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MRT-Bildgebung bei Multipler Sklerose EINfach für alles ¡ Update Diagnosekriterien ¡ Protokollempfehlungen ¡ Fallbeispiele

MRT-Bildgebung bei Multipler Sklerose · 2019. 11. 8. · Gadovist® 1,0 mmol/ml Gadovist® 1,0 mmol/ml MRT-Bildgebung bei Multipler Sklerose 4 5 die Multiple Sklerose (MS) ist die

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MRT-Bildgebung bei Multipler SkleroseEINfach für alles

¡ Update Diagnosekriterien

¡ Protokollempfehlungen

¡ Fallbeispiele

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Gadovist® 1,0 mmol/ml Gadovist® 1,0 mmol/ml MRT-Bildgebung bei Multipler Sklerose

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Inhaltsverzeichnis

04 Einleitung: Die Bedeutung der CE-MRT in der MS-Diagnostik

05 Charakteristische MRT-Bilder bei MS

06 Protokoll-Vorschlag Baseline-MRT bei MS

07 Gadovist® 1,0 mmol/ml in der MS-Bildgebung

09 McDonald-Diagnosekriterien für MS

11 Bewertung des Therapieeffektes

13 „Surveillance-Imaging“ bei Risikopatienten

Fallbeispiele

14 PML unter Natalizumab

16 Akute disseminierte Enzephalomyelitis - ADEM I

17 Akute disseminierte Enzephalomyelitis - ADEM II

18 Retrobulbäneuritis

19 Neuromyelitis optica (NMO)

20 Konzentrische Sklerose Baló

21 „Tumefactive MS“

22 CLIPPERS

24 RIS: Radiologisch isoliertes Syndrom

26 MS-Bildgebung bei 7 Tesla Feldstärke

27 Technische Daten

MRT-Bildgebung bei Multipler Sklerose

Update Diagnosekriterien

Protokollempfehlungen

Fallbeispiele

Prof. Dr. med. Arnd Dörfler

Direktor Neuroradiologische Abteilung

Universitätsklinikum Erlangen

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Schwabachanlage 6 (Kopfklinikum)

D - 91054 Erlangen

Prof. Dr. med. Ralf Linker

Direktor Klinik und Poliklinik für Neurologie

der Universität Regensburg

am Bezirksklinikum Regensburg

Universitätsstr. 84

D-93053 Regensburg

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Gadovist® 1,0 mmol/ml Gadovist® 1,0 mmol/ml MRT-Bildgebung bei Multipler Sklerose

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die Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems

mit ca. 250.000 Betroffenen in Deutschland. Sie stellt nach wie vor die häufigste Ursache für eine neurologi-

sche Behinderung im jungen Erwachsenenalter dar und tritt bei Frauen etwa zwei- bis dreimal häufiger auf

als bei Männern.

Im Hinblick auf eine schnelle Initiierung einer immunmodulierenden Therapie ist eine zugleich frühzeitige

und korrekte Diagnosestellung entscheidend.

Die Magnetresonanztomographie (MRT) hat in den letzten Jahren bei der Diagnosestellung der MS immer

mehr an Bedeutung gewonnen. Die Einführung der McDonald-Kriterien als Diagnosestandard, welche der

MRT eine zunehmende Bedeutung beimessen, hat dazu beigetragen, dass die Diagnose einer MS früher, bes-

ser und zuverlässiger gestellt werden kann. Wichtigstes Kriterium ist dabei der Nachweis der räumlichen und

zeitlichen Dissemination.

Neben der essentiellen Bedeutung der Methode bei der frühen Diagnosestellung und in der Differentialdia-

gnose der MS kommen aktuell zunehmend Aspekte der Therapiewahl, der Verlaufskontrolle und der Thera-

pieüberwachung in den Fokus. Dies betrifft insbesondere das Risikomanagement beim Einsatz neuer hoch-

effektiver Behandlungsansätze.

Neue Untersuchungstechniken wie die Hochfeld-MRT ermöglichen immer differenziertere Aussagen zur Pa-

thophysiologie der Erkrankung und schließen Fragestellungen wie die Darstellung kortikaler Läsionen, die

Analyse der Hirnatrophie oder die Detektion zentroläsionaler Venen ein.

Diese Themen sind so aktuell und vielgestaltig, dass es sich lohnt, sie im Rahmen einer Broschüre näher zu

beleuchten. Dies trifft auch für weitere Bereiche der Bildgebung wie zum Beispiel das „Surveillance-Imaging“

bei Risiko-Patienten für eine progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML) oder das Phänomen des RIS

(radiologisch isolierten Syndroms) zu.

Ein gutes Patientenmanagement benötigt aber nicht nur eine state-of-the-art-Bildgebung und umfassendes

Fachwissen, sondern vor allem auch eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit. Welche Informationen er-

wartet der Neurologe vom Neuroradiologen und umgekehrt? Welche MRT-Sequenzen und Schichtführungen

sind notwendig und sinnvoll? Brauchen wir neue Kriterien für die Kontrastmittelgabe?

Diese Punkte möchten wir im Rahmen dieser Broschüre anhand konkreter Fallbeispiele aus der klinischen

Praxis adressieren.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Prof. Dr. Arnd Dörfler

Direktor Neuroradiologische Abteilung

Universitätsklinikum Erlangen

Prof. Dr. Ralf Linker

Direktor Neurologische Klinik

Universitätsklinikum Regensburg

Grundlage für die initiale Diagnostik und Verlaufsbeobachtung der MS ist unverändert der Nachweis von

Läsionen im Gehirn anhand von nativen T1- und T2-gewichteten Aufnahmen oder FLAIR-Sequenzen sowie

kontrastverstärkte T1-gewichtete Sequenzen. T2- und FLAIR-gewichtete Aufnahmen haben dabei eine hohe

Sensitivität im Läsionsnachweis.

Typische MS-Läsionen sind dabei rundlich oder ovalär konfiguriert und typischerweise periventrikulär,

juxtakortikal oder infratentoriell und spinal lokalisiert. Im Akutstadium können die häufig scharf

begrenzten T2- oder FLAIR-Läsionen auch ein perifokales Ödem (Halo-Zeichen) aufweisen. T1-Läsionen sind

typischerweise hypointens. Dabei handelt es sich entweder um akute Läsionen, die auf einem Ödem beruhen

und sich wieder zurückbilden können, oder um chronische hypointense Läsionen die persistieren (sog. „Black-

holes“), welchen eine Demyelinisierung und ein axonaler Verlust zugrunde liegt. Durch die Kontrastmittelgabe

können akute, meist kontrastmittelanreichernde Läsionen von den chronischen Läsionen differenziert werden.

Diffusionsgewichtete Sequenzen können ferner helfen, akute Läsionen zu detektieren.

Charakteristische Bildmuster bei MS

Multiple periventrikuläre FLAIR-Läsionen mit typischer rundlicher/querovaler Konfiguration. (A). Juxtakortikale Läsionen rechts frontotemporal (B) und rechts hochfrontal (C).

Nachweis von zwei periventrikulären FLAIR-Läsionen, davon die rechtsseitige als akute Läsion mit Perifokalödem (Halo-Zeichen) (A), Diffusionsstörung (B) und diskreter Störung der Blut-Hirn-Schranke im kontrastangehobenen T1-Bild (C).

Multiple FLAIR-Läsionen (A) mit Kontrastmittelanreicherung (B). Typische MS-Läsionen an der Unterseite des Balkens rostral und am Splenium (C).

Viel Spass bei der Lektüre!

A B C

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Im MRT-Protokoll ist allerdings zu beachten, dass FLAIR-Sequenzen für die hintere Schädelgrube und spinal

eine deutlich geringere Sensitivität im Läsionsnachweis aufweisen. Die hintere Schädelgrube sollte daher

mit einer T2-Sequenz abgebildet werden.

Charakteristische Bildmuster bei MS

Nachweis entzündlicher Hirnstammläsionen im T2-Bild (B, D), die sich in den korrelierenden FLAIR-Aufnahmen (A, C) nicht darstellen.

Der Radiologe ist gefordert, typische Befundmuster zu kennen und „weiße Flecken“ im Gehirn richtig

zu werten. Dabei ist eine genaue Analyse hinsichtlich Morphologie, Lokalisation, Dynamik im zeitlichen

Verlauf, Kontrastmittelanreicherung und Raumforderungseffekt entscheidend. Ohne klinischen Bezug

darf nicht vorschnell die „Diagnose MS“ mit all ihren Implikationen gestellt werden. Vielmehr sollte die

Diagnosestellung immer auf einer zusammenschauenden Analyse der klinischen, labordiagnostischen und

bildmorphologischen Befunde beruhen.

Lövblad KO, et al. MR imaging in multiple sclerosis: review and recommendations for current practice. AJNR Am J Neuroradiol. 2010;31:983-989.

Rovira A, et al. MAGNIMS study group. Evidence-based guidelines: MAGNIMS consensus guidelines on the use of MRI in multiple sclerosis-clinical implementation in the diagnostic process. Nat Rev Neurol. 2015;11:471-482.

Protokoll-Vorschlag Baseline-MRT bei MS

- 3D-FLAIR (1 mm) mit axialen und sagittalen Rekostruktionen

(alternativ FLAIR axial, max. 5 mm, FLAIR sagittal, 3 mm)

- T1 axial, 5 mm

- KM-Gabe: 0,1 mmol/kg KG Gadovist® 1,0 mmol/ml (0,1 ml/kg KG)

- DWI Diffusionsgewichtete MRT, 5 mm

- T2 axial, 5 mm

- Kontrastangehobene T1 axial und koronar, 5 mm (alternativ MPR)

Gadovist® 1,0 mmol/ml in der MS-Bildgebung

Gadovist® (Gadobutrol), das weltweit einzige makrozyklische Kontrastmittel mit einer 1-molaren

Konzentration des Gadolinium-Chelatkomplexes, hat sich als sehr gut verträgliches und sehr sicheres

Kontrastmittel in unserer Klinik bewährt. Aufgrund der hohen T1-Relaxivität von Gadovist® wird ein sehr

gutes Signal-zu-Rausch-Verhältnis erzielt mit dem Resultat einer sehr guten Bildqualität für eine hohe

Diagnosesicherheit.

Fallbeispiel: Intra-individueller Vergleich Gadovist® 1,0 mmol/ml vs. Dotarem® 0,5 mmol/ml

Anamnese: 43-jährige Patientin mit akutem Schub bei bekannter schubförmiger MS.

Befund: T1-gewichtete axiale SE-Aufnahmen vor (1a, 2a) und 0 min (1b, 2b), 3 min (1c, 2c), 6 min (1d, 2d) und 9 min (1e, 2e) nach intravenöser Kontrastmittelgabe. Gadovist® (Gadobutrol, obere Reihe) und Dotarem® (Gadoterate meglumine, untere Reihe). Die aktive MS-Läsion rechts temporal zeigt dabei nach Gadobutrol eine deutlich höhere Signalintensität als nach Dotarem (aus Saake et. al., Eur Radiol 2016).

Saake M, et al. MRI in multiple sclerosis: an intra-individual, randomized and multicentric comparison of gadobutrol with gadoterate meglumine at 3 T. Eur Radiol. 2016;26:820-828.

Signalintensität nach Kontrastmittelgabe: Im Vergelich zu Dotarem (blau) zeigt sich nach Gadovist® zu allen Zeitpunkten eine signifikant (p<0.05) höhere Signalintensität innerhalb der aktiven Läsionen (aus Saake et al., Eur Radiol 2016)

480

460

440

420

400

3800 3 6 9

time post contrast injection (min)

SI GadobutrolGadoterate Meglumine

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MRT-Kontrastmittel sind gadoliniumhaltige Substanzen, deren Stabilität von ihrer chemischen Struktur

abhängt und in lineare und makrozyklische Gadolinium (Gd)-Chelat-Komplexe eingeteilt werden.

Zwei Parameter beschreiben die Kinetik der Gd-Freisetzung unter physiologischen Bedingungen:

die thermodynamische und die kinetische Stabilität der Komplexe. Makrozyklische KM sind unter

physiologischen Bedingungen kinetisch inert, d.h. es werden keine messbaren Gd-Mengen freigesetzt

(Frenzel et al., 2008). Um die Stabilität der linearen KM zu beschreiben ist die thermodynamische

Stabilitätskonstante der wichtigere Parameter. Unter Berücksichtigung beider genannten Parameter lässt

sich folgende Rangfolge der Stabilität von Gd-haltigen KM unter physiologischen Bedingungen aufstellen:

makrozyklische KM > ionisch lineare KM > nicht-ionisch lineare KM.

Bei den in der MRT eingesetzten gadoliniumhaltigen Kontrastmitteln ist es in den letzten Jahren zu

Diskussionen über die Sicherheit gekommen, nachdem im Jahr 2013 erstmals bei Patienten, die mehrfach

Gadolinium-basierte MR-Kontrastmittel erhalten haben, ein Signalanstieg und Spuren von Gadolinium im

Globus pallidus und Nucleus dentatus des Kleinhirns nachgewiesen wurden (Kanda et al. 2014). In einer

Übersicht der mittlerweile sehr umfangreich vorliegenden Studien zur Gadolinium-Präsenz im Gehirn,

darunter auch 14 pädiatrische Studien, sind die Unterschiede zwischen den Substanzklassen deutlich:

Der beobachtete Signalanstieg im Globus pallidum und Nucleus dentatus ist ausschließlich mit der Gabe

linearer Kontrastmittel verbunden.

Auch Gadovist® wurde intensiv auf mögliche Signalveränderungen oder Ablagerungen untersucht.

Im Gegensatz zu den linearen MR-Kontrastmitteln wurden nach Mehrfach-Untersuchungen mit dem

makrozyklischen MR-Kontrastmittel Gadovist® keine Gadolinium-Ablagerungen im Gehirn nachgewiesen.

Auch in einer eigenen Studie am Universitätsklinikum Erlangen mit Patienten nach wiederholter

Gadobutrol-Gabe (n >4) konnten wir im Vergleich zur Kontrollgruppe ohne Kontrastmittelgabe keine

Signalauffälligkeiten nachweisen (Saake et al., Radiology 2019).

Alle bisher erfassten Signalveränderungen durch Gadolinium-Ablagerungen nach Gabe linearer

Kontrastmittel gingen nicht mit irgendwelchen klinischen Symptomen oder gesundheitlichen

Schäden einher. Bei Patienten mit Multipler Sklerose konnte zudem kein Zusammenhang zwischen

Kontrastmittelablagerung und Behinderungsprogression nachgewiesen werden (Cocozza et al. 2019).

Frenzel T, Lengsfeld P, Schirmer H et al. Stability of Gadolinium-Based Magnetic Resonance Imaging Contrast Agents in Human Serum at 37 °C. Invest Radiol; 2008, 43:817-828

Kanda T, et al.. High signal intensity in the dentate nucleus and globus pallidus on unenhanced T1-weighted MR images: relationship with increasing cumulative dose of a gadolinium-based contrast material. Radiology 2014;270:834–841.

Costa AF, et al. Gadolinium Deposition in the Brain: A Systematic Review of Existing Guidelines and Policy Statement Issued by the Canadian Association of Radiologists. Can Assoc Radiol J. 2018 Sep 21. pii: S0846-5371.

Layne KA, et al. Gadolinium deposition and the potential for toxicological sequelae - A literature review of issues surrounding gadolinium-based contrast agents. Br J Clin Pharmacol. 2018;84:2522-2534.

Saake M, et al. MRI Brain Signal Intensity and Relaxation Times in Individuals with Prior Exposure to Gadobutrol. Radiology. 2019;1:181927.

Cocozza S, et al. MRI features suggestive of gadolinium retention do not correlate with Expanded Disability Status Scale worsening in Multiple Sclerosis. Neuroradiology 2019;61:155-162

Abbildung: Chemische Struktur des makrozyklischen Gadovist® (Gadobutrol). Das Gadolinium ist in eine makrozyklische Ringstruktur mit hoher Molekülstabilität eingebunden.

McDonald-Diagnosekriterien für MSNach den 2010 revidierten internationalen McDonald-Kriterien kann bei einer definierten Befund-Konstellation

die Diagnose einer MS bereits bei Auftreten der initialen Symptomatik unter Umständen durch eine einzige MR-

Untersuchung gestellt werden. Bei der Frühdiagnose in der MRT wird das klinische Konzept einer Dissemination der

Symptome in Ort und Zeit in die Läsionsdissemination in Ort und Zeit in der MRT umgesetzt. Das MR-Kriterium der

örtlichen Dissemination ist erfüllt, wenn mindestens eine T2-Läsion in mindestens zwei der folgenden vier typischen

Hirnregionen - periventrikulär, juxtakortikal, infratentoriell und spinal - nachweisbar ist. Die zeitliche Dissemination

kann durch das Neuauftreten einer T2-Läsion oder kontrastmittelaufnehmenden Läsion in einer Follow-up-MRT

oder beim gleichzeitigen Nachweis von T1-Läsionen ohne und mit Kontrastmittelaufnahme erfolgen. Nach der

erneuten Revision der McDonald-Kriterien in 2017 wird zudem für die Feststellung einer räumlichen oder zeitlichen

Dissemination nicht mehr zwischen symptomatischen und asymptomatischen MR-Läsionen unterschieden. Ferner

zählt für den Nachweis der räumlichen Dissemination die kortikale Läsionslokalisation genauso wie juxtakortikal.

Fallbeispiel I

Anamnese: 44-jährige Verkäuferin mit Sehstörung des linken Auges (Visus 0,3).

Befund: Nachweis multipler periventrikulärer und juxtakortikaler FLAIR-Läsionen (A-D) und Balkenläsionen (I) mit Ausdehnung ins callosomarginale Marklager. Mindestens vier Läsionen zeigen eine Kontrastmittelanreicherung (E-H). Als Korrelat der Sehstörung des linken Auges Auftreibung des Nervus opticus links (K) und Kontrastmittelanreicherung (J).

Take Home MessageEntsprechend den McDonald-Diagnosekriterien ist bei dieser Befundkonstellation mit Retrobulbärneuritis

links die Diagnosestellung MS mit einer CE-MRT möglich, da multiple FLAIR-/T2-Läsionen an typischer

Lokalisation vorliegen und diese teilweise eine Kontrastmittelanreicherung zeigen.

Gadovist® 1,0 mmol/ml - makrozyklische Komplexstabilität

A B C D

E F G H

I J K

GKAAJ
Hervorheben
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Fallbeispiel II

Anamnese: 57-jähriger Verwaltungsangestellter mit Trigeminusneuralgie links..

Befund: Nachweis einer akut-entzündlichen Läsion in der Austrittzone des Nervus trigeminus links lateral am Hirnstamm mit Signalanhebung in FLAIR (A), Kontrastmittelanreicherungen (B, C) und akuter Diffusionsstörung (D). Supratentoriell Nachweis multipler FLAIR-Läsionen periventrikulär beidseits und juxtakortikal links hochfrontal (E-H).

Take Home MessageBasierend auf den aktuellen McDonald-Diagnosekriterien aus 2017 ist hier die Diagnosestellung MS

mit einem CE-MRT-Scan möglich, da mehrere FLAIR-Läsionen an typischer Lokalisation vorliegen, von

denen eine (die symptomatische Läsion) eine akute Kontrastmittelanreicherung aufweist.

Polman CH, et al. Diagnostic criteria for multiple sclerosis: 2005 revisions to the "McDonald Criteria". Ann Neurol. 2005;58:840-6.

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Giorgio A, De Stefano N. Effective utilization of MRI in the Diagnosis and Management of Multiple Sclerosis. Neurol Clin. 2018;36:27-34.

Bewertung des Therapieeffektes

Die Messung der Krankheitsaktivität bei MS im MRT ist mittlerweile ein wichtiger Baustein in der

Bewertung der gewählten Therapiemaßnahmen und des Therapieerfolges. Bei einer individualisierten

medikamentösen Therapie der MS sind routinemäßige MR-Kontrolluntersuchungen unabdingbar.

Verschiedene Expertengremien empfehlen hierbei unabhängig vom klinischen Zustand des Patienten eine

erste Verlaufskontrolle sechs Monate nach Therapiebeginn - ein Zeitraum, in dem die Medikation bereits

ihre Wirkung zeigen sollte (sogenanntes „Re-Baselining“).

Die weiteren Verlaufskontrollen sollte dann immer mit dieser initialen Referenzaufnahme abgeglichen

werden. Dabei empfiehlt sich ein systematisches Vorgehen mit standardisiertem MR-Protokoll, um eine

unnötige Variabilität zwischen den Untersuchungen zu vermeiden und den Therapieverlauf adäquat zu

beurteilen um ggf. rechtzeitig Therapieänderungen durchzuführen. Im weiteren Verlauf sollte dann einmal

pro Jahr eine MR-Kontrolle mit Kontrastmittel (CE-MRT) durchgeführt werden.

Bei klinisch auffälligen Patienten sollten evtl. häufiger CE-MRT-Kontrollen erfolgen. Wenn möglich sollte

dabei zumindest die Referenzaufnahme, als auch die erste Verlaufskontrolle mit kontrastangehobenen

Aufnahmen erfolgen.

Ziel der Therapie ist die „Freiheit von messbarer Krankheitsaktivität“ (NEDA – No Evidence of Disease

Activity). Der Nachweis von neuen Läsionen oder einer neuen Kontrastmittelanreicherung kann dabei eine

Medikamentenumstellung nach sich ziehen, auch wenn die Patienten klinisch keine Krankheitssymptome

aufweisen.

Patienten, die unter Immuntherapie klinisch symptomatisch werden oder eine MR-Aktivität aufweisen

(neue T2-Läsionen, kontrastmittelaufnehmende Läsionen) werden als Non-Responder bezeichnet, für die

ein Wechsel auf eine effektivere Therapie diskutiert werden sollte. Da die Immuntherapie insbesondere in

den ersten Jahren der Erkrankung den höchsten Nutzen aufweist, ist eine frühzeitige Identifikation von

Non-Respondern wichtig.

Bloomgren G, et al. Risk of natalizumab-associated progressive multifocal leukoencephalopathy. N Engl J Med. 2012;366:1870-1880. Guggenberger K, Urbach H. MRI alterations in immunomodulation. Nervenarzt. 2018;89:945-957.

Igra MS, et al. Multiple sclerosis update: use of MRI for early diagnosis, disease monitoring and assessment of treatment related complications. Br J Radiol. 2017;90:20160721.

McNamara C, et al. Current and Emerging Therapies in Multiple Sclerosis: Implications for the Radiologist, Part 2-Surveillance for Treatment Complications and Disease Progression. AJNR Am J Neuroradiol. 2017;38:1672-1680.

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Anamnese: 26-jährige Studentin; 1/2014 progrediente Sehverschlechterung rechts (Visus 0,3) mit

Zentralskotom sowie Rotentsättigung. Sonst neurologischer Befund unauffällig bis auf erloschene

Bauchhautreflexe. Oligoklonale Banden im Liquor positiv. Nach Steroid-Puls und Plasmapherese

Visus RA 1.0, EDSS 1.0. Beginn einer Therapie mit Dimethylfumarat.

Befund: Typischer MR-Bildbefund für eine MS mit multiplen periventrikulären FLAIR-Läsionen (A, B) und Läsionen in der Balkenstrahlung (D). Akute Läsion mit Kontrastmittelanreicherung rechts temporal (C) und Auftreibung und pathologische Kontrastmittelanreicherung des rechtsseitigen dorsalen Nervus opticus (E, F).

Befund: In der CE-MRT-Verlaufskontrolle 6 Monate nach Erstdiagnose (A, B) zeigt sich eine neue FLAIR-Läsion im links periventrikulären Marklager (B, C). In der weiteren Verlaufskontrolle 9 Monate später erneut Nachweis einer neuen periventrikulären FLAIR-Läsion links okzipital.

„Surveillance-Imaging“ bei Risikopatienten

1.2014 7.2014 4.2015

Mit dem zunehmenden Einsatz neuer immunmodulatorischer- und immunsuppressiver Therapeutika in

der Behandlung der MS kommt der MRT auch eine zunehmende Bedeutung in der frühzeitigen Erkennung

opportunistischer Infektionen des ZNS zu. So ist die Therapie mit Natalizumab mit einem erhöhten Risiko

für die Entwicklung einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML) verbunden, welches mit

der Therapiedauer deutlich ansteigt. Weitere Risikofaktoren für eine PML sind dabei das Vorhandensein

von Antikörpern gegen das JC-Virus im Blut sowie eine vorherige immunsuppressive Behandlung. Auch

bei anderen immunmodulatorischen Therapeutika wie Fingolimod oder Dimethylfumarat sind PML Fälle

beschrieben. Der frühe Nachweis einer PML in der MRT ist insbesondere bei noch asymptomatischen

Patienten in der Frühphase der Erkrankung entscheidend, da dadurch das Überleben und der funktionelle

Zustand insgesamt verbessert werden können.

Beim Wiederherstellen der Immunkompetenz kann es überlappend zu einer verstärkten Gewebeantwort

in Form eines inflammatorischen Immunrekonstitutions-syndroms (IRIS) kommen. Tritt die PML-IRIS

im Zusammenhang mit einer MS auf, kann die Differenzierung zwischen neu aufgetretenen MS- und

PML-Läsionen mitunter schwierig sein. Die Konfiguration der Marklagerveränderungen kann differential-

diagnostisch hilfreich sein. So liegen MS-Läsionen meist in typischer Lokalisation periventrikulär und

juxtakortikal und weisen typischerweise eine Kontrastmittelaufnahme mit geöffneter Ringform auf

(„Open-ring-Zeichen“), während PML-Läsionen prinzipiell überall auftreten können und typischerweise eine

fleckförmige bzw. streifige KM-Aufnahme zeigen.

Hochrisiko-Patienten mit einem positiven JCV-Antikörper-Status, einer Behandlungsdauer von

Natalizumab von mehr als zwei Jahren und einer vorherigen Behandlung mit Immunsuppressiva oder

einem hohen Anti-JCV-Antikörper-Index sollten daher engmaschig – alle drei Monate – mittels nativer

MRT kontrolliert werden. Hierbei reicht üblicherweise eine native MR-Untersuchung mit FLAIR-, T2- und

diffusionsgewichteten Aufnahmen. Eine Kontrastmittelgabe sollte nur bei Verdacht auf PML erfolgen.

Klinische Indikation Häufigkeit MRT- Bildgebung Protokoll

Routine Surveillance Jährlich T2, FLAIR, T1 mit Gadovist®

Geringes Risiko für PML

negativer JC-Antikörpernachweis unter

Natalizumab

Jährlich Wie Routine Surveillance

„Hochrisiko-Patienten“

Pos. JC-Antikörpernachweis

Natalizumab > 24 Mon.

Alle 3 – 6 Monate T2, FLAIR, DWI, SWI

primär ohne KM

Therapiewechsel u.hohes Risiko für

opport. Infektionen

Bei Therapiewechsel und

3 - 6 Monate nach Therapie

T2, FLAIR, DWI, SWI

primär ohne KM

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D E F

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1514

Anamnese: 30-jährige Hausfrau; Erstdiagnose einer schubförmigen MS 2003. Zunächst

immunmodulatorische Therapie mit einem beta-Interferon. Nach mehreren Schüben 01/2011

Therapiebeginn mit Natalizumab. Therapie zunächst gut vertragen, anti-Natalizumab Antikörper negativ.

1/2012 neuer „Schub“ mit Müdigkeit und Lähmung des rechten Beines.

Fallbeispiel: PML unter Natalizumab

1.2012

2.2012

4.2012

6.2015

Take Home MessageHohe Sensitivität der MRT in der Frühdetektion der PML. Häufig „ungewöhnliche“

Anreicherungsmuster der PML und PML-IRIS-Läsionen.

Befund: In der initialen Bildgebung Nachweis einer FLAIR-Signalanhebung links hochfrontal an der Mantelkante mit sehr diskreter Schrankenstörung. Im kurzfristigen Verlauf 4 Wochen später deutliche Zunahme der Läsionsgröße und Kontrastmittelanreicherung. 2 Monate später weitere Befundzunahme in FLAIR und deutliche Zunahme der Kontrastmittelanreicherung. Hier zeigt sich nun eine feingranuläre bis bandförmige Kontrastmittelaufnahme, bildmorphologisch typisch für ein PML-IRIS (inflammatorisches Immunrekonstitutionssyndrom). In der Folge dann vollständige Ausheilung mit residuellem Defekt links zentral.

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1716

Anamnese: 17-jährige Patientin mit beinbetonter Hemiparese links. Viraler Atemwegsinfekt vor 4 Wochen.

Fallbeispiel: Akute disseminierte Enzephalomyelitis - ADEM I

Befund: Nachweis multipler juxtakortikaler Läsionen supratentoriell mit akuter Kontrastmittelanreicherung.

Take Home MessageTypischerweise finden sich bei der ADEM alle Läsionen im gleichen „Anreicherungsstadium“. Im

Vergleich zur MS eher „periphere“ Lokalisation der Läsionen im Marklager subkortikal.

Politi M, et al. Acute disseminated encephalomyelitis. Radiologe. 2008;48:553-559.

Sudhakar SV, et al. Imaging in Pediatric Demyelinating and Inflammatory Diseases of the Brain- Part 1. Indian J Pediatr. 2016;83:952-964.

Pohl D, et al. Acute disseminated encephalomyelitis: Updates on an inflammatory CNS syndrome. Neurology. 2016;87:38-45.

Anamnese: 14-jähriger Patient mit Gangataxie, Schwindel und Hörminderung links.

Fallbeispiel: Akute disseminierte Enzephalomyelitis - ADEM II

Take Home MessageTypischerweise finden sich alle Läsionen im gleichen „Anreicherungsstadium“. Im Vergleich zur

Multiplen Sklerose eher größere und mehr „periphere“ Lokalisation der Läsionen im Marklager

subkortikal. Balkenläsionen oder Läsionen am callosomarginalen Übergang sind eher untypisch.

Befund: Nachweis multipler supra- und infratentorieller FLAIR-Läsionen (A, D), alle mit kräftiger Kontrastmittelanreicherung.

A B C

D E F

Page 10: MRT-Bildgebung bei Multipler Sklerose · 2019. 11. 8. · Gadovist® 1,0 mmol/ml Gadovist® 1,0 mmol/ml MRT-Bildgebung bei Multipler Sklerose 4 5 die Multiple Sklerose (MS) ist die

Gadovist® 1,0 mmol/ml Gadovist® 1,0 mmol/ml MRT-Bildgebung bei Multipler Sklerose

1918

Anamnese: 23-jährige Patientin mit V.a. Retrobulbärneurits bei Visusminderung 0.2 rechts. Klinisch

Verdacht auf MS.

Fallbeispiel: Retrobulbärneuritis

Befund: Ödematöse Auftreibung des Nervus opticus rechts (A) mit Kontrastmittelanreicherung – sehr gut erkennbar in den fettsupprimierten koronaren T1-gewichteten Aufnahmen durch die Orbita (B), nahezu nicht sichtbar in den nicht-fettsupprimierten Aufnahme durch die Orbita (C). Die ergänzenden 3D-FLAIR-Aufnahmen (D-F) zeigen die „Läsionslast“ mit multiplen supratentoriellen Läsionen periventrikulär, subkortikal und in der Balkenstrahlung..

Take Home MessageHohe Sensitivität fettsupprimierter koronarer Aufnahmen durch die Orbita in STIR-/T2- und

T1-Wichtung nach Kontrastmittelgabe. Die Anzahl der zerebralen Läsionen („Läsionslast“) hat

prognostische Aussagekraft für die Entwicklung einer klinisch manifesten MS. Im konkreten Fall ist die

Diagnosestellung MS nur aufgrund des Bildbefundes mit der einmaligen Aufnahme nicht möglich, da

der Nervus opticus von den McDonald-Diagnosekriterien weiterhin ausgenommen ist.

Wilhelm H, Schabet M. The Diagnosis and Treatment of Optic Neuritis. Dtsch Arztebl Int. 2015;112:616-625.

Horwitz H. The prognosis for patients suspected of optic neuritis. J Insur Med. 2014;44:189-195.

A B C

D E F

Fallbeispiel: Neuromyelitis optica (NMO)

Die NMO ist durch die Trias aus Optikusneuritis, zervikaler Myelonläsion und bei ca. 70% der Patienten

Autoantikörpern gegen Aquaporin-4 gekennzeichnet. Die Myelonläsionen sind im Gegensatz zur MS

typischerweise zentral gelegen, langstreckig (>3 Wirbelkörpersegmente) und können Kontrastmittel

anreichern. Bei ca. 10% der Patienten treten auch MS typische zerebrale Läsionen auf, bis zu 40%

zeigen unspezifische intrakranielle Läsionen. Die Differenzierung der NMO gegenüber der MS ist von

entscheidender Bedeutung, da beide Erkrankungen unterschiedliche Therapien bedürfen.

Anamnese: 30-jährige Lehrerin; 5/2012 hochgradige Tetraparese mit Plegie rechter Arm, nicht mehr

stehfähig. Diagnose NMO bei im Verlauf positiven Aquaporin-4 Antikörpern. Unter Therapie vollständige

Rückbildung der Symptome.

Wingerchuk DM, et al. International Panel for NMO Diagnosis. International consensus diagnostic criteria for neuromyelitis optica spectrum disorders. Neurology. 2015;85:177-189.

Kim HJ, et al. Guthy-Jackson Charitable Foundation NMO International Clinical Consortium & Biorepository. MRI characteristics of neuromyelitis optica spectrum disorder: an international update. Neurology. 2015;84:1165-1173.

Tackley G, et al. Magnetic resonance imaging in neuromyelitis optica. Mult Scler. 2014;20:1153-1164.

Kim SM, et al. Differential diagnosis of neuromyelitis optica spectrum disorders. Ther Adv Neurol Disord. 2017;10:265-289.

Masuda H, et al. Recovery from optic neuritis attack in neuromyelitis optica spectrum disorder and multiple sclerosis. J Neurol Sci. 2016;367:375-379.

Take Home MessageTypisch für die NMO die längerstreckigen Myelonveränderungen.

6/2012

6/2013 5/2015

Befund: Multiple Myelon-Läsionen zervikal und thorakal mit Auftreibung des Myelons und akuter Schrankenstörung in der initialen Bildgebung (A-C). Nach einem Jahr vollständige Rückbildung der Läsionen mit Normalisierung des Bildbefundes (D). Zwei Jahre später unauffälliger Bildbefund (E) mit allenfalls geringer Atrophie des Myelons.

A B C

D E

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Gadovist® 1,0 mmol/ml Gadovist® 1,0 mmol/ml MRT-Bildgebung bei Multipler Sklerose

2120

Anamnese: 32-jähriger Mann; armbetonte Hemiparese links und Sensibilitätsstörung.

Fallbeispiel: Konzentrische Sklerose Baló

Befund: Nachweis einer rundlichen Raumforderung rechts frontal subkortikal mit Perifokalödem (Halo-Zeichen, A), akuter Diffusionsstörung (B) und Kontrastmittelanreicherung (C, E). Im perfusionsgewichteten MRT nach Gadovist® kein Nachweis einer Hyperperfusion (CBV-Map, F). Zusätzlich Nachweis multipler Balkenläsionen mit Ausdehnung ins callososeptale Marklager (D).

Take Home MessageTypische konzentrische/ringförmige Kontrastmittelanreicherung („Kokarden-Phänomen“) mit

schrankengestörten und nicht-schrankengestörten Anteilen innerhalb der Läsion als Korrelat

demyelinisierter und myelinisierter/remyelinisierter Areale.

Hardy TA, et al. Exploring the overlap between multiple sclerosis, tumefactive demyelination and Baló's concentric sclerosis. Mult Scler. 2016;22:986-992.

Hardy TA, Miller DH. Baló's concentric scleosis. Lancet Neurol. 2014;13:740-746.

Fallbeispiel: „Tumefactive MS“

Anamnese: 28-jährige

Studentin; bekannte

schubförmige MS.

Nun neu beinbetonte

Hemiparese links.

Befund Ausgedehnte Raumforderung rechts frontal periventrikulär mit raumforderndem Perifokalödem und akuter Kontrastmittelanreicherung (C). Ferner multiple weitere Läsionen im periventrikulären Marklager (A, B) und rostralen Balken (D) im Rahmen der Grunderkrankung.

Befund: „Tumefactive MS“. Das für einen demyelinisierenden Prozess typische offene Ringzeichen („open ring sign“) (C, D) kann die Abgrenzung gegenüber einer Raumforderung oder einem Abszess erleichtern.

Take Home MessageMS-Läsionen können bei entsprechender Größe und Erscheinungsbild als tumorsimulierende ZNS-

Läsion („tumefactive MS“) imponieren. In der Differentialdiagnostik können hier neben klinische

Angaben und Liquorbefund spezielle MR-Techniken (MR-Perfusion, MR-Spektroskopie) häufig wichtige

Zusatzinformationen liefern.

Tremblay MA, et al. Clinical and imaging correlation in patients with pathologically confirmed tumefactive demyelinating lesions. J Neurol Sci. 2017;381:83-87.

Algahtani H, et al. Tumefactive demyelinating lesions: A comprehensive review. Mult Scler Relat Disord. 2017;14:72-79.

A B C

D E F

A B C

D E F

A B C D

Page 12: MRT-Bildgebung bei Multipler Sklerose · 2019. 11. 8. · Gadovist® 1,0 mmol/ml Gadovist® 1,0 mmol/ml MRT-Bildgebung bei Multipler Sklerose 4 5 die Multiple Sklerose (MS) ist die

Gadovist® 1,0 mmol/ml Gadovist® 1,0 mmol/ml MRT-Bildgebung bei Multipler Sklerose

2322

Das Clippers-Syndrom (Chronic lymphocytic inflammation with pontine perivascular enhancement

responsive to steroids – CLIPPERS) ist eine chronische Entzündung vorwiegend des Hirnstamms und des

Kleinhirns.

Anamnese: 30 jähriger Mann; Anfang 2015 leichte B-Symptomatik, Infekt, dann Gangstörung

mit Gangunsicherheit. Im Befund keine Paresen, keine Zeigeataxie, aber leichte Paraspastik mit

Reflexsteigerung. Keine oligoklonalen Banden im Liquor, Aquaporin-4 Antikörper im Serum mehrfach

negativ.

Fallbeispiel: CLIPPERS

Befund: Multiple T2-Läsionen infratentoriell (C, D-F) im Kleinhirn und den Kleinhirnstielen sowie supratentoriell periventrikulär mit fleckförmiger Kontrastmittelanreicherung (B, E, F). Zusätzlich Nachweis einer ausgedehnten Myelitits (G) mit umschriebener Kontrastmittelanreicherung exzentrisch intramedullär dorsal auf Höhe HWK 6 (H) und ausgedehntem intramedullärem Ödem von HWK 3 bis nach thorakal reichend.

Take Home MessageFür CLIPPERS typisch ist das auch bildmorphologische Ansprechen auf eine hochdosierte Cortisontherapie

mit in der Regel deutlicher bzw. vollständiger Rückbildung der initalen Bildbefunde im kurzfristigen

Verlauf. Die Kontrastmittelanreicherung im vorliegenden Fall lässt differentialdiagnostisch auch an ein

„perivaskuläres Lymphom“ denken.

Pittock SJ,et al. Chronic lymphocytic inflammation with pontine perivascular enhancement responsive to steroids (CLIPPERS). Brain. 2010;133:2626-2234.

Humbroich K, Schimrigk S. CLIPPERS: an increasingly diagnosed syndrome. Nervenarzt. 2012;83:782-784.

3/2015

A B C

D E F G H

Befund: Im kurzfristigen Verlauf unter Cortisonmedikation nahezu vollständige Rückbildung der vorbeschriebenen zerebralen und spinalen Läsionen.

4/2015

A B

C D E F

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Gadovist® 1,0 mmol/ml Gadovist® 1,0 mmol/ml MRT-Bildgebung bei Multipler Sklerose

2524

Anamnese: 31-jährige Frau; MR-Bildgebung bei rezidivierenden Kopfschmerzen. Keine fokal-neurologischen

Auffälligkeiten. Anamnestisch keine Hinweise auf eine chronisch entzündliche ZNS-Erkrankung.

Fallbeispiel RIS: Radiologisch isoliertes Syndrom

Befund: Multiple FLAIR-Läsionen supratentoriell periventrikulär, im Balken und juxtakortikal (A-E), teilweise im schrankengestörten Stadium (F, G).

Werden bei asymptomatischen Patienten im MRT als „Zufallsbefund“ Läsionen gefunden, die formal die

MS-Kriterien erfüllen und können andere Differentialdiagnosen ausgeschlossen werden, so spricht man vom

radiologisch-isolierten Syndrom (RIS).

Etwa die Hälfte dieser Patienten entwickelt innerhalb der folgenden 5 Jahre auch eine klinisch-manifeste

MS, wobei die Wahrscheinlichkeit mit der Anzahl der Läsionen, bei Kontrastmittelanreicherung, zervikalen

Myelonläsionen, positivem Liquorbefund und pathologischen evozierten Potenzialen (VEP) steigt.

Das Management bei Patienten mit RIS wird kontrovers diskutiert und reicht von einer abwartenden Haltung

über MR-Verlaufskontrollen bis zum Beginn einer Immuntherapie bei entsprechender Risikokonstellation

(oligoklonale Banden im Liquor, spinale Läsionen, auffällige Neuropsychologie).

Okuda DT, et al. Incidental MRI anomalies suggestive of multiple sclerosis: the radiologically isolated syndrome. Neurology. 2009;72:800-805.

Okuda DT, et al. Radiologically Isolated Syndrome Consortium (RISC); Club Francophone de la Sclérose en Plaques. Radiologically isolated syndrome: 5-year risk for an initial clinical event. PLoS One. 2014;9:e90509.

Nakamura M, et al. Longitudinal Follow-up of a Cohort of Patients with Incidental Abnormal Magnetic Resonance Imaging Findings at Presentation and Their Risk of Developing Multiple Sclerosis. Int J MS Care. 2014;16:111-115.

Lebrun C. The radiologically isolated syndrome. Rev Neurol. 2015;171:698-706.

Tornatore C, et al. Consensus opinion of US neurologists on practice patterns in RIS, CIS, and RRMS: Evolution of treatment practices. Neurol Clin Pract. 2016;6:329-338.

Makhani N, et al. Radiologically isolated syndrome in children: Clinical and radiologic outcomes. Neurol Neuroimmunol Neuroinflamm. 2017;:e395.

Major EO, et al. Pathogenesis of progressive multifocal leukoencephalopathy and risks associated with treatments for multiple sclerosis: a decade of lessons learned. Lancet Neurol. 2018;17:467-480.

Vorgeschlagene diagnostische Kriterien RIS

A. Inzidentell identifizierte ZNS Läsionen der weissen Substanz mit folgenden MRT Kriterien:

1. Ovoid, gut umschrieben, homogen, mit und ohne Balkenbeteiligung

2. T2 Hyperintensitäten >3mm, erfüllen Barkhof (3 von 4) Kriterien für räumliche Dissemination

3. Läsionen nicht typisch für vaskuläres Muster

B. Fehlende Anamnese mit neurologischen klinischen Symptomen

C. Die MRT Veränderungen sind nicht verantwortlich für klinische Dysfunktion (sozial, beruflich)

D. MRT Veränderungen sind nicht Folge eines Substanzabusus/Medikation

E. Ausschluss von Leukaraiose und extensive Pathologie ohne Beteiligung des Corpus callosum

F. MRT Veränderungen können nicht durch eine andere Erkrankung erklärt werden

Nach: Okuda et al., Neurology 2009;72:800

A B C

D E

F G

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Gadovist® 1,0 mmol/ml Gadovist® 1,0 mmol/ml MRT-Bildgebung bei Multipler Sklerose

2726

Neue Untersuchungstechniken wie die Hochfeld-MRT ermöglichen immer differenziertere Aussagen zur

Pathophysiologie der Erkrankung und eine verbesserte Detektion zentroläsionaler Venen und Darstellung

kortikaler Läsionen.

MS-Bildgebung bei 7 Tesla Feldstärke

Befund: Multiple T2- und FLAIR-Läsionen im periventrikulären Marklager in typischer ovalärer, querovaler Konfiguration. Das SWI-Bild (Susceptibility Weighted Imaging) zeigt insbesondere in der Vergrößerung eine zentroläsionelle Vene innerhalb der größeren rechts periventrikulären MS-Läsion.

Befund: Bei entsprechender Gewichtung der MR-Sequenzparameter (Inversion-recovery-Aufnahme) resultiert eine hohe Sensitivität im Nachweis kortikaler MS-Läsionen (A). Sehr gute Auflösung kortikaler Strukturen im Inversion-recovery-Bild (B) und SWI-Bild (C).

Take Home MessageDie Hochfeld-MRT bei 7-Tesla erhöht die Sensitivität in der Detektion auch kleinster kortikaler

MS-Läsionen. SWI-Sequenzen erlauben den Nachweis zentraler Venen innerhalb der MS-Läsionen.

Differentialdiagnostisch kann dies in der Abgrenzung gegenüber einer NMO, ADEM oder vaskulären

Läsionen hilfreich sein. Auch kortikale Läsionen sind bei der NMO nur sehr selten.

Hosseini Z, et al. Morphology-Specific Discrimination between MS White Matter Lesions and Benign White Matter Hyperintensities Using Ultra-High-Field MRI. AJNR Am J Neuroradiol. 2018;39:1473-1479.

Cortese R, et al. Value of the central vein sign at 3T to differentiate MS from seropositive NMOSD. Neurology. 2018;90:e1183-e1190.

Inglese M, et al. Clinical applications of ultra-high field magnetic resonance imaging in multiple sclerosis. Expert Rev Neurother. 2018;18:221-230.

Tallantyre EC, et al. A comparison of 3T and 7T in the detection of small parenchymal veins within MS lesions. Invest Radiol. 2009;44:491-494.

MR-Sequenzparameter

Wichtung T2 T1 3D FLAIR

Repetitionszeit (ms) 5290,0 596 5000

Echozeit (ms) 96 8,9 333

Flipwinkel (°) 150 90 variabel

FOV (mm) 210 250 260

Percent Phase FOV (%) 100 81,3 100

Akquisitionsmatrix (Pixel) 208 x 320 182 x 320 248 x 256

Schichtdicke (mm) 3 3 1

Akquisitionszeit (min) 1:58 1:58 6:12

Auflösung (mm) 0,3 x 0,3 x 3,0 0,8 x 0,8 x 3,0 1,0 x 1,0 x 1,0

Siemens MAGNETOM® Aera (1,5 Tesla)

Technische Daten

Die folgenden Fallbeispiele wurden alle mit Gadovist® 1,0 mmol/ml an einem Siemens MAGNETOM® Aera

(1,5T), Siemens MAGNETOM® Tim Trio (3T) und Siemens MAGNETOM® Terra in der Neuroradiologischen

Abteilung am Universitätsklinikum Erlangen angefertigt. Das Siemens MAGNETOM® Terra (7T) verfügt seit

August 2017 über eine klinische Zulassung für die Neurobildgebung.

MR-Sequenzparameter

Wichtung T2 T1 3D FLAIR

Repetitionszeit (ms) 6070 300 5000

Echozeit (ms) 86 2,42 388

Flipwinkel (°) 93 80 variabel

FOV (mm) 205 220 250

Percent Phase FOV (%) 100 100 100

Akquisitionsmatrix (Pixel) 384 x 384 259 x 320 258 x 256

Schichtdicke (mm) 3 3 1

Akquisitionszeit (min) 1:57 1:58 5:52

Auflösung (mm) 0,5 x 0,5 x 3,0 0,8 x 0,7 x 3,0 1,0 x 1,0 x 1,0

Siemens MAGNETOM® Tim Trio (3 Tesla)

„zentroläsionale Vene“A B C

A B C

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Stand: Mai 2019

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Gadovist® 1,0 mmol/ml Injektionslösung; Gadovist® 1,0 mmol/ml Injektionslösung in Fertigspritzen/Patronen. Wirkstoff: Gadobutrol. Verschreibungspflichtig. Zusammensetzung: Wirkstoff: 1 ml Injektionslsg. enthält 604,72 mg Gadobutrol (entspr. 1,0 mmol Gadobutrol bzw. 157,25 mg Gadolinium). Sonstige Bestandteile: Calcobutrol-Natrium, Trometamol, Salzsäure u. Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete: Gadovist ist ein Diagnostikum u. indiziert für Erwachsene u. Kinder jeden Alters (inkl. reifer Neugeborener) zur Kontrastverstärkung b. der kranialen u. spinalen MRT u. der Magnetresonanz-Angiographie (CE-MRA), kontrastverstärkte MRT der Leber o. Nieren b. Pat. m. nachgewiesenen fokalen Läsionen o. bei dringendem Verdacht auf solche, um diese als benigne o. maligne zu klassifizieren. Gadovist kann auch für bildgebende MR-Untersuchungen pathologischer Strukturen im gesamten Körper eingesetzt werden. Es erleichtert die Visualisierung abnormaler Strukturen o. Läsionen u. ermöglicht die Differenzierung zwischen gesundem u. pathologischem Gewebe. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff o. einen der sonst. Bestandteile. Nebenwirkungen: Häufig: Kopfschmerz, Übelkeit. Gelegentlich: Überempfindlichkeit/Anaphylaktoide Reaktion* (z.B. Anaphylaktoider Schock*, Kreislaufkollaps*, Atemstillstand*, Lungenödem*, Bronchospasmus, Zyanose, oropharyngeale Schwellung*, Larynxödem, Hypotonie*, Blutdruckanstieg, Thoraxschmerzen, Urtikaria, Gesichtsödem, Angioödem, Konjunktivitis, Augenlidödem, Flushing, Hyperhidrose, Husten, Niesen, Brennen der Haut u. Schleimhäute, Blässe), Schwindel, Dysgeusie, Parästhesie, Dyspnoe*, Erbrechen, Erythem, Pruritus (einschl. generalisierter Pruritus), Ausschlag (einschl. generalisierter, makulärer, papulöser, juckender Ausschlag), Reaktion an der Injektionsstelle, Hitzegefühl. Selten: Bewusstseinsverlust*, Konvulsion, Parosmie, Tachykardie, Palpitation, Mundtrockenheit, Unwohlsein, Kältegefühl. Häufigkeit nicht bekannt: Herz-Kreislauf-Stillstand*, Einzelfälle einer Nephrogenen systemischen Fibrose (NSF). Bei Pat. mit allerg. Disposition kommt es häufiger als bei anderen zu Überempfindlichkeitsreakt. Nach Anw. wurden Schwank. d. Nierenfunkt.parameter inkl. Anstieg Serumkreatinin beobachtet. *Es gibt Berichte mit lebensbedrohlichem u./o. tödlichem Ausgang zu diesen Nebenw. Besondere Hinweise: Wie auch bei anderen intravenösen Kontrastmitteln können im Zusammenhang m. Gadovist anaphylaktoide/Überempfindlichkeits- o. andere idiosynkratische Reakt. auftreten, die charakterisiert sind durch kardiovaskuläre, respiratorische o. kutane Manifestationen bis hin zu schweren Reaktionen, einschl. Schock. Das Risiko derartiger Reakt. kann höher sein bei: vorherigen Reaktionen auf Kontrastmittel, bekanntem Asthma bronchiale, allergischer Prädisposition. Im Zusammenhang m. d. Anw. einiger Gadolinium-haltiger Kontrastmittel wurde b. Pat. m. akuter o. chron. schwerer Niereninsuffizienz (GFR < 30 ml/min/1,73 m2) über eine NSF berichtet. Ein besonderes Risiko besteht b. Pat., die sich einer Lebertransplantation unterziehen, da die Inzidenz eines akuten Nierenversagens in dieser Gruppe hoch ist. Da die Möglichkeit besteht, dass m. Gadovist eine NSF auftritt, sollte es daher bei Pat. m. schwerer Einschränkung d. Nierenfunktion u. b. Pat. i. d. perioperativen Phase einer Lebertransplantation vermieden werden, es sei denn, die diagnostische Information ist notwendig u. kann m. einer MRT ohne Kontrastmittelverstärkung nicht erhoben werden. Eine Hämodialyse kurz nach d. Anwendung v. Gadovist kann nützlich sein, um Gadovist aus dem Körper zu entfernen. Es gibt keine Hinweise dafür, dass d. Einleitung einer Hämodialyse z. Prävention o. Behandlung einer NSF bei nicht bereits dialysierten Patienten geeignet ist. Wegen der unreifen Nierenfunktion bei Neugeborenen bis zum Alter von 4 Wochen u. bei Säuglingen bis zu einem Alter v. 1 Jahr sollte Gadovist bei diesen Pat. nur nach sorgfältiger Abwägung angewendet werden. Das Abziehetikett zur Rückverfolgung auf den Durchstechflaschen/Flaschen bzw. Fertigspritzen/Patronen ist auf die Patientenakte zu kleben, um eine genaue Dokumentation des verwendeten Gadolinium-haltigen Kontrastmittels sicherzustellen. Die verwendete Dosis ist ebenfalls anzugeben. Falls elektronische Patientenakten verwendet werden, sind Arzneimittelbezeichnung, Chargenbezeichnung u. Dosis darin zu dokumentieren. Ausführlichere Informationen sind in den Fachinformationen der Produkte enthalten. Stand: Gadovist® 1,0 mmol/ml Injektionslösung: FI/24, 11/2017. Gadovist® 1,0 mmol/ml Injektionslösung in Fertigspritzen/Patronen: FI/21, 11/2017 Pharmazeutischer Unternehmer: Bayer Vital GmbH, D-51368 Leverkusen.