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MITTWOCH 17. FEBRUAR 2016 NR. 39 | 1,70 € ZEITUNG FÜR DIE REGION HEILBRONN-FRANKEN HOHENLOHE KRAICHGAU Verteidigungskurse boomen Seit Jahresbeginn registrieren Kampfsportschulen einen regen Zulauf. Region 27 Region Heilbronner Inselspitze soll Info- Point zur Stadtentwicklung werden. Kritik wird laut. LOKALES Journal zum Portal Immobilienangebote aus der Region und nützliche Infos auf 16 Seiten. Beilage Fernsehprogramm ............ SEITE 24 Rätsel/Sudoku ................. SEITE 21 Roman ................................ SEITE 12 Wetter & Termine .............. SEITE 16 Schnell gefunden Ihr direkter Draht zu uns Telefon 07131 615-615 Mo.–Fr. 7–19 Uhr, Sa. 7–12 Uhr Schneefall 0 bis 5 Grad Wetter in der Region Wirtschaft Für dieses Jahr rechnet die Chemie- industrie im Südwesten mit keinem großen Wachstum. SEITE 10 Sport Wolfsburg fehlen heute im Achtelfi- nale der Champions League gegen Gent drei wichtige Profis. SEITE 17 Kultur Deutschlandpremiere: American Drama Group im Theater Heilbronn mit „Half Broke Horses“. SEITE 7 Rätsel um Geldregen gelöst MIROW Ein rätselhafter Geldregen von einem Baum in Mirow (Meck- lenburg-Vorpommern) ist aufge- klärt. Ein Campingplatzbetreiber, auf dessen Gelände der Baum steht, ist der Besitzer. Er bekam die be- schlagnahmten 200 000 Euro zu- rück. Die Scheine waren im Sommer in einem Rohr etwa 13 Meter hoch im Baum versteckt gefunden wor- den. Vorher waren einzelne 50-Euro- Scheine heruntergefallen. Vermut- lich hatte der Mann das Geld vor sei- ner Frau verstecken wollen. dpa Planspiele mit 500 000 Flüchtlingen Österreich weitet Kontrollen aus – Merkel setzt auf Zusammenarbeit mit Türkei BERLIN/WIEN Die Bundesregierung hat einen Bericht dementiert, wo- nach in diesem Jahr mit 500 000 Flüchtlingen gerechnet werde. „Zum derzeitigen Zeitpunkt ist es nicht möglich und hilfreich, eine se- riöse Prognose für das Jahr 2016 zu erstellen“, erklärte das Bundesin- nenministerium gestern. Das Bun- desamt für Migration und Flüchtlin- ge (Bamf) räumte allerdings ein, dass die Zahl von 500 000 Flüchtlin- gen in den vergangenen Tagen mehrfach im Raum gestanden habe. Die Zahl sei im Zusammenhang mit der Bearbeitungskapazität beim Bundesamt genannt worden. „Das Bamf rechnet damit, dass im laufen- den Jahr Anträge von 500 000 neu an- kommenden Asylsuchenden bear- beitet werden können. Zusätzlich zu 600 000 bis 700 000 Asylanträgen, die noch unbearbeitet sind. EU-Gipfel Kanzlerin Angela Merkel (CDU) macht währenddessen den Erfolg des EU-Gipfels in Brüssel ganz davon abhängig, ob es gelingt, die Zusammenarbeit mit der Türkei voranzubringen. Sie sagte gestern, nur so könnten Fluchtursachen be- kämpft und der Schutz der Außen- grenze verbessert werden. Österreich will derweil seine Südgrenze praktisch lückenlos kon- trollieren. Die Maßnahmen würden ein Dutzend weiterer Übergänge be- treffen, teilten die österreichische Innenministerin und der Verteidi- gungsminister gestern mit. Die Kontrollen sollen jenen am slowe- nisch-österreichischen Grenzort Spielfeld ähneln, wo auch ein fast vier Kilometer langer Zaun gebaut wurde. Auch am Brenner, der wich- tigsten Grenzstation zwischen Ita- lien und Österreich, werden laut Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) Vorbereitungen getroffen. Der griechische Verteidigungs- minister Panos Kammenos gab un- terdessen bekannt, dass inzwischen vier von fünf geplanten Registrier- zentren bereit seien. dpa Hoffnung auf Waffenruhe in Syrien schwindet Internationale Empörung über Assad-Regime und Russland DAMASKUS Für eine schnelle Kampf- pause im syrischen Bürgerkrieg gibt es nach Worten von Präsident Baschar al-Assad keine Chance. „Jetzt sagen sie, dass sie eine Feuer- pause innerhalb von einer Woche wollen“, erklärte Assad nach Anga- ben der staatlichen Nachrichten- agentur Sana. „Gut, aber wer kann alle diese (gestellten) Bedingungen und Anforderungen in einer Woche zusammenfügen? Niemand.“ UN- Sondervermittler Staffan de Mistu- ra bemühte sich derweil, die ausge- setzten Friedensgespräche in Genf wie geplant bis Ende des Monates wieder in Gang zu bringen. Nach Luftangriffen auf Kranken- häuser und Schulen im Norden Sy- riens wächst international die Kritik an Russland und dem syrischen Re- gime. Das türkische Außenministe- rium erklärte, die Angriffe auf zivile Ziele seien „nach internationalem Recht ein klares Kriegsverbre- chen“. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich erschüttert über die jüngsten Angriffe. dpa SEITE 4 Fahrdienstleiter löste Unglück aus BAD AIBLING Eine Woche nach dem Zugunglück mit elf Todesopfern führen die Ermittler die Ursache auf menschliches Versagen beim Fahr- dienstleiter zurück. Gegen den 39- Jährigen, der zwei Züge auf einglei- siger Strecke hatte passieren lassen, sei ein Ermittlungsverfahren unter anderem wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet worden, sagte der Leiten- de Oberstaatsanwalt Wolfgang Gie- se. Nachdem er sich zunächst auf sein Aussageverweigerungsrecht berufen hatte, äußerte er sich den Ermittlern zufolge inzwischen aus- führlich. „Hätte er sich regelgemäß, also pflichtgerecht, verhalten, wäre es nicht zum Zusammenstoß ge- kommen“, sagte Giese. dpa SEITE 8 Kommentar Nachvollziehbar Die Volksbank Sulmtal schließt fünf von neun Geschäftsstellen. Damit rückt die Genossenschaftsbank ein Stück weit von ihrer bisherigen Phi- losophie ab, auch in der Fläche mög- lichst stark vertreten zu sein. Das beschert dem Institut einen Image- verlust, schwächt die Infrastruktur der Kommunen und trifft vor allem die Menschen, die ohnehin unter ei- ner eingeschränkten Mobilität lei- den: die älteren Mitbürger. Also ge- nau jene, die sich mit digitalen Über- weisungen am Computer und EC- Karten an der Supermarktkasse schwertun. Die Volksbank Sulmtal ist nun gefordert, die angekündig- ten Serviceleistungen auch tatsäch- lich anzubieten. Trotzdem ist die Entscheidung des Geldinstituts nachvollziehbar, folgt einer Zwangs- läufigkeit, der sich langfristig wohl auch andere Regionalbanken beu- gen müssen – im Kraichgau, wo acht Filialen geschlossen wurden, ist dies schon geschehen. Das Ge- schäftsmodell dieser Banken ba- siert im Wesentlichen darauf, Zins- überschüsse zu erzielen. Also Geld der Kunden gewinnbringend anzu- legen. Angesichts der lang anhalten- den Niedrigzinsphase ist die Marge so weit geschrumpft, dass die Bank- vorstände Lupen herauskramen müssen, um sie überhaupt noch zu erkennen. Schon 2014 hat eine Stu- die der Beratungsfirma 4P Consul- ting gezeigt, dass Kosten deutlich sinken müssen. Die Studie prognos- tizierte, dass 2018 schon 65 Prozent aller Sparkassen und Volksbanken gefährdet sein werden, wenn sie nicht umsteuern. Und geschlossene Filialen verursachen eben keine Kosten mehr. Das ist die – traurige – Realität. Ihre Meinung? [email protected] Die Schließung der Volksbankfilialen hat viele negative Konse- quenzen. Von Reto Bosch Taylor Swift räumt ab Die Sängerin heimste in Los Angeles gleich drei goldene Grammys ein. Kultur 6 Fotos: Bernhard J. Lattner, elen31/Fotolia 219 Denkmale aus neun Jahrhunderten Architekturschätze in einem neuen Bildband. SEITE 26 Heute auf unserer Themenseite Im Blick- punkt Typisches Gebäude für die Vormoderne: das Rathaus in Leingarten-Schluchtern aus dem Jahr 1902. Nächste Volksbank baut Filialen ab REGION Zuerst im Kraichgau, jetzt im Sulmtal: Kostendruck zwingt zu Reaktionen Von unserer Redaktion N ach der Volksbank Kraich- gau greift nun auch die Volks- bank Sulmtal zu Sparmaß- nahmen. Angesichts steigender Kosten und sinkender Einnahmen reagiert sie mit tiefgreifenden Ver- änderungen: Fünf Filialen werden ab Juli geschlossen, nur vier bleiben übrig. Auch Personal wird abge- baut, um Kosten einzusparen. Wie der gesamten Finanzwirtschaft, macht dem Unternehmen mit Sitz in Obersulm die anhaltende Niedrig- zinsphase schwer zu schaffen. Einschnitt „Das ist ein gravierender Eingriff“, ist sich der Vorstandsvor- sitzende Wolfgang Finkbeiner be- wusst, der die „schwierige Entschei- dung“ in den zehn Mitgliederver- sammlungen verkündet hat. Dabei fällt der Blick auf die Zahlen 2015 po- sitiv aus. Der Blick voraus ist jedoch mit tiefen Sorgenfalten verbunden. Es sei nicht nur die Prognose für die nächsten fünf Jahre, die von einem massiven Einbruch des Zinsüber- schusses ausgeht. Oder die aus- ufernden Regularien, die die Ban- kenbranche mehr und mehr eineng- ten. Ein dritter Grund für den Struk- turwandel im Sulm- und Eberbach- tal sei, dass die kleinen Teilzeit-Filia- len immer weniger von den Kunden aufgesucht werden. „Das war unser Luxus“, sagt Finkbeiner. Diese Sub- vention könne sich die Volksbank nicht mehr leisten. Ohnehin habe sie laut dem Genossenschaftsver- band Baden-Württemberg eines der dichtesten Zweigstellennetze bun- desweit. Deshalb werden sieben Beschäf- tigte am Schalter und die Geldauto- maten in den Filialen in Löwenstein, Lehrensteinsfeld und in den Ober- sulmer Teilorten Sülzbach, Esche- nau und Weiler abgezogen. Für die rund 12 500 Mitglieder bleiben die vier Standorte in Willsbach, Affal- trach, Ellhofen und Eberstadt. Ohne betriebsbedingte Kündigungen, so betont Vorstand Torsten Scholze, soll der Personalabbau von mindes- tens einer Stelle pro Jahr vonstatten- gehen. Fluktuation und Rentenein- tritt würden genutzt. Netz ausgedünnt Auch die Mitglie- der der Volksbank Kraichgau müs- sen seit Januar auf acht Filialen ver- zichten und sich bald an anderen Standorten mit kürzeren Öffnungs- zeiten abfinden. Für die Genossen- schaftsbanken im Hohenlohekreis sind Schließungen derzeit kein The- ma. Die Sparkasse Hohenlohekreis hingegen hat am 22. Januar die vier Filialen mit der geringsten Kunden- frequenz aufgelöst. An weiteren Standorten gelten seit 25. Januar verkürzte Öffnungszeiten, wie auch schon seit einiger Zeit teilweise in Heilbronn. Die Volksbank Hohenlohe will ihr Filialnetz in der Fläche erhalten, genauso die Raiffeisenbank Kocher- Jagst und die Raiffeisenbank Bretz- feld-Neuenstein. bif/rei SEITE 25 Kommentar „Nachvollziehbar“ Filialen der Volksbank Sulmtal HSt-Grafik, maps4news.com/©HERE HSt-Grafik, maps4news.com/©HERE Eschenau Eschenau Sülzbach Sülzbach Ellhofen Ellhofen Gellmersbach Gellmersbach Eberstadt Eberstadt Willsbach Willsbach Lehrensteinsfeld Lehrensteinsfeld Affaltrach Affaltrach Weiler Weiler Löwenstein Löwenstein Heilbronn Heilbronn 4 km B39 A8 A81 werden zum 30.6.2016 geschlossen (Gellmers- bach bereits geschlossen) bleiben bestehen GEFÄLLT MIR www.facebook.com/ immostimme Weitere Informationen unter Telefon 07131 615-583 oder per Mail: [email protected] ANZEIGE l Heilbronn Weinsberger 4 190360 101700 30007

N chste V olksbank baut Filialen ab · 2019. 7. 18. · f llt der Blick auf die Zahlen 2015 po-sitiv aus. Der Blick voraus ist jedoch mit tiefen Sor genfalten verbunden. Es sei nicht

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Page 1: N chste V olksbank baut Filialen ab · 2019. 7. 18. · f llt der Blick auf die Zahlen 2015 po-sitiv aus. Der Blick voraus ist jedoch mit tiefen Sor genfalten verbunden. Es sei nicht

MITTWOCH17. FEBRUAR 2016

NR. 39 | 1,70 €

ZEITUNGFÜR DIE REGIONHEILBRONN-FRANKENHOHENLOHEKRAICHGAU

Verteidigungskurse boomenSeit Jahresbeginn registrierenKampfsportschulen einenregen Zulauf. Region 27

Region

Heilbronner Inselspitze soll Info-Point zur Stadtentwicklung werden.

Kritik wird laut. LOKALES

Journal zum PortalImmobilienangebote ausder Region und nützlicheInfos auf 16 Seiten. Beilage

Fernsehprogramm ............ SEITE 24Rätsel/Sudoku ................. SEITE 21

Roman ................................ SEITE 12Wetter & Termine .............. SEITE 16

Schnell gefunden Ihr direkter Draht zu unsTelefon 07131 615-615

Mo.–Fr. 7–19 Uhr, Sa. 7–12 UhrSchneefall

0 bis 5 Grad

Wetter in der Region

Wirtschaft

Für dieses Jahr rechnet die Chemie-industrie im Südwesten mit keinem

großen Wachstum. SEITE 10

Sport

Wolfsburg fehlen heute im Achtelfi-nale der Champions League gegenGent drei wichtige Profis. SEITE 17

Kultur

Deutschlandpremiere: AmericanDrama Group im Theater Heilbronn

mit „Half Broke Horses“. SEITE 7

Rätsel umGeldregen gelöst

MIROW Ein rätselhafter Geldregenvon einem Baum in Mirow (Meck-lenburg-Vorpommern) ist aufge-klärt. Ein Campingplatzbetreiber,auf dessen Gelände der Baum steht,ist der Besitzer. Er bekam die be-schlagnahmten 200 000 Euro zu-rück. Die Scheine waren im Sommerin einem Rohr etwa 13 Meter hochim Baum versteckt gefunden wor-den. Vorher waren einzelne 50-Euro-Scheine heruntergefallen. Vermut-lich hatte der Mann das Geld vor sei-ner Frau verstecken wollen. dpa

Planspiele mit 500000 FlüchtlingenÖsterreich weitet Kontrollen aus – Merkel setzt auf Zusammenarbeit mit TürkeiBERLIN/WIEN Die Bundesregierunghat einen Bericht dementiert, wo-nach in diesem Jahr mit 500 000Flüchtlingen gerechnet werde.„Zum derzeitigen Zeitpunkt ist esnicht möglich und hilfreich, eine se-riöse Prognose für das Jahr 2016 zuerstellen“, erklärte das Bundesin-nenministerium gestern. Das Bun-desamt für Migration und Flüchtlin-ge (Bamf) räumte allerdings ein,dass die Zahl von 500 000 Flüchtlin-gen in den vergangenen Tagenmehrfach im Raum gestanden habe.

Die Zahl sei im Zusammenhangmit der Bearbeitungskapazität beimBundesamt genannt worden. „DasBamf rechnet damit, dass im laufen-

den Jahr Anträge von 500 000 neu an-kommenden Asylsuchenden bear-beitet werden können. Zusätzlich zu600 000 bis 700 000 Asylanträgen,die noch unbearbeitet sind.

EU-Gipfel Kanzlerin Angela Merkel(CDU) macht währenddessen denErfolg des EU-Gipfels in Brüsselganz davon abhängig, ob es gelingt,die Zusammenarbeit mit der Türkeivoranzubringen. Sie sagte gestern,nur so könnten Fluchtursachen be-kämpft und der Schutz der Außen-grenze verbessert werden.

Österreich will derweil seineSüdgrenze praktisch lückenlos kon-trollieren. Die Maßnahmen würden

ein Dutzend weiterer Übergänge be-treffen, teilten die österreichischeInnenministerin und der Verteidi-gungsminister gestern mit. DieKontrollen sollen jenen am slowe-nisch-österreichischen GrenzortSpielfeld ähneln, wo auch ein fastvier Kilometer langer Zaun gebautwurde. Auch am Brenner, der wich-tigsten Grenzstation zwischen Ita-lien und Österreich, werden lautBundeskanzler Werner Faymann(SPÖ) Vorbereitungen getroffen.

Der griechische Verteidigungs-minister Panos Kammenos gab un-terdessen bekannt, dass inzwischenvier von fünf geplanten Registrier-zentren bereit seien. dpa

Hoffnung aufWaffenruhe in

Syrien schwindetInternationale Empörung über

Assad-Regime und Russland

DAMASKUS Für eine schnelle Kampf-pause im syrischen Bürgerkrieggibt es nach Worten von PräsidentBaschar al-Assad keine Chance.„Jetzt sagen sie, dass sie eine Feuer-pause innerhalb von einer Wochewollen“, erklärte Assad nach Anga-ben der staatlichen Nachrichten-agentur Sana. „Gut, aber wer kannalle diese (gestellten) Bedingungenund Anforderungen in einer Wochezusammenfügen? Niemand.“ UN-Sondervermittler Staffan de Mistu-ra bemühte sich derweil, die ausge-setzten Friedensgespräche in Genfwie geplant bis Ende des Monateswieder in Gang zu bringen.

Nach Luftangriffen auf Kranken-häuser und Schulen im Norden Sy-riens wächst international die Kritikan Russland und dem syrischen Re-gime. Das türkische Außenministe-rium erklärte, die Angriffe auf zivileZiele seien „nach internationalemRecht ein klares Kriegsverbre-chen“. Kanzlerin Angela Merkel(CDU) zeigte sich erschüttert überdie jüngsten Angriffe. dpa SEITE 4

Fahrdienstleiterlöste Unglück ausBAD AIBLING Eine Woche nach demZugunglück mit elf Todesopfernführen die Ermittler die Ursache aufmenschliches Versagen beim Fahr-dienstleiter zurück. Gegen den 39-Jährigen, der zwei Züge auf einglei-siger Strecke hatte passieren lassen,sei ein Ermittlungsverfahren unteranderem wegen fahrlässiger Tötungeingeleitet worden, sagte der Leiten-de Oberstaatsanwalt Wolfgang Gie-se. Nachdem er sich zunächst aufsein Aussageverweigerungsrechtberufen hatte, äußerte er sich denErmittlern zufolge inzwischen aus-führlich. „Hätte er sich regelgemäß,also pflichtgerecht, verhalten, wärees nicht zum Zusammenstoß ge-kommen“, sagte Giese. dpa SEITE 8

Kommentar

NachvollziehbarDie Volksbank Sulmtal schließt fünfvon neun Geschäftsstellen. Damitrückt die Genossenschaftsbank einStück weit von ihrer bisherigen Phi-losophie ab, auch in der Fläche mög-lichst stark vertreten zu sein. Dasbeschert dem Institut einen Image-verlust, schwächt die Infrastrukturder Kommunen und trifft vor allemdie Menschen, die ohnehin unter ei-ner eingeschränkten Mobilität lei-den: die älteren Mitbürger. Also ge-nau jene, die sich mit digitalen Über-weisungen am Computer und EC-Karten an der Supermarktkasseschwertun. Die Volksbank Sulmtalist nun gefordert, die angekündig-ten Serviceleistungen auch tatsäch-lich anzubieten. Trotzdem ist dieEntscheidung des Geldinstitutsnachvollziehbar, folgt einer Zwangs-läufigkeit, der sich langfristig wohlauch andere Regionalbanken beu-gen müssen – im Kraichgau, wo achtFilialen geschlossen wurden, istdies schon geschehen. Das Ge-schäftsmodell dieser Banken ba-siert im Wesentlichen darauf, Zins-überschüsse zu erzielen. Also Geldder Kunden gewinnbringend anzu-legen. Angesichts der lang anhalten-den Niedrigzinsphase ist die Margeso weit geschrumpft, dass die Bank-vorstände Lupen herauskramenmüssen, um sie überhaupt noch zuerkennen. Schon 2014 hat eine Stu-die der Beratungsfirma 4P Consul-ting gezeigt, dass Kosten deutlichsinken müssen. Die Studie prognos-tizierte, dass 2018 schon 65 Prozentaller Sparkassen und Volksbankengefährdet sein werden, wenn sienicht umsteuern. Und geschlosseneFilialen verursachen eben keineKosten mehr. Das ist die – traurige –Realität.

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Die Schließung derVolksbankfilialen hatviele negative Konse-quenzen.

Von Reto Bosch

Taylor Swift räumt abDie Sängerin heimste in LosAngeles gleich drei goldeneGrammys ein. Kultur 6

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219 Denkmaleaus neunJahrhundertenArchitekturschätze in einemneuen Bildband. SEITE 26

Heute auf unserer ThemenseiteIm

Blick-punkt

Typisches Gebäude für die Vormoderne: das Rathaus in Leingarten-Schluchtern aus dem Jahr 1902.

Nächste Volksbank baut Filialen abREGION Zuerst im Kraichgau, jetzt im Sulmtal: Kostendruck zwingt zu Reaktionen

Von unserer Redaktion

N ach der Volksbank Kraich-gau greift nun auch die Volks-bank Sulmtal zu Sparmaß-

nahmen. Angesichts steigenderKosten und sinkender Einnahmenreagiert sie mit tiefgreifenden Ver-änderungen: Fünf Filialen werdenab Juli geschlossen, nur vier bleibenübrig. Auch Personal wird abge-baut, um Kosten einzusparen. Wieder gesamten Finanzwirtschaft,macht dem Unternehmen mit Sitz inObersulm die anhaltende Niedrig-zinsphase schwer zu schaffen.

Einschnitt „Das ist ein gravierenderEingriff“, ist sich der Vorstandsvor-sitzende Wolfgang Finkbeiner be-wusst, der die „schwierige Entschei-dung“ in den zehn Mitgliederver-sammlungen verkündet hat. Dabeifällt der Blick auf die Zahlen 2015 po-sitiv aus. Der Blick voraus ist jedochmit tiefen Sorgenfalten verbunden.Es sei nicht nur die Prognose für dienächsten fünf Jahre, die von einem

massiven Einbruch des Zinsüber-schusses ausgeht. Oder die aus-ufernden Regularien, die die Ban-kenbranche mehr und mehr eineng-ten. Ein dritter Grund für den Struk-turwandel im Sulm- und Eberbach-tal sei, dass die kleinen Teilzeit-Filia-len immer weniger von den Kundenaufgesucht werden. „Das war unserLuxus“, sagt Finkbeiner. Diese Sub-vention könne sich die Volksbanknicht mehr leisten. Ohnehin habesie laut dem Genossenschaftsver-

band Baden-Württemberg eines derdichtesten Zweigstellennetze bun-desweit.

Deshalb werden sieben Beschäf-tigte am Schalter und die Geldauto-maten in den Filialen in Löwenstein,Lehrensteinsfeld und in den Ober-sulmer Teilorten Sülzbach, Esche-nau und Weiler abgezogen. Für dierund 12 500 Mitglieder bleiben dievier Standorte in Willsbach, Affal-trach, Ellhofen und Eberstadt. Ohnebetriebsbedingte Kündigungen, so

betont Vorstand Torsten Scholze,soll der Personalabbau von mindes-tens einer Stelle pro Jahr vonstatten-gehen. Fluktuation und Rentenein-tritt würden genutzt.

Netz ausgedünnt Auch die Mitglie-der der Volksbank Kraichgau müs-sen seit Januar auf acht Filialen ver-zichten und sich bald an anderenStandorten mit kürzeren Öffnungs-zeiten abfinden. Für die Genossen-schaftsbanken im Hohenlohekreissind Schließungen derzeit kein The-ma. Die Sparkasse Hohenlohekreishingegen hat am 22. Januar die vierFilialen mit der geringsten Kunden-frequenz aufgelöst. An weiterenStandorten gelten seit 25. Januarverkürzte Öffnungszeiten, wie auchschon seit einiger Zeit teilweise inHeilbronn.

Die Volksbank Hohenlohe willihr Filialnetz in der Fläche erhalten,genauso die Raiffeisenbank Kocher-Jagst und die Raiffeisenbank Bretz-feld-Neuenstein. bif/rei SEITE 25Kommentar „Nachvollziehbar“

Filialen der Volksbank Sulmtal

HSt-Grafik, maps4news.com/©HERE HSt-Grafik, maps4news.com/©HERE

EschenauEschenauSülzbachSülzbachEllhofenEllhofen

GellmersbachGellmersbach

EberstadtEberstadt

WillsbachWillsbach

LehrensteinsfeldLehrensteinsfeldAffaltrachAffaltrach

WeilerWeiler

LöwensteinLöwenstein

HeilbronnHeilbronn

4 km

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Mittwoch,17. Februar 201626 REGION

Von unserem RedakteurAndreas Sommer

I mmer wieder wird Joachim J. Hennze ge-fragt: „Was gibt es denn für Nachschlage-werke über Denkmale im Stadt- und Land-

kreis Heilbronn?“ War bisher „Fehlanzeige“die Antwort, kann Hennze als Leiter der unte-ren Denkmalschutzbehörde Heilbronn ab so-fort erwidern: „Es gibt jetzt ein Nachschlage-werk, das 219 Denkmale im Stadt- und Land-kreis auflistet – von den Anfängen im 12. Jahr-hundert bis zum Jahr 1931, vom romanischenSteinhaus im Bad Wimpfener Burgviertel biszum Laubenganghaus von Ludwig Knortz inder Heilbronner Olgastraße.“

Hennze (Jahrgang 1957) selbst hat die Tex-te zu dem schmucken Band „Raum Heilbronn.Architektur aus neun Jahrhunderten. Denk-male im Stadt- und Landkreis Heilbronn“ bei-gesteuert. Die Fotos stammen von dem in Öh-ringen geborenen Lichtbildner Bernhard J.Lattner (1960). Jede der 46 Kommunen imStadt- und Landkreis ist mit mindestens ei-nem Bauwerk vertreten.

Denkmale reden nicht. Daher haben diebeiden versucht, sie zum Reden zu bringen.Das Duo hat den Band im Format 21 mal 21Zentimeter nach sechs Architekturepochengegliedert: Romanik und Frühgotik, hoheund späte Gotik, Renaissance, Barock, Klassi-zismus und Historismus, Vormoderne undNeues Bauen. Gegenübergestellt sind imBildteil immer Bauwerke mit demselben odereinem ähnlichen Entstehungsjahr. Genanntwerden Kommune und Standort, ein kurzerText beschreibt die Objekte.

Zu den einzelnen Epochen erklärt Hennzesachkundig und verständlich stilistische Ei-

genheiten und zieht herausragende Bautenhinzu. Eckdaten zu historischen Ereignissenoder aufschlussreiche Zahlen vervollständi-gen die Epochendarstellungen. So erfährtman etwa im Kapitel Klassizismus und Histo-rismus, dass Deutschland anno 1800 rund 24Millionen Einwohner hatte, London als ersteStadt der Welt mehr als eine Million Men-schen beherbergte und Heilbronn 1848 denersten Eisenbahnanschluss erhielt. Dem Le-ser stehen zwei Indizes zur Verfügung: einerzu den Standorten der Bauwerke, der anderezu Architekten, Baumeistern und Künstlern.

Vielfalt Lattner, der als Spezialist für Archi-tekturfotografie schon eine Menge Denkmal-bilder in seinem Archiv hat, war am meistenvon Eppingen überrascht: „Die Altstadt istwirklich beeindruckend.“ Überrascht ob derDenkmal-Vielfalt werden auch die meistenNutzer sein. Heilbronn, Neckarsulm, Eppin-gen und Bad Wimpfen sind wegen ihrer Grö-ße und Geschichtsträchtigkeit am häufigstenvertreten. Man stößt aber auch auf Denkmalein Cleebronn, Langenbrettach, Neudenau,Widdern, Elsenz oder Berwangen, Orte ander Peripherie jenseits der großen Verkehrs-ströme. Fazit: Ein Buch, das Lust macht, mitihm auf Reisen zu gehen. Ein Schönheitsfeh-ler: Leider fehlt eine Landkarte.

Buch und BuchpräsentationBernhard J. Lattner, Joachim J. Hennze: „RaumHeilbronn. Architektur aus neun Jahrhunderten.Denkmale im Stadt- und Landkreis Heilbronn“.Edition Lattner, 240 Seiten, 49,90 Euro. Buchprä-sentation diesen Donnerstag, 18 Uhr, Rathaus Ep-pingen. Infos und Bestellungen: www.raumheil-bronn.de und Telefon 07131 569356.

Zeugnis der Renaissance: Schloss Stocksberg in Brackenheim-Stockheim (1574). Baumeister Thomas Knoll hat auch die Schlösser in Kirchhausen und Stein am Kocher gebaut. Foto: Bernhard J. Lattner

Schau mal,Denkmal

REGION Bildband von Bernhard J. Lattner undREGION Bildband von Bernhard J. Lattner undJoachim J. Hennze mit Architektur aus neun JahrhundertenJoachim J. Hennze mit Architektur aus neun Jahrhunderten

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Backsteinbau aus der

Epoche des Klassizismus

und Historismus mit

gotischen Zitaten: Synagoge

in Affaltrach (1851).

Schnittstelle zwischen

Romanik und früher Gotik:

Pfeifferturm in Eppingen

aus dem 13. Jahrhundert.

Die spätgotische evange-lische Stadtpfarrkirche Bad Wimpfen. Das Langhaus zeigt die Bauphase zwischen 1489 und 1516.

Flachdachbau aus Beton und Backstein für 40 Familien: Laubenganghaus in der Heilbronner Olgastraße (1931).

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Repräsentativer Bau aus dem Barock: Neckarsulmer Rathaus auf dem Marktplatz aus dem Jahr 1782.

Motivation: StolzZwischen 1460 und 1931 wurde eigentlich immer gebaut

ziert Hennze, mit Unterbrechungen im Drei-ßigjährigen Krieg (1618-48) und Ersten Welt-krieg. So bietet das Buch, das bewusst mitdem Jahr 1931 endet, einen spannendenDenkmal-Mix aus Kirchen, Pfarr-, Rat- undWohnhäusern sowie Industriegebäuden. Eslistet sogar eine Brücke, Schleuse sowie Rui-ne (Helmbund, Neuenstadts Keimzelle) auf.

Die Daten haben die Autoren mit Nach-schlagewerken und Erkenntnissen des Lan-desdenkmalamts Esslingen abgeglichen undsind vor Ort gefahren. Bernhard J. Lattnerbraucht blauen Himmel für seine Fotos, diedie Denkmale prinzipiell von außen abbilden.Die Bilder lassen Rückschlüsse darauf zu, wiegut es einer Kommune beim Bau ging. Merke:Früher war Stolz eine weitaus häufigere Bau-motivation als heute. Die relative Denkmalfül-le der Region erklärt sich auch daraus, dassaußer in Heilbronn, Neckarsulm, Weinsbergund Löwenstein nur wenig Bausubstanz imZweiten Weltkrieg verloren gangen ist. „Heil-bronn sah 1944 so aus wie Aleppo heute“, sagtHennze. Im Stadtgebiet Heilbronns gibt esnun wieder 400 Denkmale. as

HISTORIE „Wir wollen aufmerksam machenauf den bemerkenswerten Bestand an Denk-malen im Stadt- und Landkreis.“ So lautet dieMotivation der beiden Buchautoren in einemSatz. In der Tat ist der Nutzer verblüfft, wenner den Architekturschatz unserer Gegend inso komprimierter Form kennenlernt.

Die Tatsache, dass der Landkreis an vierwürttembergische und vier badische Kreiseangrenzt, schlägt sich in der Architektur nie-der. „Viele Baumeister aus Karlsruhe, Heidel-berg oder Stuttgart waren hier aktiv“, erzähltder Architekturhistoriker Joachim J. Hennze.Er selbst hatte bis vor kurzem gedacht, dassHohenlohe und Schwäbisch Hall in SachenDenkmale weitaus besser aufgestellt wären.Jetzt weiß er: „Der Landkreis Heilbronn istmindestens genauso reich gesegnet.“

Waren im Mittelalter die Bauherren oftReichsritter, erteilten in der Renaissance dieObrigkeit (Fürsten, Kirche) und im BarockKirchen und Klöster vorrangig Bauaufträge.Erst im 19. Jahrhundert tritt der Bürger stär-ker als Bauherr in Erscheinung. Zwischen1460 und 1930 hat man immer gebaut, bilan-

ImBlick-punkt