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633 XVIII. NuchtragZiche Bemerkungen iiber die wahre Zusammensetzung des HumboZdtits; von C. Rarnmelsberg. l[m XXXXVI. Bande (S. 283) dieser Annaleo babe ich eiuige Versuche beschrieben, wonach der Humboldtit (Oxalit, Eiseuresin) von KoIoseruk bei Bilin in, Bah- men nicht, wie M a r i a n o d e R i v e r o friiher ange- geben hatte, ein wasserfreies Salz ist, sondern der For- me1 2Feg+3# gemafs, aus 41,40 Eisenoxydul, 42,69 Oxalsaure und 15,91 Wasser besteht. In der That fand ich bei der Zersetzung des Minerals mittelst Ammoniak 41,13 Eisenoxydul, und durcb Fsllung der Same mittelst Chlorcalcium 424 Proc. Oxals3ure. Indessen gestattete die grofse Seltenheit dieser Substanz uicht, mehr als 89,5 Milligrammen davon .zu den1 bcscbriebenen Versuclie an- zuwenden, daher auch weder das Wasser noch der Oxy- dationsgrad des Eisens unmittelbar bestimmt werden konn- ten. Gleichwohl trug ich kein Bedenken, diese Verbin- dung fiir ein cinfaches Oxydulsalz nach der angefiibrten Formel zu halten, da theils das Ansehen des durch Am- moniak ausgeschiedenen Eisenoxyduls , welches , wie ge- wthlich, eine griine Farbe besafs, theils die grofse Aehh- lichkeit des Humboldtits mit dem kiinstlich dargestellten Salze, welches sich bci dieser Zersetzung ganz eben so verhielt, und fiberhaupt nur einen urn j grbfseren Was- sergehalt besitzt, dafur zu sprechen schienen. Vor Kunem hat Berzelius zu zeigeu gesucht I), dab der Humboldtit kein blokes Eisenoxydulsalz seyn kame, sondern entweder ein basisches oxalsaures Eisen- oxyd, Fe C2+9k, oder ein Doppelsalz, Fe c+ke z2 +3k sey. ... ... 1) Jafiresberieht, XX, S. 241.

Nachträgliche Bemerkungen über die wahre Zusammensetzung des Humboldtits

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Page 1: Nachträgliche Bemerkungen über die wahre Zusammensetzung des Humboldtits

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XVIII. NuchtragZiche Bemerkungen iiber die wahre Zusammensetzung des HumboZdtits;

von C. Rarnmelsberg.

l[m XXXXVI. Bande (S. 283) dieser Annaleo babe ich eiuige Versuche beschrieben, wonach der Humboldtit (Oxalit, Eiseuresin) von KoIoseruk bei Bilin in, Bah- men nicht, wie M a r i a n o d e R i v e r o friiher ange- geben hatte, ein wasserfreies Salz ist, sondern der For- me1 2Feg+3# gemafs, aus 41,40 Eisenoxydul, 42,69 Oxalsaure und 15,91 Wasser besteht. In der That fand ich bei der Zersetzung des Minerals mittelst Ammoniak 41,13 Eisenoxydul, und durcb Fsllung der Same mittelst Chlorcalcium 424 Proc. Oxals3ure. Indessen gestattete die grofse Seltenheit dieser Substanz uicht, mehr als 89,5 Milligrammen davon .zu den1 bcscbriebenen Versuclie an- zuwenden, daher auch weder das Wasser noch der Oxy- dationsgrad des Eisens unmittelbar bestimmt werden konn- ten. Gleichwohl trug ich kein Bedenken, diese Verbin- dung fiir ein cinfaches Oxydulsalz nach der angefiibrten Formel zu halten, da theils das Ansehen des durch Am- moniak ausgeschiedenen Eisenoxyduls , welches , wie ge- wth l ich , eine griine Farbe besafs, theils die grofse Aehh- lichkeit des Humboldtits mit dem kiinstlich dargestellten Salze, welches sich bci dieser Zersetzung ganz eben so verhielt, und fiberhaupt nur einen urn j grbfseren Was- sergehalt besitzt, dafur zu sprechen schienen.

Vor Kunem hat B e r z e l i u s zu zeigeu gesucht I), dab der Humboldtit kein blokes Eisenoxydulsalz seyn kame, sondern entweder ein basisches oxalsaures Eisen- oxyd, Fe C 2 + 9 k , oder ein Doppelsalz, Fe c+ke z2 +3k sey.

... ...

1) Jafiresberieht, XX, S. 241.

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634 Er fiihrt zu Gunsten dieser Ansicht an, dafs ein Ei-

senoxydulsalz, Jahrtausende hiudurch mit der Feuchtig- keit der Erdrinde in Beriihrung, sich nothwendig, wenig- stens theilweise, in Oxydsalz umwandeln miisse, und fer- ner, dafs das Resultat der Analyse von FeC2 +2# leicht durch 2Fe k+3a ausgedriickt seyn konnte, in sofern beide Verbindungen sich nur darin unterscheiden, dafs die zweite 1 At. Wasser an der Stelle von 1 At. Sauer- stoff in der ersten enthalt, die game Differenz mithin in 2 At. Wasserstoff beruht , deren Gewicht allerdings kei- nen grofsen Unterschied hervorbringen kann. In der That enthllt :

. Eisenoxydul 41,40=46,11 Eisenoxyd 46,39

Wasser ' 15,91 10,67

... ...

22;'e c+3e iti;k *+2€i.

Oxalsaure 42,69 42,94

100. ' 100. Es bedarf indessen wohl keines weiteren Versuchs,

um zu entscheiden, ob der Humboldtit diese Verbindung Fe zz sey. Sein Verhalten zu den Alkalien, wobei ein griines, an der Luft braun werdendes Hydrat abgescbie- den wird, zeigt deutlich, dafs er das Eisen, wenn auch nicht ausschliefslich als Oxydul, doch zum grofsen Theil in dieser Form enthalten miisse. Aufserdem ist der Him- boldtit ohne Zweifel eine sehr neue Bildung in den Braun- kohlen der Tertilrformation des nbrdlichen Bohmens, und endlich wissen wir aus alteren Versuchen von D 8 b e r e i- n e r I), daL oxalsaures Eisenoxyd sich am Lichte voll- stlodig in das Oxydulsalz verwandelt, welches schon we- gen seiner Unlaslichkeit vie1 bestandiger ist, gleichwie das kohlensaure Eisenoxydul, welches gewifs alterer Ent- atebung als der Humboldtit ist, nicht selten ganz frei von Oryd angetroffen wird.

1) Schwcigg. J. Bd. LXiI S. 90.

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Dagegen konnte es wohl seyn, dafs der Humboldtit neben Eisenoxydul auch Oxyd enthielte, und ihm die Formel FeG+FeC2+3A zukame, wie es B e r z e l i u s vermuthet. Berechnet man hiernach die Zusamrnensetzung, so miifste sie seyn:

Eisenosydul 14110 1 Eisenoxyd 47,12 Eisenoxyd 31,43 Oxalslure 43,64 Wasser 10,84

I.. ...

100. Die Quantitften von Eisenoxyd und Oxalslure, welche man hiernach erhalten mufs, kommen in der That den wirklich erbaltenen (45,81 Proc. Eisenoxyd, 43,4 Proc. Oxalsfure) ziemlich nahe.

Durch die Gefalligkeit des Hrn. Dr. R e u f e in Bi- lin erhielt ich vor Kurzem eine kleine Quantitat Hum- boldtit, die zur PrUfung auf einen Gehalt an Eisenoxyd benutzt werden konnte.

Das gepulverte Mineral wurde, beim Ausschlufs der Luft , in Chlorwasserstoffslure aufgelbst. Von Kalium- eisencyaniir wurde diese AufIbsung mit hellblauer Farbe niedergeschlagen. Ein anderer Theil wurde mit frisch bereitetem klarem Schwefelwasserstoffwasser im Ueber- schufs vermiscbt und bingestelk. Es entstand durchaus kehe Triibung. Diese Probe balte ich fUr entscheidend; sie beweist die Abwesenheit von Eisenoxyd im Hum- boldtit.

Ferner wurden 1,778 Grm. Humboldtit in Chlorwas- serstoffslure aufgelost, und unter den geharigen Vorsichts- matregeln mit Silberpulver einige Stunden fast bei 1000 digerirt. Das Silber hatte am Gewicht um 0,024' zuge nommen, was einen Gehalt von 0,053 oder von 2,98 Proc. Eisenoxyd anzeigen 'wtirde, der vielleicht theilweise erst im Verlaufe der Operation sicb gebildet bat. Bei dieser' Gelegenbeit wurden nach der Orydation u. 8. w.

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durch Ammoniak 0,797 Eisenoxyd, =44,82 Proc. er- ha1 t en.

In einem anderen Versuche lieferten l,dG3 Grm. durch Auflilsen in Kilnigswasser und Fallen mit Ammo- niak 0,665 Eisenoxyd =45,45 Proc.

Ich glaubc, dafs hierdurch die Einwurfe, als sey der Humboldtit nicht F e e t Sh, sondern cine oxydhaltigc Verbindung, hinreichend widerlegt sind.

XIX Vulkanische Erscheinungen irn siiJlichen Abessynien.

N a c h Hrn. R o c h e t , der neuerlich die KiistenlSnder des rotben Meeres, und naincntlich Abessyuien bereist hat, befindet sich im sudlichen Theil des letzteren, iin Reicbe Choa (Schou), 19 Licucs iistlicb von dessen Haupt- stadt Ankobur, aurser mehren erloschenen Vulkanen, eiu noch thiitiger, Namens Dofine. Es ist indefs dieser wohl eher cine Solfatara als ein Vulkan; denn Hr. B. sagt: Es ist ein vereinzclt stehender Berg am Rnndc einer gro- k e n Ebene, gebildet aus trachytischem Gestein , dcr zum Theil durcli Feuer zersetzt ist. Dieser Vulkan ist nur von einem einzigen Krater durchbobrt, auf dessen WSndc sich Schwefelplatten (pZuques de soufre) absetzen, dic alle Niiancen vom hellsten Gelb bis zum Dunkelbrouu darbieten. Die Miindung dieses Vulkans stilfst bestandig Dampf und Rauch BUS. - Auch heifsc Quellcn findeu sich dort. Bei Fine-Fz'ni, 20 Lieues westlich von An- kobar, sind drei , die einen hohen Wasserstrahl anstrei- ben, wie der Geyser in Island, und einc Teinperatur von 80° R. besitzen. (Compt. rend. T. XII p. 926.)