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Studiengang: Wirtschaftsingenieurwesen
Fach: Multi-Projektmanagement
Anja Ditz
Dominik Schäfer
Jennifer Gasche
Harald Hofmann
Einführung eines Multi-Projektmanagements
Fallstudie MPM
WS 2014/15
1
Inhalt
Abbildungsverzeichnis ................................................................................................ 2
1. Klären und präzisieren der Aufgabenstellung ...................................................... 3
2. Strategische Zielsetzung ..................................................................................... 4
3. Zukünftige Organisation ...................................................................................... 6
3.1. Konzept zur Verankerung des MPM ................................................................ 6
3.2. Ebenen einer MPM-Organisation ..................................................................... 9
3.3. Rollen ............................................................................................................. 10
3.4. Koordinationsinstrumente .............................................................................. 12
3.5. Implementierungsstrategie ............................................................................. 13
4. Horizontale Konfiguration .................................................................................. 14
5. Priorisierung der strategischen Ziele ................................................................. 16
6. Qualitative Bewertung ....................................................................................... 18
7. Quantitative Bewertung ..................................................................................... 24
8. Interdependenzanalyse ..................................................................................... 24
9. Vertikale Konfiguration ...................................................................................... 29
10. Vorschlag für eine laufende MPM-Kontrolle ................................................... 32
2
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1 Organigramm funktional .................................................................................. 3
Abb. 2 Organigramm divisional ................................................................................... 6
Abb. 3 Organigramm mit MPM ................................................................................... 7
Abb. 4 MPM Organisation ........................................................................................... 8
Abb. 5 Ebenen einer MPM-Organisation .................................................................... 9
Abb. 6 Rollen in der MPM-Organisation ................................................................... 10
Abb. 7 MPM-Instrumente .......................................................................................... 12
Abb. 8 Portfolios mit den zugehörigen Projekten ...................................................... 14
Abb. 9 Gewichtung der Projektportfolios anhand der strategischen Relevanz ......... 14
Abb. 10 Strategische Projektbudgetierung ............................................................... 15
Abb. 11 Paarvergleich der strategischen Ziele ......................................................... 16
Abb. 12 Rangfolge der strategischen Ziele ............................................................... 17
Abb. 13 Qualitative Bewertung der Dringlichkeit von Projekten ................................ 18
Abb. 14 Nutzwertanalyse für das Projekt Ausweitung der F&E-Abteilung ................ 20
Abb. 15 Clusterung nach A-, B- und C-Projekten ..................................................... 20
Abb. 16 Einschätzung der Strategiekonformität des Projekts ................................... 23
Abb. 17 Portfolio zum Strategiebeitrag und Nutzen von Projekten ........................... 23
Abb. 18 Net Present Value und Bang for Bucket Index ............................................ 24
Abb. 19 Synergiematrix von Projekten...................................................................... 25
Abb. 20 Handlungsportfolio der Synergiematrix ....................................................... 25
Abb. 21 Konfliktmatrix ............................................................................................... 26
Abb. 22 Handlungsportfolio der Konfliktmatrix .......................................................... 27
Abb. 23 Interdependenzanalyse Empfänger............................................................. 28
Abb. 24 Interdependenzanalyse Geber .................................................................... 28
Abb. 25 Bewertungsmatrix ........................................................................................ 29
Abb. 26 Budgetverteilung gesamt ............................................................................. 30
Abb. 27 Budgetverteilung zusammengefasst ........................................................... 30
Abb. 28 Prioritätsorientierte Ressourcenallokation ................................................... 31
3
1. Klären und präzisieren der Aufgabenstellung
In einem Multi-Projektmanagement-Team, bestehend aus vier Projektleitern, ist ein
Multi-Projektmanagement-Projekt zu planen und durchzuführen.
Betrachtet wird ein mittelständisches inhabergeführtes Unternehmen mit etwa 500
Mitarbeitern. Es ist in den Bereichen Sensortechnik sowie Antriebs- und
Automatisierungstechnik tätig. Hauptsächlich entwickelt und fertigt das Unternehmen
individuelle Produkte und Lösungen für Kunden aus der Industrie. Ein weiterer
Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung und Serienfertigung für die Automobilindustrie.
Die aktuelle Ausrichtung der Firma orientiert sich an einer klassischen, funktionalen
Aufbauorganisation mit zentralisierenden Ansätzen, wie in Abbildung 1 dargestellt.
Der Inhaber ist gleichzeitig auch der Geschäftsführer, bei ihm liegt die alleinige
Entscheidungsgewalt. Ihm direkt unterstellt sind die einzelnen Abteilungen wie F&E,
Marketing und Produktion.
Abb. 1 Organigramm funktional
Eine Analyse der Marktsituation zeigt eine klare Tendenz zu einer projektorientierten
Ausrichtung des Marktes. Es werden bereits Einzelprojekte realisiert, ein
übergreifendes und umfassendes Multi-Projektmanagement existiert allerdings noch
nicht. Die anfallenden Projekte unterscheiden sich thematisch meist stark und deren
Anzahl steigt stetig und schnell an. Deshalb hat sich die Geschäftsführung für die
Einführung eines Multi-Projektmanagements entschieden. Aktuell wird jedes Projekt
von der entsprechend betroffenen Abteilung geplant und durchgeführt.
Abteilungsübergreifende Projekte fallen derzeit kaum an, der Schwerpunkt liegt in der
Abteilung F&E, wodurch die Verantwortung für die Durchführung bei deren Leiter
liegt. Er übernimmt die Rolle des Projektleiters. Die Kommunikation zwischen den
Abteilungen beschränkt sich auf das Notwendigste. Eine zentrale Verteilung der
vorhandenen Ressourcen existiert nicht. Die Geschäftsführung ist derzeit über
sämtliche Projektfortschritte zu informieren.
4
2. Strategische Zielsetzung
Um den operativen Wandel des Unternehmens durchführen zu können, werden
zunächst strategische Zielsetzungen benötigt. Deshalb wurden von der
Geschäftsführung zehn grundlegende Ziele definiert.
1. Festigung und Ausbau der Position als Entwicklungspartner und
Zulieferer der Automobilindustrie
Dieses Ziel kann unter anderem eine größere Investition in das Geschäftsfeld
der Automobilindustrie bedeuten, wodurch zusätzliche Ressourcen für diesen
Sektor bereitgestellt werden müssen. Des Weiteren bietet es sich an, den
Automatisierungsgrad und somit die Effizienz zu erhöhen. Dies trifft vor allem
auf die Serienfertigung zu.
2. Optimierung der Kostenstruktur des Unternehmens und damit
verbundene jährliche Senkung der Betriebskosten in den bisherigen
Strukturen um 5% des Kostenvolumens
Eine Senkung der Kosten kann zum Beispiel durch eine Verschlankung der
Prozesse und einen erhöhten Automatisierungsgrad erreicht werden.
3. Erhöhung der Flexibilität gegenüber den Kunden durch marktorientierte
organisatorische Veränderungen und Kapazitätsausweitungen
Da die Tendenz des Marktes einen Anstieg der Projekte prognostiziert, sollte
die Organisationsstruktur dahingehend angepasst und optimiert werden.
Kapazitäten müssen erweitert werden, um der Nachfrage gerecht zu werden.
Durch die Einführung modularer Produkte kann die Flexibilität für den Kunden
erheblich gesteigert werden, was mit der Erhöhung des
Automatisierungsgrades vereinbar ist.
4. Verbesserung der Kundenzufriedenheit und Erhöhung der damit
verbundenen Kundenbindung
Zur Verbesserung der Kundenzufriedenheit bietet sich die Einführung eines
CRM-Systems an, welches eine effizientere Bearbeitung von Kundenanfragen
ermöglicht und somit die Kundenbindung erhöhen kann. Die Einführung eines
Qualitätsmanagement-Systems könnte ebenfalls in Betracht gezogen werden.
5. Ausweitung der Marktanteile und der Umsätze um 50% im Vergleich zum
Stand heute in den nächsten fünf Jahren
5
Eine Ausweitung der Marktanteile und Umsätze bedingt eine
Kapazitätserweiterung für die Abteilungen Marketing und Vertrieb, um zum
Beispiel große Werbekampagnen umsetzen zu können und somit die
Bekanntheit des Unternehmens zu steigern. Ein CRM-System würde hier
ebenfalls die Marktdurchdringung begünstigen. Ebenso müssen Produktion
und Entwicklung der enorm steigenden Belastung gewachsen sein.
6. Erhöhung der Innovationskraft im Unternehmen und hiermit verbunden
eine Verdoppelung der Anteile von Innovativprodukten am Umsatz
Das bedeutet eine gezielte Investition in Innovationen. Ein eigenes
Innovationsmanagement wäre denkbar.
7. Ausweitung des Technologie-Know-hows
Um das Know-how unabhängig von dem Personal im Unternehmen zu halten,
ist die Etablierung eines Wissensmanagements nötig. Durch
Mitarbeiterschulungen kann das Wissen zusätzlich ausgebaut werden.
8. Erschließung neuer Märkte, auch im Ausland, mit bestehenden und
neuen Produkten
Für die Erstellung konkreter Markteintritts-Strategien und
Marktdurchdringungs-Maßnahmen, ist zum Beispiel eine Vergrößerung der
Marketings- und Vertriebskapazitäten unumgänglich.
9. Kontinuierliche Verbesserung der Aufbau- und Ablauforganisation
Analyse der einzelnen Prozesse im Rahmen eines Prozessmanagements, um
Verbesserungspotenziale zu ermitteln und umzusetzen.
10. Ausbau und Stärkung von Vertriebskooperationen (auch international)
Nationale und internationale Partnerschaften schließen, zum Beispiel ein Joint
Venture eingehen.
6
3. Zukünftige Organisation
3.1. Konzept zur Verankerung des MPM
Durch die Aufteilung in die zwei Geschäftsfelder „Antriebs- und
Automatisierungstechnik“ und „Sensortechnik“ bietet sich eine Organisation in
Divisionen an, wie in Abbildung 2 verdeutlicht.
Abb. 2 Organigramm divisional
Die Geschäftsführung behält weiterhin die finale Entscheidungsgewalt. Es werden
die zentralen Abteilungen Einkauf, Logistik, Rechnungswesen und IT & Verwaltung
gebildet, welche als Ressource für alle Abteilungen genutzt werden können. Durch
diese Synergie ergeben sich intern Vorteile der Economies of Scope und eine
effizientere Ressourcennutzung. Des Weiteren können positive Skaleneffekte durch
einen gemeinsamen Einkauf aller Abteilungen erzielt werden. Diese externen
Economies of Scale entstehen zum Beispiel durch Mengenrabatte. Dies soll
außerdem zu einer Verbesserung in der Kommunikation zwischen den Abteilungen
führen.
Die beiden Divisionen unterstehen dem jeweiligen Divisionsleiter und erhalten jeweils
eigene Unterabteilungen für Marketing & Vertrieb, Produktion und F&E. Dies
ermöglicht eine Spezialisierung der Abteilungen innerhalb einer Division. Die
Divisionsleiter übernehmen die Rolle des Projektmanagers für die eigene Division.
7
Abbildung 3 zeigt ein mögliches Konzept zur Eingliederung eines MPM in die
divisionale Organisationsstruktur des Unternehmens.
Abb. 3 Organigramm mit MPM
Durch das starke Wachstum des Unternehmens ist es dem Geschäftsführer zeitlich
nicht möglich, jedes Projekt nachzuverfolgen, weshalb er sich eine gewisse
Entlastung wünscht. Diese wird durch die Einführung eines Multi-Projektmanagers in
einer Stabsstelle realisiert. Er koordiniert die laufenden Projekte und gibt dem
Geschäftsleiter regelmäßig einen Überblick über alle wichtigen Entwicklungen. So
lassen sich beispielsweise abteilungsübergreifende Projekte besser und effizienter
koordinieren.
Zur weiteren Unterstützung der Geschäftsleitung wird ein Lenkungsausschuss
gebildet, welcher regelmäßig zusammenkommt. Der Geschäftsleiter gibt hier zwar
einen Teil seiner Macht ab, allerdings ist er als Mitglied des Ausschusses auch
weiterhin an jeder wichtigen Entscheidung beteiligt. Der MPM bringt einen gewissen
Abstand und Neutralität gegenüber den Projekten mit in den Lenkungsausschuss
und verfügt außerdem über den nötigen Überblick. Ergänzt wird der Ausschuss
außerdem um die jeweiligen Abteilungsleiter, da diese die nötige Fachkompetenz
mitbringen. MPM und Abteilungsleiter begegnen sich auf Augenhöhe und es gibt
somit keine disziplinarischen Abhängigkeiten zwischen den einzelnen
Ausschussmitgliedern.
8
Eine detaillierte Darstellung der einzelnen Abhängigkeiten zeigt Abbildung 4.
Abb. 4 MPM Organisation
Da es sich um ein kleines Unternehmen handelt, ist es momentan nicht sinnvoll,
Portfolioboard und ein Projektmanagement Office zu etablieren. Ebenso werden
keine eigenen Schlichter oder Schiedsstellen eingerichtet; diese Funktionen
übernimmt der Geschäftsführer.
Um den Geschäftsführer weiter zu entlasten und die Verantwortung im Unternehmen
zu streuen, wird den Projektleitern eine gewisse Eigenverantwortung für die Projekte
zugeteilt. Sie haben den MPM durch Beiträge zum Wissensmanagement und durch
das Erstellen von Dokumentationen zu unterstützen.
Die Entscheidung fiel auf einen extern rekrutierten MPM, da dieser unabhängig von
jeglichen firmeninternen Strukturen ist, die bestehende Zentralisation etwas
aufbrechen könnte und bereits über die nötigen Kompetenzen verfügt. Es entstehen
allerdings zusätzliche Kosten und er benötigt zunächst eine Einarbeitungsphase, da
er das Unternehmen noch nicht kennt. Ein intern rekrutierter MPM kennt das
Unternehmen bereits, verfügt allerdings noch nicht über die erforderlichen
Kompetenzen und ist nicht neutral.
9
3.2. Ebenen einer MPM-Organisation
Bei der Einbindung des MPM in das Unternehmen sollen die drei wesentlichen
Ebenen Suprastruktur, Basisstruktur und Infrastruktur unterschieden und etabliert
werden, wie in Abbildung 5 aufgezeigt.
Abb. 5 Ebenen einer MPM-Organisation
Die Suprastruktur wird verkörpert durch die Geschäftsleitung. Somit ist der Inhaber
auch weiterhin zuständig für die Führung, Koordination, Steuerung und Planung des
MPM. Er legt die strategisch langfristig zu erreichenden Ziele fest und gibt das
Budget für den MPM frei. Außerdem entscheidet er in letzter Instanz, welche Projekte
die höchste Priorität erhalten und welche abgebrochen werden müssen.
Die Basisstruktur bildet das Bindeglied zwischen Supra- und Infrastruktur und soll
von dem Multiprojektmanager koordiniert werden. Er wandelt die vom
Geschäftsführer festgelegten strategischen Ziele in operativ umsetzbare Ziele um
und sorgt für deren Durchführung. Da er einen Überblick über alle laufenden Projekte
hat, kann er diese entsprechend der Vorgaben optimal ausrichten und lenken.
Die Infrastruktur wird gebildet durch die einzelnen Projektleiter der Divisionen und die
jeweiligen Projektverantwortlichen der Zentralabteilungen. Sie unterstützen den MPM
bei der Umsetzung der operativen Ziele dank ihrer Fachkompetenzen und sind
verantwortlich für die konkrete Abwicklung der Projekte. Somit findet ein ständiger
Austausch von Informationen zwischen Basis- und Infrastruktur statt. Änderungen in
der strategischen Ausrichtung erhält diese Ebene durch den MPM.
10
3.3. Rollen
Wie in jeder Gesellschaft oder Organisation gibt es auch in einer MPM-Organisation
verschiedene Rollen. Grundsätzlich gibt die Durchführung eines MPMs die
Notwendigkeit bestimmter Rollen vor. Diese können jedoch, je nach Unternehmen
und Ausprägung des MPMs, unterschiedlich definiert bzw. mit unterschiedlichen
Funktionen und Aufgaben besetzt sein.
Für die in dieser Arbeit vorgestellte MPM-Organisation werden folgende
Rollenverständnisse vorausgesetzt, wie in Abbildung 6 dargestellt.
Abb. 6 Rollen in der MPM-Organisation
Der Auftraggeber wird von dem Geschäftsleiter verkörpert, hat in der MPM-
Organisation die finale Entscheidungsgewalt und ist Teil des Lenkungsausschusses.
Seine Aufgabe ist die strategische Zielverfolgung. Er ist strategischer Vorgesetzter
aller Mitglieder der MPM-Organisation.
Der Multiprojektmanager hat keine Weisungsbefugnis, weshalb er auf die
Unterstützung des Geschäftsleiters angewiesen ist. Er spricht Empfehlungen aus und
bildet das Bindeglied zwischen strategisch ausgerichtetem Auftraggeber und operativ
ausgerichteten Projektmanagern. Dem Multiprojektmanager obliegt die Aufgabe der
projektübergreifenden Projektkoordination, sowie die Vorgabe von Regelungen und
Richtlinien zur einheitlichen Projektbearbeitung und Dokumentation.
11
Der Projektleiter ist disziplinarisch dem Abteilungsleiter unterstellt und nimmt
Empfehlungen des Multiprojektmanagers entgegen. Er hat die Projektverantwortung
und Weisungsbefugnis gegenüber den Projektmitarbeitern. Der Projektleiter berichtet
an den Multiprojektmanager.
Der Projektmitarbeiter ist sowohl dem Projektleiter als auch dem Abteilungsleiter
disziplinarisch unterstellt. Er berichtet dem Projektleiter über seine Projektfortschritte.
Mitglieder des Lenkungsausschusses sind der Auftraggeber, der
Multiprojektmanager und die Abteilungsleiter. Der Lenkungsausschuss mit dem
Auftraggeber als finalem Entscheidungsträger, hat die Aufgabe, Projekte und
Projektfortschritte zu beurteilen. Weiterhin werden die Projekte stets auf Konformität
mit den strategischen Zielsetzungen geprüft. Der Lenkungsausschuss ermöglicht
eine Projektbeurteilung unter Berücksichtigung der Fachkompetenz und operativen
Erfahrung der Abteilungsleiter und dem projekt-koordinatorischen Wissen des
Multiprojektmanagers. Die Projektleiter wurden bewusst nicht in den
Lenkungsausschuss aufgenommen, um dessen Umfang nicht unnötig auszudehnen
und somit flexibel zu bleiben. Abteilungsleiter und Multiprojektmanager stehen in
keiner disziplinarischen Abhängigkeit zueinander, was ein Arbeiten auf Augenhöhe
ermöglicht.
Die Abteilungsleiter sind Mitglieder des Lenkungsausschusses und disziplinarische
Vorgesetzte der Projektleiter.
Diese Rollenverteilung erleichtert es dem Auftraggeber, trotz des
Unternehmenswachstums und der steigenden Anzahl an Projekten, den Überblick
über die komplette Projektlandschaft des Unternehmens zu behalten.
Er kann, aufbauend auf dem Berichtswesen seiner Mitarbeiter, im
Lenkungsausschuss fundierte Entscheidungen in Bezug auf die Verfolgung der
Unternehmensziele treffen. Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit der MPM-
Organisation mit den hier vorgestellten Rollenverständnissen ist das Vertrauen des
Auftraggebers in das Berichtswesen seiner Mitarbeiter.
12
3.4. Koordinationsinstrumente
Abb. 7 MPM-Instrumente
Im Rahmen der Einführung eines Multi-Projektmanagements sollen verschiedene
unterstützende Instrumente zur Koordination mit eingeführt werden. Abbildung 7
zeigt die wichtigsten Instrumente. Vom Multiprojektmanager soll ein Handbuch
erstellt und gepflegt werden, welches Standards, Regeln und Methoden des
Projektmanagements im Unternehmen festlegt. Dieses Handbuch sollte
Prozessbeschreibungen enthalten und sich stark an der DIN-Norm 69909 orientieren.
Auch die bereits erläuterten Rollenbeschreibungen sollen hier festgehalten werden.
Um die Verständlichkeit zu erhöhen, sollte eine einheitliche Symbolik verwendet
werden. Weiterhin obliegt dem Multiprojektmanager die Einführung und
Administration der notwendigen IT-Programme und Datenbanken zur Unterstützung
des Projektmanagements.
Verantwortlichkeiten und Gremien werden durch die Unternehmensleitung neu
festgelegt, wobei der Geschäftsführer als Schlichter fungiert. Das
Multiprojektmanagement wird als Stabsstelle direkt unterhalb der Geschäftsleitung
eingebunden. Durch eine Ausgliederung verschiedener Aufgaben, die bis jetzt von
der Unternehmensführung durchgeführt wurden, auf eine ihm unterstellte Stabsstelle,
wird dieser entlastet. Durch die Dezentralisierung von Entscheidungen sinkt der
Druck auf Projektverantwortliche, die bis dahin direkt der Unternehmensführung
berichteten. Es entsteht eine vertrauensvolle Unternehmenskultur und die
intrinsische Motivation steigt. Um die Unternehmenskultur positiv zu gestalten, legt
die Unternehmensführung Verhaltensstandards fest und lebt diese auch vor.
13
3.5. Implementierungsstrategie
Nach der bereits erfolgten Erstellung eines Konzepts zur Einführung eines MPM,
folgt die Einstellung des Multi-Projektmanagers. Dieser soll zur Implementierung die
Festlandstrategie anwenden, da das Unternehmen noch zu klein ist, um
repräsentative Einheiten bilden zu können. Die Anpassung der Organisationsstruktur
bildet bereits die Basis zur Implementierung. Außerdem ist das Konzept sehr
überschaubar, da es hinsichtlich der Projektgruppierung nur eine Hierarchie-Ebene in
Form der Projektportfolios gibt.
Die Implementierung findet im Rahmen eines Projektes statt, welches zunächst
durch den Geschäftsführer initialisiert wurde und mit der Einstellung des MPMs von
diesem koordiniert wird. Somit kann er sich frühzeitig mit einbringen. Bei dem MPM
liegt somit die Verantwortung der Durchführung und der Geschäftsführer übt die
Projektkontrolle aus. Abteilungsleiter sollen den MPM unterstützen, was sie zu
Projektmitarbeitern macht.
Wie bei jedem Veränderungsprozess wird auch die Einführung einer MPM-
Organisation auf Widerstände bei den Mitarbeitern stoßen. Um diesen Widerständen
konstruktiv zu begegnen, wird die MPM-Organisation mithilfe eines
Changemanagements eingeführt werden. Hierfür wird ein externer Change-Manager
für die Zeit der Einführung herangezogen.
Um die Mitarbeiter in den Veränderungsprozess einzubeziehen, werden diese über
die anstehenden Veränderungen in einer Kick-Off-Veranstaltung informiert und
können in Form von Workshops ihre Meinungen und Ideen einbringen. Nach
Anpassung der MPM-Organisation an die in den Workshops erarbeiteten Ergebnisse,
wird eine Schulung der Mitarbeiter auf die finale MPM-Organisation und die damit
einhergehenden Veränderungen stattfinden.
Durch die Einbeziehung der Mitarbeiter in den Veränderungsprozess werden
Widerstände abgebaut und Motivation geschaffen.
14
4. Horizontale Konfiguration
Im Laufe der horizontalen
Konfiguration soll das gesamte
Projektbudget von 100
Millionen Euro auf die
einzelnen Portfolios verteilt
werden. Hierzu werden
zunächst vier Portfolios für
Organisations-, Investitions-
und die jeweiligen
Divisionsprojekte gebildet.
Abbildung 8 zeigt die
Zugehörigkeit der einzelnen
Projekte zu den Portfolios.
Abb. 8 Portfolios mit den zugehörigen Projekten
Abbildung 9 zeigt, auf welche Portfolios sich die einzelnen strategischen Ziele
beziehen. So wird zum Beispiel Ziel 1, Festigung und Ausbau der Position als
Entwicklungspartner, von den beiden Divisionen umgesetzt.
Organisatorisch Investitionen
Division
Antriebe &
Automatisierung
Division
Sensoren
Ziel 1
x x
Ziel 2 x
Ziel 3
x
Ziel 4 x x x x
Ziel 5
x x
Ziel 6
x
Ziel 7
x x
Ziel 8 x
x x
Ziel 9 x
Ziel 10 x
Summe: 5 3 5 5
Abb. 9 Gewichtung der Projektportfolios anhand der strategischen Relevanz
Projektportfolio Projekt
Organisatorisch
SAP
Organisation funktional auf divisional
Business Reengineering
CRM
Datenbank kundenorientiert
Investitionen
Erhöhung Automatisierung in Fertigung
F&E + 30% (Mitarbeiter, Versuchsanlagen)
Joint Venture Automotive China
automatisches Hochregallager
Ausbau Fertigungshalle
Projekte Antrieb
P1 Produktneuentwicklung Antrieb
P2 Produktneuentwicklung Antrieb
P3 Produktweiterentwicklung Antrieb
P4 Produktweiterentwicklung Antrieb
Projekte Sensor
P5 Produktneuentwicklung Sensor
P6 Produktneuentwicklung Sensor
P7 Produktweiterentwicklung Sensor
P8 Produktweiterentwicklung Sensor
P9 Produktneuentwicklung Sensor
P10 Produktneuentwicklung Sensor
15
Anhand dieser strategischen Relevanz der jeweiligen Portfolios erfolgt die horizontale
Zuteilung des Budgets. Wie Abbildung 10 zeigt, erhalten die beiden Divisionen
jeweils 30 Millionen Euro, da sie maßgeblich an der Umsetzung der strategischen
Ziele beteiligt sind und hier der Großteil der Projekte anfällt. Die organisatorischen
Projekte können über 25 Millionen Euro verfügen, um die wichtigen strukturellen
Änderungen des Unternehmens durchführen zu können. Bevor die Investitions-
Projekte sinnvoll umgesetzt werden können, sind viele der organisatorischen
Änderungen durchzuführen, weshalb dieses Portfolio zunächst nur 15 Millionen Euro
bekommt.
Abb. 10 Strategische Projektbudgetierung
0,00
5,00
10,00
15,00
20,00
25,00
30,00
35,00
Organisatorisch Investitionen Division Antriebe& Automatisierung
Division Sensoren
16
5. Priorisierung der strategischen Ziele
Um die strategischen Ziele zu priorisieren, zeigt Abbildung 11 einen Paarvergleich
zwischen den einzelnen Zielen.
Zie
l 1
Zie
l 2
Zie
l 3
Zie
l 4
Zie
l 5
Zie
l 6
Zie
l 7
Zie
l 8
Zie
l 9
Zie
l 10
Su
mm
e
Ziel 1
Ziel 2 1
Ziel 3 1 3
Ziel 4 1 4 3
Ziel 5 5 5 5 5
Ziel 6 6 6 3 6 5
Ziel 7 1 2 3 7 5 7
Ziel 8 1 2 3 4 5 6 7
Ziel 9 9 2 3 4 5 6 7 9
Ziel 10 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Anzahl Nennungen 6 4 7 4 9 6 5 8 3 0 52
Dringlichkeit (%) 12% 8% 13% 8% 17% 12% 10% 15% 6% 0% 100%
Rangliste 4 6 3 6 1 4 5 2 7 8
Abb. 11 Paarvergleich der strategischen Ziele
als
wichtiger
17
5. Ausweitung der Marktanteile und der Umsätze um 50% im Vergleich zum Stand heute in den nächsten fünf Jahren
8. Erschließung neuer Märkte, auch im Ausland, mit bestehenden und neuen Produkten
3. Erhöhung der Flexibilität gegenüber den Kunden durch marktorientierte organisatorische Veränderungen und Kapazitätsausweitungen
6. Erhöhung der Innovationskraft im Unternehmen und hiermit verbunden eine Verdoppelung der Anteile von Innovativprodukten am Umsatz
1. Festigung und Ausbau der Position als Entwicklungspartner und Zulieferer der Automobilindustrie
7. Ausweitung des Technologie-Know-hows
2. Optimierung der Kostenstruktur des Unternehmens und damit verbundene jährliche Senkung der Betriebskosten in den bisherigen Strukturen um 5% des Kostenvolumens
4. Verbesserung der Kundenzufriedenheit und Erhöhung der damit verbundenen Kundenbindung
9. Kontinuierliche Verbesserung der Aufbau-und Ablauforganisation
10. Ausbau und Stärkung von Vertriebskooperationen (auch international)
Aus diesem paarweisen Vergleich
ergibt sich eine Rangfolge der
strategischen Ziele, wie in
Abbildung 12 dargestellt. Die
Ausweitung der Marktanteile und
Umsätze erlangt hierbei die
höchste Priorität, um ein stetiges
Wachstum des Unternehmens zu
garantieren. Dies trifft auch auf die
Erschließung neuer Märkte zu. Des
Weiteren ist es sehr wichtig, die
Flexibilität für die Kunden und die
Innovationskraft zu erhöhen, um
auch weiterhin wettbewerbsfähig
bleiben zu können. Der Ausbau von
Vertriebskooperationen ist derzeit
angesichts der geringen Größe des
Unternehmens in den Hintergrund
gerückt.
Abb. 12 Rangfolge der strategischen Ziele
18
6. Qualitative Bewertung
Nach einer ersten Priorisierung der strategischen Ziele erfolgt die qualitative
Bewertung der Projekte aus den Portfolios Organisation und Investition. Hierbei ist
der erste Schritt die Einteilung aller Projekte in Muss-, Soll- und Kann-Projekte.
Abbildung 13 zeigt alle Projekte mit den entsprechenden Dringlichkeiten.
Abb. 13 Qualitative Bewertung der Dringlichkeit von Projekten
Als Muss-Projekte werden die Umstellung der Organisation und die Projekte mit
konkreten Kundenaufträgen (Kundenprojekte 3 bis 8) definiert. Die Restrukturierung
der Organisationsstruktur wird bereits umgesetzt und bildet die Grundlage für die
Einführung des Multi-Projektmanagements. Kundenprojekte unterliegen vertraglichen
Zwängen und der Kunde besteht auf eine zeitnahe Umsetzung, weshalb diese
Projekte eine hohe Priorität erhalten.
Als Kann-Projekte werden der Aufbau eines Joint Ventures in China, der Bau eines
vollautomatischen Hochregallagers und die Einführung eines CRM-Moduls sowie
SAP
Organisation funktional aufdivisionalBusiness reengineering(projektorientierte Arbeitsabläufe)CRM
Datenbank kundenorientiert
Erhöhung automatisierung inFertigungF&E + 30% (Mitarbeiter,Versuchsanlagen)Joint Venture Automotive China(300 Mitarbeiter)automaitsches Hochregallager
P1 Produktneuentwicklung Antrieb
P2 Produktneuentwicklung Antrieb
P3 ProduktweiterentwicklungAntriebP4 ProduktweiterentwicklungAntriebP5 Produktneuentwicklung Sensor
P6 Produktneuentwicklung Sensor
P7 ProduktweiterentwicklungSensorP8 ProduktweiterentwicklungSensorAusbau Fertigungshalle
P9 Produktneuentwicklung Sensor
P10 Produktneuentwicklung Sensor
19
eines Datenbanksystems identifiziert. Da das Unternehmen selbst erst über 500
Mitarbeiter verfügt, scheint die Bildung eines Joint Ventures mit 300 Mitarbeitern nur
schwer realisierbar und teuer. Außerdem ist das Risiko derzeit noch zu hoch. Der
Bau eines Hochregallagers ist eine große finanzielle Belastung und sollte erst nach
dem Ausbau der Fertigungshalle erfolgen. Die Einführung eines CRM-Moduls und
eines Datenbanksystems ist erst nach der Implementierung des SAP-Systems
sinnvoll, da sie sonst wahrscheinlich noch einmal aufwendig und teuer angepasst
werden müssen.
Die restlichen Projekte sind von der Priorität her dazwischen einzustufen, weshalb es
sich bei ihnen um Soll-Projekte handelt.
Im nächsten Schritt ist eine Nutzwertanalyse durchzuführen. Dies geschieht
beispielhaft in Abbildung 14 anhand des Investitionsprojektes Ausweitung der F&E-
Abteilung. Die Bewertungskriterien werden anhand der am höchsten priorisierten
strategischen Ziele gewählt und auch dementsprechend gewichtet. Das Projekt hat
einen positiven Einfluss auf die Innovationskraft und das Innovations-Know-how.
Innovative Produkte erhöhen die Chancen zur Ausweitung der Marktanteile und
Erschließung neuer Märkte, bieten den Kunden aber nicht unbedingt mehr
Flexibilität. Die Erfolgswahrscheinlichkeit der Zielerreichung ist gut, da es sich um ein
realistisches Ziel handelt, das mit den Zielen des Unternehmens konform geht. Eine
Änderung der Rahmenbedingungen ist derzeit noch nicht absehbar. Da es sich um
ein Investitionsprojekt handelt, sind Personal- und Sachkosteneinsparungen nicht
möglich, doch die Investition soll in der Zukunft zu einer Gewinnsteigerung führen.
Da neue Mitarbeiter eingestellt und die Versuchsanlagen erweitert werden sollen,
ergeben sich höhere Personal- und Sachkosten.
20
Bewertungskriterien
Gew
ich
t
Bew
ertu
ng
Gew
ich
t x
Bew
ertu
ng
Ausweitung Marktanteile 10 1 10
Erschließung neuer Märkte 9 1 9
Flexibilität für Kunden 8 0 0
Innovationskraft erhöhen 7 2 14
Ausweitung Innovations-Know-how 6 2 12
Projektattraktivität 40 45
Erfolgswahrscheinlichkeit hinsichtlich Zielerreichung 7 2 14
Konstante Rahmenbedingungen 3 0 0
Risikoeinschätzung 10 14
Personalkosteneinsparung in T€
(0: bis 20; 1: >20 - 150; 2: >150)10 0 0
Sachkosteneinsparung in T€
(0: bis 50; 1: >50 - 200; 2: >200)7 0 0
Gewinnsteigerung in T€
(0: bis 100; 1: >100 - 500; 2: >500)13 2 26
Nutzeneinschätzung 30 26
Personalkosten in T€
(0: bis 50; -1: >50 - 170; -2: >170)12 -1 -12
Sachkosten in T€
(0: bis 20; -1: >20 - 100; -2: >100)8 -2 -16
Kosteneinschätzung 20 -28
Summe 100 57
Skalierung für die Bewertung
-2 = sehr schlecht; -1 = schlecht; 0 = neutral;
+1 = gut; +2 = sehr gut
Abb. 14 Nutzwertanalyse für das Projekt Ausweitung der F&E-Abteilung
In Abbildung 15 werden die Nutzwerte aller Projekte aufgeführt, wobei für das Muss-
Projekt Umstellung der Organisation kein Nutzwert ermittelt wird. Anhand der
Nutzwerte lässt sich eine Clusterung der Projekte in die Klassen A, B und C
vornehmen. Somit erhalten A-Projekte eine Freigabe mit hoher Priorität und B-
Projekte nur eine begrenzte Freigabe. C-Projekte werden abgelehnt oder neu
bewertet.
# Name Nutzwert Klasse
1 SAP 73 A
2 Organisation funktional auf divisional / /
3 Business Reengineering (projektorientierte Arbeitsabläufe) 67 A
4 CRM 47 C
5 Datenbank kundenorientiert 45 C
6 Erhöhung Automatisierung in Fertigung 69 A
7 F&E + 30% (Mitarbeiter, Versuchsanlagen) 57 B
8 Joint Venture Automotive China (300 Mitarbeiter) 34 C
9 automatisches Hochregallager 28 C
10 Ausbau Fertigungshalle 52 B
Klasse A: > 65 Punkte
Klasse B: 50 bis 64 Punkte
Klasse C: < 50 Punkte
Abb. 15 Clusterung nach A-, B- und C-Projekten
21
Anhand des Projektes Ausweitung der F&E-Abteilung wird in Abbildung 16 die
Strategiekonformität dieses Projektes in Bezug auf die verschiedenen
Unternehmensziele in einer Matrix bewertet.
Um das Projekt möglichst objektiv zu bewerten, wurden sechs Projektziele definiert,
welche die verschiedenen Aspekte des Projektes widerspiegeln.
In dieser Matrix werden sowohl die Relevanz der verschiedenen Unternehmensziele
als auch der Beitrag der einzelnen Projektziele zu den Unternehmenszielen
gewichtet. Nach der Einzelbewertung der sechs Projektziele in Bezug auf deren
Einfluss auf die Unternehmensziele, werden diese sechs sehr subjektiven
Einzelbewertungen durch eine Mittelwertbildung zu dem Gesamtbeitrag des
Projektes zur Erreichung der Unternehmensziele zusammengefasst. Hier kann
festgestellt werden, dass das Projekt vor allem auf den Ausbau der Position als
Entwicklungspartner der Automobilindustrie, die Erhöhung der Innovationskraft und
die Ausweitung des Technologie-Know-hows Einfluss hat. Die Optimierung der
Kostenstruktur, die Kontinuierliche Verbesserung und der Ausbau der
Vertriebskooperationen fallen kaum ins Gewicht.
Durch die Gewichtung der Unternehmensziele aus dem paarweisen Vergleich mit
dem Mittelwert und der anschließenden Summierung der Ergebnisse, ergibt sich eine
Strategiekonformität von 131. Das bedeutet eine mittlere Prioritätseinstufung des
Projektes.
22
Projekteinschätzung zur Strategiekonformität Projekt Ausweitung der F & E Abteilung
Prio
Strategiebeitrag zum Unternehmenserfolg
Strategische Unternehmensziele Pro
jektz
iel 1
Pro
jektz
iel 2
Pro
jektz
iel 3
Pro
jektz
iel 4
Pro
jektz
iel 5
Pro
jektz
iel 6
Bewertung
Gew
ichtu
ng U
-Zie
l
Erg
eb
nis
Bewertung: Gering=1;
gering-mittel=2; mittel=3,
mittel-hoch=4; hoch=5 Sum
me
Mitte
lwert
1
Ausweitung der Marktanteile und
der Umsätze um 50% im
Vergleich zum Stand heute in den
nächsten fünf Jahren
3 3 3 2 2 1 14 2,33 8 18,7
2
Erschließung neuer Märkte, auch
im Ausland, mit bestehenden und
neuen Produkten
3 3 3 2 2 1 14 2,33 7 16,3
3
Erhöhung der Flexibilität
gegenüber den Kunden durch
marktorientierte organisatorische
Veränderungen und
Kapazitätsausweitungen
4 3 2 2 2 5 18 3 6 18
4
Erhöhung der Innovationskraft im
Unternehmen und hiermit
verbunden eine Verdoppelung
der Anteile von
Innovativprodukten am Umsatz
4 4 5 4 4 3 24 4 6 24
4
Festigung und Ausbau der
Position als Entwicklungspartner
und Zulieferer der
Automobilindustrie
5 4 5 5 5 4 28 4,67 5 23,3
5 Ausweitung des Technologie-
Know-hows 4 4 4 5 5 3 25 4,17 4 16,7
6
Optimierung der Kostenstruktur
des Unternehmens und damit
verbundene jährliche Senkung
der Betriebskosten in den
bisherigen Strukturen um 5% des
Kostenvolumens
1 1 1 1 1 1 6 1 4 4
6
Verbesserung der Kunden-
zufriedenheit und Erhöhung der
damit verbundenen
Kundenbindung
2 1 3 3 3 1 13 2,17 3 6,5
7 Kontinuierliche Verbesserung der
Aufbau- und Ablauforganisation 1 1 1 1 1 1 6 1 2 2
8
Ausbau und Stärkung von
Vertriebskooperationen (auch
international)
1 1 1 1 1 1 6 1 1 1
Legende zur Prioritätseinstufung
Von 0 bis 75 Punkte = Gering
Von 76 bis 150 Punkte = Mittel
Von 151 bis 225 Punkte = Hoch
Projektergebnis zur Strategiekonformität 131
23
Projektziel 1 30% mehr Mitarbeiter in F&E
Projektziel 2 zusätzliche Versuchsanlagen
Projektziel 3 Erhöhung Innovationskraft
Projektziel 4 Erweiterung Know-how Antriebstechnik
Projektziel 5 Erweiterung Know-how Sensortechnik
Projektziel 6 Zusätzliches Laborgebäude
Abb. 16 Einschätzung der Strategiekonformität des Projekts
Abbildung 17 stellt die Ergebnisse der Strategiekonformitätsbewertung denen der
Nutzwertanalyse in einer Portfoliodarstellung gegenüber. Zur besseren
Übersichtlichkeit werden die Organisations-Projekte mit dem Index O und die
Investitions-Projekte mit I gekennzeichnet.
Hierbei wird das Portfolio anhand des wirtschaftlichen/monetären Nutzens und des
bestimmten Strategiebeitrags in die drei Sektoren Ballast, Kandidaten und Favoriten
unterteilt. Die Projekte, die sich im Bereich Ballast befinden, wie O5 und I4, sind
Projekte, die mit geringer Priorität oder gar nicht bearbeitet werden. Das in Abbildung
16 bewertete Projekt I2 befindet sich im Portfoliobereich Kandidaten und wird somit
mit mittlerer Priorität behandelt. Projekte im Bereich Favoriten werden mit hoher
Priorität bearbeitet. Das Projekt O2 befindet sich außerhalb des Portfolios, da es
zuvor als Muss-Projekt eingestuft wurde.
Abb. 17 Portfolio zum Strategiebeitrag und Nutzen von Projekten
24
7. Quantitative Bewertung
Für die Bewertung der Kunden- und Produktentwicklungsprojekte werden die
quantitativen Methoden des Net Present Value und des Bang for Bucket Index
verwendet und in Abbildung 18 aufgezeigt. Die Muss-Projekte werden bei der
Bewertung nicht berücksichtigt, da sie bereits die höchste Priorität besitzen. Die
Werte des NPV wurden innerhalb eines Business Case erhoben, ebenso wie die
dafür benötigten Ressourcen insgesamt und für die nächste Periode. Der Quotient
aus NPV und den benötigten Ressourcen bildet den Bang for Bucket Index, eine im
Gegensatz zum NPV objektive Kennzahl zur Beurteilung und Priorisierung. Da beide
Divisionen über ein Budget von 60 Millionen Euro verfügen, können lediglich die
Projekte 2, 10 und 9 realisiert werden. Projekt 1 erhält zunächst den Status Hold.
Projekt
muss/
kann/
soll
NPV (Mio
€)
Benötigte
Ressourcen
(Mio €)
Benötigte
Ressourcen in der
nächsten Periode
(Mio €)
Bang for
Bucket
Index
Projekt 2 soll 36,0 4,8 2,3 7,50
Projekt 10 soll 11,0 2,8 1,2 3,93
Projekt 9 soll 8,3 2,5 0,9 3,32
Projekt 1 soll 21,0 12,4 3,2 1,69
Projekt 3 muss / / / /
Projekt 4 muss / / / /
Projekt 5 muss / / / /
Projekt 6 muss / / / /
Projekt 7 muss / / / /
Projekt 8 muss / / / /
Abb. 18 Net Present Value und Bang for Bucket Index
8. Interdependenzanalyse
Da die qualitativen und quantitativen Bewertungsmethoden keine Abhängigkeiten
zwischen den einzelnen Projekten berücksichtigen, folgt eine
Interdependenzanalyse.
25
Abb. 19 Synergiematrix von Projekten
Die Synergiematrix in Abbildung 19 zeigt die Synergien zwischen den einzelnen
Projekten. Je höher der Wert, desto größer der Einfluss. Eine grafische Aufbereitung
zeigt die Abbildung 20. Projekte, die in den aktiven Bereich fallen, erhalten die
höchste Priorität, danach folgen die vernetzten Projekte. Aufgrund der relativen
Unabhängigkeit der trägen Projekte können diese erledigt werden. Passive Projekte
werden zunächst hinten angestellt. Zur besseren Übersichtlichkeit wurden die
Achsen in den Abbildungen 20 und 22 angepasst.
Abb. 20 Handlungsportfolio der Synergiematrix
26
Hier treten die Projekte O1 und O5 als aktive Projekte auf. Die Einführung eines
SAP-Systems betrifft alle Bereiche eines Unternehmens und kann diese positiv
beeinflussen. Vor allem die Synergien innerhalb der IT-Projekte bedingen die hohe
Einstufung des Projektes O5.
Projekte I1 und O3 treten als extrem vernetzte Projekte auf. Da sich O3 mit der
Prozesslandschaft des Unternehmens befasst, hat es naturgemäß
Anknüpfungspunkte mit nahezu allen Abteilungen und kann hier positive Effekte
erzielen und umgekehrt. So ergibt sich dieser hohe Geber- und Nehmerwert. Bei
dem Projekt I1, der Modernisierung und Umstellung der Fertigung, verhält es sich
ähnlich.
Die Matrix in Abbildung 21 zeigt die Konflikte zwischen den Projekten auf.
Abb. 21 Konfliktmatrix
Analog dazu stellt die Abbildung 22 die Ergebnisse der Matrix in einem
Handlungsportfolio dar. Im konfliktären Bereich hat einzig das Projekt O4 den Status
eines aktiven Projekts. Diese Einstufung entsteht, ähnlich wie bei Projekt O5 in der
Synergiematrix, aus der hohen Abhängigkeit der IT-Projekte. Trotz des aktiven
Status sollten zunächst die anderen IT-Projekte realisiert werden.
Vernetzte Projekte sind O3, O2 und I4. Das Projekt O2, Umstellung der Organisation,
kann sich negativ auf alle weiteren organisatorischen Projekte auswirken, da hier
Grabenkämpfe zwischen Abteilungen entstehen können. Da dieses Projekt jedoch
bereits läuft und kurz vor seiner Beendung steht, wird dieser Konflikt vorweg
genommen. Bei O3 verhält sich das Konfliktpotential genauso wie das
27
Synergiepotential, was erneut durch den hohen Eingriff in sämtliche Prozesse
erklärbar ist. Der Bau eines zusätzlichen Hochregallagers, wie es in I4 gefordert wird,
könnte Konflikte mit einigen Investitionsprojekten hervorrufen, genauso wie mit der
Einführung neuer Prozesse.
Abb. 22 Handlungsportfolio der Konfliktmatrix
Abbildungen 23 und 24 zeigen die Interdependenzanalysen bezüglich der Empfänger
beziehungsweise Geber. Organisationsprojekte sind rot und Investitionsprojekte blau
gekennzeichnet. Sowohl die Konflikt- als auch Synergiepotentiale der einzelnen
Projekte wurden innerhalb eines Portfolios untereinander in Relation gesetzt. Es wird
deutlich, dass alle Projekte untereinander stark vernetzt sind und sich im rechten
oberen Quadrant konzentrieren. Die Projekte O3 und I1 treten hierbei als stärkste
Geber und Nehmer auf, wodurch sie besonderer Beachtung bedürfen. Um die
Synergien von O3 optimal zu nutzen und potentielle Konflikt zu meiden, sollte die
Umstellung der Arbeitsabläufe direkt auf die Systematik von SAP und die
Modernisierung der Fertigung angepasst werden. Das bereits angedeutete
Konfliktpotential des Hochregallagers wird verringert, indem es bereits bei der
Neustrukturierung der Arbeitsprozesse bedacht wird. Die Implementierung eines
Hochregallagers soll bei der Umstellung der Fertigung bereits berücksichtigt werden.
Außerdem soll die Fertigungshalle gebaut werden bevor die Modernisierung der
Fertigung stattfindet, um mögliche Produktionsengpässe abzufedern.
In der Größe der Bubbles zeigt sich die Risikoeinschätzung und –
Eintrittswahrscheinlichkeit.
28
Abb. 23 Interdependenzanalyse Empfänger
Abb. 24 Interdependenzanalyse Geber
29
9. Vertikale Konfiguration
Nach der bereits erfolgten horizontalen Konfiguration wird im Folgenden die vertikale
Konfiguration durchgeführt. Um aus den zuvor durchgeführten verschiedenen
Bewertungsverfahren eine finale Bewertung zu erstellen, werden diese in Abbildung
25 aufgeführt. Hierbei ist zu beachten, dass jedes Bewertungsverfahren gleich
gewichtet wird.
Durch diese Bewertung werden die Projekte O4, O5, I2, I3, I4 und P1 aufgrund von
insgesamt schlechten Bewertungen gestrichen.
Die Projekte P5, P6, P7 und P8 werden als A-Projekte zusammengefasst, da diese
Sensor-Kundenprojekte für die Automobilindustrie sind.
Als B-Projekte werden Kundenprojekte in der Antriebstechnik deklariert. Diese sind
P3 und P4.
Bei den A- und B-Projekten bestehen vertragliche Abhängigkeiten mit den Kunden.
P2, P9 und P10 sind kundenunabhängige Entwicklungsprojekte der Antriebs- und
Sensortechnik und werden als C- bzw. D-Projekte eingestuft.
Eine Besonderheit bezüglich der Budgetverteilung bildet das Projekt O2 dieses erhält
ein geringeres Budget als es die Rangfolge vorsieht, da es fast abgeschlossen ist.
Abb. 25 Bewertungsmatrix
30
Anschließend werden in Abbildung 26 die vertikalen Budgets auf die 8 Quartale des
aktuellen und des Folgejahres verteilt.
Abb. 26 Budgetverteilung gesamt
Im nächsten Schritt werden in Abbildung 27 gleichklassifizierte Projekte zu
Projektprogrammen zusammengeführt.
Abb. 27 Budgetverteilung zusammengefasst
31
Abbildung 28 stellt die Verteilung der Budgets als gestapeltes Balkendiagramm dar.
Hierbei wird eine Kapazitätsgrenze von 12,5 Millionen Euro angesetzt. Diese ergibt
sich aus der durchschnittlichen Budgetverteilung des vorgegebenen Budgets von
100 Millionen Euro.
Projektprogramme die die Kapazitätsgrenze überschreiten werden in Teilen auf
spätere Quartale verschoben.
Abb. 28 Prioritätsorientierte Ressourcenallokation
32
10. Vorschlag für eine laufende MPM-Kontrolle
Die Multi-Projektkontrolle stellt sicher, dass die Zielerreichung der einzelnen
Portfolios bezüglich Projektergebnissen und Ressourcenverbrauch gewährleistet
wird. Laufende Projekte sollen stets beobachtet werden und geplante Werte müssen
mit definitiven Projektergebnissen verglichen werden, um eine Erfahrungsbasis für
zukünftige Projekte zu schaffen. Dazu ist es wichtig, Eingriffsmöglichkeiten zu
schaffen. Auf Projektebene werden deshalb die Projektbeurteilungen Go, Hold und
Stopp eingeführt.
Zur strategischen Durchführungskontrolle wird ein Multi-Projekt-Monitoring
eingeführt. Dadurch erhält das Unternehmen stets eine strategische
Fortschrittskontrolle zur Identifizierung von Entwicklungen sowie Informationen über
Planabweichungen. In der Umsetzung bedeutet dies die Erfassung von projekt- und
portfolioindividueller Daten und die anschließende grafische Aufbereitung für ein
MPM-Informationssystem. Es werden monatliche Kontrollpunkte festgelegt.
Des Weiteren sollen Multi-Projekt-Reviews eingeführt werden, was der strategischen
Prämissenkontrolle dient. Die Projekte werden quartalsweise auf Status- und
Prioritätsänderungen hin untersucht und bewertet. Dementsprechend wird für eine
Ausgewogenheit des Projektportfolios gesorgt.
Um die unternehmensweiten Erfahrungswerte der laufenden und abgeschlossenen
Projekte zu sichern, wird ein Multi-Projekt-Wissensmanagement geschaffen. Hierfür
werden eigens Lern- und Wissensziele für jedes Projekt definiert. Sogenannte „Best
Practices“ dienen als Vorbild für zukünftige Projekte und sollen allen Mitarbeitern zur
Verfügung stehen. Das Multi-Projekt-Wissensmanagement vollzieht sich dauerhaft
und ist ein permanenter Bestandteil der Multi-Projektkontrolle.