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1 Das Jahr 1936 beginnt mit einer Neujahrsbotschaft Hitlers, in der er »auf eine wahrhaft gewaltige, politische, kulturelle und wirtschaftliche Arbeit des Aufbaues« zurückblickt und deklariert: »Das vor uns liegende Jahr 1936 soll und wird ein weiteres Jahr nationalsozialistischer Entschlossenheit sein«, Deutschland »ein Bollwerk der nationalen europäischen Disziplin und Kultur gegen den bolschewistischen Menschenfeind.« Farbige, Sinti und Roma werden zum Jahresbeginn dezitiert in das Blutschutzgesetz einbezogen. Die polizeiliche Überwachung der Juden wird auch auf "Mischlinge ersten Grades" ausgedehnt. Mussolini erweist sich für die deutsche Unterstützung zum Abessinienkrieg dankbar, er lässt wissen, nun keine Einwände mehr gegen eine Abhängigkeit Österreichs von Deutschland zu haben. Mitte Jänner wird den Richtern ihre "Unabhängigkeit" neu interpretiert. Bekanntlich waren ja auch vor 1933 die deutschen Richter nicht gerade Linksextremisten, aber jetzt ist die nationalsozialistische Weltanschauung Grund- lage der Auslegung aller Rechtsquellen, Gesetze, die vor dem 30.1.1933 erlassen wurden, sind nicht anzuwenden, wenn sie dem "gesunden Volksempfinden" widersprechen, eine "Führerentscheidung" entzieht sich der richterli- chen Beurteilung, es darf also nicht geprüft werden, ob sie nicht geltendem Recht widerspricht. Am 17.Jänner macht Propagandachef Goebbels seine berüchtigte Äußerung, dass man zwar auch einmal ohne Butter, aber nie ohne Kanonen leben könne. Für den Einbau von Luftschutzräumen übernimmt der Staat die Hälfte der Kosten. Zum Jahrestag der "Machtergreifung" veröffentlichen die Sozialdemokraten das Manifest Für Deutschland - ge- gen Hitler!. Ende Jänner gibt es 2,5 Millionen Arbeitslose, um 453.000 weniger als im Vorjahr, um 3,5 Millionen weniger als 1933. Am 2.2. gründen in Paris SPD, KPD, SAP, Revolutionäre Sozialisten und der Internationale Sozialistische Kampfbund ein Komitee zur Vorbereitung der deutschen Volksfront mit Heinrich Mann als Vorsitzenden, Rudolf Breitscheid (SPD), Willi Münzenberg (KPD), Georg Bernhard (früher Deutsche Demokratische Partei). Hitlers "Mein Kampf" wird in einer speziellen Ausgabe für Ehepaare aufgelegt und bei der standesamtlichen Trauung überreicht. Ein Reichsausschuss zum Schutze des deutschen Blutes soll hinkünftig Heiratsanträge von Mischlingen bearbeiten. Die olympischen Winterspiele finden vom 6.-16.2. in Garmisch-Partenkirchen statt und dienen (wie die fol- genden Sommerspiele in Berlin) auch der internationalen Darstellung nationalsozialistischer Errungenschaften. 16.2.: Bei den spanischen Parlamentswahlen siegt die republikanische Volksfront.

Nach der Ermordung des Schweizer NSDAP-Leiters Gustloff am ... · 2 Nach der Ermordung des Schweizer NSDAP-Leiters Gustloff am 4. Februar wird zur Vermeidung nazistischer Provokationen

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    Das Jahr 1936 beginnt mit einer Neujahrsbotschaft Hitler s, in der er »auf eine wahrhaft gewaltige, politische, kulturelle und wirtschaftliche Arbeit des Aufbaues« zurückblickt und deklariert: »Das vor uns liegende Jahr 1936 soll und wird ein weiteres Jahr nationalsozialistischer Entschlossenheit sein«, Deutschland »ein Bollwerk der nationalen europäischen Disziplin und Kultur gegen den bolschewistischen Menschenfeind.«

    Farbige, Sinti und Roma werden zum Jahresbeginn dezitiert in das Blutschutzgesetz einbezogen. Die polizeiliche Überwachung der Juden wird auch auf "Mischlinge ersten Grades" ausgedehnt.

    Mussolini erweist sich für die deutsche Unterstützung zum Abessinienkrieg dankbar, er lässt wissen, nun keine Einwände mehr gegen eine Abhängigkeit Österreichs von Deutschland zu haben.

    Mitte Jänner wird den Richtern ihre "Unabhängigkeit" neu interpretiert. Bekanntlich waren ja auch vor 1933 die deutschen Richter nicht gerade Linksextremisten, aber jetzt ist die nationalsozialistische Weltanschauung Grund-lage der Auslegung aller Rechtsquellen, Gesetze, die vor dem 30.1.1933 erlassen wurden, sind nicht anzuwenden, wenn sie dem "gesunden Volksempfinden" widersprechen, eine "Führerentscheidung" entzieht sich der richterli-chen Beurteilung, es darf also nicht geprüft werden, ob sie nicht geltendem Recht widerspricht.

    Am 17.Jänner macht Propagandachef Goebbels seine berüchtigte Äußerung, dass man zwar auch einmal ohne Butter, aber nie ohne Kanonen leben könne.

    Für den Einbau von Luftschutzräumen übernimmt der Staat die Hälfte der Kosten.

    Zum Jahrestag der "Machtergreifung" veröffentlichen die Sozialdemokraten das Manifest Für Deutschland - ge-gen Hitler!.

    Ende Jänner gibt es 2,5 Millionen Arbeitslose, um 453.000 weniger als im Vorjahr, um 3,5 Millionen weniger als 1933.

    Am 2.2. gründen in Paris SPD, KPD, SAP, Revolutionäre Sozialisten und der Internationale Sozialistische Kampfbund ein Komitee zur Vorbereitung der deutschen Volksfront mit Heinrich Mann als Vorsitzenden, Rudolf Breitscheid (SPD), Willi Münzenberg (KPD), Georg Bernhard (früher Deutsche Demokratische Partei).

    Hitlers "Mein Kampf" wird in einer speziellen Ausgabe für Ehepaare aufgelegt und bei der standesamtlichen Trauung überreicht.

    Ein Reichsausschuss zum Schutze des deutschen Blutes soll hinkünftig Heiratsanträge von Mischlingen bearbeiten.

    Die olympischen Winterspiele finden vom 6.-16.2. in Garmisch-Partenkirchen statt und dienen (wie die fol-genden Sommerspiele in Berlin) auch der internationalen Darstellung nationalsozialistischer Errungenschaften.

    16.2.: Bei den spanischen Parlamentswahlen siegt die republikanische Volksfront.

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    Nach der Ermordung des Schweizer NSDAP-Leiters Gustloff am 4. Februar wird zur Vermeidung nazistischer Provokationen am 18.2. die Tätigkeit der Schweizer Nationalsozialisten verboten, die Schweizer Nazis hatten u.a. auch die Vereinigung aller Deutschen (auch der Schweizer) im Deutschen Reich gefordert. Die deutsche Pro-paganda spricht von einem jüdischen Komplott, der Täter, ein aus Jugoslawien stammender Jude, wird später zu 18 Jahren Haft verurteilt.

    Am 21.2. erklärt Hitler in einem Interview mit der französischen Zeitung Paris Midi, es gäbe keine Erbfeindschaft mit Frankreich, aber eine bolschewistische Gefahr.

    Zur Heranbildung einer "Führerelite" werden in Vogelsang, Crössinsee und Sonthofen "Ordensburgen" der NSDAP gegründet.

    Am 4. März wird in München die erste Ausstellung Entartete Kunst eröffnet, lt. Ankündigung eine "Ausstellung von Kulturdokumenten des Bolschewismus und jüdischer Zersetzungsarbeit".

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    die Kunst im Dritten Reich war eine ordentlich geartete Kunst!

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    Hitlers eigene Kunstwerke aus der Zeit vor 1914 waren von ähnlichem Kaliber

    Gerade noch hatte sich Hitler als Friedenspolitiker deklariert. Am 7. März marschieren Einheiten der Wehrmacht ins entmilitarisierte Rheinland ein. »Im Interesse des primitiven Rechtes eines Volkes auf Sicherung seiner Gren-zen und zur Wahrung seiner Verteidigung hat (..) die Deutsche Reichsregierung (..) die volle und uneingeschränk-te Souveränität des Reiches in der entmilitarisierten Zone des Rheinlandes wieder hergestellt.« Gleichzeitig wird ein Nichtangriffspakt für die nächsten 25 Jahre mit Frankreich und Belgien vorgeschlagen. Der Reichstag wird aufgelöst, um »dem deutschen Volk die Gelegenheit zu geben, der mit dem heutigen Tag abgeschlossenen Politik der Wiederherstellung der nationalen Ehre und Souveränität des Reiches, verbunden mit dem aufrichtigen Bestreben nach einer wahren Völkerversöhnung und Verständigung (...), seine feierliche Zustimmung geben zu können«.

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    wenn man wieder eine richtige Wehrmacht hat, dann wird sie auch in Marsch gesetzt

    Straßendekoration an NS-Feiertagen

    Nach Verhandlungen in London wird der Einmarsch im Rheinland als Verletzung des Versailler und des Locarno-Vertrages bezeichnet. Jedoch bleiben alle Maßnahmen dagegen aus. In einem Völkerbundbeschluss ist lediglich von einer »Gefahr für die europäische Sicherheit« und der »Bedrohung des Friedens« die Rede. Zu diesem Zeit-punkt hätte die deutsche Wehrmacht keinerlei Chance gegen eine ausländische Intervention gehabt. So aber wurde Hitler praktisch ermuntert, seine expansive Politik erst richtig in Gang zu bringen.

    Noch gibt er sich aber friedenstäuberisch: »Wenn wir heute in einen Krieg gestoßen würden, dann kostete jede 30-Zentimeter-Granate 3000 Reichsmark, wenn ich aber noch 1000 RM dazulege, dann habe ich ein Arbeiterwohn-haus. Und wenn ich eine Million solcher Granaten auf einen Haufen lege, dann ist dies noch lange kein Monu-ment. Wenn ich aber eine Million solcher Häuser habe, in denen so viele deutsche Arbeiter wohnen können, dann setze ich mir ein Denkmal.« Das Denkmal sah dann 1945 etwas anders aus. Aber der Vergleich mit den Arbeiter-wohnhäusern bleibt verwendbar: Die materiellen Kriegskosten und Kriegsschäden erreichten bis Kriegsende eine Höhe, dass man für den Gegenwert jeder europäischen Familie ein Einfamilienhaus errichten hätte können ...

  • 5

    der Siedlungsbau in der NS-Zeit war manchenorts spektakulär, aber es wurde weitaus mehr in Bomben und Gra-naten investiert

    Am 27. März sagt Hitler in einer Reichstagswahlrede: »Urteile du über mich! Leg du ein Bekenntnis ab, ob du meine Arbeit für richtig hältst, ob du glaubst, dass ich fleißig gearbeitet, dass ich mich in diesen Jahren für dich eingesetzt, dass ich meine Zeit anständig verwendet habe im Dienste des Volkes.«

    NS-Plakat voller Pathos nach der Rheinlandbesetzung - die NSDAP veröffentlicht seit Mitte März 1936 für die Parteischaukästen eine "parteiamtliche Wandzeitung der NSDAP"

    Wahlplakat: vor 1933 sterbendes Volk - nach 1933 wachsendes junges Volk

    Die Wahlen am 29.3.1936 bringen das zu erwartende Resultat. Die einzige kandidierende Liste erhält von den 44.955.000 abgegebenen Stimmen 44.412.000, das sind 98,8%.

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    Am 30. April gibt es 1,763.074 Arbeitslose. Das Motto des 1. Mai lautet: Freut Euch des Lebens!

    Am 9.5. verkündet das faschistische Italien die Eingliederung Äthiopiens, der italienische König Emanuel III. wird auch "Kaiser von Abessinien", Mussolini verkündet die Wiedererrichtung des Imperium Romanum.

    Mussolini gab gerne den grimmigen Kämpfer, aber es gelang ihm im Gegensatz zu Hitler nie, seine Landsleute für seine Träume vom Weltreich zu mobilisieren, auch wenn er hier wie eine böse Bulldogge dreinschaut: er blieb letztlich ein Pinscher

    der in den USA aus Gründen der Konsumwerbung erfundene Muttertag findet Nachahmer in Deutschland: der Führer braucht Soldaten

    Am 24. Mai wird in Paris ein "Aufruf zum Handeln und Vereinigen" veröffentlicht, unterschrieben u.a. von Ul-bricht, Dahlem, Münzenberg, Beimler, Breitscheid, Braun, Fabian, Willy Brandt, Heinrich Mann, Feuchtwanger, Toller und Kantorowicz.

    Eine - wohl auch damals durch reale Ereignisse begründbare - Pressekampagne über Sittlichkeitsdelikte katholi-scher Geistlicher führt zu vermehrten Kirchenaustritten.

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    Am 27. Mai wird nach internationalen Appellen Carl von Ossietzky aus dem KZ entlassen und in ein Kranken-haus eingeliefert.

    Manchmal musste der Nationalsozialismus eine seiner ureigensten Aufgaben, die Niederhaltung der Arbeiterbe-wegung, durch konkretes Eingreifen der NS-Staatsgewalt vor Ort erfüllen, besonders auch gegen NSDAP-Mit-glieder, die in der NSDAP eine Arbeiterpartei vermutet haben könnten:

    Aus einem Bericht des Gauleiters von Hessen: Im Juni 1936 haben in der Karosserieabteilung der Opelwerke in Rüsselsheim 262 Mann die Arbeit niedergelegt. Unter diesen Streikenden befinden sich ca. 70 Angehörige der Partei und der nationalsozialistischen Gliederungen sowie der angeschlossenen Verbände.

    Zum selben Zeitpunkt sind in ganz Deutschland verschiedene gleichartige Streiks vorgekommen, die augenschein-lich einer marxistischen Parole zufolge, die von Prag ausgegeben wurde, organisiert wurden.

    Die Rädelsführer befinden sich im Konzentrationslager. Aber auch allen anderen Beteiligten muss mit Entschie-denheit und Härte vor Augen gefühlt werden, dass im nationalsozialistischen Deutschland ein Streik unmöglich ist. Das Verhalten der Parteigenossen ist naturgemäß noch schwerer zu bestrafen.

    Bemerkenswert dazu: Die Firma Opel befand sich schon seit 1928 mehrheitlich im US-Besitz (General Motors), die NS-Staatsgewalt unterstützte also, um es im NS-Jargon auszudrücken, ausländische Plutokraten gegen deut-sche Arbeiter. Aber solche Unterschiede zwischen Wort und Tat soll es ja damals durchaus öfter gegeben haben ...

    Am 17. Juni wird die gesamte Polizei dem Reichsführer SS, Heinrich Himmler , unterstellt, am 26. Juni wird Reinhard Heydrich Chef der Sicherheitspolizei.

    Heinrich Himmler, Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei - volksmündlich wird der "Reichsführer" auch zum "Reichsheini" - der esoterisch geplagte Heinrich Himmler sah sich als Reinkarnation von König Hein-rich I. (876-936) - am 2. Juli 1936 legte er zu dessen 1.000. Todestag am Grab im Quedlinburger Dom einen Kranz nieder

    heute frönen in Österreich die Freiheitlichen einer mit Mythen umrankten Sonnenwende - anno nazimal war der Sommerbeginn eines des großen NS-Volksgemeinschaftsfeste

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    Anfang Juli findet anlässlich des 10-Jahre-Jubiläums des Reichsparteitages 1926 in Weimar eine Feier statt. Heß sagt, "Deutschland wird leben, weil das Schicksal ihm Adolf Hitler gab." Und dieser selbst meint, "Der Glaube der wenigen von damals ist heute der Glaube des ganzen deutschen Volkes geworden." Ein bisschen hat er dabei sicherlich übertrieben, der Führer, aber bestimmt ist es den Nazis gelungen, tatsächlich einen sehr hohen Prozent-satz der Deutschen für den Nationalsozialismus zu gewinnen.

    Nicht die Peitsche, sondern das Zuckerbrot war wirksam: Die dumme und kurzsichtige Vergeltungspolitik der Siegermächte des Weltkrieges und die Weltwirtschaftskrise haben es den Nazis ermöglicht, vor breiten Schichten des Volkes als Befreier aus der Not aufzutreten und durch die massive Aufwertung der Stellung Deutschlands das Selbstwertgefühl der Volksgenossen zu heben. Als Deutscher durfte man sich eines Auserwähltenstatus erfreuen. In vielen Stammesgemeinschaften einfacher Kulturen war es üblich, die eigene Gemeinschaft mit der Bezeich-nung Menschen zu belegen. Angehörigen anderer Gruppierungen wurde diese Bezeichnung nicht zugestanden. Der Nationalsozialismus griff sehr erfolgreich auf diesen urtümlichen Ethnozentrismus zurück.

    Jüdische Weltverschwörung1: eines der Lieblingsthemen der Nazi-Propganda, hier ein Titelblatt des "Stürmers", der antisemitischen Wochenzeitung des Gauleiters von Franken, Julius Streicher

    Am 8.Juli erklärt der Internationale Gewerkschaftsbund auf seinem Londoner Kongress Deutschland und Italien zu einer ständigen Bedrohung des Friedens.

    Das Renommierprojekt des Dritten Reiches macht Fortschritte: 304 km Autobahn sind fertig, 1882 km im Bau.

    Nach Verhandlungen mit Österreich wird eine Normalisierung der Beziehungen verkündet. Deutschland aner-kennt die volle Souveränität Österreichs und will sich nicht mehr in die inneren Angelegenheiten einmischen. Ös-terreich verpflichtet sich, "die Politik im allgemeinen und insbesondere gegenüber dem Reich stets auf jener grundsätzlichen Linie zu halten, die der Tatsache, dass Österreich sich als deutscher Staat bekennt, entspricht."

    1 Siehe http://www.antifa-info.at/archiv/Protokolle_der_Weisen_von_Zion.pdf

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    Das Abkommen vom 11.7.1936 bringt die Abschaffung der Tausend-Mark-Sperre (einer 1933 eingeführten Aus-reisesteuer für die deutschen Österreich-Touristen, die den Fremdenverkehr aus Deutschland zum Erliegen ge-bracht hatte), der österreichische klerikalfaschistische Diktator Schuschnigg verpflichtet sich, zwei nationale Mi-nister in sein Kabinett aufzunehmen. Edmund Glaise-Horstenau wird Minister ohne Geschäftsbereich, Guido Schmidt Staatssekretär für Äußeres.

    Ein Militärputsch der Rechten, der am 17. Juli in Spanisch-Marokko beginnt, weitet sich zum Spanischen Bürgerkrieg aus (1936-39). Am 22.7. vereinbart Hitlerdeutschland mit dem Putschistenführer General Franco Hilfeleistungen im Bürgerkrieg. Das Scheitern des Aufstandes der militärisch unterlegenen Faschisten wird im Juli/August nur durch ausländische Waffenhilfe verhindert, Deutschland stellt Luftwaffeneinheiten, Luftabwehr und Panzerabteilungen, 6.000 Mann der "Legion Condor" unterstützen die Putschisten, Italien entsendet 47.000 Mann. Francisco Franco lässt sich zum Generalissimus und Chef der antirepublikanischen nationalspanischen Gegenregierung der spanischen Faschisten ("Falange Espanola") ausrufen. Während sich das Deutsche Reich, Italien und Portugal auf die Seite Francos stellen, finden sich bis auf die Sowjetunion keine Staaten bereit, die gewählte spanische Regierung zu unterstützen. Da sie befürchten, in Konflikt mit Hitler und Mussolini zu geraten, treten besonders die Briten konsequent für eine Neutralitätspo-litik ein.

    Francisco Franco Bahamonde, 1892-1975, klerikalfaschistischer Diktator und Massenmörder, der sein Mäntelein rechtzeitig nach dem Wind drehte, nicht auf Hitlers Seite in den Krieg eintrat, die äußerst kriegswichtige britische Befestigung am Felsen von Gibraltar dem deutschen Zugriff entzog und dadurch den Krieg im Mittelmeerraum indirekt zu Gunsten der Alliierten unterstützte, sein Faschistenregime blieb bis zu seinem Tode unangetastet.

    gedeckt von einem Panzer der deutschen "Legion Condor" rücken die Falangisten vor

    Ende Juli ist die Zahl der Arbeitslosen auf rund 1,7 Millionen gesunken.

    Am 2. August beginnen in Berlin die Olympischen Sommerspiele, die Hitlerdeutschland für entsprechende Pro-paganda im Ausland verwendet, sogar der Antisemitismus wurde für Olympia zeitweise auf Sparflamme gedreht.

  • 10

    der Großteil der einziehenden Mannschaften grüßt Hitler auf der Tribüne mit dem "Deutschen Gruß" - wie hier die Franzosen

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    wie der Völkische Beobachter stolz berichten kann: es gab 33x olympisches Gold für das Deutsche Reich

  • 12

    Bisher haben 93.000 Juden Deutschland verlassen. 31.000 nach Palästina, je 22.000 in die europäischen Nachbar-staaten und nach Übersee, 10.000 in die USA..

    Am 24. August wird die militärische Dienstpflichtdauer auf zwei Jahre erhöht.

    fröhliche Kameradschaft in der Kaserne, Wehrpflichtige am mit Blumen sichtbehindernd geschmückten Tisch beim Kartenspielen mit Kiebitz und Hintergrundmusik - auch hier versuchte man propagandistisch das Bild einer

    glücklichen Volksgemeinschaft zu zeichnen

    auch Zivilisten durften im Gleichschritt schreiten

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    Der amerikanische Pfarrer Buchmann von der Moralischen Aufrüstung äußert: "Ich danke dem Himmel für einen Mann wie Adolf Hitler, der eine Verteidigungslinie gegen die Antichristen des Kommunismus aufgebaut hat."

    Als ersten Schritt zum späteren Bündnis zwischen Deutschland und Italien gibt es eine Vereinbarung, gemeinsam Franco mit Kriegsmaterialien inklusive entsprechendem Personal zu unterstützen.

    3. September: In Brüssel findet eine internationale Friedenskonferenz statt, an der 37 Staaten teilnehmen, die Konferenz wird von Deutschland und Italien boykottiert.

    Friedenskonferenz, leider ein vergebliches Bemühen

    Im September findet wieder ein Reichsparteitag in Nürnberg statt, der Parteitag der Ehre. Mit über 3.000 Son-derzügen werden entsprechende Parteiformationen herbeitransportiert, so marschieren 120.000 politische Leiter, 75.000 SA-Angehörige und 20.000 SSler vor ihrem Führer auf. Am 14. 9. werden der Wehrmacht die neuen Kriegsflaggen überreicht.

    die Kulisse ist immer gleich ...

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    ... man steht stundenlang für Deutschland stramm

    Am 22. 10. wird ein Geheimabkommen zwischen Deutschland und Italien über das gemeinsame Vorgehen in Eu-ropa abgeschlossen.

    die Achse Berlin-Rom

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    Für die Arbeiter betonten die Nazis immer, die NSDAP sei eine nationalSOZIALISTISCHE ARBEITER partei. Was sie wirklich war, zeigt sich z.B. an der Gewinnentwicklung des Krupp-Konzerns. Der Profit lag 1933/34 bei 6,7 Millionen Reichsmark, 1935/36 bei 14,4 Millionen, das war ein Plus von 115%. Im Geschäftsjahr 1938/39 wird der Gewinn 21,1 Millionen RM erreichen.

    Der kriegswirtschaftliche Vierjahresplan. Am 4. September legte Göring in einer Ministerialsitzung eine ge-heime Denkschrift Hitlers vor, die die Aufgabe stellte, die deutsche Armee "in vier Jahren einsatzfähig" und die deutsche Wirtschaft "in vier Jahren kriegsfähig" zu machen. Zu dieser Zeit waren besonders bei hochqualifizier-ten Arbeitskräften und auch bei Rohstoffen Mangelerscheinungen bemerkbar. Die Betriebe warben sich gegensei-tig Arbeitskräfte ab, der Export konnte die für den Rohstoffimport notwendigen Devisen nicht decken. Hitler for-derte daher, die Erzeugung synthetischen Brennstoffs und Gummis, sowie die deutsche Erzförderung auf das äu-ßerste zu erhöhen. Göring wurde zum "Generalbevollmächtigten des Vierjahresplans" ernannt. Dem folgte die Ernennung einer Reihe von "Generalbevollmächtigten" für einzelne Wirtschaftszweige, wie die Eisen- und Stahl-produktion, Chemieindustrie, das Bauwesen und die Kraftwagenerzeugung. Die Rohstoffzuteilungen wurden durch entsprechende Überwachungsstellen rationiert, knappe Importrohstoffe für die zivile Produktion fast völlig gesperrt, reichsweit wurden Alteisen- und Schrottsammlungen durchgeführt, die Landwirtschaft erhielt Förderun-gen für die Mechanisierung, billige Düngemittel, Arbeitskräfte aus dem Reichsarbeitsdienst, für die Produktion von Fallschirmseide wurde massiv die Zucht von Seidenraupen forciert. Wo möglich wurden Ersatzmittel einge-setzt (synthetischer Gummi, Kunstfaser). Bei als kriegswichtig eingestuften Produkten gab es im Rahmen des Vierjahresplans von 1936 bis 1939 folgende Steigerungen:

    in 1000 Tonnen 1936 1939 % plus

    Eisenerz 2259 3928 74%

    Aluminium 95 194 104%

    Synthet. Gummi 1 22 2100%

    Kunstfasern 43 192 347%

    Benzin 1214 1633 35%

    Flugbenzin 43 302 602%

    Die Produktion für den Privatkonsum erreichte erst 1936 wieder den Stand von 1928 und stieg bis Kriegsbeginn noch leicht an. Unmut erzeugten Ersatzprodukte wie die minderwertigen Kunstfasern im Textilbereich und Ver-sorgungsmängel bei Butter und Fett. Nach den ersten Siegen im "Blitzkrieg" konnten beträchtliche Rohstoffmittel aus den besiegten Staaten (besonders Metalle aus Polen und Frankreich) der deutschen Rüstungsindustrie zuge-führt werden, was eine weitere enorme Ausweitung der Rüstungsproduktion in den späteren Kriegsjahren ermög-lichte, ohne die Konsumgüterproduktion zu sehr einschränken zu müssen. Die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und Zivilgütern blieb während des gesamten Krieges wesentlich besser als im Ersten Weltkrieg.

    zwar hatte man im Deutschland des Adolf Hitler schon 1933 die deutsche Literatur in Schutt und Asche gelegt, aber zur Woche des deutschen Buches macht die NSDAP Werbung für das "Buch des Führers", das leider keiner gelesen haben wird - denn sonst hätte man 1945 zugeben müssen, gewusst zu haben, wessen Komplize man gewe-sen war

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    Im November wird die deutsche Legion Condor in Sevilla zum Bürgerkriegseinsatz für die spanischen Faschisten bereitgestellt. Besonders die deutschen Luftwaffeneinheiten helfen den faschistischen Putschisten enorm.

    Einführung der amtlichen Bezeichnung "gottgläubig" für konfessionslose Nazis. Damit will man vermeiden, dass aus den Kirchen ausgetretene Nazis als "gottlos" gelten, aber doch eine deutliche Abtrennung vom Christentum manifestieren. Hitler bleibt katholisch, er wird nicht "gottgläubig", das soll alles erst nach dem "Endsieg" in die Wege geleitet werden. Echte Ungläubige (Agnostiker, Atheisten) heißen amtlich nunmehr "glaubenslos".

    Am 25. November findet in Berlin die Unterzeichnung des Antikomintern-Pakt zwischen Deutschland und Japan statt (Komintern = Kommunistische Internationale). In einem geheimen Zusatzabkommen sichern sich beide Sei-ten wohlwollende Neutralität für den Fall zu, dass einer der Vertragspartner in einen Krieg mit der Sowjetunion verwickelt wird. Außerdem verpflichten sich beide Staaten, fünf Jahre lang keine Verträge mit der UdSSR zu schließen, die mit dem Geiste dieses Abkommens nicht übereinstimmen.

    Ab 1. Dezember ist die Hitler-Jugend die einzige zugelassene Jugendorganisation.

    aus der NS-Spielzeugkiste: Ein HJ-Lager aus Spielzeugfiguren, auch Hitler gab es aus Plastilin

    Am 24. Dezember wird von Sozialdemokraten und Kommunisten im Untergrund ein Zehn-Punkte-Programm der Deutschen Volksfront verfasst.

    1936 waren von 19,184.000 unselbständig Erwerbstätigen 17,592.000 beschäftigt, das Prokopfjahreseinkommen betrug 978 RM. Mit fast 8 Millionen Teilnehmern ist Deutschland europäische Spitze in der Ausstattung mit Rundfunkgeräten.

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    Auch 1936 gab es weitere Verfolgungen und Verurteilungen von tatsächlichen oder vermeintlichen politischen Gegnern. Die Inhaftierungen in den KZs bleiben trotz einer Amnestie im April für viele aufrecht. Noch gibt es keine Vernichtungslager, noch sind die KZs "nur" brutale Stätten des Gesinnungsterrors, der Unterdrückung, der Zwangsarbeit.

    mit militärisch-bürokratischem Eifer werden die KZ-Häftlinge "gekennzeichnet"

    Ende 1936