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687 Farbe behalt, so scheidet aich ein rbthlicher Niederschlag, vorzugs- weise aus anreinem Acetomonobromxylidid bestehend, ab, der durch Umkrystallisiren aus heissem Wasser gereinigt werden kann. Die Verbindung krystallisirt alsdann in weissen Nadeln. Aud diesem Kiirper habe ich das bromirte Xylidin dargestcllt, uber welches ich der Gesellechaft in einer spateren Mittheilung berichten werde. C" Mexylidin oder Dixylylguanidin C,,H,, N8 = (C,H,), \ W3. Die neue Rase entsteht analog der Bilduug dss Meleriilin bei Bin- wirkung von trocknem, gasfiirmigen Chlorcyan auf trocknes Xylidin. Diese Base im Zustnnde der Reinheit bildet blendend weisse, grosse Platten, die in kaltem Wasser wenig, leichter in heissem liislich sind. Alkohol und Aether liisen sie mit Leichtigkeit. Mit Platinchlorid bildet die Base ein krystallisirendes Doppelchlorid. Zur Feststellung der Formel wurde das Platinsalz analysirt. Es ist nach der Formel 2 (GI, H,, N,,HCI). Pt C1, zusammengesetzt, 8 3 232. A. W. Hofmann: Naahtriiglichss uber he Entachwefelungs- prodncte des Diphenylsulfocarbamidids. In einer am Schlusse des Sotnmersemesters dar Gesellschaft vor- gelegten Mittheilung habe ich gezeigt, dass dcr diphenylirte Sulfoharn- stoff bei der Entschwefelung mittelst Bleioxyds in alkoholischer Ammo- niakl6sung eine schiin krystallisirte Base von der Zusammenbetziing liefert.") Ich liess es danlale unentschieden, ob diese Base mit dern fruher von mir erhaltenen M elan i 1 i n '*) iden tisch oder nur isomer sei. In lettter Zeit habe ich Gelegenheit gehabt, das durcb Ent- schwefelung gebildete Product rnit einem durch die Einwirkung des Chlorcyans auf Anilin erbaltenen schiinen Praparate, welches Hr. Dr. Salko w s k i mit grosser Sorgfalt dargestellt hatte, zu vergleichen, und hege auf Grund dieser Vergleichung hin keinen Zweifel mehr, dass hier Isomerie nicht Identitilt stattfindet. Um lrrthumer miiglichst auszuschliessen, wurden die beiden Basen in die schwerliislichen, aber leichtkrystallisirbaren Nitrate verwandelt und aus diesen Salzen erst wieder abgeschieden , nachdem dieselbeti c,, HI3 N3 *) IIofinann, Bcrichte 1869, 460. **) Hufmann, Ann. Chem. Phann. LXVII. 129.

Nachträgliches über die Entschwefelungsproducte des Diphenylsulfocarbamids

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Farbe behalt, so scheidet aich ein rbthlicher Niederschlag, vorzugs- weise aus anreinem A c e t o m o n o b r o m x y l i d i d bestehend, ab, der durch Umkrystallisiren aus heissem Wasser gereinigt werden kann. Die Verbindung krystallisirt alsdann i n weissen Nadeln. Aud diesem Kiirper habe ich das bromirte Xylidin dargestcllt, uber welches ich der Gesellechaft in einer spateren Mittheilung berichten werde.

C" M e x y l i d i n oder D i x y l y l g u a n i d i n C,,H, , N8 = (C,H,), \ W3.

Die neue Rase entsteht analog der Bilduug dss Meleriilin bei Bin- wirkung von trocknem, gasfiirmigen Chlorcyan auf trocknes Xylidin. Diese Base im Zustnnde der Reinheit bildet blendend weisse, grosse Platten, die in kaltem Wasser wenig, leichter in heissem liislich sind. Alkohol und Aether liisen sie mit Leichtigkeit. Mit Platinchlorid bildet die Base ein krystallisirendes Doppelchlorid.

Zur Feststellung der Formel wurde das Platinsalz analysirt. Es ist nach der Formel

2 (GI, H,, N,,HCI). Pt C1, zusammengesetzt,

8 3

232. A. W. Hofmann: Naahtriiglichss uber h e Entachwefelungs- prodncte des Diphenylsulfocarbamidids.

In einer am Schlusse des Sotnmersemesters dar Gesellschaft vor- gelegten Mittheilung habe ich gezeigt, dass dcr diphenylirte Sulfoharn- stoff bei der Entschwefelung mittelst Bleioxyds in alkoholischer Ammo- niakl6sung eine schiin krystallisirte Base von der Zusammenbetziing

liefert.") Ich liess es danlale unentschieden, ob diese Base mit dern fruher von mir erhaltenen M e l a n i 1 i n '*) iden tisch oder nur isomer sei. In lettter Zeit habe ich Gelegenheit gehabt, das durcb Ent- schwefelung gebildete Product rnit einem durch die Einwirkung des Chlorcyans auf Anilin erbaltenen schiinen Praparate, welches Hr. Dr. S a l k o w s k i mit grosser Sorgfalt dargestellt hatte, zu vergleichen, und hege auf Grund dieser Vergleichung hin keinen Zweifel mehr, dass hier I s o m e r i e nicht I d e n t i t i l t stattfindet.

Um lrrthumer miiglichst auszuschliessen, wurden die beiden Basen in die schwerliislichen, aber leichtkrystallisirbaren Nitrate verwandelt und aus diesen Salzen erst wieder abgeschieden , nachdem dieselbeti

c,, HI3 N3

*) I Io f inann , Bcrichte 1869, 460. **) Hufmann, Ann. Chem. Phann. LXVII. 129.

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vier bis fiinf Ma1 umkrybtallisirt worden waren. Die freien Basen wurden alsdann nocbmals wiederholt aus Alkobol umkrystallieirt.

Eine bemerkenswerthe Verschiedenheit zeigte sich alsbald in der Kry~tallisationsfBihigkeit beider Substanzen. Die neue Base krystalli- sirt nngleich leichter, als die alte; aach sind die Knystalle derselben, lmge ebgeplattete Nadeln, viel besser ausgebildet , ale die verworre- nen Kryptallisationen dee friiher erbaltenen Kiirpers. Auch in der unglekben Liislichkeit tritt diese Verschiedenheit in bestimmter Weise hervor: 100 Gew.-Th. Weingeist von 90 pCt. liisen 18 Gew.-Th. des alten Melanilins und nur 9,6 Clew.-Th. des neuen. Endlich lilsst die Bastimmung des Schmelzpunktes der heiden Basen keinen ZweifeI. Das alte Melanilin, dessen Schmelzpunkt ich friiher nur anniihernd als zwischen 125O und 130° liegend angegeben batte, schmilzt bei 131°, die neue Base erst bei 147O. Die Versuche wurden zum Oefteren rnit denselben Ergebnissen wiederholt.

Ich schlage vor, den Namen Melan i l in gaaz fallen zn lassen und die beiden Basen als D i p h e n y l g u a n i d i n e , und zwar die durch Entschwefelung entstehende als a-, die mittelst Cblorcyan dargestellte als p - D i p h e n y l g u a n i d i n zu bezeicbnen. Dieser Namentausch ernpfiehlt sicb urn so mebr, als die Bezeicbnung Melan i l in , welche an eine nahe Beziehung der so genannten Base mit dem von L i e b i g entdeckten Me1 a min erinnern sollte, ihre Bedeutung verloren hat, seit ich das w a h r e Melan i l in , d. h. das t r i p h e n y l i r t e Melamin, iiber welches ich der Gesellschaft in einer der nsichsten Sitzungen be- richten werde, in diesen Tagen entdeckt habe.*)

In welcber Weise immer man die Isomerie der beiden dipheny- lirten Guanidine erkliiren will, so viel ist gewiss, dass sioh die Atome in den Abkiimmlingen beider Kiirper wieder gleichmtiesig lagern. Durch die Einwirkung des Cyangases auf das fl- Diphenylrnanidin entsteht der Kiirper, den ich mit dem Namen Dic j anomelan i l inw) bezeichnet habe, und letzterer verwandelt sich unter dem Einfiusse der Stiuren zuntichst in Melanox imid und schiieselich in D i p h e n y l - p a r a b a n s Biur e'").

Alle diese Kiirper bilden sich mit der griissten Leichtigkeit anch aus dem a - Diphenylguanidin; ich habe aber bei der sorgftiltigen Vergleichung der aus der a- und fl-Varietiit entstehenden Verbindun- gen keine Verschiedenheit mehr wahrnehmen kiinnen; ich halte die- selben fiir identiach, Die aof beiden Wegen erhaltenen Dicyanverbin- dungen schmelzen bei 154O ; der Schmelzpunkt der Diphenylparaban- etiure, ob aw der a- oder fl-Abart dargesteut, lie@ bei 2 0 4 O .

*) Vergl. anch Berichte 1869, 600. ") Hofmonn, Ann. Chem. Phsrm. LXVII, 169 and LXXIV, 1. *) Royal Soc. Proc. XI, 276.

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Die beschriebenen Versuche haben mich a n einen dritten KZirper von der Zusammensetzung

erinnert, welchen ich*) vor einiger Zeit durch Behandlung des nor- malen Guanidins mit Anilin erhalten habe. Ich werde in der Kiirze Gelegenheit h a h n , der Gesellschaft iiber diesen Kiirper , der sowohl von dem a-, als auch von dem p-Diphenylguanidin wesentlich ver- schieden, in der That keine Base mehr ist, eines NLiheren zu berichten.

c 1 3 H 1 3 N8

233. F. Hobrecker: Verhdten des Triphenylguanidins zum Schwefelkohlenstoff.

(Aus dem Berliner Universitiits -Laboratorium.)

Am Schlusse seiner Bemerkungen Gber die Entschwefelungspro- ducte des Diphenylsulfocarbamids**) erinnert Hr. Prof. H o f m a n n daran, dam es ihm schon friiher gelurigen sei, das diphenylirte Gua- nidin (Melanilin) durch Rehandliing mit einer alkoholischen Liisung von Schwefelkohlenstoff in den dipherlylirten Sulfoharnstoff zuriickzu- fiihren. Die Reaction erfolgt nach der Gleichung :

C 1 , H l 3 N 3 + CS2 = C l a H 1 2 N t , S + C H N S

kohlenstoff waaserstoff. Diphenylguaiiidiu Schwefel- Diphenylharnstoff Schwefelcyan-

Es war von Interesse, zu erforschen, ob das mit dem Melanilin in so naher Beziehung stehende triphenylirte Guanidin eine analoge Umsetzung erleiden werde. Schwefelkohlenstod und Triphenylguanidin wirken bei der Temperatur des siedenden Wassers nicht auf einander; wird jedoch eine alkoholische Liisung des letzteren, mit Schwefelkohlen- stoff eingeschmolzen , einige Stuiden hindurch der Temperatur von 140° ausgesetzt, so hat sich in der Fliissigkeit eine Krystallmasse ge- bildet, wahrend beim Oeffnen des Rohres Schwefelwasserstoff und Kohlensaure in Stramen entweichen. Die nach Phenylsenfil riechende Fliissigkeit enthalt freies Anilin. Die ausgeschiedenen Krystalle, mehr- mals aus Alkohol umkrystallimrt , schmelzen bei 140° und besitzen alle Eigenschtrften des Diphenylsulfoharnstoffs.

Offenbar verliiuft also die Reaction in diesem Versuch genau analog der Umbildung des Melanilins. Man kann nicht daran zwei- feln, dass die ersten Producte der Einwirkung Diphenylsulfocar- bamid urrd PhenylsenGl sind.

*) Hofmann, Berichte 1868, 147. **) Hofmanli; Beriahte 1869, 460.