstfall müsste er also Artillerie- oder Mörserfeuer

lenken. Und das macht ihn, na klar, zum BoBo.

Jetzt hat er mit seinen Männern Stellung auf dem Dach einer alten Verladehalle am Güterbahnhof bezogen. Das Gebäude ist kurz zuvor eingenommen worden. Unten bereiten sich die Fall-schirmjäger auf die nächsten Auf-träge vor. Von hier oben wird nun beobachtet. Dabei hilft moderne Technik. „Das ist unser Moskito“,

sagt G. und zeigt auf eine wenig spektakulär aussehende Kiste. „Ein moderner Laserentfernungs-messer mit fünffacher Vergröße-rung. Und mit der Nachtsichtfunk-tion haben wir immer noch eine dreifache Vergrößerung“, erklärt der Fachdienstoffizier.

„In dem Gerät sind GPS und Magnetkompass eingebaut. Damit können wir nicht nur Entfernungen messen, sondern auch den eigenen

Standort und die Zielkoordinaten sehr genau bestimmen“, sagt G. Dann weist er auf einen Apparat, der ein bisschen wie ein halbier-tes Fernglas aussieht. „Der Spot-ter 60. Der schafft maximal eine 60-fache Vergrößerung. Damit können wir bis auf vier Kilome-ter beobachten.“

Die Präzision der Zielkoor-dinaten ist entscheidend für die Wirksamkeit des Joint Fire Sup-port Teams im taktischen Einsatz. „Je genauer unsere Koordinaten, desto effizienter die Feuerunter-stützung“, sagt G. Hier im dicht bebauten Stadtgebiet steht keine Artillerieunterstützung zur Ver-fügung. Mit Präzisionsschlägen aus der Luft sieht es anders aus. Heute hätte der LuBo eigentlich ein Zeitfenster mit einer belgi-schen F-16 für Luftnahunterstüt-zung bekommen sollen. Manch-mal ist am Himmel auch einen Jet zu hören. Aber die Zusage wurde zurückgezogen – der Schwerpunkt hat sich wohl ver-schoben. Doch Oberleutnant E. hat Alternativen.

Die Augen der Kompanie an der Front

„In bestimmten Bereichen ähnelt unsere Arbeitsweise der von den Scharfschützen“, erklärt er später. „Unauffällig annähern und möglichst effektiv beobach-ten.“ Um ihn herum packt „Scha-kal“ gerade zusammen. Über Stunden hatten sich die Män-ner in einem Gebäude verbor-gen und den zentralen Platz vor Objekt „Platin“ kontrolliert. Stän-dig haben sie die Kompanie mit Informationen über die Bewe-gungen des Gegners informiert und konnten neun Ziele aus-schalten. Jetzt verschwinden sie durch den Hinterausgang. Ebenso unauffällig, wie sie Stunden zuvor gekommen waren. Aber diesmal ohne Taxi.

Unter vollem ABC-SchutzToxic Trip 2016: 14 Nationen trainieren die ABC-Abwehr im türkischen Antalya.

Antalya. Oberfeldwebel Felix Becker ist angespannt: der Gefechtsstand hat einen türki-schen F16-Kampfjet angekün-digt. Luftfahrzeug und Crew könnten kontaminiert sein. Jetzt muss jeder Handgriff sitzen. Und das unter vollem ABC-Schutz bei 30 Grad Celsius. Wenn die Lage auch eine Übung ist – die Belas-tungen sind echt.

Es ist bereits Herbst, doch in Antalya in der Türkei herr-schen sommerliche Tempera-turen. Schon beim Anlegen des ABC-Schutzanzuges läuft des-halb den Spezialisten um Becker, den ABC-Abwehrdienstfeldwe-bel des Taktischen Luftwaffen-geschwaders 73 „Steinhoff“ aus

Laage, der Schweiß den Rücken hinunter. Seine zwölf Männer und Frauen aus verschiedenen Bereichen der Luftwaffe haben in den vergangenen Wochen hart trainiert, um die nötigen Verfah-ren zu beherrschen.

Gerade biegt das Fahrzeug mit der kontaminierten Jet-Besatzung um die Ecke. „Es geht los“, gibt Becker an seine Crew weiter. Die Spezialisten bestätigen und stre-cken den Daumen hoch.

An fünf Stationen werden die Luftfahrzeugbesatzungen schritt-weise von Ausrüstung, Anzug und Helmsystemen befreit. Nur mit konzentriertem und exak-tem Arbeiten wird verhindert, dass eine eventuelle Kontami-

nation von Station zu Station verschleppt wird. Ziel ist, den Piloten und die Crew zu dekon-taminieren, damit sie schnell wie-der einsatzfähig sind. 15 Minuten

später ist dieser Durchgang abge-arbeitet. Es wird einer von vielen an diesem Tag sein.

„Das ABC-Geschäft ist weit mehr als Maske auf und Maske

ab“, sagt Becker. Der Umgang mit hochtechnisiertem Gerät, der Aufbau und Betrieb von Anla-gen zur Dekontamination sowie Kampfstoffanalysen sind tägli-ches Geschäft der Fachleute.

Seit 1994 trainiert die Luft-waffe jährlich Abwehrmaßnah-men gegen die Wirkungen atoma-rer, biologischer und chemischer Kampfmittel im multinationa-len Verbund. Rund 400 Spezi-alisten aus 14 Nationen trafen sich in diesem Jahr in der Tür-kei. Schwerpunkt war das Trai-ning von standardisierten Ver-fahrensabläufen im Umgang mit unterschiedlichen Anzügen, Hel-men und Beatmungssystemen von Luftfahrzeugbesatzungen. (pme)

Foto

s: B

unde

sweh

r/Ja

ne S

chm

idt (

3)

Foto

: Bun

desw

ehr/

Pete

r M

eene

n

Page 8: Montag, 14. November 2016

14. November 2016 ZOOM aktuell 9

ls 2008 mit dem Bau des Ber

sich die Architekten am A ­

liner Ehrenmals der Bundes­wehr begonnen wurde, haben

GoldenenSchnitt orientiert. Ein Detail, von dem

Katharina Schillinger zu berichten weiß. Die 34­jährige Kunsthistorikerin ist Kuratorin der Ausstellung „Weltformel Goldener Schnitt“ im Berliner Museum für Kommunikation. Leonardo da Vinci hat den Goldenen Schnitt nach der Abhandlung Divina Proportione“ des italienischen Mathe­

matikers Fra Luca Pacioli illustriert. Der Fran­„

ziskanermönch hat in seinem Werk die Erkennt­nisse von früheren Mathematikern wie etwa Euklid zum Teilungsverhältnis von Strecken für ästhetisch wirkungsvolle Proportionen gesam­melt. „Leonardo da Vinci hat im Wesentlichen als Illustrator gewirkt. Er hat die Idee der geo­metrischen Kunst seiner Zeit, der Renaissance,

bildnerisch umgesetzt“, erläutert Schillinger.

UNIVERSAL­GENIEVOM LANDE

SEINER ZEIT VORAUS: DER 1452 GEBORENE LEONARDO DA VINCI

WAR MALER, BILDHAUER, ARCHITEKT, ANATOM, MUSIKER,

INGENIEUR UND NATURPHILOSOPH.

VON GABRIELE VIETZE

1 Johannes der Täufer, datiert um 1513 bis 1516, befindet sich im Bestand des Louvre in Paris. 2 Das Profil eines Kriegers zeichnete da Vinci mit Tusche auf Pergament-Papier . 3 Da Vinci betrieb umfang-reiche Anatomie-Studien. Er soll mehr als 30 Leichen

„Du wirst also einsehen, Maler, dass du nur tüchtig sein kannst, wenn du ein vielseitiger Meister bist und alle möglichen Gebilde, die die Natur her­vorbringt, mit deiner Kunst nachzuahmen ver­stehst“. Mit diesen Worten schuf da Vinci sein persönliches Leitbild. Er malte nicht nur Mona Lisa und illustrierte die Proportionsstudie de s vitruviani­schen Menschen, sondern entwarf auch Flug geräte und Musikinstrumente. Für die einen verkörperte da Vinci den größten Gelehrten aller Zeiten. Andere empfanden ihn als einen sprunghaften Menschen, der bei Auftraggebern in Ungnade fiel, weil er seine Projekte nur selten abschloss.

Musik war für da Vinci eine der höchsten Künste

Laut Julianischem Kalender – der läuft dem 1582 eingeführten Gregorianischen Kalender um 13 Tage nach – wurde da Vinci am 15. April 1452 geboren. Im kleinen Dorf Anchiano in der Nähe der Stadt Vinci in der Toskana, etwa 30 Kilometer westlich von Florenz, kam er zur Welt. Sein eigentlicher Name lautete Leonardo di ser Piero. Der Nachname „da Vinci“ ist kein Familienname, sondern steht für die Herkunft „aus Vinci“. Er war das uneheliche Kind einer Magd. Sein Vater war ein erfolgreicher Notar, der das künstlerische Talent des Sohnes intensiv förderte. Lesen, Schreiben und Rechnen fielen dem Jungen dagegen schwer.

Wenigen ist bekannt, dass da Vinci nach der Malerei der Musik den höchsten Rang unter den Künsten einräumte. Er beschäftigte sich intensiv mit der Akustik, spielte selbst Musikinstrumente und baute auch neue. Mit seiner ausgefallenen „Pferde kopf­Lyra“ im Gepäck kehrte er 30­ jährig Florenz den Rücken, um fortan in seiner neuen Heimat Mailand zu leben. Mit dem kraftvolleren Klang des Instrumentes in Form eines Pferdekopfes, größtenteils aus Silber selbstgebaut, übertraf er die anderen Virtuosen am Mailänder Hof.

Wasser faszinierte da Vinci später am meisten

Das Schaffen da Vincis fällt in die Epoche der Reformation, einer Zeit des Umbruchs. Seine Zeitgenossen waren etwa der Entdecker Christoph  Kolumbus (1451–1506) und der Maler Tizian (1490–1576). Im fortgeschrittenen Alter beschäftigte sich der vielseitige Autodidakt außer mit Anatomie – nachts schnitt er heimlich Leichen auf – besonders eingehend mit Geologie und Botanik. In seinem nie vollendeten großen Natur­buch „Vom Himmel und von der Erde“ über die Elemente widmete er sich dem gestaltenreichen Wasser, einem der schwierigsten Sujets der Malerei.

Am 2. Mai 1519 starb der 67­Jährige, für die damalige Zeit ein Hüne mit einer Körpergröße von etwa 1,90 Metern, auf Clos Lucé bei Amboise. Das Schloss hatte der französische König Franz I., wie sein Vorgänger ein Gönner des Italieners, dem

Künstler 1517 als Alterssitz angeboten. Der Ita­liener hinterließ zahlreiche Kunstwerke und Ent­würfe. Tausende Erläuterungen hat der Links­

händer in Spiegelschrift festgehalten.

Der vitruvianische Mensch

Den vitruvianischen Menschen hat Leonardo da Vinci etwa um 1490 gezeichnet. Die Bezeichnung, dienicht von da Vinci stammt, erinnert an den römischen Architekten Vitruvius, der ungefähr 80 bis 10 vor Christus lebte. Ein Mann berührt in zwei überlagerten Positionen mit den Fingerspitzen und den Sohlen ein ihn umgebendes Quadrat und einen Kreis. Mit seiner Feder -

zeichnung illustriert da Vinci die These des Vitruvius, der aufrecht stehende Mensch füge sich sowohl in die geometrische Form des Quadrates wie des Kreises ein. Im Gegensatz zu anderen Künstlern gelang es nur da Vinci, die Überlagerung von Kreis und Quadrat so zu lösen, dass eine harmonisch proportionierte Gestalt entstand.

Die Zeichnung ist bis heute nicht nur ein Symbol für die Ästhetik der Renaissance, son-dern eines der berühmtesten und am meisten vervielfältigten Bildmotive.

Heute ziert der vitruvianische Mensch die italienische Ein-Euro-Münze sowie als Logo die Krankenversichertenkarte.

Foto

s: W

ikip

edia

/gem

einf

rei (

3), W

ikip

edia

/Jos

efL

ehm

kuhl

, W

ikip

edia

/Web

Gal

lery

of

Art

/Leo

nard

o da

Vin

ci, W

ikip

edia

/w

ww

.lucn

ix.b

e, F

H B

iele

feld

21

3

Die Pferdekopf-Lyra zeigt eine Da-Vinci-Ausstellung der FH Bielefeld.

seziert haben.4

4

Page 9: Montag, 14. November 2016

10 aktuell SPORT 14. November 2016

Familie und Pokale: Beblik schafft den Spagat zwischen erfolgreicher Sportlerkarriere und Familienleben (o. u. 3 x l.). Gleichzeitig ist er jemand, der Klartext spricht (r.).

ZWEI FÄUSTE

FÜR EINHALLELUJAHOberfeldwebel Ronny Beblik ist

das Stehaufmännchen unter den deutschen Boxern.

Von Stefan Rentzsch / Fotos Sebastian Wilke

Chemnitz. In der Chemnitzer Boxhalle ertönt lautes Wummern, gepaart mit angestrengten Atem­geräuschen. Acht Sportler des Boxclubs Chemnitz 94 malträ­tieren ihre Boxsäcke. In atem­beraubender Frequenz dreschen sie auf sie ein. Einer von ihnen ist Ronny Beblik – er ist der Kleinste. Der 1,65 Meter große Oberfeldwebel ist der dienst­älteste Boxer in der Sportförde­rung der Bundes wehr. Seit fast zwölf Jahren kämpft der Fliegen­gewichtler als Sportsoldat. Für seinen Verein ist er das Aushänge­schild. Ein junger Athlet nach dem anderen steigt in den Ring, um mit Beblik ein paar Trainingsein­heiten durchzugehen.

Das Sagen beim Training hat Bebliks Vertrauter und Trainer Olaf Leib. Routiniert läuft der Übungsleiter durch die Halle und gibt mit derbem Humor, aber immer mit Respekt – fast

schon liebevoll – Anweisungen an seine Schützlinge. „Ronny ist in seiner Gewichtsklasse bundes­ weit ein Ausnahmesportler“, sagt der Trainer. Sieben deutsche Meister titel und je einmal Bronze bei der Welt­ und Europameister­schaft sprechen für sich. „Ronny hat eine hervorragende Gesund­heit. All die Jahre boxt er fast ununterbrochen. Aber wovor ich am meisten die Krempe ziehe, ist, dass er nach vielen Rückschlägen und Tiefpunkten immer wieder aufgestanden ist.“

Aus dem Abgrund herausgeboxt

Tiefpunkte in Bebliks Lebengab es einige. Im Alter von zwölf Jahren kam er ins Heim. Erzieher brachten ihn erst zum Judo. „Das war mir aber zu langweilig, mitdem ganzen Greifen und Wer­fen“, sagt er im sächsischen Dia­lekt. Bei einem Probeboxen auf

einem Stadtfest entdeckte er seine wahre Liebe. Da

war er 14 Jahre alt. Ein Jahr spä­ter wurde er Deutscher Jugend­meister. Der Sport war in dieser Zeit ein wichtiger Halt für ihn. „Boxen hat mir Rhythmus und Hilfe gegeben. Der Verein hat mich von dummen Gedanken abgehalten“, blickt er zurück. Ein wichtiger Schritt auf sei­nem Lebensweg war 2005 die Ernennung zum Sportsoldaten. „Ich sage oft, wie dankbar ich der Bundeswehr bin. Ohne den finanziellen Rahmen wäre meine Karriere anders verlaufen.“

Inzwischen gibt es weitere Ankerpunkte in seinem Leben. Mit seiner Frau Sandy ist er seit vielen Jahren zusammen. Sie steht voll hinter ihrem Mann –ist bei den Heimwettkämpfen des Vereins dabei und organi­siert das Catering. Angst um seine Gesundheit hat sie keine: „In der Gewichtsklasse ist Boxen nicht ganz so gefährlich“, sagt die 31­Jährige. Zusammen mit sei­nen vier Kindern – das Jüngste ist sechs Monate alt – wohnt das

Paar abseits von Chemnitz im Grünen. Das Haus ist geschmückt mit Bebliks zahlreichen Pokalen und Medaillen. Doch die Idylle trügt etwas: „Es ist ein Kampf an allen Fronten“, beschreibt der Boxer die Litanei an Prob­lemen, die sich bei einem Leben als Leistungssportler mit vier Kindern ergeben. Doch Beblik nimmt diese Kämpfe mit sym­pathischer Bodenständigkeit an: „Jeder Stein, der uns in den Weg gelegt wird, ist einer, den wir für den Bau eines neues Weges nut­zen können“, lautet sein Motto.

Knockout vor Olympia

Seine letzte große Enttäuschung erlebte er in diesem Jahr. Im dritten Anlauf verpasste er die Olympischen Spiele. Sein einzi­ger Konkurrent in der Gewichts­klasse erhielt vom Boxverband die Chance zur Qualifikation. Beblik fühlt sich ungerecht behandelt: „Vorher wurde mir

die Chance zugesagt. Als es dar­auf ankam, konnte sich niemand mehr daran erinnern.“ An der Entscheidung, die das Ende sei­nes großen Traums bedeutete, hat er heute noch zu knabbern. An internationalen Wettkämpfen nimmt er kaum noch teil. Ob es mit dem Boxen weitergeht, steht noch nicht fest. „Im Moment trai­niere ich nur noch. Zwei Mal täg­lich geht es in die Halle.“

Sandy Beblik kann sich das Ende der Karriere ihres Man­nes nicht vorstellen. „Ich kenne Ronny nur als Boxer. Ronny ohne Boxen ist kein Ronny.“ Dennoch: Beblik absolviert schon die ers­ten Lehrgänge des Berufsförde­rungsdienstes. „2018 endet meine Dienstzeit. Ich muss mir Gedan­ken um die Zukunft machen“, weiß er. Eine Stelle im Justiz­vollzugsdienst oder bei der Poli­zei würde ihm gefallen. „Plan B wäre der Weg in die Wirtschaft.“ Doch bis dahin warten sicher noch einige Steine, die aus dem Weg geräumt werden müssen.DIE GRUNDSCHLÄGE

Mon

tage

: Wik

iped

ia/A

lain

Del

mas

(4)

, http

s://c

omm

ons.

wik

imed

ia.o

rg/w

/inde

x.ph

p?cu

­ri

d=17

2181

7; B

unde

sweh

r/D

anie

la P

roch

aska

JAB

Ansatzlose Gerade zum Kopf des Geg-ners, die mit der Führhand (der schwä-cheren Hand) geschlagen wird.

CROSS

Harte Gerade mit der stärkeren Schlag-hand. Die Kraft des Crossschlags resul-tiert aus der Drehung des Oberkörpers.

SEITWÄRTSHAKEN

Ein Schlag aus der Halbdistanz, der die Deckung des Gegners umgehen und des-halb zum Knockout führen kann.

AUFWÄRTSHAKEN

Der Uppercut wird in der Nahdistanz mit der Schlaghand ausgeführt. Ziel ist ein Wirkungstreffer am Kinn des Gegners.

Foto

s: B

unde

sweh

r/Se

bast

ian

Wilk

e (5

)

Page 10: Montag, 14. November 2016

w

14. November 2016 SOZIALES / PERSONAL aktuell 11

Mutter im Einsatz Obermaat Manuela K. dient im Kosovo – und fiebert dem Wiedersehen mit Sohn Luca entgegen.

Von Ines Blandau

Es ist Mitte September, Sonnen- strahlen fallen durch das

Fenster. Ein perfekter Tag, um Zeit mit der Familie zu verbrin-gen: Lachen, Spielen, Faxen machen am Strand im Nor-den Deutschlands. „Heute geht es leider nicht, Luca“, sagt Manuela K. zu ihrem Sohn. Sie muss sich verabschieden. Was für die nächsten vier- einhalb Monate bleibt, sind die Erinnerungen an einen schönen Sommer.

Ein Bonbon für jeden Tag im Einsatz

Luca zählt bunte Bonbons in ein Glas. 138 Stück sind es – für jeden Tag im Einsatz eines. Der Fünfjährige kriegt jeden Tag ein Bonbon. „Wenn das Glas leer ist“, sagt Manuela K. zu ihrem Sohn, „bin ich wieder bei dir zu Hause.“

Die Mutter von Luca ist Soldatin. Obermaat Manuela K. dient an der Marinetechnikschule Stralsund. Die 35-Jäh-rige arbeitet in der Per-sonalabteilung, sie hat sich freiwillig für den Auslandseinsatz gemel-det. Manuela K. ist im 45. Deutschen Einsatzkontingent KFOR für den Balkan.

Für Manuela K. gehört der Auslandseinsatz zum soldati-schen Selbstverständnis. „Ich möchte meine eigenen Erfahrun-gen sammeln und herausfinden, wie schlimm es wirklich ist“, sagt die Soldatin. Die Vergü-tung spielt auch eine Rolle.

Manuela K.lebt nicht mehr mit

Lucas Vater zusammen. Ohne den ehemaligen Lebensge-fährten wäre der Einsatz nicht möglich gewesen: „Nur weil wir nicht mehr zusammen sind, heißt das nicht, dass wir keine guten Eltern sind. Luca hat bei

uns oberste Priorität.“ Manuela weiß ihren Sohn in guten Händen.

Der Papa kommt, um Luca zu holen. In fünf Stunden tritt Manuela die Reise in den Ein-satz an. Am liebsten würde sie einen Rückzieher machen, doch das geht jetzt nicht mehr. Der Schmerz des Abschieds sitzt tief.

Er ist kaum auszuhalten. „Bis bald, mein Großer“, sind ihre Abschiedsworte an den Sohn. Der Papa nimmt Luca an die Hand, Vater und Sohn verschwinden. Manuela bleibt zurück. Für sie geht es erst einmal nach Hanno-ver, am nächsten Tag startet der Flieger in den Kosovo.

Im Feldlager Prizren ist Manuela K. als sogenann-ter Betreuungsmaat eingesetzt. Wenn die anderen Soldaten ihre knappe Freizeit genießen, fängt für Manuela K. die Arbeit an. In der „Millebar“, einer Freizeitein-richtung, serviert sie Getränke und organisiert Veranstaltun-gen. Sie ist Ansprechpartnerin und Bedienung in einem. „Viele Soldaten wollen sich einfach nur mal ihre Gedanken von der Seele reden. Hier kommen gute Gespräche zustande“, sagt sie. Sie ist eine gute Zuhörerin und hat stets einen lockeren Spruch für die Kameraden übrig.

Die Verbindung in die Heimat steht

Jeden Sonntag ist die gebür-tige Sächsin mit Luca zum Videotelefonat verabredet. Der Fünfjährige kränkelt gerade etwas – das macht seiner Mut-ter zu schaffen, denn sie ist sonst immer für ihn da. Ihre Gedan-ken kreisen um ihren Sohn, doch jetzt ist Manuela K. weit weg und kann Luca nur mit Worten trösten.

Der Fünfjährige kennt diese Telefonate, auch sein Vater Patrick war schon im Einsatz. Luca hatte damals die Abwe-senheit des Vaters gut ver-kraftet. „Sonst wäre ich auch nicht gegangen“, stellt Manu-ela klar. Als Patrick wieder da war, war die Wiedersehensfreude riesig: „Zwei Wochen lang war ich abgeschrieben“, beschreibt die Mutter Lucas Reaktion. Bei ihrer eigenen Rückkehr wird es bestimmt nicht anders sein – schon bald will sie Luca wieder in die Arme schließen.

P E R S O N A L B O G E N

Streng, aber nahbar Parow. Kameradschaft, Disziplin und Ordnung – diese Eigenschaften will Obermaat Carl Scholwin seinen Rekruten in den gemeinsamen Monaten vermitteln. Seit Mai 2015 führt der gelernte Industrieschweißer ange-hende Soldaten durch die Grundaus-bildung. Er bringt ihnen alles bei, was man als Soldat wissen muss – und lässt sich dabei von Kame-rateams über die Schulter gucken:Scholwin ist Ausbilder an der Marine-technikschule Parow, dem Schauplatzder Bundeswehr-Webserie „Die Rekruten“.

Carl Scholwin kommt aus Ueckermünde am Stettiner Haff. Er ging im September 2006 zur Marine und fuhr die nächsten acht Jahre zur See. Als Antriebstechniker auf den Fregatten Lübeck und Augsburg hat er fast die ganze Welt gese-hen. „Bis auf Australien war ich überall“, sagt der 32-Jährige. Schon damals habe er sich gern umneue Kameraden gekümmert. Im Maschinenraummusste jeder Handgriff sitzen – und Scholwin zeigte den Neulingen, was sie zu tun hatten.

Als Ausbilder ist Scholwin streng, aber nahbar. Er bildet die Rekruten an den Waffen aus, unter-

weist sie im Gelände, erklärt ihnen den Wachdienst und das richtige Verhalten

bei einem ABC-Angriff. Später küm-mert er sich auch um die Fachaus-bildung in der Antriebstechnik. „In der Sache bin ich sehr bestimmend – wir bilden für das Leben an Bord

und die spätere Aufgabe aus. Ichvermittle meinen Rekruten aber auch,

dass sie mit jedem Problem zu mir kom-men können.“ Der eine möge die Verpfle-

gung nicht, der andere leide unter der Trennung von der Partnerin. „Auch für private Sorgen habe ich ein offenes Ohr“, sagt Scholwin, „und denke, dass mein Rat auch dankbar angenommen wird.“

Manchmal, sagt Scholwin, fühle er sich wie der Papa der Rekruten – er versuche, allen mit ihren Stärken und Schwächen gerecht zu werden. Die Vaterrolle füllt Scholwin auch nach Feierabend mit Leidenschaft aus: Wenn er nach dem Dienst nach Hause kommt, warten vier Kinder auf ihn. (kat)

Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht zur Bundes-wehr gegangen wären?Schweißer im Schiffsbau.

Was macht Sie stolz?Meine Kinder und meine Frau.

Welche Redewendung benutzen Sie häufig?Meine Kinder stellen sich besser an!

Was war das Verrückteste, was Sie erlebt haben? Ich bin vor Jahren mit einem Hai getaucht. Das war faszinierend und respekteinflößend.

Was ist ihr Lieblingskleidungsstück?Meine alte Jeanshose. Und meine Schuhsammlung.

Auf welchen Gegenstand könnten Sie nicht verzichten? Auf eine Dusche.

Was würden Sie mit einer Million Euro machen? Mein Haus abbezahlen und einen roten 1964er Mustang mit weißen Ledersitzen kaufen.

Foto

s: B

unde

sweh

r/C

laud

ius

Pflug

, Bun

desw

ehr/

Seba

stia

n W

ilke,

Bun

desw

ehr/

Ines

Bla

ndau

, Bun

desw

ehr/

Hei

ko R

icht

er

1 Temporäre Heimat: Das Feldlager in Prizren. 2 In der „Millebar“ entspannen sich die Soldaten.3 Der Abschied von Luca fiel seiner Mutter schwer.

1

2 3

Foto: w w.arguseye.d

e/Chr

istia

n R

ödel

Page 11: Montag, 14. November 2016

452016

VielGlück

12 aktuell VERMISCHTES 14. November 2016

,

schneide

e

Feingeister in Uniform

Die Gewinner des 13. Kunstwettbewerbs der Bundeswehr werden in Berlin geehrt.

Von Timo Kather und Janika PapkeFotos André Brünner

Drei Sieger: „Momentaufnahme“ (Viktor Kebleris, o.), „Viewpoint of Life“ (Miriam Finzel, u. l.) und „Horizont“

(Viktor Heckmann, u. r.)

Berlin. Bilder, Kollagen,Skulpturen – und eine digitaleVideoinstallation: 69 Bundes-wehrangehörige haben sich mit insgesamt 55 Werken am 13.Kunstwettbewerb der Bundes-wehr beteiligt. Am 10. November wurden die besten zehn Werke im Verteidigungsausschuss im Paul-Löbe-Haus in Berlin vorgestellt. Die Werke werden anschließend im Rahmen einer Wanderausstel-lung gezeigt. Bis zum Frühjahr 2018 sollen die Kunstwerke in 16 zivilen und militärischen Ein-richtungen zu sehen sein.

Kreative Auseinander-setzung mit dem Motto

Das Motto war dieses Jahr„Akzeptiert. Integriert. Respek-tiert. Die Bundeswehr in der Welt zu Hause?“ Einsendeschluss war Ende Juni, danach machte sichdie Jury an die Arbeit. „Diekünstlerische Qualität und Viel-falt ist dieses Mal besondersbeeindruckend“, sagte Projekt-leiter Roland Prüfer. „Die einge-sendeten Werke zeigen deutlich, wie intensiv sich die Künstler mit dem vorgegebenen Thema aus-einandersetzen.“ Honoriert wur-den die Mühen mit Geldpreisen im Gesamtwert von 2500 Euro. Für Familien gab es einen Son-derpreis: Die Gewinner bekamen einen Kurzurlaub spendiert.

Sieger wurde Stabsunteroffi-zier Viktor Kebleris aus Freiburg

mit seiner „Momentaufnahme aus dem Leben eines Soldaten.“ Das zweiteilige Bild – Acryl auf Leinwand – zeigt einen Soldaten, der ein Bild von Frau und Kind auf dem Notebook betrachtet. Im Hintergrund sind eine Szene aus dem Einsatz und das Bran-denburger Tor zu sehen. Unklar bleibt, ob der Soldat in der Hei-mat oder im Ausland ist. „Ich habe nicht damit gerechnet zu gewinnen“, freute sich Kebleris bei der Siegerehrung. Die Idee für das Bild hatte er im Einsatz, als er Weihnachten von der Fami-lie getrennt war. „Ich kann mir vorstellen, das Preisgeld für eine eigene Galerie zu nutzen“, sagte Kebleris, der kommendes Jahr aus der Bundeswehr ausscheidet.

Obermaat Miriam Finzel belegte den zweiten Platz – 2014 war sie Dritte gewor -d e n . Finzel ist seit 2 0 0 8 bei der B u n -deswehr. „Ich male sehr gernebrauche aber einen Anlass“, sagt die 27-Jährige aus Triptis. Ihr farbenprächtiges Werk heißt „Viewpoint of Life“ und zeigt

einen Kopf mit zwei Gesichtern: Eines männlich, das andere weib-lich. „Die Kernaussage ist, dass man nur gemeinsam Ziele errei-chen kann“, sagt Finzel. Auf dem Bild seien ihr Freund und sie selbst zu sehen. Das Paar hatte sich im Dienst kennengelernt.

Heimweh in Schablonentechnik

Stabsunteroffizier Viktor Heckmann machte mit einem ungewöhnlichen Streetart-Kunst-werk den fünften Platz. Auch „Horizont“ zeigt einen Solda-ten, der an Familie und Freunde in der Heimat denkt. Der 32-jäh-rige Kraftstoffversorger aus Witt-mund beschäftigt sich seit zwei

Jahren mit Straßenkunst. „Ich arbeite mit

einer Schablo-nentechnik.

Mit dem Skalpell

ich erstd i Details zurecht, d a n a c h

sprühe ich die Farbe

auf “, sagte er. Von seiner Prä-

mie will sich Heck-mann neue Sprühdosen kau-

fen – und ein Baumhaus für die Kinder seiner Partnerin bauen.

Wettbewerb alle zwei Jahre

Der Kunstwettbewerb der Bundes-wehr findet seit 1997 alle zwei Jahre statt. Er wird abwechselnd von der Evangeli-schen Arbeitsgemeinschaft für Soldaten-betreuung (EAS) und der Katholischen Arbeitsgemeinschaft für Soldaten-

betreuung (KAS) ausgerichtet. Weitere Informationen unter

www.kunstbw.de.

R Ä T S E L

SUDOKUSenden Sie die vier Lösungszahlen, die sich aus den farbigen Feldern ergeben, per E-Mail mit dem Betreff „Sudoku 45/2016” und Ihrer Postanschrift an:

[email protected]

Einsendeschluss:Sonntag dieser Woche

Zu gewinnen: APC Mobile Power Bank 10 000 mAh Dieser externe Zusatzakku für Smartphones und Tablet-PCs bietet bis zu vier Ladevorgänge für unterwegs.

Lösung 43/2016: 1 5 8 2

Gewonnen hat: Maria StegmaierSpielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen.

Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Foto

s: B

unde

sweh

r/A

ndré

Brü

nner

(3)