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Name : Klasse : Datum : UR Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte UE / Stunde (Thema): Synchrone und diachrone Sprachbetrachtung Grobziel(e): Die Schüler wissen, dass es zwei Möglichkeiten gibt, Sprache zu untersuchen. Zeit Handlungsschritte: Methoden/ Arbeitsformen/ Medien 14.17- 14.20 14.20- 14.32 14.32- 14.37 14.37- 14.40 14.40- 14.50 14.50- 14.55 14.55- 15.00 L. nennt das Thema der Stunde. Die Schüler untersuchen verschiedene Texte (AB) und kommen zu dem Schluss, dass es zwei Möglichkeiten gibt, Sprache zu untersu- chen. Die Schüler nennen ihre Ergebnisse. L. erklärt, dass der Sprachwissenschaftler F. de Saussure für diese beiden Möglichkeiten die Begriffe „synchrone“ und „diachrone“ Sprach- betrachtung geprägt hat und erläutert die Be- deutung der beiden Begriffe. Die Schüler ordnen ihre Ergebnisse diesen Be- griffen zu. Ergebnissicherung an der Tafel. Die Schüler überlegen, welcher Zusammen- hang zwischen synchroner und diachroner Sprachbetrachtung besteht. Die Schüler überlegen sich, welche Fragen bei einer diachronen Untersuchung einer Sprache interessant sind. (Ausblick auf die Unterrichts- reihe) Lehrervortrag/ Frontalunterricht Partnerarbeit AB synchrone und diachrone Sprach- betrachtung Schülervortrag/ fragend-entwickelndes Gespräch/ Frontalunterricht Lehrervortrag/ fFrontalunterricht Unterrichtsgespräch/ Frontalunterricht Tafelanschrift fragend-entwickelndes Gespräch/ Fron- talunterricht Tafelanschrift Unterrichtsgespräch/ Frontalunterricht Nachbereitende HA :

Name: Klasse: Datum: UR - … Griechisch Lateinisch Gotisch Englisch russisch Litauisch Neuhoch deutsch trayas treis tres preis three tri trys drei pitar pater ... Grammatik Die

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Name: Klasse: Datum: UR

Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

UE / Stunde (Thema): Synchrone und diachrone Sprachbetrachtung

Grobziel(e): Die Schüler wissen, dass es zwei Möglichkeiten gibt, Sprache zu untersuchen.

Zeit Handlungsschritte: Methoden/ Arbeitsformen/ Medien

14.17-

14.20

14.20-

14.32

14.32-

14.37

14.37-

14.40

14.40-

14.50

14.50-

14.55

14.55-

15.00

L. nennt das Thema der Stunde.

Die Schüler untersuchen verschiedene Texte

(AB) und kommen zu dem Schluss, dass es

zwei Möglichkeiten gibt, Sprache zu untersu-

chen.

Die Schüler nennen ihre Ergebnisse.

L. erklärt, dass der Sprachwissenschaftler F. de

Saussure für diese beiden Möglichkeiten die

Begriffe „synchrone“ und „diachrone“ Sprach-

betrachtung geprägt hat und erläutert die Be-

deutung der beiden Begriffe.

Die Schüler ordnen ihre Ergebnisse diesen Be-

griffen zu.

Ergebnissicherung an der Tafel.

Die Schüler überlegen, welcher Zusammen-

hang zwischen synchroner und diachroner

Sprachbetrachtung besteht.

Die Schüler überlegen sich, welche Fragen bei

einer diachronen Untersuchung einer Sprache

interessant sind. (Ausblick auf die Unterrichts-

reihe)

Lehrervortrag/ Frontalunterricht

Partnerarbeit

AB synchrone und diachrone Sprach-

betrachtung

Schülervortrag/ fragend-entwickelndes

Gespräch/ Frontalunterricht

Lehrervortrag/ fFrontalunterricht

Unterrichtsgespräch/ Frontalunterricht

Tafelanschrift

fragend-entwickelndes Gespräch/ Fron-

talunterricht

Tafelanschrift

Unterrichtsgespräch/ Frontalunterricht

Nachbereitende HA:

Name: Klasse: Datum: UR

Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

Diachrone und synchrone Sprachbetrachtung (Ferdinand de Saussure)

Diachrone Sprachbetrachtung

dia (gr.)= durch, hindurch, chronos (gr.)

Zeit

diachron: durch die Zeit hindurch

beschäftigt sich mit der geschichtlichen

Entwicklung der Sprache, mit ihrer Verän-

derung in der Zeit.

Bsp.:

Bedeutungsveränderung Weib

Frau

Wandel der Schreibweise: fater

(ahd) Vater (nhd)

Wandel der Wortstellung:

dat Hiltibrant haetti min fater

dass mein Vater Hildebrand hieße

Synchrone Sprachbetrachtung

Syn (gr.)= gemeinsam; chronos (gr.)= Zeit

synchron: gleichzeitig

bezieht sich auf den Ist-Zustand der Spra-

che zu einem bestimmten Zeitpunkt.

Bsp.:

Unterschiede zwischen Dialekt und

Standardsprache

Wortstellungsvariationen im Deut-

schen

Ahd Mhd Gegenwartsdeutsch

(750-1050) (1050-1350)

Diachrone Sprachbetrachtung

Ahd Mhd Gegenwartsdeutsch

(750-1050) (1050-1350)

synchrone Sprachbetrachtung

Diachrone Sprachbetrachtung setzt die synchrone Betrachtung der Sprache voraus.

Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

A wir sind, ihr seid, sie sind mir sinn, ihr/dir sinn, die sinn

Hildes Schwager em Hilde sei Schwòòer

B Fater unser, thus in himilon bist, giuuîhit si namo thîn, quaeme rîchi thîn, uuerde uuilleo thîn, sam

sô in himile endi in erthu. (Althochdeutsch)

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie

im Himmel so auf Erden.

C Peter sieht den Mann auf der Brücke.

Den Mann auf der Brücke sieht Peter.

Auf der Brücke sieht Peter den Mann.

Sieht Peter den Mann auf der Brücke?

E Das allgemeine Wort für "Frau" ist im Althochdeutschen wie im Mittelhochdeutschen das

Wort wîb/wîp, unverheiratet Frauen heißen im Althochdeutschen magad (mit der Betonung

auf "unverheiratet") und diorna (was auch 'junges Mädchen' ganz allgemein heißen kann). Im

Mittelhochdeutschen hat sich diese Bedeutung bereits so weit verschoben, dass maget den

Bereich 'Dienerin', 'Magd' mit abdeckt. Heute ist Frau die normale Bezeichnung geworden

und hat damit Weib in niedere Sprachschichten zurückgedrängt.

Arbeitsauftrag:

Diese Texte dienen der Untersuchung von Sprache.

Bearbeiten Sie die folgenden Aufgaben mit einem Partner und machen Sie sich Notizen.

1. Beachten Sie die fett gedruckten Wörter. Beschreiben Sie genau, welche Verände-

rungen in den Texten deutlich werden.

2. Die Texte zeigen zwei Möglichkeiten Sprache zu untersuchen. Ordnen Sie die Texte

entsprechend in zwei Gruppen ein.

3. Finden Sie Oberbegriffe für die beiden Möglichkeiten Sprache zu untersuchen.

12 Minuten Bearbeitungszeit

D Auszug aus dem Hildebrandslied, einem Heldenlied in althochdeutscher Sprache

'dat sagêtun mî ûsere liuti,

alte anti frôte, dea êrhina wârun,

dat Hiltibrant haetti mîn fater: ih heittu Hadubrant. (althochdeutsch)

"Das sagten mir unsere Leute,

alte und weise, die ehemals waren,

dass mein Vater Hildebrand heiße;

ich heiße Hadubrand.“ (Gegenwartsdeutsch)

UE / Stunde (Thema): Die indoeuropäische Sprachfamilie

Grobziel(e): Die Schüler wissen, dass man in der Geschichte der Sprache von einer indoeu-

ropäischen Sprachfamilie ausgeht. Sie wissen, dass man aufgrund von Gemeinsamkeiten in

Wortschatz und Satzbau in den indoeuropäischen Sprachen auf eine gemeinsame „Ursprache“

schließt. Sie kennen die indoeuropäischen Sprachen und ihre rekonstruierte Heimat.

Zeit Handlungsschritte: Methoden/ Arbeitsformen/ Medien

10.30-

10.40

10.40-

10.50

10.50-

11.00

11.00-

11.05

11.05-

11.10

11.10-

11.15

L. zeigt Worte aus den indoeuropäischen Spra-

chen (+1-2 Worte aus nicht-indoeuropäischen

Sprachen ). Die Schüler vergleichen die Worte

miteinander und versuchen eine Schlussfolge-

rung daraus zu ziehen (es muss eine „Urspra-

che“ gegeben haben)

Die Schüler untersuchen diese „Theorie“ an-

hand von weiteren Wörtern. (Vergleich von

Wortschatz und Grammatik)

Präsentation der Ergebnisse

Ergebnissicherung

Die Schüler ordnen die Sprachen, die aus einer

gemeinsamen Sprachen entstanden sind, in

eine Weltkarte ein und erkennen daran die re-

konstruierte Verbreitung der gemeinsamen

Sprache. Die Schüler suchen einen Namen (in-

doeuropäische Sprachfamilie)

Kurzer Lehrervortrag, der den S. Informatio-

nen zur Rekonstruktion der „Urheimat“ der

Indoeuropäer liefert.

Fragend-entwickelndes Gespräch/

Frontalunterricht

Folienstreifen

Partnerarbeit

AB Indoeuropäisch

Schülervortrag/ Frontalunterricht

Tafelanschrift

Fragend-entwickelndes Gespräch/

Frontalunterricht

OHF Weltkarte

Einzelarbeit

AB indoeuropäische Urheimat

Nachbereitende HA:

Die Schüler erhalten einen Stammbaum der indogermanischen Sprachfamilie, den sie ausfül-

len sollen.

Die indoeuropäische Sprachfamilie

Altindisch Griechisch Lateinisch Gotisch Englisch russisch Litauisch Neuhoch

deutsch

trayas treis tres preis three tri trys drei

pitar pater pater fadar father Vater

matar meter mater mother materi mote Mutter

naman onoma nomen namo name Name

asti esti est ist is jest est(i) ist

asmi eimi sum im am esmi (ich) bin

bharamah pheromen ferimus bairam

(wir) gebä-

ren

Gemeinsamkeiten

im Wortschatz

´ (vgl. im Gegensatz

dazu finn. kolme; hebr.

salos (drei) oder finn on;

hebr. Hove (ist)

Gemeinsamkeiten in der

Grammatik

Die Ähnlichkeiten in Wortschatz und Grammatik dieser Sprachen lassen darauf schließen, dass es ur-

sprünglich eine gemeinsame „Ursprache“ gegeben hat, die indoeuropäische oder indogermanische

Sprache, wobei es sich lediglich um eine Rekonstruktion handelt.

Man bezeichnet diese Sprache als „indoeuropäisch“, weil sie eine Gruppe von Sprachen umfasst, die ur-

sprünglich zwischen Indien und Europa gesprochen wurden.

Name: Klasse: Datum: UR

Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

UE / Stunde (Thema): Vom Indogermanischen zum Germanischen: Die erste

Lautverschiebung

Grobziel(e): Die Schüler kennen die Veränderungen im Konsonantensystem, die durch die

erste Lautverschiebung entstanden sind, und wissen, dass sich durch die erste Lautverschie-

bung das Germanische aus dem Indogermanischen herausgelöst hat.

Zeit Handlungsschritte: Methoden/ Arbeitsformen/ Medien

14.17-

14.27

14.27-

14.35

14.35-

14.40

14.40-

14.45

14.45-

14.50

14.50-

14.55

14.55-

15.00

S. erläutern den Grund dafür, dass man vom

Vorhandensein einer indogermanischen Spra-

che ausgeht, und weisen dies am Wort „Vater“

nach.

L. fordert die Schüler auf, die Worte für Vater

genau miteinander zu vergleichen. S. erläutern,

dass sich trotz der Gemeinsamkeiten auch Un-

terschiede feststellen lassen.

Die Schüler erarbeiten mit Hilfe von Beispie-

len (AB) die Gesetze der ersten Lautverschie-

bung

S. tragen ihre Ergebnisse vor.

Ergebnissicherung

Die Schüler suchen einen Oberbegriff für ihre

Ergebnisse (Thema der Stunde) und erläutern,

welche Sprachen von der Lautverschiebung

betroffen sind.

Die Schüler übertragen ihre Erkenntnisse in ein

Schaubild.

Die Schüler erkennen mit Hilfe von Beispielen

die Ausnahmen der Regeln der ersten Lautver-

schiebung

Die Schüler tragen ihre Ergebnisse vor.

Fragend-entwickelndes Gespräch/

Frontalunterricht

Folienstreifen

Partnerarbeit

AB Lautverschiebung

Schülervortrag

Tafelanschrift

Fragend-entwickelndes Gespräch/

Frontalunterricht

Tafelanschrift

Plakat

Gruppenarbeit

AB Ausnahmen

Schülervortrag

Tafelanschrift

Nachbereitende HA:

Die Schüler vollziehen an ieur. Wörtern die erste Lautverschiebung nach. (AB Übung: Laut-

verschiebung )

Name: Klasse: Datum: UR

Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

Vom Indogermanischen zum Germanischen: Die Erste (germanische) Lautverschiebung

Im 1. Jahrtausend v. Chr. setzen in den Germanischen Sprachen vor allem Veränderungen im

Konsonantensystem ein:

Verschiebung: Beispiel:

p f pater (lat.) father (engl.), Vater (dt.)

t th tres (lat.) three (engl.), drei (dt.)

k h cor (lat.) heart( engl.), Herz (dt.)

b p labium (lat.) lip (engl.), Lippe (dt.)

d t edere (lat.) eat (engl.), (essen)

g k genu (lat.) knee (engl.), Knie (dt.)

bh b bhratar- (aind.) brother (engl.), Bruder (dt.)

dh d madhya (gr.) middle (engl.), (mittlerer)

gh g stighnute (aind.) steigen (dt.)

Durch die erste (germanische) Lautverschiebung gliederte sich das Germanische aus dem

Indogermanischen aus.

Ausnahmen:

nach s bleiben p, t und k erhalten

bei pt und kt bleibt das t erhalten

p b (nicht zu f), t d (nicht zu th), k g (nicht zu h), wenn im Indoeuropäischen

der vorausgehende Vokal nicht die Hauptbetonung trägt (Verner’sches Gesetz)

Indoeuropäische Sprachen

Germanisch

Erste Lautverschiebung

Name: Klasse: Datum: UR

Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

Die erste Lautverschiebung

Beispiel Gesetz

nepos (lat.) Ne__e

tu (lat.) __u

centum (lat.) __undert

vertere (lat.) wer__en

canis (lat.) __und

piscis (lat.) __isch

stella (lat.) S__ern

octo (lat.) a__ht

spicere (lat.) s__ähen

pherein (gr.) (ge)__ären

genu (lat.) __nie

labium (lat.) Li__e

(be)dürfen - darben; Hefe (ein Mittel, welches) - hebt

schneiden - geschnitten; Schneider - Schnitter; sieden - gesotten

Reihe - Reigen; Höhe - Hügel; gedeihen - gediegen

___________________________________________________________________________

___________________________________________________________________________

Arbeitsauftrag:

1. Überlegen Sie, wie sich die Wörter im Germanischen verändert haben.

2. Schreiben Sie das Gesetz, nachdem sie sich verändert haben, auf.

Arbeitsauftrag:

3. Überlegen Sie, weshalb im Deutschen folgende Wörter nebeneinander

stehen.

Name: Klasse: Datum: UR

Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

Die erste Lautverschiebung

Beispiel Gesetz

nepos (lat.) ne__e

tu (lat.) __u

centum (lat.) __undert

vertere (lat.) wer__en

canis (lat.) __und

piscis (lat.) __isch

stella (lat.) S__ern

octo (lat.) a__ht

spicere (lat.) s__ähen

pherein (gr.) (ge)__ären

genu (lat.) __nie

labium (lat.) Li__e

(be) dürfen - darben; Hefe (ein Mittel, welches) - hebt

schneiden - geschnitten; Schneider - Schnitter; sieden - gesotten

Reihe - Reigen; Höhe - Hügel; gedeihen - gediegen

___________________________________________________________________________

___________________________________________________________________________

Arbeitsauftrag:

1. Überlegen Sie, wie sich die Wörter im Germanischen verändert haben.

2. Schreiben Sie das Gesetz, nachdem sie sich verändert haben, auf.

Arbeitsauftrag:

3. Überlegen Sie, weshalb im Deutschen folgende Wörter nebeneinander

stehen.

Name: Klasse: Datum: UR

Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

Arbeitsauftrag:

1. Vergleichen Sie die Beispiele miteinander und beschreiben Sie genau, welche

Veränderungen sich ergeben. (Beachten Sie die fett gedruckten Laute.)

2. Versuchen Sie eine Regel aufzustellen.

griechisch lateinisch englisch deutsch

pater pater father Vater

pella pellis fell Fell

treis tres three drei

tonare thunder Donner

kardia cor heart Herz

cornu horn Horn

Klasse 10b Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

Arbeitsauftrag:

1. Vergleichen Sie die Beispiele miteinander und beschreiben Sie genau, welche

Veränderungen sich ergeben. (Beachten Sie die fett gedruckten Laute.)

2. Versuchen Sie eine Regel aufzustellen.

griechisch lateinisch englisch deutsch

labium lip Lippe

labi sleep (schlafen)

edere eat (essen)

podos pedis foot (Fuß)

genys gena cin (aengl.) Kinn

genu knee Knie

Name: Klasse: Datum: UR

Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

Arbeitsauftrag:

1. Vergleichen Sie die Beispiele miteinander und beschreiben Sie genau, welche

Veränderungen sich ergeben. (Beachten Sie die fett gedruckten Laute.)

2. Versuchen Sie eine Regel aufzustellen.

altindisch Griechisch/lateinisch englisch deutsch

bhratar- phrator (gr.) brother Bruder

bharati pherein (gr.) bear (ge)bären

madhya medius (lat.) middle (mittlerer)

vidhava vidua (lat.) widow (Witwe)

stighnute steigen

khortos garden Garten

Klasse 10b Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

Arbeitsauftrag:

1. Vergleichen Sie die Beispiele miteinander und beschreiben Sie genau, welche

Veränderungen sich ergeben. (Beachten Sie die fett gedruckten Laute.)

2. Versuchen Sie eine Regel aufzustellen.

altindisch Griechisch/lateinisch englisch deutsch

bhratar- phrator (gr.) brother Bruder

bharati pherein (gr.) bear (ge)bären

madhya medius (lat.) middle (mittlerer)

vidhava vidua (lat.) widow (Witwe)

stighnute steigen

khortos garden Garten

Name: Klasse: Datum: UR

Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

Arbeitsauftrag:

1. Vergleichen Sie die Beispiele miteinander und beschreiben Sie genau, welche

Veränderungen sich ergeben. (Beachten Sie die fett gedruckten Laute.)

2. Versuchen Sie eine Regel aufzustellen.

griechisch lateinisch englisch deutsch

pater pater father Vater

pella pellis fell Fell

treis tres three drei

tonare thunder Donner

kardia cor heart Herz

cornu horn Horn

Klasse 10b Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

Arbeitsauftrag:

1. Vergleichen Sie die Beispiele miteinander und beschreiben Sie genau, welche

Veränderungen sich ergeben. (Beachten Sie die fett gedruckten Laute.)

2. Versuchen Sie eine Regel aufzustellen.

griechisch lateinisch englisch deutsch

labium lip Lippe

labi sleep (schlafen)

edere eat (essen)

podos pedis foot (Fuß)

genys gena cin (aengl.) Kinn

genu knee Knie

Name: Klasse: Datum: UR

Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

Arbeitsauftrag:

1. Vergleichen Sie die Beispiele miteinander und beschreiben Sie genau, welche

Veränderungen sich ergeben. (Beachten Sie die fett gedruckten Laute.)

2. Versuchen Sie eine Regel aufzustellen.

altindisch Griechisch/lateinisch englisch deutsch

bhratar- phrator (gr.) brother Bruder

bharati pherein (gr.) bear (ge)bären

madhya medius (lat.) middle (mittlerer)

vidhava vidua (lat.) widow (Witwe)

stighnute steigen

khortos garden Garten

Klasse 10b Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

Arbeitsauftrag:

1. Vergleichen Sie die Beispiele miteinander und beschreiben Sie genau, welche

Veränderungen sich ergeben. (Beachten Sie die fett gedruckten Laute.)

2. Versuchen Sie eine Regel aufzustellen.

altindisch Griechisch/lateinisch englisch deutsch

bhratar- phrator (gr.) brother Bruder

bharati pherein (gr.) bear (ge)bären

madhya medius (lat.) middle (mittlerer)

vidhava vidua (lat.) widow (Witwe)

stighnute steigen

khortos garden Garten

Name: Klasse: Datum: UR

Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

Die erste Lautverschiebung – Ausnahmen

p t k

Lateinisch Deutsch

spicere Spähen

spuere speien

stella Stern

stare Stehen

scabere schaben

Klasse 10b Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

Die erste Lautverschiebung – Ausnahmen

t

Lateinisch Deutsch

captus Haft

neptis nift (ahd) Nichte

octo acht

Arbeitsauftrag:

1. Überlegen Sie, in welche Laute sich p, t und k eigentlich verwandeln müssten.

2. Beschreiben Sie, welche Ausnahme in den Beispielen auftaucht.

3. Überlegen Sie, welcher Laut ausschlaggebend für die Ausnahme sein könnte und

formulieren Sie ein Gesetz.

Arbeitsauftrag:

1. Überlegen Sie, in welchen Laut sich t eigentlich verwandeln müssten.

2. Beschreiben Sie, welche Ausnahme in den Beispielen auftaucht.

3. Überlegen Sie, welcher Laut ausschlaggebend für die Ausnahme sein könnte und

formulieren Sie ein Gesetz.

Name: Klasse: Datum: UR

Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

Die erste Lautverschiebung – Ausnahmen

p t k

septem (lat.) sieben

hypér (gr.) über

fráter (lat.) Bruder

pater (lat.) fadar (ahd)

oculus (lat.) Auge

Klasse 10b Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

Die erste Lautverschiebung – Ausnahmen

p t k

septem (lat.) sieben

hypér (gr.) über

fráter (lat.) Bruder

pater (lat.) fadar (ahd)

oculus (lat.) Auge

Arbeitsauftrag:

1. Überlegen Sie, in welche Laute sich p, t und k eigentlich verwandeln müssten.

2. Beschreiben Sie, welche Ausnahme in den Beispielen auftaucht.

Arbeitsauftrag:

1. Überlegen Sie, in welche Laute sich p, t und k eigentlich verwandeln müssten.

2. Beschreiben Sie, welche Ausnahme in den Beispielen auftaucht.

Name: Klasse: Datum: UR

Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

Die erste Lautverschiebung – Ausnahmen

p t k

Lateinisch Deutsch

spicere Spähen

spuere speien

stella Stern

stare Stehen

scabere schaben

Klasse 10b Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

Die erste Lautverschiebung – Ausnahmen

t

Lateinisch Deutsch

captus Haft

neptis nift (ahd) Nichte

octo acht

Arbeitsauftrag:

4. Überlegen Sie, in welche Laute sich p, t und k eigentlich verwandeln müssten.

5. Beschreiben Sie, welche Ausnahme in den Beispielen auftaucht.

6. Überlegen Sie, welcher Laut ausschlaggebend für die Ausnahme sein könnte und

formulieren Sie ein Gesetz.

Arbeitsauftrag:

4. Überlegen Sie, in welchen Laut sich t eigentlich verwandeln müssten.

5. Beschreiben Sie, welche Ausnahme in den Beispielen auftaucht.

6. Überlegen Sie, welcher Laut ausschlaggebend für die Ausnahme sein könnte und

formulieren Sie ein Gesetz.

Name: Klasse: Datum: UR

Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

Die erste Lautverschiebung – Ausnahmen

p t k

septem (lat.) sieben

hypér (gr.) über

fráter (lat.) Bruder

pater (lat.) fadar (ahd)

oculus (lat.) Auge

Klasse 10b Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

Die erste Lautverschiebung – Ausnahmen

p t k

septem (lat.) sieben

hypér (gr.) über

fráter (lat.) Bruder

pater (lat.) fadar (ahd)

oculus (lat.) Auge

Arbeitsauftrag:

3. Überlegen Sie, in welche Laute sich p, t und k eigentlich verwandeln müssten.

4. Beschreiben Sie, welche Ausnahme in den Beispielen auftaucht.

Arbeitsauftrag:

3. Überlegen Sie, in welche Laute sich p, t und k eigentlich verwandeln müssten.

4. Beschreiben Sie, welche Ausnahme in den Beispielen auftaucht.

Name: Klasse: Datum: UR

Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

UE / Stunde (Thema): Das Mittelhochdeutsche

Grobziel(e): Die Schüler kennen den Inhalt des Nibelungenliedes, können ausgewählte Stro-

phen übersetzen und wissen um die Bedeutungsveränderung mancher Wörter.

Zeit Handlungsschritte: Methoden/ Arbeitsformen/ Medien

10.30-

10.40

10.40-

10.45

10.45-

10.58

10.58-

11.05

11.05-

11.15

Fertigstellen des Schaubildes (mit Zeitanga-

ben)

Kurzer Lehrervortrag zum Inhalt des Nibelun-

genliedes

Die Schüler erhalten den Anfang des Nibelun-

genliedes und übersetzen ihn.

Vorstellen einiger Übersetzungen

Klären der Bedeutungsveränderung von Wör-

tern

Fragend-entwickelndes Gespräch/

Frontalunterricht

Kärtchen

Lehrervortrag

Partnerarbeit

AB Nibelungenlied

Schülervortrag

Fragend-entwickelndes Gespräch/

Frontalunterricht

Nachbereitende HA:

Die Schüler erhalten ein AB, auf dem sie Bedeutungsveränderungen analysieren sollen.

Duetsch Klasse 10 Sprachgeschichte

Das Nibelungenlied

(entstanden um 1200)

Uns ist in alten mæren wunders vil geseit

von helden lobebæren von grozer arebeit

von fröuden, hochgezîten, von weinen und von klagen

von küener recken strîten, muget ir nu wunder hoeren sagen.

Ez wuohs in Burgonden ein vil edel magedin

daz in allen landen niht schoeners mohte sin

Kriemhilt geheizen si wart ein schoene wip

dar umbe muosen degene vil vverliesen den lip

Ir pflagen drie künege edel unde rich

Gunther unde Gernot, di rechen lobelich

Und Giselher der iunge ein zu erwelter degen

diu frouwe was ir swester di fürsten hetens in ir pflegen

Die herren waren milte von arde hohe erborn

mit kraft unmazen küene, di recken zu erkorn

da zen Burgonden so was ir lant genant

si frvmten starkiu wnder sît in Etzelen lant

Ze Wormze bi dem Rine si wonten mit ir kraft

in dienten von ir landen vil stolzi ritterschaft

mit lobelichen eren und an ir endes zit

si sturben iæmerliche sit von zweier frowen nit

Duetsch Klasse 10 Sprachgeschichte

Das Nibelungenlied

(entstanden um 1200)

Uns ist in alten mæren wunders vil geseit

von helden lobebæren von grozer arebeit

von fröuden, hochgezîten, von weinen und von klagen

von küener recken strîten, muget ir nu wunder hoeren sagen.

Ez wuohs in Burgonden ein vil edel magedin

daz in allen landen niht schoeners mohte sin

Kriemhilt geheizen si wart ein schoene wip

dar umbe muosen degene vil vverliesen den lip

Ir pflagen drie künege edel unde rich

Gunther unde Gernot, di rechen lobelich

Und Giselher der iunge ein zu erwelter degen

diu frouwe was ir swester di fürsten hetens in ir pflegen

Die herren waren milte von arde hohe erborn

mit kraft unmazen küene, di recken zu erkorn

da zen Burgonden so was ir lant genant

si frvmten starkiu wnder sît in Etzelen lant

Ze Wormze bi dem Rine si wonten mit ir kraft

in dienten von ir landen vil stolzi ritterschaft

mit lobelichen eren und an ir endes zit

si sturben iæmerliche sit von zweier frowen nit

In Worms am Rhein befand sich ihr machtvoller Hof. Die herrliche Ritterschaft ihres Landes diente ihnen

ehrenvoll bis zu ihrem Tod. Sie starben später leidvoll, weil zwei Königinnen einander hassten.

Duetsch Klasse 10 Sprachgeschichte

Das Nibelungenlied

1 lobebæren: nicht nur lobenswert, sondern auch ruhmreich, ehrenvoll, wohlgefällig.

2 hoch(ge)zît: allgemein Fest

3 recke, wie degen, wîgant: Krieger, Ritter, Held

4 muget: Konjunktiv I von mugen, Präterito-Präsens-Verb (vgl. WMhd. 3.2.4.1.)

5 wuohs: Prät. Sg. von wahsen, wassen, stV, VIb (vgl. WMhd. 3.2.3.)

6 mohte: Konjunktiv II von mugen, s. Anm. 4

7 muosen: Prät. Pl. von müezen, Präterito-Präsens-Verb

8 pflâgen: Prät. Pl. von pflegen, stV, V (vgl. WMhd. 3.2.3.)

9 rîch: nicht nur reich, sondern auch mächtig (ebenso: edel)

10 hetens = heten se; heten: Prät. Pl. von haben, swV, Kontrahiertes Verb (vgl. WMhd. 3.2.4.2.)

11 hiez: Prät. Sg. von heizen, stV, VIIc (vgl. WMhd. 3.2.3.)

12 liez: Prät Sg. von lazen, stV, VIIa

13 gewan: Prät. Sg. von gewinnen, stV IIIa

1C

Uns ist in alten mæren wunders vil geseit

von heleden lobebæren1, von grôzer arebeit,

von freude und hôchgezîten2, von weinen unde kla-

gen,

von küener recken3 strîten muget

4 ir nu wunder

hœren sagen.

In alten Geschichten wird uns viel Wunderbares erzählt:

Von ruhmreichen Helden, von großer Mühsal,

von Freudentagen und von Festen, von Schmerz und Trauer,

vom Kampf tapferer Ritter. Mögt ihr nun das Wunderbare

erzählt bekommen.

2C

Ez wuohs5 in Buregonden ein vil edel magedîn,

daz in allen landen niht schœners mohte6 sîn,

Kriemhilt geheizen: diu wart ein schœne wîp.

dar umbe muosen7 degene vil verliesen den lîp.

Im Land der Burgunder wuchs ein edles Fräulein auf,

wie es in keinem Land der Welt ein schöneres hätte geben

können.

Kriemhild hiess sie: Sie wurde eine schöne Frau.

Ihretwegen mussten viele Ritter ihr Leben lassen.

3C

Ir pflâgen8 drî künige edel unde rîch

9,

Gunther unde Gêrnôt, die recken lobelîch,

und Gîselher der junge, ein wætlîcher degen.

diu frouwe was ir swester, die helde hetens10

in ir

pflegen.

Um sie sorgten sich drei vornehme und mächtige Könige:

Gunther und Gernot, die ruhmreichen Kämpfer

und der junge Giselher, ein stattlicher Ritter.

Die Frau war ihre Schwester. Die Helden hatten sie in ihrer

Obhut.

4C

Ein rîchiu küniginne frou Uote ir muoter hiez11

.

ir vater der hiez Dancrât, der in diu erbe liez12

sît nâch sîme lebene, ein ellens rîcher man,

der ouch in sîner jugende grôzer êren vil gewan13

.

Eine mächtige Königin mit Namen Frau Ute war ihre Mut-

ter.

Ihr Vater hiess Dankrat. Er hinterliess ihnen nach seinem

Tod

ein grosses Erbe, er war ein aussergewöhnlich tapferer Mann

und hatte schon in seiner Jugend hohes Ansehen erlangt.

Duetsch Klasse 10 Sprachgeschichte

Das Mittelhochdeutsche

Seit dem Mittelhochdeutschen haben einige Wörter einen Bedeutungswandel erfahren. Dabei kann man unterscheiden zwischen einer Bedeutungsverengung, einer Bedeutungserweiterung, einer Bedeutungsverbesserung und einer Bedeu-tungsverschlechterung.

Arbeitsauftrag:

1. Geben Sie die neuhochdeutsche Bezeichnung für die mittelhoch-

deutschen Wörter an.

2. Geben Sie durch entsprechende Zeichen an, welche Art von Bedeutungswandel

jeweils vorliegt:

> für Bedeutungs - VERENGUNG

< für Bedeutungs - ERWEITERUNG

für Bedeutungs - VERBESSERUNG

für Bedeutungs - VERSCHLECHTERUNG

Mhd. Wort Mhd. Bedeutung Nhd. Wort Nhd. Bedeutung

mehre: Stute

Mähre

sleht:

gerade, glatt,

einfach

schlecht

gift

Gabe, Geschenk Gift

maere

Kunde, Bericht,

Erzählung

Märchen

gesmîde

Schmiedearbeit,

Metallgerät

Geschmeide

schenken

zu trinken geben schenken

marschalc

Pferdeknecht Marschall

maget junge, unverhei-

ratete Frau

Magd

vrouwe

Herrin, adlige

Frau

Frau

kanzelaere

Vorsteher einer

Kanzlei, Verwal-

tungsbeamter

Kanzler

arebeit Mühsal, Kampf

Arbeit

Duetsch Klasse 10 Sprachgeschichte

3. Übertragen Sie folgende Wörter aus dem Mhd. ins Nhd. und überprüfen Sie

die Bedeutungsveränderung:

Mhd. Wort Mhd. Bedeutung Nhd. Wort Nhd. Bedeutung

art:

Herkunft

edel

adligen Standes

gast

Fremdling

hôhgezîte

hohes Fest

maget

Jungfrau,

Mädchen

miete

Belohnung

milte freigiebig

nît

Feindschaft

sêre

schmerzhaft

sleht schlicht, gerade

tump unerfahren

witze

Verstand,

Einsicht

4. Für Experten: Übersetzen Sie vom Mhd. ins Nhd. – Verwenden Sie dazu die

Ergebnisse der obigen Übung sowie die Vokabelhilfen:

Uns ist in alten mæren wunders vil geseit

von helden lobebæren14 von grozer arebeit

von fröuden, hochgezîten, von weinen und von klagen

von küener recken15 strîten, muget ir nu wunder hoeren sagen.

…………………………………………………………………………………………………..

......................................................................................................................................................

14

lobenswert, ruhmreich, ehrenvoll 15

Ritter, Krieger, Held

Duetsch Klasse 10 Sprachgeschichte

Arbeitsauftrag: Löser

1. Geben Sie die neuhochdeutsche Bezeichnung für die mittelhochdeutschen

Wörter an.

2. Geben Sie durch entsprechende Zeichen an, welche Art von Bedeutungswandel

jeweils vorliegt:

> für Bedeutungs - VERENGUNG

< für Bedeutungs - ERWEITERUNG

für Bedeutungs - VERBESSERUNG

für Bedeutungs - VERSCHLECHTERUNG

Mhd. Wort Mhd. Bedeutung Nhd. Wort Nhd. Bedeutung

mehre: Stute

> Mähre schlechtes Pferd, Klepper

sleht:

gerade, glatt,

einfach

schlecht minderwertig, verdorben

gift

Gabe, Geschenk > Gift schädliches Mittel

maere

Kunde, Bericht,

Erzählung

> Märchen erdichtete Geschichte

gesmîde

Schmiedearbeit,

Metallgerät

> Geschmeide Schmuck

schenken

zu trinken geben < schenken etwas umsonst hergeben

marschalc

Pferdeknecht Marschall hoher Offizier

maget junge, unverhei-

ratete Frau

> Magd Dienerin

vrouwe

Herrin, adlige

Frau

< Frau erwachsene weibliche Person

kanzelaere

Vorsteher einer

Kanzlei, Verwal-

tungsbeamter

Kanzler Regierungschef

arebeit Mühe

Tätigkeit, Beruf

Duetsch Klasse 10 Sprachgeschichte

3. Übertragen Sie folgende Wörter aus dem Mhd. ins Nhd. und überprüfen Sie

die Bedeutungsveränderung:

Mhd. Wort Mhd. Bedeutung Nhd. Wort Nhd. Bedeutung

arebeit: Mühsal, Kampf

< Arbeit Tätigkeit, Leistung

art:

Herkunft < Art Beschaffenheit

edel

adligen Standes > edel von vornehmer Gesinnung

gast

Fremdling Gast Besucher

hôhgezîte

hohes Fest > Hochzeit Vermählung, Eheschließung

maget

Jungfrau,

Mädchen

Magd Dienerin, Bedienstete

miete

Belohnung Miete Bezahlung für Geliehenes

milte freigiebig

mild gütig, warmherzig, sanft

nît

Feindschaft > Neid Missgunst

sêre

schmerzhaft < sehr äußerst

sleht schlicht, gerade

schlecht minderwertig

tump unerfahren

dumm töricht, unklug

witze

Verstand,

Einsicht

> Witz Scherz

In alten Geschichten wird uns viel Wunderbares erzählt:

Von ruhmreichen Helden, von großer Mühsal,

von Freudentagen und von Festen, von Schmerz und Trauer,

vom Kampf tapferer Ritter. Mögt ihr nun das Wunderbare erzählt bekommen.

Duetsch Klasse 10 Sprachgeschichte

UE / Stunde (Thema): Das Neuhochdeutsche

Grobziel(e): Die Schüler kennen die wichtigsten Unterschiede vom Mhd zum Nhd

(Monophthongierung und Diphthongierung).

Zeit Handlungsschritte: Methoden/ Arbeitsformen/ Medien

09.40-

09.50

09.45-

09.55

09.55-

10.00

10.00-

10.05

10.05-

10.13

10.13-

10.19

10.19-

10.25

Kontrolle der HA

Die Schüler erhalten das Vater unser auf Mit-

telhochdeutsch. Die S. versuchen eine Überset-

zung und beschreiben Veränderungen bzgl. der

Vokale.

Besprechung der PA

Die Schüler versuchen ein Gesetz aufzustellen

Ergebnissicherung

Die Schüler weisen die Monophtongierung und

Diphtongierung an der HA für diese Stunde

nach.

Besprechung der EA

Schülervortrag/ Frontalunterricht

PA

AB Vater unser

Schülervortrag/ Unterrichtsgespräch/

Frontalunterricht

PA

Unterrichtsgespräch/ Frontalunterricht

TA

EA

Schülervortrag/ Frontalunterricht

Tafelanschrift

Das Neuhochdeutsche

Veränderungen vom Mittelhochdeutschen zum Neuhochdeutschen

Mhd

Rhin

niuwez

hûs

dienten

küene

guote

Nhd

Rhein

neues

Haus

dienten

kühn

gute

Regel

i ei

iu eu

û au

ie i:

üe ü

uo

Diphthongierung

Monophthongierung

Name: Klasse: Datum: UR

Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

Das Vater unser

Althochdeutsch (ca. 830)

Fater unser, thu thar bist in himile,

si giheilagot thin namo,

queme thin rihhi,

si thin uuillo, so her in himile ist, so si her in erdu,

unsar brot taglihhaz gib uns hiutu,

inti furlaz uns unsara sculdi, so uuir furlazemes unsaren sculdigon,

inti ni gileitest unsih in costunga,

uzouh arlosi unsih fön ubile.

Mittelhochdeutsch (ca. 1300)

vater unser der da bist in den himeln.

geheiliget wert din name.

zuo kom din rieh.

din wille gewerde in der erden als in dem himele.

unser tegelich brot gip uns hiute.

unt vergip uns unser schulde, als wir vergeben unseren schuldigern.

unt enleite uns nit in bekorunge,

sunder verloese uns von übele. amen.

Neuhochdeutsch

Arbeitsauftrag: 1. Übersetzen Sie den mittelhochdeutschen Text ins Neuhochdeutsche.

2. Untersuchen sie die Vokale. Welche Veränderungen ergeben sich vom Mittelhoch-

deutschen zum Neuhochdeutschen?

Name: Klasse: Datum: UR

Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

UE / Stunde (Thema): Das Neuhochdeutsche

Grobziel(e): Die Schüler kennen Martin Luthers Bedeutung für die Deutsche Standardspra-

che.

Zeit Handlungsschritte: Methoden/ Arbeitsformen/ Medien

09.40-

09.55

09.55-

10.05

10.05-

10.15

10.15-

10.20

10.10-

10.25

Die Schüler erhalten ein AB mit Informationen

zu der beginnenden sprachlichen Einigung

(Städte, Kanzleien, Buchdruck, Martin Luther).

Die eine Hälfte der Schüler schreibt sich mög-

liche Antworten auf ein Interview aus dem

Text heraus, die andere Hälfte mögliche Fra-

gen.

Zwei ausgeloste Paare präsentieren ihr Inter-

view.

Die Ergebnisse werden von einem Schüler

mündlich zusammengefasst.

Ergebnissicherung an der Tafel

S. erhalten einen Auszug aus Luthers Sendbrief

vom Dolmetschen. S. lesen den Auszug und

stellen Grundsätze für das „Dolmetschen“ auf.

Die S. vergleichen verschiedene Übersetzun-

gen des Psalm 23 und erläutern, an welchen

Stellen Luthers Grundsätze am überzeugends-

ten verwirklicht sind.

Einzelarbeit

AB Beginnenden sprachliche Einigung

Schülervortrag/ Frontalunterricht

Schülervortrag/ Frontalunterricht

Tafelanschrift

Schülervortrag/ Unterrichtsgespräch/

Frontalunterricht

AB Sendbrief

Unterrichtsgespräch/ Frontalunterricht

Name: Klasse: Datum: UR

Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

Bedeutung der Kanzleien

wachsende Bedeutung der Städte mit

vielen Kanzleien

Bestreben nach Vereinheitlichung

der zwischen den Dialekten in den

Kanzleien (Handel)

Führende Bedeutung der Kanzleien

in den oberdeutschen Ländern

Bedeutung des Buchdrucks

Ansteigen der Zahl an Texten und

der Leute, die lesen konnten

Beseitigung von dialektalen Laut-

formen und Ausdrücken, damit die

Texte sich auch in anderen Mund-

artgebieten verkaufen ließen ( die äl-

testen deutschen Drucke sind stark

mundartlich gefärbt.)

Bedeutung Martin Luthers

Herkunft aus dem ostmitteldeut-

schen Raum und Anschluss an die

Sprache der sächsischen Kanzlei, so

dass ihn sowohl Ober- als auch Nie-

derdeutsche verstehen können (Ab-

schleifen der mundartlichen Beson-

derheiten in diesem Raum, 2. Laut-

verschiebung nicht voll umgesetzt)

Keine Übernahme des vom Latein

abhängigen Satzbaus und Wortbil-

dung der Kanzleisprache, sondern

Bemühen um klaren verständlichen

Stil („dem Volk auf Maul geschaut“)

Tendenz zur Vereinheitlichung Tendenz zur Vereinheitlichung

Beginn der Entwicklung zu einer deutschen Standardsprache: gemeinsame Schriftsprache auf ostmitteldeut-

scher (hochdeutscher) Grundlage, die auch von den niederdeutschen Gebieten übernommen wird.

enorme Verbreitung der verein-

heitlichten Sprache durch die Re-

formation, Gewinn an Ansehen der

deutschen Sprache durch den reli-

giösen Inhalt der Werke Luthers

34

Das Neuhochdeutsche – die beginnende sprachliche Einigung

Etwa um die Mitte des 14. Jahrhunderts setzt die lange Entwicklung zur deutschen

Standardsprache ein.

Mit der Bedeutung der Städte zu Beginn der neuhochdeutschen Zeit (~1350) wuchs

auch die Bedeutung der Kanzleien, die in den Städten eingerichtet wurden. In den

großen Kanzleien versuchte man bewusst, ausgesprochen lokale Mundartmerkmale zu

vermeiden. Um überall verstanden zu werden (Verwaltung, Handel) entstanden Ten-

denzen zur Vereinheitlichung der deutschen Sprache. So entwickelten sich die ers-

ten sog. überregionalen Kanzleisprachen. Im 15. Jh. sind hier als Vorbilder die Kai-

serliche Kanzlei in Wien und die Meißner Kanzlei in Sachsen zu nennen (Kanzleien in

Hochdeutschen Ländern).

Mit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg (Mitte 15. Jh.) wuchs

die Anzahl der Texte, die gelesen werden konnten und damit auch die Anzahl der

Menschen, die lesen konnten, stark an. Die ältesten deutschen Drucke waren noch

stark mundartlich gefärbt. Vom 16. Jh. an bemühte man sich aber auch, in anderen

Mundartgebieten Käufer zu finden. Dazu war es erforderlich, allzu stark ausgepräg-

te dialektale Lautformen und Ausdrücke zu vermeiden. Man lehnte sich hier an die

größeren Kanzleisprachen an. Durch die nun mögliche Verbreitung des Gedruckten

kam es allmählich zu einer gewissen Vereinheitlichung der Orthographie und Sprach-

form.

Die Behauptung Martin Luther habe die neuhochdeutsche Standardsprache ge-

schaffen, ist heute sprachwissenschaftlich gesehen nicht mehr haltbar. Die deut-

sche Standardsprache entstand erst nach einer langen Entwicklung. Martin Luther

hat sie weder ausgelöst noch zu Ende geführt. Er hat aber die Entstehung einer

übermundartlichen, einheitlichen Sprachregelung wesentlich gefördert und dank sei-

ner einmaligen Sprachkraft die neuhochdeutsche Sprache geprägt wie kein anderer.

Für Luthers sprachliche Leistung wurde seine Herkunft aus dem ostmitteldeutschen

Raum maßgebend (Sprache der Sächsischen Kanzlei). Diese Sprache, die sowohl von

Ober- als auch von Niederdeutschen verstanden wurde, stand nun Martin Luther zur

Verfügung, als er 1517 in einer Flugschrift zum ersten Mal das Wort ergriff. Er

übernahm von der Kanzleisprache aber nur die Rechtschreibung, Lautstand (Diph-

thongierung, Monophthongierung) und die Formen. Den vom Latein abhängigen Satz-

bau und die Wortbildung der Kanzleisprache übernahm er jedoch nicht, sondern be-

mühte sich um einen klaren, verständlichen Stil. Obwohl Luther keine sprachlichen

Regeln aufstellt, hatte seine Sprache eine normative Kraft. Seine Werke können mit

einem heutigen Massenmedium verglichen werden. Seine Werke wurden häufiger al

andere Bücher gelesen und ihre Sprache erlangte durch den religiösen Inhalt eine

besondere Geltung.

Arbeitsauftrag:

Sie sollen ein Interview über diesen Text führen. Lesen Sie dazu den Text aufmerk-

sam durch und schreiben Sie sich wichtige Fragen in Bezug auf die Entstehung einer

Standardsprache heraus, die Sie ihrem Interviewpartner stellen möchten.

35

Das Neuhochdeutsche – die beginnende sprachliche Einigung

Etwa um die Mitte des 14. Jahrhunderts setzt die lange Entwicklung zur deutschen

Standardsprache ein.

Mit der Bedeutung der Städte zu Beginn der neuhochdeutschen Zeit (~1350) wuchs

auch die Bedeutung der Kanzleien, die in den Städten eingerichtet wurden. In den

großen Kanzleien versuchte man bewusst, ausgesprochen lokale Mundartmerkmale zu

vermeiden. Um überall verstanden zu werden (Verwaltung, Handel) entstanden Ten-

denzen zur Vereinheitlichung der deutschen Sprache. So entwickelten sich die ers-

ten sog. überregionalen Kanzleisprachen. Im 15. Jh. sind hier als Vorbilder die Kai-

serliche Kanzlei in Wien und die Meißner Kanzlei in Sachsen zu nennen (Kanzleien in

Hochdeutschen Ländern).

Mit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg (Mitte 15. Jh.) wuchs

die Anzahl der Texte, die gelesen werden konnten und damit auch die Anzahl der

Menschen, die lesen konnten, stark an. Die ältesten deutschen Drucke waren noch

stark mundartlich gefärbt. Vom 16. Jh. an bemühte man sich aber auch, in anderen

Mundartgebieten Käufer zu finden. Dazu war es erforderlich, allzu stark ausgepräg-

te dialektale Lautformen und Ausdrücke zu vermeiden. Man lehnte sich hier an die

größeren Kanzleisprachen an. Durch die nun mögliche Verbreitung des Gedruckten

kam es allmählich zu einer gewissen Vereinheitlichung der Orthographie und Sprach-

form.

Die Behauptung Martin Luther habe die neuhochdeutsche Standardsprache ge-

schaffen, ist heute sprachwissenschaftlich gesehen nicht mehr haltbar. Die deut-

sche Standardsprache entstand erst nach einer langen Entwicklung. Martin Luther

hat sie weder ausgelöst noch zu Ende geführt. Er hat aber die Entstehung einer

übermundartlichen, einheitlichen Sprachregelung wesentlich gefördert und dank sei-

ner einmaligen Sprachkraft die neuhochdeutsche Sprache geprägt wie kein anderer.

Für Luthers sprachliche Leistung wurde seine Herkunft aus dem ostmitteldeutschen

Raum maßgebend (Sprache der Sächsischen Kanzlei). Diese Sprache, die sowohl von

Ober- als auch von Niederdeutschen verstanden wurde, stand nun Martin Luther zur

Verfügung, als er 1517 in einer Flugschrift zum ersten Mal das Wort ergriff. Er

übernahm von der Kanzleisprache aber nur die Rechtschreibung, Lautstand (Diph-

thongierung, Monophthongierung) und die Formen. Den vom Latein abhängigen Satz-

bau und die Wortbildung der Kanzleisprache übernahm er jedoch nicht, sondern be-

mühte sich um einen klaren, verständlichen Stil. Obwohl Luther keine sprachlichen

Regeln aufstellt, hatte seine Sprache eine normative Kraft. Seine Werke können mit

einem heutigen Massenmedium verglichen werden. Seine Werke wurden häufiger al

andere Bücher gelesen und ihre Sprache erlangte durch den religiösen Inhalt eine

besondere Geltung.

Arbeitsauftrag:

Sie sollen ein Interview über diesen Text führen. Lesen Sie dazu den Text aufmerk-

sam durch und schreiben Sie sich mögliche Antworten auf Fragen in Bezug auf die

Entstehung einer Standardsprache heraus, so dass Sie dem Reporter Rede und Ant-

wort stehen können.

36

1. Analyse des Lehr- und Lernfeldes

1.1. Einordnung der Unterrichtsstunde in den Lehrplan und die Unterrichtsreihe

Der Lehrplan für die Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe schreibt im Kompetenzbereich

„Reflexion über Sprache“ als verbindliche Inhalte vor, einen Grobüberblick der Sprachentwick-

lung zu geben, wobei die Entstehung des Deutschen aus dem Indoeuropäischen und Germanischen

nach dem Prinzip der Lautverschiebungen behandelt sowie auf die Entwicklungsphasen des Deut-

schen (Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch und Neuhochdeutsch) eingegangen werden soll.16

Die

vorliegende Unterrichtsreihe umfasst bis zur Lehrprobenstunde sechs Unterrichtsstunden. Behan-

delt wurden dem Lehrplan entsprechend folgende Themen: Diachrone und synchrone Sprachbe-

trachtung, die indoeuropäischen Sprachen und ihre Gemeinsamkeiten, die erste Lautverschiebung

und weitere sprachliche Veränderungen vom Indoeuropäischen zum Germanischen sowie Kultur

und Stämme der Germanen. Das Thema der Stunde vor der Lehrprobe wird „germanische Sprach-

denkmäler – Der Heliand17

“ sein. Das Stundenziel wird sein, den Schülern18

germanischen Sprach-

stil und Verskunst sowie germanische Wertvorstellungen zu vermitteln. Die Lehrprobenstunde

wird sich mit der Ausgliederung des Althochdeutschen aus dem Germanischen und mit dem ent-

scheidenden Merkmal dieser Entwicklung, der zweiten Lautverschiebung, befassen. In den ver-

bleibenden fünf Unterrichtsstunden der Reihe werden das Althochdeutsche am Beispiel des Hilde-

brandslieds, das Mittelhochdeutsche in seinen Unterschieden zum Althochdeutschen am Beispiel

des Nibelungenliedes sowie die Bedeutung Martin Luthers für die Deutsche Sprache behandelt

und ein Ausblick auf die weitere Entwicklung der deutschen Sprache gegeben werden.

1.2. Lehrkraft und Klasse

Seit Beginn dieses Schuljahres unterrichte ich die Klasse 10b des Von der Leyen-Gymnasiums im

Rahmen des eigenverantwortlichen Unterrichts im Fach Deutsch, die ich zuvor bereits seit dem

16.04.2007 vertretungsweise (und eigenverantwortlich) in diesem Fach unterrichtet habe.

Die Klasse setzt sich aus elf Schülerinnen und vierzehn Schülern zusammen, die sich unterein-

ander gut verstehen und sich auch mir gegenüber freundlich und kooperativ verhalten. Allerdings

ist die Klasse sehr lebhaft, so dass des Öfteren Ermahnungen unvermeidbar sind, um einen rei-

bungslosen Unterricht zu ermöglichen und Störungen der Mitschüler zu vermeiden.

Der Leistungsstand der Lerngruppe sowie die Qualität der mündlichen Beiträge sind heterogen. Zu

den Leistungsträgern der Klasse zählen Marie, Katharina, Julia, Sabrina, Christian und Oliver.

Diese Schüler beteiligen sich rege am Unterrichtsgespräch und tragen zum Unterrichtsfortschritt

16

Vgl. Saarland – Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft (Hrsg.), Lehrplan achtjähriges Gymnasium für

das Fach Deutsch, Klassenstufen 5 und 6, Saarbrücken 2001, S. 12. 17

Obwohl in althochdeutscher Schriftform überliefert, ist der Heliand in Sprachstil, Verskunst und Wertvorstellungen

dem Germanischen verpflichtet. 18

Der Begriff „Schüler“ impliziert der Einfachheit halber im Folgenden immer auch die weibliche Form.

37

maßgeblich bei. Qualitativ sehr gut sind dabei in der Regel die Leistungen von Marie, Katharina,

Julia und Christian, die in der Lage sind, Inhalte schnell zu erfassen und sie auf andere Sachver-

halte zu übertragen. Besonders Julia zeigt sich am gegenwärtigen Thema sehr interessiert. Bei

Sabrina und Oliver ist die Qualität ihrer Mitarbeit etwas schwächer einzuschätzen. Die genannten

Schüler werde ich in den Frontalunterrichtsphasen weniger ansprechen, um Raum zu haben, die

schwächeren Schüler mehr am Unterricht zu beteiligen. Vor allem Oliver hat ein starkes Redebe-

dürfnis, so dass er bisweilen angehalten werden muss, sich vor seinen Antworten zu melden. Die

qualitativen Leistungen von Rebekka und Katja sind durchaus im oberen guten Bereich anzusie-

deln, ihre quantitative Mitarbeit beschränkt sich jedoch in der Regel auf ein Minimum. Aileen,

Philipp B., Philipp W., Felix F. und Raphael beteiligen sich regelmäßig am Unterrichtsgesche-

hen, zeigen sich bemüht und erbringen dabei befriedigende bis gute Leistungen. Sandra, Janina,

Melanie, Eike, Philipp Sch. melden sich sehr selten, verfolgen aber den Unterricht aufmerksam

und zeigen bei gezielten Impulsen und Fragen befriedigende Leistungen. Diese Schüler versuche

ich auch ohne Meldung aufzurufen und so zur aktiven Teilnahme zu ermuntern. Zu den schwäche-

ren Schülern der Klasse zählen Christian M., Natalie, Sascha, Moritz, Tim, Carsten und Felix

Th.. Sie beteiligen sich so gut wie gar nicht freiwillig am Unterricht und erbringen bei Aufruf eher

Leistungen auf Reproduktionsniveau. Durch gezieltes Aufrufen vor allem in den Reorganisations-

phasen des Unterrichts versuche ich, sie in das Unterrichtsgeschehen mit einzubeziehen.

2. Analyse der Lernstoffes

2.1. Das Germanische als Ausgangspunkt der zweiten Lautverschiebung

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entdeckte man die historischen Beziehungen vieler Sprachen.

Aufgrund von Ähnlichkeiten auf der Lautebene, in der Morphologie und der Lexik schloss man,

dass das Deutsche wie die meisten europäischen Sprachen zu einer großen Sprachenfamilie, dem

Indogermanischen oder Indoeuropäischen gehört. Schriftliche Zeugnisse hierfür sind allerdings

nicht überliefert.

Aus dem Indogermanischen löste sich beginnend mit dem 2. Jahrtausend v. Chr. die germanische

Sprache heraus. Entscheidend hierfür war die erste oder germanische Lautverschiebung, die zu

Änderungen im Konsonantensystem führte.

2.2. Vom Germanischen zum Althochdeutschen: Die zweite Lautverschiebung

Für die Geschichte der deutschen Sprache ist die nächste Entwicklungsstufe interessant: Die Aus-

gliederung des Althochdeutschen aus den westgermanischen Dialekten.

Im Allgemeinen nimmt man an, dass diese Entwicklung zwischen dem 5. und 8. Jahrhundert statt-

gefunden hat (Attila wird zu Etzel). Auffällige Lautunterschiede zwischen dem heutigen Deutsch

und den anderen germanischen Sprachen sind schon in den ersten vorhandenen schrift-lichen

38

Zeugnissen nachweisbar. Diese Unterschiede wurden von Jacob Grimm (1785-1863) wegen ihrer

Ähnlichkeit mit der ersten Lautverschiebung als zweite oder hochdeutsche Lautverschiebung be-

zeichnet. Die Bezeichnung hochdeutsche Lautverschiebung hat ihren Grund darin, dass nur die

süd- und mitteldeutschen Mundarten, die sog. hochdeutschen Mundarten, von ihr betroffen waren.

Als hochdeutsch werden sie deshalb bezeichnet, weil sie in Gegenden zu finden waren, die geogra-

phisch höher gelegen waren, als der niedriger gelegene Norden. Die zweite Lautverschiebung hat

diese Mundarten aus den übrigen germanischen Sprachen, dem Englischen, dem Nordischen, dem

Friesischen, dem Niederländischen und dem Niederdeutschen ausgegliedert, da diese die Lautver-

schiebung nicht mitgemacht haben. Die zweite Lautverschiebung ist im Alpenraum (im Alemanni-

schen und Bairischen) vollständig durchgeführt; je weiter man nach Norden kommt, desto mehr

nimmt die Anzahl der nichtverschobenen Laute zu. 19

Daher geht die Forschung von der Annahme

aus, die zweite Lautverschiebung habe ihren Anfang im Alpenraum genommen und sich von dort

aus unregelmäßig nach Norden ausgebreitet.20

Diese unregelmäßige Verbreitung ist dadurch zu

erklären, dass der Ursprung der Lautverschiebung im Gebiet der Alemannen, Bayern und Lango-

barden liegt, während der mitteldeutsche Raum die Veranlagung zur Lautverschiebung von sich

aus nicht mitbrachte, sondern die sprachliche Veränderung importiert hat. Die Grenze der Lautver-

schiebung bildet die Benrather Linie oder maken/machen-Linie bzw. die weiter nördlich verlau-

fende Uerdinger Linie, die auch die Unterschiede zwischen ik und ich berücksichtigt. Diese Iso-

glosse beginnt bei Eupen, schneidet den Rhein bei Benrath und verläuft weiter in Richtung Kassel

– Magdeburg.

Die zweite Lautverschiebung betrifft ebenfalls Veränderungen im Konsonantensystem. Verändert

werden die germanischen Verschlusslaute, die Tenues p, t, k und die Mediae b, d, g. Die Tenues p,

t, k werden im Anlaut sowie im Inlaut und Auslaut nach Konsonant zu den Affrikatae pf, tz (ge-

schrieben z oder tz), kch (ch) verschoben, wobei man die Affrikata kch nur noch im Südbairischen

und Hochalemannischen antrifft, während das Hochdeutsche hier ein k zeigt. P, t, k werden nach

Vokal zu den Spiranten ff (f), zz (nhd: ss, ß oder s) und hh (ch) verschoben. Nicht verschoben

werden die Tenues p, t, k in den Lautverbindungen sp, st, sk, ft, ht, tr. Die Mediae b, d, g werden

zu den Tenues p, t, k verschoben. Die Verschiebung von d zu t lässt sich wahrscheinlich damit

erklären, dass sich durch die Verschiebung von t zu tz bzw. zz eine Lücke im hochdeutschen Kon-

sonantismus ergeben hat, die durch die Verschiebung von d zu t gefüllt wurde. In Zusammenhang

19

Der so genannte rheinische Fächer bildet ein gutes Beispiel dafür, in welch unterschiedlicher Ausprägung die 2.

Lautverschiebung im mitteldeutschen Sprachraum anzutreffen ist. Vgl. Ernst Bury, Deutsche Sprachgeschichte kennen

lernen. Vom Germanischen bis zum Neuhochdeutschen, Rastatt 42002, S. 26.

20 Rudolf Schützeichel konnte jedoch zeigen, dass die Lautverschiebung im rheinischen Fächer ein hohes Alter auf-

weist und interpretierte daher die Lautverschiebung als autochthone Entwicklung im Fränkischen. Theo Vennemann

geht davon aus, dass die unverschobenen Formen im hd Raum darauf zurückzuführen sind, dass die älteren verscho-

benen Formen durch fränkische Stämme, die die unverschobenen Formen sprachen und in der Zeit vom 6. bis 8. Jh

sowohl politisch als auch militärisch und kulturell dominierend waren, zurückgedrängt wurden. (vgl. Werner König,

dtv-Atlas Deutsche Sprache (Bd. 3025), München 15

2005, S. 63.)

39

mit der Lautverschiebung steht die Verschiebung von germ. þ zu d, die wohl ähnlich zu erklären

ist. Diese Veränderung vollzieht sich aber auch im Niederdeutschen.

Die Gründe für die Entstehung und Verbreitung der Lautverschiebung sind noch nicht geklärt.

Nichtgermanische Sprechgewohnheiten wie erhöhter Atemdruck, mit denen die germanischen

Stämme im Süden in Kontakt gekommen waren, könnten in Zusammenhang mit der Auswirkung

der germanischen Akzentverschiebung auf die erste Silbe die Veränderung initiiert haben. Auf-

fallend ist, dass die Durchführung der Lautverschiebung in die Zeit der Ausweitung und Konsoli-

dierung der fränkischen Herrschaft fällt. Daher könnte es sein, dass die sprachlichen Verän-

derungen zunächst von der Oberschicht angenommen und weiter getragen wurden.21

Im Unter-

schied zur ersten Lautverschiebung entstand jedoch keine neue Sprache, sondern es änderte sich

lediglich die Aussprache einiger Konsonanten, wodurch die schon bestehenden Unterschiede zu

anderen germanischen Sprachen und insbesondere der Unterschied zwischen dem Hochdeutschen

und dem Niederdeutschen allmählich verstärkt wurden. Das Ergebnis dieser Entwicklung war die

althochdeutsche Sprache. Dieser Begriff geht auf Jacob Grimm zurück und bezeichnet die erste

und älteste Stufe der deutschen Sprache, die durch schriftliche Überlieferung bekannt ist. Zum

Althochdeutschen gehören alle damaligen Sprachen und heutigen Dialekte, die an der zweiten

Lautverschiebung Anteil hatten22

. Dies sind das Alemannische, das Bairische, das Ostfränkische,

das Rheinfränkische und das Mittelfränkische. Somit bezeichnet der Begriff Althochdeutsch keine

einheitliche Sprache, sondern umfasst mehrere Dialekte im mittel- und süddeutschen Raum.

Gleichwohl besteht das Althochdeutsche nicht aus vollkommen verschiedenen Dialekten, sondern

diese weisen eine relative Einheitlichkeit auf, die auf verschiedene Ursachen zurückzuführen ist.23

Die Wertung des Begriffs „Hochdeutsch“ als gutes, gebildetes Deutsch ist in dieser Zeit noch nicht

vorzufinden, sondern geht auf die weitere sprachliche Entwicklung zurück, steht aber doch inso-

fern damit in Zusammenhang, als „bei den Vereinheitlichungsbestrebungen im Deutschen Reich

Hochdeutsch (in oberdeutscher Version) zur verbindlichen Norm erhoben wird.“24

Die zwei-te

Lautverschiebung ist allerdings nicht das einzige Merkmal, das das Althochdeutsche vom Germa-

nischen unterscheidet: Hinzu kommen Veränderungen im Vokalsystem (Monophthon-gierung , die

ai vor r,h,w zu e verwandelt und au zu o vor Dental und h, Diphthongierung, die e zu ie und o zu

21

Gerhart Wolff, Deutsche Sprachgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Ein Studienbuch (UTB 1581),

Tübingen und Basel 52004, S. 61. Der Grund für die Annahme der Lautverschiebung von Seiten der fränkischen Ober-

schicht könnte damit erklärt werden, dass hier soziologische Faktoren eine Rolle gespielt hätten. Die fränkische Ober-

schicht habe die sprachlichen Veränderungen dazu genutzt, sich von der eigenen fränkischen Unterschicht abzusetzen.

(vgl. Angelika Linke/ Markus Nussbaumer/ Paul R. Portmann, Studienbuch Linguistik (Reihe Germanistische Lingu-

istik, Bd. 121), Tübingen 31996, S. 387.)

22 Im Gegensatz zu J. Grimm legt H. Moser seiner Einteilung des Deutschen keine phonologischen Veränderungen

zugrunde, sondern geht von der „sozialen Geltung und Schichtung des Deutschen“ aus, spricht lieber von „frühmittel-

alterlichem Deutsch“ oder „Frühdeutsch“, da das Niederdeutsche auch zum Deutschen zu zählen sei. (Wolff, Deutsche

Sprachgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart, a.a.O., S. 52.) 23

vgl. König, dtv-Atlas Deutsche Sprache, a.a.O., S. 61. 24

Wolff, Deutsche Sprachgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart, a.a.O., S. 59.

40

uo verwandelt, der i-Umlaut, die Brechung (e wird zu i vor i, j, u und Nasal + Konsonant; i wird zu

e und u zu o, wenn darauf ein a, e oder o folgt)25

. Aus dem alten Demonstrativpronomen hat sich

der Artikel entwickelt. Herausgebildet hat sich ferner ein umschriebenes Perfekt, das Passiv und

Futur. Veränderungen gab es auch im Wortschatz26

: Wegfall vieler Erbwörter durch den Um- und

Ausbau des ahd. Wortschatzes (vor allem solcher, die in Zusammenhang mit dem alten heidni-

schen Glauben standen), die Entstehung neuer Wörter durch Umdeutung oder Neubildung, um den

heidnischen Germanen die christliche Gedankenwelt zu erklären, und die Übernahme lateinischer

Lehnwörter mit der Verwendung bisher unbekannter Dinge. (Diese Lehnwörter haben die zweite

Lautverschiebung nicht mehr mitgemacht.) Die vorgenannten weiteren Veränderungen haben zur

Kritik an der Bezeichnung „Lautverschiebung“ für den Übergang vom Germanischen zum Alt-

hochdeutschen geführt. Dieser Begriff, so wird argumentiert, verabsolutiere einzelne Phänomene27

und vernachlässige die Veränderungen im Vokalismus, die ebenfalls von wesentlicher Bedeutung

sind.

3. Didaktisch-methodische Entscheidungen

3.1. Didaktische Reduktion

Ziel der Stunde ist es, den Schülern - gemäß dem Lehrplan, der Kenntnisse von „grundsätzlichen

Entwicklungstendenzen“28

der Sprache vorsieht - Kenntnis über die verschobenen Laute, sowie die

Ausbreitung und Folgen der zweiten Lautverschiebung zu vermitteln. Daher werde ich auf die

Ausnahmen der zweiten Lautverschiebung (p, t, k wird in den Lautverbindungen sp, st, sk, ft, ht, tr

nicht verschoben) nicht eingehen. Ebenfalls nicht thematisiert wird, dass die Verschiebung von d

zu t wohl durch die durch die Tenuesverschiebung von t zu tz bzw. zz entstandene Lücke im Kon-

sonantensystem zu erklären ist. Um die Schüler nicht zu überfordern und zu verwirren, wird auch

nicht auf die genauen Dialekt- bzw. Lautverschiebungsgrenzen eingegangen werden. Es scheint

mir ausreichend, wenn die Schüler das Prinzip erkannt haben und wissen, dass die zweite Lautver-

schiebung von Süden nach Norden vonstatten gegangen ist, im Süden vollständig durchgeführt

wurde und sich mit unterschiedlicher Intensität nach Norden ausgebreitet hat, wobei sie an einer

gedachten Linie Köln – Magdeburg zum Stillstand kam. Unerwähnt bleiben auch die Namen der

einzelnen Isoglossen, sowie die genaue Aufsplitterung der Lautverschiebung im rheinischen Fä-

cher. Hingewiesen wird aber auf die dat/das Linie, die genau durch das Saarland verläuft, da diese

Grenze für die Schüler von Bedeutung ist und Interesse an der Sache weckt. Da Entstehung und

Verbreitung der Lautverschiebung noch nicht vollständig geklärt sind, und darüber hinaus zum

25

vgl. König, dtv-Atlas Deutsche Sprache, a.a.O., S. 61-65, der hier sehr ausführlich auf diese Veränderungen eingeht. 26

Vgl. Astrid Stedje, Deutsche Sprache gestern und heute. Eine Einführung in Sprachgeschichte und Sprachkunde

(UTB 1499), Paderborn 2007, S. 86-90. 27

Wolff, Deutsche Sprachgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart, a.a.O., S. 61. 28

Saarland – Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft (Hrsg.), Lehrplan achtjähriges Gymnasium für das

Fach Deutsch für die Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe, Saarbrücken 2006, S. 12.

41

Verständnis der entsprechenden Thesen ein großes Vorwissen über die politisch-gesellschaftlichen

Rahmenbedingungen dieser Zeit nötig ist, werden diese Aspekte ebenfalls nicht thematisiert. Auch

die Fachbegriffe für die verschobenen Laute werden nicht eingeführt, da dies Kenntnisse voraus-

setzt, die in der für die Unterrichtsreihe zur Verfügung stehenden Zeit nicht vermittelt werden

können.

3.2. Lernziele

3.2.1. Stundenziel

Die Schüler kennen die zweite Lautverschiebung in ihrer Regelhaftigkeit und als ihre Folge die

Ausgliederung des Althochdeutschen aus dem Germanischen und können die Regeln der Lautver-

schiebung anwenden.

3.2.2.Feinlernziele im kognitiven Bereich

Die Schüler sollen

LZ 1: Gemeinsamkeiten zwischen den auf der OHF abgedruckten niederdeutschen und

englischen Wörtern nennen, indem sie diese miteinander vergleichen, und diese Gemein-

samkeiten erklären, indem sie auf ihr Vorwissen aus den letzten Stunden zurückgreifen

(fast identische Schreibweise, Zugehörigkeit beider Sprachen zum Germanischen).

[Reorganisation/ Transfer]

LZ 2: auf der OHF abgedruckte Wörter aus Dialekten und Standardsprache mit den entspre-

chenden englischen und niederdeutschen Wörtern vergleichen und Unterschiede zwischen diesen

nennen (k wird zu ch, d wird teilweise zu t, t wird zu ss).

[Reorganisation]

LZ 3: anhand von Beispieltexten die Verschiebung der Laute beschreiben (p wird im Anlaut und

nach Konsonant zu pf und nach Vokal zu f, t wird im Anlaut und nach Konsonant zu z und

nach Vokal zu ss, k wird im Anlaut und nach Konsonant zu k (ch) und nach Vokal zu ch,

b wird p, d zu t und g zu k).

[Reorganisation/ Transfer]

LZ 4: anhand von weiteren Beispieltexten die Durchführung der Lautverschiebungsregeln un-

tersuchen und in eine Karte einzeichnen.

[Reorganisation]

LZ 5: anhand der Karte die Ausbreitung der Lautverschiebung beschreiben (vom Süden, der die

Lautverschiebung vollständig durchgeführt hat, nach Norden, der die Lautverschiebung

nicht mitgemacht hat).

[Reorganisation]

42

LZ 6: anhand der physischen Karte von Deutschland einen Vorschlag für die Bezeichnung der

Gebiete machen, die die zweite Lautverschiebung in Teilen oder ganz durchgeführt haben

(hochdeutsche Gebiete).

[Transfer]

LZ 7: die Auswirkungen der zweiten Lautverschiebung auf den deutschen Sprachraum erläutern,

indem sie sie zur ersten in Analogie setzen (Ausgliederung der hochdeutschen Dialekte aus

dem Germanischen).

[Transfer/ problemlösendes Denken]

LZ 8: die Lautverschiebung auf Nachnamen anwenden und in diesen Laute verschieben (Peiper

wird zu Peiffer und Pfeiffer; Grot wird zu Groß, Kerkhoff wird zu Kirchhoff,..).

[Transfer]

3.2.3. Lernziele im emotional-affektiven Bereich

Die Schüler sollen ein Gespür für Lautwandel und Interesse an der Beschäftigung mit Sprache

entwickeln. Die Schüler sollen erfahren, dass Entwicklungen, die die Sprache im Mittelalter ge-

nommen hat, noch heute von Bedeutung sein können, und sich mit unserem Sprachraum identifi-

zieren.

3.2. Methodisches Vorgehen/ Lehr- und Sozialformen

Der Einstieg in die Unterrichtsstunde soll über Bilder und einzelne Wörter geschehen. Der Ein-

stieg mit Bildern wurde gewählt, da diese für Schüler vertraute Medien sind29

, die sie für das aus

Schülersicht trockene Thema Sprache motivieren sollen. Der Einstieg über heutige Sprachen bzw.

Dialekte soll ebenfalls motivieren, weil er die bleibende Aktualität des Stundenthemas erkennen

lässt. Der Vergleich der englischen mit der ostfriesischen Sprache knüpft an die vorausgegangenen

Stunden an. Der Vergleich dieser Sprachen bzw. Dialekte mit dem Bairischen, Saarländischen und

der Standardsprache leitet zum Stundenthema (Lautverschiebung) und zur ersten Erarbeitungspha-

se über und kann nach der zweiten Erarbeitungsphase wieder aufgegriffen werden.

Die erste Erarbeitungsphase findet in Einzelarbeit statt, wobei die Schüler unterschiedliche Lau-

te auf ihre Veränderung hin untersuchen. Dies dient zum einen dem übergeordneten Ziel, die

Schüler zu selbstständigem Arbeiten anzuleiten30

, ist aber auch aus lernpsychologischer Sicht sinn-

voll, da „Aufnahme von Wissensstoff immer individuell stattfinden muss.“31

Außerdem erlaubt die

Einzelarbeit die innere Differenzierung, so dass leistungsschwächere Schüler die Laute untersu-

chen können, bei denen die Verschiebung am einfachsten zu erkennen ist (b wird zu p, d zu t und g

zu k). Zusätzlich sollen die Schüler in dieser Phase in Ansätzen mit dem wissenschaftlichen Arbei-

29

Peter Moll, Hans Liebherr, Unterrichten mit offenen Karten, Bd. 1: Einsteigen, 32006, S. 94.

30 Wolfgang Mattes (Hrsg.), Methoden für den Unterricht, Braunschweig u.a. 2002, S. 28.

31 Mattes (Hrsg.), Methoden für den Unterricht, Braunschweig, a.a.O., S. 28.

43

ten vertraut gemacht werden. Die Arbeit mit Dialekttexten wurde gewählt, da sich die Lautver-

schiebung heute noch an diesen zeigt, und weil diese Textsorte auf die Schüler motivierend wirkt.

Die Arbeit an Texten scheint sinnvoll, weil dabei der Lautwandel deutlicher und einfacher sichtbar

wird als bei Hörbeispielen.

Die erste Sicherungsphase dient dem Zusammentragen der Ergebnisse, so dass alle Schüler alle

Lautverschiebungen kennen, und ermöglicht die Kontrolle der Ergebnisse. Der Frontalunterricht

bietet sich daher hier an.32

Schließlich bereitet die Ergebnissicherung die Vertiefungsphase vor.

Die Vertiefungsphase erfolgt in arbeitsteiliger Partnerarbeit, da die Schüler auf diese Weise „ak-

tiv und konzentriert“ arbeiten und sich gleichzeitig gegenseitig unterstützen können33

. Zudem in-

tegriert die Partnerarbeit alle Schüler. Die Form der arbeitsteiligen Partnerarbeit wurde gewählt,

damit möglichst viele Dialekte untersucht werden können und sich ein repräsentatives Bild der

Lautverschiebung im deutschen Sprachraum ergibt, die Schüler andererseits aber nicht durch eine

zu große Stofffülle überfordert werden.

In der sich anschließenden Phase der Ergebnissicherung werden die Resultate der Partnerarbeit

von den Schülern zusammengetragen und mit Hilfe einer Karte präsentiert. Dadurch soll die Schü-

leraktivität gefördert und das Vortragen und Kommentieren von Ergebnissen geübt werden. Da die

Schüler erst durch das Zusammentragen der Ergebnisse ein vollständiges Bild der Lautverschie-

bung erhalten, muss die Deutung der Ergebnisse von der Lehrperson durch gezielte Impulse ange-

regt werden, wobei vom Saarländischen, das das Interesse der Schüler besonders weckt, ausgegan-

gen wird. Die Ergebnisse werden für alle an der Tafel gesichert.

Die Transferphase, in der die Schüler selbstständig Laute in heutigen Nachnamen verschieben

sollen, soll die Motivation der Schüler bis zum Ende der Stunde aufrechterhalten. Sie dient ferner

der praktischen Durchführung der zweiten Lautverschiebung, die bisher nur anhand der einzelnen

Phänomene untersucht wurde und ermöglicht eine LEK, weil deutlich wird, wer das Prinzip der

Lautverschiebung verstanden hat.

3.3. Lernerfolgskontrollen

Die Lernerfolgskontrolle der kognitiven Lernziele erfolgt im Wesentlichen über die mündlichen

Beiträge der Schüler. Für die Erreichung des Stundenziels ist das Erlangen der LZ 4, LZ 6 und LZ

8 zentral. Daher erfolgt eine zusätzliche Lernerfolgskontrolle dadurch, dass die Schüler die sprach-

lichen Unterschiede auf der OHF, die am Anfang der Stunde gezeigt wurde, durch die erarbeiteten

Ergebnisse erklären.

32

Ebd., S. 26. 33

Ebd., S. 30.

44

3.4. Medien

Auf den Einsatz des Oberstufenlehrbuches Texte, Themen und Strukturen. Deutschbuch für die

Oberstufe, hrsg. v. Heinrich Biermann und Bernd Schurf, Berlin 22006 konnte nicht zurückgegrif-

fen werden, da das Lehrbuch das Thema Sprachgeschichte nicht behandelt.

In der folgenden Tabelle werden die in der Stunde eingesetzten Medien genannt und begründet:

Folgende Medien werden eingesetzt Methodisch-didaktische Begründung

(a) VHA: Bibeltext Textkenntnis, Erleichterung in den Erarbeitungsphasen

(b) OHF mit Bildern und Wörtern aus dem

Englischen, verschiedenen deutschen

Dialekten und der Standardsprache

Motivierung, Anknüpfung an vorangegangene Stunden,

Hinführung zum Thema

(c) Arbeitsblatt 1 mit verschiedenen Dia-

lekttexten und dem Arbeitsauftrag, die

Verschiebung der Laute zu nennen

Grundlage für die Erarbeitungsphase, Motivation durch

Dialekte

(e) Tafelanschrift Sicherung der Ergebnisse der Erarbeitungsphase und

der Vertiefungsphase

(d) Arbeitsblatt 2 mit verschiedenen Dialek-

ten und dem Arbeitsauftrag, die Laut-

verschiebung anhand der Texte zu über-

prüfen

Grundlage für die Vertiefungsphase (Erkennen der In-

tensität und Ausbreitung der Lautverschiebung)

(f) Physische Karte Deutschlands Grundlage und Hilfe bei der Erarbeitung der Ausbrei-

tung der Lautverschiebung

(g) Kärtchen mit Nachnamen Grundlage für die Transferphase

3.5. Hausaufgaben

3.5.1. Vorbereitende Hausaufgabe für die Lehrprobenstunde

Um während der Stunde Spannung entstehen zu lassen, wird keine vorbereitende Hausaufgabe

gestellt, die die Inhalte der Stunde vorwegnimmt. (Als Hausaufgabe hätte ein aus der OHF gestal-

tetes Arbeitsblatt ausgegeben werden können mit dem Auftrag, Gemeinsamkeiten und Unterschie-

de zwischen den Wörtern zu benennen.) Als vorbereitende Hausaufgabe scheint es aber sinnvoll,

den Schülern aufzugeben, den Anfang der Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium zu

lesen und sich deren Inhalt so zu vergegenwärtigen, dass sie ihn zusammenfassen können. So wird

es ihnen in der Erarbeitungs- und Vertiefungsphase erleichtert, die Dialekttexte zu verstehen.

3.5.2. Nachbereitende Hausaufgabe

Als nachbereitende Hausaufgabe erhalten die Schüler einen Auszug aus einem Asterix-Comic auf

Plattdeutsch, den sie in einen hochdeutschen Dialekt umschreiben sollen, was ein Aufgreifen und

Weiterführen der Transferphase darstellt. Die Aufgabe soll die Schüler motivieren und dient dazu,

die Stundeninhalte zu wiederholen und zu vertiefen. Sinnvoll erscheint dies vor allem im Hinblick

auf leistungsschwächere Schüler. Möglich wäre auch gewesen, die Lautverschiebung an einem

althochdeutschen Text, z.B. an der Dialektmischung im Hildebrandslied, nachweisen zu lassen.

45

4. Verlauf der Stunde

4.1. Unterrichtsschritte

US LZ Geplantes Lehrerverhalten – erwartetes Schülerverhalten Medien/ Sozi-

alform/ Ar-

beitsform

1 Begrüßung

2 1

2

Einstieg L. zeigt den S. Bilder des englischen Thronfolgers und des Komikers Otto und

fordert sie auf, englische und niederdeutsche Wörter der richtigen Sprache bzw.

dem Vertreter dieser Sprache zuzuordnen und die Wörter miteinander zu verglei-

chen. Die S. stellen fest, dass diese Wörter große Ähnlichkeiten aufweisen.

L. bittet die S., diese Ähnlichkeit zu erklären. Die S. erläutern, dass die Ähnlich-

keiten durch die Zugehörigkeit sowohl des Deutschen als auch des Englischen zum

Germanischen zu erklären sind.

L. zeigt den S. entsprechende Wörter aus dem Bairischen, Saarländischen und der

Standardsprache und fordert sie auf, die Wörter den einzelnen Dialekten bzw. der

Standardsprache zuzuordnen und sie mit den niederdeutschen Wörtern zu verglei-

chen. Die S. stellen fest, dass zwischen dem Niederdeutschen und den übrigen

deutschen Dialekten Unterschiede in einzelnen Lauten erkennbar sind.

Auf entsprechende Frage mutmaßen die S., dass nunmehr eine weitere Lautver-

schiebung behandelt werden wird.

OHF/

FU/

fragend-

entwickelndes

Gespräch

3 Zielangabe und Überleitung

L. erklärt den Schülern, dass in der Stunde die 2. Lautverschiebung in der Ge-

schichte der deutschen Sprache näher betrachtet und untersucht werden soll, wel-

che Veränderungen durch sie entstanden sind.

FU/ LV

4 3 Erarbeitungsphase

Die S. erarbeiten in arbeitsteiliger Einzelarbeit anhand von Beispieltexten, welche

Laute sich durch die 2. Lautverschiebung verändert haben.

AB 1/

EA

5 Ergebnissicherung Die S. stellen ihre Ergebnisse vor. L. hält die Ergebnisse der Einzelarbeit an der

Tafel fest.

TA/

FU/

SV

6 4 Vertiefungsphase

Die S. überprüfen in arbeitsteiliger Partnerarbeit die Umsetzung der Lautverschie-

bungsregeln an verschiedenen Dialekten.

AB 2/

PA

7 5

6

7

Ergebnissicherung 2

Die S. stellen ihre Ergebnisse vor und kommentieren sie. Sie erkennen, dass die

„hochdeutschen“ Gebiete im Süden Deutschlands die Lautverschiebung voll-

ständig mitgemacht haben, dass die „niederdeutschen“ Gebiete im Norden davon

ausgenommen geblieben sind, und dass sie in den dazwischen liegenden Gebieten

nur teilweise feststellbar ist. L. fordert die S. auf, sich eine Bezeichnung für die

Gebiete zu überlegen, die die Lautverschiebung vollzogen haben. L. hält die Er-

gebnisse an der Tafel fest und bittet die S., die Folgen der 2. Lautverschiebung in

Analogie zur 1. Lautverschiebung zu erklären. Die S. erläutern, dass sich durch die

2. Lautverschiebung die „hochdeutschen“ Dialekte aus dem Germanischen ausge-

gliedert haben. L. hält die Ergebnisse an der Tafel fest.

Wandkarte/

FU/

SV/ fragend-

entwickelndes

Gespräch/

TA

8 LEK

L. legt die Folie, die am Anfang der Stunde gezeigt wurde, auf und bittet die S.,

nun die lautlichen Unterschiede in den gezeigten Wörtern zu erklären.

OHF/

FU/ UG

9 8 Transferphase

L. nennt den S. Nachnamen, anhand derer sie die zweite Lautverschiebung nach-

vollziehen sollen.

Kärtchen mit

Namen

FU/ UG

10 L. stellt und erläutert die Hausaufgabe NHA

46

4.2. Schwierigkeiten und Lösungen

Es ist zu erwarten, dass die Schüler in der Einstiegsphase den Begriff Hochdeutsch als Synonym

für Standardsprache verwenden. Hierauf soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden, da das

Problem am Ende der Stunde durch die Bezeichnung der Gebiete, die die Lautverschiebung voll-

zogen haben, aufgegriffen wird. Es kann auch sein, dass die Schüler in der Einstiegsphase den

bairischen Text nicht als typisch bairisch erkennen, da sie die Diphthongierung vermissen. In die-

sem Fall werde ich die Schüler auffordern, die Wörter durch Ausschlussverfahren den Bildern

zuzuordnen. Ich werde den Schülern erklären, dass die Diphthongierung eine weitere Entwick-

lungsstufe darstellt, ohne weiter darauf einzugehen. Sollten die Schüler Probleme bei der Erarbei-

tung der Lautverschiebung (Erarbeitungsphase) und bei der Überprüfung der Durchführung der

Lautverschiebung (Vertiefung) haben und die Vertiefungsphase um 11.00 Uhr noch nicht abge-

schlossen sein, werde ich nur die Ergebnisse nennen lassen, sie selbst in die Karte übertragen und

ggf. die LEK nur ganz kurz ansprechen, da in der Transferphase Gelegenheit zur Überprüfung der

Lerninhalte bleibt.

5. Literaturverzeichnis

5.1. Lehrplan

Saarland – Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft (Hrsg.), Lehrplan achtjähriges

Gymnasium für das Fach Deutsch, Klassenstufen 5 und 6, Saarbrücken 2001.

5.2. Textgrundlage

- Goscinny, René und Uderzo, Albert, De Törn för nix (Asterix Mundart Bd. 2), Stuttgart

62000.

- Sauer, Walter (Hrsg.), Die Weihnachtsgeschichte in deutschen Dialekten, Husum 32004.

5.3. Fachwissenschaftliche Literatur

- Bury, Ernst, Deutsche Sprachgeschichte kennen lernen. Vom Germanischen bis zum Neu-

hochdeutschen, Rastatt 42002.

- König, Werner, dtv-Atlas Deutsche Sprache (Bd. 3025), München 15

2005.

- Kunze, Konrad, dtv-Atlas Namenkunde. Vor- und Familiennamen im deutschen Sprachge-

biet (dtv 3266), München 42004.

- Linke, Angelika/ Nussbaumer, Markus/ Portmann, Paul R., Studienbuch Linguistik (Reihe

Germanistische Linguistik, Bd. 121), Tübingen 31996.

- Stedje, Astrid, Deutsche Sprache gestern und heute. Eine Einführung in Sprachgeschichte

und Sprachkunde (UTB 1499), Paderborn 2007.

47

- Wolff, Gerhart, Deutsche Sprachgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Ein Stu-

dienbuch (UTB 1581), Tübingen und Basel 52004.

5.4. allgemeindidaktische Literatur

- Wolfgang Mattes (Hrsg.), Methoden für den Unterricht, Braunschweig u.a. 2002.

- Moll, Peter/ Liebherr, Hans, Unterrichten mit offenen Karten, Bd. 1: Einsteigen, 32006.

5.5. verwendete Internetseiten und Karte

- Physische Karte der Bundesrepublik Deutschland, Bundeszentrale für politische Bildung,

Gotha 2006.

- lv.fdp-bayern.de/.../stoiber_uniform.JPG

- www.michow-concerts.com/.../Otto%202007.jpg

- www.mundart-saar.de/pics/hussong_hand_an_ohr.jpg

- www.nndb.com/.../prince-charles-face.jpg

6. Anhang

- Sitzplan

- VHA

- OHF

- Mögliche Tafelanschrift

- AB 1

- AB 1 gelöst

- AB 2

- AB 2 gelöst

- Kärtchen mit Nachnamen

- NHA

Abkürzungsverzeichnis:

AB Arbeitsblatt

FU Frontalunterricht

L Lehrerin

LEK Lernerfolgskontrolle

LV Lehrervortrag

LZ Lernziel

NHA Nachbereitende Hausaufgabe

OHF Overheadfolie

PA Partnerarbeit

S Schüler und Schülerinnen

SV Schülervortrag

TA Tafelanschrift

UG Unterrichtsgespräch

48

Sitzplan Klasse 10 b, Deutsch, Von der Leyen-Gymnasium Blieskastel

Tafel

Janina

07/03/07

Sandra

08/03/08

Katja

10//04/12

Melanie

10/03/09

Rebekka

12/04/12

Aileen

07/11/10

Natalie

03/03/04

Julia

10/14/14

Philipp B.

O6/10/09

Tim

06/03/04

Felix F.

07/10/10

Philipp W.

04/10/09

Christian M.

08/03/06

Oliver

08/13/12

Raphael

06/10/10

Felix Th.

06/03/04

Carsten

O6/03/04

Christian H.

10/14/14

Sabrina

07/13/12

Katharina

08/14/14

Marie

10/14/14

Philipp Sch.

05/04/09

Eike

08/04/07

Moritz

04/04/04

Sascha

04/03/04

Die erste Angabe unter dem Namen nennt die Note der letzten Klassenarbeit, die zweite Angabe bezeichnet die Quantität und die dritte Angabe dieQualität

der mündlichen Mitarbeit.

49

Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

Die Weihnachtsgeschichte nach dem Lukasevangelium (Lk 2, 1-14)

Die Geburt Jesu

In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des

Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum ersten Mal; da-

mals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um

sich eintragen zu lassen.

So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt

Davids, die Bethlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er

wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Als

sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn,

den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in

der Herberge kein Platz für sie war.

In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer

Herde. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen und der Glanz des Herrn umstrahlte

sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht,

denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll:

Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der

Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Win-

deln gewickelt, in einer Krippe liegt.

Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und

sprach:

Verherrlicht ist Gott in der Höhe /

und auf Erden ist Friede /

bei den Menschen seiner Gnade.34

34

Die Bibel. Altes und Neues Testament. Einheitsübersetzung, Stuttgart 1980.

Arbeitsauftrag:

Lesen Sie sich den Text durch und vergegenwärtigen Sie sich den

Inhalt, so dass Sie jederzeit darauf zurückgreifen können.

VHA

50

Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

make......

water…

pound ...

good...

I

maken

Water

pund

good

Ik

machen

Wasser

Pfund

Gut

I

mache

Wasser

Pund

Gudd

Isch

machen

Wasser

Pfund

gut

Ich

www.nndb.com/.../prince-charles-face.jpg

www.michow-

concerts.com/.../Otto%202007.jpg

lv.fdp-bayern.de/.../stoiber_uniform.JPG

www.mundart-saar.de/pics/hussong_hand_an_ohr.jpg

OHF

51

Mögliche Tafelanschrift

Vom Germanischen zum Althochdeutschen: Die zweite (hochdeutsche) Lautverschiebung

Verschiebung Beispiel Auswirkung

pf im Anlaut und nach Konsonant Pund Pfund

p f (ff) nach Vokal Schap Schaf

z im Anlaut und nach Konsonant Teiken Zeichen

t

ss,s (zz) nach Vokal dat dass/ das

k (ch) im Anlaut und nach Konsonant Kaiser Kaiser (Chäiser)

k ch nach Vokal ik ich

b p Kribb Krippn d t drägen trog g k give (engl.) kepan (ahd)

von Süden nach Norden

Abnahme der Anzahl der ver-

schobenen Laute nach Norden

Ausgliederung der hochdeut-

schen Dialekte (süd- und mit-

teldeutsche Dialekte) aus den

germanischen Sprachen (Eng-

lisch, Niederdeutsch, …)

Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

52

Die zweite Lautverschiebung

Dei Geburt Jesu (Mecklenburgisch, Insel Poel)

Un ok Josef von dei Stadt Nazaret in Galiläa makte sick up n Wäg nah

dei Stadt Davids, dei Bethlehem heiten ded. […]

Dichtbi höllen sick tau glieken Tied up apenes Fell Schaphäuders up, die

in düster Nacht oewer ehr Schap wakten.

Wia da Jesus auf d Wöit kemma is (Oberbairisch, München)

Aa da Josef is von seim Wohnort Nazareth, der in Galiläa gleng is, nach

Judäa naufzong zur Ortschaft Bethlehem.[…]

In dera Gegnd, auf aram Föid, ham Hirtn glagat. De ham in da Nocht

auf eahnare Schof aufpasst.35

35

Die Texte sind entnommen aus Walter Sauer (Hrsg.), Die Weihnachtsgeschichte in deutschen Dialekten, Husum 32004, S. 21 bzw. 159.

B.

Arbeitsauftrag:

1. Vergleichen Sie in den Texten und in der Anmerkung die hervorgeho-

benen Konsonanten gleicher Farbe miteinander. Beschreiben Sie, wie

sich diese Konsonanten vom ersten zum zweiten Text verändert ha-

ben.

2. Welche Unterschiede lassen sich zwischen den blau bzw. rot hervor-

gehobenen Konsonanten feststellen?

3. Begründen Sie diese Unterschiede. (Achten Sie dabei auf die Stel-

lung des Konsonanten im Wort.)

4. Halten sie ihre Beobachtungen in Stichworten auf dem Blatt fest.

5 Minuten Bearbeitungszeit

AB 1

Anmerkung: Im Mecklenburgischen heißt es Pund und Pann, im Bai-

rischen Pfund und Pfanne.

Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

53

Die zweite Lautverschiebung

Dei Geburt Jesu (Mecklenburgisch, Insel Poel)

Tau dei Tied geiw Kaiser Augustus all siene Bewahners in Land dei

Anurdnung, sick in Stüerlisten indrägen tau laten. Dat geiw dat bether

nicht un käum tau n iersten Mal vör […]

„Un as Teiken sall juch deinen, dat dat Lütte in ein Krübb liggen deit!“

Wia da Jesus auf d Wöit kemma is (Oberbairisch, München)

Zu dea Zeit hot da Kaiser Augustus seine Beamtn an Auftrog gem. Er

mächat, […] dass in seim Reich olle Leit zweng da Steier zäiht wern und

dass dabei a jeda Nama aa aufgschriem wern müäßat. […]

Und do hats suaga a Zeichn.36

36

Die Texte sind entnommen aus Walter Sauer (Hrsg.), Die Weihnachtsgeschichte in deutschen Dialekten, Husum 32004, S. 21 bzw. 159.

A

Arbeitsauftrag:

1. Vergleichen Sie in den beiden Texten die hervorgehobenen Konsonan-

ten gleicher Farbe miteinander. Beschreiben Sie, wie sich diese Kon-

sonanten vom ersten zum zweiten Text verändert haben.

2. Welche Unterschiede lassen sich zwischen den blau bzw. rot hervor-

gehobenen Konsonanten feststellen?

3. Begründen Sie diese Unterschiede. (Achten Sie dabei auf die Stel-

lung des Konsonanten im Wort.)

4. Halten sie ihre Beobachtungen in Stichworten fest.

5 Minuten Bearbeitungszeit

B.

AB 1

Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

54

Die zweite Lautverschiebung

Dei Geburt Jesu (Mecklenburgisch, Insel Poel)

Tau dei Tied geiw Kaiser Augustus all seine Bewahners in Land dei

Anurdnung, sick in Stüerlisten indrägen tau laten. […] Un ok Josef […] makte

sick up n Wäg. […]

As sei oewer an dissen Urt indröpen, käum för Maria die Tied, dat dat Kind

geburen warden süll […]

Die Engel säd tau ehr: „Ick hew upstunds ne grote Freud tau vermelln […]

Un as Teiken sall juch deinen, dat dat Lütte in ein Krübb liggen deit!“

Es war za dera Zeit (Nordbairisch, Asch)

Es war za dera Zeit, in der da Kaiser Augustus in ganzn Land a Volkszählung

oagordnt häut […].

Sua haut sich aa Josef afm Weech gmacht […].

Aba da Engl hot aa scho s redn ogfanga: „Ih vakünd eich nämli a große Freid.

[…] Und do hats suaga a Zeichn: Dirtz findts a Kind in Windln eipackt.37

37

Die Texte sind entnommen aus Walter Sauer (Hrsg.), Die Weihnachtsgeschichte in deutschen Dialekten, Husum 32004, S. 21 bzw. 161.

A

B

Arbeitsauftrag:

1 Vergleichen Sie in den beiden Texten die hervorgehobenen Konsonanten

gleicher Farbe miteinander. Beschreiben Sie, wie sich diese Konsonanten

vom ersten zum zweiten Text verändert haben.

2. Welche Unterschiede lassen sich zwischen den blau bzw. rot hervorge-

hobenen Konsonanten feststellen?

3. Begründen Sie diese Unterschiede. (Achten Sie dabei auf die Stellung

des Konsonanten im Wort.)

4. Halten sie ihre Beobachtungen in Stichworten fest.

5 Minuten Bearbeitungszeit

AB 1

Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

55

Die zweite Lautverschiebung

Dei Geburt Jesu (Mecklenburgisch Insel Poel)

Tau dei Tied geiw Kaiser Augustus all siene Bewahners in Land die

Anurdnung, sick in Stüerlisten indrägen tau late […]

„Un as Teiken sall juch deinen, dat dat Lütte in Däuker inslagen in ein

Krübb liggen deit“

Wia da Jesus auf d Wöit kemma is (Oberbairisch München)

Zu dea Zeit hot da Kaiser Augustus seine Beamtn an Auftrog gem. […]

Sie hot den Kloan in a Windl packlt und na in a Fuattakrippn neibettlt,

weil in da Herberg hoams koan Plotz mehr ghabt.38

38

Die Texte sind entnommen aus Walter Sauer (Hrsg.), Die Weihnachtsgeschichte in deutschen Dialekten, Husum 32004, S. 21 bzw. 159.

A

Arbeitsauftrag:

1. Vergleichen Sie in den beiden Texten die hervorgehobenen Kon-

sonanten gleicher Farbe miteinander. Beschreiben Sie, wie sich diese

Konsonanten vom ersten zum zweiten Text verändert haben.

2. Das englische Wort give wird im Althochdeutschen zu kepan. Be-

schreiben Sie auch hier, wie sich die Konsonanten verändern.

3. Halten sie ihre Beobachtungen in Stichworten fest.

5 Minuten Bearbeitungszeit

AB 1

B.

Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

56

siehe Tafelbild

AB 1 - gelöst

Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

57

Dei Geburt Jesu (Mecklenburgisch, Insel Poel)

Tau dei Tied geiw Kaiser Augustus all siene Bewahners in Land die

Anurdnung, sick in Stüerlisten indrägen tau laten. […]

Un ok Josef von dei Stadt Nazaret in Galiläa makte sick up n Wäg nah die

Stadt Davids, dei Bethlehem heiten ded. […]

As sei oewer an dissen Urt indröpen, käum för Maria dei Tied, dat dat Kind

geburen warden süll. […]

Dichtbi höllen sick tau glieken Tied up apenes Fell Schaphäuders up, dei in düs-

ter Nacht oewer ehr Schap wakten. […]

Dei Engel wildess säd tau ehr: „Grugt juch nich, ick hew upstunds ne grote

Freud tau vermelln, die all Minschen in Land taudacht is! […] Un as Teiken sall

juch deinen, dat dat Lütte in Däuker inslagen in ein Krübb liggen deit!

Die Weihnaachdsgeschischd (Rheinfränkisch, Saarbrücken)

Das waar sellemòòs gewään, dsuu der Dseid, woo de Keiser Auguschduss e

Gesedds gemach hadd, dass all Leid in seim Reisch sisch missde reggeschdriere

losse. […]

Dò iss aa de Jooseff vun Gallelääa vun der Schdadd Naadseredd aus

hingewannerd nòò Judääa in die Daavidsschdadd, di woo Beedlehemm heischd.

[…] Unn wie se dord aankumm sinn, waar graad die Dseid um, woo das Kind hadd

solle kumme. Unn dò hadds sei erschd Buubsche uff die Weld brung. […]

Unn in dääre Geeschend dò waare Hirde uff de Filder drause gewään, die woo

naachds uff ihr Schafe uffgebassd hann. […]

Awwer derr Engel däär saad dsunne: „gummò, isch hann e guddi Naachrischd fer

eisch, woo sisch all Leid driwwer freie wirre. […] Un das soll eich als Dseichn

diene. Das Kindsche iss in Winnele gewiggeld unn leid innerer Fuddergribb.

Arbeitsauftrag:

1. Vergleichen Sie in den beiden Texten die her-

vorgehobenen Konsonanten gleicher Farbe mit-

einander.

2. Überprüfen Sie, ob die Lautverschiebung bei den

einzelnen Konsonanten durchgeführt wurde.

3. Tragen Sie Ihre Ergebnisse wie folgt in die ne-

ben stehende Tabelle ein:

: Lautverschiebung wurde durchgeführt

: Lautverschiebung wurde nicht durchgeführt

Rheinfränkisch

p t t k b d

f z ss ch p t

AB 2

Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

58

Dei Geburt Jesu (Mecklenburgisch, Insel Poel)

Tau dei Tied geiw Kaiser Augustus all siene Bewahners in Land die

Anurdnung, sick in Stüerlisten indrägen tau laten. […]

Un ok Josef von dei Stadt Nazaret in Galiläa makte sick up n Wäg nah die

Stadt Davids, dei Bethlehem heiten ded. […]

As sei oewer an dissen Urt indröpen, käum för Maria dei Tied, dat dat Kind

geburen warden süll. […]

Dichtbi höllen sick tau glieken Tied up apenes Fell Schaphäuders up, dei in düs-

ter Nacht oewer ehr Schap wakten. […]

Dei Engel wildess säd tau ehr: „Grugt juch nich, ick hew upstunds ne grote

Freud tau vermelln, die all Minschen in Land taudacht is! […] Un as Teiken sall

juch deinen, dat dat Lütte in Däuker inslagen in ein Krübb liggen deit!

Wie Jesus gebor wure is (Moselfränkisch, Saarlouis)

En jener Zeit hat dä Kaiser Augustus dä Befehl gewe, alle Leut in seinem

Huheitsgebiet wäje denne Steuere offzeschreiwe. Dat wor dat ierschdemol;

domols wor Quirinius Statthalter in Syrien.

Su es dann och dä Jupp ous Nazareth in Galiläa roff noh Judäa en die Stadt

vom David gange[…]. Ä wollt ingetron wiere mit dem Mia, mit dem ä verlobt wor

on dat e Kend erwart hat. […]

Of dä Feldere dromerom sein Hirte gewes un hann en der Nacht of ihr Schafe

achtgewe. […]

Dä Engel awer hat zu inne gesood: „Hatt kei Ängst, ich verkünde euch en gruße

Freud, met der alle Leut erfüllt wiere solle: On dat soll dat Zeiche für euch

sein: Ihr werd e Kend fenne, dat in Windele gewickelt es on en dä Kripp leiht.

Arbeitsauftrag:

1. Vergleichen Sie in den beiden Texten die her-

vorgehobenen Konsonanten gleicher Farbe mit-

einander.

2. Überprüfen Sie, ob die Lautverschiebung bei den

einzelnen Konsonanten durchgeführt wurde.

3. Tragen Sie Ihre Ergebnisse wie folgt in die ne-

ben stehende Tabelle ein:

: Lautverschiebung wurde durchgeführt

: Lautverschiebung wurde nicht durchgeführt

Moselfränkisch

p t t k b d

f z ss ch p t

AB 2

Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

59

Dei Geburt Jesu (Mecklenburgisch, Insel Poel)

Tau dei Tied geiw Kaiser Augustus all siene Bewahners in Land die

Anurdnung, sick in Stüerlisten indrägen tau laten. […]

Un ok Josef von dei Stadt Nazaret in Galiläa makte sick up n Wäg nah die

Stadt Davids, dei Bethlehem heiten ded. […]

As sei oewer an dissen Urt indröpen, käum för Maria dei Tied, dat dat Kind

geburen warden süll. […]

Dichtbi höllen sick tau glieken Tied up apenes Fell Schaphäuders up, dei in düs-

ter Nacht oewer ehr Schap wakten. […]

Dei Engel wildess säd tau ehr: „Grugt juch nich, ick hew upstunds ne grote

Freud tau vermelln, die all Minschen in Land taudacht is! […] Un as Teiken sall

juch deinen, dat dat Lütte in Däuker inslagen in ein Krübb liggen deit!

Wie Jesus gebore woodt (Ripuarisch, Köln)

Zo der Zick dät der Kaiser Augustus befelle, dat jeder, dä en singem Rich won-

ne dät, sich endrage loße möht, für de Stöör ze bezahle. Dat wor et eeschte

Mol. […]

Och der Jusep maht sich op der Wäg. […]

Dat jung Fäuche wor en Ömständ. […]

Ävver dä Engle saht: „Ehr sollt kein Angs krige! Ich brängen üch en got Nohreech, wo sich ganz Israel drüvver freue kann. Hä litt en Windele

engeweckelt en ner Foderkrepp

Kölsch

p t t k b d

f z ss ch p t

Arbeitsauftrag:

1. Vergleichen Sie in den beiden Texten die her-

vorgehobenen Konsonanten gleicher Farbe mit-

einander.

2. Überprüfen Sie, ob die Lautverschiebung bei den

einzelnen Konsonanten durchgeführt wurde.

3. Tragen Sie Ihre Ergebnisse wie folgt in die ne-

ben stehende Tabelle ein:

: Lautverschiebung wurde durchgeführt

: Lautverschiebung wurde nicht durchgeführt

AB 2

Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

60

Dei Geburt Jesu (Mecklenburgisch, Insel Poel)

Tau dei Tied geiw Kaiser Augustus all siene Bewahners in Land die

Anurdnung, sick in Stüerlisten indrägen tau laten. […]

Un ok Josef von dei Stadt Nazaret in Galiläa makte sick up n Wäg nah die

Stadt Davids, dei Bethlehem heiten ded. […]

As sei oewer an dissen Urt indröpen, käum för Maria dei Tied, dat dat Kind

geburen warden süll. […]

Dichtbi höllen sick tau glieken Tied up apenes Fell Schaphäuders up, dei in düs-

ter Nacht oewer ehr Schap wakten. […]

Dei Engel wildess säd tau ehr: „Grugt juch nich, ick hew upstunds ne grote

Freud tau vermelln, die all Minschen in Land taudacht is! […] Un as Teiken sall

juch deinen, dat dat Lütte in Däuker inslagen in ein Krübb liggen deit!

Die Geschicht vun dr Geburt Jesu (Osterzgebirgisch, Kr. Marien berg)

Su ewos is vornewag noch ni dogewasen un hot sich zugetrogn, wie dr Cyrenius

Statthalter vun Syrien wor.[…].

Wie die zwäe nu agelangt sei in Bethlehem, wor aah ball dr Maria ihre Zeit rim,

un se is eikomm mit enn Gungel, dos wor ihr erschtes Kind. […]

Nu warn in dar Gegnd aah Schofherten, die bei ihrer Hard draußen ofn Fald

übernachten hobn[…].

Ober dar Engel sat: „Tutt eich ni ferchten, iech breng eich enne fruhe

Butschaft un gruße Fräd fir alle! […] Mocht eich auf un guckt dernooch: Dos

Kind liegt in Winneln gewickelt in enner Futterkripp!“

Osterzgebirgisch

p t t k b d

f z ss ch p t

Arbeitsauftrag:

1. Vergleichen Sie in den beiden Texten die her-

vorgehobenen Konsonanten gleicher Farbe mit-

einander.

2. Überprüfen Sie, ob die Lautverschiebung bei den

einzelnen Konsonanten durchgeführt wurde.

3. Tragen Sie Ihre Ergebnisse wie folgt in die ne-

ben stehende Tabelle ein:

: Lautverschiebung wurde durchgeführt

: Lautverschiebung wurde nicht durchgeführt

AB 2

Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

61

Dei Geburt Jesu (Mecklenburgisch, Insel Poel)

Tau dei Tied geiw Kaiser Augustus all siene Bewahners in Land die

Anurdnung, sick in Stüerlisten indrägen tau laten. […]

Un ok Josef von dei Stadt Nazaret in Galiläa makte sick up n Wäg nah die

Stadt Davids, dei Bethlehem heiten ded. […]

As sei oewer an dissen Urt indröpen, käum för Maria dei Tied, dat dat Kind

geburen warden süll. […]

Dichtbi höllen sick tau glieken Tied up apenes Fell Schaphäuders up, dei in düs-

ter Nacht oewer ehr Schap wakten. […]

Dei Engel wildess säd tau ehr: „Grugt juch nich, ick hew upstunds ne grote

Freud tau vermelln, die all Minschen in Land taudacht is! […] Un as Teiken sall

juch deinen, dat dat Lütte in Däuker inslagen in ein Krübb liggen deit!

To düsse Tied … (Ostfälisch, Kr. Celle)

To düsse Tied wöör vun den Kaiser Augustus anorndt: All de Minschen schullen

sik in de Stüüerlisten inschrieben. Düt weer ganz wat Neet to de Tied, as

Quirinius Syrien ünner sik harr. […]

So möök sik ok Josef up den Weg vun Galiläa ut de Stadt Nazareth nah Judäa

nah David sien Stadt, de heet Bethlehem, […] Un jüst in de Gegend weeren

Schäpers buten up n Felln. […] Un de Engel sä to jem: „ik bring jo n groote

Freid, de all de Lüüd todacht is:[…] Ji ward dat Kind finnen in Winneln wickelt un

in e Krübb liggen.“39

39

Die Texte des AB 2 sind wie die Texte des AB 1 entnommen aus Walter Sauer (Hrsg.), Die Weihnachtsge-

schichte in deutschen Dialekten, Husum 32004, S. 21, 49, 85, 75, 99, 107.

Ostfälisch

p t t k b d

f z ss ch p t

Arbeitsauftrag:

1. Vergleichen Sie in den beiden Texten die her-

vorgehobenen Konsonanten gleicher Farbe mit-

einander.

2. Überprüfen Sie, ob die Lautverschiebung bei den

einzelnen Konsonanten durchgeführt wurde.

3. Tragen Sie Ihre Ergebnisse wie folgt in die ne-

ben stehende Tabelle ein:

: Lautverschiebung wurde durchgeführt

: Lautverschiebung wurde nicht durchgeführt

AB 2

Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

62

Physische Karte der Bundesrepublik Deutschland, Bundeszentrale für poli-

tische Bildung, Gotha 2006.

AB 2- gelöst

Saarländisch

(Moselfränkisch)

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Saarländisch

Rheinfränkisch)

p t t k b d

f z ss ch p t

Ostfränkisch

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f z ss ch p t

Erzgebirgisch

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Bairisch

p t t k k b d

f z ss k ch p t

Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

63

Peiper verschiebt sich zu Peifer und Pfeifer40

Schipmann wird zu Schiffmann

Kirchhoff entstand aus dem früheren Kerkhoff

Grot verschiebt sich zu Groß

Schlosser entstand aus dem früheren Schlot(t)er

Eyck wird zu Eick

40

Die Namen wurden entnommen aus Konrad Kunze, dtv-Atlas Namenkunde. Vor- und Familiennamen im

deutschen Sprachgebiet (dtv 3266), München 42004, S. 163.

Kärtchen für Transferphase

Peiper Schipmann Kirchhoff

Grot Schlosser Eyck

Transferphase - gelöst

Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

64

VOM ALTHOCHDEUTSCHEN ZUM MITTELHOCHDEUTSCHEN

Aus der Laut- und Formenlehre

Vergleiche die Wortformen des Ahd. und Mhd. miteinander und ordne den Beispielen 1-6 die

Regeln A-F zu. Begründe deine Entscheidung schriftlich (auf der Rückseite oder im Deutsch-

heft):

1 Ahd.: nahti mohti wurfil horjan hûsir zugil scôni

Mhd.: nähte möhte würfel hoeren hiuser … …

Ergänze die 2 fehlenden Beispiele!

Regel:

2 Ahd.: nimu nimis nimit nemên nemet nemant

Mhd.: nime nimest nimet nemen nemet nement

Regel:

3 Ahd.: leitis

leitês

leitôs

leitîs

Mhd.:

leites(t)

Nhd.: du leitest

du mögest leiten

du leitetest

du würdest leiten

Regel:

4 Ahd.: herza herzin herzin herza

Mhd.: herze herzen herzen herze

Nhd.: das Herz des Herzens dem Herz(en) das Herz

Ahd.: herzun herzôno herzôm herzun

Mhd.: herzen herzen herzen herzen

Nhd.: die Herzen der Herzen den Herzen die Herzen

Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

65

Regel:

5 Ahd.: heriro salida gibarida

Mhd.: hêrre saelde gebaerde

Nhd.: Herr Glück Gebärde

Regel:

6 Mhd.: entrank Nhd.: trank nicht

Mhd.: done kund Nhd.: da konnte nicht

Regel:

Regeln:

a. Vokale, denen in der nächsten Silbe ein i- folgt, werden diphthongisiert

(der sogenannte i-Umlaut).

b. Die Abschwächung der Flexionsendungen bei Substantiven führt zur Ver-

wendung von Hilfsmitteln zur Formenbildung (Artikel).

c. Bei Verben wird das Präfix en-, bei Adverbialen und Pronomen das -ne

oder –n zur (doppelten) Verneinung verwendet.

d. Im Mhd. werden die volltönenden Vokale in den Flexionsendungen der Ver-

ben abgeschwächt.

e. Die Abschwächung der Flexionsendungen bei Verben führt zur Verwen-

dung von Hilfsmitteln zur Formenbildung (Hilfsverben, Personalpronomen).

f. Die unbetonten Mittelsilben fallen weg; der Wortakzent (Betonung) verla-

gert sich auf die Stammsilbe.

Für Experten: Übersetze vom Mhd. ins Nhd.!

nune mac ich anders …………………………………………………………………………………………………………..

nun hân ich vriunt, nun hân ich rat ……………………………………………………………......................

daz enlerte mich mîn vater niht …………………………………………………………………………………….

si tuot, si entuot ……………………………………………………………………………………………………………….

der helt doch niht entrank ……………………………………………………………………………………………..

Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

66

VOM ALTHOCHDEUTSCHEN ZUM MITTELHOCHDEUTSCHEN (gelöst)

Aus der Laut- und Formenlehre

Vergleiche die Wortformen des Ahd und Mhd. (Nhd.) miteinander und ordne den Beispielen

1-6 die Regeln A-F zu. Begründe deine Entscheidung schriftlich (auf der Rückseite oder im

Deutschheft):

1 Ahd.: nahti mohti wurfil horjan hûsir zugil scôni

Mhd.: nähte möhte würfel hoeren hiuser zügel schöne

Ergänze die 2 fehlenden Beispiele!

Regel a.: Vokale, denen in der nächsten Silbe ein i- folgt, werden diphthongisiert (der soge-

nannte i-Umlaut).

2 Ahd.: nimu nimis nimit nemên nemet nemant

Mhd.: nime nimest nimet nemen nemet nement

Regel d.: Im Mhd. werden die volltönenden Vokale in den Flexionsendungen der Verben ab-

geschwächt.

3 Ahd.: leitis

leitês

leitôs

leitîs

Mhd.:

leites(t)

Nhd.: du leitest

du mögest leiten

du leitetest

du würdest leiten

Regel e.: Die Abschwächung der Flexionsendungen bei Verben führt zur Verwendung von

Hilfsmitteln zur Formenbildung (Hilfsverben, Personalpronomen).

4 Ahd.: herza herzin herzin herza

Mhd.: herze herzen herzen herze

Nhd.: das Herz des Herzens dem Herz(en) das Herz

Ahd.: herzun herzôno herzôm herzun

Mhd.: herzen herzen herzen herzen

Nhd.: die Herzen der Herzen den Herzen die Herzen

Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

67

Regel b.: Die Abschwächung der Flexionsendungen bei Substantiven führt zur Verwendung

von Hilfsmitteln zur Formenbildung (Artikel).

5 Ahd.: heriro salida gibarida

Mhd.: hêrre saelde gebaerde

Nhd.: Herr Glück Gebärde

Regel f.: Die unbetonten Mittelsilben fallen weg; der Wortakzent (Betonung) verlagert sich

auf die Stammsilbe.

6 Mhd.: entrank Nhd.: trank nicht

Mhd.: done kund Nhd.: da konnte nicht

Regel c.: Bei Verben wird das Präfix en-, bei Adverbialen und Pronomen das -ne oder –n zur

(doppelten) Verneinung verwendet.

Für Experten: Übersetze vom Mhd. ins Nhd.:

nune mac ich anders ich kann nun nicht anders

nun hân ich vriunt, nun hân ich rat nun habe ich keinen Freund, keinen Ratgeber mehr

daz enlerte mich mîn vater niht das lehrte mich mein Vater nicht

si tuot, si entuot sie handelt oder sie handelt nicht

der helt doch niht entrank der Held trank doch nicht

Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

68

Arbeitsauftrag:

Übersetzen sie die Sprechblasen ins Hochdeutsche. Berücksichtigen Sie dabei die zweite Laut-

verschiebung.

De Törn för nix NHA

Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

69

De Törn för nix

Tief in den ruhigen gallischen Wäldern

scheint alles so zu sein, als wenn es direkt

auf Mittag zugeht.

Doch einige Kame-

raden haben die

Schnauzen voll. Als kleine Hilfe: Dass Sie die

Schweinchensprache besser verstehen, kommt

dasselbe noch mal in Menschensprache

…dass wir

nicht… Dorf

Wenn ich

…was bist…

Das will ich dir sagen: Jeden

von meiner großen Sippe

haben sie gefangen, gebra-

ten und bis auf den Kno-

chen abgenagt. Ich…So

sieht das aus.

Mut

zugrunzend

Nun reg dich nicht so

menschlich auf. Führst

dich ja auf wie ein Ferkel

mit Milchzähnen!

Nun pass mal auf, das ist ganz

einfach: Da kann ich dir mei-

nen Hals darauf verwetten,

dass die Gallier bei der nächs-

ten großen Schnitzeljagd

hungrig zu Bett gehen müs-

sen.

Und wenn du

die Wette

verlierst, wer gewinnt dann?

René Goscinny/ Albert Uderzo, De Törn för nix (Asterix Mundart Bd. 2),

Stuttgart 62000.

Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

70

Der Weg zur deutschen „Einheitssprache“: Die Rolle Martin Luthers

Martin Luther (1483-1546): Sendbrief vom Dolmetschen

Klasse 10 Reflexion über Sprache - Sprachgeschichte

71

Arbeitsauftrag:

1. Lesens sie Luthers Sendbrief vom Dolmetschen. Welche Grundsätze für

das „Dolmetschen“ stellt Martin Luther darin auf?

2. Lesen sie die unterschiedlichen Übersetzungen des Psalm 23. An welchen

Stellen sind Luthers Übersetzungs-Grundsätze am überzeugendsten

verwirklicht?