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Zwischenbericht 2007 Monitoring der Bewuchsentwicklung am künstlichen Riff Nienhagen bioplan GmbH Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 18211 Nienhagen Strandstraße 30 Januar 2008

Monitoring der Bewuchsentwicklung am künstlichen Riff ... · Die Riffkegel bestehen aus Beton mit hohem Natursteinanteil, der durch ein nachträgliches Waschen noch stärker als

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  • Zwischenbericht 2007

    Monitoring der Bewuchsentwicklung

    am künstlichen Riff Nienhagen

    bioplan GmbH Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung

    18211 Nienhagen Strandstraße 30

    Januar 2008

  • Zwischenbericht 2007

    Monitoring der Bewuchsentwicklung

    am künstlichen Riff Nienhagen

    Auftraggeber:

    Institut für Fischerei an der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei

    Mecklenburg Vorpommern Fischerweg 408 18069 Rostock

    Auftragnehmer:

    bioplan GmbH

    Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung Strandstraße 30

    18211 Nienhagen

    Bearbeiter:

    Dr. Stefan Sandrock, Dr. Eva-Maria Scharf, Nadine Wissig

    Januar 2008

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung

    Gliederung Seite

    1. Vorbemerkungen 1

    2. Monitoringprogramm 1

    2.1 Bewuchs auf den Betonstrukturen 1

    2.1.1 Methoden 1

    2.1.2 Ergebnisse auf den Kontrollflächen 2

    2.1.2.1 Ergebnisse Fotoauswertung und Abkratzproben 2

    2.1.3 Zwischenauswertung 12

    2.2 Plattenauslagerungen - Langzeitplatten 13

    2.2.1 Methoden 13

    2.2.2 Ergebnisse der Plattenauslagerung 13

    2.2.3 Zwischenauswertung 15

    2.3 Plattenauslagerungen – Kurzzeitplatten 15

    2.3.1 Methoden 15

    2.3.2 Ergebnisse Kurzzeitplatten 15

    2.3.3 Zwischenauswertung 17

    2.4 Bewuchs auf den Netzen 17

    2.4.1 Methoden 17

    2.4.2 Ergebnisse Netzbewuchs 17

    2.4.3 Zwischenauswertung 19

    2.5 Einzelsteine im Riff und im Referenzgebiet 19

    2.5.1 Methoden 19

    2.5.2 Ergebnisse Einzelsteine 19

    2.5.3 Zwischenauswertung 21

    2.6 Seesterne 22

    6.1.1 Methoden 22

    6.1.2 Ergebnisse Seesterne 22

    6.1.3 Zwischenauswertung 24

    3. Voruntersuchungen zur Tiefen-Aquakultur von Miesmuscheln 25

    3.1 Material/Methoden 25

    3.2 Ergebnisse 26

    3.3 Zwischenauswertung 29

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung

    4. Literaturdaten zur Ökologie und Physiologie von Miesmuscheln 30

    im Ostseeraum

    4.1 Einleitung 30

    4.2 Filtrationsraten 30

    4.3 Biodisposition 31

    4.4 Wachstumsraten 31

    4.5 Energiegehalte und „scope of growth“ 33

    4.6 Reproduktion 33

    4.7 Aquakultur 33

    5. Zitierte Gutachten/Literatur 35

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 1

    1. Vorbemerkungen

    Nach Abschluss der Untersuchungen während der Jahre 2003-

    2006 gab es für die Jahre 2007/08 deutliche Änderungen im

    Untersuchungsprogramm. Bezogen auf das Thema der Besied-

    lung durch Wirbellose und Algen betrifft dies die Gewichtung

    der Schwerpunkte Monitoring – Leistungsfähigkeit der Gemein-

    schaft – Voruntersuchungen zur Aquakultur. Das Monitoring-

    programm wurde von monatlichen Probenahmen auf vierteljähr-

    liche Erfassungen der Situation eingeschränkt. Die Untersu-

    chungen zu den Sandbodengemeinschaften im Riff- und Refe-

    renzgebiet sind - nachdem aus den Beprobungen der Vorjahre

    die wichtigsten Trends hier klar erkennbar wurden (bioplan

    2007) - eingestellt worden. Im Gegenzug sind die Untersuchun-

    gen zur Entwicklung der Miesmuscheln auf verschiedenen, in

    der Tiefe ausgebrachten Strukturen fortgeführt und um neue

    Auftriebskörper erweitert worden.

    Bestandteil des aktuellen Untersuchungsprogramms ist auch die

    Recherche des vorhandenen Wissens zu den beiden nutzungsre-

    levanten „Hauptarten“, dem Seestern Asterias rubens und der

    Miesmuschel Mytilus edulis. Erste Recherche-Ergebnisse zur

    biologischen Leistungsfähigkeit der Miesmuscheln werden in

    diesem Zwischenbericht vorgestellt.

    Zur besseren Lesbarkeit des Textes werden die dazugehörigen

    Fotos ohne ausdrückliche Hinweise und Nummerierungen je-

    weils rechts vom Haupttext dargestellt.

    2. Monitoringprogramm

    2.1 Bewuchs auf den Betonstrukturen

    2.1.1 Methoden

    Fotografie mit Fotorahmen

    Es gab – abgesehen von der Verlängerung der Kontrollintervalle

    von 4 Wochen auf 3 Monate - keine methodischen Änderungen

    im Vergleich zu den Vorjahren.

    Die Auswertung der digitalen Fotos erfolgte wie bisher hinsicht-

    lich der Artenzusammensetzung und - soweit auf der Aufnahme

    erkennbar - der Bedeckungsgrade der Einzelarten. Da mehrere

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 2

    Arten sekundär übereinander wachsen können, sind in der Ge-

    samtsumme der Arten Bedeckungsgrade über 100 % möglich.

    Für gut erkennbare, größere Arten, z. B. Seesterne, kann auf die

    Abundanz (Individuen/Flächeneinheit) geschlossen werden. Da

    zerstörungsfrei gearbeitet wird, ist es möglich, immer auf der

    gleichen Fläche über den gesamten Zeitraum die Bewuchsent-

    wicklung zu beobachten. Kleinere, im Foto schlecht sichtbare

    Arten und Angaben zur Biomasse werden durch:

    - die parallel verlaufenden Plattenauslagerungen und

    - die in halbjährlichen Abständen direkt neben den Fotoflächen

    entnommenen Abkratzproben erfasst.

    Abkratzproben

    Die diesjährigen Abkratzproben wurden am 26.06.07 und am

    11.12.07 entnommen. Die Probenahmefläche betrug jeweils

    225 cm² (15 x 15 cm). Das methodische Vorgehen bei der Ent-

    nahme und Auswertung der Proben entsprach dem der Vorjahre

    (bioplan, 2007).

    2.1.2 Ergebnisse auf den Kontrollflächen

    2.1.2.1 Ergebnisse Fotoauswertung und Abkratzproben

    Die Abb.1a und 1b zeigen eine Zusammenstellung der während

    der 4 Kontrolltermine im Jahr 2007 an den 12 gekennzeichneten

    Stationen aufgenommenen Fotos. Abgeleitet aus den aufge-

    nommenen Fotos wurden die Bedeckungsgrade für die erkenn-

    baren taxonomischen Gruppen/Arten ermittelt und in Tab.1 dar-

    gestellt. Auf dieser Basis lässt sich die Entwicklung auf den un-

    terschiedlichen Riffkörpern wie folgt charakterisieren:

    Untere Ringlage (Fläche 1)

    Die Ringe bestehen aus künstlich aufgerautem (gekratztem) Be-

    ton, was die quantitative Entnahme von Proben etwas erschwert.

    Die Fläche ist nach wie vor im Vergleich zu anderen gering be-

    wachsen. Algen spielen nur im Sommer eine Rolle. Tendenziell

    (Dezember-Abkratzprobe) scheint die Anzahl der Muscheln, die

    nicht von Seesternen gefressen werden, zuzunehmen.

    Fläche1, 14.06.07

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    Tab.1: Fotoauswertung der Flächen 1-12 im Jahr 2007

    März Juni

    Nr. Beprobungsfläche Algen Schlickröhren Muscheln Seepocken Seesterne Hydroidpol. Algen Schlickröhren Muscheln Seepocken Seesterne Hydroidpol.

    % Bedeck. % Bedeck. % Bedeck. % Bedeck. Ind./m² % Bedeck. % Bedeck. % Bedeck. % Bedeck. % Bedeck. Ind./m² % Bedeck.

    1 Betonring unten 0-5 75-100 0-5 5-25 0 5-25 5-25 75-100 0-5 5-25 0 0-5

    2 Betonring oben 0-5 5-25 100 0-5 60 0-5 0-5 50-75 100 0-5 140 0-5

    3 Kegelstumpf unten 25-50 75-100 0-5 0-5 0 5-25 50-75 50-75 25-50 5-25 20 0-5

    4 Kegelstumpf oben 25-50 75-100 0-5 0-5 200 0-5 100 50-75 0-5 0-5 20 0-5

    5 großer Tetrapode unten 0-5 25-50 0-5 0-5 140 0-5 0-5 75-100 0-5 0-5 200 0-5

    6 großer Tetrapode oben 0-5 25-50 100 5-25 20 0-5 0-5 50-75 100 5-25 120 0-5

    7 kleiner Tetrapode unten 0-5 5-25 5-25 5-25 0 0-5 0-5 50-75 5-25 5-25 140 5-25

    8 kleiner Tertapode oben 0-5 75-100 50-75 5-25 160 5-25 0-5 75-100 50-75 5-25 200 5-25

    9 Sandfläche 0-5 0 0-5 0-5 0 0-5 5-25 0-5 0-5 0-5 4 0-5

    10 Netz auf Sand 0-5 0 5-25 0-5 0 0-5 25-50 0-5 5-25 0-5 0 0-5

    11 Kegel auf Netz 0-5 50-75 5-25 0-5 0 5-25 100 50-75 5-25 0-5 0 0-5

    12 neue Steinschüttung 0 75-100 0-5 0-5 0 75-100 100 50-75 0-5 0-5 0 0-5

    September Dezember

    Nr. Beprobungsfläche Algen Schlickröhren Muscheln Seepocken Seesterne Hydroidpol. Algen Schlickröhren Muscheln Seepocken Seesterne Hydroidpol.

    % Bedeck. % Bedeck. % Bedeck. % Bedeck. Ind./m² % Bedeck. % Bedeck. % Bedeck. % Bedeck. % Bedeck. Ind./m² % Bedeck.

    1 Betonring unten 0-5 75-100 25-50 5-25 0 0-5 0-5 75-100 50-75 25-50 20 0-5

    2 Betonring oben 0-5 50-75 75-100 5-25 180 0-5 0 75-100 100 25-50 140 5-25

    3 Kegelstumpf unten 50-75 50-75 50-75 0-5 40 0-5 25-50 75-100 100 5-25 0 0-5

    4 Kegelstumpf oben 100 50-75 50-75 0-5 200 0-5 25-50 75-100 100 0-5 220 5-25

    5 großer Tetrapode unten 0-5 50-75 5-25 0-5 100 0-5 0 50-75 25-50 0-5 180 5-25

    6 großer Tetrapode oben 0-5 50-75 75-100 5-25 60 0-5 0-5 75-100 75-100 5-25 20 5-25

    7 kleiner Tetrapode unten 0-5 50-75 25-50 0-5 100 5-25 0-5 75-100 100 0-5 100 50-75

    8 kleiner Tertapode oben 0-5 50-75 50-75 5-25 200 5-25 0-5 50-75 75-100 5-25 60 75-100

    9 Sandfläche 5-25 0 0-5 0-5 4 0-5 0 0 5-25 0 0 0

    10 Netz auf Sand 50-75 0-5 0-5 5-25 0 0-5 5-25 5-25 25-50 0-5 0 0-5

    11 Kegel auf Netz 75-100 25-50 5-25 0-5 20 0-5 75-100 75-100 75-100 0-5 20 0-5

    12 neue Steinschüttung 75-100 75-100 50-75 0-5 40 0-5 50-75 75-100 75-100 0-5 12 0-5

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 7

    März Juni September Dezember Fläche 1 Betonring unten

    Fläche 2 Betonring oben

    Fläche 3 Kegelstumpf unten

    Fläche 4 Kegelstumpf oben

    Abb.1a: Entwicklung der Bewuchsgemeinschaft auf den Riffstrukturen im Jahr 2007 (Fläche 1 – 4) 4

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 8

    März Juni September Dezember Fläche 5 großer Tetrapode unten

    Fläche 6 großer Tetrapode oben

    Fläche 7 kleiner Tetrapo-de unten

    Fläche 8 kleiner Tetrapo-de oben

    Abb.1b: Entwicklung der Bewuchsgemeinschaft auf den Riffstrukturen im Jahr 2007 (Fläche 5 – 8) 5

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 9

    März Juni September Dezember Fläche 9 Sandfläche

    Fläche 10 Netz auf Sand

    Fläche 11 Kegelstumpf auf Netz

    Fläche 12 neue Steinschüttung

    Abb.1c: Entwicklung der Bewuchsgemeinschaft auf den Riffstrukturen im Jahr 2007 (Fläche 9 – 12) 6

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 7

    Im äußeren Erscheinungsbild dominieren Schlickgehäuse von

    Polychaeten (Polydora ciliata) Kleinkrebsen (Corophium insi-

    diosum und Microdeutopus gryllothalpa).

    Aus den Abkratzproben ergaben sich, auf 1 m² hochgerechnet,

    folgende Gesamtbiomassen:

    Frischmasse (g/m²) Trockenmasse (g/m²)

    Juni 124,1 38,4

    Dezember 452,2 162,1

    Obere Ringlage (Fläche 2)

    Hier überwiegen Miesmuscheln, Seepocken und Seesterne im

    Erscheinungsbild. Wie in den Vorjahren gehörten auch 2007 die

    oberen Bereiche der Betonringe zu den biomasse- und arten-

    reichsten Siedlungsflächen im Riff. Auf den Fotos (Abb.1) sind

    die großen Verluste an Miesmuscheln (offene Schalen) durch

    Seesterne am Ausgang des Winters und die Stabilisierung der

    Mytilus-Gemeinschaft im Laufe des Jahres zu erkennen. See-

    sterne finden sich hier ganzjährig mit Abundanzen zwischen

    60 – 180 Ind./m².

    Algen (hier überwiegend Polysiphonia nigrescens) waren auf

    den Fotos nur in Spuren zu sehen und fehlten in den Abkratz-

    proben völlig. Die Abkratzproben ergaben folgende Gesamt-

    biomassen:

    Frischmasse (g/m²) Trockenmasse (g/m²)

    Juni 7.404,8 2.954,3

    Dezember 8.631,12 3.571,4

    Unterer Bereich der Riffkegel (Fläche 3)

    Die Riffkegel bestehen aus Beton mit hohem Natursteinanteil,

    der durch ein nachträgliches Waschen noch stärker als Außen-

    fläche hervortritt. In der Bewuchsgemeinschaft waren 2007 Wir-

    bellose und Algen gleichermaßen vorhanden, bildeten aber bis-

    her keine überdurchschnittlichen Biomassen aus. Auffällig war

    im Dezember eine 100prozentige Bedeckung mit jungen

    Miesmuscheln (Tab.1). Im Sommer dominierten Rotalgen (Po-

    lysiphonia nigrescens und Delesseria sanguinea) das äußere

    Erscheinungsbild.

    Die aus den Abkratzproben abgeleiteten Biomassewerte erga-

    ben:

    Fläche 2, 11.12.2007

    Fläche 3, 11.12.07

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 8

    Frischmasse (g/m²) Trockenmasse (g/m²)

    Juni 874,5 90,5

    Dezember 828,2 315,8

    Oberer Bereich der Riffkegel (Fläche 4)

    Die oberen Ränder der Kegel sind typische „Algenflächen“ und

    dieser Eindruck bestätigte sich 2007 erneut. Im Sommer wurden

    6 Algenarten gefunden, wobei Polysiphonia nigrescens mit 75-

    100 % Bedeckung (Tab.Ia, Anhang) dominierte. Im Winter ü-

    berwog Delesseria sanguinea (5-25 % Bedeckung). Aber auch

    junge Miesmuscheln (620.000 Ind/m², Abkratzprobe Dez,

    Tab.Ib, Anhang) kamen am Anfang des Winters in hohen Abun-

    danzen vor. Es folgte die Besiedlung durch Seesterne. Aus den

    Fotos ließen sich für diese Abundanzen von bis zu 220 Ind./m²

    hochrechnen (Tab.1), eine Beobachtung, die auch schon in den

    Vorjahren gemacht wurde. Die Gesamtbiomassewerte (siehe

    ausführlich in Tab.Ia und b, Anhang) lagen bei:

    Frischmasse (g/m²) Trockenmasse (g/m²)

    Juni 1.014,2 119,5

    Dezember 704,61 251,42

    Untere Bereiche der 6 t - Tetrapoden (Fläche 5)

    Die Fläche liegt unterhalb eines speziellen Kupferkragens (vgl.

    bioplan , 2006) und wird daher durch Seesterne, die sich hier

    sammeln, charakterisiert. Generell finden sich auf den unteren

    Teilen der großen Tetrapoden relativ wenig Muscheln und See-

    pocken und auch Algen nehmen die Tetrapoden in diesem Be-

    reich nach bisherigen Beobachtungen nicht besonders gut als

    Siedlungsplatz an. Die Biomassewerte ergaben sich weitgehend

    aus der Ansammlung von Seesternen (Tab.Ia und b), im Dezem-

    ber fiel auch auf dieser Fläche ein dichter Ansatz von juvenilen

    Miesmuscheln auf.

    Frischmasse (g/m²) Trockenmasse (g/m²)

    Juni 1.783,8

    385,6

    Dezember 391,6 99,61

    Obere Bereiche der 6 t – Tetrapoden (Fläche 6)

    Fläche 4, 05.09.07

    Fläche 5, 11.12.07

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 9

    Die durch den Kupferring vor Seesternen geschützte Spitze des

    Tetrapoden ist inzwischen dicht mit großen Miesmuscheln be-

    wachsen. Artenanzahl- und vor allem Biomassewerte sind hier

    höher als an den anderen Stationen. Die größte mit der Dezem-

    ber-Probe entnommene Muschel hatte eine Länge von 59 mm.

    Mit 8,018 kg TM/m² wurde der extrem hohe Vorjahreswert zwar

    nicht ganz erreicht, aber auch 2007 wurden an dieser Stelle die

    mit Abstand höchsten Gesamtbiomassewerte festgestellt.

    Frischmasse (g/m²) Trockenmasse (g/m²)

    Juni 23.941,3 8.018,1

    Dezember 19.383,2 6.072,4

    Untere Lage der gestapelten kleinen Tetrapoden (Fläche 7)

    Die Gemeinschaften auf den unteren Lagen der kleinen Tetra-

    poden waren artenreich, bildeten aber keine größeren Biomassen

    aus, da hier ein starker Fraßdruck durch die Seesterne die Zu-

    sammensetzung der Gemeinschaft bestimmt. Algen spielten im

    Sommer eine gewisse Rolle, verschwanden im Winterhalbjahr

    dann aber weitgehend. Auf den unteren Rändern der kleinen

    Tetrapoden war der Larvenfall der Miesmuscheln mit 1.144.400

    Ind./m² stärker ausgeprägt als an den anderen Stationen

    (Tab.Ib). Die Seepockengehäuse waren zu diesem Zeitpunkt

    aufgrund des hohen Fraßdruckes der Seesterne bereits leer.

    Frischmasse (g/m²) Trockenmasse (g/m²)

    Juni 162,2 28,7

    Dezember 2.288,0 795,4

    Obere Lage der gestapelten kleinen Tetrapoden (Fläche 8)

    Die Fläche 8 ist von der räumlichen Lage her mit der Fläche 6

    zu vergleichen. Auch hier dominieren große Miesmuscheln,

    allerdings wird die Abundanz im Winterhalbjahr regelmäßig

    stark durch Seesterne reduziert, so dass die Biomassewerte abso-

    lut zwar hoch, im Vergleich zu Fläche 6 aber etwa um die Hälfte

    reduziert sind. Es ist zudem die Fläche, auf der im Winter immer

    die meisten Hydroidpolypen (Hartlaubella gelantinosa) wach-

    sen (Tab.1).

    Frischmasse (g/m²) Trockenmasse (g/m²)

    Juni 4.336,7 1.699,7

    Dezember 10.080,3 3.947,5

    Fläche 6, 11.12.07

    Fläche 7, Oktober 2006

    Fläche 8, Dez. 2006

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 10

    Offene Sandflächen (Fläche 9)

    Die Flächen 9 bis 12 kennzeichnen Flächen, die erst mit der

    Rifferweiterung entstanden und seit 2006 im Untersuchungspro-

    gramm integriert sind.

    Fläche 9 dient als Vergleich und Ausgangspunkt für die Ent-

    wicklung in den neu dazu gekommenen, ursprünglich sandigen

    Riffarealen. Das „Leben“ spielt sich hier auf wenigen in der

    Fläche liegenden Steinen ab, die allerdings dann sehr intensiv,

    insbesondere von Rotalgen, besiedelt werden.

    Die Hauptalge war im Dezember 2007 Coccotylus truncatus, die

    ihrerseits wiederum dicht mit juvenilen Miesmuscheln besetzt

    war. Daher lag der Biomassewert im Dezember auch etwa 10 x

    so hoch wie in Juni.

    Frischmasse (g/m²) Trockenmasse (g/m²)

    Juni 128,7 11,9

    Dezember 904,9 206,1

    Mit Netz überspannter Sandboden (Fläche 10)

    In unmittelbarer Nähe zu Station 9 liegt die mit einem Netz ab-

    gedeckte Station 10. Von Anfang an haben sich dort unter dem

    Netz viele Rotalgen gesammelt und auch weiter entwickelt. Dies

    ändert sich aber in Abhängigkeit von der Saison und wahr-

    scheinlich auch vom Wetter (Strömung). Im Sommer überwog

    Coccotylus truncatus, im Winter Delesseria sanguinea. Die gro-

    ßen Schwankungen sind in der Variabilität der Biomassewerte

    (siehe Tabelle) deutlich.

    Frischmasse (g/m²) Trockenmasse (g/m²)

    Juni 170,4 14,8

    Dezember 2.709,0 883,7

    Riffkegel auf Netz am Boden (Fläche 11)

    Die Besiedlung der neuen Riffkegel verlief langsamer als erwar-

    tet. Im Sommer waren 4 Rotalgen in der Probe, wobei Poly-

    siphonia nigrescens dominierte. Im Winter überwog Delesseria

    sanguinea. Bei den Evertebraten ist die Situation auf den Kegeln

    z.Zt.. durch Schlickröhren bauende Polychaeten und Amphipo-

    den geprägt. Im Dezember war wie an den anderen Stationen ein

    deutlicher Miesmuschel-Larvenfall festzustellen.

    Fläche 9, 05.09.07

    Fläche 10, 13.12.07

    Fläche 11, 13.12.07

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 11

    Frischmasse (g/m²) Trockenmasse (g/m²)

    Juni 444,6 59,3

    Dezember 368,5 133,8

    Neue Steinschüttung (Fläche 12)

    Die Steinschüttung wies im Sommerhalbjahr 2007 erstmals

    dichten Algenbewuchs auf, der dann im Winter allerdings stark

    zurückging, teilweise wahrscheinlich auch, weil alle Oberflä-

    chen dicht mit Mytilus-Neuansatz bedeckt waren. Hauptalge ist

    gegenwärtig Polysiphonia nigrescens. Die Biomassewerte sind

    insgesamt noch sehr gering.

    Frischmasse (g/m²) Trockenmasse (g/m²)

    Juni 294,1 24,8

    Dezember 284,6 106,5

    In Abb.2 sind die Biomassewerte (TM) der Abkratzproben aus

    dem Juni und Dezember 2007 dargestellt.

    Abb.2: Aus den Abkratzproben hochgerechnete Gesamtbiomas-

    sewerte (Trockenmasse in g/m²) im Juni und im Dezem-

    ber 2007

    Tab.2 enthält eine Zusammenfassung der in den ausführlichen

    Ergebnistabellen (Tab.Ia und Ib) aufgelisteten Arten und zeigt

    deren Verteilung auf die taxonomischen Hauptgruppen.

    0

    1000

    2000

    3000

    4000

    5000

    6000

    7000

    8000

    9000

    1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

    Kontrollf läche

    Tro

    ckenm

    asse (g/m

    ²)

    Juni Dezember

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 12

    Tab.2: Bei der Auswertung der Abkratzproben

    gefundene Artenzahlen (Bauelemente/Stat.1-12)

    Taxonomische Gruppen

    Juni

    2007

    Dez.

    2007 Makroalgen 14 10 Spongia 0 1 Hydrozoa 1 1 Plathelminthes 0 1 Nemertini 1 0 Mollusca 2 3 Polychaeta 6 5 Crustacea 6 8 Bryozoa 2 2 Echinodermata 1 1

    2.1.3 Zwischenauswertung

    Die Abb.2 zeigt erneut die großen Unterschiede zwischen den

    ausgewählten 12 Stationen. Wie in den Vorjahren waren die

    Stationen mit hohen, auf Miesmuscheln basierenden Biomassen

    auch die, an denen die Artenanzahl am höchsten war. Hier ist

    die Station 6 (oberer Bereich Tetrapoden) erneut hervorzuheben.

    Die Trockenmassewerte – bezogen auf 1 m², lagen hier im Lau-

    fe des Jahres zwischen 6 – 8 kg.

    An den unteren, bodennahen Rändern der Bauelemente (Station

    1, 3, 5, 7 und 11 waren sowohl die Artenanzahl als auch die Ge-

    samtbiomasse reduziert. Die Biomassewerte erreichten hier in

    der Regel Werte deutlich unter 800 g/m². Dabei stellten Seester-

    ne einen prozentual höheren Anteil an der Gesamtbiomasse.

    Eine weitere typische Ausprägung der Gemeinschaft fand sich

    auf den oberen Hälften der Betonkegel. Typisch war das relativ

    hohe Aufkommen an Rotalgen. Im Sommerhalbjahr lagen die

    Bedeckungsgrade inzwischen bei nahezu 100 %. Wahrschein-

    lich nimmt die neu angelegte Natursteinschüttung auch diese

    Entwicklung.

    Die neu angelegten Riffareale begannen nur langsam zu be-

    wachsen aber auch auf den älteren Strukturen nahm die Arten-

    anzahl, insbesondere bei den Polychaeten und Bryozooen, noch

    zu.

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 13

    Die Videoaufnahmen vom mit einer Leine markierten Schnitt

    durch das Areal der neuen Strukturen werden auf CD mitgelie-

    fert.

    2.2 Plattenauslagerungen - Langzeitplatten

    2.2.1 Methoden

    Die Methoden wurden prinzipiell beibehalten wie in den Vor-

    jahren. Lediglich die Entnahmeintervalle haben sich von 4 Wo-

    chen auf 3 Monate verlängert. Der Auslagerungsbeginn der

    2007 entnommenen Platten war im Herbst 2006.

    2.2.2 Ergebnisse der Plattenauslagerung

    Die Gesamtbiomassewerte (Abb.3) zeigten von März (423 g/m²

    TM) bis September (619 g/m² TM) nur einen verhältnismäßig

    geringen Anstieg, entwickelten sich dann aber bis zur Entnahme

    im Dezember sprunghaft auf 2.011 g/m² TM. Die dazugehörige

    Datentabelle (Tab.II) befindet sich im Anhang.

    Abb.3: Entwicklung der Gesamtbiomasse (TM) auf den Lang-

    zeitplatten 2007

    In Abb.4 ist die Entwicklung der Artenanzahl auf den entnom-

    menen Langzeitplatten dargestellt. Angaben zum Vorkommen

    und zur Abundanz der Arten sind in der Tab.II (Anhang) aufge-

    listet.

    LZ-Platten, 11.12.07

    1.221,70

    423,7

    1.329,40

    588

    1.357,40

    619,3

    4.528,00

    2041,7

    0

    500

    1.000

    1.500

    2.000

    2.500

    3.000

    3.500

    4.000

    4.500

    5.000

    Bio

    ma

    ss

    e (

    g/m

    ²)

    März Juni Sept Dez

    FM

    TM

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 14

    Abb.4: Entwicklung der Gesamtartenzahlen von Makropyten

    und Evertebraten auf den Langzeit-Platten 2007

    Wie in den Vorjahren waren 2007 die strukturbildenden Ele-

    mente auf den Platten kleine Miesmuscheln und Seepocken.

    Zwischen den Schalen der Muscheln gibt es nahezu auf der gan-

    zen Fläche Schlickröhren von Polychaeten (Polydora ciliata)

    und kleinen Amphipoden (Corphium insidiosum, Microdeutopus

    gryllotalpa). Bei den größeren Polychaeten überwiegt Alitta

    (Neanthes) succinea.

    Bei den Makroalgen sind es überwiegend die Rotalgenarten

    Polysiphonia nigrescens, Aglothamnion hookeri, Callithamnion

    corymbosum und Phycodrys rubens, die hier vorkommen.

    Tab.3 gibt eine Übersicht zu den gefundenen taxonomischen

    Hauptgruppen und der jeweiligen Artenanzahl pro Gruppe. Ein-

    zelheiten sind der Anhangtabelle Tab.II zu entnehmen.

    Tab.3: Anzahl der bei der Auswertung der Langzeitplatten

    2007 gefundenen Arten

    Taxonomische Gruppen

    Artenan-

    zahl Makroalgen Phaeophyceae

    1

    Rhodophyceae 5 Evertebraten Hydrozoa

    2

    Plathelmintes 1 Nemertini 1 Mollusca 2 Polychaeta 5

    0

    2

    4

    6

    8

    10

    12

    14

    März Juni Sept Dez

    Art

    enanzahl

    Makroalgen Evertebraten

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 15

    Fortsetzung Tab.3

    Crustacea 3 Bryozoa 1 Echinodermata 1

    2.2.3 Zwischenauswertung

    Die 2007 entnommenen Platten sind erst seit einem Jahr im

    Wasser, die Bewuchssituation ist daher nicht die Verlängerung

    der 2005 begonnenen Sukzession. Die Ergebnisse sind eher mit

    denen aus dem Jahr 2004 (Start Herbst 2003) zu vergleichen und

    liegen sowohl was die Artenanzahl als auch die Biomasse be-

    trifft auch in einer ähnlichen Größenordnung, wobei die stark

    reduzierte Anzahl der entnommenen Platten (1 Plattenpaar pro

    Vierteljahr) auch zum Finden weniger Arten führt.

    Interessant und genau so auch in den Vorjahren beobachtet, ist

    der starke, auf dem Wachstum der Miesmuscheln basierte An-

    stieg der Biomassewerte von September (619 g/m² TM) bis De-

    zember (2.011 g/m²). In nur 3 Monaten verdreifachte sich die

    Biomasse auf den Testplatten.

    2.3 Plattenauslagerungen – Kurzzeitplatten

    2.3.1 Methoden

    2007 gab es keine Änderungen im methodischen Ansatz. Die

    Plexiglasplatten wurden allerdings entsprechend dem allgemei-

    nen Beprobungsrhythmus nur noch vierteljährlich gewechselt,

    so dass die Ansatzzeiten nur einem größeren Zeitfenster zuzu-

    ordnen sind.

    2.3.2 Ergebnisse Kurzzeitplatten

    Tab.4 vermittelt einen Überblick über die Hauptansatzzeiten der

    Larven bzw. Sporen im Jahr 2007.

    Von Januar bis März siedelten vor allem Hydroidpolypen

    (Hartlaubella gelantinosa). Das Frühjahr von März bis Mitte

    Juni war geprägt durch den Larvenansatz von ersten Rotalgen

    (Callithamnion sp.), Schlickröhren bildenden Amphipoden Polyp der Ohrenqualle

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 16

    Tab.4: Auf Kurzzeitplatten beobachtete Ansatzzeiten von Bewuchsorganismen im Jahr 2007

    Januar - März März - Juni Juni - September September - Dezember

    Ciliaten

    Rhodophyceae (Rotalgen)

    Polysiphonia nigrescens

    Callithamnion sp.

    Hydrozoa (Hohltiere)

    Aurelia aurita (Polyp)

    Hartlaubella gelantinosa

    Mollusca (Weichtiere)

    Mytilus edulis

    Polychaeta (Vielborster)

    Polydora ciliata

    Crustacea (Krebse)

    Balanus improvisus

    Corophium insidiosum

    Microdeutopus gryllothalpa

    Bryozoa (Moostierchen)

    Callopora lineata

    Electra crustulenta

    Ansatzdichte gering mittel stark

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 17

    (Corophium insidiosum, Microdeutopus gryllothalpa) und ersten

    Seepocken- und Miesmuschellarven.

    Der Sommer, von Mitte Juni bis Mitte September, ist die Haupt-

    ansiedlungszeit fast aller am Standort typischen Bewuchsorga-

    nismen und demzufolge waren zu diesem Zeitpunkt auch fast

    alle Arten auf den ausgelagerten Platten vorhanden. Im Herbst

    (Sept. – Dezember) hielt der Larvenfall der Seepocken, Mies-

    muscheln und Hydroidpolypen an. Ausschließlich auf der

    „Herbstplatte“ gefunden wurde das krustenförmige Moostier-

    chen Callopora lineata.

    2.3.3 Zwischenauswertung

    Bis auf den ungewöhnlich starken Muschellarvenfall im Spät-

    herbst gab es 2007 keine Überraschungen im zeitlichen Muster,

    wobei mit den vierteljährlichen Intervallen auch nicht die Aus-

    sageschärfe wie in den Vorjahren erreicht werden kann.

    2.4 Bewuchs auf den Netzen

    2.4.1 Methoden

    In vierteljährlichen Abständen wurden aus einem über dem

    Grund vertikal, zwischen 2 Tetrapoden verspannten Netz (Ma-

    schenweite 100 mm) Netzknoten mit einer Fadenlänge von je 5

    cm nach jeder Seite mit einer Schere herausgeschnitten und vor

    Ort in einem verschließbaren Beutel verpackt.

    Im Labor wurden die Artenzusammensetzung und die Gesamt-

    biomasse des Bewuchses ermittelt.

    2.4.2 Ergebnisse Netzbewuchs

    Der auf den Netzen überwiegende Muschelbestand ist im Laufe

    der Jahre bereits stark auseinander gewachsen. Neben großen

    „Erstbesiedlern“ mit inzwischen bis zu 60 mm Schalenlänge

    kommen ständig Jungmuschel hinzu. In Abhängigkeit von der

    Jahreszeit gehören auch Rotalgen, Hydroidpolypen, Seepocken,

    Amphipoden und Polychaeten zur Gemeinschaft. In Tab.5 wer-

    den die Ergebnisse der Laborauswertung für die 4 Termine be-

    schrieben.

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 18

    Tab.5: Kurzbeschreibung der Bewuchssituation auf den Netzen

    im Jahr 2007

    Kontroll-

    termin

    Bemerkungen

    12.03.07 Vor allem Miesmuscheln und Rotalgen, Miesmuscheln in Größenklassen von 3 mm bis 49 mm, sehr viele offene Schalen (Fraß durch See-sterne) Rotalgen: Polysiphonia nigrescens, Delesseria sanguinea, Coccotylus truncatus, Phycodrys

    rubens Evertebraten: 2 x Corophium insidiosum, 1 x Alitta (Neanthes) succinea

    14.06.07 ähnlich wie imMärz, aber weniger Rotalgen Mytilus: Lmax = 50 mm, LMW = 35 mm Evertebraten: 1 x Harmothoe imbricate, 3 x Alitta (Neanthes) succinea, Gammarus salinus und G.

    oceanicus

    05.09.07 überwiegend Miesmuscheln mit viel sekundärem Seepockenbewuchs Rotalge: Delesseria sanguinea Mytilus: Lmax = 52 mm, LMW = ca. 33,8 mm, Evertebraten: 2 x Alitta (Neanthes) succinea, 3 x Gammarus salinus

    11.12.07 überwiegend große, mit Seepocken bewachsene Miesmuscheln, dazwischen viel Muschelbrut, wenige Reste von Rotalgen Mytilus: Lmax = 60 mm, LMW = 29,1 mm, Evertebraten: Corophium insidiosum, Alitta (Neanthes) succinea

    Die Gesamtbiomassewerte (Abb.5) zeigen einen durchgängigen

    Aufwärtstrend von anfänglich 20,1 g TM im März auf 108,4 g

    TM im Dezember.

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 19

    Abb.5: Entwicklung der Gesamtbiomasse auf repräsentativen

    Netzknoten (5 x 5 cm) im Jahr 2007

    2.4.3 Zwischenauswertung

    Biomassewerte dieser Größenordnung wurden auf den Netzen

    im Riff bisher nicht beobachtet. Es hat den Anschein, als wären

    die größeren Muscheln jetzt aus dem Größenbereich, in dem

    ihnen die Seesterne gefährlich werden können, herausgewach-

    sen. Bleibt zu hoffen, dass die Netze die gewaltige Gewichtsbe-

    lastung dauerhaft aushalten.

    2.5 Einzelsteine im Riff und im Referenzgebiet

    2.5.1 Methoden

    Bis auf die Verlängerung der Entnahmeintervalle von einem auf

    3 Monate gab es keine Änderungen in der methodischen Heran-

    gehensweise (bioplan 2006).

    2.5.2 Ergebnisse Einzelsteine

    Die Einzelergebnisse der Untersuchungen der Einzelsteine lie-

    gen wie gewohnt in ausführlichen Ergebnistabellen (Tab. III und

    IV) im Anhang vor. An dieser Stelle sollen der Übersichtlichkeit

    halber nur die wesentlichen Erkenntnisse herausgearbeitet wer-

    den.

    Probenahme

    0

    50

    100

    150

    200

    250

    300

    350

    Bio

    masse (

    g)

    FM TM AFTM

    FM 54,6 174,7 235,9 329,4

    TM 20,1 68,9 92,1 108,4

    AFTM 3,2 15,4 20,8 24,5

    März Juni Sept. Dez.

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 20

    Die Gesamtbiomassen auf den Natursteinen nahmen im Jahres-

    verlauf zu, wobei die im Riffareal entnommenen Steine zu allen

    4 Terminen höhere Gesamtbiomassen als die im Referenzgebiet

    entnommenen Steine aufwiesen (Abb.6).

    Abb.6: Gesamttrockenmasse der Biozönose auf Einzelsteinen

    im Riff- und Referenzgebiet, bezogen auf 1 m² im Jahr 2007

    Die Artenanzahl der Wirbellosen (Abb.7) war 2007 im März

    geringer als im späteren Jahresverlauf. Beim Vergleich Riff- und

    Referenzgebiet zeigten sich kaum Unterschiede, d.h. die Arten-

    anzahl und auch die Artenzusammensetzung (Tab.III und IV)

    hat sich durch den Riffbau auf den natürlich vorkommenden

    Steinen nicht oder nur sehr gering geändert.

    Abb.7: Ermittelte Artenzahlen Evertebraten auf natürlichen Steinen im Riff- und im Referenzgebiet 2007

    0

    2

    4

    6

    8

    10

    12

    Art

    enanzahl E

    vert

    ebra

    ten

    März Juni Sept. Dez.

    Referenzgebiet Riffgebiet

    90,34207,05

    65,4769,35

    434,25

    672,77777,49

    1035,17

    0

    200

    400

    600

    800

    1000

    1200

    Tro

    ck

    en

    ma

    ss

    e g

    /m²

    März Juni Sept. Dez.

    Referenzgebiet Riffgebiet

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 21

    Bezogen auf die Großalgen stellt sich die Situation ähnlich dar

    (Abb.8). Auch hier gibt es bezüglich der Artenanzahl kaum (nur

    im Monat März) Unterschiede.

    Abb.8: Ermittelte Artenzahlen Makroalgen auf natürlichen

    Steinen im Riff- und im Referenzgebiet 2007

    2.5.3 Zwischenauswertung

    Die Natursteine werden inzwischen im Riff zwar stärker be-

    wachsen (Gesamtbiomasse), die Artenvielfalt und –zusammen-

    setzung ist aber in beiden Gebieten sehr ähnlich.

    Vergleicht man allerdings die Artenanzahl auf den Natursteinen

    mit der auf den künstlichen Substraten (Naturstein versus Ab-

    kratzproben Riffkörper Dezember 2007) so wird deutlich, dass

    die Artenanzahl sowohl bei den Wirbellosen, besonders aber bei

    den Algen auf den Natursteinen immer noch höher ist als auf

    den künstlichen Substraten (Abb.9). Somit scheint die Besied-

    lung von außen und die Integation der künstlichen Elemente in

    den Naturraum noch nicht abgeschlossen zu sein.

    Langfristig ist zu erwarten, dass sich die Zusammensetzung der

    Bewuchsgemeinschaften auf den neu eingebrachten Strukturen

    nicht von der auf den seit langem im Gebiet liegenden Natur-

    steinen unterscheidet. Der Effekt des größeren Angebotes fester

    Substrate auf relativ engem Raum sollte im Gegenteil sogar da-

    zu führen, dass hier mehr Arten gefunden werden als in der

    Umgebung.

    0

    2

    4

    6

    8

    10

    12

    Art

    en

    an

    za

    hl M

    ak

    roa

    lge

    n

    März Juni Sept. Dez.

    Referenzgebiet Riffgebiet

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 22

    Abb.9: Vergleich der Artenanzahl Großalgen und Evertebraten

    auf Betonstrukturen (Abkratzprobe Dezember 2007) mit

    denen auf den zeitgleich entnommenen Natursteinen aus

    dem Referenz- und Riffgebiet.

    2.6 Seesterne

    2.6.1 Methoden

    Die regelmäßige Fotografie der verschiedenen Kontrollflächen

    und die Probenentnahme in Form von Einzelsteinen und Beton-

    Langzeitplatten erlauben bei Umrechnung auf die Einheitsfläche

    von 1 m² eine Zusammenschau des Auftretens von Seesternen.

    Zusätzlich zu den bereits dargestellten Bewuchsuntersuchungen

    wurden auch auf den Sandflächen unter Zuhilfenahme eines

    Fotorahmens pro Termin 3 Fotos im Referenz- und Riffgebiet

    gemacht. Die Auswertung am Bildschirm erlaubt Aussagen zur

    Abundanz der Seesterne auf den sandigen Böden im Gesamtge-

    biet.

    2.6.2 Ergebnisse Seesterne

    Tab.6 zeigt eine Zusammenstellung der Anzahl der auf den ver-

    schiedenen Oberflächen fotografierten, bzw. in den Proben ge-

    fundenen Seesterne im Jahr 2007. Die Jahresmittelwerte der

    Abundanzen lagen 2007 - je nach Struktur (Sand, Naturstein,

    Betonelemente, erweitertes Riffgebiet) - zwischen 0 Ind./m²

    (Sand mit Netz, Stat. 10) und 821,8 Ind./m² (Steine Referenzge-

    biet).

    0

    2

    4

    6

    8

    10

    12

    14

    FL1

    FL2

    FL3

    FL4

    FL5

    FL6

    FL7

    FL8

    FL9

    FL10

    FL11

    FL12

    Ste

    in R

    ef

    Ste

    in R

    iff

    Art

    en

    an

    zah

    l

    Algen Evertebr.

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 23

    Insgesamt wurden die höchsten Abundanzen von Seesternen - in

    Reihenfolge - auf den Natursteinen, den Tetrapoden und den

    anderen künstlichen Strukturen festgestellt. Auf Sandböden wa-

    ren die Seesterne wesentlich seltener zu finden. Der Spitzenwert

    lag bei 1.387 Ind./m² und wurde bei der Auswertung eines im

    März im Referenzgebiet entnommenen Natursteins ausgezählt.

    Abb.10 zeigt, wie sich die diesjährigen Werte im Vergleich der

    vergangenen Jahre darstellen. Der aus allen Teilflächen errech-

    nete Mittelwert liegt bei 109,6 Seesternen pro Quadratmeter,

    wobei auch junge, nur wenige Millimeter „große“ Tiere in die-

    ser Rechnung enthalten sind.

    Tab.6: Übersicht zu den auf den verschiedenen Oberflächen

    Mit Fotos oder durch Probennahme festgestellten See-

    Sternen Asterias rubens

    2007 Min Max. MW Anz. Pro-

    März Juni Sept. Dez. Ind./m² Ind./m² Ind./m² ben/Fotos

    Sand - Riff 8,3 5,5 12,5 1,4 1,4 12,5 6,9 12

    Sand - Ref.Geb. 0,3 6,9 6,9 4,2 0,3 6,9 4,6 12

    Einzelstein - Riff 154,0 0,0 121,0 128,0 0,0 154,0 100,8 4

    Einzelstein - Ref.Geb. 1387 502,0 721,0 677,0 502,0 1387,0 821,8 4

    Beton - Ringe (Stat.1 u. 2) 30,0 70,0 90,0 80,0 30,0 90,0 67,5 8

    Kegelstümpfe (Stat.3 u. 4) 100,0 20,0 120,0 110,0 20,0 110,0 87,5 8

    Tetrapoden - groß (St.5 u. 6) 80,0 160,0 80,0 100,0 80,0 160,0 105,0 8

    Tetrapoden - klein (St.7 u. 8) 100,0 170,0 150,0 80,0 80,0 170,0 125,0 8

    Sand (Stat.9) 90,0 4,0 4,0 0,0 0,0 90,0 24,5 4

    Netz auf Sand (Stat.10 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 4

    Kegel auf Netz (Stat.11) 0,0 0,0 20,0 20,0 0,0 20,0 10,0 4

    Steinschüttung (Stat.12) 0,0 0,0 40,0 12,0 0,0 40,0 13,0 4

    Langzeitplatten 69,0 93,0 69,0 0,0 0,0 93,0 57,8 8

    109,6

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 24

    Abb.10: Darstellung der Jahresmittelwerte der Besiedlung un-

    terschiedlicher Substrate im Vergleich der vergangenen

    4 Jahre

    2.6.3 Zwischenauswertung

    Die Daten zur Abundanz der Seesterne vermitteln, da seit 4 Jah-

    ren mit den gleichen Methoden erhoben, eine gute Übersicht zur

    Bestandsentwicklung. Die stationsbezogenen Vergleiche unter-

    einander sind mit Ungenauigkeiten behaftet, da die Erfassung

    teilweise auf der Auswertung von Fotos, auf denen vor allem die

    sehr kleinen Exemplare nicht immer erkennbar sind, teilweise

    aber auch auf genauen Probenauszählungen beruht. Die tatsäch-

    lichen Abundanzen werden auf den Fotoflächen und damit im

    Gesamtdurchschnitt somit höher als hier dargestellt sein. Hinzu

    kommt, dass sich die Datenbasis für die Mittelwertbildungen

    aufgrund der längeren Beprobungsintervalle stark reduziert hat.

    Insgesamt bestätigt sich aber der subjektive, beim Tauchen ge-

    wonnene Eindruck, dass 2007 wieder etwas weniger Seesterne

    als im Vorjahr im Riff zu finden waren und das Niveau in etwa

    dem der Jahre 2004/2005 entsprach.

    0

    100

    200

    300

    400

    500

    600

    700

    800

    900

    San

    d R

    iff-G

    ebie

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    San

    d R

    ef-G

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    Ein

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    Ein

    zels

    tein

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    .

    Bet

    onrin

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    Keg

    elst

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    Tet

    rapo

    den

    groß

    Tet

    rapo

    den

    klei

    n

    Lang

    zeitp

    latt

    en

    An

    zah

    l S

    eeste

    rne (

    Ind

    /m²)

    2004 2005 2006 2007

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 25

    3. Voruntersuchungen zur Tiefen-Aquakultur von Miesmuscheln

    3.1 Methoden

    Zum einen wurden die bereits in den Vorjahren begonnenen

    Versuche zur Eignung verschiedener Strukturen zur Tiefenkul-

    tur von Miesmuscheln fortgesetzt,

    Versuch 1: Oberer Teil eines Tetrapoden („Kupferkragen“)

    Versuch 2: Aufgeständerter Betonring

    Versuch 3: Ekazell-Auftriebskörper

    zum anderen wurde ein weiterer Versuch (Versuch 4) mit größe-

    ren rohrförmigen Aufwuchsträgern begonnen.

    Es handelt sich hierbei um 3 mit geschlossenpoorigem Polyu-

    rethan-Hartschaum gefüllte Kunststoffrohre mit einer Länge von

    2 m und einem Durchmesser von 30 cm. Die Rohre wurden mit

    Ketten an den oberen Ösen der kleineren Tetrapoden befestigt.

    Um die Besiedlung zu beschleunigen, wurde auf die Rohre mit

    2K-PU-Anstrich ein Glasfaser-Gittergewebe aufgeklebt.

    Die Rohre kamen am 12.04.07 ins Wasser und wurden dann im

    Rhythmus der allgemeinen Probenahmen und 2 Zusatzterminen

    im Juli und Oktober mit betreut.

    Um den Einfluss von Fraß durch Tauchenten abzuschätzen,

    bzw. zu verhindern, wurden vertikal Netzte in unmittelbarer

    Nähe der Rohre verspannt und eines der Rohre zusätzlich mit

    einem Drahtkorb umgeben.

    Die Lage der verschiedenen Versuchsträger im Riffgebiet ist aus

    Abb.11 ersichtlich.

    Aufuchs-Rohre

    Abb.11: Räumliche Lage von aufgestän-

    dertem Betonring und Auftriebskörper

    und Aufwuchsrohren im Riffgebiet

    (Grundzeichnug Th. Mohr)

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 26

    Auf den Kupferkragen, der sich auf dem oberen Teil eines

    Tetrapoden befindet (Versuch 1) wurde am 26.06.07 ein starrer,

    druckfester, mit Antifouling gestrichener Schlauch aufgesetzt,

    um die Barrierewirkung für die Seesterne zu erhöhen.

    Bei den Kontrollen wurden jeweils Fotos gemacht, repräsentati-

    ve Muschelproben entnommen und - soweit vorhanden - See-

    sterne von den Strukturen abgesammelt.

    3.2 Ergebnisse

    Versuch 1 – oberer Teil des Tetrapoden (Kupferkragen)

    Die Funktionsweise des Kupferkragens ist jetzt, nach Anbringen

    des aufgeschnittenen Druckschlauchs, sehr viel besser gegeben

    als vorher. Es gelangten nur noch wenige Seesterne in den obe-

    ren Teil des Tetrapoden. Der Muschelbestand ist inzwischen

    aber sehr heterogen. Neben den älteren Muscheln, die inzwi-

    schen eine Länge von bis zu 60 mm erreicht haben, sind auch

    Muscheln aus allen anderen Längenklassen in der Gemeinschaft.

    Die Älteren sind teilweise sekundär mit Seepocken bewachsen.

    Anhand der Längenverteilungen (Abb.12) lässt sich vor allem

    das Wachstum der Vorjahresmuscheln erkennen. Insgesamt

    scheint die Gemeinschaft ein Plateau erreicht zu haben, denn die

    Gesamtbiomassewerte zeigten von Juni bis Dezember bereits

    eine leicht rückläufige Tendenz (Abb.16).

    Prinzipiell wäre bei dem erreichten Längenspektrum eine selek-

    tive Entnahme von Speisemuscheln möglich.

    Abb.12: Prozentualer Anteil der Längenklassen auf dem Tetra-

    poden, oberhalb des Kupferkragens im Juni (n = 148)

    und Dezember (n = 121)

    18,9

    30,4

    21,6

    8,8

    5,47,4

    5,4

    0,0 0,01,4 0,7 0,00,0 0,8

    1,7

    13,2

    8,3

    14,0

    22,3

    14,9 14,9

    5,8

    2,5 1,7

    0,0

    5,0

    10,0

    15,0

    20,0

    25,0

    30,0

    35,0

    0-5 6-10 11-15 16-20 21-25 26-30 31-35 36-40 41-45 46-50 51-55 55-60

    Längenklassen (mm)

    pro

    zentu

    ale

    r A

    nte

    il

    06/07 12/07

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 27

    Versuch 2 - Aufgeständerter Betonring

    Auch hier spiegelt sich in den Längenverteilungskurven das

    starke Wachstum der Muscheln aus dem Vorjahr wieder

    (Abb.12). Die maximale Schalenlänge lag im Dezember bei 40

    cm. Interessant ist die Beobachtung, dass die Muscheln an und

    in den Öffnungen im Ring besser wachsen als auf glatten Flä-

    chen. Dies verdeutlicht den wachstumsfördernden Einfluss der

    guten Erreichbarkeit von Nahrung.

    Trotz an den Ständern angebrachter Abweiser gelang es immer

    wieder einzelnen Seesternen auf den Ring zu kommen. Der Be-

    stand blieb aber insgesamt dicht und hat sich hervorragend ent-

    wickelt. Der Gesamtbiomassewert lag im Dezember bei

    6.089 g/m. Eine Entnahme für Speisezwecke wäre ab 2008 mög-

    lich.

    Abb.13: Prozentualer Anteil der Längenklassen auf dem auf-

    geständerten Betonring im Juni (n = 260) und Dezember

    (n = 135)

    Versuch 3 – Ekazell-Auftriebskörper

    Die Entwicklung der Muschelgemeinschaften auf den Ekazell-

    Schwimmkörpern wird leider immer wieder im Winter unter-

    brochen, wenn nämlich die meisten Muscheln durch Fraß oder

    auch zu starke Exposition bei Stürmen verloren gehen. Wie

    hoch das Wachstumspotential im Idealfall ist, verdeutlicht die

    Wachstumskurve in Abb.14. die optimale Exposition in der

    Strömung sorgt dafür, dass die Muschelbrut innerhalb von 6

    Monaten auf im Mittel 25 mm heranwächst.

    5,0

    28,8

    37,3

    18,8

    7,7

    1,5 0,8 0,0 0,0 0,0 0,00,01,5

    3,0

    18,521,5

    29,6

    19,3

    6,7

    0,0 0,0 0,0

    0,0

    5,0

    10,0

    15,0

    20,0

    25,0

    30,0

    35,0

    40,0

    0-5 6-10 11-15 16-20 21-25 26-30 31-35 36-40 41-45 46-50 51-55

    Längenklassen (mm)

    pro

    zentu

    ale

    r A

    nte

    il

    06/07 12/07

    Aufgeständerter Betonring, 11.12.07

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 28

    Abb.14: Prozentualer Anteil der Längenklassen auf dem Eka-

    zellAuftriebskörper im Juni (n = 138) und Dezember

    (n = 137)

    Versuch 4 - Aufwuchsrohre

    Noch eindeutiger war das enorme Wachstum der Miesmuscheln

    auf den Rohren zu beobachten. Nachdem im Juni zunächst na-

    hezu die ganze Fläche mit Seepocken bedeckt war, wurden diese

    dann vollständig von Miesmuscheln überwachsen. Im Dezember

    hatten einzelne Exemplare bereits eine Länge von über 30 mm

    (Abb.15).

    Abb.15: Prozentualer Anteil der Längenklassen auf einem Auf-

    wuchsrohr im Juni (n = 148), September (n = 40),

    Oktober (n = 14), und Dezember (n = 115)

    25,4

    10,9 11,6 10,9

    13,8

    10,1

    5,12,9

    4,3 4,3

    0,70,0

    7,38,8

    16,8 17,5 16,8 16,8

    8,06,6

    1,50,0

    0,0

    5,0

    10,0

    15,0

    20,0

    25,0

    30,0

    0-5 6-10 11-15 16-20 21-25 26-30 31-35 36-40 41-45 46-50 51-55

    Längenklassen (mm)

    pro

    zentu

    ale

    r A

    nte

    il06/07 12/07

    0

    10

    20

    30

    40

    50

    60

    70

    80

    90

    100

    0-5 6-10 11-15 16-20 21-25 26-30 31-35 36-40 41-45 46-50 51-55

    Längenklassen (mm)

    pro

    zentu

    ale

    r A

    nte

    il

    Jun 07 Sep 07 Okt 07 Dez 07

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 29

    Gesamtbiomasse

    Abb.16 zeigt einen Vergleich der Gesamtbiomassen, die durch

    Abkratzproben im Juni und Dezember ermittelt wurden. Im De-

    zember lagen die Gesamtbiomassen auf dem Tetrapoden, dem

    Betonring und auf dem Ekazell-Auftriebskörper in der gleichen

    Größenordnung zwischen 6 bis 7 kg TM/m². Die größten Zu-

    wachsraten hatten die im freien Wasserkörper stehenden Struk-

    turen – Ekazell-Auftriebskörper und Aufwuchsrohr – zu ver-

    zeichnen. Auf dem Tetrapoden gab es einen leichten Rückgang

    der Gesamtbiomasse (siehe weiter oben).

    Abb.16: Gesamtbiomasse (TM in g/m²) auf den 3 Vergleichs-

    strukturen im Juni und im Dezember 2007

    3.3 Zwischenauswertung

    Insgesamt liefen die Versuche 2007 sehr erfolgreich. Die Mu-

    scheln haben sind auf allen ausgebrachten Strukturen gut entwi-

    ckelt. Insbesondere die Ekazellkörper und die Rohre haben sich

    als sehr effektive Aufwuchskörper erwiesen. Es bleibt abzuwar-

    ten, wie die Muscheln den Winter überstehen und welche

    Schutzstrategie (Vertikalnetze, Schutzgitter) sich als erfolgreich

    erweist.

    Die Funktionsweise der verschiedenen „Seesternabweiser“ hat

    sich durch die Verwendung eines kommerziellen Antifoulin-

    ganstrichs sehr verbessert, so das die Versuche jetzt ohne den

    störenden Einfluss der Seesterne sehr viel effizienter und auf das

    tatsächliche Wachstum der Muscheln fixiert durchgeführt wer-

    den können.

    44,6

    1230,2

    4296,7

    8018,1

    2055,1

    6688,96057,8 6076,4

    0

    1000

    2000

    3000

    4000

    5000

    6000

    7000

    8000

    9000

    Rohr Auftriebsk. Betonring Tetrapode

    Tro

    ckenm

    asse (

    g/m

    ²)

    Juni Dez.

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 30

    4. Literaturdaten zur Ökologie und Physiologie von Miesmuscheln im Ostseeraum

    4.1 Einleitung

    Die Muschel Mytilus edulis L. gehört mit zu den wichtigsten Biomasseproduzenten der Ost-

    see (Kautsky 1982). Aufgrund ihrer Anheftungsfähigkeit können sich Miesmuscheln auf den

    verschiedensten Substraten ansiedeln, vorzugsweise auf Hartsubstratböden. Muschelbänke

    finden sich auf den sandigen und steinigen Böden in der südlichen bis südöstlichen Ostsee

    und auf Felsen im Norden und Nord-Osten (Zelmys et al. 2003).

    Die hohen Abundanzen bzw. Biomassen die Mytilus edulis in bestimmten Gebieten bildet,

    werden entweder durch die Nahrungsverfügbarkeit bestimmt und/oder durch intraspezifische

    Konkurrenz um Nahrung und Raum konstant gehalten (Kautsky 1982). Aufgrund ihrer Tole-

    ranz gegenüber geringen Salinitäten (bis 4PSU) erstreckt sich das Vorkommen von Mytilus

    edulis in der Ostsee bis in den Finnischen und Bottnischen Meeresbusen (Jagnow et al. 1987).

    Die daraus resultierenden physiologischen Beeinträchtigungen zeigen sich in einer Größenre-

    duktion (entlang des Salzgradienten von der Kieler Bucht mit 110 mm bis Helsingfors mit 30

    mm), Abnahme der Lebensdauer und Reproduktionsleistung (Kautsky 1982).

    Die Muschel findet Bedeutung in der Nahrungskette als Verbindungsglied zwischen dem pe-

    lagischen und benthischen Ökosystem, durch den Transport von Material und Energie bei

    gleichzeitiger Kontrolle der Phytoplanktonbiomassen (Dolmer und Frandsen 2002).

    Ein Teil des filtrierten Sestons wird assimiliert und anschließend verdaut. Die daraus gewon-

    nene Energie wird eingesetzt für Respiration, Keimbildung und Wachstum (Kautsky 1987).

    Nicht verwertetes Material geht über in die Biodeposition, wobei diese sich aus Verdautem

    (Faezes) und nicht Verdautem (Pseudofaezes) zusammen setzten kann. Der im Bioseston ent-

    haltene organische Anteil dient den am Boden lebenden Konsumenten als Nahrungsquelle

    und stellt einen potentiellen Energielieferant dar (Kautsky 1982).

    4.2 Filtrationsraten

    Untersuchungen von Clausen et al. (1996) zur Filtrationsrate ergaben für eine 100 mg Stan-

    dard-Trockengewicht Muschel Werte von 30 ml min-1 bei Zugabe von Algenkonzentrationen

    < 6000 Zellen pro ml. Riisgård et al. (1981) zeigte eine Abhängigkeit zwischen der Filtrati-

    onsrate von Muscheln und bestimmten Algenkonzentration auf. So fand eine Abnahme der

    Rate (2 h) nach einer gewissen Zeit statt, wenn die Algenkonzentrationen < 1500 Zellen ml-1

    bzw. > 30.000 Zellen/ml (0,5 mg Trockengewicht/l) betrugen. Bei Konzentrationen zwischen

    diesen Werten, stellten sich beständige Filtrationsleistungen der Muscheln ein. Clausen et al.

    (1996) stellte eine reduzierte Filtrationsrate schon bei Konzentrationen von > 1,3 bis 2,4 x 104

    Zellen/ml fest.

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 31

    Kittner et al. (2005) konnte einen linearen Zusammenhang zwischen der Filtrationsrate

    (F x ml/min Ind) und der Temperatur ableiten. Dieser Zusammenhang wird über die Glei-

    chung

    F = 3,27T + 38,2, bei einem Temperatur-Toleranz-Intervall von 8,3 bis 20°C“ ausgedrückt.

    Temperaturen unterhalb von 8,3°C initiierten ein Schließen der Muschel.

    4.3 Biodeposition

    Die Biodepositionsraten sind an die Stoffwechselaktivität der Muschel gebunden, die wieder-

    um von der Phytoplanktonbiomasse und Wassertemperatur abhängt.

    Nach Kautsky (1987) waren im Untersuchungsgebiet südlich von Stockholm saisonale

    Schwankungen der Biodepositionsraten vorzuweisen, mit einem höchsten Wert im Sommer.

    Dabei ergaben sich pro 1 g Muscheltrockengewicht (inklusiv der Schale) eine jährliche Bio-

    deposition von 1,76 g Trockengewicht, 0,33 g aschefreies Trockengewicht, 0,13 g Kohlen-

    stoff, 1,7 x 10-3 g Stickstoff und 2,6 x 10-4 g Phosphat. Dies entspricht für das Gebiet einer

    muschelbedingten Zunahme in der Deposition an C, N und P um 10 % (Kautsky 1987).

    Untersuchungen von Hildreth (1980) zur Biodepositionsrate in situ bei einer Nahrungskon-

    zentration von 10-7 Partikel/l ergaben 2,8 x 106 Partikel pro Muschel und Stunde. In seinen

    Versuchen verwendete er Muscheln mit einer Länge von 5 bis 5,5 cm.

    Die Veränderung der Sedimente durch Anreicherungen an Biodeposition aus Muschelkultu-

    ren kann bei eingeschränktem Wasseraustausch durch Abbauvorgänge Sauerstoffmangel her-

    vorrufen und zu einer Veränderung der Artenzusammensetzung beitragen (Kautsky 1987).

    4.4 Wachstumsraten

    Das Vorhandensein einer gewissen physiologischen Anpassungsfähigkeit von marinen Mu-

    scheln, darunter auch Mytilus edulis, gegenüber dem Spektrum an Umweltparametern zeigt

    sich unter anderem an saisonalen Wachstumsmustern (Bayne et al. 1980). Zu den wichtigsten

    Faktoren mit Einfluss auf den Metabolismus und damit auf Wachstum und Biomasseproduk-

    tion zählen Wassertemperatur, Salzgehalt und die Qualität und Quantität an Nahrung. Deren

    Bedeutung wird von den verschiedenen Autoren, u.a. Bayne et al. (1980), Böttcher (1990),

    Kautsky (1982), Riisgard et al. (1981), Clausen et al. (1996), Westerbom et al. (2002), Hat-

    cher1997) diskutiert.

    Zur Ermittlung der Wachstumsraten bei Mytilus sind verschiedene Ansätze möglich, wie die

    Erkennung der Alterstruktur anhand von jährlich angelegten Wachstumsringen, Längenmes-

    sungen markierter Individuen (Kautsky 1982) und Analysen von Größenklassen in Populatio-

    nen (Bayne 1980).

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 32

    Böttcher (1990) ermittelte die längenspezifische tägliche Wachstumsraten für den Standort

    Nienhagen für Mytilus edulis (Berechnung erfolgte nach Winberg 1971, siehe unten) zur Ver-

    gleichbarkeit von Beständen verschiedener Tiefen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Wachs-

    tumsrate der Muscheln bodenlebender Bestände auf Tiefen von 13,5m im Vergleich zu den in

    Netzkäfig gehaltenen Tieren auf 10 m und 3 m geringer ist. Diese Tendenzen zeigten auch die

    Untersuchung von Kautsky (1982) im Gebiet der schwedischen Ostsee. Eine Erklärung findet

    sich hier u.a. in der guten Nahrungsverfügbarkeit (Menge und Qualität) für die Tiere (Bött-

    cher 1990, Kautsky 1982).

    Längespezifische tägliche Wachstumsrate für Individuen nach Winberg 1971:

    Cl = 10logL2 –

    10logL1 / ∆t

    L1 und L2 Länge am Anfang und Ende der Wachstumsperiode (∆t)

    Von wirtschaftlicher Bedeutung sind auch die Frischgewichte der Muscheln, welche bei Bött-

    cher (1990) über die Größe „Kondition“ angeben wird. Kondition ist der prozentuale Anteil

    der Weichkörpermasse zur Gesamttrockenmasse. Oft wird diese Größe auch in Masse/Volu-

    men-Verhältnis angegeben.

    Die Schalen- und Weichkörpertrockenmasse der Muscheln aus den Netzkäfigen lagen um ein

    2- bis 4-faches höher als die der Grundmuscheln und reflektieren die Vermutungen aus den

    Ergebnissen für die Wachstumsraten. Ein linearer Zusammenhang zwischen Weichkörper-

    masse und Schalenlänge besteht dabei nicht.

    In Anlehnung an die Arbeit von Böttcher (1990) konnte anhand von weiterführenden Unter-

    suchungen im Mai 1994, durchgeführt von der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft

    und Fischerei MV, am Standort Nienhagen neben einer Abnahme der Muschelkonzentration

    mit zunehmender Tiefe, ein besseres Verhältnis (höhere Frischmasse) der Verteilung von

    Länge zu Gewicht der Muscheln bei 10 m Tiefe im Vergleich zu 17 m Tiefe festgestellt wer-

    den. Weitere Angaben zu Wachstumsraten verschiedener Regionen finden sich tabellarisch

    u.a. in der Arbeit von Bayne et al. (1980) und Kiørboe et al. (1981).

    Eine Zusammenstellung von Biomassewerten (g aschefreie Trockensubstanz/m2) für die Ost-

    see sind in der Arbeit von Böttcher (1990) zusammengefasst. Werte (aus Köhn 1988) für die

    Mecklenburger Bucht ergaben für die Grundverhältnisse

    - Feinsand (Tiefe 6 - 8m): 8,2 g/m²

    - Mittelsand (Tiefe 6 - 8m): 27,9 g/m²

    - Mittelsand (Tiefe 20 m): 0,8 g/m²

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 33

    4.5 Energiegehalte und „scope of growth“

    Eine genaue Angabe zum Energiegehalt von Mytilus edulis konnte bisher nur in der Arbeit

    von Bayne (1980) mit 21,8 ± 1,7 J pro mg Trockengewicht gefunden werden. Die Bestim-

    mung erfolgte mit einem Kalorimeter.

    Die verfügbare Energie für Wachstum und Reproduktion, genannt „scope of growth“, eines

    Organismus wird nach Winberg (1960) anhand der folgenden Energiebilanzgleichung be-

    rechnet.

    C = P + R + U + F

    C = konsumiertes Material

    P = Produktion (Soma: Pr und Keim: Pg)

    R = Respirationsverlust

    U = Energieverlust über Exkrete

    F = Energieverlust als Faezes

    Absorbiertes Material: A = C x e,

    e = Absorptionseffizienz

    Pr +Pg kann als Funktion von A, R und U ausgedrückt werden

    P = A – (R+U) ist dann der „scope for growth“

    4.6 Reproduktion

    Der Vermehrungserfolg von Bivalviern ist abhängig von optimalen Umweltbedingungen, um

    das Überleben der ersten Lebensstadien zu garantieren (Philippart et al. 2003).

    Kautsky (1982) wies auf Schwankungen in der absoluten Anzahl an Tieren von Mytilus edulis

    bei 4 m Tiefe zwischen 36.000 und 158.000 Ind./m2 innerhalb eines Jahres hin. Bei genauerer

    Betrachtung war dies zurückzuführen auf das Verschwinden von Muscheln kleiner 2 mm, die

    mit einer Anzahl von 132 000 Ind./m2 im Sommer auf 65.000 Ind./m2 im Spätherbst absank.

    4.7 Aquakultur in der Ostsee

    Zum Anlegen von Muschelkulturen für eine effiziente wirtschaftliche Nutzung sind verschie-

    dene Methoden getestet worden. Einige davon sollen hier kurz vorgestellt werden.

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

    bioplan – Institut für angewandte Biologie und Landschaftsplanung 34

    Die von Kautsky (1982) und Böttcher (1990) schon erwähnten Untersuchungen (siehe oben)

    zur Käfighaltung mit Mytilus edulis legen eine gesteigerte Wachstumsrate bzw. höhere

    Frischmassen im Vergleich zu natürlichen Bedingungen dar.

    Neben den Netzkäfigversuchen zeigte Böttcher (1990) eine weiter Möglichkeit für die Anle-

    gung von Aquakulturen anhand von Leinenkollektorenuntersuchungen (ø 22mm) auf. Nach

    22 Monaten lag der Anteil an Muscheln mit einer Schalenlänge > 40 mm bei 34,7 und 41,9 %.

    Dolmer (2002) und Buck (2007), die auch mit Lang-Leinen Systemen arbeiten, weisen auch

    auf eine gesteigerte Wachstumsrate im Vergleich zu anderen Kultivierungsmethoden (senk-

    rechten Stangen oder so genannten „on bottom culture method“) hin. Buck erwähnte zu den

    Vorteilen solcher Systeme eine höhere Verfügbarkeit an Phytoplankton für Muscheln und die

    Standhaftigkeit gegenüber Wind und Wellen aufgrund der inneren Flexibilität.

    Als weitere Alternative wurde von Dolmer (2002) der Einsatz eines Flosses mit 10 miteinan-

    der verketteten PVC-Röhren, Länge 48 m, an denen die Muschelkulturen auf Netzen unter-

    halb der Röhren hängen, getestet. Vorteil ist eine einfache Verankerung der Röhren, so dass

    diese mit der Strömung treiben können. Diese Art von Kultivierung vermeidet eine Anreiche-

    rung an organischem Material auf dem Seeboden unterhalb der Miesmuscheln.

  • Bewuchsentwicklung im künstlichen Riff Nienhagen – Zwischenbericht 2007

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