Upload
lamkhuong
View
221
Download
1
Embed Size (px)
Citation preview
Naturparkplan
L e i t f a d e n f ü r e i n e
n a c h h a l t i g e , n a t u r n a h e
E n t w i c k l u n g d e r
N a t u r p a r k r e g i o n .
d a s z u i h r i m W i d e r s p r u c h s t e h t .
D e r M e n s c h i s t e i n T e i l d e r N a t u r u n d n i c h t e t w a s ,
Bertrand Russell
Haus der NaturDr.-Pilet-Spur 479868 Feldberg
Telefon 0 76 76 . 93 36 -10Telefax 0 76 76 . 93 36 -11
www.naturpark-suedschwarzwald.denaturpark@naturpark-suedschwarzwald.bwl.de
Haus der Natur, Feldberg
Nat
urpa
rk S
üdsc
hwar
zwal
d
N
atur
park
plan
für den Naturpark Südschwarzwald
3
Naturpark Südschwarzwald e.V.
Dr.-Pilet-Spur 4
79868 Feldberg
Hage, G.; Popp; D. et al. (2000):
Naturpark Südschwarzwald, Konzeption zur nach-
haltigen Entwicklung des Naturparks Südschwarzwald,
Schlussbericht,
FUTOUR – Umwelt-, Tourismus- und Regionalberatung
GmbH, München / Planungsgruppe Ökologie +
Umwelt Süd, Rottenburg,
Herausgegeben vom
Naturpark Südschwarzwald e.V., 2000
Roth, R. & Krämer, A. (2000):
Entwicklungskonzeption Sporttourismus
im Naturpark Südschwarzwald,
Forschungsbericht 2, Selbstverlag,
Institut für Natursport und Ökologie,
Deutsche Sporthochschule Köln
Ralf Roth, Nicolaus Prinz, Walter Holderried
Naturpark Südschwarzwald e. V.
1. Auflage
Dezember 2003
Impressum
Herausgeber
Quellen
Redaktion
Bildnachweis
2
3
Damit liegt für einen der größten deutschen Natur-
parke, als einen Naturpark neuer Prägung, ein Natur-
parkplan vor, der unter umfangreicher kommunaler,
behördlicher und vor allem einer breiten Bürgerbe-
teiligung erstellt wurde. Es ist ein Planwerk geworden,
das Dinge nicht statisch vorgibt, sondern als dynami-
sches Instrument weiterentwickelt werden kann und
soll.
Der Naturpark Südschwarzwald ist mittlerweile zu
einer Entwicklungsagentur für eine nachhaltige und
naturverträgliche Entwicklung unserer ländlich struk-
turierten Region geworden. Er kooperiert mit den
verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und fördert
einen Interessenausgleich zwischen ihnen. Er fördert
eine nachhaltige Gesamtentwicklung und schafft da-
mit einen Interessensausgleich und Konsens zwischen
den häufig widerstreitenden Interessen von Natur-
schutz, Tourismus, Land- und Forstwirtschaft sowie
Siedlungsentwicklung, Energie und Verkehr.
Eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Entwick-
lung der Naturparkregion wird aber erst dann mög-
lich, wenn nachhaltiges Wirtschaften den Ansprüchen
von Mensch und Umwelt ausgewogen gerecht wird.
Hierzu soll der neue Naturparkplan maßgeblich bei-
tragen.
Dr. Bernhard Wütz Hansjörg Eckert
1. Vorsitzender 2. Vorsitzender
Walter Holderried
Geschäftsführer
Vorwort
Der Naturpark Südschwarzwald wurde am 1. Februar
1999 eingerichtet, um die großräumige Kulturland-
schaft des Südschwarzwaldes, die wegen ihrer beson-
deren Eigenart und Schönheit als eine der schönsten
Regionen Deutschlands gilt, zu erhalten, zu pflegen
und zu entwickeln. Als einer der größten deutschen
Naturparke fördert der Naturpark Südschwarzwald
seitdem überaus erfolgreich die regionale Identität
und die nachhaltige, naturnahe Entwicklung der ge-
samten Region.
Bereits zu Beginn der konkreten Planungen zum
Naturpark Ende der 90er Jahre wurden eine Natur-
park- und eine Sporttourismuskonzetion in Auftrag
gegeben. Ziel der beiden Konzeptionen war es, eine
umfassende Potentialanalyse in den fünf zentralen
Themenfeldern des Naturparks, Land- und Forstwirt-
schaft, Naturschutz, Tourismus und Siedlungsentwick-
lung zu erhalten.
Gleichzeitig wurde unter Einbeziehung aller interes-
sierten Bürger, der Kommunen und Verbände der Re-
gion, Ziele und Leitbilder erarbeitet. Dabei wurden
zukunftsfähige Strategien entwickelt und konkre-
te Projekte vorgeschlagen, um Natur-, Wirtschafts-,
Sport- und Erlebnisräume langfristig erhalten und die
Entwicklungen der Landschaft und den Bedürfnissen
von Einheimischen und Gästen bestmöglich anpassen
zu können.
Weite Teile dieser Konzeptionen sind in den Jahren
seit der Gründung des Naturparks bereits verwirklicht
worden. Gleichwohl sind die Entwicklungen in den
verschiedenen Bereichen nicht stehen geblieben. Eine
Anpassung der Konzeptionen an neue Realitäten wur-
de notwendig. Nach einer umfangreichen und mehrfa-
chen Beteiligung der Gemeinden, Städte, Kreise sowie
der Behörden und Träger öffentlicher Belange wurden
die Naturpark- und Sporttourismuskonzeption nun-
mehr zum vorliegenden Naturparkplan für den Natur-
park Südschwarzwald zusammengeführt.
Vorwort
4 5
1 Einleitung.................................................................................................................................................. 6
2 Der Naturpark Südschwarzwald .............................................................................................. 9
2.1 Entstehung und Organisation .............................................................................................................. 10
2.2 Lage im Raum und Abgrenzung ........................................................................................................... 11
2.3 Einzugsgebiet ........................................................................................................................................ 13
2.4 Bestandsanalyse .................................................................................................................................... 15
2.4.1 Natur – Landschaft...................................................................................................................... 15
2.4.2 Landwirtschaft ............................................................................................................................ 24
2.4.3 Waldwirtschaft – Wildtier-Management................................................................................... 25
2.4.4 Siedlungsentwicklung – Energie – Verkehr............................................................................... 28
2.4.5 Gewerbe – Handel – Dienstleistung – Rohstoffabbau.............................................................. 33
2.4.6 Freizeit – Erholung – Tourismus – Sport .................................................................................... 34
2.4.7 Kulturelle Infrastruktur .............................................................................................................. 39
3 Leitbilder und Ziele ...........................................................................................................................41
3.1 Gesetzliche und planerische Grundlagen ............................................................................................ 41
3.1.1 Gesetzliche Grundlagen ............................................................................................................. 41
3.1.2 Planerische Grundlagen.............................................................................................................. 42
3.2 Leitbilder ................................................................................................................................................ 47
3.2.1 Leitbild für Naturparke in Deutschland..................................................................................... 47
3.2.2 Leitbild für den Naturpark Südschwarzwald ............................................................................ 47
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien.................................................................. 49
3.3.1 Natur – Landschaft...................................................................................................................... 49
3.3.2 Landwirtschaft ............................................................................................................................ 53
3.3.3 Waldwirtschaft – Wildtier-Management................................................................................... 56
3.3.4 Siedlungsentwicklung – Energie – Verkehr............................................................................... 61
3.3.5 Gewerbe – Handel – Dienstleistung – Rohstoffabbau.............................................................. 68
3.3.6 Freizeit – Erholung – Tourismus – Sport .................................................................................... 70
3.3.7 Kulturelle Infrastruktur .............................................................................................................. 88
3.4 Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung .......................................................................................... 90
3.5 Naturparkmanagement und Projektumsetzung ................................................................................. 92
3.5.1 Träger und Akteure .................................................................................................................... 92
3.5.2 Kooperationsstrukturen für die innerregionale Zusammenarbeit .......................................... 93
3.5.3 Grenzüberschreitende Zusammenarbeit ................................................................................... 96
Inhalt
4 5
Inhalt
Inhalt
4 Herausragende Pilotprojekte.................................................................................................... 98
4.1 Tourismus ............................................................................................................................................... 98
4.1.1 Neustrukturierung des Wanderwegenetzes
und naturparkeinheitliche Wanderwegebeschilderung .......................................................... 98
4.1.2 Neue Wanderwegekarten für den Naturpark .......................................................................... 99
4.1.3 Themenpfade Belchenland ........................................................................................................ 99
4.1.4 Naturpark-Erlebniskatalog....................................................................................................... 100
4.1.5 Weiterbildung zum Naturpark-Gästeführer ........................................................................... 100
4.2 Tourismus / Sporttourismus ................................................................................................................. 101
4.2.1 Neuausweisung und Beschilderung von Mountainbike-Routen ........................................... 101
4.2.2 Handbücher für Wandern, Mountainbiken, Winterwandern und Nordic-Walking............. 102
4.2.3 Ausweisung eines Schneeschuhtrails mit entsprechendem Info-Flyer .................................. 102
4.3 Landwirtschaft / Tourismus ................................................................................................................. 103
4.3.1 Südschwarzwälder Käseroute .................................................................................................. 103
4.3.2 Südschwarzwälder Milchstrasse ............................................................................................... 103
4.3.3 Machbarkeitsstudie zur Realisierung von Halboffenen
Weidesystemen im Naturpark Südschwarzwald ..................................................................... 104
4.3.4 Naturparkwirte ......................................................................................................................... 104
4.3.5 Erzeugerbroschüre.................................................................................................................... 105
4.4 Naturschutz.......................................................................................................................................... 106
4.4.1 Dauerausstellung im ‚Haus der Natur’..................................................................................... 106
4.4.2 Informationskampagne zum Luchs.......................................................................................... 106
4.4.3 Habitatpflege und Broschüre zum Schutz des Auerwildes .................................................... 107
4.5 Energie ................................................................................................................................................. 107
4.5.1 Energie- und Ausflugsführer Wutachregion........................................................................... 107
4.6 Medizin, Kur und Rehabilitation ........................................................................................................ 108
4.6.1 Naturpark-Kliniken, Naturpark-Gesundheitsregion und Woche
der Gesundheit im Naturpark Südschwarzwald .................................................................... 108
4.7 Allgemeine Informationen.................................................................................................................. 108
4.7.1 Wanderausstellung des Naturparks Südschwarzwald ............................................................ 108
5 Literatur ................................................................................................................................................. 109
6 Abbildungs-, Tabellen- und Kartenverzeichnis.......................................................... 111
6 7
Der vorliegende Naturparkplan gibt den umfassenden
Entwicklungs- und Planungsgang des Naturparks Süd-
schwarzwald wieder. Inhaltlich orientiert er sich an der
‚Konzeption zur nachhaltigen Entwicklung für den Na-
turpark Südschwarzwald’ (Hage, Popp et al. 2000) und
der ‚Entwicklungskonzeption Sporttourismus im Natur-
park Südschwarzwald’ (Roth & Krämer, 2000), die sei-
nerzeit ein umfassendes Anhörungsverfahren aller Be-
teiligten im Naturpark durchlaufen haben und von den
Gremien des Naturparks bereits beschlossen wurden.
Nach der Verordnung des Regierungspräsidiums Freiburg
über den Naturpark ‚Südschwarzwald‘ vom 08. März 2000
hat der Naturparkplan folgende Funktionen:
• Die Maßnahmen zur Entwicklung, zur Pflege und
zur Förderung werden innerhalb des Naturparks ins-
besondere auf der Grundlage eines Naturparkplans
festgelegt. Der Naturparkplan wird in Abstimmung
mit den beteiligten Behörden vom Träger des Natur-
parks, dem Verein ‚Naturpark Südschwarzwald e.V.’
aufgestellt (vgl. § 3 Abs. 3 der Naturpark-Verord-
nung).
• Die Erlaubnis für bestimme Handlungen im Natur-
park durch die untere Naturschutzbehörde ist zu
erteilen, wenn die Handlung u.a. nicht den Feststel-
lungen des Naturparkplans zuwiderläuft (vgl. § 4
Abs. 3 der Naturpark-Verordnung).
Die inhaltliche Ausgestaltung des Naturparkplans er-
folgt anhand der entsprechenden Vorgaben des Ver-
bandes Deutscher Naturparke aus dem Jahre 2002.
Leitgedanke bei der Erstellung des Naturparkplans ist
es, das in der Rechtsverordnung des Naturparks aus-
gewiesene, großräumige Gebiet als vorbildliche Er-
holungslandschaft zu entwickeln, zu pflegen und zu
fördern und dabei die Belange des Naturschutzes, des
Tourismus, der Land- und Fortwirtschaft sowie der städ-
tebaulichen Entwicklung zu berücksichtigen. Zugleich
enthält der Naturparkplan eine umfassende Sammlung
von Daten zur bisherigen Entwicklung, zur Naturaus-
stattung, zu Nutzungen des Naturparkgebietes und zu
seiner Bedeutung für die Region. Maßnahmen innerhalb
des Naturparks können insbesondere auf der Grundla-
ge des vorliegenden Naturparkplans und damit seiner
Leitbilder, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
festgelegt und ideell sowie, soweit möglich, auch finan-
ziell gefördert werden.
Mit dem Naturparkplan für den Naturpark Südschwarz-
wald liegt nun ein Instrument zur dauerhaften und
transparenten Abstimmungs- und Entscheidungshilfe
vor, mit dem auftretende Detailprobleme sukzessive
gelöst werden können. Dabei wird der Naturparkplan
nicht als statisches Element verstanden, sondern als ein
dauerhaft zu entwickelndes und sich anpassendes In-
strument. Grundsätzlich ist es dabei wichtig, durch die
intensive Mitwirkung aller Beteiligten die Identifikation
mit dem Naturpark zu stärken und diesen so ins Bewusst-
sein der Menschen zu rücken.
Eine für alle Beteiligte zufriedenstellende Entwicklung
des Naturparks Südschwarzwald kann nur dann gelin-
gen, wenn für die Landschaft eine nachhaltige Wirt-
schaftsweise vorangetrieben wird, die den Ansprüchen
von Mensch und Natur gleichermaßen gerecht wird.
Einleitung
8 9
4. auf der Basis der natürlichen, kulturellen und wirt-
schaftlichen Qualität des Gebietes durch Aktivie-
rung der vorhandenen Potentiale und durch po-
sitives Zusammenwirken verschiedener Bereiche,
einschließlich der gewerblichen Wirtschaft, die
regionale Wertschöpfung zu erhöhen,
5. die bäuerliche Landwirtschaft und die Forstwirt-
schaft in ihrer Bedeutung für die Erhaltung und
Pflege der Kultur- und Erholungslandschaft, auch
mit ihrer landschaftsbezogenen, typischen Bauwei-
se, und die biologische Vielfalt im Naturparkgebiet
zu erhalten, zu berücksichtigen und fortzuentwickeln.
(2) Die Belange des Naturschutzes, des Tourismus, der
Land- und Forstwirtschaft sowie der städtebaulichen
Entwicklungen sind untereinander abzustimmen.
Nach der Satzung des Naturparks Südschwarzwald e.V.
ist es das Ziel:
• den Südschwarzwald als vorbildliche Erholungs-
landschaft zu erhalten und weiterzuentwickeln,
• die Schönheiten, den Charakter und die Vielfalt von
Natur und Landschaft sowie die Tier- und Pflanzen-
welt zu erhalten und zu schützen,
• neue Perspektiven für eine lebensfähige Landwirt-
schaft aufzuzeigen, insbesondere durch die Erhal-
tung funktions- und wettbewerbsfähiger landwirt-
schaftlicher Betriebe,
• eine Forstwirtschaft zu fördern, die sich an den
Grundsätzen einer naturnahen Waldwirtschaft und
der Sicherung der Waldfunktionen orientiert,
• mit einer Inwertsetzung der Kulturlandschaft Süd-
schwarzwald über die Nachfrage nach heimischen
Qualitätsprodukten der Land- und Forstwirtschaft
neue Impulse zu geben,
• den Südschwarzwald als international bedeutsame
Tourismusregion zu stärken und auszubauen,
Am 1. Februar 1999 wurde in Titisee der ‚Verein Natur-
park Südschwarzwald e. V.’ als Träger des Naturparks
gegründet. 97 Gemeinden mit annähernd 420.000 Ein-
wohnern und 333.000 ha Fläche gehören dazu. Der
Naturpark Südschwarzwald ist damit derzeit einer der
größten durch Rechtsverordnung ausgewiesene Natur-
park Deutschlands.
Mit dem Naturpark ist ein Instrument geschaffen wor-
den, um den ländlichen Raum im Südschwarzwald nach-
haltig, landschaftsverträglich und zukunftsorientiert
weiter zu entwickeln. Dies kommt nicht nur der Land-
und Forstwirtschaft, dem Tourismus, der Landschaft und
der Natur, sondern vor allem den Menschen, die im Na-
turpark wohnen und arbeiten, und denjenigen, die den
Südschwarzwald als Gäste besuchen, zu Gute.
Zweck des Naturparks Südschwarzwald nach § 3 Abs. 1
der Naturparkverordnung vom 8.3.2002 ist es
(...) dieses Gebiet als vorbildliche Erholungslandschaft zu
entwickeln, zu pflegen und zu fördern, insbesondere
1. die besondere Eignung des Naturparkgebietes als
naturnahen Erholungsraum und als bedeutsame
Landschaft für Tourismus einschließlich des Sports
zu fördern,
2. die charakteristische Vielfalt, Eigenart und Schön-
heit der Landschaft einschließlich deren Offenhal-
tung im Naturparkgebiet sowie die Ausstattung
mit Lebensräumen für eine vielfältige, freileben-
de Tier- und Pflanzenwelt zu bewahren und zu
entwickeln,
3. eine möglichst naturverträgliche Erholung für die
Allgemeinheit zu gewährleisten, die Errichtung,
Unterhaltung und Nutzung von umweltverträgli-
chen Erholungseinrichtungen zu fördern und dabei
dem Prinzip der Konzentration von Sommer- und
Winternutzung zielgerecht zu folgen. Überlastun-
gen zu vermeiden, sowie bereits überlastete bzw.
gestörte Bereiche durch geeignete Maßnahmen
zu entlasten,
Der Naturpark Südschwarzwald
1 0 1 1
2. Der Naturpark Südschwarzwald
• den Städten und Gemeinden den notwendigen
Planungsspielraum, insbesondere für Siedlungsent-
wicklung, Ausbau der Infrastruktur und Gewerbe-
ansiedlungen in Einklang mit den Naturpark-Zielen
zu erhalten und
• bestehende Fördermittel sicherzustellen und gezielt
einzusetzen.
In den letzten vier Jahren wurden die Mitglieder und
Akteure im Naturpark intensiv in die Planung und
Entwicklung integriert. So ist ein gemeinsamer Weg
für die nachhaltige Entwicklung des Naturparks Süd-
schwarzwald gefunden worden. Über geeignete Maß-
nahmen wurde der aktuelle Bestand erhoben, bewertet
und daraus Entwicklungsziele abgeleitet. Diese sind im
vorliegenden Naturparkplan in den zentralen Themen
dargestellt.
Seine Wurzeln hat der Naturpark Südschwarzwald u.a.
im ehemaligen ‚Modellfördergebiet Südschwarzwald’.
Die Förderung lief am 31.12.1997 aus, wurde aber vom
Land in Hinblick auf die laufenden Planungen zum Na-
turpark über diesen Zeitpunkt hinaus bis zur Gründung
des Naturparkvereins verlängert. Damit waren die Vor-
aussetzungen für weitere Förderungen der Region ge-
schaffen. Der ‚Naturpark Südschwarzwald e.V.’ ist als
gemeinnütziger Verein ein Gemeinschaftsprojekt der
Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen,
Lörrach, Waldshut, Schwarzwald-Baar-Kreis und des
Stadtkreises Freiburg sowie der rund 100 ansässigen
Städte und Gemeinden. Auch etliche Verbände, Vereine,
Wirtschaftsbetriebe und Privatpersonen sind Mitglied im
Naturparkverein und bringen sich und Ihre Ideen ein.
Der Verein ist gleichzeitig Träger des Naturparks und
finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen, die sich bei den
Kommunen an einem Schlüssel aus Einwohner- und Flä-
chenanteil orientieren.
Die Satzung in der Fassung vom 30.7.1999 regelt u.a.
Aufgabe und Zweck des Naturparkvereins, die Aufnah-
me, Rechte und Pflichten der Mitglieder sowie die Zu-
ständigkeiten der Organe des Vereins (Mitgliederver-
sammlung, Gesamtvorstand, Vorstand).
2.1 Entstehung und Organisation
1 0 1 1
Der Naturpark Südschwarzwald befindet sich im süd-
westlichen Teil Baden-Württembergs und zeichnet sich
vor allem durch die einzigartige Landschaft und Natur-
schönheit aus. Der Naturpark Südschwarzwald umfasst
im Wesentlichen die Gebiete des Südlichen Schwarz-
waldes, die südlichen Teile des Mittleren Schwarzwal-
des, Teile der Vorbergzone im Westen sowie Teile des
Baar-Wutach-Gebietes im Osten. Er reicht von den Hän-
gen zum Hochrheintal zwischen Bad Säckingen und
Waldshut-Tiengen im Süden bis Freiamt - Elzach - Kö-
nigsfeld im Norden, von Freiburg i. Br. im Westen bis
Villingen - Donaueschingen / Blumberg im Osten (vgl.
Karte 1).
Geographisch lässt sich das Gebiet in den Südlichen
Kammschwarzwald im Westen und den Südlichen
Hochflächenschwarzwald im Osten einteilen. Die höchs-
te Erhebung bildet die Feldberg-Herzogenhorn-Gipfel-
region zwischen 1300 und 1496 m ü. NN. Während der
Feldbergrücken durch einen Hochflächencharakter ge-
prägt wird, zeigen die Flanken einen ausgeprägten gla-
zigenen Formenschatz, wie z.B. Felskare, Trogtäler und
Moränen. Das Relief wird zudem durch die Entwässe-
rungsrichtung zum Rhein bestimmt. Durch die großen
Höhenunterschiede auf relativ kurzer Distanz zwischen
den Schwarzwaldgipfeln und der Rheinebene ergibt sich
eine starke Erosionsleistung, und es konnten sich tief
eingeschnittene Kerbtäler ausbilden.
Im Gegensatz hierzu wird der Südliche Hochflächen-
schwarzwald durch die alte Entwässerungsrichtung
zur Donau geprägt. Durch die geringere Reliefenergie
bildeten sich hier muldenförmige Täler mit mäßig bis
schwach geneigten Talschlüssen aus, die allmählich in
Sohlentäler übergehen.
Abbildung 1 stellt die Flächenanteile pro Höhenstufe
im Gebiet des Naturparks dar. Fast 60 % der Fläche be-
finden sich dabei in einer Höhenlage zwischen 700 m ü.
NN und 1000 m ü. NN.
Im Wesentlichen wird der Naturpark durch die natur-
räumliche und geographische Gliederung abgegrenzt.
Die aktuelle Gebietsabgrenzung des Naturparks Süd-
schwarzwald ist dem § 2 der Verordnung des Regierungs-
präsidiums Freiburg über den Naturpark ‚Südschwarz-
wald‘ vom 8.3.2000 sowie der Änderungsverordnung
des Regierungspräsidiums Freiburg zur Verordnung
über den Naturpark ‚Südschwarzwald’ vom 14.11.2001
zu entnehmen.
Die ursprüngliche Abgrenzung des Naturparks Süd-
schwarzwald erfolgte zunächst anhand fachlicher bzw.
naturräumlicher Kriterien. Sie wurde dann im Laufe des
Diskussionsprozesses über die Gebietskulisse von sachli-
chen Erwägungen hinsichtlich der praktischen Abgren-
zung und deren eindeutiger Festlegung in der Rechts-
verordnung überlagert. Aus Praktikabilitätsgründen
hat das Regierungspräsidium Freiburg Gemeinde- bzw.
Gemarkungsgrenzen als ‚kleinste Einheit’ zur Einbezie-
hung in den Geltungsbereich der Rechtsverordnung
festgelegt.
Der Naturpark umfasst somit mittlerweile Teile der Baar,
der Vorbergzone und des Mittleren Schwarzwaldes, die
im Sinne des Naturparkrechtsverordnung als ‚dem Süd-
schwarzwald angrenzende Gebiete’ zu bezeichnen
sind. Es sollte bei zukünftigen Neuaufnahmen detail-
liert geprüft werden, ob konkrete räumlich-inhaltliche
Beziehungen der neu aufzunehmenden Gebiete zum
Südschwarzwald und damit zum Naturpark Südschwarz-
wald bestehen.
2.2 Lage im Raum und Abgrenzung
Der Naturpark Südschwarzwald
Landkreis Fläche [km2] Fläche [%]
Emmendingen 376,9 11,4
Schwarzwald-Baar-Kreis 721,3 21,6
Freiburg 32,6 1,0
Breisgau-Hochschwarzwald 855,1 25,7
Lörrach 460,7 13,8
Waldshut 883,4 26,5
Gesamt 3330,1 100,0
Abbildung 1: Hypsographische Kurve des Naturparks (Roth & Krämer, 2000)
Tabelle 1: Flächenanteile der Landkreise an der Gesamtfläche des Naturparks (Naturpark Südschwarzwald, 2003)
1 2 1 3
2. Der Naturpark Südschwarzwald
2.2 Lage im Raum und Abgrenzung
Karte 2: Lage und Abgrenzung des Naturparks Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2003)
1 2 1 3
Das Einzugsgebiet für den Naturpark Südschwarzwald
zeigt Karte 3. Zur Ausweisung der für den Tagestou-
rismus entscheidenden Entfernung wird eine Distanz
von maximal 100 km zur Naturparkgrenze zu Grunde
gelegt.
Es wird deutlich, dass neben den Ballungszentren Stutt-
gart und Karlsruhe auch die Gebiete um Basel, Zürich,
Bern und Luzern in der Schweiz sowie die Gebiete um
Straßburg, Mulhouse und Belfort in Frankreich innerhalb
dieser Zone liegen. Tabelle 2 zeigt die Einwohnerzahlen
im Einzugsgebiet des Naturparks. Insgesamt leben 11,5
Millionen Menschen innerhalb dieses Einzugsgebietes.
Die Anzahl der Menschen sind das Potential dieser Re-
gion, aber auch der Druck, dem diese Landschaft stand-
halten muss.
Der Naturpark Südschwarzwald
2.3 Einzugsgebiet
Naturpark 50 km 100 km Summe
Deutschland 0,4 Mio. 2,0 Mio. 4,0 Mio. 6,4 Mio.
Frankreich 1,2 Mio. 1,5 Mio. 2,7 Mio.
Schweiz 1,4 Mio. 1,0 Mio. 2,4 Mio.
Summe 0,4 Mio. 4,6 Mio. 6,5 Mio. 11,5 Mio.
Tabelle 2: Einwohner im Einzugsgebiet des Naturparks Südschwarzwald
(Roth & Krämer, 2003)
1 4 1 5
2. Der Naturpark Südschwarzwald
2.3 Einzugsgebiet
Karte 3: Einzugsgebiet des Naturparks (Roth & Krämer, 2000)
1 4 1 5
Der Naturpark Südschwarzwald
2.4.1 Natur – Landschaft
Landschaftsentwicklung
und naturräumliche Gliederung
Das heutige Landschaftsbild des Schwarzwaldes mit sei-
nen geomorphologischen Großformen entstand, verein-
facht dargestellt, durch folgende Prozesse:
Bei der Kippung der süddeutschen Kontinentalschol-
le seit dem Tertiär bis hinein ins Quartär wurde deren
südwestlichster Teil – der heutige Südschwarzwald – am
stärksten herausgehoben. Am Westrand entstand die
morphologisch scharf abgegrenzte Abbruchkante zur
Bruchzone des Oberrheingrabens. Diese schematische
Vorstellung einer weitspannigen Kippung einer Scholle
stellt vereinfachend das Gesamtergebnis im einzelnen
komplizierter Hebungsvorgänge dar, die in der Summe
zu dieser Schrägstellung der Abdachung nach Osten und
Südosten führte. Als bedeutende tektonisch bedingte
Störzone entstand der in WNW-OSO-Richtung verlau-
fende ‚Bonndorfer Graben‘.
Von grundlegender Bedeutung für die Entstehung
des heutigen Landschaftsbildes waren die pleistozä-
nen Vereisungen in den Glazialzeiten. Im Schwarzwald
lassen sich Spuren der letzten beiden Eiszeiten (Riß/
Würm) nachweisen. Die geologischen Dokumente der
Risseiszeit sind durch die nachfolgende Vereisung des
Würmglazials zum größten Teil wieder zerstört worden.
Während der letzten Kaltzeit waren die Höhen oberhalb
etwa 950 Meter von Plateaugletschern bedeckt, von de-
nen sich Talgletscher bis in weit tiefere Lagen erstreck-
ten. Die Erdoberfläche wurde einerseits direkt von den
mächtigen Eismassen modelliert, andererseits aber auch
von einer Vielzahl im Umkreis wirkender Faktoren, so
von starken Schmelzwasserabflüssen, Windausblasun-
gen des Bodens im Gletschervorfeld und Prozessen der
Gesteinszerstörung durch Frostsprengung. Als Zeugen
der letzten Vereisung findet man im Schwarzwald u. a.
Moränen, durch Gletscher übertiefte Becken (Titisee,
Schluchsee, Ursee), Rundhöcker und vom Eis ‚ausgeho-
belte‘ Trogtäler. Im Postglazial entstanden schuttreiche
Böden und Schutthalden, daneben in Muldenlagen aus-
gedehnte Vermoorungen“. (Ministerium für ländlichen
Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, 1991)
Im Naturpark Südschwarzwald sind – abgesehen von
der Vorbergzone im Südwesten – drei unterschiedliche
Naturräume vertreten, die jeweils sehr unterschiedliche
Landschaften hervorgebracht haben:
Der Bereich nördlich der Linie Höllental-Titisee-Gutach-
tal gehört zum Naturraum ‚Mittlerer Schwarzwald‘. Hier
beginnt das sogenannte Höfegebiet, das sich in Richtung
Norden fortsetzt. Einzelgehöfte liegen in weiten Talwie-
sen, die zur Entwässerung oder früheren Wasserversor-
gung häufig von Gräben durchzogen sind. Ackernut-
zung findet - wenn überhaupt - nur in den trockeneren
Bereichen der Talhänge statt und verliert zunehmend an
Bedeutung. Die Steilhänge und Bergkämme sind durch-
gängig bewaldet.
Der östliche Bereich, der ungefähr die Gemeinden Löf-
fingen (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald), Bräun-
lingen, Hüfingen und Teile der Gemeinde Blumberg
(Schwarzwald-Baar-Kreis), Bonndorf, Wutach und
Stühlingen (Landkreis Waldshut) umfasst, gehört zum
Naturraum ‚Baar-Wutach-Gebiet‘. Die weiten, leicht
nach Südosten abfallenden Hochflächen werden in-
tensiv landwirtschaftlich genutzt. Grünlandnutzung
spielt hier eine untergeordnete Rolle, die Hochflächen
sind nur spärlich bewaldet. Sie werden jedoch meist in
West-Ost-Richtung von tief eingeschnittenen (Schlucht-)
Tälern durchzogen, deren Steilhänge bewaldet sind und
in deren Talgrund teilweise Grünlandwirtschaft betrie-
ben wird. Bedeutendstes Tal ist die Wutachschlucht zwi-
schen der Gemeinde Löffingen im Norden bzw. Bonn-
dorf und Wutach im Süden, weitere das Mauchachtal
nördlich Löffingen oder das Ehrenbachtal südöstlich
von Bonndorf.
2.4 Bestandsanalyse
1 6 1 7
Der südliche Teil des Naturparks Südschwarzwald zählt
zum Naturraum ‚Südschwarzwald‘. Der Raum deckt sich
ungefähr mit dem Allmendgebiet, einem Gebiet, in dem
auch heute noch ein großer Teil der Weiden kollektiv
als Gemeinde- oder Genossenschaftsweiden genutzt
wird. Bezüglich der Weidenutzung, die die Landschaft
deutlich prägt, kann man den Naturraum dreifach un-
terteilen:
• Im Norden ein Bereich der Weideflächen meist
oberhalb des Waldgürtels auf reliefärmeren Hoch-
lagen und Verebnungen der Gipfel des Feldberg-
gebietes und des Belchen, auf Geländerücken oder
in oberen Tallagen,
• im Westen der Bereich des stark reliefierten und
klimatisch begünstigten Wiesentals sowie
• im Osten der Bereich des viel reliefärmeren, aber
kälter und schneereicheren Hotzenwaldes mit zahl-
reichen postglazial entstandenen Muldenlagen mit
Vermoorungen.
Ackerbau spielt in diesem Naturraum aufgrund des Re-
liefs und aus klimatischen Gründen nur unterhalb der
800 m-Höhenlinie im Hotzenwald eine nennenswerte
Rolle; im Bereich des Wiesentals lässt das Relief Acker-
bau kaum zu. Das westliche Gebiet mit Großem und
Kleinem Wiesental ist aufgrund des Reliefs waldreich;
nach Osten nimmt der Waldanteil ab und beschränkt
sich meist auf die Steillagen und Hänge der zahlreichen
Schluchttäler wie die Wehra, Murg, Alb, Schwarza oder
Mettma, die den Hotzenwald durchschneiden.
Boden
Der Boden einer Landschaft ist in das komplexe Wir-
kungsgefüge des Naturhaushaltes eingebunden und
wirkt sich in vielfältiger Weise auf andere Naturgüter
aus. Er ist gemäß Bundesbodenschutzgesetz als Bestand-
teil des Naturhaushaltes und Lebensgrundlage für Men-
schen und Tiere - insbesondere in seinen Funktionen als
Lebensraum für Bodenorganismen, als Standort für die
natürliche Vegetation, als Standort für Kulturpflanzen,
als Ausgleichskörper im Wasserkreislauf, als Filter und
Puffer für Schadstoffe sowie als landschaftsgeschicht-
liche Urkunde - zu erhalten und vor Belastungen zu
schützen.
Veränderungen der Umweltbedingungen wirken sich
auf den Boden aus, diese wiederum auf die anderen Na-
turgüter (z.B. Beeinträchtigung der Grundwasserqualität
durch Einschränkung des Filter- und Puffervermögens
des Bodens). Daher sind bei einer querschnittsorientier-
ten Betrachtung, neben der Bedeutung der Funktions-
erfüllung, auch vorsorgeorientierte Aspekte zur Erhal-
tung der Funktionen des Bodens im Naturhaushalt von
Belang. Es gilt vor allem, den Gefahren langfristiger und
zum Teil irreversibler Belastungen vorzubeugen, um die
Lebensgrundlage für künftige Generationen zu erhal-
ten, und die Voraussetzungen für die weitere Evolution
von Pflanzen und Tieren zu schaffen.
Klima und Luft
Das Klima, d.h. die durchschnittliche Beschaffenheit me-
teorologischer Faktoren über einen längeren Zeitraum
hinweg, hat wesentlichen Einfluss auf das ökologische
Gesamtsystem und ist somit von großer Bedeutung für
die Böden, das Grund- und Oberflächenwasser, die Flora
und Fauna und nicht zuletzt für den Menschen selbst.
Großklimatisch betrachtet gehört der Schwarzwald zum
gemäßigten subatlantisch - mitteleuropäischen Klimabe-
reich, regional treten jedoch drei deutlich unterschiedli-
che Klimatypen auf:
1. Der rauhe Klimatyp: Die Hochlagen des weiteren
Feldberggebietes sowie des Belchens zeichnen sich
durch eine niedrige Jahresmitteltemperatur, hohe
Niederschläge mit Maxima im Juli und Dezember
sowie hohe Einstrahlungswerte aus. Ein beträcht-
licher Teil des Niederschlages fällt als Schnee, der
erst spät im Frühjahr schmilzt oder bereits im spä-
ten Herbst wieder fallen kann. Die Vegetations-
zeit ist kurz; die durchschnittliche Auftriebszeit des
Viehs beträgt nur 100 - 130 Tage pro Jahr. Ähnliches
gilt auch für die anderen Hochlagen des Schwarz-
walds, so z. B. für das Gebiet um den Turner, Kandel
und Rohrhardsberg.
2.4. Bestandsanalyse
2. Der Naturpark Südschwarzwald
1 6 1 7
2. Der Klimatyp der wärmeren Lagen: Die nach Süd-
westen und Westen geöffneten Täler, wie das
mittlere und untere Wiesental, das Zartener Be-
cken, das Elztal und das Simonswäldertal zeichnen
sich durch eine gewisse klimatische Begünstigung
aus, bedingt durch die Leelage westlich der hohen
Berge. Mediterrane Warmluftströme können von
Südwesten, aus der Burgundischen Pforte und dem
Oberrheintal kommend, ungehindert die Täler hi-
nauf vordringen. Der Schnee schmilzt hier rasch,
die Viehauftriebszeit ist deutlich länger als im üb-
rigen Schwarzwald und beträgt z. B. im Wiesental
in den höheren Lagen 130 - 170 Tage, lokal sogar
190 Tage.
3. Der kontinental getönte Klimatyp: Die übrigen
Gebiete des Naturparks Südschwarzwald liegen
bereits östlich des Hauptkammes in der danubi-
schen Landschaft. Sie zeichnen sich durch kalte,
schneereiche Winter und eine hohe Spätfrost-
gefährdung aus, da die Kaltluft in reliefarmen
Gebieten nur langsam abfließen kann. Die Vieh-
auftriebszeit ist deutlich kürzer als im Bereich
der vorgenannten südwest und westgerichteten
Täler.
Wasser
Wasser übernimmt im Ökosystem wesentliche Funk-
tionen als
• Lebensgrundlage für Pflanzen,
Tiere und Menschen,
• Transportmedium für Nährstoffe,
• belebendes und gliederndes Landschaftselement
und ist ein unverzichtbarer und sehr empfindlicher Be-
standteil der Ökosphäre, dessen langfristiger Schutz
unabdingbar ist. Zudem stellt es eine entscheidende
Produktions- und Reproduktionsgrundlage für den
Menschen dar, so z.B. zur Gewinnung von Trink- und
Brauchwasser, als Vorfluter für Abwässer oder zur Frei-
zeit- und Erholungsnutzung.
Detailliertere Angaben zu klimatischen und hydrologi-
schen Angaben sind der Entwicklungskonzeption Sport-
tourismus (Roth & Krämer, 2000) zu entnehmen.
Landnutzung
Karte 4 zeigt die Verteilung der Landnutzung im Natur-
park Südschwarzwald. Dabei bilden die Wälder und das
Grünland die dominierenden Landnutzungen und be-
decken zusammen über 90 % der Naturparkfläche. Der
Waldanteil alleine liegt bei 60,5 %. Der Siedlungsanteil
beträgt 3,6 %. Diese Verteilung wird auch in Abbildung
2 herausgestellt.
Der Naturpark Südschwarzwald
Abbildung 2: Landnutzungsverteilung im Naturpark Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2000)
2.4. Bestandsanalyse
Fläc
he
[km
²]
An
teil
an G
esam
tfläc
he
[%]
Sied
lun
g
Ack
erla
nd
Grü
nla
nd
Lau
bw
ald
Nad
elw
ald
Mis
chw
ald
Nat
ürl
. Grü
nla
nd
/Su
kz.
Gew
ässe
r
1 8 1 9
Interessant ist auch die Höhenzonierung der Landnut-
zung, die in der folgenden Abbildung dargestellt ist. Es
wird deutlich, dass Ackerflächen und Siedlungen nur in
den tieferen Lagen des Naturparks vorkommen, wäh-
rend natürliches Grünland und Sukzessionsflächen auf
die Gipfelregionen beschränkt sind (Roth & Krämer,
2000).
2. Der Naturpark Südschwarzwald
2.4. Bestandsanalyse
Abbildung 3: Höhenzonierung der Landnutzung (Roth & Krämer, 2000)
Hö
he
[m ü
. NN
]
Hö
he
[m ü
. NN
]
Hö
he
[m ü
. NN
]
Hö
he
[m ü
. NN
]
Hö
he
[m ü
. NN
]
Hö
he
[m ü
. NN
]
1 8 1 9
Der Naturpark Südschwarzwald
Karte 4: Landnutzung im Naturpark Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2000)
2.4. Bestandsanalyse
2 0 2 1
2. Der Naturpark Südschwarzwald
Schutzgebiete und geschützte Landschaftsteile
Ein Naturpark darf nicht mit einem Nationalpark, Natur-
schutz- oder Landschaftsschutzgebiet verwechselt wer-
den, wo vorrangiger Schutzzweck der Schutz der Natur
und deren natürlicher Prozesse ist (gilt nicht für LSG).
Nach § 27 Naturschutzgesetz sind Naturparke dagegen
großräumige Gebiete, die als vorbildliche Erholungs-
landschaften zu entwickeln und zu pflegen sind.
Es handelt sich um Gebiete, die
• sich überwiegend durch Vielfalt, Eigenart und
Schönheit von Natur und Landschaft auszeichnen,
• sich wegen ihrer Naturausstattung besonders für
die Erholung größerer Bevölkerungsteile eignen
und
• nach den Grundsätzen und Zielen der Raumord-
nung und Landesplanung hierfür bestimmt wer-
den.
Im Vordergrund steht die Entwicklung als Erholungs-
landschaft unter besonderer Einbeziehung und Ab-
stimmung mit den Belangen von Natur- und Land-
schaftsschutz (nach Naturschutzrecht sollen Naturparke
überwiegend aus Natur- und Landschaftsschutzgebieten
bestehen), der Land- und Forstwirtschaft sowie der Sied-
lungsentwicklung.
Naturschutzgebiete (rd. 4 %)
Naturschutzgebiete sind ‚Gebiete, in denen in besonde-
rem Maße der Schutz von Natur und Landschaft in ihrer
Ganzheit oder in einzelnen Teilen
1. aus wissenschaftlichen, ökologischen, naturge-
schichtlichen, landeskundlichen oder kulturellen
Gründen,
2. zur Erhaltung von Lebensgemeinschaften oder
Lebensstätten bestimmter Tier- und Pflanzenar-
ten oder
3. wegen der Vielfalt, Eigenart oder Schönheit ihrer
naturhaften Ausstattung erforderlich ist‘,
so § 21 Naturschutzgesetz Baden-Württemberg.
Mit der Ausweisung der Naturschutzgebiete sind viele
der wichtigsten Lebensräume der Region wie subalpine
Landschaften, Weidflächen, Moore oder Schluchttäler
unter Schutz gestellt worden. Einige davon haben weit
über die Region hinaus Bedeutung, so z.B. die Natur-
schutzgebiete Feldberg, Belchen, Gletscherkessel Präg,
Rohrhardsberg-Obere Elz, Wutachschlucht und Wut-
achflühen.
Landschaftsschutzgebiete (rd. 30 %)
Landschaftsschutzgebiete sind ‚Gebiete, in denen ein
besonderer Schutz der Natur und Landschaft in ihrer
Ganzheit oder in einzelnen Teilen oder besondere Pfle-
gemaßnahmen erforderlich sind, um
1. die Leistungsfähigkeit eines ausgewogenen Na-
turhaushaltes zu gewährleisten oder wiederher-
zustellen,
2. die Nutzungsfähigkeit der Naturgüter zu erhalten
oder zu verbessern,
3. die Vielfalt, Eigenart oder Schönheit der Natur und
Landschaft zu erhalten oder
4. ihren besonderen Erholungswert für die Allge-
meinheit zu erhalten, zu steigern oder wieder-
herzustellen‘,
so § 22 Naturschutzgesetz Baden-Württemberg.
Anders als bei Naturschutzgebieten kann bei Land-
schaftsschutzgebieten auch die Erholungsfunktion der
Landschaft im Vordergrund des Schutzzwecks stehen. Im
Kernbereich des Naturparks Südschwarzwald zwischen
Dachsberg im Süden und dem Rohrhardsberg im Nor-
den sind großflächig zusammenhängende Landschafts-
schutzgebiete ausgewiesen. Weitere Landschaftsschutz-
gebiete gibt es im Bereich Kandern / Malsburg-Marzell,
im Murg-, Mettma-, Steina- und Wutachtal, zwischen
2.4. Bestandsanalyse
2 0 2 1
Schauinsland und Freiburg, im Zartener Becken sowie ei-
nige kleinflächige im Nordosten des Naturparkgebiets.
Wasserschutzgebiete (rd. 26%)
Wasserschutzgebiete sind Gebiete, die vor allem für die
nachhaltige Sicherung der öffentlichen Wasserversor-
gung und des Grundwassers dienen.
Nach § 19 Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushaltes
können (1), soweit es das Wohl der Allgemeinheit er-
fordert,
1. Gewässer im Interesse der derzeit bestehenden
oder künftigen öffentlichen Wasserversorgung vor
nachteiligen Einwirkungen zu schützen oder
2. das Grundwasser anzureichern oder
3. das schädliche Abfließen von Niederschlagswasser
sowie das Abschwemmen und den Eintrag von Bo-
denbestandteilen, Dünge- oder Pflanzenbehand-
lungsmitteln in Gewässer zu verhüten,
als Wasserschutzgebiete festgesetzt werden.
(2) In den Wasserschutzgebieten können
1. bestimmte Handlungen verboten oder für nur be-
schränkt zulässig erklärt werden und
2. die Eigentümer und Nutzungsberechtigten von
Grundstücken zur Duldung bestimmter Maßnah-
men verpflichtet werden. Dazu gehören auch
Maßnahmen zur Beobachtung des Gewässers und
des Bodens.
Besonders geschützte Biotope nach § 24a NatSchG
(rd. 12 %)
Gemäß § 24a NatSchG stehen eine Vielzahl an Bio-
topstrukturen wie Moore, Sümpfe, Trocken- und Ma-
gerrasen, offene Felsbildungen oder auch Feldhecken
und Feldgehölze als besonders geschützte Biotope unter
Schutz. Diese Biotope sind meist sehr klein und insbe-
sondere auf lokaler Ebene von Bedeutung. Zu beachten
ist, dass alle Handlungen, die zu einer Zerstörung oder
erheblichen und nachhaltigen Beeinträchtigung führen
können, verboten sind.
FFH- und Vogelschutzgebiete (rd. 28 %)
Mit dem Inkrafttreten der Vogelschutzrichtlinien (1979)
und der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (FFH-Richtlinie zur
‚Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild-
lebenden Tiere und Pflanzen’) im Juni 1992 ist erstmals
ein umfassendes rechtliches Instrumentarium zum Le-
bensraum- und Artenschutz in der Europäischen Union
geschaffen worden. Das Schutzgebietssystem NATURA
2000 ist in Deutschland zusätzlich mit der Umsetzung
in nationales Recht im April 1998 rechtsverbindlich ge-
worden und schließt auch die Gebiete nach der Vogel-
schutz-Richtlinie zur ‚Erhaltung der wildlebenden Vo-
gelarten’ ein.
Die FFH-Richtlinie sieht vor, die biologische Vielfalt auf
dem Gebiet der Europäischen Union durch ein nach
einheitlichen Kriterien ausgewiesenes Schutzgebiets-
systems dauerhaft zu schützen und zu erhalten. Damit
wird der Erkenntnis Rechnung getragen, dass der Erhalt
der biologischen Vielfalt nicht alleine durch den Schutz
einzelner Habitate, sondern nur durch Einbeziehung ei-
nes Biotopverbundes, der den unterschiedlichen ökolo-
gischen Ansprüchen der zu schützenden Arten und Le-
bensraumtypen gerecht wird, erreicht werden kann.
Waldbiotope (rd. 4 %)
Innerhalb des Waldes werden die zuvor erwähnten § 24a
Biotope im Rahmen der von der Landesforstverwaltung
Baden-Württemberg entwickelten und mit der Landes-
anstalt für Umweltschutz abgestimmten ‚Waldbiotop-
kartierung’ mit erfasst. Die ‚Waldbiotope’ beinhalten
jedoch nicht nur die nach § 24a NatSchG besonders ge-
schützten Biotope sondern auch die nach § 30a LWaldG
ausgewiesenen Biotopschutzwälder. Darüber hinaus
wurden im Rahmen der Waldbiotopkartierung auch
Biotope ohne besonderen Schutzstatus erfasst.
Der Naturpark Südschwarzwald
2.4. Bestandsanalyse
2 2 2 3
Bann- und Schonwälder (rd. 2 %)
Bannwälder sind Totalreservate, in denen jegliche
forstliche Nutzung unterbleibt. In diesem ‚Freilandla-
boratorium’ wird wissenschaftlich untersucht wie sich
die Lebensgemeinschaft Wald ohne den Einfluss des
Menschen entwickelt. Die Anlage von Fußwegen ist
hingegen zulässig. Ausnahmen können von der Forst-
behörde angeordnet werden, wenn Forstschädlinge
oder Naturereignisse den angrenzenden Wald erheb-
lich gefährden würden.
Schonwald nach § 32 Abs. 1 und 3 LWaldG BW ist ein
Waldschutzgebiet, in dem bestimmte Pflanzengesell-
schaften oder ein bestimmter Bestandsaufbau zu er-
halten oder zu erneuern sind. Während sich in einem
Bannwald jegliche Form der Waldbewirtschaftung strikt
verbietet, ist diese in einem Schonwald nicht nur erlaubt,
sondern von der Zielsetzung der Erhaltung oder Erneue-
rung eines bestimmten Waldbestandes her erforderlich.
Die Pflegemaßnahmen werden durch die Forstbehörde
mit Zustimmung des Waldbesitzers festgelegt.
Abbildung 4: Flächenanteile der verschiedenen Schutzgebietstypen an der
Gesamtfläche des Naturparks Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2000)
2. Der Naturpark Südschwarzwald
2.4. Bestandsanalyse
Wildschutzgebiete (rd. 3 %)
Dies sind Gebiete, in denen ein besonderer Schutz des
Wildes oder bestimmter Wildarten eine Einschränkung
des Betretungsrechts sowie gegebenenfalls auch Jagd-
und Nutzungseinschränkungen erforderlich macht. Es
kann länderweise unterschiedlich auf Grundlage der
Jagdgesetze verordnet werden.
In Karte 5 sind die verschiedenen Schutzgebietskatego-
rien und ihre Verteilung im Naturpark Südschwarzwald
dargestellt.
Fläc
hen
ante
il an
der
NP-
Ges
amtfl
äch
e [%
]
2 2 2 3
Der Naturpark Südschwarzwald
Karte 5: Schutzgebiete im Naturpark Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2000)
2.4. Bestandsanalyse
2 4 2 5
2.4.2 Landwirtschaft
Die landwirtschaftliche Nutzfläche im Naturpark Süd-
schwarzwald beträgt rund 115.000 ha. Der Anteil der
Grünlandbetriebe liegt bei 70 %. Nahezu 30 % der
Betriebe verzichten auf die Verwendung synthetischer
Pflanzenschutzmittel oder wirtschaften ökologisch. Auf
diesen Flächen liegt der Besatz mit Großvieheinheiten
(GV) bei 1,2 GV/ha, wobei der überwiegende Teil der
erbrachten landwirtschaftlichen Flächenleistungen da-
her zu Milch bzw. Rindfleisch veredelt werden. Auch die
Mutterkuhhaltung nimmt z.B. mit der Erzeugergemein-
schaft im Oberen Hotzenwald eine nicht zu vernachläs-
sigende Rolle ein. Von besonderer Bedeutung für den
Südschwarzwald, sowohl im Hinblick auf wichtige Land-
schaftspflegeleistungen, wie auch für die Qualitätsflei-
scherzeugung und natürlich auch als Imageträger, sind
die ‚Hinterwälder’ und die ‚Vorderwälder’ als für die
Region bedeutsame regionale Rinderrassen.
Agrar- und Betriebsstruktur
Bodengüte und Nährstoffversorgung der landwirt-
schaftlichen Flächen sind im Hochschwarzwald weit
unterdurchschnittlich, was die schwierigen wirtschaftli-
chen Rahmenbedingungen für die dort tätigen Betriebe
verdeutlicht. Zudem liegt der Anteil der Nebenerwerbs-
betriebe mit 80 % bezogen auf das Jahr 1995 deutlich
über dem Landesdurchschnitt. Auch die Arbeitskräfte-
einheiten je Hektar landwirtschaftlich genutzter Flächen
liegen mit 50 % über den durchschnittlichen Werten
von Baden-Württemberg. Der großflächige Rückgang
der Betriebe im östlichen Bereich des Naturparks um
60 - 80 % erklärt sich aus der Zusammenlegung kleine-
rer Betriebe. Aus diesen Zahlen wird deutlich, dass die
im Südschwarzwald tätigen landwirtschaftlichen Betrie-
be mit überdimensional großen Problemen im Hinblick
auf ihre Existenzfähigkeit zu kämpfen haben. Die Offen-
haltung der Landschaft hängt aber untrennbar mit der
Überlebensfähigkeit dieser Betriebe zusammen.
Situation der Produktionsverfahren
Gerade im Südschwarzwald gibt es eine Reihe von
Produktions- oder Bewirtschaftungsverfahren, die auf
die naturräumlichen Besonderheiten abgestimmt sind.
Dazu zählt z.B. die großflächige Grünlandnutzung der
Allmendweiden, für die es kaum vergleichbare Bewirt-
schaftungsformen in dieser Größendimension gibt. Sie
stellen ein in Deutschland einzigartiges kulturgeschicht-
liches Relikt dar, das noch in die Zeit der Dreifelderwirt-
schaft zurückreicht. Aber auch die genossenschaftlich
geführten Weidegemeinschaften nehmen hier eine
ähnlich unverzichtbare Funktion ein. Während also
in anderen Regionen Deutschlands gemeinschaftlich
betriebene Weidesysteme zur Sicherung extensiver
Grünlandnutzung neu aufgebaut werden, liegt diese
wichtige Voraussetzung im Südschwarzwald oft noch
traditionell vor.
Wie schon bei der Situation der Agrar- und Betriebs-
struktur, haben auch die Produktions- und Bewirtschaf-
tungsverfahren einen ganz erheblichen Anteil an der
Attraktivität dieses Naturraums als bevorzugte Touris-
musregion. Vor allem der Tourismus hat in der Vergan-
genheit häufig von der Attraktivität der Landschaft des
Südschwarzwalds profitiert, ohne diese geldwerten Vor-
teile mit den Lebensraum-Gestaltern der bäuerlichen Be-
triebe geteilt zu haben (Luick, 1997). In touristisch ge-
prägten Räumen wie dem Südschwarzwald kommt der
Landwirtschaft aber nicht nur eine Rolle als Lebensraum-
Gestalter zu, sondern sie ist Teil und wichtigstes Element
des soziokulturellen Alltags in den Dörfern.
Offenhaltungsformen der Landschaft
Die Offenhaltung des Südschwarzwalds erfolgt im
Wesentlichen über die Grünlandbewirtschaftung. Da-
bei zeichnen sich Mähweiden oder Vielschnittwiesen
durch eine höhere Intensität der Nutzung aus, als
z.B. Wiesen, die ausschließlich dem Heuschnitt dienen.
Dennoch sind beide Formen dieser Grünlandoffenhal-
tung wichtig und auch nicht ökologisch gegeneinander
aufzurechnen, da die Betriebe oft auf beide Nutzungs-
formen angewiesen sind. In den klimatisch weniger be-
2. Der Naturpark Südschwarzwald
2.4. Bestandsanalyse
2 4 2 5
Der Naturpark Südschwarzwald
günstigten Regionen wie dem Südschwarzwald ist die
Anzahl der Rauhfutterverwerter jedoch schon deutlich
gesunken. So sind die ohnehin relativ geringen Milch-
kuhzahlen im Südschwarzwald mit rund 70 je hundert
Hektar Grünlandfläche im Verlauf der letzten 25 Jahre
auf etwas über 50 Milchkühe pro hundert Hektar Grün-
landfläche gesunken. Unter den Rahmenbedingungen
des Binnen- und Weltmarktes ist mit einem noch weite-
ren Absinken der Anzahl an Rauhfutterverwertern mit
weitreichenden Problemen für die Landschaftsoffenhal-
tung zu rechnen. Der Naturpark Südschwarzwald ist vor
dem Hintergrund der sich aktuell verändernden Situati-
on in der EU-landschaftsförderung bemüht, den Anlie-
gen der landwirtschaft hinsichtlich der Landschaftsof-
fenhaltung in besonderer Weise sorge zu tragen.
2.4.3 Waldwirtschaft – Wildtier-Management
Waldwirtschaft
Der Naturpark wird von Wäldern bestimmt. Hervorste-
chend ist hierbei der hohe Bewaldungsanteil von 60-80 %
der Gemeindefläche im Hochschwarzwald insbesondere
um den Feldberg, während in den Abflachungen nach
Osten der Bewaldungsanteil zwischen 20 und 50 %
liegt.
In der kollinen und submontanen Höhenstufe kann
hinsichtlich der Waldgesellschaften von atlantischen
Buchen-Mischwäldern mit eingestreuten Traubenei-
chen und Tannen ausgegangen werden, während in
der montanen und hochmontanen Höhenstufe Buchen-
Tannenwälder mit je nach Standort differenzierten Fich-
tenanteilen dominieren. In den östlichen Teilregionen
des Naturparks verändern sich die naturräumlichen Ge-
gebenheiten in Richtung kontinentaler Bedingungen.
Hier bilden in der montanen bis hochmontanen Stufe
Tannen-Fichten-Buchenwälder die natürliche Waldge-
sellschaft, während im Bereich des Baar-Schwarzwalds
und auf der Bonndorfer Platte auch die Kiefer natür-
liche Vorkommen hat und dort zunehmend die Buche
ersetzt. Im Bereich des Muschelkalks bestimmen Tannen-
Buchen-Wälder die Waldgesellschaften, die örtlich auch
mit Fichte durchmischt sein können. Im Bereich der Un-
teren Wutach dominiert aufgrund klimatisch wärmerer
Bedingungen ein Buchen-Eichenwald mit Tanne die na-
türliche Waldgesellschaft.
Der Staatswald nimmt im Südschwarzwald mit rund
25 % der Fläche den geringsten Anteil ein, ist aber über-
wiegend in größeren Flächenkomplexen arrondiert. Eine
höhere Flächenrelevanz besitzt der Körperschaftswald
mit knapp einem Drittel der Waldfläche, wobei hier vor
allem Kommunen wie Freiburg, Villingen-Schwennin-
gen, Donaueschingen, Bräunlingen, Todtnau, Münster-
tal oder Oberried mit größerem Waldbesitz auffal-
len. Die flächenmäßig größte Waldbesitzart ist im
Südschwarzwald der Privatwald mit einem Anteil von
43 %. Im Höfegebiet des nördlichen Naturpark-Gebietes
finden sich dabei relativ große und arrondierte Privat-
waldflächen im bäuerlichen Besitz. Dagegen wird der
Osten der Naturparkregion vor allem von größeren Pri-
vatwaldbesitzungen geprägt.
Auf der Basis der Ergebnisse der Bundeswaldinventur
(BWI) von 1987 ist die Entwicklung und das Bild der
heutigen Wälder des Südschwarzwaldes durch eine jahr-
zehntelange altersklassenweise Waldbewirtschaftung
und einem darin hohen Fichtenanteil geprägt. Ausge-
hend von devastierten Wäldern um 1800 wurde das Ziel
des Wiederaufbaus übernutzter Wälder und das Prinzip
der Nachhaltigkeit, insbesondere durch Fichtenanbau,
verfolgt. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden vor
allem durch Käferkalamitäten und die sogenannten
‚Franzosenhiebe’ sehr große Kahlflächen. Diese wur-
den fast ausschließlich mit Fichten aufgeforstet und so-
mit besteht heute ein beachtlicher Überhang an 50- bis
60-jährigen Fichtenreinbeständen. Die Altersklas-
senstruktur der heutigen Wälder ist auf die Bewirt-
schaftungsgeschichte zurückzuführen. Nur ein relativ
geringer Anteil an bäuerlichen Plenterwäldern sowie
ausgedehnten Femelschlagwäldern, vor allem im Be-
reich des Staatswalds von Todtmoos, können heute
schon als Dauerwald bezeichnet werden und nehmen
einen Flächenumfang von immerhin 8 % der Wald-
fläche ein.
2.4. Bestandsanalyse
2 6 2 7
SHI = Sonstige Hartlaubhölzer • SWI = Sonstige Weichlaubhölzer • NB = Nadelbäume • LB = Laubbäume
Im Bundesvergleich ist dies eine beachtliche Größen-
ordnung. Die Entwicklung der letzten 20 - 30 Jahre hin
zu einer naturnahen Waldwirtschaft hat dazu geführt,
dass in den jüngeren Altersklassen im öffentlichen Wald
eine Erhöhung der Anteile von Tanne und Buche bzw.
anderer Laubbaumarten zu erkennen ist. Dagegen do-
miniert im Privatwald weiterhin die Fichte mit deutli-
chem Abstand vor anderen verwendeten Baumarten.
Daraus ergibt sich die Tatsache, dass hohe Tannen- und
Buchenanteile nur noch in den älteren Beständen über
80 Jahre und in dauerwaldartig bewirtschafteten Flä-
chen anzutreffen sind. Durch die hohen Nadelbauman-
teile und eine gegenüber dem Zuwachs stetig geringere
Nutzung, verzeichnet die Naturparkregion einen noch
nie registrierten Holzvorrat, der sich vor allem auf die
60- bis 120-jährigen Bestände konzentriert.
Trotz einer zunehmenden Nutzungsintensität der letz-
ten Jahre wurde das Zuwachspotential bei weitem nicht
ausgeschöpft, so dass der Holzvorrat weiter ansteigen
wird. Um stabile und naturnähere Bestandesstrukturen
langfristig wieder herzustellen, ist ein deutlich intensi-
verer Umbau in den in Teilen vorherrschenden Fichten-
Reinbeständen notwendig. Dem steht aber vor allem
im Kleinprivatwald eine geringere Nutzungsintensität
gegenüber, so dass dort noch erhebliche Nutzungs-
2. Der Naturpark Südschwarzwald
2.4. Bestandsanalyse
Baumart Staatswald %Körperschafts-wald % Privatwald %
Wirtschafts-waldflächen insgesamt %
Fichte 72,4 66,2 71,2 69,8
Tanne 10,6 8,5 11,7 10,4
Douglasie 2,8 4,5 0,8 2,5
Kiefer 0,9 1,0 2,0 1,4
Lärche 0,2 0,0 0,5 0,2
Buche 12,2 17,3 12,2 13,9
Eiche 0,1 0,2 0,3 0,2
SHI 0,7 1,9 0,9 1,2
SWI 0,1 0,4 0,6 0,4
Summe NB 86,9 80,1 86,0 84,3
Summe LB 13,1 19,9 14,0 15,7
reserven vorhanden sind, die eine hohe ökonomische
und erwerbswirtschaftliche Bedeutung haben und vor-
rangig auch wegen des Umbaus in Richtung naturnaher
und lichter Waldstrukturen und damit zur Stabilisierung
der jeweiligen Bestände abgebaut werden sollten. Al-
lerdings können diese Eingriffe nur dann durchgeführt
werden, wenn sie von den standörtlichen Gegebenhei-
ten und vom Bestandesalter her nicht zu einer uner-
wünschten Destabilisierung führen.
Naturschutz im Wald
11.371 ha Waldfläche liegen in Naturschutzgebieten.
4.882 ha sind als Waldschutzgebiete (Bann- und Schon-
wälder) ausgewiesen, wobei 2.425 ha durch ihre Lage
in Naturschutzgebieten einem Mehrfachschutz unterlie-
gen. Um diese Überlagerungen bereinigt, liegen 6,9 %
(23.840 ha) der Waldfläche in mindestens einer Schutz-
gebietskategorien. Die Gesamtfläche aller Waldbiotope
beträgt 13.747 ha. Dies entspricht 6,9 % der Waldfläche
im Naturpark. Davon liegen 10.044 ha außerhalb der
per Verordnung ausgewiesenen Schutzgebiete. Das be-
deutet, dass über die genannten Schutzgebiete (NSG,
BW, SW) hinaus rund 5 % der Waldfläche als besonders
hochwertige Flächen im Sinne des Arten- und Biotop-
schutzes (Waldbiotope) dokumentiert sind. Die Gesamt-
summe der Flächen mit besonderer Bedeutung für den
Biotop- und Artenschutz im Wald beträgt 11,9 %. Darin
sind die großflächig in Lagen oberhalb 900 m NN vor-
handenen Auerwild-Habitate noch nicht berücksichtigt.
In Karte 6 sind die Waldanteile in den Gemeinden dar-
gestellt. Genauere Daten zur Waldbiotopkartierung sind
den entsprechenden Veröffentlichungen der Forstlichen
Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg
und der Konzeption zur nachhaltigen Entwicklung des
Naturparks Südschwarzwald (Hage, Popp et al., 2000)
zu entnehmen.
Tabelle 3: Wirtschaftswaldflächen nach Baumarten und
Eigentumsarten (Hage, Popp et al., 2000)
2 6 2 7
Wildtier-Management
Im Naturpark Südschwarzwald können in der freien
Wildbahn u.a. folgende Wildarten (definiert im BJagdG)
angetroffen werden:
Haarwild:
Die Schalenwildarten Rot-, Reh-, Gams-, Dam-, Sika-,
Muffel- und Schwarzwild sowie Hase, Wildkaninchen,
Luchs, Fuchs, Dachs, Stein- und Baummarder, Wild
katze, Iltis und Wiesel.
Federwild:
Habicht, Bussard, Sperber, verschiedene Wildenten und
Wildtauben, Waldschnepfe, Auerwild, Haselwild, Fasan
und Rebhuhn.
Der Naturpark Südschwarzwald gehört zu den wenigen
Regionen in Baden-Württemberg, in denen Rotwildge-
biete ausgewiesen sind. Ebenso ist im Naturpark der Be-
stand an Gamswild einzigartig; weitere Vorkommen sind
in Baden-Württemberg nur noch im Donautal und im
Allgäu anzutreffen. Die Bestände im Hochschwarzwald
sind aus einer erfolgreichen Wiedereinbürgerung der
Gams in den 30er Jahren hervorgegangen. Vereinzelt
bestehen noch kleinere Vorkommen, die durch Abwan-
derung oder Aussetzung entstanden sind.
Die gesetzlichen Vorgaben fordern von den Jägern in der
heutigen Zeit ein hohes Maß an ökologischem Verständ-
nis und verantwortungsbewusstem Handeln. Einerseits
müssen durch die Regulierung der Schalenwildbestände
Schäden in der Land- und Forstwirtschaft weitgehend
vermieden werden. Andererseits muss durch geeignete
Hegemaßnahmen der Fortbestand der einheimischen
und z.T. bedrohten Wildarten gesichert werden.
Für den Wald ist die Regulierung der Schalenwildbe-
stände von besonderer Bedeutung. Eine im Vergleich
zu den gegebenen Lebensraumbedingungen überhöh-
te Wilddichte kann zu einer Verarmung der gesamten
für die Tiere erreichbaren Pflanzenwelt führen. In Rot-
wildgebieten können zusätzlich Schälschäden zu erheb-
lichen ökonomischen Verlusten beitragen. Da bestimm-
te Bäume wie beispielsweise Eiche, Ahorn und Tanne
bevorzugt abgeäst werden, kann starker Wildverbiss
die Struktur des Waldes, seine Mischung und die an
bestimmte Pflanzen- oder Waldstrukturen gebundene
Flora und Fauna verändern. Dieses kann zur Entwick-
lung einer hohen Biodiversität einen positiven, negati-
ven oder neutralen Beitrag liefern.
Ein Ausgleich der Zielsetzungen der Waldwirtschaft und
des Wildtier-Managements ist daher dringend erforder-
lich. Um einen Konsens herzustellen oder zu erhalten,
wurden in Baden-Württemberg unter anderem auf der
Grundlage der jagdgesetzlichen Vorgaben, Richtlinien
zur ‚Hege und Abschuss von Reh- und Rotwild’ erar-
beitet, die für alle Jäger verbindlich sind. Danach darf
die Begründung standortsgemäßer Mischwälder durch
Wildverbiss nicht in Frage gestellt werden. Die in einem
bestimmten Gebiet vorkommenden Hauptbaumarten
sollen sich im Regelfall ohne Schutzmaßnahmen ver-
jüngen lassen. Die Wildbestände sind den gegebenen
Biotopverhältnissen anzupassen, da sich das Wild aus
der vorhandenen Äsungsgrundlage nachhaltig und
gut ernähren können soll. Geeignete Biotoppflege-
maßnahmen und Äsungsverbesserungen können dies
im Einzelfall unterstützen. Die Fütterung kann dann
auf Notzeiten beschränkt werden. Die neu gestalteten
Fütterungsricht-linien und -verordnungen sind hier zu
beachten.
Die staatlichen Eigenjagdbezirke dienen als Vorbild eines
ökosystem-gerechten Wildtier-Managements, vor allem
im Hinblick auf einen Ausgleich der waldbaulichen und
jagdlichen Zielsetzungen. Hierbei stehen die Anpassung
der Schalenwilddichten an die Lebensraumbedingungen
und der Schutz bedrohter Tierarten im Vordergrund
der Bemühungen. Ein Zeichen für das Letztgenannte
ist, dass ein erheblicher Anteil der bislang ausgewiesen
Wildschutzgebiete im Staatswald liegt. Die staatlichen
Eigenjagdbezirke dienen auch der Förderung der wild-
kundlichen Forschung sowie der Aus- und Fortbildung
der Forstbediensteten im Jagdbetrieb. Durch Maßnah-
men des Waldbaus und der Waldpflege ist die Landes-
forstverwaltung bemüht, günstige Lebensbedingungen
für alle Wildarten zu schaffen und zu erhalten.
Der Naturpark Südschwarzwald
2.4. Bestandsanalyse
2 8 2 9
Von den staatlichen Verwaltungsjagden geht aber auch
eine Vielzahl von Impulsen für die Weiterentwicklung
des Jagdwesens aus, die auf dem Sachverstand und der
Erfahrung der jagenden Forstleute beruhen. Hierzu ge-
hören insbesondere die Initiativen bei der Entwicklung
des forstlichen Gutachtens zum Abschussplan und der
Richtlinien für die Hege und den Abschuss von Reh- und
Rotwild, aber auch Vorschläge zur Anpassung der jagd-
gesetzlichen Bestimmungen an die aktuellen wildbiolo-
gischen Erkenntnisse.
Als Lebensraum für das heimische Wild hat der Wald
besondere Bedeutung. In unserer vielfältig belasteten
Kulturlandschaft bietet er weiträumige, natürliche
Biotope und Rückzugsgebiete für nahezu alle in Baden-
Württemberg vorkommenden Wildarten. Die Erhaltung
und Pflege des Waldes sichert somit unmittelbar auch
die Lebensgrundlagen des Wildes.
Von den im Wald lebenden Federwildarten haben die
Bestände von Auer- und insbesondere von Haselwild in
den vergangenen Jahren erheblich abgenommen. Ein-
gehende Untersuchungen der Gefährdungsursachen
und der Lebensbedürfnisse des Auerhuhns werden von
der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt durch-
geführt. Die Ergebnisse werden bereits heute in Zusam-
menarbeit mit der Arbeitsgruppe Raufußhühner in ein
integratives Schutzkonzept umgesetzt, das schon in
mehreren Projekten (Rohrhardsberg, Feldberg) erfolg-
reich und beispielhaft angewendet wurde.
Gerade die Integration von Auerhuhnschutz und Touris-
mus ist dabei eine Hauptaufgabe, da Auerhühner sehr
empfindlich gegen Störungen sind, und die Lebensraum-
reste in den Hochlagen des Schwarzwaldes gleichzeitig
Schwerpunktbereiche touristischer Aktivitäten sind. In
Teilen das Schwarzwaldes wurden deshalb auf rund
15.000 Hektar Auerwildschutzgebiete ausgewiesen. Im
Winter, während der Balz und der Kükenaufzucht dür-
fen in diesen Waldgebieten Forstwege, markierte Wege
und Loipen nicht verlassen werden (Landesforstverwal-
tung Baden-Württemberg, 2003).
2.4.4Siedlungsentwicklung – Energie – Verkehr
Regionale Siedlungsstruktur und -entwicklung
Die regionale Siedlungsstruktur/-entwicklung wird
durch die im Landesentwicklungsplan ausgewiesenen
zentralen Orte (Ober- und Mittelzentren), die Landes-
entwicklungsachsen und Raumkategorien sowie die
daraufhin in den Regionalplänen festgelegten Unter-
und Kleinzentren, Siedlungsbereiche und Schwerpunkte
bestimmt. Im Naturpark Südschwarzwald liegen in der
zentralörtlichen Zuordnung
• Teilbereiche von Freiburg i.Br. und das Oberzentrum
Villingen-Schwenningen
• die Mittelzentren Donaueschingen, Emmendingen,
Müllheim, Teilbereiche von Bad-Säckingen, Schopf-
heim, Staufen i.Br., Waldkirch, Waldshut-Tiengen
sowie Titisee-Neustadt
• die Unterzentren Bonndorf, St. Blasien, Blumberg,
Elzach, Furtwangen, St. Georgen, Kandern, Kirch-
zarten, Todtnau / Schönau, Triberg, Wehr und
Zell i. W.
• die Kleinzentren Bräunlingen, Görwihl, Herri-
schried, Hinterzarten, Hüfingen, Königsfeld, Lenz-
kirch, Löffingen, Teilbereiche von Müllheim, Ricken-
bach, Schluchsee, Steinen, Stühlingen, Tegernau,
Ühlingen-Birkendorf und Vöhrenbach.
Festgelegt sind sowohl die Orte als ‚Siedlungsbereich‘,
in denen Siedlungstätigkeiten stattfinden sollen, sowie
auch die Orte mit Eigenentwicklung, in denen keine
über die Eigenentwicklung hinausgehende Siedlungs-
tätigkeit erfolgen soll. Mit diesen Elementen ist das
Grundgerüst der Siedlungsentwicklung im Naturpark
charakterisiert.
Siedlungstypen
Die Siedlungsentwicklung der Dörfer und Städte wird
durch Entwicklungsschübe geprägt. Dies ergibt, entspre-
chend den in den verschiedenen Zeitabschnitten vor-
herrschenden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen
2. Der Naturpark Südschwarzwald
2.4. Bestandsanalyse
2 8 2 9
und der daraus entstehenden städtebaulichen Diskussi-
on, unterschiedlichste Siedlungsmuster. Die Gliederung
des Gebauten in sogenannte Siedlungstypen (Quartie-
re nach gleichen siedlungsplanerischen Grundsätzen ge-
plant und überbaut) ermöglicht ein besseres Verständnis
des erfolgten Siedlungsflächenwachstums und damit der
heute vorherrschenden Siedlungsstruktur. Im Folgenden
sind dazu Analyseergebnisse dargestellt:
• In allen Gemeinden des Naturparks sind die ur-
sprünglichen Siedlungsmuster (ländliche Siedlungs-
struktur / historischer Stadtkern) noch erkennbar.
• Historische Stadtkerne sind sehr klein.
• Im Bereich des Naturparks und insbesondere in den
Hang- und Hochlagen ist die ländliche Siedlungs-
struktur das vorherrschende Siedlungsmuster.
• Auffallend ist dabei, dass mit abnehmender räum-
licher Distanz zu den Siedlungsentwicklungsachsen
die ländliche Siedlungsstruktur als dominierendes
Muster durch die Einzelhausbebauung abgelöst
wird.
• Über den Gesamtraum betrachtet, ist die Einzel-
hausbebauung, da flächenmäßig am größten, der
alles dominierende Siedlungstyp.
• Insbesondere in den Gemeinden der Entwicklungs-
achsen entstanden um die historischen Kernberei-
che ausgedehnte Einzelhausbebauungsschilder.
• Das ansatzweise Zusammenwachsen der Ortschaf-
ten im Wiesental und bei Titisee-Neustadt erfolgte
primär mittels Einzelhausbebauung und mittels Ge-
werbegebiet.
Bei der Analyse der Einzelhausbebauung muss zwi-
schen dem Vorherrschen von der Einzelhausbebauung
innerhalb der Ortsgebiete und insbesondere der Neu-
baugebiete sowie der ländlichen (landwirtschaftlichen)
Streusiedlungen mit Einzelhöfen bzw. Einzelhäusern
und locker bebauten Streuweilern sowie linearen Ein-
zelhofreihen (Zinken) unterschieden werden.
• Industrielle Brachen sind nur lokal vorhanden.
• Die Streusiedlungen auf den Rodungshängen des
Hotzenwalds sind überwiegend durch Weitläufig-
keit gekennzeichnet. In den Taleinschnitten des
Südschwarzwalds besitzen sie eine geschlossene
Form oder wurden entlang der Flüsse und Bäche
angelegt.
• Im Höfegebiet im nördlichen Bereich des Natur-
parks ist die dortige Erbfolgeregelung (immer nur
Vererbung des Hofes als Ganzes) immer noch deut-
lich in der Siedlungsstruktur ablesbar.
Insgesamt hat der Siedlungsraum sich durch kontinuier-
liche Anstückelung entwickelt, wobei in neuerer Zeit in
Teilen des Naturparks Einzelhausbebauungen und Ge-
werbegebiete größere Flächen in Anspruch genommen
haben. Das ursprünglich differenzierte, kleingekammer-
te Siedlungsmuster wird zunehmend einseitig.
Ländliche Siedlungsstruktur
Der Naturpark Südschwarzwald zählt im Wesentlichen
zum ländlichen Raum. Ursprünge der heutigen Dorfan-
lagen im Hotzenwald waren vorwiegend alemannische
Siedlungsgründungen, die im wesentlichen nur eine
Besiedlungsform kannten: das Dorf. In Ausnahmen ent-
standen im Hotzenwald und Hochschwarzwald Einzel-
höfe, wenn weit außerhalb der Dörfer neues Ackerland
gesichert werden sollte. Im Höfegebiet wiederum ist das
einzelstehende Gehöft die Regel. Hier gibt es vergleichs-
weise weniger geschlossene Ortschaften.
Im südlichen Bereich des Naturparks Südschwarzwald
gibt es gemäß Gemeindebefragung überwiegend
(55 %) ein Bewusstsein für einen regionaltypischen Ge-
bäudebau oder auch Ausbau in der Bevölkerung. Die
Kommunen unterstützen dies jedoch nur sporadisch
(21 %) mit helfenden oder auch reglementierenden
Maßnahmen wie z.B. Ortsbausatzungen oder auch
Dorfentwicklungskonzepten. Im Rahmen des Natur-
parks kann künftig ein Schwerpunkt darin liegen, das
Bewusstsein der Bevölkerung noch mehr für ein regio-
naltypisches Bauen zu schärfen. Dies gilt natürlich auch
für die gewerblichen Bauten oder landwirtschaftlichen
Gebäude.
Der Naturpark Südschwarzwald
2.4. Bestandsanalyse
3 0 3 1
Der Bereich des Naturparks Südschwarzwald stellt – wie
der Schwarzwald insgesamt – eine Region dar, in der
noch zahlreiche historisch gewachsene Architekturbei-
spiele vorhanden sind, die deutlich machen, was regio-
naltypisches Bauen bedeutet. Zur regionalen Identität
des Schwarzwalds gehört deshalb unzweifelhaft auch
die dortige bauliche Kultur. Dies beinhaltet das Bauma-
terial für die strukturtragenden Elemente in gleicher
Weise, wie das Baumaterial der Fassadenverkleidung,
die zur Dacheindeckung verwendeten Rohstoffe, die
Formen der Fenster, Türen und Hofeinfriedungen und
natürlich auch die Dimensionen von Hof, Haus oder
Scheune. Sie alle vermitteln in ihrer Kombination die
regionale Zugehörigkeit, die – weniger oder mehr aus-
geprägt – eine Zuordnung zum Kulturkreis des Schwarz-
walds ermöglicht.
Die Industrialisierung der Baubranche mit ihrer Serien-
herstellung von Baustoffen und Bauteilen, die im Sinne
von Teilmärkten regionsübergreifend produzieren und
vertreiben, hat in den Neubaugebieten zu einer zuneh-
menden Verdrängung der regionalen Unterschiede in
der Architektur geführt. So dienen häufig Haustypen
aus bevorzugten Urlaubsgebieten als Anregung für den
eigenen Hausbau in der Heimat. Zahlreiche solcher Ne-
gativbeispiele sind auch in Neubaugebieten im Bereich
des Naturparks Südschwarzwald zu finden und die ver-
stärkte Mobilität zwischen Stadt und Land führt dazu,
dass städtische und ländliche Lebensweisen sich immer
mehr anpassen.
Die wertvollen regionalen Unterschiede, wie sie gera-
de im Süd- und Mittleren Schwarzwald noch in vielfäl-
tiger Form nachvollziehbar und erlebbar sind, geraten
in Gefahr, durch moderne Architektur oder Billigbauten
nivelliert zu werden. Der bewusste Verzicht auf qualifi-
zierte Architekten, die Verwendung von Baustoffen aus
Baumärkten mit Zulieferung aus dem gesamten Binnen-
oder Weltmarkt haben dazu geführt, dass kaum noch
Ansprüche an eine Weiterentwicklung traditioneller Ar-
chitekturformen gestellt werden. Dies trifft in gleicher
Weise auf die Wohnbebauung, wie auf die gewerbliche
Bebauung zu. Aber es ist leider zunehmend auch ein
Erscheinungsbild landwirtschaftlicher Nutzgebäude, die
sich immer weniger an den Baustoffen ihrer Umgebung
orientieren oder in Dimension oder Stil traditionelle ar-
chitektonische Formen aufgreifen und weiterentwi-
ckeln. Hier ist ein eindeutiger Trend zu seriengefertig-
ten Industriebauten erkennbar.
Energie
Die Versorgung mit Energie für den Naturpark Süd-
schwarzwald ist flächendeckend gewährleistet. Das
Hochrheingebiet liegt im Schnitt des europäischen Nord-
Süd-Verbundbetriebes zwischen den Speicherkraftwer-
ken der Alpen und den Wasserkraftwerken am Rhein
und ist mit den beiden Netzknoten ‚Kühmoos‘ (Gemein-
degebiet Rickenbach) und ‚Laufenburg/Kaisten‘ (Kanton
Aargau) der Schwerpunkt des europäischen Stromver-
bundes. Das Leitungsnetz hat hier mittlerweile eine
erhebliche Dichte erreicht. Im weltweiten Vergleich
besitzt die Bundesrepublik heute eines der dichtesten
Freileitungsnetze, der Südschwarzwald ist von beson-
ders vielen Freileitungen durchzogen. Im Naturpark
Südschwarzwald wird ein Aus- und Umbau der Ener-
gieversorgung angestrebt, um für die Bevölkerung, die
Wirtschaft und den Verkehr langfristig alternative und
umweltfreundliche Energie zur Verfügung stellen zu
können. Hierbei sollen heimische Energiequellen wie
Holz-, Biogas- oder Solarenergie sowie Wasser- und
Windkraft unter Wahrung der Landschaftsverträglich-
keit zum Einsatz kommen.
In einigen Bereichen des Naturparks Südschwarzwald
sind bereits Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Ener-
gien in Betrieb. In rund 68 % der Kommunen kommen
alternative Energieträger zum Einsatz, in 42 % aller Ge-
meinden gibt es diesbezügliche Planungen. Zum Teil
handelt es sich jedoch hierbei um die gleichen Gemein-
den. Genutzt werden oder zum Einsatz kommen
• Holz- / Hackschnitzelanlagen,
• Wasserkraftanlagen,
• Solarenergieanlagen,
• Erdgas- / Blockheizkraftanlagen,
• Erdwärme
2. Der Naturpark Südschwarzwald
2.4. Bestandsanalyse
3 0 3 1
• Biogas,
• Windenergie.
In Bernau, Bräunlingen, Buchenbach, Rickenbach und
Todtmoos werden Hackschnitzelanlage für die kommu-
nale Fernwärmversorgung betrieben. Durch vielseitige
Ausnutzung alternativer Energieträger zeichnen sich u.
a. Bonndorf, Bernau, Bräunlingen, Breitnau, Donaue-
schingen, Emmendingen, Freiamt, Freiburg, Gütenbach,
Hüfingen, Kirchzarten, Löffingen, Oberried, Rickenbach,
Schonach, Schönau, Schönwald, Simonswald, St. Peter,
Todtmoos, Unterkirnach, Vöhrenbach, Waldshut und
Zell i.W. aus.
Verkehr
Die Erreichbarkeit von Gebieten bzw. Städten und Dör-
fern innerhalb des Naturparks gehört mit zu den wich-
tigsten Kriterien einer touristischen Nutzung und räum-
lichen Planung. Hierbei spielt die räumliche und zeitliche
Entfernung eine wesentliche Rolle. Gleichzeitig kommt
aber auch dem Ankunftsraum, also z. B. dem Wander-
parkplatz bzw. dem Ort, an dem der Gast / Tourist zum
ersten Mal in Kontakt mit seinem Zielort tritt, eine gro-
ße Bedeutung zu. Der Öffentliche Personennahverkehr
(ÖPNV) bildet zusammen mit dem Individualverkehr
eine wichtige Grundlage für die Erreichbarkeit des Na-
turparks Südschwarzwald.
Untersuchungen ergaben, dass die infrastrukturelle
Ausstattung und das Landschaftsbild am Ankunftsort
entscheidend für den Gesamteindruck des Touristen
von der Zielregion sind. Vor allem für den Tages- bzw.
Ausflugstourismus stellt die Verkehrsinfrastruktur ein
grundlegendes Entscheidungskriterium bei der Wahl
des Ausflugszieles dar.
Von den 2.988 km an Straßen, die im Gebiet des Natur-
parks Südschwarzwald verlaufen, entfallen die größten
Anteile auf Gemeindeverbindungswege mit 32,8 %,
Landesstraßen mit 28 % und Kreisstraßen mit 26,9 %.
Die Bundesstraßen nehmen einen Anteil von 11,1 %
ein. Bezogen auf die Gesamtfläche des Naturparks er-
gibt sich eine Straßennetzdichte von 0,91 km/km².
Im Hinblick auf das Verkehrsaufkommen ist im Be-
reich des Naturparks eine eindeutige Dominanz des
Individualverkehrs festzustellen. Gleichzeitig stellt
aber in diesem Zusammenhang die verkehrsbeding-
te Umweltbelastung ein großes Problem dar. Der
Freizeitverkehr nimmt momentan einen Anteil von
50 % am gesamten Personenverkehrsaufkommen ein.
Hierbei stellt das Auto das Hauptverkehrsmittel dar, mit
dem vier Fünftel der Wegdistanzen zurückgelegt wer-
den. Ein bedeutender Teil des Freizeitverkehrsaufkom-
mens wird durch den Sporttourismus verursacht.
In Karte 5 ist das für den Naturpark Südschwarzwald
erhobene Netz des öffentlichen Personennahverkehrs
für Bahn und Bus dargestellt. Insgesamt befinden sich
218 km Eisenbahnlinien und 50 Bahnhöfe innerhalb der
Naturparkgrenzen. Das Busnetz umfasst eine Länge von
1.545 km.
Eine detaillierte Darstellung zur Verkehrsinfrastruktur
kann der Entwicklungskonzeption Sporttourismus (Roth
& Krämer, 2000) entnommen werden.
Der Naturpark Südschwarzwald
2.4. Bestandsanalyse
3 2 3 3
2. Der Naturpark Südschwarzwald
Karte 6: Öffentliche Verkehrsmittel (Roth & Krämer, 2000)
2.4. Bestandsanalyse
3 2 3 3
2.4.5 Gewerbe – Handel – Dienstleistung – Rohstoffabbau
Produzierendes Gewerbe
Schon relativ früh hat sich im Schwarzwald das Hand-
werk entwickelt. Entsprechende Ressourcen waren in
reichem Maße vorhanden. Aus der Beschäftigung mit
Holz, Metall und Glas erwuchs nach und nach ein breites
Branchenspektrum. Besonders viel menschliche Arbeits-
kraft sollte im Textilgewerbe, der holzverarbeitenden
Industrie und in der Feinmechanik gebunden werden.
Die Mehrzahl der Industrien ist aus Gewerbetätigkeiten
hervorgegangen, die sich schon vor der Industrialisie-
rung entwickelt hatten. Die Erzeugung hochveredelter
Produkte steht im Vordergrund. Seit Anfang der siebzi-
ger Jahre haben technologische Neuerungen und Um-
schichtungen zu Strukturveränderungen geführt. Para-
debeispiel ist die für den Schwarzwald kennzeichnende
Uhrenindustrie.
Dennoch ist der Südschwarzwald ein ländlicher Raum
geblieben, da das produzierende Gewerbe in der Region
von den regionalen Standortfaktoren wie Arbeitskräf-
te, Gewerbeflächen, Verkehrsinfrastruktur, Erreichbar-
keit von Absatzmärkten etc. sowie von den natürlichen
Gegebenheiten wie Topographie, Besiedlungsdichte,
Klima u.a. abhängig ist.
Handel
Für den Naturpark Südschwarzwald ist für den Bereich
des Grundversorgungshandels insgesamt eine Konzen-
tration auf die städtischen Bereiche zu Gunsten von
Ladenketten zu beobachten, und die Versorgung in
dünnbesiedelten ländlichen Regionen somit nur teil-
weise gewährleistet. Hiervon betroffen sind vor allem
ältere, alleinlebende Menschen, alleinerziehende Frau-
en, Migrantenfamilien, Arbeitslosenhaushalte u.a. . Hin-
zu kommt vielerorts ein nicht ausreichendes Angebot
des Öffentlichen Personen Nahverkehrs, um die länger
gewordenen Versorgungswege zu bedienen. Besonders
betroffen von dieser Entwicklung ist das Berggebiet mit
seinen meist kleinen Orten von häufig unter 1.000 Ein-
wohnern und seiner besonders dispersen Siedlungsstruk-
tur mit zahllosen Einzelhöfen.
Ein überregionaler Handel, wie er früher mit regional
erzeugten Produkten (Uhren, Glaswaren, Seidenweberei
etc.) verbreitet war, ist in den Höhenlagen des Schwarz-
waldes heute in keinem nennenswerten Umfang mehr
vorzufinden. Ansatzpunkte für eine Wiederbelebung
des überregionalen Handels ergeben sich aus der Ver-
marktung spezieller ‚regionaler’ Produkte über neue
elektronische Medien.
Dienstleistungen
Das Angebot im Bereich der Dienstleistungen ist, ver-
gleichbar der Grundversorgung mit Waren im Natur-
park Südschwarzwald, eingeschränkt. Ebenfalls ist ein
Rückgang des Dienstleistungsangebotes von Post und
Bahn im Ländlichen Raum ersichtlich. Gleichwohl sind
erste Ansätze, telekommunikative Dienstleistungen für
die Region und darüber hinaus anzubieten, zu erken-
nen und bieten einer Nutzung der regionalen Potenti-
ale eine ausbaufähige Perspektive. Im Naturpark gibt
es nur wenig Großunternehmen mit überregionaler Be-
deutung, die Arbeitskräfte in größerem Umfang einge-
stellt haben und neue Arbeitsplätze anbieten. Klein- und
mittelständische Unternehmen sind mit nachgefragten
Nischenprodukten meist überregional tätig. Andere
beschränken sich auf einen begrenzten Aktionsradius.
Gleiches gilt für die Handwerks- und Dienstleistungs-
betriebe.
Das Dienstleistungsangebot in der Tourismusbranche
ist im Gegensatz dazu gut und noch ausbaufähig und
bietet zahlreiche Arbeitsplätze. Der Tourismus hat sich
inzwischen zu einem für manche Orte überaus bedeut-
samen Wirtschaftsfaktor entwickeln können. Pro Jahr
kommen knapp 5 Mio. Urlauber in den Schwarzwald.
Dazu gesellen sich im Sommer sehr viele Tagestouris-
ten und Naherholungssuchende. Im Winter sind viele
Skiläufer auf Pisten und Loipen anzutreffen. Bereits im
19. Jh. haben die Thermalbäder von Baden-Baden, Ba-
denweiler und Wildbad das Publikum angezogen und
Der Naturpark Südschwarzwald
2.4. Bestandsanalyse
3 4 3 5
dem Schwarzwald internationalen Ruf als Erholungs-
landschaft verschafft.
Insgesamt betrachtet, bietet der Naturpark Südschwarz-
wald mit seinen natürlichen Potentialen in Verbindung
mit der Ländlichkeit der Region die Grundlage für das
weltweit bekannte Tourismusgebiet ‚Schwarzwald’.
Die Landwirtschaft trägt hier erheblich zur Offenhal-
tung der touristisch wertvollen Kulturlandschaft bei.
Die Tourismus-, Freizeit- und Gesundheitsbranche bie-
ten vielschichtige Angebote an, die breit gefächert,
sich positiv auf die verschiedensten Wirtschaftsbereiche
auswirken.
Rohstoffabbau
Im Naturpark Südschwarzwald gibt es eine Reihe von
Rohstoffabbaugebieten, in denen vor allem Naturstei-
ne abgebaut werden. Dabei handelt es sich um Gneise,
Anatexite, rötliche und graue Granite (Albtal-, Blauen-
und Schluchseegranit), Granitporphyre und Quarzpor-
phyre des Grundgebirges sowie rote und gelbliche Sand-
steine des Bundsandsteins, die je nach Erhaltungsgrad
(meist in Abhängigkeit vom Ausmaß der Tektonik und
der Verwitterung) meist hochwertige Grundstoffe für
den Verkehrswegebau, für Baustoffe und Betonzuschlag
liefern. Zu Schotter und Split gebrochene Natursteine
können aus Kies- und Sandvorkommen gewonnene Bau-
rohstoffe ersetzen.
Natursteine befriedigen aber nicht nur die Nachfrage
nach Massenrohstoffen für den Verkehrswege- sowie
den Hoch- und Tiefbau, sondern eignen sich ebenfalls
zur Nutzung in der Werksteinindustrie und werden seit
rund 2000 Jahren zur Errichtung sakraler und profaner
Bauten eingesetzt. Naturwerksteine werden nicht nur
für Neubauten aller Art, sondern auch zur Restaurie-
rung zahlreicher Baudenkmäler verwendet. Im Bereich
des Grundgebirges des Schwarzwalds konzentriert sich
der Abbau besonders auf große Granitkörper. Insgesamt
betrachtet ist bei der Rohförderung von Natursteinen
in den letzten Jahren ein leichter Anstieg zu verzeich-
nen. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau
Baden-Württemberg, 2002)
Betrachtet man die Geschichte des Rohstoffabbaus im
Naturpark Südschwarzwald ist hier der einst bedeu-
tende Silbererz- und Flussspatabbau zu nennen. Heute
kann man den geschichtlichen Spuren in verschiedenen
Besucherbergwerken (Finstergrund bei Wieden, Teu-
felsgrund im Münstertal, Schauinsland bei Freiburg,
Carolinengrube in Sexau, Grube Erich in Waldkirch,
Hoffnungsstollen in Todtmoos) folgen. Die Besucher-
bergwerke sind touristische Ausflugsziele und verschaf-
fen dem Gast einen Einblick in die Geschichte des Berg-
baus im Südschwarzwald.
Auch andere Bereiche wie die Glasbläserkunst gehör-
ten im Naturpark Südschwarzwald jahrhundertelang
zu den bedeutendsten Handwerkszweigen, die die vor-
handenen Rohstoffe aus der Natur nutzten. Buchenholz,
dessen verwendbare Anteile zu Pottasche verbrannt
wurde, Quarzsand aus den Bächen, der mit Pottasche
vermengt und verschmolzen wurde und Holzkohle für
das Schmelzfeuer. Etliche Ortsnamen wie ‚Altglashüt-
ten’, ‚Glasberg’ oder ‚Glasmatt’ sind heute noch Zeugen
dieser Tradition. Da aber der Energiebedarf bei der Her-
stellung des Glases enorm war, wurden immer größere
Flächen des Waldes abgeholzt und schließlich starb die
Glasverhüttung mangels Brennholz aus.
2.4.6 Freizeit – Erholung – Tourismus – Sport
Wie in den anderen westdeutschen Bundesländern
sind in den letzten Jahren auch in Baden-Württemberg
die Übernachtungszahlen rückläufig. Während 1991
noch etwa 40 Millionen Übernachtungen in Baden-
Württemberg gezählt wurden, waren es 1999 nur noch
38, im Jahr 2001 wieder 39 Millionen, 2002 allerdings
mit 38 Millionen eine leicht rückläufige Tendenz (Sta-
tistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2003). Der
Südschwarzwald liegt in der mit Abstand bedeutends-
ten Tourismusregion Baden-Württembergs. Allein hier
erwirtschaftet der Tourismus jährlich einen Umsatz von
rund 3,1 Milliarden Euro, etwa 100.000 Arbeitsplätze
hängen in der Region von dieser Branche ab. Aber auch
hier ist ein merklicher Rückgang der Übernachtungszah-
2. Der Naturpark Südschwarzwald
2.4. Bestandsanalyse
3 4 3 5
len zu verzeichnen. Es kamen in den oben aufgeführten
Jahren zwar mehr Gäste, aber ihre Aufenthaltsdauer
reduzierte sich. Dabei werden einige Tendenzen im
Tourismus bedeutsam:
• Trend zum Gesundheitstourismus (Wellness);
• Betonung der Faktoren Natur- und Landschaftser-
lebnis als neuem Urlaubstrend;
• anhaltender Trend zu Kurzurlauben (2 - 4 Tage) und
damit einhergehend ein kontinuierliches Wachstum
von Städtereisen;
• Schwerpunkt ‚Events‘: hohe Zuwachsraten im Be-
reich des Sport- und v.a. Kulturtourismus.
Mit dem Gesamtimage des Schwarzwaldes werden aus
nationaler Sicht folgende positiven Eigenschaften bei
Befragungen in Verbindung gebracht:
• Schöne Landschaft, Naturerlebnis,
• Vielseitigkeit, ganzjährige Attraktivität,
• Gesundheit, Kurorte und Heilbäder,
• Verbindung zwischen Natur und Gesundheit als
wichtigste Assoziation,
• Sport: Wandern, Radfahren, Mountainbiken und
Wintersport,
• Ruhe, Erholung,
• Gutes gastronomisches Angebot,
• Kulturelle Sehenswürdigkeiten und Traditionen.
Dieses Image ist eine gute Ausgangslage für eine tou-
ristische Weiterentwicklung, bei der ein besonderes
Augenmerk auf die Betonung der landschaftlichen Ei-
genart gelegt werden sollte. Die erkennbare Tendenz
zu kürzerer Aufenthaltsdauer und erlebnisorientiertem
Urlaub mit relativ hohen Qualitätsansprüchen kann im
Naturpark Südschwarzwald in starkem Maße gewähr-
leistet werden. Demnach ist es auch konsequent, dass
die meisten Gemeinden die Bedeutung des Tourismus
herausstellen (vgl. Tabelle 4).
Organisation des Tourismus
Der Naturpark Südschwarzwald deckt sich zum großen
Teil mit dem Gebiet des ‚Tourismus Südlicher Schwarz-
wald e.V.‘ und einem Teilbereich der ‚Mittlerer Schwarz-
wald Tourismus GmbH‘. Bis auf vier Gemeinden des
Landkreises Lörrach sind alle Gemeinden im Naturpark
Südschwarzwald in einer dieser beiden Organisationen,
deren Aufgabe die Förderung des Tourismus durch In-
nen- und Außenmarketing, Information, Produktma-
nagement, Verkauf und Reservierung ist, vertreten. Des
weiteren hat sich die ‚Schwarzwald Tourismus GmbH’
gegründet, die als Dach-Organisation die einheitliche
Außenvermarktung des gesamten Schwarzwaldes bün-
delt.
Für die Gästebetreuung vor Ort sind die Tourismusin-
formationen bzw. Kurverwaltungen zuständig. In den
im Naturpark liegenden Gemeinden der Landkreise
Waldshut, Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen
und Schwarzwald-Baar verfügen nahezu alle Gemein-
den über eine Tourismus-Informationsstelle. Im Land-
kreis Lörrach dagegen besitzen zahlreiche Gemeinden
keine oder nur eine schwach besetzte Tourist-Informa-
tionsstelle, was die unterschiedliche Bedeutung des
Tourismus in den einzelnen Landkreisen des Naturparks
widerspiegelt.
Der Naturpark Südschwarzwald
2.4. Bestandsanalyse
Gemeinden im Landkreis
Tourismus ist wichtigster Wirtschafts-
faktor
Tourismus ist wichtiger Wirtschafts-
faktor
Tourismus hat unter-geordnete Bedeutung
Waldshut 4 10 4
Lörrach 3 11 3
Breisgau-Hochschwarzwald 4 12 2
Schwarzwald-Baar-Kreis 3 8 4
Emmendingen 1 5 2
Gesamt 15 46 15
Tabelle 4: Gemeindebefragung (Hage, Popp et al., 2000)
3 6 3 7
Touristische Nachfrage
In Baden-Württemberg stellt der Schwarzwald das wich-
tigste Reisegebiet dar. Im Jahr 2002 sind laut offizieller
vorläufiger Statistik (berücksichtigt sind nur Betriebe
über 9 Betten) 1,8 Mio. Gästeankünfte und 6,8 Mio.
Übernachtungen im Naturpark zu verzeichnen gewesen
(Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2003).
Im Jahr 2001 wiesen die Zahlen im Naturpark ein deut-
liches Plus im Vergleich zum Vorjahr 1999 auf (1,9 Mio.
Gästeankünfte und 7,1 Übernachtungen) (ebd.).
Vergleicht man diese Zahlen mit dem Jahr 1997 so konn-
te der Naturpark laut offizieller Statistik 1997 1,8 Mio.
Gästeankünfte und 6,9 Mio. Übernachtungen, laut Ge-
meindebefragung 1997 bzw. 1998 (Hage, Popp et al.,
2000) 1,6 Mio. Gästeankünfte und 9,7 Mio. Übernach-
tungen aufweisen.
Insgesamt sind über die letzten fünf Jahre verschiedene
Tendenzen der Übernachtungszahlen mit einem derzei-
tig leichten Rückgang festzustellen.
Die Fremdenverkehrsintensität (FI) ist ein Indikator für
die Bedeutung des Tourismus in einer Gemeinde. Sie
gibt die Relation zwischen touristischen Übernachtun-
gen und lokaler Bevölkerung wieder. Je höher die Frem-
denverkehrsintensität, um so größer ist der Einfluß des
Tourismus auf eine Gemeinde. Die Gemeinden mit der
höchsten Fremdenverkehrsintensität liegen im Landkreis
Breisgau-Hochschwarzwald sowie in den Hochlagen der
Landkreise Waldshut und begrenzt auch in Emmendin-
gen, Lörrach und Schwarzwald-Baar (vgl. Karte 7).
2. Der Naturpark Südschwarzwald
Karte 7: Fremdenverkehrsintensität im Naturpark Süd-
schwarzwald (Quelle: Statistisches Landesamt 2003)
2.4. Bestandsanalyse
3 6 3 7
Die Gesundheitsreform hat seit 1995 zu starken Über-
nachtungsrückgängen im Kurbereich geführt. Ne-
ben den Heilbädern Bad Säckingen und Badenweiler
gibt es im Untersuchungsgebiet weitere Gemeinden
mit Prädikatisierung als heilklimatische Kurorte oder
Kneippkurorte. Zusätzlich befinden sich in der Region
noch zahlreiche Luftkurorte. Der Südschwarzwald ist
vorrangig eine Sommerferienregion mit ausgeprägter
Wandertradition.
Dem Wintertourismus kommt ebenfalls eine große Be-
deutung zu, vor allem in der Region um den Feldberg.
Für den Naturpark ist die Felbergregion die Garantie da-
für, dass eine Ausübung des Wintersports auch bis heu-
te unter den veränderten klimatischen Bedingungen
möglich ist. Weitere größere Skigebiete befinden sich
um Todtnau und Todtmoos sowie Bernau, um St.Blasien
/ Menzenschwand, am Thurner, um Furtwangen und
im Gebiet des Rohrhardsbergs sowie Belchen, Kandel
und Schauinsland. Die Gemeinden des Naturparks Süd-
schwarzwald sind bei Wintersportlern beliebt, leiden
aber zum Teil zunehmend an der Unsicherheit bzgl. be-
ständiger Schneelagen. Dies betrifft neben dem Alpin-
skilauf insbesondere den Langlauf.
Überdies finden in den Gemeinden Todtmoos und
Bernau jährlich Schlittenhunderennen statt, die seit 25
Jahren von beiden Gemeinden durchgeführt werden
und sich großer Beliebtheit erfreuen. Höhepunkt war
die Durchführung der Hundeschlitten-Weltmeisterschaft
im Februar 2003. Ebenso zu erwähnen sind: Der Weltcup
in der Nordischen Kombination in Schonach sowie das
Weltcup-Skispringen in Titisee-Neustadt.
Jugendpädagogische Angebote und insbesondere der
Naturpark-Erlebnistourismus inkl. geführter Touren spie-
len im Südschwarzwald eine zunehmend bedeutsame
Rolle und tragen – sowohl im Sommer wie im Winter
– zu einer interessanten Zielgruppenergänzung bei.
Der Naturpark Südschwarzwald
2.4. Bestandsanalyse
Gemeinden im Landkreis
Saisonaler Schwerpunkt des Tourismus
(Anzahl der Gemeinden mit Schwerpunkt im:)
Fühjahr Sommer Herbst Winter
Waldshut 1 17 8 0
Lörrach 3 15 13 1
Breisgau-Hochschwarzwald 0 18 11 2
Schwarzwald-Baar-Kreis 2 15 6 3
Emmendingen 1 8 4 0
Gesamt 7 46 15 6
Tabelle 5: Gemeindebefragung (Hage, Popp et al., 2000)
3 8 3 9
Sporttourismus
Der Südschwarzwald eignet sich aufgrund unterschied-
licher Voraussetzungen in besonderer Weise für zahl-
reiche Natursportarten. Dies macht zu einem nicht
wesentlichen Teil seinen besonderen Reiz für sportak-
tive Zielgruppen aus. Zu diesen Natursportarten zählen
Alpinskilauf, Tourenskilauf, Skilanglauf, Skispringen,
Snowboarden, Wandern, Winterwandern, Schnee-
schuhlaufen, Radfahren, Mountainbiken, Reiten, Klet-
tern, Gleitschirmfliegen, Schwimmen, Windsurfing,
Wildwasserfahren und zunehmend auch Golfen.
Eine genaue Analyse des sporttouristischen Poten-
zials, der Bewertung und Entwicklungen der für den
Naturpark Südschwarzwald bedeutenden Sportarten
Wandern, Radfahren und Mountainbiken, Wintersport
nordisch und alpin, Wassersport, Klettern, Gleitschirm-
fliegen und Golf kann der Entwicklungskonzeption
Sporttourismus für den Naturpark Südschwarzwald
(Roth & Krämer, 2000) entnommen werden. Dort sind
durch detaillierte Landschafts-, Sportarten- und Infra-
strukturanalysen die Stärken und Schwächen der Region
herausgearbeitet und bewertet sowie durch ergänzende
Studien einzelner Natursportarten empirisch betrachtet
worden. Anhand der Analysen konnten anschließend
Aktivitätsraum- und Landschaftspotentiale für die
Sommer- und Winternutzung aufgezeigt und Sportak-
tivitätsgebiete fixiert werden. Darauf aufbauend sind
Lenkungsmaßnahmen für die sporttouristische Nutzung
vorgeschlagen worden.
Im Folgenden werden die durch die von Roth & Krä-
mer (2000) durch eine Landschaftsdiagnose erhobenen
Daten zu den Sommer- und Winterkernsportarten dar-
gestellt. Für die Natursportart Wandern konnte dabei
eine Gesamtlänge des Wanderwegenetzes von 2315
km innerhalb des Naturparks ermittelt werden. Hier-
von nehmen die Fernwanderwege (Westweg, Mittel-
weg, Ostweg, Kandel-Höhenweg, Querweg Freiburg-
Bodensee) einen Anteil von 473 km ein. Deutlich ist zu
erkennen, dass die Wanderwege entlang bzw. auf den
Höhenrücken verlaufen (s. Abbildung 5, Wanderwege).
Zudem gibt es eine Vielzahl von Wanderwegen, die in
den Tälern verlaufen und als ‚Zubringer’ für die Höhen-
wege fungieren.
Radwege konnten im Naturpark mit einer Länge von ins-
gesamt 2167 km erhoben werden. Im Vergleich zu den
Wanderwegen ist die Dichte der Radwege über 1400 m
2. Der Naturpark Südschwarzwald
Abbildung 5: Wander- und Radwege, Wintersport nordisch / alpin (Roth & Krämer, 2000)
2.4. Bestandsanalyse
3 8 3 9
Der Naturpark Südschwarzwald
ü. NN sehr gering. Ebenso kann für die Dichte in den
verschiedene Hangneigungsklassen im Vergleich zu den
Wanderwegen eine deutlich höhere Dichte des Radwe-
genetzes im Bereich des nur wenig geneigten Geländes
festgehalten werden (s. Abbildung 5, Radwege).
Im Bereich der Wintersportarten nordisch und alpin sind
vor allem die höheren Lagen des Naturparks von Bedeu-
tung. Hier ist für den Langlauf eine Gesamtloipenlänge
von 1005 km erhoben worden, wovon 104 km auf die
beiden Fernskiwanderwege entfallen. Die größte Dich-
te des Loipennetzes wird dabei in die Höhenlagen zwi-
schen 1300 und 1400 m ü. NN erreicht (s. Abbildung 5,
Loipen, Schanzen). Für den alpinen Wintersport wurden
die Daten zusammen mit der mittleren langjährigen mo-
natlichen Lufttemperatur erhoben. Im Naturpark konn-
ten dabei 121 Liftanlagen mit einer Gesamtlänge von
56,2 km ermittelt werden. Die zugehörigen Skigebiete
umfassen eine Pistenfläche von zusammen 705 ha. Deut-
lich dominieren die Liftanlagen mit der Expositionsrich-
tung zwischen Nordwest und Ost, da hier aufgrund der
geringeren Sonneneinstrahlung die Schneeschmelze
reduziert ist.
Der Naturpark kann und muss Garant dafür sein, dass
diese Sportaktivitäten auch weiter möglich sind, ausge-
baut und entwickelt werden, ohne dass dies jedoch das
‚natürliche Kapital‘ des Sommer- und Wintertourismus
– die gewachsene Kulturlandschaft mit ihren natürlichen
Ressourcen – dauerhaft schädigt. Bei der Lösung dieser
Aufgabe kommt daher dem Naturpark und der damit
aufgebauten neuen Dialog-Kultur eine besondere Rol-
le zu. Der Schwerpunkt der touristischen Nachfrage im
Naturpark Südschwarzwald liegt jedoch in der Sommer-
und Herbstsaison (vgl. Tabelle 5).
2.4.7 Kulturelle Infrastruktur
Der Naturpark Südschwarzwald kann mit einer Vielzahl
an kulturellen Einrichtungen aufwarten. Im Bereich der
Infrastruktur kann nur ein kleiner Ausschnitt dessen dar-
gestellt werden, was der Naturpark Südschwarzwald zu
bieten hat. So sind, angefangen von vielen Museen und
Sammlungen, Besucherbergwerken (Finstergrund bei
Wieden, Teufelsgrund im Münstertal, Schauinsland bei
Freiburg, Carolinengrube in Sexau, Grube Erich in Wald-
kirch, Hoffnungsstollen in Todtmoos) zahlreiche Kirchen
und Klöster zu entdecken. Burgen, Schlösser, Ruinen und
2.4. Bestandsanalyse
4 0 4 1
Denkmäler laden in vielen Teilen des Naturparks zur Be-
sichtigung ein.
Wichtige touristische Informationen sind über die Tou-
rismusorganisationen erhältlich. Darüber hinaus können
weitere Informationen zu Kirchen, Klöstern, Burgen,
Schlössern und Ruinen, deren Lage und andere kultu-
relle Highlights dem Freizeitatlas Baden-Württemberg
(2001) entnommen werden.
Überdies kann auf mehreren Routen verschiedenen Epo-
chen der Geschichte gefolgt werden. So führt ein Teil
der ‚Schwarzwälder Barockroute’ von Waldkirch über
St. Peter und St. Märgen, Freiburg, Bollschweil, Müns-
tertal, Schliengen, Todtmoos, St. Blasien, Waldshut-Ti-
engen, Stühlingen, Donaueschingen, Villingen-Schwe-
ningen bis Triberg mit vielen Kirchen und Klöstern.
Ebenso Teile der Klassizismus Routen ‚Vom Rhein in den
Schwarzwald’ und ‚Baar und Mittlerer Schwarzwald’.
Ferner ein Teil der Staufer Route ‚Schwarzwald – Boden-
see – Oberschwaben’ mit Schlössern, Burgruinen, Stadt-
toren u.ä. . Daneben ist im Naturpark der größte Teil der
Deutschen Uhrenstraße beheimatet, die auf einer Länge
von 320 km den Ursprung des Uhrendhandwerks bis hin
zu ‚high-tech‘-Uhren zeigt.
Aber auch kulturelle Highlights wie Kulturzentren Frei-
lichtbühnen und Festspiele sind im Naturpark vertre-
ten. So z.B. das Konzerthaus und die Rathaushofspiele
in Freiburg, die Musik-Tage in St. Peter, das Sommer-
theater in Villingen-Schwenningen und die überregio-
nal bedeutsamen Ausstellungen, Konzerte und Litera-
turveranstaltungen im Kulturzentrum Schloss Bonndorf
sowie die Kloster- und die Domkonzerte St. Blasien. Er-
wähnung verdienen auch das Hans Thoma-Museum in
Bernau, das Skimuseum in Hinterzarten, das Museum
St. Blasien, das Deutsche Uhrenmuseum in Furtwangen,
das Schwarzwaldmuseum in Triberg, das Franziskaner-
museum in Villingen-Schwenningen und das Wiesen-
täler Textilmuseum in Zell i.W. sowie - als ein Klein-
od unter den Südschwarzwälder Volksmuseen - das
‚Hüsli’ in Grafenhausen. Im Bereich der Produktion von
mechanischen Musikinstrumenten weist der Naturpark
Südschwarzwald gleichfalls eine lange handwerkliche
und künstlerische Tradition auf. Hier ist vor allem die
Stadt Waldkirch mit dem Schwerpunkt des Orgelbaues
zu nennen.
Freilichtmuseen sind in den Orten Oberried (Bauernhof-
museum Schniederlihof), Steinen (Bauernhausmuseum
Schneiderhof), Bernau (‚Resenhof’ Holzschnefler- und
Bauernmuseum), Schönwald (Reinertonishof), Herri-
schried (Klausenhof), Laufenburg (Römischer Gutshof),
Hüfingen (Römische Badruine) und Schonach (Weltgröß-
te Kuckucksuhren) anzutreffen.
Der Naturpark hat überdies viele historische Mühlen (Öl-,
Getreide-, Gips- und Rindenmühlen u.a.) eine Tropf-
steinhöhle (Erdmannshöhle) in Hasel und Museums-
eisenbahnen (Wutachtalbahn ‚Sauschwänzle-Bahn’,
Kandertalbahn) zu bieten.
Knapp 100 Lehr- und Erlebnispfade, die Informatives
über regenerative Energien, Höfe und Mühlen, über
Glasproduktion und Bergbau, Landwirtschaft und Forst,
den Wald mit seinen Tieren und Pflanzen, die Geologie
und die Landschaft erzählen, können im Naturpark be-
gangen werden (nähere Informationen sind über den
Naturpark Südschwarzwald e.V. erhältlich).
Überdies kann im Naturpark noch in etlichen Orten die
alte Kunst der Glasbläserei bestaunt werden. Ortsnamen
wie Altglashütten zeugen von der langen Tradition, die
dieses Handwerk aufweisen kann. Heute wird das alte
Handwerk in modernen Glashütten wieder neu belebt.
So kann man z.B. im Höllental, in Todtnau-Aftersteg,
in Altglashütten und in Herrischried-Großherrischwand
die Herstellung von Kunstobjekten aus Glas betrachten.
Ferner ist es möglich auf dem neu geschaffenen 180 km
langen Glasträgerweg (Todtnau-Aftersteg – Todtmoos
– Bonndorf – Schluchsee – Herrischried – Laufenburg),
der Glashütten und historische Glasstätten miteinander
verbindet, einen Einblick in das Glasbläserkunsthand-
werk zu erlangen.
Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch der
zunehmend an Bedeutung gewinnende Städtetourismus
zu dem in unmittelbarer Nähe zum Naturpark liegenden
Großstädte mit ihrem umfassenden kulturellen Angebot
(Freiburg, Basel, Zürich, Schaffhausen).
2. Der Naturpark Südschwarzwald
2.4. Bestandsanalyse
4 0 4 1
Für den Naturpark Südschwarzwald sind und waren es
Grundvoraussetzungen, Leitbilder, Leitlinien sowie Ent-
wicklungsziele zu formulieren, um den ländlichen Raum
nachhaltig zu entwickeln. Dabei wurde der Ansatz ver-
wendet, von ‚unten nach oben’ die Arbeitsgrundlagen
zu schaffen und so die heimische Bevölkerung, die Ak-
teure vor Ort und die Menschen im Naturpark in den
Planungsprozess zu integrieren. Hier ist besonders das
Forum Naturpark zu nennen (vgl. Kapitel 3.5.2).
Darüber hinaus sind die rechtlichen Rahmenbedingun-
gen sowohl des Bundes als auch des Landes wichtige
Vorgaben, auf denen die Entwicklung des Naturparks
aufbaut. Im Folgenden werden diese und die weiter-
führenden planerischen Elemente des Naturparks dar-
gestellt.
3.1.1 Gesetzliche Grundlagen
Der gesetzliche Auftrag von Naturparken ist in § 27 in
Verbindung mit § 1 des Bundesnaturschutzgesetzes und
in der jeweiligen Landesgesetzgebung verankert. Der
Gesetzgeber fordert für die Naturparke eine Verknüp-
fung von Naturschutz und Erholung. Die Naturparke
haben frühzeitig erkannt, dass Schutz und Pflege von
Natur und Landschaft wichtige Bestandteile einer nach-
haltigen Erholungsvorsorge sind.
Im Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) sind Naturpar-
ke wie folgt festgeschrieben:
§ 27 Naturparke
(1) Naturparke sind einheitlich zu entwickelnde und zu
pflegende Gebiete, die
1. großräumig sind,
2. überwiegend Landschaftsschutzgebiete oder Na-
turschutzgebiete sind,
3. sich wegen ihrer landschaftlichen Voraussetzungen
für die Erholung besonders eignen und in denen
ein nachhaltiger Tourismus angestrebt wird,
4. nach den Erfordernissen der Raumordnung für die
Erholung vorgesehen sind,
5. der Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstel-
lung einer durch vielfältige Nutzung geprägten
Landschaft und ihrer Arten- und Biotopvielfalt die-
nen und in denen zu diesem Zweck eine dauerhaft
umweltgerechte Landnutzung angestrebt wird,
6. besonders dazu geeignet sind, eine nachhaltige
Regionalentwicklung zu fördern.
(2) Naturparke sollen entsprechend ihren in Absatz 1
beschriebenen Zwecken unter Beachtung der Ziele und
Grundsätze des Naturschutzes und der Landschaftspfle-
ge geplant, gegliedert, erschlossen und weiterentwi-
ckelt werden.
Überdies werden im Landesnaturschutzgesetz Baden-
Württemberg (NatSchG) Naturparke wie folgt behandelt:
§ 23 Naturparke
(1) Großräumige Gebiete, die als vorbildliche Erho-
lungslandschaften zu entwickeln und zu pflegen sind
und die
1. sich überwiegend durch Vielfalt, Eigenart und
Schönheit von Natur und Landschaft auszeich-
nen,
2. wegen ihrer Naturausstattung sich für die Erho-
lung größerer Bevölkerungsteile besonders eige-
nen und
3. nach den Grundsätzen und Zielen der Raumord-
nung und Landesplanung hierfür bestimmt wer-
den,
können durch Rechtsverordnung zu Naturparken er-
klärt werden.
3. Leitbilder und Ziele
3.1 Gesetzliche und planerische Grundlagen
4 2 4 3
(2) Naturparke sollen nach ihrer natürlichen Eignung
und raumordnerischen Zielsetzung gegliedert werden.
Bestehende Landschaftsschutzgebiete sind in den Natur-
park einzubeziehen, Naturschutzgebiete können einbe-
zogen werden; die ihnen zugrundeliegende Rechtsver-
ordnungen bleiben unberührt.
(3) In der Rechtsverordnung sind der Schutzgegenstand,
der wesentliche Schutzzweck und die dazu erforderli-
chen Verbote und Erlaubnisvorbehalte zu bestimmen.
Die Befugnis zum Betreten sollen dadurch nicht einge-
schränkt werden. § 22 Abs. 3 gilt entsprechend.
Naturparkverordnung vom 8.3.2000
Den rechtlichen Rahmen für den Naturpark Südschwarz-
wald bildet die Verordnung des Regierungspräsidiums
Freiburg vom 8.3.2000 und die erste Änderungsverord-
nung vom 31.10.2001. In diesen Verordnungen sind
Zweck und Gebiet des Naturparks festgehalten. Dem
Verfahren ging eine weitreichende Anhörung und Betei-
ligung aller Betroffenen, Institutionen und Fachbehör-
den voraus. Mit dem Weg der umfassenden Bürgerbetei-
ligung und der Absicherung der Naturparkziele vor Ort
wurden die Voraussetzungen geschaffen, die mit dem
Naturpark einhergehenden Entwicklungsperspektiven
und Chancen auch tatsächlich zu nutzen.
Für Bürger, Gemeinden, Tourismus und Gewerbe be-
stimmt die Verordnung keine über die im Naturschutz-
gesetz und anderen Gesetzen bereits festgeschriebenen
Grundsätze, Ziele und Verbote hinausgehenden Ein-
schränkungen. Besonders die Planungshoheit der Ge-
meinden und die Ausübung einer ordnungsgemäßen
Land- und Forstwirtschaft werden durch die Verordnung
nicht zusätzlich eingeschränkt. In einigen Teilbereichen,
die bislang nicht über Natur- oder Landschaftsschutz-
gebiete abgedeckt waren, stehen außerhalb der dyna-
mischen Erschließungszonen einige Handlungen unter
einem Erlaubnisvorbehalt. Jedoch können mit dem Na-
turpark vorrangig gerade die Qualitätsziele abgesichert
werden, die auch die ökonomischen Zukunftsperspekti-
ven für die Raumschaft dauerhaft garantieren.
Die Naturpark-Verordnung sichert somit erst die Stand-
ortvorteile ab, welche der Südschwarzwald vor allem
als Naturraum mit hoher Biodiversität, als Kulturland-
schaft und als Tourismus-Destination gegenüber an-
deren Regionen besitzt. Damit ist die Verordnung mit
ihren Inhalten auch der notwendige Garant dafür, dass
der Südschwarzwald seinen besonderen Stellenwert im
Wettbewerb der Regionen behält und sein darauf basie-
rendes Image auch weiterhin ausbauen kann.
3.1.2 Planerische Grundlagen
Bei der Planung und Entwicklung für den Naturpark
Südschwarzwald sind zusätzlich zu den gesetzlichen
Rahmenbestimmungen die Vorgaben auf der Ebene
der Raumordnung und Landschaftsplanung, insbeson-
dere die bestehende Planungsfreiheit der Gemeinden,
zu berücksichtigen.
Die Landesplanung gibt die wesentlichen Aspekte der
räumlichen Entwicklung vor. In Baden-Württemberg
konkretisieren die Regionalpläne die landesplaneri-
schen Zielvorgaben auf der Regionsebene nach inhalt-
lichen Kriterien. Die Regionalverbände entwickeln seit
einigen Jahren hierzu ein Rauminformationssystem.
Wichtige Datengrundlagen haben hier Eingang in den
Naturparkplan gehalten. Die Regionalverbände schla-
gen hier eine gemeinsame Nutzung der zur Verfügung
stehenden Technologien vor. Die Zusammenschau der
Strukturkarten der Regionalpläne zeigt die regiona-
len Schwerpunkte der Landesplanung auf. Die jeweils
hierzu aufgezeigten Ziele und Grundsätze stellen für
die Kommunen, die Fachplanungen und natürlich auch
den Naturpark wichtige Rahmenbedingungen dar
(vgl. Karte 8).
Für den Naturpark hat insbesondere die Ausweisung
der Zentren und Entwicklungsachsen eine Bedeutung.
In diesen Bereichen soll raumplanerisch die zukünfti-
ge bauliche und infrastrukturelle Entwicklung ihren
Schwerpunkt haben. Daneben sind die Aussagen zur
Freiraumstruktur bedeutsam. Auch sie müssen die
Grundlage für die zukünftige Entwicklung darstellen.
3. Leitbilder und Ziele
3.1 Gesetzliche und planerische Grundlagen
4 2 4 3
Karte 8: Regionale Entwicklungsschwerpunkte (Hage, Popp et al., 2000)
3. Leitbilder und Ziele
3.1 Gesetzliche und planerische Grundlagen
Regionalplan 2000Regionalverband Hochrhein-Bodensee
Regionalplan 1995Regionalverband Südlicher Oberrhein
Regionalplan 1998Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg
Zentrale Orte Zentrale OrteZentrale Orte
Oberzentren
Mittelzentren
Unterzentren
Kleinzentren
Doppelzentren
Vorschlag Oberzentrum
Vorschlag Mittelzentrum
Orte mit zentralörtlicher Funktion in der Schweiz
Entwicklungsachsen
Ausgeformte Entwicklungsachse
Vorschlag des Regionalverbandes: Ausweisung einer Landesentwicklungs-achse bei der Fortschreibung des LEP
Regionale Siedlungsstruktur
Siedlungsbereich innerhalb der Entwicklungsachse
Verwaltungsraum Einheitsgemeinde mit Siedlungs-bereich außerhalb der Entwicklungsachse
Gemeinde mit Eigenentwicklung
Schwerpunkt für Industrie und Gewerbe innerhalb der Entwicklungsachse
Schwerpunkt für Dienstleistungen
Gewerblich-industrieller Standort außerhalb der Entwicklungsachse
Raumkategorien
Verdichteter Raum um Lörrach
Randzone um den verdichteten Raum
Ländlicher Raum
Gemeinschaftliche Förderung nach Ziel 5b in Baden-Württemberg
Oberzentren
Mittelzentren
Unterzentren
Doppelzentren
Entwicklungsachsen
Ausgeformte LEP-Entwicklungsachse
Regionale Entwicklungsachse
Regionale Siedlungsstruktur
Ort als Siedlungsbereich (innerhalb von Entwicklungsachsen)
Gemeinde als Siedlungsbereich (außerhalb der Entwicklungsachsen)
Gemeinde mit Eigenentwicklung
GIGE + GI Gewerbe- undGE + GI IndustriestandortGE* *Flächenansprüche, die über die GE-Funktion
hinausgehen, sind auf dem Gelände des inter-kummunalen Geländeparks umzusetzen
Raumkategorien
Verdichteter Raum um Lörrach
Ländlicher Raum
Randzone um den verdichteten Raum
Oberzentren
Mittelzentren
Unterzentren
Kleinzentren
Doppelzentren
EntwicklungsachsenLandesentwicklungsachsePlansatz 2.2.1
Regionale EntwicklungsachsePlansatz 2.2.2
RaumkategorienVerdichtungsbereich im ländlichen Raum laut Landesentwicklungsplan
Grenzen
Naturpark
Landkreis
Gemeinde
Regionalplan 2000Regionalverband Hochrhein-Bodensee
Regionalplan 1995Regionalverband Südlicher Oberrhein
Regionalplan 1998Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg
Zentrale Orte Zentrale OrteZentrale Orte
Oberzentren
Mittelzentren
Unterzentren
Kleinzentren
Doppelzentren
Vorschlag Oberzentrum
Vorschlag Mittelzentrum
Orte mit zentralörtlicher Funktion in der Schweiz
Entwicklungsachsen
Ausgeformte Entwicklungsachse
Vorschlag des Regionalverbandes: Ausweisung einer Landesentwicklungs-achse bei der Fortschreibung des LEP
Regionale Siedlungsstruktur
Siedlungsbereich innerhalb der Entwicklungsachse
Verwaltungsraum Einheitsgemeinde mit Siedlungs-bereich außerhalb der Entwicklungsachse
Gemeinde mit Eigenentwicklung
Schwerpunkt für Industrie und Gewerbe innerhalb der Entwicklungsachse
Schwerpunkt für Dienstleistungen
Gewerblich-industrieller Standort außerhalb der Entwicklungsachse
Raumkategorien
Verdichteter Raum um Lörrach
Randzone um den verdichteten Raum
Ländlicher Raum
Gemeinschaftliche Förderung nach Ziel 5b in Baden-Württemberg
Oberzentren
Mittelzentren
Unterzentren
Doppelzentren
Entwicklungsachsen
Ausgeformte LEP-Entwicklungsachse
Regionale Entwicklungsachse
Regionale Siedlungsstruktur
Ort als Siedlungsbereich (innerhalb von Entwicklungsachsen)
Gemeinde als Siedlungsbereich (außerhalb der Entwicklungsachsen)
Gemeinde mit Eigenentwicklung
GIGE + GI Gewerbe- undGE + GI IndustriestandortGE* *Flächenansprüche, die über die GE-Funktion
hinausgehen, sind auf dem Gelände des inter-kummunalen Geländeparks umzusetzen
Raumkategorien
Verdichteter Raum um Lörrach
Ländlicher Raum
Randzone um den verdichteten Raum
Oberzentren
Mittelzentren
Unterzentren
Kleinzentren
Doppelzentren
EntwicklungsachsenLandesentwicklungsachsePlansatz 2.2.1
Regionale EntwicklungsachsePlansatz 2.2.2
RaumkategorienVerdichtungsbereich im ländlichen Raum laut Landesentwicklungsplan
Grenzen
Naturpark
Landkreis
Gemeinde
Regionalplan 2000Regionalverband Hochrhein-Bodensee
Regionalplan 1995Regionalverband Südlicher Oberrhein
Regionalplan 1998Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg
Zentrale Orte Zentrale OrteZentrale Orte
Oberzentren
Mittelzentren
Unterzentren
Kleinzentren
Doppelzentren
Vorschlag Oberzentrum
Vorschlag Mittelzentrum
Orte mit zentralörtlicher Funktion in der Schweiz
Entwicklungsachsen
Ausgeformte Entwicklungsachse
Vorschlag des Regionalverbandes: Ausweisung einer Landesentwicklungs-achse bei der Fortschreibung des LEP
Regionale Siedlungsstruktur
Siedlungsbereich innerhalb der Entwicklungsachse
Verwaltungsraum Einheitsgemeinde mit Siedlungs-bereich außerhalb der Entwicklungsachse
Gemeinde mit Eigenentwicklung
Schwerpunkt für Industrie und Gewerbe innerhalb der Entwicklungsachse
Schwerpunkt für Dienstleistungen
Gewerblich-industrieller Standort außerhalb der Entwicklungsachse
Raumkategorien
Verdichteter Raum um Lörrach
Randzone um den verdichteten Raum
Ländlicher Raum
Gemeinschaftliche Förderung nach Ziel 5b in Baden-Württemberg
Oberzentren
Mittelzentren
Unterzentren
Doppelzentren
Entwicklungsachsen
Ausgeformte LEP-Entwicklungsachse
Regionale Entwicklungsachse
Regionale Siedlungsstruktur
Ort als Siedlungsbereich (innerhalb von Entwicklungsachsen)
Gemeinde als Siedlungsbereich (außerhalb der Entwicklungsachsen)
Gemeinde mit Eigenentwicklung
GIGE + GI Gewerbe- undGE + GI IndustriestandortGE* *Flächenansprüche, die über die GE-Funktion
hinausgehen, sind auf dem Gelände des inter-kummunalen Geländeparks umzusetzen
Raumkategorien
Verdichteter Raum um Lörrach
Ländlicher Raum
Randzone um den verdichteten Raum
Oberzentren
Mittelzentren
Unterzentren
Kleinzentren
Doppelzentren
EntwicklungsachsenLandesentwicklungsachsePlansatz 2.2.1
Regionale EntwicklungsachsePlansatz 2.2.2
RaumkategorienVerdichtungsbereich im ländlichen Raum laut Landesentwicklungsplan
Grenzen
Naturpark
Landkreis
Gemeinde
Regionalplan 2000Regionalverband Hochrhein-Bodensee
Regionalplan 1995Regionalverband Südlicher Oberrhein
Regionalplan 1998Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg
Zentrale Orte Zentrale OrteZentrale Orte
Oberzentren
Mittelzentren
Unterzentren
Kleinzentren
Doppelzentren
Vorschlag Oberzentrum
Vorschlag Mittelzentrum
Orte mit zentralörtlicher Funktion in der Schweiz
Entwicklungsachsen
Ausgeformte Entwicklungsachse
Vorschlag des Regionalverbandes: Ausweisung einer Landesentwicklungs-achse bei der Fortschreibung des LEP
Regionale Siedlungsstruktur
Siedlungsbereich innerhalb der Entwicklungsachse
Verwaltungsraum Einheitsgemeinde mit Siedlungs-bereich außerhalb der Entwicklungsachse
Gemeinde mit Eigenentwicklung
Schwerpunkt für Industrie und Gewerbe innerhalb der Entwicklungsachse
Schwerpunkt für Dienstleistungen
Gewerblich-industrieller Standort außerhalb der Entwicklungsachse
Raumkategorien
Verdichteter Raum um Lörrach
Randzone um den verdichteten Raum
Ländlicher Raum
Gemeinschaftliche Förderung nach Ziel 5b in Baden-Württemberg
Oberzentren
Mittelzentren
Unterzentren
Doppelzentren
Entwicklungsachsen
Ausgeformte LEP-Entwicklungsachse
Regionale Entwicklungsachse
Regionale Siedlungsstruktur
Ort als Siedlungsbereich (innerhalb von Entwicklungsachsen)
Gemeinde als Siedlungsbereich (außerhalb der Entwicklungsachsen)
Gemeinde mit Eigenentwicklung
GIGE + GI Gewerbe- undGE + GI IndustriestandortGE* *Flächenansprüche, die über die GE-Funktion
hinausgehen, sind auf dem Gelände des inter-kummunalen Geländeparks umzusetzen
Raumkategorien
Verdichteter Raum um Lörrach
Ländlicher Raum
Randzone um den verdichteten Raum
Oberzentren
Mittelzentren
Unterzentren
Kleinzentren
Doppelzentren
EntwicklungsachsenLandesentwicklungsachsePlansatz 2.2.1
Regionale EntwicklungsachsePlansatz 2.2.2
RaumkategorienVerdichtungsbereich im ländlichen Raum laut Landesentwicklungsplan
Grenzen
Naturpark
Landkreis
Gemeinde
Regionalplan 2000Regionalverband Hochrhein-Bodensee
Regionalplan 1995Regionalverband Südlicher Oberrhein
Regionalplan 1998Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg
Zentrale Orte Zentrale OrteZentrale Orte
Oberzentren
Mittelzentren
Unterzentren
Kleinzentren
Doppelzentren
Vorschlag Oberzentrum
Vorschlag Mittelzentrum
Orte mit zentralörtlicher Funktion in der Schweiz
Entwicklungsachsen
Ausgeformte Entwicklungsachse
Vorschlag des Regionalverbandes: Ausweisung einer Landesentwicklungs-achse bei der Fortschreibung des LEP
Regionale Siedlungsstruktur
Siedlungsbereich innerhalb der Entwicklungsachse
Verwaltungsraum Einheitsgemeinde mit Siedlungs-bereich außerhalb der Entwicklungsachse
Gemeinde mit Eigenentwicklung
Schwerpunkt für Industrie und Gewerbe innerhalb der Entwicklungsachse
Schwerpunkt für Dienstleistungen
Gewerblich-industrieller Standort außerhalb der Entwicklungsachse
Raumkategorien
Verdichteter Raum um Lörrach
Randzone um den verdichteten Raum
Ländlicher Raum
Gemeinschaftliche Förderung nach Ziel 5b in Baden-Württemberg
Oberzentren
Mittelzentren
Unterzentren
Doppelzentren
Entwicklungsachsen
Ausgeformte LEP-Entwicklungsachse
Regionale Entwicklungsachse
Regionale Siedlungsstruktur
Ort als Siedlungsbereich (innerhalb von Entwicklungsachsen)
Gemeinde als Siedlungsbereich (außerhalb der Entwicklungsachsen)
Gemeinde mit Eigenentwicklung
GIGE + GI Gewerbe- undGE + GI IndustriestandortGE* *Flächenansprüche, die über die GE-Funktion
hinausgehen, sind auf dem Gelände des inter-kummunalen Geländeparks umzusetzen
Raumkategorien
Verdichteter Raum um Lörrach
Ländlicher Raum
Randzone um den verdichteten Raum
Oberzentren
Mittelzentren
Unterzentren
Kleinzentren
Doppelzentren
EntwicklungsachsenLandesentwicklungsachsePlansatz 2.2.1
Regionale EntwicklungsachsePlansatz 2.2.2
RaumkategorienVerdichtungsbereich im ländlichen Raum laut Landesentwicklungsplan
Grenzen
Naturpark
Landkreis
Gemeinde
Regionalplan 2000Regionalverband Hochrhein-Bodensee
Regionalplan 1995Regionalverband Südlicher Oberrhein
Regionalplan 1998Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg
Zentrale Orte Zentrale OrteZentrale Orte
Oberzentren
Mittelzentren
Unterzentren
Kleinzentren
Doppelzentren
Vorschlag Oberzentrum
Vorschlag Mittelzentrum
Orte mit zentralörtlicher Funktion in der Schweiz
Entwicklungsachsen
Ausgeformte Entwicklungsachse
Vorschlag des Regionalverbandes: Ausweisung einer Landesentwicklungs-achse bei der Fortschreibung des LEP
Regionale Siedlungsstruktur
Siedlungsbereich innerhalb der Entwicklungsachse
Verwaltungsraum Einheitsgemeinde mit Siedlungs-bereich außerhalb der Entwicklungsachse
Gemeinde mit Eigenentwicklung
Schwerpunkt für Industrie und Gewerbe innerhalb der Entwicklungsachse
Schwerpunkt für Dienstleistungen
Gewerblich-industrieller Standort außerhalb der Entwicklungsachse
Raumkategorien
Verdichteter Raum um Lörrach
Randzone um den verdichteten Raum
Ländlicher Raum
Gemeinschaftliche Förderung nach Ziel 5b in Baden-Württemberg
Oberzentren
Mittelzentren
Unterzentren
Doppelzentren
Entwicklungsachsen
Ausgeformte LEP-Entwicklungsachse
Regionale Entwicklungsachse
Regionale Siedlungsstruktur
Ort als Siedlungsbereich (innerhalb von Entwicklungsachsen)
Gemeinde als Siedlungsbereich (außerhalb der Entwicklungsachsen)
Gemeinde mit Eigenentwicklung
GIGE + GI Gewerbe- undGE + GI IndustriestandortGE* *Flächenansprüche, die über die GE-Funktion
hinausgehen, sind auf dem Gelände des inter-kummunalen Geländeparks umzusetzen
Raumkategorien
Verdichteter Raum um Lörrach
Ländlicher Raum
Randzone um den verdichteten Raum
Oberzentren
Mittelzentren
Unterzentren
Kleinzentren
Doppelzentren
EntwicklungsachsenLandesentwicklungsachsePlansatz 2.2.1
Regionale EntwicklungsachsePlansatz 2.2.2
RaumkategorienVerdichtungsbereich im ländlichen Raum laut Landesentwicklungsplan
Grenzen
Naturpark
Landkreis
Gemeinde
Regionalplan 2000Regionalverband Hochrhein-Bodensee
Regionalplan 1995Regionalverband Südlicher Oberrhein
Regionalplan 1998Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg
Zentrale Orte Zentrale OrteZentrale Orte
Oberzentren
Mittelzentren
Unterzentren
Kleinzentren
Doppelzentren
Vorschlag Oberzentrum
Vorschlag Mittelzentrum
Orte mit zentralörtlicher Funktion in der Schweiz
Entwicklungsachsen
Ausgeformte Entwicklungsachse
Vorschlag des Regionalverbandes: Ausweisung einer Landesentwicklungs-achse bei der Fortschreibung des LEP
Regionale Siedlungsstruktur
Siedlungsbereich innerhalb der Entwicklungsachse
Verwaltungsraum Einheitsgemeinde mit Siedlungs-bereich außerhalb der Entwicklungsachse
Gemeinde mit Eigenentwicklung
Schwerpunkt für Industrie und Gewerbe innerhalb der Entwicklungsachse
Schwerpunkt für Dienstleistungen
Gewerblich-industrieller Standort außerhalb der Entwicklungsachse
Raumkategorien
Verdichteter Raum um Lörrach
Randzone um den verdichteten Raum
Ländlicher Raum
Gemeinschaftliche Förderung nach Ziel 5b in Baden-Württemberg
Oberzentren
Mittelzentren
Unterzentren
Doppelzentren
Entwicklungsachsen
Ausgeformte LEP-Entwicklungsachse
Regionale Entwicklungsachse
Regionale Siedlungsstruktur
Ort als Siedlungsbereich (innerhalb von Entwicklungsachsen)
Gemeinde als Siedlungsbereich (außerhalb der Entwicklungsachsen)
Gemeinde mit Eigenentwicklung
GIGE + GI Gewerbe- undGE + GI IndustriestandortGE* *Flächenansprüche, die über die GE-Funktion
hinausgehen, sind auf dem Gelände des inter-kummunalen Geländeparks umzusetzen
Raumkategorien
Verdichteter Raum um Lörrach
Ländlicher Raum
Randzone um den verdichteten Raum
Oberzentren
Mittelzentren
Unterzentren
Kleinzentren
Doppelzentren
EntwicklungsachsenLandesentwicklungsachsePlansatz 2.2.1
Regionale EntwicklungsachsePlansatz 2.2.2
RaumkategorienVerdichtungsbereich im ländlichen Raum laut Landesentwicklungsplan
Grenzen
Naturpark
Landkreis
Gemeinde
4 4 4 5
Herangehensweise
Aufbauend auf den gesetzlichen und planerischen Rah-
menbedingungen sind als Grundlage für den Naturpark-
plan eine Konzeption zur nachhaltigen Entwicklung
des Naturparks und eine vertiefende Entwicklungskon-
zeption über den Teilbereich Sporttourismus erarbei-
tet worden. Mit der Bearbeitung der Konzeption zur
nachhaltigen Entwicklung des Naturparks wurde die
Arbeitsgemeinschaft Planungsgruppe Ökologie + Um-
welt SÜD (Rottenburg a. N.) und FUTOUR - Umwelt-,
Tourismus- und Regionalberatung (München), mit der
Entwicklungskonzeption Sporttourismus für den Natur-
park Südschwarzwald das Institut für Natursport und
Ökologie der Deutschen Sporthochschule Köln beauf-
tragt. Mit den Konzeptionen ist ein Gesamtkonzept zur
Umsetzung des Naturparks Südschwarzwald und seiner
Ziele sowie die Basis für den Naturparkplan entwickelt
und erarbeitet worden:
• Bestehende Pläne, Konzepte und Initiativen wur-
den aufgenommen, weiterentwickelt und in das
Gesamtkonzept eingebunden.
• Die angesprochenen Themenbereiche Natur- und
Landschaft, Land- und Forstwirtschaft, Freizeit,
Erholung und Tourismus sowie Siedlungsentwick-
lung, Energie und Verkehr wurden nicht isoliert
voneinander betrachtet, sondern im Hinblick auf
zu nutzende Synergieeffekte in einem vernetzten
System.
• Auch die Naturparkkonzeptionen sind ‚von unten’
erarbeitet worden: Die Einbeziehung von möglichst
vielen Akteuren vor Ort spielte eine entscheidende
Rolle.
• Mit den Konzeptionen werden Empfehlungen für
ein handlungs- und zukunftsorientiertes, d.h. fle-
xibel und dynamisiert ausgerichtetes Naturpark-
Management gemacht.
Offenes Forum Naturpark – Entwicklung von Leitbil-
dern, Leitlinien und Zielen
Zusammen mit möglichst vielen Akteuren des Raumes
sind das Leitbild, die Leitlinien ebenso wie auch die not-
wendigen Strategien, Ziele und Maßnahmen in einem
‚Offenen Forum Naturpark‘ (OFN) erarbeitet worden.
Das OFN besteht aus drei verschiedenen Elementen:
• Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger im Na-
turpark wurden zum Runden Tisch in der Region
eingeladen. Ziel der Runden Tische in den regi-
onalen Bereichen Wiesental, Hotzenwald, Hoch-
schwarzwald, Mittlerer Schwarzwald / Höfegebiet
und Elztal war die Information der Bevölkerung
und die Entwicklung einer Ideenbörse.
• In mehreren Sitzungen wurden mit ausgewählten,
innovativen Personen aus der Region im Forum Na-
turpark ein ganzheitliches Leitbild und Leitlinien er-
arbeitet. Darüber hinaus wurden in diesem Gremi-
um neue Wege und Strategien für den Naturpark
entwickelt und diskutiert.
• Aus dem ‚Runden Tisch‘ sowie dem ‚Forum Na-
turpark‘ ergaben sich einzelne Themen, die es in
Arbeitsgruppen zu vertiefen galt, um Umsetzungs-
maßnahmen zu erarbeiten.
3.1 Gesetzliche und planerische Grundlagen
3. Leitbilder und Ziele
4 4 4 5
Das Forum Naturpark hat zwischen April 1999 und März
2000 das Naturpark-Leitbild und die Leitlinien zu den
Themenbereichen ‚Natur und Landschaft‘, ‚Landwirt-
schaft und Vermarktung‘, ‚Wald und Holzwirtschaft‘,
‚Erholung und Tourismus‘ sowie ‚Siedlungsentwicklung,
Energie und Verkehr‘, die von den Arbeitsgruppen und/
oder Gutachtern entwickelt und vorformuliert wurden,
querschnittsorientiert diskutiert, überarbeitet, geordnet
und ausformuliert. Der durch diesen Diskussionsprozess
gefundene Konsens dient als Grundlage für die weitere
Arbeit im Naturpark Südschwarzwald.
• Im Leitbild wird die übergeordnete Zielsetzung der
gemeinsamen Weiterentwicklung im Naturpark
kurz und prägnant formuliert. Dabei wird bereits
deutlich gemacht, dass es um die Gesamtheit der
Landschaft im Naturpark, d.h. um den Natur- und
Landschaftsschutz ebenso wie um die Landwirt-
schaft, die Waldwirtschaft, die Erholungsnutzung
und die Siedlungsentwicklung geht. Die Naturpark-
Gemeinden werden aufgefordert, regionale Chan-
cen aktiv aufzugreifen und die gegenseitige Infor-
mation und Zusammenarbeit zu effektivieren.
• In den Leitlinien werden für jeden der genannten
Themenbereiche gemeinsame Zielsetzungen for-
muliert.
• Für alle über den Naturpark laufende Projekte sind
darüber hinaus Ziele aufgestellt worden, die das
Leitbild, respektive die entsprechende(n) Leitlinie(n)
räumlich und inhaltlich konkretisieren.
Anschließend wurden in einem Maßnahmenkatalog alle
vorgeschlagenen Projektideen aufgeführt (vgl. Hage,
Popp et al., 2000). Für die Naturpark-Konzeption wur-
den diese Projektideen im Gesamtzusammenhang ge-
ordnet und für jeden Themenbereich Maßnahmen für
die Weiterbearbeitung in der nächsten Realisierungs-
phase vorgeschlagen (vgl. ebd.).
Nat
urp
ark
Süd
sch
war
zwal
d e
.V.
PH
AS
E I
Bestandsanalyse
Chancen
Konflikte
Leitbild
Leitlinien
Strategie, Ziele
LupenModelbeispiele
Räumliche
Entwicklung
Entwicklungen
Prioritäten
Geamtkonzeption
Abbildung 6: Vorgehen bei der Erarbeitung der Natur-
parkkonzeptionen (Hage, Popp et al., 2000)
3. Leitbilder und Ziele
3.1 Gesetzliche und planerische Grundlagen
PH
AS
E I
IP
HA
SE
III
Reg
ion
ale
un
d lo
kale
Akt
eure
/ O
ffen
es F
oru
m N
atu
rpar
k
4 6 4 7
Räumliche Naturparkkonzeption
Der vorliegende Naturparkplan stellt keine starre Vorga-
be für den Naturpark Südschwarzwald dar und bedarf
eines weiteren fortlaufenden Diskussions- und Anpas-
sungsprozesses. Das Offene Forum Naturpark stellt eine
gute Basis dar, diesen Diskussions- und Anpassungspro-
zess konstruktiv zu begleiten.
Die Ergebnisse der Bestandsanalyse und das Leitbild
mit den Leitlinien zu den einzelnen Themen Natur und
Landschaft, Landwirtschaft und Vermarktung, Wald und
Holzwirtschaft, Freizeit und Erholung sowie Siedlungs-
entwicklung, Energie und Verkehr sind Grundlage für
eine raumbezogene Naturparkkonzeption.
Im Naturparkplan werden im regionalen Maßstab, hand-
lungsorientiert die Räume und Bereiche vertiefend für
Tourismus, Sporttourismus, Freizeit und Erholung auf-
gezeigt,
• die landschaftlich besonders hochwertig sind und
vor negativen Einflüssen gesichert werden müssen,
• die eine besondere Eignung für eine (Weiter-)Ent-
wicklung der Kulturlandschaft im Sinne der Natur-
park-Philosophie aufweisen,
• in denen die Entwicklungen gesteuert werden soll-
ten, um das Leitbild und die Leitlinien auch räum-
lich umzusetzen.
Das Kapital des Naturparks Südschwarzwald ist die na-
türliche Ausstattung, Schönheit und der Erholungswert
der Landschaft. Sie stellen auch die Voraussetzung für
die Weiterentwicklung der Kulturlandschaft dar. So
werden z.B. sehr hochwertige Landschaften für den
Arten- und Biotopschutz für Erholungs- und Freizeit-
aktivitäten genutzt, wodurch möglicherweise Konflikte
entstehen, die es zu lösen gilt. Lösungsansätze hierzu
gibt der Naturparkplan maßgeblich für die Bereiche
des Tourismus und Sporttourismus sowie der Freizeit-
und Erholungsnutzung. Sie können genutzt werden,
um bestehende Probleme zu mindern, aber auch insbe-
sondere um zukünftige Konflikte zwischen Landschaft
und Freizeitaktivitäten von vornherein zu vermeiden.
Die Konzeption zur Nachhaltigen Entwicklung des Na-
turparks Südschwarzwald (Hage, Popp et al., 2000),
die Entwicklungskonzeption Sporttourismus im Natur-
park Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2000) oder der
Entwicklungsplan zum Naturschutzgroßprojekt Feld-
berg-Belchen-Oberes Wiesental, sowie die Naturschutz-
konzeption (BNL 2003) ‚Oberer Hotzenwald’, ‚Oberes
Murgtal’ und ‚Rohrhardsberg und Umgebung’ vertiefen
überdies einzelne Aspekte dieser Fragestellung.
Bei der Naturparkplanung handelt es sich jedoch nicht
um eine endgültige Planung, sondern um Konzepte,
die offen und dynamisch weiterentwickelt werden sol-
len. Die Umsetzung kann nicht von heute auf morgen
geschehen. Die angesprochenen Themen und Facetten
stellen Bausteine einer offenen Konzeption dar. Sie wird
mit den im Offenen Forum Naturpark entwickelten Pro-
jekten und Maßnahmen gefüllt, die im Gesamten die
Philosophie des Naturparks verdeutlichen und umset-
zen. Alle Maßnahmen müssen sich an dem selbst auf-
erlegten Orientierungsrahmen des Leitbildes und der
Leitlinien messen. Hierbei gibt es Projekte, die räumlich
festgelegt werden können, und andere, die nur indirek-
te oder gar keine räumliche Ausprägung haben.
Es wird wichtig sein, Wechselwirkungen – positiv wie
negativ – aufzuzeigen. Konflikte müssen gelöst, posi-
tive Synergieeffekte genutzt und gestärkt werden. Die
bestehenden und geplanten Nutzungen im Naturpark
müssen sich künftig an der Empfindlichkeit von Lebens-
räumen und ihrer Arten sowie der Landschaft orientie-
ren.
3. Leitbilder und Ziele
3.1 Gesetzliche und planerische Grundlagen
4 6 4 7
3.2.1 Leitbild für Naturparke in Deutschland
Naturparke sind geschaffen worden, um großräumige
Kulturlandschaften, die aus Naturschutzgründen sowie
wegen ihrer besonderen Eigenart und Schönheit von he-
rausragender Bedeutung sind, zu erhalten, zu pflegen,
zu entwickeln oder wieder herzustellen. Jeder Natur-
park repräsentiert dabei eine einzigartige Landschaft
mit ihrem besonderen Erscheinungsbild.
Naturparke sollen sich in konsequenter Weiterentwick-
lung dieses Leitgedankens – auch unter wissenschaftli-
cher Begleitung – zu ‚großräumigen Vorbildlandschaf-
ten’ entwickeln und Regionen einer nachhaltigen Ent-
wicklung des ländlichen Raums werden. Hierbei müs-
sen in den Naturparken der Naturschutz und die Erho-
lungsvorsorge mit einer umwelt- und naturverträglichen
Landnutzung und Wirtschaftsentwicklung sowie einer
schonenden und nachhaltigen Bewirtschaftung der na-
türlichen Ressourcen verbunden werden.
Naturparke verbessern die Möglichkeiten einer land-
schaftsbezogenen Erholung, insbesondere für die Be-
völkerung der Ballungsgebiete, und fördern besonders
in strukturschwachen Regionen die Entwicklung eines
nachhaltigen Tourismus. Naturparke fördern eine nach-
haltige Landnutzung in der Land- und Forstwirtschaft.
Sie orientieren sich dabei vorrangig am Leitbild einer
Kulturlandschaft ohne musealen Charakter, die nur mit
den und für die im Gebiet lebenden Menschen erhalten
und gestaltet werden kann. Diese Form der Landnut-
zung erhält und schafft zugleich die Voraussetzungen
für die Erfüllung der Aufgaben im Bereich von Erholung
und Tourismus sowie Naturschutz und Landschaftspfle-
ge.
Naturparke kooperieren mit den verschiedenen gesell-
schaftlichen Gruppen und fördern einen Interessenaus-
gleich zwischen ihnen. Schwerpunkt der Arbeit sind inso-
fern Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit. So schaffen
sie Verständnis und Akzeptanz für den Naturschutz, för-
dern die regionale Identität und das Verständnis für eine
nachhaltige Gesamtentwicklung des ländlichen Raumes
(Verband Deutscher Naturparke e.V., 2001).
3.2.2 Leitbild für den Naturpark Südschwarz-wald
Die reiche und intakte Natur- und Kulturlandschaft, das
gesunde Mittelgebirgsklima sowie die kulturelle und bi-
ologische Vielfalt machen den Naturpark Südschwarz-
wald zu einem Lebens- und Erlebnisraum mit einzigarti-
gen Qualitäten. Wir wollen diese Landschaft gemeinsam
für die hier lebenden und arbeitenden Menschen, ihre
nachfolgenden Generationen sowie für unsere Gäste
als vorbildliche Erholungslandschaft weiter entwickeln.
Dies soll unter Wahrung der Prinzipien der Nachhaltig-
keit erfolgen.
Hierzu wollen wir:
• die charakteristische Eigenart und Vielfalt unserer
Natur und Landschaft mit ihrer Tier- und Pflanzen-
welt, die sich in ihrer Einzigartigkeit von allen ande-
ren Mittelgebirgsregionen deutlich unterscheidet,
pflegen und weiter entwickeln und sie in geeigne-
ten Teilbereichen sich selbst und ihrer natürlichen
Dynamik überlassen. Den hier lebenden Menschen
soll dieses Naturraumpotential als eine besondere
Standortqualität vermittelt werden.
• neue Perspektiven für eine dauerhaft umweltge-
rechte Landwirtschaft aufzeigen und entwickeln,
damit ihre Multifunktion für die einzigartige Qua-
lität der Kulturlandschaft mit ihrem offenen Cha-
rakter sichergestellt werden kann. Dazu streben
wir eine Verbesserung der Wertschöpfung über
eine verstärkte Nachfrage für die Erzeugnisse und
Dienstleistungen der Bauern im Naturpark an.
• eine Waldwirtschaft fördern, die sich an den Grund-
sätzen einer naturnahen Waldwirtschaft und der
Sicherung der Waldfunktionen orientiert. Dafür
möchten wir neue Impulse für die Nachfrage, Ver-
wendung und Verarbeitung heimischen Holzes in-
nerhalb und außerhalb der Region geben.
• den Südschwarzwald als vorbildliche Erholungsland-
schaft im Einklang mit dem Natur- und Kulturerbe
weiterentwickeln. Seine internationale Bedeutung
3.2 Leitbilder
3. Leitbilder und Ziele
4 8 4 9
als traditionelle Sport-, Kultur- und Tourismusregion
möchten wir nachhaltig stärken.
• den Städten und Gemeinden Wege aufzeigen, Sied-
lungen, Infrastruktur und Arbeitsplätze im Einklang
mit den Zielen des Naturparks in einer landschafts-
und ressourcenschonenden sowie kulturraumge-
rechten Weise zu entwickeln, ohne die dafür not-
wendigen Planungsspielräume einzuschränken.
• die Stärken der Region betonen sowie innovative
Kräfte ihrer Bevölkerung fördern, um dadurch die
Identität der Region zu stärken. Im Naturpark sehen
wir große Chancen für eine integrierte Entwicklung
im Südschwarzwald. Damit kann eine selbstbewuss-
te Darstellung nach außen unterstützt werden. So
wird sich der Naturpark Südschwarzwald zu
einem gefragten Standort- und Markenzeichen
entwickeln.
• eine Organisationsstruktur des Naturparks realisie-
ren, die gegenseitigen Informationsfluss, frühzeiti-
ge Beratung und Abstimmung sowie neue Formen
effektiver Zusammenarbeit ermöglicht, um dadurch
die Ziele des Naturparks Südschwarzwald zu ver-
wirklichen. Dies erfolgt unter möglichst intensi-
ver und aktiver Beteiligung der Bevölkerung, der
Interessensgruppen sowie regional angesiedelter
Institutionen. Er eröffnet damit aber auch Voraus-
setzungen, um für die Region notwendige politi-
sche Unterstützungen und finanzielle Förderungen
sicherzustellen.
• den Naturpark Südschwarzwald auch als praxis-
nahe Beratungsinstitution verstanden sehen, der
Behörden und Planungsträgern Unterstützung an-
bietet, bei ihrer Arbeit verstärkt Ziele, Aufgaben
und Grundsätze des Naturschutzes, der Landschafts-
pflege und der Erholungsvorsorge zu integrieren. Er
zeigt dabei Ansätze und Wege zur praxisorientier-
ten Umsetzung fachlicher Entwicklungsziele auf.
Weiterentwicklung des Leitbildes und der Leitlinien
für den Naturpark Südschwarzwald
Das Naturpark-Leitbild und die Naturpark-Leitlinien sind
kein statisches Ergebnis. Der Prozess zur Entwicklung des
Leitbildes und der Leitlinien ist dynamisch ausgerichtet
worden, weshalb alle dort im Konsens entwickelten Aus-
sagen auch einer Aktualisierung und Fortschreibung un-
terworfen werden müssen. Je nach Entwicklungsstand
der Umsetzung wird es daher in den kommenden Jah-
ren zu Anpassungen beim Leitbild und den Leitlinien
kommen müssen. Diese Aufgabe sollte u.a. vom Forum
Naturpark mit übernommen werden, das dazu auch die
Fach-Arbeitsgruppen einbinden kann. Das Leitbild und
die Leitlinien des Naturparks Südschwarzwald sollen als
dynamische Vision verstanden werden, die der Natur-
park benötigt, um auf einem gemeinsamen Konsens
einen konsequenten und permanenten Prozess der
Qualitätsverbesserung in der Region zu etablieren. Im
Wettbewerb der Regionen werden nur diejenigen zu
den Siegern zählen, die sich derartiger Instrumente
bedienen und welche daraus auch die Synergieeffekte
ziehen, die für ganzheitliche Entwicklungen auf einer
breiten und konsensfähigen Basis notwendig sind.
3. Leitbilder und Ziele
3.2 Leitbilder
4 8 4 9
3.3.1 Natur – Landschaft
Leitlinien*
Bedeutung der Landschaft
In Schönheit, Vielfalt und Eigenart der Landschaft se-
hen wir die Basis der Lebensqualität unserer Bevölke-
rung sowie von Tourismus, Freizeit und Erholung im
Naturpark Südschwarzwald. Wir wollen deshalb den
Wirtschaftsfaktor Tourismus im Einklang mit Natur
und Landschaft und den Bewohnern dieser Region
dauerhaft umweltgerecht entwickeln.
Schutz durch Nutzung
Die einzigartige und vielfältige Kulturlandschaft des
Naturparks Südschwarzwald ist das Ergebnis jahrhun-
dertelanger Landnutzung. Wir wollen die besonde-
re Charakteristik dieses Kulturlandschaft-Mosaiks
erhalten.
Honorierung ökologischer Leistungen
Durch eine Verbesserung der Wertschöpfung für
land- und forstwirtschaftliche Erzeugnisse soll die
Weiterentwicklung der Kulturlandschaft vorrangig
erreicht werden. Die ökologischen Leistungen der
Landbewirtschaftung sollen dauerhaft honoriert
werden.
Natürliche Ressourcen
Die natürlichen Lebensgrundlagen wie Boden, Was-
ser, Klima, Luft u.a. wollen wir im Hinblick auf die
Lebensqualität der Bewohner und der Gäste nachhal-
tig sichern, pflegen und ggf. sanieren. Die Leistungs-
fähigkeit des Naturhaushalts ist zu erhalten und zu
verbessern.
Arten und Biotope
Der Naturpark Südschwarzwald verfügt über eine
Vielzahl von wertvollen Lebensräumen mit vielen
charakteristischen, aber auch seltenen Tieren und
Pflanzen. Diese sollen nachhaltig erhalten, gepflegt
und weiter entwickelt und geeignete Flächen ihrer
natürlichen Entwicklung überlassen werden.
Orientierung an der Empfindlichkeit von Natur und
Landschaft
Zur Sicherung der einzigartigen Landschaft wollen
wir bauliche Maßnahmen und notwendige Infra-
struktureinrichtungen vorrangig an den Qualitäten
und den Empfindlichkeiten dieser Landschaft ori-
entieren. Unser Bestreben gilt der Förderung land-
schaftsverträglicher Beispiele und der Behebung von
Landschaftsschäden.
Ruhezonen und Vernetzung
Neue Infrastrukturvorhaben für Siedlung, Energie
und Freizeit zerschneiden neben Verkehrstrassen
wertvolle Lebensräume. Wir wollen deshalb im Na-
turpark Südschwarzwald in weniger erschlossenen
Ruhezonen ungestörte Entwicklungen bieten und
Lebensräume wieder großräumig miteinander ver-
netzen.
Angebote statt Verbote
Die im Naturpark Südschwarzwald verfolgten Ziele
für Natur und Landschaft wollen wir vorrangig über
freiwillige Leistungen und Angebote, statt über Ver-
bote anstreben. Dies kann in einer Kulturlandschaft
vor allem über naturverträgliche Nutzungskonzepte
realisiert werden.
Bewusstseinsbildung
Die nachhaltige Sicherung und Entwicklung der ein-
zigartigen Südschwarzwälder Landschaft mit und für
die hier lebenden Menschen ist unser Ziel. Eine um-
fassende Bewusstseinsbildung für die Werte und die
Qualität der Landschaft ist ein vordringliches Anlie-
gen des Naturparks.
* Die Leitlinien wurden durch das Forum Naturpark
erarbeitet und im Rahmen der Naturparkkonzeption
verabschiedet.
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
3. Leitbilder und Ziele
5 0 5 1
Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien für
Natur- und Landschaft
Die Analyse der Landschaften des Südschwarzwaldes
zeigt sehr hochwertige Potentiale auf.
Im Folgenden werden die wichtigsten Aspekte, die die
Qualität der Landschaften nachhaltig verändern und be-
einträchtigen können, angesprochen und Lösungsmög-
lichkeiten aufgezeigt.
Boden:
Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:
• Erhaltung und Verbesserung der für Pflanzenge-
sellschaften und Lebensgemeinschaften wertvollen
Standorte
• Erhaltung der Böden mit hoher Bedeutung für Kul-
turpflanzen
• Erhaltung der Bereiche mit hohem Wasserrückhal-
tevermögen, andererseits die Minderung des Ober-
flächenwasserabflusses durch eine Verbesserung des
Wasserrückhaltevermögens in der Landschaft, z.B.
durch wasserrückhaltende Vegetationsstrukturen
• Vordringliche Erhaltung oder Verbesserung der
Grundwasserqualität durch Verminderung bzw.
Vermeidung von Schadstoffeinträgen insbesonde-
re in Bereichen mit Böden geringen Schadstoffbin-
dungsvermögens
• Vermeidung bzw. Verminderung der Bodenerosion
insbesondere in Bereichen mit hoher Bodenerosi-
onsempfindlichkeit durch Belassen oder Einbringen
erosionsmindernder Vegetationsstrukturen
• Minderung bzw. Vermeidung von Bodenverdich-
tung insbesondere in Bereichen mit hoher Verdich-
tungsempfindlichkeit des Bodens
• Erhaltung oder Verbesserung der Bodenwasserver-
hältnisse insbesondere in grund- oder stauwasser-
abhängigen bzw. -geprägten Bereichen
Grundwasser, Oberflächengewässer und Hochwasser-
schutz
Wasser übernimmt im Ökosystem wichtige Funktionen,
die Lebensgrundlage für Pflanzen, Tiere und den Men-
schen sind. Im Folgenden sind die Entwicklungsziele und
Umsetzungsstrategien für Grundwasser, Oberflächenge-
wässer und Hochwasserschutz angeführt.
Grundwasser:
Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:
• Bereiche mit hoher Grundwasserneubildungsrate
langfristig zu erhalten
• Schützende Deckschichten zu erhalten und beson-
ders bei mangelhafter Schutzfunktion der Grund-
wasserüberdeckung Belastungen und Schadstoff-
einträge zu vermindern bzw. zu vermeiden
• Für die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung
der Region Quellen und Grundwassergewinnungs-
gebiete vor Verunreinigung und konkurrierenden
Nutzungen zu schützen. Dies betrifft insbesondere
die Nitratbelastungen im intensiv landwirtschaftlich
genutzten Baar-Wutach-Gebiet
Bei Eingriffen in die Landschaft ist Grundwasser sowohl
unter
• quantitativen Aspekten (Grundwasserneu-
bildung),
• qualitativen Aspekten (Schutzfunktion der
Grundwasserüberdeckung) als auch unter
• Nutzungsaspekten (Wasserschutzgebiete)
zu erheben, zu beurteilen und abzuwägen.
Oberflächengewässer:
Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:
• Die Gewässer mit geringer Belastung zu sichern
bzw. bei sonstigen Gewässern Belastungen zu re-
duzieren
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
5 0 5 1
• Naturnahe Fließgewässer zu erhalten bzw. beein-
trächtigte oder naturferne Fließgewässer zu rena-
turieren
• Solche Lebensräume bzw. Vernetzungselemente in
ihrem räumlichen Zusammenhang zu erhalten oder
wiederherzustellen
Im Mittelpunkt der Betrachtung der Oberflächengewäs-
ser stehen die Fließgewässer hinsichtlich
• der Gewässergüte / Gewässerbelastung,
• des morphologischen Zustandes und
• der Eignung zur Entwicklung durchgängiger und
naturnaher Gewässer und Auen insbesondere für
den Arten- und Biotopschutz.
Hochwasserschutz:
Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:
• Sicherung und Rückgewinnung natürlicher Über-
schwemmungsflächen zur Risikovorsorge in über-
flutungsgefährdeten Bereichen sowie zum Rückhalt
des Wassers in seinen Einzugsbereichen/-flächen
• Ausweisung von Vorranggebieten für den Hoch-
wasserschutz
Für den vorbeugenden Hochwasserschutz sind in den
Regionalplänen entsprechende Gebiete festgelegt.
Gewässerentwicklung:
Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:
• Die Erhaltung und Wiederherstellung naturnaher
Gewässerstrukturen (die naturnahe Regelung des
Wasserhaushalts und des Abflussgeschehens sowie
die Reinhaltung der Gewässer bzw. die Verbesse-
rung der Gewässergüte)
• Einzugsgebiete für zu schützende bzw. zu renatu-
rierende Fließgewässer in vollem Umfang zu be-
rücksichtigen
Im Schwarzwald unterliegen die größeren Fließgewässer
einem besonders starken Siedlungs- und Verkehrswe-
gedruck. Die vorliegenden oder geplanten Gewässer-
entwicklungskonzepte und Gewässerentwicklungspla-
nungen berücksichtigen einen ganzheitlichen Ansatz.
Mit diesem Instrumentarium kann das Ziel naturnaher
Fließgewässer und Auen als funktionsfähige Ökosyste-
me konsequent verfolgt werden. Direkt in den Rhein
fließend, haben Wutach, (Wiese mit Kleiner Wiese), Kan-
der, Neumagen und Möhlin, die Elz mit Wilde Gutach,
die Gutach bei Triberg und die Alb im Naturpark hohe
Bedeutung.
Klima:
Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:
• Schutz und Verbesserung von Klima und Luft
• Lokalen Luftaustausch ermöglichen, insbesondere
jedoch bei Bezug zu Gebieten geringerer Durch-
lüftung wie dem Unteren Wiesetal, dem Zartener
Becken bzw. Dreisam- / Höllental, dem unteren Elz-
tal und dem Simonswäldertal sowie dem mittleren
/ unteren Wutachtal
• Freihaltung von Strömungshindernissen und Emit-
tenten
Das Klima hat wesentlichen Einfluss auf das ökologische
Gesamtsystem und ist somit von großer Bedeutung für
die Böden, das Grund- und Oberflächenwasser, die Flora
und Fauna und nicht zuletzt für den Menschen selbst.
Schützenswerte Landschaftsteile:
Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:
• Bewirtschaftungsverträge auf freiwilliger Basis
(wichtiges, unverzichtbare Instrument ‚Vertrags-
naturschutz’)
• umweltverträgliche Nutzungsformen (z.B. naturna-
he Waldwirtschaft)
• Schutzgebiete (neben Naturschutzgebieten, Na-
turdenkmalen und Landschaftsschutzgebieten z.B.
auch Bann- und Schonwälder) sowie deren Ver-
netzung und die Erhaltung und Aufwertung von
Kernzonen
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
5 2 5 3
Innerhalb des Naturparkgebiets (vgl. Karte 4) sind z.T.
besonders sensible Biotope erhalten. Besonderes Augen-
merk verdienen dabei alle Gebiete, die den Kriterien
und Anforderungen des europäischen Rechts (NATURA
2000) entsprechen, als Naturschutzgebiete nach Landes-
recht ausgewiesen wurden oder als besonders geschütz-
te Biotope nach § 24 a Landesnaturschutzgesetz nicht
zerstört bzw. erheblich oder nachhaltig beeinträchtigt
werden dürfen.
Der Hochschwarzwald mit dem Oberen Hotzenwald,
das Wutachtal, der Rohrhardsberg und der Mittlere
Ostschwarzwald können aus Naturschutzsicht als die
Kerngebiete des Naturparks angesehen werden. Insbe-
sondere in diesen Bereichen wird es darauf ankommen,
die hochwertige Naturausstattung für die nachfolgen-
den Generationen zu erhalten und Störungen weitrei-
chend auszuschließen.
Im Kernbereich des Naturparks Südschwarzwald sind vie-
le der floristisch und faunistisch interessanten Flächen
bereits unter Schutz gestellt. Um die Verinselung von
Schutzgebieten zu überwinden und den Austausch von
Einzelindividuen und damit den Genaustausch innerhalb
der Arten zu gewährleisten und um den Lebensraum-
bedürfnissen wandernder Tierarten gerecht zu werden,
sollten v.a. die unter Schutz gestellten Schwerpunktbe-
reiche miteinander vernetzt werden. In der Konsequenz
heißt dies, dass vor allem in solchen Vernetzungskorri-
doren vorrangiges Interesse an extensiver Bewirtschaf-
tung in Flur und Wald besteht. Aus Sicht des Natur- und
Landschaftsschutzes ist vorrangiges Ziel, die besonders
sensiblen Gebiete (Natura 2000, Naturschutzgebiete und
nach § 24 a besonders geschützte Biotope) innerhalb
des Naturparks mit ihren Lebensraumfunktionen für die
Tier- und Pflanzenarten zu erhalten und aufzuwerten.
Aber nicht nur in den Naturschutzgebieten, sondern im
gesamten Gebiet des Naturparks ist das Offenhalten
der Landschaft in angemessener extensiver Weise bei-
zubehalten.
Offenhaltung der Landschaft:
Grundsätzliche Ziele und Entwicklungsstrategien:
• Offenhaltung der Landschaft als wichtiges Anliegen
des Natur- und Landschaftsschutzes
• Erhalt wettbewerbsfähiger landwirtschaftlicher
Betriebe
• Marktfähiger Absatz regionaler Qualitätsprodukte
• Qualitätssicherung und Kennzeichnung der Produk-
te mit entsprechender Logistik und Vertrieb
• Anpassung der Förderung (MEKA)
• Erhaltung und Aufwertung der Kernzonen
• Vernetzung von Schutzbereichen
Die Offenhaltung der Landschaft ist wichtiges Anliegen
des Natur- und Landschaftsschutzes im Naturpark Süd-
schwarzwald. Die besonders strukturreichen Landschaf-
ten können nur durch die Sicherung der Offenhaltung
der Kulturlandschaft erhalten werden. Durch die agrar-
politischen Rahmenbedingungen ist mit der Aufgabe
weiterer landwirtschaftlicher Betriebe zu rechnen. Of-
fenhaltung ist aber nur über die flächendeckende Er-
haltung wettbewerbsfähiger landwirtschaftlicher Be-
triebe möglich, d.h. der Natur- und Landschaftsschutz
ist grundsätzlich an einer ausreichenden Anzahl exis-
tenzfähiger Betriebe interessiert.
Es gilt also eine sinnvolle und in Zukunft tragfähi-
ge Verknüpfung landwirtschaftlicher und natur- und
landschaftsschutzrelevanter Interessen zu installieren.
Zunehmend kann die Offenhaltung wieder über einen
marktfähigen Absatz der regionalen Qualitätsprodukte
erfolgen. Voraussetzung ist eine Qualitätssicherung und
Kennzeichnung der Produkte sowie der professionelle
Aufbau von Logistik bzw. Vertrieb.
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
5 2 5 3
3.3.2 Landwirtschaft
Leitlinien*
Umweltgerechte Landwirtschaft
Wir streben im Naturpark Südschwarzwald eine dau-
erhaft umweltgerechte Landwirtschaft an. Darunter
verstehen wir eine an den Erfordernissen bäuerlicher
Betriebe ausgerichtete, die Elemente Wasser, Boden
und Luft berücksichtigende sowie die natürliche Ar-
tenvielfalt fördernde Bewirtschaftung. Sie soll den
Bauern und ihren Familien ein vorrangig über die
Produktion gesichertes Einkommen garantieren. Der
Stellenwert der Schwarzwaldbauern soll mehr in das
Bewusstsein der einheimischen Bevölkerung wie auch
der Gäste gehoben werden.
Weiterentwicklung der Kulturlandschaft
Die Bauern im Südschwarzwald haben durch ihre Tä-
tigkeit im Naturpark Südschwarzwald diese in Europa
einzigartige Kulturlandschaft geschaffen. Wir setzen
uns deshalb dafür ein, dass die von der Gesellschaft
erwarteten Leistungen der Landwirtschaft für die
Pflege, Erhaltung und Entwicklung der Kultur-, Er-
lebnis- und Erholungslandschaft in dem Umfang ho-
noriert werden, der den am Markt erzielbaren Wert
der Produkte übersteigt.
Differenzierte Landschaftsentwicklung
Die Vielfalt der Kulturlandschaft innerhalb des Na-
turparks Südschwarzwald ist durch die klimatischen,
topographischen und historischen Unterschiede
entstanden. Daher setzen wir uns für eine differen-
zierte Entwicklungsstrategie ein, die zur Erhaltung
der Landschaftsqualität und Landschaftsoffenhal-
tung notwendig ist und die die Besonderheiten
des Allmendweidegebiets südlich des Feldbergs,
des Realteilungsgebiets im südöstlichen Teil oder
des Höfegebiets im nördlichen Teil des Naturparks
berücksichtigt.
Existenzfähige bäuerliche Landwirtschaft
Wir setzen uns für eine Verbesserung der Wertschöp-
fung einer bäuerlichen und dauerhaft umweltgerech-
ten Landwirtschaft als Grundlage für ein nachhaltiges
Wirtschaften ein. Dies beinhaltet die aktive Mitarbeit
an der Entwicklung überregionaler politischer Rah-
menbedingungen und an der Umsetzung konkreter
und praxisorientierter Lösungen in der Region.
Ausschöpfung vieler Erwerbsalternativen
Um die Existenz möglichst vieler bäuerlicher Familien
und Betriebe zu sichern, unterstützen wir alle Akti-
vitäten wie Dienstleistungen, innovative Veredelung
und Vermarktung bäuerlicher Erzeugnisse, Tourismus
im ländlichen Raum sowie verschiedenartige Koope-
rationen der Bauern. Die Orientierung an den Be-
dürfnissen der einheimischen Bevölkerung und der
Gäste sowie die Verträglichkeit mit der Kulturland-
schaft und der Umwelt sind dabei unverzichtbare
Voraussetzung.
Landschaftsqualität durch Landwirtschaft
Eine dauerhaft umweltgerechte Landwirtschaft ga-
rantiert die Qualität, die unsere Gäste von der Land-
schaft erwarten und von den Verbrauchern der Pro-
dukte zunehmend nachgefragt wird. Deshalb will der
Naturpark Südschwarzwald das Bewusstsein über die
Qualität der Landschaft und der Landbewirtschaftung
unterstützen. In diesem Sinne wollen wir wieder ver-
stärkt auf die bewährten Leistungen alter Nutztier-
rassen des Südschwarzwalds setzen.
Bewusstsein für regionale Qualität
Wir sehen die Nachfrage nach regionalen Quali-
tätsprodukten aus dem Naturpark Südschwarzwald
als Voraussetzung und Chance, um damit regional
angepasste Formen der Landbewirtschaftung zu
unterstützen und zu einer Sicherung und weiteren
Entwicklung der Kulturlandschaft beizutragen. Um
dieses Ziel zu erreichen, ist eine Bewusstseinskampa-
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
5 4 5 5
gne für die Bedeutung der Qualität regionaler Pro-
dukte und davon abhängiger Dienstleistungen der
Schwarzwaldbauern notwendig.
Qualität aus dem Südschwarzwald
Wir halten eine Erhöhung des Anteils regionaler
Qualitätsprodukte im Lebensmitteleinzelhandel des
Südschwarzwalds sowie eine gezielte Produktpräsen-
tation und Werbung für unverzichtbar. Damit sollen
über die bisherige Nachfrage aus der Direktvermark-
tung hinaus, die Produkte aus der Region eine deut-
lich höhere Wertschätzung und damit Wertschöpfung
erfahren.
Land - Gast - Wirt
Wir sehen in der Kooperation der Gastronomie und
Hotellerie mit der Landwirtschaft und den handwerk-
lichen Verarbeitungsbetrieben die wichtige Voraus-
setzung, um die Wertschätzung regionaler Produkte
zu vermitteln. Die Hotellerie und Gastronomie kann
hier einen Beitrag zur Sicherung ihres touristischen
Kapitals im Naturpark Südschwarzwald leisten.
Bauern als Kulturlandschaftsgestalter
Die Vernetzung der Landwirtschaft mit den Zielen des
Natur- und Landschaftsschutzes ist Bestandteil der
Naturpark-Philosophie. Dazu gehört es auch, den ein-
zigartigen Bestand an alter ländlicher Architektur zu
pflegen und neu zu errichtende Bauwerke sorgsam in
die Landschaft und in die Hofensembles einzubinden.
Die Leistungen der Bauern für eine umweltgerechte
Landwirtschaft und das einzigartige Landschaftsbild
müssen durch Informations- und Bildungskonzepte
des Naturparks Anerkennung finden und dadurch
stärker bewusst gemacht werden.
Qualifizierungsangebote für Bauern
Die vielfältigen Erwartungen, die an die Bäuerinnen
und Bauern im Naturpark Südschwarzwald gestellt
werden, sollen mit einem regionalspezifischen Wei-
terbildungs- und Qualifizierungsangebot erreicht
werden. Dazu ist ein breit angelegtes, auf soziale
Kompetenz ausgerichtetes und an landschaftlicher
Qualität orientiertes Bildungsangebot im gesamten
Naturparkgebiet erforderlich.
* Die Leitlinien wurden durch das Forum Naturpark
erarbeitet und im Rahmen der Naturparkkonzeption
verabschiedet.
Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien im
Bereich Landwirtschaft
Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:
• Erhaltung wettbewerbsfähiger Betriebe
• Qualitätssicherung und -kennzeichnung
• Sicherung der Grünlandbewirtschaftung
• Vermarktung regionaler Qualitätsprodukte
• Produktionsvorgaben für den Gesamtbetrieb als Ba-
sis von Qualitätskriterien der Produktvermarktung
• Beibehaltung des umfassenden Direktzahlungssys-
tems (Absicherung des Ansatzes von MEKA)
• Mindestausstattung an Extensivierungsflächen oder
Landschaftselementen als Fördervoraussetzung
• Festlegung von regionalen Förderschwerpunkten
auf der Basis des Naturpark-Plans
Die Landschaftsqualität im Naturpark Südschwarzwald
ist für den Tourismus und die Naherholung von einer
bäuerlichen Landwirtschaft abhängig. Gerade über
den Tourismus entsteht so in der Region und dadurch
initiiert auch außerhalb gleichzeitig eine Nachfrage
nach regionalen Spezialitäten und Qualitätsprodukten.
Die Landwirtschaft muss diesen Ansatz zusätzlich zum
Naturpark-Image nutzen. Die Orientierung der Nach-
frage nach hochpreisigen Qualitätsprodukten und nach
Landschaftsqualität ist eine in dieser Kombination neue
Orientierung für die Bauern im Südschwarzwald. Dass
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
5 4 5 5
damit Bauern auch erstmals wieder eine berufliche Pers-
pektive sehen, zeigen die ‚Erzeugergemeinschaft Junges
Weiderind’ oder die Biomilchlinie der Breisgaumilch aus
Freiburg bereits mit Nachdruck.
Die Offenhaltung der Landschaft kann über einen
marktfähigen Absatz der regionalen Qualitätsprodukte
erfolgen, wenn eine glaubwürdige Qualitätssicherung
und -kennzeichnung erfolgt und Logistik bzw. Vertrieb
professionell organisiert werden. Auch aus der Reg-
ion gibt es dafür bereits geeignete Beispiele (Schmidt’s
Märkte im Verbund mit EDEKA). Die Voraussetzungen,
z.B. für die breite Einführung einer Marke der Natur-
park-Region, können geschaffen werden. Die Marke der
Qualitätsprodukte aus dem Naturpark Südschwarzwald
stellt daher eine zentrale Voraussetzung für langfristi-
ge Weiterentwicklung der Betriebe und damit auch die
Sicherstellung der Kulturlandschaft mit ihrem hohen Ex-
tensiv-Grünlandanteil dar. Möglich wird diese Perspek-
tive aber erst durch die Größe des Naturparks und dem
damit zusammenhängenden Potential an Produkten.
Eine ausreichende betriebswirtschaftliche Perspektive
stellen Qualitätsprodukte und deren Vermarktung dar,
damit künftig Offenhaltung wieder über die Produktivi-
tät der Höfe und nicht vorrangig über staatlich subven-
tionierte Landschaftspflege erfolgt. Die entscheidende
Einflussgröße sind die Verbraucher, die bereit sein müs-
sen, die heimische Qualität aktiv nachzufragen und den
geringfügig höheren Preis zu bezahlen. Dieser rechtfer-
tigt sich durch den Mehraufwand, den die Landwirte
für die Landschaftspflege leisten. Dies verdeutlicht die
Bedeutung, die einer Kampagne wie z.B. ‚Bewusst Ein-
kaufen im Südschwarzwald’ als notwendige Ergänzung
zukommt. Nur in dieser effizienten Kombination von
umfassenden Direktzahlungssystemen (MEKA) und Mar-
ke sowie einer breit angelegten Bewusstseinskampagne
sind diese Ziele erreichbar.
Die Veränderung der agrarpolitischen Rahmenbedin-
gungen erfordert eine fortwährende Anpassung der
Landwirtschaft. Ziel ist die Verbesserung der wirtschaft-
lichen Grundlagen durch strukturelle Weiterentwicklung
der Betriebe und Organisationsformen einschließlich
überbetrieblicher Zusammenarbeit in Übereinstimmung
mit der Gesamtkonzeption des Naturparks zur Existenz-
sicherung der Familien.
Neben diesem zwingend notwendigen Schritt der Erhal-
tung einer sich wieder stärker selbst tragenden bäuer-
lichen Landwirtschaft im Südschwarzwald wird es aber
nach wie vor Flächen geben, auf denen die gesellschaft-
lich gewünschte Landschaftsoffenhaltung nicht mehr
über die Bewirtschaftung alleine gewährleistet sein
kann. Hierfür sind südschwarzwaldspezifische Transfer-
leistungen durch den Naturpark gesellschaftspolitisch
einzufordern. Hinweise für eine Optimierung bzw. Re-
gionalisierung einer multifunktionalen Landwirtschaft,
zum Beispiel des landesweit gültigen MEKA für den Be-
reich des Naturparks Südschwarzwald, müssen zunächst
aber politisch bewusst gemacht und anschließend kon-
sequent umgesetzt werden.
Eine räumliche Differenzierung macht vor diesem Hin-
tergrund zunächst wenig Sinn, im Rahmen der Regio-
nalisierung des Direktzahlungssystems könnten jedoch
regionale Förderschwerpunkte herausgestellt werden.
Zum Thema der Offenhaltung der Landschaft können
auf der kommunalen Ebene landschafts- und agrarstruk-
turelle Überlegungen zu Aufforstungs- und Nichtauf-
forstungsgebieten Beiträge und Vorstellungen zu einer
zukünftigen Landschaft leisten. Die agrarstrukturelle
Vorplanung sowie die Landschaftsplanung sind hier-
bei die Instrumente zur Umsetzung: Eine Abgrenzung
in Aufforstungs- und Nichtaufforstungsgebiete kann
gemäß § 25 LLG resp. § 5(6) LWaldG als kommunale
Satzung festgelegt werden. Die Offenhaltung der Flä-
chen selber muss über die oben beschriebene Strategie
erfolgen.
Mit der aufgezeigten Kombinationsstrategie lassen sich
viele heute noch existierende landwirtschaftliche Betrie-
be mit ihren landschaftsprägenden Schwarzwald-Bau-
ernhöfen als ein wichtiges Kulturgut darstellen, langfris-
tig absichern und erhalten. Über diese Existenzfähigkeit
der Betriebe wird es dann auch möglich sein, die Quali-
tät der hochwertigen Landschaft zu sichern.
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
5 6 5 7
3.3.3 Waldwirtschaft – Wildtier-Management
Leitlinien*
Naturnahe Waldwirtschaft
Wir streben im Naturpark Südschwarzwald eine na-
turnahe Waldwirtschaft an. Darunter verstehen wir
eine Waldbewirtschaftung, die der Nutz-, Schutz- und
Erholungsfunktion des Waldes in allen Besitzarten
gleichermaßen gerecht wird.
Wald ist mehr als Holz
Der Naturpark Südschwarzwald bietet die Chance,
diese multifunktionalen Leistungen des Waldes zu
sichern und in der Region bewusst zu machen. Er
kann dadurch die Bevölkerung sowie die Gäste für
Umfang und Intensität der Arbeit der Waldbesitzer
sensibilisieren. In diesem Sinne sehen wir im Natur-
park Südschwarzwald eine wichtige Mittlerfunktion
zwischen der Wald- und Holzwirtschaft sowie der Öf-
fentlichkeit, um die Bedeutung des Waldes stärker im
öffentlichen Bewusstsein zu verankern.
Volkswirtschaftliche Bedeutung
Gemeinsam mit den Waldbesitzern wollen wir die
naturnahe Waldwirtschaft in umwelt- und ressour-
censchonender Form als Zielvorstellung weiter ent-
wickeln. Die damit in Verbindung stehenden Gesamt-
leistungen werden wir deutlich machen und uns für
eine politische Förderung und Unterstützung ver-
wenden.
Qualität durch Zertifizierung
In der Beibehaltung oder Umstellung auf eine
naturnahe Waldwirtschaft sehen wir die auf die
Naturpark-Zielsetzungen ausgerichtete Form der
Waldbewirtschaftung. Wir bemühen uns, diese Be-
wirtschaftungsform durch Bewusstseinsvermittlung
und die Festlegung von Qualitätszielen bzw. über
die Forst-Zertifizierung zu erreichen.
Wald – ein Wirtschaftsfaktor
Der Waldbesitz stellt im Südschwarzwald eine zwar
regional unterschiedliche, aber dennoch wichtige Ein-
kommensquelle der Betriebe dar. Diese Bedeutung
des Waldes, die im Interesse der Gesamtlandschaft
Südschwarzwald liegt, wollen wir unterstützen. Da-
mit soll die wichtige Funktion bäuerlicher Höfe mit
Waldbesitz für die Sicherung der Erholungslandschaft
und der Tourismusregion betont und eine entspre-
chende Förderung unterstrichen werden.
Honorierung ökologischer Leistungen
Wir sind uns bewusst, dass bei der Realisierung na-
turschutzfachlicher Ziele einer naturnahen Waldwirt-
schaft eine herausragende Bedeutung zukommt. Die
Waldbesitzer im Südschwarzwald können diese defi-
nierte Aufgabe aber nur effektiv wahrnehmen, wenn
die Gesellschaft dies honoriert. Daher müssen die aus
ökologischen Zielsetzungen notwendigen zusätzli-
chen Aufgaben ausreichend gefördert werden.
Holz – ein regionaler Baustoff
Wir möchten der Wertschöpfung aus Produkten der
Wald- und Holzwirtschaft wieder mehr Geltung ver-
schaffen. Dazu halten wir die vorrangige Verwertung
heimischen Holzes durch ortsansässige Betriebe für un-
verzichtbar. Die Umstellung auf eine naturnahe Wald-
wirtschaft macht auch die Verarbeitungs- und Verwen-
dungsmöglichkeiten starken Holzes in der Region
notwendig, die wir unterstützen wollen. Wir möchten
zudem den Verbrauch heimischer Holzressourcen als
Heizenergie wieder verstärkt bewusst machen.
Regionale Qualitätszeichen Wald und Holz
Wir sehen in der Forst-Zertifizierung eine gute Mög-
lichkeit die Qualität unserer Holzprodukte in das
Verbraucherbewusstsein zu rücken. Darauf aufbau-
end können regionale Qualitätszeichen für umwelt-
gerecht erzeugte Südschwarzwälder Holzprodukte
entwickelt werden.
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
5 6 5 7
Ökonomie und Ökologie
Wir erkennen in der verstärkten Nachfrage und Ver-
wertung der heimischen Hauptbaumarten Fichte, Bu-
che und Tanne eine herausragende Chance, um die
Waldwirtschaft im Südschwarzwald zu stärken. Über
die Förderung der Mischbaumarten und ihrer Ver-
marktung sollen die optimalen ökologischen Wald-
funktionen gewährleistet werden.
Qualifizierungsinitiative Holz
In neuen Formen der Kooperation von Waldbesit-
zern, holzbe- und -verarbeitendem Handwerk, Bil-
dung und Tourismus sehen wir eine große Chance,
um einer naturnahen Waldwirtschaft im Südschwarz-
wald flächendeckend den Weg zu ebnen. In diesem
Sinne sehen wir im Naturpark Südschwarzwald das
Instrument, die Region als Standort für neue Qualifi-
zierungs- und Bildungseinrichtungen des Holzsektors
bekannt und interessant zu machen.
Wildtiere gehören in unsere Landschaft
Wildtiere genießen ein Lebensrecht in unserer Süd-
schwarzwälder Kulturlandschaft. Jagd und Hege als
Regulierungsinstrument der Wildtierbestände ori-
entieren sich an den Erfordernissen der naturnahen
Waldwirtschaft und der dauerhaft umweltgerechten
Landwirtschaft, aber auch an den Lebensraumansprü-
chen und Verhaltensweisen einer möglichst großen
Artenvielfalt an Wildtieren. Die Jagd soll möglichst
störungsarm ausgeübt werden, damit Wildtiere weni-
ger scheu sind und erlebbar bleiben. Durch die Mög-
lichkeiten zur Beobachtung von Wildtieren wird der
touristische Erlebniswert der Landschaft gesteigert.
Erholung im Wald
Die Waldwirtschaft wird im Naturpark in besonderem
Maße der Erholungsfunktion des Waldes gerecht.
Dabei werden ‚Naturruhezonen’ ohne touristische
Erschließung und ‚Zonen der Erholung im Wald‘
unterschieden. In letzteren erhöhen waldästheti-
sche Maßnahmen einerseits den Erholungswert und
übernehmen andererseits Lenkungsfunktionen. In
Erholungsschwerpunkten werden besucherfreundli-
che Erschließungsmaßnahmen angeboten. Holzernte-
maßnahmen werden so schonend durchgeführt, dass
sie u.a. die Walderholung nicht dauerhaft negativ be-
einträchtigten.
* Die Leitlinien wurden durch das Forum Naturpark
erarbeitet und im Rahmen der Naturparkkonzeption
verabschiedet.
Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien für die
Waldwirtschaft und das Wildtier-Management
Naturnahe Waldwirtschaft:
Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:
• Dauerhaft umweltgerechte und naturnahe Wald-
wirtschaft
• Neu- und Wiederaufbau strukturreicher Wälder
• Begleitende und steuernde Eingriffe sowie Selbst-
regulierungssysteme
• Natürliche Waldgesellschaften
• Erzeugung hochwertiger Hölzer
• Verwendung heimischer Hölzer
• Öffentlichkeitsarbeit zur naturnahen Waldwirt-
schaft
Der Neu- oder Wiederaufbau strukturreicher und an die
Standortbedingungen des Südschwarzwalds angepass-
ter Wälder erfordert einen nicht unerheblichen Zeit- und
Finanzbedarf aller Waldeigentumsarten über viele Jahr-
zehnte hinweg. Gerade aber das besondere Ausmaß an
intakten Waldbildern in der Naturpark-Region ist das
Ergebnis eines solchen verantwortungsvollen Handelns
der Menschen in den vergangenen Jahrhunderten. Alle
Wälder bieten multifunktionale Nutz-, Schutz- und Er-
holungsfunktionen, welche – je nach Waldeigentumsart
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
5 8 5 9
– unterschiedliche Bedeutung haben können. Trotzdem
ist es das Ziel der Forstpolitik, diese unterschiedlichen
Funktionen durch eine dauerhaft umweltgerechte
Waldwirtschaft auf derselben Fläche anzustreben. Um
diese Zielsetzung zu erreichen, wurde u.a. das Konzept
der ‚naturnahen Waldwirtschaft’ entwickelt. Damit
wird ein Waldbau angestrebt, der sowohl ein vielfälti-
ges Angebot von starkem und wertvollem Holz als nach-
wachsendem Rohstoff bereithält, die unterschiedlichen
Schutzfunktionen der Wälder in hohem Maße sicher-
stellt und gewährleistet und darüber hinaus seine sozi-
ale Funktion mit den vielfältigen Wohlfahrtswirkungen
optimal erfüllt. Damit sollen Waldentwicklungsziele mit
möglichst geringem menschlichem Störungsaufwand er-
reichbar bleiben (Selbstregulierungssystem).
Waldbewirtschaftung in diesem Sinne und wie sie von
der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg durch
ihre ‚Richtlinie landesweiter Waldentwicklungstypen’
auch betrieben wird, bedeutet begleitende und steu-
ernde Eingriffe in eine Waldentwicklung bis hin zur
Ermöglichung von Selbststeuerungsmechanismen. Wie
in kaum einem anderen Bereich ist es deshalb im Wald
möglich, ökonomische und ökologische Zielsetzungen
miteinander zu verbinden.
Auf der Basis der Ergebnisse der forstlichen Standort-
kartierung sollen möglichst diejenigen Baumarten do-
minieren, die in der jeweiligen Waldgesellschaft von
Natur aus vorkommen. Dies bedeutet aber auch, dass
bewährte, dieser Waldgesellschaft nicht angehörende
Wirtschaftsbaumarten (sog. Gastbaumarten), am Wald-
aufbau, wenn auch nicht bestandsbildend, beteiligt sein
können.
Die Erzeugung von hochwertigem Holz ist die Voraus-
setzung für eine Waldbewirtschaftung, welche auch
die anderen Waldfunktionen möglichst ohne staatliche
Transferleistungen sichert. Da dies bei diesem nach-
wachsenden Rohstoff relativ unproblematisch möglich
ist, muss die Nutzung des Waldes auch immer als ein
ökologisch sinnvolles und notwendiges Instrument gese-
hen, bewertet und öffentlich bewusst gemacht werden.
Dies macht aber auch eine Strategie zur Verwendung
heimischen Holzes aus dem Südschwarzwald in der Na-
turparkregion notwendig (z.B. analog zur Weißtannen-
initiative in Vorarlberg).
Da zeitlich bedingt noch nicht alle Waldbestände im
Südschwarzwald den Zielvorstellungen einer naturna-
hen Waldwirtschaft entsprechen, muss diese Aufgabe
und ihre Notwendigkeit auch über den Naturpark sehr
viel stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit geho-
ben werden. Die gewaltige Anstrengung im vergange-
nen Jahrhundert mit der Wiederbewaldung großflächig
übernutzter Wälder muss daher heute auch als eine ge-
samtökologische Leistung honoriert werden. Die in der
Folge noch dominant anzutreffenden nadelbaumbe-
tonten Altersklassenwälder sind daher nur eine Über-
gangsphase.
Die naturnahe Waldwirtschaft leistet überdies einen
bedeutenden Beitrag für eine sichere und qualitative
Trinkwasserversorgung. Bewaldete Flächen wirken sich
gegenüber anderen Nutzungsformen am positivsten für
den Grundwasserschutz aus. So gibt es Wälder, die spe-
ziell als Wasserschutzwald ausgewiesen sind.
Naturnaher Waldbau wird sich nur dann mittel- bis lang-
fristig dauerhaft umsetzen lassen, wenn er als gesamt-
ökologischer Beitrag unseres Jahrhunderts zum Wald-
umbau verstanden wird, und die damit verbundenen
Chancen gesehen werden. Der Naturpark kann hier eine
wichtige Mittlerfunktion übernehmen
Besuchermanagement und Erlebnispädagogik im Wald:
Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:
• Markierung von Wegen
• Waldspielplätze
• Entwicklung von Lehrpfaden
• Besucherlenkungskonzepte
• Umweltbildung
• Förderung eines neuen Waldverständnisses
• Attraktivität in der Angebotsgestaltung
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
5 8 5 9
Im Zusammenhang mit der Frage der Minimierung von
Störungen von Wildtieren (z.B. bei Raufußhühnern
oder beim Schalenwild im Winter) spielt das Besucher-
management eine entscheidende Rolle. Insbesondere,
wenn es darum geht, konsequente Ruheräume bereit-
zuhalten oder naturnahe Waldbestände aufzubauen
und diese vor Verbiss- oder Schälschäden zu bewahren,
müssen räumliche Konzepte entwickelt werden. Der
Naturpark kann mit dem Offenen Forum künftig eine
Diskussionsplattform bieten, um im Rahmen solcher
– natürlich ausgewogen zusammengesetzter – Gremien
regional anstehende Themen wie Besuchermanagement
zu diskutieren und dann einer alle Seiten zufriedenstel-
lenden Lösung zuzuführen.
Die Waldpädagogik stellt einen Bildungsauftrag dar,
der im Landeswaldgesetz verankert ist. Wald bie-
tet sich für die genannten Themenbereiche hervor-
ragend als Gebietskulisse an. Auch Incentiv- und
Eventveranstalter haben daher ein zunehmendes In-
teresse an einer Kooperation mit Waldbesitzern oder
Großschutzgebieten, um dort Schulungen mit Outdoor-
Elementen zu kombinieren.
Wenn die Chance gesehen wird, die sich aus der Kombi-
nation von attraktiver Waldlandschaft im Südschwarz-
wald und dem Naturpark bietet, kann hier ein waldpä-
dagogisches Element genutzt werden, das umfassende
Perspektiven bietet und zu einer besonderen Attrakti-
vität in der Angebotsgestaltung von touristischen Leis-
tungen des Südschwarzwalds führen kann. Die Ange-
bote der Waldbesitzer können auch zu einem neuen
Waldverständnis bei den Nutzern führen. Wald und Er-
holung gehören seit jeher zusammen. Daher bietet der
Naturpark Südschwarzwald den Waldbesitzern und der
Landesforstverwaltung auch eine ideale Plattform, um
die Interessen der Besucher und die Anliegen der Wald-
besitzer optimal in Einklang zu bringen.
Wildtier-Management:
Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:
• Bedeutung des Waldes als Lebensraum für heim-
isches Wild
• Erhaltung und Pflege des Waldes zur Sicherung
der Lebensgrundlagen des Wildes
• Artgerechtes Wildtier-Management
• Kooperation zwischen Naturschutz und Jägern
• Überbrückung künstlicher Barrieren Verbindung
von Wald- und Naturräumen
• Neu- und Wiederbesiedlung durch Artenschutz-
maßnahmen
Als Lebensraum für das heimische Wild hat der Wald
besondere Bedeutung. Er bietet weiträumige, natürli-
che Biotope und Rückzugsgebiete für die im Naturpark
vorkommenden Wildarten. Die Erhaltung und Pflege
des Waldes sichert somit unmittelbar auch die Lebens-
grundlagen des Wildes. Das Ziel der Jagd im Naturpark
Südschwarzwald sollte folglich die Erhaltung der Natur
sowie der Lebensräume einer artenreichen Tier- und
Pflanzenwelt sein. Neue Kenntnisse über heimische
Wildarten liefert hierfür die Wildforschungsstelle und
die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt des Lan-
des Baden-Württemberg. Sie führen wissenschaftliche
Untersuchungen zur Wildverbreitung und Bestandsent-
wicklung sowie zur Wildschadensproblematik durch.
In diesem Zusammenhang stellt sich in den letzten Jah-
ren für den Naturpark Südschwarzwald vor allem die Zu-
nahme des Schwarzwildes (Wildschweine) problematisch
dar, da hier erhebliche Schäden vor allem im Bereich der
Landwirtschaft auftreten. Das Schwarzwild dringt auf
der Suche nach Nahrung inzwischen bis in den Hoch-
schwarzwald vor. Die Förderung des Schwarzwildes über
die Fütterung wurde durch die neue Durchführungsver-
ordnung zum Landesjagdgesetz eingeschränkt. Eine Füt-
terung oder Kirrung von Schwarzwild ist demnach ober-
halb 800 m NN nicht mehr erlaubt.
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
6 0 6 1
Für Rot- und Rehwild sind genaue Abschusspläne auf-
zustellen, die einen Überblick über die Regulierungsbe-
mühungen geben sollen. Abschussstatistiken seit den
1930er-Jahren belegen, dass der Wildbestand bestän-
dig bis in die 1990er-Jahre gestiegen ist. Dies wird auch
in den Forstlichen Gutachten deutlich, in denen die Ver-
bissschäden als Gradmesser für die Wilddichte und als
Orientierung für die Abschussfestsetzung ermittelt wird.
Die in den letzten Jahren laufend verbesserten Jagdme-
thoden haben zu einem Wildbestand geführt, der auf
großen Teilen des Naturparks als den Lebensraumbedin-
gungen angepasst gelten kann.
Im Naturpark Südschwarzwald können Waldtierarten
mit sehr großem Flächenanspruch dauerhaft und stabil
erhalten werden. Z.B. ist das Auerhuhn für ein dauer-
haftes Überleben auf ein großräumiges Konzept v.a. für
die Flächen der Hochlagen angewiesen. Der Luchs hat in
Baden-Württemberg nur dann eine Wiederbesiedlungs-
und Überlebenschance, wenn er das gesamte Schwarz-
waldgebiet nutzen kann und zu weiteren Waldgebieten
Anschluss bekommt. Diese Austauschmöglichkeiten zu
weiteren Waldgebieten sind auch für Arten mit gerin-
gem Flächenanspruch erforderlich, weil der Schwarz-
wald als Spendergebiet für die Wiederbesiedlung wei-
terer Räume sehr hohe Bedeutung hat und gleichzeitig
auch im Schwarzwald einige Waldarten erloschen sind,
denen über geeignete Lebensraumkorridore eine Rück-
kehr ermöglicht werden sollte.
Die Erhöhung der Chancen zur Neu- und Wiederbesied-
lung von Flächen ist eine wichtige Artenschutzmaßnah-
me, insbesondere dann, wenn das lokale Risiko auszu-
sterben, künstlich durch die Reduktion natürlicher und
naturnaher Biotope erhöht ist. Deshalb ist es notwen-
dig, künstliche Barrieren innerhalb des Schwarzwalds
zu ‚überbrücken‘ und Verbindungen zu Waldgebieten
anderer Naturräume herzustellen. Wesentlich ist, dass
an den Anknüpfungsbereichen die Waldentwicklung
(bzw. -nutzung) entsprechend den Ansprüchen beson-
ders schutzbedürftiger Arten gesteuert wird. Das be-
deutet beispielsweise, dass kleinflächig bereits vorhan-
dene Altholzbestände erhalten werden, in denen über
natürliche Alterungsprozesse Lebensraum für Alt- und
Todholzbewohner entwickelt wird. Weitere Beispiele
sind: größere Flächen mit Weichholzsukzessionen, Alt-
baum-Beständen mit durchsonnter, artenreicher Kraut-
schicht, größerflächige Waldmantel- und Waldsaum-
biotope. Insbesondere bei der Planung der forstlichen
Nutzung, aber auch der landwirtschaftlichen Nutzung
und von Naturschutzmaßnahmen muss darauf geachtet
werden, dass eine ausreichende Dichte von Trittstein-
biotopen erhalten wird.
Zur Integration verschiedener mit Wildtieren verbun-
dener Interessensgruppen ist für den Naturpark Süd-
schwarzwald die Entwicklung eines artgerechten Wild-
tiermanagements anzustreben, bei dem sowohl den
wildlebenden Tierarten als auch der Pflanzenwelt und
den Belangen der Jägerschaft Aufmerksamkeit beige-
messen wird. Wichtig hierbei ist eine Kooperation zwi-
schen dem Naturschutz und den Jägern, um Verständnis
für die Sachargumente zu erreichen und die Zusammen-
arbeit vor Ort zu verbessern. Besonders wichtig ist aber
auch, dass Wildtiere zunehmend von einer breiteren Öf-
fentlichkeit beobachtet und erlebt werden können. Die
Attraktivität des Naturparks wird auch durch die in ihm
vorhandenen Wildtiere gesteigert.
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
6 0 6 1
3.3.4 Siedlungsentwicklung – Energie – Verkehr
Leitlinien
Siedlungsstruktur im Gesamtraum
Die Naturpark-Idee betrachtet Landschaft und Sied-
lung als Einheit. Der strukturelle Rahmen der Raum-
planung sowie die Grundsätze einer dauerhaft um-
weltgerechten Siedlungsentwicklung sind für uns
die Basis der weiteren räumlichen Entwicklung im
Südschwarzwald. Ziel der Siedlungsentwicklung im
Bereich des Naturparks Südschwarzwald ist es, die Be-
lastungen des Naturraums so gering wie möglich zu
halten, vorhandene Fehlentwicklungen durch geeig-
nete Maßnahmen abzumildern, die unterschiedlichen
landschaftstypischen, historischen Siedlungsstruktu-
ren im Höfe-, Allmend- und Realteilungsgebiet zu
pflegen und behutsam weiterzuentwickeln.
Gleichwertige Entwicklungschancen
In allen Gemeinden des Südschwarzwalds soll eine
zukunftsorientierte, der jeweiligen Lage und den
örtlich unterschiedlichen Funktionen angepasste
Entwicklung stattfinden können. Den Gemeinden
obliegt dabei die Verantwortung für eine ausgewo-
gene, am Naturpark-Leitbild ausgerichtete Entwick-
lung von Landschaft und Siedlung.
Siedlungsentwicklung, Freiraum und Landschaft
Die im Südschwarzwald typischen ländlichen Sied-
lungsformen wie Tälersiedlungen, Streusiedlungen
und Einzelgehöfte sollen unter Rücksichtnahme auf
die landschaftlichen und baulichen Ensembles wei-
terentwickelt werden. Die Erhaltung der Landschaft
im Südschwarzwald setzt eine flächenschonende
Siedlungsentwicklung voraus. Im Hinblick auf den
Gesamtcharakter des Südschwarzwalds ist die Ein-
bindung bestehender wie neu entstehender Sied-
lungen in die Landschaft wichtig. In Neubaugebieten
sollen angemessene und zukunftweisende Bauweisen
und Bauformen unterstützt werden. Hierzu gehört es
unter anderem, die Begrenzung von Gebäudehöhen
allgemein an der Topographie und der Höhenent-
wicklung der Vegetation zu orientieren. In diesem
Bezug wird unter anderem auch auf die Inhalte des
sogenannten ‚Schwarzwald-Erlaß’ verwiesen.
Innenentwicklung und Nutzungen
Zur Schonung der Landschaft trägt es bei, leerstehen-
den Wohn- und Arbeitsraum sinnvollen Nutzungen
zuzuführen. Die Qualität der Dorf- und Stadtkerne
soll durch Durchmischung der Nutzungen, anforde-
rungsgerechte Verdichtung und Aufwertung der Frei-
räume und Grünordnung gesichert und unterstützt
werden. Hierbei sind die Belange der Wohn- und
Lebensqualität, die Freizeitbedürfnisse, der Umwelt-
schutz, die Ortsbildpflege und die Verkehrskapazitä-
ten zu berücksichtigen.
Architektur
Eine wichtige Aufgabe im Bereich des Naturparks
ist die Pflege, Nutzungserhaltung, Nutzungsanpas-
sung und Weiterentwicklung der historischen länd-
lichen Architektur, um den typischen Charakter des
Südschwarzwaldes zu erhalten. Landwirtschaftliche
Neubauten sollen die bewährten Funktions- und
Konstruktionsmerkmale sinnvoll fortentwickeln und
in die Hof- und Landschaftsensembles eingebunden
sein. Auch für das Bauen im Außenbereich muss
eine zurückhaltende Gestaltung, Einpassung in die
Topographie und unauffällige Fernwirkung im Vor-
dergrund stehen. Anstelle der Anwendung formaler
Versatzstücke wünschen wir eine Architektur, die
auf vorhandene landschaftliche und bauliche Qua-
litäten Rücksicht nimmt. Zukunftsweisende Ansätze
im Hinblick auf veränderte Nutzungsanforderungen,
Energiebedarf, Energiebilanz, Recycling u. ä. sollen
unterstützt werden. Überzeugende Architektur ent-
steht in Verbindung mit den dargestellten Anfor-
derungen durch Übereinstimmung von Funktion,
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
6 2 6 3
Konstruktion und Gestalt. Der öffentlichen Hand als
Bauherr kommt in diesem Zusammenhang besondere
Vorbildfunktion zu.
Stofflich-energetische Kreislaufwirtschaft
Zur Verbesserung der Regionalentwicklung soll eine
dezentrale, kleinräumige Kreislaufwirtschaft auf der
Basis der regionalen Stoff- und Energieproduktion im
Südschwarzwald unterstützt werden. Verwendung
und Nutzung heimischer Rohstoffe wie Holz und das
Recycling von Rohstoffen dient diesem Aspekt. Ziel
muss eine möglichst vielfältige, auf die regionalen
und lokalen Gegebenheiten und die funktionalen Zu-
sammenhänge ausgerichtete und umweltverträgliche
Ver- und Entsorgungsstruktur sein.
Energie
Örtliche Energiekonzepte sollen zur Verringerung
des Energieverbrauchs beitragen. Die Energiever-
sorgung soll in allen Teilen des Südschwarzwalds so
aus- und umgebaut werden, dass der Bevölkerung,
der Wirtschaft und dem Verkehr langfristig ein mög-
lichst vielseitiges und umweltfreundliches Energiean-
gebot zur Verfügung steht. Erneuerbare, heimische
Energiequellen wie Holz-, Biogas- oder Solarenergie,
Wasser- und Windkraft wollen wir unterstützen. Bei
Einsatz der Windenergie im Naturpark ist vor allem
die Wahrung der Landschaftsverträglichkeit im Hin-
blick auf das Landschaftsbild, bei der Wasserkraft die
Belange der Gewässerökologie zu berücksichtigen.
Verkehr
Besondere Aufmerksamkeit wollen wir den Möglich-
keiten der Verkehrsreduzierung im Bereich des mo-
torisierten Individualverkehrs und des Güterverkehrs
bzw. der Förderung umweltfreundlicher und inno-
vativer Verkehrsträger, Rad- und Fußgängerverkehr
widmen. Mit dem Ziel der besseren Auslastung der
bestehenden ÖPNV-Angebote sowie zu deren Aus-
bau müssen Information und Werbung für Verän-
derungen im Verkehrsverhalten eingesetzt werden.
Wir wollen die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel
gezielt auch bei Gästen des Südschwarzwalds bei der
An- und Abreise sowie im Urlaub selbst fördern. Um
dieses Ziel zu erreichen, müssen Verkehrslenkungs-
maßnahmen in Betracht gezogen werden.
Information und Beratung
Eine mit den Naturpark-Zielen in Einklang stehende
Siedlungsentwicklung lässt sich ebenso wie der Ein-
satz regenerativer Energiequellen oder die Stärkung
umweltfreundlicher Verkehrsträger nur über eine
intensive Öffentlichkeitsarbeit im Naturpark Süd-
schwarzwald verankern. Wir setzen uns daher für
eine aktive Information und Beratung ein.
* Die Leitlinien wurden durch das Forum Naturpark
erarbeitet und im Rahmen der Naturparkkonzeption
verabschiedet.
Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien für
Siedlungsentwicklung – Energie – Verkehr
Siedlungsentwicklung:
Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:
• Auslobung von Siedlungsentwicklungskonzepten
• Jährliche Auslobung Holzbaupreis Südschwarzwald
• Hilfestellungen zum Bauen und Planen im Bestand
• Schriftenreihe ‚Bauen + Energie im Südschwarz-
wald’. Zu Beginn dieser Reihe steht die Veröffent-
lichung des Architektenwettbewerbes ‚Weiterent-
wicklung von Schwarzwaldhöfen’ in Kooperation
mit dem Schwarzwaldverein
• Ausstellungen
• Planerforen + Workshops (im Rahmen der Natur-
park-Akademie, s. Kapitel 3.4 )
• Projektidee ‚Südschwarzwälder Baukoop’
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
6 2 6 3
Hauptproblem der heutigen ländlichen Siedlungsent-
wicklung ist der aufgrund des Siedlungsdrucks zum Teil
unsensible Umgang mit der Landschaft. Raumbeobach-
tungen zeigen, dass nicht nur die Größe und das Wachs-
tum der Baugebiete allmählich den ländlichen Raum
bedrängen, sondern insbesondere die Exponiertheit
von Neubauquartieren und das Bauen außerhalb von
Baugebieten maßgeblich zur optischen Zerstückelung,
zur Verkleinerung ganzer Landschaftsräume, beitragen.
Exponierte, in die Landschaft hinaus gewachsene Neu-
quartiere sowie Bauten und Anlagen außerhalb der Bau-
gebiete bilden die ‚Brücken‘ einer optischen, negativen
Vernetzung der Siedlungsräume.
Die Entwicklung in der ländlichen Siedlung darf nicht
mehr gleichbedeutend mit Bauen und Verbauen sein.
Viele ländliche Gemeinden weisen noch größere Bau-
landreserven und auch ein gutes Entwicklungspotential
in alten Dorfteilen auf. Eigenbedarf kann nicht dahin-
gehend verstanden werden, dass jede Generation einen
neuen Siedlungsring in den Landschaftsraum legt. Die
sorgfältige Nutzung der vorhandenen Reserven und
eine qualitativ ausgerichtete Dorferneuerung sichern
den Spielraum für nötige Entwicklungsmöglichkeiten.
Der Naturpark kann versuchen, durch Öffentlichkeits-
und Beratungstätigkeit Sensibilität für die Fragestel-
lungen der Siedlungsentwicklung und Architektur im
Naturpark zu erzeugen. Die Entwicklung einer ‚Vor-
bildlandschaft‘ kann nur gesamthaft gesehen werden,
denn die visuellen Wirkungen und auch die kumulati-
ven Effekte der Siedlungsentwicklung, z.B. durch den
Verkehr, wirken weit über den eigentlichen Siedlungs-
bereich hinaus.
Insbesondere auch der Ansatzpunkt, alle ‚am Bau‘ Be-
schäftigten zusammenzuführen, ist wichtig (Bauherr, Ar-
chitekt, Kommune, Naturschutzbeauftragter, Baurechts-
behörde, Landwirtschaftsamt). Es kann eine gemeinsame
‚Plattform‘ geschaffen werden, die es ermöglicht, den
Naturparkgedanken direkt in das Handeln umzusetzen.
Die Bauschaffenden, die ihre Bereitschaft und Fähigkeit
nachweisen, im Sinne einer regionaltypischen ressour-
censchonenden und energiebewussten Bauweise zu
arbeiten, könnten z.B. zertifiziert werden. In diesem
Zusammenhang initiierte der Schwarzwaldverein einen
Architektenwettbewerb ‚Schwarzwaldhöfe’, der unter
Mitwirkung vom Ministerium Ländlicher Raum, dem Na-
turpark und anderen Partnern unterstützt wurde. Hier
liegen bereits detaillierte Erkenntnisse zum Neubau
bzw. Ergänzungsbau von Schwarzwaldhöfen vor, die
eine solche ‚Plattform’ integriert werden könnten.
Energie:
Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:
• Vorbildfunktion durch Versorgung der Region mit
regenerativer Energie
• Ausbau der Biogastechnologie
• Öffentlichkeitsarbeit in den Bereichen Biogas,
Solarenergie und Holz
• Lösung von Konfliktpotentialen zwischen Nutzung
erneuerbarer Energien und damit verbundenen
Landschaftseingriffen
• Einrichtung von Diskussionsforen zum Thema er-
neuerbare Energien
• Naturpark als Mediator bei Problemlösungen
• Erstellung von Machbarkeitsstudien
• Auswahl von Mustergemeinden mit hohem Selbst-
versorgungsgrad
• Beratungsangebot und Umsetzungshandbuch für
alle Gemeinden
Der Naturpark verfügt über ein reiches Potential an re-
generativen Energien über deren Nutzung er maßgeb-
lich zum Klimaschutz beitragen kann. Die verschiedenen
Energieformen haben allerdings einen unterschiedli-
chen Stellenwert. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf
der Energiegewinnung durch Biomasse, Solarenergie
und Erdwärme. Hervorgehoben werden muss im Zu-
sammenhang mit den positiven Wechselwirkungen zur
Grünlanderhaltung insbesondere der Bereich der Bio-
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
6 4 6 5
gastechnologie. Für den Schwarzwald ist die technologi-
sche Weiterentwicklung von Kleinanlagen eine besonde-
re Herausforderung, da die landwirtschaftliche Struktur
nur in kleineren Teilräumen den Einsatz der heute be-
reits ausgereiften, großen Anlagen zulässt. Die Biogas-
technologie könnte jedoch in einzigartiger Form einen
Beitrag zum wirtschaftlichen Erhalt der landwirtschaft-
lichen Betriebe in den Bergregionen leisten.
Die Nutzung von Wasser- und Windkraft stößt hinge-
gen aufgrund des Konfliktes mit dem Natur- und Land-
schaftsschutz an Grenzen. So können neben den positi-
ven Wirkungen der Erzeugung von Naturenergie durch
den Bau von Anlagen und deren Nutzung Beeinträchti-
gungen für den Naturhaushalt und das Landschaftsbild
und -erleben verbunden sein. Seit 1997 gehören Wind-
kraftanlagen im Außenbereich zu den ‚privilegierten
Vorhaben‘, was zur Folge hat, sich diesem Thema jetzt
planerisch widmen zu müssen. Das Landesplanungsge-
setz hat die großräumige Planung hier den Regional-
verbänden zugeschrieben. Durch die Subventionierung
(Gesetz erneuerbarer Energien) werden vermehrt Berei-
che des Südschwarzwalds für die Windenergienutzung
in Anspruch genommen. Laut aktueller politischer Ent-
wicklung (Landesplanungsgesetz) werden die regional
bedeutsamen Standorte für Windkraftnutzung durch
die Regionalverbände vorgeschlagen. Die Regionalver-
bände wünschen hierbei eine enge Zusammenarbeit mit
dem Naturpark Südschwarzwald.
Die effektive Windenergienutzung im Binnenland ist
insbesondere auf die Inanspruchnahme von exponierten
Standorten im Bereich von Kuppenlagen oder in weiten,
ebenen Offenlandschaften angewiesen. Bei gleichzeitig
energietechnisch bevorzugter Erhöhung der Masten und
Aufstellung in Gruppen (‚Parks‘) potenziert sich jedoch
die Fernwirkung von Großanlagen auf das Landschafts-
bild und damit auch auf den Erholungswert der Land-
schaft. Die landschaftsbildbezogenen Wirkungen von
Windenergieanlagen können den ursprünglichen Land-
schaftstyp überprägen. So wichtig regenerative Energi-
en sind, so entscheidend ist es auch, die Beeinträchtigun-
gen der Landschaft in einem verträglichen Rahmen zu
halten. Der sich daraus ergebende Konflikt zwischen der
Nutzung erneuerbarer Energien auf der einen Seite und
dem Landschaftseingriff andererseits muss innerhalb des
Naturparks diskutiert und gelöst werden.
Zur Nutzung der Windkraft gelten im Naturpark Süd-
schwarzwald die folgenden Leitsätze:
Positionspapier Windkraft des Naturparks Südschwarz-
wald
Der Südschwarzwald ist eines der wenigen Gebiete in
Deutschland, deren landschaftliche Geschlossenheit in
ihrem besonderen und einzigartigen Reiz erhalten blieb.
Dieser Kernbereich des gesamten Schwarzwaldes ist ge-
prägt von einem Wechsel zwischen bewaldeten und un-
bewaldeten Flächen, hohen Bergen und tiefen Schluch-
ten sowie steilen Abhängen. Hier liegen die höchsten
Erhebungen des gesamten Schwarzwaldes auf engstem
Raum konzentriert. Feldberg, Belchen, Schauinsland,
Kandel, Herzogenhorn, Hochfirst seien nur beispielhaft
als einige der bekanntesten Gipfel im Schwarzwald ge-
nannt. Insofern kommt in diesem zentralen Gebiet des
Hochschwarzwaldes den Gipfellagen eine besondere
Bedeutung zu, da sie - auch wegen ihrer Fernwirkung
- einen prägenden Charakter für das Landschaftsbild im
gesamten Südschwarzwald haben.
Der Naturpark Südschwarzwald besitzt hohe Qualitäten
bezüglich der Natur und Landschaft, die weit über die
Region hinaus Bedeutung haben. Natur und Landschaft
sind das eigentliche Kapital des Südschwarzwaldes, Wer-
te die es zu bewahren und unter landschaftsverträgli-
chen Gesichtspunkten weiterzuentwickeln gilt.
Der Naturpark Südschwarzwald hat sich deshalb auch
das Ziel gesetzt, den Südschwarzwald als wertvolle Er-
holungslandschaft zu erhalten und weiterzuentwickeln,
sowie die Schönheit, den Charakter und die Vielfalt von
Natur und Landschaft zu erhalten und zu schützen.
Hierzu wurden in der Naturparkkonzeption mehrere
themenbezogene Leitbilder entwickelt, die auch das
Konfliktfeld Landschaft - Windkraftnutzung aufgrei-
fen. Die Erfahrungen im Naturpark zeigen, dass eine
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
6 4 6 5
großräumige Betrachtung und Abstimmung hilfreich
wäre. Die Naturparkkonzeption sieht deshalb vor, das
Problem der Windenergienutzung im Naturpark ge-
meinsam zu klären.
Hierzu dienen folgende Leitsätze für die Windkraftnut-
zung im Südschwarzwald, welche die Grundsätze der
Naturparkkonzeption konkretisieren und akzentuieren
sollen:
1. Der Naturpark Südschwarzwald leistet einen
Beitrag zur regenerativen Energiegewinnung
Mit Energiepotentialen aus Biogas, Biomasse, Son-
ne, Wasser und Wind kann der Naturpark einen
bedeutenden Beitrag zum Umweltschutz und einer
nachhaltigen Energiewirtschaft liefern. Die Nature-
nergienutzung stellt einen Beitrag zur regionalen
Wertschöpfung in der Kulturlandschaft des Süd-
schwarzwaldes dar. Auf den beachtlichen Beitrag
der Hochrheinregion zur realisierten und noch mög-
lichen Nutzung der Wasserkraft wird ausdrücklich
hingewiesen. Der Naturpark befürwortet daher die
Nutzung dieser Naturenergien, wobei diesen jedoch
eine unterschiedliche Bedeutung und Problematik für
die Landschaft des Südschwarzwaldes zukommt.
2. Bei der Windkraftnutzung ist in besonderer Weise
auf die sensible Landschaft des Südschwarzwaldes
auch als hochwertige Tourismusregion Rücksicht
zu nehmen
Der landschaftstypische Wechsel von markanten Er-
hebungen und tiefen Tälern führt gerade auch in der
Fernsicht zu charakteristischen Sichtbeziehungen, die
das gesamte Landschaftsbild des Südschwarzwaldes
beeinflussen. Aus Gründen des Landschaftsschutzes
ist der Südschwarzwald auch als hochwertige Touris-
musregion nur mit Einschränkungen für die Wind-
energienutzung geeignet.
3. Es ist eine großräumige Betrachtung von Wind-
kraftstandorten erforderlich
Die für den Südschwarzwald charakteristischen Sicht-
beziehungen machen bei Standorten für Windkraft-
anlagen eine großräumige Betrachtung erforderlich.
Allein eine kleinräumige Bewertung von Windkraft-
anlagen im Südschwarzwald würde zu Entwicklun-
gen führen, die den Zielen des Naturparks zuwider-
laufen.
4. Eine technische Überformung gefährdet das Land-
schaftsbild des Südschwarzwaldes
Beim Einsatz der Windenergie im Südschwarzwald
ist vor allem die Wahrung der Landschaftsverträg-
lichkeit im Hinblick auf das weiträumig zu betrach-
tende Landschaftsbild zu berücksichtigen. Windkraft-
anlagen können einen beeinträchtigenden Einfluss
auf das Landschaftsbild haben. Der Südschwarzwald
muss vor einer technischen Überformung, insbeson-
dere durch eine Vielzahl flächendeckend erstellter
technischer Anlagen, bewahrt werden.
5. Landschaftsverträglichkeit hat im Naturpark einen
besonders hohen Stellenwert
Für bauliche Maßnahmen im Außenbereich steht im
Naturpark Südschwarzwald das Bemühen um eine
zurückhaltende Gestaltung, eine bestmögliche Ein-
passung in die Topographie und eine unauffällige
Fernwirkung im Vordergrund. Dieser Leitsatz gilt für
die Siedlungsentwicklung wie auch für alle Bauwerke
und Anlagen und damit auch für die Errichtung von
Windkraftanlagen.
6. Keine Windkraftanlagen auf markanten Gipfel-
lagen
Windkraftanlagen sollen im Naturpark Südschwarz-
wald, insbesondere nicht auf markanten und für
den Südschwarzwald charakteristischen Gipfellagen
(wie z.B. Belchen, Feldberg, Herzogenhorn, Kandel,
Rohrhardsberg, Schauinsland) errichtet werden. Die-
ser Grundsatz muss unabhängig vom Schutzstatus
der jeweiligen Fläche gelten. Aufgrund der Fernwir-
kung wirken sich diese Anlagen auf die umliegende
Landschaft und damit auf das gesamte Landschafts-
bild aus.
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
6 6 6 7
7. Windkraftanlagen bei vergleichbarer Vorbelastung
möglich
Windkraftanlagen sind im Naturpark Südschwarz-
wald an Standorten mit vergleichbaren Vorbe-
lastungen oder bei geringer Auswirkung auf das
Landschaftsbild möglich. Auch im Naturpark Süd-
schwarzwald sind damit ausreichende Standorte für
Windkraftanlagen vorhanden, die einen wirtschaft-
lichen Betrieb ermöglichen. Damit kann die Nutzung
sonstiger regenerativer Energien im Südschwarzwald
durch die Windenergie sinnvoll ergänzt werden.
8. Konzentration statt Streuung
Windkraftanlagen im Naturpark sollen in kleinen
Gruppen zusammengefasst werden, um eine flä-
chenhafte Streuung insbesondere auch auf weniger
windreiche Flächen zu verhindern. Hierzu sollen die
Gemeinden und die Regionalverbände geeignete
Vorrangflächen ausweisen.
9. Raumschaftsbezogene Zusammenarbeit der
Gemeinden im Naturpark bei Planungen für
Windkraftanlagen
Die Gemeinden haben die Möglichkeit, im Rahmen
der Flächennutzungsplanung die Errichtung von
Windkraftanlagen zu steuern. Wichtig ist hierbei
auch die Möglichkeit einer gemeinsamen Flächen-
nutzungsplanung mehrerer benachbarter Gemein-
den bzw. Planungsgemeinschaften. Ebenso können
die Regionalverbände Vorrangflächen für Windkraft-
nutzung als Ziele der Raumordnung ausweisen. Von
diesen Möglichkeiten sollte zur sachgerechten Aus-
weisung von Vorrangflächen und wegen der land-
schaftlichen Ausstrahlungswirkung von Windkraft-
anlagen Gebrauch gemacht werden. Der Naturpark
Südschwarzwald e.V. empfiehlt daher seinen Mit-
gliedsgemeinden, zur sachgerechten Ausweisung
von Vorrangflächen wegen der landschaftlichen
Ausstrahlungswirkung von Windkraftanlagen von
diesen Möglichkeiten Gebrauch zu machen.
Der Naturpark verfügt heute bereits über eine Vielzahl
von Wasserkraftanlagen. Im Hinblick auf den Konflikt-
bereich mit dem Schutz des Naturhaushaltes sowie
den Anforderungen des Biotopschutzes (Wildwasser-
strecken) ist das Potential im Bereich der sog. kleinen
Wasserkraft weitgehend ausgeschöpft. Dabei ist zu be-
rücksichtigen, dass zahlreiche Laufwasserkraftwerke am
Hochrhein in unmittelbarer Nachbarschaft zum Natur-
park in erheblichem Maße zur Produktion regenerati-
ver Energien in Baden-Württemberg und in Deutschland
beitragen. Diese große Wasserkraft gilt es auszubauen.
Der Naturpark Südschwarzwald e.V. kann hier ggf. poli-
tisch unterstützend wirken (z.B. Wasserkraftwerk Neu-
Rheinfelden).
Auch die linienhaften Infrastrukturen der Freileitungen
bewirken Beeinträchtigungen von Natur und Land-
schaft, die die genutzten Grundflächen weit überschrei-
ten. Auch hierbei spielen vor allem die visuellen Wirkun-
gen eine Rolle. Bei geplanter Anlage neuer Trassen für
Energieleitungen sollte deshalb eine Verlegung unter
die Erde geprüft werden. Ist dies nicht möglich, sollte
vorrangig geprüft werden, ob eine Bündelung vorhan-
dener Trassen bzw. Masten möglich ist. Hierbei sollten
ggf. verschiedene Netzbetreiber kooperieren.
In Diskussionsforen zu unterschiedlichen Themen der
erneuerbaren Energien könnten auf Grundlage
• der Übersicht der bestehenden und geplanten An-
lagen,
• einer Zusammenstellung der wissenschaftlichen
Erkenntnisse über Naturenergien und ihre Auswir-
kungen auf Natur und Landschaft und die Erlebnis-
wirksamkeit,
• einer Aufbereitung und Auswertung wesentlicher
Daten im Rauminformationssystem und
• einer (räumlichen) Darstellung der verschiedenen
rechtlichen Kriterien
alle Beteiligten (Verwaltung, Verbände, Bürger, Inves-
toren) gemeinsame Sichtweisen erarbeiten. Es muss
ein schlüssiges und konsensfähiges Konzept unter Be-
rücksichtigung aller Kriterien gemeinsam entwickelt
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
6 6 6 7
werden. Im Bereich der Problemlösungen kann der Na-
turpark eine wichtige Rolle als Mediator übernehmen
und einen Beitrag zur Versachlichung der Thematik zur
Erhaltung und Weiterentwicklung der Südschwarzwäl-
der Kulturlandschaft leisten und auf diese Weise die ihm
beim Thema Energie zugedachte Rolle ausfüllen.
Verkehr:
Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:
• Ermittlung der Mobilitätsbedürfnisse, Motivation
der Verkehrsmittelwahl, Erreichbarkeit touristischer
Ziele mit bestehenden Mobilitätsangeboten
• Anbindung landschaftsgebundener Erholungsinfra-
struktur wie z. B. Loipen oder Lifte an den ÖPNV
• Gesamträumliche Strategie und Detaillösungen zur
Anbindung touristischer Zielpunkte in der Land-
schaft unter Berücksichtigung der Instrumente Ver-
kehrslenkung, -organisation, -koordination
• Öffentlichkeitsarbeit / Weiterbildung bzgl. neuer
Mobilitätsprodukte
• Umweltverträgliche Verkehrsnetzkonzepte
• Überprüfung der raumordnerischen Konzepte und
der Bauleitplanung als Anregung für zuständige
Planungsträger
• Verkehrsverlagerung vom motorisierten Individual-
verkehr auf andere Verkehrsträger
• Bündelung der Funktion bestehender Straßen und
Wege
• Rückbau, d.h. Renaturierung bestehender Straßen-
und Wegeflächen
Der Straßenbau der letzten Jahrzehnte und vor allem der
eklatante Verkehrsanstieg belasten die Landschaften in
zunehmendem Maß. Auch im Südschwarzwald werden
große unzerschnittene und unverlärmte Landschafts-
räume immer rarer. Technisch-konstruktive Elemente
der Trassenkörper, insbesondere Dämme, Einschnit-
te, Unter- oder Überführungen, Brückenanlagen oder
Lärmschutzwände sowie damit einhergehende Relief-
veränderungen oder die Entfernung von Vegetation u.ä.
können den Charakter einer Landschaft erheblich verän-
dern und das Landschaftserleben von Erholungssuchen-
den empfindlich stören. Lärm, insbesondere Straßenver-
kehrslärm, wirkt sich negativ auf das Wohlbefinden des
Menschen aus. Vor allem im Südschwarzwald, abseits der
Hochrheinachse und des Oberrheingrabens, sind noch
weite, hochwertige Landschaften vergleichsweise ruhig
und unzerschnitten – eine Qualität, die es unbedingt
zu erhalten gilt. Die ‚infrastrukturellen Voraussetzun-
gen‘ für die Störungen sind in weiten Bereichen jedoch
bereits geschaffen. Insbesondere der Freizeitverkehr im
Naturpark stellt ein zentrales Problemfeld dar.
Zentrale Achsen im Bereich des Individualverkehrs
sind:
B 33 VS - St. Georgen - Hausach
B 500 Triberg - Hinterzarten - Waldshut
B 31 Donaueschingen - Titisee - Freiburg
B 317 Titisee - Wiesental - Basel
B 34 Basel - Hochrhein - Waldshut
B 27 VS - Donaueschingen - Blumberg
B 314 Waldshut-Tiengen - Blumberg
B 294 Freiburg - Waldkirch - Haslach
Herausgestellt werden muss, dass der Naturpark
Südschwarzwald sich in zwei sehr unterschiedlich
strukturierte Gebiete aufteilt: Der Hochschwarz-
wald mit einer sehr hohen Fremdenverkehrs- und
Ausflugsintensität und die übrigen, sehr ländlich
geprägten Bereiche des Naturparks wie z.B. den
Hotzenwald, der durch dispers verteilte Ausflugziele
und einer geringeren Nutzung durch den Tourismus ge-
kennzeichnet ist. Das Ausmaß der Gesamtbelastung hat
eine Intensität erreicht, die ausreichend Veranlassung
gibt, über neue Verkehrssysteme, aber auch umweltver-
trägliche Verkehrsnetzkonzepte, nachzudenken.
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
6 8 6 9
Die Lösungen zukunftsorientierter ÖPNV-Systeme in be-
lasteten Bereichen der zentralen Verkehrsachsen stellen
für den Naturpark eine Herausforderung dar, der er be-
reits an einigen entscheidenden Punkten Rechnung ge-
tragen hat. So stellt die Erhöhung der Taktverbindungen
der Höllentalbahn oder auch der Drei-Seen-Bahn eine
solche Perspektive dar (vgl. Gutachten der Akademie für
Technikfolgeabschätzung, Projekt ‚Feldberg’ bzw. Studie
zur Verbesserung des ÖPNV im Südschwarzwald durch
das Öko-Institut e.V. in Freiburg). In ähnlicher Weise
sollen diese Ansätze auch auf andere ÖPNV-Strecken
übertragen werden.
Zielsetzung sollte sein, auf der Grundlage einer Ana-
lyse des bestehenden Straßen-/Wegenetzes bzw. seiner
verkehrlichen Auslastung und der Umwelteffekte erste
Ansätze zur Neugestaltung eines Netzes zu entwickeln,
die zu einer spürbaren Entlastung der durch Straßen und
den Verkehr verursachten Umweltbelastungen führen.
Die Veränderung des Mobilitätsverhaltens zugunsten
ökologisch und sozial verträglicher sowie wirtschaftlich
vertretbarer Abwicklung des Freizeitverkehrs ist möglich
und ist ein wichtiges Anliegen des Naturparks. Der Na-
turpark Südschwarzwald kann durch innovative Ideen
neue Impulse, vor allem im Bereich des ÖPNV, schaffen
und Vorbildfunktion für andere Regionen wahrnehmen.
In diesem Zusammenhang ist das ‚Ringzugkonzept’ aus
dem Jahre 2003 von Villingen-Schwenningen, Donau-
eschingen, Hüfingen und Bräunlingen zu nennen.
3.3.5 Gewerbe – Handel – Dienstleistung – Rohstoffabbau
Für Gewerbe, Handel, Dienstleistung und Rohstoffabbau
sind für den Naturpark Südschwarzwald nicht explizit
Leitlinien im Offenen Forum Naturpark erarbeitet wor-
den. Im Folgenden werden deshalb nur die derzeitigen
Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien für diese
Bereiche aufgezeigt.
Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien für Ge-
werbe, Handel, Dienstleistung und Rohstoffabbau
Gewerbe – Handel – Dienstleistung:
Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:
• Qualitative Verbesserung
• Vernetzung und Nutzung von Synergien
• Ausschöpfung des naturräumlichen Potentials
• Anpassung an Zielgruppen
• Entwicklung marktfähiger Angebote
Von der Unternehmensstruktur her sind in der Region
des Naturparks vor allem klein- und mittelständische
Betriebe angesiedelt. Großunternehmer sind insgesamt
unterdurchschnittlich repräsentiert. Da der Naturpark
Südschwarzwald überwiegend ländlicher Raum ist und
eine geringe Bevölkerungsdichte aufweist, nehmen vor
allem der Tourismus und die Landwirtschaft einen her-
ausragenden Stellenwert ein. Gleichwohl sind Handel,
Handwerk, Unternehmens-, Dienstleistungs- und Pro-
duktionsbetriebe eine wichtige Grundlage für die Ar-
beitsplätze in der Region.
Um ein weiteres Wachstum im Bereich Gewerbe und
Dienstleistung erreichen zu können, kann eine engere
Vernetzung dazu beitragen, innovative sowie moderne
Güter und Dienstleistungen zu produzieren. Dabei wird
die Bedeutung der Qualität von Gewerbe und Dienstleis-
tung zunehmen (DIHK, 2003).
Auf der Grundlage der von der Natur gegebenen Po-
tentiale kann die Region eine bedeutende Tourismus-
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
6 8 6 9
branche mit einem vielschichtigen Angebot aufweisen,
die auf die verschiedensten Wirtschaftsbereiche Einfluss
nimmt. So gehört der Tourismus mit zum wichtigsten
Wirtschaftsfaktor für den Naturpark. Da ein hoher An-
teil der Beschäftigen in der Tourismus- und Freizeitbran-
che tätig sind, reichen bereits kleine Schwankungen für
drastische Einbrüche auf dem Arbeitsmarkt aus. Auch
im Bereich des Gesundheitswesens sind diese Tendenzen
klar zu erkennen. Da aber ein sehr vielversprechender
Markt in Zukunft im Bereich der Generation 50plus ge-
sehen wird, also der ‚jungen Alten’, ist hier jetzt schon
eine Trendwende im Gesundheitssektor zu beobachten
und in Zukunft wird es nicht mehr allein um die Heilung
von Krankheiten gehen, vielmehr wird die Vorbeugung
und Förderung des Wohlbefindens im Vordergrund ste-
hen. Die Generation 50plus ist nicht nur eine wachsende,
sondern auch eine finanzstarke Zielgruppe. Laut Unter-
suchungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsfor-
schung in Berlin hat diese Generation ein Vermögen
angehäuft wie nie zuvor. Es kann sich also als durchaus
lohnend erweisen, wenn Unternehmen verstärkt ihre
Produktpalette, Dienstleistungen, Nutzenversprechen
und Verkaufsargumente auf die besonderen Bedürfnis-
se und Wünsche dieser Zielgruppe anpassen.
Die für die Region herausragende wirtschaftliche Be-
deutung des Tourismus bedarf einer laufenden Anpas-
sung, um in der Konkurrenz mit anderen Destinationen
bestehen zu können. Deshalb sind auf der Grundlage
der bestehenden Potentiale (natürliche Ressourcen,
freie Arbeitskräfte), Angebote unter Berücksichtigung
der Sensibilität des Naturparkgebietes (Angebote für
Familien und die junge Generation sowie witterungs-
unabhängige Freizeitmöglichkeiten) zu entwickeln, mit
denen neue Kundenkreise angesprochen und gewon-
nen werden können. Das örtliche (Bau-)Handwerk, vie-
le Dienstleister und der lokale Einzelhandel sind direkt
und indirekt von den Tourismuseinkünften abhängig.
Eine positive ‚Tourismuskonjunktur’ führt daher auch
zu einem besseren lokalen Angebot an Dienstleistun-
gen und Produkten für die einheimische Bevölkerung
im Naturpark.
Rohstoffabbau:
Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:
• Berücksichtigung der Grundsätze und Ziele in den
Regionalplänen
• Minimierung von Zielkonflikten zwischen Rohstoff-
industrie und Natur- und Landschaftsschutz, Land-
und Forstwirtschaft sowie Wasserwirtschaft u.a.
• Überprüfung und Abwägung vor Rohstoffentnah-
me der Nutzungskriterien und Schutzwürdigkeit
der Böden
• Optimale Lagerstättenbewirtschaftung
• Einsatz modernster Technologien
• Geeignete Rekultivierungsmaßnahmen
Für die Rohstoffgewinnung innerhalb des Naturparks
sind die von den Regionalverbänden in den Regional-
plänen enthaltenen Grundsätze und Ziele der Raumord-
nung und Landesplanung für die räumliche Ordnung
und Entwicklung der Region ausschlaggebend. Unter
anderem sind in den Regionalplänen die Bereiche zur
Sicherung der Rohstoffvorkommen mit ihren Entwick-
lungszielen und die schutzbedürftigen Bereich für Roh-
stoffabbau (Vorranggebiete) ausgewiesen. Ebenfalls
werden Bereiche genannt, in denen der Rohstoffabbau
ausgeschlossen ist.
Die Aufgabe der Regionalverbände ist die Ermittlung
von Nutzungsansprüchen und die Bewertung von Nut-
zungskonflikten. Wichtig hierbei ist, Zielkonflikte zwi-
schen der Rohstoffindustrie und anderen am Abbau
Interessierten und den Gemeinden, dem Natur- und
Landschaftsschutz, der Land- und Forstwirtschaft, der
Wasserwirtschaft u.a. zu überwinden.
Im Zusammenhang mit dem Abbau von Rohstoffen – im
Naturpark überwiegend von Gesteinen des kristallinen
Grundgebirges – kommt es zu Eingriffen vor allem im Be-
reich des Grundwassers, des Bodens und des Landschafts-
bildes. Die natürlichen Vorkommen mineralischer Roh-
stoffe stellen oft ausgezeichnete Grundwasserleiter und
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
7 0 7 1
Speicher dar. Dies gilt für die meisten Lockergesteinsvor-
kommen von Kies und Sand als auch für viele Festgestei-
ne, die vor allem lokal als Kluft-/Porengrundwasserleiter
fungieren. Beim Trockenabbau wird durch den Eingriff
die wasserungesättigte Zone über dem Grundwasser
beeinträchtigt. Diese ungesättigte Zone schließt an der
Grenze zur Atmosphäre hin mit der Bodenbildung ab.
Boden und ungesättigte Zone bilden zusammen eine
Filter- bzw. Schutzschicht über dem Grundwasser ge-
gen den Eintrag von Schadstoffen mit dem Sickerwas-
ser. Die dem Festgesteinsabbau folgende Rekultivierung
hat eine wichtige Bedeutung für die Wiederherstellung
oder sogar Verbesserung der ursprünglichen Schutz-
funktion der Grundwasserüberdeckung.
Die Gewinnung von oberflächennahen Rohstoffen und
der angewandte Bodenschutz stehen sich zuerst einmal
konträr gegenüber. So ist der Boden ein unverzichtba-
rer Bestandteil einer nachhaltigen, umweltschonenden
Lebensweise, der die Grundlage allen menschlichen
Handelns bildet. Da der Boden in seiner vielfältigen
Nutzungsfunktion auch als Rohstofflagerstätte dient,
entstehen hier klassische Zielkonflikte. Um aber den
Rohstoff gewinnen zu können, müssen die Böden
zwangsläufig entfernt werden und der Standort ver-
liert seine charakteristischen Bodenfunktionen. Hier
bedarf es im Vorfeld der Rohstoffentnahme einer Ab-
wägung der Nutzungskriterien und die Schutzwürdig-
keit der Böden ist zu prüfen. Wenn anschließend die
Entscheidung zum Rohstoffabbau erfolgt, ist eine op-
timale Lagerstättenbewirtschaftung zu gewährleisten.
Nach der Gewinnung der Rohstoffe sind durch Rekulti-
vierungsmaßnahmen die den ursprünglich vorhandenen
Böden nahe kommende Rekultivierungsböden wieder
aufzubauen, die dann ähnliche Bodenfunktionen auf-
weisen können.
Durch den Einbezug von modernen Verfahren wie der
GIS-Technologie, werden bei der Planung im Bereich
des Rohstoffabbaus Verbesserungen angestrebt, die
eine Verschneidung verschiedenartiger Raumnutzungs-
daten ermöglicht und sich Daten zwischen Planern und
den unterschiedlichen, an den Verfahren beteiligten Be-
hörden leichter austauschen lassen. In diesem Zusam-
menhang wurde mit dem Landesamt für Geologie, Roh-
stoffe und Bergbau Baden-Württemberg (LGRB) und den
Regionalverbänden vereinbart, dass künftig vielfältige
Synergieeffekte zwischen Fach- und Planungsinstanzen
genutzt werden sollen. Im Besonderen kann durch in-
tegrierte Kartierung und Bewertung von Lagerstätten
unter den Aspekten der Rohstoffgeologie, des Boden-
und Grundwasserschutzes und der Georisiken im Sinne
einer nachhaltigen Rohstoffsicherung und -gewinnung
die vorausschauende Planung erheblich verbessert wer-
den (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau
Baden-Württemberg, 2002).
3.3.6 Freizeit – Erholung – Tourismus – Sport
Leitlinien
Tourismus als Wirtschaftsfaktor
Der Naturpark bietet eine große Chance, einen dau-
erhaft umweltgerechten Tourismus als bedeutenden
Wirtschaftsfaktor des Naturparks Südschwarzwald
bewusst zu machen und dessen Stellenwert nachhal-
tig zu verankern.
Qualifizierungsangebote
Wir sehen im Naturpark Südschwarzwald die Chan-
ce, den Stellenwert unseres touristischen Angebots
zu erhöhen. Daher werden wir besonderen Wert auf
Qualifizierungsangebote in den Bereichen Kundeno-
rientierung, Servicequalität, Umweltbewusstsein und
Vermittlung naturraumbezogener Erlebnisse legen.
Bewusstsein für regionale Qualitäten
Wir wissen, dass unser touristisches Kapital in der
traditionellen Gastfreundschaft unserer Bevölke-
rung, in der historisch gewachsenen Wirtschafts- und
Siedlungsstruktur sowie in unserer in Europa einzig-
artigen Kulturlandschaft liegt. Diese herausragende
Qualität kann aber nur dauerhaft gesichert werden,
wenn wir deren Werte selbst erkennen und uns be-
wusst machen.
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
7 0 7 1
Zukunftsfähige Mobilität
Die Weiterentwicklung des Tourismus kann im In-
teresse der von uns angestrebten Qualität und der
Zielsetzungen des Naturparks Südschwarzwald nur
dauerhaft umweltgerecht und unter Beachtung
wirtschaftlicher Belange sowie der Bedürfnisse der
Bevölkerung erfolgen. Dies schließt eine zukunfts-
fähige Verkehrs- und Mobilitätsentwicklung sowie
transparente Besucherlenkungssysteme mit ein, die
auf die Bedürfnisse von Gästen und Einheimischen
gleichermaßen abgestimmt sin.
Angebote im Sporttourismus
Der Freizeit- und Sporttourismus ist einer der tra-
genden Säulen des Tourismus im Naturpark Süd-
schwarzwald. Wir wollen die Qualität des Sport- und
Erlebnisraums für die vielfältigen Formen des land-
schaftsgebundenen Sports, für die Erholung, Gesund-
heit und Lebensfreude des Menschen nachhaltig si-
chern. Dabei ist eine qualitative Aufwertung einer
quantitativen Erweiterung vorzuziehen. Insbesonde-
re den Wander-, Rad und Wintersporttourismus als
Teil eines naturverträglichen Tourismusangebots wol-
len wir hierbei im Einvernehmen mit der Bevölkerung
zeitgemäß ausbauen, verbessern und präsentieren.
Neue Angebote im Sporttourismus
Das sporttouristische Angebot soll auf vorhandenen
standortbezogenen Stärken aufbauen und eine viel-
seitige Profilierung anstreben. Bei der Entwicklung
sporttouristischer Einrichtungen sind wir uns neben
der Verantwortung für die besondere Natur und Um-
welt im Naturpark Südschwarzwald auch der Tradi-
tion des Wintertourismus bewusst und gegenüber
neuen Sportaktivitäten aufgeschlossen. Diese wol-
len wir als kreative Angebote für Einheimische und
Gäste und als regionalen Imagefaktor dauerhaft um-
weltgerecht fördern. Neue großflächige touristische
Erschließungen im Sinne von Massenanziehungs-
punkten wollen wir aufgrund der erreichten Aus-
bauqualität im Naturpark Südschwarzwald grund-
sätzlich ablehnen, da die Qualität der Erholung und
die Qualität des Naturraums darunter leiden. Neue
Entwicklungen – beispielsweise im Trendsport- und
Eventsektor – wollen wir so steuern, dass sie mit den
Qualitätszielen des Naturparks übereinstimmen.
Erlebnis-, Kultur- und Gesundheitsregion
In der Entwicklung kreativer Angebote im Tourismus
im ländlichen Raum und einer stärkeren Betonung
vorhandener kultureller und gesundheitsbezoge-
ner Angebote liegt die Chance, den Naturpark Süd-
schwarzwald als Erlebnis-, Kultur- und Fitnessregion
bewusst zu machen. Damit kann diese Kulturland-
schaft dauerhaft gesichert werden.
Respekt vor der Natur
Die besonderen Belange bedrohter Tier- und Pflan-
zenarten des Naturparks Südschwarzwald werden
wir bei der Entwicklung von Freizeit- und Sportin-
frastruktur berücksichtigen. Dazu wollen wir touris-
tische bzw. naturschutzfachliche Schwerpunktgebiete
definieren und gegenseitig akzeptieren, sowie das
Hauptaugenmerk auf Verbesserung und Modernisie-
rung bestehender Einrichtungen legen.
Regionale Potentiale
Durch eine gezielte Erhöhung des Anteils regio-
naler Qualitätsprodukte aus heimischer Land- und
Waldwirtschaft, Handwerk und Kunst wollen wir die
Attraktivität der Kulturlandschaft und damit der Ur-
laubslandschaft erhöhen. Der Naturpark Südschwarz-
wald verfügt über weitere Potentiale, die über neue
Kooperationsformen stärker genutzt und den Gästen
entsprechend vermittelt werden müssen.
Qualität durch Umweltschutz
Die Übernachtungs- und Verpflegungsbetriebe in un-
serer Region sehen in der Ausweisung des Naturparks
auch die Verpflichtung, Qualitätssicherung über
Umweltmaßnahmen zu realisieren. Auf diese Weise
können die touristischen Betriebe wettbewerbsfähig
bleiben und damit der Region zu einem zusätzlichen
Imagevorteil verhelfen.
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
7 2 7 3
Herkunft als Qualität
Im Aufbau einer Herkunftsmarke sehen wir für den
Tourismus dann große Profilierungschancen, wenn sie
vorrangig über Qualität und Service hergeleitet, ge-
sichert und glaubwürdig vermittelt wird.
* Die Leitlinien wurden durch das Forum Naturpark
erarbeitet und im Rahmen der Naturparkkonzeption
verabschiedet.
Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien für den
Bereich Freizeit – Erholung – Tourismus – Sport:
Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:
• Angebote statt Verbote
• Schonung empfindlicher Naturräume
• Prüfung der Standorteignung
• Prüfung kommunaler Rahmenbedingungen
• Prüfung der Realisierungsvoraussetzungen
• Darstellung von Aktivitätsraumpotentialen
• Ausweisung von Sportaktivitätsgebieten
• Gemeindeübergreifende Entwicklung
• Ausweisung von Erholungs-, Naherholungs- und
Tourismusschwerpunkten
• Offenhaltung der Landschaft
• Erhaltung unzerschnittener Landschaftsräume
• Lenkung touristischer Angebote
• Nachhaltige Verkehrskonzepte
• Besuchermanagement und -information
• Förderung über Innovationen
• Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Tou-
rismusverbänden
Der Tourismus ist eine der tragenden Säulen des Na-
turparks. Dabei ist die Dynamik im Tourismus sehr viel-
schichtig. Die Ursachen liegen hier im Bereich der gesell-
schaftlichen Entwicklungen. Neben der Steigerung von
Einkommen und Freizeit für große Teile der Bevölkerung
sind vor allem die zunehmende Individualisierung, die
Erlebnis- und Genussorientierung, das gestiegene Kör-
per- und Gesundheitsbewusstsein und das wachsenden
Bedürfnis nach Naturerlebnissen zu nennen. Die Aus-
übung von Freizeitaktivitäten in der Natur- und Kultur-
landschaft erfüllt heute zunehmend wichtige soziale,
gesundheitliche und psychische Funktionen. Die dazu
benötigten Erlebnisräume sind sowohl durch die natür-
liche Ausstattung der Landschaft, als auch durch die Frei-
zeit-, Erholungs- und Sportinfrastruktur gegeben. Den
Anlagen kommt einerseits große Bedeutung für die
touristische Anziehungskraft zu, andererseits können
sie aber auch die Erholungslandschaft belasten.
Es muss Ziel sein, die touristisch wichtigen Ansprüche des
landschaftsorientierten Infrastrukturausbaus und der
Freizeitaktivitäten, unter Berücksichtigung der vorhan-
denen Nutzungen auf belastbare Räume zu lenken und
empfindliche Räume nach Möglichkeit zu schonen.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, den bedeu-
tenden Bereich des Sporttourismus für den Naturpark
Südschwarzwald näher zu betrachten. Roth & Krämer
(2000) haben für den Naturpark eine räumliche Kon-
zeption für den Sporttourismus erarbeitet und die Fra-
ge gestellt, welche Gebiete innerhalb des Naturparks
Zielgebiete der sporttouristischen Nachfrage sind und
was diese Gebiete besonders auszeichnet. Für die Beant-
wortung wurden die spezifischen Raumeigenschaften
erfasst und analysiert.
Die sporttouristische Nutzung von Gebieten bzw. Berei-
chen des Naturparks Südschwarzwald ist dabei an drei
Voraussetzungen gebunden:
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
7 2 7 3
1. Standorteignung
Die natürlichen Gegebenheiten wie das Relief, das Kli-
ma, die Gewässer sowie die Pflanzen- und Tierwelt, an-
dererseits kulturelle und administrative Gegebenheiten
wie Sehenswürdigkeiten und zentralörtliche Einrich-
tungen bieten die natürliche Grundlage. Diese Lokali-
sierungsvoraussetzungen haben den Charakter von Po-
tentialen. Sie bestimmen den Ort, wo Sporttourismus im
Naturpark auftreten kann.
2. Kommunale Rahmenbedingungen
Demographische, soziologische und städtebauliche Vo-
raussetzungen sind hier von besonderer Bedeutung.
Diese Rahmenbedingungen bestimmen die Neigung
der Bevölkerung, am Sporttourismus zu partizipieren
und legen auch eine Verteilung im Naturpark fest.
3. Realisierungsvoraussetzungen
Verkehrserschließung (Öffentlicher Personen-Nahver-
kehr und Individualverkehr) und Infrastruktur führen
schließlich zur konkreten Realisierung.
Abgeleitet von diesen Grundvoraussetzungen wurden
im Einzelnen u.a. untersucht und bewertet:
• Aktivitätsraumpotential
• Fixierung von Sportaktivitätsgebieten
• Lenkung von sporttouristischen Aktivitäten
Aktivitätsraumpotential
Zur Befriedigung des Bewegungs- bzw. Sportbedarfs steht
grundlegend das Aktivitätsraumpotential als ein Teil des
Landschaftspotentials zur Verfügung. Es drückt die Eig-
nung und eine darauf gegründete Möglichkeit der Nut-
zung der Landschaft für sporttouristische Zwecke aus.
Zum Aktivitätsraumpotential einer Landschaft gehören
alle Faktoren mit einer Bedeutung für den Sporttouris-
mus. Als wesentliche Kriterien einer sporttouristischen
Eignung sind u. a. Reliefenergie, Bodendeckenzusam-
mensetzung, Klima, Luftreinheit, Vielfalt naturnaher
Ränder, Abwechslungsreichtum in landwirtschaftlichen
Flächen und immer mehr auch ästhetische Werte der er-
lebbaren Flora und Fauna zu nennen. Diese natürlichen
Standortvoraussetzungen sind mit der Infrastruktur zu
lokal und regional unterschiedlichen Raumkomplexen
verknüpft.
Innerhalb der natürlichen Voraussetzungen für den
Sporttourismus spielen Klima und Witterung eine beson-
ders wichtige Rolle. Die Ausweisung der Aktivitätsräume
ist getrennt nach Sommer- und Wintersportaktivitäten
und deren spezifischen Anforderungen an den Land-
schaftsraum bzw. Standort vorgenommen worden. Für
die Sommersportarten sind neben der Höhenlage vor
allem die Faktoren Landschaftsvielfalt und Reliefenergie
entscheidend. Unter Landschaftsvielfalt werden sowohl
die natürlichen, vegetationsgeographischen Gegeben-
heiten (Anzahl der Landnutzungswechsel pro km² Flä-
che), als auch sportartenspezifische Landnutzungspräfe-
renzen verstanden. Beim Faktor Reliefenergie wird die
Vielfalt des Reliefs auf Grundlage der absoluten Höhen-
unterschiede pro definierter Grundflächengröße berück-
sichtigt. Für den Winter- bzw. Schneesport ist vor allem
der Faktor der Schneesicherheit entscheidend.
In Karte 9 ist das Aktivitätsraumpotential für den
Sporttourismus im Sommer dargestellt. Insgesamt sind
hierbei für den gesamten Naturpark gute Vorausset-
zungen vorhanden. Das höchste Potential wird in der
Feldberg-Belchen-Region erreicht, wo die Hochlagen
mit abwechslungsreichem Relief und vielstrukturierter
Landnutzung optimale Voraussetzungen für die Som-
mersportarten bieten.
Karte 10 stellt das Aktivitätsraumpotential für die
winter- bzw. schneesporttouristische Nutzung dar. Im
Vergleich zu den Potentialen des Sommersports sind
hier eindeutige Unterschiede festzustellen. Es ist aus-
gehend von den Hochlagen im zentralen Bereich des
Naturparks hin zu den tieferliegenden Gebieten eine
eindeutige Abnahme des Wintersportpotentials fest-
zustellen. Neben der Höhenlage sind vor allem klima-
tische Gegebenheiten hierfür ausschlaggebend. Auch
für die Wintersportarten befinden sich die Gebiete mit
dem höchsten Potential innerhalb des Naturparks in der
Feldbergregion.
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
7 4 7 5
3. Leitbilder und Ziele
Karte 9: Landschaftspotentialanalyse Sporttourismus Sommer (Roth & Krämer, 2000)
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
7 4 7 5
Karte 10: Landschaftspotentialanalyse Sporttourismus Winter (Roth & Krämer, 2000)
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
7 6 7 7
3. Leitbilder und Ziele
Karte 11: Entwicklungskonzeption Sommersport (Roth & Krämer, 2000)
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
7 6 7 7
Karte 12: Entwicklungskonzeption Schneesport (Roth & Krämer, 2000)
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
7 8 7 9
Sportaktivitätsgebiete
Über die oben dargestellten Potentiale für Sommer-
und Wintersporttourismus sind Sportaktivitätsgebiete
herausgearbeitet worden. Sportaktivitätsgebiete und
-räume sind ‚spezialisierte Wirtschaftsgebiete’ unter-
schiedlicher Flächennutzung. Sie bilden sich dort heraus,
wo die Flächenutzung maßgeblich von erholungsorien-
tierten Prozessen bestimmt wird, wo Sporttourismussys-
teme unter den sich überlagernden und überschneiden-
den räumlichen Systemen dominant sind.
In den Sportaktivitätsgebieten wird die sportbezogene
Nutzung der Fläche zu einem wesentlichen Merkmal der
Kulturlandschaft, und die Sport- und Erholungsfunktion
tritt im wirtschaftlichen und sozialen Leben der Bevölke-
rung deutlich hervor. Der Tourismus wird in solchen Ge-
bieten zu einem ‚entwicklungsprägenden’ oder ‚motor-
ischen’ Wirtschaftszweig. Die resultierenden Ergebnis-
se führten zur Fixierung der in Karte 11 (Sommer) und
Karte 12 (Winter) dargestellten Sportaktivitätsgebiete.
Lenkung von sporttouristischen Aktivitäten
Die Aktivitätslenkung hat in den oben ausgewiesenen
Räumen einen Balanceakt zum Ziel. Auf der einen Seite
ist die sporttouristische Nutzung in weiten Teilen zu er-
möglichen und deren Qualität zu sichern, andererseits
soll der Erhalt und Schutz der Natur gewährleistet sein.
Die Abwägung zwischen Sportnutzung und Naturschutz
verlangt eine sorgfältige und kreative Auswahl der Len-
kungsmaßnahmen. Das Ziel ist die Konfliktminimierung.
Dabei wird das Ausmaß der Beeinträchtigungen durch
die Faktoren Nutzungsdruck, Nutzungsart, Nutzungsort
und Zeitpunkt der Nutzungen bestimmt.
Hauptstrategie für diese Räume ist die Beeinflussung des
räumlichen Aktivitätsverteilungsmusters der Sporttouris-
ten und die Gestaltung des Lebensraums mit dem Ziel,
die Aktivitäten auf attraktive Bereiche zu konzentrie-
ren. Diese Bereiche sind entweder aufgrund der Wider-
standsfähigkeit und Standortsvoraussetzungen beson-
ders geeignet oder es sind Bereiche die zur Schonung
anderer Teilbereiche zur Nutzung freigegeben werden.
Dabei gelten Wege, Loipen und Pisten als wichtige For-
men der Aktivitätskonzentration.
Im gleichen Maße soll der Lebensraum für Pflanzen und
Tiere aufgewertet werden, um den Naturhaushalt nach-
haltig zu stärken und die Widerstandsfähigkeit gegen-
über menschlichen Störungen zu erhöhen. Dabei ist ein
integraler Prozessansatz insbesondere von Seiten der
Kommunen, des Sports, der Forstwirtschaft und des
Naturschutzes die wesentliche Voraussetzung für eine
erfolgreiche Umsetzung. Es wird daher vorgeschlagen
in den ausgewiesenen Aktivitätslenkungsgebieten kon-
krete Umsetzungsprojekte des Naturparks durchzufüh-
ren. Dabei ist es wichtig, eine Arbeitsgruppe aus allen
Interessenvertretern in Anlehnung an das Modellprojekt
Rohrhardsberg (Lauterwasser et al., 1995) zu etablieren,
die die Umsetzung der Maßnahmen begleitet.
Wichtig ist, dass die zentralen Elemente einer sport-
touristischen Aktivitätslenkung im Sinne von positiven
Lenkungsmaßnahmen umgesetzt werden. Aufbauend
auf den Leitlinien der Arbeitsgruppe Sporttourismus
soll dem Prinzip ‚Angebote statt Verbote’ Rechnung
getragen werden.
Die verschiedenen Komponenten einer sporttouristi-
schen Aktivitätslenkung sind in Abbildung 7 darge-
stellt. Positiven Lenkungsmaßnahmen stellen hierbei
das entscheidende und zentrale Element dar. Wichtig
ist weiterhin, dass alle sporttouristischen Aktivitäten
in den Lenkungsgebieten mit Hilfe von landschaftspla-
nerischen Ansätzen untersucht bzw. geplant werden.
Schließlich dient als letztes Instrument auch die Umset-
zung von Zwangsmaßnahmen. Diese sollten jedoch nur
auf die absolut hierfür notwendigen Problemfelder be-
schränkt werden.
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
7 8 7 9
Erholungs- und Tourismusschwerpunkte
Prädikatisierte Orte als Heilbad, Heilklimatischer Kurort,
Kneippkurort, Luftkurort, Erholungsort oder Tourismus-
schwerpunkt ohne Prädikat sollen im Rahmen dieser
Klassifizierung weiterentwickelt werden. Aber auch Orte
ohne diese amtliche Prädikatisierung müssen vor allem
dann, wenn sie bereits heute hohe Übernachtungszahlen
(> 50.000/Jahr) aufweisen oder eine hohe Bedeutung für
den Tagestourismus besitzen, im Rahmen ihrer Schwer-
punkte und Möglichkeiten gefördert werden. Hier-
durch soll einerseits die touristische Weiterentwicklung
gewährleistet und zum anderen ein zu starker Druck auf
die Fläche des Naturparks verhindert werden.
Die Schwerpunktbildung ist somit ein erster planeri-
scher Baustein zu einer nachhaltigen Entwicklung der
Gesamtregion. Wichtig ist die Vernetzung dieser für die
Erholung und den Tourismus wichtigen Orte und der
aktive Austausch ihres Angebotes für Freizeit und Er-
holung. Die Vernetzung soll v. a. auch über den ÖPNV
gewährleistet werden. Die Erholungs- und Tourismus-
schwerpunkte sind in der Karte 12 dargestellt. Die oben
genannten Tourismusorte stellen das Grundgerüst der
touristischen Entwicklung dar. Sie sind vorrangig zu
fördern. Auch die übrigen Orte sind entsprechend ihrer
Möglichkeiten sinnvoll zu unterstützen.
Abbildung 7: Verschiedene Komponenten einer sporttouristischen Aktivitätslenkung (Roth & Krämer, 2000)
• räumliche Funkti-onstrennung von Bereichen inten-siver touristischer Nutzung bis zu „Tabu-Räumen“
• integrale Rauman-sätze
• Lage• Qualität• Kapazität von
Sport- und Freizeit-einrichtungen
• Umweltverträglich-keitsstudie
• FFH-Verträglich-keitsstudie
• Erheblichkeitsprü-fung
• gezielte Anpflanzungen
• Barrieren• Wegerückbau• etc.
• Gutes Wegenetz• attraktives
Streckennetz• Aussichtsmöglich-
keiten
• Hinweisschilder• Info-Tafeln• Lehrpfade• Multiplikatoren-
schulung• Seminare
• Ge- und Verbote• gesetzliche
Beschränkungen
Gebietsentwick-lungskonzeption
ZonierungInfrastrukturbau
direkte Lenkungs-maßnahmen
Komfort- und Ver-haltensangebote
Kommunikation
Gebietsentwick-lungskonzeption
Zonierung
Positive LenkungAppell- und Konventionsstrategie Zwangsmaßnahmen
Normenstrategie
SporttouristischeAktivitätslenkung
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
8 0 8 1
3. Leitbilder und Ziele
Karte 13: Räumliche Konzeption: Schwerpunkt Erholung und Tourismus (Hage, Popp et al., 2000)
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
8 0 8 1
Die Umgebung der übergeordneten Verkehrsinfrastruk-
turen im Naturpark sind wichtige Bereiche zur Entwick-
lung von touristischen Anlagen. Die Anbindung der
Infrastruktur an das ÖPNV-Netz ist vorrangig und zu
fördern. Die örtlichen Aspekte von Natur und Landschaft
sind zu berücksichtigen und im Rahmen von integrierten
Planungsansätzen zu lösen.
Die durch die von Roth & Krämer (2000) durchgeführte
Analyse für die Raumwirkung von Verkehrsachsen und
Siedlungen zeigt anschaulich auf, dass im gesamten Na-
turpark die Zerschneidung der zusammenhängenden Flä-
chen von Verkehrsachsen und Siedlungen sehr hoch ist.
In diesem Zusammenhang ist auch die Nutzungsintensität
der Verkehrsachsen durch den Tourismus von Interesse.
Hier zeigt sich, dass vor allem in den Sommermonaten
der gesamte Naturpark stark genutzt wird. Im Winter hin-
gegen sind es nur vereinzelte Gebiete, die einer starken
Inanspruchnahme standhalten müssen. Hier ist vor allem
das Gebiet rund um den Feldberg zu nennen.
Im Naturpark ist auch gezielt die ‚Erlebbarkeit der Land-
schaft‘ in den Mittelpunkt zu stellen. Insbesondere um
die Tourismus- und Erholungsschwerpunkte können Gäs-
ten wie auch Einheimischen durch ‚thematische Entde-
ckungspfade‘ die Kulturlandschaft und ihre Entstehung
näher gebracht werden.
Das anzustrebende regionale Konzept für Landschafts-
interpretationen ermöglicht Einheimischen und Gästen,
die vorhandene Vielfalt und Eigenheit der Region zu
erleben. In Karte 13 sind um die bereits dargestellten
touristischen Zentren für solche Ansätze vor allem her-
auszuhebende fußläufig erreichbare Nahbereiche her-
ausgestellt worden. Vor dem Hintergrund der örtlichen
Situation muss es hier um eine Detailabgrenzung gehen,
bei der die Aspekte des Natur- und Landschaftsschutzes
zu berücksichtigen sind. Die Nahbereiche der touristi-
schen Zentren sollen unter Wahrung der örtlichen As-
pekte des Natur- und Landschaftsschutzes für die Erho-
lungsinfrastruktur, die Nah- und Feierabenderholung,
aber auch für das animative Landschaftserleben weiter-
entwickelt werden.
Die Räume im Umfeld von Siedlungen sind insbesondere
auch für die dort lebende Bevölkerung als Erholungsflä-
chen wichtig. In den Siedlungsschwerpunkten leben die
meisten Menschen, deren Bedarf nach kurzfristiger Er-
holung in der Landschaft auch der Naturpark Rechnung
tragen muss. Von herausragender Bedeutung sind bei
gegebener Zugänglichkeit, aber relativ unabhängig von
der Qualität der Freiräume, die fußläufig erreichbaren
Freibereiche in einer Entfernung von 750 - 1.500 m um
die Orte herum. Aus diesem Grund sollen in den Rand-
bereichen der Siedlungsschwerpunkte auch weiterhin
Freizeiteinrichtungen wie Sportplätze, Trimm-Dich-Pfa-
de, etc. vorrangig bereitgestellt werden. Die Siedlungs-
randbereiche der zentralen Orte sind im Hinblick auf
die Feierabend- und Kurzzeiterholung weiter zu entwi-
ckeln. Die Verantwortung dieser Entwicklung liegt bei
den Kommunen.
Landschaftsgebundenen Erholung
Verschiedene Aspekte der Bau- und Kulturgeschichte,
landschaftliche Attraktionen, die hohe Landschaftsviel-
falt oder auch die Allmendweiden sowie die erlebnis-
wirksame Reliefierung führen zu einem unverwechsel-
baren Landschaftserlebnis im Südschwarzwald.
Straßen und größere Orte unterteilen den Raum in
unterschiedlich große ‚unzerschnittene hochwertige
Räume‘. In Bezug auf die ruhigen landschaftsgebun-
denen Erholungsformen ist darauf zu achten, dass dort
die Grundlagen für die Erholung und das Kapital – die
Landschaft – nicht in unzuträglicher Art und Weise über-
formt werden.
Gerade die unzerschnittenen, hochwertigen Räume sind
in ihrem für den Tourismus und die Erlebnisqualität so at-
traktiven Erscheinungsbild von den Leistungen der Land-
wirte und Waldbesitzer abhängig. Die Offenhaltung der
Landschaft spielt dabei für den Südschwarzwald eine
überragende Rolle. Hier garantiert die Sicherung des
Grünlandanteils gleichzeitig die hohe landschaftliche
Attraktivität, die für den Tourismus einen hohen Stel-
lenwert als Alleinstellungsmerkmal genießt.
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
8 2 8 3
Diese Zusammenhänge sind den wenigsten Menschen
in vollem Umfang bewusst. Das, was in der Vergangen-
heit eher eine Selbstverständlichkeit war und als Folge
bäuerlicher Nutzung zu attraktiven Kulturlandschaften
führte, wird in Zukunft nur über gemeinsame Anstren-
gungen zu gewährleisten sein. Die Weiterentwicklung
der traditionellen Kulturlandschaft ist daher kein muse-
ales, sondern ein gesellschaftliches Grundanliegen. Auch
in dieser Thematik ist das Engagement des Naturparks
gefordert. Der Naturpark Südschwarzwald wird in ent-
scheidendem Maß aber auch durch den Wald geprägt.
Die große Anzahl an Erholungswäldern im Naturpark
zeigt dabei deren hohe Bedeutung auf.
Die Herausstellung der derzeitigen Erholungsschwer-
punkte ist jedoch lediglich als eine Momentaufnahme
zu verstehen. Diese Schwerpunkte können sich im Lauf
der Zeit verändern und können auch – z.B. im Hinblick
auf den Biotopschutz – gelenkt werden. Wichtig sind
hierbei positive Anreize und Angebote und weniger
Verbote.
3. Leitbilder und Ziele
In der Karte 14 sind die unterschiedlichen Landschafts-
raumtypen charakterisiert. Die Erholungswälder und
Erholungsschwerpunkte stellen besonders bedeutsame
Bereiche für die Erholungsnutzung dar. Siedlungen wie
Verkehrsinfrastruktur teilen die verschiedenen Land-
schaftsraumtypen in unzerschnittene Räume. Beson-
ders überformte und verlärmte Bereiche sind für die
ruhige, landschaftsbezogene Erholung weniger von
Bedeutung.
Die hochwertige und erlebnisreiche Landschaft des Süd-
schwarzwalds ist für die ruhige, landschaftsgebundene
Erholung zu erhalten, zu pflegen und weiterzuentwi-
ckeln. Hierzu ist insbesondere auf die Offenhaltung und
die Vielfältigkeit der Landschaft sowie auch auf das Frei-
halten von touristischen Anlagen zu achten. Ein beson-
deres Augenmerk muss auf den Erhalt und die Entwick-
lung der vielfältigen, von Verkehrsinfrastrukturen und
Siedlungen unzerschnittenen Räume im Hochschwarz-
wald gelegt werden.
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
8 2 8 3
Karte 14: Räumliche Konzeption: Schwerpunkt landschaftliche Erholung (Hage, Popp et al., 2000)
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
8 4 8 5
3. Leitbilder und Ziele
Karte 15: Räumliche Konzeption: Schwerpunkt Angebote/Naturpark-Erlebnis (Hage, Popp et al., 2000)
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
8 4 8 5
Karte 16: Räumliche Konzeption: Schwerpunkt Besuchermanagement (Hage, Popp et al., 2000)
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
8 6 8 7
Naturpark-Erlebnis
Über die Einrichtung von Naturpark-Erlebniszentren,
-Erlebnisräumen und -Erlebnistouren ist es möglich, den
Naturparkgedanken den Gästen und Einheimischen nä-
her zu bringen. Über die animative Vermittlung verschie-
dener Aspekte der Kulturlandschaft Südschwarzwald im
Nahbereich der touristischen Zentren und Orte können
vielfältige Angebot zum Landschaftserlebnis vermittelt
werden. Über die Einrichtung von Naturpark-Erlebnis-
touren kann die Einzigartigkeit des Naturparks deut-
lich gemacht werden und damit einhergehend auch
eine Lenkung und Steuerung der touristischen Besu-
cherströme erfolgen.
Schwerpunkte bezüglich der Angebote für Naturpark-
Erlebniszentren und Naturpark-Erlebnistouren sind in
Karte 15 dargestellt.
Besuchermanagement und -information
Aus Gründen des Natur- und Landschaftsschutzes sind
Schutzvorkehrungen vor einer zu starken touristischen
Inanspruchnahme zu treffen. Hier können schon viele
gute Beispiele wie z.B. Besucherlenkung durch Wander-
wege z. B. in der Wutachschlucht, Wanderbusse, geführ-
te Exkursionen, das ‚Haus der Natur Südschwarzwald‘
auf dem Feldberg und zahlreiche Tourist-Informatio-
nen oder elektronische Info-Systeme genannt werden.
In den Kerngebieten des Naturparks wie z.B. auch im
Gebiet Rohrhardsberg sind bereits entsprechende Kon-
zepte entwickelt und umgesetzt worden. Die Nutzung
der Landschaft durch Urlauber und Sportler verändert
sich ständig. Wichtig erscheint, diese Veränderungen zu
beobachten und flexibel darauf zu reagieren.
Filialen des ‚Hauses der Natur Südschwarzwald‘ auf dem
Feldberg sollten als Informationszentralen ergänzend,
insbesondere in den touristischen Hauptorten und über
die Landkreise verteilt eingerichtet werden, die sich
auch mit anderen Bemühungen (wie z.B. Naturpark-
Markt, Naturpark-Erlebnisräume oder auch einem Na-
turpark-Café) verbinden lassen.
In Karte 16 werden diese Aspekte herausgestellt.
In den stark frequentierten Erholungswäldern und
-landschaften besteht vorrangig in den Bereichen, die
auch für den Biotopschutz von Bedeutung sind, die Not-
wendigkeit der Entwicklung von großräumigen Besu-
cherlenkungskonzepten und entsprechend lenkenden
Angeboten. In diesem Zusammenhang ist die oben er-
wähnte sporttouristische Aktivitätslenkung zu nennen,
die in den Schwerpunktbereichen des Sporttourismus
versuchen muss, die Aktivitäten räumlich und von der
Intensität her zu steuern. Den Gästen soll einerseits die
Möglichkeit zur Naturerfahrung gegeben werden, an-
dererseits sollen die wichtigen und bedeutenden Biotop-
bereiche nachhaltig geschont werden. Es gilt vorrangig,
Angebote zu schaffen, statt Verbote auszusprechen. In-
formationszentren an den Toren des Naturparks und in
touristischen Zentren können das Anliegen des Natur-
parks unterstützen.
Der positiv besetzte Begriff des Naturparks kann zu ei-
ner Verbesserung bzw. Diversifizierung des Images Süd-
schwarzwald führen. Durch die Bereitstellung eines Na-
turpark-Qualitätssiegels kann dieser Effekt sogar noch
verstärkt werden. Naturerlebnis-Angebote sind wichtige
Ansätze eines dauerhaft umweltgerechten Tourismus.
Im Rahmen des Naturparks sollen Aktivitäten in diesen
Bereichen ermittelt, vernetzt und angeboten werden.
Unter dem Thema ‚Gesundheitsregion Naturpark Süd-
schwarzwald‘ wird der Naturpark z. B. wichtige Impulse
für den Gesundheitsbereich bieten.
Es bieten sich eine Vielzahl von weiteren Möglichkeiten,
bei denen Tourismus und Kulturlandschafts-Entwicklung
am gleichen Strang ziehen können. Sie müssen daher
im Naturpark Südschwarzwald offensiv genutzt werden.
Die Landwirtschaft kann vom Tourismus durch
• die Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte aus
der Region an Gäste, an die Gastronomie und den
Handel,
• Möglichkeiten der Zimmer- und Wohnungsvermie-
tung
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
8 6 8 7
• Dienstleistungen, z.B. in Form von Gästeführung
und Transportangebote sowie
• Regionalmärkte oder Bauernmärkte
profitieren. Ein herausragendes Beispiel ist z.B. die Grün-
dung der ‚Naturpark-Wirte Südschwarzwald e. V.‘.
Eine aktive Unterstützung der Landwirtschaft durch den
Tourismus hat aber auch positive Rückwirkungen auf das
touristische Erscheinungsbild. Die Landwirte waren und
sind schließlich – neben den Forstleuten – verantwortlich
für das heute als attraktiv empfundene Bild der Kultur-
landschaft. Damit sind gerade sie wichtige Garanten des
touristischen Angebots.
Touristische Wettbewerbsvorteile durch verbesserte
Umweltqualität lassen sich zusätzlich gewinnen, wenn
auch die Verkehrsprobleme intelligent gelöst werden.
Die Einbeziehung des Themas Verkehr, insbesondere im
Zusammenhang mit dem Tourismus, ist hier von beson-
derer Bedeutung.
Der Naturpark ist ein zentrales Werbeargument für den
Schwarzwald. Die Zusammenarbeit des Naturpark e.V.
mit den regionalen Tourismusverbänden und dem Na-
turpark Schwarzwald Mitte / Nord ist für eine transpa-
rente touristische Vermarktung wichtig. Die Etablierung
eines Destinationsmanagements in enger Abstimmung
mit den touristischen Regionalverbänden ‚Schwarzwald
Tourismus GmbH’, ‚Tourismusverband Südlicher Schwarz-
wald e.V.’ und ‚Mittlerer Schwarzwald Tourismus GmbH’,
einschließlich Markenpolitik und Qualitätsmanagement
ist dafür von zentraler Bedeutung.
Förderung über Innovation
Der Aktionsplan für die LEADER+-Region Südschwarz-
wald steht unter dem Motto ‚Landart im Südschwarz-
wald: Leben, Arbeiten, Urlaub machen’. Ein wichtiger
Projektschwerpunkt des LEADER-Programms ist die Wei-
terentwicklung und Stärkung funktionsfähiger ländli-
cher Lebens- und Wirtschaftsräume im Einklang mit
landschaftlichen und kulturellen Besonderheiten. Im
Besonderen werden folgende Entwicklungsziele und
Strategien genannt:
• Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit
• Schaffung von zusätzlichen Arbeitplätzen, insbe-
sondere auch für Frauen
• Verbesserung der Lebensqualität im ländlichen
Raum
• Erhaltung und Inwertsetzung des natürlichen und
kulturellen Potentials
• Aufwertung der lokalen/regionalen Erzeugnisse
und Stärkung des Regionalbewusstseins
Die Lokale Aktionsgruppe LEADER Hochschwarzwald –
dazu gehören derzeit 42 Gemeinden und einige weitere
Ortsteile im südlichen Teil des Naturparks – spielte eine
wichtige Rolle bei der Tourismusentwicklung der letzten
Jahre. Auch der Naturpark hat finanziell in erheblichem
Maße von LEADER profitiert. Die LEADER Aktionsgruppe
gründete sich im Dezember 1995 zur Abwicklung eines
im Vorfeld erarbeiteten Innovationsprogramms. Die Ge-
meinschaftsinitiative LEADER II lief Ende 1999 aus; für
das Folgeprogramm LEADER+ hat der Naturpark eine
entsprechende Initiative gestartet und entscheidende
Vorarbeiten geleistet. Die heutige LEADER Aktions-
gruppe Südschwarzwald (LAGS) setzt sich aus Vertre-
tern verschiedenster soziökonomischer Bereiche zusam-
men, von denen mindestens 50 % aus dem Wirtschafts-,
Sozial- und Verbandsbereich kommen.
Die Ziele sind darauf gerichtet, Projekte mit dem Tou-
rismusbereich zu verknüpfen. Auf der Grundlage des
von der Natur gegebenen Potentials ist in der Region
eine bedeutende Tourismusbranche entstanden, die
sich positiv auf die verschiedensten Wirtschaftsbereiche
auswirkt. Aber auch hier haben die veränderten wirt-
schaftlichen Rahmenbedingungen und die Korrekturen
im Gesundheitswesen 1996 zu einem Einbruch in der
gesamten Tourismusbranche geführt. Deshalb bedarf
die Entwicklung der für die Region wichtigen Touris-
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
8 8 8 9
musbranche einer laufenden Anpassung. Hier kann
die Stärkung des Tourismus, neben direktem touristi-
schem Einkommen, zusätzlich indirekte Einkommens-
zuflüsse in der Landwirtschaft, im Einzelhandel, im
Gewerbe und im Dienstleistungsbereich ermöglichen.
Dabei werden touristische Kooperationen angesichts
härter werdender Konkurrenz immer wichtiger. Neben
der Zusammenarbeit der Kommunen im Rahmen des
‚Verbandes Südlicher Schwarzwald e.V.‘, der ‚Mittlerer
Schwarzwald Tourismus GmbH’ und der ‚Schwarzwald
Tourismus GmbH‘ gibt es noch eine Reihe kleinerer
kommunaler Zusammenschlüsse. Diese Vielfalt muss
jetzt eine wettbewerbsfähige Destination entwickeln.
Ein wichtiger Entwicklungsschritt ist mit der Gründung
der ‚Schwarzwald Tourismus GmbH’ gelungen, die als
‚Dach-Organisation’ den gesamten Schwarzwald nach
außen vermarktet.
3.3.7 Kulturelle Infrastruktur
Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:
• Qualitative Verbesserung
• Nutzung von Synergien
• Abstimmung von Angeboten mit den Tourismusor-
ganisationen
• Erhaltung und Ausbau des Angebots
• Förderung und Stärkung kultureller Traditionen
• Unterstützung der Tourismusorganisationen bei der
Vermarktung kultureller Angebote
• Einbeziehung des Städtetourismus
• Verbesserung der Verkehrsanbindung
Der Naturpark Südschwarzwald weist eine qualitativ
hochwertige Angebotspalette in den unterschiedlichs-
ten Bereichen der kulturellen Infrastruktur auf. Diese
und die dazugehörigen Kulturangebote sollten, wegen
ihrer Bedeutung für die regionale Identifikation und für
den Tourismus, erhalten und qualitativ verbessert wer-
den. Das kulturelle Erbe ist ein wichtiger Bestandteil des
Naturparks Südschwarzwald. Kulturlandschaftselemen-
te, Brauchtum, traditionelles Handwerk, historisch ge-
wachsene Siedlungsformen, landschaftstypische Archi-
tektur etc. sind Ausdruck der regionalen Identität und
Besonderheit. Durch die untrennbare Verknüpfung von
Natur- und Kulturerbe ist es Aufgabe des Naturparks,
die kulturellen Traditionen und ihre weitere Entwick-
lung zu fördern und zu stärken. Auch für die Angebote
im Bereich Musik, Theater, Museen u.a. sollten vom Na-
turpark klare Signale für eine Verbesserung der Qualität
ausgehen, denn nur ein umfassendes kulturelles Ange-
bot wird den Ansprüchen der heimischen Bevölkerung
und der Touristen gerecht.
Der Gast im Naturpark ist an gewachsenen, kulturellen
Besonderheiten, aber auch an neuen Entwicklungen in-
teressiert. Wichtig hierbei ist der regionale und authen-
tische Bezug zu der heimischen Bevölkerung und dem
Unverwechselbaren der Region. Typische Produkte aus
dem Naturpark machen hier ihren Reiz aus und werden
für den Gast durch die Verknüpfung von Landschafts-
und Kulturgenuss besonders erlebbar. Aber auch Inno-
vationen und Fortschritt sollte sich der Naturpark gegen-
über nicht verschließen.
Wenn es darum geht, dem Naturparktourismus neue Pu-
blikumskreise zu erschließen, so nimmt der Kulturtou-
rismus eine besondere Rolle ein. Sinnvoll ist in diesem
Zusammenhang u.a., eine gemeinsame Vermarktung
der bereits vorhandenen kulturellen Angebote im Ge-
biet des Naturparks Südschwarzwald zu erreichen. Über
die Vermarktung der bereits vorhandenen Konzert-an-
gebote durch die Tourismusorganisationen und die Ge-
meinden könnte beispielsweise ohne größere Mehr-
kosten ein Kammermusik-Festival mit Unterstützung
des Naturparks generiert werden. Durch die Nutzung
von Synergien kann der ‚kulturelle Schatz‘ des Natur-
parks nachhaltig gesichert, qualitativ aufgewertet und
entsprechend nach außen dargestellt werden.
Der Naturpark Südschwarzwald sollte künftig gerade
auch auf kulturellem Gebiet seine Stärken herausstellen.
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
8 8 8 9
Er sollte nicht versuchen, großstädtische Konzepte zu
kopieren, sondern kulturelle Angebote der Tourismus-
organisationen und der Kommunen unterstützen, die
den Gegebenheiten entsprechen. Das gilt beispielsweise
für Kammermusik oder Jazz-Projekte in historischen Ge-
bäuden und in Scheunen, das gilt für Land-Art-Projekte
ebenso wie für Brauchtumsveranstaltungen.
Der Naturpark sollte bereits im Bereich seiner Eingangs-
portale deutlich machen, dass er eine ‚Kulturlandschaft’
im Wortsinn ist. So sollen die Eingangsbereiche zum Na-
turpark mit Skulpturen kenntlich gemacht werden.
Der Naturpark kann ebenfalls mit der Attraktivität der
unmittelbar angrenzenden Großstädte (insbesondere
Freiburg, Basel, Zürich) werben. Angesichts der kurzen
Distanzen sind diese Angebote, ggf. in Abstimmung
mit den dortigen Trägern, aktiv mit einzubeziehen. Der
Naturpark kann wesentlich von der Tendenz zu mehr
Kurzurlaub und Städtetourismus profitieren. Die Ver-
kehrsanbindungen (ÖPNV) zu den entsprechenden Zie-
len wären zu verbessern. Überdies könnten vergünstigte
Tarife bzw. Eintrittspreise in Kombination ausgehandelt
und angeboten werden.
Kulturerlebnis mit allen Sinnen, ein in sich stimmiges An-
gebot passend zum touristischen Gesamtangebot, kun-
denfreundliche Öffnungszeiten sowie Besucherservice,
eine gute Beschilderung und aktuelle Kultur-Informatio-
nen sind der Garant dafür, dass Chancen zur Aufwertung
und Erweiterung des touristischen Angebots geschaffen
werden können.
3. Leitbilder und Ziele
3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien
9 0 9 1
Voraussetzung für eine hohe Akzeptanz des Naturparks
ist eine gute Öffentlichkeitsarbeit. Dazu gehören sowohl
eine allgemeine Image- und Vertrauensbildung, die Inte-
grierung des Naturparks in das politisch-soziale System,
der Aufbau und die Pflege von Informationsflüssen und
die Festlegung auf eine einheitliche Außendarstellung.
Für den Naturpark Südschwarzwald e. V. gilt der Leitsatz,
„Kommunizieren ist wichtiger als Werben“. Es ist des-
halb notwendig, ständig zu überprüfen, ob der Natur-
park dieser Anforderung gerecht wird. Wichtig ist eine
mitwirkungsorientierte Öffentlichkeitsarbeit. Dies setzt
eine wechselseitige Kommunikation, Klarheit und Ver-
ständlichkeit in der Darstellung der eigenen Ziele sowie
eine Öffnung für konstruktive und zielführende Inputs
von Seiten aller Dialogpartner und Betroffenen voraus.
Wichtig ist vor allem auch, verschiedene Meinungsfüh-
rer der Region weiterhin für die Idee des Naturparks
zu gewinnen (Opinion-Leader- und Opinion-Follower-
Modell).
Mögliche Schwerpunkte der Öffentlichkeitsarbeit kön-
nen Informationsbereitstellungen für Initiatoren und
Multiplikatoren, die Förderung positiver Beispiele durch
entsprechende PR-Aktivitäten sowie das Herausarbeiten
klar nachvollziehbarer Argumentationsketten für die
Naturpark-Philosophie ‚Schutz durch Nutzung’ sein.
Ein wichtiges Grundprinzip der Öffentlichkeitsarbeit
wird als AIDA beschrieben. Es lautet: Aufmerksam ma-
chen – Interesse wecken – Desire (Verlangen / Neugierde)
– Aktionen entwickeln.
Strategie der Öffentlichkeitsarbeit
Ein für den Naturpark Südschwarzwald e. V. anwendba-
res Strategiemodell ist die sog. VNA-Strategie: Visionen
– Nutzen – Aktivierung. Visionen zu schaffen, ist eine
der wichtigsten Aufgaben des Naturparks, wenn seine
Zielsetzungen realisiert werden sollen. Die Vermittlung
der Vision Naturpark als Teil einer nachhaltigen Regio-
nalentwicklung ist im Naturpark-Leitbild verankert. Dies
muss jedoch immer wieder in das öffentliche Bewusst-
sein gehoben werden. Dabei geht es vor allem darum,
dass der visionäre Charakter des Naturpark-Leitbilds
nach und nach auf eine realisierbare Umsetzungsebene
transportiert werden kann. Dies wird direkt durch Pro-
jekte möglich, kann aber auch durch ein gezieltes Prä-
sentieren visionärer Ansätze des Naturpark-Leitbilds zu
konkreten und ggf. regional begrenzten Diskussionen
führen, die ihrerseits umsetzbare Projekte auslösen.
Eine weitere Aufgabe des Naturparks besteht darin, des-
sen Nutzen für die Menschen im Südschwarzwald deut-
lich zu machen. Hier wird ein wichtiger Bestandteil der
Öffentlichkeitsarbeit des Naturparks liegen. Es muss in
das öffentliche Bewusstsein gehoben werden, dass der
Naturpark keine restriktive Arbeit im Sinne von ‚unter
die Käseglocke stellen’ betreibt, sondern dass sein Leit-
bild wirtschaftliche Zukunftsperspektive bedeutet, die
aber in der Bewahrung der Artenvielfalt (genetische
Ressourcen) auch einen wichtigen volkswirtschaftlichen
Wert sieht und dies offensiv vermittelt.
Schließlich muss der Naturpark zur Mitarbeit motivieren.
Nur wenn es ihm gelingt, die in der Region lebenden
Menschen zum Handeln und Mitmachen zu ermuntern
bzw. vorhandene oder sich neu bildende Gruppierungen
im Sinne des Naturpark-Leitbilds zu vernetzen, kann die
Aufgabe der Kommunikation als Vermittlung von po-
sitiven Ideen erfolgversprechend angegangen werden.
Eine ausgezeichnete Plattform für die Aktivierung ist
das ‚Offene Forum Naturpark’ mit seinen parallel lau-
fenden Arbeitsgruppen, mit denen die Einbindung der
Menschen und ihre Aktivierung in besonderer Weise
gefördert wird.
Bei einer breiten öffentlichkeitswirksamen und vor al-
lem über die Naturparkgrenzen hinausgehenden Ver-
marktung wichtiger regionaler und für den Tourismus
bedeutender Themen ist eine enge Zusammenarbeit
zwischen dem Naturpark und den Tourismusorganisa-
tionen sinnvoll und notwendig.
PR-Aufgaben
Die Kommunikation für den Naturpark Südschwarzwald
e. V. ist zentraler Bestandteil des Naturpark-Manage-
3.4 Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung
3. Leitbilder und Ziele
9 0 9 1
ments und soll daher durch die Geschäftsführung ge-
steuert werden. Zu den Kernfunktionen der Kommuni-
kationsaufgaben gehören Monitoring, die Feststellung
naturparkrelevanter Trends, Medienbeobachtung als
Auswirkung der eigenen PR-Arbeit sowie eine optimale
Abstimmung der PR-Aktivitäten auch mit den sonstigen
Aktivitäten des Naturparks.
Um die vielfältigen PR-Aktivitäten sinnvoll erfüllen zu
können, ist eine PR-Stelle in der Geschäftsstelle des Na-
turparks notwendig. Dort muss die Koordinierung der
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit vorgenommen, die
Durchführung von wesentlichen Aktivitäten realisiert
bzw. das Vergabebriefing und Controlling für externe
PR-Aktivitäten koordiniert werden. Die Grenzlinie zwi-
schen Eigendurchführungen und Externvergaben wird
aufgrund von Qualitäts-, Kosten- und Ressourcenkrite-
rien gezogen.
Informationszentren und Bildungsaufgaben
Der Naturpark hat entsprechend den gesetzlichen Rah-
menbedingungen keinen eigenständigen Bildungsauf-
trag wie beispielsweise Nationalparke. Dennoch erfüllen
die deutschen Naturparke mit einer Präsenz von 20 %
der Fläche Deutschlands in erheblichem Umfange auch
Bildungsaufgaben.
Mit dem ‚Haus der Natur Südschwarzwald‘ auf dem Feld-
berg steht dem Naturpark ein Informationszentrum zur
Verfügung, dessen Lage einen hohen Besucherzustrom
hat. Hierin liegt die einmalige Chance, durch diesen
zentralen Anlaufpunkt viele in der Region weilende
Menschen direkt anzusprechen und ihnen die Ziele des
Naturparks zu präsentieren. Wenn dies auf eine anima-
tive Weise erfolgt, werden Wirkungen erzielt, die weit
über die Gebietskulisse des Naturparks hinausreichen
und damit gesamtgesellschaftliche Bildungsaufgaben
wahrnehmen.
Im Südschwarzwald gibt es eine Reihe weiterer musea-
ler Einrichtungen oder Informationszentren, die durch
ihren jeweiligen thematischen Inhalt eine Vernetzung
mit dem ‚Haus der Natur Südschwarzwald’ und damit
mit dem Naturpark nahe legen. Es ist notwendig, dass
der Naturpark offensiv auf derartige Einrichtungen zu-
geht, um sie von einer solchen vernetzten Konzeption
zu überzeugen.
Bis auf weiteres muss davon ausgegangen werden, dass
sich die Informations- und Bildungsaufgabe des Natur-
parks Südschwarzwald e. V. nicht selbst trägt. Sie wird
daher von entsprechenden Zuwendungen oder Koo-
perationsprojekten abhängig bleiben. Es wird deshalb
sinnvoll sein, hier auch die Integrierung privater Mittel-
geber zu prüfen, die ein Synergieinteresse an einer sol-
chen Aufgabenkoppelung haben können.
Als Partner des Naturparks im Bereich der Weiterbildung
kommen die Volkshochschulen, die Akademie für Na-
tur- und Umweltschutz Baden-Württemberg, DEHOGA,
IHK, Fachhochschule Furtwangen, BLHV, Forstverein,
Forstkammer, Holzkette Schwarzwald und andere Ein-
richtungen bzw. Bildungseinrichtungen mit Bezug zur
Region in Frage. Überdies die Bezirksstelle für Natur und
Landschaft (BNL), die über den Ranger im ‚Haus der Na-
tur’ sowie mit dem Ökomobil ebenfalls einen Beitrag
leisten kann.
3. Leitbilder und Ziele
3.4 Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung
9 2 9 3
Der Naturpark Südschwarzwald möchte neue Wege zur
Weiterentwicklung der Kulturlandschaft mit den von
ihm definierten inhaltlichen Anforderungen beschrei-
ten, daher können auch die bisher bekannten Organi-
sationsstrukturen anderer Naturparke nicht alleiniger
Maßstab für das Management sein. Der Anspruch einer
lernenden und zukunftsfähigen Region kann nur mit
einer gleichermaßen strukturierten Organisationsform
realisiert werden.
Für die Wahrnehmung der Interessen seiner Mitglieder
stehen ihm die in der Satzung verankerten Vereinsorga-
ne Mitgliederversammlung, Vorstand, Gesamtvorstand
und Geschäftsführung zur Verfügung, die er für seinen
Gestaltungsauftrag benötigt. Im Verein Naturpark Süd-
schwarzwald e. V. sind vor dem Hintergrund des neuen
inhaltlichen Ansatzes jedoch auch andere und weiterge-
hende Leistungen notwendig, die dann vom Naturpark-
Management erbracht werden müssen. Mit der Erfül-
lung bzw. Realisierung der Naturpark-Verordnung sind
all jene Aufgaben verbunden, welche die Erteilung von
Befreiungen von den Inhalten der Verordnung betref-
fen. Hier ist der Träger des Naturparks zu hören. Auch
zu den Themenbereichen Landschaftsoffenhaltung und
Landschaftspflege gehen vom Naturpark wichtige Im-
pulse aus.
Die umfassende Öffentlichkeitsarbeit ist ein zentra-
ler Aufgabenbereich des Naturparks. Vor allem dann,
wenn darunter nicht nur die übliche Pressearbeit oder
die Herausgabe von Informationsmaterialien verstanden
wird. Die Durchführung von Kampagnen zum Bewusst-
machen der Bedeutung der Nahversorgung, regionaler
Qualitätsprodukte oder der Verwendung regionaler En-
ergieträger, wie Biomasse aus dem Naturpark, gehören
ebenso in den Bereich dieses Aufgabenspektrums, das
eine Schlüsselfunktion bei der Realisierung der Natur-
park-Philosophie ‚Schutz durch Nutzung‘ einnehmen
wird. Hierbei sollte ein Intensivierung der Kooperation
zwischen den Tourismusverbänden und dem Naturpark
angestrebt werden. In diesem Zusammenhang sollte der
Naturpark künftig stärker als Mediator der Region in
Erscheinung treten.
3.5.1 Träger und Akteure
Mitgliederversammlung
Die Mitgliederversammlung ist das höchste Organ des
Naturpark Südschwarzwald e. V. . Sie erfüllt die Wahr-
nehmung der Aufgaben des Vereins im Rahmen der sat-
zungsgemäßen Ziele. Sie übernimmt damit auch wichti-
ge Kontrollaufgaben. Die Mitgliederversammlung muss
aber um zusätzliche gesellschaftliche Gruppierungen er-
weitert werden, die bislang im Naturpark nicht vertre-
ten sind. Es geht dabei vor allem um Vertreter der Wirt-
schaft, technologischer Branchen sowie von Handwerk
und Gewerbe. Sie sind als wichtige Akteure für die Errei-
chung der Ziele zur Weiterentwicklung der Kulturland-
schaft Südschwarzwald zwingend notwendig.
Vorstand und Gesamtvorstand
Der Vorstand und sein Stellvertreter vertreten den Ver-
ein gerichtlich und außergerichtlich. Sie werden aus
der Mitte der Mitgliederversammlung auf die Dauer
von drei Jahren gewählt.
Der Gesamtvorstand wird aus der Mitte der ordentli-
chen Mitglieder von der Mitgliederversammlung auf
die Dauer von drei Jahren gewählt. Er bereitet die Be-
schlüsse der Mitgliederversammlung vor und erfüllt die
Aufgaben, die ihm von der Mitgliederversammlung per
Satzung bzw. per Beschlusslage übertragen worden sind
bzw. übertragen werden.
Wenn auf der Ebene der Mitglieder eine entscheiden-
de Erweiterung des Mitgliederspektrums in Richtung
Wirtschaft, Gewerbe und Handwerk erfolgt, muss sich
dies auch in der Besetzung des Gesamtvorstandes wi-
derspiegeln. Von zentraler Bedeutung hinsichtlich der
Handlungsfähigkeit dieses Gremiums ist, dass sich die
Anzahl der Mitglieder in einem überschaubaren Rah-
men bewegt. Alternativ wäre die Variante eines den
engeren Vorstand beratenden Kuratoriums bestehend
aus maximal 10 Personen der verschiedenen Interes-
sensgruppen denkbar. Eine enge Abstimmung mit dem
Vorstand ist für eine ergebnisorientierte Arbeitsweise
unverzichtbar.
3.5 Naturparkmanagement und Projektumsetzung
3. Leitbilder und Ziele
9 2 9 3
Geschäftsstelle
Die Geschäftsstelle des Naturparks Südschwarzwald ist
der zentrale ‚Motor’ für die weiteren Aktivitäten. Ge-
rade die Umsetzung des Naturparkplans und die Rolle
des Naturparks als Mediator der Region ist ein wichtiger
Aufgabenbereich der Naturpark-Geschäftsstelle. Für die
Umsetzung kann es hilfreich sein, sich am Instrumen-
tarium von Regional-Agenturen zu orientieren. Diese
übernehmen gerade im ländlichen Raum zunehmend
Dienstleistungsaufgaben, die in der Regel von anderen
Institutionen nicht wahrgenommen werden können
oder dürfen.
Die Geschäftsstelle des Naturparks wird ganz entschei-
dend die Leistungsfähigkeit der Gesamtorganisation wi-
derspiegeln. Der Grad der Umsetzung des Naturpark-
plans wird dann auch ein Ausdruck der Wertschätzung
sein, den die Region dem Anliegen des Naturparks als
Lobby der Kulturlandschaft widmet. Dem Naturpark
Südschwarzwald e. V. steht eine Organisationsstruktur
zur Verfügung, welche sowohl die in der Satzung und in
der Naturparkverordnung abgedeckten Aufgaben wahr-
nehmen kann, wie auch solche, für die es im Vergleich
mit anderen Naturparken noch keine Beispiele gibt.
Je nach Ausrichtung und Engagement der zukünftigen
Projekte und Aufgaben des Naturparks sollten gewisse
Flexibilitäten in der Ergänzung der bisherigen Organi-
sationsform je nach Aufgabenschwerpunkt bestehen. So
wäre es z.B. denkbar, für ausgesprochen erwerbswirt-
schaftlich orientierte Tätigkeiten, neben der Struktur
des gemeinnützigen Vereins, auch die Gründung einer
GmbH oder anderer rechtlicher Zusammenschlüsse zur
Umsetzung professioneller Vermarktungsstrategien z.B.
im Bereich der Regionalvermarktung zu ermöglichen.
3.5.2 Kooperationsstrukturen für die inner-regionale Zusammenarbeit.
Das Offene Forum Naturpark (OFN) stellt den beraten-
den Teil der Organisationsstruktur des Naturparks Süd-
schwarzwald e. V. dar. Dieses OFN besteht aus mehreren
Bausteinen, die miteinander vernetzt sind und die den
entscheidenden Teil der Dialogstruktur bilden, die der
Naturpark Südschwarzwald für die Region anbietet. Das
OFN ist damit einerseits die entscheidende Schnittstel-
le, welche die Naturpark-Philosophie in das öffentliche
Bewusstsein hebt und damit für die Öffentlichkeit zu-
gänglich macht, und andererseits die Plattform, inner-
halb derer bzw. über die wichtige Informationen und
Erkenntnisse zum Träger der regionalen Entwicklung,
dem Naturpark, gelangen können. Das Offene Forum
Naturpark hat eine ausschließlich beratende Funktion
und ist derzeit nicht Bestandteil der satzungsgemäßen
Vereinsstruktur. Es ist mit dem Bottom-Up-Ansatz den-
noch ein zentraler Bestandteil dieser neuen Naturpark-
Philosophie und damit auch wegweisender Ansatz für
andere Naturparke in Deutschland.
Forum Naturpark
Das bereits bei der Entwicklung des Naturpark-Leitbil-
des eingesetzte Forum Naturpark, das aus sachkundigen
Vertretern aller entscheidenden Bereiche im Naturpark
besteht, hat sich in dieser Form als inhaltlich belebendes
Element bewährt. Es soll für die Weiterentwicklung des
dynamischen Prozesses der Umsetzung und Fortschrei-
bung des Naturpark-Leitbilds erhalten bleiben und da-
bei auch einen zentralen Bestandteil der Mediationsrolle
wahrnehmen. Das Forum soll aber auch den Naturpark
bei der Festlegung von förderfähigen Vorhaben oder
neuen Weichenstellungen inhaltlich-fachlich beraten.
Die Arbeit des Vorstands soll durch das Forum fachlich
unterstützt werden.
Die drei am Naturpark beteiligten Regionalverbände
Schwarzwald-Baar-Heuberg, Südlicher Oberrhein und
Hochrhein-Bodensee sehen im OFN die Chance, dass
planerische Anliegen und Forderungen aus dem Raum
aufgegriffen, verfeinert und im bestehenden Planungs-
3. Leitbilder und Ziele
3.5 Naturparkmanagement und Projektumsetzung
9 4 9 5
system umgesetzt werden können. Es wird weiter eine
Intensivierung der Zusammenarbeit mit dem Naturpark
angestrebt.
Es empfiehlt sich, für die Besetzung des Forums Natur-
park eine dreijährige Berufungsperiode vorzusehen,
damit die involvierten Mitglieder auch über genügend
Kontinuität verfügen können, um bestimmte Prozesse
inhaltlich zu begleiten und objektiv bewerten zu kön-
nen. Die Bestätigung der Mitglieder des Forums Natur-
park sollte auf Vorschlag der Vereinsmitglieder durch
den Gesamtvorstand entschieden werden. Bei der Be-
setzung des Forums soll der ganzheitliche Ansatz bei-
behalten werden. Eine Verankerung des Forums in der
Satzung erscheint zunächst nicht zwingend notwendig,
kann jedoch vorgenommen werden, wenn dies dem
Wunsch und Bedürfnis der Mehrheit der Mitglieder des
Naturpark Südschwarzwald e. V. und natürlich auch des
Forums selbst entspricht. Unabhängig davon soll jedoch
auch künftig die Arbeit des Forums in die Diskussionen
des Gesamtvorstandes einfließen.
Abbildung 8: Organigramm des Offenen Forum Naturpark (Hage, Popp et al., 2000)
3. Leitbilder und Ziele
3.5 Naturparkmanagement und Projektumsetzung
Arbeitsgruppe
Energie
Arbeitsgruppe
Siedlungsent-
wicklung
und
Architektur
Arbeitsgruppe
(Sport-)
Tourismus
Kur/Reha
und
Verkehr*)
Arbeitsgruppe
Wald
und
Holzwirtschaft
Arbeitsgruppe
Landwirtschaft
und
Vermarktung
Arbeitsgruppe
Natur
und
Landwirtschaft
LOK ALEAGENDA
LOK ALEAGENDA
LOK ALEAGENDA
LOK ALEAGENDA
LOK ALEAGENDA
LOK ALEAGENDA
R AUMNUTZUNGEN UND AK TEUREBEVÖ LKERUNG
OFFENES FORUM NATURPARKInterdisziplinär zusammengesetztes Expertengremium
PROJEK TBEZOGENE ARBE ITSGRUPPENPROJEK T- UND MASSNAHMENUMSET ZUNG
LO
KA
LR
EG
ION
AL
RUNDE T ISCHE
NATURPARK
*) in den Bereichen ‚Kur und Reha’ sowie ‚Hotellerie und Gastronomie’ haben sich bereits eigenständige Strukturen aus diesen Arbeitsgruppen herausgebildet.
9 4 9 5
Fach-Arbeitsgruppen
Während im Forum Naturpark Ziele, Maßnahmen oder
Ideen interdisziplinär diskutiert und formuliert werden,
ist es wichtig, die parallel dazu tagenden Arbeitsgrup-
pen beizubehalten, damit sie fachspezifische Fragen
aufgreifen und für das Forum Naturpark entsprechend
aufbereiten können.
Derzeit bestehen Arbeitsgruppen zu den Kernthemen:
• Natur und Landschaft
• Landwirtschaft, Verarbeitung und Vermarktung
• Tourismus und Naturpark
• Bäuerlicher Tourismus
• Tourismus und Mobilität
• Kultur
• Gastronomie
• Medizin, Kur und Rehabilitation
• Forst und Holzwirtschaft
• Siedlungsentwicklung
• Energie
• Sporttourismus
Diese Arbeitsgruppen werden von jeweils einer Person
(ggf. mit Stellvertretern) koordiniert, die gleichzeitig
auch Mitglied im Forum Naturpark sein sollte. Die Ent-
scheidung darüber fällt der Vorstand. Diese personel-
le Vernetzung zwischen den Fach-Arbeitsgruppen und
dem Forum Naturpark ist zwingend erforderlich: Nur auf
diese Weise kann dauerhaft sichergestellt werden, dass
die wichtigen fachlichen Inhalte auch in das interdiszi-
plinär besetzte Forum Naturpark getragen werden und
dort mit der fachübergreifenden Sachkompetenz zur
Diskussion gelangen. Auch hier empfiehlt es sich, einen
dreijähriger Turnus der Fach-Arbeitsgruppen einzufüh-
ren und damit einhergehend einer Bestätigung durch
den Gesamtvorstand.
Projektbezogene Arbeitsgruppen
Im Zuge der Umsetzung des Naturparkplans werden
zahlreiche Projekte entstehen, die einen interdiszipli-
nären Charakter haben und nicht mehr ausschließlich
von den Fach-Arbeitsgruppen betreut und begleitet
werden können. Zur Vorbereitung entsprechender Pro-
jekte und zur fachlichen Begleitung oder Beratung sind
deshalb projektbezogene Arbeitsgruppen sinnvoll, die
einen zeitlich befristeten Auftrag erhalten.
Verknüpfung mit ‚Lokaler Agenda‘
Die Herangehensweise im Naturpark Südschwarzwald
hat viel mit den kommunalen Agenda-Ansätzen zu
tun: Während diese lokal agieren, dreht sich die Dis-
kussion im Naturpark um die regionalen Aspekte, die
aber spätestens bei der Umsetzung lokalen Charakter
bekommen.
Die Arbeit im Naturpark kann die lokalen Agenda-Pro-
zesse beleben, wenn regionale Überlegungen und In-
formationen in die bestehenden lokalen Gruppen ein-
gebracht werden. Die Akteure aus den lokalen Gruppen
könnten bei Interesse auch im regionalen Kontext des
Naturparks mitwirken.
Regionale Runde Tische
In der Initialphase des Naturparks wurden sogenannte
‚Regionale Runde Tische’ auf Kreisebene eingerichtet,
um in der Öffentlichkeit deutlich zu machen und zu do-
kumentieren, dass der Naturpark in der Tat nicht ‚von
oben verordnet’ wird, sondern konzeptionell von einer
auf kommunaler und regionaler Ebene angesiedelten
Basis entwickelt wurde.
Um die Öffentlichkeit für den weiteren Umsetzungspro-
zess jederzeit aktiv am Geschehen zu beteiligen, ist es
sinnvoll, diese ‚Regionalen Runden Tische’ auf der Kreis-
ebene beizubehalten. Mit diesem Instrument im Sinne
von ‚Bürgerversammlungen’ kann der Naturpark bei al-
len entscheidenden Weichenstellungen immer wieder
das Ohr an die Öffentlichkeit legen und durch diese Insti-
tution ein Meinungsbild über seine eigenen Aktivitäten
3. Leitbilder und Ziele
3.5 Naturparkmanagement und Projektumsetzung 3.5 Naturparkmanagement und Projektumsetzung
*) in den Bereichen ‚Kur und Reha’ sowie ‚Hotellerie und Gastronomie’ haben sich bereits eigenständige Strukturen aus diesen Arbeitsgruppen herausgebildet.
9 6 9 7
und Projekte einholen. Im Sinn einer Aufgabenteilung
empfiehlt es sich, dass die ‚Regionalen Runden Tische’ je
nach Bedarf gegebenenfalls auch durch die Landkreise
einberufen werden.
Naturpark als Mediator
Das Naturpark-Leitbild setzt ein hohes Maß an Verant-
wortungswillen und -bereitschaft seitens aller Akteure
in der Region Südschwarzwald voraus. Das Leitbild geht
von der These aus, dass übermäßig zentral organisierte
Planungs- und Entscheidungsabläufe es den aktiv Han-
delnden erschweren, evtl. entstehende Konflikte mit
Nutzungen konstruktiv zu lösen.
Wenn Auseinandersetzungen um die nach wie vor be-
stehenden unterschiedlichen Auffassungen zu bestimm-
ten Nutzungsformen fortbestehen, kann das Naturpark-
Leitbild nur dann zu einer Verbesserung der Situation
beitragen, wenn es auch als Plattform des künftigen
Kulturlandschaftsdialogs aktiv genutzt wird.
Alle Aktivitäten, die zum positiven Erscheinungsbild der
Kulturlandschaft Südschwarzwald geführt haben, müs-
sen auf den unterschiedlichen Vermittlungsebenen ihre
ursprünglichen Anlässe, ihre nachvollziehbaren Umset-
zungsschritte und ihre heutige Funktion und Zielvorstel-
lung sichtbar machen. Für diesen Teil des Aufgabenspek-
trums werden vom Naturpark Bildungseinrichtungen
selbst eingerichtet bzw. unterhalten oder unterstützt.
Dies erfolgt in Form von Informationszentren wie dem
‚Haus der Natur Südschwarzwald’ auf dem Feldberg
oder anderen Einrichtungen verschiedenster Bildungs-
träger, die mit dem Naturpark im Sinn einer ganzheitli-
chen Betrachtung kooperieren sollten.
Die Aufgabe des Naturparks liegt darin, zwischen diesen
Interessen zu vermitteln und Lösungen zu finden, die
mehrheitsfähig sind und gleichzeitig konsequent zum Ab-
bau von destruktiven Schaufensterdiskussionen führen.
Die Umsetzung dieses Zukunftsmodells und neuer Wege
zur Entwicklung der Kulturlandschaft Südschwarzwald
muss aber von den Grundeigentümern und ihren eige-
nen Interessensvertretungen getragen werden. Diese
werden daher mit Naturpark-Leitbild und -Leitlinien
immer stärker auch in die Gesamtverantwortung Kul-
turlandschaftsentwicklung eingebunden, die eben weit
über den Aspekt der eigentlichen Landnutzung hinaus-
reicht. Hier setzt das Aktionsfeld des Naturparks als Me-
diator an. Diese koordinierende Funktion eines Mittlers
kann von Behörden nicht wahrgenommen werden. In
dieser Aufgabe liegt die große Chance für den Natur-
park Südschwarzwald.
Für den Naturpark geht es also nicht primär darum, aus-
schließlich selbst in den verschiedenen Themenfeldern
Vorgaben und eigene Projekte umzusetzen, sondern ei-
nerseits als Konsensfindungsplattform zu fungieren und
andererseits zusammen mit anderen Akteuren vor Ort
den gemeinsam definierten Zielsetzungen auch durch
die Umsetzung gemeinsamer, konkreter Pilotprojekte
näher zu kommen. Die konkrete Zusammenarbeit in
der Abstimmung mit anderen Akteuren der Region
und die notwendige Definition von Arbeitsschnittstel-
len resultiert zum einen aus den Vorgaben der Leitbil-
der, die gemeinsam erarbeitet wurden, vor allem aber
aus der Feinabstimmung über die Planung, Umsetzung
und Abwicklung konkreter Projekte. Das im Konsens
entwickelte Selbstverständnis muss bei sämtlichen zu-
künftigen Entscheidungen auch Grundlage derselben
darstellen und darf, bei allem Verständnis für inhaltlich
kontrovers geführten Diskussionen, nicht immer wieder
grundsätzlich in Frage gestellt werden.
3.5.3 Grenzüberschreitende Zusammenarbeit
Naturpark-Netzwerk – national und international
Der Naturpark Südschwarzwald e. V. ist Mitglied im Ver-
band Deutscher Naturparke (VDN). Damit ist der Natur-
park in das nationale, auf privater Basis organisierte
Netzwerk der Naturparke eingebunden. Der Verband
Deutscher Naturparke hat seinen Sitz in Niederhaver-
beck bei Bispingen im Naturpark Lüneburger Heide.
Der Naturpark Südschwarzwald vertritt dort einen der
flächenmäßig größten durch Rechtsverordnung aus-
gewiesenen Naturparke in Deutschland.
3. Leitbilder und Ziele
3.5 Naturparkmanagement und Projektumsetzung
9 6 9 7
Im Hinblick auf die 1995 erstmalig fortgeschriebenen
Aufgaben und Ziele der deutschen Naturparke und des
darin neu definierten Leitbilds übernimmt der Natur-
park Südschwarzwald eine eindeutige Vorreiterrolle. In
diesem Leitbild wurden die Aufgaben und der Quali-
tätsstandard neu festgeschrieben, die für das Ziel einer
‚Vorbildlandschaft’ zwingend erforderlich sind.
Auch wenn dieses Leitbild noch wenig konkrete Umrisse
erkennen lässt, wie die Ziele umzusetzen sind, ist jedoch
eines unverkennbar: Die Abwendung von der bis dahin
verfolgten Politik, sich nicht in die Form der Landnutzung
einzumischen. Zwar sieht auch dieses Leitbild nicht vor,
dass die Naturparke über ein Instrumentarium zur Reg-
lementierung der Landnutzung verfügen sollen, aber es
werden hier erstmalig Ansprüche reklamiert, die Förde-
rung naturnaher Methoden in der Land-, Forst- und Was-
serwirtschaft entscheidend mit zu beeinflussen. Hinter
dieser Aussage steckt aber auch die Philosophie ‚Schutz
durch Nutzung’, die jetzt konsequenterweise durch den
Naturpark Südschwarzwald in der Naturschutz-Praxis
umgesetzt werden soll. Da mit diesem Leitbild des VDN
auch der Versuch unternommen worden ist, die ausein-
ander driftenden Inhalte der Naturparke in Ost- und
Westdeutschland wieder unter einer gemeinsamen Phi-
losophie zusammenzufassen, erscheint es zwingend ge-
boten, dass sowohl in West- wie in Ostdeutschland dazu
nachvollziehbare Beispiele entstehen.
Auf der internationalen Ebene macht es Sinn, den Natur-
park Südschwarzwald mit seiner modernen Strategie der
Konzeption ‚Schutz durch Nutzung’ in entsprechende
Netzwerke einzubinden. Dies können sowohl die loka-
len Aktionsgruppen im Rahmen des LEADER-Netzwerks
sein, als auch erfolgreiche Regionalvermarktungsiniti-
ativen oder aber Naturparke in anderen europäischen
Ländern, die ähnliche Wege gegangen sind bzw. be-
schreiten wollen.
Im Bereich der Naturparke anderer europäischer Länder
bieten sich daher vor allem die Natur- und Regionalparke
Frankreichs (Vogesen oder Nordvogesen) bzw. Botrange
(Belgien) oder Obersauer in Luxemburg an. Als Partner
auf der internationalen Ebene sind die Föderation der Eu-
ropäischen Natur- und Nationalparke (EUROPARC) sowie
der ‚Verband der bewohnten regionalen und nationalen
europäischen Naturparke‘ mit Sitz in Paris denkbar.
Hinsichtlich der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit
sind vor allem umfangreich Projekte mit der Schweiz zu
nennen. Im Bereich der Förderprogramme INTERREG
sind am Oberrhein bereits zahlreiche gemeinsame Pro-
jekte der Landkreise Waldshut und Lörrach mit den Kan-
tonen der Nordschweiz erfolgreich umgesetzt worden.
Angesichts der Idee der langfristigen Entwicklung eines
‚Feinkostladen Deutsche Naturparke’ wäre es auch denk-
bar, über eine produktbezogene Vernetzung der euro-
päischen Naturparke nachzudenken. Die Möglichkeiten,
die sich mit dem Naturpark Südschwarzwald der Region
bieten, sind vielfältig. Sie zu nutzen ist zunächst einmal
Aufgabe der unterschiedlichen Gremien und Einrichtun-
gen des Naturparks selbst. Da der Naturpark sich aber
als ein offenes System begreift, können die Initiativen
dazu auch aus allen Teilen der Bevölkerung der Region
kommen. Sie sollten jedoch alle das Ziel im Auge ha-
ben, die regionale Identität zu stärken, die Wertschöp-
fungsketten zu stabilisieren und zu erhöhen sowie die
Region als Lebensraum für Mensch, Pflanzen und Tiere
gleichermaßen attraktiv zu erhalten und zukunftsfähig
weiterzuentwickeln.
Die neuen Aufgaben, die der Naturpark Südschwarz-
wald im Bereich Dienstleistungsangebote, Mediator
in der Region oder mit der konsequenten Umsetzung
der Naturpark- Philosophie ‚Schutz durch Nutzung‘ be-
tritt, machen ihn zu einem – auch international – inter-
essanten Partner. Er sollte diese Rolle nicht nur wahrneh-
men, sondern durchaus auch aktiv suchen und gestalten.
Denn der Naturpark Südschwarzwald hat in der Natur-
parkbewegung in Deutschland und Europa neue und
beachtliche Akzente gesetzt.
3. Leitbilder und Ziele
3.5 Naturparkmanagement und Projektumsetzung 3.5 Naturparkmanagement und Projektumsetzung
9 8 9 9
Im Folgenden werden die für den Naturpark Süd-
schwarzwald ausgewählte Best-Practice-Beispiele dar-
gestellt und näher beschrieben. Diese sollen Anreiz und
Impulsgeber dafür sein, in anderen Bereichen ähnliche
Projekte zu initiieren oder weiterzuführen. Dabei doku-
mentieren sie nur einen kleinen Ausschnitt dessen, was
bisher im Naturpark an Projekten umgesetzt und auf
den Weg gebracht wurde.
4.1.1 Neustrukturierung des Wanderwege-netzes und naturparkeinheitliche Wander-wegebeschilderung
Holz, Plastik, Email und Aluminium - die ‚Artenvielfalt’
an Wanderwegbeschilderungen und Wegweisern im
Schwarzwald war bisher groß. Dass diese Uneinheit-
lichkeit bei der Wegemarkierung Spaziergänger und
Wanderer oftmals mehr verwirrt als hilft, ist bekannt.
Über die neue Tatsache, dass sich der Wanderer im Süd-
schwarzwald in einem Naturpark aufhält, wurde er bis-
lang ebenfalls nicht informiert.
Mit dem Naturpark-Projekt werden nunmehr die attrak-
tivsten Wanderwege zu einem gemeindeübergreifen-
den Wanderwegenetz zusammengestellt. Wegweiser an
den Kreuzungspunkten der Wanderwege geben dem
Wanderer Orientierung und leiten ihn sicher ans Ziel.
Dies ist eine wichtige Dienstleistung für den Wanderer,
kann er doch zukünftig besser entscheiden, auf welchem
eingeschlagenen Wanderweg er die einzigartige Land-
schaft im Naturpark erleben will. Spontan und einfach
kann er somit seine Route erweitern oder verkürzen,
ohne dass Um- und Rückwege erforderlich sind.
Die neuen Wegweiser stehen auch an zentralen Punk-
ten, z.B. an Bahnhöfen, Bushaltestellen oder Ortszent-
ren. Dabei gibt es an den wichtigen „Einstiegstellen“ in
die Wanderrouten große Orientierungs- und Informati-
onstafeln, auf denen Naturpark, Schwarzwaldverein und
die Gemeinden umfassend informieren.
Das Projekt beinhaltet die Neustrukturierung des Wan-
derwegenetzes unter Abstimmung mit den Belangen
des Tourismus, der Kommunen sowie vor allem der Forst-
wirtschaft und des Naturschutzes. Dabei soll gleichzei-
tig eine Verringerung der Wegedichte und eine natur-
parkeinheitliche Beschilderung in Kooperation mit dem
Schwarzwaldverein vermittels eines neuartigen Zielwe-
gesystems erfolgen. Die Beschilderung erfolgt sukzessive
zusammenhängend über die Flächen mehrerer Kommu-
nen und hat derzeit einen Stand von bereits über 50 %
der Naturparkfläche erreicht.
4. Herausragende Pilotprojekte
4.1 Tourismus
9 8 9 9
4.1.2 Neue Wanderwegekarten für den Naturpark
Mit der Herausgabe von vier Freizeitkarten im Maßstab
1: 50.000 für den Südschwarzwald gab das Landesver-
messungsamt Baden-Württemberg den Startschuss für
sein neues Freizeitkartenwerk. Insgesamt wird dieses
Kartenwerk ganz Baden-Württemberg mit 30 neuen
Kartenblättern vollständig abdecken. Es zeichnet sich
durch Darstellung des gesamten Freizeitangebots,
d.h. von Ausflugszielen, touristischer Infrastruktur und
Sportmöglichkeiten aus. In den Karten sind alle markier-
ten Wanderwege mit sogenannten Echtfarbensignatu-
ren dargestellt. Karte und Ausschilderung in der Natur
sind identisch, was die Orientierung im Gelände erheb-
lich verbessert. Die vier Freizeitkarten umfassen zusam-
men das Gebiet des Südschwarzwaldes zwischen
• dem Hochrhein von Schaffhausen bis Basel im
Süden,
• dem Oberrhein von Basel bis Weisweil im Westen,
• Herbolzheim und Schramberg im Norden,
• sowie zwischen Rottweil und dem Rheinfall im
Osten
und damit hauptsächlich das Gebiet des Naturparks.
Die Karten sind die offiziellen Karten des Naturparks
Südschwarzwald und des Schwarzwaldvereins. Neben
den Freizeitinformationen enthalten sie Informatives
zu den Aufgaben und Tätigkeitsfeldern dieser beiden
Organisationen.
4.1.3 Themenpfade Belchenland
Die Konzeptentwicklung und die Einrichtung der The-
menpfade fanden in enger Zusammenarbeit von Natur-
park Südschwarzwald, dem Gemeindeverwaltungsver-
band (GVV) Schönau, der Bezirksstelle für Naturschutz
und Landschafspflege (BNL) Freiburg und der Universität
Freiburg statt.
Die acht Begleitbroschüren ‚Belchenlandpfade’ sind an-
gewandte Wissenschaft bzw. das praktische Ergebnis
des internationalen (EU) Forschungsprojektes ‚Transin-
terpret’, welches der Naturpark Südschwarzwald ge-
meinsam mit dem GVV Schönau und der Universität
Freiburg umgesetzt hat.
Ziel war die attraktive Darstellung von Besonderhei-
ten in der Landschaft, die der normale Wanderer sonst
weniger beachten würde (z.B. Eiszeitrelikte, Geologie,
historische Landbewirtschaftung, Landschaftsverände-
rung durch den Menschen). Rund um die Stadt Schönau
entstanden Themenwege zu botanischen, geologischen,
landschaftlichen und historischen Besonderheiten. Da
die Landschaft bei einer Ausstattung mit zahlreichen
Lehrtafeln sehr möbliert aussehen würde, fiel die Ent-
scheidung zugunsten einer Kombination von markierten
Stationspunkten und Broschüren.
4.1 Tourismus
4. Herausragende Pilotprojekte
1 0 0 1 0 1
4.1.4 Naturpark-Erlebniskatalog
Über 60 Angebote aus den Erlebnisbereichen Gesund-
heit und Sport, Wandern, Naturführungen und Erleb-
nisparks, Bäuerliches Leben und Produkte, Kultur, Muse-
en und erlebbare Energien werden im Tourismuskatalog
für den Naturpark Südschwarzwald den Gästen und Ein-
heimischen vorgestellt.
Auf über 50 Seiten zeigt sich der Naturpark von seiner
schönsten Seite. Der Leser erhält einige knappe Infor-
mationen, warum ein Naturpark eingerichtet wurde,
welche Ziele damit verfolgt werden und welche Chan-
cen sich für die Region damit eröffnen. Daran schließt
sich die Präsentation vielfältiger Angebote aus dem Na-
turpark an, die Erlebnis und Abwechslung versprechen.
Das reicht vom Gesundheitsangebot über besondere
Wandervorschläge, vom Hochseilgarten über Bauern-
hof- und Käsereiangebote bis zur Schwarzwaldmüh-
lenbesichtigung. Auch die Wirte im Naturpark und das
neue ‚Haus der Natur Südschwarzwald’ am Feldberg
stellen sich vor.
Das Projekt wurde durch den Verband ‚Tourismus Süd-
licher Schwarzwald e.V.’ koordiniert. Der Vertrieb des
Katalogs erfolgt über die Vertriebswege der Tourismus-
organisationen im südlichen und mittleren Schwarz-
wald und über den Naturpark Südschwarzwald. Mit
dieser Broschüre steht der Tourismusregion und dem
Naturpark Südschwarzwald nicht nur ein informatives
und funktionales, sondern auch ein emotionales Werk-
zeug zur Verfügung.
4.1.5 Weiterbildung zum Naturpark-Gäste-führer
Seit vier Jahren werden gemeinsam von der VHS Hoch-
schwarzwald und dem Naturparkverein Gästeführer für
den Naturpark Südschwarzwald ausgebildet. Was vor
fünf Jahren mit einem Pilotprojekt begann, ist inzwi-
schen auf eine große Nachfrage aus dem ganzen Natur-
parkeinzugsgebiet gestoßen. Das Projekt wurde damals
als Beitrag zur Besucherinformation im Naturpark Süd-
schwarzwald und vor dem Hintergrund der Verbesse-
rung des Serviceangebots für den Tourismus entwickelt.
Für die VHS Hochschwarzwald war dabei vor allem auch
ein anerkannter Abschluss wichtig: Die Weiterbildung
zum Naturpark-Gästeführer ist inzwischen vom Bundes-
verband der Gästeführer als Erstschulung anerkannt.
Seither wird im Naturpark exemplarisch in Theorie und
Praxis Wissen über Führungstechniken, Orts- und Regio-
nalgeschichte, Volkskunde und Ökologie vermittelt, und
damit ein Streifzug durch die Themengebiete des Natur-
parks Südschwarzwald unternommen. Denn das Ziel ist
es, den Besuchern später möglichst vielseitige Eindrücke
und Einblicke in die einzigartige Kulturlandschaft des
Südschwarzwaldes geben zu können.
Die Bereiche aus denen die Kursteilnehmer kommen,
sind breit gefächert. Angefangen bei Mitarbeitern aus
Hotellerie und Tourist-Informationen, aber auch Erleb-
nis- und Umweltpädagogen sowie z.B. Busunternehmer,
oder auch einfach interessierte Privatpersonen. Allen
Teilnehmern ist jedoch eines gemeinsam: das Interesse
an der Region und das Bedürfnis, Besuchern den Natur-
park Südschwarzwald näher zu bringen.
So unterschiedlich wie die Berufszweige, sind auch die
späteren Einsatzbereiche der Gästeführer. Sie engagie-
ren sich zum Beispiel als Wanderführer, veranstalten
Bauernhofführungen oder Ähnliches. Viele neue Initi-
ativen und Ideen sind bereits entstanden.
4.1 Tourismus
4. Herausragende Pilotprojekte
1 0 0 1 0 1
4.2.1 Neuausweisung und Beschilderung von Mountainbike-Routen
Das Projekt beinhaltet die Neuausweisung und natur-
parkeinheitliche Beschilderung von Mountainbikerou-
ten. Damit wird erstmals deutschlandweit einheitlich
eine Klassifizierung, Beschreibung und Ausweisung
sowie Beschilderung von MTB-Strecken vorgenommen.
Die Ausweisung der Strecken erfolgt unter Abstimmung
mit den Belangen des Tourismus, der Kommunen sowie
vor allem der Forstwirtschaft, der Jagd und des Natur-
schutzes. Dabei orientiert man sich an der schon beste-
henden Beschilderung der Forstdirektion Freiburg, die
modifiziert, integriert und ergänzt wurde.
In Zusammenarbeit mit der Deutschen Sporthochschule
Köln und dem Tourismusverband Südlicher Schwarzwald
wurde eine Mountainbike-Wegweisung erarbeitet, die
selbsterklärend und ohne zusätzliche Informationsma-
terialien wie Karte oder Führer verständlich ist. Die Aus-
führung der Beschilderung ist so angelegt worden, dass
sich auch ortsunkundige Mountainbiker ohne anzuhal-
ten sicher orientieren können. Die Beschilderungsqua-
lität, d.h. die Vollständigkeit der Beschilderung ist von
entscheidender Bedeutung für die Orientierung.
Die Ausweisung ist mit allen am Wegenetz interessier-
ten Institutionen in einer überschaubaren Gebietskulisse
zu koordinieren.
Die Schwierigkeitsgrade der Routen sind auf der Basis
des vorhandenen Streckennetzes ermittelt und durch
die Angabe der körperlichen Leistungsanforderungen
beschrieben worden. Dabei wurde eine Einteilung nach
Zielgruppen durchgeführt. Die Einstufung der einzel-
nen Streckenteile (blau = leicht; rot = mittel; schwarz =
schwer) kann aus den Hauptwegweisern und entspre-
chendem Kartenmaterial entnommen werden.
Ziel ist, die Beschilderungen mindestens einmal jährlich
von fachkundigen Personen auf Vollständigkeit bzw.
Beschädigungen hin überprüfen zu lassen. Am zweck-
mäßigsten geschieht dies rechtzeitig vor Beginn der
neuen Saison. Bei kleineren Wegenetzen (bis 150 km)
kann dies auch durch lokale Fahrradvereine geschehen,
bei größeren Wegenetzen ist es sinnvoll, hierfür einen
Wartungsvertrag mit einem darauf spezialisierten Un-
ternehmen abzuschließen.
4.2 Tourismus / Sporttourismus
4. Herausragende Pilotprojekte
1 0 2 1 0 3
4.2.2 Handbücher für Wandern, Mountainbi-ken, Winterwandern und Nordic-Walking
Der Bereich Sporttourismus wird im Naturpark Süd-
schwarzwald zu einem zunehmend wichtigeren touristi-
schen Potential. Dabei muss vor allem beachtet werden,
dass die sporttouristischen Angebote sich in den letzten
Jahren sozial und ökologisch bedeutend verändert haben.
Ziel des Naturparks Südschwarzwald ist es, Naturschutzan-
liegen und touristische Interessen zu vereinen. Nur unter
Berücksichtigung der Interessen von Natur und Landschaft
ist eine möglichst naturnahe zukunftsfähige Entwicklung
dieser Region möglich. Dem Naturpark Südschwarzwald
ist daher insbesondere der qualitative und nicht der quan-
titative Ausbau der touristischen Infrastruktur wichtig.
Aus diesem Grund veröffentlichte der Naturpark Süd-
schwarzwald in Zusammenarbeit mit der Deutschen
Sporthochschule Köln Handbücher zu den sporttou-
ristischen Bereichen Wandern, Mountainbiken, Nor-
dic-Walking und Winterwandern. Dabei war es für den
Naturpark Südschwarzwald unverzichtbar, diese in Ab-
stimmung mit den Belangen von Naturschutz, Forstwirt-
schaft und Tourismus zu erarbeiten.
Mit den Handbüchern wurden nun den Gemeinden, Sport-
organisationen und touristischen Leistungsträgern erstmals
Grundlagen an die Hand gegeben, um naturgebundene
Erholungs- und Sportarten im Naturpark Südschwarzwald
attraktiv und naturverträglich nach naturparkweit einheit-
lichem Muster ausweisen zu können. Die Handbücher ge-
ben so, vor allem auch hinsichtlich rechtlicher und ökologi-
scher Belange, praktische Hilfestellung bei der Aufwertung
und Entwicklung der touristischen Infrastruktur.
4.2.3 Ausweisung von Schneeschuhtrails mit entsprechendem Info-Flyer
Schneeschuhwandern gilt heute als ideales Ergänzungs-
angebot für Wintertouristen. Im Sinne einer nachhalti-
gen Entwicklung im Bereich Wintersport wurden daher
am Feldberg erstmals zwei Schneeschuhtrails ausgewie-
sen. Das Konzept ‚Schneeschuh-Wandern am Feldberg’
wurde als gemeinsames Projekt des Naturparks Süd-
schwarzwald, des Naturschutzzentrums und der Deut-
schen Sporthochschule Köln erarbeitet und umgesetzt.
Wichtigster Aspekt für alle Beteiligten war dabei, dass
dieses im Bereich des Naturschutzgebietes Feldberg
durchgeführte Projekt die Belange und Interessen von
Naturschutz, Forstwirtschaft und Tourismus in gleicher
Weise berücksichtigt. Ziel ist es, den Schneeschuhläufern
am Feldberg ein Angebot zu unterbreiten, von dem kei-
ne Störungen für Wildtiere innerhalb des Naturschutz-
gebiets Feldberg ausgehen und das somit die nachhalti-
ge Ausübung dieser Natursportart ermöglicht.
Die Beschilderung der beiden Rundwege ist in ihrer Ge-
staltung, sowohl nach Farbe und Layout, an die einheit-
liche Ausschilderung im Alpenraum angepasst. Dabei
wurde die auch bei schlechten Witterungsverhältnissen
gut erkennbare Signalfarbe ‚Magenta’ für die Schilder
gewählt. Begleitend zur Beschilderung der Routen hat
der Naturpark Südschwarzwald einen Informations-
Flyer mit Karte veröffentlicht, der interessierten Besu-
chern und Schneeschuhwanderern als Orientierung im
Gelände und zur Information zum Thema Schneeschuh-
wandern dienen soll.
����������������������������
�����������������������
� � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �
� � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �
� � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �
� � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �
� � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �
����������������
����������������������������
��������������������������������������������
������� � �� �� � �� �� ���������� � �� �� � �� �� ���
��������������������������������������������������������������������������
������������������������
���
���
����
���
���
���
����
��
���
����
����
��
����
��
���
����������������������������
����������������������
� � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �
� � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �
� � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �
� � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �
� � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �
����������������
����������������������������
��������������������������������������������
������� � �� �� � �� �� ���������� � �� �� � �� �� ���
��������������������������������������������������������������������������
������������������������
���
���
����
���
���
���
����
��
����
����
���
���
���
��
��
NaturparkSüdschwarzwald e.V.
Mountainbike-Handbuch
� � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �
� � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �
� � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �
� � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �
� � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �
����������������
NaturparkSüdschwarzwald e.V.
��������������������������������������������
������� � �� �� � �� �� ���������� � �� �� � �� �� ���
��������������������������������������������������������������������������
������������������������
���
���
����
���
���
���
����
��
��
���
���
����
���
��
���
4.2 Tourismus / Sporttourismus
4. Herausragende Pilotprojekte
1 0 2 1 0 3
4.3.1 Käseroute im Naturpark Südschwarz-wald
Für die Landschaftserhaltung im Naturpark gilt das Mot-
to “Schutz durch Nutzung“. Dies geschieht u.a. auch
durch die Förderung von Kooperationen zwischen Land-
wirtschaft und Tourismus sowie Hotellerie und Gastrono-
mie. Kulturlandschaft ist im Naturpark Südschwarzwald
direkt erlebbar, auch gutes Essen gehört dazu.
Im Mittelalter wurden auf den Höfen im Schwarzwald
Käse hergestellt, um auf den abgelegenen Bauerhö-
fen die Milch haltbar zu machen. Diese Tradition ruh-
te über Jahrhunderte und wurde in den letzten Jahren
von Milchbauern mit Unterstützung des Naturparks
Südschwarzwald wieder zum Leben erweckt. Die Palet-
te reicht vom ‚Bibbeliskäs’ über verschiedene Weichkä-
sesorten bis zum langgereiften Bergkäse. Aroma und
Geschmack des Käses sind das Produkt kräuterreicher
Wiesen und Weiden sowie einer schmackhaften und
hochwertigen Milch.
Entlang der Käseroute im Na-
turpark Südschwarzwald finden
sich viele kleinere Hofkäsereien,
in denen man die Vielfalt Süd-
schwarzwälder Käsesorten pro-
bieren und kaufen kann. Durch
die direkte Vermarktung ab Hof
ist es auch kleineren Betrieben
möglich, zu existieren und zum
Erhalt der Kulturlandschaft bei-
zutragen.
4.3.2 Südschwarzwälder Milchstrasse
Der LandFrauenverband Südbaden hat die Schwarz-
wälder Milchstraße im Naturpark Südschwarzwald
konzipiert. Dabei wurde die Umsetzung des Projektes
vom Naturpark Südschwarzwald maßgeblich finanzi-
ell gefördert. Mit der Einrichtung der Schwarzwälder
Milchstraße soll die herausragende Rolle des Produkti-
onszweiges ‚Schwarzwälder Milch’ für die Urlaubsregion
Südschwarzwald deutlich gemacht werden.
Auf Initiative des LandFrauenverbandes Südbaden ha-
ben sich etwa 20 Schwarzwaldhöfe zur ‚Schwarzwälder
Milchstraße im Naturpark Südschwarzwald’ zusammen-
geschlossen. Sie veranstalten zu festen Terminen zahlrei-
che Erlebnisaktionen rund um die Schwarzwälder Milch
(Bauernhofralley mit Wettmelken, Schaubuttern, Heu-
hopsen, Kälbchenstreicheln, Käseherstellung und vieles
mehr). Feriengäste suchen Authentizität, Originalität
und Sinnhaftigkeit bei ihren Urlaubserlebnissen. Genau
das bieten die Höfe mit ihren Erlebnisaktionen: interes-
sierte Gäste erfahren beeindruckende Einblicke in die
bäuerliche Lebens- und Arbeitswelt. Dabei wird deutlich,
wie sehr die typische Kulturlandschaft des Südschwarz-
walds von der Arbeit der Bäuerinnen und Bauern sowie
von der Jahrhunderte alten Schwarzwälder Tradition der
Vieh- und Weidewirtschaft geprägt ist.
Die Schwarzwälder Milchstraße verbindet diese Bau-
ernhöfe miteinander. Wandernd, bikend oder fahrend
können die Besucher die wunderschöne Natur des Süd-
schwarzwalds mit herrlichen Blicken auf seine einzigar-
tige Kulturlandschaft entdecken und genießen.
4.3 Landwirtschaft / Tourismus
4. Herausragende Pilotprojekte
1 0 4 1 0 5
4.3.3 Machbarkeitsstudie zur Realisierung von Halboffenen Weidesystemen im Naturpark Südschwarzwald
Die Kulturlandschaft im Naturpark Südschwarzwald, mit
ihrem charakteristischen Wechsel von Wald und Offen-
land, ist sowohl als Grundlage für den Erhalt der touristi-
schen Nutzung als wichtigem Wirtschaftszweig, als auch
für die biologische Vielfalt an Arten und Lebensräumen
unverzichtbar. Dem steht jedoch eine Entwicklung in der
Landwirtschaft gegenüber, die von einem Rückzug der
landwirtschaftlichen Nutzung, einer zunehmenden na-
türlichen Verbuschung und Bewaldung und einer damit
verbundene Veränderung des Landschaftsbildes gekenn-
zeichnet ist. Die bestehende Form der Weidenutzung
kann nicht mehr weiter aufrecht erhalten werden, wenn
die Zahl der Kühe und Rinder weiter abnimmt. In Zeiten
leerer öffentlichen Kassen ist zudem eine rein mechani-
sche Landschaftspflege zur Offenhaltung im bisherigen
Umfang nicht mehr gewährleistet.
In dieser Situation hat der Naturpark Südschwarzwald
die Initiative ergriffen und eine Studie zur Erhaltung und
Weiterentwicklung der Südschwarzwälder Kulturland-
schaft aufgenommen. Dabei war es für den Naturpark
Südschwarzwald unverzichtbar, das Projekt in enger
Zusammenarbeit mit den Landwirten und den übrigen
Akteuren im ländlichen Raum durchzuführen. Anhand
von konkreten Modellgebieten wurde unter anderem
ein praxisbezogener Leitfaden zur Landschaftsoffenhal-
tung für das gesamte Naturpark-Gebiet erarbeitet.
Im Gegensatz zu anderen Untersuchungen wurden
dabei neben Fragen des Naturschutzes und des Land-
schaftsbildes vor allem die ökonomischen Fragestellung-
en intensiv bearbeitet. Die Studie kommt außerdem zu
dem Ergebnis, dass durch den Einsatz neuer Haltungs-
systeme sowohl ökonomisch tragfähige Lösungen mög-
lich sind, als auch die aus der Sicht des Naturschutzes
besonders wertvollen ‚Halboffenen Weidelandschaften’
erhalten und weiterentwickelt werden können. Der Na-
turpark Südschwarzwald ist damit Impulsgeber für Inno-
vationen zur nachhaltigen Entwicklung des ländlichen
Raumes und bringt entscheidende neue Gesichtspunkte
in die Diskussion ein.
4.3.4 Naturpark-Wirte Südschwarzwald
Der Südschwarzwald ist eine Landschaft, die sehr stark
durch bäuerliche Tradition geprägt ist. Artenreiche
Bergwiesen wechseln sich mit Mischwäldern ab, typi-
sche Schwarzwaldhöfe mit kleinen Dörfern sind überall
anzutreffen. Ohne die Bewirtschaftung durch die Bau-
ern wäre diese abwechslungsreiche und einmalige Land-
schaft nie entstanden.
Der Naturpark Südschwarzwald hat es sich daher zur
Aufgabe gemacht, durch den Erhalt und die Weiterent-
wicklung der bäuerlichen Landwirtschaft diese besonde-
re Kulturlandschaft zukunftsträchtig zu erhalten und da-
mit die Schönheit des Südschwarzwaldes zu bewahren.
Hierbei liegt neben z.B. der Zubereitung qualitativ und
geschmacklich hochwertigen Rindfleisches vor allem
auch die Unterstützung der regionalen Landwirtschaft
am Herzen. Denn die beiden Schwarzwälder Rinder-
rassen ‚Vorderwälder und Hinterwälder Rind’ tragen
wesentlich zur Landschaftserhaltung des Südschwarz-
waldes bei. Durch die stetige Beweidung werden die
wertvollen Grünlandflächen offengehalten, und nur so-
mit bleibt der charakteristische Wechsel von Offenland
und Wald im Südschwarzwald dauerhaft bestehen. Mit
dem Angebot solcher Aktionen wird quasi ‚Landschafts-
schutz mit Messer und Gabel’ betrieben, die jeder un-
terstützen kann.
4.3 Landwirtschaft / Tourismus
4. Herausragende Pilotprojekte
1 0 4 1 0 5
Aus dieser Idee sind die ‚Naturpark-Wirte Südschwarz-
wald’ entstanden. Zahlreiche Gastwirte und Hoteliers im
Naturpark Südschwarzwald wirken inzwischen in eigener
Verantwortung an diesem Projekt mit. Die ‚Naturpark-
Wirte Südschwarzwald’ sehen es als Chance, durch die
Verwendung regionaler Produkte (u.a. Rindfleisch, Milch
und Honig, Käse oder auch Bachforellen etc.), nicht nur
auf die Besonderheit der Region hinzuweisen, sondern
damit auch ganz gezielt die Landwirte im Südschwarz-
wald zu unterstützen.
Die Naturpark-Wirte Südschwarzwald veranstalten seit
einigen Jahren, inzwischen überregional bekannte, Ak-
tionswochen, in denen sie jeweils ein Produkt aus dem
Naturpark Südschwarzwald vorstellen und daraus kuli-
narische Köstlichkeiten zaubern.
4.3.5 Erzeugerbroschüre
In der neuen Broschüre über Erzeuger, Direktvermarkter
und Tourismus werden nach der Vorläuferausgabe ‚Ge-
nuss im Südschwarzwald’ Erzeuger und Vermarkter im
Naturpark Südschwarzwald mit ihren heimischen Pro-
dukten neu vorgestellt. Alle Angaben zu den Erzeugern
sind nun alphabetisch nach den Ortschaften sortiert, was
die Übersicht über die Angebote erleichtert.
Neu ist, dass die Broschüre nun für das gesamte Ge-
biet des Naturpark Südschwarzwald Gültigkeit hat, zu
dem über 100 Kommunen gehören. Beibehalten wur-
de hingegen die Auflockerung der Broschüre durch
Informationen über den Naturpark Südschwarzwald,
zu Wochenmärkten in der Region, durch Rezepte und
Hintergrundinformationen.
Da gerade bei Lebensmitteln das Einkaufen Vertrauens-
sache ist, kommt der Erzeugerbroschüre hierbei eine be-
sondere Bedeutung zu. Die Konsumenten können sich
dank der Broschüre einen schnellen und genauen Über-
blick darüber verschaffen, wo die gewünschten Produk-
te angeboten werden und bei wem sie diese direkt ein-
kaufen können.
Denn neben der Qualität, der Frische und dem guten
Geschmack der Lebensmittel spielt v.a. auch die weite-
re Auskunft eine große Rolle. Woher kommt das Pro-
dukt, was wurde zur Herstellung verwendet oder wie
ist beispielsweise das Tier aufgewachsen? Wer direkt
beim Erzeuger einkauft, bekommt diese Fragen leicht
beantwortet und kann sich meist auch vor Ort selbst
davon überzeugen.
4.3 Landwirtschaft / Tourismus
4. Herausragende Pilotprojekte
1 0 6 1 0 7
4.4.1 Dauerausstellung im ‚Haus der Natur Südschwarzwald’
Die Ausstellung wurde gemeinsam von Naturparkverein,
Forstdirektion Freiburg, Bezirksstelle für Naturschutz
und Landschaftspflege, Schwarzwaldverein und Deut-
schem Skiverband speziell für das neu gebaute ‚Haus
der Natur Südschwarzwald’ erarbeitet. Sie schlägt einen
weiten thematischen Bogen von der Landschafts- und
Kulturgeschichte des Südschwarzwaldes über die na-
türlichen Lebensräume mit ihren typischen Tieren und
Pflanzen bis hin zur wirtschaftlichen und touristischen
Nutzung der Region. Aktuelle Themen von Naturschutz
und Naturpark runden das Bild ab. Bezugsfläche ist
jeweils die Gebietskulisse des Naturparks Südschwarz-
wald.
Durch eine Vielzahl von interaktiven und multimedi-
alen Elementen werden Besucher aller Altersgruppen
angesprochen, ohne erhobenen Zeigefinger informiert
und für einen schonenden Umgang mit der Natur sen-
sibilisiert. Wechselausstellungen zu unterschiedlichsten
Inhalten bereichern das Angebot.
4.4.2 Informationskampagne zum Luchs
Die ‚Luchs-Initiative Baden-Württemberg für die Förde-
rung des Artenschutzes e.V. ’ veröffentlichte in Zusam-
menarbeit mit dem Naturpark Südschwarzwald sowie
unter dessen maßgeblicher finanzieller Unterstützung,
dem Forstzoologischen Institut der Universität Freiburg
und der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt
(FVA) in Freiburg eine neue Broschüre und eine CD-
ROM zum Thema ‚Der Luchs im Schwarzwald’.
Über einen Zeitraum von 200 Jahren galt der Luchs in
Mitteleuropa und somit auch im Schwarzwald als ausge-
storben. 1770 wurde der letzte Luchs des Schwarzwaldes
in Kaltenbronn ‚zur Strecke’ gebracht. Seit etwa 10 Jah-
ren macht sich das ‚Pinselohr’, wie der Luchs auch um-
gangssprachlich genannt wird, nun wieder im Schwarz-
wald bemerkbar. Keiner weiß, woher genau die Tiere
zu uns gekommen sind. Eine Zuwanderung aus dem
Schweizer Jura, den Alpen oder den Vogesen ist nicht
ausgeschlossen. Der Schwarzwald ist dank der ausge-
dehnten Wälder und seiner Wildbestände ein für den
Luchs geeigneter Lebensraum. Entscheidend für eine
dauerhafte Rückkehr ist allein, dass der Mensch ihm ei-
nen Platz in seiner Nähe zugesteht.
Schwerpunktthemen dieser Publikationen sind u.a. die
Geschichte und die Lebensweise des Luchses, der momen-
tane Stand der Luchsvorkommen im Schwarzwald sowie
die verschiedenen Aktivitäten der Luchs-Initiative. Intensiv
werden vor allem auch die bei der Rückkehr des Luchses in
den Schwarzwald möglichen Wechselwirkungen und Ziel-
konflikte erörtert und Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt.
4.4 Naturschutz
4. Herausragende Pilotprojekte
1 0 6 1 0 7
4.4.3 Habitatpflege und Broschüre zum Schutz des Auerwildes
Ziel des Naturparks Südschwarzwald ist es u.a. Natur-
schutzanliegen und touristische Interessen bzw. land-
und forstwirtschaftliche Nutzungsinteressen erfolgreich
zu vereinen. Nur unter Berücksichtigung der Interessen
von Landschaft und Natur ist eine möglichst naturnahe
Nutzung unserer Region nachhaltig möglich.
Aus diesen Gründen hat sich der Naturpark intensiv des
Themas ‚Raufußhühner‘ angenommen. Mit den detail-
lierten Informationen werden dem Interessierten grund-
legende Einblicke in das Leben und die Umwelt einer für
den Südschwarzwald so charakteristischen und gleich-
wohl vom Aussterben bedrohten Tierart, nämlich dem
Auerwild, gegeben. Dabei war es für den Naturpark un-
verzichtbar, alle Maßnahmen zum Schutze des Auerwil-
des in Abstimmung mit den Belangen von Naturschutz,
Forstwirtschaft und Tourismus zu erarbeiten.
Der Naturpark wirkt in diesem Bereich nicht nur durch
die Herausgabe und Finanzierung von Informationsma-
terialien und Printmedien, sondern finanziert seit vielen
Jahren maßgeblich Biotop- und Habitatgestaltungsmaß-
nahmen vor Ort.
4.5.1 Energie- und Ausflugsführer Wutachre-gion
Seit jeher wurde in dieser Region auch die traditionelle
Nutzung der Naturkräfte, insbesondere der Wasserkraft,
gefördert und unterstützt. Ob Holzenergie oder Wasser-
kraft, in historischen Zeiten von Köhlern, Flößern oder
Müllern nutzbar gemacht, oder in heutiger Zeit, rege-
nerative Energien sind und waren rund um die Wutach
bzw. im gesamten Südschwarzwald stets ein aktuelles
Thema.
Die regenerativen Energien sind dem Naturpark Süd-
schwarzwald ein besonderes Anliegen, denn sie können
einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der einzigartigen
Kulturlandschaft im Südschwarzwald leisten.
Der Ausflugsführer: ‚Naturenergie in der Wutachregion
– Natur und Energie erleben und begreifen’ informiert
Einheimische und Touristen gleichermaßen über die ver-
schiedenen historischen wie modernen Nutzungsformen
der Energie in der Wutachregion. Die fast 40 verschie-
denen Ausflugsziele, verteilt auf die sechs Gemeinden
der Wutachregion (Friedenweiler, Bräunlingen, Hüfin-
gen, Löffingen, Bonndorf und Stühlingen), liegen alle
an gut beschilderten Wander- oder Radwegen bzw.
Straßen. Alle Stationen sind auch mit öffentlichen Ver-
kehrsmitteln erreichbar. Das Solarforum-Hochschwarz-
wald e.V. veröffentlichte zusammen mit dem Naturpark
Südschwarzwald e.V. den Ausflugs- und Energieführer
Wutachregion.
4.4 Naturschutz 4.5 Energie
4. Herausragende Pilotprojekte
1 0 8 1 0 9
4.6.1 Naturpark-Kliniken, Naturpark-Gesund-heitsregion und Woche der Gesundheit im Na-turpark Südschwarzwald
Die Naturpark-Arbeitsgruppe Medizin, Kur und Rehabi-
litation hat als eines ihrer ersten Projekte mit Unterstüt-
zung durch die Naturpark-Geschäftstelle die Naturpark-
Kliniken bzw. die Naturpark-Gesundheitsregion sowie
die Woche der Gesundheit (Woche der Gesundheit im
Naturpark) ins Leben gerufen.
Der Naturpark wurde dabei als
Profilierungschance gesehen,
um dem Negativtrend im Be-
reich Kur und Reha entgegen
zu wirken. Ziel des Projektes
sind gemeinsame Initiativen
und Projekte der Kliniken und
Kurorte. Dabei wird das Thema
Gesundheit in den Mittelpunkt
zahlreicher Marketingaktivitä-
ten gemeinsam mit dem Natur-
park gestellt.
Die Kur- und Reha-Betriebe im
Naturpark haben sich zu einer
Arbeitsgemeinschaft zusammen geschlossen. Regiona-
le Produkte und Lebensmittel aus dem Naturpark in
den Kliniken gehören ebenso dazu wie z.B. geführte
Wanderungen im Naturpark oder andere Naturpark-
Aktivitäten.
4.6 Medizin, Kur und Rehabilitation
4.7.1 Wanderausstellung des Naturparks Südschwarzwald
Mit der Wanderausstellung des Naturparks Südschwarz-
wald wird regelmäßig bei verschiedenen Anlässen in der
Region über die Ziele, Aufgaben und Projekte im Natur-
park Südschwarzwald informiert. Sie hat sich in dieser
Zeit als ein sehr erfolgreiches Medium gerade für den
Bereich der Öffentlichkeitsarbeit bewährt.
Der Naturpark Südschwarzwald e.V. hat nun seine Wan-
derausstellung neu überarbeitet. Dabei wurden nicht
nur neue Projekte und allgemeine Aktualisierungen
integriert, es wurde vor allem die Gestaltung der Aus-
stellung und das gesamte Layout neu entwickelt. Auf
‚weichen’ Materialien kann sich der interessierte Besu-
cher nun ausführlich über den Naturpark Südschwarz-
wald informieren. Die Ausstellung in ist drei Teile unter-
gliedert. Im ersten Teil werden zunächst der Naturpark
Südschwarzwald allgemein sowie der Naturparkverein
vorgestellt. Im zweiten Teil kann man sich über die zahl-
reichen Ziele und Aufgaben in den Bereichen Natur- und
Landschaftsschutz, Wald- und Forstwirtschaft, Siedlungs-
entwicklung und Tourismus des Naturparks informieren.
Im dritten Teil der Ausstellung werden schließlich ver-
schiedene Projekte des Naturparks vorgestellt. Dieser
Teil wird in den nächsten Jahren regelmäßig erweitert
bzw. ergänzt.
4. Herausragende Pilotprojekte
4.7 Allgemeine Informationen
1 0 8 1 0 9
Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege, Freiburg
(1997): Naturschutzkonzeption ‚Rohrhardsberg und Umge-
bung’, Materialsammlung Stand Jan. 1997
Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege, Freiburg
(1997): Naturschutzkonzeption Oberer Hotzenwald, Zusam-
menfassung der Untersuchungsergebnisse des Teilergebnis-
ses des Teilgebiet I - Schwarzenbächletal Bearbeitung: Büro
Bischoff & Partner, Stuttgart
Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege, Freiburg
(1998): Naturschutzkonzeption Oberer Hotzenwald, Zusam-
menfassung der Untersuchungsergebnisse des Teilgebiet II
- Ibachtal und Umgebung - Bearbeitung: Büro Bischoff &
Partner, Stuttgart
Bronner, G. (2000): Öko-MEKA in der Diskussion, in: Natur- und
Landschaft, 75. Jahrg., Bonn
CMK-Consulting (1999): Marktanalyse für den Regionalmarkt
Südlicher Schwarzwald e. V., Ibach
Erb, W. (1999): Die Waldbiotopkartierung in der waldökologi-
schen Zielsetzung der Landesforstverwaltung, in: AFZ 24/99,
Stuttgart
Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg
(FVA) (1995): Die Integration von Wintersport, Erholung und
Naturschutz im Wald. Grundlagen undErgebnisse des Modell-
projektes ‚Rohrhardsberg’. Mitteilungen der Forstlichen Ver-
suchsund Forschungsanstalt, Heft 187, Freiburg
Forstliche Versuchsanstalt (FVA) (1996): Marktstudie über Hol-
zaufkommen und Verwertung im Südschwarzwald
Forstliche Versuchsanstalt (FVA) (1998): Marktstudie über den
Holzabsatz im Südschwarzwald holzbearbeitender und holz-
verarbeitender Betriebe
Gesetz zum Schutz der Natur, zur Pflege der Landschaft und
über die Erholungsvorsorge in der freien Landschaft (Na-
turschutzgesetz - NatSchG). In der Fassung der Bekanntma-
chung vom 29. März 1995, GBl. S. 385, zuletzt geändert am
20.11.2001 GBl. S. 607
Hage, G.; Popp, D. et al., (2000): Naturpark Südschwarzwald,
Konzeption zur Nachhaltigen Entwicklung des Naturparks
Südschwarzwald. Schlussbericht München/Rottenburg. Her-
ausgegeben vom Naturpark Südschwarzwald e.V.
Hoernstein, H. (1995): Der Beitrag der Landwirtschaft zur Erhal-
tung der Kulturlandschaft, in: Erstes Yacher Symposium – der
Wandel in der Landschaft, Bezirksstelle für Naturschutz und
Landschaftspflege Freiburg, 1995
Kindermann, A. (1997): Ökologische Chancen und Perspektiven
von Regionalproduktion und Regionalvermarktung, Bonn
Kuhnert, H., Wierthgen, W., (1997): Die Bedeutung der Direkt-
vermarktung als Einkommensalternative für landwirtschaft-
liche Betriebe in der Bundesrepubik Deutschland, Hrsg.:
Schriftenreihe des Bundesministeriums für Ernähung, Land-
wirtschaft und Forsten, Bonn
Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-
Württemberg (LGRB) [Hrsg.] (2002): Rohstoffbericht Baden-
Württemberg 2002, Gewinnung, Verbrauch und Sicherung
von mineralischen Rohstoffen, Freiburg
Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg (LfU),
1999: Der Rohrhardsberg. Neue Wege im Naturschutz für den
Mittleren Schwarzwald, LfU, Abteilung 2 ‚Ökologie, Boden-
und Naturschutz’, Fachdienst Naturschutz, Karlsruhe
Landesforstverwaltung Baden-Württemberg, 2002: Jagd.
In: http://www.wald-online-bw.de/2wald/9jagd_fischerei/jagd.htm,
letzter Zugriff 07. Jan. 2003
Lauterwasser et al. (Red.) (1995): Modellprojekt ‚Rohrhardsberg’:
Natur, Sport und Erholung; der bessere Weg! / Hrsg.: Der
Umweltbeirat des Dt. Skiverbandes (DSV-Umweltreihe ; 6 )
(Schriftenreihe des Deutschen Skiverbandes; 24)
Luick, R. (1996): Extensivweiden und ihre Geschichte in Deutsch-
land. In: Berichte des Instituts für Landschaft und Pflanzenö-
kologie der Universität Hohenheim, Heft 5, 1996
Luick, R. (1997): Situation und Perspektiven des Extensivgrünlan-
des in Südwestdeutschland. In: Schriftenreihe für Landschafts-
pflege und Naturschutz. Bonn – Bad Godesberg
Literatur
5. Literatur
1 1 0 1 1 1
Ministerium für ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten Baden-Württemberg (1991): Allmendweiden im
Südschwarzwald – eine vergleichende Vegetationskartierung
nach 30 Jahren.
Ministerium für ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten Baden-Württemberg (1998): Höhenlandwirt-
schaft – Bauen: Arbeitsunterlagen für die Landwirtschaft
Baden-Württemberg
NATURA 2000 gemäß Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom
21.5.1992 Zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie
der wildlebenden Tiere und Pflanzen, zuletzt geändert durch
die Richtlinie 97/62/EG des Rates vom 27.10.1997 (kurz: FFH-
RL) sowie der Richtlinie 79/409/EWG des Rates vom 02.04.1997
über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten (kurz: Vo-
gelschutz-RL)
Planungsgruppe Ökologie + Umwelt Süd (1993): Gesamtkon-
zeption Landschaftsrahmenplanung und Entwicklung eines
regionalen Landbewirtschaftungskonzeptes Hochrhein-Bo-
densee, Entwurf i.A. des Regionalverbandes Hochrhein-Bo-
densee, Rottenburg a.N.
Planungsgruppe Ökologie + Umwelt Süd, (1996): Landschafts-
rahmenplanung, Teil Regionale Bodenschutzkonzeption
Entwurf i.A. des Regionalverbandes Hochrhein-Bodensee,
Rottenburg a.N.
Regierungspräsidium Freiburg (Hrsg.) (1998): Die Naturschutz-
gebiete im Regierungsbezirk Freiburg, Bearbeitung: Bezirks-
stelle für Naturschutz und Landschaftspflege Freiburg
Regionalverband Hochrhein-Bodensee (1998): Regional-
plan 2000, Region Hochrhein-Bodensee, Waldshut-
Tiengen
Regionalverband Hochrhein-Bodensee (1998): Landschaftsrah-
menplanung Hochrhein-Bodensee, Regionale Erholungskon-
zeption
Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg (1997): Regional-
plan, Entwurf, Villingen-Schwenningen
Regionalverband Südlicher Oberrhein (1995): Regionalplan Süd-
licher Oberrhein, Freiburg
Roth, R. & Krämer, A. (2000): Entwicklungskonzeption Sporttou-
rismus im Naturpark Südschwarzwald. Forschungsbericht 2.
Selbstverlag Institut für Natursport und Ökologie, Deutsche
Sporthochschule Köln
Schmidt, F. (1998): Destinationsmanagement – eine Strategie für
starke Tourismusregionen, Klagenfurt
Schnitzer, A. (1999): Zukünftige Entwicklung der Zusammenar-
beit von Naturpark Südschwarzwald e. V. und Regionalmarkt
Südlicher Schwarzwald e. V. in der Regional- und Direktver-
marktung, Praktikumsarbeit, Naturpark Südschwarzwald,
Freiburg
Schnitzer, U. (1995): Bauen in der Landschaft – Schwarzwald
zwischen Funktionalität und Heimatkitsch, in: Erstes Yacher
Symposium – der Wandel in der Landschaft, Bezirksstelle für
Naturschutz und Landschaftspflege Freiburg
Schriewer (2001): Die Nutzung des Waldes durch Forstwirt-
schaft, Jagd und Wanderer. In: Landeszentrale für politische
Bildung Baden-Württemberg (Hg.) (2001): Der deutsche
Wald, Jg. 51, Heft 1, 2001
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (2003): Statistische
Berichte Baden-Württemberg, Beherbergung im Reiseverkehr
Baden-Württemberg im Kalenderjahr 2001/2002, Artikel-Nr.
3547 01003/ 02003, Handel und Gastgewerbe, Stuttgart
Tourismus Südlicher Schwarzwald e.V.: Geschäftsberichte 1996/
1997/1998
Verband Deutscher Naturparke e. V. (Hrsg.) (2002a): Nachhal-
tiger Tourismus in Naturparken. Ein Leitfaden für die Praxis,
Bispingen
Verband Deutscher Naturparke e. V. (Hrsg.) (2002b):
Leitfaden zur Erstellung von Naturparkplänen,
Bispingen
Verband Deutscher Naturparke e. V. (Hrsg.) (2001): Die deut-
schen Naturparke. Aufgaben und Ziele. 2. Fortschreibung
2001, Bispingen
VUD Verlag und Druck GmbH (2001): Freizeitatlas
Baden-Württemberg, 6. Aufl. Freudenstadt
5. Literatur
1 1 0 1 1 1
Abbildungen Abbildung 1: Hypsographische Kurve des Naturparks (Roth & Krämer, 2000) ................................................10 Abbildung 2: Landnutzungsverteilung im Naturpark Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2000) ....................17 Abbildung 3: Höhenzonierung der Landnutzung (Roth & Krämer, 2000) .......................................................18 Abbildung 4: Flächenanteile der verschiedenen Schutzgebietstypen an der Gesamtfläche des Naturparks Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2000)....................................22 Abbildung 5: Wander- und Radwege, Wintersport nordisch / alpin (Roth & Krämer, 2000) .....................38-39 Abbildung 6: Vorgehen bei der Erarbeitung der Naturparkkonzeptionen (Hage, Popp et al., 2000) ..............................................................................................................45 Abbildung 7: Verschiedene Komponenten einer sporttouristischen Aktivitätslenkung (Roth & Krämer, 2000) ..................................................................................................................79 Abbildung 8: Organigramm des Offenen Forum Naturpark (Hage, Popp et al., 2000) ..................................94
Tabellen Tabelle 1: Flächenanteile der Landkreise an der Gesamtfläche des Naturparks
(Naturpark Südschwarzwald e.V., 2003)......................................................................................11 Tabelle 2: Einwohner im Einzugsgebiet des Naturpark Südschwarzwald
(Roth & Krämer, 2003) ..................................................................................................................13 Tabelle 3: Wirtschaftswaldflächen nach Baumarten und Eigentumsarten (Hage, Popp et al., 2000) ..............................................................................................................26 Tabelle 4: Gemeindebefragung (Hage, Popp et al., 2000) ..........................................................................35
Karten
Karte 1: Gemeinden im Naturpark Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2003) ............................................8
Karte 2: Lage und Abgrenzung des Naturparks Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2003) .....................12
Karte 3: Einzugsgebiet des Naturparks (Roth & Krämer, 2003)................................................................14
Karte 4: Landnutzung im Naturpark Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2003).......................................19
Karte 5: Schutzgebiete im Naturpark Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2003)......................................23
Karte 6: Öffentliche Verkehrsmittel (Roth & Krämer, 2003) .....................................................................32 Karte 7: Fremdenverkehrsintensität im Naturpark Südschwarzwald (Quelle: St. Landesamt 2003)......36 Karte 8: Regionale Entwicklungsschwerpunkte (Hage, Popp et al., 2000) ..............................................43
Karte 9: Landschaftspotentialanalyse Sporttourismus Sommer (Roth & Krämer, 2000).........................74 Karte 10: Landschaftspotentialanalyse Sporttourismus Winter (Roth & Krämer, 2000) ...........................75 Karte 11: Entwicklungskonzeption Sommersport (Roth & Krämer, 2000).................................................76 Karte 12: Entwicklungskonzeption Schneesport (Roth & Krämer, 2000)...................................................77 Karte 13: Räumliche Konzeption: Schwerpunkt Erholung und Tourismus (Hage, Popp et al., 2000) ..............................................................................................................80 Karte 14: Räumliche Konzeption: Schwerpunkt landschaftliche Erholung (Hage, Popp et al., 2000) ..............................................................................................................83 Karte 15: Räumliche Konzeption: Schwerpunkt Angebote / Naturpark-Erlebnis (Hage, Popp et al., 2000) ..............................................................................................................84 Karte 16: Räumliche Konzeption: Schwerpunkt Besuchermanagement (Hage, Popp et al., 2000) ..............................................................................................................85
6. Abbildungs-, Tabellen- und Kartenverzeichnis
Naturparkplan
L e i t f a d e n f ü r e i n e
n a c h h a l t i g e , n a t u r n a h e
E n t w i c k l u n g d e r
N a t u r p a r k r e g i o n .
d a s z u i h r i m W i d e r s p r u c h s t e h t .
D e r M e n s c h i s t e i n T e i l d e r N a t u r u n d n i c h t e t w a s ,
Bertrand Russell
Haus der NaturDr.-Pilet-Spur 479868 Feldberg
Telefon 0 76 76 . 93 36 -10Telefax 0 76 76 . 93 36 -11
www.naturpark-suedschwarzwald.denaturpark@naturpark-suedschwarzwald.bwl.de
Haus der Natur, Feldberg
Nat
urpa
rk S
üdsc
hwar
zwal
d
N
atur
park
plan
für den Naturpark Südschwarzwald