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Ausgabe Nr. 3 | 8. Dezember 2016 Nass Wasser ist für die Raffinerie unentbehrlich Seite 2 D ie Rheinland Raffinerie ist ein Riese aus Stahl und Beton. Den- noch ist Deutschlands größte Erdölraffinerie immer in Bewegung. Energieversorgung und Mobilität ste- hen vor einem gewaltigen Wandel. Mit welchen Antrieben fahren die Autofah- rer von morgen? Wie stellt sich Shell auf die geänderten Ansprüche ein? Deutlich umweltfreundlicher. „Wir befinden uns auf einer kontinu- ierlichen Reise“, erklärt der Techni- sche Leiter der Rheinland Raffinerie, Dr. Jörg Dehmel. Der 47-Jährige ist seit fast 20 Jahren bei Shell und unter anderem für die Entwicklung und das Energiemanagement sowie die Prozess- und Qualitätskontrolle zuständig. Er weist daraufhin, dass sich bereits in den letzten Jahren sehr viel getan hat. „Die Kraftstoffe sind mittlerweile deutlich umweltfreundlicher, zum Bei- spiel sind Otto und Diesel seit 2003 schwefelfrei.“ Auch andere Kompo- nenten wie Benzol sind stark reduziert worden und der Anteil an Biokraftstof- fen deutlich erhöht worden. Emissionen verringern. Doch nicht nur die Kraftstoffe sind in den vergan- genen Jahren viel umweltfreundlicher geworden, auch die Raffinerie selbst hat ihre Emissionen erheblich gesenkt. „Wir gehören zur energieerzeugenden Indus- trie, bei der Verarbeitung und Produk- tion fallen eine ganze Reihe von Schad- stoffen an. Doch durch die Umstellung von Öl- auf Gasbefeuerung konnten wir die Schwefeldioxid-Emissionen um mehr als 90 Prozent verringern“, so Dehmel. Das Thema saurer Regen – also die Verunreinigung des Wassers durch Schwefelsäure –, das in den 1980er- Jahren noch ein großes Problem war, sei heute kaum noch ein Thema. Die CO2- Emissionen seien ebenfalls um mehr als ein Drittel reduziert worden. Ein weite- res Thema sei die Energieeffizienz. Die- se habe sich in den letzten zehn Jahren erheblich verbessert. Viele Stellschrauben. „Die Frage ist, wie geht die Reise jetzt weiter?“, so der Technische Leiter. An Einfällen mangelt es Shell dabei nicht. „Wir ha- ben die Idee für einen grünen Wasser- stoff, der aus Biogasen oder überschüs- sigem erneuerbarem Strom gewonnen werden kann. Diesen könnten wir beispielsweise für die Erzeugung von Kraftstoffen verwenden“, erklärt er. Erste Wasserstofftankstellen von Shell gibt es bereits, zum Beispiel in Wup- pertal, bis 2023 sollen es bundesweit 400 sein. Optimal gestaltet. „Wir müssen ste- tig an der Effizienz- und Innovations- schraube drehen“, prognostiziert der 47-Jährige. Es gebe sehr viele Rädchen, an denen in der Raffinerie gedreht wer- den könne, um die Emissionen weiter zu reduzieren und die Produkte opti- mal zu gestalten. Verbrennungsmotoren bleiben. Dr. Jörg Adolf, Chefvolkswirt von Shell Deutschland, sieht ebenfalls einen großen Wandel im Bereich des Fahr- zeugantriebs. Wenn der Bestand an Kraftfahrzeugen und Fahrleistungen weiterwächst, müssen sich die Fahrzeu- ge der Zukunft verändern, um die stren- geren Umweltauflagen zu erfüllen und Emissionen zu senken. „Dennoch: Trotz der Zunahme alternativer Antriebstech- niken wie Hybrid und Elektro wird der Verbrennungsmotor die Hauptan- triebsart bleiben“, prognostiziert Adolf. Der Kraftstoffverbrauch und die C02- Emissionen des Pkw könnten sich bis 2040 halbieren, für Lkw und Busse sei es weitaus schwieriger. Bremsenergie speichern. Vor allem Pkw und Stadtbusse bieten große Po- tenziale für neue Technologien – Hyb- rid-Antriebe haben eine reelle Chance. Im Stop-and-go-Verkehr in der Stadt sei beispielsweise die Rückgewinnung von Bremsenergie sehr interessant. Da- bei wird die durch den Bremsvorgang entstehende Energie in einer Batterie gespeichert und später für den An- trieb verwendet. Adolf kann sich gut vorstellen, dass vor allem Busse diese Technologie künftig öfter nutzen. Erd- gas und Flüssiggas blieben hingegen eher Nischenkraftstoffe für die Pkw – anders dagegen Wasserstoff. Diesel unersetzlich. „Der Erfolg von Elektro-Fahrzeugen hängt vor al- lem davon ab, wie schnell Batterien und Brennstoffzellen günstiger wer- den. Wenn alles gut läuft, könnten Elektrofahrzeuge in den 2020er Jahren wettbewerbsfähig werden“, analysiert der Volkswirt. Das komplette Weg- fallen von fossilen Brennstoffen sieht er jedoch nicht. Vor allem schwere Fahrzeuge – wie die weitverbreiteten 40-Tonner im Straßengüterfernverkehr – könnten kaum auf E-Antriebe umge- rüstet werden. „Der Dieselantrieb ist hier aufgrund seiner hohen Effizienz auf lange Sicht nicht zu ersetzen.“ Al- lenfalls verflüssigtem Erdgas räumt er beim Lkw mittelfristig Chancen ein Jeck Shell hat einen eignen Karnevalsverein Seite 4 Was wird der Kraftstoff der Zukunft – Fahren Lkw künftig noch mit Diesel? RHEINLAND RAFFINERIE IM DIALOG ... ! Wie geht die Reise jetzt weiter? Tassen Kaffee 4.800 Tag der offenen Tür in Zahlen Sie haben Fragen an Shell oder ein Anliegen? Wir sind immer zu erreichen. Shell Nachbarschaftstelefon: ) 0800 2236 750 Bürgertelefon der Feuerwehr Köln: ) 0700 0221 - 11 11 Info-Telefon Feuerwehr Wesseling: ) 0 22 36 701 - 400 Bitte Notruf-Telefonleitungen von Feuerwehr und Polizei nicht durch Rückfragen blockieren. IMMER ZU ERREICHEN Volle Kraft Richtung Zukunft Bilder: Shell, mdsCreative, xxx Kilo Ofenkartoffeln 60 Liter Speiseeis Bratwürste Dekorateure Stunden Vorbereitungszeit Security-Mitarbeiter Bauzäune und Gitter 250 2.500 10 500 40 250 Portionen Kuchen 1.800 Der Energiewandel findet vor allem auf der Straße statt. Mehr zur Zukunſt des Güterverkehrs finden Sie im Innenteil. Seite 5 Mobilität im Wandel Historisch Ein Blick zurück auf die Geschichte der Raffinerie Seiten 6

Nass Jeck Historisch Ein Blick zurück auf die Geschichte ... · PDF fileausfallen, gewährleisten die ande-ren eine zusätzliche Sicherheit“, erklärt Betriebsleiter Claudius Ka

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Ausgabe Nr. 3 | 8. Dezember 2016

NassWasser ist für die Raffinerie unentbehrlichSeite 2

Die Rheinland Raffinerie ist ein Riese aus Stahl und Beton. Den-noch ist Deutschlands größte

Erdölraffinerie immer in Bewegung. Energieversorgung und Mobilität ste-hen vor einem gewaltigen Wandel. Mit welchen Antrieben fahren die Autofah-rer von morgen? Wie stellt sich Shell auf die geänderten Ansprüche ein?

Deutlich umweltfreundlicher. „Wir befinden uns auf einer kontinu-ierlichen Reise“, erklärt der Techni-sche Leiter der Rheinland Raffinerie, Dr. Jörg Dehmel. Der 47-Jährige ist seit fast 20 Jahren bei Shell und unter anderem für die Entwicklung und das Energiemanagement sowie die Prozess- und Qualitätskontrolle zuständig. Er weist daraufhin, dass sich bereits in den letzten Jahren sehr viel getan hat. „Die Kraftstoffe sind mittlerweile deutlich umweltfreundlicher, zum Bei-spiel sind Otto und Diesel seit 2003 schwefelfrei.“ Auch andere Kompo-nenten wie Benzol sind stark reduziert worden und der Anteil an Biokraftstof-fen deutlich erhöht worden.

Emissionen verringern. Doch nicht nur die Kraftstoffe sind in den vergan-

genen Jahren viel umweltfreundlicher geworden, auch die Raffinerie selbst hat ihre Emissionen erheblich gesenkt. „Wir gehören zur energieerzeugenden Indus-trie, bei der Verarbeitung und Produk-tion fallen eine ganze Reihe von Schad-stoffen an. Doch durch die Umstellung

von Öl- auf Gasbefeuerung konnten wir die Schwefeldioxid-Emissionen um mehr als 90 Prozent verringern“, so Dehmel. Das Thema saurer Regen – also die Verunreinigung des Wassers durch Schwefelsäure –, das in den 1980er-Jahren noch ein großes Problem war, sei heute kaum noch ein Thema. Die CO2-Emissionen seien ebenfalls um mehr als ein Drittel reduziert worden. Ein weite-res Thema sei die Energieeffizienz. Die-se habe sich in den letzten zehn Jahren erheblich verbessert.

Viele Stellschrauben. „Die Frage ist, wie geht die Reise jetzt weiter?“,

so der Technische Leiter. An Einfällen mangelt es Shell dabei nicht. „Wir ha-ben die Idee für einen grünen Wasser-stoff, der aus Biogasen oder überschüs-sigem erneuerbarem Strom gewonnen werden kann. Diesen könnten wir beispielsweise für die Erzeugung von Kraftstoffen verwenden“, erklärt er. Erste Wasserstofftankstellen von Shell gibt es bereits, zum Beispiel in Wup-pertal, bis 2023 sollen es bundesweit 400 sein.

Optimal gestaltet. „Wir müssen ste-tig an der Effizienz- und Innovations-schraube drehen“, prognostiziert der 47-Jährige. Es gebe sehr viele Rädchen, an denen in der Raffinerie gedreht wer-den könne, um die Emissionen weiter zu reduzieren und die Produkte opti-mal zu gestalten.

Verbrennungsmotoren bleiben. Dr. Jörg Adolf, Chefvolkswirt von Shell Deutschland, sieht ebenfalls einen großen Wandel im Bereich des Fahr-zeugantriebs. Wenn der Bestand an Kraftfahrzeugen und Fahrleistungen weiterwächst, müssen sich die Fahrzeu-ge der Zukunft verändern, um die stren-geren Umweltauflagen zu erfüllen und

Emissionen zu senken. „Dennoch: Trotz der Zunahme alternativer Antriebstech-niken wie Hybrid und Elektro wird der Verbrennungsmotor die Hauptan-triebsart bleiben“, prognostiziert Adolf. Der Kraftstoffverbrauch und die C02-Emissionen des Pkw könnten sich bis 2040 halbieren, für Lkw und Busse sei es weitaus schwieriger.

Bremsenergie speichern. Vor allem Pkw und Stadtbusse bieten große Po-tenziale für neue Technologien – Hyb-rid-Antriebe haben eine reelle Chance. Im Stop-and-go-Verkehr in der Stadt sei beispielsweise die Rückgewinnung von Bremsenergie sehr interessant. Da-bei wird die durch den Bremsvorgang entstehende Energie in einer Batterie gespeichert und später für den An-trieb verwendet. Adolf kann sich gut vorstellen, dass vor allem Busse diese Technologie künftig öfter nutzen. Erd-gas und Flüssiggas blieben hingegen eher Nischenkraftstoffe für die Pkw – anders dagegen Wasserstoff.

Diesel unersetzlich. „Der Erfolg von Elektro-Fahrzeugen hängt vor al-lem davon ab, wie schnell Batterien und Brennstoffzellen günstiger wer-

den. Wenn alles gut läuft, könnten Elektrofahrzeuge in den 2020er Jahren wettbewerbsfähig werden“, analysiert der Volkswirt. Das komplette Weg-fallen von fossilen Brennstoffen sieht er jedoch nicht. Vor allem schwere Fahrzeuge – wie die weitverbreiteten 40-Tonner im Straßengüterfernverkehr – könnten kaum auf E-Antriebe umge-rüstet werden. „Der Dieselantrieb ist hier aufgrund seiner hohen Effizienz auf lange Sicht nicht zu ersetzen.“ Al-lenfalls verflüssigtem Erdgas räumt er beim Lkw mittelfristig Chancen ein

JeckShell hat eineneignen KarnevalsvereinSeite 4

Was wird der Kraftstoff der Zukunft – Fahren Lkw künftig noch mit Diesel?

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findet vor allem auf der Straße statt. Mehr zur Zukunft des Güterverkehrs finden Sie im Innenteil.

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Mobilität im Wandel

Historisch Ein Blick zurück auf die Geschichte der Raffinerie Seiten 6

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02 03RHEINLAND RAFFINERIE IM DIALOG RHEINLAND RAFFINERIE IM DIALOG

Editorial

…bereits im Januar des Jahres 1937 startete in Wesseling der Bettrieb der Raffinerie. Seit nunmehr fast 80 Jahren werden dort Kraftstoffe für die gesamte Region hergestellt, vor rund 60 Jahren entstand in Godorf der zweite Werksteil der heutigen Rhein-land Raffinerie. Gemeinsam machen sie den Standort zu Deutschlands wichtigstem Versorger mit Produkten für Mobilität und Energie sowie Grund-stoffen der chemischen Industrie.

Doch die Rheinland Raffinerie ist nicht nur ein großes und gut organisiertes Unternehmen, sondern sie verfügt mit ihrer breiten Produkt-Palette und den engen Verknüpfungen zu den Chemie-Betrieben des Umlandes zudem über gute Voraussetzung für die erfolg-reiche Gestaltung der kommenden Aufgaben. Die Welt befindet sich im Wandel. Es kommen neue Heraus-forderungen auf uns zu: Wie werden wir uns zukünftig mit Energie versor-gen? Was bedeutet Mobilität für uns in 30 oder 40 Jahren? Diese Fragen be-wegen uns als Betreiber der größten deutschen Raffinerie. Und dabei ist uns bewusst: Eine lange und stolze Geschichte ist keine Garantien für eine erfolgreiche Zukunft.

In den vergangenen Jahrzehnten hat die Rheinland Raffineriein immer wieder tiefgreifende Veränderungen erlebt. Erinnern wir uns zurück: Lan-ge Zeit wurde in Wesseling Kohle zu Flüssigkraftstoffen verarbeitet. Heute jedoch gehört vor allem das Aufbre-chen von Rohbenzin-Molekülen in höherwertige Chemieprodukte zu den Stärken des Werks. Und wie sieht es in 30 Jahren aus? Wir sind überzeugt: Diesen Raffineriebetrieb im Kölner Süden wird es weiterhin geben. Sehr wahrscheinlich werden die Werke dann jedoch wiederum andere Pro-duktschwerpunkte als heute haben. An dieser Zukunft arbeiten wir! Ihr

Liebe Nachbarn der Rheinland Raffinerie...,

Team Rheinland Raffinerie

Shell unternimmt alles, um Leckagen und damit po-tentielle Verunreinigungen des Bodens und Grund-wassers zu verhindern. Doch das Werksgelände in Godorf und Wesseling weist Verunreinigungen auf, die zum Teil noch aus Kriegszeiten stammen. Wie geht Shell damit um? Eine Übersicht.

Was sind Altschäden? Es sind Grundwasser- und/oder Bodenbelastungen, die auf eine Vornut-zung oder auf Kriegseinwirkungen zurückgehen. Alter, Ursache und Ausmaß können zum Teil nicht mehr ermittelt werden. Der Standort Wesseling ist auf Grund seiner Historie in seiner Gesamtheit als Altlasten-Verdachtsfläche eingetragen. „Hier kann es vorkommen, dass bei Baumaßnahmen oder Erdarbeiten belastetes Erdreich angetroffen wird“, so Dr. Frank Beyer, Umweltschutz-Manager. Am Standort Godorf seien ebenfalls Altschäden oder

Bodenverfüllungen bekannt, die aus der Zeit vor der Werks-Errichtung stammen. Diese sind in den Altlastenkatastern der Behörden aufgeführt. Gibt es Gegenmaßnahmen? Die Altschäden wer-den, in Abstimmung mit den zuständigen Behör-den überwacht. Hierzu existieren umfangreiche Netze aus Grundwasser-Messstellen, die in regel-mäßigen Abständen von unabhängigen Gutach-tern beprobt und analysiert werden. „So haben wir zu jeder Zeit aktuelle Übersichten. Werden Bo-denbelastungen entdeckt, die auf einen Altschaden hindeuten, erfolgt stets eine Information an die zuständige Behörde“, erklärt Beyer. Anschließend würden weitere Untersuchungen veranlasst.

Wird saniert? Der überwiegende Teil der Alt-schäden wird über ein Grundwasser-Monitoring

überwacht – Sanierungen sind meistens nicht erforderlich. „Sollte sich – wie im Fall des Alt-schadens unterhalb der Olefinanlage in Wesse-ling – jedoch eine Veränderung ergeben, werden Maßnahmen zur Sicherung und Sanierung sowohl zusammen mit den unabhängigen Gutachtern als auch mit der zuständigen Behörde erarbeitet und eingeleitet“, so der Umweltschutz-Manager. Drohen Ausweitungen? Durch das Netz an vorhandenen Grundwassermessstellen und dem Grundwasser-Monitoring können mögliche Ver-änderungen frühzeitig erkannt und Gegenmaß-nahmen eingeleitet werden. „Durch unsere interne Wasserversorgung sowie durch den Betrieb von di-versen Brunnen beeinflussen wir das Grundwasser- regime so, dass es zu keiner Gefährdung Dritter kommen kann“, erläutert Beyer.

In der Rheinland Raffinerie werden rund zehn Prozent des in Deutschland verbrauchten Kraftstoffes produziert.

Die werkseigene Feuerwehr trainiert bis zu 120 Stunden pro Jahr

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Die wichtigsten Fakten zu Altschäden

W eiße Schwaden ziehen über den Godorfer Werksteil. Doch diese

kommen nicht mehr aus den beiden 70 Meter hohen Türmen, sondern aus den vier Anfang September voll in Betrieb gegangenen Modulen. Wo liegen die Vorteile des neuen Kühlsystems? Und was geschieht jetzt mit den alten Türmen?

Mehr Effizienz. Eines fällt sofort auf: Die neue Anlage verfügt nicht mehr über die zwei dominanten Kühltürme. Stattdessen gibt es kompaktere Zellenkühltürme, die in Betonbauweise gefertigt wurden und aus vier unabhängigen Mo-dulen bestehen. „Sollte ein Modul ausfallen, gewährleisten die ande-ren eine zusätzliche Sicherheit“, erklärt Betriebsleiter Claudius Ka-blau (52). Doch die Anlage bietet nicht nur mehr Sicherheit, sie ist zudem effizienter als die alte. „Bei den hohen Temperaturen der ver-gangenen Wochen haben wir von der rechtzeitigen Inbetriebnahme des Systems bereits profitiert, da die rund 20 Meter hohen Zellen-kühltürme eine bessere Kühlleis-tung als die fast 60 Jahre alten Naturzug-Türme liefern“, sagt Dr. Jörg Dehmel, Technologie-Leiter der Rheinland Raffinerie.

Kein Naturzug. Gutachter hatten festgestellt, dass die Kühltürme von

1958 sich dem sogenannten „Ende der Lebensdauer“ nähern. Des-halb hat die Rheinland Raffinerie die bestehenden Kühltürme durch neue Anlagen ersetzt. Bisher nutz-te das Werk zwei Türme mit einer „Naturzug-Technik“. Das heißt, die kalte Luft wurde wie in einem Kamin angesogen, erwärmte sich und stieg dadurch auf. Die neuen Türme sind Zellenkühltürme. Die Kühlung erfolgt nicht im Naturzug,

sondern wird durch Ventilatoren unterstützt. Deshalb ist das Gebäu-de deutlich niedriger als das vorige.

Smarte Technik. Das neue Sys-tem benötigt zwar Energie für die Lüfter, allerdings ist es dank smarter Technik auf dem neues-ten Stand in Sachen Energieeffizi-enz. Aufgrund gleichmäßiger und niedrigerer Kühlwassertemperau-ren laufen nun zahlreiche Prozesse in der Raffinerie – zum Beispiel die Kälteanlage – mit einem ge-drosselten Verbrauch.

Kompakte Bauweise. Sowohl Naturzug-Türme als auch die be-

lüftete Technik sind üblich und werden gebaut. „Maßgeblich für die Entscheidung war die Situati-on vor Ort. Die Türme müssen in der Nähe des Kraftwerkes und der Leitungen stehen“, erläutert Ka-blau. Dort sei der Platz begrenzt. Es ist räumlich nicht möglich, die neuen an die Stelle der bestehen-den Türme zu bauen. „Für einen zuverlässigen Betrieb der Raffine-rie muss erst die neue Anlage den Betrieb aufnehmen, bevor die alte abgeschaltet werden kann“, er-gänzt der Betriebsleiter.

Geplanter Rückbau. Die riesi-gen Kühltürme des alten Systems, die nicht mehr benötigt werden, werden Schritt für Schritt zu-rückgebaut. Die Arbeiten für den Rückbau begannen zunächst innerhalb der Kühltürme. Hyd-raulikbagger entfernten zunächst Rieselwerk und Holzkonstruk-tionen. In einem zweiten Schritt wurden die großen Platten an den Außenwänden der Kühltürme

mit einem Hubsteiger und einem Turmdrehkran entfernt. Netze (außen und innen) schützten da-bei vor eventuell herabfallenden Teilen. Die Asbestplatten wurden umgehend nach ihrer Demontage verpackt, bevor sie gelagert und anschließend fachgerecht ent-sorgt wurden.

Nutzung des Areals. Nach der Demontage der Platten blieb zu-nächst ein rund 70 Meter hoher Stahlbau stehen. Dieser wurde bis auf eine Höhe von 50 Metern mit einem Telekran und anschlie-ßend mit einem Longfront-Bagger zurückgebaut. Diese Arbeiten dürften von außerhalb der Raffi-nerie deutlich sichtbar zu verfol-gen sein. Anschließend werden bis voraussichtlich März 2017 Betonteile und Platten auf dem Areal entfernt. Shell prüft zurzeit die Möglichkeit einer Modernisie-rung des alten Kraftwerks, wozu das Areal der heutigen Kühltürme genutzt werden könnte.

Kühlsystem in Godorf in Betrieb: Die neue Anlage hat doppelt so viele Türme wie die alte.

Bild: Shell

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Vier gewinnt

Gutachter beproben und analysieren das Grund-

wasser in regelmäßigen Abständen.

Für die Nachbarn hat das neue System keine unmittelbaren Fol-gen. Es werden weder Niederschläge aus den Kühlwolken erwar-tet, noch wird sich das regionale Klima verändern. Die Schwaden bilden sich fast ausschließlich über dem Werksgelände.

KEINE UNMITTELBAREN FOLGEN

Zahlreiche Prozesse laufen mit

gedrosseltem Verbauch D as Wasser schießt in riesigen Mengen von der hohen Decke des neu errichteten Kühlsystems. Das Rauschen ist ohrenbe-

täubend. Claudius Kablau steht am Geländer und blickt zufrieden auf das Auffangbecken. Er ist der Herr des Wassers. Ohne die lebensnot-wendige Flüssigkeit läuft nichts in Deutschlands größter Erdölraffinerie.

Ein ständiger Bedarf. „Wir versorgen die Be-triebe der Raffinerie mit Wasser und nehmen deren Abwässer entgegen“, erklärt der 52-jährige Be-triebsleiter, der bereits vor 26 Jahren zu Shell kam und ursprünglich als Elektroingenieur anfing. Die Meisten seiner Mitarbeiter arbeiten im Schichtbe-trieb. „Die Anlagen brauchen ständig Gas, Dampf, Strom und natürlich Wasser.“

Aus dem Boden. Das Wasser, das für die ver-schiedenen Prozesse benötigt wird, fördert die Raffinerie mit Brunnen direkt aus dem Boden. Von dort geht es entweder in große Puffertanks oder die verschiedenen Aufbereitungsanlagen, wo die Wasserhärte reduziert oder Salz entfernt wird. Zusätzlich verfügen die Werke in Godorf und Wesseling über ein Trinkwasserssystem, das unter anderem die Notduschen auf dem Ge-lände versorgt. „Wenn wir aus irgendwelchen Gründen also kein Trinkwasser bekommen wür-

den, hätten wir ernsthafte Einschränkungen“, erklärt Kablau.

Die Aufgaben. Während das Trinkwasser für Duschen und Versorgung der vielen Mitarbeiter genutzt wird, wird das selbstgeförderte und auf-bereitete Nass vor allem für die Dampferzeugung verwendet. „Die Hochdruckkessel machen aus Wasser Dampf, welcher mit mehr als 100 Bar und über 500 Grad durch die Leitungen gepresst wird“, so der Betriebsleiter. 350-400 Tonnen Dampf werden im Kraftwerk des Werksteils Nord

pro Stunde erzeugt. Da im Wasser-Dampf-Kreis-lauf viel Wasser verloren geht, werden pro Stunde über 100 Kubikmeter an Zusatzwasser benötigt. Eine weitere wichtige Aufgabe des Wassers ist die Kühlung: Über 12.000 Kubikmeter Wasser sind im Umlauf, um die Anlagen nicht zu heiß werden zu lassen, 150 bis 200 Kubikmeter müssen stünd-lich in das System nachgespeist werden. Und zur Erhitzung ist H2O ebenfalls unerlässlich. Zum

Vergleich: Mit einem einzigen Kubikmeter Wasser kann die Toilette 111 Mal gespült werden.

In den Rhein. Und wo etwas hineinfließt, muss es anschließend natürlich wieder raus. „Pro Stunde fahren wir hier im Werksteil Nord rund 240 Kubikmeter Abwasser“, erläutert Kablau. Der betriebseigene Wassertechniker ist dabei für die Überprüfung und Dokumentation des Abwassers zuständig. Bevor es jedoch in den Rhein geleitet wird, kommt es nach dem Mi-schen der verschiedenen Abwässer zunächst ins sogenannte Biobecken, in dem Bakterien dafür sorgen, dass das Wasser naturverträgliche Werte erreicht und die zulässigen Grenzwerte eingehal-ten werden. „Als direkter Einleiter in den Rhein stehen wir unter ständiger Beobachtung durch die Behörden. Wir pflegen einen regen Austausch mit der Stadt und werden in unregelmäßigen Ab-ständen kontrolliert.“

Zur richtigen Zeit. Shell nutzt den Rhein je-doch längst nicht nur als Wasser-Quelle – der Fluss ist eine der wichtigsten Transportstraßen für die Raffinerie. Rund 40 Prozent der erzeug-ten Produkte gehen über die beiden Häfen raus. Der rund 700 Meter lange Hafen in Wesseling gehört dem Unternehmen selbst, in Godorf ist Shell Mieter der Häfen und Güterverkehr Köln

AG (HGK). Stephan Kirsch ist stellvertretender Betriebsleiter und für die Koordination des Ha-fens in Wesseling zuständig. Je drei Mann unter-stützen ihn im Hafen Wesseling pro Früh-, Spät- sowie Nachtschicht und kümmern sich um die Be- und Entladung der Schiffe.

Zugewiesene Slots. Zehn bis 15 Schiffe lan-den pro Tag an den fünf Brücken in Wesseling und den sechs in Godorf. Dort erhalten sie per Verladearm Benzin, Diesel, Heizöl, Ethylen so-wie Methanol. „Es handelt sich dabei um ein komplett geschlossenes System, auch die Abgase werden direkt abgeführt“, erklärt der 44-Jährige. Die meisten Schiffe fassen zwischen 2.000 und 3.000 Tonnen, ihre Befüllung dauert je nach Pro-dukt fünf bis sechs Stunden. 350 bis 400 Kubik-meter werden in 60 Minuten durch die Leitungen gepumpt. Um Wartezeiten zu verhindern und die Sicherheit zu gewährleisten, bekommen die ein-zelnen Reedereien Slots – wie im Flughafen – zu-gewiesen, in denen sie die Häfen anfahren kön-nen. „Die Herausforderung ist es, die richtigen Waren zur richtigen Zeit für den richtigen Kunden da zu haben.“

Eine Ausnahmesituation. Eines lässt sich jedoch nur sehr bedingt planen – der Wasser-stand des Rheins. „Als wir vergangenes Jahr extremes Niedrigwasser hatten, war das schon eine Ausnahmesituation“, erzählt Kirsch. Ab ei-nem Wasserstand von zwei Metern wird es kri-tisch, die Schiffe können nicht mehr voll bela-den werden, ab circa 1,20 Meter können einige Frachter nicht mehr beladen werden. Die Pro-dukte müssen dann über andere Verkehrsträger zum Kunden. Doch auch Hochwasser gefähr-det den Transport. Ab 6,20 Meter gilt ein re-duziertes Tempolimit, ab 8,30 Meter wird die Schifffahrt eingestellt. Kirsch hofft, dass der Pegel nicht mehr allzu sehr schwankt. Die Rhein-land Raffinerie ist vom Wasser abhängig.

Links: Über den Hafen in Wesseling werden täglich Waren verladen. Rechts: Die Harnstoffbrücke verbindet Raffinerie und Hafen.

Ohne Wasser läuft nichts

Die Rheinland Raffinerie ist abhängig von der lebensnotwendigen Flüssigkeit. Claudius Kablau

und sein Team sorgen dafür, dass der Betrieb immer im Fluss bleibt.

Claudius Kablau steht am Auffangbecken des neuen Kühlsystems. Er und sein Team kümmern sich um die Wasserversorgung und Abwässer.

Als direkter Einleiter stehen wir unter

ständiger Beobachtung

Das extreme Niedrigwasser war eine

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RHEINLAND RAFFINERIE IM DIALOG RHEINLAND RAFFINERIE IM DIALOG

Der Güterverkehr in Deutschland boomt. Die Zahl der Brummis auf den Straßen wird sogar weiter wachsen – um voraussichtlich nochmals ein Fünftel bis zum Jahr 2040. Entsprechend bleibt der Bedarf an Kraftstoffen für Lkw und Busse hoch. Gleichzeitig sollen diese Fahrzeuge immer weniger klimaschädliche Emissionen, vor allem CO2, ausstoßen, wie Dr. Jörg Adolf, Chef-Volkswirt von Shell, ausführt.

Wie das geschehen kann, darüber diskutierten rund 90 Gäste beim jüngsten Raffinerie-Dialog in Köln. Die Shell Rheinland Raffinerie hatte zusammen mit der Industrie- und Handelskam-mer zu Köln eingeladen. Dr. Thomas Zengerly, Direktor der Rheinland Raffinerie spannte den Bogen der Diskussion zur Raffinerie im Kölner Süden: „Mit der Produktion und Bereitstellung

Diesel oder alternative Antriebe?

90 Gäste diskutierten beim Raffinerie-Dialog über die

Zukunft der Mobilität.

Täglich bereiten die Kantinen bis zu 950 Gerichte zu.

Shell zeichnet Rheinland Raffinerie mit Award aus.

Die Fußball-Schule Dropkiki war ein voller Erfolg.

Pro Jahr werden in der Rheinland Raffinerie rund 17 Millionen Tonnen Rohöl verarbeitet.

20.000 Mitarbeiter sind in Deutschland an Shell-Tankstellen tätig.

Die Litewka strahlt in Grün und Weiß, die Narrenkappe sitzt fest auf dem Kopf, die Standarte ist gehisst und flattert im Wind –

Wesseling Alaaf, Shell Alaaf, KG-Union Alaaf! Die Aufgaben und Tätigkeitsbereiche in der Rheinland Raffinerie sind so vielfältig wie das Engagement der Mitarbeiter für die Region.

Karneval im Blut. „Ich bin Rheinländer, der Kar-neval ist mir in die Wiege gelegt worden, das habe ich im Blut“, sagt Eric Arndt, der bei Shell unter anderem für die Aus- und Weiterbildung der Mit-arbeiter zuständig ist. Seit 2003 ist der 48-Jähri-ge in der Werksgesellschaft KG-Union Wesseling 1956 e.V., 32 Jahre lang bereits bei Shell. Schon seine Ausbildung zum Elektrotechniker machte Arndt im Betrieb. Für ein paar Jahre arbeitete er bei Shell in Hamburg, doch es zog ihn wieder in seine Heimat.

Alle Bereiche. Ein Kollege aus der Personalabtei-lung brachte ihn einst zur KG-Union, 2012 über-nahm er schließlich den Vorsitz. Die Karnevalsge-sellschaft feiert dieses Jahr ihr 60-jähriges Bestehen und hat mittlerweile 40 Mitglieder – alle arbeiten bei Shell. „Unsere Mitglieder kommen aus allen Bereichen. Es sind Leute aus der Geschäftsfüh-rung dabei, wie auch aus der Instandhaltung. Und die brauchen wir. Für die Buchführung des Vereins ist es gut, wenn wir Leute haben, die zahlenaffin sind, und für so manchen Aufbau bei Veranstal-tungen benötigen wir Menschen mit handwerkli-chem Geschick.“

Große Vielfalt. Insgesamt arbeiten mehr als 1.800 Menschen in allen Altersgruppen zwischen 17 und 65 Jahren in den Werken in Godorf und Wesseling. Sie kommen aus insgesamt 30 Län-dern, sind zum Teil bis zu 50 Jahre bei Shell. Im Durchschnitt sind sie 18 Jahre im Unterneh-men und 41 Jahre alt. 85 junge Menschen sind in der Ausbildung, hinzu kommen 1.300 Ange-stellte von Partnerfirmen. Darunter sind Spezi-alisten mit unterschiedlichen Aufgaben von der Bautechnik über die Konstruktion von Rohrlei-tungen und Gerüsten bis zur Isolierung. Ebenso Wachdienste oder Taxi- Services, Kurierfahr-tenanbieter oder gastronomische Einrichtungen (siehe weiteren Artikel) gehören dazu. Der Kar-neval bringt die Mitarbeiter der Rheinland Raffi-nerie noch näher zusammen.

Restlos ausverkauft. Seit acht Jahren nimmt die KG-Union Frauen auf, derzeit sind es acht.

Der Anteil jüngerer Mitglieder steigt wieder. Vor allem die beiden Karnevals-Veranstaltungen des Vereins sind ein voller Erfolg. Sowohl die Prunksitzung als auch die darauffolgende Her-rensitzung mit 748 Sitzplätzen sind seit Jahren ausverkauft. Für rund 20 Euro Eintritt dürfen sich die Besucher auf Karnevalsgrößen wie De Räuber, die Domstürmer, den Bauchredner Klaus & Willi und andere Karnevalsgrößen freuen. „Ganz früher haben wir in der Kantine gefeiert, aber die wurde irgendwann zu klein und es gab einige Sicherheitsbedenken“, erinnert sich Arndt. Dann wurden die Sitzungen in den HGK-Saal in Wesseling verlegt, doch der platzte ebenfalls bald aus allen Nähten. Mittlerweile dient die Kronen-busch-Halle als Sitzungssaal.

Starker Austausch. Waren die Besucher der Sit-zungen anfangs vor allem Angestellte der Rhein-land Raffinerie, kommen heute viele Bürger aus Wesseling. „Auf den Sitzungen tauschen sich alle untereinander aus. Da kommen auch viele aus der Politik oder von anderen Firmen. Man sitzt bei einem Bier zusammen und bequatscht dies und das“, schwärmt der Vorsitzende. „Dieser Aus-tausch stärkt das Miteinander.“ Sein Engagement im Karneval sei für ihn eine schöne Möglichkeit, seine Verbundenheit mit dem Unternehmen und der Region zu zeigen.

Die Finanzierung. Shell ist dabei der Hauptsponsor der Wesselinger Gesellschaft. „Das ist für uns natürlich super, weil wir so nicht

an andere Unternehmen herantreten müssen, um Gelder aufzutreiben“, sagt Arndt. Der Stoff für die Kleidung (siehe Infokasten) ist ebenfalls von Shell gestiftet. Die Näharbeiten und die Kappe hingegen müssen von jedem selbst bezahlt wer-den. Die Teilnahme am Wesselinger Zug erlaubt sich die Gesellschaft immer nur zu größeren Ju-biläen, denn diese geht gut ins Geld.

Neue Sitzungsleiterin. Genau wie die Rhein-land Raffinerie ist auch die KG-Union immer in Bewegung. Dieses Jahr wird es einen Wechsel an der Spitze geben. Erstmals wird mit Kristina Friedsam eine Frau die Sitzungen der Gesell-schaft leiten. „Das passt sehr gut, bei Shell haben Frauen viele wichtige Positionen“, sagt Arndt.

Der Karneval gehört genau so zum Rheinland, wie die Werke in Wesseling und Godorf. Kein Wunder also, dass Shell eine eigene jecke Gesellschafft hat, die tief mit der Region verwurzelt ist.

Wer ein echter Jeck sein will, der benötigt die entsprechende Klei-dung. Der Stoff für die aufwendig geschneiderten Outfits wird von Shell gestellt, die restlichen Kosten müssen von den Mitgliedern selbst bezahlt werden. Die Männer tragen eine grün-weiße Narren-kappe, die Frauen ein kleines Schiffchen auf dem Kopf. Die Damen haben Bluse und Weste sowie eine schwarze Hose oder einen Rock an. Die Herren ziehen sich ebenfalls eine Weste über und auf der Prunksitzung ihre Litewka, darunter ein Smokinghemd mit Fliege, dazu eine schwarze Anzugshose.

WAS ZUR AUSSTATTUNG GEHÖRT

Shell Alaaf!

Der Direktor der Raffinerie Dr. Thomas Zengerly (Mitte)

und viele Gäste diskutierten über die Zukunft der Mobilität

Sie sorgen für das leibliche Wohlergehen der vielen Menschen in den Werken in Wesseling und Godorf – die Mitarbeiter in den Kantinen.

Kiloweise Kartoffeln. Im Werk Nord sind zehn Personen in der Kantine be-schäftigt, in Süd sind es elf. Sie bereiten pro Tag 300 bis 350 beziehungsweise 400 bis 600 Gerichte für die hungrigen Arbei-ter zu. 138 Sitzplätze stehen in Godorf, 196 in Wesseling zur Verfügung. Allein im Werk Nord werden pro Woche bis zu 150 Kilogramm Kartoffeln zubereitet, im grö-ßeren Werk Süd sind es sogar bis zu 250 Kilogramm.

Regionale Lieferanten. „Unser Einkauf erfolgt zentral aus der Hauptverwaltung in Eschborn. Die Einkaufsabteilung wählt dabei für das jeweilige Betriebsrestaurant regionale Lieferanten und Produzenten

aus – insbesondere beim Einkauf von Gemüse, Obst, Fleisch, frischen Backwa-ren und Getränken“, erklärt Objektleiter Frank Krotmann.

Direkter Einkauf. Um eine stabile Lie-ferkette aufrechtzuerhalten, welche die Rückverfolgbarkeit gewährleistet, werden direkt bei Anbaubetrieben, Herstellern oder Fertigungsbetrieben sowie Groß-händlern gekauft. „Die Einhaltung unse-rer Qualitätsnormen lassen wir von unse-ren unabhängigen Partnern überprüfen.“

Der Liebling. Trotz des großen Ange-bots gibt es dennoch einen klaren Favo-riten. In beiden Betrieben sind Schnitzel und Currywurst die beliebtesten Mitar-beitergerichte. „Wir bieten zudem stän-dig wechselnde vegetarische Gerichte und leichtere Kost, die zunehmend be-liebter werden an.“

Mehr als 21 Milliarden Liter und damit fast ein Sechstel des gesamten deutschen Mineralölmarktes: So viel Rohöl verar-beitete die Rheinland Raffinerie im Jahr 2015 zu Mineralölprodukten wie Diesel, Benzin oder Kerosin. Das Besondere da-bei: Jeder einzelne Liter erfüllte die Qua-litätsvorgaben. Für diese Leistung wurde die Raffinerie im Sommer diesen Jahres ausgezeichnet worden.Shell vergibt für hervorragende Leistun-gen jedes Jahr die sogenannten „Executi-ve Vice President Awards“. Damit werden besondere Erfolge von Projekten oder be-eindruckende Arbeiten aus verschiedenen Sparten des weltweit aktiven Energieun-

ternehmens gewürdigt. Zu den Preisträ-gern für das Jahr 2015 zählt auch die Rheinland Raffinerie. „Im gesamten Jahr 2015 waren unsere Produkte immer frei von Beanstandungen durch Kunden oder Geschäftspartner. Das klingt eigentlich nach einer Selbstverständlichkeit. Doch gerade hundertprozentige Zuverlässigkeit zu liefern ist die wichtigste und vielleicht auch größte Herausforderung überhaupt. Deshalb können Sie auf diese Leistung sehr stolz sein“, freute sich Raffineriedi-rektor Dr. Thomas Zengerly bei der Über-gabe der Auszeichnung an ein Team von fünf Mitarbeitern aus verschiedenen Ab-teilungen der Raffinerie.

164 Kinder – darunter 19 Mädchen – ha-ben während des Sommers sechs Wochen die Dropkiki Fußball-Schule besucht. Trainer Quinito Proenca blickt zufrieden auf das sechswöchige Feriencamp zurück, das die Rheinland Raffinerie unterstützte.„Für uns Trainer war es schön zu sehen, wie in den fünf Tagen des jeweiligen Camps die Kinder persönliche sportliche Fortschritte erzielten. Das Wir-Gefühl wuchs in den Gruppen mit jedem Tag ste-tig an“, sagt Quinito Proenca. Besonders ist für ihn, dass „viele Kinder und vor allem viele Mädchen dabei wa-ren, die keinem Sportverein angehören

und nach dem Fußballcamp Interesse an einem Probetraining zeigten.“Immer montags stand Training zur Un-fallprävention auf dem Programm, vor-bereitet und durchgeführt von Fachleuten aus dem Sicherheitsschulungszentrum von Shell. Jeden Dienstag kam die Werks-feuerwehr zu den Platzanlagen an der Kronenbuschhalle in Wesseling. „Bran-derziehung, das Gespräch mit den Feuer-wehrleuten und deren Fahrzeuge waren eine große Attraktion für die Kinder“, so Proenca. Und an einigen heißen Tagen sorgten bis zu 3.000 Liter Löschwasser für eine ganz besondere Erfrischung.

Frische Fakten aus der Küche

Hervorragende Qualität

Spiel, Spaß und Sicherheitvon Kraft- und Schmierstoffen helfen wir den Unternehmen, den Transport effizient abzuwi-ckeln. Immerhin fast ein Drittel aller Kraftstoffe werden in Deutschland von Lkw und Bussen verbraucht, vor allem Dieselkraftstoff.“

Übrigens: Jeder neunte Liter Kraftstoff, der in Deutschland getankt wird, stammt aus den Anlagen der Rheinland Raffinerie. Technisch wird es für Lkw-Hersteller und Nutzer eine große Herausforderung, die anspruchsvollen Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen. Das stellten die Sprecher des Lkw-Herstellers „MAN Truck und Busse“, Ben Kraiijenhagen, sowie des Deutschen Speditions- und Logistik-verbandes, Markus Olligschläger, fest. Neue Kraftstoffe wie verflüssigtes Gas (LNG oder GTL) können helfen, sind aber kein Königsweg.

Aber eine Lösung, so mahnte Dr. Ulrich Soénius von der IHK Köln, müsse her. Der Lkw-Verkehr alleine werde das Problem nicht lösen. Die Po-litik, so meinte auch der stellvertretende Vorsit-zende des Verkehrsausschusses NRW, Bernhard Schemmer (CDU), müsse mit kluger Verkehrs-politik helfen, zum Beispiel durch Verlagerung von mehr Verkehr auf Schienen und Flüsse.

In den Kantinen ist Handarbeit gefragt. Täglich werden die Mitarbeiter dort mit Essen versorgt.

Die beiden Sitzungen der KG-Union sind ein voller Erfolg – es kommen jeweils fast 750 Besucher.

Ob Rote Funken, Redner oder kölsche Bands ‑ auf der Wesselinger Bühne stehen die Stars des Karnevals.

Dr. Jörg Adolf, Chef-Volks-wirt von Shell geht davon aus, dass der Lkw-Verkehr weiterwächst.

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Eric Arndt (1. Vorsitzender), Sandra Kapusciok (Geschäftsführerin), Marga Schiroke (2. Vorsitzende) und Torsten Cziesla-Gehrt (Beisitzer).

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RHEINLAND RAFFINERIE IM DIALOG RHEINLAND RAFFINERIE IM DIALOG

Die Bürowände von Beate Wa-termann hängen voller Zettel und Post-its. Dabei ist die Zeit des Papiers in der Raffinerie eigentlich vorbei – zumindest im Erlaubnisscheinwesen. Künftig sollen sämtliche Ar-beitserlaubnisse in den Wer-ken elektronisch erfasst wer-den. Die 45-Jährige und ihr 16-köpfiges Team haben die Digitalisierung vorangetrieben.

Spannende Jobs. Die Quali-tätsmanagement-Beauftragte ist seit 19 Jahren im Unternehmen. „Die Umstellung auf die digita-len Erlaubnisscheine war und ist eine interessante Herausforde-rung“, so Watermann. In zwei Anlagen wird das System bereits getestet. Die dortigen Betriebs-leiter Ulrike Richter und Jürgen Eichler arbeiten eng mit dem Projektteam zusammen. Nach

der kompletten Umstellung Mit-te 2017 werden rund 2.000 Leu-te davon betroffen sein.

Ausgehende Gefahren. Doch warum benötigt jeder Arbeiter eine Genehmigung? „Die Raf-finerie besteht aus vielen An-lagenteilen, die zu einem System zusammengefügt sind. Und im Rahmen von Revisionen, Re-paraturen und Projekten wird

daran gearbeitet. Dafür sind gewisse Sicherheitsvorkeh-rungen erforderlich“, erklärt Watermann. Zum einen gehen von den verbauten Teilen po-tenzielle Gefahren aus, zum anderen von den benötigten Werkzeugen (Schweißgeräte, Hochdruckreiniger) und Fahr-zeugen. Je nach Anlage werden pro Tag zehn bis 50 Arbeitsge-nehmigungen erteilt.

Drei Durchschläge. Bevor eine Arbeit im Werk verrich-tet werden kann, füllt – in der Regel – der Instandhaltungs-

planer die oberen Felder des Erlaubnisscheins aus und gibt Ort und Tätigkeit an. Ein Frei-gabeberechtigter trägt anschlie-ßend Informationen über den Zustand der Anlage ein und beschreibt, welche Schutzmaß-nahmen dort notwendig sind. Bevor der Arbeiter loslegen darf, wird kontrolliert, ob er alle Vorgaben erfüllt. Jeden Tag benötigt er eine Arbeitsfreigabe vor Ort. Das Original und zwei Durchschläge gehen dann an den Ausführenden, den Frei-gabeberechtigten und die An-tragsstelle. Ein dritter wird für

alle sichtbar an die Scheintafel in der Anlage gehängt. So war es zumindest bisher.

Einfach zeitgemäß. Diese „Zettelwirtschaft“ soll nun ein Ende haben. „Die Rheinland Raffinerie hat den Anspruch, zu-kunftsweisend zu sein. Ein elek-trischer Workflow ist einfach zeitgemäß“, erläutert Water-mann. „Durch die Umstellung erhoffen wir uns, Wege einzu-sparen.“ Denn bisher mussten sämtliche Papiere durch das Werk gefahren werden. Ein wei-terer Vorteil ist, dass das System

genau weiß, wer welche Unter-schrift leisten darf. Zudem wird die Übersichtlichkeit verbessert, künftig ist auf einen Blick zu se-hen, in welcher Anlage welche Arbeiten laufen.

Per Passwort. Im Sommer nächsten Jahres können sich dann sämtliche Arbeiter auf dem Gelände per Computer einloggen. Sie brauchen ledig-lich ihr persönliches Passwort. Für Viel-Nutzer wird es zudem einen sogenannten i-Button geben, einen kleinen Stick, wel-chen sie nur an den Computer

ankoppeln müssen. In der Anlage selbst er-halten die Angestellten ihre Erlaubnis dann in ausgedruckter Form. Darauf ist ein Barcode abgebildet, welchen die Arbeiter abends einscannen, um ihre Arbeit auf Pause zu setzen. Damit alle das neue System verste-hen, werden nach und nach die Leute geschult und über Infokarten und Pla-kate informiert.

Vom Durchschlag zum i-ButtonDie Arbeitserlaubnis wird in der Raffinerie jetzt digital erteilt

Beate Watermann sorgt dafür, dass künftig alle

Arbeiter sich am Computer einloggen können.

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Pro Tag kommen hier fast 44.000 Tonnen Rohöl per Pipeline an.

Jedes sechste Flugzeug, das in Deutschland startet, hat Shell-Kraftstoff getankt.

Die Schornsteine, Kraftwerke und Anlagen sind bereits von der Autobahn gut zu se-hen. Die Rheinland Raffinerie prägt die

Region und ist dort fest verwurzelt. Ein Blick zurück auf ihre fast 80 Jahre alte Geschichte.

Lange Tradition. Shell – eines der weltweit größten Mineralöl- und Erdgas-Unternehmen – blickt bereits auf mehr als 100 Jahre Er-fahrung bei der Entwicklung leistungsfähiger Kraft- und Schmierstoffe zurück. Die heutige Rheinland Raffinerie kann ebenfalls eine lange Tradition vorweisen: Bereits seit 1937 werden am Standort Wesseling Kraftstoffe hergestellt. Heute ist sie mit ihren beiden Werken und ei-ner Rohölverarbeitungskapazität von rund 17 Millionen Tonnen pro Jahr auf einer Fläche von insgesamt 440 Hektar die größte Raffine-rie Deutschlands.

Die Fusion. Die Werke in ihrer jetzigen Struk-tur entstanden im Jahr 2002 aus der Fusion der

Raffinerie der ehemaligen deutschen Mineral-ölgesellschaft RWE DEA in Wesseling und der Shell in Köln-Godorf. Sie beschäftigt rund 1. 600 festangestellte Mitarbeiter verschiedener Fachrichtungen (mehr dazu auf den Seiten vier und fünf) und bildet rund 90 junge Menschen aus. Zusätzlich sind regelmäßig bis zu 1.300 Mitarbeiter von Partnerfirmen im Werk tätig. Während des großen Stillstands – der großen Generalüberholung und Wartung von Anlagen – im April und Mai strömten jeden Tag zusätzlich 2.700 Menschen auf das Gelände.

Viel Erfahrung. Das Werk ist eines der mo-dernsten der deutschen Raffinerie-Industrie. Es produziert neben Mineralölprodukten vor allem Aromaten, Olefine und Methanol als Grundpro-dukte für die petrochemische Industrie. Mit der Zeit konnte die Rohölkapazität von 250.000 auf heute rund sieben Millionen Tonnen pro Jahr ge-steigert werden. Kraftstoffe werden am Standort bereits seit knapp 80 Jahren hergestellt.

Ein Neuanfang. Die Union Rheinische Braun-kohlen Kraftstoff AG (UK) produzierte dort synthetische Kraftstoffe aus Braunkohle. Nach den Bombenangriffen 1944 musste das Werk geschlossen werden. Der Wiederaufbau erfolgte nach 1945. Da jedoch die Produktion von Kraft-stoffen nach dem Krieg zunächst verboten war, stellte die UK Methanol und Ammoniak für die Düngemittelindustrie her. Mit einem eigenen Verfahren zur Herstellung von Methanol wurde das Werk schließlich in den 1960er-Jahren zum größten Methanolproduzenten Europas.

Hochwertige Produkte. Bereits 1949 lief die Kraftstoffproduktion wieder an, nun auf Basis von Rohöl. Nach und nach wurde das Werk Wesseling eine leistungsfähige Erdölraffinerie mit wichtigen petrochemischen Aktivitäten. Im Jahr 1989 wurden die Verarbeitungs- und Vertriebs-aktivitäten der UK in die DEA Mineralöl AG ein-gebracht und die verbleibenden Aktivitäten gin-gen auf die RWE-DEA AG über. Im Verbund mit den anderen DEA-Raffinerien stellte das Werk UK Wesseling fortan hochwertige Mineralölpro-dukte und petrochemische Grundstoffe her.

Werk Nord. Damit nicht genug: Die Raffinerie erstreckt sich über zwei separate Werke. Wäh-

rend das Werk Süd in Wesseling liegt, steht das Werk Nord in Köln-Godorf und ist mit einer Ka-pazität von mittlerweile zehn Millionen Tonnen Rohöl pro Jahr eine der modernsten und leis-tungsfähigsten Anlagen in Europa. Es produziert vor allem klopffeste Otto- und Dieselkraftstoffe sowie Kerosin, Heizöle und Bitumen, das vor al-lem für den Straßenbau benötigt wird. Das Werk wurde im Jahr 1960 eröffnet und hat seine Leis-tungskraft durch permanente Verbesserung stetig erhöht. Zu dieser Zeit war es bereits die größte Raffinerie der damaligen Deutschen Shell AG mit einem Jahresdurchsatz von zunächst vier Milli-onen Tonnen Rohöl. Während des Wirtschafts-booms der folgenden Jahre stieg die Nachfrage nach Rohölprodukten immer stärker an. 1967 konnte nach umfangreichen Ausbaumaßnahmen ein zweiter Komplex aus Destillations- und Wei-terverarbeitungsanlagen den Betrieb aufnehmen.

Ein Meilenstein. Die Installation einer Isomeri-sationsanlage war dabei ein Meilenstein in der Geschichte der Raffinerie. Mit ihrer Hilfe konnte die Oktanzahl des Benzins selbst bei niedrigem Bleigehalt gewährleistet werden. Die Oktan-zahl ist das Maß für die sogenannte Klopffes-tigkeit und gibt somit die Verbrennungsqualität von Ottokraftstoffen an. In den 1980er-Jahren

wurde eine neue Konversionsanlagein Betrieb genommen, die den Rückstand aus dem ersten Schritt der Rohölverarbeitung, der Destillation, in leichtere Komponenten umwandelt. Diese werden beispielsweise für die Herstellung von Diesel, Ottokraftstoff und Kerosin benötigt.

Aus Rotterdam. Seit den 1960er-Jahren bezieht das Werk Nord das Rohöl über die Rotterdam-Rhein-Pipeline direkt vom Ölhafen in den Nie-derlanden. Der Süd-Teil der Rheinland Raffinerie in Wesseling bezieht das Öl aus derselben Leitung und ist außerdem über die Nord-West-Ölleitung mit dem rund 360 Kilometer weiter nördlich lie-genden Wilhelmshaven verbunden.

Ein Erlaubnisschein, wie erbisher verwendet wurde

Die Rheinland Raffinerie blickt auf fast 80 Jahre zurück. In dieser Zeit haben sich die Werke stark verändert

Die Rheinland Raffinerie schaut auf fast 80 Jahre zurück. Die Werke in Godorf und Wesseling sind dabei eng mit der Region verbunden. Rückblick auf eine bewegte Geschichte.

Tief verwurzelt im Rheinland

Abrissarbeiten enden im Frühjahr 2017

26 junge Menschen beginnen Ausbildung

Siedlung Dieselstraße

Neue Azubis

Im Oktober hat Shell begonnen Häuser entlang der Diesel-, Bunsen-, Liebig- und Röntgenstraße sowie der Helmholtzstra-ße abzureißen. Es kam und kommt daher zeitweise zu Sperrungen. Damit schließt die Rheinland Raffinerie das Projekt „Siedlung Dieselstraße“ ab. Die 1937 ent-standene Werkssiedlung liegt nach heu-tigen Sicherheitsstandards zu dicht am Werk. Deshalb hat Shell 2006 mit dem Rückbau von insgesamt 87 Gebäuden begonnen. Dieser soll bis zum Frühjahr 2017 abgeschlossen sein. Rund 25 Häu-ser entlang der sogenannten Siedlungen „Clarenburg“ und „Dieselstraße“ bleiben erhalten. Die betroffenen Mieter haben mit Unterstützung durch Shell bereits neuen Wohnraum gefunden.

Eine Industriemechanikerin und drei Industriemechaniker, zehn Chemikantin-nen und sieben Chemikanten sowie fünf Elektroniker für Automatisierungstechnik: Insgesamt haben 26 junge Menschen Anfang September ihre Ausbildung in der Rheinland Raffinerie begonnen. In den kommenden dreieinhalb Jahren erhalten sie eine Ausbildung im raffi-nerieeigenen Bildungszentrum, in den Berufsschulen des Goldenberg Europa-kollegs in Wesseling und Hürth sowie in den Anlagen der Werke Köln-Godorf und Wesseling der Rheinland Raffinerie. „Wir haben in allen Bereichen hervorra-gende Möglichkeiten, die Inhalte pra-xisnah zu vermitteln und stellen darüber hinaus eine hohe Qualität des Blockun-terrichts sicher“, betont Felicitas Felten-Becker. Die Ausbildungsleiterin freut sich besonders über den hohen Anteil junger Frauen unter den neuen Ausbil-denden – dieser wächst. Insgesamt bil-det die Rheinland Raffinerie derzeit rund 85 junge Menschen aus.

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Um die Synergien der beiden Standorte zu nutzen, wurde im Juni 2011 mit dem Bau der Connect-Pipeline begonnen. Diese rund vier Kilomter lange Verbindung ermöglicht den Austausch von Produk-ten zwischen den Werken in Wesseling und Godorf. Die Fertigstellung erfolgte Ende 2012. Am 23. Juli 2013 wurde sie offziell in Betrieb genommen.

STETS IN VERBINDUNG

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08RHEINLAND RAFFINERIE IM DIALOG

Ein Tag voller Energie

Jedes Jahr werden in Wesseling und Godorf rund 2,5 Milliarden Liter Heizöl hergestellt.

Am 25. September strömten 8.000 Besucher ins Wesselinger Werk – ein Erblebnis.

Was genau ist eigentlich ein Cracker?

Gut zu wissen

Mit dem beliebten Salzgebäck hat ein Cracker in einer Raffinerie natürlich we-nig zu tun. Vielmehr werden in einem Raffineriecracker „schwere“, lange Koh-lenwasserstoffketten in „leichtere“ mittel- und kurzkettige Moleküle umgewandelt bzw. aufgebrochen. Daher auch der Begriff cracken, der im Englischen soviel wie „zerbrechen“ bedeutet.Warum werden Cracker benötigt? Dies liegt daran, dass Erdöl ein Gemisch aus unterschiedlich langen Kohlenwasser-stoffketten ist. In den einem Cracker vorgeschalteten Anlagen einer Raffine-rie – der Destillation – werden zunächst die unterschiedlich langen Molekülket-ten des Erdöls „sortiert“. Jedoch wer-den mehr „leichte“ Produkte wie etwa Benzin, Diesel oder Ausgangsstoffe für die chemische Industrie wie Ethylen und Proplyen benötigt, als im Rohöl vorhanden sind. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Produkten wie schwe-rem Heizöl gering. Jetzt schlägt die Stunde der Cra-cker. Sie wandeln die überschüssigen „schweren“ Produkte in kurzkettige Moleküle um. Es werden im Wesentli-chen drei Verfahren unterschieden, die alle bei hohen Temperaturen ablaufen. Beim thermischen Cracken werden lange Molekülketten allein durch hohe Temperaturen aufgebrochen. Dadurch entstehen Diesel, Heizöl und Rohben-zin. Ein höheres Umwandlungsergebnis erzielt man durch katalytisches Cra-cken. Hier werden zusätzlich Katalysa-toren (das sind Stoffe, die chemische Reaktionen beschleunigen oder in be-stimmte Richtungen lenken) genutzt. Die Palette der entstehenden Produkte reicht von Gasen bis zu schweren Ölen. Beim Hydro-Cracken wird dem Prozess Wasserstoff zugeführt. Das Verfahren ermöglicht die gezielte Umwandlung in Diesel oder Benzin. Die Rheinland Raffinerie verfügt über thermische und Hydro-Cracker.

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Impressum Rheinland Raffinerie im Dialog

Herausgeber: Shell Deutschland Oil GmbHRheinland RaffinerieGodorfer Hauptstraße 150, 50997 KölnTel.: 0800-223 67 50 Redaktion: Dr. Jan Zeese (verantwortlich); Katja Konrad; Constantin von HoensbroechE-Mail: [email protected]

Konzeption, Layout und Produktion: mdsCreative GmbH Köln, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln Standortleitung: Kay Clauberg Geschäftsführung: Karsten Hundhausen

Mediaverkauf: MVR Media Vermarktung Rheinland GmbH, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln Geschäftsführung: Karsten Hundhausen, Carsten Groß

Verlag: M. DuMont Schauberg Expedition der Kölnischen Zeitung GmbH & Co. KG, Neven DuMont Haus, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln

Druck: DuMont Druck Köln GmbH & Co. KG, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln

Die Sonne scheint, es riecht nach Kaffee und Pommes. Auf einer riesigen Bühne spielt die Kölschrock-Band Cat Ballou

ihren Hit „Et jitt kei Wood“. Unglaubliche 8.000 Menschen kamen am 25. September zum Tag der offenen Tür ins Wesselinger Werk – sämtliche Erwartungen wurden da-mit übertroffen. Die Mischung aus Unterhal-tung, Musik und Information kam super an.

Ganze Familie. „Wir waren überrascht, wie viele Menschen den Weg nach Wesseling ge-funden haben. Es war eine schöne Veranstal-tung für die ganze Familie, wir kommen sehr gern wieder“, schwärmt Dominik Schönen-born, Keyboarder von Cat Ballou. Auch die Jungs und Mädels von Querbeat sorgten für ausgelassene Stimmung unter den Besuchern. „Die Zahl der Gäste macht uns mehr als stolz“, erklärt Katja Konrad, die in der Un-ternehmenskommunikation bei Shell für die Organisation verantwortlich war. Vor allem die hohe Verweildauer der Familien freut sie.

Für Kinder. Dafür sorgte neben den Top-Acts vor allem ein riesiges Angebot für Kinder: Gleich drei Mal begeisterte die Maus-Show, das Musiktheater-Ensemble von Confettis-simo animierte zum Mitsingen, auf einer Riesenrutsche und einer Hüpfburg konnten sich die Jüngsten austoben, die Fußballschule Dropkiki lud zum Torwandschießen. Einen regelrechten Ansturm erlebte der Stand der Werksfeuerwehr, an dem sich Erwachsene und Kinder per Teleskopmastbühne in die Höhen fahren lassen konnten. Löschübungen und ein Kindermaltisch begeisterten tausende Kinder. Ein Höhepunkt unter den Autofahrern von morgen war der Bobby-Car-Parcours.

Donuts und Kaffee. Die Erwachsenen hin-gegen konnten sich auf Werksrundfahrten die Raffinerie zeigen lassen und sich auf der Mes-se für Arbeits- und Umweltschutz über die Gefahren von Strom, Bedeutung von Schutz-kleidung sowie Boden- und Gewässerschutz informieren. Großen Andrang gab es zudem am begehbaren Schulungs-Tankwagen, dem Hybrid-Bus der KVB, dem Roadshow-Truck und dem mit Wasserstoff betriebenen Toyota Mirai. Länger waren die Warteschlangen nur noch bei den 15 Food-Trucks, die die Besu-cher mit Pommes, Burgern, Donuts, Kaffee, Limo und vielem mehr versorgten.

Vertrauen erarbeiten. Doch wozu der gan-ze Aufwand? „In der Raffinerie laufen sehr komplexe Prozesse ab. Die Nachbarn hören, riechen und sehen sie, doch sie wissen oft nur

wenig über die Menschen, die dort arbeiten. Es ist wichtig, dass sie diese kennenlernen und ihnen gezeigt wird, was sie tun“, erklärt Jan Zeese, Kommunikationsleiter der Rheinland Raffinerie. Daher fand der Tag der offenen Tür auch im Werk selbst statt und nicht ir-gendwo in der Stadt. „Es geht um Emotionen und darum sich das Vertrauen zu erarbeiten.“

Viele Ideen. Das Vertrauen von rund 200 Schülern hat Shell in den letzten Wochen gewonnen. Sieben Schulen bekamen die Möglichkeit an einem Ideenwettbewerb mit-zumachen. Die zentrale Frage lautete: Wie sieht die Zukunft der Mobilität aus? Wie be-wegen sich Menschen im Jahr 2050 fort, was sind die Energieträger? Die Ergebnisse dieser Schülerwerkstatt wurden am Tag der offe-nen Tür präsentiert. „Die Ideen sind nur so gesprudelt, die Schüler haben eine unglaubli-che Energie freigesetzt. Selbst die Lehrer lie-ßen sich anstecken und waren begeistert, wie sich manche Schüler plötzlich von einer ganz anderen Seite gezeigt haben.“

Patent angemeldet. Unter anderem wurden Modelle, aufwendige Power-Point-Präsenta-tionen, Poster, Videos und sogar Hörfunk-

spots erstellt. Eine Gruppe stellte Wesselings Bürgermeister Erwin Esser ihre Version der Stadt im Jahr 2050 vor. Andere entwarfen einen Helm, der das Lachen in Energie um-wandelt, selbst eine Brennstoffzelle, die mit Urin angetrieben wird, war unter den Ideen zu finden. „Bemerkenswert war auch das sonnenbetriebene Frachtschiff. Auf den rie-sigen Containern installierte Solarmodule sollen die Sonnenenergie einfangen und die-se zum Antrieb nutzen. Die Gruppe hat ihre Idee mittlerweile sogar bei einem Patentan-walt eingereicht“, schwärmt Zeese.

Ein Riesenerfolg. Für die Schulen lohnte sich der Einsatz in jedem Fall. Jeder Teil-nehmer erhielt 500 Euro für die Klassen-kasse, das Büchner-Gymnasium Weiden durfte sich sogar über 1.000 Euro Sieger-prämie freuen. „Selbst die Direktoren der Schulen kamen zu uns und waren stolz auf das, was ihre Schüler geleistet haben. Das Projekt war für alle ein Riesenerfolg.“ Die Verknüpfung aus Innovationswettbewerb, Messe und Unterhaltung bot für alle etwas. Und vor allem viele Kinder werden sich schon jetzt auf den nächsten Tag der offe-nen Tür der Rheinland Raffinerie freuen.

Ein buntes Unterhaltungsprogramm unter-hielt Erwachsene und Kinder gleichermaßen.