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Motorradreisebericht Spanische Levante

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Bericht einer Motorradreise entlang der spanischen Mittelmeerküste von Almeria bis zur französischen Grenze

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REISEN // SPANIEN // OSTKÜSTE UND HINTERLAND

Entlang der iberischen Ostküste dehnt sich die spanische Levante aus: ein faszinierendes, facettenreiches Land mit malerischen Tälern und bizarren Gebirgen zwischen Küste und zentraler Hochebene.

Text: Dr. Ingrid Gloc-Hofmann // Fotos: Helmut Hofmann, Dr. Ingrid Gloc-Hofmann

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Küste, Wüste

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und Gebirge

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Den Süden im Visier, bringen uns spektakuläre

Panoramastraßen nach Andalusien.

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chen rötlich gefärbtem Stein. Dann ein bizarres Panorama wie von einem frem-den Stern: Die Skyline einer Megacity inmitten einer Mondlandschaft. Beni-dorm, jener gigantomanische Ferienort voll angeberischer Wolkenkratzer, Syno-nym für Sonne, Sex und Nachtclubs.

Filmkünstler und PiratenEinige Stunden später erreichen wir mit dem beschaulichen Hafenstädtchen San José eine gänzlich andere Szenerie. Wie für uns gemacht, liegt es idyllisch am azurblauen Meer vor den Traumsträn-den im Naturpark Cabo de Gata. Die weißen Häuser reihen sich an den Berg-hängen auf, dazwischen schmale Gassen und jede Menge einladende Lokale, in denen mediterrane Leckereien, Paella und auch marokkanische Gerichte, an-geboten werden. Ein Städtchen mit posi-tiver Aura, das Anziehungspunkt vor allem für Individualreisende und Hort von Künstlern, Motorradfahrern und Lebenskünstlern ist. Wir trefen Waldi, einen deutschstämmigen Maler und Harleyfahrer, der seit 25 Jahren hier lebt und arbeitet. Das Filmparadies in der nahe gelegenen Tabernas-Wüste hat ihn hierher verschlagen, als er die Filmkulis-sen für „Indiana Jones“ fertigte.

So manchem Italowestern, Aben-teuer- und Haudegenilm bot die einzige Wüste Europas den passenden Rahmen. Karg, wild und fantastisch mutet dieser

Sonntagabend im DB Autozug. Nach durchnässter Anfahrt sind unsere Motorräder gut verstaut

und fest verzurrt, und wir sitzen gemüt-lich im Speisewagen inmitten fröhlich plaudernder Motorradfahrer. Wieder einmal gestaltet sich die Fahrt mit dem Autozug als wahre Wohltat, erspart uns die lange zeitraubende Anreise und ge-staltet sich als geselliges Erlebnis. Wir lassen uns vom netten Servicepersonal bedienen, und nebenan wartet ein kleines, aber feines Schlafkabinchen auf uns. Am nächsten Morgen landen wir in Narbonne bei strahlendem Sonnen-schein. So soll es bleiben! Flott sind die Motorräder vom Autozug entladen, und nun kann es losgehen.

Die spanische Levante ist unser Ziel: das Land des Sonnenaufgangs, die end-los lange Ostküste der iberischen Halb-insel und ihr Hinterland, dort, wo die Ostwinde stramm auf die Küste trefen. Die 1.100 Kilometer bis zu unserem südlichsten Zielgebiet in der Region Almería nehmen wir an zwei Tagen locker unter die Räder. Stressfrei gestal-tet sich die Fahrt auf der „Autovia del Mediterraneo“. Je südlicher wir kom-men, umso magerer wird der Verkehr. Wie im Flug ziehen wir vorbei an all den bekannten Badeorten, an denen sich Touristen wie Sand am Meer tummeln. Ab Denia nimmt die Landschaft wahr-haft fantastische Formen an. An der Küste ragen markante Felsen empor und im Hinterland wechseln Berge mit frucht-baren Tälern ab, welche die Autobahn in weiten Schlaufen durchzieht. Immer karger wird es. Die grünen Hügel wei-

Einladend und idyllisch präsentiert sich

das Hafenstädtchen San José.

Auf der kurvenreichen Piraten-

route entlang der Sierra del Cabo

de Gata sind lotte Motorrad-

fahrer immer wieder ein Blickfang.

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Ein Klacks für die KTM 990: Helmut erobert das Castillo San Felipe.

Im Naturpark Cabo de Gata faszinie-

ren die bizarren Vulkanformationen.

Rast in den Bergen Ost-Andalusiens am Puerto de Santa María de Nieva.

Vor der Kulisse der Vulkanberge im Naturpark Cabo de Gata geht es ab auf die Piste.

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kleine Landstrich im Osten Andalusiens an. Bezaubernd schmale und ungemein kurvenreiche Landstraßen vor der Kulisse weißer Sandberge lassen unsere Herzen höher schlagen. Beschwingt schlängeln wir uns von Hügel zu Hügel und durch-queren schließlich die einsame Sierra de Nijar. Dunkles, schrofes Gestein vulka-nischen Ursprungs kennzeichnet den Parque Natural de Cabo de Gata, der sich vor der traumhaften Kulisse des Mittelmeeres ausdehnt. Wir wandeln auf den verschlungenen Pfaden der Route der Vulkane und der Piraten, wo in den stillen Buchten die Seeräuber ihr Unwesen trieben und zahlreiche Burgen zum Schutz der Küste errichtet worden waren. Herrlich schlängelt sich die Land-straße da entlang. Auf Serpentinen, da-zwischen kurze Geraden, geht es die wilden Steilfelsen hinauf und hinab, gar-

niert mit atemberaubenden Panoramen; das sind die Hausstrecken der einheimi-schen Motorradfahrer.

Mit dem Finger auf der Landkarte haben wir uns eine Route durch die Berge ausgesucht, um ins Landesinnere weiter im Norden zu kommen und ent-decken prompt die optimale Strecke zum Motorrad fahren. Eine Kehre nach der anderen, in herrlich gleichmäßigem Rhythmus schwingen wir kilometerweit dahin bis zum 1.085 Meter hohen Puerto de Santa María de Nieva. Ein kurzer Stopp zaubert uns beiden ein strahlendes Grinsen ins Gesicht ob der fantastischen Fahrt durch das karge Hügelland, an deren Ende uns die beeindruckende Kulisse des mächtigen Castillo de Vélez Blanco erwartet.

Am Abend im Naturpark Sierra Espuña mieten wir uns in einem hübsch

Wo Piraten einst die Küsten

bedrohten, erleben wir ein herr-

liches Kurvenparadies.

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gelegenen Landhotel ein. Welch ein Un-terschied zu San José. Die „Gemeinde“ Gebas muss man schon suchen. Sie be-steht aus einigen verstreuten Häusern und zählt gerade einmal 20 Einwohner. Doch die Ruhe ist umwerfend, ebenso wie der Ausblick über die Barrancos de Gebas. Eine trockene Staubpiste geleitet uns durch diese wüstenhafte, fantastisch bizarre Landschaft. Von Canyons durch-furcht, schieben sich helle Berglanken in- und hintereinander auf, an deren Ende sich azurblau der Stausee Embalse de Algeciras ausbreitet. An den umliegen-den Hängen sind Anbaulächen zu sehen – genau das richtige Klima für Oliven, Mandeln, Orangen und Aprikosen.

Schluchtenreiches BerglandAm nächsten Tag wird es etwas feucht. Immer wieder gehen Schauer auf uns hinab, seltsamerweise immer dann, wenn die Sonne über uns lacht. Mal sehen, ob sich der Besuch von Caravaca de la Cruz auch wettertechnisch günstig auswirkt. In dieser hochheiligen Stadt, einst Boll-werk der Templer gegen die Mauren, wird das „Wahrhaftige Kreuz“ verehrt,

das als Reliquie ein Stück des Christus-kreuzes beherbergt. In der Tat, oben am Festungshügel, wo das Santuario de la Vera Cruz über der Stadt wacht, erstrahlt blauer Himmel und lässt uns auf die mit zahlreichen Burgen bestückte Umgebung rund um die Sierra Espuña blicken. Groß ist dieses Berggebiet in seinen Aus-maßen nicht. Doch markant steigen die schrofen Felsen empor, in den unteren Lagen noch grün bewaldet. Und dann tauchen wir ein in den Gebirgszug. Eine Traumfahrt beginnt. Auf endlosen Spitz-kehren geht es die Felswände hoch, erster Gang, zweiter Gang, mehr ist da nicht drin. Die Strecke braucht sich hinter den alpinen Highlights nicht zu verstecken.

Kontrastprogramm: Elche peilen wir wegen der Palmen an. Die Stadt soll so viele Exemplare haben wie Einwohner. Einmal lesen wir die Zahl 200.000, dann 300.000. Die einen sagen, die Palmenhaine seien von den Phöniziern,

Am malerischen Marktplatz der Pilger-

stadt Caravaca de la Cruz.

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Fahrt bis vor die Tore des Aller-heiligsten Santuario de la Vera Cruz.

Schützend rahmen zwei Arme das

valencianische Städtchen Xàtiva ein.

Flotte Fahrt und tolle Kurven am Puerto de la Carrasqueta.

Der mächtige Turm der Burg von

Aledo bewachte zusammen mit

anderen Festungen das Territorium

rund um die Sierra Espuña.

Die Barrancos de Gebas bilden

eine menschenleere Wüste vor dem

Stausee Embalse de Algeciras.

Umwerfende Vielfalt:

Wüsten und Gebirge, blühende

Obstgärten und Palmenoasen.

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INFO // Wildwest-Filmparadies

Abenteuer-Spielplatz und Traumfabrik in Europas einziger natürlicher Wüste: Desierto de Tabernas, die Wüste von Tabernas, heißt das Paradies, das sich auf einem Gebiet von 280 Qua-dratkilometer in der Provinz Almeria erstreckt. Von den feuchten Winden des Mittelmeers abgeschnitten, erzeugen hohe Temperaturen, Föhnwinde und 3.000 Sonnenstunden dieses einzigartige, trockene Klima. Es sieht aus wie in den Wüsten Arizonas. Sicher auch wegen des Reizes der unwirtlichen, verwitterten Landschaft wurde Tabernas in den späten 1950er Jahren von der Filmindustrie entdeckt und entwickelte sich in den nachfolgenden Jahrzehnten zum europäischen Hollywood. Zahlreiche Abenteuerilme und Western wurden hier gedreht, darunter eine stattliche Anzahl famoser Streifen wie Lawrence von Arabien (1962), Cleopatra (1963), Für eine Handvoll Dollar (1964), Spiel mir das Lied vom Tod (1968), Sag niemals nie (1983), Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (1989) oder Der Schuh des Manitu (2001).

Natürlich gaben sich bekannte Namen aller Couleur die Ehre: Peter O‘Toole, Sergio Leone, Anthony Quinn, Clint Eastwood, Brigitte Bardot, Claudia Cardinale, Henry Fonda, Charles Bronson, Alain Delon, Raquel Welch, Orson Wells, Harrison Ford, Sean Connery, Bully Herbig und viele mehr. Heute wird von den ehemals 14 Westerndörfern nur noch Texas Hollywood als Drehort genutzt. Andere wie Mini Hollywood, Fort Bravo und Western Leone dienen touristischen und Unterhaltungszwecken sowie als Gedenkstätte an die heißen Filmzeiten. www.tabernas.es und  www.unique-almeria.com

Im Oasys Themenpark und in Mini Hollywood kann man dem Wilden Westen nachspüren.

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die andern von den Arabern, den Oasen-spezialisten, angelegt worden. Wie auch immer, die Palmenpracht ist umwerfend. Hitze limmert über der Stadt, doch die weit gefächerten Gewächse sorgen in lauschigen Parkanlagen für schattiges Wohlfühlklima.

Ganz anders ist das Bild im Hinter-land: Wir passieren mehrere Sierras mit tiefen Barrancos und schrofen Steilwän-den. Pass-Straßen mit herrlichen Kurven und gutem Asphalt führen uns auf über 1.000 Meter hinauf. Der kühle Wind ist erfrischend. Und schließlich erreichen wir unser Tagesziel, das Städtchen Xàtiva, das wir uns wegen seines majes-tätischen Castillos ausgesucht haben. Auf steilem Bergrücken thront es über der Stadt und dort am Burgberg bein-det sich unser Hotel. Die oizielle Zu-fahrtstraße inden wir erst am nächsten Tag. Zunächst kringeln wir uns durch engste Altstadtgassen mit Steilpassagen und spitzen Abzweigungen. „Mit dem Moto dürft Ihr da durch“, teilt uns ein Einheimischer mit. Denn eigentlich ist die Durchfahrt nur Anwohnern erlaubt. Ampelschaltungen mit Videokameras und versenkbaren Bollern, an denen wir aber zwanglos vorbeikommen, sollen den Altstadtverkehr regeln.

Xàtiva ist ein typisch spanisches Städtchen. Am Abend ziehen wir von Bar zu Bar und dämpfen unseren Hun-ger mit den zum kleinen Bier gereichten Tapas. Dann endlich um 21 Uhr kommt Leben auf. Man laniert fröhlich plau-dernd durch die Gassen, die Lokale fül-len sich und nun wird auch das Abend-essen gereicht. Überhaupt lässt es sich kulinarisch sehr gut aushalten. Wir ent-decken ein Gourmet-Restaurant, Tapas-Bar, Café und Laden in einem, modern und sehr geschmackvoll eingerichtet. Wir vertrauen der Empfehlung des Wirts und bekommen die feinsten Köstlich-keiten serviert. Luftgetrockneter Schin-ken und Käse, Salate garniert mit einer Eiskugel und köstliches Rindleisch kommen auf den Tisch; den Abschluss-drink gibt es kostenlos dazu.

Die größeren Einzugsgebiete von Valencia und Alicante sind deutlich be-siedelter als der Süden Spaniens. Und wohlhabender. Rund um die Städte ist das Land kultiviert mit Anbaulächen, blühenden Gärten und schicken Land-häusern. Und dennoch entpuppt sich

auch dieses Hinterland als Motorrad-paradies. Kaum hat man eine Hauptver-kehrsstraße verlassen, indet man sich in einsamen Naturregionen wieder. In den kleinen, bis über 1.000 Meter aufstei-genden Sierras entdecken wir Traum-strecken, Pass-Straßen mit herrlichen Kurven und Panoramablicken über die umliegenden Bergzüge. Die kleinen Städtchen schlummern ruhig vor sich hin. Enge Gassen und alte Häuser prä-gen sie. Malerisch sind sie an Berghän-gen platziert und werden wie Montesa von Castillos oder wie Bocairent von Kirchenbauten überragt. Atemberaubend liegt Alcoy am Zusammenluss dreier Flüsse, über mehreren Canyons schwe-bend, von zahlreichen Brücken verbun-den und von der Kulisse steil aufra-gender Felswände lankiert.

Auf einer Rundfahrt durch die süd-lichen Sierras nehme ich zur Abwechs-lung als Sozia auf Helmuts KTM 990 Adventure Platz und stelle mich auf einen gemütlichen Tag ein. Doch in sei-nem Übermut gibt Helmut dem Bike derart die Sporen, dass ich mich mächtig konzentrieren und festkrallen muss – ziemlich anstrengend! Dann aber wieder relaxt, denn die zerfurchten Barrancos und bizarren Steilfelsen verdienen es, genussvoll durchfahren zu werden. An den Berglanken kleben alte Dörfer, deren Namen mit „Beni“ beginnen und so von ihrer arabischen Herkunft zeu-gen. Denia, diesem ganz hübschen Bade-ort mit seiner mächtigen arabischen Festung, gönnen wir nur einen kurzen Besuch, lieber schlagen wir uns wieder in die wilde Bergwelt des Hinterlandes. Die Landstraßen sind wie geschafen zum Touren. Eine Kehre nach der ande-ren erstreckt sich über die Felshänge. Nur leider schlägt das Wetter wieder einmal um. Gespenstisch hüllen uns Wolkenschwaden ein, dazwischen er-blicke ich unter uns all die Kurven, die wir gemeistert haben, und über uns die noch zu bewältigende Strecke. Dann plötzlich taucht in weiter Ferne das Berg-nest Guadalest auf. Kurios auf spitzen Felsgraten platziert, ragen Teile seiner Festung in den Himmel hinauf.

Fahrspaß pur im El Maestrat vor den

Toren der Burgstadt Morella.

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Am Abend geht es in den Altstadt-gassen von Xàtiva gesellig zu.

Erhaben und malerisch thront

Bocairent in der Sierra de Mariola.

Iglesuela del Cid ist eines der Städt-chen im Rittergebiet El Maestrat.

Praktisch und ästhetisch: Das

steinerne Aquädukt brachte im

Mittelalter Wasser aus den Bergen

von El Maestrat nach Morella.

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Trutzige Welt der RitterÄhnlich atemberaubend soll unsere nächste Station werden: El Maestrat, jenes Gebiet der Ritter des Santiago- und Montesa-Ordens, die es im Mittel-alter in ihrem Vormarsch gegen die ara-bische Welt beherrschten und deren Großmeister, die „maestres“, ihm den Namen gaben. War die Region bei Xàtiva und Alcoy von bizarren Fels-formationen geprägt, so herrschen hier Tafelberge, tiefe Schluchten und Ein-schnitte von erhabener Wildheit vor. Auf Höhen von 1.000 bis 1.400 Meter bewe-gen wir uns auf auserlesen kurvigen und einsamen Landstraßen durch diese magische Bergwelt, die gespickt ist mit mittelalterlichen, noch unverfälschten Ortschaften und unzähligen Castells.

Ohne Zweifel ist der Hauptort Morella das Highlight. Nur selten indet man ein derart trutziges und majestä-tisches Stadtpanorama, über dem in Schwindel erregender Höhe vollkom-men unbezwingbar das Castell thront. Selbst in der Moderne ist die Stadt nicht über ihre Grenzen hinausgewachsen.

Eine einsame Bergregion

war Sitz von Ordensrittern und

königliches Machtzentrum.

Noch heute nimmt sie die Größe ein, die sie hatte, als sie „Hauptstadt des König-reiches“ war und sogar die Obhut über Städte wie Valencia und Xàtiva inne hatte. Doch kein Problem, die Festungs-mauern sind weitläuig genug, um der Kleinstadt ausreichend Raum zu bieten. Das Leben spielt sich zwischen engen Gassen, steilen Treppen, Arkaden ge-säumten Häusern mit Erkern und Bal-konen und herrlichen Ausblicken auf das Umland ab.

Noch in einem Punkt ist Morella top: In kulinarischer Hinsicht ist das Angebot exquisit. Edler Schinken vom Schwein und vom Rind, verschiedene Wurst- und Käsespezialitäten, Pasteten, Trüfel, Honig und Schokoladen. Das i-Tüpfelchen bilden die Süßigkeiten. Ob mit Quark, Nüssen, Kastanien oder Schokolade gefüllt, die Teigtaschen sind ein Muss für Naschkatzen. Welch eine Krönung einer bezaubernden Reise, an deren Ende am Verladebahnhof in Narbonne wieder ein geselliges Trefen mit Motorradfahrern aller Couleur in Aussicht steht.3

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AllgemeinesDie Spanische Levante, der „Sonnenaufgang“ und „Osten“, bezeichnet die gesamte Ostküste der iberischen Halbinsel und ihr Hinterland. Von Norden nach Süden betrachtet, sind das die Provinzen Katalonien, Valencia, Murcia und Almería. Die Comu-nitat Valenciana, die Autonome Provinz Valencia, gehört zum Sprachgebiet des Valenciano, einer Abwandlung der katalani schen

Sprache. Der wichtigste Wirt-schaftsfaktor der Region ist der Tourismus. Etwa 70 % der Einwoh-ner arbeiten im Dienst leistungs-sektor. Der Rest verteilt sich auf Industrie und Konstruktion sowie auf Landwirtschaft. Das Marken-zeichen der Costa del Azahar sind die duftenden Orangenbäume.

Südlich an die relativ dicht be-siedelte Region Valencia schließt die Autonome Gemeinschaft Murcia an. Hier wird ein eigener Dialekt gesprochen, das Murciano. Die Region gehört zu den trocken-sten Gebieten Europas mit ca. 300 Sonnentagen pro Jahr. Der größte Wirtschaftsfaktor ist die Landwirtschaft. Angebaut werden vor allem Gemüse, Obst, Blumen und Wein.

Im Südosten Spaniens beindet sich die Provinz Almería, welche schon zur Autonomen Region Andalusien gehört. Es ist eine dünn besiedelte Gegend, die von wüstenartigem Klima geprägt wird. Auch hier ist die landwirt-schaftliche Produktion von Ge-müse und Obst in Gewächshäu-sern eine wichtige Einnahme-quelle. In der Nähe von Tabernas wird seit 1980 Forschung und Entwicklung von Solartechnolo-gien betrieben.

Allen Regionen gemeinsam ist die über 1.000 Kilometer lange Ostküste. Die Costa del Azahar, Costa de Valencia, Costa Blanca und Costa Calida sind vom Touris-mus geprägt, während die Costa de Almería zu den touristisch am wenigsten heimgesuchten Gebieten Spaniens zählt. Im Hin-terland dehnt sich eine Kette ver-schiedener, bis zu 1.400 Meter ho-her Sierras aus, im Süden karg, im Norden bewaldet.

Das fruchtbare Land hat eine faszinierende Vergangenheit. Seit Frühzeiten besiedelt, lebten hier Griechen, Phönizier, Karthager, Römer und Westgoten. Schließ-lich waren die Mauren seit dem

An kulinarischen Köstlichkeiten mangelt es nicht. Ganz exquisit ist der „Jamón Ibérico“, der in zarte Scheiben aufgeschnitten wird.

Das Motorrad zur Tour

Über 4.500 Kilometer hat Hel-mut Hofmann während dieser Reise mit der KTM 990 Ad-venture abgespult. Sein Fazit: „Dieses Motorrad ist für die große Tour gebaut. Die ausge-zeichnete Sitzposition, in der man die ,Königshaltung’ ein-nimmt, ist unübertrelich, der Windschutz super und die Sitzbank auch für sehr lange Autobahnetappen bestens gepolstert. Die Reise-Enduro ist universell einsetzbar und steckt auch schlechte Fahrbahn-beläge und Schotterpassagen klaglos weg. Der Motor ist eine Wucht, Fahrwerk und Bremsen überzeugen in jeder Situation ohne Fehl und Tadel. Gewöh-nungsbedürftig und etwas umständlich sind die zwei Tankverschlüsse. Von Vorteil ist der originale KTM-Tankruck-sack, da er beim Tanken nicht abgenommen oder wegge-klappt werden muss. Über das zu kleine Kartenfach kann man sich mit einer Ortlieb Karten- tasche XL hinweghelfen. Die KTM 990 Adventure gehört zur Oberklasse im Segment der großen Reise-Enduros.“  www.ktm.com

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8. Jahrhundert die Herren, bis die Reconquista, die christliche Rück-eroberung, 1492 ihren endgül-tigen Abschluss fand. Zahl reiche Kulturdenkmäler führen die Ge-schichte vor Augen.

Highlights (Auswahl)Die Regionen der spanischen Levante begeistern vor allem mit ihren vielfältigen Landschafts-räumen und zahlreichen alter-tümlichen, meist spektakulär plat-zierten Ortschaften.

• In der Region Almería bestechen vor allem die Wüste Tabernas und die Sierra Alhamilla. Dieses unwirtliche, von Kakteen ge-sprenkelte Land war Spielort zahl-reicher Western-Filme. www.ayuntamientodetabernas.es

• Besonders reizvoll ist die wilde und wenig erschlossene Küsten-region Cabo de Gata. Versteckte Buchten, zerklüftete Vulkanfelsen, Salinen und die „Route der Pira ten“ kennzeichnen den aufregen den Naturpark. Das Hafenstädtchen San José bietet sich als Standort an.

• Beeindruckend ist das Renais-sanceschloss über Vélez Blanco im Nordosten Andalusiens. Das dominante Bauwerk ist UNESCO-Weltkulturerbe. www.velezblanco.com

• Ein kleines Paradies in der Region Murcia ist die gebirgige Sierra Espuña mit ihren dicht bewalde-ten Hängen und den wüstenarti-gen Barrancos de Gebas. Alte, von Burgen bekrönte Städtchen wie Mula, Pliego, Alhama de Murcia und Aledo umgeben das Gebiet. www.sierraespuna.com

• Ein städtisches Kleinod ist Cara-vaca de la Cruz. Am Burgberg erhebt sich das Santuario de la Vera Cruz, in welchem ein bedeu-tendes christliches Symbol, ein Holzstück des Kreuzes Jesu auf-bewahrt wird. www.turismocaravaca.org

• Berühmt ist Elche durch seinen Wald von über 300.00 prächtigen Palmen. Besonders schön ist der Park „Huerto del Cura“. www.turismedelx.com www.huertodelcura.com/jardines

• Geradezu ein Muss in der Pro-vinz Valencia ist die Kleinstadt Xàtiva. Eine riesige Burganlage thront über der sympathischen und lebendigen Altstadt.www.xativaturismo.com

• Zwischen den Städten Xàtiva und Alcoy begeistern Sierras mit

spektakulären Felsformationen wie die Sierra de Mariola, Sierra de la Aforada, Sierra de la Carrasca oder Sierra de Serrella. Sehenswert sind alte Städtchen wie Montesa, Bocairent und Guadalest.  www.alcoyturismo.com www.bocairent.org www.castelldeguadalestport-

aldeculturas.com

• Südlich von Dénia an der Costa Blanca steigt ein gigantischer Kalksteinfels, der Penyal d‘Ifach unvermittelt 332 Meter von der Küste hoch an.

• Ritter des Templer- und des Montesa-Ordens kultivierten im Mittelalter das Grenzgebiet zwi-schen Valencia und Aragón. Bis heute ist El Maestrat eine faszi-nierende Kulturlandschaft voll überbordender Natur. Viele be-festigte Siedlungen kleben an schwer einnehmbaren Plätzen. Von historischer Bedeutung ist der Hauptort Morella mit der trutzigen Burg. Doch auch Miram-bel, Cantavieja, La Iglesuela del Cid, Ares oder Castellfort sind nicht minder bezaubernd. www.morella.net www.elmaestrazgo.com

Klima und ReisezeitDie Regionen an der spanischen Ostküste zählen zu den klimatisch milden Gebieten mit mediter-ranem Charakter. Almería weist auch im Sommer relativ ausgegli-chene Temperaturen auf, wäh-rend sich Murcia mit weit über 30° C als heißeste Region darstellt. Gemäßigter, aber auch feuchter, ist es in der Provinz Valencia. Frühjahr/Frühsommer und Spät-sommer/Herbst sind die gün-stigsten Reisezeiten zum Motor-radfahren. Juli und August sollte man meiden, da dies die Haupt-reisezeit der Spanier ist.

Geld und KostenBenzin ist deutlich billiger als in Deutschland. Auch die Verkösti-gung in Cafés, Bars und Restau-rants fällt recht günstig aus. Das Niveau der Hotels und Pensionen ist durchweg ausgezeichnet, wobei die Preise entsprechend der Kategorie variieren (DZ zwi-schen € 40,– und € 125,–). Früh-stück kostet manchmal extra oder man geht in eine nahe gelegene Bar.

Motorrad fahrenDas Verkehrsgebaren gestaltet sich recht ruhig. Die Spanier sind überwiegend gemäßigte und zurückhaltende Fahrer, rücksichts-voll und nie aggressiv. Selbst in der kleinsten Ortschaft regeln

großzügige Bodenwellen das Fahrtempo und verhindern das Hindurchrasen. Allerorts sehr be-liebt ist „La Glorietta“, der Kreis-verkehr. Im Hinterland, in den Sierras, ist der Fahrspaß garantiert! Hier genießt man auf kleinen Landstraßen entspanntes Fahren bei sehr geringer Verkehrsdichte. Lediglich in den stärker besiedel-ten Küstenregionen herrscht dichterer Verkehr vor.

Essen und UnterkunftDie Küche ist immer schmackhaft, sehr abwechslungsreich und mit regionalen Besonderheiten ge-segnet, die durch die wechsel-volle Geschichte und den Einluss verschiedener Kulturen bedingt sind. Mediterrane Leckereien wie Fisch und Meeresfrüchte, fang-frisch und köstlich zubereitet, gibt es direkt an den Küsten, während bodenständige Fleischgerichte und deftige Eintöpfe in den Berg-regionen vorherrschen.

Die valencianische Spezialität ist die Paella mit Huhn, Schwein, Kaninchen und Meeresfrüchten. In den Speisen der Region Almería spiegelt sich die lange Herrschaft der Mauren, aber auch die Nähe zum afrikanischen Kontinent wider. So indet man marokka-nische Einlüsse wie Cous Cous und Fleisch- und Gemüsegerichte aus der Tajine (Kasserolle). Luftge-trockneter Schinken Jamón ser-rano oder Jamón Ibérico, Paprika-wurst Chorizo, feinste Käsesorten (Queso) und allerhand Tapas – diese Kleinigkeiten kann man sich überall schmecken lassen.

Tipps für Übernachtungen in den einzelnen Regionen:

• Hostal Sol Bahía in zentraler Lage von San José www.solbahiasanjose.es

• Hospedería La Mariposa, fami-liäres Landhaus (unter englischer Führung) in spektakulärer Lage über den Barrancos von Gebas www.hotellamariposa.com

• Hotel Mont Sant am Burgberg von Xàtiva gelegen. Ein exklusives 4-Sterne-Haus mit wunderschö-ner Gartenanlage www.mont-sant.com

• Hotel El Cid in der Altstadt von Morella, prächtige Aussicht über die Landschaft von El Maestrat www.hotelelcidmorella.com

Literatur und Karten• VIS-À-VIS: Spanien, Dorling Kin-dersley Ltd., London, aktualisierte Neuaulage 2008/2009, ISBN 978-3-8310-1046-2, € 26,90 • Marco Polo Reiseführer „Costa Blanca“, MAIRDUMONT, aktualisierte Aulage 2009, ISBN 978-3-8297-0389-5, € 9,95 • Marco Polo Karte „Costa Blanca“, 1 : 200.000, ISBN 978-3-8297-4046-3, € 8,50• Michelin Karte Blatt 577, Spanien Valencia Murcia, 1 : 400.000, ISBN 978-2-06-100910-9, € 7,50

Wichtige Adressen• Spanisches Fremdenverkehrs-amt, Postfach 15 19 40, 80051 München, Telefon (0180) 300 26 47 (9 Cent aus dem Festnetz), Fax (089) 53 07 46 20, E-Mail: [email protected]  www.spain.info/de

Auslandsvorwahl 00 34

Anreise mit dem DB AutozugWer sich mit dem eigenen Motorrad die extrem lange Anreise von Deutschland nach Spanien und zurück ersparen möchte, dem sei die Fahrt mit dem DB Autozug empfohlen. Man spart viel Zeit und schont die Reifen. DB Autozug startet in Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Hildesheim oder Neu-Isenburg und fährt über Nacht bis Narbonne in Südfrankreich. Zudem ist die Fahrt eine gesellige Angelegenheit, Gespräche mit anderen Motorradfahrern ergeben sich ganz von selbst. Infos unter  www.dbautozug.de

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REISE MOTORRAD – ride on! LED LighterDer ultrakompakte schwarze LED Lighter aus Aluminium ist der ideale Begleiter für alle Touren. Neun energiesparende LEDs erzeugen einen starken Lichtbündel, der selbst bei totaler Finsternis für klare Sicht sorgt. Die hochwertige Lampe wird mit Batterien und abnehmbarer Schlaufe geliefert. Der Lighter lässt sich an der Rück-seite per Druckknopf Ein und Aus schalten.

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