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Fortschritte der Kieferorthopadie Band 28, 1967 Heft 3 Natiirliche Kbpfhaltung, individuelle Kauebene und ihr Wer~ Fdr die kieferorthop/idische Profil- und Modellanalyse Yon E. Schiinherr, Radebeul ~Iit 14 Abbildungen ~Venn die Bedeutmlg yogi Profil- und en-face-Aufnahmen f/it die kieferortho- p~dische Behandlung aueh nieht/iberbewertet werden soil, so steht doch fest, dub eine Profilanalyse auI Grund yon Profilfotos nieht nut zur Beurteilung der vor- ]iegenden Stellungsanomalie, sondern auch zur Dokumentation des erzielten Behandlungserfolges zu einem grogen Prozentsatz erforderlieh ist. Naeh A. 5I. S e hwar z geh6rt die ~sthetisehe Beurteilung des Gesiehtsprofils zu einer tIaupt~ aufgabe unseres Faehes. Als Bezugslinie wird zur Profildiagnose im allgemeinen die Frankfurter Ilori- zontale verwendet, so wie sie ,on Simon eingef/ihrt wurde, obwohl dutch die Aa'beiten yon Briiekl, Liegnitz, Moorrees, I~euter, A. 31. Schwarz und Sch6nherr feststeht, dug wegen der durehaus x~ariablen Ohr-Augpunkte die Frankfurter ttorizontale keine zuverlgssige Bezugsebene ist und deshalb zwangs- l~ufig Fehldiagnosen bei der Profilanalyse gestellt werden. Nach geimmg ~on A. M. S chwarz sind FernrSntgenaufnahmen unbedingt erforderlich, um eine richtige Diagnose in jedem Falle stellen z u kSnnen. A. M. Schwa r z orientiert seine Fernr6ntgenseitenaufnahme nach der horizontal gestellten NSe und glaubt, da- durch eine zuvert/s Profilanatyse stellen zu k6rmen als nach der Frankfurter Itorizontalen naeh Simon, der aueh sehon empfohlen hatte, die ,,Frankfurter ttorizontale" dutch Beschneiden der Fotos horizontal zu stellen Ob diese Ver- fahren nach Simon und A. IV[, Schwarz mit der Auffassung der Anthropologen yon der norma lateralis beim 31enschen fibereinstimmen, m6chte ich mehr als be- zweifeln. Die Diagnostik nach Simon hat sieh in der Praxis genauso wenig dureh- gesetzt wie die Ferm'Sntgendiagnostik naeh A. ?~I. Sehwarz. Ein weiterer Grund, warum die FernrSntgendiagnostik naeh A. ~. S ehwarz ebenfalls in der kiefer. orthop/~disehen Praxis so wenig angewendet wird, liegt meines Eraehtens in erster Lirde darin, dag zu vide Auswertungsverfahren, Sehgdelebenen und Bezugslinien ffir die Diagnostik angegeben, aber auch immer wieder rer/~ndert wurden. Der kieferorthop/idisch tgtige Zahnarzt muBte amlehmen, da6 ,,alles noeh im FluB ist", worauf Korkhaus sehon 1958 in seinem Referat ,,Die Bedeutung des Fern- r6ntgenbildes f/ir die kieferorthopgdische Praxis" hinwies. AuI Grund langjghriger kieferorthop/~discher T~tigkeit bin ieh der ~[einung, dab in der kieferorthop/idisehen Praxis f~r Diagnostik und Therapie die Beachtung der nat/irliehen Koplhaltung und die t~egistrierung der individuellen Kauebene wesentlieh dazu beitragen wiirde, die bestehenden Diskrepanzen zwischen wissen= 20 Fortschritte der Kieferor~hol)~die I~4, 28 tI. 3

Natürliche Kopfhaltung, individuelle Kauebene und ihr Wert für die kieferorthopädische Profil- und Modellanalyse

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Fortschritte der Kieferorthopadie Band 28, 1967 Hef t 3

Natiirliche Kbpfhaltung, individuelle Kauebene und ihr Wer~ Fdr die kieferorthop/idische Profil- und Modellanalyse

Yon E. Schiinherr, Radebeul

~Iit 14 Abbildungen

~Venn die Bedeutmlg yogi Profil- und en-face-Aufnahmen f/it die kieferortho- p~dische Behandlung aueh nieht/ iberbewertet werden soil, so steht doch fest, dub eine Profilanalyse auI Grund yon Profilfotos nieht nut zur Beurteilung der vor- ]iegenden Stellungsanomalie, sondern auch zur Dokumentat ion des erzielten Behandlungserfolges zu einem grogen Prozentsatz erforderlieh ist. Naeh A. 5I. S e h w a r z geh6rt die ~sthetisehe Beurteilung des Gesiehtsprofils zu einer tIaupt~ aufgabe unseres Faehes.

Als Bezugslinie wird zur Profildiagnose im allgemeinen die Frankfurter Ilori- zontale verwendet, so wie sie , o n S i m o n eingef/ihrt wurde, obwohl dutch die Aa'beiten yon B r i i e k l , L i e g n i t z , M o o r r e e s , I ~ e u t e r , A. 31. S c h w a r z und S c h 6 n h e r r feststeht, dug wegen der durehaus x~ariablen Ohr-Augpunkte die Frankfurter ttorizontale keine zuverlgssige Bezugsebene ist und deshalb zwangs- l~ufig Fehldiagnosen bei der Profilanalyse gestellt werden. Nach g e i m m g ~on A. M. S c h w a r z sind FernrSntgenaufnahmen unbedingt erforderlich, um eine richtige Diagnose in jedem Falle stellen z u kSnnen. A. M. S c h w a r z orientiert seine Fernr6ntgenseitenaufnahme nach der horizontal gestellten NSe und glaubt, da- durch eine zuvert/s Profilanatyse stellen zu k6rmen als nach der Frankfurter Itorizontalen naeh S i m o n , der aueh sehon empfohlen hatte, die , ,Frankfurter t torizontale" dutch Beschneiden der Fotos horizontal zu stel len Ob diese Ver- fahren nach S i m o n und A. IV[, S c h w a r z mit der Auffassung der Anthropologen yon der norma lateralis beim 31enschen fibereinstimmen, m6chte ich mehr als be- zweifeln. Die Diagnostik nach S i m o n hat sieh in der Praxis genauso wenig dureh- gesetzt wie die Ferm'Sntgendiagnostik naeh A. ?~I. S e h w a r z . Ein weiterer Grund, warum die FernrSntgendiagnostik naeh A. ~ . S e h w a r z ebenfalls in der kiefer. orthop/~disehen Praxis so wenig angewendet wird, liegt meines Eraehtens in erster Lirde darin, dag zu vide Auswertungsverfahren, Sehgdelebenen und Bezugslinien ffir die Diagnostik angegeben, aber auch immer wieder rer/~ndert wurden. Der kieferorthop/idisch tgtige Zahnarzt muBte amlehmen, da6 ,,alles noeh im FluB ist", worauf K o r k h a u s sehon 1958 in seinem Referat ,,Die Bedeutung des Fern- r6ntgenbildes f/ir die kieferorthopgdische Praxis" hinwies.

AuI G rund langjghriger kieferorthop/~discher T~tigkeit bin ieh der ~[einung, dab in der kieferorthop/idisehen Praxis f~r Diagnostik und Therapie die Beachtung der nat/irliehen Koplhaltung und die t~egistrierung der individuellen Kauebene wesentlieh dazu beitragen wiirde, die bestehenden Diskrepanzen zwischen wissen= 20 Fortschritte der Kieferor~hol)~die I~4, 28 tI . 3

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schaftlicher Forschung und praktischer TStigkeit zu verringern und in Ehlklang zu bringen.

Von A. M. S c h w a r z wurde im Rahmen seiner Untersuehungen fiber die dia- gnostischen Probleme in der Kieferorthopgdie neben den Soll-.Werten auch das sog. Soll-Profil in die Diagnostik eingefiih~. So wertvoll di3 yon A. IV[. S c h w a r z eingeffihrten gnathometrisehen 6 Soll-Werte ffir die Diagnostik sind, erscheint es mir doeh fraglJeh, ob der Begriff des kephalometrischen Soll-Profils berechtigt ist.

Von Br f i ek l wurden yon 60 Kindern mit anatomisch korrekter Okklusion ~odelle und FernrSntgenaufnahmen hergestellt und ausgewertet. Dabei kam B r f i e k l zu dem Ergebnis. da6 das Soll-Profil sehr haufig nieht'.mit dem ist-Profil iibereinsthnm~ und da.l] im besonderen Weichteilauflagerungen ffir den Profil- verlauf mit verantwortlich sJnd. Dureh die Untersuchungen yon B r f i e k l werden aber auch die frfiheren Untersuehungen yon H a u s s e r bestgtigt. H a u s s e r kam bei seinen Reihenuntersuehungen bei Jugendlichen fiber den Sehgdelaufban bei anatomisch korrekter Okklusion zu dem Ergebnis, dais der SehSdelaufbau aueh bei Fehlen yon Abweichungen im Gebfl] eine au/~erordentlieh grol~e Variabflitat zeigt und aneh der Profilvertauf ira starken Mal~e davon beeinflugg wird.

Wenn nach A. $[. S e h w a r z das yon ibm eingeffihrte Sol]-Profil nieht im Sinne yon Behandlungsziel mfltverstanden werden soll. so hat es meines Erachtens ffir die Praxis noch wesentlieh weniger ~Vert als die Soll-Breiten des Pontschen Index. Beide Soll-Werte kSnnen aueh schlecht miteinander vergliehen werden, denn die Soll-Werte des Pontschen Index k6nnen wir selbst in extremen F$11en - - er- reichen, auch wenn das gar nieht erforderlieh ist, wghrend aus einem Vorgesieht durch unsere kieferorthopSdisehen ~af t imhmen hie ein Rfiekgesieht werden kann - - selbst wenn wires wollten.

Eine Profildiagnose mit der horizontal gestellten NSe (naeh A. XV[. S e h w a r z ) wird nnr mit unserer klinischen Diagnose fibereinstimmen, wenn die NSe tats~eh- Itch horizontal verlguft.

M o o r r e e s , der mi~ der umfangreichen amerikanischen Li teratur fiber die Auswertung nnd die Beurtei]ung kephalometrischer RSntgenaufnahmen bestens vertraut ist. kommt auf Grund seiner Untersuehungen zu der Feststellung, dag aueh die INSe eine variable intrakranielle Bezugstinie ist und deshalb aueh zu einer falsehen Profildiagnose ffihren kann. M o o r r e e s empfiehlt deshalb zur Eins~elhmg und zur Diagnose aueh bei FernrSntgenaufnahmen die natfirliche Kopfhaltung, wie ich das ffir Fot, ostataufnahmen zur selben Zeit ([958 BOnn) angegeben habe. Die Schwierigkeiten bei der Auswertung yon Profilaufnahmen, auf die B r f i e k l hinweist, entfallen, wenn Fotos~ataufnahmen naeh der natfirliehen Kopfhaltung vorgenommen werden. Auf die Herstellnng yon Fotostat- snd FernrSntgenauf- nahmen mit der natfirliehen aufreehten Kopfhaltung wird aueh yon A. M. S c h w a r z Wert gelegt; wenngleieh er der Auswertung yon ~ o o r r e e s im Prinzip. nieht zustimmt, wurde der BH-Winkel (Bostoner Horizontale) in sein Untersu- chnngsblatt aufgenommen. A. ~ . S e h w a r z sprich~ yon einem positiven BH- Winke] (Bostoner Hor.izontale) bei nach unten abfallender und emem minus-BH- Winkel bei naeh hinten ansteigender NSe. Bei einem ]3H-Winkel ~ 0 decken sieh kepha]ometrisehes und Kopfhaltungsprofil.

A. M. S c h w a r z sieht die gsthetische Beurteilm~g des Gesichtsprofils, wie eingangs erwiihnt, als eine der t tauptaufgaben bei unserer k ieferorthop/idischen T/itigkeit an. Dabei will A. M. S c h w a r z die natfirHche Kopfhaltung mit berfiek- siehtig~ wissen. In At~betraeht der ,,vielen" Kopfhaltungen, die der lebende ~[ensch einnehmen kaml und die auf subjektiven Eindriicken beruhen, h/ilt A. ~ .

:E. Sch6nherr, Natfirliche K0pfhaltung, individueUe Kauebene usw. 299 )

S c h w a r z die Auswertung nach der Bostoner ttorizonta]en f/it nieht vergleichbar mit der naeh seinem Verfahren entwick61ten objektiven anatomischen Betraeh- tungswe~se, In seinem Lehrgang (Band 1, 3. Auflage, Abb.221) weist A.M. S c h w a r z an einem Fall (Abb. 1) sogar ausdrtieklich darauf hin, dab dutch die

Abb. I. Aus Lehrgang yon A. ~f. Schwarz, Band 1,3. Anti., Abb.221. ;FI~S und Profilfoto nach der ,,Boston H0rizontale". Kopfhaltung entsprich~ der nicht nat/irlichen Kopfhaltung.

Weitere Ausff~hrungen siehe Tex~

Beurteilung nach der nattirlichen Kopfhaltnng den Taf~sachen zuwiderlaufende Kiefergesichtsbeziehungen hervorgernfen werden k6nnen. Dabei ist meines Er- achtens gerade dieser Fail besonders gee/gnet, die Grenzen der l~6ntgenostatik bei der genrteilung des l~rofils zu zeigen. Zun~chst sei eimna,1 festgestellt, dal3 Moor rees in seiner Arbeit ,,Die natiirliehe Kopfhaltung und ihre..." hie yon einer dem l~atienten e igenen Kopfhaltung spricht im Gegensatz zu A. ~ . Schwarz . In der Diskussion zu seiner Arbeit erw/~hnt ~ o o r r e e s die Versuche yon S c h m i d t iiber die ,,Eigenstellung and der dann korrigier~en Kopfhaltung". Wenn das in Abbfldung 221 (Lehrgang A. ~ . Sehwarz) gezeigte Kind naeh A. ~ . S e h w a r z den Kopf immer auffallend hoeh tr/~gt, so entspricht das gerade nicht tier natiirliehen Kop~haltung, wie sie die Anthropologen definier~ haben. Wenn der Eindruek der Vorgesichtigkeit dureh diese eigene I-Ialtung zwar noch etwas ver- s tarkt wird, so d~rfte rein klinisch bei tier/~sthetisehen Beurteilung des l~rofils ~voht allgemein die Auffassung bestehen, da$ ein ausgesproehenes Vorgesicht vor- liegt und nicht nut der Eindr~ek erweckt wird. Auf Grund tier stark abfallenden NSe geht die Pn dutch das Subnasale und gib~ naeh A. M. S e h w a r z f~lsehlich ein Mitte!wertgesieht an, weft das Haut-Nasion um 3 mm zu welt hinten verl/~uf~. Infolge der steilen ~N~Se ist aueh der Fazialwi'nkel entspreehend kleiner, also l~etroposition and aul3erdem geringe Retroinkhnation. Das So11-Profll wgre also ein l~{iekgesicht. Die Profildiagnose nach der Bostoner Horizontalen ergibt ein ausgeprggtes gerades Vorgesicht, die don Eindruck der klinisehen Diagnose be- stgtigt. Meines Eraehtens zeigt dieser Fall eindeutig, dab die NSe bei kaudaler 2 0 *

300 Fortschritte der KieferorthepSdie Bd. 28 If. 3 (1967)

Neigung genau zu den gleichen falschen Profildiagnosen f/ihrt wie die Frankfurter tIorizontate, wenn diese nicht mit der nat/irlichen Kopfhal~ung iibereinstimmg. Es sell noch erw/ihnt werden, dab in dem Fall yon A. 5I. S e h w a r z die Franlffm'ter ttorizontale bei hochliegendem Augpunkt und tiefliegendem Ohrpunkt genau denselben steilen Verlauf hat und zu der gleiehen falschen Profildiagnose ffihren w/irde.

Das Kritcrium der natfirliehen Kopfhattung und der IIerstellung entsprechen- der Fernr6ntgenanfnahmen und Fotostataufnahmen ist: ~u erkenne ieh die natiirliche Kopfhaltung? Als die Anthropologen 1884 f/ir' ihre Seh/~delmessungen die Frankfurter Horizontale ws so erfolgte diese Wahl damals (naeh 1V[ar tin), weft bei der normalen aufreehten Kopfbaltung diese Ebene der Erdhorizontalen am meisten parallel ist. ~{ar t in war sehon damals der ~einnng, dab es unm6glieh ist, beJde Poria und beide Orbitale in eine Ebene zu bringen. Die Anthropologen waren sieh aueh dariiber im klaren, daI] unbedingt Ubung erforderheh isv, um diese nat/irliehe Kopfhaltung zu erreichen, und dutch wiederholte Messungen zu x, er- sehiedenen Zeiten an dam gleichen Individuum Kontrollen durehzuf/ihren sind. um seine pers6nliehen Fehler kennenzulernen. Der Wert der indi~-iduellen Indizes ist im hohen iV[aBe yon der GrSge des Beobaehtungsfehlers abh/~ngig. Dalt die Be- zugspunkte fiix' die Frankfurter Horizontale (Ohr-Augenpunkt) h/~ufig sehr variabel sind, wm'de kieferorthopgdiseherseits dureh die Arbeiten yon A. M. Schwartz bewiesen.

Die Auswertung yon etwa 100 laufenden (nieht ausgew/~hlten) Fernr6ntgen- aufnahmen nach natiirlieher Kopfhaltung ergab einen dnrchsehnittlichen BIz[ <~ yon + 5 ~ w~hrend A. M. S e h w a r z - 2 ~ angibt. In 77 Fs war der BII positiv, nur in 12 F/~lten verlief die NSe horizontal; in 6 F~llen verfief sie seln'~g nach hinten oben. ~u die NSe zum Mittetpunkt der Sella gezogen worden W~re. wtirden die Prozentzahlen bei 8 ~ liegen, also um 30 grSBer als yon Nioorrees an- gegeben.

Dieses untersehiedliche Untersuehungsergebnis ist vielleieh~ darauf zurilek- zufiihren, dab es sieh bei den Untersuehungen yon M o o r r e e s um St udentimlen handelte ohne Angabe, ob Kieferanomalien vorgelegen haben oder nieht. Bei meinen Untersuehungen handelt es sich nut um Kinder mit stark ausgepi'/~gten Anomalien, vorwiegend der Klasse I I 1.

Rein meu-iseh sind die Abweichungen der Profilsenkrechten naeh der Bostoner tIor~zontalen naeh meinen Untersuchmlgen also mehr als doppelt so grofl als A. 5I. S e h w a r z annimmt und fiihrten also aueh in Durehsehnittsf/~llen zu einer anderen Profildiagnose. 1 Bei einem durchsehnittliehen BI t <~ yon 50 sind die Abweiehungen am Subnasale und noeh mehr am Pogonion doeh sehr erheblieh und betragen am pg 8 10ram. A. IV[. S e h w a r z reehnet je Winkelgrad 2 m m Verlagermag des Kinnes beim Erwaehsenen und rund 1,5 mm beim Kind.

Welches AusmaB diese Diskrepanzen im Einzelfall annehmen k6nnen, sell an nur einem Fall gezeigt werden, bei dem der BIt ~ T 10 ~ betr/igt.

Fa l l U. F., 10 Jahre (Abb.2 und 3). Schmalkiefer mit frontalem Engstand und geringem offenen Bift, Klasse II .

Profildiagnose:

a) FRS mit NSe naeh A. M. S e h w a r z : Riickgesieht sehief zuriiek;

1 Siehe auch meinen Beitrag : Zur Auswertung und zum Vergleich yon •ernrSntgen- und :Fotosga~aufnahmen. Fortschr. Kieferorthop. 20 (1959) 284.

E. SehSnherr,tN~tiirliehe Kopfhaltung, individuel!e K~uebene usw. 301[

b) FRS bei natiirlicher KopfhMtung (naeh Bostoner Senkreehte): Vorgesichg schief zurtick;

e) Fotostataufnahme naeh natiirlicher Kopfbaltung : Vorgesieht schief zurtick.

Abb.2, Fall U.F., 10 Jahre. Profildiagnose nach A. ~I. Sehwarz: I~iickgesicht schief zuriiek. Profildiagnose bei natiirtieher Xopfhaltung: Vorgesicht sehief zuriiek (Bos~oner

Senkreeht, e)

Die ])ifferenz zwJschen den beiden Profilsenkrechten ist augerordentlich groB. Fotostata,ufnahme und klinischer Befund best/~t, igen den riehtigen Befund der Pn nach der Bostoner Senkreehtem

Die Gesamtauswertung dieser 100 Fglle yon ]PernrSntgenseitenaufnahmeI~ bei natiirlicher KopfhM~ung ergab, dab die NSe nur in 13~ der F/~lle horizontal ver- lief.

Abet aueh S i m o n hat~t,e bereits erkannt, dal3 die Ohr-Augen-Ebene nieht immer horizontal verl/~ufg und war der Meimmg, da[~ es geniigt oder - - wie es wSrt.lich heil~t - - es am besgen ist, die Ohr-Augen-Linie eirfigermaBen horizontal auszux'ieh~en uIld die t~ogosgagaufnahmen mit horizonta.1 ges~ellter t~rankfut~er

302 ~'ortschritte der Kieferorth0p~die Bd. 28 I~, 3 (1967i

ttorizontale zu beschneiden. Die so zurechtgeschnittenen Bilder erweckten zwar den Eindruck, dM~ die Frankfurter Horizontale mit der natiirlichen aufrechten Kopfhaltung kon~orm geht, aber wir wissen, daB:dies durchaus nicht der Fall ist.

Bei der Durchsicht yon 500 la.ufenden F/~llen mi t natiirlichcr K0pfhaltung aus dem Jahre 1963 konnte ich feststellen, dal3 die Frankfurter Horizontale nur in 31% der F~lle horizontal verlief, Damit wiirde allerdings die Frankfur ter Horizontale noch besser abschneiden a ls die NSe. Diese Ergebnisse sind gleichzeitig eine Be- st~tigung der Befunde yon NIoorrees .

Abb. 3 Abb. 4 Abb. 5

Abb. 3. Fall U, F., 10 Jahre. Fotos~taufnahme bei natiirlic~her Kopfha]tung. Profildiagnose: Vorgesicht schief zuriick

Abb.4 und 5. Modifiziertes Okklusionom nach Eyr ich und Frank zur l~egistrierung der Kauebene

Voraussetzung ffir die Fotostat- und FerurSntgenaufnahmen nach natiirticher Kopfhal tung sind entsprechende Ger/~te, die cxakte Aufnahmen erm6glichen und wie sie zuerst yon S i m o n , K o r k h a us und s p ~ e r yon verschiedenen Autoren (u. a. B e e r e n d o n k . R u d o l p h ) angegeben wurden.

"Die Durchffihrung yon Profilaufnahmen - - ganz gleich ob FernrSntgen- oder Fotostataufnahmen erfordert ~bung, nnd man kann diese Arbeit weder einem Berufsfotographen noch einem RSntgeninstit.ut fiberlassen. Bei der Aufnahme nach der natiirlichen Kopfhaltung verf/~hrt man am bestcn so, dal~ man bei der Ausrichtung des Kopfes sich zwar nach der Oln'-Augen-Linie orientiert, aber auf keinen Fall versucht, sie unter allen Umst~nden horizontal zu stellen, wenn damit eine unnatiirliche Kopfhaltung verbunden ist.

Nachdem in meiner ~raxis Seit Jahren Profitaufnahmen (Fotos und FRS) bei natiirlicher Kopfhaltung vorgenommen werden, kommen Aufnahmen mit ~Mscher KopfhMtung prozentua] selten vor, und auch Kontrot laufnahmen nach einem l~ngeren Zeitraum werden bei natiirlicher KopfhMtung ohne gravierende Abwei- chungen vorgenommen. Voraussetzung ist natiirlich, dal~ gewisse Grundbedingun- gen dabei erffillt werden, die in der Kieferorthop~die ffir die Argertigmlg yon Fern- rSntgenaufnahmen und Fotostataufnahmen fibtich sind und auf die ich bereits friiher hingewiesen habe.

Um den Nachweis zu erbringen, da~ die natiir]iche Kopfhal tung (die norma lateralis der Anthropologen) mit zierntieher Sicherheit erkannt und eingestellt werden kann, ~urden noch folgende Untersuchungen vorgenommen.

E. SchSnherr, Nat.iirliche Kopfhaltung, individuelle Kauebene nsw. 303

Mit dem yon E y r i c h und F r a n k zur Bestimmtmg der Kauebene angegebenen Okklusion0m wurde die Kauebene am Patienten bestimm~ und eingezeichnet. Das Okklusionom wurde liir unsere kieferorthop/~dischen Zwecke etwas modifiziert, aus reichlich 1 mm dickem Kunststoff ausgeschnitten und - - entsprechend dem ~e$- bre~tchen yon A. M. S c h w a r z - - far die Bestimmung der Kauebene mit LSchern versehen (Abb. 4 und 5). Es ist natiirlich zu empfehlen, sich an t tand der ~odelle das fiir den Fall am besten passende Okklusionom je nach Alter und GrSge aus- zuw/ihlen und den Verlauf der Kauebene auf der Wange einzuzeichnen (Abb. 6).

Abb. 6 Abb. 7

Abb.6. Okldusionom in situ am Patienten bei natihqicher Kopfhaltung Abb. 7. Fotos~atgerfit nach Beerendonk kombiniert mit ~IeBbalken zum Ablesen des

Kauebenenwinkels

Wenn die Kauebene richtig eingezeichne~ worden ist und die Fotostat.aufnahme unver den berei~s geschilderten Bedingtmgen bei natiirlicher Kopfhaltung vor- genommen warde, mfiBte dieser Winkel mit dem Xu fibereinstimmen, den die Kauebene auf der nnter denselbe~ Bedingungen vorgenommenen Fernr6ntgen. aufnahme mi~ der ]~ostoner Vertikalen bildet.

Das Ergebnis dieser Auswertung war folgendes:

Anzahl der F/~lle insgesamt: 95 F~lle ~ 100,0% Abweichungen ~ 0 ~ bis 30: 90 F/~lle - : 94,8O/o Abweichungen 40 his 60: 5 F/~lle -- 5,2%.

Wenn man nun die F~lle mit Abweichungen bis zu 30 auf persSnliche Fehler bei der Einzeichmmg yon IAnien, sei es im Fernr6ntgenbild, sei es auf der Foto- stataufnahme, zur~ickffthr~, so ist das Gesamtresultat doch der Beweis, dab die natfirliche Kopfhaltung keine unreale GrSBe und eine weitere Best/itigtmg der Untersuchungen yon M oor rees bei 61 nordamerikanischen 1Vf~dchen is~.

Die so weitgehende prozentuMe ~bereinstimmung der Kauebenenneigung yon Fernr6ntgenaufnahme und Fo~os~ataufnahme bei meh~en Untersuchungen ist meines Erachtens um so bemerkenswerter, weft der gr6ftte Teil der Fernr&ltgea- aufnahmen routinemai3ig und nicht ira Itinblick auf diese Arbeit und deshalb auch Fernr6n~gen- und Fotostataufnahmen hie am gleichen Tage vorgenommen wur- den. Unter diesen Aufnahmen befinden sich auch keine Zweitaufnahmen mit,

304 t~ortschritte der Kieferort.hop/idie tld. 28 tI. 3 (1967)

korrigierter Xopfhaltung. Die prozentuMe l'Tbereinstimmung k6nnte gegebenen- falls noch gr6Ber sein, wenngleieh individuelle Einstellungsfehler nie ganz zu vermeiden sin&

Wenn es natfiriich nicht m6glich ist. mit absoluter Sieherheit zu sagen, worauf die graduellen Diskrepanzen z~dschen Ferrtr6ntgen- and Fotostataufnahmen in erster Linie zuriiekzuffihren sind, so habe ieh den Eindruek, dab bei der Einzeieh- nung der Kauebene auf der Fernr6ntgenaufnahme sehr leicht Fehler yon ~ 1 -2 ~ nnt, erlaufen k6nnen. Nut in wenigen Fallen liegt der Verlauf tier Kauebene i00~oig lest.

Die bei meinen Untersuchungen vorliegende grSgte Diskrepanz yon 60 ist abet im Gegensatz dazu ganz eindeutig anf eine falsche KopfhMtung bei der Fern- r6ntgenaufnahme zur/ickzuffiln'en.

Die statistisehe Gesamtauswertung dieser 95 Fernr6ntgenanfnal~nen ergab, dab die Kauebene bei natiirlieher KopfhMtung eine Neigung yon 78~ " Bostoner Senkrechten anfweist. Nur in einem Fall verlief die Kauebene horizontal (Sehmal- kiefer, tiefer Big und l~iiekbiB 1 PB, U K <~ 120 ~ Grundebenenwinke1200). Bei der l~eurteflung naeh Anomalien kann man feststellem dab bei F/~llen m i t DeekbilL tiefem Big die Kauebene ha eher verlauft als bei Anomalien mit offenem BiB und progenem Charakter. Die steilste Kaubahnenneigung lag bei einem offenen BiB mit 650 vor (oftener Big mit raehitiseher Komponente, U K <2 142 ~ Grundebenen- winkel 400).

Urn den Kauebenemvinkel am Patienten gegebenenfMls gleieh messen zu k6n- hen and nicht erst warren zn mfissen, bis Ferm-6ntgen- and Fotostataufnahmen entwickelt sind, wurde an das Fotostatger/~t nach B e e r e n d o n k zusatzlich ein Megbalken angehracht (verwendet wurde hierzu das Unterkieferwinkelmel~ger/i~ yon K o r k h a u s ) , wie es die Abbildung 7 zeigt. Die )lessung am Patie~ten ist rdcht ganz so leicht, wie es vielteicht naeh der Aufnahme den Anschein hat, well die Kinder sehr haufig wahrend des Messens die Kopfhal~ung geringffigig verandern und daher falsche MeBwerte znstande kommen. Man braucht unbeding~ eine Hel- feign, die darauf aehtet, dab das Kind die Kopfhdltung nieht verandert:

Der yon mir entwiekelte Sockler l demonstriert 1954 auf der Tagung der Deut- schen Gesellschaft fiir Kieferorthopadie in Berlin) wnrde weiterhin so vergndert, dal3 es mSg]ieh ist, die Modelle' naeh der individlmllen Kauebene zu sockeln. %Vie aus der Abbi]dung 8 ohne weiteres zu erkennenist , ist die Modelltr/~gerplatte mn eine Aehse sehwenkbar; die nach FernrSntgen- oder Fotostataufnahme mit Okklusionom festgestellte Neigung der Kauebene kann nun ohne weiteres auf der Nodelltragerplatte eingestellt werden. Die Abbildungen 9 und 10 zeigen ein Nodell. oben gesoekelt mi• Kauebene ,,horizontM" und darunter nach der tatsgchlieh vor- liegenden Kanebenenneigung /Kauebene 71~ gesiehert dilreh FerI~r6ntgenauf- nahme und Fotostataufnahme mJt eingezeichneter Kauebene. D a s naeh alter Methode gesoekelte Modell ts eine Protrusion der oberen Frontzahne vor, die gar nieht vorliegL ~nd kaschiert die starke Protrusion der unteren Frontzahne. Bei durchschnittlicher Kauebenenneigung sind die Diskrepanzen natiirlieh nieht so ins Ange fallend. Abet selbst bei Fallen, die eine durehsehnittliehe Kauebenen- neigung aufweisen, vermitteln die entspreehend gesockelten Modelle einen unver- gleiehlieh besseren Eindruek yon dem ~Vesen and :4usmM3 der bestehenden Ano- malie, wie ans Abbildtmg 11 zu ersehen ist.

Aflf die Bedeutung der Neigung der Kauebene als entseheidender Umstand ffir 0de kosmetisehe Prognose nnd ihre Wichtigkeit in der taglichen kieferorthop/~di- sehen Praxis wird immer hingewiesen and aueh betont, dab die Bedeutung der

E. Sch6nherr, Natiirliche Koplhaltung, individue]le Kauebene usw. 305

Kauebe'ne zu wenig berficksichtigt wird (Korkhat~s). Es ist deshalb ificht recht verst/indlich, dab nicht nur in der tgglichen Praxis die kieferorthop/~dischen )/[o- delle im allgemeinen nach dem 1)rei-Ebenen-System (Raphe-Median-Ebene, Tuberebene und einer nicht~ existierenden horizon~alen Kauebene) gesockel~ wet-

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Abb. 8 Abb. 9 und 10

:qbb.8. Socke]ger~t mit sehwenkb,~rer 5'Iodelltri~gerplatte; sie erm6glicht die Einstelhmg der individuellen Kauebene

Abb;9 und 10. Modelle nach der ,,horizon~alen" und naeh des wirklich vorliegenden t(~u- ~bene (71 ~ gesockelt. 'Weitere Ausiiihrungei1 siehe Text

Abb. 11. )Iodelle mit ,,horizontMer" Kauebene (li.) und mit durchschni~tlicher Kauebenen- neigung (re.). Aueh hier deutliche Diskrepanz

dsn. Eine Ausnahme bildete in Deutschland das Gnath ost.atverfahren nach Si m o n. Gunz abgesehen davon, dab das u nach S i m o n in der Praxis wohl kaum noch angewendet wird, zeigten die naeh S i m o n gesoekelten ~odelle zwangslgufig einen falsehen Verlauf der Kauebene, wenn der Ohrpunkt zu hoeh oder zu ~ief lag, also die Bezugspnnkte der Frankfurter tIorizontalen naeh S i m o n nieht mig der wahren norma lateralis fibereinstimmten.

306 l%rtsehritte der Kieferorthop/~die ]3d. 28 H. 3 (1967)

Ich mSehte such snnehmen, dab der Ms ICronzeuge gegen dss Sockeln nach dem Drei-Ebenen- System in die Literutur eingegangene Fall yon V o b i s (S i m o n, F r a n z m e y e r , L i n d e r ) genauso gut ein Beweis gegen sis ffir dss Gnathostat- und Fotosts tverfahren nach S i m o n sein ksnn. Meines Erachtens ist es durchaus m5glich, dab im Fslle yon V o b i s ein tiefliegender Ohrpunl~ vorgelegen hat ; die Frankfurter Horizontsle ist im Fotostatbild durch Beschneiden horizontal gestellt, und zwangsl~ufig kommt im Gnsthoststmodell dann die stsrke Neigung der Kau- ebene zustande, die nicht identisch zu scin braucht re_it der tats/ichlich vorliegenden individuellen Neigung der Kauebene. Zu welchen falsehen therspeutisehen Schlugfolgerungen ein derartig gesockeltes Modell fiihren ksrm, zeigen die Be- handlungsvorsehl/~ge, die yon L e m p e r l e - F r a n z m e y e r zu diesem Fall you V o b i s gemacht worden sind (Z. Orthod. 1932, Heft 3/4).

I m Rahmen dieser Arbeit ksnn nstiirlich nicht auf alle beksrmten kephalo- metrischen Sockelverfshren eingegangen werden; es mug jedoch die Gnathophor- methode nsch A n d r e s e n Erw~hnung finden, obwohl in der mir vorliegenden 6. Ausgabe ,,Funktionskieferorthopadie" yon A n d r e s e n , H ~ u p l , P e t r i k die Herstelhmg yon Gnsthophormodellen in der ursprfinglieh yon A n d r e s e n a.nge- gebenen Form nieht mehr enthalten ist. A n d r e s e n verwendete gensu wie S i m o n - - einen Gesiehtsbogen und orientierte seine Modelle in der Horizontalen nach der Campersehen Ebene (Subnasale-Tragus). Fiir die Profilanslyse f/ihrt And re sen seine Profll-ZentrMebene bzw. -Achse ein, eine im reehten Winkel zur Ohr-Nasen-Linie dureh das Alare laufende Ebene. Wenn auf dieser Profillinie Nasion-Alare und Gnsthion liegen, sprieht A n d r e s e n yon einer hsrmonischen Gnathophysiognomie und je naeh den Abweichtmgen yon Neutro-, Pro-, Retro- Gnathophysiognomie. Bemerkenswert ist bei seinen Ausfiihrtmgen die Feststel- lung, dab der negative oder positive Winkel. den die Zentralachse mit der Linie Nssion-Zentrale und Zentrale-Griathion bildet, yon hoeh- oder tiefsitzenden Ohren abh/ingig ist. Eine wertvolle und kritische Beurteilung der Gnsthophor- methode sowohl riehtige Einstufung erfolgte yon K o r k h a u s I939 in seinem Hsnd- bueh.

Nseh A n d r e s e n ist die Campersehe Ebene identisch mit der prothetisehen Ebene. Wshrseheinhch ist diese Stellungnahme yon A n d r e s e n mit einer der Gr/inde, warum m d e r Kieferorthop/idie die lV[odelle (gsnz gleieh in welchem Sock- let) naeh der ,,horizontslen" Kauebene gesoekelt werden (Abb. 12).

Abet nicht nur in der Kieferorthop/~die, sondern such in der Prothetik be- gnfig~e man sich meines Wissens bisher mit der Feststellung, dsg die Ksuebene parallel zu der yon C s m p e r (1722 --I789) angegebenen Ohr-Nasen-Linie verl/~uft. Der Verlauf der Campersehen Ebene wird in der zahn~rztliehen Literatur reeht unversehiedlich angegeben, vor allem bestehen erhebliehe Untersehiede bezfiglich des Ohrpunktes. Naeh M a r t i n verl~uft die Campersche oder Obx'-Nssen-Linie l~ngs dem untersten Tell der Nase (Spins nssshs ant.) und dem/~ugeren Geh6r- gang. Einen genauen Ohrpunkt gibt M a r t i n nieht an. Von K o r k h a u s wird in einer Umzeiehnmlg naeh M a r t i n bei dem Camperschen Gesiehtswinkel die Csmpersehe IAnie yore Subnasale naeh dem un~eren Drittel des /~ul]eren Geh6r- ganges eingezeiehnet. B r u h n gibt an, dab die Campersehe Ebene yon der Spins nssMis zur Mitre des GehSrloches verl/iuft. Naeh H o f r a t h verl/~uft die Camper- sche Ebene yon der Ohrklsppe zum Ansatz des Nasenfliigels. Von P e r n k o p f ' w i r d angegeben, dab die Campersche Ebene dutch den oberen Rand der beideu GehSr- g~nge (OhrSffnung) gelegt wird, und mis ihr verl/~uft die sog. Ksuebene parallel. I m Zatm/irztlichen Lexikon yon H o f f m s n n- A x t h e 1 m wird angegeben, daB die

E. SchSnherr, Natlirliche Kopfhaltung, individuelle Kauebene usw. 2f)7

r Ebene dutch beide Traguspunkte verl/~uft, abet beim Camperschen Gesichtswinkel wird der obere Tragusrand als Bezugspunk~ angegeben. Von I - I a r n i s c h / G a b k a wird ebenfalls der obere Tragusrand als Ohrbezugspunkt fiir die Campersche Ebene angegeben. Naeh ~ . Mti l ler Verlauft die Campersche Ebene yon dem tiefsten Punkt der aul~eren Nasen6ffnung naeh dem/~uSeren Ge, hSrgang, und Miil ler gibt in einer Abbfldung nach Gys i als Ohrpunkt den tiefsten t)nnkt des /~ul~eren Geh6rganges an. Mi i l le r ist einer yon we~figen Prothetikern, wenn er der Meinung ist, dalt nach seinen Beobachtungen die Campersche Ebene in

\

Abb. 12. Aufnahme aus An dr e s e n- H ~ u p 1. Horizontaler und paralleler Verlauf yon Kau- ebene und Camperscher Ebene

der 1Viehrzahl der Fi~lle nicht parallel zur Kauebene verl/~uft, obwohl er schreibt : ,,Man ist allgemein der Ansicht, dab die Okklusionsebene parallel tier Campersehen I-Iorizontalen liegt." Miil ler ident, ifiziert in seiner Arbeit wahrscheinlieh, da er sich auf Gys i beruft, die tIorizontal-Ebene yon Gys i , die nach Gys i parallel zur Kauebene verl'&uft, mit der Camperschen Ebene. Dabei fallt der Name yon C a m p e r in tier Arbeit yon Gysi iiberhaupt nicht und wird auch im Schrifttum ~licht angegeben. Nach Gys i verlauft dig Okklusionsebene parallel zu einer Linie, ,,die meistens parallel ist zu einer Linie, die den un~eren Rand des Nasenfliigels verbindet mit dem unt, eren Rand des Geh6rganges. '~

Vermutlieh wurde yon K a n t o r o w i e z der Begriff der prothetischen Ebene. eingeffihrt, da sich die Kauebene seines Eraehtens nicht genau definieren l&Bt. Das ist zur damaligen Zeit auch berechtigt gewesen, da Fernr6ntgenaufnahmen noeh nieht angewendet wurden. Kant, o r o w i e z versteht unter der prothe• Ebene eine Ebene, die der Tragion-Subnasal-Ebene parallel verliinft. Wtihrend G y s i noch den untern Rand des Geh6rganges ffir die Ohr-Nasen-Ebene angibt, gibt K a n t o r o w i e z in seinem Handw6rterbueh (1930) das Tragion am (Differenz yon 3 mm zum oberen Rand des auBeren Geh6rganges), und in der ,,Klinisehen Zahnheilkunde" 3. Auflage 1932 begniigt sigh K a n t o r owi c z mit tier Feststellung : ,,Nasenfliigelansatz und Ohr6ffnung".

Wenn yon S p r e n g (Haildbuch der ZMKtIK, Band IV, I-I~,upl-3Ieyer-

308 Fortsehritte der Kieferorthop~.die J3d. 28 H. 3 (1967)

Schucha rd t . ) a~gegeben wird, dab nach J. Mfiller (1933) als Bezugspunkte fiir die prothetische Orientierungsebene Subnasale und Tragion angegeben werden, so war das ja sehon bekannt ;aber bemerkenswert ist die Feststellung yon J. ~Iiil - ler. dab diese Subnasal-Tragion-Ebene nicht mit der sog. Campersehen"Ebene fibereinstimmt (ohne weitere Angaben yon Spreng).

Im Gegensatz zu J. Mfiller wird in der neueren Literatur (z. B. B f t t g e r - H ~ u p l , S t a e g e m a n n ) kein Unterschied zwisehen prothetiseher Ebene und Camperscher Ebene gemaeht 1.

R_e iehenbaeh sprieh~ nur yon der Ohl'-Nasen-Ebene (unterer Rand des Nasenflfigels-Tragus), ohne sich zur Campersehen Ebene zu ~ugern.

Die yon mh' zitierten Angaben fiber den Verlauf der Campersehen Ebene sind sieherlich nicht vollst~ndig, aber weitere Angaben kfnnten hfehstens dazu ffihren, die bestehenden Untersehiede der Auffassungen noeh zu vergrfgern.

Im Rahmen dieser Arbeit sell deshMb noch untersucht werden, welchen Ver- lauf die Campersehe Ebene bei natfirlicher Kopfhaltung aufweJst; denn aueh C a m p e r hat seine Seh~del horizontal ausgerichtet, am fiberhaupt eine Vergteiehs- mfglichkeit zu haben, Es sell bei dieser Gelegenheit weiterhin mit festgestellt werden, ob gegebenenfalls und in we]ehen F~llen die Kauebene parallel zur Cam- perschen Ebene verl~uft. Dazu ist erforderlieh, dab eindeutige Bezugspunkte fiber die Campersehe Ebene festgelegt werden.

Die Diskrepanzen, die fiber den Yerlauf der Campe~sehen Ebene bestehen, sind nicht nur darauf zurtiekzufiihren, dab die Abhandlnng yon C a m p e r ,Uber den natiirlichen Untersehied tier GesJehtszfige..." ~ (genauer Titel s. u.) in der T~bersetzung yon S f m m e r i n g kaum bekannt ist, sondern vor altem darin, dag C a m p e r selbst seine Nase-Ohr-Linie (N---C Linie) in der NachzeJehmmg des knfehernen Seh~dels anders einzeiehnet als bei den ~u

Um seine Zeiehnungen exakt durehfiihren and sie augerdem mit anderen Seh~deln vergleiehen zu kfm~en, konstruierte sieh C a m p e r e in kleines ~rerkzeug, wie er es bezeichnet, wahrsehehl]ieh das erste kraniometrisehe ~eBger~t. MJ~ Hilfe dieses MeBger~tes zeiehnete C a m p er seine Sehs mit den versehiedensten Koordinaten, wobei es ihm vor allem auf die Bestimmung des Gesichtswinkels ankara. Die Kauebene wird yon C a m p e r untersehiedlieh eJngezeichnet. Die Ab- bildung 13 (Tab. I) zeigt die Sch~del yon einem jangen Neger und yon einem glteren Kalmiieken, die er naeh seinem Verfahren nachgezeiehnet ha,K Bei den unteren K6pfen hat C a m p or en~spreehend der kn6ehernen Vorlage des Sehgdels die Weiehteilprofillinien einsehliel~lieh Auge, Ohr und Nase freih/~ndig eingezeieh-

ne~. Bei diesen Zeiehnungen der Weiehteilprofile verl/~uft die yon ihm angegebene N- -C Ebene abet anders, d .h . die Weiehteile sind falseh eingezeiehnet worden, Nase zu tier, Ohr zu hoeh. Dasselbe gilt f/it alle weiteren AbbiMungen in der mir vorliegenden Ubersetzung yon S 6 m m e r i n g (in der au{terdem noeh die letzten zwei Bfldtafeln XI und X I I fehlen).

Zur Pupillarebene sell in dieser Arbeit keine Stellung genommen werden, da es zu weit iiihren wfirde, nachzuweisen, dab sie aueh nieht parallel z ur Kauebene verl~uft.

2 [~ber den natfirliehen Unt.ersehied der Gesiehtsziige in Mensehen versehiedener Gegen- den und versehiedenen Alters, fiber das SehSne antiker Bildsgulen nnd gesehnittener Steins; nebst Darstellullg einer neuen Art.. aller]ei Menschenk6pfe mit Sieherheit zu zeiehnen.

Naeh des Verfassers Tode herausgegeben yon seinem Sohn Adrian Gilles Camper iibersetz~ yon S. Th. ,S 5mmering. Berlin 1792. Vossisehe J3uehhandhmg.

Den genauen Titel der Abhandlung yon Peter Ca m per and weitere Angaben fiber die VerSffentliehung erhielt ieh atff Anfrage yon Prof. I{offmann-Axthelm, wofiir ieh ihm sehr verbunden bin.

E. Seh6nherr, Natfirliehe KopfhMttmg, individuelle K~uebene usw. 309

In der kiefer0rt]iopgdisehen Literatnr konnte ieh nm" im Lehrbueh der Ortho- don~ie yon P f af f Originalabbildungen yon Ca mp er finden. Leider ver6ffent]ieht P I a f f abet nur die Abbildungen yon den Weiehtei]naehzeiehnungen mit einer N--C, die anders verlguft als bei den dazugehSrigen Sehgdehlaehzeie]innngen.

Abb. 13. OriginMabbildung ~us Camper (T~b. I, Fig. I i I und IV). Verl~uf der C~m per- schen Linie N C dutch Subnasale und oberen t~and des kn6chernen Geh6rg~nges bei den oberon beiden Sch~deln. Anderer Verlauf der N C bei den unteren Nachzeichnungen der

Weichtei]profillinie

In Tabelle IV, Fig. I I I und IV aus C a m p e r (Abb. 14) zeigen die oberen Schfi, del den Verlauf der N C (Campersehe Ebene) dureh NasospinMe anterior and den oberen Rand des ~ugeren kn6chernen Geh6rganges, wi~hrend die unteren Zeich- nungen, die yon P f a f f gebracht ~ r d e n , eine N- -C zeigen, wie bereits erw~hnt, die weder durch die Spina nasa]is anterior bzw. Subnasale, noah dutch den oberen Rand des auBeren GehSrganges 1/~uft. P f a f f ging es bei der Wiedergabe der Bilder weniger um den Yertauf der N--C, sondern in erster Linie um den Camperschen Gesichtswinke].

Auf Grund der Zeichnungen yon C a m p e r dfirfte kein Zweifel bestehen, dab nut die N--C-Linie des knSehernen Schadels, also Nasospinale und oberer l~a nd

310 ~ortsehribte der Kieferorthopi~die Bd. 28 I-L 3(1967)

des /~uBeren kn6ehernen Geh6rganges bzw. die diesen beiden Punkten entspre: ehenden Weiehteilpunkte, als Campersehe Linie bezeiehnet werden kann. Als vorderer ~Veichteilpunkt w/~re das Subnasale und als Ohrpunkt ist es wohl am zweekmN3igsten das Tragion zu nehmen, da der kn6eherne 0hrpunkt im RSn~gen-

Abb. 14. OriginMabbildung aus Camper ~Tab. IV, Fig. I I I und IV). Unterschiedlich, ein- gezeichnete Campersehe Ebene bei den oberen Seh~deln dutch NasospinMe und kn6cher- hen Geh5rgang; bei den WeieBteildurchzeichnungen Ohr falseh eingezeiehnet. N--C ver-

lguft unterhalb des tiefsten Ptmktes des ~ufleren Geh6rganges

bild im Durchschnitt nicht genau markiert werden kann, w/ihrend das Tragion dutch Bleimarken einwandh-ei festzulegen isr

Abet such bei den Naehzeiehnungen des Seh/~dels besteht der Eindruck, dab der Porus aeusticus im a.llgemeinen zu fief in der Beziehung zum Kiefergelenk ein- gezeiehnet worden isb~

Um den Verlauf der Campersehen Ebene zu kl~ren, warde bei den zur Dis- kussion stehenden t~s - - Fernr6ntgenseitenaufnahmen und Fotostataufnahmen mit nat/irlieher Kopfhaltung die Campersehe Ebene auf Grand des Studiums der Arbeit yon C a m p e r wie bereits angegeben zusgtzlich eingezeichnet. Das Ergebnis war, dag die Campersehe Ebene bei natfirlieher Kopfhaltung in keinem

E. Sch6nherr, Nat/irliche Kopfhaltung, individuelle Kauebene usw, 311

. einzigen Fallo horizontal verlief. Der gr6Bte Winkel warde ein einziges Mal mi~ "870, der steilste Verlauf mit 65 ~ gemessen.

Von den Fernr6ntgenseitenaufnahmen kolmten nur 49 Aufnahmen ausgewertet werden, well das kn6eherne Potion bei den anderen Aufnahmen nieht mit Sieher- heir zu bestimmen war. Die Auswel~ung der Aufnahmen ergab, dab die Camper- sehe Ebene zur BS (Bostoner Senkreehte) eine durehsehaittliehe Neigung yon 760 aufweist, w/~hrend sie bei den Fotostataufnahmen 790 betr/igt, also flaeher verl/~uf~.

Die Diskrepanz des Verlaufes der Campersehen Ebene beiFernrSntgenaufnahmen uncl Fotostataufnahmen is~ vermn~lieh nut auf den sehr variablen knSehernen Ohrpunkt zurfiekzuffihren, Tragion nnd Porion stimmen nieht ann~hernd iiberein (wie angenommen wurde), sondern differieren teilweise sehr erheblieh (bis zu I0O).

Wenn yon den Anthropologen (Mart in) die Campersehe Ebene als wenig brauehbar f/Jr die Einstellung des Seh/~dels abgelehnt wurde, da sis in der norma lateralis nie horizontal yetiS.aft, so war diese Ablehnung wohl berechtig~. In der Zahnheilknnde ist trotzdem der Begriff der Campersehen Ebene beibehalten worden, vor allem in der Prothetik, aber aueh das ist nur zum Toil bereehtigt. Bei den vorliegenden Untersuehungen ergab die statistisehe Auswertung, dab die Campersehe Ebene and die Kauebene bsi den Fernr6ntgenaufnahmen nur in 8~o der F~lle and bei den Fotostataufnahmen in 16% der F/~lls parallel miteinander. verliefen. Aueh hier wieder die untersehiedliehen Werte zwisehen Fernr6ntgen- und Fotostataufnahmsn, dsren Zustandekommen bereits bei der Neigung der Campersehen Ebene er6rtert worden ist. Die gr61]te Differenz zwisehen dem Ver- lauf yon Camperseher Ebene and Kanebene betrug einmal 12e; in 50~/o der Fglle lagen (lie Abweiehungen zwisehen 1 ~ und 5 ~ in 20% der F~lle zwisehen 6 ~ und 9 ~ and in I0~ der F~lle betrugen die Abweiehungen 10 ~ mid l i ~

Da der Verlauf der Campersehen Ebene in der zahngrztlishen Literatur sehr untersehiedlieh intsrpretiert wird, wurden bei der vorliegenden Arbeit als Bezugs- punkte Itir die Campersehe Ebene zugrunde gelegt:

]~ei der Fsrm-Sntgenseitenanfnahme: Spina nasalis ant. nnd oberer Rand des l~15ehernen GehSrganges, bei der Fotostataufnahme: Subnasale and Tragion.

Der nieht parallele Verlauf yon Kauebene und Camperseher Ebene ist bei allen Anomalien anzutreffen. Wenn das ausgewer~ete Material sieh aueh nut auf 100 F/tlle bezieh~, so best/~tigt es doeh die Ergebnisse der Fsrnr6ntgendiagnostik, dall der Ohrpunkt ksin zuvsrl/issiger Bezugspunkt ist and die Campersehe Ebene f/it die Meferorthop/~disehe Diagnostik and Profilanalvse deshalb nieht verwendet werden kann. Mit diesen Feststellungen ergeben sieh nattirlieh aueh bestimmte Konsequsnzen ffir die lorothetisehe Zahnheilkunde, die hier abet nieht srSrtert werden sollen.

Zusammen~assung

Auf Grnnd der yon mir durchgefiihrten Untersuchungen bin ich der ~einung, dab so- wohl Fo~os~ataufnahmen als aueh FernrSntgenseitenanfnahmen mit nachtr~glich horizontal gestellten Bezugsebenen (Frankfurter HorizontMe oder NSe~ zu einer Profildiagnose fiihren, die mit dem klinisehen Befund nicht fibereinstimmen.

Der Begriff des Soll-Profils wird fiir nnzweckm~iltig gehalten. ']~ei dem Vergleich yon Frankfurter Horizontale and NSe in bezug auf die norma lateralis

{Bostoner ttorizontale) schneider die ~rankfnrter Horizontale besser ab als die NSe. Die Frankfurter ttorizontale verlief bei natiirlieher KOlOfhaltung (also nieht horizontal

gestellt) in 31% der Falle horizontal. Die NSe verlief bei natiirlicher Kopfha.ltung in 12% der Falle horizontal.

312 Fortsehr i t te der K[efero~hop~die Bd. 28 H. 3 (1967)

Kauebene und C a m p e r s c h e Ebene h a b e n ungef~ihr dieselbe Neigung; verlaufen aber sel ten parallel zueinander .

In ~be re in s t immung mi t M o o r r e e s konn te festgestellt werden, dab die Dokumenta- t ion der natf i r l ichen Xopfha l tung bei Verwendung zweckentsprechender Gerate mSglich ist.

Auf dem Umweg iiber die Registr ierung der K~ubahnebenenne igung konn te dureh die vorl iegenden Unte r suohungen nachgewiesen werden, da$ bei zeitlieh ge t renn t vone inander vorgenommenen Fernr6ntgensei ten- n n d Fo tos t a t~u fnahmen der Xauebenenwinke l bei beiden Aufnahmen in fiber 95% der F~lle i ibere ins t immt .

�9 Urn im-Einzelfal l 'die Neigung der Kauebene ohne Fernr6n tgen- und ~o~ost~taufnahme sofort ~m Pa t i en ten messen zu kSnnen, wurden modifiziertes Okklusionom nach E y r i c h und F r u n k . s o w i e ~ e g b a l k e n liir t~ot0s t~ger~t n aeh B e e r e n d o n k angegeben.

Ferner wurde der aron mir 1954 in Berlin gezeigte Kunststoffsoekler so mcditizier~, dab es mSglieh ist, die jeweils vorliegende individuel le Xaubahnne igung einzustellen, um der Bedeu~ung der Kaubahnne igung fiir die kieferorthop~dische Diagn0s t ik gereeht zu werden.

5Iodelle,' die nach einer hor izonta len Kauebene wie iiblich - - gesoekelt sind, t~tusehen selbst bei dnrehsehni t t l i eher Neigung der Kauebene eine Protrusion (und falsehen Aehsen- winkel) der Frontz~lme vor, u m nu t ein Beispiel zu nennen .

Wenn A. 1~'I. S c h w a r z sehreibt ; , ,Wet sehlieglieh die Bostoner I-Iorizontale zur Aus- gnngsebene erhebt , mug folglieh sowohl die NS wie aueh die H-Ebene fiir die Beurtei lung des Profils Ms ,nnbrauehba r ' hinstel len", so war es Sinn dieser Untersuehungen , zu beweisen. dag beide Ebenen liir dis Profildiagnose ta ts~ehl ieh ungeeignet sind. weil sie im Durehsehni t t n i eh t hor izontal verlaufen.

Das t Jotos ta tb i ld erf/ihrt eine gewisse Aufwer tung gegeniiber dem FernrSntgensei ten- bild. Profl lanalysen yon FernrSntgense i tenbi ld und Fo tos t~ tau fnahme mtissen bei natfir- l ieher Kopfha l tung zwangslgufig fibereinstimmeno Die gro te Bedeu tung der FernrSntgen- se i tenaufnahme fiir weitere diagnostisehe u n d genetisehe Fragen b le ib t nat i i r l ieh bestehen.

Mit der Konzep t ion t ier nat i i r l iehen Kopfha l tung und danaeh vorgenommenen Foto- s tg tau fnahmen ist die kieferorthop~dische Profi ldiagnost ik aueh ohne Ferm'6ntgenseiten- au fnahmen mSglieh. Wem~ zusiitzlich nach dem angegebenen Verfahren die individuelle SXaubahnneigung regis t r ier t wird und dangeh en~spreehend gesoekelte Modelle hergestellt werden, wird die gesum~e kieferorthopgdische 1)iagnostik und Therapie in der Praxis auf eme reale, h6here Grundlage gestellt.

Anschr i f t d. Verf. : Dr. Er ich S e h S n h e r r , Radebeul 1, Wilhelm-Pieek-S~r. 71