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OBERAARGAU Erstmals Kampfwahl ums Präsidium Huttwil Die Rot-Grün-Mitte-Listenverbindung gewinnt – die bürgerliche Mehrheit bleibt Die Rot-Grün-Mitte-Listen- verbindung hat in Huttwil die erhoffte Wirkung gezei- tigt: Die SP, die ihre bishe- rige Einervertretung ver- doppeln konnte, und die Freien Wähler holten zusammen drei Sitze. Die Gewinne gehen auf Kosten von SVP und FDP. Die Mehrheit bleibt aber bür- gerlich. JÜRG RETTENMUND Huttwil wird bunter – oder viel- mehr der Gemeinderat fast so bunt, wie das Zentrum des obe- ren Langetentals bereits bisher war: Heute besetzen die Bürger- lichen sechs von sieben Sitzen (4SVP, 2 FDP). Jetzt hat die erst- mals eingegangene Listenverbin- dung im Rot-Grün-Mitte-Lager dafür gesorgt, dass die Partei- stärken im Gemeinderat besser abgebildet werden: Diese Partei- en holten drei Mandate, wobei die SP von eins auf zwei verdop- peln konnte und die Freien Wähler (FW) erstmals seit acht Jahren wieder in den Gemeinde- rat einziehen. Leer ging aus die- sem Lager die EVP aus, ebenso wie die allein antretende EDU. Im bürgerlichen Lager konn- te die SVP ihren Stimmenanteil um zwei Prozent steigern, aber ihre vier Sitze erwartungs- gemäss nicht verteidigen, denn diese hatte sie vor vier Jahren vor allem wegen der Zersplitterung der Huttwiler Parteienland- schaft gewonnen. SVP-Präsident Andreas Schüpbach zeigte sich trotzdem zufrieden. Der Sitzver- lust sei zwar ärgerlich, aber an- gesichts der Tatsache, dass die SVP bei den letzten beiden Wahl- en Proporzglück gehabt habe, zu verschmerzen. Bürgerliche Mehrheit bleibt Zufrieden zeigte sich auch FDP-Geschäftsführer Peter Schafroth, der selbst antrat und gewählt wurde. Dies obschon seine Partei auf weniger als die Hälfte ihres bisherigen Stim- menanteils zurückgestutzt wur- de. Mit seiner Einerkandidatur und ohne die beiden Bisherigen sei dies aber zu erwarten gewe- sen. Froh ist Schafroth, dass die Mehrheit in Huttwil bürgerlich bleibt. «Super zufrieden» zeigte sich SP-Präsident Theo Kauz. Seine Partei brachte nicht nur wie er- wartet Adrian Wüthrich in den Gemeinderat. Sie konnte ihren Stimmenanteil verdoppeln und erreichte ihr bestes Resultat seit 20 Jahren. Sie hätte damit den Sitz von Franzsiska Ryser auch im Alleingang geholt. Allein und doch nicht ganz Sehr zufrieden ist auch FW- Vizepräsident Jürg Schmocker. Mit einer eigenen Vertretung im Gemeinderat werde es wieder einfacher, eigene Anliegen in die Gemeindepolitik einzubrin- gen. Wie bei der FDP erreichte auch FW-Vertreterin Annette Leimer Bakkers ihren Sitz auf ei- ner Einerliste – allerdings nur dank der Listenverbindung. Draussen bleiben im Huttwi- ler Gemeinderat nach wie vor EVP und EDU; die EVP trotz Lis- tenverbindung mit SP und FW. Die EVP konnte zwar um zwei Prozent zulegen, blieb aber weit von einem Sitzgewinn entfernt. Sie kann sich immerhin damit trösten, der Listenverbindung dazu verholfen zu haben, dass der dritte Sitz als Vollmandat und nicht bloss als Restmandat gesichert werden konnte. EVP-Präsident Jürg Hostett- ler zeigte sich trotzdem zufrie- den: Das Potenzial der EVP in Huttwil genüge einfach nicht für einen Sitz im Gemeinderat. Er geht aber davon aus, mit dem aktuellen Resultat wieder An- spruch auf Kommissionssitze zu erhalten. EDU-Präsident Johann Ulrich Grädel gesteht ein, mit ei- nem Sitzgewinn wäre seine Par- tei glücklicher gewesen, akzep- tiert aber das Verdikt der Wähler. Seine Partei verlor rund anderthalb Prozent Wähleran- teil. DIE RESULTATE Liste 1, SVP: 3090 Kandida- tenstimmen, 423 Zusatzstimmen, total 3513 Parteistimmen. Stimmenanteil 39,5 % (2004: 37,5 %). Gewählt sind: Hansjörg Muralt 967 Stimmen, Adrian Schütz 909, Peter Scheidegger 705 (alle bisher). Nicht gewählt: Brigitte Zürcher 509. – Liste 2, EVP: 492 Kandidatenstim- men, 21 Zusatzstimmen, total 513 Part- eistimmen. Stimmenanteil 5,8 % (3,9 %). Stimmen haben erhalten: Jürg André Hostettler-von Ballmoos 151, Re- to Stalder 132, Eva Herrmann-Opitz 132, Jonas Peter Hostettler 77. – Liste 3, EDU: 617 Kandidatenstimmen, 163 Zusatz- stimmen, total 780 Parteistimmen. Stimmenanteil 8,8 % (10,3 %). Stim- men haben erhalten: Monika Grütter 243, Matthias Stalder 142, Ueli Staufer 117, Jonas Schär 115. – Liste 4, SP: 2154 Kandidatenstimmen, 111 Zusatzstim- men, total 2265 Parteistimmen. Stim- menanteil 25,4 % (12,8 %). Gewählt sind: Adrian Wüthrich 803, Franziska Ryser 637. Nicht gewählt: Markus Wid- mer 521, Aicha Rachdi 193. – Liste 5, FDP: 623 Kandidatenstimmen, 399 Zu- satzstimmen, total 1022 Parteistimmen. Stimmenanteil 11,5 % (26,5 %). Ge- wählt ist: Peter Schafroth 623. – Liste 6, FW: 531 Kandidatenstimmen, 279 Zu- satzstimmen, total 810 Parteistimmen. Stimmenanteil 9,1 % (9,1 %). Gewählt ist: Annette Leimer Bakkers 531. – Stimmbeteiligung: 37,3 % (2004: 34,1 Prozent). GEWÄHLT Das ist der Huttwiler Gemeinderat 2009-2012. HANSJÖRG MURALT SVP, bisher, 967 Stimmen. FOTOS: ZVG ADRIAN SCHÜTZ SVP, bisher, 909 Stimmen. ADRIAN WÜTHRICH SP, neu, 803 Stimmen. ANNETTE LEIMER BAKKERS FW, neu, 531 Stimmen. PETER SCHAFROTH FDP, neu, 623 Stimmen. FRANSISKA RYSER SP, neu, 637 Stimmen. PETER SCHEIDEGGER SVP, bisher, 705 Stimmen. Kommentar Linker – und genauer JÜRG RETTENMUND «Linksrutsch in Huttwil» titelte ges- tern nach der Be- kanntgabe der Wahlresultate das Regional- journal von Radio DRS. Nun, lnker präsentiert sich der Huttwiler Gemeinderat in den nächsten Jahren mit den drei Sitzen, die die SP und die den Grünen nahe stehenden Freien Wähler gestern geholt haben, tatsächlich. Bisher stellte bloss die SP einen Gemeinderat. Die SP hat in Huttwil mit ihrem Politschwergewicht Ad- rian Wüthrich sowie einer ins- gesamt starken Liste tatsäch- lich zu alter Stärke zurückge- funden. Das ist allerdings nur die Hälfte des Rutsches. Die andere ist darauf zurückzu- führen, dass das Rot-Grün- Mitte-Lager realistischer wur- de: Wenn das Parteienspek- trum so zersplittert ist wie in Huttwil, haben die Kleinen nur eine Chance, wenn sie sich in einer Listenverbin- dung zusammentun und ihre Stimmen so in der ersten Ver- teilung bündeln. Die Freien Wähler haben denn auch ihren Sitz mit dem genau gleichen Stimmenanteil ge- wonnen wie vor vier Jahren, als sie leer ausgingen. Huttwil ist also nur halb so weit nach links gerutscht, wie die Sitzverschiebungen den Anschein machen. Die andere Hälfte ist darauf zurückzu- führen, dass die politischen Stärkeverhältnisse dank poli- tischem Realismus nun ge- nauer im Gemeinderat abge- bildet werden. Wenn nun dieser Erfolg Adri- an Wüthrich dazu ermutigt, fürs Gemeindepräsidium an- zutreten, so ist auch dies nur ein Gewinn. Eine Volkswahl stärkt die Legitimation jeder Behörde. Und falls Wüthrich sogar gewählt werden sollte, werden die linken Bäume in Huttwil nicht in den Himmel wachsen: Auch die gut im bürgerlichen Lager veranker- te Therese Löffel wurde 2003 in einer Konsultativabstim- mung zurückgepfiffen, als sie mit ihrem Rat im Ortskern den Einbahnverkehr ein- führen wollte. [email protected] Ein kürzerer Name und der längste Dorfbrunnen Wyssachen Vor 100 Jahren wurde aus Wyssachengraben Wyssachen – mit einem neuen Dorfbrunnen und einem Festakt wurde dies gefeiert Die Einweihung des Dorfbrun- nens mit anschliessendem offizi- ellem Festakt bildete den Höhe- punkt der Feierlichkeiten zum Jubiläum «100 Jahre Wyss- achen». Zahlreiche Gäste und die Bevölkerung erinnerten sich daran, wie weitsichtig es war, den Ortsnamen kürzer und einfa- cher zu gestalten. BARBARA HEINIGER Die letzten Wochen waren in Wyss- achen von intensiven Vorbereitungen geprägt. Alle geplanten Projekte sollten bis zum Feiertag «100 Jahre Wyssachen» fertig werden. Dazu galt es, die Ju- biläumsfeier bis ins Detail zu planen. Dies bescherte OK-Präsident Ulrich Stef- fen und seinem Team einige Überstun- den. Aber auch viele Personen im Hin- tergrund leisteten grosse Arbeit. Gemeinderat Manfred Loosli, Präsi- dent der Arbeitsgruppe Schulhaus- platzgestaltung, konnte am Samstag dann eine grosse Schar von Sponsoren, Gästen und Publikum beim munter plätschernden Dorfbrunnen begrüs- sen. Er liess nochmals die Geschichte um die Gestaltung des neuen Dorfplat- zes Revue passieren. Entstanden ist gemäss Loosli der längste Dorfbrunnen der Schweiz. Dank grosszügigen Gön- nern und Sponsoren konnte ein grosser Teil der Kosten des Dorfplatzes finan- ziert werden. Manfred Loosli rief aber die Anwesenden auf, mögliche Geldge- ber zu einer Spende der Restkosten zu ermuntern; alle sind mit dem Namen am Brunnen verewigt. An diesem hat alles seine Geschich- te, so wurden zum Beispiel die grossen Steine im einen Becken von der Wyssa- cher Schuljugend gesammelt. Diese wurden aus den Bächlein in jedem der «Graben» der Gemeinde zusammenge- tragen, zum Zeichen, dass sowohl Hei- migen wie auch der Tönigraben zu Wyss- achen gehören. Symbolisch mit Besen und Bürsten übergab die Kommission den Brunnen samt neuem Dorfplatz an Gemeindepräsident Jakob Zaugg. Der Gemeinderat erhielt damit die Aufga- be, jemanden zu bestimmen, der in Zu- kunft die Pflege übernehmen wird. Gelungener Jubiläumsabend Mit rassigen Klängen eröffnete die Musikgesellschaft Wyssachen nach die- ser Einweihung den offiziellen Festakt zum Jubiläum im Kirchgemeindehaus. Regierungsstatthalter Markus Grossen- bacher gratulierte allen Einwohnern zu ihrer lebendigen Gemeinde. Schon vor 100 Jahren hätten weitsichtige Men- schen im «Graben» gewohnt. Auch 2008 sei es für Wyssachen selbstverständlich, zukunftsorientiert zu denken. Stellver- tretend für viele Projekte erwähnte er die Fusionsabklärungen mit der Ge- meinde Huttwil. Gemeindepräsident Jakob Zaugg (SVP) meinte, auch wenn es nicht mehr feststellbar ist, welche Beweggründe ge- nau dazu geführt hätten, den Gemein- denamen von Wyssachengraben in Wyssachen abzuändern, sei doch ein solcher Schritt im Jahre 1908 bewun- dernswert gewesen. OK-Präsident Ul- rich Steffen wünscht, dass der Zusam- menhalt aus dem Jubiläumsjahr auch in Zukunft bestehen möge. Festschrift «100 Jahre Wyssachen» Vorgestellt wurde die druckfrische, 144 Seiten umfassende Festschrift «100 Jahre Wyssachen», die einen kleinen Einblick in das Leben der Gemeinde während hundert Jahren wiedergibt. Dank vielen Sponsoren ist es möglich, das Werk gratis in alle Haushaltungen der Gemeinde zu verschicken. Weitere Exemplare können auf der Gemeinde- schreiberei zum Preis von 15 Franken bezogen werden. DER LÄNGSTE DORFBRUNNEN Gemeindepräsident Jakob Zaugg (l.) und Gemeinderat Manfred Loosli freuen sich über die neue Attraktion. BHW ADRIAN WÜTHRICH WILL PRÄSIDENT WERDEN Erstmals seit Menschengeden- ken, vermutlich erstmals über- haupt, kommt es in Huttwil zu einer Kampfwahl ums Gemein- deratspräsidium, das neu iden- tisch ist mit dem Gemeindeprä- sidium. Der neu gewählte SP- Gemeinderat Adrian Wüthrich kündigte bereits gestern an, er stehe für eine Kandidatur be- reit. Das gute Resultat – es ist das drittbeste hinter den beiden Spitzenvertretern der SVP – er- muntere ihn dazu. Die SVP hat bereits vor den Ge- meinderatswahlen ihren An- spruch auf das Gemeindepräsi- dium angemeldet, liess aber of- fen, wer von ihren drei Bisheri- gen antreten werde. Sie liess sich dazu auch gestern nichts Neues entlocken. Einzig der Bestplatzierte, Hansjörg Muralt, gestand ein, er spüre, «dass die Bevölkerung etwas von mir er- wartet». Der SVP-Vorstand wird morgen Dienstagmittag über das weite- re Vorgehen beraten, die SP no- miniert am Mittwochabend. (JR) Montag, 20. Oktober 2008 MZ 15

MZ Erstmals Kampfwahl ums Präsidium Kommentar · Jonas Peter Hostettler 77. – Liste 3, EDU: 617 Kandidatenstimmen, 163 Zusatz-stimmen, total 780 Parteistimmen. Stimmenanteil 8,8

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Page 1: MZ Erstmals Kampfwahl ums Präsidium Kommentar · Jonas Peter Hostettler 77. – Liste 3, EDU: 617 Kandidatenstimmen, 163 Zusatz-stimmen, total 780 Parteistimmen. Stimmenanteil 8,8

OBERAARGAU

Erstmals Kampfwahl ums PräsidiumHuttwil Die Rot-Grün-Mitte-Listenverbindung gewinnt – die bürgerliche Mehrheit bleibt

Die Rot-Grün-Mitte-Listen-verbindung hat in Huttwildie erhoffte Wirkung gezei-tigt: Die SP, die ihre bishe-rige Einervertretung ver-doppeln konnte, und dieFreien Wähler holtenzusammen drei Sitze. DieGewinne gehen auf Kostenvon SVP und FDP. DieMehrheit bleibt aber bür-gerlich.

JÜRG RETTENMUND

Huttwil wird bunter – oder viel-mehr der Gemeinderat fast sobunt, wie das Zentrum des obe-ren Langetentals bereits bisherwar: Heute besetzen die Bürger-lichen sechs von sieben Sitzen(4SVP, 2 FDP). Jetzt hat die erst-mals eingegangene Listenverbin-dung im Rot-Grün-Mitte-Lagerdafür gesorgt, dass die Partei-stärken im Gemeinderat besserabgebildet werden: Diese Partei-en holten drei Mandate, wobeidie SP von eins auf zwei verdop-peln konnte und die FreienWähler (FW) erstmals seit achtJahren wieder in den Gemeinde-rat einziehen. Leer ging aus die-sem Lager die EVP aus, ebensowie die allein antretende EDU.

Im bürgerlichen Lager konn-te die SVP ihren Stimmenanteilum zwei Prozent steigern, aberihre vier Sitze erwartungs-gemäss nicht verteidigen, denndiese hatte sie vor vier Jahren vorallem wegen der Zersplitterungder Huttwiler Parteienland-schaft gewonnen. SVP-PräsidentAndreas Schüpbach zeigte sichtrotzdem zufrieden. Der Sitzver-lust sei zwar ärgerlich, aber an-gesichts der Tatsache, dass dieSVP bei den letzten beiden Wahl-

en Proporzglück gehabt habe,zu verschmerzen.

Bürgerliche Mehrheit bleibtZufrieden zeigte sich auch

FDP-Geschäftsführer PeterSchafroth, der selbst antrat undgewählt wurde. Dies obschonseine Partei auf weniger als dieHälfte ihres bisherigen Stim-menanteils zurückgestutzt wur-

de. Mit seiner Einerkandidaturund ohne die beiden Bisherigensei dies aber zu erwarten gewe-sen. Froh ist Schafroth, dass dieMehrheit in Huttwil bürgerlichbleibt.

«Super zufrieden» zeigte sichSP-Präsident Theo Kauz. SeinePartei brachte nicht nur wie er-wartet Adrian Wüthrich in denGemeinderat. Sie konnte ihrenStimmenanteil verdoppeln underreichte ihr bestes Resultat seit20 Jahren. Sie hätte damit denSitz von Franzsiska Ryser auchim Alleingang geholt.

Allein und doch nicht ganzSehr zufrieden ist auch FW-

Vizepräsident Jürg Schmocker.Mit einer eigenen Vertretung imGemeinderat werde es wiedereinfacher, eigene Anliegen indie Gemeindepolitik einzubrin-gen. Wie bei der FDP erreichteauch FW-Vertreterin AnnetteLeimer Bakkers ihren Sitz auf ei-ner Einerliste – allerdings nurdank der Listenverbindung.

Draussen bleiben im Huttwi-ler Gemeinderat nach wie vorEVP und EDU; die EVP trotz Lis-tenverbindung mit SP und FW.Die EVP konnte zwar um zweiProzent zulegen, blieb aber weitvon einem Sitzgewinn entfernt.Sie kann sich immerhin damittrösten, der Listenverbindungdazu verholfen zu haben, dassder dritte Sitz als Vollmandatund nicht bloss als Restmandatgesichert werden konnte.

EVP-Präsident Jürg Hostett-ler zeigte sich trotzdem zufrie-den: Das Potenzial der EVP inHuttwil genüge einfach nichtfür einen Sitz im Gemeinderat.Er geht aber davon aus, mit demaktuellen Resultat wieder An-spruch auf Kommissionssitze zuerhalten. EDU-Präsident JohannUlrich Grädel gesteht ein, mit ei-nem Sitzgewinn wäre seine Par-tei glücklicher gewesen, akzep-tiert aber das Verdikt derWähler. Seine Partei verlor rundanderthalb Prozent Wähleran-teil.

DIE RESULTATE Liste 1, SVP: 3090 Kandida-tenstimmen, 423 Zusatzstimmen, total3513 Parteistimmen. Stimmenanteil39,5 % (2004: 37,5 %). Gewählt sind:Hansjörg Muralt 967 Stimmen, AdrianSchütz 909, Peter Scheidegger 705 (allebisher). Nicht gewählt: Brigitte Zürcher509. – Liste 2, EVP: 492 Kandidatenstim-men, 21 Zusatzstimmen, total 513 Part-eistimmen. Stimmenanteil 5,8 % (3,9 %). Stimmen haben erhalten: JürgAndré Hostettler-von Ballmoos 151, Re-to Stalder 132, Eva Herrmann-Opitz 132,Jonas Peter Hostettler 77. – Liste 3, EDU:617 Kandidatenstimmen, 163 Zusatz-stimmen, total 780 Parteistimmen.Stimmenanteil 8,8 % (10,3 %). Stim-men haben erhalten: Monika Grütter243, Matthias Stalder 142, Ueli Staufer117, Jonas Schär 115. – Liste 4, SP: 2154Kandidatenstimmen, 111 Zusatzstim-men, total 2265 Parteistimmen. Stim-menanteil 25,4 % (12,8 %). Gewähltsind: Adrian Wüthrich 803, FranziskaRyser 637. Nicht gewählt: Markus Wid-mer 521, Aicha Rachdi 193. – Liste 5,FDP: 623 Kandidatenstimmen, 399 Zu-satzstimmen, total 1022 Parteistimmen.Stimmenanteil 11,5 % (26,5 %). Ge-wählt ist: Peter Schafroth 623. – Liste 6,FW: 531 Kandidatenstimmen, 279 Zu-satzstimmen, total 810 Parteistimmen.Stimmenanteil 9,1 % (9,1 %). Gewähltist: Annette Leimer Bakkers 531. –Stimmbeteiligung: 37,3 % (2004: 34,1Prozent).

GEWÄHLT Das ist der HuttwilerGemeinderat 2009-2012.

HANSJÖRG MURALT SVP, bisher,967 Stimmen. FOTOS: ZVG

ADRIAN SCHÜTZ SVP, bisher, 909 Stimmen.

ADRIAN WÜTHRICH SP, neu,803 Stimmen.

ANNETTE LEIMER BAKKERS FW,neu, 531 Stimmen.

PETER SCHAFROTH FDP, neu,623 Stimmen.

FRANSISKA RYSER SP, neu,637 Stimmen.

PETER SCHEIDEGGER SVP, bisher,705 Stimmen.

Kommentar

Linker – undgenauer

JÜRG RETTENMUND

«Linksrutsch inHuttwil» titelte ges-tern nach der Be-kanntgabe der

Wahlresultate das Regional-journal von Radio DRS. Nun,lnker präsentiert sich der Huttwiler Gemeinderat in dennächsten Jahren mit den dreiSitzen, die die SP und die denGrünen nahe stehenden FreienWähler gestern geholt haben,tatsächlich. Bisher stellte blossdie SP einen Gemeinderat.Die SP hat in Huttwil mitihrem Politschwergewicht Ad-rian Wüthrich sowie einer ins-gesamt starken Liste tatsäch-lich zu alter Stärke zurückge-funden. Das ist allerdings nurdie Hälfte des Rutsches. Dieandere ist darauf zurückzu-führen, dass das Rot-Grün-Mitte-Lager realistischer wur-de: Wenn das Parteienspek-trum so zersplittert ist wie inHuttwil, haben die Kleinennur eine Chance, wenn siesich in einer Listenverbin-dung zusammentun und ihreStimmen so in der ersten Ver-teilung bündeln. Die FreienWähler haben denn auchihren Sitz mit dem genaugleichen Stimmenanteil ge-wonnen wie vor vier Jahren,als sie leer ausgingen.Huttwil ist also nur halb soweit nach links gerutscht, wiedie Sitzverschiebungen denAnschein machen. Die andereHälfte ist darauf zurückzu-führen, dass die politischenStärkeverhältnisse dank poli-tischem Realismus nun ge-nauer im Gemeinderat abge-bildet werden.Wenn nun dieser Erfolg Adri-an Wüthrich dazu ermutigt,fürs Gemeindepräsidium an-zutreten, so ist auch dies nurein Gewinn. Eine Volkswahlstärkt die Legitimation jederBehörde. Und falls Wüthrichsogar gewählt werden sollte,werden die linken Bäume inHuttwil nicht in den Himmelwachsen: Auch die gut imbürgerlichen Lager veranker-te Therese Löffel wurde 2003in einer Konsultativabstim-mung zurückgepfiffen, als siemit ihrem Rat im Ortskernden Einbahnverkehr ein-führen wollte. [email protected]

Ein kürzerer Name und der längste DorfbrunnenWyssachen Vor 100 Jahren wurde aus Wyssachengraben Wyssachen – mit einem neuen Dorfbrunnen und einem Festakt wurde dies gefeiert

Die Einweihung des Dorfbrun-nens mit anschliessendem offizi-ellem Festakt bildete den Höhe-punkt der Feierlichkeiten zumJubiläum «100 Jahre Wyss-achen». Zahlreiche Gäste und dieBevölkerung erinnerten sichdaran, wie weitsichtig es war,den Ortsnamen kürzer und einfa-cher zu gestalten.

BARBARA HEINIGER

Die letzten Wochen waren in Wyss-achen von intensiven Vorbereitungengeprägt. Alle geplanten Projekte solltenbis zum Feiertag «100 Jahre Wyssachen»fertig werden. Dazu galt es, die Ju-biläumsfeier bis ins Detail zu planen.Dies bescherte OK-Präsident Ulrich Stef-fen und seinem Team einige Überstun-den. Aber auch viele Personen im Hin-tergrund leisteten grosse Arbeit.

Gemeinderat Manfred Loosli, Präsi-dent der Arbeitsgruppe Schulhaus-platzgestaltung, konnte am Samstagdann eine grosse Schar von Sponsoren,Gästen und Publikum beim munterplätschernden Dorfbrunnen begrüs-sen. Er liess nochmals die Geschichte

um die Gestaltung des neuen Dorfplat-zes Revue passieren. Entstanden istgemäss Loosli der längste Dorfbrunnender Schweiz. Dank grosszügigen Gön-nern und Sponsoren konnte ein grosserTeil der Kosten des Dorfplatzes finan-ziert werden. Manfred Loosli rief aberdie Anwesenden auf, mögliche Geldge-ber zu einer Spende der Restkosten zuermuntern; alle sind mit dem Namenam Brunnen verewigt.

An diesem hat alles seine Geschich-te, so wurden zum Beispiel die grossenSteine im einen Becken von der Wyssa-cher Schuljugend gesammelt. Diesewurden aus den Bächlein in jedem der«Graben» der Gemeinde zusammenge-tragen, zum Zeichen, dass sowohl Hei-migen wie auch der Tönigraben zu Wyss-achen gehören. Symbolisch mit Besenund Bürsten übergab die Kommissionden Brunnen samt neuem Dorfplatz anGemeindepräsident Jakob Zaugg. DerGemeinderat erhielt damit die Aufga-be, jemanden zu bestimmen, der in Zu-kunft die Pflege übernehmen wird.

Gelungener JubiläumsabendMit rassigen Klängen eröffnete die

Musikgesellschaft Wyssachen nach die-

ser Einweihung den offiziellen Festaktzum Jubiläum im Kirchgemeindehaus.Regierungsstatthalter Markus Grossen-

bacher gratulierte allen Einwohnern zuihrer lebendigen Gemeinde. Schon vor100 Jahren hätten weitsichtige Men-

schen im «Graben» gewohnt. Auch 2008sei es für Wyssachen selbstverständlich,zukunftsorientiert zu denken. Stellver-tretend für viele Projekte erwähnte erdie Fusionsabklärungen mit der Ge-meinde Huttwil.

Gemeindepräsident Jakob Zaugg(SVP) meinte, auch wenn es nicht mehrfeststellbar ist, welche Beweggründe ge-nau dazu geführt hätten, den Gemein-denamen von Wyssachengraben inWyssachen abzuändern, sei doch einsolcher Schritt im Jahre 1908 bewun-dernswert gewesen. OK-Präsident Ul-rich Steffen wünscht, dass der Zusam-menhalt aus dem Jubiläumsjahr auchin Zukunft bestehen möge.

Festschrift «100 Jahre Wyssachen» Vorgestellt wurde die druckfrische,

144 Seiten umfassende Festschrift «100Jahre Wyssachen», die einen kleinenEinblick in das Leben der Gemeindewährend hundert Jahren wiedergibt.Dank vielen Sponsoren ist es möglich,das Werk gratis in alle Haushaltungender Gemeinde zu verschicken. WeitereExemplare können auf der Gemeinde-schreiberei zum Preis von 15 Frankenbezogen werden.

DER LÄNGSTE DORFBRUNNEN Gemeindepräsident Jakob Zaugg (l.) und GemeinderatManfred Loosli freuen sich über die neue Attraktion. BHW

ADRIAN WÜTHRICH WILLPRÄSIDENT WERDENErstmals seit Menschengeden-ken, vermutlich erstmals über-haupt, kommt es in Huttwil zueiner Kampfwahl ums Gemein-deratspräsidium, das neu iden-tisch ist mit dem Gemeindeprä-sidium. Der neu gewählte SP-Gemeinderat Adrian Wüthrichkündigte bereits gestern an, erstehe für eine Kandidatur be-reit. Das gute Resultat – es istdas drittbeste hinter den beidenSpitzenvertretern der SVP – er-muntere ihn dazu.

Die SVP hat bereits vor den Ge-meinderatswahlen ihren An-spruch auf das Gemeindepräsi-dium angemeldet, liess aber of-fen, wer von ihren drei Bisheri-gen antreten werde. Sie liesssich dazu auch gestern nichtsNeues entlocken. Einzig derBestplatzierte, Hansjörg Muralt,gestand ein, er spüre, «dass dieBevölkerung etwas von mir er-wartet».Der SVP-Vorstand wird morgenDienstagmittag über das weite-re Vorgehen beraten, die SP no-miniert am Mittwochabend. (JR)

Montag, 20. Oktober 2008MZ15