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Mumien, Mr ike und Memory - Markus Orths - Home Martynova verknpft das im kol-lektiven Hauptspeicher Verwahrte und setzt es miteinander ins Verhltnis. Wozu das gut ist, zeigt vielleicht

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Page 1: Mumien, Mr ike und Memory - Markus Orths - Home Martynova verknpft das im kol-lektiven Hauptspeicher Verwahrte und setzt es miteinander ins Verhltnis. Wozu das gut ist, zeigt vielleicht

Mumien, Mörike und Memory

Es gibt nicht immer eine Geschichtezu erzählen. Manchmal sind dieDinge viel zu kompliziert. Dann

mussman eben etwas anderes erzählen, et­was wofür es keinen Namen und Begriffgibt: sopackendwieeinRoman, soverspieltwie einTagtraum, soklugwie eineKatze, soernst wie der Tod und so zierlich wie einSchlüsselbein. Warum Katzen klug seinsollen? Nun, weil sie in allen erdenklichenGestalten durch den neuen Roman von Ol­ga Martynova schleichen, rauchfarben, aufdreiBeinen,unbestimmt fleckig,mit einemfrisch verspeisten Kanarienvogel im Bauchoder am Ende ihres Schlüsselbeins be­raubt. Und weil dieser Roman ein klugerRoman ist, darf man davon ausgehen, dasssichetwasdavonauchdenvie­len Katzen mitteilt, die ihndurchstreifen.

AußerumKatzengeht es in„Mörikes Schlüsselbein“ umÄgypten, um Schamanen, umdie Beziehungen von Men­schen und Orten, um romantische Dichter,Bettler und die Nächstenliebe – eigentlichum alles. Mit dieser Feststellung könnte essein Bewenden haben: alles, das ist so vielwie nichts. Das klingt nach Experiment,nachAnstrengung, nachLiteraturbetriebs­literatur.Daswird inderRegel einemAutornicht gedankt. Man wird ihn deshalb nichtgleich mit einem Brokat­Band erdrosseln,wiees jenemGelehrtenging,denderKaiservon China in die Welt sandte, damit er er­kunde, wie es in den anderen Ländern be­stellt sei, und der nach fünf Jahren zurück­kehrte mit der Botschaft, es sei alles gleichwie im Reich der Mitte: „Gleich leiden dieMenschenund gleich freuen sie sich, gleichversuchen sie die unbegreifliche AbsichtderGötter zu begreifen.“

Ein großer Teil vonMartynovas Roman,so will uns einer der vielen Schreibendendarin glauben machen, verdanke sich denAufzeichnungen jenes unglücklichen Ge­lehrten.Einbefreundeter Sinologehabe sievomChinesischen ins Russische übersetzt,undwer auch immer von dort insDeutschetransferiert.

Ja, die Menschen dieses Romans sindweit in der Welt herumgekommen: eindeutscher Slawist, in zweiter Ehe verheira­tet mit einer russischen Germanistin, samtihrer Patchworkkinder, ein PetersburgerDichter inAmerika, ein amerikanischer Li­teraturwissenschaftler in der Taiga. Siewandeln über die Trümmer zerfallender

Familien und untergegangener Reiche.Und sie tun, wasMenschen zu allen Zeitenversuchen: ihre Gefühle und Beziehungenzu ordnen, der Schwermut zu entgehen,Kaffee zu trinken oder Wodka – je nach­dem, und sich die Zeit mit guter Literaturzuvertreiben.Daswürde ihnenzweifelsoh­ne etwas besser gelingen, hätten sie dasVergnügen, bereits jenes Buch lesen zukönnen, das sie beherbergt. Völlig zurechtwurde seine heitere Klugheit, sein ernsterWitz statt eines tödlichen Brokatbandes,des Bachmann­Preises fürWert befunden.

Der Kaiser von China aber muss ein ab­gestumpfter, sensationslüsterner Menschgewesen sein – und ein schlechter Leserobendrein. Es empfiehlt sich nicht, ihn

nachzuahmen. Denn in derVergleichbarkeit aller Ver­hältnisse liegt nicht nur Lei­den, sondern Glück. Sie ist dieVoraussetzung dafür, dass dieDingemiteinander kommuni­zieren, über Zeiten, Räume,

MenschenundKulturenhinweg.Undwoll­te man beschreiben, was die 1962 in Sibi­rien geborene und inFrankfurt lebendeOl­ga Martynova in ihrem Roman so treibt,wenn sie denn schon nicht einfach eine ge­wöhnlicheoderungewöhnlicheGeschichteerzählt, dann wäre es vielleicht genau dies:sie lauscht auf die geheimeKorrespondenzzwischenWorten, Bildern, zwischen Deut­schen und Russen, auf die verwandten Tö­ne zwischendemunsicherenLächeln einerEis­Verkäuferin und dem Abbild einerägyptischen Pharaonentochter. Und weilsie genau hinhorcht, sieht man bei allerGleichheit manch alte Szene einer Eheplötzlich in neuem Licht. Jene etwa, mitder das ganzeLeiden erst beginnt.

Hätte Adam Eva wirklich geliebt, hätteer sich erst einmal gefragt, wer da einfachseiner Frau Apfel­Geschenke macht. Undfolgender kleinerDialog hätte derMensch­heit vieles erspart: „‚Eva’, hätte er gesagt,‚bringdasDingsofort zurückundsprichniewieder mit dem Typen von nebenan.’‚Mensch’, hätteEvagesagt, ‚er ist so einnet­ter, einEngel voneinemWurm!’ ‚WURM?!’,hätte Adam gesagt. Und er hätte den Feinderkannt und erschlagen.“ Bekanntlich liefes anders.

Deshalb scheitern Ehen wie die desdeutschen Slawisten im Roman. Deshalbsterben Dichter. Und deshalbmüssen jene,die auf ihren Spuren wandeln, immer wie­der versuchen, die gefallene Welt neu zu­sammenzusetzen, auchwennsiedazunichtmehr in der Hand haben als das angeblicheSchlüsselbein desDichters EduardMörike.

Die gebeutelte Philologenfamilie stößtin einer Vitrine bei einem Besuch im Tü­binger Stift darauf. Und wem auch immerjener Knochen gehört, Mörike, Hölderlinoder doch einer armenKatze – dass er dortgezeigt wird, ist wahr. Alles andere aber istschönste Dichtung. Sie nährt sich aus demGedächtnis, im Großen wie im Kleinen.„Jeder Mensch ist eine Art Memory Stick,er sammelt Information, die nach seinemAbleben in den Hauptspeicher kommt“,heißt es an einer Stelle.

Olga Martynova verknüpft das im kol­lektiven Hauptspeicher Verwahrte undsetzt es miteinander ins Verhältnis. Wozudas gut ist, zeigt vielleicht ein Blick in dieZukunft: „Die Menschen werden an ihrenGeräten sitzen und stehen, die immer aus­geklügelter sein werden. Und eines Tageswerden dieGötter denken:Wenn es sowei­ter geht, werden sie so mächtig wie wir.

Brauchen wir das? Nein!“ Sollten die Göt­ter einmal tatsächlich auf die Löschtastedrücken, in diesem Buch wäre noch genugWissen aufbewahrt, um sich damit die lan­gen Tage in Paradies oder Unterwelt ange­nehmzu verkürzen.

OlgaMartynova:Mörikes Schlüsselbein.Roman. Literaturverlag Droschl. 320 Seiten,22 Euro.

ExtrablattOlgaMartynovawird zusammenmit demGrafiker­Duo 2xGoldstein in der vonder StZ und dem Literaturhaus veranstaltetenneuen Reihe „Extrablatt“ den Kulturteil dieserZeitung gestalten. Ihre Seite erscheint am 2. Juli.AmAbend zuvor wird sie in einem von demStZ­Redakteur Stefan Kistermoderierten Ge­spräch im Literaturhaus vorgestellt. Die AutorinSibylle Berg und der Zeichner HenningWagen­breth haben im Februar die Reihe eröffnet.

Familie Olga Martynova fügt in ihrem neuen Roman die zersplitterteWelt zusammen – schöner, als sie je gewesen ist. Von Stefan Kister

DieDingekommunizierenüberZeitenundKulturenhinweg.

Buchhändler kennen den Buchmarkt und dasliterarische Leben. JedeWoche fragenwir sienach den Büchern, die ihnen aufgefallen sind.Heute: BerndMuckenfuß von der Buchhand­lung am Stadtplatz inWernau.

Erfolgstitel derWocheMoYan: FröscheJohn Lanchester:Warum jeder jedem etwasschuldet und keiner jemals etwas zurückzahlt

Neuerscheinung der SaisonAdam Johnson: Das geraubte Leben desWaisen JunDo

Mein LieblingsbuchBarbara Goerlich: 111 Orte auf der SchwäbischenAlb, dieman gesehen habenmuss

So viel Schönes – direkt vor unserer Haustür.

Meine Buchtipps

Bernd Muckenfuß

Krimikolumne

Intrigante Agentenund JournalistenDer Krimimarkt ist schnelllebig. Einigegroße Klassiker aber verkaufen sich querdurch die Lesergenerationen. ThomasSchwarz hat die Neuübersetzung von JohnLe Carrés „Der Spion, der aus der Kältekam“ (Ullstein) begeistert. Die Verlogen­heit und Intriganz, die Le Carré 1963 derGeheimdienstwelt bescheinigte, wirkennoch immer gruslig glaubhaft. ThomasKlingenmaier hat Guido Rohms Roman„Untat“ (Conte) gelesen. Die seltsame Ge­schichteeinerEntführungunterJournalis­tenbeteiligung hinterfragt die Medienweltund dieNormendesKrimis. StZ

// Die StZ­Krimikolumne imNetz unterwww.stzlinx.de/killerco

Absurdität und Alltag

Am Schluss sprengt Erich Crammsein eigenesHaus in die Luft. Damitwird er seine Verfolger los. Üble Ty­

pen wollen ihm die Beine abhacken, umsich am Sohn für die Untatenseines Vaterzu rächen. Der Erich Cramm baut seinHaus zu einer grotesken Sicherheitsburgaus, die er nicht mehr verlässt, um sichgegen seineVerfolger zu schützen. Einwei­terer Held in Markus Orths neuem Erzäh­lungsband „Irgendwann ist Schluss“ hat21 756 Seiten persönlicher Denkbewegun­gen zusammengeschrieben und außerdemsiebenundsechzig Dissertationen fürMen­schen verfasst, die unbedingt einen Dok­tortitel habenwollen.

Wer acht Erzählungen schreibt, kanneine grundlegende Idee auf alle Texte ver­teilen oder aber er bietet ein Problem­Pot­pourri. Letzteres liefert Markus Orths inseinem Erzählband, aber etwas Gemeinsa­mes gibt es doch. Orths liebt extreme Figu­ren. In „Pygmalion Soap“ entlässt er einenMann aus der „Inzest­Truppe“ eines TV­Serien­Containers in die Wirklichkeit,doch der jagt einer realen Frau hinterher,die er nach Soap­Manier für sich zu gewin­nen sucht. Da gelingt Orths eine Geschich­te, die von den Bildern erzählt, die wir unsvon anderen machen. Orths’ Held hat sichfünfzehnjährig in ein Mädchen namensBarbate verliebt und trifft es fünfundzwan­zig Jahre später zufällig wieder. Barbate,einst ein apartes, wundervoll lässiges We­sen, zeigt sich nun äußerlich stark verän­

dert. Der Protagonist möchte Barbate zu­rückmodellieren in die Vergangenheit; daskannnicht gelingen.

Eine andere Geschichte spielt im Sépa­reé einesEdel­Lokals. Dortwird einUnter­nehmer, der eine Firma in den Ruin getrie­benhat, vonBankrottopfern drangsaliert.

In diesen Erzählungen geht es um pre­käre Eltern­Kind­Beziehungen, manischeMenschen, um die Anbetung eines Meis­ters durch seine Jünger oder einLeben, dasradikal in Frage gestellt wird. Letzteres ge­schieht durch eine innere, fremde Stimme,von der ein erfolgreicher Innenarchitektgequält wird. Ein wenig Problematisch istdie Geschichte „Bischoff gegen BRD“. EinRentner klagt um des Klagens willen gegendie Bundesrepublik. Und da diffamiertOrths alle möglichen politischen Gegenbe­wegungen, die gegen herrschende Macht­kartelle ankämpfen.

Orths schreibt eine klare, schmuckloseProsa. Er verdoppelt nicht einfach dieWirklichkeit. Und wenn, dann auf höchstamüsante Weise wie in der letzten Ge­schichte. Eine alte Mutter redet mit ihremSohn: „Daswär schlimm, stell dir vor, wennich sterbe, bevor Papa stirbt, das wär’furchtbar, (…)derweißgarnicht,was ichwoeingefroren hab in der Kühltruhe.“ Da zei­gen sich Absurdität und Zauber des Nor­malen auf engstemRaum.

MarkusOrths: Irgendwann ist Schluss. Erzäh­lungen. Schöffling &Co. 246 Seiten, 19,95 Euro.

Grotesken In „Irgendwann ist Schluss“ zeigt sich Markus Orthsals souveräner Erzähler. Von Cord Beintmann

Liebe zu den Vögeln

In „Weiter weg“, Jonathan Franzensneuem Buch mit Reportagen, Litera­turkritiken undVorträgen, geht es auf­

fällig oft umdieLiebe. So ist derVortrag vorAbsolventenseinesaltenCollegeeinPlädo­yer für die Liebe zu einemMenschen, auchwennman an ihm nie alles lieben wird, wiebeim neuen Blackberry oder iPhone unddieWahrscheinlichkeit groß ist, dass dieserMensch einen irgendwann auch ent­täuscht.EsgehtumFranzensLeidenschaft,die Liebe zu frei lebenden Vögeln, die, wieer schreibt, im Augenblick das einzige sei­en, was ihn nicht langweilt. Und, last butnot least, geht es umseineLiebe zurLitera­tur, zuAutoren, derenRomaneoderErzäh­lungen ihn beeindruckt haben, wie FjodorDostojewski, Alice Munroe oder zu hiereher unbekannte Autoren wie Sloan Wil­son undChristina Stead.

Dass die Liebe zu den Vögeln in vielerHinsicht genauso verlogen sein kann wiedie zum iPhone, sieht er hingegen nicht. Solobenswert seine Reportagen gegen dieSingvogeljagd auf Zypern und in Italiensind, seine Leidenschaft für Vögel ist letzt­lich so enttäuschungsfrei wie die Leiden­schaft für das neueste Tablet oder Smart­phone. Das gleiche gilt für die Literatur, dieFranzen in mehreren Texten sowohl ausder Sicht des Schriftstellers, also des Pro­duzenten, als auch aus der Sicht des Lesersals Medium der Selbsterkenntnis be­schreibt. Gute Literatur erfordere die völli­ge Öffnung des Autors. In der radikalen

Ehrlichkeit erkennt er immer neue Seitenseines Selbst, genauso wie der Leser. Zwarsind das nicht immer schöne Seiten. Aberwelchen Unterschied gibt es zwischen derEnttäuschung durch ein schlechtes Buchund der Enttäuschung durch ein schlechtfunktionierendes Smartphone?

Die meisten Texte in „Weiter weg“ sindein Plädoyer für das am Individuum orien­tierte Engagement und damit typisch fürdie US­amerikanische Kultur. Jede Abs­traktion im gesellschaftspolitischen Sinneist Jonathan Franzen suspekt. „Der Ver­such, die ganze Menschheit zu lieben, magehrenhaft sein, seltsamerweise jedochkon­zentriert er sich auf das eigene Ichunddes­sen moralisches oder spirituelles Wohl­ergehen.“ Das mag zutreffen. Doch jenerVersuch kann auch zu sozialem Fortschrittführen, wie die Geschichte der politischenBewegungen zeigt. Außerdem scheintFranzen nicht aufgefallen zu sein, dass erbei seiner Literaturauffassung auch nichtüber das „spirituelle Wohlergehen desIchs“hinauskommt. „KanneinebessereLi­teratur die Welt retten?“, fragt er in einemder letztenTexte überAliceMunroe andenLeser gewandt. „Nein, kann sie nicht. Esliegt jedoch durchaus im Bereich des Mög­lichen, dass sie Ihre Seele retten kann.“

Jonathan Franzen:Weiter weg.Aus dem Engli­schen von Bettina Abarbanell,Wieland Freund,Dirk vanGusteren und Eike Schönfeld.Rowohlt Verlag 2013. 368 Seiten, 19,95 Euro.

Essays Jonathan Franzen entfaltet seine Leidenschaften,aber bleibt dabei an der Oberfläche. Von Fokke Joel

Vom Leineneinband blickt BaruchSpinoza aus einer Vignette, stilis­tisch verfremdet von Karl Lager­

feld, skeptisch schräg am Betrachter vor­bei, und nimmt damit dessen Zweifel vor­weg, die ihn alsbald beschleichen, wenn ersich dann, als Leser, an das gelehrte, aberleider auch schwer verdauliche Spinoza­Buch von Yirmiyahu Yovel macht. Es fängtschon damit an, dass sich der Autor seineeigene Nomenklatur schafft, die er aus­führlich erläutern muss, damit man etwasdamit anfangen kann.

Das Werk besteht aus zwei selbständi­gen Teilen. Den ersten nennt Yovel „DerMarrane der Vernunft“. Marranen hießeninSpanienundPortugal Juden,die zwangs­weise zu Christen gemacht worden waren.Spinoza, der Sohn eines angesehenenAms­terdamerKaufmanns, verlormit sechsJah­ren seine Mutter und mit zweiundzwanzigdenVater.ErwarMarrane,wuchs inder re­ligiösen Tradition der jüdischenGemeindeauf, entwickelte aber schon früh Skepsisgegenüber allen Religionen, glaubte nichtmehr an Wunder, ans Weiterleben nachdem Tode und wurde zum Pantheisten:Gott und dasUniversumwaren für ihn das­selbe. Akribisch, freilich aufweite Streckenermüdend beschreibt Yovel die Zeit unddasgeistigeUmfelddes jungenSpinozaundgeht dabei ausführlich auf heute fast unbe­kannteVorläuferundZeitgenossenein.Aminteressantesten sind die Ausführungenzur Tragikomödie „La Celestina“ von Fer­nando de Rojas, dem wichtigstenWerk derälteren spanischen Literatur neben demhundert Jahre jüngeren „DonQuijote“.Da­bei wird zwar das zeitliche Nebeneinanderdeutlich, aber Einflüsse auf Spinoza musssichderLesermühsamzusammenklauben.

Nicht um den Einfluss seiner Zeit aufSpinoza, sondernumSpinozasWirkungaufSpätere geht es im zweiten Teil des Buchs,den der Autor „Die Abenteuer der Imma­nenz“ nennt. Die Philosophie der Imma­nenz ist für ihn dasselbe wie PantheismusoderNaturalismus, aber „als Ausdruck bes­ser geeignet“. Yovel verzichtet auf Fichte,Schelling und Schopenhauer und beschäf­tigt sich dafür mit Kant, Hegel, Heine, denspäterenSozialistenführerMosesHess (fürden Spinoza der dritte jüdische Prophetnach Moses und Jesus war), Feuerbach,Marx, Nietzsche und Freud. Dieser zweiteTeil ist von größerem Interesse, aber auchnicht leicht zu lesen. Ein Buch für geduldi­ge Fachleute.

Yirmiyahu Yovel: Spinoza. Das Abenteuer derImmanenz.Aus dem Englischen von BrigitteFlickinger. L.S.D. im Steidl Verlag, Göttingen.606 Seiten, 34 Euro.

Philosophie Yirmiyahu Yovelfolgt den Spuren Spinozas durchdie Zeiten. Von Armin Ayren

Abenteuerdes Denkens

Für „Mörikes Schlüsselbein“ erhielt OlgaMartynova den Bachmann­Preis. Foto: Alexandra Pawloff

Dieses im Tübinger Stift ausgestellteKnöchelchen soll das Schlüsselbein des Dichters

EduardMörikes sein. Wer’s glaubt. Foto: Tübinger Stift

29Freitag, 24. Mai 2013 | Nr. 118STUTTGARTER ZEITUNG DAS BUCH