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Z Rheumatol 2009 · 68:445–445 DOI 10.1007/s00393-009-0452-4 Online publiziert: 8. Juli 2009 © Springer Medizin Verlag 2009 E. Märker-Hermann Klinik Innere Medizin IV (Rheumatologie, klinische Immunologie und Nephrologie), HSK Dr. Horst Schmidt Kliniken GmbH, Wiesbaden Muskelschmerzen und Muskelschwäche Häufige Symptome in der Praxis und interdisziplinäre Abklärung Einführung zum Thema Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, einfache Muskelschmerzen – Myalgien – gehören mit einer Häufigkeit von etwa 16% in der Allgemeinarztpraxis zur häu- figsten Beratungsursache und erreichen laut publizierter Fallstatistiken aus den Jahren 1983 bis 1988 und 1991 bis 1996 den dritten bzw. zweiten Rang aller Beratungs- ergebnisse beim Hausarzt [1]. In den meis- ten Fällen ist das Symptom Myalgie vorü- bergehend, harmlos und auch keiner spe- zifischen Ursache zuzuordnen. Länger an- haltende Muskelschmerzen – mit oder oh- ne Begleitsymptomatik – bedürfen jedoch einer breiten internistischen, rheumatolo- gischen und neurologischen Differenzial- diagnostik. Ähnliches gilt für das Symp- tom der Muskelschwäche, das isoliert si- cherlich seltener auftritt als der Muskel- schmerz, häufig in Assoziation oder se- kundär bei (entzündlichen) Myalgien zu finden ist und praktisch immer einer neu- rologischen Ausschlussdiagnostik bedarf. > Länger anhaltende Muskelschmerzen bedürfen einer breiten Differenzialdiagnostik Ein Schwerpunktheft der Zeitschrift für Rheumatologie zu Muskelschmerzen und -schwäche kann nicht die ganz Breite der Differenzialdiagnosen aus den Bereichen der Rheumatologie, Infektiologie, Endo- krinologie, Neurologie, Psychosomatik oder anderer Fächer abbilden. Die Themenkomplexe der mikrobiell indu- zierten Myositiden, die endokrinen oder metabolischen Myopathien beispielsweise werden nicht in Einzelbeiträgen behandelt. Es ist uns aber ein besonderes Anlie- gen, „State-of-the-Art“ und Neues von den häufigen rheumatischen Erkran- kungen mit dem Leitsymptom des Muskel- schmerzes darzustellen, nämlich mit Bei- trägen über die Polymyalgia rheumatica bzw. Myalgien bei Vaskulitiden und über das Fibromyalgiesyndrom, für welches seit Kurzem eine neue Leitlinie auf S3-Niveau existiert. Von großer Bedeutung ist zudem die Überschneidung mit der Neurologie bei der Autoimmunerkrankung der Myas- thenia gravis. Patienten mit Myasthenie stellen sich initial nicht selten beim Rheu- matologen vor und können gleichzeitig an anderen Autoimmunkrankheiten lei- den. Zum anderen kann eine Myasthenie aber auch durch antirheumatisch wirk- same Medikamente aggraviert oder sogar induziert werden. In der Abklärung der Myopathien mit Schmerzen, Schwäche und/oder Erhöhung der Kreatinkinase (CK) ist ebenfalls die enge Kooperation mit dem Neurologen notwendig. Eine Diagnosesicherung kann jedoch häufig erst durch die Muskelbiopsie und die Ex- pertise des in der Muskelpathologie erfah- renen Neuropathologen gelingen. Für den Rheumatologen in der Praxis ist es wich- tig, den Beitrag der Muskelhistologie zu kennen und kritisch einzuordnen. Wie so oft in der Rheumatologie gilt es, auch bei häufigen Symptomen wie Myalgien und Muskelschwäche an seltene Differen- zialdiagnosen zu denken und die inter- disziplinäre Zusammenarbeit zu suchen. Ihre E. Märker-Hermann Korrespondenzadresse Prof. Dr. E. Märker-Hermann Klinik Innere Medizin IV (Rheumatologie, klinische Immunologie und Nephrologie), HSK Dr. Horst Schmidt Kliniken GmbH Ludwig Erhard Str. 100, 65199 Wiesbaden [email protected] Literatur 1. Mader FH, Weißgerber H (2007) Allgemeinmedizin und Praxis: Anleitung in Diagnostik und Therapie, 6. Aufl. Springer, Berlin Heidelberg New York, S 52 445 Zeitschrift für Rheumatologie 6 · 2009 |  

Muskelschmerzen und Muskelschwäche

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Z Rheumatol 2009 · 68:445–445DOI 10.1007/s00393-009-0452-4Online publiziert: 8. Juli 2009© Springer Medizin Verlag 2009

E. Märker-HermannKlinik Innere Medizin IV (Rheumatologie, klinische Immunologie und Nephrologie), HSK Dr. Horst Schmidt Kliniken GmbH, Wiesbaden

Muskelschmerzen und MuskelschwächeHäufige Symptome in der Praxis und interdisziplinäre Abklärung

Einführung zum Thema

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

einfache Muskelschmerzen – Myalgien – gehören mit einer Häufigkeit von etwa 16% in der Allgemeinarztpraxis zur häu-figsten Beratungsursache und erreichen laut publizierter Fallstatistiken aus den Jahren 1983 bis 1988 und 1991 bis 1996 den dritten bzw. zweiten Rang aller Beratungs-ergebnisse beim Hausarzt [1]. In den meis-ten Fällen ist das Symptom Myalgie vorü-bergehend, harmlos und auch keiner spe-zifischen Ursache zuzuordnen. Länger an-haltende Muskelschmerzen – mit oder oh-ne Begleitsymptomatik – bedürfen jedoch einer breiten internistischen, rheumatolo-gischen und neurologischen Differenzial-diagnostik. Ähnliches gilt für das Symp-tom der Muskelschwäche, das isoliert si-cherlich seltener auftritt als der Muskel-schmerz, häufig in Assoziation oder se-kundär bei (entzündlichen) Myalgien zu finden ist und praktisch immer einer neu-rologischen Ausschlussdiagnostik bedarf.

> Länger anhaltende Muskelschmerzen bedürfen einer breiten Differenzialdiagnostik

Ein Schwerpunktheft der Zeitschrift für Rheumatologie zu Muskelschmerzen und -schwäche kann nicht die ganz Breite der Differenzialdiagnosen aus den Bereichen der Rheumatologie, Infektiologie, Endo-krinologie, Neurologie, Psychosomatik oder anderer Fächer abbilden. Die

Themenkomplexe der mikrobiell indu-zierten Myositiden, die endokrinen oder metabolischen Myopathien beispielsweise werden nicht in Einzelbeiträgen behandelt. Es ist uns aber ein besonderes Anlie-gen, „State-of-the-Art“ und Neues von den häufigen rheumatischen Erkran-kungen mit dem Leitsymptom des Muskel-schmerzes darzustellen, nämlich mit Bei-trägen über die Polymyalgia rheumatica bzw. Myalgien bei Vaskulitiden und über das Fibromyalgiesyndrom, für welches seit Kurzem eine neue Leitlinie auf S3-Niveau existiert.

Von großer Bedeutung ist zudem die Überschneidung mit der Neurologie bei der Autoimmunerkrankung der Myas-thenia gravis. Patienten mit Myasthenie stellen sich initial nicht selten beim Rheu-matologen vor und können gleichzeitig an anderen Autoimmunkrankheiten lei-den. Zum anderen kann eine Myasthenie aber auch durch antirheumatisch wirk-same Medikamente aggraviert oder sogar induziert werden. In der Abklärung der Myopathien mit Schmerzen, Schwäche und/oder Erhöhung der Kreatinkinase (CK) ist ebenfalls die enge Kooperation mit dem Neurologen notwendig. Eine Diagnosesicherung kann jedoch häufig erst durch die Muskelbiopsie und die Ex-pertise des in der Muskelpathologie erfah-renen Neuropathologen gelingen. Für den Rheumatologen in der Praxis ist es wich-tig, den Beitrag der Muskelhistologie zu kennen und kritisch einzuordnen.

Wie so oft in der Rheumatologie gilt es, auch bei häufigen Symptomen wie Myalgien und Muskelschwäche an seltene Differen-zialdiagnosen zu denken und die inter-disziplinäre Zusammenarbeit zu suchen.

Ihre

E. Märker-Hermann

KorrespondenzadresseProf. Dr. E. Märker-HermannKlinik Innere Medizin IV (Rheumatologie, klinische Immunologie und Nephrologie), HSK Dr. Horst Schmidt Kliniken GmbHLudwig Erhard Str. 100, 65199 [email protected]

Literatur

1. Mader FH, Weißgerber H (2007) Allgemeinmedizin und Praxis: Anleitung in Diagnostik und Therapie, 6. Aufl. Springer, Berlin Heidelberg New York, S 52

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