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Naturparkplan Leitfaden für eine nachhaltige, naturnahe Entwicklung der Naturparkregion. das zu ihr im Widerspruch steht. Der Mensch ist ein Teil der Natur und nicht etwas, Bertrand Russell für den Naturpark Südschwarzwald

NAT 0304 Naturparkplan - Naturpark Sü · PDF file3 Damit liegt für einen der größten deutschen Natur-parke, als einen Naturpark neuer Prägung, ein Natur-parkplan vor, der unter

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Naturparkplan

L e i t f a d e n f ü r e i n e

n a c h h a l t i g e , n a t u r n a h e

E n t w i c k l u n g d e r

N a t u r p a r k r e g i o n .

d a s z u i h r i m W i d e r s p r u c h s t e h t .

D e r M e n s c h i s t e i n T e i l d e r N a t u r u n d n i c h t e t w a s ,

Bertrand Russell

Haus der NaturDr.-Pilet-Spur 479868 Feldberg

Telefon 0 76 76 . 93 36 -10Telefax 0 76 76 . 93 36 -11

www.naturpark-suedschwarzwald.denaturpark@naturpark-suedschwarzwald.bwl.de

Haus der Natur, Feldberg

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park

plan

für den Naturpark Südschwarzwald

3

Naturpark Südschwarzwald e.V.

Dr.-Pilet-Spur 4

79868 Feldberg

Hage, G.; Popp; D. et al. (2000):

Naturpark Südschwarzwald, Konzeption zur nach-

haltigen Entwicklung des Naturparks Südschwarzwald,

Schlussbericht,

FUTOUR – Umwelt-, Tourismus- und Regionalberatung

GmbH, München / Planungsgruppe Ökologie +

Umwelt Süd, Rottenburg,

Herausgegeben vom

Naturpark Südschwarzwald e.V., 2000

Roth, R. & Krämer, A. (2000):

Entwicklungskonzeption Sporttourismus

im Naturpark Südschwarzwald,

Forschungsbericht 2, Selbstverlag,

Institut für Natursport und Ökologie,

Deutsche Sporthochschule Köln

Ralf Roth, Nicolaus Prinz, Walter Holderried

Naturpark Südschwarzwald e. V.

1. Auflage

Dezember 2003

Impressum

Herausgeber

Quellen

Redaktion

Bildnachweis

2

3

Damit liegt für einen der größten deutschen Natur-

parke, als einen Naturpark neuer Prägung, ein Natur-

parkplan vor, der unter umfangreicher kommunaler,

behördlicher und vor allem einer breiten Bürgerbe-

teiligung erstellt wurde. Es ist ein Planwerk geworden,

das Dinge nicht statisch vorgibt, sondern als dynami-

sches Instrument weiterentwickelt werden kann und

soll.

Der Naturpark Südschwarzwald ist mittlerweile zu

einer Entwicklungsagentur für eine nachhaltige und

naturverträgliche Entwicklung unserer ländlich struk-

turierten Region geworden. Er kooperiert mit den

verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und fördert

einen Interessenausgleich zwischen ihnen. Er fördert

eine nachhaltige Gesamtentwicklung und schafft da-

mit einen Interessensausgleich und Konsens zwischen

den häufig widerstreitenden Interessen von Natur-

schutz, Tourismus, Land- und Forstwirtschaft sowie

Siedlungsentwicklung, Energie und Verkehr.

Eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Entwick-

lung der Naturparkregion wird aber erst dann mög-

lich, wenn nachhaltiges Wirtschaften den Ansprüchen

von Mensch und Umwelt ausgewogen gerecht wird.

Hierzu soll der neue Naturparkplan maßgeblich bei-

tragen.

Dr. Bernhard Wütz Hansjörg Eckert

1. Vorsitzender 2. Vorsitzender

Walter Holderried

Geschäftsführer

Vorwort

Der Naturpark Südschwarzwald wurde am 1. Februar

1999 eingerichtet, um die großräumige Kulturland-

schaft des Südschwarzwaldes, die wegen ihrer beson-

deren Eigenart und Schönheit als eine der schönsten

Regionen Deutschlands gilt, zu erhalten, zu pflegen

und zu entwickeln. Als einer der größten deutschen

Naturparke fördert der Naturpark Südschwarzwald

seitdem überaus erfolgreich die regionale Identität

und die nachhaltige, naturnahe Entwicklung der ge-

samten Region.

Bereits zu Beginn der konkreten Planungen zum

Naturpark Ende der 90er Jahre wurden eine Natur-

park- und eine Sporttourismuskonzetion in Auftrag

gegeben. Ziel der beiden Konzeptionen war es, eine

umfassende Potentialanalyse in den fünf zentralen

Themenfeldern des Naturparks, Land- und Forstwirt-

schaft, Naturschutz, Tourismus und Siedlungsentwick-

lung zu erhalten.

Gleichzeitig wurde unter Einbeziehung aller interes-

sierten Bürger, der Kommunen und Verbände der Re-

gion, Ziele und Leitbilder erarbeitet. Dabei wurden

zukunftsfähige Strategien entwickelt und konkre-

te Projekte vorgeschlagen, um Natur-, Wirtschafts-,

Sport- und Erlebnisräume langfristig erhalten und die

Entwicklungen der Landschaft und den Bedürfnissen

von Einheimischen und Gästen bestmöglich anpassen

zu können.

Weite Teile dieser Konzeptionen sind in den Jahren

seit der Gründung des Naturparks bereits verwirklicht

worden. Gleichwohl sind die Entwicklungen in den

verschiedenen Bereichen nicht stehen geblieben. Eine

Anpassung der Konzeptionen an neue Realitäten wur-

de notwendig. Nach einer umfangreichen und mehrfa-

chen Beteiligung der Gemeinden, Städte, Kreise sowie

der Behörden und Träger öffentlicher Belange wurden

die Naturpark- und Sporttourismuskonzeption nun-

mehr zum vorliegenden Naturparkplan für den Natur-

park Südschwarzwald zusammengeführt.

Vorwort

4 5

1 Einleitung.................................................................................................................................................. 6

2 Der Naturpark Südschwarzwald .............................................................................................. 9

2.1 Entstehung und Organisation .............................................................................................................. 10

2.2 Lage im Raum und Abgrenzung ........................................................................................................... 11

2.3 Einzugsgebiet ........................................................................................................................................ 13

2.4 Bestandsanalyse .................................................................................................................................... 15

2.4.1 Natur – Landschaft...................................................................................................................... 15

2.4.2 Landwirtschaft ............................................................................................................................ 24

2.4.3 Waldwirtschaft – Wildtier-Management................................................................................... 25

2.4.4 Siedlungsentwicklung – Energie – Verkehr............................................................................... 28

2.4.5 Gewerbe – Handel – Dienstleistung – Rohstoffabbau.............................................................. 33

2.4.6 Freizeit – Erholung – Tourismus – Sport .................................................................................... 34

2.4.7 Kulturelle Infrastruktur .............................................................................................................. 39

3 Leitbilder und Ziele ...........................................................................................................................41

3.1 Gesetzliche und planerische Grundlagen ............................................................................................ 41

3.1.1 Gesetzliche Grundlagen ............................................................................................................. 41

3.1.2 Planerische Grundlagen.............................................................................................................. 42

3.2 Leitbilder ................................................................................................................................................ 47

3.2.1 Leitbild für Naturparke in Deutschland..................................................................................... 47

3.2.2 Leitbild für den Naturpark Südschwarzwald ............................................................................ 47

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien.................................................................. 49

3.3.1 Natur – Landschaft...................................................................................................................... 49

3.3.2 Landwirtschaft ............................................................................................................................ 53

3.3.3 Waldwirtschaft – Wildtier-Management................................................................................... 56

3.3.4 Siedlungsentwicklung – Energie – Verkehr............................................................................... 61

3.3.5 Gewerbe – Handel – Dienstleistung – Rohstoffabbau.............................................................. 68

3.3.6 Freizeit – Erholung – Tourismus – Sport .................................................................................... 70

3.3.7 Kulturelle Infrastruktur .............................................................................................................. 88

3.4 Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung .......................................................................................... 90

3.5 Naturparkmanagement und Projektumsetzung ................................................................................. 92

3.5.1 Träger und Akteure .................................................................................................................... 92

3.5.2 Kooperationsstrukturen für die innerregionale Zusammenarbeit .......................................... 93

3.5.3 Grenzüberschreitende Zusammenarbeit ................................................................................... 96

Inhalt

4 5

Inhalt

Inhalt

4 Herausragende Pilotprojekte.................................................................................................... 98

4.1 Tourismus ............................................................................................................................................... 98

4.1.1 Neustrukturierung des Wanderwegenetzes

und naturparkeinheitliche Wanderwegebeschilderung .......................................................... 98

4.1.2 Neue Wanderwegekarten für den Naturpark .......................................................................... 99

4.1.3 Themenpfade Belchenland ........................................................................................................ 99

4.1.4 Naturpark-Erlebniskatalog....................................................................................................... 100

4.1.5 Weiterbildung zum Naturpark-Gästeführer ........................................................................... 100

4.2 Tourismus / Sporttourismus ................................................................................................................. 101

4.2.1 Neuausweisung und Beschilderung von Mountainbike-Routen ........................................... 101

4.2.2 Handbücher für Wandern, Mountainbiken, Winterwandern und Nordic-Walking............. 102

4.2.3 Ausweisung eines Schneeschuhtrails mit entsprechendem Info-Flyer .................................. 102

4.3 Landwirtschaft / Tourismus ................................................................................................................. 103

4.3.1 Südschwarzwälder Käseroute .................................................................................................. 103

4.3.2 Südschwarzwälder Milchstrasse ............................................................................................... 103

4.3.3 Machbarkeitsstudie zur Realisierung von Halboffenen

Weidesystemen im Naturpark Südschwarzwald ..................................................................... 104

4.3.4 Naturparkwirte ......................................................................................................................... 104

4.3.5 Erzeugerbroschüre.................................................................................................................... 105

4.4 Naturschutz.......................................................................................................................................... 106

4.4.1 Dauerausstellung im ‚Haus der Natur’..................................................................................... 106

4.4.2 Informationskampagne zum Luchs.......................................................................................... 106

4.4.3 Habitatpflege und Broschüre zum Schutz des Auerwildes .................................................... 107

4.5 Energie ................................................................................................................................................. 107

4.5.1 Energie- und Ausflugsführer Wutachregion........................................................................... 107

4.6 Medizin, Kur und Rehabilitation ........................................................................................................ 108

4.6.1 Naturpark-Kliniken, Naturpark-Gesundheitsregion und Woche

der Gesundheit im Naturpark Südschwarzwald .................................................................... 108

4.7 Allgemeine Informationen.................................................................................................................. 108

4.7.1 Wanderausstellung des Naturparks Südschwarzwald ............................................................ 108

5 Literatur ................................................................................................................................................. 109

6 Abbildungs-, Tabellen- und Kartenverzeichnis.......................................................... 111

6 7

Der vorliegende Naturparkplan gibt den umfassenden

Entwicklungs- und Planungsgang des Naturparks Süd-

schwarzwald wieder. Inhaltlich orientiert er sich an der

‚Konzeption zur nachhaltigen Entwicklung für den Na-

turpark Südschwarzwald’ (Hage, Popp et al. 2000) und

der ‚Entwicklungskonzeption Sporttourismus im Natur-

park Südschwarzwald’ (Roth & Krämer, 2000), die sei-

nerzeit ein umfassendes Anhörungsverfahren aller Be-

teiligten im Naturpark durchlaufen haben und von den

Gremien des Naturparks bereits beschlossen wurden.

Nach der Verordnung des Regierungspräsidiums Freiburg

über den Naturpark ‚Südschwarzwald‘ vom 08. März 2000

hat der Naturparkplan folgende Funktionen:

• Die Maßnahmen zur Entwicklung, zur Pflege und

zur Förderung werden innerhalb des Naturparks ins-

besondere auf der Grundlage eines Naturparkplans

festgelegt. Der Naturparkplan wird in Abstimmung

mit den beteiligten Behörden vom Träger des Natur-

parks, dem Verein ‚Naturpark Südschwarzwald e.V.’

aufgestellt (vgl. § 3 Abs. 3 der Naturpark-Verord-

nung).

• Die Erlaubnis für bestimme Handlungen im Natur-

park durch die untere Naturschutzbehörde ist zu

erteilen, wenn die Handlung u.a. nicht den Feststel-

lungen des Naturparkplans zuwiderläuft (vgl. § 4

Abs. 3 der Naturpark-Verordnung).

Die inhaltliche Ausgestaltung des Naturparkplans er-

folgt anhand der entsprechenden Vorgaben des Ver-

bandes Deutscher Naturparke aus dem Jahre 2002.

Leitgedanke bei der Erstellung des Naturparkplans ist

es, das in der Rechtsverordnung des Naturparks aus-

gewiesene, großräumige Gebiet als vorbildliche Er-

holungslandschaft zu entwickeln, zu pflegen und zu

fördern und dabei die Belange des Naturschutzes, des

Tourismus, der Land- und Fortwirtschaft sowie der städ-

tebaulichen Entwicklung zu berücksichtigen. Zugleich

enthält der Naturparkplan eine umfassende Sammlung

von Daten zur bisherigen Entwicklung, zur Naturaus-

stattung, zu Nutzungen des Naturparkgebietes und zu

seiner Bedeutung für die Region. Maßnahmen innerhalb

des Naturparks können insbesondere auf der Grundla-

ge des vorliegenden Naturparkplans und damit seiner

Leitbilder, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

festgelegt und ideell sowie, soweit möglich, auch finan-

ziell gefördert werden.

Mit dem Naturparkplan für den Naturpark Südschwarz-

wald liegt nun ein Instrument zur dauerhaften und

transparenten Abstimmungs- und Entscheidungshilfe

vor, mit dem auftretende Detailprobleme sukzessive

gelöst werden können. Dabei wird der Naturparkplan

nicht als statisches Element verstanden, sondern als ein

dauerhaft zu entwickelndes und sich anpassendes In-

strument. Grundsätzlich ist es dabei wichtig, durch die

intensive Mitwirkung aller Beteiligten die Identifikation

mit dem Naturpark zu stärken und diesen so ins Bewusst-

sein der Menschen zu rücken.

Eine für alle Beteiligte zufriedenstellende Entwicklung

des Naturparks Südschwarzwald kann nur dann gelin-

gen, wenn für die Landschaft eine nachhaltige Wirt-

schaftsweise vorangetrieben wird, die den Ansprüchen

von Mensch und Natur gleichermaßen gerecht wird.

Einleitung

6 7

1. Einleitung

Karte 1: Gemeinden im Naturpark Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2000)

8 9

2. Der Naturpark Südschwarzwald

8 9

4. auf der Basis der natürlichen, kulturellen und wirt-

schaftlichen Qualität des Gebietes durch Aktivie-

rung der vorhandenen Potentiale und durch po-

sitives Zusammenwirken verschiedener Bereiche,

einschließlich der gewerblichen Wirtschaft, die

regionale Wertschöpfung zu erhöhen,

5. die bäuerliche Landwirtschaft und die Forstwirt-

schaft in ihrer Bedeutung für die Erhaltung und

Pflege der Kultur- und Erholungslandschaft, auch

mit ihrer landschaftsbezogenen, typischen Bauwei-

se, und die biologische Vielfalt im Naturparkgebiet

zu erhalten, zu berücksichtigen und fortzuentwickeln.

(2) Die Belange des Naturschutzes, des Tourismus, der

Land- und Forstwirtschaft sowie der städtebaulichen

Entwicklungen sind untereinander abzustimmen.

Nach der Satzung des Naturparks Südschwarzwald e.V.

ist es das Ziel:

• den Südschwarzwald als vorbildliche Erholungs-

landschaft zu erhalten und weiterzuentwickeln,

• die Schönheiten, den Charakter und die Vielfalt von

Natur und Landschaft sowie die Tier- und Pflanzen-

welt zu erhalten und zu schützen,

• neue Perspektiven für eine lebensfähige Landwirt-

schaft aufzuzeigen, insbesondere durch die Erhal-

tung funktions- und wettbewerbsfähiger landwirt-

schaftlicher Betriebe,

• eine Forstwirtschaft zu fördern, die sich an den

Grundsätzen einer naturnahen Waldwirtschaft und

der Sicherung der Waldfunktionen orientiert,

• mit einer Inwertsetzung der Kulturlandschaft Süd-

schwarzwald über die Nachfrage nach heimischen

Qualitätsprodukten der Land- und Forstwirtschaft

neue Impulse zu geben,

• den Südschwarzwald als international bedeutsame

Tourismusregion zu stärken und auszubauen,

Am 1. Februar 1999 wurde in Titisee der ‚Verein Natur-

park Südschwarzwald e. V.’ als Träger des Naturparks

gegründet. 97 Gemeinden mit annähernd 420.000 Ein-

wohnern und 333.000 ha Fläche gehören dazu. Der

Naturpark Südschwarzwald ist damit derzeit einer der

größten durch Rechtsverordnung ausgewiesene Natur-

park Deutschlands.

Mit dem Naturpark ist ein Instrument geschaffen wor-

den, um den ländlichen Raum im Südschwarzwald nach-

haltig, landschaftsverträglich und zukunftsorientiert

weiter zu entwickeln. Dies kommt nicht nur der Land-

und Forstwirtschaft, dem Tourismus, der Landschaft und

der Natur, sondern vor allem den Menschen, die im Na-

turpark wohnen und arbeiten, und denjenigen, die den

Südschwarzwald als Gäste besuchen, zu Gute.

Zweck des Naturparks Südschwarzwald nach § 3 Abs. 1

der Naturparkverordnung vom 8.3.2002 ist es

(...) dieses Gebiet als vorbildliche Erholungslandschaft zu

entwickeln, zu pflegen und zu fördern, insbesondere

1. die besondere Eignung des Naturparkgebietes als

naturnahen Erholungsraum und als bedeutsame

Landschaft für Tourismus einschließlich des Sports

zu fördern,

2. die charakteristische Vielfalt, Eigenart und Schön-

heit der Landschaft einschließlich deren Offenhal-

tung im Naturparkgebiet sowie die Ausstattung

mit Lebensräumen für eine vielfältige, freileben-

de Tier- und Pflanzenwelt zu bewahren und zu

entwickeln,

3. eine möglichst naturverträgliche Erholung für die

Allgemeinheit zu gewährleisten, die Errichtung,

Unterhaltung und Nutzung von umweltverträgli-

chen Erholungseinrichtungen zu fördern und dabei

dem Prinzip der Konzentration von Sommer- und

Winternutzung zielgerecht zu folgen. Überlastun-

gen zu vermeiden, sowie bereits überlastete bzw.

gestörte Bereiche durch geeignete Maßnahmen

zu entlasten,

Der Naturpark Südschwarzwald

1 0 1 1

2. Der Naturpark Südschwarzwald

• den Städten und Gemeinden den notwendigen

Planungsspielraum, insbesondere für Siedlungsent-

wicklung, Ausbau der Infrastruktur und Gewerbe-

ansiedlungen in Einklang mit den Naturpark-Zielen

zu erhalten und

• bestehende Fördermittel sicherzustellen und gezielt

einzusetzen.

In den letzten vier Jahren wurden die Mitglieder und

Akteure im Naturpark intensiv in die Planung und

Entwicklung integriert. So ist ein gemeinsamer Weg

für die nachhaltige Entwicklung des Naturparks Süd-

schwarzwald gefunden worden. Über geeignete Maß-

nahmen wurde der aktuelle Bestand erhoben, bewertet

und daraus Entwicklungsziele abgeleitet. Diese sind im

vorliegenden Naturparkplan in den zentralen Themen

dargestellt.

Seine Wurzeln hat der Naturpark Südschwarzwald u.a.

im ehemaligen ‚Modellfördergebiet Südschwarzwald’.

Die Förderung lief am 31.12.1997 aus, wurde aber vom

Land in Hinblick auf die laufenden Planungen zum Na-

turpark über diesen Zeitpunkt hinaus bis zur Gründung

des Naturparkvereins verlängert. Damit waren die Vor-

aussetzungen für weitere Förderungen der Region ge-

schaffen. Der ‚Naturpark Südschwarzwald e.V.’ ist als

gemeinnütziger Verein ein Gemeinschaftsprojekt der

Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen,

Lörrach, Waldshut, Schwarzwald-Baar-Kreis und des

Stadtkreises Freiburg sowie der rund 100 ansässigen

Städte und Gemeinden. Auch etliche Verbände, Vereine,

Wirtschaftsbetriebe und Privatpersonen sind Mitglied im

Naturparkverein und bringen sich und Ihre Ideen ein.

Der Verein ist gleichzeitig Träger des Naturparks und

finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen, die sich bei den

Kommunen an einem Schlüssel aus Einwohner- und Flä-

chenanteil orientieren.

Die Satzung in der Fassung vom 30.7.1999 regelt u.a.

Aufgabe und Zweck des Naturparkvereins, die Aufnah-

me, Rechte und Pflichten der Mitglieder sowie die Zu-

ständigkeiten der Organe des Vereins (Mitgliederver-

sammlung, Gesamtvorstand, Vorstand).

2.1 Entstehung und Organisation

1 0 1 1

Der Naturpark Südschwarzwald befindet sich im süd-

westlichen Teil Baden-Württembergs und zeichnet sich

vor allem durch die einzigartige Landschaft und Natur-

schönheit aus. Der Naturpark Südschwarzwald umfasst

im Wesentlichen die Gebiete des Südlichen Schwarz-

waldes, die südlichen Teile des Mittleren Schwarzwal-

des, Teile der Vorbergzone im Westen sowie Teile des

Baar-Wutach-Gebietes im Osten. Er reicht von den Hän-

gen zum Hochrheintal zwischen Bad Säckingen und

Waldshut-Tiengen im Süden bis Freiamt - Elzach - Kö-

nigsfeld im Norden, von Freiburg i. Br. im Westen bis

Villingen - Donaueschingen / Blumberg im Osten (vgl.

Karte 1).

Geographisch lässt sich das Gebiet in den Südlichen

Kammschwarzwald im Westen und den Südlichen

Hochflächenschwarzwald im Osten einteilen. Die höchs-

te Erhebung bildet die Feldberg-Herzogenhorn-Gipfel-

region zwischen 1300 und 1496 m ü. NN. Während der

Feldbergrücken durch einen Hochflächencharakter ge-

prägt wird, zeigen die Flanken einen ausgeprägten gla-

zigenen Formenschatz, wie z.B. Felskare, Trogtäler und

Moränen. Das Relief wird zudem durch die Entwässe-

rungsrichtung zum Rhein bestimmt. Durch die großen

Höhenunterschiede auf relativ kurzer Distanz zwischen

den Schwarzwaldgipfeln und der Rheinebene ergibt sich

eine starke Erosionsleistung, und es konnten sich tief

eingeschnittene Kerbtäler ausbilden.

Im Gegensatz hierzu wird der Südliche Hochflächen-

schwarzwald durch die alte Entwässerungsrichtung

zur Donau geprägt. Durch die geringere Reliefenergie

bildeten sich hier muldenförmige Täler mit mäßig bis

schwach geneigten Talschlüssen aus, die allmählich in

Sohlentäler übergehen.

Abbildung 1 stellt die Flächenanteile pro Höhenstufe

im Gebiet des Naturparks dar. Fast 60 % der Fläche be-

finden sich dabei in einer Höhenlage zwischen 700 m ü.

NN und 1000 m ü. NN.

Im Wesentlichen wird der Naturpark durch die natur-

räumliche und geographische Gliederung abgegrenzt.

Die aktuelle Gebietsabgrenzung des Naturparks Süd-

schwarzwald ist dem § 2 der Verordnung des Regierungs-

präsidiums Freiburg über den Naturpark ‚Südschwarz-

wald‘ vom 8.3.2000 sowie der Änderungsverordnung

des Regierungspräsidiums Freiburg zur Verordnung

über den Naturpark ‚Südschwarzwald’ vom 14.11.2001

zu entnehmen.

Die ursprüngliche Abgrenzung des Naturparks Süd-

schwarzwald erfolgte zunächst anhand fachlicher bzw.

naturräumlicher Kriterien. Sie wurde dann im Laufe des

Diskussionsprozesses über die Gebietskulisse von sachli-

chen Erwägungen hinsichtlich der praktischen Abgren-

zung und deren eindeutiger Festlegung in der Rechts-

verordnung überlagert. Aus Praktikabilitätsgründen

hat das Regierungspräsidium Freiburg Gemeinde- bzw.

Gemarkungsgrenzen als ‚kleinste Einheit’ zur Einbezie-

hung in den Geltungsbereich der Rechtsverordnung

festgelegt.

Der Naturpark umfasst somit mittlerweile Teile der Baar,

der Vorbergzone und des Mittleren Schwarzwaldes, die

im Sinne des Naturparkrechtsverordnung als ‚dem Süd-

schwarzwald angrenzende Gebiete’ zu bezeichnen

sind. Es sollte bei zukünftigen Neuaufnahmen detail-

liert geprüft werden, ob konkrete räumlich-inhaltliche

Beziehungen der neu aufzunehmenden Gebiete zum

Südschwarzwald und damit zum Naturpark Südschwarz-

wald bestehen.

2.2 Lage im Raum und Abgrenzung

Der Naturpark Südschwarzwald

Landkreis Fläche [km2] Fläche [%]

Emmendingen 376,9 11,4

Schwarzwald-Baar-Kreis 721,3 21,6

Freiburg 32,6 1,0

Breisgau-Hochschwarzwald 855,1 25,7

Lörrach 460,7 13,8

Waldshut 883,4 26,5

Gesamt 3330,1 100,0

Abbildung 1: Hypsographische Kurve des Naturparks (Roth & Krämer, 2000)

Tabelle 1: Flächenanteile der Landkreise an der Gesamtfläche des Naturparks (Naturpark Südschwarzwald, 2003)

1 2 1 3

2. Der Naturpark Südschwarzwald

2.2 Lage im Raum und Abgrenzung

Karte 2: Lage und Abgrenzung des Naturparks Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2003)

1 2 1 3

Das Einzugsgebiet für den Naturpark Südschwarzwald

zeigt Karte 3. Zur Ausweisung der für den Tagestou-

rismus entscheidenden Entfernung wird eine Distanz

von maximal 100 km zur Naturparkgrenze zu Grunde

gelegt.

Es wird deutlich, dass neben den Ballungszentren Stutt-

gart und Karlsruhe auch die Gebiete um Basel, Zürich,

Bern und Luzern in der Schweiz sowie die Gebiete um

Straßburg, Mulhouse und Belfort in Frankreich innerhalb

dieser Zone liegen. Tabelle 2 zeigt die Einwohnerzahlen

im Einzugsgebiet des Naturparks. Insgesamt leben 11,5

Millionen Menschen innerhalb dieses Einzugsgebietes.

Die Anzahl der Menschen sind das Potential dieser Re-

gion, aber auch der Druck, dem diese Landschaft stand-

halten muss.

Der Naturpark Südschwarzwald

2.3 Einzugsgebiet

Naturpark 50 km 100 km Summe

Deutschland 0,4 Mio. 2,0 Mio. 4,0 Mio. 6,4 Mio.

Frankreich 1,2 Mio. 1,5 Mio. 2,7 Mio.

Schweiz 1,4 Mio. 1,0 Mio. 2,4 Mio.

Summe 0,4 Mio. 4,6 Mio. 6,5 Mio. 11,5 Mio.

Tabelle 2: Einwohner im Einzugsgebiet des Naturparks Südschwarzwald

(Roth & Krämer, 2003)

1 4 1 5

2. Der Naturpark Südschwarzwald

2.3 Einzugsgebiet

Karte 3: Einzugsgebiet des Naturparks (Roth & Krämer, 2000)

1 4 1 5

Der Naturpark Südschwarzwald

2.4.1 Natur – Landschaft

Landschaftsentwicklung

und naturräumliche Gliederung

Das heutige Landschaftsbild des Schwarzwaldes mit sei-

nen geomorphologischen Großformen entstand, verein-

facht dargestellt, durch folgende Prozesse:

Bei der Kippung der süddeutschen Kontinentalschol-

le seit dem Tertiär bis hinein ins Quartär wurde deren

südwestlichster Teil – der heutige Südschwarzwald – am

stärksten herausgehoben. Am Westrand entstand die

morphologisch scharf abgegrenzte Abbruchkante zur

Bruchzone des Oberrheingrabens. Diese schematische

Vorstellung einer weitspannigen Kippung einer Scholle

stellt vereinfachend das Gesamtergebnis im einzelnen

komplizierter Hebungsvorgänge dar, die in der Summe

zu dieser Schrägstellung der Abdachung nach Osten und

Südosten führte. Als bedeutende tektonisch bedingte

Störzone entstand der in WNW-OSO-Richtung verlau-

fende ‚Bonndorfer Graben‘.

Von grundlegender Bedeutung für die Entstehung

des heutigen Landschaftsbildes waren die pleistozä-

nen Vereisungen in den Glazialzeiten. Im Schwarzwald

lassen sich Spuren der letzten beiden Eiszeiten (Riß/

Würm) nachweisen. Die geologischen Dokumente der

Risseiszeit sind durch die nachfolgende Vereisung des

Würmglazials zum größten Teil wieder zerstört worden.

Während der letzten Kaltzeit waren die Höhen oberhalb

etwa 950 Meter von Plateaugletschern bedeckt, von de-

nen sich Talgletscher bis in weit tiefere Lagen erstreck-

ten. Die Erdoberfläche wurde einerseits direkt von den

mächtigen Eismassen modelliert, andererseits aber auch

von einer Vielzahl im Umkreis wirkender Faktoren, so

von starken Schmelzwasserabflüssen, Windausblasun-

gen des Bodens im Gletschervorfeld und Prozessen der

Gesteinszerstörung durch Frostsprengung. Als Zeugen

der letzten Vereisung findet man im Schwarzwald u. a.

Moränen, durch Gletscher übertiefte Becken (Titisee,

Schluchsee, Ursee), Rundhöcker und vom Eis ‚ausgeho-

belte‘ Trogtäler. Im Postglazial entstanden schuttreiche

Böden und Schutthalden, daneben in Muldenlagen aus-

gedehnte Vermoorungen“. (Ministerium für ländlichen

Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, 1991)

Im Naturpark Südschwarzwald sind – abgesehen von

der Vorbergzone im Südwesten – drei unterschiedliche

Naturräume vertreten, die jeweils sehr unterschiedliche

Landschaften hervorgebracht haben:

Der Bereich nördlich der Linie Höllental-Titisee-Gutach-

tal gehört zum Naturraum ‚Mittlerer Schwarzwald‘. Hier

beginnt das sogenannte Höfegebiet, das sich in Richtung

Norden fortsetzt. Einzelgehöfte liegen in weiten Talwie-

sen, die zur Entwässerung oder früheren Wasserversor-

gung häufig von Gräben durchzogen sind. Ackernut-

zung findet - wenn überhaupt - nur in den trockeneren

Bereichen der Talhänge statt und verliert zunehmend an

Bedeutung. Die Steilhänge und Bergkämme sind durch-

gängig bewaldet.

Der östliche Bereich, der ungefähr die Gemeinden Löf-

fingen (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald), Bräun-

lingen, Hüfingen und Teile der Gemeinde Blumberg

(Schwarzwald-Baar-Kreis), Bonndorf, Wutach und

Stühlingen (Landkreis Waldshut) umfasst, gehört zum

Naturraum ‚Baar-Wutach-Gebiet‘. Die weiten, leicht

nach Südosten abfallenden Hochflächen werden in-

tensiv landwirtschaftlich genutzt. Grünlandnutzung

spielt hier eine untergeordnete Rolle, die Hochflächen

sind nur spärlich bewaldet. Sie werden jedoch meist in

West-Ost-Richtung von tief eingeschnittenen (Schlucht-)

Tälern durchzogen, deren Steilhänge bewaldet sind und

in deren Talgrund teilweise Grünlandwirtschaft betrie-

ben wird. Bedeutendstes Tal ist die Wutachschlucht zwi-

schen der Gemeinde Löffingen im Norden bzw. Bonn-

dorf und Wutach im Süden, weitere das Mauchachtal

nördlich Löffingen oder das Ehrenbachtal südöstlich

von Bonndorf.

2.4 Bestandsanalyse

1 6 1 7

Der südliche Teil des Naturparks Südschwarzwald zählt

zum Naturraum ‚Südschwarzwald‘. Der Raum deckt sich

ungefähr mit dem Allmendgebiet, einem Gebiet, in dem

auch heute noch ein großer Teil der Weiden kollektiv

als Gemeinde- oder Genossenschaftsweiden genutzt

wird. Bezüglich der Weidenutzung, die die Landschaft

deutlich prägt, kann man den Naturraum dreifach un-

terteilen:

• Im Norden ein Bereich der Weideflächen meist

oberhalb des Waldgürtels auf reliefärmeren Hoch-

lagen und Verebnungen der Gipfel des Feldberg-

gebietes und des Belchen, auf Geländerücken oder

in oberen Tallagen,

• im Westen der Bereich des stark reliefierten und

klimatisch begünstigten Wiesentals sowie

• im Osten der Bereich des viel reliefärmeren, aber

kälter und schneereicheren Hotzenwaldes mit zahl-

reichen postglazial entstandenen Muldenlagen mit

Vermoorungen.

Ackerbau spielt in diesem Naturraum aufgrund des Re-

liefs und aus klimatischen Gründen nur unterhalb der

800 m-Höhenlinie im Hotzenwald eine nennenswerte

Rolle; im Bereich des Wiesentals lässt das Relief Acker-

bau kaum zu. Das westliche Gebiet mit Großem und

Kleinem Wiesental ist aufgrund des Reliefs waldreich;

nach Osten nimmt der Waldanteil ab und beschränkt

sich meist auf die Steillagen und Hänge der zahlreichen

Schluchttäler wie die Wehra, Murg, Alb, Schwarza oder

Mettma, die den Hotzenwald durchschneiden.

Boden

Der Boden einer Landschaft ist in das komplexe Wir-

kungsgefüge des Naturhaushaltes eingebunden und

wirkt sich in vielfältiger Weise auf andere Naturgüter

aus. Er ist gemäß Bundesbodenschutzgesetz als Bestand-

teil des Naturhaushaltes und Lebensgrundlage für Men-

schen und Tiere - insbesondere in seinen Funktionen als

Lebensraum für Bodenorganismen, als Standort für die

natürliche Vegetation, als Standort für Kulturpflanzen,

als Ausgleichskörper im Wasserkreislauf, als Filter und

Puffer für Schadstoffe sowie als landschaftsgeschicht-

liche Urkunde - zu erhalten und vor Belastungen zu

schützen.

Veränderungen der Umweltbedingungen wirken sich

auf den Boden aus, diese wiederum auf die anderen Na-

turgüter (z.B. Beeinträchtigung der Grundwasserqualität

durch Einschränkung des Filter- und Puffervermögens

des Bodens). Daher sind bei einer querschnittsorientier-

ten Betrachtung, neben der Bedeutung der Funktions-

erfüllung, auch vorsorgeorientierte Aspekte zur Erhal-

tung der Funktionen des Bodens im Naturhaushalt von

Belang. Es gilt vor allem, den Gefahren langfristiger und

zum Teil irreversibler Belastungen vorzubeugen, um die

Lebensgrundlage für künftige Generationen zu erhal-

ten, und die Voraussetzungen für die weitere Evolution

von Pflanzen und Tieren zu schaffen.

Klima und Luft

Das Klima, d.h. die durchschnittliche Beschaffenheit me-

teorologischer Faktoren über einen längeren Zeitraum

hinweg, hat wesentlichen Einfluss auf das ökologische

Gesamtsystem und ist somit von großer Bedeutung für

die Böden, das Grund- und Oberflächenwasser, die Flora

und Fauna und nicht zuletzt für den Menschen selbst.

Großklimatisch betrachtet gehört der Schwarzwald zum

gemäßigten subatlantisch - mitteleuropäischen Klimabe-

reich, regional treten jedoch drei deutlich unterschiedli-

che Klimatypen auf:

1. Der rauhe Klimatyp: Die Hochlagen des weiteren

Feldberggebietes sowie des Belchens zeichnen sich

durch eine niedrige Jahresmitteltemperatur, hohe

Niederschläge mit Maxima im Juli und Dezember

sowie hohe Einstrahlungswerte aus. Ein beträcht-

licher Teil des Niederschlages fällt als Schnee, der

erst spät im Frühjahr schmilzt oder bereits im spä-

ten Herbst wieder fallen kann. Die Vegetations-

zeit ist kurz; die durchschnittliche Auftriebszeit des

Viehs beträgt nur 100 - 130 Tage pro Jahr. Ähnliches

gilt auch für die anderen Hochlagen des Schwarz-

walds, so z. B. für das Gebiet um den Turner, Kandel

und Rohrhardsberg.

2.4. Bestandsanalyse

2. Der Naturpark Südschwarzwald

1 6 1 7

2. Der Klimatyp der wärmeren Lagen: Die nach Süd-

westen und Westen geöffneten Täler, wie das

mittlere und untere Wiesental, das Zartener Be-

cken, das Elztal und das Simonswäldertal zeichnen

sich durch eine gewisse klimatische Begünstigung

aus, bedingt durch die Leelage westlich der hohen

Berge. Mediterrane Warmluftströme können von

Südwesten, aus der Burgundischen Pforte und dem

Oberrheintal kommend, ungehindert die Täler hi-

nauf vordringen. Der Schnee schmilzt hier rasch,

die Viehauftriebszeit ist deutlich länger als im üb-

rigen Schwarzwald und beträgt z. B. im Wiesental

in den höheren Lagen 130 - 170 Tage, lokal sogar

190 Tage.

3. Der kontinental getönte Klimatyp: Die übrigen

Gebiete des Naturparks Südschwarzwald liegen

bereits östlich des Hauptkammes in der danubi-

schen Landschaft. Sie zeichnen sich durch kalte,

schneereiche Winter und eine hohe Spätfrost-

gefährdung aus, da die Kaltluft in reliefarmen

Gebieten nur langsam abfließen kann. Die Vieh-

auftriebszeit ist deutlich kürzer als im Bereich

der vorgenannten südwest und westgerichteten

Täler.

Wasser

Wasser übernimmt im Ökosystem wesentliche Funk-

tionen als

• Lebensgrundlage für Pflanzen,

Tiere und Menschen,

• Transportmedium für Nährstoffe,

• belebendes und gliederndes Landschaftselement

und ist ein unverzichtbarer und sehr empfindlicher Be-

standteil der Ökosphäre, dessen langfristiger Schutz

unabdingbar ist. Zudem stellt es eine entscheidende

Produktions- und Reproduktionsgrundlage für den

Menschen dar, so z.B. zur Gewinnung von Trink- und

Brauchwasser, als Vorfluter für Abwässer oder zur Frei-

zeit- und Erholungsnutzung.

Detailliertere Angaben zu klimatischen und hydrologi-

schen Angaben sind der Entwicklungskonzeption Sport-

tourismus (Roth & Krämer, 2000) zu entnehmen.

Landnutzung

Karte 4 zeigt die Verteilung der Landnutzung im Natur-

park Südschwarzwald. Dabei bilden die Wälder und das

Grünland die dominierenden Landnutzungen und be-

decken zusammen über 90 % der Naturparkfläche. Der

Waldanteil alleine liegt bei 60,5 %. Der Siedlungsanteil

beträgt 3,6 %. Diese Verteilung wird auch in Abbildung

2 herausgestellt.

Der Naturpark Südschwarzwald

Abbildung 2: Landnutzungsverteilung im Naturpark Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2000)

2.4. Bestandsanalyse

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1 8 1 9

Interessant ist auch die Höhenzonierung der Landnut-

zung, die in der folgenden Abbildung dargestellt ist. Es

wird deutlich, dass Ackerflächen und Siedlungen nur in

den tieferen Lagen des Naturparks vorkommen, wäh-

rend natürliches Grünland und Sukzessionsflächen auf

die Gipfelregionen beschränkt sind (Roth & Krämer,

2000).

2. Der Naturpark Südschwarzwald

2.4. Bestandsanalyse

Abbildung 3: Höhenzonierung der Landnutzung (Roth & Krämer, 2000)

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1 8 1 9

Der Naturpark Südschwarzwald

Karte 4: Landnutzung im Naturpark Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2000)

2.4. Bestandsanalyse

2 0 2 1

2. Der Naturpark Südschwarzwald

Schutzgebiete und geschützte Landschaftsteile

Ein Naturpark darf nicht mit einem Nationalpark, Natur-

schutz- oder Landschaftsschutzgebiet verwechselt wer-

den, wo vorrangiger Schutzzweck der Schutz der Natur

und deren natürlicher Prozesse ist (gilt nicht für LSG).

Nach § 27 Naturschutzgesetz sind Naturparke dagegen

großräumige Gebiete, die als vorbildliche Erholungs-

landschaften zu entwickeln und zu pflegen sind.

Es handelt sich um Gebiete, die

• sich überwiegend durch Vielfalt, Eigenart und

Schönheit von Natur und Landschaft auszeichnen,

• sich wegen ihrer Naturausstattung besonders für

die Erholung größerer Bevölkerungsteile eignen

und

• nach den Grundsätzen und Zielen der Raumord-

nung und Landesplanung hierfür bestimmt wer-

den.

Im Vordergrund steht die Entwicklung als Erholungs-

landschaft unter besonderer Einbeziehung und Ab-

stimmung mit den Belangen von Natur- und Land-

schaftsschutz (nach Naturschutzrecht sollen Naturparke

überwiegend aus Natur- und Landschaftsschutzgebieten

bestehen), der Land- und Forstwirtschaft sowie der Sied-

lungsentwicklung.

Naturschutzgebiete (rd. 4 %)

Naturschutzgebiete sind ‚Gebiete, in denen in besonde-

rem Maße der Schutz von Natur und Landschaft in ihrer

Ganzheit oder in einzelnen Teilen

1. aus wissenschaftlichen, ökologischen, naturge-

schichtlichen, landeskundlichen oder kulturellen

Gründen,

2. zur Erhaltung von Lebensgemeinschaften oder

Lebensstätten bestimmter Tier- und Pflanzenar-

ten oder

3. wegen der Vielfalt, Eigenart oder Schönheit ihrer

naturhaften Ausstattung erforderlich ist‘,

so § 21 Naturschutzgesetz Baden-Württemberg.

Mit der Ausweisung der Naturschutzgebiete sind viele

der wichtigsten Lebensräume der Region wie subalpine

Landschaften, Weidflächen, Moore oder Schluchttäler

unter Schutz gestellt worden. Einige davon haben weit

über die Region hinaus Bedeutung, so z.B. die Natur-

schutzgebiete Feldberg, Belchen, Gletscherkessel Präg,

Rohrhardsberg-Obere Elz, Wutachschlucht und Wut-

achflühen.

Landschaftsschutzgebiete (rd. 30 %)

Landschaftsschutzgebiete sind ‚Gebiete, in denen ein

besonderer Schutz der Natur und Landschaft in ihrer

Ganzheit oder in einzelnen Teilen oder besondere Pfle-

gemaßnahmen erforderlich sind, um

1. die Leistungsfähigkeit eines ausgewogenen Na-

turhaushaltes zu gewährleisten oder wiederher-

zustellen,

2. die Nutzungsfähigkeit der Naturgüter zu erhalten

oder zu verbessern,

3. die Vielfalt, Eigenart oder Schönheit der Natur und

Landschaft zu erhalten oder

4. ihren besonderen Erholungswert für die Allge-

meinheit zu erhalten, zu steigern oder wieder-

herzustellen‘,

so § 22 Naturschutzgesetz Baden-Württemberg.

Anders als bei Naturschutzgebieten kann bei Land-

schaftsschutzgebieten auch die Erholungsfunktion der

Landschaft im Vordergrund des Schutzzwecks stehen. Im

Kernbereich des Naturparks Südschwarzwald zwischen

Dachsberg im Süden und dem Rohrhardsberg im Nor-

den sind großflächig zusammenhängende Landschafts-

schutzgebiete ausgewiesen. Weitere Landschaftsschutz-

gebiete gibt es im Bereich Kandern / Malsburg-Marzell,

im Murg-, Mettma-, Steina- und Wutachtal, zwischen

2.4. Bestandsanalyse

2 0 2 1

Schauinsland und Freiburg, im Zartener Becken sowie ei-

nige kleinflächige im Nordosten des Naturparkgebiets.

Wasserschutzgebiete (rd. 26%)

Wasserschutzgebiete sind Gebiete, die vor allem für die

nachhaltige Sicherung der öffentlichen Wasserversor-

gung und des Grundwassers dienen.

Nach § 19 Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushaltes

können (1), soweit es das Wohl der Allgemeinheit er-

fordert,

1. Gewässer im Interesse der derzeit bestehenden

oder künftigen öffentlichen Wasserversorgung vor

nachteiligen Einwirkungen zu schützen oder

2. das Grundwasser anzureichern oder

3. das schädliche Abfließen von Niederschlagswasser

sowie das Abschwemmen und den Eintrag von Bo-

denbestandteilen, Dünge- oder Pflanzenbehand-

lungsmitteln in Gewässer zu verhüten,

als Wasserschutzgebiete festgesetzt werden.

(2) In den Wasserschutzgebieten können

1. bestimmte Handlungen verboten oder für nur be-

schränkt zulässig erklärt werden und

2. die Eigentümer und Nutzungsberechtigten von

Grundstücken zur Duldung bestimmter Maßnah-

men verpflichtet werden. Dazu gehören auch

Maßnahmen zur Beobachtung des Gewässers und

des Bodens.

Besonders geschützte Biotope nach § 24a NatSchG

(rd. 12 %)

Gemäß § 24a NatSchG stehen eine Vielzahl an Bio-

topstrukturen wie Moore, Sümpfe, Trocken- und Ma-

gerrasen, offene Felsbildungen oder auch Feldhecken

und Feldgehölze als besonders geschützte Biotope unter

Schutz. Diese Biotope sind meist sehr klein und insbe-

sondere auf lokaler Ebene von Bedeutung. Zu beachten

ist, dass alle Handlungen, die zu einer Zerstörung oder

erheblichen und nachhaltigen Beeinträchtigung führen

können, verboten sind.

FFH- und Vogelschutzgebiete (rd. 28 %)

Mit dem Inkrafttreten der Vogelschutzrichtlinien (1979)

und der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (FFH-Richtlinie zur

‚Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild-

lebenden Tiere und Pflanzen’) im Juni 1992 ist erstmals

ein umfassendes rechtliches Instrumentarium zum Le-

bensraum- und Artenschutz in der Europäischen Union

geschaffen worden. Das Schutzgebietssystem NATURA

2000 ist in Deutschland zusätzlich mit der Umsetzung

in nationales Recht im April 1998 rechtsverbindlich ge-

worden und schließt auch die Gebiete nach der Vogel-

schutz-Richtlinie zur ‚Erhaltung der wildlebenden Vo-

gelarten’ ein.

Die FFH-Richtlinie sieht vor, die biologische Vielfalt auf

dem Gebiet der Europäischen Union durch ein nach

einheitlichen Kriterien ausgewiesenes Schutzgebiets-

systems dauerhaft zu schützen und zu erhalten. Damit

wird der Erkenntnis Rechnung getragen, dass der Erhalt

der biologischen Vielfalt nicht alleine durch den Schutz

einzelner Habitate, sondern nur durch Einbeziehung ei-

nes Biotopverbundes, der den unterschiedlichen ökolo-

gischen Ansprüchen der zu schützenden Arten und Le-

bensraumtypen gerecht wird, erreicht werden kann.

Waldbiotope (rd. 4 %)

Innerhalb des Waldes werden die zuvor erwähnten § 24a

Biotope im Rahmen der von der Landesforstverwaltung

Baden-Württemberg entwickelten und mit der Landes-

anstalt für Umweltschutz abgestimmten ‚Waldbiotop-

kartierung’ mit erfasst. Die ‚Waldbiotope’ beinhalten

jedoch nicht nur die nach § 24a NatSchG besonders ge-

schützten Biotope sondern auch die nach § 30a LWaldG

ausgewiesenen Biotopschutzwälder. Darüber hinaus

wurden im Rahmen der Waldbiotopkartierung auch

Biotope ohne besonderen Schutzstatus erfasst.

Der Naturpark Südschwarzwald

2.4. Bestandsanalyse

2 2 2 3

Bann- und Schonwälder (rd. 2 %)

Bannwälder sind Totalreservate, in denen jegliche

forstliche Nutzung unterbleibt. In diesem ‚Freilandla-

boratorium’ wird wissenschaftlich untersucht wie sich

die Lebensgemeinschaft Wald ohne den Einfluss des

Menschen entwickelt. Die Anlage von Fußwegen ist

hingegen zulässig. Ausnahmen können von der Forst-

behörde angeordnet werden, wenn Forstschädlinge

oder Naturereignisse den angrenzenden Wald erheb-

lich gefährden würden.

Schonwald nach § 32 Abs. 1 und 3 LWaldG BW ist ein

Waldschutzgebiet, in dem bestimmte Pflanzengesell-

schaften oder ein bestimmter Bestandsaufbau zu er-

halten oder zu erneuern sind. Während sich in einem

Bannwald jegliche Form der Waldbewirtschaftung strikt

verbietet, ist diese in einem Schonwald nicht nur erlaubt,

sondern von der Zielsetzung der Erhaltung oder Erneue-

rung eines bestimmten Waldbestandes her erforderlich.

Die Pflegemaßnahmen werden durch die Forstbehörde

mit Zustimmung des Waldbesitzers festgelegt.

Abbildung 4: Flächenanteile der verschiedenen Schutzgebietstypen an der

Gesamtfläche des Naturparks Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2000)

2. Der Naturpark Südschwarzwald

2.4. Bestandsanalyse

Wildschutzgebiete (rd. 3 %)

Dies sind Gebiete, in denen ein besonderer Schutz des

Wildes oder bestimmter Wildarten eine Einschränkung

des Betretungsrechts sowie gegebenenfalls auch Jagd-

und Nutzungseinschränkungen erforderlich macht. Es

kann länderweise unterschiedlich auf Grundlage der

Jagdgesetze verordnet werden.

In Karte 5 sind die verschiedenen Schutzgebietskatego-

rien und ihre Verteilung im Naturpark Südschwarzwald

dargestellt.

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2 2 2 3

Der Naturpark Südschwarzwald

Karte 5: Schutzgebiete im Naturpark Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2000)

2.4. Bestandsanalyse

2 4 2 5

2.4.2 Landwirtschaft

Die landwirtschaftliche Nutzfläche im Naturpark Süd-

schwarzwald beträgt rund 115.000 ha. Der Anteil der

Grünlandbetriebe liegt bei 70 %. Nahezu 30 % der

Betriebe verzichten auf die Verwendung synthetischer

Pflanzenschutzmittel oder wirtschaften ökologisch. Auf

diesen Flächen liegt der Besatz mit Großvieheinheiten

(GV) bei 1,2 GV/ha, wobei der überwiegende Teil der

erbrachten landwirtschaftlichen Flächenleistungen da-

her zu Milch bzw. Rindfleisch veredelt werden. Auch die

Mutterkuhhaltung nimmt z.B. mit der Erzeugergemein-

schaft im Oberen Hotzenwald eine nicht zu vernachläs-

sigende Rolle ein. Von besonderer Bedeutung für den

Südschwarzwald, sowohl im Hinblick auf wichtige Land-

schaftspflegeleistungen, wie auch für die Qualitätsflei-

scherzeugung und natürlich auch als Imageträger, sind

die ‚Hinterwälder’ und die ‚Vorderwälder’ als für die

Region bedeutsame regionale Rinderrassen.

Agrar- und Betriebsstruktur

Bodengüte und Nährstoffversorgung der landwirt-

schaftlichen Flächen sind im Hochschwarzwald weit

unterdurchschnittlich, was die schwierigen wirtschaftli-

chen Rahmenbedingungen für die dort tätigen Betriebe

verdeutlicht. Zudem liegt der Anteil der Nebenerwerbs-

betriebe mit 80 % bezogen auf das Jahr 1995 deutlich

über dem Landesdurchschnitt. Auch die Arbeitskräfte-

einheiten je Hektar landwirtschaftlich genutzter Flächen

liegen mit 50 % über den durchschnittlichen Werten

von Baden-Württemberg. Der großflächige Rückgang

der Betriebe im östlichen Bereich des Naturparks um

60 - 80 % erklärt sich aus der Zusammenlegung kleine-

rer Betriebe. Aus diesen Zahlen wird deutlich, dass die

im Südschwarzwald tätigen landwirtschaftlichen Betrie-

be mit überdimensional großen Problemen im Hinblick

auf ihre Existenzfähigkeit zu kämpfen haben. Die Offen-

haltung der Landschaft hängt aber untrennbar mit der

Überlebensfähigkeit dieser Betriebe zusammen.

Situation der Produktionsverfahren

Gerade im Südschwarzwald gibt es eine Reihe von

Produktions- oder Bewirtschaftungsverfahren, die auf

die naturräumlichen Besonderheiten abgestimmt sind.

Dazu zählt z.B. die großflächige Grünlandnutzung der

Allmendweiden, für die es kaum vergleichbare Bewirt-

schaftungsformen in dieser Größendimension gibt. Sie

stellen ein in Deutschland einzigartiges kulturgeschicht-

liches Relikt dar, das noch in die Zeit der Dreifelderwirt-

schaft zurückreicht. Aber auch die genossenschaftlich

geführten Weidegemeinschaften nehmen hier eine

ähnlich unverzichtbare Funktion ein. Während also

in anderen Regionen Deutschlands gemeinschaftlich

betriebene Weidesysteme zur Sicherung extensiver

Grünlandnutzung neu aufgebaut werden, liegt diese

wichtige Voraussetzung im Südschwarzwald oft noch

traditionell vor.

Wie schon bei der Situation der Agrar- und Betriebs-

struktur, haben auch die Produktions- und Bewirtschaf-

tungsverfahren einen ganz erheblichen Anteil an der

Attraktivität dieses Naturraums als bevorzugte Touris-

musregion. Vor allem der Tourismus hat in der Vergan-

genheit häufig von der Attraktivität der Landschaft des

Südschwarzwalds profitiert, ohne diese geldwerten Vor-

teile mit den Lebensraum-Gestaltern der bäuerlichen Be-

triebe geteilt zu haben (Luick, 1997). In touristisch ge-

prägten Räumen wie dem Südschwarzwald kommt der

Landwirtschaft aber nicht nur eine Rolle als Lebensraum-

Gestalter zu, sondern sie ist Teil und wichtigstes Element

des soziokulturellen Alltags in den Dörfern.

Offenhaltungsformen der Landschaft

Die Offenhaltung des Südschwarzwalds erfolgt im

Wesentlichen über die Grünlandbewirtschaftung. Da-

bei zeichnen sich Mähweiden oder Vielschnittwiesen

durch eine höhere Intensität der Nutzung aus, als

z.B. Wiesen, die ausschließlich dem Heuschnitt dienen.

Dennoch sind beide Formen dieser Grünlandoffenhal-

tung wichtig und auch nicht ökologisch gegeneinander

aufzurechnen, da die Betriebe oft auf beide Nutzungs-

formen angewiesen sind. In den klimatisch weniger be-

2. Der Naturpark Südschwarzwald

2.4. Bestandsanalyse

2 4 2 5

Der Naturpark Südschwarzwald

günstigten Regionen wie dem Südschwarzwald ist die

Anzahl der Rauhfutterverwerter jedoch schon deutlich

gesunken. So sind die ohnehin relativ geringen Milch-

kuhzahlen im Südschwarzwald mit rund 70 je hundert

Hektar Grünlandfläche im Verlauf der letzten 25 Jahre

auf etwas über 50 Milchkühe pro hundert Hektar Grün-

landfläche gesunken. Unter den Rahmenbedingungen

des Binnen- und Weltmarktes ist mit einem noch weite-

ren Absinken der Anzahl an Rauhfutterverwertern mit

weitreichenden Problemen für die Landschaftsoffenhal-

tung zu rechnen. Der Naturpark Südschwarzwald ist vor

dem Hintergrund der sich aktuell verändernden Situati-

on in der EU-landschaftsförderung bemüht, den Anlie-

gen der landwirtschaft hinsichtlich der Landschaftsof-

fenhaltung in besonderer Weise sorge zu tragen.

2.4.3 Waldwirtschaft – Wildtier-Management

Waldwirtschaft

Der Naturpark wird von Wäldern bestimmt. Hervorste-

chend ist hierbei der hohe Bewaldungsanteil von 60-80 %

der Gemeindefläche im Hochschwarzwald insbesondere

um den Feldberg, während in den Abflachungen nach

Osten der Bewaldungsanteil zwischen 20 und 50 %

liegt.

In der kollinen und submontanen Höhenstufe kann

hinsichtlich der Waldgesellschaften von atlantischen

Buchen-Mischwäldern mit eingestreuten Traubenei-

chen und Tannen ausgegangen werden, während in

der montanen und hochmontanen Höhenstufe Buchen-

Tannenwälder mit je nach Standort differenzierten Fich-

tenanteilen dominieren. In den östlichen Teilregionen

des Naturparks verändern sich die naturräumlichen Ge-

gebenheiten in Richtung kontinentaler Bedingungen.

Hier bilden in der montanen bis hochmontanen Stufe

Tannen-Fichten-Buchenwälder die natürliche Waldge-

sellschaft, während im Bereich des Baar-Schwarzwalds

und auf der Bonndorfer Platte auch die Kiefer natür-

liche Vorkommen hat und dort zunehmend die Buche

ersetzt. Im Bereich des Muschelkalks bestimmen Tannen-

Buchen-Wälder die Waldgesellschaften, die örtlich auch

mit Fichte durchmischt sein können. Im Bereich der Un-

teren Wutach dominiert aufgrund klimatisch wärmerer

Bedingungen ein Buchen-Eichenwald mit Tanne die na-

türliche Waldgesellschaft.

Der Staatswald nimmt im Südschwarzwald mit rund

25 % der Fläche den geringsten Anteil ein, ist aber über-

wiegend in größeren Flächenkomplexen arrondiert. Eine

höhere Flächenrelevanz besitzt der Körperschaftswald

mit knapp einem Drittel der Waldfläche, wobei hier vor

allem Kommunen wie Freiburg, Villingen-Schwennin-

gen, Donaueschingen, Bräunlingen, Todtnau, Münster-

tal oder Oberried mit größerem Waldbesitz auffal-

len. Die flächenmäßig größte Waldbesitzart ist im

Südschwarzwald der Privatwald mit einem Anteil von

43 %. Im Höfegebiet des nördlichen Naturpark-Gebietes

finden sich dabei relativ große und arrondierte Privat-

waldflächen im bäuerlichen Besitz. Dagegen wird der

Osten der Naturparkregion vor allem von größeren Pri-

vatwaldbesitzungen geprägt.

Auf der Basis der Ergebnisse der Bundeswaldinventur

(BWI) von 1987 ist die Entwicklung und das Bild der

heutigen Wälder des Südschwarzwaldes durch eine jahr-

zehntelange altersklassenweise Waldbewirtschaftung

und einem darin hohen Fichtenanteil geprägt. Ausge-

hend von devastierten Wäldern um 1800 wurde das Ziel

des Wiederaufbaus übernutzter Wälder und das Prinzip

der Nachhaltigkeit, insbesondere durch Fichtenanbau,

verfolgt. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden vor

allem durch Käferkalamitäten und die sogenannten

‚Franzosenhiebe’ sehr große Kahlflächen. Diese wur-

den fast ausschließlich mit Fichten aufgeforstet und so-

mit besteht heute ein beachtlicher Überhang an 50- bis

60-jährigen Fichtenreinbeständen. Die Altersklas-

senstruktur der heutigen Wälder ist auf die Bewirt-

schaftungsgeschichte zurückzuführen. Nur ein relativ

geringer Anteil an bäuerlichen Plenterwäldern sowie

ausgedehnten Femelschlagwäldern, vor allem im Be-

reich des Staatswalds von Todtmoos, können heute

schon als Dauerwald bezeichnet werden und nehmen

einen Flächenumfang von immerhin 8 % der Wald-

fläche ein.

2.4. Bestandsanalyse

2 6 2 7

SHI = Sonstige Hartlaubhölzer • SWI = Sonstige Weichlaubhölzer • NB = Nadelbäume • LB = Laubbäume

Im Bundesvergleich ist dies eine beachtliche Größen-

ordnung. Die Entwicklung der letzten 20 - 30 Jahre hin

zu einer naturnahen Waldwirtschaft hat dazu geführt,

dass in den jüngeren Altersklassen im öffentlichen Wald

eine Erhöhung der Anteile von Tanne und Buche bzw.

anderer Laubbaumarten zu erkennen ist. Dagegen do-

miniert im Privatwald weiterhin die Fichte mit deutli-

chem Abstand vor anderen verwendeten Baumarten.

Daraus ergibt sich die Tatsache, dass hohe Tannen- und

Buchenanteile nur noch in den älteren Beständen über

80 Jahre und in dauerwaldartig bewirtschafteten Flä-

chen anzutreffen sind. Durch die hohen Nadelbauman-

teile und eine gegenüber dem Zuwachs stetig geringere

Nutzung, verzeichnet die Naturparkregion einen noch

nie registrierten Holzvorrat, der sich vor allem auf die

60- bis 120-jährigen Bestände konzentriert.

Trotz einer zunehmenden Nutzungsintensität der letz-

ten Jahre wurde das Zuwachspotential bei weitem nicht

ausgeschöpft, so dass der Holzvorrat weiter ansteigen

wird. Um stabile und naturnähere Bestandesstrukturen

langfristig wieder herzustellen, ist ein deutlich intensi-

verer Umbau in den in Teilen vorherrschenden Fichten-

Reinbeständen notwendig. Dem steht aber vor allem

im Kleinprivatwald eine geringere Nutzungsintensität

gegenüber, so dass dort noch erhebliche Nutzungs-

2. Der Naturpark Südschwarzwald

2.4. Bestandsanalyse

Baumart Staatswald %Körperschafts-wald % Privatwald %

Wirtschafts-waldflächen insgesamt %

Fichte 72,4 66,2 71,2 69,8

Tanne 10,6 8,5 11,7 10,4

Douglasie 2,8 4,5 0,8 2,5

Kiefer 0,9 1,0 2,0 1,4

Lärche 0,2 0,0 0,5 0,2

Buche 12,2 17,3 12,2 13,9

Eiche 0,1 0,2 0,3 0,2

SHI 0,7 1,9 0,9 1,2

SWI 0,1 0,4 0,6 0,4

Summe NB 86,9 80,1 86,0 84,3

Summe LB 13,1 19,9 14,0 15,7

reserven vorhanden sind, die eine hohe ökonomische

und erwerbswirtschaftliche Bedeutung haben und vor-

rangig auch wegen des Umbaus in Richtung naturnaher

und lichter Waldstrukturen und damit zur Stabilisierung

der jeweiligen Bestände abgebaut werden sollten. Al-

lerdings können diese Eingriffe nur dann durchgeführt

werden, wenn sie von den standörtlichen Gegebenhei-

ten und vom Bestandesalter her nicht zu einer uner-

wünschten Destabilisierung führen.

Naturschutz im Wald

11.371 ha Waldfläche liegen in Naturschutzgebieten.

4.882 ha sind als Waldschutzgebiete (Bann- und Schon-

wälder) ausgewiesen, wobei 2.425 ha durch ihre Lage

in Naturschutzgebieten einem Mehrfachschutz unterlie-

gen. Um diese Überlagerungen bereinigt, liegen 6,9 %

(23.840 ha) der Waldfläche in mindestens einer Schutz-

gebietskategorien. Die Gesamtfläche aller Waldbiotope

beträgt 13.747 ha. Dies entspricht 6,9 % der Waldfläche

im Naturpark. Davon liegen 10.044 ha außerhalb der

per Verordnung ausgewiesenen Schutzgebiete. Das be-

deutet, dass über die genannten Schutzgebiete (NSG,

BW, SW) hinaus rund 5 % der Waldfläche als besonders

hochwertige Flächen im Sinne des Arten- und Biotop-

schutzes (Waldbiotope) dokumentiert sind. Die Gesamt-

summe der Flächen mit besonderer Bedeutung für den

Biotop- und Artenschutz im Wald beträgt 11,9 %. Darin

sind die großflächig in Lagen oberhalb 900 m NN vor-

handenen Auerwild-Habitate noch nicht berücksichtigt.

In Karte 6 sind die Waldanteile in den Gemeinden dar-

gestellt. Genauere Daten zur Waldbiotopkartierung sind

den entsprechenden Veröffentlichungen der Forstlichen

Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg

und der Konzeption zur nachhaltigen Entwicklung des

Naturparks Südschwarzwald (Hage, Popp et al., 2000)

zu entnehmen.

Tabelle 3: Wirtschaftswaldflächen nach Baumarten und

Eigentumsarten (Hage, Popp et al., 2000)

2 6 2 7

Wildtier-Management

Im Naturpark Südschwarzwald können in der freien

Wildbahn u.a. folgende Wildarten (definiert im BJagdG)

angetroffen werden:

Haarwild:

Die Schalenwildarten Rot-, Reh-, Gams-, Dam-, Sika-,

Muffel- und Schwarzwild sowie Hase, Wildkaninchen,

Luchs, Fuchs, Dachs, Stein- und Baummarder, Wild

katze, Iltis und Wiesel.

Federwild:

Habicht, Bussard, Sperber, verschiedene Wildenten und

Wildtauben, Waldschnepfe, Auerwild, Haselwild, Fasan

und Rebhuhn.

Der Naturpark Südschwarzwald gehört zu den wenigen

Regionen in Baden-Württemberg, in denen Rotwildge-

biete ausgewiesen sind. Ebenso ist im Naturpark der Be-

stand an Gamswild einzigartig; weitere Vorkommen sind

in Baden-Württemberg nur noch im Donautal und im

Allgäu anzutreffen. Die Bestände im Hochschwarzwald

sind aus einer erfolgreichen Wiedereinbürgerung der

Gams in den 30er Jahren hervorgegangen. Vereinzelt

bestehen noch kleinere Vorkommen, die durch Abwan-

derung oder Aussetzung entstanden sind.

Die gesetzlichen Vorgaben fordern von den Jägern in der

heutigen Zeit ein hohes Maß an ökologischem Verständ-

nis und verantwortungsbewusstem Handeln. Einerseits

müssen durch die Regulierung der Schalenwildbestände

Schäden in der Land- und Forstwirtschaft weitgehend

vermieden werden. Andererseits muss durch geeignete

Hegemaßnahmen der Fortbestand der einheimischen

und z.T. bedrohten Wildarten gesichert werden.

Für den Wald ist die Regulierung der Schalenwildbe-

stände von besonderer Bedeutung. Eine im Vergleich

zu den gegebenen Lebensraumbedingungen überhöh-

te Wilddichte kann zu einer Verarmung der gesamten

für die Tiere erreichbaren Pflanzenwelt führen. In Rot-

wildgebieten können zusätzlich Schälschäden zu erheb-

lichen ökonomischen Verlusten beitragen. Da bestimm-

te Bäume wie beispielsweise Eiche, Ahorn und Tanne

bevorzugt abgeäst werden, kann starker Wildverbiss

die Struktur des Waldes, seine Mischung und die an

bestimmte Pflanzen- oder Waldstrukturen gebundene

Flora und Fauna verändern. Dieses kann zur Entwick-

lung einer hohen Biodiversität einen positiven, negati-

ven oder neutralen Beitrag liefern.

Ein Ausgleich der Zielsetzungen der Waldwirtschaft und

des Wildtier-Managements ist daher dringend erforder-

lich. Um einen Konsens herzustellen oder zu erhalten,

wurden in Baden-Württemberg unter anderem auf der

Grundlage der jagdgesetzlichen Vorgaben, Richtlinien

zur ‚Hege und Abschuss von Reh- und Rotwild’ erar-

beitet, die für alle Jäger verbindlich sind. Danach darf

die Begründung standortsgemäßer Mischwälder durch

Wildverbiss nicht in Frage gestellt werden. Die in einem

bestimmten Gebiet vorkommenden Hauptbaumarten

sollen sich im Regelfall ohne Schutzmaßnahmen ver-

jüngen lassen. Die Wildbestände sind den gegebenen

Biotopverhältnissen anzupassen, da sich das Wild aus

der vorhandenen Äsungsgrundlage nachhaltig und

gut ernähren können soll. Geeignete Biotoppflege-

maßnahmen und Äsungsverbesserungen können dies

im Einzelfall unterstützen. Die Fütterung kann dann

auf Notzeiten beschränkt werden. Die neu gestalteten

Fütterungsricht-linien und -verordnungen sind hier zu

beachten.

Die staatlichen Eigenjagdbezirke dienen als Vorbild eines

ökosystem-gerechten Wildtier-Managements, vor allem

im Hinblick auf einen Ausgleich der waldbaulichen und

jagdlichen Zielsetzungen. Hierbei stehen die Anpassung

der Schalenwilddichten an die Lebensraumbedingungen

und der Schutz bedrohter Tierarten im Vordergrund

der Bemühungen. Ein Zeichen für das Letztgenannte

ist, dass ein erheblicher Anteil der bislang ausgewiesen

Wildschutzgebiete im Staatswald liegt. Die staatlichen

Eigenjagdbezirke dienen auch der Förderung der wild-

kundlichen Forschung sowie der Aus- und Fortbildung

der Forstbediensteten im Jagdbetrieb. Durch Maßnah-

men des Waldbaus und der Waldpflege ist die Landes-

forstverwaltung bemüht, günstige Lebensbedingungen

für alle Wildarten zu schaffen und zu erhalten.

Der Naturpark Südschwarzwald

2.4. Bestandsanalyse

2 8 2 9

Von den staatlichen Verwaltungsjagden geht aber auch

eine Vielzahl von Impulsen für die Weiterentwicklung

des Jagdwesens aus, die auf dem Sachverstand und der

Erfahrung der jagenden Forstleute beruhen. Hierzu ge-

hören insbesondere die Initiativen bei der Entwicklung

des forstlichen Gutachtens zum Abschussplan und der

Richtlinien für die Hege und den Abschuss von Reh- und

Rotwild, aber auch Vorschläge zur Anpassung der jagd-

gesetzlichen Bestimmungen an die aktuellen wildbiolo-

gischen Erkenntnisse.

Als Lebensraum für das heimische Wild hat der Wald

besondere Bedeutung. In unserer vielfältig belasteten

Kulturlandschaft bietet er weiträumige, natürliche

Biotope und Rückzugsgebiete für nahezu alle in Baden-

Württemberg vorkommenden Wildarten. Die Erhaltung

und Pflege des Waldes sichert somit unmittelbar auch

die Lebensgrundlagen des Wildes.

Von den im Wald lebenden Federwildarten haben die

Bestände von Auer- und insbesondere von Haselwild in

den vergangenen Jahren erheblich abgenommen. Ein-

gehende Untersuchungen der Gefährdungsursachen

und der Lebensbedürfnisse des Auerhuhns werden von

der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt durch-

geführt. Die Ergebnisse werden bereits heute in Zusam-

menarbeit mit der Arbeitsgruppe Raufußhühner in ein

integratives Schutzkonzept umgesetzt, das schon in

mehreren Projekten (Rohrhardsberg, Feldberg) erfolg-

reich und beispielhaft angewendet wurde.

Gerade die Integration von Auerhuhnschutz und Touris-

mus ist dabei eine Hauptaufgabe, da Auerhühner sehr

empfindlich gegen Störungen sind, und die Lebensraum-

reste in den Hochlagen des Schwarzwaldes gleichzeitig

Schwerpunktbereiche touristischer Aktivitäten sind. In

Teilen das Schwarzwaldes wurden deshalb auf rund

15.000 Hektar Auerwildschutzgebiete ausgewiesen. Im

Winter, während der Balz und der Kükenaufzucht dür-

fen in diesen Waldgebieten Forstwege, markierte Wege

und Loipen nicht verlassen werden (Landesforstverwal-

tung Baden-Württemberg, 2003).

2.4.4Siedlungsentwicklung – Energie – Verkehr

Regionale Siedlungsstruktur und -entwicklung

Die regionale Siedlungsstruktur/-entwicklung wird

durch die im Landesentwicklungsplan ausgewiesenen

zentralen Orte (Ober- und Mittelzentren), die Landes-

entwicklungsachsen und Raumkategorien sowie die

daraufhin in den Regionalplänen festgelegten Unter-

und Kleinzentren, Siedlungsbereiche und Schwerpunkte

bestimmt. Im Naturpark Südschwarzwald liegen in der

zentralörtlichen Zuordnung

• Teilbereiche von Freiburg i.Br. und das Oberzentrum

Villingen-Schwenningen

• die Mittelzentren Donaueschingen, Emmendingen,

Müllheim, Teilbereiche von Bad-Säckingen, Schopf-

heim, Staufen i.Br., Waldkirch, Waldshut-Tiengen

sowie Titisee-Neustadt

• die Unterzentren Bonndorf, St. Blasien, Blumberg,

Elzach, Furtwangen, St. Georgen, Kandern, Kirch-

zarten, Todtnau / Schönau, Triberg, Wehr und

Zell i. W.

• die Kleinzentren Bräunlingen, Görwihl, Herri-

schried, Hinterzarten, Hüfingen, Königsfeld, Lenz-

kirch, Löffingen, Teilbereiche von Müllheim, Ricken-

bach, Schluchsee, Steinen, Stühlingen, Tegernau,

Ühlingen-Birkendorf und Vöhrenbach.

Festgelegt sind sowohl die Orte als ‚Siedlungsbereich‘,

in denen Siedlungstätigkeiten stattfinden sollen, sowie

auch die Orte mit Eigenentwicklung, in denen keine

über die Eigenentwicklung hinausgehende Siedlungs-

tätigkeit erfolgen soll. Mit diesen Elementen ist das

Grundgerüst der Siedlungsentwicklung im Naturpark

charakterisiert.

Siedlungstypen

Die Siedlungsentwicklung der Dörfer und Städte wird

durch Entwicklungsschübe geprägt. Dies ergibt, entspre-

chend den in den verschiedenen Zeitabschnitten vor-

herrschenden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen

2. Der Naturpark Südschwarzwald

2.4. Bestandsanalyse

2 8 2 9

und der daraus entstehenden städtebaulichen Diskussi-

on, unterschiedlichste Siedlungsmuster. Die Gliederung

des Gebauten in sogenannte Siedlungstypen (Quartie-

re nach gleichen siedlungsplanerischen Grundsätzen ge-

plant und überbaut) ermöglicht ein besseres Verständnis

des erfolgten Siedlungsflächenwachstums und damit der

heute vorherrschenden Siedlungsstruktur. Im Folgenden

sind dazu Analyseergebnisse dargestellt:

• In allen Gemeinden des Naturparks sind die ur-

sprünglichen Siedlungsmuster (ländliche Siedlungs-

struktur / historischer Stadtkern) noch erkennbar.

• Historische Stadtkerne sind sehr klein.

• Im Bereich des Naturparks und insbesondere in den

Hang- und Hochlagen ist die ländliche Siedlungs-

struktur das vorherrschende Siedlungsmuster.

• Auffallend ist dabei, dass mit abnehmender räum-

licher Distanz zu den Siedlungsentwicklungsachsen

die ländliche Siedlungsstruktur als dominierendes

Muster durch die Einzelhausbebauung abgelöst

wird.

• Über den Gesamtraum betrachtet, ist die Einzel-

hausbebauung, da flächenmäßig am größten, der

alles dominierende Siedlungstyp.

• Insbesondere in den Gemeinden der Entwicklungs-

achsen entstanden um die historischen Kernberei-

che ausgedehnte Einzelhausbebauungsschilder.

• Das ansatzweise Zusammenwachsen der Ortschaf-

ten im Wiesental und bei Titisee-Neustadt erfolgte

primär mittels Einzelhausbebauung und mittels Ge-

werbegebiet.

Bei der Analyse der Einzelhausbebauung muss zwi-

schen dem Vorherrschen von der Einzelhausbebauung

innerhalb der Ortsgebiete und insbesondere der Neu-

baugebiete sowie der ländlichen (landwirtschaftlichen)

Streusiedlungen mit Einzelhöfen bzw. Einzelhäusern

und locker bebauten Streuweilern sowie linearen Ein-

zelhofreihen (Zinken) unterschieden werden.

• Industrielle Brachen sind nur lokal vorhanden.

• Die Streusiedlungen auf den Rodungshängen des

Hotzenwalds sind überwiegend durch Weitläufig-

keit gekennzeichnet. In den Taleinschnitten des

Südschwarzwalds besitzen sie eine geschlossene

Form oder wurden entlang der Flüsse und Bäche

angelegt.

• Im Höfegebiet im nördlichen Bereich des Natur-

parks ist die dortige Erbfolgeregelung (immer nur

Vererbung des Hofes als Ganzes) immer noch deut-

lich in der Siedlungsstruktur ablesbar.

Insgesamt hat der Siedlungsraum sich durch kontinuier-

liche Anstückelung entwickelt, wobei in neuerer Zeit in

Teilen des Naturparks Einzelhausbebauungen und Ge-

werbegebiete größere Flächen in Anspruch genommen

haben. Das ursprünglich differenzierte, kleingekammer-

te Siedlungsmuster wird zunehmend einseitig.

Ländliche Siedlungsstruktur

Der Naturpark Südschwarzwald zählt im Wesentlichen

zum ländlichen Raum. Ursprünge der heutigen Dorfan-

lagen im Hotzenwald waren vorwiegend alemannische

Siedlungsgründungen, die im wesentlichen nur eine

Besiedlungsform kannten: das Dorf. In Ausnahmen ent-

standen im Hotzenwald und Hochschwarzwald Einzel-

höfe, wenn weit außerhalb der Dörfer neues Ackerland

gesichert werden sollte. Im Höfegebiet wiederum ist das

einzelstehende Gehöft die Regel. Hier gibt es vergleichs-

weise weniger geschlossene Ortschaften.

Im südlichen Bereich des Naturparks Südschwarzwald

gibt es gemäß Gemeindebefragung überwiegend

(55 %) ein Bewusstsein für einen regionaltypischen Ge-

bäudebau oder auch Ausbau in der Bevölkerung. Die

Kommunen unterstützen dies jedoch nur sporadisch

(21 %) mit helfenden oder auch reglementierenden

Maßnahmen wie z.B. Ortsbausatzungen oder auch

Dorfentwicklungskonzepten. Im Rahmen des Natur-

parks kann künftig ein Schwerpunkt darin liegen, das

Bewusstsein der Bevölkerung noch mehr für ein regio-

naltypisches Bauen zu schärfen. Dies gilt natürlich auch

für die gewerblichen Bauten oder landwirtschaftlichen

Gebäude.

Der Naturpark Südschwarzwald

2.4. Bestandsanalyse

3 0 3 1

Der Bereich des Naturparks Südschwarzwald stellt – wie

der Schwarzwald insgesamt – eine Region dar, in der

noch zahlreiche historisch gewachsene Architekturbei-

spiele vorhanden sind, die deutlich machen, was regio-

naltypisches Bauen bedeutet. Zur regionalen Identität

des Schwarzwalds gehört deshalb unzweifelhaft auch

die dortige bauliche Kultur. Dies beinhaltet das Bauma-

terial für die strukturtragenden Elemente in gleicher

Weise, wie das Baumaterial der Fassadenverkleidung,

die zur Dacheindeckung verwendeten Rohstoffe, die

Formen der Fenster, Türen und Hofeinfriedungen und

natürlich auch die Dimensionen von Hof, Haus oder

Scheune. Sie alle vermitteln in ihrer Kombination die

regionale Zugehörigkeit, die – weniger oder mehr aus-

geprägt – eine Zuordnung zum Kulturkreis des Schwarz-

walds ermöglicht.

Die Industrialisierung der Baubranche mit ihrer Serien-

herstellung von Baustoffen und Bauteilen, die im Sinne

von Teilmärkten regionsübergreifend produzieren und

vertreiben, hat in den Neubaugebieten zu einer zuneh-

menden Verdrängung der regionalen Unterschiede in

der Architektur geführt. So dienen häufig Haustypen

aus bevorzugten Urlaubsgebieten als Anregung für den

eigenen Hausbau in der Heimat. Zahlreiche solcher Ne-

gativbeispiele sind auch in Neubaugebieten im Bereich

des Naturparks Südschwarzwald zu finden und die ver-

stärkte Mobilität zwischen Stadt und Land führt dazu,

dass städtische und ländliche Lebensweisen sich immer

mehr anpassen.

Die wertvollen regionalen Unterschiede, wie sie gera-

de im Süd- und Mittleren Schwarzwald noch in vielfäl-

tiger Form nachvollziehbar und erlebbar sind, geraten

in Gefahr, durch moderne Architektur oder Billigbauten

nivelliert zu werden. Der bewusste Verzicht auf qualifi-

zierte Architekten, die Verwendung von Baustoffen aus

Baumärkten mit Zulieferung aus dem gesamten Binnen-

oder Weltmarkt haben dazu geführt, dass kaum noch

Ansprüche an eine Weiterentwicklung traditioneller Ar-

chitekturformen gestellt werden. Dies trifft in gleicher

Weise auf die Wohnbebauung, wie auf die gewerbliche

Bebauung zu. Aber es ist leider zunehmend auch ein

Erscheinungsbild landwirtschaftlicher Nutzgebäude, die

sich immer weniger an den Baustoffen ihrer Umgebung

orientieren oder in Dimension oder Stil traditionelle ar-

chitektonische Formen aufgreifen und weiterentwi-

ckeln. Hier ist ein eindeutiger Trend zu seriengefertig-

ten Industriebauten erkennbar.

Energie

Die Versorgung mit Energie für den Naturpark Süd-

schwarzwald ist flächendeckend gewährleistet. Das

Hochrheingebiet liegt im Schnitt des europäischen Nord-

Süd-Verbundbetriebes zwischen den Speicherkraftwer-

ken der Alpen und den Wasserkraftwerken am Rhein

und ist mit den beiden Netzknoten ‚Kühmoos‘ (Gemein-

degebiet Rickenbach) und ‚Laufenburg/Kaisten‘ (Kanton

Aargau) der Schwerpunkt des europäischen Stromver-

bundes. Das Leitungsnetz hat hier mittlerweile eine

erhebliche Dichte erreicht. Im weltweiten Vergleich

besitzt die Bundesrepublik heute eines der dichtesten

Freileitungsnetze, der Südschwarzwald ist von beson-

ders vielen Freileitungen durchzogen. Im Naturpark

Südschwarzwald wird ein Aus- und Umbau der Ener-

gieversorgung angestrebt, um für die Bevölkerung, die

Wirtschaft und den Verkehr langfristig alternative und

umweltfreundliche Energie zur Verfügung stellen zu

können. Hierbei sollen heimische Energiequellen wie

Holz-, Biogas- oder Solarenergie sowie Wasser- und

Windkraft unter Wahrung der Landschaftsverträglich-

keit zum Einsatz kommen.

In einigen Bereichen des Naturparks Südschwarzwald

sind bereits Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Ener-

gien in Betrieb. In rund 68 % der Kommunen kommen

alternative Energieträger zum Einsatz, in 42 % aller Ge-

meinden gibt es diesbezügliche Planungen. Zum Teil

handelt es sich jedoch hierbei um die gleichen Gemein-

den. Genutzt werden oder zum Einsatz kommen

• Holz- / Hackschnitzelanlagen,

• Wasserkraftanlagen,

• Solarenergieanlagen,

• Erdgas- / Blockheizkraftanlagen,

• Erdwärme

2. Der Naturpark Südschwarzwald

2.4. Bestandsanalyse

3 0 3 1

• Biogas,

• Windenergie.

In Bernau, Bräunlingen, Buchenbach, Rickenbach und

Todtmoos werden Hackschnitzelanlage für die kommu-

nale Fernwärmversorgung betrieben. Durch vielseitige

Ausnutzung alternativer Energieträger zeichnen sich u.

a. Bonndorf, Bernau, Bräunlingen, Breitnau, Donaue-

schingen, Emmendingen, Freiamt, Freiburg, Gütenbach,

Hüfingen, Kirchzarten, Löffingen, Oberried, Rickenbach,

Schonach, Schönau, Schönwald, Simonswald, St. Peter,

Todtmoos, Unterkirnach, Vöhrenbach, Waldshut und

Zell i.W. aus.

Verkehr

Die Erreichbarkeit von Gebieten bzw. Städten und Dör-

fern innerhalb des Naturparks gehört mit zu den wich-

tigsten Kriterien einer touristischen Nutzung und räum-

lichen Planung. Hierbei spielt die räumliche und zeitliche

Entfernung eine wesentliche Rolle. Gleichzeitig kommt

aber auch dem Ankunftsraum, also z. B. dem Wander-

parkplatz bzw. dem Ort, an dem der Gast / Tourist zum

ersten Mal in Kontakt mit seinem Zielort tritt, eine gro-

ße Bedeutung zu. Der Öffentliche Personennahverkehr

(ÖPNV) bildet zusammen mit dem Individualverkehr

eine wichtige Grundlage für die Erreichbarkeit des Na-

turparks Südschwarzwald.

Untersuchungen ergaben, dass die infrastrukturelle

Ausstattung und das Landschaftsbild am Ankunftsort

entscheidend für den Gesamteindruck des Touristen

von der Zielregion sind. Vor allem für den Tages- bzw.

Ausflugstourismus stellt die Verkehrsinfrastruktur ein

grundlegendes Entscheidungskriterium bei der Wahl

des Ausflugszieles dar.

Von den 2.988 km an Straßen, die im Gebiet des Natur-

parks Südschwarzwald verlaufen, entfallen die größten

Anteile auf Gemeindeverbindungswege mit 32,8 %,

Landesstraßen mit 28 % und Kreisstraßen mit 26,9 %.

Die Bundesstraßen nehmen einen Anteil von 11,1 %

ein. Bezogen auf die Gesamtfläche des Naturparks er-

gibt sich eine Straßennetzdichte von 0,91 km/km².

Im Hinblick auf das Verkehrsaufkommen ist im Be-

reich des Naturparks eine eindeutige Dominanz des

Individualverkehrs festzustellen. Gleichzeitig stellt

aber in diesem Zusammenhang die verkehrsbeding-

te Umweltbelastung ein großes Problem dar. Der

Freizeitverkehr nimmt momentan einen Anteil von

50 % am gesamten Personenverkehrsaufkommen ein.

Hierbei stellt das Auto das Hauptverkehrsmittel dar, mit

dem vier Fünftel der Wegdistanzen zurückgelegt wer-

den. Ein bedeutender Teil des Freizeitverkehrsaufkom-

mens wird durch den Sporttourismus verursacht.

In Karte 5 ist das für den Naturpark Südschwarzwald

erhobene Netz des öffentlichen Personennahverkehrs

für Bahn und Bus dargestellt. Insgesamt befinden sich

218 km Eisenbahnlinien und 50 Bahnhöfe innerhalb der

Naturparkgrenzen. Das Busnetz umfasst eine Länge von

1.545 km.

Eine detaillierte Darstellung zur Verkehrsinfrastruktur

kann der Entwicklungskonzeption Sporttourismus (Roth

& Krämer, 2000) entnommen werden.

Der Naturpark Südschwarzwald

2.4. Bestandsanalyse

3 2 3 3

2. Der Naturpark Südschwarzwald

Karte 6: Öffentliche Verkehrsmittel (Roth & Krämer, 2000)

2.4. Bestandsanalyse

3 2 3 3

2.4.5 Gewerbe – Handel – Dienstleistung – Rohstoffabbau

Produzierendes Gewerbe

Schon relativ früh hat sich im Schwarzwald das Hand-

werk entwickelt. Entsprechende Ressourcen waren in

reichem Maße vorhanden. Aus der Beschäftigung mit

Holz, Metall und Glas erwuchs nach und nach ein breites

Branchenspektrum. Besonders viel menschliche Arbeits-

kraft sollte im Textilgewerbe, der holzverarbeitenden

Industrie und in der Feinmechanik gebunden werden.

Die Mehrzahl der Industrien ist aus Gewerbetätigkeiten

hervorgegangen, die sich schon vor der Industrialisie-

rung entwickelt hatten. Die Erzeugung hochveredelter

Produkte steht im Vordergrund. Seit Anfang der siebzi-

ger Jahre haben technologische Neuerungen und Um-

schichtungen zu Strukturveränderungen geführt. Para-

debeispiel ist die für den Schwarzwald kennzeichnende

Uhrenindustrie.

Dennoch ist der Südschwarzwald ein ländlicher Raum

geblieben, da das produzierende Gewerbe in der Region

von den regionalen Standortfaktoren wie Arbeitskräf-

te, Gewerbeflächen, Verkehrsinfrastruktur, Erreichbar-

keit von Absatzmärkten etc. sowie von den natürlichen

Gegebenheiten wie Topographie, Besiedlungsdichte,

Klima u.a. abhängig ist.

Handel

Für den Naturpark Südschwarzwald ist für den Bereich

des Grundversorgungshandels insgesamt eine Konzen-

tration auf die städtischen Bereiche zu Gunsten von

Ladenketten zu beobachten, und die Versorgung in

dünnbesiedelten ländlichen Regionen somit nur teil-

weise gewährleistet. Hiervon betroffen sind vor allem

ältere, alleinlebende Menschen, alleinerziehende Frau-

en, Migrantenfamilien, Arbeitslosenhaushalte u.a. . Hin-

zu kommt vielerorts ein nicht ausreichendes Angebot

des Öffentlichen Personen Nahverkehrs, um die länger

gewordenen Versorgungswege zu bedienen. Besonders

betroffen von dieser Entwicklung ist das Berggebiet mit

seinen meist kleinen Orten von häufig unter 1.000 Ein-

wohnern und seiner besonders dispersen Siedlungsstruk-

tur mit zahllosen Einzelhöfen.

Ein überregionaler Handel, wie er früher mit regional

erzeugten Produkten (Uhren, Glaswaren, Seidenweberei

etc.) verbreitet war, ist in den Höhenlagen des Schwarz-

waldes heute in keinem nennenswerten Umfang mehr

vorzufinden. Ansatzpunkte für eine Wiederbelebung

des überregionalen Handels ergeben sich aus der Ver-

marktung spezieller ‚regionaler’ Produkte über neue

elektronische Medien.

Dienstleistungen

Das Angebot im Bereich der Dienstleistungen ist, ver-

gleichbar der Grundversorgung mit Waren im Natur-

park Südschwarzwald, eingeschränkt. Ebenfalls ist ein

Rückgang des Dienstleistungsangebotes von Post und

Bahn im Ländlichen Raum ersichtlich. Gleichwohl sind

erste Ansätze, telekommunikative Dienstleistungen für

die Region und darüber hinaus anzubieten, zu erken-

nen und bieten einer Nutzung der regionalen Potenti-

ale eine ausbaufähige Perspektive. Im Naturpark gibt

es nur wenig Großunternehmen mit überregionaler Be-

deutung, die Arbeitskräfte in größerem Umfang einge-

stellt haben und neue Arbeitsplätze anbieten. Klein- und

mittelständische Unternehmen sind mit nachgefragten

Nischenprodukten meist überregional tätig. Andere

beschränken sich auf einen begrenzten Aktionsradius.

Gleiches gilt für die Handwerks- und Dienstleistungs-

betriebe.

Das Dienstleistungsangebot in der Tourismusbranche

ist im Gegensatz dazu gut und noch ausbaufähig und

bietet zahlreiche Arbeitsplätze. Der Tourismus hat sich

inzwischen zu einem für manche Orte überaus bedeut-

samen Wirtschaftsfaktor entwickeln können. Pro Jahr

kommen knapp 5 Mio. Urlauber in den Schwarzwald.

Dazu gesellen sich im Sommer sehr viele Tagestouris-

ten und Naherholungssuchende. Im Winter sind viele

Skiläufer auf Pisten und Loipen anzutreffen. Bereits im

19. Jh. haben die Thermalbäder von Baden-Baden, Ba-

denweiler und Wildbad das Publikum angezogen und

Der Naturpark Südschwarzwald

2.4. Bestandsanalyse

3 4 3 5

dem Schwarzwald internationalen Ruf als Erholungs-

landschaft verschafft.

Insgesamt betrachtet, bietet der Naturpark Südschwarz-

wald mit seinen natürlichen Potentialen in Verbindung

mit der Ländlichkeit der Region die Grundlage für das

weltweit bekannte Tourismusgebiet ‚Schwarzwald’.

Die Landwirtschaft trägt hier erheblich zur Offenhal-

tung der touristisch wertvollen Kulturlandschaft bei.

Die Tourismus-, Freizeit- und Gesundheitsbranche bie-

ten vielschichtige Angebote an, die breit gefächert,

sich positiv auf die verschiedensten Wirtschaftsbereiche

auswirken.

Rohstoffabbau

Im Naturpark Südschwarzwald gibt es eine Reihe von

Rohstoffabbaugebieten, in denen vor allem Naturstei-

ne abgebaut werden. Dabei handelt es sich um Gneise,

Anatexite, rötliche und graue Granite (Albtal-, Blauen-

und Schluchseegranit), Granitporphyre und Quarzpor-

phyre des Grundgebirges sowie rote und gelbliche Sand-

steine des Bundsandsteins, die je nach Erhaltungsgrad

(meist in Abhängigkeit vom Ausmaß der Tektonik und

der Verwitterung) meist hochwertige Grundstoffe für

den Verkehrswegebau, für Baustoffe und Betonzuschlag

liefern. Zu Schotter und Split gebrochene Natursteine

können aus Kies- und Sandvorkommen gewonnene Bau-

rohstoffe ersetzen.

Natursteine befriedigen aber nicht nur die Nachfrage

nach Massenrohstoffen für den Verkehrswege- sowie

den Hoch- und Tiefbau, sondern eignen sich ebenfalls

zur Nutzung in der Werksteinindustrie und werden seit

rund 2000 Jahren zur Errichtung sakraler und profaner

Bauten eingesetzt. Naturwerksteine werden nicht nur

für Neubauten aller Art, sondern auch zur Restaurie-

rung zahlreicher Baudenkmäler verwendet. Im Bereich

des Grundgebirges des Schwarzwalds konzentriert sich

der Abbau besonders auf große Granitkörper. Insgesamt

betrachtet ist bei der Rohförderung von Natursteinen

in den letzten Jahren ein leichter Anstieg zu verzeich-

nen. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau

Baden-Württemberg, 2002)

Betrachtet man die Geschichte des Rohstoffabbaus im

Naturpark Südschwarzwald ist hier der einst bedeu-

tende Silbererz- und Flussspatabbau zu nennen. Heute

kann man den geschichtlichen Spuren in verschiedenen

Besucherbergwerken (Finstergrund bei Wieden, Teu-

felsgrund im Münstertal, Schauinsland bei Freiburg,

Carolinengrube in Sexau, Grube Erich in Waldkirch,

Hoffnungsstollen in Todtmoos) folgen. Die Besucher-

bergwerke sind touristische Ausflugsziele und verschaf-

fen dem Gast einen Einblick in die Geschichte des Berg-

baus im Südschwarzwald.

Auch andere Bereiche wie die Glasbläserkunst gehör-

ten im Naturpark Südschwarzwald jahrhundertelang

zu den bedeutendsten Handwerkszweigen, die die vor-

handenen Rohstoffe aus der Natur nutzten. Buchenholz,

dessen verwendbare Anteile zu Pottasche verbrannt

wurde, Quarzsand aus den Bächen, der mit Pottasche

vermengt und verschmolzen wurde und Holzkohle für

das Schmelzfeuer. Etliche Ortsnamen wie ‚Altglashüt-

ten’, ‚Glasberg’ oder ‚Glasmatt’ sind heute noch Zeugen

dieser Tradition. Da aber der Energiebedarf bei der Her-

stellung des Glases enorm war, wurden immer größere

Flächen des Waldes abgeholzt und schließlich starb die

Glasverhüttung mangels Brennholz aus.

2.4.6 Freizeit – Erholung – Tourismus – Sport

Wie in den anderen westdeutschen Bundesländern

sind in den letzten Jahren auch in Baden-Württemberg

die Übernachtungszahlen rückläufig. Während 1991

noch etwa 40 Millionen Übernachtungen in Baden-

Württemberg gezählt wurden, waren es 1999 nur noch

38, im Jahr 2001 wieder 39 Millionen, 2002 allerdings

mit 38 Millionen eine leicht rückläufige Tendenz (Sta-

tistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2003). Der

Südschwarzwald liegt in der mit Abstand bedeutends-

ten Tourismusregion Baden-Württembergs. Allein hier

erwirtschaftet der Tourismus jährlich einen Umsatz von

rund 3,1 Milliarden Euro, etwa 100.000 Arbeitsplätze

hängen in der Region von dieser Branche ab. Aber auch

hier ist ein merklicher Rückgang der Übernachtungszah-

2. Der Naturpark Südschwarzwald

2.4. Bestandsanalyse

3 4 3 5

len zu verzeichnen. Es kamen in den oben aufgeführten

Jahren zwar mehr Gäste, aber ihre Aufenthaltsdauer

reduzierte sich. Dabei werden einige Tendenzen im

Tourismus bedeutsam:

• Trend zum Gesundheitstourismus (Wellness);

• Betonung der Faktoren Natur- und Landschaftser-

lebnis als neuem Urlaubstrend;

• anhaltender Trend zu Kurzurlauben (2 - 4 Tage) und

damit einhergehend ein kontinuierliches Wachstum

von Städtereisen;

• Schwerpunkt ‚Events‘: hohe Zuwachsraten im Be-

reich des Sport- und v.a. Kulturtourismus.

Mit dem Gesamtimage des Schwarzwaldes werden aus

nationaler Sicht folgende positiven Eigenschaften bei

Befragungen in Verbindung gebracht:

• Schöne Landschaft, Naturerlebnis,

• Vielseitigkeit, ganzjährige Attraktivität,

• Gesundheit, Kurorte und Heilbäder,

• Verbindung zwischen Natur und Gesundheit als

wichtigste Assoziation,

• Sport: Wandern, Radfahren, Mountainbiken und

Wintersport,

• Ruhe, Erholung,

• Gutes gastronomisches Angebot,

• Kulturelle Sehenswürdigkeiten und Traditionen.

Dieses Image ist eine gute Ausgangslage für eine tou-

ristische Weiterentwicklung, bei der ein besonderes

Augenmerk auf die Betonung der landschaftlichen Ei-

genart gelegt werden sollte. Die erkennbare Tendenz

zu kürzerer Aufenthaltsdauer und erlebnisorientiertem

Urlaub mit relativ hohen Qualitätsansprüchen kann im

Naturpark Südschwarzwald in starkem Maße gewähr-

leistet werden. Demnach ist es auch konsequent, dass

die meisten Gemeinden die Bedeutung des Tourismus

herausstellen (vgl. Tabelle 4).

Organisation des Tourismus

Der Naturpark Südschwarzwald deckt sich zum großen

Teil mit dem Gebiet des ‚Tourismus Südlicher Schwarz-

wald e.V.‘ und einem Teilbereich der ‚Mittlerer Schwarz-

wald Tourismus GmbH‘. Bis auf vier Gemeinden des

Landkreises Lörrach sind alle Gemeinden im Naturpark

Südschwarzwald in einer dieser beiden Organisationen,

deren Aufgabe die Förderung des Tourismus durch In-

nen- und Außenmarketing, Information, Produktma-

nagement, Verkauf und Reservierung ist, vertreten. Des

weiteren hat sich die ‚Schwarzwald Tourismus GmbH’

gegründet, die als Dach-Organisation die einheitliche

Außenvermarktung des gesamten Schwarzwaldes bün-

delt.

Für die Gästebetreuung vor Ort sind die Tourismusin-

formationen bzw. Kurverwaltungen zuständig. In den

im Naturpark liegenden Gemeinden der Landkreise

Waldshut, Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen

und Schwarzwald-Baar verfügen nahezu alle Gemein-

den über eine Tourismus-Informationsstelle. Im Land-

kreis Lörrach dagegen besitzen zahlreiche Gemeinden

keine oder nur eine schwach besetzte Tourist-Informa-

tionsstelle, was die unterschiedliche Bedeutung des

Tourismus in den einzelnen Landkreisen des Naturparks

widerspiegelt.

Der Naturpark Südschwarzwald

2.4. Bestandsanalyse

Gemeinden im Landkreis

Tourismus ist wichtigster Wirtschafts-

faktor

Tourismus ist wichtiger Wirtschafts-

faktor

Tourismus hat unter-geordnete Bedeutung

Waldshut 4 10 4

Lörrach 3 11 3

Breisgau-Hochschwarzwald 4 12 2

Schwarzwald-Baar-Kreis 3 8 4

Emmendingen 1 5 2

Gesamt 15 46 15

Tabelle 4: Gemeindebefragung (Hage, Popp et al., 2000)

3 6 3 7

Touristische Nachfrage

In Baden-Württemberg stellt der Schwarzwald das wich-

tigste Reisegebiet dar. Im Jahr 2002 sind laut offizieller

vorläufiger Statistik (berücksichtigt sind nur Betriebe

über 9 Betten) 1,8 Mio. Gästeankünfte und 6,8 Mio.

Übernachtungen im Naturpark zu verzeichnen gewesen

(Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2003).

Im Jahr 2001 wiesen die Zahlen im Naturpark ein deut-

liches Plus im Vergleich zum Vorjahr 1999 auf (1,9 Mio.

Gästeankünfte und 7,1 Übernachtungen) (ebd.).

Vergleicht man diese Zahlen mit dem Jahr 1997 so konn-

te der Naturpark laut offizieller Statistik 1997 1,8 Mio.

Gästeankünfte und 6,9 Mio. Übernachtungen, laut Ge-

meindebefragung 1997 bzw. 1998 (Hage, Popp et al.,

2000) 1,6 Mio. Gästeankünfte und 9,7 Mio. Übernach-

tungen aufweisen.

Insgesamt sind über die letzten fünf Jahre verschiedene

Tendenzen der Übernachtungszahlen mit einem derzei-

tig leichten Rückgang festzustellen.

Die Fremdenverkehrsintensität (FI) ist ein Indikator für

die Bedeutung des Tourismus in einer Gemeinde. Sie

gibt die Relation zwischen touristischen Übernachtun-

gen und lokaler Bevölkerung wieder. Je höher die Frem-

denverkehrsintensität, um so größer ist der Einfluß des

Tourismus auf eine Gemeinde. Die Gemeinden mit der

höchsten Fremdenverkehrsintensität liegen im Landkreis

Breisgau-Hochschwarzwald sowie in den Hochlagen der

Landkreise Waldshut und begrenzt auch in Emmendin-

gen, Lörrach und Schwarzwald-Baar (vgl. Karte 7).

2. Der Naturpark Südschwarzwald

Karte 7: Fremdenverkehrsintensität im Naturpark Süd-

schwarzwald (Quelle: Statistisches Landesamt 2003)

2.4. Bestandsanalyse

3 6 3 7

Die Gesundheitsreform hat seit 1995 zu starken Über-

nachtungsrückgängen im Kurbereich geführt. Ne-

ben den Heilbädern Bad Säckingen und Badenweiler

gibt es im Untersuchungsgebiet weitere Gemeinden

mit Prädikatisierung als heilklimatische Kurorte oder

Kneippkurorte. Zusätzlich befinden sich in der Region

noch zahlreiche Luftkurorte. Der Südschwarzwald ist

vorrangig eine Sommerferienregion mit ausgeprägter

Wandertradition.

Dem Wintertourismus kommt ebenfalls eine große Be-

deutung zu, vor allem in der Region um den Feldberg.

Für den Naturpark ist die Felbergregion die Garantie da-

für, dass eine Ausübung des Wintersports auch bis heu-

te unter den veränderten klimatischen Bedingungen

möglich ist. Weitere größere Skigebiete befinden sich

um Todtnau und Todtmoos sowie Bernau, um St.Blasien

/ Menzenschwand, am Thurner, um Furtwangen und

im Gebiet des Rohrhardsbergs sowie Belchen, Kandel

und Schauinsland. Die Gemeinden des Naturparks Süd-

schwarzwald sind bei Wintersportlern beliebt, leiden

aber zum Teil zunehmend an der Unsicherheit bzgl. be-

ständiger Schneelagen. Dies betrifft neben dem Alpin-

skilauf insbesondere den Langlauf.

Überdies finden in den Gemeinden Todtmoos und

Bernau jährlich Schlittenhunderennen statt, die seit 25

Jahren von beiden Gemeinden durchgeführt werden

und sich großer Beliebtheit erfreuen. Höhepunkt war

die Durchführung der Hundeschlitten-Weltmeisterschaft

im Februar 2003. Ebenso zu erwähnen sind: Der Weltcup

in der Nordischen Kombination in Schonach sowie das

Weltcup-Skispringen in Titisee-Neustadt.

Jugendpädagogische Angebote und insbesondere der

Naturpark-Erlebnistourismus inkl. geführter Touren spie-

len im Südschwarzwald eine zunehmend bedeutsame

Rolle und tragen – sowohl im Sommer wie im Winter

– zu einer interessanten Zielgruppenergänzung bei.

Der Naturpark Südschwarzwald

2.4. Bestandsanalyse

Gemeinden im Landkreis

Saisonaler Schwerpunkt des Tourismus

(Anzahl der Gemeinden mit Schwerpunkt im:)

Fühjahr Sommer Herbst Winter

Waldshut 1 17 8 0

Lörrach 3 15 13 1

Breisgau-Hochschwarzwald 0 18 11 2

Schwarzwald-Baar-Kreis 2 15 6 3

Emmendingen 1 8 4 0

Gesamt 7 46 15 6

Tabelle 5: Gemeindebefragung (Hage, Popp et al., 2000)

3 8 3 9

Sporttourismus

Der Südschwarzwald eignet sich aufgrund unterschied-

licher Voraussetzungen in besonderer Weise für zahl-

reiche Natursportarten. Dies macht zu einem nicht

wesentlichen Teil seinen besonderen Reiz für sportak-

tive Zielgruppen aus. Zu diesen Natursportarten zählen

Alpinskilauf, Tourenskilauf, Skilanglauf, Skispringen,

Snowboarden, Wandern, Winterwandern, Schnee-

schuhlaufen, Radfahren, Mountainbiken, Reiten, Klet-

tern, Gleitschirmfliegen, Schwimmen, Windsurfing,

Wildwasserfahren und zunehmend auch Golfen.

Eine genaue Analyse des sporttouristischen Poten-

zials, der Bewertung und Entwicklungen der für den

Naturpark Südschwarzwald bedeutenden Sportarten

Wandern, Radfahren und Mountainbiken, Wintersport

nordisch und alpin, Wassersport, Klettern, Gleitschirm-

fliegen und Golf kann der Entwicklungskonzeption

Sporttourismus für den Naturpark Südschwarzwald

(Roth & Krämer, 2000) entnommen werden. Dort sind

durch detaillierte Landschafts-, Sportarten- und Infra-

strukturanalysen die Stärken und Schwächen der Region

herausgearbeitet und bewertet sowie durch ergänzende

Studien einzelner Natursportarten empirisch betrachtet

worden. Anhand der Analysen konnten anschließend

Aktivitätsraum- und Landschaftspotentiale für die

Sommer- und Winternutzung aufgezeigt und Sportak-

tivitätsgebiete fixiert werden. Darauf aufbauend sind

Lenkungsmaßnahmen für die sporttouristische Nutzung

vorgeschlagen worden.

Im Folgenden werden die durch die von Roth & Krä-

mer (2000) durch eine Landschaftsdiagnose erhobenen

Daten zu den Sommer- und Winterkernsportarten dar-

gestellt. Für die Natursportart Wandern konnte dabei

eine Gesamtlänge des Wanderwegenetzes von 2315

km innerhalb des Naturparks ermittelt werden. Hier-

von nehmen die Fernwanderwege (Westweg, Mittel-

weg, Ostweg, Kandel-Höhenweg, Querweg Freiburg-

Bodensee) einen Anteil von 473 km ein. Deutlich ist zu

erkennen, dass die Wanderwege entlang bzw. auf den

Höhenrücken verlaufen (s. Abbildung 5, Wanderwege).

Zudem gibt es eine Vielzahl von Wanderwegen, die in

den Tälern verlaufen und als ‚Zubringer’ für die Höhen-

wege fungieren.

Radwege konnten im Naturpark mit einer Länge von ins-

gesamt 2167 km erhoben werden. Im Vergleich zu den

Wanderwegen ist die Dichte der Radwege über 1400 m

2. Der Naturpark Südschwarzwald

Abbildung 5: Wander- und Radwege, Wintersport nordisch / alpin (Roth & Krämer, 2000)

2.4. Bestandsanalyse

3 8 3 9

Der Naturpark Südschwarzwald

ü. NN sehr gering. Ebenso kann für die Dichte in den

verschiedene Hangneigungsklassen im Vergleich zu den

Wanderwegen eine deutlich höhere Dichte des Radwe-

genetzes im Bereich des nur wenig geneigten Geländes

festgehalten werden (s. Abbildung 5, Radwege).

Im Bereich der Wintersportarten nordisch und alpin sind

vor allem die höheren Lagen des Naturparks von Bedeu-

tung. Hier ist für den Langlauf eine Gesamtloipenlänge

von 1005 km erhoben worden, wovon 104 km auf die

beiden Fernskiwanderwege entfallen. Die größte Dich-

te des Loipennetzes wird dabei in die Höhenlagen zwi-

schen 1300 und 1400 m ü. NN erreicht (s. Abbildung 5,

Loipen, Schanzen). Für den alpinen Wintersport wurden

die Daten zusammen mit der mittleren langjährigen mo-

natlichen Lufttemperatur erhoben. Im Naturpark konn-

ten dabei 121 Liftanlagen mit einer Gesamtlänge von

56,2 km ermittelt werden. Die zugehörigen Skigebiete

umfassen eine Pistenfläche von zusammen 705 ha. Deut-

lich dominieren die Liftanlagen mit der Expositionsrich-

tung zwischen Nordwest und Ost, da hier aufgrund der

geringeren Sonneneinstrahlung die Schneeschmelze

reduziert ist.

Der Naturpark kann und muss Garant dafür sein, dass

diese Sportaktivitäten auch weiter möglich sind, ausge-

baut und entwickelt werden, ohne dass dies jedoch das

‚natürliche Kapital‘ des Sommer- und Wintertourismus

– die gewachsene Kulturlandschaft mit ihren natürlichen

Ressourcen – dauerhaft schädigt. Bei der Lösung dieser

Aufgabe kommt daher dem Naturpark und der damit

aufgebauten neuen Dialog-Kultur eine besondere Rol-

le zu. Der Schwerpunkt der touristischen Nachfrage im

Naturpark Südschwarzwald liegt jedoch in der Sommer-

und Herbstsaison (vgl. Tabelle 5).

2.4.7 Kulturelle Infrastruktur

Der Naturpark Südschwarzwald kann mit einer Vielzahl

an kulturellen Einrichtungen aufwarten. Im Bereich der

Infrastruktur kann nur ein kleiner Ausschnitt dessen dar-

gestellt werden, was der Naturpark Südschwarzwald zu

bieten hat. So sind, angefangen von vielen Museen und

Sammlungen, Besucherbergwerken (Finstergrund bei

Wieden, Teufelsgrund im Münstertal, Schauinsland bei

Freiburg, Carolinengrube in Sexau, Grube Erich in Wald-

kirch, Hoffnungsstollen in Todtmoos) zahlreiche Kirchen

und Klöster zu entdecken. Burgen, Schlösser, Ruinen und

2.4. Bestandsanalyse

4 0 4 1

Denkmäler laden in vielen Teilen des Naturparks zur Be-

sichtigung ein.

Wichtige touristische Informationen sind über die Tou-

rismusorganisationen erhältlich. Darüber hinaus können

weitere Informationen zu Kirchen, Klöstern, Burgen,

Schlössern und Ruinen, deren Lage und andere kultu-

relle Highlights dem Freizeitatlas Baden-Württemberg

(2001) entnommen werden.

Überdies kann auf mehreren Routen verschiedenen Epo-

chen der Geschichte gefolgt werden. So führt ein Teil

der ‚Schwarzwälder Barockroute’ von Waldkirch über

St. Peter und St. Märgen, Freiburg, Bollschweil, Müns-

tertal, Schliengen, Todtmoos, St. Blasien, Waldshut-Ti-

engen, Stühlingen, Donaueschingen, Villingen-Schwe-

ningen bis Triberg mit vielen Kirchen und Klöstern.

Ebenso Teile der Klassizismus Routen ‚Vom Rhein in den

Schwarzwald’ und ‚Baar und Mittlerer Schwarzwald’.

Ferner ein Teil der Staufer Route ‚Schwarzwald – Boden-

see – Oberschwaben’ mit Schlössern, Burgruinen, Stadt-

toren u.ä. . Daneben ist im Naturpark der größte Teil der

Deutschen Uhrenstraße beheimatet, die auf einer Länge

von 320 km den Ursprung des Uhrendhandwerks bis hin

zu ‚high-tech‘-Uhren zeigt.

Aber auch kulturelle Highlights wie Kulturzentren Frei-

lichtbühnen und Festspiele sind im Naturpark vertre-

ten. So z.B. das Konzerthaus und die Rathaushofspiele

in Freiburg, die Musik-Tage in St. Peter, das Sommer-

theater in Villingen-Schwenningen und die überregio-

nal bedeutsamen Ausstellungen, Konzerte und Litera-

turveranstaltungen im Kulturzentrum Schloss Bonndorf

sowie die Kloster- und die Domkonzerte St. Blasien. Er-

wähnung verdienen auch das Hans Thoma-Museum in

Bernau, das Skimuseum in Hinterzarten, das Museum

St. Blasien, das Deutsche Uhrenmuseum in Furtwangen,

das Schwarzwaldmuseum in Triberg, das Franziskaner-

museum in Villingen-Schwenningen und das Wiesen-

täler Textilmuseum in Zell i.W. sowie - als ein Klein-

od unter den Südschwarzwälder Volksmuseen - das

‚Hüsli’ in Grafenhausen. Im Bereich der Produktion von

mechanischen Musikinstrumenten weist der Naturpark

Südschwarzwald gleichfalls eine lange handwerkliche

und künstlerische Tradition auf. Hier ist vor allem die

Stadt Waldkirch mit dem Schwerpunkt des Orgelbaues

zu nennen.

Freilichtmuseen sind in den Orten Oberried (Bauernhof-

museum Schniederlihof), Steinen (Bauernhausmuseum

Schneiderhof), Bernau (‚Resenhof’ Holzschnefler- und

Bauernmuseum), Schönwald (Reinertonishof), Herri-

schried (Klausenhof), Laufenburg (Römischer Gutshof),

Hüfingen (Römische Badruine) und Schonach (Weltgröß-

te Kuckucksuhren) anzutreffen.

Der Naturpark hat überdies viele historische Mühlen (Öl-,

Getreide-, Gips- und Rindenmühlen u.a.) eine Tropf-

steinhöhle (Erdmannshöhle) in Hasel und Museums-

eisenbahnen (Wutachtalbahn ‚Sauschwänzle-Bahn’,

Kandertalbahn) zu bieten.

Knapp 100 Lehr- und Erlebnispfade, die Informatives

über regenerative Energien, Höfe und Mühlen, über

Glasproduktion und Bergbau, Landwirtschaft und Forst,

den Wald mit seinen Tieren und Pflanzen, die Geologie

und die Landschaft erzählen, können im Naturpark be-

gangen werden (nähere Informationen sind über den

Naturpark Südschwarzwald e.V. erhältlich).

Überdies kann im Naturpark noch in etlichen Orten die

alte Kunst der Glasbläserei bestaunt werden. Ortsnamen

wie Altglashütten zeugen von der langen Tradition, die

dieses Handwerk aufweisen kann. Heute wird das alte

Handwerk in modernen Glashütten wieder neu belebt.

So kann man z.B. im Höllental, in Todtnau-Aftersteg,

in Altglashütten und in Herrischried-Großherrischwand

die Herstellung von Kunstobjekten aus Glas betrachten.

Ferner ist es möglich auf dem neu geschaffenen 180 km

langen Glasträgerweg (Todtnau-Aftersteg – Todtmoos

– Bonndorf – Schluchsee – Herrischried – Laufenburg),

der Glashütten und historische Glasstätten miteinander

verbindet, einen Einblick in das Glasbläserkunsthand-

werk zu erlangen.

Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch der

zunehmend an Bedeutung gewinnende Städtetourismus

zu dem in unmittelbarer Nähe zum Naturpark liegenden

Großstädte mit ihrem umfassenden kulturellen Angebot

(Freiburg, Basel, Zürich, Schaffhausen).

2. Der Naturpark Südschwarzwald

2.4. Bestandsanalyse

4 0 4 1

Für den Naturpark Südschwarzwald sind und waren es

Grundvoraussetzungen, Leitbilder, Leitlinien sowie Ent-

wicklungsziele zu formulieren, um den ländlichen Raum

nachhaltig zu entwickeln. Dabei wurde der Ansatz ver-

wendet, von ‚unten nach oben’ die Arbeitsgrundlagen

zu schaffen und so die heimische Bevölkerung, die Ak-

teure vor Ort und die Menschen im Naturpark in den

Planungsprozess zu integrieren. Hier ist besonders das

Forum Naturpark zu nennen (vgl. Kapitel 3.5.2).

Darüber hinaus sind die rechtlichen Rahmenbedingun-

gen sowohl des Bundes als auch des Landes wichtige

Vorgaben, auf denen die Entwicklung des Naturparks

aufbaut. Im Folgenden werden diese und die weiter-

führenden planerischen Elemente des Naturparks dar-

gestellt.

3.1.1 Gesetzliche Grundlagen

Der gesetzliche Auftrag von Naturparken ist in § 27 in

Verbindung mit § 1 des Bundesnaturschutzgesetzes und

in der jeweiligen Landesgesetzgebung verankert. Der

Gesetzgeber fordert für die Naturparke eine Verknüp-

fung von Naturschutz und Erholung. Die Naturparke

haben frühzeitig erkannt, dass Schutz und Pflege von

Natur und Landschaft wichtige Bestandteile einer nach-

haltigen Erholungsvorsorge sind.

Im Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) sind Naturpar-

ke wie folgt festgeschrieben:

§ 27 Naturparke

(1) Naturparke sind einheitlich zu entwickelnde und zu

pflegende Gebiete, die

1. großräumig sind,

2. überwiegend Landschaftsschutzgebiete oder Na-

turschutzgebiete sind,

3. sich wegen ihrer landschaftlichen Voraussetzungen

für die Erholung besonders eignen und in denen

ein nachhaltiger Tourismus angestrebt wird,

4. nach den Erfordernissen der Raumordnung für die

Erholung vorgesehen sind,

5. der Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstel-

lung einer durch vielfältige Nutzung geprägten

Landschaft und ihrer Arten- und Biotopvielfalt die-

nen und in denen zu diesem Zweck eine dauerhaft

umweltgerechte Landnutzung angestrebt wird,

6. besonders dazu geeignet sind, eine nachhaltige

Regionalentwicklung zu fördern.

(2) Naturparke sollen entsprechend ihren in Absatz 1

beschriebenen Zwecken unter Beachtung der Ziele und

Grundsätze des Naturschutzes und der Landschaftspfle-

ge geplant, gegliedert, erschlossen und weiterentwi-

ckelt werden.

Überdies werden im Landesnaturschutzgesetz Baden-

Württemberg (NatSchG) Naturparke wie folgt behandelt:

§ 23 Naturparke

(1) Großräumige Gebiete, die als vorbildliche Erho-

lungslandschaften zu entwickeln und zu pflegen sind

und die

1. sich überwiegend durch Vielfalt, Eigenart und

Schönheit von Natur und Landschaft auszeich-

nen,

2. wegen ihrer Naturausstattung sich für die Erho-

lung größerer Bevölkerungsteile besonders eige-

nen und

3. nach den Grundsätzen und Zielen der Raumord-

nung und Landesplanung hierfür bestimmt wer-

den,

können durch Rechtsverordnung zu Naturparken er-

klärt werden.

3. Leitbilder und Ziele

3.1 Gesetzliche und planerische Grundlagen

4 2 4 3

(2) Naturparke sollen nach ihrer natürlichen Eignung

und raumordnerischen Zielsetzung gegliedert werden.

Bestehende Landschaftsschutzgebiete sind in den Natur-

park einzubeziehen, Naturschutzgebiete können einbe-

zogen werden; die ihnen zugrundeliegende Rechtsver-

ordnungen bleiben unberührt.

(3) In der Rechtsverordnung sind der Schutzgegenstand,

der wesentliche Schutzzweck und die dazu erforderli-

chen Verbote und Erlaubnisvorbehalte zu bestimmen.

Die Befugnis zum Betreten sollen dadurch nicht einge-

schränkt werden. § 22 Abs. 3 gilt entsprechend.

Naturparkverordnung vom 8.3.2000

Den rechtlichen Rahmen für den Naturpark Südschwarz-

wald bildet die Verordnung des Regierungspräsidiums

Freiburg vom 8.3.2000 und die erste Änderungsverord-

nung vom 31.10.2001. In diesen Verordnungen sind

Zweck und Gebiet des Naturparks festgehalten. Dem

Verfahren ging eine weitreichende Anhörung und Betei-

ligung aller Betroffenen, Institutionen und Fachbehör-

den voraus. Mit dem Weg der umfassenden Bürgerbetei-

ligung und der Absicherung der Naturparkziele vor Ort

wurden die Voraussetzungen geschaffen, die mit dem

Naturpark einhergehenden Entwicklungsperspektiven

und Chancen auch tatsächlich zu nutzen.

Für Bürger, Gemeinden, Tourismus und Gewerbe be-

stimmt die Verordnung keine über die im Naturschutz-

gesetz und anderen Gesetzen bereits festgeschriebenen

Grundsätze, Ziele und Verbote hinausgehenden Ein-

schränkungen. Besonders die Planungshoheit der Ge-

meinden und die Ausübung einer ordnungsgemäßen

Land- und Forstwirtschaft werden durch die Verordnung

nicht zusätzlich eingeschränkt. In einigen Teilbereichen,

die bislang nicht über Natur- oder Landschaftsschutz-

gebiete abgedeckt waren, stehen außerhalb der dyna-

mischen Erschließungszonen einige Handlungen unter

einem Erlaubnisvorbehalt. Jedoch können mit dem Na-

turpark vorrangig gerade die Qualitätsziele abgesichert

werden, die auch die ökonomischen Zukunftsperspekti-

ven für die Raumschaft dauerhaft garantieren.

Die Naturpark-Verordnung sichert somit erst die Stand-

ortvorteile ab, welche der Südschwarzwald vor allem

als Naturraum mit hoher Biodiversität, als Kulturland-

schaft und als Tourismus-Destination gegenüber an-

deren Regionen besitzt. Damit ist die Verordnung mit

ihren Inhalten auch der notwendige Garant dafür, dass

der Südschwarzwald seinen besonderen Stellenwert im

Wettbewerb der Regionen behält und sein darauf basie-

rendes Image auch weiterhin ausbauen kann.

3.1.2 Planerische Grundlagen

Bei der Planung und Entwicklung für den Naturpark

Südschwarzwald sind zusätzlich zu den gesetzlichen

Rahmenbestimmungen die Vorgaben auf der Ebene

der Raumordnung und Landschaftsplanung, insbeson-

dere die bestehende Planungsfreiheit der Gemeinden,

zu berücksichtigen.

Die Landesplanung gibt die wesentlichen Aspekte der

räumlichen Entwicklung vor. In Baden-Württemberg

konkretisieren die Regionalpläne die landesplaneri-

schen Zielvorgaben auf der Regionsebene nach inhalt-

lichen Kriterien. Die Regionalverbände entwickeln seit

einigen Jahren hierzu ein Rauminformationssystem.

Wichtige Datengrundlagen haben hier Eingang in den

Naturparkplan gehalten. Die Regionalverbände schla-

gen hier eine gemeinsame Nutzung der zur Verfügung

stehenden Technologien vor. Die Zusammenschau der

Strukturkarten der Regionalpläne zeigt die regiona-

len Schwerpunkte der Landesplanung auf. Die jeweils

hierzu aufgezeigten Ziele und Grundsätze stellen für

die Kommunen, die Fachplanungen und natürlich auch

den Naturpark wichtige Rahmenbedingungen dar

(vgl. Karte 8).

Für den Naturpark hat insbesondere die Ausweisung

der Zentren und Entwicklungsachsen eine Bedeutung.

In diesen Bereichen soll raumplanerisch die zukünfti-

ge bauliche und infrastrukturelle Entwicklung ihren

Schwerpunkt haben. Daneben sind die Aussagen zur

Freiraumstruktur bedeutsam. Auch sie müssen die

Grundlage für die zukünftige Entwicklung darstellen.

3. Leitbilder und Ziele

3.1 Gesetzliche und planerische Grundlagen

4 2 4 3

Karte 8: Regionale Entwicklungsschwerpunkte (Hage, Popp et al., 2000)

3. Leitbilder und Ziele

3.1 Gesetzliche und planerische Grundlagen

Regionalplan 2000Regionalverband Hochrhein-Bodensee

Regionalplan 1995Regionalverband Südlicher Oberrhein

Regionalplan 1998Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg

Zentrale Orte Zentrale OrteZentrale Orte

Oberzentren

Mittelzentren

Unterzentren

Kleinzentren

Doppelzentren

Vorschlag Oberzentrum

Vorschlag Mittelzentrum

Orte mit zentralörtlicher Funktion in der Schweiz

Entwicklungsachsen

Ausgeformte Entwicklungsachse

Vorschlag des Regionalverbandes: Ausweisung einer Landesentwicklungs-achse bei der Fortschreibung des LEP

Regionale Siedlungsstruktur

Siedlungsbereich innerhalb der Entwicklungsachse

Verwaltungsraum Einheitsgemeinde mit Siedlungs-bereich außerhalb der Entwicklungsachse

Gemeinde mit Eigenentwicklung

Schwerpunkt für Industrie und Gewerbe innerhalb der Entwicklungsachse

Schwerpunkt für Dienstleistungen

Gewerblich-industrieller Standort außerhalb der Entwicklungsachse

Raumkategorien

Verdichteter Raum um Lörrach

Randzone um den verdichteten Raum

Ländlicher Raum

Gemeinschaftliche Förderung nach Ziel 5b in Baden-Württemberg

Oberzentren

Mittelzentren

Unterzentren

Doppelzentren

Entwicklungsachsen

Ausgeformte LEP-Entwicklungsachse

Regionale Entwicklungsachse

Regionale Siedlungsstruktur

Ort als Siedlungsbereich (innerhalb von Entwicklungsachsen)

Gemeinde als Siedlungsbereich (außerhalb der Entwicklungsachsen)

Gemeinde mit Eigenentwicklung

GIGE + GI Gewerbe- undGE + GI IndustriestandortGE* *Flächenansprüche, die über die GE-Funktion

hinausgehen, sind auf dem Gelände des inter-kummunalen Geländeparks umzusetzen

Raumkategorien

Verdichteter Raum um Lörrach

Ländlicher Raum

Randzone um den verdichteten Raum

Oberzentren

Mittelzentren

Unterzentren

Kleinzentren

Doppelzentren

EntwicklungsachsenLandesentwicklungsachsePlansatz 2.2.1

Regionale EntwicklungsachsePlansatz 2.2.2

RaumkategorienVerdichtungsbereich im ländlichen Raum laut Landesentwicklungsplan

Grenzen

Naturpark

Landkreis

Gemeinde

Regionalplan 2000Regionalverband Hochrhein-Bodensee

Regionalplan 1995Regionalverband Südlicher Oberrhein

Regionalplan 1998Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg

Zentrale Orte Zentrale OrteZentrale Orte

Oberzentren

Mittelzentren

Unterzentren

Kleinzentren

Doppelzentren

Vorschlag Oberzentrum

Vorschlag Mittelzentrum

Orte mit zentralörtlicher Funktion in der Schweiz

Entwicklungsachsen

Ausgeformte Entwicklungsachse

Vorschlag des Regionalverbandes: Ausweisung einer Landesentwicklungs-achse bei der Fortschreibung des LEP

Regionale Siedlungsstruktur

Siedlungsbereich innerhalb der Entwicklungsachse

Verwaltungsraum Einheitsgemeinde mit Siedlungs-bereich außerhalb der Entwicklungsachse

Gemeinde mit Eigenentwicklung

Schwerpunkt für Industrie und Gewerbe innerhalb der Entwicklungsachse

Schwerpunkt für Dienstleistungen

Gewerblich-industrieller Standort außerhalb der Entwicklungsachse

Raumkategorien

Verdichteter Raum um Lörrach

Randzone um den verdichteten Raum

Ländlicher Raum

Gemeinschaftliche Förderung nach Ziel 5b in Baden-Württemberg

Oberzentren

Mittelzentren

Unterzentren

Doppelzentren

Entwicklungsachsen

Ausgeformte LEP-Entwicklungsachse

Regionale Entwicklungsachse

Regionale Siedlungsstruktur

Ort als Siedlungsbereich (innerhalb von Entwicklungsachsen)

Gemeinde als Siedlungsbereich (außerhalb der Entwicklungsachsen)

Gemeinde mit Eigenentwicklung

GIGE + GI Gewerbe- undGE + GI IndustriestandortGE* *Flächenansprüche, die über die GE-Funktion

hinausgehen, sind auf dem Gelände des inter-kummunalen Geländeparks umzusetzen

Raumkategorien

Verdichteter Raum um Lörrach

Ländlicher Raum

Randzone um den verdichteten Raum

Oberzentren

Mittelzentren

Unterzentren

Kleinzentren

Doppelzentren

EntwicklungsachsenLandesentwicklungsachsePlansatz 2.2.1

Regionale EntwicklungsachsePlansatz 2.2.2

RaumkategorienVerdichtungsbereich im ländlichen Raum laut Landesentwicklungsplan

Grenzen

Naturpark

Landkreis

Gemeinde

Regionalplan 2000Regionalverband Hochrhein-Bodensee

Regionalplan 1995Regionalverband Südlicher Oberrhein

Regionalplan 1998Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg

Zentrale Orte Zentrale OrteZentrale Orte

Oberzentren

Mittelzentren

Unterzentren

Kleinzentren

Doppelzentren

Vorschlag Oberzentrum

Vorschlag Mittelzentrum

Orte mit zentralörtlicher Funktion in der Schweiz

Entwicklungsachsen

Ausgeformte Entwicklungsachse

Vorschlag des Regionalverbandes: Ausweisung einer Landesentwicklungs-achse bei der Fortschreibung des LEP

Regionale Siedlungsstruktur

Siedlungsbereich innerhalb der Entwicklungsachse

Verwaltungsraum Einheitsgemeinde mit Siedlungs-bereich außerhalb der Entwicklungsachse

Gemeinde mit Eigenentwicklung

Schwerpunkt für Industrie und Gewerbe innerhalb der Entwicklungsachse

Schwerpunkt für Dienstleistungen

Gewerblich-industrieller Standort außerhalb der Entwicklungsachse

Raumkategorien

Verdichteter Raum um Lörrach

Randzone um den verdichteten Raum

Ländlicher Raum

Gemeinschaftliche Förderung nach Ziel 5b in Baden-Württemberg

Oberzentren

Mittelzentren

Unterzentren

Doppelzentren

Entwicklungsachsen

Ausgeformte LEP-Entwicklungsachse

Regionale Entwicklungsachse

Regionale Siedlungsstruktur

Ort als Siedlungsbereich (innerhalb von Entwicklungsachsen)

Gemeinde als Siedlungsbereich (außerhalb der Entwicklungsachsen)

Gemeinde mit Eigenentwicklung

GIGE + GI Gewerbe- undGE + GI IndustriestandortGE* *Flächenansprüche, die über die GE-Funktion

hinausgehen, sind auf dem Gelände des inter-kummunalen Geländeparks umzusetzen

Raumkategorien

Verdichteter Raum um Lörrach

Ländlicher Raum

Randzone um den verdichteten Raum

Oberzentren

Mittelzentren

Unterzentren

Kleinzentren

Doppelzentren

EntwicklungsachsenLandesentwicklungsachsePlansatz 2.2.1

Regionale EntwicklungsachsePlansatz 2.2.2

RaumkategorienVerdichtungsbereich im ländlichen Raum laut Landesentwicklungsplan

Grenzen

Naturpark

Landkreis

Gemeinde

Regionalplan 2000Regionalverband Hochrhein-Bodensee

Regionalplan 1995Regionalverband Südlicher Oberrhein

Regionalplan 1998Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg

Zentrale Orte Zentrale OrteZentrale Orte

Oberzentren

Mittelzentren

Unterzentren

Kleinzentren

Doppelzentren

Vorschlag Oberzentrum

Vorschlag Mittelzentrum

Orte mit zentralörtlicher Funktion in der Schweiz

Entwicklungsachsen

Ausgeformte Entwicklungsachse

Vorschlag des Regionalverbandes: Ausweisung einer Landesentwicklungs-achse bei der Fortschreibung des LEP

Regionale Siedlungsstruktur

Siedlungsbereich innerhalb der Entwicklungsachse

Verwaltungsraum Einheitsgemeinde mit Siedlungs-bereich außerhalb der Entwicklungsachse

Gemeinde mit Eigenentwicklung

Schwerpunkt für Industrie und Gewerbe innerhalb der Entwicklungsachse

Schwerpunkt für Dienstleistungen

Gewerblich-industrieller Standort außerhalb der Entwicklungsachse

Raumkategorien

Verdichteter Raum um Lörrach

Randzone um den verdichteten Raum

Ländlicher Raum

Gemeinschaftliche Förderung nach Ziel 5b in Baden-Württemberg

Oberzentren

Mittelzentren

Unterzentren

Doppelzentren

Entwicklungsachsen

Ausgeformte LEP-Entwicklungsachse

Regionale Entwicklungsachse

Regionale Siedlungsstruktur

Ort als Siedlungsbereich (innerhalb von Entwicklungsachsen)

Gemeinde als Siedlungsbereich (außerhalb der Entwicklungsachsen)

Gemeinde mit Eigenentwicklung

GIGE + GI Gewerbe- undGE + GI IndustriestandortGE* *Flächenansprüche, die über die GE-Funktion

hinausgehen, sind auf dem Gelände des inter-kummunalen Geländeparks umzusetzen

Raumkategorien

Verdichteter Raum um Lörrach

Ländlicher Raum

Randzone um den verdichteten Raum

Oberzentren

Mittelzentren

Unterzentren

Kleinzentren

Doppelzentren

EntwicklungsachsenLandesentwicklungsachsePlansatz 2.2.1

Regionale EntwicklungsachsePlansatz 2.2.2

RaumkategorienVerdichtungsbereich im ländlichen Raum laut Landesentwicklungsplan

Grenzen

Naturpark

Landkreis

Gemeinde

Regionalplan 2000Regionalverband Hochrhein-Bodensee

Regionalplan 1995Regionalverband Südlicher Oberrhein

Regionalplan 1998Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg

Zentrale Orte Zentrale OrteZentrale Orte

Oberzentren

Mittelzentren

Unterzentren

Kleinzentren

Doppelzentren

Vorschlag Oberzentrum

Vorschlag Mittelzentrum

Orte mit zentralörtlicher Funktion in der Schweiz

Entwicklungsachsen

Ausgeformte Entwicklungsachse

Vorschlag des Regionalverbandes: Ausweisung einer Landesentwicklungs-achse bei der Fortschreibung des LEP

Regionale Siedlungsstruktur

Siedlungsbereich innerhalb der Entwicklungsachse

Verwaltungsraum Einheitsgemeinde mit Siedlungs-bereich außerhalb der Entwicklungsachse

Gemeinde mit Eigenentwicklung

Schwerpunkt für Industrie und Gewerbe innerhalb der Entwicklungsachse

Schwerpunkt für Dienstleistungen

Gewerblich-industrieller Standort außerhalb der Entwicklungsachse

Raumkategorien

Verdichteter Raum um Lörrach

Randzone um den verdichteten Raum

Ländlicher Raum

Gemeinschaftliche Förderung nach Ziel 5b in Baden-Württemberg

Oberzentren

Mittelzentren

Unterzentren

Doppelzentren

Entwicklungsachsen

Ausgeformte LEP-Entwicklungsachse

Regionale Entwicklungsachse

Regionale Siedlungsstruktur

Ort als Siedlungsbereich (innerhalb von Entwicklungsachsen)

Gemeinde als Siedlungsbereich (außerhalb der Entwicklungsachsen)

Gemeinde mit Eigenentwicklung

GIGE + GI Gewerbe- undGE + GI IndustriestandortGE* *Flächenansprüche, die über die GE-Funktion

hinausgehen, sind auf dem Gelände des inter-kummunalen Geländeparks umzusetzen

Raumkategorien

Verdichteter Raum um Lörrach

Ländlicher Raum

Randzone um den verdichteten Raum

Oberzentren

Mittelzentren

Unterzentren

Kleinzentren

Doppelzentren

EntwicklungsachsenLandesentwicklungsachsePlansatz 2.2.1

Regionale EntwicklungsachsePlansatz 2.2.2

RaumkategorienVerdichtungsbereich im ländlichen Raum laut Landesentwicklungsplan

Grenzen

Naturpark

Landkreis

Gemeinde

Regionalplan 2000Regionalverband Hochrhein-Bodensee

Regionalplan 1995Regionalverband Südlicher Oberrhein

Regionalplan 1998Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg

Zentrale Orte Zentrale OrteZentrale Orte

Oberzentren

Mittelzentren

Unterzentren

Kleinzentren

Doppelzentren

Vorschlag Oberzentrum

Vorschlag Mittelzentrum

Orte mit zentralörtlicher Funktion in der Schweiz

Entwicklungsachsen

Ausgeformte Entwicklungsachse

Vorschlag des Regionalverbandes: Ausweisung einer Landesentwicklungs-achse bei der Fortschreibung des LEP

Regionale Siedlungsstruktur

Siedlungsbereich innerhalb der Entwicklungsachse

Verwaltungsraum Einheitsgemeinde mit Siedlungs-bereich außerhalb der Entwicklungsachse

Gemeinde mit Eigenentwicklung

Schwerpunkt für Industrie und Gewerbe innerhalb der Entwicklungsachse

Schwerpunkt für Dienstleistungen

Gewerblich-industrieller Standort außerhalb der Entwicklungsachse

Raumkategorien

Verdichteter Raum um Lörrach

Randzone um den verdichteten Raum

Ländlicher Raum

Gemeinschaftliche Förderung nach Ziel 5b in Baden-Württemberg

Oberzentren

Mittelzentren

Unterzentren

Doppelzentren

Entwicklungsachsen

Ausgeformte LEP-Entwicklungsachse

Regionale Entwicklungsachse

Regionale Siedlungsstruktur

Ort als Siedlungsbereich (innerhalb von Entwicklungsachsen)

Gemeinde als Siedlungsbereich (außerhalb der Entwicklungsachsen)

Gemeinde mit Eigenentwicklung

GIGE + GI Gewerbe- undGE + GI IndustriestandortGE* *Flächenansprüche, die über die GE-Funktion

hinausgehen, sind auf dem Gelände des inter-kummunalen Geländeparks umzusetzen

Raumkategorien

Verdichteter Raum um Lörrach

Ländlicher Raum

Randzone um den verdichteten Raum

Oberzentren

Mittelzentren

Unterzentren

Kleinzentren

Doppelzentren

EntwicklungsachsenLandesentwicklungsachsePlansatz 2.2.1

Regionale EntwicklungsachsePlansatz 2.2.2

RaumkategorienVerdichtungsbereich im ländlichen Raum laut Landesentwicklungsplan

Grenzen

Naturpark

Landkreis

Gemeinde

Regionalplan 2000Regionalverband Hochrhein-Bodensee

Regionalplan 1995Regionalverband Südlicher Oberrhein

Regionalplan 1998Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg

Zentrale Orte Zentrale OrteZentrale Orte

Oberzentren

Mittelzentren

Unterzentren

Kleinzentren

Doppelzentren

Vorschlag Oberzentrum

Vorschlag Mittelzentrum

Orte mit zentralörtlicher Funktion in der Schweiz

Entwicklungsachsen

Ausgeformte Entwicklungsachse

Vorschlag des Regionalverbandes: Ausweisung einer Landesentwicklungs-achse bei der Fortschreibung des LEP

Regionale Siedlungsstruktur

Siedlungsbereich innerhalb der Entwicklungsachse

Verwaltungsraum Einheitsgemeinde mit Siedlungs-bereich außerhalb der Entwicklungsachse

Gemeinde mit Eigenentwicklung

Schwerpunkt für Industrie und Gewerbe innerhalb der Entwicklungsachse

Schwerpunkt für Dienstleistungen

Gewerblich-industrieller Standort außerhalb der Entwicklungsachse

Raumkategorien

Verdichteter Raum um Lörrach

Randzone um den verdichteten Raum

Ländlicher Raum

Gemeinschaftliche Förderung nach Ziel 5b in Baden-Württemberg

Oberzentren

Mittelzentren

Unterzentren

Doppelzentren

Entwicklungsachsen

Ausgeformte LEP-Entwicklungsachse

Regionale Entwicklungsachse

Regionale Siedlungsstruktur

Ort als Siedlungsbereich (innerhalb von Entwicklungsachsen)

Gemeinde als Siedlungsbereich (außerhalb der Entwicklungsachsen)

Gemeinde mit Eigenentwicklung

GIGE + GI Gewerbe- undGE + GI IndustriestandortGE* *Flächenansprüche, die über die GE-Funktion

hinausgehen, sind auf dem Gelände des inter-kummunalen Geländeparks umzusetzen

Raumkategorien

Verdichteter Raum um Lörrach

Ländlicher Raum

Randzone um den verdichteten Raum

Oberzentren

Mittelzentren

Unterzentren

Kleinzentren

Doppelzentren

EntwicklungsachsenLandesentwicklungsachsePlansatz 2.2.1

Regionale EntwicklungsachsePlansatz 2.2.2

RaumkategorienVerdichtungsbereich im ländlichen Raum laut Landesentwicklungsplan

Grenzen

Naturpark

Landkreis

Gemeinde

4 4 4 5

Herangehensweise

Aufbauend auf den gesetzlichen und planerischen Rah-

menbedingungen sind als Grundlage für den Naturpark-

plan eine Konzeption zur nachhaltigen Entwicklung

des Naturparks und eine vertiefende Entwicklungskon-

zeption über den Teilbereich Sporttourismus erarbei-

tet worden. Mit der Bearbeitung der Konzeption zur

nachhaltigen Entwicklung des Naturparks wurde die

Arbeitsgemeinschaft Planungsgruppe Ökologie + Um-

welt SÜD (Rottenburg a. N.) und FUTOUR - Umwelt-,

Tourismus- und Regionalberatung (München), mit der

Entwicklungskonzeption Sporttourismus für den Natur-

park Südschwarzwald das Institut für Natursport und

Ökologie der Deutschen Sporthochschule Köln beauf-

tragt. Mit den Konzeptionen ist ein Gesamtkonzept zur

Umsetzung des Naturparks Südschwarzwald und seiner

Ziele sowie die Basis für den Naturparkplan entwickelt

und erarbeitet worden:

• Bestehende Pläne, Konzepte und Initiativen wur-

den aufgenommen, weiterentwickelt und in das

Gesamtkonzept eingebunden.

• Die angesprochenen Themenbereiche Natur- und

Landschaft, Land- und Forstwirtschaft, Freizeit,

Erholung und Tourismus sowie Siedlungsentwick-

lung, Energie und Verkehr wurden nicht isoliert

voneinander betrachtet, sondern im Hinblick auf

zu nutzende Synergieeffekte in einem vernetzten

System.

• Auch die Naturparkkonzeptionen sind ‚von unten’

erarbeitet worden: Die Einbeziehung von möglichst

vielen Akteuren vor Ort spielte eine entscheidende

Rolle.

• Mit den Konzeptionen werden Empfehlungen für

ein handlungs- und zukunftsorientiertes, d.h. fle-

xibel und dynamisiert ausgerichtetes Naturpark-

Management gemacht.

Offenes Forum Naturpark – Entwicklung von Leitbil-

dern, Leitlinien und Zielen

Zusammen mit möglichst vielen Akteuren des Raumes

sind das Leitbild, die Leitlinien ebenso wie auch die not-

wendigen Strategien, Ziele und Maßnahmen in einem

‚Offenen Forum Naturpark‘ (OFN) erarbeitet worden.

Das OFN besteht aus drei verschiedenen Elementen:

• Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger im Na-

turpark wurden zum Runden Tisch in der Region

eingeladen. Ziel der Runden Tische in den regi-

onalen Bereichen Wiesental, Hotzenwald, Hoch-

schwarzwald, Mittlerer Schwarzwald / Höfegebiet

und Elztal war die Information der Bevölkerung

und die Entwicklung einer Ideenbörse.

• In mehreren Sitzungen wurden mit ausgewählten,

innovativen Personen aus der Region im Forum Na-

turpark ein ganzheitliches Leitbild und Leitlinien er-

arbeitet. Darüber hinaus wurden in diesem Gremi-

um neue Wege und Strategien für den Naturpark

entwickelt und diskutiert.

• Aus dem ‚Runden Tisch‘ sowie dem ‚Forum Na-

turpark‘ ergaben sich einzelne Themen, die es in

Arbeitsgruppen zu vertiefen galt, um Umsetzungs-

maßnahmen zu erarbeiten.

3.1 Gesetzliche und planerische Grundlagen

3. Leitbilder und Ziele

4 4 4 5

Das Forum Naturpark hat zwischen April 1999 und März

2000 das Naturpark-Leitbild und die Leitlinien zu den

Themenbereichen ‚Natur und Landschaft‘, ‚Landwirt-

schaft und Vermarktung‘, ‚Wald und Holzwirtschaft‘,

‚Erholung und Tourismus‘ sowie ‚Siedlungsentwicklung,

Energie und Verkehr‘, die von den Arbeitsgruppen und/

oder Gutachtern entwickelt und vorformuliert wurden,

querschnittsorientiert diskutiert, überarbeitet, geordnet

und ausformuliert. Der durch diesen Diskussionsprozess

gefundene Konsens dient als Grundlage für die weitere

Arbeit im Naturpark Südschwarzwald.

• Im Leitbild wird die übergeordnete Zielsetzung der

gemeinsamen Weiterentwicklung im Naturpark

kurz und prägnant formuliert. Dabei wird bereits

deutlich gemacht, dass es um die Gesamtheit der

Landschaft im Naturpark, d.h. um den Natur- und

Landschaftsschutz ebenso wie um die Landwirt-

schaft, die Waldwirtschaft, die Erholungsnutzung

und die Siedlungsentwicklung geht. Die Naturpark-

Gemeinden werden aufgefordert, regionale Chan-

cen aktiv aufzugreifen und die gegenseitige Infor-

mation und Zusammenarbeit zu effektivieren.

• In den Leitlinien werden für jeden der genannten

Themenbereiche gemeinsame Zielsetzungen for-

muliert.

• Für alle über den Naturpark laufende Projekte sind

darüber hinaus Ziele aufgestellt worden, die das

Leitbild, respektive die entsprechende(n) Leitlinie(n)

räumlich und inhaltlich konkretisieren.

Anschließend wurden in einem Maßnahmenkatalog alle

vorgeschlagenen Projektideen aufgeführt (vgl. Hage,

Popp et al., 2000). Für die Naturpark-Konzeption wur-

den diese Projektideen im Gesamtzusammenhang ge-

ordnet und für jeden Themenbereich Maßnahmen für

die Weiterbearbeitung in der nächsten Realisierungs-

phase vorgeschlagen (vgl. ebd.).

Nat

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Süd

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PH

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Bestandsanalyse

Chancen

Konflikte

Leitbild

Leitlinien

Strategie, Ziele

LupenModelbeispiele

Räumliche

Entwicklung

Entwicklungen

Prioritäten

Geamtkonzeption

Abbildung 6: Vorgehen bei der Erarbeitung der Natur-

parkkonzeptionen (Hage, Popp et al., 2000)

3. Leitbilder und Ziele

3.1 Gesetzliche und planerische Grundlagen

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4 6 4 7

Räumliche Naturparkkonzeption

Der vorliegende Naturparkplan stellt keine starre Vorga-

be für den Naturpark Südschwarzwald dar und bedarf

eines weiteren fortlaufenden Diskussions- und Anpas-

sungsprozesses. Das Offene Forum Naturpark stellt eine

gute Basis dar, diesen Diskussions- und Anpassungspro-

zess konstruktiv zu begleiten.

Die Ergebnisse der Bestandsanalyse und das Leitbild

mit den Leitlinien zu den einzelnen Themen Natur und

Landschaft, Landwirtschaft und Vermarktung, Wald und

Holzwirtschaft, Freizeit und Erholung sowie Siedlungs-

entwicklung, Energie und Verkehr sind Grundlage für

eine raumbezogene Naturparkkonzeption.

Im Naturparkplan werden im regionalen Maßstab, hand-

lungsorientiert die Räume und Bereiche vertiefend für

Tourismus, Sporttourismus, Freizeit und Erholung auf-

gezeigt,

• die landschaftlich besonders hochwertig sind und

vor negativen Einflüssen gesichert werden müssen,

• die eine besondere Eignung für eine (Weiter-)Ent-

wicklung der Kulturlandschaft im Sinne der Natur-

park-Philosophie aufweisen,

• in denen die Entwicklungen gesteuert werden soll-

ten, um das Leitbild und die Leitlinien auch räum-

lich umzusetzen.

Das Kapital des Naturparks Südschwarzwald ist die na-

türliche Ausstattung, Schönheit und der Erholungswert

der Landschaft. Sie stellen auch die Voraussetzung für

die Weiterentwicklung der Kulturlandschaft dar. So

werden z.B. sehr hochwertige Landschaften für den

Arten- und Biotopschutz für Erholungs- und Freizeit-

aktivitäten genutzt, wodurch möglicherweise Konflikte

entstehen, die es zu lösen gilt. Lösungsansätze hierzu

gibt der Naturparkplan maßgeblich für die Bereiche

des Tourismus und Sporttourismus sowie der Freizeit-

und Erholungsnutzung. Sie können genutzt werden,

um bestehende Probleme zu mindern, aber auch insbe-

sondere um zukünftige Konflikte zwischen Landschaft

und Freizeitaktivitäten von vornherein zu vermeiden.

Die Konzeption zur Nachhaltigen Entwicklung des Na-

turparks Südschwarzwald (Hage, Popp et al., 2000),

die Entwicklungskonzeption Sporttourismus im Natur-

park Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2000) oder der

Entwicklungsplan zum Naturschutzgroßprojekt Feld-

berg-Belchen-Oberes Wiesental, sowie die Naturschutz-

konzeption (BNL 2003) ‚Oberer Hotzenwald’, ‚Oberes

Murgtal’ und ‚Rohrhardsberg und Umgebung’ vertiefen

überdies einzelne Aspekte dieser Fragestellung.

Bei der Naturparkplanung handelt es sich jedoch nicht

um eine endgültige Planung, sondern um Konzepte,

die offen und dynamisch weiterentwickelt werden sol-

len. Die Umsetzung kann nicht von heute auf morgen

geschehen. Die angesprochenen Themen und Facetten

stellen Bausteine einer offenen Konzeption dar. Sie wird

mit den im Offenen Forum Naturpark entwickelten Pro-

jekten und Maßnahmen gefüllt, die im Gesamten die

Philosophie des Naturparks verdeutlichen und umset-

zen. Alle Maßnahmen müssen sich an dem selbst auf-

erlegten Orientierungsrahmen des Leitbildes und der

Leitlinien messen. Hierbei gibt es Projekte, die räumlich

festgelegt werden können, und andere, die nur indirek-

te oder gar keine räumliche Ausprägung haben.

Es wird wichtig sein, Wechselwirkungen – positiv wie

negativ – aufzuzeigen. Konflikte müssen gelöst, posi-

tive Synergieeffekte genutzt und gestärkt werden. Die

bestehenden und geplanten Nutzungen im Naturpark

müssen sich künftig an der Empfindlichkeit von Lebens-

räumen und ihrer Arten sowie der Landschaft orientie-

ren.

3. Leitbilder und Ziele

3.1 Gesetzliche und planerische Grundlagen

4 6 4 7

3.2.1 Leitbild für Naturparke in Deutschland

Naturparke sind geschaffen worden, um großräumige

Kulturlandschaften, die aus Naturschutzgründen sowie

wegen ihrer besonderen Eigenart und Schönheit von he-

rausragender Bedeutung sind, zu erhalten, zu pflegen,

zu entwickeln oder wieder herzustellen. Jeder Natur-

park repräsentiert dabei eine einzigartige Landschaft

mit ihrem besonderen Erscheinungsbild.

Naturparke sollen sich in konsequenter Weiterentwick-

lung dieses Leitgedankens – auch unter wissenschaftli-

cher Begleitung – zu ‚großräumigen Vorbildlandschaf-

ten’ entwickeln und Regionen einer nachhaltigen Ent-

wicklung des ländlichen Raums werden. Hierbei müs-

sen in den Naturparken der Naturschutz und die Erho-

lungsvorsorge mit einer umwelt- und naturverträglichen

Landnutzung und Wirtschaftsentwicklung sowie einer

schonenden und nachhaltigen Bewirtschaftung der na-

türlichen Ressourcen verbunden werden.

Naturparke verbessern die Möglichkeiten einer land-

schaftsbezogenen Erholung, insbesondere für die Be-

völkerung der Ballungsgebiete, und fördern besonders

in strukturschwachen Regionen die Entwicklung eines

nachhaltigen Tourismus. Naturparke fördern eine nach-

haltige Landnutzung in der Land- und Forstwirtschaft.

Sie orientieren sich dabei vorrangig am Leitbild einer

Kulturlandschaft ohne musealen Charakter, die nur mit

den und für die im Gebiet lebenden Menschen erhalten

und gestaltet werden kann. Diese Form der Landnut-

zung erhält und schafft zugleich die Voraussetzungen

für die Erfüllung der Aufgaben im Bereich von Erholung

und Tourismus sowie Naturschutz und Landschaftspfle-

ge.

Naturparke kooperieren mit den verschiedenen gesell-

schaftlichen Gruppen und fördern einen Interessenaus-

gleich zwischen ihnen. Schwerpunkt der Arbeit sind inso-

fern Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit. So schaffen

sie Verständnis und Akzeptanz für den Naturschutz, för-

dern die regionale Identität und das Verständnis für eine

nachhaltige Gesamtentwicklung des ländlichen Raumes

(Verband Deutscher Naturparke e.V., 2001).

3.2.2 Leitbild für den Naturpark Südschwarz-wald

Die reiche und intakte Natur- und Kulturlandschaft, das

gesunde Mittelgebirgsklima sowie die kulturelle und bi-

ologische Vielfalt machen den Naturpark Südschwarz-

wald zu einem Lebens- und Erlebnisraum mit einzigarti-

gen Qualitäten. Wir wollen diese Landschaft gemeinsam

für die hier lebenden und arbeitenden Menschen, ihre

nachfolgenden Generationen sowie für unsere Gäste

als vorbildliche Erholungslandschaft weiter entwickeln.

Dies soll unter Wahrung der Prinzipien der Nachhaltig-

keit erfolgen.

Hierzu wollen wir:

• die charakteristische Eigenart und Vielfalt unserer

Natur und Landschaft mit ihrer Tier- und Pflanzen-

welt, die sich in ihrer Einzigartigkeit von allen ande-

ren Mittelgebirgsregionen deutlich unterscheidet,

pflegen und weiter entwickeln und sie in geeigne-

ten Teilbereichen sich selbst und ihrer natürlichen

Dynamik überlassen. Den hier lebenden Menschen

soll dieses Naturraumpotential als eine besondere

Standortqualität vermittelt werden.

• neue Perspektiven für eine dauerhaft umweltge-

rechte Landwirtschaft aufzeigen und entwickeln,

damit ihre Multifunktion für die einzigartige Qua-

lität der Kulturlandschaft mit ihrem offenen Cha-

rakter sichergestellt werden kann. Dazu streben

wir eine Verbesserung der Wertschöpfung über

eine verstärkte Nachfrage für die Erzeugnisse und

Dienstleistungen der Bauern im Naturpark an.

• eine Waldwirtschaft fördern, die sich an den Grund-

sätzen einer naturnahen Waldwirtschaft und der

Sicherung der Waldfunktionen orientiert. Dafür

möchten wir neue Impulse für die Nachfrage, Ver-

wendung und Verarbeitung heimischen Holzes in-

nerhalb und außerhalb der Region geben.

• den Südschwarzwald als vorbildliche Erholungsland-

schaft im Einklang mit dem Natur- und Kulturerbe

weiterentwickeln. Seine internationale Bedeutung

3.2 Leitbilder

3. Leitbilder und Ziele

4 8 4 9

als traditionelle Sport-, Kultur- und Tourismusregion

möchten wir nachhaltig stärken.

• den Städten und Gemeinden Wege aufzeigen, Sied-

lungen, Infrastruktur und Arbeitsplätze im Einklang

mit den Zielen des Naturparks in einer landschafts-

und ressourcenschonenden sowie kulturraumge-

rechten Weise zu entwickeln, ohne die dafür not-

wendigen Planungsspielräume einzuschränken.

• die Stärken der Region betonen sowie innovative

Kräfte ihrer Bevölkerung fördern, um dadurch die

Identität der Region zu stärken. Im Naturpark sehen

wir große Chancen für eine integrierte Entwicklung

im Südschwarzwald. Damit kann eine selbstbewuss-

te Darstellung nach außen unterstützt werden. So

wird sich der Naturpark Südschwarzwald zu

einem gefragten Standort- und Markenzeichen

entwickeln.

• eine Organisationsstruktur des Naturparks realisie-

ren, die gegenseitigen Informationsfluss, frühzeiti-

ge Beratung und Abstimmung sowie neue Formen

effektiver Zusammenarbeit ermöglicht, um dadurch

die Ziele des Naturparks Südschwarzwald zu ver-

wirklichen. Dies erfolgt unter möglichst intensi-

ver und aktiver Beteiligung der Bevölkerung, der

Interessensgruppen sowie regional angesiedelter

Institutionen. Er eröffnet damit aber auch Voraus-

setzungen, um für die Region notwendige politi-

sche Unterstützungen und finanzielle Förderungen

sicherzustellen.

• den Naturpark Südschwarzwald auch als praxis-

nahe Beratungsinstitution verstanden sehen, der

Behörden und Planungsträgern Unterstützung an-

bietet, bei ihrer Arbeit verstärkt Ziele, Aufgaben

und Grundsätze des Naturschutzes, der Landschafts-

pflege und der Erholungsvorsorge zu integrieren. Er

zeigt dabei Ansätze und Wege zur praxisorientier-

ten Umsetzung fachlicher Entwicklungsziele auf.

Weiterentwicklung des Leitbildes und der Leitlinien

für den Naturpark Südschwarzwald

Das Naturpark-Leitbild und die Naturpark-Leitlinien sind

kein statisches Ergebnis. Der Prozess zur Entwicklung des

Leitbildes und der Leitlinien ist dynamisch ausgerichtet

worden, weshalb alle dort im Konsens entwickelten Aus-

sagen auch einer Aktualisierung und Fortschreibung un-

terworfen werden müssen. Je nach Entwicklungsstand

der Umsetzung wird es daher in den kommenden Jah-

ren zu Anpassungen beim Leitbild und den Leitlinien

kommen müssen. Diese Aufgabe sollte u.a. vom Forum

Naturpark mit übernommen werden, das dazu auch die

Fach-Arbeitsgruppen einbinden kann. Das Leitbild und

die Leitlinien des Naturparks Südschwarzwald sollen als

dynamische Vision verstanden werden, die der Natur-

park benötigt, um auf einem gemeinsamen Konsens

einen konsequenten und permanenten Prozess der

Qualitätsverbesserung in der Region zu etablieren. Im

Wettbewerb der Regionen werden nur diejenigen zu

den Siegern zählen, die sich derartiger Instrumente

bedienen und welche daraus auch die Synergieeffekte

ziehen, die für ganzheitliche Entwicklungen auf einer

breiten und konsensfähigen Basis notwendig sind.

3. Leitbilder und Ziele

3.2 Leitbilder

4 8 4 9

3.3.1 Natur – Landschaft

Leitlinien*

Bedeutung der Landschaft

In Schönheit, Vielfalt und Eigenart der Landschaft se-

hen wir die Basis der Lebensqualität unserer Bevölke-

rung sowie von Tourismus, Freizeit und Erholung im

Naturpark Südschwarzwald. Wir wollen deshalb den

Wirtschaftsfaktor Tourismus im Einklang mit Natur

und Landschaft und den Bewohnern dieser Region

dauerhaft umweltgerecht entwickeln.

Schutz durch Nutzung

Die einzigartige und vielfältige Kulturlandschaft des

Naturparks Südschwarzwald ist das Ergebnis jahrhun-

dertelanger Landnutzung. Wir wollen die besonde-

re Charakteristik dieses Kulturlandschaft-Mosaiks

erhalten.

Honorierung ökologischer Leistungen

Durch eine Verbesserung der Wertschöpfung für

land- und forstwirtschaftliche Erzeugnisse soll die

Weiterentwicklung der Kulturlandschaft vorrangig

erreicht werden. Die ökologischen Leistungen der

Landbewirtschaftung sollen dauerhaft honoriert

werden.

Natürliche Ressourcen

Die natürlichen Lebensgrundlagen wie Boden, Was-

ser, Klima, Luft u.a. wollen wir im Hinblick auf die

Lebensqualität der Bewohner und der Gäste nachhal-

tig sichern, pflegen und ggf. sanieren. Die Leistungs-

fähigkeit des Naturhaushalts ist zu erhalten und zu

verbessern.

Arten und Biotope

Der Naturpark Südschwarzwald verfügt über eine

Vielzahl von wertvollen Lebensräumen mit vielen

charakteristischen, aber auch seltenen Tieren und

Pflanzen. Diese sollen nachhaltig erhalten, gepflegt

und weiter entwickelt und geeignete Flächen ihrer

natürlichen Entwicklung überlassen werden.

Orientierung an der Empfindlichkeit von Natur und

Landschaft

Zur Sicherung der einzigartigen Landschaft wollen

wir bauliche Maßnahmen und notwendige Infra-

struktureinrichtungen vorrangig an den Qualitäten

und den Empfindlichkeiten dieser Landschaft ori-

entieren. Unser Bestreben gilt der Förderung land-

schaftsverträglicher Beispiele und der Behebung von

Landschaftsschäden.

Ruhezonen und Vernetzung

Neue Infrastrukturvorhaben für Siedlung, Energie

und Freizeit zerschneiden neben Verkehrstrassen

wertvolle Lebensräume. Wir wollen deshalb im Na-

turpark Südschwarzwald in weniger erschlossenen

Ruhezonen ungestörte Entwicklungen bieten und

Lebensräume wieder großräumig miteinander ver-

netzen.

Angebote statt Verbote

Die im Naturpark Südschwarzwald verfolgten Ziele

für Natur und Landschaft wollen wir vorrangig über

freiwillige Leistungen und Angebote, statt über Ver-

bote anstreben. Dies kann in einer Kulturlandschaft

vor allem über naturverträgliche Nutzungskonzepte

realisiert werden.

Bewusstseinsbildung

Die nachhaltige Sicherung und Entwicklung der ein-

zigartigen Südschwarzwälder Landschaft mit und für

die hier lebenden Menschen ist unser Ziel. Eine um-

fassende Bewusstseinsbildung für die Werte und die

Qualität der Landschaft ist ein vordringliches Anlie-

gen des Naturparks.

* Die Leitlinien wurden durch das Forum Naturpark

erarbeitet und im Rahmen der Naturparkkonzeption

verabschiedet.

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

3. Leitbilder und Ziele

5 0 5 1

Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien für

Natur- und Landschaft

Die Analyse der Landschaften des Südschwarzwaldes

zeigt sehr hochwertige Potentiale auf.

Im Folgenden werden die wichtigsten Aspekte, die die

Qualität der Landschaften nachhaltig verändern und be-

einträchtigen können, angesprochen und Lösungsmög-

lichkeiten aufgezeigt.

Boden:

Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:

• Erhaltung und Verbesserung der für Pflanzenge-

sellschaften und Lebensgemeinschaften wertvollen

Standorte

• Erhaltung der Böden mit hoher Bedeutung für Kul-

turpflanzen

• Erhaltung der Bereiche mit hohem Wasserrückhal-

tevermögen, andererseits die Minderung des Ober-

flächenwasserabflusses durch eine Verbesserung des

Wasserrückhaltevermögens in der Landschaft, z.B.

durch wasserrückhaltende Vegetationsstrukturen

• Vordringliche Erhaltung oder Verbesserung der

Grundwasserqualität durch Verminderung bzw.

Vermeidung von Schadstoffeinträgen insbesonde-

re in Bereichen mit Böden geringen Schadstoffbin-

dungsvermögens

• Vermeidung bzw. Verminderung der Bodenerosion

insbesondere in Bereichen mit hoher Bodenerosi-

onsempfindlichkeit durch Belassen oder Einbringen

erosionsmindernder Vegetationsstrukturen

• Minderung bzw. Vermeidung von Bodenverdich-

tung insbesondere in Bereichen mit hoher Verdich-

tungsempfindlichkeit des Bodens

• Erhaltung oder Verbesserung der Bodenwasserver-

hältnisse insbesondere in grund- oder stauwasser-

abhängigen bzw. -geprägten Bereichen

Grundwasser, Oberflächengewässer und Hochwasser-

schutz

Wasser übernimmt im Ökosystem wichtige Funktionen,

die Lebensgrundlage für Pflanzen, Tiere und den Men-

schen sind. Im Folgenden sind die Entwicklungsziele und

Umsetzungsstrategien für Grundwasser, Oberflächenge-

wässer und Hochwasserschutz angeführt.

Grundwasser:

Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:

• Bereiche mit hoher Grundwasserneubildungsrate

langfristig zu erhalten

• Schützende Deckschichten zu erhalten und beson-

ders bei mangelhafter Schutzfunktion der Grund-

wasserüberdeckung Belastungen und Schadstoff-

einträge zu vermindern bzw. zu vermeiden

• Für die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung

der Region Quellen und Grundwassergewinnungs-

gebiete vor Verunreinigung und konkurrierenden

Nutzungen zu schützen. Dies betrifft insbesondere

die Nitratbelastungen im intensiv landwirtschaftlich

genutzten Baar-Wutach-Gebiet

Bei Eingriffen in die Landschaft ist Grundwasser sowohl

unter

• quantitativen Aspekten (Grundwasserneu-

bildung),

• qualitativen Aspekten (Schutzfunktion der

Grundwasserüberdeckung) als auch unter

• Nutzungsaspekten (Wasserschutzgebiete)

zu erheben, zu beurteilen und abzuwägen.

Oberflächengewässer:

Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:

• Die Gewässer mit geringer Belastung zu sichern

bzw. bei sonstigen Gewässern Belastungen zu re-

duzieren

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

5 0 5 1

• Naturnahe Fließgewässer zu erhalten bzw. beein-

trächtigte oder naturferne Fließgewässer zu rena-

turieren

• Solche Lebensräume bzw. Vernetzungselemente in

ihrem räumlichen Zusammenhang zu erhalten oder

wiederherzustellen

Im Mittelpunkt der Betrachtung der Oberflächengewäs-

ser stehen die Fließgewässer hinsichtlich

• der Gewässergüte / Gewässerbelastung,

• des morphologischen Zustandes und

• der Eignung zur Entwicklung durchgängiger und

naturnaher Gewässer und Auen insbesondere für

den Arten- und Biotopschutz.

Hochwasserschutz:

Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:

• Sicherung und Rückgewinnung natürlicher Über-

schwemmungsflächen zur Risikovorsorge in über-

flutungsgefährdeten Bereichen sowie zum Rückhalt

des Wassers in seinen Einzugsbereichen/-flächen

• Ausweisung von Vorranggebieten für den Hoch-

wasserschutz

Für den vorbeugenden Hochwasserschutz sind in den

Regionalplänen entsprechende Gebiete festgelegt.

Gewässerentwicklung:

Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:

• Die Erhaltung und Wiederherstellung naturnaher

Gewässerstrukturen (die naturnahe Regelung des

Wasserhaushalts und des Abflussgeschehens sowie

die Reinhaltung der Gewässer bzw. die Verbesse-

rung der Gewässergüte)

• Einzugsgebiete für zu schützende bzw. zu renatu-

rierende Fließgewässer in vollem Umfang zu be-

rücksichtigen

Im Schwarzwald unterliegen die größeren Fließgewässer

einem besonders starken Siedlungs- und Verkehrswe-

gedruck. Die vorliegenden oder geplanten Gewässer-

entwicklungskonzepte und Gewässerentwicklungspla-

nungen berücksichtigen einen ganzheitlichen Ansatz.

Mit diesem Instrumentarium kann das Ziel naturnaher

Fließgewässer und Auen als funktionsfähige Ökosyste-

me konsequent verfolgt werden. Direkt in den Rhein

fließend, haben Wutach, (Wiese mit Kleiner Wiese), Kan-

der, Neumagen und Möhlin, die Elz mit Wilde Gutach,

die Gutach bei Triberg und die Alb im Naturpark hohe

Bedeutung.

Klima:

Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:

• Schutz und Verbesserung von Klima und Luft

• Lokalen Luftaustausch ermöglichen, insbesondere

jedoch bei Bezug zu Gebieten geringerer Durch-

lüftung wie dem Unteren Wiesetal, dem Zartener

Becken bzw. Dreisam- / Höllental, dem unteren Elz-

tal und dem Simonswäldertal sowie dem mittleren

/ unteren Wutachtal

• Freihaltung von Strömungshindernissen und Emit-

tenten

Das Klima hat wesentlichen Einfluss auf das ökologische

Gesamtsystem und ist somit von großer Bedeutung für

die Böden, das Grund- und Oberflächenwasser, die Flora

und Fauna und nicht zuletzt für den Menschen selbst.

Schützenswerte Landschaftsteile:

Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:

• Bewirtschaftungsverträge auf freiwilliger Basis

(wichtiges, unverzichtbare Instrument ‚Vertrags-

naturschutz’)

• umweltverträgliche Nutzungsformen (z.B. naturna-

he Waldwirtschaft)

• Schutzgebiete (neben Naturschutzgebieten, Na-

turdenkmalen und Landschaftsschutzgebieten z.B.

auch Bann- und Schonwälder) sowie deren Ver-

netzung und die Erhaltung und Aufwertung von

Kernzonen

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

5 2 5 3

Innerhalb des Naturparkgebiets (vgl. Karte 4) sind z.T.

besonders sensible Biotope erhalten. Besonderes Augen-

merk verdienen dabei alle Gebiete, die den Kriterien

und Anforderungen des europäischen Rechts (NATURA

2000) entsprechen, als Naturschutzgebiete nach Landes-

recht ausgewiesen wurden oder als besonders geschütz-

te Biotope nach § 24 a Landesnaturschutzgesetz nicht

zerstört bzw. erheblich oder nachhaltig beeinträchtigt

werden dürfen.

Der Hochschwarzwald mit dem Oberen Hotzenwald,

das Wutachtal, der Rohrhardsberg und der Mittlere

Ostschwarzwald können aus Naturschutzsicht als die

Kerngebiete des Naturparks angesehen werden. Insbe-

sondere in diesen Bereichen wird es darauf ankommen,

die hochwertige Naturausstattung für die nachfolgen-

den Generationen zu erhalten und Störungen weitrei-

chend auszuschließen.

Im Kernbereich des Naturparks Südschwarzwald sind vie-

le der floristisch und faunistisch interessanten Flächen

bereits unter Schutz gestellt. Um die Verinselung von

Schutzgebieten zu überwinden und den Austausch von

Einzelindividuen und damit den Genaustausch innerhalb

der Arten zu gewährleisten und um den Lebensraum-

bedürfnissen wandernder Tierarten gerecht zu werden,

sollten v.a. die unter Schutz gestellten Schwerpunktbe-

reiche miteinander vernetzt werden. In der Konsequenz

heißt dies, dass vor allem in solchen Vernetzungskorri-

doren vorrangiges Interesse an extensiver Bewirtschaf-

tung in Flur und Wald besteht. Aus Sicht des Natur- und

Landschaftsschutzes ist vorrangiges Ziel, die besonders

sensiblen Gebiete (Natura 2000, Naturschutzgebiete und

nach § 24 a besonders geschützte Biotope) innerhalb

des Naturparks mit ihren Lebensraumfunktionen für die

Tier- und Pflanzenarten zu erhalten und aufzuwerten.

Aber nicht nur in den Naturschutzgebieten, sondern im

gesamten Gebiet des Naturparks ist das Offenhalten

der Landschaft in angemessener extensiver Weise bei-

zubehalten.

Offenhaltung der Landschaft:

Grundsätzliche Ziele und Entwicklungsstrategien:

• Offenhaltung der Landschaft als wichtiges Anliegen

des Natur- und Landschaftsschutzes

• Erhalt wettbewerbsfähiger landwirtschaftlicher

Betriebe

• Marktfähiger Absatz regionaler Qualitätsprodukte

• Qualitätssicherung und Kennzeichnung der Produk-

te mit entsprechender Logistik und Vertrieb

• Anpassung der Förderung (MEKA)

• Erhaltung und Aufwertung der Kernzonen

• Vernetzung von Schutzbereichen

Die Offenhaltung der Landschaft ist wichtiges Anliegen

des Natur- und Landschaftsschutzes im Naturpark Süd-

schwarzwald. Die besonders strukturreichen Landschaf-

ten können nur durch die Sicherung der Offenhaltung

der Kulturlandschaft erhalten werden. Durch die agrar-

politischen Rahmenbedingungen ist mit der Aufgabe

weiterer landwirtschaftlicher Betriebe zu rechnen. Of-

fenhaltung ist aber nur über die flächendeckende Er-

haltung wettbewerbsfähiger landwirtschaftlicher Be-

triebe möglich, d.h. der Natur- und Landschaftsschutz

ist grundsätzlich an einer ausreichenden Anzahl exis-

tenzfähiger Betriebe interessiert.

Es gilt also eine sinnvolle und in Zukunft tragfähi-

ge Verknüpfung landwirtschaftlicher und natur- und

landschaftsschutzrelevanter Interessen zu installieren.

Zunehmend kann die Offenhaltung wieder über einen

marktfähigen Absatz der regionalen Qualitätsprodukte

erfolgen. Voraussetzung ist eine Qualitätssicherung und

Kennzeichnung der Produkte sowie der professionelle

Aufbau von Logistik bzw. Vertrieb.

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

5 2 5 3

3.3.2 Landwirtschaft

Leitlinien*

Umweltgerechte Landwirtschaft

Wir streben im Naturpark Südschwarzwald eine dau-

erhaft umweltgerechte Landwirtschaft an. Darunter

verstehen wir eine an den Erfordernissen bäuerlicher

Betriebe ausgerichtete, die Elemente Wasser, Boden

und Luft berücksichtigende sowie die natürliche Ar-

tenvielfalt fördernde Bewirtschaftung. Sie soll den

Bauern und ihren Familien ein vorrangig über die

Produktion gesichertes Einkommen garantieren. Der

Stellenwert der Schwarzwaldbauern soll mehr in das

Bewusstsein der einheimischen Bevölkerung wie auch

der Gäste gehoben werden.

Weiterentwicklung der Kulturlandschaft

Die Bauern im Südschwarzwald haben durch ihre Tä-

tigkeit im Naturpark Südschwarzwald diese in Europa

einzigartige Kulturlandschaft geschaffen. Wir setzen

uns deshalb dafür ein, dass die von der Gesellschaft

erwarteten Leistungen der Landwirtschaft für die

Pflege, Erhaltung und Entwicklung der Kultur-, Er-

lebnis- und Erholungslandschaft in dem Umfang ho-

noriert werden, der den am Markt erzielbaren Wert

der Produkte übersteigt.

Differenzierte Landschaftsentwicklung

Die Vielfalt der Kulturlandschaft innerhalb des Na-

turparks Südschwarzwald ist durch die klimatischen,

topographischen und historischen Unterschiede

entstanden. Daher setzen wir uns für eine differen-

zierte Entwicklungsstrategie ein, die zur Erhaltung

der Landschaftsqualität und Landschaftsoffenhal-

tung notwendig ist und die die Besonderheiten

des Allmendweidegebiets südlich des Feldbergs,

des Realteilungsgebiets im südöstlichen Teil oder

des Höfegebiets im nördlichen Teil des Naturparks

berücksichtigt.

Existenzfähige bäuerliche Landwirtschaft

Wir setzen uns für eine Verbesserung der Wertschöp-

fung einer bäuerlichen und dauerhaft umweltgerech-

ten Landwirtschaft als Grundlage für ein nachhaltiges

Wirtschaften ein. Dies beinhaltet die aktive Mitarbeit

an der Entwicklung überregionaler politischer Rah-

menbedingungen und an der Umsetzung konkreter

und praxisorientierter Lösungen in der Region.

Ausschöpfung vieler Erwerbsalternativen

Um die Existenz möglichst vieler bäuerlicher Familien

und Betriebe zu sichern, unterstützen wir alle Akti-

vitäten wie Dienstleistungen, innovative Veredelung

und Vermarktung bäuerlicher Erzeugnisse, Tourismus

im ländlichen Raum sowie verschiedenartige Koope-

rationen der Bauern. Die Orientierung an den Be-

dürfnissen der einheimischen Bevölkerung und der

Gäste sowie die Verträglichkeit mit der Kulturland-

schaft und der Umwelt sind dabei unverzichtbare

Voraussetzung.

Landschaftsqualität durch Landwirtschaft

Eine dauerhaft umweltgerechte Landwirtschaft ga-

rantiert die Qualität, die unsere Gäste von der Land-

schaft erwarten und von den Verbrauchern der Pro-

dukte zunehmend nachgefragt wird. Deshalb will der

Naturpark Südschwarzwald das Bewusstsein über die

Qualität der Landschaft und der Landbewirtschaftung

unterstützen. In diesem Sinne wollen wir wieder ver-

stärkt auf die bewährten Leistungen alter Nutztier-

rassen des Südschwarzwalds setzen.

Bewusstsein für regionale Qualität

Wir sehen die Nachfrage nach regionalen Quali-

tätsprodukten aus dem Naturpark Südschwarzwald

als Voraussetzung und Chance, um damit regional

angepasste Formen der Landbewirtschaftung zu

unterstützen und zu einer Sicherung und weiteren

Entwicklung der Kulturlandschaft beizutragen. Um

dieses Ziel zu erreichen, ist eine Bewusstseinskampa-

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

5 4 5 5

gne für die Bedeutung der Qualität regionaler Pro-

dukte und davon abhängiger Dienstleistungen der

Schwarzwaldbauern notwendig.

Qualität aus dem Südschwarzwald

Wir halten eine Erhöhung des Anteils regionaler

Qualitätsprodukte im Lebensmitteleinzelhandel des

Südschwarzwalds sowie eine gezielte Produktpräsen-

tation und Werbung für unverzichtbar. Damit sollen

über die bisherige Nachfrage aus der Direktvermark-

tung hinaus, die Produkte aus der Region eine deut-

lich höhere Wertschätzung und damit Wertschöpfung

erfahren.

Land - Gast - Wirt

Wir sehen in der Kooperation der Gastronomie und

Hotellerie mit der Landwirtschaft und den handwerk-

lichen Verarbeitungsbetrieben die wichtige Voraus-

setzung, um die Wertschätzung regionaler Produkte

zu vermitteln. Die Hotellerie und Gastronomie kann

hier einen Beitrag zur Sicherung ihres touristischen

Kapitals im Naturpark Südschwarzwald leisten.

Bauern als Kulturlandschaftsgestalter

Die Vernetzung der Landwirtschaft mit den Zielen des

Natur- und Landschaftsschutzes ist Bestandteil der

Naturpark-Philosophie. Dazu gehört es auch, den ein-

zigartigen Bestand an alter ländlicher Architektur zu

pflegen und neu zu errichtende Bauwerke sorgsam in

die Landschaft und in die Hofensembles einzubinden.

Die Leistungen der Bauern für eine umweltgerechte

Landwirtschaft und das einzigartige Landschaftsbild

müssen durch Informations- und Bildungskonzepte

des Naturparks Anerkennung finden und dadurch

stärker bewusst gemacht werden.

Qualifizierungsangebote für Bauern

Die vielfältigen Erwartungen, die an die Bäuerinnen

und Bauern im Naturpark Südschwarzwald gestellt

werden, sollen mit einem regionalspezifischen Wei-

terbildungs- und Qualifizierungsangebot erreicht

werden. Dazu ist ein breit angelegtes, auf soziale

Kompetenz ausgerichtetes und an landschaftlicher

Qualität orientiertes Bildungsangebot im gesamten

Naturparkgebiet erforderlich.

* Die Leitlinien wurden durch das Forum Naturpark

erarbeitet und im Rahmen der Naturparkkonzeption

verabschiedet.

Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien im

Bereich Landwirtschaft

Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:

• Erhaltung wettbewerbsfähiger Betriebe

• Qualitätssicherung und -kennzeichnung

• Sicherung der Grünlandbewirtschaftung

• Vermarktung regionaler Qualitätsprodukte

• Produktionsvorgaben für den Gesamtbetrieb als Ba-

sis von Qualitätskriterien der Produktvermarktung

• Beibehaltung des umfassenden Direktzahlungssys-

tems (Absicherung des Ansatzes von MEKA)

• Mindestausstattung an Extensivierungsflächen oder

Landschaftselementen als Fördervoraussetzung

• Festlegung von regionalen Förderschwerpunkten

auf der Basis des Naturpark-Plans

Die Landschaftsqualität im Naturpark Südschwarzwald

ist für den Tourismus und die Naherholung von einer

bäuerlichen Landwirtschaft abhängig. Gerade über

den Tourismus entsteht so in der Region und dadurch

initiiert auch außerhalb gleichzeitig eine Nachfrage

nach regionalen Spezialitäten und Qualitätsprodukten.

Die Landwirtschaft muss diesen Ansatz zusätzlich zum

Naturpark-Image nutzen. Die Orientierung der Nach-

frage nach hochpreisigen Qualitätsprodukten und nach

Landschaftsqualität ist eine in dieser Kombination neue

Orientierung für die Bauern im Südschwarzwald. Dass

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

5 4 5 5

damit Bauern auch erstmals wieder eine berufliche Pers-

pektive sehen, zeigen die ‚Erzeugergemeinschaft Junges

Weiderind’ oder die Biomilchlinie der Breisgaumilch aus

Freiburg bereits mit Nachdruck.

Die Offenhaltung der Landschaft kann über einen

marktfähigen Absatz der regionalen Qualitätsprodukte

erfolgen, wenn eine glaubwürdige Qualitätssicherung

und -kennzeichnung erfolgt und Logistik bzw. Vertrieb

professionell organisiert werden. Auch aus der Reg-

ion gibt es dafür bereits geeignete Beispiele (Schmidt’s

Märkte im Verbund mit EDEKA). Die Voraussetzungen,

z.B. für die breite Einführung einer Marke der Natur-

park-Region, können geschaffen werden. Die Marke der

Qualitätsprodukte aus dem Naturpark Südschwarzwald

stellt daher eine zentrale Voraussetzung für langfristi-

ge Weiterentwicklung der Betriebe und damit auch die

Sicherstellung der Kulturlandschaft mit ihrem hohen Ex-

tensiv-Grünlandanteil dar. Möglich wird diese Perspek-

tive aber erst durch die Größe des Naturparks und dem

damit zusammenhängenden Potential an Produkten.

Eine ausreichende betriebswirtschaftliche Perspektive

stellen Qualitätsprodukte und deren Vermarktung dar,

damit künftig Offenhaltung wieder über die Produktivi-

tät der Höfe und nicht vorrangig über staatlich subven-

tionierte Landschaftspflege erfolgt. Die entscheidende

Einflussgröße sind die Verbraucher, die bereit sein müs-

sen, die heimische Qualität aktiv nachzufragen und den

geringfügig höheren Preis zu bezahlen. Dieser rechtfer-

tigt sich durch den Mehraufwand, den die Landwirte

für die Landschaftspflege leisten. Dies verdeutlicht die

Bedeutung, die einer Kampagne wie z.B. ‚Bewusst Ein-

kaufen im Südschwarzwald’ als notwendige Ergänzung

zukommt. Nur in dieser effizienten Kombination von

umfassenden Direktzahlungssystemen (MEKA) und Mar-

ke sowie einer breit angelegten Bewusstseinskampagne

sind diese Ziele erreichbar.

Die Veränderung der agrarpolitischen Rahmenbedin-

gungen erfordert eine fortwährende Anpassung der

Landwirtschaft. Ziel ist die Verbesserung der wirtschaft-

lichen Grundlagen durch strukturelle Weiterentwicklung

der Betriebe und Organisationsformen einschließlich

überbetrieblicher Zusammenarbeit in Übereinstimmung

mit der Gesamtkonzeption des Naturparks zur Existenz-

sicherung der Familien.

Neben diesem zwingend notwendigen Schritt der Erhal-

tung einer sich wieder stärker selbst tragenden bäuer-

lichen Landwirtschaft im Südschwarzwald wird es aber

nach wie vor Flächen geben, auf denen die gesellschaft-

lich gewünschte Landschaftsoffenhaltung nicht mehr

über die Bewirtschaftung alleine gewährleistet sein

kann. Hierfür sind südschwarzwaldspezifische Transfer-

leistungen durch den Naturpark gesellschaftspolitisch

einzufordern. Hinweise für eine Optimierung bzw. Re-

gionalisierung einer multifunktionalen Landwirtschaft,

zum Beispiel des landesweit gültigen MEKA für den Be-

reich des Naturparks Südschwarzwald, müssen zunächst

aber politisch bewusst gemacht und anschließend kon-

sequent umgesetzt werden.

Eine räumliche Differenzierung macht vor diesem Hin-

tergrund zunächst wenig Sinn, im Rahmen der Regio-

nalisierung des Direktzahlungssystems könnten jedoch

regionale Förderschwerpunkte herausgestellt werden.

Zum Thema der Offenhaltung der Landschaft können

auf der kommunalen Ebene landschafts- und agrarstruk-

turelle Überlegungen zu Aufforstungs- und Nichtauf-

forstungsgebieten Beiträge und Vorstellungen zu einer

zukünftigen Landschaft leisten. Die agrarstrukturelle

Vorplanung sowie die Landschaftsplanung sind hier-

bei die Instrumente zur Umsetzung: Eine Abgrenzung

in Aufforstungs- und Nichtaufforstungsgebiete kann

gemäß § 25 LLG resp. § 5(6) LWaldG als kommunale

Satzung festgelegt werden. Die Offenhaltung der Flä-

chen selber muss über die oben beschriebene Strategie

erfolgen.

Mit der aufgezeigten Kombinationsstrategie lassen sich

viele heute noch existierende landwirtschaftliche Betrie-

be mit ihren landschaftsprägenden Schwarzwald-Bau-

ernhöfen als ein wichtiges Kulturgut darstellen, langfris-

tig absichern und erhalten. Über diese Existenzfähigkeit

der Betriebe wird es dann auch möglich sein, die Quali-

tät der hochwertigen Landschaft zu sichern.

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

5 6 5 7

3.3.3 Waldwirtschaft – Wildtier-Management

Leitlinien*

Naturnahe Waldwirtschaft

Wir streben im Naturpark Südschwarzwald eine na-

turnahe Waldwirtschaft an. Darunter verstehen wir

eine Waldbewirtschaftung, die der Nutz-, Schutz- und

Erholungsfunktion des Waldes in allen Besitzarten

gleichermaßen gerecht wird.

Wald ist mehr als Holz

Der Naturpark Südschwarzwald bietet die Chance,

diese multifunktionalen Leistungen des Waldes zu

sichern und in der Region bewusst zu machen. Er

kann dadurch die Bevölkerung sowie die Gäste für

Umfang und Intensität der Arbeit der Waldbesitzer

sensibilisieren. In diesem Sinne sehen wir im Natur-

park Südschwarzwald eine wichtige Mittlerfunktion

zwischen der Wald- und Holzwirtschaft sowie der Öf-

fentlichkeit, um die Bedeutung des Waldes stärker im

öffentlichen Bewusstsein zu verankern.

Volkswirtschaftliche Bedeutung

Gemeinsam mit den Waldbesitzern wollen wir die

naturnahe Waldwirtschaft in umwelt- und ressour-

censchonender Form als Zielvorstellung weiter ent-

wickeln. Die damit in Verbindung stehenden Gesamt-

leistungen werden wir deutlich machen und uns für

eine politische Förderung und Unterstützung ver-

wenden.

Qualität durch Zertifizierung

In der Beibehaltung oder Umstellung auf eine

naturnahe Waldwirtschaft sehen wir die auf die

Naturpark-Zielsetzungen ausgerichtete Form der

Waldbewirtschaftung. Wir bemühen uns, diese Be-

wirtschaftungsform durch Bewusstseinsvermittlung

und die Festlegung von Qualitätszielen bzw. über

die Forst-Zertifizierung zu erreichen.

Wald – ein Wirtschaftsfaktor

Der Waldbesitz stellt im Südschwarzwald eine zwar

regional unterschiedliche, aber dennoch wichtige Ein-

kommensquelle der Betriebe dar. Diese Bedeutung

des Waldes, die im Interesse der Gesamtlandschaft

Südschwarzwald liegt, wollen wir unterstützen. Da-

mit soll die wichtige Funktion bäuerlicher Höfe mit

Waldbesitz für die Sicherung der Erholungslandschaft

und der Tourismusregion betont und eine entspre-

chende Förderung unterstrichen werden.

Honorierung ökologischer Leistungen

Wir sind uns bewusst, dass bei der Realisierung na-

turschutzfachlicher Ziele einer naturnahen Waldwirt-

schaft eine herausragende Bedeutung zukommt. Die

Waldbesitzer im Südschwarzwald können diese defi-

nierte Aufgabe aber nur effektiv wahrnehmen, wenn

die Gesellschaft dies honoriert. Daher müssen die aus

ökologischen Zielsetzungen notwendigen zusätzli-

chen Aufgaben ausreichend gefördert werden.

Holz – ein regionaler Baustoff

Wir möchten der Wertschöpfung aus Produkten der

Wald- und Holzwirtschaft wieder mehr Geltung ver-

schaffen. Dazu halten wir die vorrangige Verwertung

heimischen Holzes durch ortsansässige Betriebe für un-

verzichtbar. Die Umstellung auf eine naturnahe Wald-

wirtschaft macht auch die Verarbeitungs- und Verwen-

dungsmöglichkeiten starken Holzes in der Region

notwendig, die wir unterstützen wollen. Wir möchten

zudem den Verbrauch heimischer Holzressourcen als

Heizenergie wieder verstärkt bewusst machen.

Regionale Qualitätszeichen Wald und Holz

Wir sehen in der Forst-Zertifizierung eine gute Mög-

lichkeit die Qualität unserer Holzprodukte in das

Verbraucherbewusstsein zu rücken. Darauf aufbau-

end können regionale Qualitätszeichen für umwelt-

gerecht erzeugte Südschwarzwälder Holzprodukte

entwickelt werden.

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

5 6 5 7

Ökonomie und Ökologie

Wir erkennen in der verstärkten Nachfrage und Ver-

wertung der heimischen Hauptbaumarten Fichte, Bu-

che und Tanne eine herausragende Chance, um die

Waldwirtschaft im Südschwarzwald zu stärken. Über

die Förderung der Mischbaumarten und ihrer Ver-

marktung sollen die optimalen ökologischen Wald-

funktionen gewährleistet werden.

Qualifizierungsinitiative Holz

In neuen Formen der Kooperation von Waldbesit-

zern, holzbe- und -verarbeitendem Handwerk, Bil-

dung und Tourismus sehen wir eine große Chance,

um einer naturnahen Waldwirtschaft im Südschwarz-

wald flächendeckend den Weg zu ebnen. In diesem

Sinne sehen wir im Naturpark Südschwarzwald das

Instrument, die Region als Standort für neue Qualifi-

zierungs- und Bildungseinrichtungen des Holzsektors

bekannt und interessant zu machen.

Wildtiere gehören in unsere Landschaft

Wildtiere genießen ein Lebensrecht in unserer Süd-

schwarzwälder Kulturlandschaft. Jagd und Hege als

Regulierungsinstrument der Wildtierbestände ori-

entieren sich an den Erfordernissen der naturnahen

Waldwirtschaft und der dauerhaft umweltgerechten

Landwirtschaft, aber auch an den Lebensraumansprü-

chen und Verhaltensweisen einer möglichst großen

Artenvielfalt an Wildtieren. Die Jagd soll möglichst

störungsarm ausgeübt werden, damit Wildtiere weni-

ger scheu sind und erlebbar bleiben. Durch die Mög-

lichkeiten zur Beobachtung von Wildtieren wird der

touristische Erlebniswert der Landschaft gesteigert.

Erholung im Wald

Die Waldwirtschaft wird im Naturpark in besonderem

Maße der Erholungsfunktion des Waldes gerecht.

Dabei werden ‚Naturruhezonen’ ohne touristische

Erschließung und ‚Zonen der Erholung im Wald‘

unterschieden. In letzteren erhöhen waldästheti-

sche Maßnahmen einerseits den Erholungswert und

übernehmen andererseits Lenkungsfunktionen. In

Erholungsschwerpunkten werden besucherfreundli-

che Erschließungsmaßnahmen angeboten. Holzernte-

maßnahmen werden so schonend durchgeführt, dass

sie u.a. die Walderholung nicht dauerhaft negativ be-

einträchtigten.

* Die Leitlinien wurden durch das Forum Naturpark

erarbeitet und im Rahmen der Naturparkkonzeption

verabschiedet.

Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien für die

Waldwirtschaft und das Wildtier-Management

Naturnahe Waldwirtschaft:

Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:

• Dauerhaft umweltgerechte und naturnahe Wald-

wirtschaft

• Neu- und Wiederaufbau strukturreicher Wälder

• Begleitende und steuernde Eingriffe sowie Selbst-

regulierungssysteme

• Natürliche Waldgesellschaften

• Erzeugung hochwertiger Hölzer

• Verwendung heimischer Hölzer

• Öffentlichkeitsarbeit zur naturnahen Waldwirt-

schaft

Der Neu- oder Wiederaufbau strukturreicher und an die

Standortbedingungen des Südschwarzwalds angepass-

ter Wälder erfordert einen nicht unerheblichen Zeit- und

Finanzbedarf aller Waldeigentumsarten über viele Jahr-

zehnte hinweg. Gerade aber das besondere Ausmaß an

intakten Waldbildern in der Naturpark-Region ist das

Ergebnis eines solchen verantwortungsvollen Handelns

der Menschen in den vergangenen Jahrhunderten. Alle

Wälder bieten multifunktionale Nutz-, Schutz- und Er-

holungsfunktionen, welche – je nach Waldeigentumsart

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

5 8 5 9

– unterschiedliche Bedeutung haben können. Trotzdem

ist es das Ziel der Forstpolitik, diese unterschiedlichen

Funktionen durch eine dauerhaft umweltgerechte

Waldwirtschaft auf derselben Fläche anzustreben. Um

diese Zielsetzung zu erreichen, wurde u.a. das Konzept

der ‚naturnahen Waldwirtschaft’ entwickelt. Damit

wird ein Waldbau angestrebt, der sowohl ein vielfälti-

ges Angebot von starkem und wertvollem Holz als nach-

wachsendem Rohstoff bereithält, die unterschiedlichen

Schutzfunktionen der Wälder in hohem Maße sicher-

stellt und gewährleistet und darüber hinaus seine sozi-

ale Funktion mit den vielfältigen Wohlfahrtswirkungen

optimal erfüllt. Damit sollen Waldentwicklungsziele mit

möglichst geringem menschlichem Störungsaufwand er-

reichbar bleiben (Selbstregulierungssystem).

Waldbewirtschaftung in diesem Sinne und wie sie von

der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg durch

ihre ‚Richtlinie landesweiter Waldentwicklungstypen’

auch betrieben wird, bedeutet begleitende und steu-

ernde Eingriffe in eine Waldentwicklung bis hin zur

Ermöglichung von Selbststeuerungsmechanismen. Wie

in kaum einem anderen Bereich ist es deshalb im Wald

möglich, ökonomische und ökologische Zielsetzungen

miteinander zu verbinden.

Auf der Basis der Ergebnisse der forstlichen Standort-

kartierung sollen möglichst diejenigen Baumarten do-

minieren, die in der jeweiligen Waldgesellschaft von

Natur aus vorkommen. Dies bedeutet aber auch, dass

bewährte, dieser Waldgesellschaft nicht angehörende

Wirtschaftsbaumarten (sog. Gastbaumarten), am Wald-

aufbau, wenn auch nicht bestandsbildend, beteiligt sein

können.

Die Erzeugung von hochwertigem Holz ist die Voraus-

setzung für eine Waldbewirtschaftung, welche auch

die anderen Waldfunktionen möglichst ohne staatliche

Transferleistungen sichert. Da dies bei diesem nach-

wachsenden Rohstoff relativ unproblematisch möglich

ist, muss die Nutzung des Waldes auch immer als ein

ökologisch sinnvolles und notwendiges Instrument gese-

hen, bewertet und öffentlich bewusst gemacht werden.

Dies macht aber auch eine Strategie zur Verwendung

heimischen Holzes aus dem Südschwarzwald in der Na-

turparkregion notwendig (z.B. analog zur Weißtannen-

initiative in Vorarlberg).

Da zeitlich bedingt noch nicht alle Waldbestände im

Südschwarzwald den Zielvorstellungen einer naturna-

hen Waldwirtschaft entsprechen, muss diese Aufgabe

und ihre Notwendigkeit auch über den Naturpark sehr

viel stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit geho-

ben werden. Die gewaltige Anstrengung im vergange-

nen Jahrhundert mit der Wiederbewaldung großflächig

übernutzter Wälder muss daher heute auch als eine ge-

samtökologische Leistung honoriert werden. Die in der

Folge noch dominant anzutreffenden nadelbaumbe-

tonten Altersklassenwälder sind daher nur eine Über-

gangsphase.

Die naturnahe Waldwirtschaft leistet überdies einen

bedeutenden Beitrag für eine sichere und qualitative

Trinkwasserversorgung. Bewaldete Flächen wirken sich

gegenüber anderen Nutzungsformen am positivsten für

den Grundwasserschutz aus. So gibt es Wälder, die spe-

ziell als Wasserschutzwald ausgewiesen sind.

Naturnaher Waldbau wird sich nur dann mittel- bis lang-

fristig dauerhaft umsetzen lassen, wenn er als gesamt-

ökologischer Beitrag unseres Jahrhunderts zum Wald-

umbau verstanden wird, und die damit verbundenen

Chancen gesehen werden. Der Naturpark kann hier eine

wichtige Mittlerfunktion übernehmen

Besuchermanagement und Erlebnispädagogik im Wald:

Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:

• Markierung von Wegen

• Waldspielplätze

• Entwicklung von Lehrpfaden

• Besucherlenkungskonzepte

• Umweltbildung

• Förderung eines neuen Waldverständnisses

• Attraktivität in der Angebotsgestaltung

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

5 8 5 9

Im Zusammenhang mit der Frage der Minimierung von

Störungen von Wildtieren (z.B. bei Raufußhühnern

oder beim Schalenwild im Winter) spielt das Besucher-

management eine entscheidende Rolle. Insbesondere,

wenn es darum geht, konsequente Ruheräume bereit-

zuhalten oder naturnahe Waldbestände aufzubauen

und diese vor Verbiss- oder Schälschäden zu bewahren,

müssen räumliche Konzepte entwickelt werden. Der

Naturpark kann mit dem Offenen Forum künftig eine

Diskussionsplattform bieten, um im Rahmen solcher

– natürlich ausgewogen zusammengesetzter – Gremien

regional anstehende Themen wie Besuchermanagement

zu diskutieren und dann einer alle Seiten zufriedenstel-

lenden Lösung zuzuführen.

Die Waldpädagogik stellt einen Bildungsauftrag dar,

der im Landeswaldgesetz verankert ist. Wald bie-

tet sich für die genannten Themenbereiche hervor-

ragend als Gebietskulisse an. Auch Incentiv- und

Eventveranstalter haben daher ein zunehmendes In-

teresse an einer Kooperation mit Waldbesitzern oder

Großschutzgebieten, um dort Schulungen mit Outdoor-

Elementen zu kombinieren.

Wenn die Chance gesehen wird, die sich aus der Kombi-

nation von attraktiver Waldlandschaft im Südschwarz-

wald und dem Naturpark bietet, kann hier ein waldpä-

dagogisches Element genutzt werden, das umfassende

Perspektiven bietet und zu einer besonderen Attrakti-

vität in der Angebotsgestaltung von touristischen Leis-

tungen des Südschwarzwalds führen kann. Die Ange-

bote der Waldbesitzer können auch zu einem neuen

Waldverständnis bei den Nutzern führen. Wald und Er-

holung gehören seit jeher zusammen. Daher bietet der

Naturpark Südschwarzwald den Waldbesitzern und der

Landesforstverwaltung auch eine ideale Plattform, um

die Interessen der Besucher und die Anliegen der Wald-

besitzer optimal in Einklang zu bringen.

Wildtier-Management:

Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:

• Bedeutung des Waldes als Lebensraum für heim-

isches Wild

• Erhaltung und Pflege des Waldes zur Sicherung

der Lebensgrundlagen des Wildes

• Artgerechtes Wildtier-Management

• Kooperation zwischen Naturschutz und Jägern

• Überbrückung künstlicher Barrieren Verbindung

von Wald- und Naturräumen

• Neu- und Wiederbesiedlung durch Artenschutz-

maßnahmen

Als Lebensraum für das heimische Wild hat der Wald

besondere Bedeutung. Er bietet weiträumige, natürli-

che Biotope und Rückzugsgebiete für die im Naturpark

vorkommenden Wildarten. Die Erhaltung und Pflege

des Waldes sichert somit unmittelbar auch die Lebens-

grundlagen des Wildes. Das Ziel der Jagd im Naturpark

Südschwarzwald sollte folglich die Erhaltung der Natur

sowie der Lebensräume einer artenreichen Tier- und

Pflanzenwelt sein. Neue Kenntnisse über heimische

Wildarten liefert hierfür die Wildforschungsstelle und

die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt des Lan-

des Baden-Württemberg. Sie führen wissenschaftliche

Untersuchungen zur Wildverbreitung und Bestandsent-

wicklung sowie zur Wildschadensproblematik durch.

In diesem Zusammenhang stellt sich in den letzten Jah-

ren für den Naturpark Südschwarzwald vor allem die Zu-

nahme des Schwarzwildes (Wildschweine) problematisch

dar, da hier erhebliche Schäden vor allem im Bereich der

Landwirtschaft auftreten. Das Schwarzwild dringt auf

der Suche nach Nahrung inzwischen bis in den Hoch-

schwarzwald vor. Die Förderung des Schwarzwildes über

die Fütterung wurde durch die neue Durchführungsver-

ordnung zum Landesjagdgesetz eingeschränkt. Eine Füt-

terung oder Kirrung von Schwarzwild ist demnach ober-

halb 800 m NN nicht mehr erlaubt.

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

6 0 6 1

Für Rot- und Rehwild sind genaue Abschusspläne auf-

zustellen, die einen Überblick über die Regulierungsbe-

mühungen geben sollen. Abschussstatistiken seit den

1930er-Jahren belegen, dass der Wildbestand bestän-

dig bis in die 1990er-Jahre gestiegen ist. Dies wird auch

in den Forstlichen Gutachten deutlich, in denen die Ver-

bissschäden als Gradmesser für die Wilddichte und als

Orientierung für die Abschussfestsetzung ermittelt wird.

Die in den letzten Jahren laufend verbesserten Jagdme-

thoden haben zu einem Wildbestand geführt, der auf

großen Teilen des Naturparks als den Lebensraumbedin-

gungen angepasst gelten kann.

Im Naturpark Südschwarzwald können Waldtierarten

mit sehr großem Flächenanspruch dauerhaft und stabil

erhalten werden. Z.B. ist das Auerhuhn für ein dauer-

haftes Überleben auf ein großräumiges Konzept v.a. für

die Flächen der Hochlagen angewiesen. Der Luchs hat in

Baden-Württemberg nur dann eine Wiederbesiedlungs-

und Überlebenschance, wenn er das gesamte Schwarz-

waldgebiet nutzen kann und zu weiteren Waldgebieten

Anschluss bekommt. Diese Austauschmöglichkeiten zu

weiteren Waldgebieten sind auch für Arten mit gerin-

gem Flächenanspruch erforderlich, weil der Schwarz-

wald als Spendergebiet für die Wiederbesiedlung wei-

terer Räume sehr hohe Bedeutung hat und gleichzeitig

auch im Schwarzwald einige Waldarten erloschen sind,

denen über geeignete Lebensraumkorridore eine Rück-

kehr ermöglicht werden sollte.

Die Erhöhung der Chancen zur Neu- und Wiederbesied-

lung von Flächen ist eine wichtige Artenschutzmaßnah-

me, insbesondere dann, wenn das lokale Risiko auszu-

sterben, künstlich durch die Reduktion natürlicher und

naturnaher Biotope erhöht ist. Deshalb ist es notwen-

dig, künstliche Barrieren innerhalb des Schwarzwalds

zu ‚überbrücken‘ und Verbindungen zu Waldgebieten

anderer Naturräume herzustellen. Wesentlich ist, dass

an den Anknüpfungsbereichen die Waldentwicklung

(bzw. -nutzung) entsprechend den Ansprüchen beson-

ders schutzbedürftiger Arten gesteuert wird. Das be-

deutet beispielsweise, dass kleinflächig bereits vorhan-

dene Altholzbestände erhalten werden, in denen über

natürliche Alterungsprozesse Lebensraum für Alt- und

Todholzbewohner entwickelt wird. Weitere Beispiele

sind: größere Flächen mit Weichholzsukzessionen, Alt-

baum-Beständen mit durchsonnter, artenreicher Kraut-

schicht, größerflächige Waldmantel- und Waldsaum-

biotope. Insbesondere bei der Planung der forstlichen

Nutzung, aber auch der landwirtschaftlichen Nutzung

und von Naturschutzmaßnahmen muss darauf geachtet

werden, dass eine ausreichende Dichte von Trittstein-

biotopen erhalten wird.

Zur Integration verschiedener mit Wildtieren verbun-

dener Interessensgruppen ist für den Naturpark Süd-

schwarzwald die Entwicklung eines artgerechten Wild-

tiermanagements anzustreben, bei dem sowohl den

wildlebenden Tierarten als auch der Pflanzenwelt und

den Belangen der Jägerschaft Aufmerksamkeit beige-

messen wird. Wichtig hierbei ist eine Kooperation zwi-

schen dem Naturschutz und den Jägern, um Verständnis

für die Sachargumente zu erreichen und die Zusammen-

arbeit vor Ort zu verbessern. Besonders wichtig ist aber

auch, dass Wildtiere zunehmend von einer breiteren Öf-

fentlichkeit beobachtet und erlebt werden können. Die

Attraktivität des Naturparks wird auch durch die in ihm

vorhandenen Wildtiere gesteigert.

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

6 0 6 1

3.3.4 Siedlungsentwicklung – Energie – Verkehr

Leitlinien

Siedlungsstruktur im Gesamtraum

Die Naturpark-Idee betrachtet Landschaft und Sied-

lung als Einheit. Der strukturelle Rahmen der Raum-

planung sowie die Grundsätze einer dauerhaft um-

weltgerechten Siedlungsentwicklung sind für uns

die Basis der weiteren räumlichen Entwicklung im

Südschwarzwald. Ziel der Siedlungsentwicklung im

Bereich des Naturparks Südschwarzwald ist es, die Be-

lastungen des Naturraums so gering wie möglich zu

halten, vorhandene Fehlentwicklungen durch geeig-

nete Maßnahmen abzumildern, die unterschiedlichen

landschaftstypischen, historischen Siedlungsstruktu-

ren im Höfe-, Allmend- und Realteilungsgebiet zu

pflegen und behutsam weiterzuentwickeln.

Gleichwertige Entwicklungschancen

In allen Gemeinden des Südschwarzwalds soll eine

zukunftsorientierte, der jeweiligen Lage und den

örtlich unterschiedlichen Funktionen angepasste

Entwicklung stattfinden können. Den Gemeinden

obliegt dabei die Verantwortung für eine ausgewo-

gene, am Naturpark-Leitbild ausgerichtete Entwick-

lung von Landschaft und Siedlung.

Siedlungsentwicklung, Freiraum und Landschaft

Die im Südschwarzwald typischen ländlichen Sied-

lungsformen wie Tälersiedlungen, Streusiedlungen

und Einzelgehöfte sollen unter Rücksichtnahme auf

die landschaftlichen und baulichen Ensembles wei-

terentwickelt werden. Die Erhaltung der Landschaft

im Südschwarzwald setzt eine flächenschonende

Siedlungsentwicklung voraus. Im Hinblick auf den

Gesamtcharakter des Südschwarzwalds ist die Ein-

bindung bestehender wie neu entstehender Sied-

lungen in die Landschaft wichtig. In Neubaugebieten

sollen angemessene und zukunftweisende Bauweisen

und Bauformen unterstützt werden. Hierzu gehört es

unter anderem, die Begrenzung von Gebäudehöhen

allgemein an der Topographie und der Höhenent-

wicklung der Vegetation zu orientieren. In diesem

Bezug wird unter anderem auch auf die Inhalte des

sogenannten ‚Schwarzwald-Erlaß’ verwiesen.

Innenentwicklung und Nutzungen

Zur Schonung der Landschaft trägt es bei, leerstehen-

den Wohn- und Arbeitsraum sinnvollen Nutzungen

zuzuführen. Die Qualität der Dorf- und Stadtkerne

soll durch Durchmischung der Nutzungen, anforde-

rungsgerechte Verdichtung und Aufwertung der Frei-

räume und Grünordnung gesichert und unterstützt

werden. Hierbei sind die Belange der Wohn- und

Lebensqualität, die Freizeitbedürfnisse, der Umwelt-

schutz, die Ortsbildpflege und die Verkehrskapazitä-

ten zu berücksichtigen.

Architektur

Eine wichtige Aufgabe im Bereich des Naturparks

ist die Pflege, Nutzungserhaltung, Nutzungsanpas-

sung und Weiterentwicklung der historischen länd-

lichen Architektur, um den typischen Charakter des

Südschwarzwaldes zu erhalten. Landwirtschaftliche

Neubauten sollen die bewährten Funktions- und

Konstruktionsmerkmale sinnvoll fortentwickeln und

in die Hof- und Landschaftsensembles eingebunden

sein. Auch für das Bauen im Außenbereich muss

eine zurückhaltende Gestaltung, Einpassung in die

Topographie und unauffällige Fernwirkung im Vor-

dergrund stehen. Anstelle der Anwendung formaler

Versatzstücke wünschen wir eine Architektur, die

auf vorhandene landschaftliche und bauliche Qua-

litäten Rücksicht nimmt. Zukunftsweisende Ansätze

im Hinblick auf veränderte Nutzungsanforderungen,

Energiebedarf, Energiebilanz, Recycling u. ä. sollen

unterstützt werden. Überzeugende Architektur ent-

steht in Verbindung mit den dargestellten Anfor-

derungen durch Übereinstimmung von Funktion,

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

6 2 6 3

Konstruktion und Gestalt. Der öffentlichen Hand als

Bauherr kommt in diesem Zusammenhang besondere

Vorbildfunktion zu.

Stofflich-energetische Kreislaufwirtschaft

Zur Verbesserung der Regionalentwicklung soll eine

dezentrale, kleinräumige Kreislaufwirtschaft auf der

Basis der regionalen Stoff- und Energieproduktion im

Südschwarzwald unterstützt werden. Verwendung

und Nutzung heimischer Rohstoffe wie Holz und das

Recycling von Rohstoffen dient diesem Aspekt. Ziel

muss eine möglichst vielfältige, auf die regionalen

und lokalen Gegebenheiten und die funktionalen Zu-

sammenhänge ausgerichtete und umweltverträgliche

Ver- und Entsorgungsstruktur sein.

Energie

Örtliche Energiekonzepte sollen zur Verringerung

des Energieverbrauchs beitragen. Die Energiever-

sorgung soll in allen Teilen des Südschwarzwalds so

aus- und umgebaut werden, dass der Bevölkerung,

der Wirtschaft und dem Verkehr langfristig ein mög-

lichst vielseitiges und umweltfreundliches Energiean-

gebot zur Verfügung steht. Erneuerbare, heimische

Energiequellen wie Holz-, Biogas- oder Solarenergie,

Wasser- und Windkraft wollen wir unterstützen. Bei

Einsatz der Windenergie im Naturpark ist vor allem

die Wahrung der Landschaftsverträglichkeit im Hin-

blick auf das Landschaftsbild, bei der Wasserkraft die

Belange der Gewässerökologie zu berücksichtigen.

Verkehr

Besondere Aufmerksamkeit wollen wir den Möglich-

keiten der Verkehrsreduzierung im Bereich des mo-

torisierten Individualverkehrs und des Güterverkehrs

bzw. der Förderung umweltfreundlicher und inno-

vativer Verkehrsträger, Rad- und Fußgängerverkehr

widmen. Mit dem Ziel der besseren Auslastung der

bestehenden ÖPNV-Angebote sowie zu deren Aus-

bau müssen Information und Werbung für Verän-

derungen im Verkehrsverhalten eingesetzt werden.

Wir wollen die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel

gezielt auch bei Gästen des Südschwarzwalds bei der

An- und Abreise sowie im Urlaub selbst fördern. Um

dieses Ziel zu erreichen, müssen Verkehrslenkungs-

maßnahmen in Betracht gezogen werden.

Information und Beratung

Eine mit den Naturpark-Zielen in Einklang stehende

Siedlungsentwicklung lässt sich ebenso wie der Ein-

satz regenerativer Energiequellen oder die Stärkung

umweltfreundlicher Verkehrsträger nur über eine

intensive Öffentlichkeitsarbeit im Naturpark Süd-

schwarzwald verankern. Wir setzen uns daher für

eine aktive Information und Beratung ein.

* Die Leitlinien wurden durch das Forum Naturpark

erarbeitet und im Rahmen der Naturparkkonzeption

verabschiedet.

Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien für

Siedlungsentwicklung – Energie – Verkehr

Siedlungsentwicklung:

Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:

• Auslobung von Siedlungsentwicklungskonzepten

• Jährliche Auslobung Holzbaupreis Südschwarzwald

• Hilfestellungen zum Bauen und Planen im Bestand

• Schriftenreihe ‚Bauen + Energie im Südschwarz-

wald’. Zu Beginn dieser Reihe steht die Veröffent-

lichung des Architektenwettbewerbes ‚Weiterent-

wicklung von Schwarzwaldhöfen’ in Kooperation

mit dem Schwarzwaldverein

• Ausstellungen

• Planerforen + Workshops (im Rahmen der Natur-

park-Akademie, s. Kapitel 3.4 )

• Projektidee ‚Südschwarzwälder Baukoop’

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

6 2 6 3

Hauptproblem der heutigen ländlichen Siedlungsent-

wicklung ist der aufgrund des Siedlungsdrucks zum Teil

unsensible Umgang mit der Landschaft. Raumbeobach-

tungen zeigen, dass nicht nur die Größe und das Wachs-

tum der Baugebiete allmählich den ländlichen Raum

bedrängen, sondern insbesondere die Exponiertheit

von Neubauquartieren und das Bauen außerhalb von

Baugebieten maßgeblich zur optischen Zerstückelung,

zur Verkleinerung ganzer Landschaftsräume, beitragen.

Exponierte, in die Landschaft hinaus gewachsene Neu-

quartiere sowie Bauten und Anlagen außerhalb der Bau-

gebiete bilden die ‚Brücken‘ einer optischen, negativen

Vernetzung der Siedlungsräume.

Die Entwicklung in der ländlichen Siedlung darf nicht

mehr gleichbedeutend mit Bauen und Verbauen sein.

Viele ländliche Gemeinden weisen noch größere Bau-

landreserven und auch ein gutes Entwicklungspotential

in alten Dorfteilen auf. Eigenbedarf kann nicht dahin-

gehend verstanden werden, dass jede Generation einen

neuen Siedlungsring in den Landschaftsraum legt. Die

sorgfältige Nutzung der vorhandenen Reserven und

eine qualitativ ausgerichtete Dorferneuerung sichern

den Spielraum für nötige Entwicklungsmöglichkeiten.

Der Naturpark kann versuchen, durch Öffentlichkeits-

und Beratungstätigkeit Sensibilität für die Fragestel-

lungen der Siedlungsentwicklung und Architektur im

Naturpark zu erzeugen. Die Entwicklung einer ‚Vor-

bildlandschaft‘ kann nur gesamthaft gesehen werden,

denn die visuellen Wirkungen und auch die kumulati-

ven Effekte der Siedlungsentwicklung, z.B. durch den

Verkehr, wirken weit über den eigentlichen Siedlungs-

bereich hinaus.

Insbesondere auch der Ansatzpunkt, alle ‚am Bau‘ Be-

schäftigten zusammenzuführen, ist wichtig (Bauherr, Ar-

chitekt, Kommune, Naturschutzbeauftragter, Baurechts-

behörde, Landwirtschaftsamt). Es kann eine gemeinsame

‚Plattform‘ geschaffen werden, die es ermöglicht, den

Naturparkgedanken direkt in das Handeln umzusetzen.

Die Bauschaffenden, die ihre Bereitschaft und Fähigkeit

nachweisen, im Sinne einer regionaltypischen ressour-

censchonenden und energiebewussten Bauweise zu

arbeiten, könnten z.B. zertifiziert werden. In diesem

Zusammenhang initiierte der Schwarzwaldverein einen

Architektenwettbewerb ‚Schwarzwaldhöfe’, der unter

Mitwirkung vom Ministerium Ländlicher Raum, dem Na-

turpark und anderen Partnern unterstützt wurde. Hier

liegen bereits detaillierte Erkenntnisse zum Neubau

bzw. Ergänzungsbau von Schwarzwaldhöfen vor, die

eine solche ‚Plattform’ integriert werden könnten.

Energie:

Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:

• Vorbildfunktion durch Versorgung der Region mit

regenerativer Energie

• Ausbau der Biogastechnologie

• Öffentlichkeitsarbeit in den Bereichen Biogas,

Solarenergie und Holz

• Lösung von Konfliktpotentialen zwischen Nutzung

erneuerbarer Energien und damit verbundenen

Landschaftseingriffen

• Einrichtung von Diskussionsforen zum Thema er-

neuerbare Energien

• Naturpark als Mediator bei Problemlösungen

• Erstellung von Machbarkeitsstudien

• Auswahl von Mustergemeinden mit hohem Selbst-

versorgungsgrad

• Beratungsangebot und Umsetzungshandbuch für

alle Gemeinden

Der Naturpark verfügt über ein reiches Potential an re-

generativen Energien über deren Nutzung er maßgeb-

lich zum Klimaschutz beitragen kann. Die verschiedenen

Energieformen haben allerdings einen unterschiedli-

chen Stellenwert. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf

der Energiegewinnung durch Biomasse, Solarenergie

und Erdwärme. Hervorgehoben werden muss im Zu-

sammenhang mit den positiven Wechselwirkungen zur

Grünlanderhaltung insbesondere der Bereich der Bio-

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

6 4 6 5

gastechnologie. Für den Schwarzwald ist die technologi-

sche Weiterentwicklung von Kleinanlagen eine besonde-

re Herausforderung, da die landwirtschaftliche Struktur

nur in kleineren Teilräumen den Einsatz der heute be-

reits ausgereiften, großen Anlagen zulässt. Die Biogas-

technologie könnte jedoch in einzigartiger Form einen

Beitrag zum wirtschaftlichen Erhalt der landwirtschaft-

lichen Betriebe in den Bergregionen leisten.

Die Nutzung von Wasser- und Windkraft stößt hinge-

gen aufgrund des Konfliktes mit dem Natur- und Land-

schaftsschutz an Grenzen. So können neben den positi-

ven Wirkungen der Erzeugung von Naturenergie durch

den Bau von Anlagen und deren Nutzung Beeinträchti-

gungen für den Naturhaushalt und das Landschaftsbild

und -erleben verbunden sein. Seit 1997 gehören Wind-

kraftanlagen im Außenbereich zu den ‚privilegierten

Vorhaben‘, was zur Folge hat, sich diesem Thema jetzt

planerisch widmen zu müssen. Das Landesplanungsge-

setz hat die großräumige Planung hier den Regional-

verbänden zugeschrieben. Durch die Subventionierung

(Gesetz erneuerbarer Energien) werden vermehrt Berei-

che des Südschwarzwalds für die Windenergienutzung

in Anspruch genommen. Laut aktueller politischer Ent-

wicklung (Landesplanungsgesetz) werden die regional

bedeutsamen Standorte für Windkraftnutzung durch

die Regionalverbände vorgeschlagen. Die Regionalver-

bände wünschen hierbei eine enge Zusammenarbeit mit

dem Naturpark Südschwarzwald.

Die effektive Windenergienutzung im Binnenland ist

insbesondere auf die Inanspruchnahme von exponierten

Standorten im Bereich von Kuppenlagen oder in weiten,

ebenen Offenlandschaften angewiesen. Bei gleichzeitig

energietechnisch bevorzugter Erhöhung der Masten und

Aufstellung in Gruppen (‚Parks‘) potenziert sich jedoch

die Fernwirkung von Großanlagen auf das Landschafts-

bild und damit auch auf den Erholungswert der Land-

schaft. Die landschaftsbildbezogenen Wirkungen von

Windenergieanlagen können den ursprünglichen Land-

schaftstyp überprägen. So wichtig regenerative Energi-

en sind, so entscheidend ist es auch, die Beeinträchtigun-

gen der Landschaft in einem verträglichen Rahmen zu

halten. Der sich daraus ergebende Konflikt zwischen der

Nutzung erneuerbarer Energien auf der einen Seite und

dem Landschaftseingriff andererseits muss innerhalb des

Naturparks diskutiert und gelöst werden.

Zur Nutzung der Windkraft gelten im Naturpark Süd-

schwarzwald die folgenden Leitsätze:

Positionspapier Windkraft des Naturparks Südschwarz-

wald

Der Südschwarzwald ist eines der wenigen Gebiete in

Deutschland, deren landschaftliche Geschlossenheit in

ihrem besonderen und einzigartigen Reiz erhalten blieb.

Dieser Kernbereich des gesamten Schwarzwaldes ist ge-

prägt von einem Wechsel zwischen bewaldeten und un-

bewaldeten Flächen, hohen Bergen und tiefen Schluch-

ten sowie steilen Abhängen. Hier liegen die höchsten

Erhebungen des gesamten Schwarzwaldes auf engstem

Raum konzentriert. Feldberg, Belchen, Schauinsland,

Kandel, Herzogenhorn, Hochfirst seien nur beispielhaft

als einige der bekanntesten Gipfel im Schwarzwald ge-

nannt. Insofern kommt in diesem zentralen Gebiet des

Hochschwarzwaldes den Gipfellagen eine besondere

Bedeutung zu, da sie - auch wegen ihrer Fernwirkung

- einen prägenden Charakter für das Landschaftsbild im

gesamten Südschwarzwald haben.

Der Naturpark Südschwarzwald besitzt hohe Qualitäten

bezüglich der Natur und Landschaft, die weit über die

Region hinaus Bedeutung haben. Natur und Landschaft

sind das eigentliche Kapital des Südschwarzwaldes, Wer-

te die es zu bewahren und unter landschaftsverträgli-

chen Gesichtspunkten weiterzuentwickeln gilt.

Der Naturpark Südschwarzwald hat sich deshalb auch

das Ziel gesetzt, den Südschwarzwald als wertvolle Er-

holungslandschaft zu erhalten und weiterzuentwickeln,

sowie die Schönheit, den Charakter und die Vielfalt von

Natur und Landschaft zu erhalten und zu schützen.

Hierzu wurden in der Naturparkkonzeption mehrere

themenbezogene Leitbilder entwickelt, die auch das

Konfliktfeld Landschaft - Windkraftnutzung aufgrei-

fen. Die Erfahrungen im Naturpark zeigen, dass eine

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

6 4 6 5

großräumige Betrachtung und Abstimmung hilfreich

wäre. Die Naturparkkonzeption sieht deshalb vor, das

Problem der Windenergienutzung im Naturpark ge-

meinsam zu klären.

Hierzu dienen folgende Leitsätze für die Windkraftnut-

zung im Südschwarzwald, welche die Grundsätze der

Naturparkkonzeption konkretisieren und akzentuieren

sollen:

1. Der Naturpark Südschwarzwald leistet einen

Beitrag zur regenerativen Energiegewinnung

Mit Energiepotentialen aus Biogas, Biomasse, Son-

ne, Wasser und Wind kann der Naturpark einen

bedeutenden Beitrag zum Umweltschutz und einer

nachhaltigen Energiewirtschaft liefern. Die Nature-

nergienutzung stellt einen Beitrag zur regionalen

Wertschöpfung in der Kulturlandschaft des Süd-

schwarzwaldes dar. Auf den beachtlichen Beitrag

der Hochrheinregion zur realisierten und noch mög-

lichen Nutzung der Wasserkraft wird ausdrücklich

hingewiesen. Der Naturpark befürwortet daher die

Nutzung dieser Naturenergien, wobei diesen jedoch

eine unterschiedliche Bedeutung und Problematik für

die Landschaft des Südschwarzwaldes zukommt.

2. Bei der Windkraftnutzung ist in besonderer Weise

auf die sensible Landschaft des Südschwarzwaldes

auch als hochwertige Tourismusregion Rücksicht

zu nehmen

Der landschaftstypische Wechsel von markanten Er-

hebungen und tiefen Tälern führt gerade auch in der

Fernsicht zu charakteristischen Sichtbeziehungen, die

das gesamte Landschaftsbild des Südschwarzwaldes

beeinflussen. Aus Gründen des Landschaftsschutzes

ist der Südschwarzwald auch als hochwertige Touris-

musregion nur mit Einschränkungen für die Wind-

energienutzung geeignet.

3. Es ist eine großräumige Betrachtung von Wind-

kraftstandorten erforderlich

Die für den Südschwarzwald charakteristischen Sicht-

beziehungen machen bei Standorten für Windkraft-

anlagen eine großräumige Betrachtung erforderlich.

Allein eine kleinräumige Bewertung von Windkraft-

anlagen im Südschwarzwald würde zu Entwicklun-

gen führen, die den Zielen des Naturparks zuwider-

laufen.

4. Eine technische Überformung gefährdet das Land-

schaftsbild des Südschwarzwaldes

Beim Einsatz der Windenergie im Südschwarzwald

ist vor allem die Wahrung der Landschaftsverträg-

lichkeit im Hinblick auf das weiträumig zu betrach-

tende Landschaftsbild zu berücksichtigen. Windkraft-

anlagen können einen beeinträchtigenden Einfluss

auf das Landschaftsbild haben. Der Südschwarzwald

muss vor einer technischen Überformung, insbeson-

dere durch eine Vielzahl flächendeckend erstellter

technischer Anlagen, bewahrt werden.

5. Landschaftsverträglichkeit hat im Naturpark einen

besonders hohen Stellenwert

Für bauliche Maßnahmen im Außenbereich steht im

Naturpark Südschwarzwald das Bemühen um eine

zurückhaltende Gestaltung, eine bestmögliche Ein-

passung in die Topographie und eine unauffällige

Fernwirkung im Vordergrund. Dieser Leitsatz gilt für

die Siedlungsentwicklung wie auch für alle Bauwerke

und Anlagen und damit auch für die Errichtung von

Windkraftanlagen.

6. Keine Windkraftanlagen auf markanten Gipfel-

lagen

Windkraftanlagen sollen im Naturpark Südschwarz-

wald, insbesondere nicht auf markanten und für

den Südschwarzwald charakteristischen Gipfellagen

(wie z.B. Belchen, Feldberg, Herzogenhorn, Kandel,

Rohrhardsberg, Schauinsland) errichtet werden. Die-

ser Grundsatz muss unabhängig vom Schutzstatus

der jeweiligen Fläche gelten. Aufgrund der Fernwir-

kung wirken sich diese Anlagen auf die umliegende

Landschaft und damit auf das gesamte Landschafts-

bild aus.

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

6 6 6 7

7. Windkraftanlagen bei vergleichbarer Vorbelastung

möglich

Windkraftanlagen sind im Naturpark Südschwarz-

wald an Standorten mit vergleichbaren Vorbe-

lastungen oder bei geringer Auswirkung auf das

Landschaftsbild möglich. Auch im Naturpark Süd-

schwarzwald sind damit ausreichende Standorte für

Windkraftanlagen vorhanden, die einen wirtschaft-

lichen Betrieb ermöglichen. Damit kann die Nutzung

sonstiger regenerativer Energien im Südschwarzwald

durch die Windenergie sinnvoll ergänzt werden.

8. Konzentration statt Streuung

Windkraftanlagen im Naturpark sollen in kleinen

Gruppen zusammengefasst werden, um eine flä-

chenhafte Streuung insbesondere auch auf weniger

windreiche Flächen zu verhindern. Hierzu sollen die

Gemeinden und die Regionalverbände geeignete

Vorrangflächen ausweisen.

9. Raumschaftsbezogene Zusammenarbeit der

Gemeinden im Naturpark bei Planungen für

Windkraftanlagen

Die Gemeinden haben die Möglichkeit, im Rahmen

der Flächennutzungsplanung die Errichtung von

Windkraftanlagen zu steuern. Wichtig ist hierbei

auch die Möglichkeit einer gemeinsamen Flächen-

nutzungsplanung mehrerer benachbarter Gemein-

den bzw. Planungsgemeinschaften. Ebenso können

die Regionalverbände Vorrangflächen für Windkraft-

nutzung als Ziele der Raumordnung ausweisen. Von

diesen Möglichkeiten sollte zur sachgerechten Aus-

weisung von Vorrangflächen und wegen der land-

schaftlichen Ausstrahlungswirkung von Windkraft-

anlagen Gebrauch gemacht werden. Der Naturpark

Südschwarzwald e.V. empfiehlt daher seinen Mit-

gliedsgemeinden, zur sachgerechten Ausweisung

von Vorrangflächen wegen der landschaftlichen

Ausstrahlungswirkung von Windkraftanlagen von

diesen Möglichkeiten Gebrauch zu machen.

Der Naturpark verfügt heute bereits über eine Vielzahl

von Wasserkraftanlagen. Im Hinblick auf den Konflikt-

bereich mit dem Schutz des Naturhaushaltes sowie

den Anforderungen des Biotopschutzes (Wildwasser-

strecken) ist das Potential im Bereich der sog. kleinen

Wasserkraft weitgehend ausgeschöpft. Dabei ist zu be-

rücksichtigen, dass zahlreiche Laufwasserkraftwerke am

Hochrhein in unmittelbarer Nachbarschaft zum Natur-

park in erheblichem Maße zur Produktion regenerati-

ver Energien in Baden-Württemberg und in Deutschland

beitragen. Diese große Wasserkraft gilt es auszubauen.

Der Naturpark Südschwarzwald e.V. kann hier ggf. poli-

tisch unterstützend wirken (z.B. Wasserkraftwerk Neu-

Rheinfelden).

Auch die linienhaften Infrastrukturen der Freileitungen

bewirken Beeinträchtigungen von Natur und Land-

schaft, die die genutzten Grundflächen weit überschrei-

ten. Auch hierbei spielen vor allem die visuellen Wirkun-

gen eine Rolle. Bei geplanter Anlage neuer Trassen für

Energieleitungen sollte deshalb eine Verlegung unter

die Erde geprüft werden. Ist dies nicht möglich, sollte

vorrangig geprüft werden, ob eine Bündelung vorhan-

dener Trassen bzw. Masten möglich ist. Hierbei sollten

ggf. verschiedene Netzbetreiber kooperieren.

In Diskussionsforen zu unterschiedlichen Themen der

erneuerbaren Energien könnten auf Grundlage

• der Übersicht der bestehenden und geplanten An-

lagen,

• einer Zusammenstellung der wissenschaftlichen

Erkenntnisse über Naturenergien und ihre Auswir-

kungen auf Natur und Landschaft und die Erlebnis-

wirksamkeit,

• einer Aufbereitung und Auswertung wesentlicher

Daten im Rauminformationssystem und

• einer (räumlichen) Darstellung der verschiedenen

rechtlichen Kriterien

alle Beteiligten (Verwaltung, Verbände, Bürger, Inves-

toren) gemeinsame Sichtweisen erarbeiten. Es muss

ein schlüssiges und konsensfähiges Konzept unter Be-

rücksichtigung aller Kriterien gemeinsam entwickelt

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

6 6 6 7

werden. Im Bereich der Problemlösungen kann der Na-

turpark eine wichtige Rolle als Mediator übernehmen

und einen Beitrag zur Versachlichung der Thematik zur

Erhaltung und Weiterentwicklung der Südschwarzwäl-

der Kulturlandschaft leisten und auf diese Weise die ihm

beim Thema Energie zugedachte Rolle ausfüllen.

Verkehr:

Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:

• Ermittlung der Mobilitätsbedürfnisse, Motivation

der Verkehrsmittelwahl, Erreichbarkeit touristischer

Ziele mit bestehenden Mobilitätsangeboten

• Anbindung landschaftsgebundener Erholungsinfra-

struktur wie z. B. Loipen oder Lifte an den ÖPNV

• Gesamträumliche Strategie und Detaillösungen zur

Anbindung touristischer Zielpunkte in der Land-

schaft unter Berücksichtigung der Instrumente Ver-

kehrslenkung, -organisation, -koordination

• Öffentlichkeitsarbeit / Weiterbildung bzgl. neuer

Mobilitätsprodukte

• Umweltverträgliche Verkehrsnetzkonzepte

• Überprüfung der raumordnerischen Konzepte und

der Bauleitplanung als Anregung für zuständige

Planungsträger

• Verkehrsverlagerung vom motorisierten Individual-

verkehr auf andere Verkehrsträger

• Bündelung der Funktion bestehender Straßen und

Wege

• Rückbau, d.h. Renaturierung bestehender Straßen-

und Wegeflächen

Der Straßenbau der letzten Jahrzehnte und vor allem der

eklatante Verkehrsanstieg belasten die Landschaften in

zunehmendem Maß. Auch im Südschwarzwald werden

große unzerschnittene und unverlärmte Landschafts-

räume immer rarer. Technisch-konstruktive Elemente

der Trassenkörper, insbesondere Dämme, Einschnit-

te, Unter- oder Überführungen, Brückenanlagen oder

Lärmschutzwände sowie damit einhergehende Relief-

veränderungen oder die Entfernung von Vegetation u.ä.

können den Charakter einer Landschaft erheblich verän-

dern und das Landschaftserleben von Erholungssuchen-

den empfindlich stören. Lärm, insbesondere Straßenver-

kehrslärm, wirkt sich negativ auf das Wohlbefinden des

Menschen aus. Vor allem im Südschwarzwald, abseits der

Hochrheinachse und des Oberrheingrabens, sind noch

weite, hochwertige Landschaften vergleichsweise ruhig

und unzerschnitten – eine Qualität, die es unbedingt

zu erhalten gilt. Die ‚infrastrukturellen Voraussetzun-

gen‘ für die Störungen sind in weiten Bereichen jedoch

bereits geschaffen. Insbesondere der Freizeitverkehr im

Naturpark stellt ein zentrales Problemfeld dar.

Zentrale Achsen im Bereich des Individualverkehrs

sind:

B 33 VS - St. Georgen - Hausach

B 500 Triberg - Hinterzarten - Waldshut

B 31 Donaueschingen - Titisee - Freiburg

B 317 Titisee - Wiesental - Basel

B 34 Basel - Hochrhein - Waldshut

B 27 VS - Donaueschingen - Blumberg

B 314 Waldshut-Tiengen - Blumberg

B 294 Freiburg - Waldkirch - Haslach

Herausgestellt werden muss, dass der Naturpark

Südschwarzwald sich in zwei sehr unterschiedlich

strukturierte Gebiete aufteilt: Der Hochschwarz-

wald mit einer sehr hohen Fremdenverkehrs- und

Ausflugsintensität und die übrigen, sehr ländlich

geprägten Bereiche des Naturparks wie z.B. den

Hotzenwald, der durch dispers verteilte Ausflugziele

und einer geringeren Nutzung durch den Tourismus ge-

kennzeichnet ist. Das Ausmaß der Gesamtbelastung hat

eine Intensität erreicht, die ausreichend Veranlassung

gibt, über neue Verkehrssysteme, aber auch umweltver-

trägliche Verkehrsnetzkonzepte, nachzudenken.

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

6 8 6 9

Die Lösungen zukunftsorientierter ÖPNV-Systeme in be-

lasteten Bereichen der zentralen Verkehrsachsen stellen

für den Naturpark eine Herausforderung dar, der er be-

reits an einigen entscheidenden Punkten Rechnung ge-

tragen hat. So stellt die Erhöhung der Taktverbindungen

der Höllentalbahn oder auch der Drei-Seen-Bahn eine

solche Perspektive dar (vgl. Gutachten der Akademie für

Technikfolgeabschätzung, Projekt ‚Feldberg’ bzw. Studie

zur Verbesserung des ÖPNV im Südschwarzwald durch

das Öko-Institut e.V. in Freiburg). In ähnlicher Weise

sollen diese Ansätze auch auf andere ÖPNV-Strecken

übertragen werden.

Zielsetzung sollte sein, auf der Grundlage einer Ana-

lyse des bestehenden Straßen-/Wegenetzes bzw. seiner

verkehrlichen Auslastung und der Umwelteffekte erste

Ansätze zur Neugestaltung eines Netzes zu entwickeln,

die zu einer spürbaren Entlastung der durch Straßen und

den Verkehr verursachten Umweltbelastungen führen.

Die Veränderung des Mobilitätsverhaltens zugunsten

ökologisch und sozial verträglicher sowie wirtschaftlich

vertretbarer Abwicklung des Freizeitverkehrs ist möglich

und ist ein wichtiges Anliegen des Naturparks. Der Na-

turpark Südschwarzwald kann durch innovative Ideen

neue Impulse, vor allem im Bereich des ÖPNV, schaffen

und Vorbildfunktion für andere Regionen wahrnehmen.

In diesem Zusammenhang ist das ‚Ringzugkonzept’ aus

dem Jahre 2003 von Villingen-Schwenningen, Donau-

eschingen, Hüfingen und Bräunlingen zu nennen.

3.3.5 Gewerbe – Handel – Dienstleistung – Rohstoffabbau

Für Gewerbe, Handel, Dienstleistung und Rohstoffabbau

sind für den Naturpark Südschwarzwald nicht explizit

Leitlinien im Offenen Forum Naturpark erarbeitet wor-

den. Im Folgenden werden deshalb nur die derzeitigen

Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien für diese

Bereiche aufgezeigt.

Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien für Ge-

werbe, Handel, Dienstleistung und Rohstoffabbau

Gewerbe – Handel – Dienstleistung:

Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:

• Qualitative Verbesserung

• Vernetzung und Nutzung von Synergien

• Ausschöpfung des naturräumlichen Potentials

• Anpassung an Zielgruppen

• Entwicklung marktfähiger Angebote

Von der Unternehmensstruktur her sind in der Region

des Naturparks vor allem klein- und mittelständische

Betriebe angesiedelt. Großunternehmer sind insgesamt

unterdurchschnittlich repräsentiert. Da der Naturpark

Südschwarzwald überwiegend ländlicher Raum ist und

eine geringe Bevölkerungsdichte aufweist, nehmen vor

allem der Tourismus und die Landwirtschaft einen her-

ausragenden Stellenwert ein. Gleichwohl sind Handel,

Handwerk, Unternehmens-, Dienstleistungs- und Pro-

duktionsbetriebe eine wichtige Grundlage für die Ar-

beitsplätze in der Region.

Um ein weiteres Wachstum im Bereich Gewerbe und

Dienstleistung erreichen zu können, kann eine engere

Vernetzung dazu beitragen, innovative sowie moderne

Güter und Dienstleistungen zu produzieren. Dabei wird

die Bedeutung der Qualität von Gewerbe und Dienstleis-

tung zunehmen (DIHK, 2003).

Auf der Grundlage der von der Natur gegebenen Po-

tentiale kann die Region eine bedeutende Tourismus-

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

6 8 6 9

branche mit einem vielschichtigen Angebot aufweisen,

die auf die verschiedensten Wirtschaftsbereiche Einfluss

nimmt. So gehört der Tourismus mit zum wichtigsten

Wirtschaftsfaktor für den Naturpark. Da ein hoher An-

teil der Beschäftigen in der Tourismus- und Freizeitbran-

che tätig sind, reichen bereits kleine Schwankungen für

drastische Einbrüche auf dem Arbeitsmarkt aus. Auch

im Bereich des Gesundheitswesens sind diese Tendenzen

klar zu erkennen. Da aber ein sehr vielversprechender

Markt in Zukunft im Bereich der Generation 50plus ge-

sehen wird, also der ‚jungen Alten’, ist hier jetzt schon

eine Trendwende im Gesundheitssektor zu beobachten

und in Zukunft wird es nicht mehr allein um die Heilung

von Krankheiten gehen, vielmehr wird die Vorbeugung

und Förderung des Wohlbefindens im Vordergrund ste-

hen. Die Generation 50plus ist nicht nur eine wachsende,

sondern auch eine finanzstarke Zielgruppe. Laut Unter-

suchungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsfor-

schung in Berlin hat diese Generation ein Vermögen

angehäuft wie nie zuvor. Es kann sich also als durchaus

lohnend erweisen, wenn Unternehmen verstärkt ihre

Produktpalette, Dienstleistungen, Nutzenversprechen

und Verkaufsargumente auf die besonderen Bedürfnis-

se und Wünsche dieser Zielgruppe anpassen.

Die für die Region herausragende wirtschaftliche Be-

deutung des Tourismus bedarf einer laufenden Anpas-

sung, um in der Konkurrenz mit anderen Destinationen

bestehen zu können. Deshalb sind auf der Grundlage

der bestehenden Potentiale (natürliche Ressourcen,

freie Arbeitskräfte), Angebote unter Berücksichtigung

der Sensibilität des Naturparkgebietes (Angebote für

Familien und die junge Generation sowie witterungs-

unabhängige Freizeitmöglichkeiten) zu entwickeln, mit

denen neue Kundenkreise angesprochen und gewon-

nen werden können. Das örtliche (Bau-)Handwerk, vie-

le Dienstleister und der lokale Einzelhandel sind direkt

und indirekt von den Tourismuseinkünften abhängig.

Eine positive ‚Tourismuskonjunktur’ führt daher auch

zu einem besseren lokalen Angebot an Dienstleistun-

gen und Produkten für die einheimische Bevölkerung

im Naturpark.

Rohstoffabbau:

Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:

• Berücksichtigung der Grundsätze und Ziele in den

Regionalplänen

• Minimierung von Zielkonflikten zwischen Rohstoff-

industrie und Natur- und Landschaftsschutz, Land-

und Forstwirtschaft sowie Wasserwirtschaft u.a.

• Überprüfung und Abwägung vor Rohstoffentnah-

me der Nutzungskriterien und Schutzwürdigkeit

der Böden

• Optimale Lagerstättenbewirtschaftung

• Einsatz modernster Technologien

• Geeignete Rekultivierungsmaßnahmen

Für die Rohstoffgewinnung innerhalb des Naturparks

sind die von den Regionalverbänden in den Regional-

plänen enthaltenen Grundsätze und Ziele der Raumord-

nung und Landesplanung für die räumliche Ordnung

und Entwicklung der Region ausschlaggebend. Unter

anderem sind in den Regionalplänen die Bereiche zur

Sicherung der Rohstoffvorkommen mit ihren Entwick-

lungszielen und die schutzbedürftigen Bereich für Roh-

stoffabbau (Vorranggebiete) ausgewiesen. Ebenfalls

werden Bereiche genannt, in denen der Rohstoffabbau

ausgeschlossen ist.

Die Aufgabe der Regionalverbände ist die Ermittlung

von Nutzungsansprüchen und die Bewertung von Nut-

zungskonflikten. Wichtig hierbei ist, Zielkonflikte zwi-

schen der Rohstoffindustrie und anderen am Abbau

Interessierten und den Gemeinden, dem Natur- und

Landschaftsschutz, der Land- und Forstwirtschaft, der

Wasserwirtschaft u.a. zu überwinden.

Im Zusammenhang mit dem Abbau von Rohstoffen – im

Naturpark überwiegend von Gesteinen des kristallinen

Grundgebirges – kommt es zu Eingriffen vor allem im Be-

reich des Grundwassers, des Bodens und des Landschafts-

bildes. Die natürlichen Vorkommen mineralischer Roh-

stoffe stellen oft ausgezeichnete Grundwasserleiter und

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

7 0 7 1

Speicher dar. Dies gilt für die meisten Lockergesteinsvor-

kommen von Kies und Sand als auch für viele Festgestei-

ne, die vor allem lokal als Kluft-/Porengrundwasserleiter

fungieren. Beim Trockenabbau wird durch den Eingriff

die wasserungesättigte Zone über dem Grundwasser

beeinträchtigt. Diese ungesättigte Zone schließt an der

Grenze zur Atmosphäre hin mit der Bodenbildung ab.

Boden und ungesättigte Zone bilden zusammen eine

Filter- bzw. Schutzschicht über dem Grundwasser ge-

gen den Eintrag von Schadstoffen mit dem Sickerwas-

ser. Die dem Festgesteinsabbau folgende Rekultivierung

hat eine wichtige Bedeutung für die Wiederherstellung

oder sogar Verbesserung der ursprünglichen Schutz-

funktion der Grundwasserüberdeckung.

Die Gewinnung von oberflächennahen Rohstoffen und

der angewandte Bodenschutz stehen sich zuerst einmal

konträr gegenüber. So ist der Boden ein unverzichtba-

rer Bestandteil einer nachhaltigen, umweltschonenden

Lebensweise, der die Grundlage allen menschlichen

Handelns bildet. Da der Boden in seiner vielfältigen

Nutzungsfunktion auch als Rohstofflagerstätte dient,

entstehen hier klassische Zielkonflikte. Um aber den

Rohstoff gewinnen zu können, müssen die Böden

zwangsläufig entfernt werden und der Standort ver-

liert seine charakteristischen Bodenfunktionen. Hier

bedarf es im Vorfeld der Rohstoffentnahme einer Ab-

wägung der Nutzungskriterien und die Schutzwürdig-

keit der Böden ist zu prüfen. Wenn anschließend die

Entscheidung zum Rohstoffabbau erfolgt, ist eine op-

timale Lagerstättenbewirtschaftung zu gewährleisten.

Nach der Gewinnung der Rohstoffe sind durch Rekulti-

vierungsmaßnahmen die den ursprünglich vorhandenen

Böden nahe kommende Rekultivierungsböden wieder

aufzubauen, die dann ähnliche Bodenfunktionen auf-

weisen können.

Durch den Einbezug von modernen Verfahren wie der

GIS-Technologie, werden bei der Planung im Bereich

des Rohstoffabbaus Verbesserungen angestrebt, die

eine Verschneidung verschiedenartiger Raumnutzungs-

daten ermöglicht und sich Daten zwischen Planern und

den unterschiedlichen, an den Verfahren beteiligten Be-

hörden leichter austauschen lassen. In diesem Zusam-

menhang wurde mit dem Landesamt für Geologie, Roh-

stoffe und Bergbau Baden-Württemberg (LGRB) und den

Regionalverbänden vereinbart, dass künftig vielfältige

Synergieeffekte zwischen Fach- und Planungsinstanzen

genutzt werden sollen. Im Besonderen kann durch in-

tegrierte Kartierung und Bewertung von Lagerstätten

unter den Aspekten der Rohstoffgeologie, des Boden-

und Grundwasserschutzes und der Georisiken im Sinne

einer nachhaltigen Rohstoffsicherung und -gewinnung

die vorausschauende Planung erheblich verbessert wer-

den (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau

Baden-Württemberg, 2002).

3.3.6 Freizeit – Erholung – Tourismus – Sport

Leitlinien

Tourismus als Wirtschaftsfaktor

Der Naturpark bietet eine große Chance, einen dau-

erhaft umweltgerechten Tourismus als bedeutenden

Wirtschaftsfaktor des Naturparks Südschwarzwald

bewusst zu machen und dessen Stellenwert nachhal-

tig zu verankern.

Qualifizierungsangebote

Wir sehen im Naturpark Südschwarzwald die Chan-

ce, den Stellenwert unseres touristischen Angebots

zu erhöhen. Daher werden wir besonderen Wert auf

Qualifizierungsangebote in den Bereichen Kundeno-

rientierung, Servicequalität, Umweltbewusstsein und

Vermittlung naturraumbezogener Erlebnisse legen.

Bewusstsein für regionale Qualitäten

Wir wissen, dass unser touristisches Kapital in der

traditionellen Gastfreundschaft unserer Bevölke-

rung, in der historisch gewachsenen Wirtschafts- und

Siedlungsstruktur sowie in unserer in Europa einzig-

artigen Kulturlandschaft liegt. Diese herausragende

Qualität kann aber nur dauerhaft gesichert werden,

wenn wir deren Werte selbst erkennen und uns be-

wusst machen.

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

7 0 7 1

Zukunftsfähige Mobilität

Die Weiterentwicklung des Tourismus kann im In-

teresse der von uns angestrebten Qualität und der

Zielsetzungen des Naturparks Südschwarzwald nur

dauerhaft umweltgerecht und unter Beachtung

wirtschaftlicher Belange sowie der Bedürfnisse der

Bevölkerung erfolgen. Dies schließt eine zukunfts-

fähige Verkehrs- und Mobilitätsentwicklung sowie

transparente Besucherlenkungssysteme mit ein, die

auf die Bedürfnisse von Gästen und Einheimischen

gleichermaßen abgestimmt sin.

Angebote im Sporttourismus

Der Freizeit- und Sporttourismus ist einer der tra-

genden Säulen des Tourismus im Naturpark Süd-

schwarzwald. Wir wollen die Qualität des Sport- und

Erlebnisraums für die vielfältigen Formen des land-

schaftsgebundenen Sports, für die Erholung, Gesund-

heit und Lebensfreude des Menschen nachhaltig si-

chern. Dabei ist eine qualitative Aufwertung einer

quantitativen Erweiterung vorzuziehen. Insbesonde-

re den Wander-, Rad und Wintersporttourismus als

Teil eines naturverträglichen Tourismusangebots wol-

len wir hierbei im Einvernehmen mit der Bevölkerung

zeitgemäß ausbauen, verbessern und präsentieren.

Neue Angebote im Sporttourismus

Das sporttouristische Angebot soll auf vorhandenen

standortbezogenen Stärken aufbauen und eine viel-

seitige Profilierung anstreben. Bei der Entwicklung

sporttouristischer Einrichtungen sind wir uns neben

der Verantwortung für die besondere Natur und Um-

welt im Naturpark Südschwarzwald auch der Tradi-

tion des Wintertourismus bewusst und gegenüber

neuen Sportaktivitäten aufgeschlossen. Diese wol-

len wir als kreative Angebote für Einheimische und

Gäste und als regionalen Imagefaktor dauerhaft um-

weltgerecht fördern. Neue großflächige touristische

Erschließungen im Sinne von Massenanziehungs-

punkten wollen wir aufgrund der erreichten Aus-

bauqualität im Naturpark Südschwarzwald grund-

sätzlich ablehnen, da die Qualität der Erholung und

die Qualität des Naturraums darunter leiden. Neue

Entwicklungen – beispielsweise im Trendsport- und

Eventsektor – wollen wir so steuern, dass sie mit den

Qualitätszielen des Naturparks übereinstimmen.

Erlebnis-, Kultur- und Gesundheitsregion

In der Entwicklung kreativer Angebote im Tourismus

im ländlichen Raum und einer stärkeren Betonung

vorhandener kultureller und gesundheitsbezoge-

ner Angebote liegt die Chance, den Naturpark Süd-

schwarzwald als Erlebnis-, Kultur- und Fitnessregion

bewusst zu machen. Damit kann diese Kulturland-

schaft dauerhaft gesichert werden.

Respekt vor der Natur

Die besonderen Belange bedrohter Tier- und Pflan-

zenarten des Naturparks Südschwarzwald werden

wir bei der Entwicklung von Freizeit- und Sportin-

frastruktur berücksichtigen. Dazu wollen wir touris-

tische bzw. naturschutzfachliche Schwerpunktgebiete

definieren und gegenseitig akzeptieren, sowie das

Hauptaugenmerk auf Verbesserung und Modernisie-

rung bestehender Einrichtungen legen.

Regionale Potentiale

Durch eine gezielte Erhöhung des Anteils regio-

naler Qualitätsprodukte aus heimischer Land- und

Waldwirtschaft, Handwerk und Kunst wollen wir die

Attraktivität der Kulturlandschaft und damit der Ur-

laubslandschaft erhöhen. Der Naturpark Südschwarz-

wald verfügt über weitere Potentiale, die über neue

Kooperationsformen stärker genutzt und den Gästen

entsprechend vermittelt werden müssen.

Qualität durch Umweltschutz

Die Übernachtungs- und Verpflegungsbetriebe in un-

serer Region sehen in der Ausweisung des Naturparks

auch die Verpflichtung, Qualitätssicherung über

Umweltmaßnahmen zu realisieren. Auf diese Weise

können die touristischen Betriebe wettbewerbsfähig

bleiben und damit der Region zu einem zusätzlichen

Imagevorteil verhelfen.

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

7 2 7 3

Herkunft als Qualität

Im Aufbau einer Herkunftsmarke sehen wir für den

Tourismus dann große Profilierungschancen, wenn sie

vorrangig über Qualität und Service hergeleitet, ge-

sichert und glaubwürdig vermittelt wird.

* Die Leitlinien wurden durch das Forum Naturpark

erarbeitet und im Rahmen der Naturparkkonzeption

verabschiedet.

Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien für den

Bereich Freizeit – Erholung – Tourismus – Sport:

Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:

• Angebote statt Verbote

• Schonung empfindlicher Naturräume

• Prüfung der Standorteignung

• Prüfung kommunaler Rahmenbedingungen

• Prüfung der Realisierungsvoraussetzungen

• Darstellung von Aktivitätsraumpotentialen

• Ausweisung von Sportaktivitätsgebieten

• Gemeindeübergreifende Entwicklung

• Ausweisung von Erholungs-, Naherholungs- und

Tourismusschwerpunkten

• Offenhaltung der Landschaft

• Erhaltung unzerschnittener Landschaftsräume

• Lenkung touristischer Angebote

• Nachhaltige Verkehrskonzepte

• Besuchermanagement und -information

• Förderung über Innovationen

• Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Tou-

rismusverbänden

Der Tourismus ist eine der tragenden Säulen des Na-

turparks. Dabei ist die Dynamik im Tourismus sehr viel-

schichtig. Die Ursachen liegen hier im Bereich der gesell-

schaftlichen Entwicklungen. Neben der Steigerung von

Einkommen und Freizeit für große Teile der Bevölkerung

sind vor allem die zunehmende Individualisierung, die

Erlebnis- und Genussorientierung, das gestiegene Kör-

per- und Gesundheitsbewusstsein und das wachsenden

Bedürfnis nach Naturerlebnissen zu nennen. Die Aus-

übung von Freizeitaktivitäten in der Natur- und Kultur-

landschaft erfüllt heute zunehmend wichtige soziale,

gesundheitliche und psychische Funktionen. Die dazu

benötigten Erlebnisräume sind sowohl durch die natür-

liche Ausstattung der Landschaft, als auch durch die Frei-

zeit-, Erholungs- und Sportinfrastruktur gegeben. Den

Anlagen kommt einerseits große Bedeutung für die

touristische Anziehungskraft zu, andererseits können

sie aber auch die Erholungslandschaft belasten.

Es muss Ziel sein, die touristisch wichtigen Ansprüche des

landschaftsorientierten Infrastrukturausbaus und der

Freizeitaktivitäten, unter Berücksichtigung der vorhan-

denen Nutzungen auf belastbare Räume zu lenken und

empfindliche Räume nach Möglichkeit zu schonen.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, den bedeu-

tenden Bereich des Sporttourismus für den Naturpark

Südschwarzwald näher zu betrachten. Roth & Krämer

(2000) haben für den Naturpark eine räumliche Kon-

zeption für den Sporttourismus erarbeitet und die Fra-

ge gestellt, welche Gebiete innerhalb des Naturparks

Zielgebiete der sporttouristischen Nachfrage sind und

was diese Gebiete besonders auszeichnet. Für die Beant-

wortung wurden die spezifischen Raumeigenschaften

erfasst und analysiert.

Die sporttouristische Nutzung von Gebieten bzw. Berei-

chen des Naturparks Südschwarzwald ist dabei an drei

Voraussetzungen gebunden:

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

7 2 7 3

1. Standorteignung

Die natürlichen Gegebenheiten wie das Relief, das Kli-

ma, die Gewässer sowie die Pflanzen- und Tierwelt, an-

dererseits kulturelle und administrative Gegebenheiten

wie Sehenswürdigkeiten und zentralörtliche Einrich-

tungen bieten die natürliche Grundlage. Diese Lokali-

sierungsvoraussetzungen haben den Charakter von Po-

tentialen. Sie bestimmen den Ort, wo Sporttourismus im

Naturpark auftreten kann.

2. Kommunale Rahmenbedingungen

Demographische, soziologische und städtebauliche Vo-

raussetzungen sind hier von besonderer Bedeutung.

Diese Rahmenbedingungen bestimmen die Neigung

der Bevölkerung, am Sporttourismus zu partizipieren

und legen auch eine Verteilung im Naturpark fest.

3. Realisierungsvoraussetzungen

Verkehrserschließung (Öffentlicher Personen-Nahver-

kehr und Individualverkehr) und Infrastruktur führen

schließlich zur konkreten Realisierung.

Abgeleitet von diesen Grundvoraussetzungen wurden

im Einzelnen u.a. untersucht und bewertet:

• Aktivitätsraumpotential

• Fixierung von Sportaktivitätsgebieten

• Lenkung von sporttouristischen Aktivitäten

Aktivitätsraumpotential

Zur Befriedigung des Bewegungs- bzw. Sportbedarfs steht

grundlegend das Aktivitätsraumpotential als ein Teil des

Landschaftspotentials zur Verfügung. Es drückt die Eig-

nung und eine darauf gegründete Möglichkeit der Nut-

zung der Landschaft für sporttouristische Zwecke aus.

Zum Aktivitätsraumpotential einer Landschaft gehören

alle Faktoren mit einer Bedeutung für den Sporttouris-

mus. Als wesentliche Kriterien einer sporttouristischen

Eignung sind u. a. Reliefenergie, Bodendeckenzusam-

mensetzung, Klima, Luftreinheit, Vielfalt naturnaher

Ränder, Abwechslungsreichtum in landwirtschaftlichen

Flächen und immer mehr auch ästhetische Werte der er-

lebbaren Flora und Fauna zu nennen. Diese natürlichen

Standortvoraussetzungen sind mit der Infrastruktur zu

lokal und regional unterschiedlichen Raumkomplexen

verknüpft.

Innerhalb der natürlichen Voraussetzungen für den

Sporttourismus spielen Klima und Witterung eine beson-

ders wichtige Rolle. Die Ausweisung der Aktivitätsräume

ist getrennt nach Sommer- und Wintersportaktivitäten

und deren spezifischen Anforderungen an den Land-

schaftsraum bzw. Standort vorgenommen worden. Für

die Sommersportarten sind neben der Höhenlage vor

allem die Faktoren Landschaftsvielfalt und Reliefenergie

entscheidend. Unter Landschaftsvielfalt werden sowohl

die natürlichen, vegetationsgeographischen Gegeben-

heiten (Anzahl der Landnutzungswechsel pro km² Flä-

che), als auch sportartenspezifische Landnutzungspräfe-

renzen verstanden. Beim Faktor Reliefenergie wird die

Vielfalt des Reliefs auf Grundlage der absoluten Höhen-

unterschiede pro definierter Grundflächengröße berück-

sichtigt. Für den Winter- bzw. Schneesport ist vor allem

der Faktor der Schneesicherheit entscheidend.

In Karte 9 ist das Aktivitätsraumpotential für den

Sporttourismus im Sommer dargestellt. Insgesamt sind

hierbei für den gesamten Naturpark gute Vorausset-

zungen vorhanden. Das höchste Potential wird in der

Feldberg-Belchen-Region erreicht, wo die Hochlagen

mit abwechslungsreichem Relief und vielstrukturierter

Landnutzung optimale Voraussetzungen für die Som-

mersportarten bieten.

Karte 10 stellt das Aktivitätsraumpotential für die

winter- bzw. schneesporttouristische Nutzung dar. Im

Vergleich zu den Potentialen des Sommersports sind

hier eindeutige Unterschiede festzustellen. Es ist aus-

gehend von den Hochlagen im zentralen Bereich des

Naturparks hin zu den tieferliegenden Gebieten eine

eindeutige Abnahme des Wintersportpotentials fest-

zustellen. Neben der Höhenlage sind vor allem klima-

tische Gegebenheiten hierfür ausschlaggebend. Auch

für die Wintersportarten befinden sich die Gebiete mit

dem höchsten Potential innerhalb des Naturparks in der

Feldbergregion.

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

7 4 7 5

3. Leitbilder und Ziele

Karte 9: Landschaftspotentialanalyse Sporttourismus Sommer (Roth & Krämer, 2000)

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

7 4 7 5

Karte 10: Landschaftspotentialanalyse Sporttourismus Winter (Roth & Krämer, 2000)

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

7 6 7 7

3. Leitbilder und Ziele

Karte 11: Entwicklungskonzeption Sommersport (Roth & Krämer, 2000)

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

7 6 7 7

Karte 12: Entwicklungskonzeption Schneesport (Roth & Krämer, 2000)

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

7 8 7 9

Sportaktivitätsgebiete

Über die oben dargestellten Potentiale für Sommer-

und Wintersporttourismus sind Sportaktivitätsgebiete

herausgearbeitet worden. Sportaktivitätsgebiete und

-räume sind ‚spezialisierte Wirtschaftsgebiete’ unter-

schiedlicher Flächennutzung. Sie bilden sich dort heraus,

wo die Flächenutzung maßgeblich von erholungsorien-

tierten Prozessen bestimmt wird, wo Sporttourismussys-

teme unter den sich überlagernden und überschneiden-

den räumlichen Systemen dominant sind.

In den Sportaktivitätsgebieten wird die sportbezogene

Nutzung der Fläche zu einem wesentlichen Merkmal der

Kulturlandschaft, und die Sport- und Erholungsfunktion

tritt im wirtschaftlichen und sozialen Leben der Bevölke-

rung deutlich hervor. Der Tourismus wird in solchen Ge-

bieten zu einem ‚entwicklungsprägenden’ oder ‚motor-

ischen’ Wirtschaftszweig. Die resultierenden Ergebnis-

se führten zur Fixierung der in Karte 11 (Sommer) und

Karte 12 (Winter) dargestellten Sportaktivitätsgebiete.

Lenkung von sporttouristischen Aktivitäten

Die Aktivitätslenkung hat in den oben ausgewiesenen

Räumen einen Balanceakt zum Ziel. Auf der einen Seite

ist die sporttouristische Nutzung in weiten Teilen zu er-

möglichen und deren Qualität zu sichern, andererseits

soll der Erhalt und Schutz der Natur gewährleistet sein.

Die Abwägung zwischen Sportnutzung und Naturschutz

verlangt eine sorgfältige und kreative Auswahl der Len-

kungsmaßnahmen. Das Ziel ist die Konfliktminimierung.

Dabei wird das Ausmaß der Beeinträchtigungen durch

die Faktoren Nutzungsdruck, Nutzungsart, Nutzungsort

und Zeitpunkt der Nutzungen bestimmt.

Hauptstrategie für diese Räume ist die Beeinflussung des

räumlichen Aktivitätsverteilungsmusters der Sporttouris-

ten und die Gestaltung des Lebensraums mit dem Ziel,

die Aktivitäten auf attraktive Bereiche zu konzentrie-

ren. Diese Bereiche sind entweder aufgrund der Wider-

standsfähigkeit und Standortsvoraussetzungen beson-

ders geeignet oder es sind Bereiche die zur Schonung

anderer Teilbereiche zur Nutzung freigegeben werden.

Dabei gelten Wege, Loipen und Pisten als wichtige For-

men der Aktivitätskonzentration.

Im gleichen Maße soll der Lebensraum für Pflanzen und

Tiere aufgewertet werden, um den Naturhaushalt nach-

haltig zu stärken und die Widerstandsfähigkeit gegen-

über menschlichen Störungen zu erhöhen. Dabei ist ein

integraler Prozessansatz insbesondere von Seiten der

Kommunen, des Sports, der Forstwirtschaft und des

Naturschutzes die wesentliche Voraussetzung für eine

erfolgreiche Umsetzung. Es wird daher vorgeschlagen

in den ausgewiesenen Aktivitätslenkungsgebieten kon-

krete Umsetzungsprojekte des Naturparks durchzufüh-

ren. Dabei ist es wichtig, eine Arbeitsgruppe aus allen

Interessenvertretern in Anlehnung an das Modellprojekt

Rohrhardsberg (Lauterwasser et al., 1995) zu etablieren,

die die Umsetzung der Maßnahmen begleitet.

Wichtig ist, dass die zentralen Elemente einer sport-

touristischen Aktivitätslenkung im Sinne von positiven

Lenkungsmaßnahmen umgesetzt werden. Aufbauend

auf den Leitlinien der Arbeitsgruppe Sporttourismus

soll dem Prinzip ‚Angebote statt Verbote’ Rechnung

getragen werden.

Die verschiedenen Komponenten einer sporttouristi-

schen Aktivitätslenkung sind in Abbildung 7 darge-

stellt. Positiven Lenkungsmaßnahmen stellen hierbei

das entscheidende und zentrale Element dar. Wichtig

ist weiterhin, dass alle sporttouristischen Aktivitäten

in den Lenkungsgebieten mit Hilfe von landschaftspla-

nerischen Ansätzen untersucht bzw. geplant werden.

Schließlich dient als letztes Instrument auch die Umset-

zung von Zwangsmaßnahmen. Diese sollten jedoch nur

auf die absolut hierfür notwendigen Problemfelder be-

schränkt werden.

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

7 8 7 9

Erholungs- und Tourismusschwerpunkte

Prädikatisierte Orte als Heilbad, Heilklimatischer Kurort,

Kneippkurort, Luftkurort, Erholungsort oder Tourismus-

schwerpunkt ohne Prädikat sollen im Rahmen dieser

Klassifizierung weiterentwickelt werden. Aber auch Orte

ohne diese amtliche Prädikatisierung müssen vor allem

dann, wenn sie bereits heute hohe Übernachtungszahlen

(> 50.000/Jahr) aufweisen oder eine hohe Bedeutung für

den Tagestourismus besitzen, im Rahmen ihrer Schwer-

punkte und Möglichkeiten gefördert werden. Hier-

durch soll einerseits die touristische Weiterentwicklung

gewährleistet und zum anderen ein zu starker Druck auf

die Fläche des Naturparks verhindert werden.

Die Schwerpunktbildung ist somit ein erster planeri-

scher Baustein zu einer nachhaltigen Entwicklung der

Gesamtregion. Wichtig ist die Vernetzung dieser für die

Erholung und den Tourismus wichtigen Orte und der

aktive Austausch ihres Angebotes für Freizeit und Er-

holung. Die Vernetzung soll v. a. auch über den ÖPNV

gewährleistet werden. Die Erholungs- und Tourismus-

schwerpunkte sind in der Karte 12 dargestellt. Die oben

genannten Tourismusorte stellen das Grundgerüst der

touristischen Entwicklung dar. Sie sind vorrangig zu

fördern. Auch die übrigen Orte sind entsprechend ihrer

Möglichkeiten sinnvoll zu unterstützen.

Abbildung 7: Verschiedene Komponenten einer sporttouristischen Aktivitätslenkung (Roth & Krämer, 2000)

• räumliche Funkti-onstrennung von Bereichen inten-siver touristischer Nutzung bis zu „Tabu-Räumen“

• integrale Rauman-sätze

• Lage• Qualität• Kapazität von

Sport- und Freizeit-einrichtungen

• Umweltverträglich-keitsstudie

• FFH-Verträglich-keitsstudie

• Erheblichkeitsprü-fung

• gezielte Anpflanzungen

• Barrieren• Wegerückbau• etc.

• Gutes Wegenetz• attraktives

Streckennetz• Aussichtsmöglich-

keiten

• Hinweisschilder• Info-Tafeln• Lehrpfade• Multiplikatoren-

schulung• Seminare

• Ge- und Verbote• gesetzliche

Beschränkungen

Gebietsentwick-lungskonzeption

ZonierungInfrastrukturbau

direkte Lenkungs-maßnahmen

Komfort- und Ver-haltensangebote

Kommunikation

Gebietsentwick-lungskonzeption

Zonierung

Positive LenkungAppell- und Konventionsstrategie Zwangsmaßnahmen

Normenstrategie

SporttouristischeAktivitätslenkung

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

8 0 8 1

3. Leitbilder und Ziele

Karte 13: Räumliche Konzeption: Schwerpunkt Erholung und Tourismus (Hage, Popp et al., 2000)

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

8 0 8 1

Die Umgebung der übergeordneten Verkehrsinfrastruk-

turen im Naturpark sind wichtige Bereiche zur Entwick-

lung von touristischen Anlagen. Die Anbindung der

Infrastruktur an das ÖPNV-Netz ist vorrangig und zu

fördern. Die örtlichen Aspekte von Natur und Landschaft

sind zu berücksichtigen und im Rahmen von integrierten

Planungsansätzen zu lösen.

Die durch die von Roth & Krämer (2000) durchgeführte

Analyse für die Raumwirkung von Verkehrsachsen und

Siedlungen zeigt anschaulich auf, dass im gesamten Na-

turpark die Zerschneidung der zusammenhängenden Flä-

chen von Verkehrsachsen und Siedlungen sehr hoch ist.

In diesem Zusammenhang ist auch die Nutzungsintensität

der Verkehrsachsen durch den Tourismus von Interesse.

Hier zeigt sich, dass vor allem in den Sommermonaten

der gesamte Naturpark stark genutzt wird. Im Winter hin-

gegen sind es nur vereinzelte Gebiete, die einer starken

Inanspruchnahme standhalten müssen. Hier ist vor allem

das Gebiet rund um den Feldberg zu nennen.

Im Naturpark ist auch gezielt die ‚Erlebbarkeit der Land-

schaft‘ in den Mittelpunkt zu stellen. Insbesondere um

die Tourismus- und Erholungsschwerpunkte können Gäs-

ten wie auch Einheimischen durch ‚thematische Entde-

ckungspfade‘ die Kulturlandschaft und ihre Entstehung

näher gebracht werden.

Das anzustrebende regionale Konzept für Landschafts-

interpretationen ermöglicht Einheimischen und Gästen,

die vorhandene Vielfalt und Eigenheit der Region zu

erleben. In Karte 13 sind um die bereits dargestellten

touristischen Zentren für solche Ansätze vor allem her-

auszuhebende fußläufig erreichbare Nahbereiche her-

ausgestellt worden. Vor dem Hintergrund der örtlichen

Situation muss es hier um eine Detailabgrenzung gehen,

bei der die Aspekte des Natur- und Landschaftsschutzes

zu berücksichtigen sind. Die Nahbereiche der touristi-

schen Zentren sollen unter Wahrung der örtlichen As-

pekte des Natur- und Landschaftsschutzes für die Erho-

lungsinfrastruktur, die Nah- und Feierabenderholung,

aber auch für das animative Landschaftserleben weiter-

entwickelt werden.

Die Räume im Umfeld von Siedlungen sind insbesondere

auch für die dort lebende Bevölkerung als Erholungsflä-

chen wichtig. In den Siedlungsschwerpunkten leben die

meisten Menschen, deren Bedarf nach kurzfristiger Er-

holung in der Landschaft auch der Naturpark Rechnung

tragen muss. Von herausragender Bedeutung sind bei

gegebener Zugänglichkeit, aber relativ unabhängig von

der Qualität der Freiräume, die fußläufig erreichbaren

Freibereiche in einer Entfernung von 750 - 1.500 m um

die Orte herum. Aus diesem Grund sollen in den Rand-

bereichen der Siedlungsschwerpunkte auch weiterhin

Freizeiteinrichtungen wie Sportplätze, Trimm-Dich-Pfa-

de, etc. vorrangig bereitgestellt werden. Die Siedlungs-

randbereiche der zentralen Orte sind im Hinblick auf

die Feierabend- und Kurzzeiterholung weiter zu entwi-

ckeln. Die Verantwortung dieser Entwicklung liegt bei

den Kommunen.

Landschaftsgebundenen Erholung

Verschiedene Aspekte der Bau- und Kulturgeschichte,

landschaftliche Attraktionen, die hohe Landschaftsviel-

falt oder auch die Allmendweiden sowie die erlebnis-

wirksame Reliefierung führen zu einem unverwechsel-

baren Landschaftserlebnis im Südschwarzwald.

Straßen und größere Orte unterteilen den Raum in

unterschiedlich große ‚unzerschnittene hochwertige

Räume‘. In Bezug auf die ruhigen landschaftsgebun-

denen Erholungsformen ist darauf zu achten, dass dort

die Grundlagen für die Erholung und das Kapital – die

Landschaft – nicht in unzuträglicher Art und Weise über-

formt werden.

Gerade die unzerschnittenen, hochwertigen Räume sind

in ihrem für den Tourismus und die Erlebnisqualität so at-

traktiven Erscheinungsbild von den Leistungen der Land-

wirte und Waldbesitzer abhängig. Die Offenhaltung der

Landschaft spielt dabei für den Südschwarzwald eine

überragende Rolle. Hier garantiert die Sicherung des

Grünlandanteils gleichzeitig die hohe landschaftliche

Attraktivität, die für den Tourismus einen hohen Stel-

lenwert als Alleinstellungsmerkmal genießt.

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

8 2 8 3

Diese Zusammenhänge sind den wenigsten Menschen

in vollem Umfang bewusst. Das, was in der Vergangen-

heit eher eine Selbstverständlichkeit war und als Folge

bäuerlicher Nutzung zu attraktiven Kulturlandschaften

führte, wird in Zukunft nur über gemeinsame Anstren-

gungen zu gewährleisten sein. Die Weiterentwicklung

der traditionellen Kulturlandschaft ist daher kein muse-

ales, sondern ein gesellschaftliches Grundanliegen. Auch

in dieser Thematik ist das Engagement des Naturparks

gefordert. Der Naturpark Südschwarzwald wird in ent-

scheidendem Maß aber auch durch den Wald geprägt.

Die große Anzahl an Erholungswäldern im Naturpark

zeigt dabei deren hohe Bedeutung auf.

Die Herausstellung der derzeitigen Erholungsschwer-

punkte ist jedoch lediglich als eine Momentaufnahme

zu verstehen. Diese Schwerpunkte können sich im Lauf

der Zeit verändern und können auch – z.B. im Hinblick

auf den Biotopschutz – gelenkt werden. Wichtig sind

hierbei positive Anreize und Angebote und weniger

Verbote.

3. Leitbilder und Ziele

In der Karte 14 sind die unterschiedlichen Landschafts-

raumtypen charakterisiert. Die Erholungswälder und

Erholungsschwerpunkte stellen besonders bedeutsame

Bereiche für die Erholungsnutzung dar. Siedlungen wie

Verkehrsinfrastruktur teilen die verschiedenen Land-

schaftsraumtypen in unzerschnittene Räume. Beson-

ders überformte und verlärmte Bereiche sind für die

ruhige, landschaftsbezogene Erholung weniger von

Bedeutung.

Die hochwertige und erlebnisreiche Landschaft des Süd-

schwarzwalds ist für die ruhige, landschaftsgebundene

Erholung zu erhalten, zu pflegen und weiterzuentwi-

ckeln. Hierzu ist insbesondere auf die Offenhaltung und

die Vielfältigkeit der Landschaft sowie auch auf das Frei-

halten von touristischen Anlagen zu achten. Ein beson-

deres Augenmerk muss auf den Erhalt und die Entwick-

lung der vielfältigen, von Verkehrsinfrastrukturen und

Siedlungen unzerschnittenen Räume im Hochschwarz-

wald gelegt werden.

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

8 2 8 3

Karte 14: Räumliche Konzeption: Schwerpunkt landschaftliche Erholung (Hage, Popp et al., 2000)

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

8 4 8 5

3. Leitbilder und Ziele

Karte 15: Räumliche Konzeption: Schwerpunkt Angebote/Naturpark-Erlebnis (Hage, Popp et al., 2000)

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

8 4 8 5

Karte 16: Räumliche Konzeption: Schwerpunkt Besuchermanagement (Hage, Popp et al., 2000)

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

8 6 8 7

Naturpark-Erlebnis

Über die Einrichtung von Naturpark-Erlebniszentren,

-Erlebnisräumen und -Erlebnistouren ist es möglich, den

Naturparkgedanken den Gästen und Einheimischen nä-

her zu bringen. Über die animative Vermittlung verschie-

dener Aspekte der Kulturlandschaft Südschwarzwald im

Nahbereich der touristischen Zentren und Orte können

vielfältige Angebot zum Landschaftserlebnis vermittelt

werden. Über die Einrichtung von Naturpark-Erlebnis-

touren kann die Einzigartigkeit des Naturparks deut-

lich gemacht werden und damit einhergehend auch

eine Lenkung und Steuerung der touristischen Besu-

cherströme erfolgen.

Schwerpunkte bezüglich der Angebote für Naturpark-

Erlebniszentren und Naturpark-Erlebnistouren sind in

Karte 15 dargestellt.

Besuchermanagement und -information

Aus Gründen des Natur- und Landschaftsschutzes sind

Schutzvorkehrungen vor einer zu starken touristischen

Inanspruchnahme zu treffen. Hier können schon viele

gute Beispiele wie z.B. Besucherlenkung durch Wander-

wege z. B. in der Wutachschlucht, Wanderbusse, geführ-

te Exkursionen, das ‚Haus der Natur Südschwarzwald‘

auf dem Feldberg und zahlreiche Tourist-Informatio-

nen oder elektronische Info-Systeme genannt werden.

In den Kerngebieten des Naturparks wie z.B. auch im

Gebiet Rohrhardsberg sind bereits entsprechende Kon-

zepte entwickelt und umgesetzt worden. Die Nutzung

der Landschaft durch Urlauber und Sportler verändert

sich ständig. Wichtig erscheint, diese Veränderungen zu

beobachten und flexibel darauf zu reagieren.

Filialen des ‚Hauses der Natur Südschwarzwald‘ auf dem

Feldberg sollten als Informationszentralen ergänzend,

insbesondere in den touristischen Hauptorten und über

die Landkreise verteilt eingerichtet werden, die sich

auch mit anderen Bemühungen (wie z.B. Naturpark-

Markt, Naturpark-Erlebnisräume oder auch einem Na-

turpark-Café) verbinden lassen.

In Karte 16 werden diese Aspekte herausgestellt.

In den stark frequentierten Erholungswäldern und

-landschaften besteht vorrangig in den Bereichen, die

auch für den Biotopschutz von Bedeutung sind, die Not-

wendigkeit der Entwicklung von großräumigen Besu-

cherlenkungskonzepten und entsprechend lenkenden

Angeboten. In diesem Zusammenhang ist die oben er-

wähnte sporttouristische Aktivitätslenkung zu nennen,

die in den Schwerpunktbereichen des Sporttourismus

versuchen muss, die Aktivitäten räumlich und von der

Intensität her zu steuern. Den Gästen soll einerseits die

Möglichkeit zur Naturerfahrung gegeben werden, an-

dererseits sollen die wichtigen und bedeutenden Biotop-

bereiche nachhaltig geschont werden. Es gilt vorrangig,

Angebote zu schaffen, statt Verbote auszusprechen. In-

formationszentren an den Toren des Naturparks und in

touristischen Zentren können das Anliegen des Natur-

parks unterstützen.

Der positiv besetzte Begriff des Naturparks kann zu ei-

ner Verbesserung bzw. Diversifizierung des Images Süd-

schwarzwald führen. Durch die Bereitstellung eines Na-

turpark-Qualitätssiegels kann dieser Effekt sogar noch

verstärkt werden. Naturerlebnis-Angebote sind wichtige

Ansätze eines dauerhaft umweltgerechten Tourismus.

Im Rahmen des Naturparks sollen Aktivitäten in diesen

Bereichen ermittelt, vernetzt und angeboten werden.

Unter dem Thema ‚Gesundheitsregion Naturpark Süd-

schwarzwald‘ wird der Naturpark z. B. wichtige Impulse

für den Gesundheitsbereich bieten.

Es bieten sich eine Vielzahl von weiteren Möglichkeiten,

bei denen Tourismus und Kulturlandschafts-Entwicklung

am gleichen Strang ziehen können. Sie müssen daher

im Naturpark Südschwarzwald offensiv genutzt werden.

Die Landwirtschaft kann vom Tourismus durch

• die Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte aus

der Region an Gäste, an die Gastronomie und den

Handel,

• Möglichkeiten der Zimmer- und Wohnungsvermie-

tung

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

8 6 8 7

• Dienstleistungen, z.B. in Form von Gästeführung

und Transportangebote sowie

• Regionalmärkte oder Bauernmärkte

profitieren. Ein herausragendes Beispiel ist z.B. die Grün-

dung der ‚Naturpark-Wirte Südschwarzwald e. V.‘.

Eine aktive Unterstützung der Landwirtschaft durch den

Tourismus hat aber auch positive Rückwirkungen auf das

touristische Erscheinungsbild. Die Landwirte waren und

sind schließlich – neben den Forstleuten – verantwortlich

für das heute als attraktiv empfundene Bild der Kultur-

landschaft. Damit sind gerade sie wichtige Garanten des

touristischen Angebots.

Touristische Wettbewerbsvorteile durch verbesserte

Umweltqualität lassen sich zusätzlich gewinnen, wenn

auch die Verkehrsprobleme intelligent gelöst werden.

Die Einbeziehung des Themas Verkehr, insbesondere im

Zusammenhang mit dem Tourismus, ist hier von beson-

derer Bedeutung.

Der Naturpark ist ein zentrales Werbeargument für den

Schwarzwald. Die Zusammenarbeit des Naturpark e.V.

mit den regionalen Tourismusverbänden und dem Na-

turpark Schwarzwald Mitte / Nord ist für eine transpa-

rente touristische Vermarktung wichtig. Die Etablierung

eines Destinationsmanagements in enger Abstimmung

mit den touristischen Regionalverbänden ‚Schwarzwald

Tourismus GmbH’, ‚Tourismusverband Südlicher Schwarz-

wald e.V.’ und ‚Mittlerer Schwarzwald Tourismus GmbH’,

einschließlich Markenpolitik und Qualitätsmanagement

ist dafür von zentraler Bedeutung.

Förderung über Innovation

Der Aktionsplan für die LEADER+-Region Südschwarz-

wald steht unter dem Motto ‚Landart im Südschwarz-

wald: Leben, Arbeiten, Urlaub machen’. Ein wichtiger

Projektschwerpunkt des LEADER-Programms ist die Wei-

terentwicklung und Stärkung funktionsfähiger ländli-

cher Lebens- und Wirtschaftsräume im Einklang mit

landschaftlichen und kulturellen Besonderheiten. Im

Besonderen werden folgende Entwicklungsziele und

Strategien genannt:

• Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit

• Schaffung von zusätzlichen Arbeitplätzen, insbe-

sondere auch für Frauen

• Verbesserung der Lebensqualität im ländlichen

Raum

• Erhaltung und Inwertsetzung des natürlichen und

kulturellen Potentials

• Aufwertung der lokalen/regionalen Erzeugnisse

und Stärkung des Regionalbewusstseins

Die Lokale Aktionsgruppe LEADER Hochschwarzwald –

dazu gehören derzeit 42 Gemeinden und einige weitere

Ortsteile im südlichen Teil des Naturparks – spielte eine

wichtige Rolle bei der Tourismusentwicklung der letzten

Jahre. Auch der Naturpark hat finanziell in erheblichem

Maße von LEADER profitiert. Die LEADER Aktionsgruppe

gründete sich im Dezember 1995 zur Abwicklung eines

im Vorfeld erarbeiteten Innovationsprogramms. Die Ge-

meinschaftsinitiative LEADER II lief Ende 1999 aus; für

das Folgeprogramm LEADER+ hat der Naturpark eine

entsprechende Initiative gestartet und entscheidende

Vorarbeiten geleistet. Die heutige LEADER Aktions-

gruppe Südschwarzwald (LAGS) setzt sich aus Vertre-

tern verschiedenster soziökonomischer Bereiche zusam-

men, von denen mindestens 50 % aus dem Wirtschafts-,

Sozial- und Verbandsbereich kommen.

Die Ziele sind darauf gerichtet, Projekte mit dem Tou-

rismusbereich zu verknüpfen. Auf der Grundlage des

von der Natur gegebenen Potentials ist in der Region

eine bedeutende Tourismusbranche entstanden, die

sich positiv auf die verschiedensten Wirtschaftsbereiche

auswirkt. Aber auch hier haben die veränderten wirt-

schaftlichen Rahmenbedingungen und die Korrekturen

im Gesundheitswesen 1996 zu einem Einbruch in der

gesamten Tourismusbranche geführt. Deshalb bedarf

die Entwicklung der für die Region wichtigen Touris-

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

8 8 8 9

musbranche einer laufenden Anpassung. Hier kann

die Stärkung des Tourismus, neben direktem touristi-

schem Einkommen, zusätzlich indirekte Einkommens-

zuflüsse in der Landwirtschaft, im Einzelhandel, im

Gewerbe und im Dienstleistungsbereich ermöglichen.

Dabei werden touristische Kooperationen angesichts

härter werdender Konkurrenz immer wichtiger. Neben

der Zusammenarbeit der Kommunen im Rahmen des

‚Verbandes Südlicher Schwarzwald e.V.‘, der ‚Mittlerer

Schwarzwald Tourismus GmbH’ und der ‚Schwarzwald

Tourismus GmbH‘ gibt es noch eine Reihe kleinerer

kommunaler Zusammenschlüsse. Diese Vielfalt muss

jetzt eine wettbewerbsfähige Destination entwickeln.

Ein wichtiger Entwicklungsschritt ist mit der Gründung

der ‚Schwarzwald Tourismus GmbH’ gelungen, die als

‚Dach-Organisation’ den gesamten Schwarzwald nach

außen vermarktet.

3.3.7 Kulturelle Infrastruktur

Grundsätzliche Ziele und Umsetzungsstrategien:

• Qualitative Verbesserung

• Nutzung von Synergien

• Abstimmung von Angeboten mit den Tourismusor-

ganisationen

• Erhaltung und Ausbau des Angebots

• Förderung und Stärkung kultureller Traditionen

• Unterstützung der Tourismusorganisationen bei der

Vermarktung kultureller Angebote

• Einbeziehung des Städtetourismus

• Verbesserung der Verkehrsanbindung

Der Naturpark Südschwarzwald weist eine qualitativ

hochwertige Angebotspalette in den unterschiedlichs-

ten Bereichen der kulturellen Infrastruktur auf. Diese

und die dazugehörigen Kulturangebote sollten, wegen

ihrer Bedeutung für die regionale Identifikation und für

den Tourismus, erhalten und qualitativ verbessert wer-

den. Das kulturelle Erbe ist ein wichtiger Bestandteil des

Naturparks Südschwarzwald. Kulturlandschaftselemen-

te, Brauchtum, traditionelles Handwerk, historisch ge-

wachsene Siedlungsformen, landschaftstypische Archi-

tektur etc. sind Ausdruck der regionalen Identität und

Besonderheit. Durch die untrennbare Verknüpfung von

Natur- und Kulturerbe ist es Aufgabe des Naturparks,

die kulturellen Traditionen und ihre weitere Entwick-

lung zu fördern und zu stärken. Auch für die Angebote

im Bereich Musik, Theater, Museen u.a. sollten vom Na-

turpark klare Signale für eine Verbesserung der Qualität

ausgehen, denn nur ein umfassendes kulturelles Ange-

bot wird den Ansprüchen der heimischen Bevölkerung

und der Touristen gerecht.

Der Gast im Naturpark ist an gewachsenen, kulturellen

Besonderheiten, aber auch an neuen Entwicklungen in-

teressiert. Wichtig hierbei ist der regionale und authen-

tische Bezug zu der heimischen Bevölkerung und dem

Unverwechselbaren der Region. Typische Produkte aus

dem Naturpark machen hier ihren Reiz aus und werden

für den Gast durch die Verknüpfung von Landschafts-

und Kulturgenuss besonders erlebbar. Aber auch Inno-

vationen und Fortschritt sollte sich der Naturpark gegen-

über nicht verschließen.

Wenn es darum geht, dem Naturparktourismus neue Pu-

blikumskreise zu erschließen, so nimmt der Kulturtou-

rismus eine besondere Rolle ein. Sinnvoll ist in diesem

Zusammenhang u.a., eine gemeinsame Vermarktung

der bereits vorhandenen kulturellen Angebote im Ge-

biet des Naturparks Südschwarzwald zu erreichen. Über

die Vermarktung der bereits vorhandenen Konzert-an-

gebote durch die Tourismusorganisationen und die Ge-

meinden könnte beispielsweise ohne größere Mehr-

kosten ein Kammermusik-Festival mit Unterstützung

des Naturparks generiert werden. Durch die Nutzung

von Synergien kann der ‚kulturelle Schatz‘ des Natur-

parks nachhaltig gesichert, qualitativ aufgewertet und

entsprechend nach außen dargestellt werden.

Der Naturpark Südschwarzwald sollte künftig gerade

auch auf kulturellem Gebiet seine Stärken herausstellen.

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

8 8 8 9

Er sollte nicht versuchen, großstädtische Konzepte zu

kopieren, sondern kulturelle Angebote der Tourismus-

organisationen und der Kommunen unterstützen, die

den Gegebenheiten entsprechen. Das gilt beispielsweise

für Kammermusik oder Jazz-Projekte in historischen Ge-

bäuden und in Scheunen, das gilt für Land-Art-Projekte

ebenso wie für Brauchtumsveranstaltungen.

Der Naturpark sollte bereits im Bereich seiner Eingangs-

portale deutlich machen, dass er eine ‚Kulturlandschaft’

im Wortsinn ist. So sollen die Eingangsbereiche zum Na-

turpark mit Skulpturen kenntlich gemacht werden.

Der Naturpark kann ebenfalls mit der Attraktivität der

unmittelbar angrenzenden Großstädte (insbesondere

Freiburg, Basel, Zürich) werben. Angesichts der kurzen

Distanzen sind diese Angebote, ggf. in Abstimmung

mit den dortigen Trägern, aktiv mit einzubeziehen. Der

Naturpark kann wesentlich von der Tendenz zu mehr

Kurzurlaub und Städtetourismus profitieren. Die Ver-

kehrsanbindungen (ÖPNV) zu den entsprechenden Zie-

len wären zu verbessern. Überdies könnten vergünstigte

Tarife bzw. Eintrittspreise in Kombination ausgehandelt

und angeboten werden.

Kulturerlebnis mit allen Sinnen, ein in sich stimmiges An-

gebot passend zum touristischen Gesamtangebot, kun-

denfreundliche Öffnungszeiten sowie Besucherservice,

eine gute Beschilderung und aktuelle Kultur-Informatio-

nen sind der Garant dafür, dass Chancen zur Aufwertung

und Erweiterung des touristischen Angebots geschaffen

werden können.

3. Leitbilder und Ziele

3.3 Leitlinien, Entwicklungsziele und Umsetzungsstrategien

9 0 9 1

Voraussetzung für eine hohe Akzeptanz des Naturparks

ist eine gute Öffentlichkeitsarbeit. Dazu gehören sowohl

eine allgemeine Image- und Vertrauensbildung, die Inte-

grierung des Naturparks in das politisch-soziale System,

der Aufbau und die Pflege von Informationsflüssen und

die Festlegung auf eine einheitliche Außendarstellung.

Für den Naturpark Südschwarzwald e. V. gilt der Leitsatz,

„Kommunizieren ist wichtiger als Werben“. Es ist des-

halb notwendig, ständig zu überprüfen, ob der Natur-

park dieser Anforderung gerecht wird. Wichtig ist eine

mitwirkungsorientierte Öffentlichkeitsarbeit. Dies setzt

eine wechselseitige Kommunikation, Klarheit und Ver-

ständlichkeit in der Darstellung der eigenen Ziele sowie

eine Öffnung für konstruktive und zielführende Inputs

von Seiten aller Dialogpartner und Betroffenen voraus.

Wichtig ist vor allem auch, verschiedene Meinungsfüh-

rer der Region weiterhin für die Idee des Naturparks

zu gewinnen (Opinion-Leader- und Opinion-Follower-

Modell).

Mögliche Schwerpunkte der Öffentlichkeitsarbeit kön-

nen Informationsbereitstellungen für Initiatoren und

Multiplikatoren, die Förderung positiver Beispiele durch

entsprechende PR-Aktivitäten sowie das Herausarbeiten

klar nachvollziehbarer Argumentationsketten für die

Naturpark-Philosophie ‚Schutz durch Nutzung’ sein.

Ein wichtiges Grundprinzip der Öffentlichkeitsarbeit

wird als AIDA beschrieben. Es lautet: Aufmerksam ma-

chen – Interesse wecken – Desire (Verlangen / Neugierde)

– Aktionen entwickeln.

Strategie der Öffentlichkeitsarbeit

Ein für den Naturpark Südschwarzwald e. V. anwendba-

res Strategiemodell ist die sog. VNA-Strategie: Visionen

– Nutzen – Aktivierung. Visionen zu schaffen, ist eine

der wichtigsten Aufgaben des Naturparks, wenn seine

Zielsetzungen realisiert werden sollen. Die Vermittlung

der Vision Naturpark als Teil einer nachhaltigen Regio-

nalentwicklung ist im Naturpark-Leitbild verankert. Dies

muss jedoch immer wieder in das öffentliche Bewusst-

sein gehoben werden. Dabei geht es vor allem darum,

dass der visionäre Charakter des Naturpark-Leitbilds

nach und nach auf eine realisierbare Umsetzungsebene

transportiert werden kann. Dies wird direkt durch Pro-

jekte möglich, kann aber auch durch ein gezieltes Prä-

sentieren visionärer Ansätze des Naturpark-Leitbilds zu

konkreten und ggf. regional begrenzten Diskussionen

führen, die ihrerseits umsetzbare Projekte auslösen.

Eine weitere Aufgabe des Naturparks besteht darin, des-

sen Nutzen für die Menschen im Südschwarzwald deut-

lich zu machen. Hier wird ein wichtiger Bestandteil der

Öffentlichkeitsarbeit des Naturparks liegen. Es muss in

das öffentliche Bewusstsein gehoben werden, dass der

Naturpark keine restriktive Arbeit im Sinne von ‚unter

die Käseglocke stellen’ betreibt, sondern dass sein Leit-

bild wirtschaftliche Zukunftsperspektive bedeutet, die

aber in der Bewahrung der Artenvielfalt (genetische

Ressourcen) auch einen wichtigen volkswirtschaftlichen

Wert sieht und dies offensiv vermittelt.

Schließlich muss der Naturpark zur Mitarbeit motivieren.

Nur wenn es ihm gelingt, die in der Region lebenden

Menschen zum Handeln und Mitmachen zu ermuntern

bzw. vorhandene oder sich neu bildende Gruppierungen

im Sinne des Naturpark-Leitbilds zu vernetzen, kann die

Aufgabe der Kommunikation als Vermittlung von po-

sitiven Ideen erfolgversprechend angegangen werden.

Eine ausgezeichnete Plattform für die Aktivierung ist

das ‚Offene Forum Naturpark’ mit seinen parallel lau-

fenden Arbeitsgruppen, mit denen die Einbindung der

Menschen und ihre Aktivierung in besonderer Weise

gefördert wird.

Bei einer breiten öffentlichkeitswirksamen und vor al-

lem über die Naturparkgrenzen hinausgehenden Ver-

marktung wichtiger regionaler und für den Tourismus

bedeutender Themen ist eine enge Zusammenarbeit

zwischen dem Naturpark und den Tourismusorganisa-

tionen sinnvoll und notwendig.

PR-Aufgaben

Die Kommunikation für den Naturpark Südschwarzwald

e. V. ist zentraler Bestandteil des Naturpark-Manage-

3.4 Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung

3. Leitbilder und Ziele

9 0 9 1

ments und soll daher durch die Geschäftsführung ge-

steuert werden. Zu den Kernfunktionen der Kommuni-

kationsaufgaben gehören Monitoring, die Feststellung

naturparkrelevanter Trends, Medienbeobachtung als

Auswirkung der eigenen PR-Arbeit sowie eine optimale

Abstimmung der PR-Aktivitäten auch mit den sonstigen

Aktivitäten des Naturparks.

Um die vielfältigen PR-Aktivitäten sinnvoll erfüllen zu

können, ist eine PR-Stelle in der Geschäftsstelle des Na-

turparks notwendig. Dort muss die Koordinierung der

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit vorgenommen, die

Durchführung von wesentlichen Aktivitäten realisiert

bzw. das Vergabebriefing und Controlling für externe

PR-Aktivitäten koordiniert werden. Die Grenzlinie zwi-

schen Eigendurchführungen und Externvergaben wird

aufgrund von Qualitäts-, Kosten- und Ressourcenkrite-

rien gezogen.

Informationszentren und Bildungsaufgaben

Der Naturpark hat entsprechend den gesetzlichen Rah-

menbedingungen keinen eigenständigen Bildungsauf-

trag wie beispielsweise Nationalparke. Dennoch erfüllen

die deutschen Naturparke mit einer Präsenz von 20 %

der Fläche Deutschlands in erheblichem Umfange auch

Bildungsaufgaben.

Mit dem ‚Haus der Natur Südschwarzwald‘ auf dem Feld-

berg steht dem Naturpark ein Informationszentrum zur

Verfügung, dessen Lage einen hohen Besucherzustrom

hat. Hierin liegt die einmalige Chance, durch diesen

zentralen Anlaufpunkt viele in der Region weilende

Menschen direkt anzusprechen und ihnen die Ziele des

Naturparks zu präsentieren. Wenn dies auf eine anima-

tive Weise erfolgt, werden Wirkungen erzielt, die weit

über die Gebietskulisse des Naturparks hinausreichen

und damit gesamtgesellschaftliche Bildungsaufgaben

wahrnehmen.

Im Südschwarzwald gibt es eine Reihe weiterer musea-

ler Einrichtungen oder Informationszentren, die durch

ihren jeweiligen thematischen Inhalt eine Vernetzung

mit dem ‚Haus der Natur Südschwarzwald’ und damit

mit dem Naturpark nahe legen. Es ist notwendig, dass

der Naturpark offensiv auf derartige Einrichtungen zu-

geht, um sie von einer solchen vernetzten Konzeption

zu überzeugen.

Bis auf weiteres muss davon ausgegangen werden, dass

sich die Informations- und Bildungsaufgabe des Natur-

parks Südschwarzwald e. V. nicht selbst trägt. Sie wird

daher von entsprechenden Zuwendungen oder Koo-

perationsprojekten abhängig bleiben. Es wird deshalb

sinnvoll sein, hier auch die Integrierung privater Mittel-

geber zu prüfen, die ein Synergieinteresse an einer sol-

chen Aufgabenkoppelung haben können.

Als Partner des Naturparks im Bereich der Weiterbildung

kommen die Volkshochschulen, die Akademie für Na-

tur- und Umweltschutz Baden-Württemberg, DEHOGA,

IHK, Fachhochschule Furtwangen, BLHV, Forstverein,

Forstkammer, Holzkette Schwarzwald und andere Ein-

richtungen bzw. Bildungseinrichtungen mit Bezug zur

Region in Frage. Überdies die Bezirksstelle für Natur und

Landschaft (BNL), die über den Ranger im ‚Haus der Na-

tur’ sowie mit dem Ökomobil ebenfalls einen Beitrag

leisten kann.

3. Leitbilder und Ziele

3.4 Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung

9 2 9 3

Der Naturpark Südschwarzwald möchte neue Wege zur

Weiterentwicklung der Kulturlandschaft mit den von

ihm definierten inhaltlichen Anforderungen beschrei-

ten, daher können auch die bisher bekannten Organi-

sationsstrukturen anderer Naturparke nicht alleiniger

Maßstab für das Management sein. Der Anspruch einer

lernenden und zukunftsfähigen Region kann nur mit

einer gleichermaßen strukturierten Organisationsform

realisiert werden.

Für die Wahrnehmung der Interessen seiner Mitglieder

stehen ihm die in der Satzung verankerten Vereinsorga-

ne Mitgliederversammlung, Vorstand, Gesamtvorstand

und Geschäftsführung zur Verfügung, die er für seinen

Gestaltungsauftrag benötigt. Im Verein Naturpark Süd-

schwarzwald e. V. sind vor dem Hintergrund des neuen

inhaltlichen Ansatzes jedoch auch andere und weiterge-

hende Leistungen notwendig, die dann vom Naturpark-

Management erbracht werden müssen. Mit der Erfül-

lung bzw. Realisierung der Naturpark-Verordnung sind

all jene Aufgaben verbunden, welche die Erteilung von

Befreiungen von den Inhalten der Verordnung betref-

fen. Hier ist der Träger des Naturparks zu hören. Auch

zu den Themenbereichen Landschaftsoffenhaltung und

Landschaftspflege gehen vom Naturpark wichtige Im-

pulse aus.

Die umfassende Öffentlichkeitsarbeit ist ein zentra-

ler Aufgabenbereich des Naturparks. Vor allem dann,

wenn darunter nicht nur die übliche Pressearbeit oder

die Herausgabe von Informationsmaterialien verstanden

wird. Die Durchführung von Kampagnen zum Bewusst-

machen der Bedeutung der Nahversorgung, regionaler

Qualitätsprodukte oder der Verwendung regionaler En-

ergieträger, wie Biomasse aus dem Naturpark, gehören

ebenso in den Bereich dieses Aufgabenspektrums, das

eine Schlüsselfunktion bei der Realisierung der Natur-

park-Philosophie ‚Schutz durch Nutzung‘ einnehmen

wird. Hierbei sollte ein Intensivierung der Kooperation

zwischen den Tourismusverbänden und dem Naturpark

angestrebt werden. In diesem Zusammenhang sollte der

Naturpark künftig stärker als Mediator der Region in

Erscheinung treten.

3.5.1 Träger und Akteure

Mitgliederversammlung

Die Mitgliederversammlung ist das höchste Organ des

Naturpark Südschwarzwald e. V. . Sie erfüllt die Wahr-

nehmung der Aufgaben des Vereins im Rahmen der sat-

zungsgemäßen Ziele. Sie übernimmt damit auch wichti-

ge Kontrollaufgaben. Die Mitgliederversammlung muss

aber um zusätzliche gesellschaftliche Gruppierungen er-

weitert werden, die bislang im Naturpark nicht vertre-

ten sind. Es geht dabei vor allem um Vertreter der Wirt-

schaft, technologischer Branchen sowie von Handwerk

und Gewerbe. Sie sind als wichtige Akteure für die Errei-

chung der Ziele zur Weiterentwicklung der Kulturland-

schaft Südschwarzwald zwingend notwendig.

Vorstand und Gesamtvorstand

Der Vorstand und sein Stellvertreter vertreten den Ver-

ein gerichtlich und außergerichtlich. Sie werden aus

der Mitte der Mitgliederversammlung auf die Dauer

von drei Jahren gewählt.

Der Gesamtvorstand wird aus der Mitte der ordentli-

chen Mitglieder von der Mitgliederversammlung auf

die Dauer von drei Jahren gewählt. Er bereitet die Be-

schlüsse der Mitgliederversammlung vor und erfüllt die

Aufgaben, die ihm von der Mitgliederversammlung per

Satzung bzw. per Beschlusslage übertragen worden sind

bzw. übertragen werden.

Wenn auf der Ebene der Mitglieder eine entscheiden-

de Erweiterung des Mitgliederspektrums in Richtung

Wirtschaft, Gewerbe und Handwerk erfolgt, muss sich

dies auch in der Besetzung des Gesamtvorstandes wi-

derspiegeln. Von zentraler Bedeutung hinsichtlich der

Handlungsfähigkeit dieses Gremiums ist, dass sich die

Anzahl der Mitglieder in einem überschaubaren Rah-

men bewegt. Alternativ wäre die Variante eines den

engeren Vorstand beratenden Kuratoriums bestehend

aus maximal 10 Personen der verschiedenen Interes-

sensgruppen denkbar. Eine enge Abstimmung mit dem

Vorstand ist für eine ergebnisorientierte Arbeitsweise

unverzichtbar.

3.5 Naturparkmanagement und Projektumsetzung

3. Leitbilder und Ziele

9 2 9 3

Geschäftsstelle

Die Geschäftsstelle des Naturparks Südschwarzwald ist

der zentrale ‚Motor’ für die weiteren Aktivitäten. Ge-

rade die Umsetzung des Naturparkplans und die Rolle

des Naturparks als Mediator der Region ist ein wichtiger

Aufgabenbereich der Naturpark-Geschäftsstelle. Für die

Umsetzung kann es hilfreich sein, sich am Instrumen-

tarium von Regional-Agenturen zu orientieren. Diese

übernehmen gerade im ländlichen Raum zunehmend

Dienstleistungsaufgaben, die in der Regel von anderen

Institutionen nicht wahrgenommen werden können

oder dürfen.

Die Geschäftsstelle des Naturparks wird ganz entschei-

dend die Leistungsfähigkeit der Gesamtorganisation wi-

derspiegeln. Der Grad der Umsetzung des Naturpark-

plans wird dann auch ein Ausdruck der Wertschätzung

sein, den die Region dem Anliegen des Naturparks als

Lobby der Kulturlandschaft widmet. Dem Naturpark

Südschwarzwald e. V. steht eine Organisationsstruktur

zur Verfügung, welche sowohl die in der Satzung und in

der Naturparkverordnung abgedeckten Aufgaben wahr-

nehmen kann, wie auch solche, für die es im Vergleich

mit anderen Naturparken noch keine Beispiele gibt.

Je nach Ausrichtung und Engagement der zukünftigen

Projekte und Aufgaben des Naturparks sollten gewisse

Flexibilitäten in der Ergänzung der bisherigen Organi-

sationsform je nach Aufgabenschwerpunkt bestehen. So

wäre es z.B. denkbar, für ausgesprochen erwerbswirt-

schaftlich orientierte Tätigkeiten, neben der Struktur

des gemeinnützigen Vereins, auch die Gründung einer

GmbH oder anderer rechtlicher Zusammenschlüsse zur

Umsetzung professioneller Vermarktungsstrategien z.B.

im Bereich der Regionalvermarktung zu ermöglichen.

3.5.2 Kooperationsstrukturen für die inner-regionale Zusammenarbeit.

Das Offene Forum Naturpark (OFN) stellt den beraten-

den Teil der Organisationsstruktur des Naturparks Süd-

schwarzwald e. V. dar. Dieses OFN besteht aus mehreren

Bausteinen, die miteinander vernetzt sind und die den

entscheidenden Teil der Dialogstruktur bilden, die der

Naturpark Südschwarzwald für die Region anbietet. Das

OFN ist damit einerseits die entscheidende Schnittstel-

le, welche die Naturpark-Philosophie in das öffentliche

Bewusstsein hebt und damit für die Öffentlichkeit zu-

gänglich macht, und andererseits die Plattform, inner-

halb derer bzw. über die wichtige Informationen und

Erkenntnisse zum Träger der regionalen Entwicklung,

dem Naturpark, gelangen können. Das Offene Forum

Naturpark hat eine ausschließlich beratende Funktion

und ist derzeit nicht Bestandteil der satzungsgemäßen

Vereinsstruktur. Es ist mit dem Bottom-Up-Ansatz den-

noch ein zentraler Bestandteil dieser neuen Naturpark-

Philosophie und damit auch wegweisender Ansatz für

andere Naturparke in Deutschland.

Forum Naturpark

Das bereits bei der Entwicklung des Naturpark-Leitbil-

des eingesetzte Forum Naturpark, das aus sachkundigen

Vertretern aller entscheidenden Bereiche im Naturpark

besteht, hat sich in dieser Form als inhaltlich belebendes

Element bewährt. Es soll für die Weiterentwicklung des

dynamischen Prozesses der Umsetzung und Fortschrei-

bung des Naturpark-Leitbilds erhalten bleiben und da-

bei auch einen zentralen Bestandteil der Mediationsrolle

wahrnehmen. Das Forum soll aber auch den Naturpark

bei der Festlegung von förderfähigen Vorhaben oder

neuen Weichenstellungen inhaltlich-fachlich beraten.

Die Arbeit des Vorstands soll durch das Forum fachlich

unterstützt werden.

Die drei am Naturpark beteiligten Regionalverbände

Schwarzwald-Baar-Heuberg, Südlicher Oberrhein und

Hochrhein-Bodensee sehen im OFN die Chance, dass

planerische Anliegen und Forderungen aus dem Raum

aufgegriffen, verfeinert und im bestehenden Planungs-

3. Leitbilder und Ziele

3.5 Naturparkmanagement und Projektumsetzung

9 4 9 5

system umgesetzt werden können. Es wird weiter eine

Intensivierung der Zusammenarbeit mit dem Naturpark

angestrebt.

Es empfiehlt sich, für die Besetzung des Forums Natur-

park eine dreijährige Berufungsperiode vorzusehen,

damit die involvierten Mitglieder auch über genügend

Kontinuität verfügen können, um bestimmte Prozesse

inhaltlich zu begleiten und objektiv bewerten zu kön-

nen. Die Bestätigung der Mitglieder des Forums Natur-

park sollte auf Vorschlag der Vereinsmitglieder durch

den Gesamtvorstand entschieden werden. Bei der Be-

setzung des Forums soll der ganzheitliche Ansatz bei-

behalten werden. Eine Verankerung des Forums in der

Satzung erscheint zunächst nicht zwingend notwendig,

kann jedoch vorgenommen werden, wenn dies dem

Wunsch und Bedürfnis der Mehrheit der Mitglieder des

Naturpark Südschwarzwald e. V. und natürlich auch des

Forums selbst entspricht. Unabhängig davon soll jedoch

auch künftig die Arbeit des Forums in die Diskussionen

des Gesamtvorstandes einfließen.

Abbildung 8: Organigramm des Offenen Forum Naturpark (Hage, Popp et al., 2000)

3. Leitbilder und Ziele

3.5 Naturparkmanagement und Projektumsetzung

Arbeitsgruppe

Energie

Arbeitsgruppe

Siedlungsent-

wicklung

und

Architektur

Arbeitsgruppe

(Sport-)

Tourismus

Kur/Reha

und

Verkehr*)

Arbeitsgruppe

Wald

und

Holzwirtschaft

Arbeitsgruppe

Landwirtschaft

und

Vermarktung

Arbeitsgruppe

Natur

und

Landwirtschaft

LOK ALEAGENDA

LOK ALEAGENDA

LOK ALEAGENDA

LOK ALEAGENDA

LOK ALEAGENDA

LOK ALEAGENDA

R AUMNUTZUNGEN UND AK TEUREBEVÖ LKERUNG

OFFENES FORUM NATURPARKInterdisziplinär zusammengesetztes Expertengremium

PROJEK TBEZOGENE ARBE ITSGRUPPENPROJEK T- UND MASSNAHMENUMSET ZUNG

LO

KA

LR

EG

ION

AL

RUNDE T ISCHE

NATURPARK

*) in den Bereichen ‚Kur und Reha’ sowie ‚Hotellerie und Gastronomie’ haben sich bereits eigenständige Strukturen aus diesen Arbeitsgruppen herausgebildet.

9 4 9 5

Fach-Arbeitsgruppen

Während im Forum Naturpark Ziele, Maßnahmen oder

Ideen interdisziplinär diskutiert und formuliert werden,

ist es wichtig, die parallel dazu tagenden Arbeitsgrup-

pen beizubehalten, damit sie fachspezifische Fragen

aufgreifen und für das Forum Naturpark entsprechend

aufbereiten können.

Derzeit bestehen Arbeitsgruppen zu den Kernthemen:

• Natur und Landschaft

• Landwirtschaft, Verarbeitung und Vermarktung

• Tourismus und Naturpark

• Bäuerlicher Tourismus

• Tourismus und Mobilität

• Kultur

• Gastronomie

• Medizin, Kur und Rehabilitation

• Forst und Holzwirtschaft

• Siedlungsentwicklung

• Energie

• Sporttourismus

Diese Arbeitsgruppen werden von jeweils einer Person

(ggf. mit Stellvertretern) koordiniert, die gleichzeitig

auch Mitglied im Forum Naturpark sein sollte. Die Ent-

scheidung darüber fällt der Vorstand. Diese personel-

le Vernetzung zwischen den Fach-Arbeitsgruppen und

dem Forum Naturpark ist zwingend erforderlich: Nur auf

diese Weise kann dauerhaft sichergestellt werden, dass

die wichtigen fachlichen Inhalte auch in das interdiszi-

plinär besetzte Forum Naturpark getragen werden und

dort mit der fachübergreifenden Sachkompetenz zur

Diskussion gelangen. Auch hier empfiehlt es sich, einen

dreijähriger Turnus der Fach-Arbeitsgruppen einzufüh-

ren und damit einhergehend einer Bestätigung durch

den Gesamtvorstand.

Projektbezogene Arbeitsgruppen

Im Zuge der Umsetzung des Naturparkplans werden

zahlreiche Projekte entstehen, die einen interdiszipli-

nären Charakter haben und nicht mehr ausschließlich

von den Fach-Arbeitsgruppen betreut und begleitet

werden können. Zur Vorbereitung entsprechender Pro-

jekte und zur fachlichen Begleitung oder Beratung sind

deshalb projektbezogene Arbeitsgruppen sinnvoll, die

einen zeitlich befristeten Auftrag erhalten.

Verknüpfung mit ‚Lokaler Agenda‘

Die Herangehensweise im Naturpark Südschwarzwald

hat viel mit den kommunalen Agenda-Ansätzen zu

tun: Während diese lokal agieren, dreht sich die Dis-

kussion im Naturpark um die regionalen Aspekte, die

aber spätestens bei der Umsetzung lokalen Charakter

bekommen.

Die Arbeit im Naturpark kann die lokalen Agenda-Pro-

zesse beleben, wenn regionale Überlegungen und In-

formationen in die bestehenden lokalen Gruppen ein-

gebracht werden. Die Akteure aus den lokalen Gruppen

könnten bei Interesse auch im regionalen Kontext des

Naturparks mitwirken.

Regionale Runde Tische

In der Initialphase des Naturparks wurden sogenannte

‚Regionale Runde Tische’ auf Kreisebene eingerichtet,

um in der Öffentlichkeit deutlich zu machen und zu do-

kumentieren, dass der Naturpark in der Tat nicht ‚von

oben verordnet’ wird, sondern konzeptionell von einer

auf kommunaler und regionaler Ebene angesiedelten

Basis entwickelt wurde.

Um die Öffentlichkeit für den weiteren Umsetzungspro-

zess jederzeit aktiv am Geschehen zu beteiligen, ist es

sinnvoll, diese ‚Regionalen Runden Tische’ auf der Kreis-

ebene beizubehalten. Mit diesem Instrument im Sinne

von ‚Bürgerversammlungen’ kann der Naturpark bei al-

len entscheidenden Weichenstellungen immer wieder

das Ohr an die Öffentlichkeit legen und durch diese Insti-

tution ein Meinungsbild über seine eigenen Aktivitäten

3. Leitbilder und Ziele

3.5 Naturparkmanagement und Projektumsetzung 3.5 Naturparkmanagement und Projektumsetzung

*) in den Bereichen ‚Kur und Reha’ sowie ‚Hotellerie und Gastronomie’ haben sich bereits eigenständige Strukturen aus diesen Arbeitsgruppen herausgebildet.

9 6 9 7

und Projekte einholen. Im Sinn einer Aufgabenteilung

empfiehlt es sich, dass die ‚Regionalen Runden Tische’ je

nach Bedarf gegebenenfalls auch durch die Landkreise

einberufen werden.

Naturpark als Mediator

Das Naturpark-Leitbild setzt ein hohes Maß an Verant-

wortungswillen und -bereitschaft seitens aller Akteure

in der Region Südschwarzwald voraus. Das Leitbild geht

von der These aus, dass übermäßig zentral organisierte

Planungs- und Entscheidungsabläufe es den aktiv Han-

delnden erschweren, evtl. entstehende Konflikte mit

Nutzungen konstruktiv zu lösen.

Wenn Auseinandersetzungen um die nach wie vor be-

stehenden unterschiedlichen Auffassungen zu bestimm-

ten Nutzungsformen fortbestehen, kann das Naturpark-

Leitbild nur dann zu einer Verbesserung der Situation

beitragen, wenn es auch als Plattform des künftigen

Kulturlandschaftsdialogs aktiv genutzt wird.

Alle Aktivitäten, die zum positiven Erscheinungsbild der

Kulturlandschaft Südschwarzwald geführt haben, müs-

sen auf den unterschiedlichen Vermittlungsebenen ihre

ursprünglichen Anlässe, ihre nachvollziehbaren Umset-

zungsschritte und ihre heutige Funktion und Zielvorstel-

lung sichtbar machen. Für diesen Teil des Aufgabenspek-

trums werden vom Naturpark Bildungseinrichtungen

selbst eingerichtet bzw. unterhalten oder unterstützt.

Dies erfolgt in Form von Informationszentren wie dem

‚Haus der Natur Südschwarzwald’ auf dem Feldberg

oder anderen Einrichtungen verschiedenster Bildungs-

träger, die mit dem Naturpark im Sinn einer ganzheitli-

chen Betrachtung kooperieren sollten.

Die Aufgabe des Naturparks liegt darin, zwischen diesen

Interessen zu vermitteln und Lösungen zu finden, die

mehrheitsfähig sind und gleichzeitig konsequent zum Ab-

bau von destruktiven Schaufensterdiskussionen führen.

Die Umsetzung dieses Zukunftsmodells und neuer Wege

zur Entwicklung der Kulturlandschaft Südschwarzwald

muss aber von den Grundeigentümern und ihren eige-

nen Interessensvertretungen getragen werden. Diese

werden daher mit Naturpark-Leitbild und -Leitlinien

immer stärker auch in die Gesamtverantwortung Kul-

turlandschaftsentwicklung eingebunden, die eben weit

über den Aspekt der eigentlichen Landnutzung hinaus-

reicht. Hier setzt das Aktionsfeld des Naturparks als Me-

diator an. Diese koordinierende Funktion eines Mittlers

kann von Behörden nicht wahrgenommen werden. In

dieser Aufgabe liegt die große Chance für den Natur-

park Südschwarzwald.

Für den Naturpark geht es also nicht primär darum, aus-

schließlich selbst in den verschiedenen Themenfeldern

Vorgaben und eigene Projekte umzusetzen, sondern ei-

nerseits als Konsensfindungsplattform zu fungieren und

andererseits zusammen mit anderen Akteuren vor Ort

den gemeinsam definierten Zielsetzungen auch durch

die Umsetzung gemeinsamer, konkreter Pilotprojekte

näher zu kommen. Die konkrete Zusammenarbeit in

der Abstimmung mit anderen Akteuren der Region

und die notwendige Definition von Arbeitsschnittstel-

len resultiert zum einen aus den Vorgaben der Leitbil-

der, die gemeinsam erarbeitet wurden, vor allem aber

aus der Feinabstimmung über die Planung, Umsetzung

und Abwicklung konkreter Projekte. Das im Konsens

entwickelte Selbstverständnis muss bei sämtlichen zu-

künftigen Entscheidungen auch Grundlage derselben

darstellen und darf, bei allem Verständnis für inhaltlich

kontrovers geführten Diskussionen, nicht immer wieder

grundsätzlich in Frage gestellt werden.

3.5.3 Grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Naturpark-Netzwerk – national und international

Der Naturpark Südschwarzwald e. V. ist Mitglied im Ver-

band Deutscher Naturparke (VDN). Damit ist der Natur-

park in das nationale, auf privater Basis organisierte

Netzwerk der Naturparke eingebunden. Der Verband

Deutscher Naturparke hat seinen Sitz in Niederhaver-

beck bei Bispingen im Naturpark Lüneburger Heide.

Der Naturpark Südschwarzwald vertritt dort einen der

flächenmäßig größten durch Rechtsverordnung aus-

gewiesenen Naturparke in Deutschland.

3. Leitbilder und Ziele

3.5 Naturparkmanagement und Projektumsetzung

9 6 9 7

Im Hinblick auf die 1995 erstmalig fortgeschriebenen

Aufgaben und Ziele der deutschen Naturparke und des

darin neu definierten Leitbilds übernimmt der Natur-

park Südschwarzwald eine eindeutige Vorreiterrolle. In

diesem Leitbild wurden die Aufgaben und der Quali-

tätsstandard neu festgeschrieben, die für das Ziel einer

‚Vorbildlandschaft’ zwingend erforderlich sind.

Auch wenn dieses Leitbild noch wenig konkrete Umrisse

erkennen lässt, wie die Ziele umzusetzen sind, ist jedoch

eines unverkennbar: Die Abwendung von der bis dahin

verfolgten Politik, sich nicht in die Form der Landnutzung

einzumischen. Zwar sieht auch dieses Leitbild nicht vor,

dass die Naturparke über ein Instrumentarium zur Reg-

lementierung der Landnutzung verfügen sollen, aber es

werden hier erstmalig Ansprüche reklamiert, die Förde-

rung naturnaher Methoden in der Land-, Forst- und Was-

serwirtschaft entscheidend mit zu beeinflussen. Hinter

dieser Aussage steckt aber auch die Philosophie ‚Schutz

durch Nutzung’, die jetzt konsequenterweise durch den

Naturpark Südschwarzwald in der Naturschutz-Praxis

umgesetzt werden soll. Da mit diesem Leitbild des VDN

auch der Versuch unternommen worden ist, die ausein-

ander driftenden Inhalte der Naturparke in Ost- und

Westdeutschland wieder unter einer gemeinsamen Phi-

losophie zusammenzufassen, erscheint es zwingend ge-

boten, dass sowohl in West- wie in Ostdeutschland dazu

nachvollziehbare Beispiele entstehen.

Auf der internationalen Ebene macht es Sinn, den Natur-

park Südschwarzwald mit seiner modernen Strategie der

Konzeption ‚Schutz durch Nutzung’ in entsprechende

Netzwerke einzubinden. Dies können sowohl die loka-

len Aktionsgruppen im Rahmen des LEADER-Netzwerks

sein, als auch erfolgreiche Regionalvermarktungsiniti-

ativen oder aber Naturparke in anderen europäischen

Ländern, die ähnliche Wege gegangen sind bzw. be-

schreiten wollen.

Im Bereich der Naturparke anderer europäischer Länder

bieten sich daher vor allem die Natur- und Regionalparke

Frankreichs (Vogesen oder Nordvogesen) bzw. Botrange

(Belgien) oder Obersauer in Luxemburg an. Als Partner

auf der internationalen Ebene sind die Föderation der Eu-

ropäischen Natur- und Nationalparke (EUROPARC) sowie

der ‚Verband der bewohnten regionalen und nationalen

europäischen Naturparke‘ mit Sitz in Paris denkbar.

Hinsichtlich der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit

sind vor allem umfangreich Projekte mit der Schweiz zu

nennen. Im Bereich der Förderprogramme INTERREG

sind am Oberrhein bereits zahlreiche gemeinsame Pro-

jekte der Landkreise Waldshut und Lörrach mit den Kan-

tonen der Nordschweiz erfolgreich umgesetzt worden.

Angesichts der Idee der langfristigen Entwicklung eines

‚Feinkostladen Deutsche Naturparke’ wäre es auch denk-

bar, über eine produktbezogene Vernetzung der euro-

päischen Naturparke nachzudenken. Die Möglichkeiten,

die sich mit dem Naturpark Südschwarzwald der Region

bieten, sind vielfältig. Sie zu nutzen ist zunächst einmal

Aufgabe der unterschiedlichen Gremien und Einrichtun-

gen des Naturparks selbst. Da der Naturpark sich aber

als ein offenes System begreift, können die Initiativen

dazu auch aus allen Teilen der Bevölkerung der Region

kommen. Sie sollten jedoch alle das Ziel im Auge ha-

ben, die regionale Identität zu stärken, die Wertschöp-

fungsketten zu stabilisieren und zu erhöhen sowie die

Region als Lebensraum für Mensch, Pflanzen und Tiere

gleichermaßen attraktiv zu erhalten und zukunftsfähig

weiterzuentwickeln.

Die neuen Aufgaben, die der Naturpark Südschwarz-

wald im Bereich Dienstleistungsangebote, Mediator

in der Region oder mit der konsequenten Umsetzung

der Naturpark- Philosophie ‚Schutz durch Nutzung‘ be-

tritt, machen ihn zu einem – auch international – inter-

essanten Partner. Er sollte diese Rolle nicht nur wahrneh-

men, sondern durchaus auch aktiv suchen und gestalten.

Denn der Naturpark Südschwarzwald hat in der Natur-

parkbewegung in Deutschland und Europa neue und

beachtliche Akzente gesetzt.

3. Leitbilder und Ziele

3.5 Naturparkmanagement und Projektumsetzung 3.5 Naturparkmanagement und Projektumsetzung

9 8 9 9

Im Folgenden werden die für den Naturpark Süd-

schwarzwald ausgewählte Best-Practice-Beispiele dar-

gestellt und näher beschrieben. Diese sollen Anreiz und

Impulsgeber dafür sein, in anderen Bereichen ähnliche

Projekte zu initiieren oder weiterzuführen. Dabei doku-

mentieren sie nur einen kleinen Ausschnitt dessen, was

bisher im Naturpark an Projekten umgesetzt und auf

den Weg gebracht wurde.

4.1.1 Neustrukturierung des Wanderwege-netzes und naturparkeinheitliche Wander-wegebeschilderung

Holz, Plastik, Email und Aluminium - die ‚Artenvielfalt’

an Wanderwegbeschilderungen und Wegweisern im

Schwarzwald war bisher groß. Dass diese Uneinheit-

lichkeit bei der Wegemarkierung Spaziergänger und

Wanderer oftmals mehr verwirrt als hilft, ist bekannt.

Über die neue Tatsache, dass sich der Wanderer im Süd-

schwarzwald in einem Naturpark aufhält, wurde er bis-

lang ebenfalls nicht informiert.

Mit dem Naturpark-Projekt werden nunmehr die attrak-

tivsten Wanderwege zu einem gemeindeübergreifen-

den Wanderwegenetz zusammengestellt. Wegweiser an

den Kreuzungspunkten der Wanderwege geben dem

Wanderer Orientierung und leiten ihn sicher ans Ziel.

Dies ist eine wichtige Dienstleistung für den Wanderer,

kann er doch zukünftig besser entscheiden, auf welchem

eingeschlagenen Wanderweg er die einzigartige Land-

schaft im Naturpark erleben will. Spontan und einfach

kann er somit seine Route erweitern oder verkürzen,

ohne dass Um- und Rückwege erforderlich sind.

Die neuen Wegweiser stehen auch an zentralen Punk-

ten, z.B. an Bahnhöfen, Bushaltestellen oder Ortszent-

ren. Dabei gibt es an den wichtigen „Einstiegstellen“ in

die Wanderrouten große Orientierungs- und Informati-

onstafeln, auf denen Naturpark, Schwarzwaldverein und

die Gemeinden umfassend informieren.

Das Projekt beinhaltet die Neustrukturierung des Wan-

derwegenetzes unter Abstimmung mit den Belangen

des Tourismus, der Kommunen sowie vor allem der Forst-

wirtschaft und des Naturschutzes. Dabei soll gleichzei-

tig eine Verringerung der Wegedichte und eine natur-

parkeinheitliche Beschilderung in Kooperation mit dem

Schwarzwaldverein vermittels eines neuartigen Zielwe-

gesystems erfolgen. Die Beschilderung erfolgt sukzessive

zusammenhängend über die Flächen mehrerer Kommu-

nen und hat derzeit einen Stand von bereits über 50 %

der Naturparkfläche erreicht.

4. Herausragende Pilotprojekte

4.1 Tourismus

9 8 9 9

4.1.2 Neue Wanderwegekarten für den Naturpark

Mit der Herausgabe von vier Freizeitkarten im Maßstab

1: 50.000 für den Südschwarzwald gab das Landesver-

messungsamt Baden-Württemberg den Startschuss für

sein neues Freizeitkartenwerk. Insgesamt wird dieses

Kartenwerk ganz Baden-Württemberg mit 30 neuen

Kartenblättern vollständig abdecken. Es zeichnet sich

durch Darstellung des gesamten Freizeitangebots,

d.h. von Ausflugszielen, touristischer Infrastruktur und

Sportmöglichkeiten aus. In den Karten sind alle markier-

ten Wanderwege mit sogenannten Echtfarbensignatu-

ren dargestellt. Karte und Ausschilderung in der Natur

sind identisch, was die Orientierung im Gelände erheb-

lich verbessert. Die vier Freizeitkarten umfassen zusam-

men das Gebiet des Südschwarzwaldes zwischen

• dem Hochrhein von Schaffhausen bis Basel im

Süden,

• dem Oberrhein von Basel bis Weisweil im Westen,

• Herbolzheim und Schramberg im Norden,

• sowie zwischen Rottweil und dem Rheinfall im

Osten

und damit hauptsächlich das Gebiet des Naturparks.

Die Karten sind die offiziellen Karten des Naturparks

Südschwarzwald und des Schwarzwaldvereins. Neben

den Freizeitinformationen enthalten sie Informatives

zu den Aufgaben und Tätigkeitsfeldern dieser beiden

Organisationen.

4.1.3 Themenpfade Belchenland

Die Konzeptentwicklung und die Einrichtung der The-

menpfade fanden in enger Zusammenarbeit von Natur-

park Südschwarzwald, dem Gemeindeverwaltungsver-

band (GVV) Schönau, der Bezirksstelle für Naturschutz

und Landschafspflege (BNL) Freiburg und der Universität

Freiburg statt.

Die acht Begleitbroschüren ‚Belchenlandpfade’ sind an-

gewandte Wissenschaft bzw. das praktische Ergebnis

des internationalen (EU) Forschungsprojektes ‚Transin-

terpret’, welches der Naturpark Südschwarzwald ge-

meinsam mit dem GVV Schönau und der Universität

Freiburg umgesetzt hat.

Ziel war die attraktive Darstellung von Besonderhei-

ten in der Landschaft, die der normale Wanderer sonst

weniger beachten würde (z.B. Eiszeitrelikte, Geologie,

historische Landbewirtschaftung, Landschaftsverände-

rung durch den Menschen). Rund um die Stadt Schönau

entstanden Themenwege zu botanischen, geologischen,

landschaftlichen und historischen Besonderheiten. Da

die Landschaft bei einer Ausstattung mit zahlreichen

Lehrtafeln sehr möbliert aussehen würde, fiel die Ent-

scheidung zugunsten einer Kombination von markierten

Stationspunkten und Broschüren.

4.1 Tourismus

4. Herausragende Pilotprojekte

1 0 0 1 0 1

4.1.4 Naturpark-Erlebniskatalog

Über 60 Angebote aus den Erlebnisbereichen Gesund-

heit und Sport, Wandern, Naturführungen und Erleb-

nisparks, Bäuerliches Leben und Produkte, Kultur, Muse-

en und erlebbare Energien werden im Tourismuskatalog

für den Naturpark Südschwarzwald den Gästen und Ein-

heimischen vorgestellt.

Auf über 50 Seiten zeigt sich der Naturpark von seiner

schönsten Seite. Der Leser erhält einige knappe Infor-

mationen, warum ein Naturpark eingerichtet wurde,

welche Ziele damit verfolgt werden und welche Chan-

cen sich für die Region damit eröffnen. Daran schließt

sich die Präsentation vielfältiger Angebote aus dem Na-

turpark an, die Erlebnis und Abwechslung versprechen.

Das reicht vom Gesundheitsangebot über besondere

Wandervorschläge, vom Hochseilgarten über Bauern-

hof- und Käsereiangebote bis zur Schwarzwaldmüh-

lenbesichtigung. Auch die Wirte im Naturpark und das

neue ‚Haus der Natur Südschwarzwald’ am Feldberg

stellen sich vor.

Das Projekt wurde durch den Verband ‚Tourismus Süd-

licher Schwarzwald e.V.’ koordiniert. Der Vertrieb des

Katalogs erfolgt über die Vertriebswege der Tourismus-

organisationen im südlichen und mittleren Schwarz-

wald und über den Naturpark Südschwarzwald. Mit

dieser Broschüre steht der Tourismusregion und dem

Naturpark Südschwarzwald nicht nur ein informatives

und funktionales, sondern auch ein emotionales Werk-

zeug zur Verfügung.

4.1.5 Weiterbildung zum Naturpark-Gäste-führer

Seit vier Jahren werden gemeinsam von der VHS Hoch-

schwarzwald und dem Naturparkverein Gästeführer für

den Naturpark Südschwarzwald ausgebildet. Was vor

fünf Jahren mit einem Pilotprojekt begann, ist inzwi-

schen auf eine große Nachfrage aus dem ganzen Natur-

parkeinzugsgebiet gestoßen. Das Projekt wurde damals

als Beitrag zur Besucherinformation im Naturpark Süd-

schwarzwald und vor dem Hintergrund der Verbesse-

rung des Serviceangebots für den Tourismus entwickelt.

Für die VHS Hochschwarzwald war dabei vor allem auch

ein anerkannter Abschluss wichtig: Die Weiterbildung

zum Naturpark-Gästeführer ist inzwischen vom Bundes-

verband der Gästeführer als Erstschulung anerkannt.

Seither wird im Naturpark exemplarisch in Theorie und

Praxis Wissen über Führungstechniken, Orts- und Regio-

nalgeschichte, Volkskunde und Ökologie vermittelt, und

damit ein Streifzug durch die Themengebiete des Natur-

parks Südschwarzwald unternommen. Denn das Ziel ist

es, den Besuchern später möglichst vielseitige Eindrücke

und Einblicke in die einzigartige Kulturlandschaft des

Südschwarzwaldes geben zu können.

Die Bereiche aus denen die Kursteilnehmer kommen,

sind breit gefächert. Angefangen bei Mitarbeitern aus

Hotellerie und Tourist-Informationen, aber auch Erleb-

nis- und Umweltpädagogen sowie z.B. Busunternehmer,

oder auch einfach interessierte Privatpersonen. Allen

Teilnehmern ist jedoch eines gemeinsam: das Interesse

an der Region und das Bedürfnis, Besuchern den Natur-

park Südschwarzwald näher zu bringen.

So unterschiedlich wie die Berufszweige, sind auch die

späteren Einsatzbereiche der Gästeführer. Sie engagie-

ren sich zum Beispiel als Wanderführer, veranstalten

Bauernhofführungen oder Ähnliches. Viele neue Initi-

ativen und Ideen sind bereits entstanden.

4.1 Tourismus

4. Herausragende Pilotprojekte

1 0 0 1 0 1

4.2.1 Neuausweisung und Beschilderung von Mountainbike-Routen

Das Projekt beinhaltet die Neuausweisung und natur-

parkeinheitliche Beschilderung von Mountainbikerou-

ten. Damit wird erstmals deutschlandweit einheitlich

eine Klassifizierung, Beschreibung und Ausweisung

sowie Beschilderung von MTB-Strecken vorgenommen.

Die Ausweisung der Strecken erfolgt unter Abstimmung

mit den Belangen des Tourismus, der Kommunen sowie

vor allem der Forstwirtschaft, der Jagd und des Natur-

schutzes. Dabei orientiert man sich an der schon beste-

henden Beschilderung der Forstdirektion Freiburg, die

modifiziert, integriert und ergänzt wurde.

In Zusammenarbeit mit der Deutschen Sporthochschule

Köln und dem Tourismusverband Südlicher Schwarzwald

wurde eine Mountainbike-Wegweisung erarbeitet, die

selbsterklärend und ohne zusätzliche Informationsma-

terialien wie Karte oder Führer verständlich ist. Die Aus-

führung der Beschilderung ist so angelegt worden, dass

sich auch ortsunkundige Mountainbiker ohne anzuhal-

ten sicher orientieren können. Die Beschilderungsqua-

lität, d.h. die Vollständigkeit der Beschilderung ist von

entscheidender Bedeutung für die Orientierung.

Die Ausweisung ist mit allen am Wegenetz interessier-

ten Institutionen in einer überschaubaren Gebietskulisse

zu koordinieren.

Die Schwierigkeitsgrade der Routen sind auf der Basis

des vorhandenen Streckennetzes ermittelt und durch

die Angabe der körperlichen Leistungsanforderungen

beschrieben worden. Dabei wurde eine Einteilung nach

Zielgruppen durchgeführt. Die Einstufung der einzel-

nen Streckenteile (blau = leicht; rot = mittel; schwarz =

schwer) kann aus den Hauptwegweisern und entspre-

chendem Kartenmaterial entnommen werden.

Ziel ist, die Beschilderungen mindestens einmal jährlich

von fachkundigen Personen auf Vollständigkeit bzw.

Beschädigungen hin überprüfen zu lassen. Am zweck-

mäßigsten geschieht dies rechtzeitig vor Beginn der

neuen Saison. Bei kleineren Wegenetzen (bis 150 km)

kann dies auch durch lokale Fahrradvereine geschehen,

bei größeren Wegenetzen ist es sinnvoll, hierfür einen

Wartungsvertrag mit einem darauf spezialisierten Un-

ternehmen abzuschließen.

4.2 Tourismus / Sporttourismus

4. Herausragende Pilotprojekte

1 0 2 1 0 3

4.2.2 Handbücher für Wandern, Mountainbi-ken, Winterwandern und Nordic-Walking

Der Bereich Sporttourismus wird im Naturpark Süd-

schwarzwald zu einem zunehmend wichtigeren touristi-

schen Potential. Dabei muss vor allem beachtet werden,

dass die sporttouristischen Angebote sich in den letzten

Jahren sozial und ökologisch bedeutend verändert haben.

Ziel des Naturparks Südschwarzwald ist es, Naturschutzan-

liegen und touristische Interessen zu vereinen. Nur unter

Berücksichtigung der Interessen von Natur und Landschaft

ist eine möglichst naturnahe zukunftsfähige Entwicklung

dieser Region möglich. Dem Naturpark Südschwarzwald

ist daher insbesondere der qualitative und nicht der quan-

titative Ausbau der touristischen Infrastruktur wichtig.

Aus diesem Grund veröffentlichte der Naturpark Süd-

schwarzwald in Zusammenarbeit mit der Deutschen

Sporthochschule Köln Handbücher zu den sporttou-

ristischen Bereichen Wandern, Mountainbiken, Nor-

dic-Walking und Winterwandern. Dabei war es für den

Naturpark Südschwarzwald unverzichtbar, diese in Ab-

stimmung mit den Belangen von Naturschutz, Forstwirt-

schaft und Tourismus zu erarbeiten.

Mit den Handbüchern wurden nun den Gemeinden, Sport-

organisationen und touristischen Leistungsträgern erstmals

Grundlagen an die Hand gegeben, um naturgebundene

Erholungs- und Sportarten im Naturpark Südschwarzwald

attraktiv und naturverträglich nach naturparkweit einheit-

lichem Muster ausweisen zu können. Die Handbücher ge-

ben so, vor allem auch hinsichtlich rechtlicher und ökologi-

scher Belange, praktische Hilfestellung bei der Aufwertung

und Entwicklung der touristischen Infrastruktur.

4.2.3 Ausweisung von Schneeschuhtrails mit entsprechendem Info-Flyer

Schneeschuhwandern gilt heute als ideales Ergänzungs-

angebot für Wintertouristen. Im Sinne einer nachhalti-

gen Entwicklung im Bereich Wintersport wurden daher

am Feldberg erstmals zwei Schneeschuhtrails ausgewie-

sen. Das Konzept ‚Schneeschuh-Wandern am Feldberg’

wurde als gemeinsames Projekt des Naturparks Süd-

schwarzwald, des Naturschutzzentrums und der Deut-

schen Sporthochschule Köln erarbeitet und umgesetzt.

Wichtigster Aspekt für alle Beteiligten war dabei, dass

dieses im Bereich des Naturschutzgebietes Feldberg

durchgeführte Projekt die Belange und Interessen von

Naturschutz, Forstwirtschaft und Tourismus in gleicher

Weise berücksichtigt. Ziel ist es, den Schneeschuhläufern

am Feldberg ein Angebot zu unterbreiten, von dem kei-

ne Störungen für Wildtiere innerhalb des Naturschutz-

gebiets Feldberg ausgehen und das somit die nachhalti-

ge Ausübung dieser Natursportart ermöglicht.

Die Beschilderung der beiden Rundwege ist in ihrer Ge-

staltung, sowohl nach Farbe und Layout, an die einheit-

liche Ausschilderung im Alpenraum angepasst. Dabei

wurde die auch bei schlechten Witterungsverhältnissen

gut erkennbare Signalfarbe ‚Magenta’ für die Schilder

gewählt. Begleitend zur Beschilderung der Routen hat

der Naturpark Südschwarzwald einen Informations-

Flyer mit Karte veröffentlicht, der interessierten Besu-

chern und Schneeschuhwanderern als Orientierung im

Gelände und zur Information zum Thema Schneeschuh-

wandern dienen soll.

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NaturparkSüdschwarzwald e.V.

Mountainbike-Handbuch

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NaturparkSüdschwarzwald e.V.

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4.2 Tourismus / Sporttourismus

4. Herausragende Pilotprojekte

1 0 2 1 0 3

4.3.1 Käseroute im Naturpark Südschwarz-wald

Für die Landschaftserhaltung im Naturpark gilt das Mot-

to “Schutz durch Nutzung“. Dies geschieht u.a. auch

durch die Förderung von Kooperationen zwischen Land-

wirtschaft und Tourismus sowie Hotellerie und Gastrono-

mie. Kulturlandschaft ist im Naturpark Südschwarzwald

direkt erlebbar, auch gutes Essen gehört dazu.

Im Mittelalter wurden auf den Höfen im Schwarzwald

Käse hergestellt, um auf den abgelegenen Bauerhö-

fen die Milch haltbar zu machen. Diese Tradition ruh-

te über Jahrhunderte und wurde in den letzten Jahren

von Milchbauern mit Unterstützung des Naturparks

Südschwarzwald wieder zum Leben erweckt. Die Palet-

te reicht vom ‚Bibbeliskäs’ über verschiedene Weichkä-

sesorten bis zum langgereiften Bergkäse. Aroma und

Geschmack des Käses sind das Produkt kräuterreicher

Wiesen und Weiden sowie einer schmackhaften und

hochwertigen Milch.

Entlang der Käseroute im Na-

turpark Südschwarzwald finden

sich viele kleinere Hofkäsereien,

in denen man die Vielfalt Süd-

schwarzwälder Käsesorten pro-

bieren und kaufen kann. Durch

die direkte Vermarktung ab Hof

ist es auch kleineren Betrieben

möglich, zu existieren und zum

Erhalt der Kulturlandschaft bei-

zutragen.

4.3.2 Südschwarzwälder Milchstrasse

Der LandFrauenverband Südbaden hat die Schwarz-

wälder Milchstraße im Naturpark Südschwarzwald

konzipiert. Dabei wurde die Umsetzung des Projektes

vom Naturpark Südschwarzwald maßgeblich finanzi-

ell gefördert. Mit der Einrichtung der Schwarzwälder

Milchstraße soll die herausragende Rolle des Produkti-

onszweiges ‚Schwarzwälder Milch’ für die Urlaubsregion

Südschwarzwald deutlich gemacht werden.

Auf Initiative des LandFrauenverbandes Südbaden ha-

ben sich etwa 20 Schwarzwaldhöfe zur ‚Schwarzwälder

Milchstraße im Naturpark Südschwarzwald’ zusammen-

geschlossen. Sie veranstalten zu festen Terminen zahlrei-

che Erlebnisaktionen rund um die Schwarzwälder Milch

(Bauernhofralley mit Wettmelken, Schaubuttern, Heu-

hopsen, Kälbchenstreicheln, Käseherstellung und vieles

mehr). Feriengäste suchen Authentizität, Originalität

und Sinnhaftigkeit bei ihren Urlaubserlebnissen. Genau

das bieten die Höfe mit ihren Erlebnisaktionen: interes-

sierte Gäste erfahren beeindruckende Einblicke in die

bäuerliche Lebens- und Arbeitswelt. Dabei wird deutlich,

wie sehr die typische Kulturlandschaft des Südschwarz-

walds von der Arbeit der Bäuerinnen und Bauern sowie

von der Jahrhunderte alten Schwarzwälder Tradition der

Vieh- und Weidewirtschaft geprägt ist.

Die Schwarzwälder Milchstraße verbindet diese Bau-

ernhöfe miteinander. Wandernd, bikend oder fahrend

können die Besucher die wunderschöne Natur des Süd-

schwarzwalds mit herrlichen Blicken auf seine einzigar-

tige Kulturlandschaft entdecken und genießen.

4.3 Landwirtschaft / Tourismus

4. Herausragende Pilotprojekte

1 0 4 1 0 5

4.3.3 Machbarkeitsstudie zur Realisierung von Halboffenen Weidesystemen im Naturpark Südschwarzwald

Die Kulturlandschaft im Naturpark Südschwarzwald, mit

ihrem charakteristischen Wechsel von Wald und Offen-

land, ist sowohl als Grundlage für den Erhalt der touristi-

schen Nutzung als wichtigem Wirtschaftszweig, als auch

für die biologische Vielfalt an Arten und Lebensräumen

unverzichtbar. Dem steht jedoch eine Entwicklung in der

Landwirtschaft gegenüber, die von einem Rückzug der

landwirtschaftlichen Nutzung, einer zunehmenden na-

türlichen Verbuschung und Bewaldung und einer damit

verbundene Veränderung des Landschaftsbildes gekenn-

zeichnet ist. Die bestehende Form der Weidenutzung

kann nicht mehr weiter aufrecht erhalten werden, wenn

die Zahl der Kühe und Rinder weiter abnimmt. In Zeiten

leerer öffentlichen Kassen ist zudem eine rein mechani-

sche Landschaftspflege zur Offenhaltung im bisherigen

Umfang nicht mehr gewährleistet.

In dieser Situation hat der Naturpark Südschwarzwald

die Initiative ergriffen und eine Studie zur Erhaltung und

Weiterentwicklung der Südschwarzwälder Kulturland-

schaft aufgenommen. Dabei war es für den Naturpark

Südschwarzwald unverzichtbar, das Projekt in enger

Zusammenarbeit mit den Landwirten und den übrigen

Akteuren im ländlichen Raum durchzuführen. Anhand

von konkreten Modellgebieten wurde unter anderem

ein praxisbezogener Leitfaden zur Landschaftsoffenhal-

tung für das gesamte Naturpark-Gebiet erarbeitet.

Im Gegensatz zu anderen Untersuchungen wurden

dabei neben Fragen des Naturschutzes und des Land-

schaftsbildes vor allem die ökonomischen Fragestellung-

en intensiv bearbeitet. Die Studie kommt außerdem zu

dem Ergebnis, dass durch den Einsatz neuer Haltungs-

systeme sowohl ökonomisch tragfähige Lösungen mög-

lich sind, als auch die aus der Sicht des Naturschutzes

besonders wertvollen ‚Halboffenen Weidelandschaften’

erhalten und weiterentwickelt werden können. Der Na-

turpark Südschwarzwald ist damit Impulsgeber für Inno-

vationen zur nachhaltigen Entwicklung des ländlichen

Raumes und bringt entscheidende neue Gesichtspunkte

in die Diskussion ein.

4.3.4 Naturpark-Wirte Südschwarzwald

Der Südschwarzwald ist eine Landschaft, die sehr stark

durch bäuerliche Tradition geprägt ist. Artenreiche

Bergwiesen wechseln sich mit Mischwäldern ab, typi-

sche Schwarzwaldhöfe mit kleinen Dörfern sind überall

anzutreffen. Ohne die Bewirtschaftung durch die Bau-

ern wäre diese abwechslungsreiche und einmalige Land-

schaft nie entstanden.

Der Naturpark Südschwarzwald hat es sich daher zur

Aufgabe gemacht, durch den Erhalt und die Weiterent-

wicklung der bäuerlichen Landwirtschaft diese besonde-

re Kulturlandschaft zukunftsträchtig zu erhalten und da-

mit die Schönheit des Südschwarzwaldes zu bewahren.

Hierbei liegt neben z.B. der Zubereitung qualitativ und

geschmacklich hochwertigen Rindfleisches vor allem

auch die Unterstützung der regionalen Landwirtschaft

am Herzen. Denn die beiden Schwarzwälder Rinder-

rassen ‚Vorderwälder und Hinterwälder Rind’ tragen

wesentlich zur Landschaftserhaltung des Südschwarz-

waldes bei. Durch die stetige Beweidung werden die

wertvollen Grünlandflächen offengehalten, und nur so-

mit bleibt der charakteristische Wechsel von Offenland

und Wald im Südschwarzwald dauerhaft bestehen. Mit

dem Angebot solcher Aktionen wird quasi ‚Landschafts-

schutz mit Messer und Gabel’ betrieben, die jeder un-

terstützen kann.

4.3 Landwirtschaft / Tourismus

4. Herausragende Pilotprojekte

1 0 4 1 0 5

Aus dieser Idee sind die ‚Naturpark-Wirte Südschwarz-

wald’ entstanden. Zahlreiche Gastwirte und Hoteliers im

Naturpark Südschwarzwald wirken inzwischen in eigener

Verantwortung an diesem Projekt mit. Die ‚Naturpark-

Wirte Südschwarzwald’ sehen es als Chance, durch die

Verwendung regionaler Produkte (u.a. Rindfleisch, Milch

und Honig, Käse oder auch Bachforellen etc.), nicht nur

auf die Besonderheit der Region hinzuweisen, sondern

damit auch ganz gezielt die Landwirte im Südschwarz-

wald zu unterstützen.

Die Naturpark-Wirte Südschwarzwald veranstalten seit

einigen Jahren, inzwischen überregional bekannte, Ak-

tionswochen, in denen sie jeweils ein Produkt aus dem

Naturpark Südschwarzwald vorstellen und daraus kuli-

narische Köstlichkeiten zaubern.

4.3.5 Erzeugerbroschüre

In der neuen Broschüre über Erzeuger, Direktvermarkter

und Tourismus werden nach der Vorläuferausgabe ‚Ge-

nuss im Südschwarzwald’ Erzeuger und Vermarkter im

Naturpark Südschwarzwald mit ihren heimischen Pro-

dukten neu vorgestellt. Alle Angaben zu den Erzeugern

sind nun alphabetisch nach den Ortschaften sortiert, was

die Übersicht über die Angebote erleichtert.

Neu ist, dass die Broschüre nun für das gesamte Ge-

biet des Naturpark Südschwarzwald Gültigkeit hat, zu

dem über 100 Kommunen gehören. Beibehalten wur-

de hingegen die Auflockerung der Broschüre durch

Informationen über den Naturpark Südschwarzwald,

zu Wochenmärkten in der Region, durch Rezepte und

Hintergrundinformationen.

Da gerade bei Lebensmitteln das Einkaufen Vertrauens-

sache ist, kommt der Erzeugerbroschüre hierbei eine be-

sondere Bedeutung zu. Die Konsumenten können sich

dank der Broschüre einen schnellen und genauen Über-

blick darüber verschaffen, wo die gewünschten Produk-

te angeboten werden und bei wem sie diese direkt ein-

kaufen können.

Denn neben der Qualität, der Frische und dem guten

Geschmack der Lebensmittel spielt v.a. auch die weite-

re Auskunft eine große Rolle. Woher kommt das Pro-

dukt, was wurde zur Herstellung verwendet oder wie

ist beispielsweise das Tier aufgewachsen? Wer direkt

beim Erzeuger einkauft, bekommt diese Fragen leicht

beantwortet und kann sich meist auch vor Ort selbst

davon überzeugen.

4.3 Landwirtschaft / Tourismus

4. Herausragende Pilotprojekte

1 0 6 1 0 7

4.4.1 Dauerausstellung im ‚Haus der Natur Südschwarzwald’

Die Ausstellung wurde gemeinsam von Naturparkverein,

Forstdirektion Freiburg, Bezirksstelle für Naturschutz

und Landschaftspflege, Schwarzwaldverein und Deut-

schem Skiverband speziell für das neu gebaute ‚Haus

der Natur Südschwarzwald’ erarbeitet. Sie schlägt einen

weiten thematischen Bogen von der Landschafts- und

Kulturgeschichte des Südschwarzwaldes über die na-

türlichen Lebensräume mit ihren typischen Tieren und

Pflanzen bis hin zur wirtschaftlichen und touristischen

Nutzung der Region. Aktuelle Themen von Naturschutz

und Naturpark runden das Bild ab. Bezugsfläche ist

jeweils die Gebietskulisse des Naturparks Südschwarz-

wald.

Durch eine Vielzahl von interaktiven und multimedi-

alen Elementen werden Besucher aller Altersgruppen

angesprochen, ohne erhobenen Zeigefinger informiert

und für einen schonenden Umgang mit der Natur sen-

sibilisiert. Wechselausstellungen zu unterschiedlichsten

Inhalten bereichern das Angebot.

4.4.2 Informationskampagne zum Luchs

Die ‚Luchs-Initiative Baden-Württemberg für die Förde-

rung des Artenschutzes e.V. ’ veröffentlichte in Zusam-

menarbeit mit dem Naturpark Südschwarzwald sowie

unter dessen maßgeblicher finanzieller Unterstützung,

dem Forstzoologischen Institut der Universität Freiburg

und der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt

(FVA) in Freiburg eine neue Broschüre und eine CD-

ROM zum Thema ‚Der Luchs im Schwarzwald’.

Über einen Zeitraum von 200 Jahren galt der Luchs in

Mitteleuropa und somit auch im Schwarzwald als ausge-

storben. 1770 wurde der letzte Luchs des Schwarzwaldes

in Kaltenbronn ‚zur Strecke’ gebracht. Seit etwa 10 Jah-

ren macht sich das ‚Pinselohr’, wie der Luchs auch um-

gangssprachlich genannt wird, nun wieder im Schwarz-

wald bemerkbar. Keiner weiß, woher genau die Tiere

zu uns gekommen sind. Eine Zuwanderung aus dem

Schweizer Jura, den Alpen oder den Vogesen ist nicht

ausgeschlossen. Der Schwarzwald ist dank der ausge-

dehnten Wälder und seiner Wildbestände ein für den

Luchs geeigneter Lebensraum. Entscheidend für eine

dauerhafte Rückkehr ist allein, dass der Mensch ihm ei-

nen Platz in seiner Nähe zugesteht.

Schwerpunktthemen dieser Publikationen sind u.a. die

Geschichte und die Lebensweise des Luchses, der momen-

tane Stand der Luchsvorkommen im Schwarzwald sowie

die verschiedenen Aktivitäten der Luchs-Initiative. Intensiv

werden vor allem auch die bei der Rückkehr des Luchses in

den Schwarzwald möglichen Wechselwirkungen und Ziel-

konflikte erörtert und Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt.

4.4 Naturschutz

4. Herausragende Pilotprojekte

1 0 6 1 0 7

4.4.3 Habitatpflege und Broschüre zum Schutz des Auerwildes

Ziel des Naturparks Südschwarzwald ist es u.a. Natur-

schutzanliegen und touristische Interessen bzw. land-

und forstwirtschaftliche Nutzungsinteressen erfolgreich

zu vereinen. Nur unter Berücksichtigung der Interessen

von Landschaft und Natur ist eine möglichst naturnahe

Nutzung unserer Region nachhaltig möglich.

Aus diesen Gründen hat sich der Naturpark intensiv des

Themas ‚Raufußhühner‘ angenommen. Mit den detail-

lierten Informationen werden dem Interessierten grund-

legende Einblicke in das Leben und die Umwelt einer für

den Südschwarzwald so charakteristischen und gleich-

wohl vom Aussterben bedrohten Tierart, nämlich dem

Auerwild, gegeben. Dabei war es für den Naturpark un-

verzichtbar, alle Maßnahmen zum Schutze des Auerwil-

des in Abstimmung mit den Belangen von Naturschutz,

Forstwirtschaft und Tourismus zu erarbeiten.

Der Naturpark wirkt in diesem Bereich nicht nur durch

die Herausgabe und Finanzierung von Informationsma-

terialien und Printmedien, sondern finanziert seit vielen

Jahren maßgeblich Biotop- und Habitatgestaltungsmaß-

nahmen vor Ort.

4.5.1 Energie- und Ausflugsführer Wutachre-gion

Seit jeher wurde in dieser Region auch die traditionelle

Nutzung der Naturkräfte, insbesondere der Wasserkraft,

gefördert und unterstützt. Ob Holzenergie oder Wasser-

kraft, in historischen Zeiten von Köhlern, Flößern oder

Müllern nutzbar gemacht, oder in heutiger Zeit, rege-

nerative Energien sind und waren rund um die Wutach

bzw. im gesamten Südschwarzwald stets ein aktuelles

Thema.

Die regenerativen Energien sind dem Naturpark Süd-

schwarzwald ein besonderes Anliegen, denn sie können

einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der einzigartigen

Kulturlandschaft im Südschwarzwald leisten.

Der Ausflugsführer: ‚Naturenergie in der Wutachregion

– Natur und Energie erleben und begreifen’ informiert

Einheimische und Touristen gleichermaßen über die ver-

schiedenen historischen wie modernen Nutzungsformen

der Energie in der Wutachregion. Die fast 40 verschie-

denen Ausflugsziele, verteilt auf die sechs Gemeinden

der Wutachregion (Friedenweiler, Bräunlingen, Hüfin-

gen, Löffingen, Bonndorf und Stühlingen), liegen alle

an gut beschilderten Wander- oder Radwegen bzw.

Straßen. Alle Stationen sind auch mit öffentlichen Ver-

kehrsmitteln erreichbar. Das Solarforum-Hochschwarz-

wald e.V. veröffentlichte zusammen mit dem Naturpark

Südschwarzwald e.V. den Ausflugs- und Energieführer

Wutachregion.

4.4 Naturschutz 4.5 Energie

4. Herausragende Pilotprojekte

1 0 8 1 0 9

4.6.1 Naturpark-Kliniken, Naturpark-Gesund-heitsregion und Woche der Gesundheit im Na-turpark Südschwarzwald

Die Naturpark-Arbeitsgruppe Medizin, Kur und Rehabi-

litation hat als eines ihrer ersten Projekte mit Unterstüt-

zung durch die Naturpark-Geschäftstelle die Naturpark-

Kliniken bzw. die Naturpark-Gesundheitsregion sowie

die Woche der Gesundheit (Woche der Gesundheit im

Naturpark) ins Leben gerufen.

Der Naturpark wurde dabei als

Profilierungschance gesehen,

um dem Negativtrend im Be-

reich Kur und Reha entgegen

zu wirken. Ziel des Projektes

sind gemeinsame Initiativen

und Projekte der Kliniken und

Kurorte. Dabei wird das Thema

Gesundheit in den Mittelpunkt

zahlreicher Marketingaktivitä-

ten gemeinsam mit dem Natur-

park gestellt.

Die Kur- und Reha-Betriebe im

Naturpark haben sich zu einer

Arbeitsgemeinschaft zusammen geschlossen. Regiona-

le Produkte und Lebensmittel aus dem Naturpark in

den Kliniken gehören ebenso dazu wie z.B. geführte

Wanderungen im Naturpark oder andere Naturpark-

Aktivitäten.

4.6 Medizin, Kur und Rehabilitation

4.7.1 Wanderausstellung des Naturparks Südschwarzwald

Mit der Wanderausstellung des Naturparks Südschwarz-

wald wird regelmäßig bei verschiedenen Anlässen in der

Region über die Ziele, Aufgaben und Projekte im Natur-

park Südschwarzwald informiert. Sie hat sich in dieser

Zeit als ein sehr erfolgreiches Medium gerade für den

Bereich der Öffentlichkeitsarbeit bewährt.

Der Naturpark Südschwarzwald e.V. hat nun seine Wan-

derausstellung neu überarbeitet. Dabei wurden nicht

nur neue Projekte und allgemeine Aktualisierungen

integriert, es wurde vor allem die Gestaltung der Aus-

stellung und das gesamte Layout neu entwickelt. Auf

‚weichen’ Materialien kann sich der interessierte Besu-

cher nun ausführlich über den Naturpark Südschwarz-

wald informieren. Die Ausstellung in ist drei Teile unter-

gliedert. Im ersten Teil werden zunächst der Naturpark

Südschwarzwald allgemein sowie der Naturparkverein

vorgestellt. Im zweiten Teil kann man sich über die zahl-

reichen Ziele und Aufgaben in den Bereichen Natur- und

Landschaftsschutz, Wald- und Forstwirtschaft, Siedlungs-

entwicklung und Tourismus des Naturparks informieren.

Im dritten Teil der Ausstellung werden schließlich ver-

schiedene Projekte des Naturparks vorgestellt. Dieser

Teil wird in den nächsten Jahren regelmäßig erweitert

bzw. ergänzt.

4. Herausragende Pilotprojekte

4.7 Allgemeine Informationen

1 0 8 1 0 9

Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege, Freiburg

(1997): Naturschutzkonzeption ‚Rohrhardsberg und Umge-

bung’, Materialsammlung Stand Jan. 1997

Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege, Freiburg

(1997): Naturschutzkonzeption Oberer Hotzenwald, Zusam-

menfassung der Untersuchungsergebnisse des Teilergebnis-

ses des Teilgebiet I - Schwarzenbächletal Bearbeitung: Büro

Bischoff & Partner, Stuttgart

Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege, Freiburg

(1998): Naturschutzkonzeption Oberer Hotzenwald, Zusam-

menfassung der Untersuchungsergebnisse des Teilgebiet II

- Ibachtal und Umgebung - Bearbeitung: Büro Bischoff &

Partner, Stuttgart

Bronner, G. (2000): Öko-MEKA in der Diskussion, in: Natur- und

Landschaft, 75. Jahrg., Bonn

CMK-Consulting (1999): Marktanalyse für den Regionalmarkt

Südlicher Schwarzwald e. V., Ibach

Erb, W. (1999): Die Waldbiotopkartierung in der waldökologi-

schen Zielsetzung der Landesforstverwaltung, in: AFZ 24/99,

Stuttgart

Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg

(FVA) (1995): Die Integration von Wintersport, Erholung und

Naturschutz im Wald. Grundlagen undErgebnisse des Modell-

projektes ‚Rohrhardsberg’. Mitteilungen der Forstlichen Ver-

suchsund Forschungsanstalt, Heft 187, Freiburg

Forstliche Versuchsanstalt (FVA) (1996): Marktstudie über Hol-

zaufkommen und Verwertung im Südschwarzwald

Forstliche Versuchsanstalt (FVA) (1998): Marktstudie über den

Holzabsatz im Südschwarzwald holzbearbeitender und holz-

verarbeitender Betriebe

Gesetz zum Schutz der Natur, zur Pflege der Landschaft und

über die Erholungsvorsorge in der freien Landschaft (Na-

turschutzgesetz - NatSchG). In der Fassung der Bekanntma-

chung vom 29. März 1995, GBl. S. 385, zuletzt geändert am

20.11.2001 GBl. S. 607

Hage, G.; Popp, D. et al., (2000): Naturpark Südschwarzwald,

Konzeption zur Nachhaltigen Entwicklung des Naturparks

Südschwarzwald. Schlussbericht München/Rottenburg. Her-

ausgegeben vom Naturpark Südschwarzwald e.V.

Hoernstein, H. (1995): Der Beitrag der Landwirtschaft zur Erhal-

tung der Kulturlandschaft, in: Erstes Yacher Symposium – der

Wandel in der Landschaft, Bezirksstelle für Naturschutz und

Landschaftspflege Freiburg, 1995

Kindermann, A. (1997): Ökologische Chancen und Perspektiven

von Regionalproduktion und Regionalvermarktung, Bonn

Kuhnert, H., Wierthgen, W., (1997): Die Bedeutung der Direkt-

vermarktung als Einkommensalternative für landwirtschaft-

liche Betriebe in der Bundesrepubik Deutschland, Hrsg.:

Schriftenreihe des Bundesministeriums für Ernähung, Land-

wirtschaft und Forsten, Bonn

Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-

Württemberg (LGRB) [Hrsg.] (2002): Rohstoffbericht Baden-

Württemberg 2002, Gewinnung, Verbrauch und Sicherung

von mineralischen Rohstoffen, Freiburg

Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg (LfU),

1999: Der Rohrhardsberg. Neue Wege im Naturschutz für den

Mittleren Schwarzwald, LfU, Abteilung 2 ‚Ökologie, Boden-

und Naturschutz’, Fachdienst Naturschutz, Karlsruhe

Landesforstverwaltung Baden-Württemberg, 2002: Jagd.

In: http://www.wald-online-bw.de/2wald/9jagd_fischerei/jagd.htm,

letzter Zugriff 07. Jan. 2003

Lauterwasser et al. (Red.) (1995): Modellprojekt ‚Rohrhardsberg’:

Natur, Sport und Erholung; der bessere Weg! / Hrsg.: Der

Umweltbeirat des Dt. Skiverbandes (DSV-Umweltreihe ; 6 )

(Schriftenreihe des Deutschen Skiverbandes; 24)

Luick, R. (1996): Extensivweiden und ihre Geschichte in Deutsch-

land. In: Berichte des Instituts für Landschaft und Pflanzenö-

kologie der Universität Hohenheim, Heft 5, 1996

Luick, R. (1997): Situation und Perspektiven des Extensivgrünlan-

des in Südwestdeutschland. In: Schriftenreihe für Landschafts-

pflege und Naturschutz. Bonn – Bad Godesberg

Literatur

5. Literatur

1 1 0 1 1 1

Ministerium für ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft

und Forsten Baden-Württemberg (1991): Allmendweiden im

Südschwarzwald – eine vergleichende Vegetationskartierung

nach 30 Jahren.

Ministerium für ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft

und Forsten Baden-Württemberg (1998): Höhenlandwirt-

schaft – Bauen: Arbeitsunterlagen für die Landwirtschaft

Baden-Württemberg

NATURA 2000 gemäß Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom

21.5.1992 Zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie

der wildlebenden Tiere und Pflanzen, zuletzt geändert durch

die Richtlinie 97/62/EG des Rates vom 27.10.1997 (kurz: FFH-

RL) sowie der Richtlinie 79/409/EWG des Rates vom 02.04.1997

über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten (kurz: Vo-

gelschutz-RL)

Planungsgruppe Ökologie + Umwelt Süd (1993): Gesamtkon-

zeption Landschaftsrahmenplanung und Entwicklung eines

regionalen Landbewirtschaftungskonzeptes Hochrhein-Bo-

densee, Entwurf i.A. des Regionalverbandes Hochrhein-Bo-

densee, Rottenburg a.N.

Planungsgruppe Ökologie + Umwelt Süd, (1996): Landschafts-

rahmenplanung, Teil Regionale Bodenschutzkonzeption

Entwurf i.A. des Regionalverbandes Hochrhein-Bodensee,

Rottenburg a.N.

Regierungspräsidium Freiburg (Hrsg.) (1998): Die Naturschutz-

gebiete im Regierungsbezirk Freiburg, Bearbeitung: Bezirks-

stelle für Naturschutz und Landschaftspflege Freiburg

Regionalverband Hochrhein-Bodensee (1998): Regional-

plan 2000, Region Hochrhein-Bodensee, Waldshut-

Tiengen

Regionalverband Hochrhein-Bodensee (1998): Landschaftsrah-

menplanung Hochrhein-Bodensee, Regionale Erholungskon-

zeption

Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg (1997): Regional-

plan, Entwurf, Villingen-Schwenningen

Regionalverband Südlicher Oberrhein (1995): Regionalplan Süd-

licher Oberrhein, Freiburg

Roth, R. & Krämer, A. (2000): Entwicklungskonzeption Sporttou-

rismus im Naturpark Südschwarzwald. Forschungsbericht 2.

Selbstverlag Institut für Natursport und Ökologie, Deutsche

Sporthochschule Köln

Schmidt, F. (1998): Destinationsmanagement – eine Strategie für

starke Tourismusregionen, Klagenfurt

Schnitzer, A. (1999): Zukünftige Entwicklung der Zusammenar-

beit von Naturpark Südschwarzwald e. V. und Regionalmarkt

Südlicher Schwarzwald e. V. in der Regional- und Direktver-

marktung, Praktikumsarbeit, Naturpark Südschwarzwald,

Freiburg

Schnitzer, U. (1995): Bauen in der Landschaft – Schwarzwald

zwischen Funktionalität und Heimatkitsch, in: Erstes Yacher

Symposium – der Wandel in der Landschaft, Bezirksstelle für

Naturschutz und Landschaftspflege Freiburg

Schriewer (2001): Die Nutzung des Waldes durch Forstwirt-

schaft, Jagd und Wanderer. In: Landeszentrale für politische

Bildung Baden-Württemberg (Hg.) (2001): Der deutsche

Wald, Jg. 51, Heft 1, 2001

Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (2003): Statistische

Berichte Baden-Württemberg, Beherbergung im Reiseverkehr

Baden-Württemberg im Kalenderjahr 2001/2002, Artikel-Nr.

3547 01003/ 02003, Handel und Gastgewerbe, Stuttgart

Tourismus Südlicher Schwarzwald e.V.: Geschäftsberichte 1996/

1997/1998

Verband Deutscher Naturparke e. V. (Hrsg.) (2002a): Nachhal-

tiger Tourismus in Naturparken. Ein Leitfaden für die Praxis,

Bispingen

Verband Deutscher Naturparke e. V. (Hrsg.) (2002b):

Leitfaden zur Erstellung von Naturparkplänen,

Bispingen

Verband Deutscher Naturparke e. V. (Hrsg.) (2001): Die deut-

schen Naturparke. Aufgaben und Ziele. 2. Fortschreibung

2001, Bispingen

VUD Verlag und Druck GmbH (2001): Freizeitatlas

Baden-Württemberg, 6. Aufl. Freudenstadt

5. Literatur

1 1 0 1 1 1

Abbildungen Abbildung 1: Hypsographische Kurve des Naturparks (Roth & Krämer, 2000) ................................................10 Abbildung 2: Landnutzungsverteilung im Naturpark Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2000) ....................17 Abbildung 3: Höhenzonierung der Landnutzung (Roth & Krämer, 2000) .......................................................18 Abbildung 4: Flächenanteile der verschiedenen Schutzgebietstypen an der Gesamtfläche des Naturparks Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2000)....................................22 Abbildung 5: Wander- und Radwege, Wintersport nordisch / alpin (Roth & Krämer, 2000) .....................38-39 Abbildung 6: Vorgehen bei der Erarbeitung der Naturparkkonzeptionen (Hage, Popp et al., 2000) ..............................................................................................................45 Abbildung 7: Verschiedene Komponenten einer sporttouristischen Aktivitätslenkung (Roth & Krämer, 2000) ..................................................................................................................79 Abbildung 8: Organigramm des Offenen Forum Naturpark (Hage, Popp et al., 2000) ..................................94

Tabellen Tabelle 1: Flächenanteile der Landkreise an der Gesamtfläche des Naturparks

(Naturpark Südschwarzwald e.V., 2003)......................................................................................11 Tabelle 2: Einwohner im Einzugsgebiet des Naturpark Südschwarzwald

(Roth & Krämer, 2003) ..................................................................................................................13 Tabelle 3: Wirtschaftswaldflächen nach Baumarten und Eigentumsarten (Hage, Popp et al., 2000) ..............................................................................................................26 Tabelle 4: Gemeindebefragung (Hage, Popp et al., 2000) ..........................................................................35

Karten

Karte 1: Gemeinden im Naturpark Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2003) ............................................8

Karte 2: Lage und Abgrenzung des Naturparks Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2003) .....................12

Karte 3: Einzugsgebiet des Naturparks (Roth & Krämer, 2003)................................................................14

Karte 4: Landnutzung im Naturpark Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2003).......................................19

Karte 5: Schutzgebiete im Naturpark Südschwarzwald (Roth & Krämer, 2003)......................................23

Karte 6: Öffentliche Verkehrsmittel (Roth & Krämer, 2003) .....................................................................32 Karte 7: Fremdenverkehrsintensität im Naturpark Südschwarzwald (Quelle: St. Landesamt 2003)......36 Karte 8: Regionale Entwicklungsschwerpunkte (Hage, Popp et al., 2000) ..............................................43

Karte 9: Landschaftspotentialanalyse Sporttourismus Sommer (Roth & Krämer, 2000).........................74 Karte 10: Landschaftspotentialanalyse Sporttourismus Winter (Roth & Krämer, 2000) ...........................75 Karte 11: Entwicklungskonzeption Sommersport (Roth & Krämer, 2000).................................................76 Karte 12: Entwicklungskonzeption Schneesport (Roth & Krämer, 2000)...................................................77 Karte 13: Räumliche Konzeption: Schwerpunkt Erholung und Tourismus (Hage, Popp et al., 2000) ..............................................................................................................80 Karte 14: Räumliche Konzeption: Schwerpunkt landschaftliche Erholung (Hage, Popp et al., 2000) ..............................................................................................................83 Karte 15: Räumliche Konzeption: Schwerpunkt Angebote / Naturpark-Erlebnis (Hage, Popp et al., 2000) ..............................................................................................................84 Karte 16: Räumliche Konzeption: Schwerpunkt Besuchermanagement (Hage, Popp et al., 2000) ..............................................................................................................85

6. Abbildungs-, Tabellen- und Kartenverzeichnis

Naturparkplan

L e i t f a d e n f ü r e i n e

n a c h h a l t i g e , n a t u r n a h e

E n t w i c k l u n g d e r

N a t u r p a r k r e g i o n .

d a s z u i h r i m W i d e r s p r u c h s t e h t .

D e r M e n s c h i s t e i n T e i l d e r N a t u r u n d n i c h t e t w a s ,

Bertrand Russell

Haus der NaturDr.-Pilet-Spur 479868 Feldberg

Telefon 0 76 76 . 93 36 -10Telefax 0 76 76 . 93 36 -11

www.naturpark-suedschwarzwald.denaturpark@naturpark-suedschwarzwald.bwl.de

Haus der Natur, Feldberg

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park

plan

für den Naturpark Südschwarzwald