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Natur und Umwelt in Vorarlberg Analysen Ziele Visionen 2009 VORARLBERGER NATURSCHUTZRAT

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Natur und Umweltin Vorarlberg

Analysen � Ziele � Visionen � 2009

VORARLBERGER

NATURSCHUTZRAT

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Die aktuelle Umweltsituation ist ge-prägt von Widersprüchlichkeiten. ZurBegrenzung des Klimawandels muss

der Verbrauch von fossilen Brennstoffen re-duziert werden. Saubere Energieformen wieSonnenenergie, Windenergie, Energie ausWasserkraft und Biomasse haben allerdingsneben den unbestrittenen Vorteilen auchNachteile. Große Sonnenkollektoren störendas Landschaftsbild. Windparks beeinflussenden Vogelzug. Der Ausbau der Wasserkraftbeansprucht noch die letzten natürlichenFließstrecken. Rationelle Biomassenutzungaus dem Wald verlangt eine wenig erträgli-che Feinerschließung mit Forststraßen. DieAtomkraft feiert fröhliche Urständ, obwohlniemand wirklich weiß wohin mit dem Müll,der zehntausende Jahre weiter strahlt. Zu allem Überfluss verunsichern widersprüchli-che Meldungen zum Klimawandel. Dass sichder eine oder andere Fehler in einer derartkomplexen Anstrengung wie jener des Kli-marates einschleicht, wundert den Fach-mann allerdings nicht. Für Außenstehendeist dies aber ein Vertrauensverlust.

Faktum ist, dass die notwendige Suchenach Alternativen wie eine Lawine herein-bricht und viele Naturschutzerfolge der letz-ten Jahrzehnte in Frage stellt. Man denkehier an den Lech. Bereits zu Beginn der 70-er Jahre gab es erste Anstrengungen, denLech als den letzten fast natürlichen Hoch-gebirgsfluss der Ostalpen als eine Art »Erin-nerungsfluss«, der von der Quelle bis zurMündung (zumindest bis zur Staatsgrenze)unverändert fließt, zu erhalten. Natürlich istder Lech nicht mehr ganz der Alte, aber im-merhin noch weitgehend natürlich. Es istdiese Vollständigkeit, in der WissenschaftIntegrität genannt, die ihn zu einem sowertvollen Stück Alpen macht. Dies ist derSchutzgrund, der auch die Beanspruchungeiniger Quellbäche verbietet. Die Betreiber

wissen das, und trotzdem machen sie wei-ter. Auf ihrer Seite ist das Argument dersauberen Energie und des umweltfreundli-chen Verkehrsmittels. Natur in der Ökofalle– ein Dilemma, das unlösbar scheint. DasProblem ist aber, dass serienweise alte Plänewieder aus den Schubladen geholt werden,weil man nun gute Argumente für den Aus-bau der Wasserkraft hat und die Umweltbe-wegung in die Defensive geraten ist.

Die Weltwirtschaftskrise hat weiter dasihrige dazu beigetragen, dass wieder dasHeil in immer mehr und größer gesehen wird– business as usual ist angesagt. Da machtes auch nichts, dass die letzten, von techni-schen Anlagen und Straßen freien GebieteVorarlbergs geopfert werden sollen. Es hatsich in manchen Kreisen einfach noch nichtherum gesprochen, dass Naturressourcenwie ein ganzer Fluss, große Ruheräume fürMensch und Wild einfach begrenzt sind. MitMellau-Damüls sind Tabus gefallen.

Mit dem vorliegenden Bericht sollen alljene Kräfte Motivation finden, die sich für ei-nen Ausgleich zwischen Natur und Fort-schritt einsetzen. Seine kritischen Positionenmögen Ansporn sein, Haltungen und Ent-wicklungen kritisch zu hinterfragen und Kon-sequenzen zu ziehen. Dieser Bericht enthältneben den bewährten plus/minus- und Am-pelbewertungen, Stellungnahmen der Land-tagsklubs, von NGOs, von Behörden, ein Dokument, das weitumfassendes Umweltin-teresse zeigt. Der Naturschutzrat hofft, mitdem neuen Bericht dieses Interesse und Engagement zu stärken. Nit lugg lo. In die-sem Sinne sei den Kollegen im Rat, der Geschäftsführerin und allen, die am Zustan-dekommen des Berichts beteiligt waren,herzlich gedankt.

Univ. Prof. Mag. Dr. Georg GrabherrVorsitzender des Naturschutzrates

Vorwort

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Impressum

Medieninhaber, Herausgeber, VerlegerVorarlberger NaturschutzratJahngasse 9, 6850 DornbirnTel.: 05572/23 2 35Fax: 05572/23 2 35 8E-mail: [email protected]: http://www.naturschutzrat.at

Konzeption, Redaktion, GestaltungDipl.-Ing. Daniela Grabher (Leitung)Dipl.-Geogr. Katrin LöningUlli WeberÖsterreichisches Ökologie-InstitutGeschäftsstelle VorarlbergKirchstr. 9/2, 6900 BregenzTel: 05574/52 0 85Fax: 05574/52 0 85 4E-Mail: [email protected]: http://www.ecology.at

BildnachweisMax Albrecht: Seite12, 16 Amt für Wald, Natur und Landschaft Liechtenstein: Seite 61Kevin Artho/Vorarlberg Tourismus: Cover vorne und hintenPeter Buchner/Tiroler Landesmuseum: Seite 8 Biosphärenpark Großes Walsertal: Seite 20Markus Burtscher: Seite 32CriticalMass Vorarlberg: Seite 22Herbert Flatz/Vorarlberg Tourismus: Seite 16Mattias Fredriksson, young mountain marketing gmbh/Vorarlberg Tourismus: Seite 46Andreas Gassner/Vorarlberg Tourismus: Seite 54Marktgemeinde Götzis: Seite 24Otmar Heidegger/Vorarlberg Tourismus: Seite 14Robert Hofrichter: Seite 18Karin Klas: Seite 14Landbus Unterland: Seite 22Katrin Löning: Seite 10Landwirtschaftskammer Vorarlberg, Forstreferat: Seite 18Peter Mathis/Vorarlberg Tourismus: Seite 12Peter Meile: Seite 59Naturpark Nagelfluh: Seite 16Österreichischer Alpenverein: Seite 20Markus Petter: Seite 36Harald Scherbantie: Seite 24Jutta Soraperra: Seite 8Thorbecke Luftbild/Vorarlberg Tourismus: Seite 52Umweltinstitut Vorarlberg: Seite 14Vision Rheintal: Seiten 12, 22 Walter Vonbank/Vorarlberg Tourismus: Seite 50Hans Wiesenhofer/Vorarlberg Tourismus: Seite 44Max Granitza: Seite 8 young mountain marketing gmbh/Vorarlberg Tourismus: Seite 20

Druck und Herstellunggugler crossmedia, 3390 Melk/Donau;

Vorarlberger Naturschutzrat, Dezember 2009

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Inhalt

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Trends und Entwicklungen

Biologische und landschaftliche Vielfalt 8Boden 10Siedlungsentwicklung und Raumplanung 12Gewässer 14Landwirtschaft 16Wald und Forstwirtschaft 18Tourismus 20Verkehr 22Energie 24Was sagen Politik und NGOs zu den 26Forderungen des Naturschutzrates

Unter der Lupe

Das Biotopinventar Vorarlberg 32Umweltverträglichkeitsprüfung in Vorarlberg 34Das S 18-Nachfolge-Verfahren 38

Perspektiven und Impulse

Klimawandel und seine Folgen 44Klimawandel in Vorarlberg 46Folgen klimatischer Veränderungen für den Bodensee 50Visionen für die Vorarlberger Landwirtschaft 54Das Liechtensteiner Notfütterungskonzept 58

Vorarlberger Naturschutzrat 63Literaturverzeichnis 64

BC

A

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A

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Trends undEntwicklungen

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Biotopinventare auswerten Nur knapp ein Fünftel der unter EU-Recht ge-schützten Arten und Lebensräume weist lauteiner europaweiten Studie einen zufriedenstellenden Erhaltungszustand auf. Vier Fünf-tel sind gefährdet. Vor allem magere und we-nig gedüngte Standorte, feuchte wie trocke-ne, sind stark bedroht. Mit der Streuwiesen-verordnung und dem Vertragsnaturschutzwirkt die Landesregierung diesem Trend ent-gegen. Der vollständige Flächen- und tat -sächliche Qualitätszustand z.B. von trockenenMagerwiesen und artenreichen Fettwiesen istaber nicht befriedigend erhoben.

Erfolge mit der LandwirtschaftZahlreiche Flächen in steileren Hanglagenwerden trotz erheblichen Mehraufwands tra-ditionell pfleglich genutzt. Das dokumentiertdie Wiesenmeisterschaft jedes Jahr aufsNeue. Zudem konnten seit 2006 zusammenmit den LandwirtInnen über 120 gesamt -betriebliche Naturschutzpläne umgesetztwerden. 2008 betrafen 17,2 Prozent der gesamten ÖPUL-Prämien in Vorarlberg Na-turschutzmaßnahmen. Erwähnenswert istauch das österreichweite Beobachtungsnetz-

werk »Biodiversitätsmonitoring mit Landwirt -Innen«, an dem bisher über 52 Vorarl -berger Innen beteiligt sind.

Brutvögel reagieren auf KlimawandelLaut aktueller Brutvogelkartierung brütendie meisten Arten in Vorarlberg in höherenLagen als noch vor 20 Jahren. Sie habenihren Lebensraum, zweifellos auch eine Fol-ge des Klimawandels, in die Höhe ausge-dehnt oder verlegt. Es sind sowohl Insekten-fresser als auch die Samen fressenden Fin-kenvögel, die vermehrt über 1800 m ange-troffen werden. Arten wie Rabenkrähe undKolkrabe profitieren von den zahlreichenJausenstationen.

In den Tallagen ist laut dieser Langzeit-studie ein auffälliger Rückgang bei Boden-brütern festzustellen. Neben typischenFeuchtgebietsarten wie Großer Brachvogel,Bekassine und Kiebitz fällt nun immer mehrauch der Rückgang der Feldlerchen undBraunkehlchen auf.

Bruterfolge in den letzten zwei Jahrenkönnten auf Erfolge einzelner Maßnahmenhinweisen. Sie sind aber leider noch kein Be-leg für eine Trendumkehr.

Natur und Umwelt

Trends und Entwicklungen

Biologische undlandschaftlicheVielfalt

Weit mehr als

die Hälfte aller

Brutvögel brüten

nach einer

Langzeitstudie

signifikant in

höheren Lagen.

Quelle: Birdlife,

Vorarlberger Brut-

vogelatlas 2010

Höhenverbreitung ausgewählter BrutvögelVergleich der Perioden 1981-1989 und 2001-2008

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in Vorarlberg

minus- Biotopvernetzung wird

im Rheintal und Wal -gau zurzeit nicht wei-ter verfolgt, obwohlVision Rheintal und dieVorarlberger Natur-schutzstrategie dies inihre Zielkataloge auf-genommen haben.

- Viele Amphibienlebens-räume sind stark be-droht. Fischfreie Laich-gewässer, Über-schwemmungsgebietesowie natürliche Aus-breitungswege sind ra-rer geworden.

- Die Natura 2000-Ge-bietsbetreuerInnensind bis auf wenigeAusnahmen nicht offi-ziell bestellt! Die Be-treuung ist somit nichtin allen Gebieten gewährleistet.

- Die Situation der Bo-denbrüter ist trotzzahlreicher Bemühun-gen besorgniserregend.

plus+ Viele traditionsbewuss -

te LandwirtInnen er-halten in Hanglagendurch aufwendige Pfle-ge artenreiche Mager-wiesen.

+ Die OrtsgemeindeWidnau stellt in Lustenau über 2,5 haFläche für Natur-schutzzwecke zur Ver-fügung. Der Verein»Die Drossel« hat hier2009 neue Gewässergeschaffen.

+ Gemeinden werdenseit 2008 in ihrer Na-turschutzarbeit durchdas Programm »Natur-schutz in der Gemein-de« unterstützt.

+ Seit 2008 gibt es eineNeophytenberatungund Versuchsflächenzur Beobachtung derWirkung von Bekämp-fungsmaßnahmen.

Forderungen� Das alte und aktualisierte Biotopin-

ventar ist in Hinblick auf eine wir-kungsvolle Erhaltungsstrategie zuanalysieren. Eine dynamischeHomepage soll Maßnahmen undEntwicklungen in den Biotopflächentransparent machen.

� Das aktualisierte Biotopinventarenthält eine Reihe von Fachinfor-mationen und Handlungsanleitun-gen. Gemeinden und Behörden sol-len befähigt werden diese umzuset-zen.

� Ein Landschaftsentwicklungskonzeptmuss für den Freiraum und insbe-sondere für die Grünzone im Rhein-tal erarbeitet werden. Erst dannkönnen Aussagen über naturver-trägliche Varianten für Straßenbau-projekte wie Autobahnanschlüsse,Berufsradverkehr etc. getroffenwerden.

Umsetzung der Forderungen 2003/2006

� Das Verkehrsproblem im UnterenRheintal soll ohne Naturbeeinträch-tigung gelöst werden.

� Für das Rheintal und den Walgau sindHabitatsverbesserungen durchzu-führen und Vernetzungen zu sichern.

� Für besonders gefährdete und sensible Gebiete im Streuwiesen-komplex Rheintal-Walgau müssen Pufferzonen ausgewiesen werden.

� Die Förderung des gesamtbetriebli-chen Naturschutzplans für die Land-wirtschaft muss ausgeweitet bzw.allen zugänglich gemacht werden.

Der Prozess ist noch im Gange, einenaturverträgliche Lösung ist nochnicht in Sicht.Es gibt einige Projekte im Rheintal, diezu einer Habitatsverbesserung geführthaben.Maßnahmen sind nicht ausreichend.

umgesetzt

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Bilanz ohne verbindliche Schluss -folgerungenNach 15 Jahren wurde über das VorarlbergerBodenschutzkonzept von 1988 Bilanz gezo-gen. Die Erfolge und Entwicklungen schätztenFachleuten verschiedener Abteilungen ein. IhrErgebnis: Das Bodenschutzkonzept hat nochnicht ausgedient, trotz Verbesserungen imBereich der Abfallentsorgung sowie in derLand- und Forstwirtschaft.

Die Bilanz macht auf Defizite und Problemebei der Zielerreichung aufmerksam. Genanntwerden Stickstoffeinträge, Bodenverdichtung,Erosionen und Instabilität von Schutzwald -böden oder Schädigungen der Bodenstrukturdurch die Anlage von planierten Schipisten.Was der Bilanz fehlt, sind verbindlicheSchluss folgerungen für zukünftige Strategiensowie evaluierbare Zielvereinbarungen.

Schwermetalle und Nährstoff -anreicherungen in FeuchtbiotopenUntersuchungen im Boden von Feuchtbioto-pen, insbesondere in Staulagen, zeigendeutliche Immissionseinflüsse aus demStraßenverkehr (Blei und Cadmium). DerOberboden weist erhöhte Nährstoffgehalte(Stickstoff, Phosphor und Kalium) auf. Inüber der Hälfte der 31 untersuchten Stan-dorte wurde ausreichend bis sehr hoheNährstoffversorgung nachgewiesen (nachden Richtlinien für die sachgerechte Dün-gung für Grünland). Und dies, obwohl alleFlächen extensiv bzw. nicht bewirtschaftetwerden! Die Ursachen sind laut Studienautorunklar. Hier besteht also Aufklärungsbedarf.

Antibiotika in Wirtschaftsdünger Diverse Untersuchungen weisen auf Vete-rinärantibiotika im Wirtschaftsdünger hin.Antibiotika werden in der landwirtschaftli-chen Nutztierhaltung zur Therapie und auchprophylaktisch eingesetzt. Viele Antibiotika-wirkstoffe verbleiben persistent im Boden.Der Tiergesundheitsdienst reduziert laufenddie Anwendung von Antibiotika. Daneben istdas Land Vorarlberg an einem österreichwei-ten Projekt beteiligt, das eine mögliche Re-duktion des Antibiotikaeintrages in landwirt-schaftlich genutzte Böden durch optimierteVergärungsprozesse des Düngers in Biogas-anlagen untersucht. Allerdings ist das Aus-maß der Abnahme noch nicht klar.

Natur und Umwelt

Trends und Entwicklungen

Boden

10

< 1,5 im Tiefland< 1 im Berggebietum 1,5 im Tieflandum 1 im Berggebiet> 1,5 im Tiefland > 1 im Berggebiet

In einigen Regionen (orange) ist die Vieh -

dichte höher als das ökologisch anzustrebende

Maß. Ökosysteme werden durch die damit

verbundenen, potentiell zu hohen Nährstoff -

einträge instabiler.

Quelle: Land Vorarlberg

Viehdichte nach Gemeinden 2008(GVE/ha)

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minus- Stickstoffeinträge

durch Luftverfrachtun-gen sind laut Bilanzdes Bodenschutzkon-zepts nach wie vorhoch. Sie führen zuNährstoffungleichge-wichten in sensiblenÖkosystemen.

- Kraftfuttereinsatz aufAlmen wie auch anden Heimbetriebenkann zumindest lokalzu Eutrophierung undzu Biodiversitätsverlustführen. Eine umfas-sende, objektive Stu-die dazu fehlt.

- Untersuchungen vonGärrückständen ausBiogasanlagen zeigen,dass die Verwertungvon Abfällen, den sogenannten Kofermen-ten, zu Schadstoffein-trägen in den Bodenführen können.

Forderungen� Der Bilanzierung des Bodenschutz-

konzeptes müssen verbindlicheSchlussfolgerungen mit evaluierba-ren Zielen folgen.

� Stickstoffeinträge (Stickoxide ausVerkehr, Industrie und Hausbrandsowie Ammoniak aus Viehhaltungund Düngung) müssen nachweislichreduziert werden.

� Weitere/neue Biogasanlagen dürfennur genehmigt werden, wenn Konta-minationen des Bodens ausgeschlos-sen werden können. Bei aktuellerVerwertung der Rückstände aus Bio-gasanlagen sind Kontaminationendes Bodens auszuschließen.

11

in Vorarlberg

plus+ Die Bodenbilanz gibt

nach 15 Jahren einenÜberblick über den ak-tuellen Stand.

+ Durch das Aktionspro-gramm Nitratrichtlinie2008 ist eine Abnahmeder Belastung durchDüngemittel in derLandwirtschaft zu er-warten.

+ In einer Bund/Bundes-länderkooperation wirddas Reduktionspotenzialvon Antibiotika inlandwirtschaftlich ge-nutzten Böden durchBiogasanlagen unter-sucht. Darüber hinausmüssen aber dringendMaßnahmen zur Re-duktion des Eintragsgetroffen werden.

Umsetzung der Forderungen 2003/2006

� Ein Netz an Beobachtungsflächen insensiblen Lebensräumen ist einzu-richten, um Veränderungen des Bo-dens festzuhalten und Erhaltungs-maßnahmen zu entwickeln. FürVorarlberg ist eine Stickstoffbilanzzu erstellen.

� In den Feuchtgebieten ist ein intak-ter Wasserhaushalt als wichtigsterStandortfaktor zu sichern. Beson-ders groß ist der Handlungsbedarfim Rheindelta, wo Streuwiesengroßflächig austrocknen und ver-sauern.

� Maßnahmen zur Bewusstseinsbil-dung zum Thema Bodenschutz sindzu setzen.

31 Feuchtbiotope wurden vorarlberg-weit untersucht. Folgeuntersuchungensind notwendig.

Es gibt vereinzelte Maßnahmen.Ein entscheidender Fortschritt kannaber noch nicht verzeichnet werden.

nicht umgesetzt

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Flächenverbrauch wird dokumentiertLaut der Bilanz über 15 Jahre Bodenschutz-konzept weist der Bodenverbrauch weiterhineinen negativen Entwicklungstrend auf. In denletzten 10 Jahren wurde im Schnitt wöchent-lich ein Hektar Baufläche gewidmet. Das sindin Summe 550 ha. Dagegen haben sich dieBauerwartungsflächen im gleichen Zeitraumum nur 240 ha reduziert. Zum ersten Mal seiterscheinen dieses Berichtes ist es möglich, an-hand einer elektronischen Datenbank laufendden Widmungsstand und seine Entwicklungbis auf Gemeindeebene abzurufen.

Landwirtschaft unter Bodendruck Auf landwirtschaftliche Gunstlagen im Wal -gau und Rheintal entsteht ein immer größe-rer Druck durch Siedlungsentwicklung, Frei-zeiteinrichtungen und Betriebsgebiete. Auchwenn das Freihalteziel der Grünzone wei-testgehend eingehalten wird, geht landwirt-schaftlicher Boden durch Umwidmungenverloren. Landwirte weichen auf unprodukti-veren Boden aus und landestypische Kultur-landschaften wie mäßig intensiv genutzte

Wiesen und Streuobstwiesen, verschwinden.Es entsteht ein Nebeneinander von Intensiv-grünland, diversen Freizeitnutzungen undgeschützten extensiven Streuwiesen.

Letzte großräumige Wildnisgebiete Nach einer Studie des Vorarlberger Natur-schutzrates gibt es im Land nur noch dreigrößere natürliche Landschaftsräume, dieaufgrund ihrer Abgelegenheit bisher wederdurch Siedlungs-, Lift- oder Wegebau er-schlossen wurden. Zur Sicherung dieserletzten größeren zusammenhängenden ech-ten Naturräume in Vorarlberg arbeitet dieRaumplanungsabteilung gemeinsam mit derNaturschutzabteilung und den betroffenenGemeinden einen Landesraumplan aus. Die-ser soll die Gebiete langfristig vor Eingriffen,Wegebau und Bauwerken schützen. Obwohleinige dieser Gebiete (Gafluna/Wildebene imVerwall, Faludriga-Nova/Gadental-Braunarl-gebiet, Freschen) schon einen Naturschutz-status haben, kann erst eine Weiße Zone dieNicht-Erschließung sichern.

Natur und Umwelt

Trends und Entwicklungen

Siedlungs-entwicklung undRaumplanung

12

Bürserberg hat sein

Siedlungsgebiet

(Bauflächen) trotz

rückläufiger Bevöl-

kerungsentwicklung

in 10 Jahren um

beinahe die Hälfte

erweitert.

Quelle:

Land Vorarlberg

Bauflächenzuwachs 1999 bis 2009 - Spitzenreiter

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in Vorarlberg

Forderungen� Für das Rheintal und den Walgau

ist vor Planungen weiterer größererraumwirksamer Maßnahmen einLandschaftsentwicklungskonzept zuerstellen. Die Ergebnisse der VisionRheintal haben diesen Handlungs-bedarf schon 2006 aufgezeigt.

� Überörtliche, regionale Entwick-lungsplanungen sollen regionsspezi-fische Ziele für die örtliche Raum-planung vorgeben. Flächenwid-mungskompetenzen sollen weitest-gehend auf eine überörtliche, regio-nale Ebene angehoben werden.

13

minus- Im Walgau sind seit

2002 über 24 ha derGrünzone für Betriebs-gebiete umgewidmetworden. WertvolleLandwirtschaftsbödenwie auch Auwälderwurden dafür geopfert.

- Es gibt derzeit keinewirksamen Raumpla-nungsinstrumente, dieden Zuwachs vonZweitwohnungen ins-besondere Ferien-wohnanlagen eindäm-men können. Aufgrundder Abschaffung derBewilligungspflicht fürden Baugrundstücks-verkehr (EU-Regelung)liegt die Verantwor-tung nun allein in denGemeinden. Nur beider Widmung hat dasLand als Genehmi-gungsbehörde Möglich-keit zur Einflussnah-me. Von der Landes-politik fehlt dazu eineklare Positionierung.

plus+ Die jährlichen Verän-

derungen in derFlächenwidmung wer-den im GeografischenInformationssystemdes Landes dokumen-tiert. Die jährlicheAuswertung der Datensollte der Öffentlichkeitzugänglich gemachtwerden.

+ 17 Gemeinden habenim rechtsgültigenFlächenwidmungsplangroßflächig zusam-menhängende Land-wirtschaftsflächen (FL)als Freihaltegebiet ge-widmet. Sie können soeiner weiteren Bebau-ung außerhalb desSiedlungsgrüns entge-genwirken.

Umsetzung der Forderungen 2003/2006

� Größere zusammenhängende undnoch nicht erschlossene Land-schaftsgebiete müssen mit Hilfeeines Raumkonzeptes erhaltenbleiben.

Prozess zur Sicherung wurdeeingeleitet.

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14

Raum für Bäche und FlüsseIn Folge der Jahrhundert-Hochwasser desletzten Jahrzehnts wurde mit verschiedenenMaßnahmen der passive Hochwasserschutzdurch Rückhalt des Wassers vorangetrieben.So wurden bzw. werden im Rahmen von Ge-wässerentwicklungskonzepten für die Be-zauer Bäche, Ehbach-Nafla, die Dornbirner -ach und die Ill die Potenziale für den Hoch-wasserrückhalt erhoben und versucht, dieseschrittweise durch privatrechtliche Vereinba-rungen mit Grundbesitzern und Grund -ankäufe zu sichern. Zur langfristigen Siche-rung notwendiger Flächen für Hochwas-serrückhalt und Überflutung wird vom Landdie Schaffung von »Blauen Zonen« in derRaumplanung angestrebt. Trotzdem fallendurch den Druck von AnrainerInnen immerwieder Entscheidungen zugunsten der Ver-bauung von möglichen Hochwasserrückhalt-und Überflutungsflächen. Es sind weitereAnstrengungen nötig, um die noch vorhan-denen natürlichen Retentions- und Überflu-tungsräume an allen Gewässern zu erhalten.Die Gründung eines Wasserverbands Wal -gau ist ein wegweisender Schritt dazu.

Pflicht zur Verbesserung der GewässerMit der Wasserrahmenrichtlinie hat sichÖsterreich verpflichtet, bis 2015 den gutenökologischen Zustand seiner Gewässer her-zustellen. In Vorarlberg sind über 60 Prozentder größeren Fließgewässer in einem ökolo-gisch schlechten Zustand. Ursachen dafürsind Wasserausleitungen mit zu geringerRestwasserführung, Schwallbetrieb derKraftwerke, für Fische nicht passierbareBauwerke, Gewässerverbauungen und -be -gradigungen sowie Verunreinigungen. Nunliegt ein Entwurf für das Maßnahmenpro-gramm zur Erreichung bzw. Erhaltung desguten ökologischen Zustandes der Gewässervor. Darin werden im Wesentlichen zwei Sanierungsschwerpunkte angeführt: dieHerstellung der Durchgängigkeit bzw. Fisch-passierbarkeit der Gewässer und die Verbes-serung der Gewässerstruktur. Ein wesentli-cher Punkt, der Umgang mit Interessen -konflikten zwischen Wasserkraftnutzungenund dem Erhalt bzw. der Herstellung desguten ökologischen Zustands bleibt jedochoffen. Der Naturschutzrat fordert, dass Pro-jekte zum Ausbau der Wasserkraft nur dannbewilligt werden, wenn keine ökologischenFolgen für die Gewässer entstehen.

Natur und Umwelt

Trends und Entwicklungen

Gewässer

Gemäß dem Entwurf des Maß-

nahmenprogramms zur Errei-

chung des guten ökologischen

Zustandes der Gewässer müs-

sen 119 Gewässerabschnitte

saniert werden. Bis 2015 sollen

13 Abschnitte, die restlichen

106 Gewässerstrecken bis

2021 bzw. 2027 saniert wer-

den. Gründe für die Verschie-

bung sind hohe Kosten und er-

schwerte Machbarkeit.

Quelle: Land Vorarlberg

Zeitplan zur Herstellung des guten ökologischenZustandes der Fließgewässer

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15

minus- Es fallen immer noch

Entscheidungen gegenden Erhalt von vorhan-denem Retentions-raum. Auch aufFlächen, die von denletzten Hochwasserbetroffen waren, sindzusätzliche Verbau -ungen entstanden. Dadurch werden neueZwangspunkte für denhochwassersicherenAusbau der Gewässergeschaffen, mit derFolge der Abflussbe-schleunigung und Erhöhung des Risikosfür die Unterlieger.

- Die Schaffung von Notentlastungsräumenzur Dämpfung vonRheinhochwasser wurde zurückgestellt.Auf die Nutzung dieserPotenziale zum Hoch-wasserschutz im Unteren Rheintal sollte jedoch nicht verzichtetwerden.

plus+ Seit 2005 wurden im

Frastanzer Ried undim Schildried natürli-che Retentionsräumeund die Retentions-becken Rüttenen inMeiningen und Valdu-na geschaffen, 15 wei-tere Hochwasserrück-halteräume sind inPlanung bzw. werdenumgesetzt.

+ In den letzten Jahrenwurde ein Schwer-punktprogramm zurVerbesserung der Akzeptanz von ökolo-gisch orientierten Maß-nahmen im Rahmender Gewässerinstand-haltung umgesetzt.Neben der Ausarbei-tung und Verbreitungvon Handlungsanlei-tungen wurden auchSchulungen für dieBauhofmitarbeiter derGemeinden durchge-führt.

Forderungen� Vorarlberg muss sicherstellen, dass

die noch vorhandenen natürlichenRetentions- und möglichen Über -flutungsräume an allen Gewässernin Vorarlberg erhalten werden.Die vorhandenen Räume sollenkartiert und durch raumplanerischeMaßnahmen langfristig gesichertwerden.

� Projekte zum Ausbau der Wasser-kraft dürfen nur dann bewilligt werden, wenn keine ökologisch gravierenden Folgen für die Gewäs-ser entstehen. Ökologisch beson-ders wertvolle und sensible Gewäs-serabschnitte sollten planlich aus-gewiesen und von weiterer Nutzungdurch Wasserkraft ausgenommenwerden (»no-go areas«).

in Vorarlberg

Umsetzung der Forderungen 2003/2006

� Fließgewässer – vorhandeneFlächen für Revitalisierungenerheben und durch Widmungoder Kauf sichern.

� Mehr Mittel für Gewässerentwicklungs-konzepte, Akzeptanz verbessern.

� Entwicklungskonzept Alpenrhein:Planungen zu Pilotstrecke Lustenauund Notentlastung von Extremhoch-wasser bis 2009

� Landesweites Revitalisierungspro-gramm für Gewässer bis 2005

� Bewertungsmethode ökologischerMehrwert von Revitalisierungen

� Gewässerschutz: Kriterienkatalogfür neue Nutzungen inkl. Kleinwas-serkraftwerke bis 2004

Erfolgt im Rahmen der Gewässerent-wicklungskonzepte Dornbirnerach undIll.

Bewusstseinsbildung und Informationsollte verstärkt werden.Das Thema Notentlastung wurdezurückgestellt, zur Schwall-Sunk-Pro-blematik wurde eine Arbeitsgruppeeingerichtet.Eine Maßnahmenliste wurde erstellt.

Ein Entwurf für ökologische Qualitäts-ziele liegt vor.Kriterien für Kleinwasserkraftwerkefehlen.

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16

Vielfalt der Alpweiden ist gefährdetAlpweiden nehmen ein Fünftel der Vorarl-berger Landesfläche ein. 80 Prozent davonwurden seit jeher nicht gedüngt. Auf diesennährstoffarmen Flächen gedeihen die arten-reichsten subalpinen und alpinen Pflanzen-gemeinschaften. Werden diese Flächen ge-düngt, erfolgt eine Verdrängung der auf ma-gere Böden angepassten Arten. Durch bes-sere Erschließung der Alpen, Gewässer-schutzvorgaben und technischen Fortschrittfällt heute Stalldünger (Jauche, Gülle) kon-zentriert an und kann großflächig ausge-bracht werden. Dadurch und durch die Ein-stellung der Nutzung ungünstiger Flächenwird die Biodiversität der Alpen beeinträch-tigt. Deshalb sind Strategien gegen die Kon-zentration der Bewirtschaftung auf wenigerFläche und Maßnahmen, die Gewässerschutzmit Biodiversitätserhaltung verbinden, erfor-derlich. Positiv ist in diesem Zusammenhangdie Betonung von Festmistsystemen bei derFörderung von Stallbauten auf Alpen.

Intensivgrünland im BerggebietTraditionelle blumenreiche Wiesen sind dasFlaggschiff der Biodiversität der Vorarlber-ger Berggemeinden. Im vorderen und teil-weise im mittleren Bregenzerwald sowie

vereinzelt in anderen Bergregionen beträgtdie Viehdichte mehr als das ökologisch an-zustrebende Maß bzw. befindet sich an derObergrenze (nach Dietl W. von 1 GVE/ha).Wiesen werden stärker gedüngt und häufi-ger geschnitten. Dies verringert die Vielfaltund führt zur allgemeinen »Vergrünung« derWiesen. Im neuen Förderprogramm vonAgrarumweltmaßnahmen (ÖPUL 2007) wirdden LandwirtInnen der Erhalt von 5 Prozentihrer Wiesen als extensives Grünland aufge-tragen. Auch wenn die Vergrünung der Wie-sen zunimmt, zeigt die Erfahrung der Wie-senmeisterschaft, dass etliche Betriebe einen höheren Anteil als 5 Prozent ihrerFlächen extensiv mit maximal zwei Schnit-ten pflegen und nutzen. Leistungsabgeltun-gen sind daher entsprechend zu adjustieren.

Gentechnikfreie FütterungMit der grenzüberschreitenden Einbeziehungvon Mischfutterlieferanten aus Deutschlandwurde die Grundlage für eine flächendecken-de Versorgung der Vorarlberger Milchviehbe-triebe mit nachweislich GVO-freiem Kraftfut-ter geschaffen. Alle Ländle-Milchbauern, dieFutterlieferanten und Vorarlberg Milch werdennun von unabhängigen Stellen regelmäßig aufdie gentechnikfreie Produktion geprüft.

Natur und Umwelt

Trends und Entwicklungen

Landwirtschaft

Die Untersuchung

von 36 Grünland-

flächen Vorarlberger

Bergbauernhöfe

zeigt die Reduktion

der pflanzlichen

Vielfalt durch stei-

gende Schnitthäu-

figkeit.

Quelle: UMG Um-

weltbüro Grabher

Nutzungshäufigkeit - Anzahl der Pflanzenarten

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17

minus- Besorgniserregend: 80

Prozent der Kühe erle-ben ihre dritte Laktati-on nicht mehr. Grundist die Häufung vonErkrankungen des Euters und Verlust derFruchtbarkeit.

- Von 1997 - 2007 stiegdie durchschnittlicheJahresmilchleistung inVorarlberg um 1410 kgMilch auf 6634 kg proKuh. Der massive Kraft-futtereinsatz ist aus öko-logischer Sicht zu hinter-fragen, auch wenn auf-grund des Futterpreis -anstiegs im Jahr 2008die mittlere Milchleistungum 89 kg pro Kuh leichtgesunken ist.

- Die Produktionskriteri-en von Ländle Milchenthalten keine überdie gesetzlichen ökolo-gischen Mindestbe-stimmungen hinausge-hende Standards zurBewirtschaftung derFutterflächen.

plus+ Vom Alpwirtschaftsver-

ein wurden mehrereVeranstaltungen zurThematik Tierzuchtund Alptauglichkeitdes Milchviehs durch-geführt. Dies hat zurBewusstseinsbildungüber die Bedeutungder Tierzucht für einenachhaltige Alpwirt-schaft beigetragen.

+ Die Vorarlberger Milch-produktion wurde auf»gentechnikfrei« um-gestellt.

+ Bei der Wiesenmei-sterschaft wurde einegesamtbetriebliche Be-wertung für vorbildlichabgestufte Wiesennut-zung eingeführt undstößt auf reges Inter-esse.

Forderungen� Nicht gedüngte Alpweiden sind be-

deutend für die ökologische Qualitätder alpinen Landschaft. Diese sollmit einer Richtlinie für das Dün-gemanagement aus ökologischerund betrieblicher Sicht und Bera-tung der AlpbewirtschafterInnen sichergestellt werden.

� Das Verbot des Ausbringens vonalp fremdem Dünger ist eine wichti-ge Auflage der Förderung der Alpung und Behirtung. Österreichnimmt hier eine Vorreiterrolle ein,trotzdem sollte die Einhaltung desVerbots stärker kontrolliert werden.

� In der Tierzucht muss die Alptaug-lichkeit der Tiere und die Tierge-sundheit einen höheren Stellenwertbekommen und soll vom Land aktivunterstützt werden (Belohnung derstandortangepassten Milchviehzuchtim Zuge der Umweltbeihilfe).

in Vorarlberg

Umsetzung der Forderungen 2003/2006

� Umweltbeihilfe auf wenig bis mit-tel intensive Flächen ausrichten;Orientierung an ökologisch prüf -baren Ergebnissen.

� Landesweite Umstellung auf »gen-technikfreie« Milchproduktion.

� Bewusstseinsbildung: alpfremderDünger darf auf Alpen nicht aus-gebracht werden.

� Der Kraftfuttereinsatz auf Kuhal-pen soll hinterfragt und fachlichdiskutiert werden.

� Produktionsrichtlinien für LändleMilch sollen ökologische Kriterienenthalten wie beispielsweise jenefür die ÖPUL-Förderung.

Änderung zugunsten weniger bis mittelintensiver Nutzung ist erfolgt:Orientierung am ökologischen Erfolgfehlt noch.umgesetzt

Verstärkte Aufklärung ist nochnotwendig.

Problematik: Fehlende Standortan -passung der Tierzucht und Verschie-bung der Abkalbung in den Winter. Ökologische Kriterien zur Grünland -nutzung wurden bisher nicht einge-führt.

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Natürlichkeit der Wälder Fast die Hälfte der Vorarlberger Wälder wur-de in einer Studie als naturnah bzw. natür-lich eingestuft. Hauptgrund dafür ist die tra-ditionelle Art der Nutzung, die auf den ho-hen Anteil von Kleinwald (60%) und denverbreiteten Schutzwaldcharakter zurückzu-führen ist. Mit der Forststrategie 2018 hatdas Land Vorarlberg Maßnahmen zum Erhaltder Natürlichkeit der Wälder angekündigt.Ziel ist, die Menge an Totholz in den Wäldernzu erhöhen und »künstliche« Wälder in Rich-tung der natürlichen Waldvegetation umzu-wandeln.

HolzmobilisierungGleichzeitig und wesentlich konkreter wer-den in der Forststrategie Maßnahmen zurSteigerung des Holzeinschlages angeführt.Speziell im wenig genutzten und daher na-turnahen Kleinwald soll der Holzvorrat »mo-bilisiert« werden. Die genannten Maßnah-men reichen von Beratung über Forstauf-schließungs- und Gemeinschaftsprojekte so-wie Laserscanning-Vorratserhebung bis hinzur Förderung von Wirtschaftsprogrammen

im Kleinwald. Der Zielkonflikt zwischen demErhalt der Naturnähe des Waldes und der Erhöhung der Holznutzung wird in der Forst-strategie nicht angesprochen. Für eine Lö-sung dieses Konflikts fehlen fundierte Unter-suchungen und Erkenntnisse über die lang -fristigen Risiken und Wirkungen auf den Walddurch die zu erwartende stärkere Nutzung.

Auwald muss besser geschützt werdenIn den letzten fünf Jahren wurden allein imBezirk Bludenz für die Errichtung von LKW-Abstellplätzen, Produktionshallen, Kraft-werks-, Abwasserentsorgungs- und Wasser-versorgungsanlagen, Lagerplätze und der-gleichen mehr als 15 ha Auwald gerodet.Weitere Flächen sind bereits umgewidmet.Dieser früher in Vorarlberg sehr verbreiteteWaldtyp ist mittlerweile selten geworden,obwohl Auwald sowohl nach dem Forst -gesetz (allgemeiner Waldschutz) als auchnach dem Naturschutzgesetz besonders geschützt ist und seitens des Naturschutzesdie Sicherung der noch vorhandenen Bestände regelmäßig eingefordert wird.

Natur und Umwelt

Trends und Entwicklungen

Wald und Forstwirtschaft

Die Abbildung zeigt

eine stetige Zunah-

me des Holzein-

schlages. 2008 wur-

den 100.000 Fest-

meter Holz mehr

genutzt als Anfang

der 90er Jahre. Da

die jährliche Holz-

nutzung schwankt

wurden 10-Jahres-

mittelwerte gebildet.

Quelle: BMLFUW

Holzeinschlag in Vorarlberg (in 1000 Efm)

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19

in Vorarlberg

minus- Der Anreiz zum Ausbau

des Forststraßennetzeswird wegen der Förde-rung auch in Wäldernaufrechterhalten, die fürden Schutz vor Naturge-fahren keine Bedeutunghaben. Die nachfolgen-den Nutzungen durchFreizeitaktivitäten bewir-ken vielfach anhaltendeVerschlechterungen derbetroffenen Waldlebens-räume. Seit 2004 wur-den 97 Kilometer Forst-straßen beantragt.

- Die Tanne kann sichnur in den wenigenGebieten ausreichendverjüngen, wo der Be-stand an Rot- undRehwild auf einem ver-träglichen Maß gehal-ten wird. In Vorarlbergerreicht laut Wildein-flussmonitoring nur einSiebtel der Jungbäumedie Höhenklasse 2 bis5 Meter.

plus+ Zwei Waldschulen –

die Waldschule Boden-see in Bregenz und dieSilbertaler Waldschule– wurden eingerichtet.Diese bieten fachlichund didaktisch fundier-te Bildungsprogrammefür Kinder, Jugendlicheund Schulklassen an.Dies ist ein wichtigerBeitrag zur Förderungdes Bewusstseins undder Kenntnis des Le-bensraums Wald.

+ Waldfachpläne für dieNatura 2000 GebieteBregenzerachschlucht,Spirkenwälder imBrandnertal, Saminatalund im Gadental, Ver-wall sowie KlostertalerBergwälder wurdenentwickelt. Damit wur-den die Grundlagen fürdie aus naturschutz-fachlicher Sicht passen-de Bewirtschaftung die-ser Wälder geschaffen.

Forderungen� Die starke Zunahme der Holznut-

zung und die geplanten Maßnahmenzur Holzmobilisierung (Feiner-schließung) müssen auf ihre langfri-stigen Auswirkungen auf die Natür-lichkeit der Vorarlberger Wälder un-tersucht werden. Vor allem ist einewissenschaftliche Abschätzung derRisiken erforderlich, die durch densteigenden Energieholzbedarf ent-stehen.

� Wirksame Maßnahmen zur Siche-rung des Tannenbestandes durchnatürliche Verjüngung sind erforder-lich. Pilotprojekte zur Reduktion desWildbestandes auf ein verträglichesNiveau nach Liechtensteiner Vorbildsollen entwickelt und erprobt werden(u.a. Fütterungsstrategien zur Reduktion und Verteilung des Wild-bestandes).

Umsetzung der Forderungen 2003/2006

� Hohe Fördersätze für Forstwege nur,wenn Wegebau mit Natur- und Land-schaftsschutz abgestimmt wurde.

� Die Förderung der Natürlichkeitmuss auf alle Wälder ausgeweitetwerden. Derzeit wird sie nur in»Natura 2000« - Wäldern gewährt.

� Seltene Waldtypen müssengeschützt werden.

� Naturschutzfachliche Weiterbildungder Forstbehörden

� Keine Einsparung der Funktion derWaldaufseher

Trotz Ablehnung des Naturschutzeswerden Wege bewilligt und gefördert.

nicht umgesetzt

Grundlagen zum Erhalt seltener Wald-typen wurden erarbeitet, Auwälderwerden zu wenig geschützt.umgesetzt

umgesetzt

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Regionale StrategienDie politische Neuausrichtung des Vorarlber-ger Tourismus ermöglicht den regionalenDestinationen, eigene Strategien zu ent-wickeln. Hier sollten verstärkt die Vorteilenachhaltiger Regionalentwicklung einbezo-gen werden. Ansätze sind bereits vorhan-den. So wurde zum Beispiel von 14 Gemein-den im Bregenzerwald und im Allgäu dergrenzüberschreitende »Naturpark Nagelfluh-kette« gegründet. In dessen Leitbild habensie sich zur Erhaltung ihrer Moore, Schluch-ten und Alplandschaften verpflichtet.

Auch der Biosphärenpark Großes Walsertalwartet mit Nachhaltigkeitszielen auf und setztsie um. Heuer ist die Region mit dem Alche-milla-Kräuterprojekt Österreich-Sieger des»European Destinations of Excellence«(EDEN) Awards, den die Europäische Kommis-sion ausgeschrieben hat. Kriterium war dieVerbindung von Naturschutz und Tourismus.

Förderungen ohneNachhaltigkeitskriterienDas Leitbild 2010+ für den Tourismus bein-haltet Leitlinien, die zu Nachhaltigkeit undKlimaschutz auffordern. Konkret genanntsind Zurückhaltung bei der Widmung von

Freiflächen sowie verstärkte Angebotsge-staltung in Richtung umweltschonende Nut-zung von Natur- und Kulturlandschaft. Dieaktuellen Richtlinien für Investitionsförde-rungen dagegen stärken den Ausbau vonBettenkapazitäten und Freizeitanlagen. Siebeinhalten allesamt keine Nachhaltigkeits-kriterien wie sie beispielsweise für dieWohnbauförderung schon seit Längerem be-stehen.

Investitionen mit FolgenSchigebiete investieren in den qualitativenund quantitativen Ausbau ihrer Tourismus -angebote, meist mit erheblichen Eingriffenin den Naturhaushalt. Allein seit 2006 wur-den 41 Anträge für Neuerrichtungen bzw.Erweiterungen von Beschneiungsanlageneingereicht. In den letzten drei Jahren lagenbei der Naturschutzanwaltschaft Anträge fürGeländekorrekturen in einem Ausmaß vonmindestens 200 ha auf dem Tisch. Hangnei-gungen, Unebenheiten und Mulden werdenfür den Schneesport ausgeglichen und ver-ändert. In mindestens fünf Berggemeindensind jeweils in der Nähe von Schigebietengrößere Ferienwohnanlagen im Entstehenbzw. geplant.

Natur und Umwelt

Trends und Entwicklungen

Tourismus

20

Nach dem schnee-armen Winter 2006boomten die Anträ-ge für künstlicheBeschneiungsanla-gen. Auswirkungenauf den Wasser-haushalt werdennicht hinterfragt.Quelle:Naturschutzanwalt-schaft Vorarlberg

Anzahl der jährlichen Anträge fürSchneeerzeugungsanlagen bzw. Erweiterungen

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minus- Investitionsförderun-

gen erfolgen ohneökologische oderNachhaltigkeits -kriterien.

- Der enorme Ausbauder Infrastruktur inSchigebieten verändertdie Berglandschaft undgefährdet traditionelleund im ökologischenGleichgewicht stehen-de Kulturlandschaften,die Grundlage für ei-nen nachhaltigen Tou-rismus.

- Wertvolle Alpgründewurden in Baulandumgewidmet um Ferienwohnanlagen zuerrichten, obwohl wiebeispielsweise am Bürserberg/TschenglaWidmungsüberhangfür Ferienwohnungenim Ortszentrum be-steht.

plus+ 2008 wurde der Natur-

park Nagelfluhkettemit Zielen und Maß-nahmen zum Schutzund zur nachhaltigenNutzung der Naturle-bensräume gegründet.

+ Vorarlberg Tourismushat 2009 erstmals ei-nen Sonderpreis fürNachhaltigkeit verge-ben. Es ist empfeh-lenswert, den Innova-tionspreis in Zukunftgrundsätzlich an Nach-haltigkeitskriterien zubinden.

+ Einige kommunale undregionale Projekte undAktivitäten verbindentouristische und natur-schutzorientierte Zieleund tragen so zu einernachhaltigen Entwick-lung ihrer Tourismus-region bei (moorekrumbach, KäseherbstBregenzerwald, Alche-milla-Kräuterprojekt).

Forderungen� Investitionsförderungen für Errich-

tung und Sanierung von Gebäudenund Einrichtungen, die touristischenZwecken dienen, sollen sich an denökologischen Kriterien der Wohn-bauförderung orientieren.

� Tourismusförderungen aller Art sollen nur bei Einhaltung nach -gewiesener Umweltstandards ver-geben werden.

� Projekte, die gravierende Eingriffein der Natur darstellen, sollten vonFörderungen ausgeschlossen sein.

� Klima-Anpassungsstrategien könnenund sollen auf regionaler Ebeneausgearbeitet werden. Immerhinliegen nach einer OECD-Studie von25 Vorarlberger Skigebieten bei ei-ner Temperaturzunahme von 2°Cgerade mal 12 Gebiete noch inschneesicherer Höhenlage.

21

in Vorarlberg

Umsetzung der Forderungen 2003/2006

� Die ökologischen Auswirkungenvon Trendsportarten müssenuntersucht werden.

� Es dürfen keine Wildrückzugs- undRuhegebiete für Freizeit- und Tou-rismus erschlossen werden.

� Die Umsetzungsstrategie des Tou-rismusleitbildes mit Maßnahmenzur Erreichung kurz- und langfri-stiger Ziele ist unter Einbeziehungdes Naturschutzes zu erarbeiten

nur anlassbezogen

Schigebietsverbindungen und-erweiterungen sind gemäß dem neuenTourismuskonzept möglich.nicht umgesetzt

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Keine weitere Zerschneidung des RiedsIm Verkehrskonzept 2006 hält das LandVorarlberg fest, dass der vorhandene Natur-und Landschaftsraum bestehen bleiben, zusammenhängende Freiflächen im Rheintalund Walgau erhalten sowie funktionell undqualitativ verbessert werden sollen. Inzwi-schen wurden zwei Prozesse gestartet, inwelchen nach Lösungen zur Verkehrsentla-stung von Wohngebieten und nach Möglich-keiten zum Ausbau von Betriebsgebietenund deren Anbindung an die A14 im UnterenRheintal gesucht wird. Verschiedene Varian-ten wurden entwickelt und diskutiert. Die Vor-schläge beinhalten auch den Bau neuerStraßen, die Auswirkungen auf die landschaft-liche Qualität der Riedlandschaften haben. Ei-ne Verschlechterung muss ausgeschlossenwerden. Ergänzend dazu sollte die verkehrs-erzeugende Wirkung (etwa durch Neuansied-lung verkehrsintensiver Strukturen) einegrößere Rolle in den Überlegungen spielen.

Gebot zum MobilitätsmanagementBetreiberInnen großer Verkehrserreger tragen eine Verantwortung für die mitverur-sachten Belastungen des Verkehrs. Bisher

wird von der Politik die Strategie verfolgt,die VerursacherInnen freiwillig zu Maßnah-men zu bewegen. Um die Entlastungspoten-ziale flächendeckend nutzbar zu machen, istein Umdenken notwendig. Die Verant -wortung großer Verkehrserreger muss durchein Gebot zum Mobilitätsmanagement ein-gefordert werden. Dabei soll das Land beider Beratung, Koordination und Einbindungdes öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) wirkungsvolle Unterstützung leisten.

Erfolge und Anstrengungen beim ÖPNVIn den letzten Jahren wurde konsequent ander Verbesserung des ÖPNV gearbeitet: dasFahrplanangebot wurde ständig erweitert,Ergänzungen erfolgten auch im Spätverkehr,das Taktangebot wurde vergrößert und dieAnschlusssicherung ausgeweitet. Für die Al-tersgruppe 19 bis 26 Jahre gibt es seit heuerein vergünstigtes Angebot für den gesamtenVerkehrsverbund. Zudem wird auf Tarifer-höhungen bis 2010 verzichtet. Der neue Bus-bahnhof in Dornbirn ist vorbildlich in Ausstat-tung und Komfort. Die hier realisierten Stan-dards sollen Maßstab für Verbesserungen anÖPNV-Knoten in Vorarlberg sein.

Natur und Umwelt

Trends und Entwicklungen

Verkehr

22

Die Anzahl der

Fahrgäste im Land-

bus Unterland hat

sich seit dem Jahr

2000 verdoppelt.

Quelle: Gemeinde-

verband Personen-

nahverkehr Unteres

Rheintal

Landbus Unterland: Entwicklung der Fahrgastzahlenund der gefahrenen Kilometer

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in Vorarlberg

minus- In der Planung

überörtlicher Radwegewurden bisher die In-teressen des Natur-schutzes noch zu we-nig einbezogen. Diessollte nachgeholt wer-den, um die Planungvon Neutrassierungenund Qualitätsverbesse-rungen auch aus na-turschutzfachlicherSicht zu optimieren.

- Mobilitätsmanagementist für große Verkehrs-erreger und bei neuenBetriebsansiedlungennoch nicht verpflich-tend.

plus+ Hard, Kennelbach,

Lauterach, Schwarz-ach, Wolfurt und Bre-genz arbeiten mit Un-terstützung des Landesim regionalen Mobi-litätsmanagement»plan-b« zusammen.

+ Mit der Initiative »Vor-arlberg Mobil« wurdeeine Gemeindeplatt-form eingerichtet. Inregelmäßigen Abstän-den treffen sich Ver-treterInnen der Ge-meinden zum Erfah-rungsaustausch, ent-wickeln Strategien undsetzen Projekte zurSensibilisierung derBevölkerung für denUmweltverbund um.

+ Eine ambitionierteRadverkehrsstrategiefür Vorarlberg wurdeentwickelt. Diese sollkonsequent umgesetztwerden.

Forderungen� Die Zerschneidung und Beeinträch-

tigung der landschaftlichen Qualitätder Riedgebiete muss dringend ver-mieden werden. Dem entsprechen-de Lösungen sollen in den Prozes-sen MIR und Rheintal Mitte ange-strebt werden. Ergänzend dazu sollte die zusätzlichen Verkehr erzeugende Wirkung durch Neuan-siedlung verkehrsintensiver Struk-turen eine größere Rolle in denÜberlegungen spielen.

� Die Verantwortung großerVerkehrs erreger muss durch einGebot zum Mobilitätsmanagementeingefordert werden. Dabei soll dasLand bei der Beratung, Koordinationund Einbindung des ÖPNV wir-kungsvolle Unterstützung leisten.

23

Umsetzung der Forderungen 2003/2006

� Maßnahmen zur »Entschneidung«der Landschaft und Erhaltung vonwertvollen Lebensräumen und Bio-topverbunden.

� Große Verkehrserreger sollen bisspätestens 2008 verpflichtetwerden, Mobilitätskonzepte vor -zulegen.

� Mobilitätsmanagement soll gesetz-lich bei neuen Ansiedlungen vor-geschrieben werden.

� Lärmschutz ist in der Raum -planung zu verankern.

Im Prozess »Mobil im Rheintal« wirdder Aspekt der Entschneidung einbe-zogen.

nicht umgesetzt

nicht umgesetzt

Lärmkarten wurden erstellt, Konse-quenzen in Raumplanungspraxis und -gesetz fehlen.

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Ein energieautonomes Vorarlberg ist daslangfristige strategische Ziel der Vorarlber-ger Landespolitik. Zur Realisierung diesesZiels sollen im Prozess »Energiezukunft Vor-arlberg« entsprechende Grundlagen undWeichenstellungen geschaffen werden. Kon-kret soll durch höhere Effizienz der Energie-verbrauch reduziert werden und der Anteilan erneuerbaren Energieträgern (ohne Was-serkraft) an der Energiebereitstellung um 60Prozent gesteigert werden. Der Ausbau dererneuerbaren Energien durch verstärkte Bio-masse- und Wasserkraftnutzung muss je-doch ohne ökologisch gravierende Folgen fürdie Gewässer und den Wald erfolgen. Durchden stark wachsenden Energieholzbedarfsind langfristig negative Auswirkungen aufden Wald zu befürchten.

Heimisches Brennholz ist begrenztDie Zahl der Holzheizungen ist in den letztenJahren rasant gestiegen. Seit 1990 wurdenin Vorarlberg Heizungen mit einer Gesamt-leistung von 290 Megawatt installiert. ImJahr 2007 betrug der Energieholz-Verbrauchim Land 350.000 Festmeter. Allein heuerwerden neue Holzheizwerke mit einem zu-sätzlichen Bedarf von 32.000 Festmeter er-richtet. Der stark gestiegene Bedarf kann

nicht mehr durch das marktverfügbare hei-mische Energieholz gedeckt werden. Dermittlere jährliche Holzeinschlag im Land be-trägt 315.000 Festmeter. Etwa 30 bis 50 Pro-zent davon werden als Energieholz verwertet.

Nebenwirkungen auf den Wald?Wegen der Versorgungslücke mit heimi-schem Energieholz und zur Stärkung der re-gionalen Wertschöpfung strebt das Land bin-nen 10 Jahren eine Erhöhung des Holzein-schlags auf 450.000 Festmeter an. Um dieszu erreichen, soll der Einschlag im bisherwenig genutzten Kleinwald erhöht werden.Zwei Drittel des heimischen Waldes befindetsich im kleinflächigen Privateigentum. Es be-steht die berechtigte Sorge, dass Er-schließungszwänge und erhöhter Einschlagden nachgewiesen hohen Natürlichkeitsgradder Vorarlberger Wälder verringern werden.Wächst der Bedarf an Energieholz weiterhin,so erhöht sich mit jedem Anstieg des Ölprei-ses auch der Nutzungsdruck auf den Wald.Eine wissenschaftliche Abschätzung der Fol-gen für die Natürlichkeit des Waldes wurdeim Gegensatz zur Erfassung des wirtschaft-lich nutzbaren Energieholzpotenzials nochnicht veranlasst. Dies muss rasch nachge-holt werden.

Natur und Umwelt

Trends und Entwicklungen

24

Energie

Holzheizungen in Vorarlberg - Entwicklung der Leistung

Quelle:

Landwirtschafts-

kammer Nieder -

österreich

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minus- Der Energieverbrauch

in Vorarlberg ist seitdem Jahr 2000 um1,66 Prozent oder 138Gigawattstunden proJahr gestiegen.

- Beim Ausbau der ther-mischen Solarenergie-nutzung ist Vorarlbergweit entfernt vom Zieldes Energiekonzepts.Um das Ziel zu errei-chen, müsste die Kol-lektorfläche um das2,4-fache vergrößertwerden.

- Wichtige Maßnahmendes Energiekonzeptswurden nicht umge-setzt: � Berücksichtigung ex-terner Kosten bei Inve-stitionsentscheidungen � Evaluation und lei-stungsorientierte Ver-besserung bestehen-der Landesförderungen� Energetische Kriteri-en bei Wirtschaftsför-derungen

plus+ Das Land hat be-

schlossen, langfristigeine hohe Autonomiein der Energieversor-gung anzustreben.

+ Wohnbauförderung: Eswerden keine Wohnun-gen mehr gefördert,die nur den gesetzli-chen Energiestandarderfüllen.

+ Die Energieberatungfür Unternehmen wirdzahlreich in Anspruchgenommen. Zudemfördert das Land Grob-studien für die Steige-rung der Energieeffizi-enz durch überbetrieb-liche Abwärmenutzungaus Industrie bzw. Ge-werbebetrieben.

+ Vorarlberg beteiligtsich am PilotprojektElektromobilität»VLOTTE« und leistetdamit einen wichtigenBeitrag zur Einführungdieser energieeffizien-ten Form des motori-sierten Individualver-kehrs.

Forderungen� Der hohe Natürlichkeitsgrad des

Vorarlberger Waldes darf nicht ge-fährdet werden. Eine wissenschaftli-che Abschätzung der durch densteigenden Energieholzbedarf ent-stehenden Risiken ist erforderlich.

� Projekte zum Ausbau der Wasser-kraft dürfen nur dann bewilligt wer-den, wenn keine ökologisch gravie-renden Folgen für die Gewässer ent-stehen.

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in Vorarlberg

Umsetzung der Forderungen 2003/2006

� Nebenwirkungen des Einsatzesvon Biomasse mittels waldbau -licher, natur- und landschafts -bezogener Konzepte abwägen.

� Energetische Sanierung durchstärkere Anreize und Öffentlich-keitsarbeit forcieren.

� Dem Trend zu größeren Wohn-flächen pro Kopf durch die Anpas-sung der Wohnbauförderung entge-genwirken.

� Das Energiekonzept rasch um -setzen, dafür ausreichend Mittelbereitstellen.

nicht umgesetzt

Sanierungsförderung wurde verbessert,diese wird sehr gut angenommen.

nicht umgesetzt

Wichtige Maßnahmen wurden nichtumgesetzt.

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Natur und Umwelt

Trends und Entwicklungen

Was sagenPolitik und NGOs?

Landschaftsentwicklungskonzept für die GrünzoneStellungnahme Land Passiert im Rahmen Vision RheintalÖVP-Club Sinnvoller laufender Prozess unter Einbindung der betroffenen GemeindenFPÖ-Club Vision RheintalGRÜNER Club Wenig konkretes erkennbarNaturschutzbund Es ist die Frage, ob das, was in der Vision Rheintal bisher in diesem Bereich passiert,

ausreichend ist, um diese Forderung zu erfüllen. Die Prioritäten sind in der VisionRheintal sicher andere und der Naturschutz spielt eher eine untergeordnete Rolle beiden Themen der Vision Rheintal.

Für das Rheintal und den Walgau sind Habitatsverbesserungen durchzuführen und Vernetzungen zusichernStellungnahme Land Projektgruppe wird eingerichtet und Konzeption erarbeitet. Studie als Grundlage für

Schutzmaßnahmen ökologisch bedeutsamer Riedgräben wurde vergeben. Im Schwei-zer Ried Lustenau Nord und Süd wurden zahlreiche Maßnahmen zur Biotopverbesse-rung vorgenommen.

ÖVP-Club Prozess voll im GangFPÖ-Club Vor allem im Walgau ist noch zu wenig passiert. Sollte auch Thema im Rahmen der

Vision Walgau sein.GRÜNER Club Vor allem im Walgau ist der Druck massiv angestiegen: Betriebserweiterungen

(Liebherr, Hilti, Vögel) gehen immer vor.Naturschutzbund Es gibt hier durchaus positive Beispiele, von einer Vernetzung sind wir aber noch

sehr weit entfernt.BH Feldkirch Habitatsverbesserungen für Natura 2000 Bangs/Matschels: Nutzungsentflechtung

sollte dringend erfolgen

Für gefährdete Gebiete im Streuwiesenkomplex Rheintal-Walgau müssen Pufferzonen ausgewiesenwerden. Stellungnahme Land Es gibt eine Verordnung über Pufferzonen von Gebietsteilen außerhalb des Natura 2000

Gebietes »Soren, Gleggen-Kölbern, Schweizer Ried und Birken-Schwarzes Zeug«ÖVP-Club Forderung umgesetztFPÖ-Club Verordnung über Pufferzonen muss landesweit erfolgenGRÜNER Club Das »versehentliche« Anknabbern von Streuwiesen, z.B. beim Pflügen, geht unge-

brochen weiter.

Umsetzung der Forderungen der Natur- und Umweltberichte 2003/2006

Die Maßnahmen des Landes zur Umsetzung der Forderungen der Berichte wurden 2008 erhoben und Rückmeldungen dazu von NGOs, Umweltfachleuten sowie von Landtags -fraktionen eingeholt. Die Ergebnisse zu ausgewählten Forderungen werden im Folgendenwiedergegeben. Der gesamte Bericht zum Monitoring ist auf www.naturschutzrat.at erhältlich.

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in Vorarlberg

27

Naturschutzbund Die erwähnte »Pufferzone« ist keine Pufferzone im eigentlichen Sinn, sondern bekanntlich nur eine Kompromisslösung. So wurden Bereiche, die rein fachlich zumNatura 2000-Gebiet gehören müssten, wenigstens durch diese Verordnung ge-schützt. Die Frage der Wiesennutzung wurde aus der Verordnung ausgeklammert.Streuwiesen sind über diese Verordnung nicht vor Intensivierung geschützt.

BH Feldkirch Sonst aber nicht vorhanden wie z.B. im Koblacher Ried. Problem: Intensivwiesenzwischen Streueparzellen - ohne Puffer.Für die Überwachung der Streuwiesen im Rheintal und Walgau braucht es mehr Arbeitskraft.

Überarbeitung des BodenschutzkonzeptesStellungnahme Land »15 Jahre Vorarlberger Bodenschutzkonzept – eine Bilanz« wurde veröffentlicht.

Fachübergreifendes Gremium hat 92 Teilaspekte bewertet und bei 72 Aspekten mehroder weniger positive Entwicklungen festgestellt.

ÖVP-Club Überarbeitung erfolgt; Bilanz im Umweltausschuss des Landtages vorgestellt und diskutiert

FPÖ-Club Die positive Bilanz der Bewertung zeigt keinen unmittelbaren HandlungsbedarfGRÜNER Club Bilanz veröffentlicht, Scheitern wird offen angesprochen (Bodenverbrauch geht unge-

bremst weiter), Konsequenzen fehlen

Ein Netz an Beobachtungsflächen in sensiblen Lebensräumen ist einzurichten, um Veränderungendes Bodens festzustellen und Erhaltungsmaßnahmen zu entwickeln. Eine Stickstoffbilanz für Vorarl-berg ist zu erstellen.Stellungnahme Land Landesweites Beobachtungsnetz von Feuchtbiotopen wurde angelegt, um den aktuel-

len Bodenzustand zu ermitteln. Stickstoffbilanz für Waldboden Pfändergebiet undBreitenberg.

ÖVP-Club Forderung erfüllt; Stickstoffbilanz an zwei Standorten erprobt;FPÖ-Club Untersuchung der Stickstoffbilanz muss aufs ganze Land ausgeweitet werdenNaturschutzbund Die Stickstoffbilanz für Waldboden in ausgewählten Gebieten ist interessant,

behandelt aber nur einen Teilbereich. Interessant wäre eine Stickstoffbilanz für ganzVorarlberg, insbesondere auch wie viel durch den Import von Nahrungs- und Futter-mitteln ins Land kommt.

Sicherung des Wasserhaushaltes als wichtigster Standortfaktor in Feuchtgebieten. Besonders großist der Handlungsbedarf im Rheindelta.Stellungnahme Land Im Rheindelta wurde 2007 eine Straße verlegt, dadurch konnte ein Teilbereich wie-

dervernässt werden, weitere Maßnahmen sind in Planung. Die Bodenseeufer wurdenbewertet, ein Leitfaden zur Renaturierung beeinträchtigter Uferbereiche ist in Arbeit.

FPÖ-Club Renaturierungsmaßnahmen werden besonders von der Abteilung Wasserwirtschaftprioritär behandelt

GRÜNER Club Wird beim neuerlich geplanten Kraftwerk Untere Ill vollkommen außer Acht gelassen!Naturschutzbund Der neue Stau im Rheindelta funktioniert nicht. Das Wiedervernässungsprojekt zieht

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sich extrem in die Länge. Für manche Arten wie z.B. die Uferschnepfe dürften die ge-planten Maßnahmen vermutlich zu spät kommen. Von 2006 bis 2008 konnten keineBrutversuche mehr beobachtet werden, es ist zu befürchten, dass die Uferschnepfein Vorarlberg als Brutvogel ausgestorben ist.

BH Feldkirch In Matschels stellt der sinkende Grundwasserstand ein Problem für die Streuwiesen dar.

Landesweites Revitalisierungsprogramm für Gewässer bis 2005Stellungnahme Land Für Renaturierungen von Gewässern werden seit Jahren Mittel vom Land zur Verfü-

gung gestellt.ÖVP-Club Dies wird auch in Zukunft der Fall sein.FPÖ-Club Beim Wasserbau hat nachweislich eine entsprechende Bewusstseinsbildung stattge-

funden; Umsetzung erfolgt schrittweise.GRÜNER Club Im gesamten Bereich der Renaturierung von Gewässern sind wir über einige schöne,

aber kleine und lokale Projekte nicht hinausgekommen. Alle großen Herausforderun-gen (Ill, Bregenzerach, Frutz, Rhein…) kommen nicht vorwärts.

Flächen, die potentiell für Revitalisierungen zur Verfügung stehen, sollen erhoben und durch Widmung alsRetentionsflächen (Raumplanung) oder durch Ankauf gesichert werden.Stellungnahme Land Retentionsflächen werden im Rahmen von Gewässerentwicklungskonzepten (GEK)

gesichert. GEKs liegen für Bezauer Bäche, Ehbach-Nafla und Dornbirnerach vor.Raumplanung und Wasserwirtschaft haben Grundlagendaten erarbeitet, einzelne Re-tentionsflächen wurden schon geschaffen. Flächenwidmungspläne aller Gemeinden(Uferrandstreifen als Hochwasserrückhalt und für ökologische Zwecke) werden begut-achtet. Niederwaldbewirtschaftung an der Bregenzerach erfolgt seit 2 Jahren.

ÖVP-Club Umfassende Dokumentation der Fließgewässer in Vorarlberg als Arbeitsgrundlage er-stellt.

FPÖ-Club Festlegung von Retentionsflächen darf nicht so weit gehen, dass die wirtschaftlicheEntwicklung von Gemeinden praktisch verunmöglicht wird, weil dann keine Gewerbe-gebiete mehr zur Verfügung stehen. Dies ist insbesondere in den Talschaften zuberücksichtigen.

GRÜNER Club 2005er Hochwasser ist aus dem Bewusstsein schon wieder verschwunden. Bei derBehebung der Schäden wurde im Zweifelsfall auf »Ausbaggern und Dämme erhöhen«gesetzt. Oberlauf-Verbauungen werden das Problem beim nächsten Hochwassersichtbar machen: für die Unterlieger!

BH Feldkirch Konflikte mit bestehenden Widmungen; Ufer von Fließgewässern mit ökomorphologi-schen Defiziten werden nach wie vor verbaut; Rückwidmung in FF entlang von Fließ-gewässern sollte forciert werden; weitere Dezimierung von Auwäldern sollte unter-bleiben.

Kraftfuttereinsatz auf Alpen erheben und Zweckmäßigkeit fachlich diskutierenStellungnahme Land Aus Gründen der Tiergesundheit wird für Milchkühe die Möglichkeit einer Fütterung

mit Heu oder Kraftfutter als unverzichtbar erachtet.

Natur und Umwelt

Trends und Entwicklungen

Was sagenPolitik und NGOs?

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FPÖ-Club Die Zweckmäßigkeit von Kraftfuttereinsatz ist aus fachlicher Sicht mehr als begründet.GRÜNER Club Keinerlei Einsicht erkennbar; Kuhkrankheit auf Mittelargen 2007 ging spurlos vorü-

ber; Leistungszucht steht nach wie vor über allem. Für die gesamte Alpwirtschaftgilt, dass es immer noch weiter in Richtung »Intensivierung« geht anstatt zurück zuextensiver Bewirtschaftung!

Größere zusammenhängende und noch nicht erschlossene Landschaftsgebiete müssen mit Hilfe ei-nes Raumkonzeptes erhalten bleibenStellungnahme Land Erweiterungen und Schigebietsverbindungen sind nur dann möglich, wenn für die

Region wirtschaftlich sinnvoll und die Auswirkungen auf Natur und Landschaft ver-tretbar sind. Erschließung nicht erschlossener Gebiete ist nach neuem Tourismus -leitbild ausgeschlossen.

ÖVP-Club Mit Augenmaß Entwicklung ermöglichen; Natur steht dabei im Vordergrund; bestehende rechtliche Möglichkeiten sind ausreichend.

GRÜNER Club Auch hier gilt: im Zweifel wird immer mit dem so genannten »überwiegend öffentli-chen Interesse« argumentiert;

Naturschutzbund Die Beurteilung von Projekten ersetzt keine vorausschauende Planung mit Hilfe einesRaumkonzeptes. Vorarlberg ist nach Artikel 10 des Tourismusprotokolls der Alpen-konvention verpflichtet, Ruhezonen nach ökologischen Gesichtspunkten auszuweisen,in denen auf touristische Erschließung verzichtet wird.

Das Mobilitätsverhalten zu verändern, muss ernsthaftes und konsequentes Anliegen der Politik sein.»Weiche« Maßnahmen reichen aus strategischer Sicht nicht aus. Maßnahmen sind zu setzten, diedas Autofahren weniger attraktiv machen, Visionen aus dem Verkehrskonzept für neue öffentlicheVerkehrssysteme (Ringlinie Unteres Rheintal) sind weiter zu verfolgen.Stellungnahme Land Das Ziel »Formel 3-2-1« zur Veränderung des Mobilitätsverhaltens wird mit konkre-

ten Maßnahmen konsequent umgesetzt. Visionen werden im konsensorientierten Pla-nungsverfahren Unteres Rheintal („Mobil im Rheintal“) untersucht. Die Arbeitsgruppe»Wohnen & Mobilität« beschäftigt sich mit der Gestaltung von Wohnbauten undihrem Einfluss auf das umweltbewusste Mobilitätsverhalten.

ÖVP-Club Weiterer Ausbau des ÖPNV; weiterer Ausbau des Radwegenetzes; Freizeitverhaltenüberdenken; viele Wege mit dem PKW sind weniger als 4 km!

FPÖ-Club Ständig steigende Treibstoffpreise tragen zu diesem Ziel bei. Zwangsmaßnahmensind abzulehnen, immerhin leben wir in einer Demokratie. Eine Ringstraßenbahn hateher nostalgischen Charakter. Eine Trasse zu finden, die Haltestellen in sinnvollerEntfernung zu Wohngebieten sicherstellt, dürfte fast unmöglich sein, denn Straßen-bahnen sind alles andere als leise. Sinnvoller scheint der Einsatz von O-Bussen. Siesind sehr leise, können bestehende Straßen nutzen und sind mindestens so umwelt-freundlich wie Straßenbahnen.

GRÜNER Club Investitionen erfolgen fast ausschließlich in den motorisierten Individualverkehr(Pfändertunnel, Achraintunnel, NEU: Lorünser Tunnel); im Vergleich dazu sind diezusätzlichen Aufwendungen für den ÖPNV marginal!

in Vorarlberg

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B

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Unter der Lupe

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Was ist ein Biotopinventar,speziell das Vorarlberger?Noch vor wenigen Jahrzehnten wusstennicht einmal viele Biologen was ein Biotopist, manche wissen es bis heute nicht. Wassoll also der Durchschnittsbürger darunterverstehen, zumal schon weitere Fachbegrif-fe wie Habitat, Ökosystem, Biodiversität aufihn zustürmen? Daher einmal ein paar Klar-stellungen. Sie sind der Erstfassung des Vor-arlberger Biotopinventars entnommen, dasin den 80-er Jahren unter Leitung von GeorgGrabherr und Mario Broggi entstanden ist.Dieses Inventar war und ist auf die beson-ders schutzwürdigen Biotope ausgerichtet,um es gleich vorweg zu nehmen, auf die Naturjuwelen des Landes, die nicht nurdurch Schönheit und besonderen Reiz aus-gezeichnet sind, sondern eine Schlüsselrollein der Erhaltung der biologischen Vielfalt,der Bio diversität, spielen.

Was ist also ein BIOTOP aus fachlich-wis-senschaftlicher Sicht? Es ist ein Landschafts-teil mit einer in sich mehr oder weniger ge-schlossenen Lebensgemeinschaft aus Pflan-zen und Tieren. Er grenzt sich durch spezifi-

sche Arten, durch das Erscheinungsbild, dieLage und die Bodenbeschaffenheit von derUmgebung ab. Klassisches Beispiel für einenBiotop wäre etwa ein Weiher, es kann abergenauso ein Waldstück, eine Wiese sein.Häufig bilden einzelne Biotope in sich zu-sammenhängende Komplexe aus, wie etwaein Quellmoor mit der Quelle als Einzelbiotopund den angrenzenden nassen »Quellsümp-fen«. Dann wird von BIOTOPKOMPLEX gesprochen.

Besonders Großtiere haben Biotop über-greifende Reviere oder ganze Landschafts-teile bilden einen geschlossenen und viel -fältigen Lebensraum von besondererSchutz würdigkeit (z.B. Kanisfluh). In diesemFall kann von einem GROSSRAUMBIOTOPgesprochen werden.

Grundsätzlich ist Biotop ein allgemeinerBegriff. Ein Biotop muss nicht von vorneher-ein besonders oder überhaupt schutzwürdigsein. Auch ein Garten ist z.B. ein Biotop mitKultur- und Wildpflanzen und einer großenZahl an Tieren - beliebten und unbeliebten -sei es im Boden oder an Pflanzen.

Ein Biotop gilt dann als besondersschutzwürdig bzw. ist als Naturjuwel zu ver-stehen, wenn der Natürlichkeitsgrad hochist, aber nicht nur. »Natürlich« heißt, derBiotop bleibt auch ohne menschliche Pflegeerhalten. »Ursprünglich« heißt, der Biotopwurde bzw. hat sich nicht verändert. Vorarl-berg ist ein altes Kulturland und ursprüngli-che Biotope, die uns ein Bild von der Vorarl -berger Natur vor der Besiedlung oder zu Zeiten noch geringer Besiedlungsdichte ge-ben, sind zumindest in den Talräumen fastvollständig verschwunden. Weitere Kriteriensind Seltenheit, Vorkommen geschützterund gefährdeter Arten und Lebensgemein-schaften, sowie landschaftspflegerische, lan-deskulturelle und wissenschaftliche Bedeu-tung.

Natur und Umwelt

Unter der Lupe

Das BiotopinventarVorarlberg

Georg GrabherrLeiter des Departments

für Naturschutz -biologie, Vegetations-

und Landschafts -ökologie an der

Universität Wien; Vorsitzender des

Vorarlberger Natur-schutzrates

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Häufig wird auch die biologische Vielfalt,sprich Biodiversität als Kriterium herangezo-gen. Dies ist ein sehr zwiespältiges Kriteri-um. Schutzwürdige Biotope wie eine Streu-wiese können vielfältig sein. Eine alte ge-schüttete Schotterhalde kann aber mituntermehr Arten aufweisen als die Wiese. Im Vor-arlberger Inventar wird dieses Kriterium nurausnahmsweise beachtet.

Kurzer Rückblick und AusblickSeit der Vorlage der Inventare besondersschutzwürdiger Biotope zwischen 1984 und1989 sind rund 20 Jahre vergangen. Sie ha-ben zweifellos ihre Spuren in Landschaft undNatur Vorarlbergs hinterlassen. Auch wenndas eine oder andere Naturjuwel dem enor-men Zivilisationsdruck im Land weichenmusste, unterm Strich ist die Bilanz äußerstpositiv. Schutzgebiete sind entstanden wiedas Schutzsystem der Streuwiesen in Rhein-tal und Walgau, das Naturschutzgebiet Meh-rerauer Seeufer, die Kernzonen im Bio -sphärenpark Großes Walsertal. Vor allembewährten sich die Inventare bei Planungund angeschlossenen Behördenverfahren.Der Status der ausgewiesenen Biotope alsinformelle Vorbehaltsflächen führte zu ange -pass ten Planungen und Rücksichtnahmen.Die verbreitete Angst mancher Grundbesit-zer und Landwirte vor einer »schwarzen Ent-eignung« erwies sich als grundlos. Mit derNeuauflage des Inventars und der fachlichexzellenten Bearbeitung durch das Büro AVLsoll der bewährte Weg weiter verfolgt wer-den. Die Aufgabenstellung an die Projekt-nehmer war:� die Aktualisierung des Naturwertes der aus-

gewiesenen Biotope des Inventars 84-89;� eine dem Stand der Technik (VOGIS) ent-

sprechende, flächenscharfe Aufnahme,wodurch sich zwangsläufig Änderungenim Vergleich zum alten Inventar ergaben;

� eine fachliche Bewertung der Schutzwür-digkeit und Festlegung allfälliger Ergän-zungen;

� die Bereitstellung einer Informationsbasisfür die Gemeinden

Mit der Vorlage des neuen Biotopinventarsverbinden nun Auftraggeber und Auftrag -nehmer vor allem den Wunsch, dass sich dieGemeinden aktiv für den Schutz und – wonotwendig – für die Pflege der ausgewiese-nen besonders schutzwürdigen Biotope ein-setzen bzw. diese bei Entwicklungsplänenund Aktivitäten berücksichtigen. Um dies ingewissem Sinne »schmackhaft« zu machen,sind gleich zu Beginn des Inventars die drei»besten Biotope« als NATURJUWELEN vorge-stellt, welche entweder im regionalen oderüberregionalen Rahmen eine hervorragendeBedeutung für den Naturerhalt haben. Diesheißt nicht, dass die weiteren Biotope weni-ger wert wären. Es soll nur zeigen, woraufdie Gemeinde besonders stolz sein kann.

Die Gemeindeinventare wurden in derZwischenzeit ausgegeben und sollen imRahmen der Aktion »Natur in der Gemein-de« weiter verankert werden. Diese Vor-gangsweise ist zweifellos vorbildlich, darfaber nicht davon ablenken, dass eine Gesamtschau und vertiefte Auswertung derAktualisierung notwendig ist. Nur so ist derErfolg klar detailliert darzustellen. Auchwenn diese Auswertungen noch fehlen, dasBiotopinventar war das Rückgrat im Natur -management der letzten Jahre. Man stellenur die Frage, was an Natur noch da wäre,hätte es das Inventar nicht gegeben. Alle Be-teiligten können stolz sein: die Naturschutz-politik, die Administration, die NGOs und vorallem die zahlreichen jungen Feldbiologen,die oft unter schwierigsten Bedingungenauch die letzten Winkel des Landes durch -stöbert haben.

in Vorarlberg

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Am 1.1.1995 wurde die Umweltverträglich-keitsprüfung (UVP) aufgrund einer EU-Richt-linie in Österreich eingeführt. Die Zulassungvon umweltrelevanten Großprojekten wurdegrundlegend neu gestaltet: An die Stelle ei-ner Vielzahl von Genehmigungsverfahrenbei Gemeinde-, Landes- und Bundesbehör-den ist ein konzentriertes Genehmigungs-verfahren bei der Landesregierung getreten.Die Landesregierung ist für alle Verfahren –ausgenommen für Bundesstraßen und Hoch-leistungsstrecken - umfassend zuständig,sie verdrängt also die Zuständigkeit andererBehörden. Sie hat zum Beispiel auch die aufGemeindeebene durchzuführenden Bauver-fahren abzuwickeln. Eine umfassende Prüfungder Umweltauswirkungen nach bundes- undlandesrechtlichen Vorgaben ist zentraler Be-standteil des UVP-Genehmigungsprozesses.

Auch der Rechtsschutz wurde mit derEinführung der Umweltverträglichkeitsprü-fung einheitlich gestaltet. Als Berufungs-behörde gegen Bescheide der Landesregie-rung wurde eine neue Rechtsschutzinstanzeingerichtet: Der unabhängige Umweltsenat(US) mit Sitz in Wien, eine Kollegialbehördemit RichterInnen, welche vom Bund und denLändern nominiert werden. Die Mitgliederdes Umweltsenates sind in Ausübung ihresAmtes unabhängig und an keine Weisungengebunden.

Seit dem 1.1.1995 (Einführung der UVP)wurden in Vorarlberg insgesamt 17 Verfah-ren nach dem UVP-Gesetz abgeschlossen,bei 2 Verfahren (Kopswerk II und GolfplatzRankweil) wurden Bewilligungsbescheide erlassen, bei den anderen 15 Verfahren han-delt es sich um so genannte Feststellungs-bescheide. In diesen wurde jeweils ermittelt,ob ein Vorhaben einer UVP zu unterziehenist. Von den 15 Feststellungsverfahren wur-den 12 Vorhaben als nicht UVP-pflichtig ermittelt, nur bei 3 Verfahren wurde die Ver-

pflichtung zur Durchführung einer UVP fest-gestellt (Golfplatz Rankweil, SplittinganlageHäusle in Lustenau und Pumpwerk Rells inVandans). Von der Umweltanwaltschaft wur-de nur in einem einzigen Fall (GolfplatzRankweil) eine Berufung erhoben mit demErgebnis, dass für die Errichtung des Golf-platzes Rankweil die Verpflichtung zurDurchführung einer UVP auferlegt wurde.Laut Statistik des Umweltbundesamtes wur-den von bisher 174 in Österreich abge-schlossenen Verfahren nur 5 Vorhaben nichtbewilligt. Abgesehen vom Kostenfaktor – einUVP-Verfahren verursacht erhebliche Kostenfür Planung und Sachverständige – ist dieZurückhaltung in Vorarlberg unberechtigt.Das recht erfolgreich durchgeführte UVP-Verfahren beim Kopswerk II der Vorarlber-ger Illwerke AG hat gezeigt, dass das kon-zentrierte Genehmigungsverfahren zu bes-seren Ergebnissen führt als bei mehrerenEinzelverfahren. Trotz einer Vielzahl vonParteien wurde keine einzige Berufung ein-gebracht.

Stellung des UmweltanwaltesBeim Umweltanwalt handelt sich um ein Or-gan, das vom jeweiligen Bundesland dafüreingerichtet wurde, um den Schutz der Um-welt in Verwaltungsverfahren wahrzuneh-men. In Vorarlberg bestimmt § 50 des Ge-setzes über Naturschutz und Landschafts-entwicklung, dass der Naturschutzanwaltauch Umweltanwalt im Sinne des Umwelt-verträglichkeitsprüfungsgesetzes ist. Er istan allen UVP-Verfahren mit dem Recht aufStellungnahme zum Vorhaben und vor allemmit dem Recht auf Berufung (z.B. GolfplatzRankweil) beteiligt. Im UVP-Verfahren ver-fügt die Umweltanwaltschaft über das volleBerufungsrecht, in den landesrechtlich gere-gelten Naturschutzverfahren besitzt die Um-weltanwaltschaft ein sehr eingeschränktes

Natur und Umwelt

Unter der Lupe

Umweltverträglich-keitsprüfung inVorarlberg

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Gerhard BeckMitglied des

Umweltsenates

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Berufungsrecht. Die Vorarlberger Umweltan-waltschaft hat auch schon mehrfach vonihrem Recht Gebrauch gemacht, Feststel-lungsanträge zu stellen, damit die Behördeklärt, ob ein Vorhaben einer UVP zu unter-ziehen ist (z.B. Erweiterung Schigebiet Lech,Ferienpark Bürserberg) oder nicht. Von derUmweltanwaltschaft wurde nur in einem ein-zigen Fall (Golfplatz Rankweil) eine Berufungeingebracht mit dem Ergebnis, dass für dieErrichtung des Golfplatzes Rankweil die Ver-pflichtung zur Durchführung einer UVP fest-gestellt wurde.

Golfplatz RankweilIn Vorarlberg scheint die Scheu vor UVP-Verfahren besonders ausgeprägt zu sein, amBeispiel des Golfplatzes Rankweil soll dieserörtert werden. Die Bezirkshauptmann-schaft Feldkirch hat mit Bescheid vom15.11.2004 die naturschutzrechtliche Bewil-ligung für den Golfplatz erteilt. Im Zuge derBauausführung kam es zu wesentlichenPlanabweichungen, insbesondere der Stan-dort des Clubhauses, des Parkplatzes undder Driving Range sowie verschiedenerSpielbahnen wurde verändert. Die Bezirks-hauptmannschaft Feldkirch verfügte deshalbam 20.9.2005 die Baueinstellung. Sie beur-teilte die Projektänderungen als so wesent-lich, dass rechtlich von einem Neuvorhaben,für das ein neuer Bewilligungsantrag zu stel-len ist, auszugehen war. In der Zwischenzeithat sich jedoch die Rechtslage geändert.Seit 1.1.2005 sind Golfplätze mit einerFlächeninanspruchnahme von mehr als 10ha zwingend einer UVP zu unterziehen. EineUmweltverträglichkeitsprüfung wurde je-doch nicht beantragt, vielmehr wurden dieEntscheidungen der Behörden bis zu denHöchstgerichten bekämpft. Schließlich ha-ben der Umweltsenat und der Verwaltungs-gerichtshof (Erkenntnis vom 23.10.2007)

in Vorarlberg

Darstellung der bisherigen Verfahren (Stand 20.10.2009)

1. Hohenems, Steinbruch Rhomberg:Erweiterung: Feststellungsbescheid LReg. 25.11.97: nicht UVP-pflichtigBerufungsbescheid US 23.12.98: Berufung keine Folge gegeben

2. Götzis, Ablagerung Aushubmaterial: Feststellungsbescheid LReg. 29.3.00: UVP-pflichtig, Berufungsbescheid US 16.2.2004: Bescheid LReg. bestätigtVerwGH 6.11.03: Bescheid US 12.6.04 aufgehobenErsatzbescheid US 16.2.2004: nicht UVP-pflichtig

3. Gaschurn, Neubau Kopswerk II:Bewilligungsbescheid LReg. 29.6.2004, mehrere Änderungsbescheide,keine Berufungen

4. Bregenz-Fluh, Kiesabbau Moosbrugger:Feststellungsbescheid LReg 19.8.2003: nicht UVP-pflichtig

5. Mellau – Damüls, Zusammenschluss Schigebiet:Feststellungsbescheid LReg. 17.8.2004, nicht UVP-pflichtig, keine Berufung

6. Lustenau, Restabfälle Häusle:Feststellungsbescheid LReg. 21.4.05: nicht UVP-pflichtigBerufungsbescheid US 13.9.05: UVP-pflichtigErkenntnis VerwGH 26.1.06: Beschwerde als unbegründet abgewiesen

7. Göfis und Frastanz, Hochwasserschutz an der Ill: Feststellungsbescheid LReg. 5.7.05: nicht UVP-pflichtig

8. Lech, Beileitung Spullersee:Feststellungsbescheid LReg. 4.11.05: nicht UVP-pflichtig

9. Lech, Erweiterung Schigebiet:Feststellungsbescheid LReg. 29.11.05: nicht UVP-pflichtig

10. Rankweil, Golfplatz:Feststellungsbescheid LReg. 27.06.06: nicht UVP-pflichtigBerufungsbescheid US 10.11.06: UVP-pflichtigVerwGH 23.10.2007: Beschwerde als unbegründet abgewiesen

11. Bürserberg, Neubau Ferienpark mit 93 Wohnungen:Feststellungsbescheid LReg. 7.10.08: nicht UVP-pflichtig

12. Vandans, Pumpwerk Rells:Feststellungsbescheid LReg. 29.10.08: UVP-pflichtig

13. Bürs, Erweiterung der Parkplätze beim Zimbapark:Feststellungsbescheid LReg.12.11.08: nicht UVP-pflichtig

14. Gaschurn, Stauzielerhöhung um 1,44 m beim Ausgleichsbecken Rifa:Feststellungsbescheid LReg. 27.4.09: nicht UVP-pflichtig

15. Rankweil, Golfplatz:Bewilligungsbescheid LReg. 28.4.09, keine Berufungen

16. Hohenems, Steinbruch Rhomberg, Erweiterung:Feststellungsbescheid LReg. 22.5.09: nicht UVP-pflichtig

17. Schröcken, Neubau Schipisten und Dorfbahn: Feststellungsbescheid LReg. 22.5.09: nicht UVP-pflichtig

18. Lustenau, Splittinganlage Häusle: Anzeige des Vorhabens19. Vandans, Pumpspeicherkraftwerk Rellswerk der VIW: Verfahren anhängig

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festgestellt, dass eine UVP durchzuführenist. Ohne die vorgenommenen Änderungenhätte der Golfplatz in den ursprünglich be-willigten Ausmaßen gebaut werden können.Die Antragstellerin wäre gut beraten gewe-sen, bereits im Jahre 2005 ein Verfahren zurUVP zu beantragen und nicht mit der An-tragstellung bis zum 22.7.2008 zuzuwarten.Das UVP-Verfahren wurde auch ohne nen-nenswerte Schwierigkeiten mit Bescheid derLandesregierung vom 28.4.2009 abge-schlossen. Zusatzbemerkung: Keine derVerfahrensparteien, insbesondere die Um-weltanwaltschaft, haben gegen den UVP-Be-willigungsbescheid eine Berufung erhoben.Die sofortige Einleitung eines Verfahrens be-reits im Jahre 2005 hätte viel Zeit, Kostenund auch Unannehmlichkeiten erspart,ebenso erheblichen Behördenaufwand.

Zusammenschluss der SchigebieteMellau und DamülsDie Frage, ob für den Zusammenschluss derSchigebiete Mellau - Damüls eine UVPdurchzuführen ist, wurde von der Bezirks-hauptmannschaft Bregenz und nicht von der

Umweltanwaltschaft aufgeworfen. Diese hatam 05.09.2003 bei der Vorarlberger Landes-regierung den Feststellungsantrag gestellt,ob für den Zusammenschluss der Schigebie-te eine UVP durchzuführen ist. Die Landes-regierung hat sodann mit Bescheid vom17.08.2004 festgestellt, dass für »die Ver-bindung der Schigebiete Mellau und Damülsdurch den Neubau von Bahnen mit den da-zugehörigen Pisten« eine UVP nicht durchzu-führen ist. Zumindest zu hinterfragen ist dieTatsache, warum von der Naturschutzan-waltschaft, obwohl sie sich heftig gegen dasProjekt ausgesprochen hat, trotz ausdrückli-cher Einräumung der Parteistellung keineBerufung erhoben wurde. Im Berufungsver-fahren wäre es möglich gewesen, die vonder Landesregierung vorgenommenenFlächenermittlungen im Hinblick auf seineUmweltrelevanz zu überprüfen. Insbesonde-re hätte geklärt werden können, warum dieSchigebietserweiterungen der letzten 5 Jah-re bei den Flächenermittlungen berücksich-tigt wurden, hingegen die Flächen für denSpeichersee in Damüls als »Qualitätsverbes-serung« und somit als nicht »UVP-relevant«ausgeklammert wurden. Dies gilt auch fürdie Deponieflächen zur Ablagerung des Aus-hubmaterials, zumal ein räumlicher undsachlicher Zusammenhang mit der Schige-bietserweiterung wohl kaum verneint wer-den kann.

Der Naturschutzbescheid wurde von derNaturschutzanwältin erfolglos bis zum Ver-waltungsgerichtshof bekämpft, obwohl un-zweifelhaft durch Gutachten feststand, dassder reine Flächenverbrauch für Schipistenein Ausmaß von 10 ha nicht erreicht. Ein Be-rufungsrecht im Naturschutzverfahren be-steht für die Naturschutzanwaltschaft näm-lich nur ab einem Flächenverbrauch vonmehr als 10 ha. Im UVP-Verfahren wäre dasanders zu beurteilen gewesen, im Sinne ei-

Natur und Umwelt

Unter der Lupe

Umweltverträglich-keitsprüfung inVorarlberg

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ner Gesamtbetrachtung sind sämtliche mitdem Vorhaben in einem räumlichen odersachlichen Zusammenhang stehenden Maß -nahmen zu berücksichtigen, wie zum Bei-spiel Flächen für Schipisten, Aufstiegshilfen,Parkplätze, Deponieflächen und sogar dieKapazitätserweiterungen der letzten 5 Jah-re. Eine Berufungsentscheidung durch denUmweltsenat hätte Klarheit geschaffen, zueiner Beschleunigung des Verfahrens undVersachlichung beigetragen und eine besse-re Gesamtbeurteilung ermöglicht.

EU-BeschwerdeverfahrenVom Alpenschutzverein wurde an das Eu-ropäische Parlament eine Petition wegen dergeplanten Schigebiets-Neuerschließungen inMellau und Damüls gerichtet. Beim bewillig-ten Zusammenschluss der Schigebiete Mel-lau und Damüls sei keine UVP durchgeführtund damit gegen die Richtlinie 85/337/EWGüber die UVP bei bestimmten öffentlichenund privaten Projekten verstoßen und dasBodenschutzprotokoll der Alpenkonventionnicht berücksichtigt worden. Weiters bringensie vor, dass die gegenständlichen Gebieteals zusätzliche Natura 2000-Gebiete zu nominieren seien.

Die Landesregierung hat zu dieser Be-schwerde zusammenfassend vorgebracht,das naturschutzrechtliche Verfahren, das dieBezirkshauptmannschaft Bregenz mit Be-scheid von 24.02.2006 abgeschlossen habe,entspreche im Umfang, in dem es geführtwurde, weitestgehend den gemeinschafts-rechtlichen Anforderungen an eine UVPgemäß der UVP-Richtlinie, man habe eine»de facto-Umweltverträglichkeitsprüfung«durchgeführt.

Der Bundesgesetzgeber sah sich jeden-falls veranlasst, die UVP-Regelungen überSchigebiete ergänzend zu regeln. Bereits abeiner Flächeninanspruchnahme mit Gelände-

veränderungen von mehr als 10 ha (bisher20 ha) im Zuge der Errichtung von Auf-stiegshilfen oder Schipisten hat die Behördeim Rahmen einer Einzelfallprüfung festzu-stellen, ob mit erheblichen Umweltauswir-kungen zu rechnen ist.

Dazu wörtlich im Motivenbericht zu dieserGesetzesänderung: »Aufgrund mehrerer in der Praxis aufgetre-tener und durch Sachverständigengutachtenbelegter Fälle besteht triftiger Grund zur An-nahme, dass bei Erweiterungsvorhabenauch unter 20 ha Geländeveränderungenoftmals mit erheblichen Umweltauswirkun-gen zu rechnen ist (siehe etwa EU-Be-schwerdeverfahren Nr. 201/08/ENVI zurSchigebietszusammenlegung Mellau-Damülsoder Feststellungsverfahren zur Schigebiets-zusammenlegung Kals-Matrei). Der derzeiti-ge Schwellenwert für Erweiterungsvorhabenvon 20 ha würde derartige Vorhaben jedochgenerell von einer UVP ausnehmen und istdaher nicht als EU-konform anzusehen.«

Die Novelle zum UVP-G 2000 ist bereitsam 19.8.2009 in Kraft getreten. Beim nun-mehrigen Schwellenwert von 10 ha wäre ineiner Einzelfallprüfung zu klären gewesen,ob mit erheblichen Umweltauswirkungen zurechnen und für den Fall einer Bejahung ei-ne UVP durchzuführen ist. Das Ermittlungs-verfahren der Bezirkshauptmannschaft Bre-genz im naturschutzrechtlichen Verfahrenhat unmissverständlich ergeben, dass miterheblichen Umweltauswirkungen zu rech-nen ist. Die Bewilligung wurde nur deshalberteilt, weil die mit dem Vorhaben verbun-denen positiven wirtschaftlichen und touri-stischen Auswirkungen ein überwiegendesGemeinwohl darstellen.

in Vorarlberg

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Seit gut 2 Jahren läuft das Planungsverfah-ren MIR (»Mobil im Rheintal«). Es versucht,in einem kooperativen, offenen Planungs-prozess Strategien zur Lösung der komple-xen Verkehrsprobleme im Vorarlberger Un-teren Rheintal zu finden, nachdem das S-18-Planungsverfahren, das sich mit den Vorläu-fer-Verfahren über 30 Jahre hingezogen hat-te, desaströs gescheitert war. Das MIR-Pla-nungsverfahren hat dabei eine relativ kom-plexe Prozess-Struktur. Kernstück dieserStruktur ist das sogenannte Regionalforum,eine Art »Parlament« (Rosinak, Konzeptver-fasser des MIR-Planungsprozesses), beste-hend aus über 35 Mitgliedern, die von derLandesregierung in dieses Gremium berufenoder später durch das Regionalforum selbstals neue Mitglieder aufgenommen wurden.Dazu gehören VertreterInnen der Landes -regierung, der projektbeteiligten ASFINAG,der Vorarlberger Verkehrsverbund, die Bür-germeister der Region, Kammer- bzw. Inter-essenvertreterInnen sowie ÖAMTC und ARBÖ, die Naturschutzanwaltschaft, Vertre-terInnen der NGOs (Naturschutzbund Vorar-lberg, Verkehrsclub Österreich, Transform)sowie von Bürgerinitiativen. Auch die Bürgermeister der angrenzenden SchweizerRheintalgemeinden werden zu den Sitzun-gen des Regionalforums eingeladen. Durchdas Regionalforum werden Arbeitsaufträgean die bestellten Planungsbüros formuliertund deren Ausarbeitungen bewertet. Letzt-lich sollen vom Regionalforum Empfehlun-gen an die politischen Entscheidungsträgerbeschlossen werden, welche der zahlreichenLösungsansätze und Maßnahmenbündel um-gesetzt werden sollen.

Die NGOs nehmen in diesem Verfahreneine durchaus nicht unbedeutende Rolle ein.Nachdem das S-18-Straßenbauverfahren anden fundiert begründeten Einsprüchen, dievon NGO-VertreterInnen gemeinsam mit der

Naturschutzanwaltschaft, der Marktgemein-de Wolfurt, sowie der Ortsgemeinde Au for-muliert und bei verschiedenen Gerichteneingebracht worden waren, gaben sich dieNGO-VertreterInnen mit dem Aus der S 18keineswegs zufrieden sondern fordertenschon im Vorarlberger Verkehrskonzept alternative Lösungen zu der langjährigenFehlplanung S 18 ein. Da die Ausarbeitungvon Alternativen innerhalb des Verkehrskon-zeptes 2005 durch die Landesregierung nochverweigert wurde, drängten die NGOs dar-auf, im Landesverkehrskonzept wenigstensdie Vorgehensweisen festzulegen, wie dieLösungsfindung nach dem voraussehbarenScheitern der S 18 erfolgen sollte. In diesemSinn verstehen sich die NGOs als Ko-Archi-tekten dieses nun laufenden Planungsver-fahrens MIR.

OrganisationsstrukturNach zwei Jahren intensiver Prozess-Beteili-gung macht es durchaus Sinn, Zwischenbi-lanz zu ziehen. Zweifelsohne ist ein 35köpfi-ges Gremium zu groß, um arbeitsfähigeRahmenbedingungen für intensiv zu bear-beitende Detailabklärungen und darauf basierende Entscheidungen herbeiführen zukönnen. Des Öfteren mussten zusätzlicheWorkshops mit VertreterInnen des Regional-forums zusammengestellt werden, um fach-spezifische Grundpositionen ausloten zukönnen. Teilweise wurde verabsäumt, ab-stimmbare Entscheidungsgrundlagen im Regionalforum so zeitlich strukturiert vorzu-legen, dass transparente, nachvollziehbareEntscheidungen unter einer möglichst um-fassenden Beteiligung optimal informierterMitglieder kontinuierlich hätten stattfindenkönnen. Dies führte zu einer gewissen Absetzbewegung mancher eingeladenerBürgermeister und einiger Interessens -vertreter Innen, weil lange Zeit zu wenige

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Das S 18-Nach-folge-Verfahren

Andreas PostnerTransform i.V.

Hildegard BreinerNaturschutzbund

Manfred HagenVCÖ

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Entscheidungen getroffen wurden, danachdie Kontinuität der Prozessbeteiligung nach-ließ und dadurch immer größere Informati-onsunterschiede entstanden waren.

Damit war aber auch die Rolle des Regio-nalforums nicht mehr so ganz klar: Immermehr Vorentscheidungsprozesse verlagertensich ins Planungsteam der Experten. Diesführte dazu, dass sich im vergangenen Jahrdie Öffentlichkeitsarbeit an den teilweise

nicht unumstrittenen Meinungen der Planerorientierte und nicht so sehr an der eigentli-chen Beschlusslage des Regionalforums.Erst nach einem heftigeren, öffentlichenEklat über die Darstellungen von Ergebnis-sen, die so nie beschlossen worden waren,wurden vereinzelte Rollenklärungen aufge-nommen, ohne aber wirklich eine durchge-hende Stringenz zu erreichen.

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Übersichtsplan: Alternativen im Straßennetz

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Modellbildung, GrundlagenVor diesem Hintergrund ist es verständlich,dass auch die Modellbildung zur Beurteilungvon Verkehrswirksamkeiten verschiedener,ausgearbeiteter Lösungsvarianten mitgrößeren Schwierigkeiten verbunden war. Esbleibt ein Nachteil des Verkehrsmodells,Verkehrszwecke nicht genauer darstellen zukönnen und beispielsweise Fahrradverkehreund ihre Wirkungen nicht direkt im Modelldarstellen zu können. Um die wirtschaftli-chen Rahmenbedingungen und Grundlagender Datendurchläufe musste lange gerungenwerden. Anfangs wurde mit utopischenWachstumsraten und mit viel zu niedrigenTreibstoffpreisen gerechnet und es war fürdie NGOs ein sehr mühsamer Weg, die glo-balwirtschaftlich stark veränderten Verhält-nisse gegen die Praxis leichtfertiger Daten -übernahme durchzusetzen.

Konfliktpunkte:Energie- und Ressourcenbewertung,Klimaschutz VariantenbewertungenTeilweise bestand und besteht in demgroßangelegten und durchwegs aufwendi-gen Verfahren die Gefahr, durch vorgescho-bene »pragmatische« Lösungsstrategiendringend zu lösenden Zieldefinitionen oderZielkonflikten aus dem Weg zu gehen. Eskonnte bisher nicht einsichtig gemacht wer-den, dass Energie-Versorgungs-Sicherheitfür sich ein neues Bewertungskriterium dar-stellt, das mindestens gleichwertig mit denanderen, klassischen Nachhaltigkeitszielbe-reichen (Ökologie, Ökonomie, Soziales) miteinzubeziehen wäre. Es wurde von der Pro-jektleitung bis jetzt nicht akzeptiert, dassdas Lösungsmodell des PlanungsprozessesMIR zwingend sektorale Klimaschutzzieleeinhalten muss, die zur Erreichung der imRahmen von »Energie-Zukunft-Vorarlberg«bereits beschlossenen Energie-Autonomie

und zur Einhaltung der globalen Klimazielenotwendig wären. Und die betriebs- bzw.volkswirtschaftlichen Bewertungen vonBahn- und Straßenbahn-Varianten weichenderartig eklatant von bisher vorgelegten Ko-stenschätzungen von renommiertenStraßenbahn- und Bahnprojektbetreibernab, dass diese Lösungsstrategien vorschnellhätten ausgeschieden werden sollen.

Was die NGOs bis jetzt erreicht habenDie NGOs haben in mühsamen Diskussionenund Verhandlungen durchgesetzt, dass zu-mindest teilweise realistischere Wirtschafts-und Energie-Basisdaten bei der Modellerstel-lung verwendet werden. Es müssen Modellegerechnet werden, die bis 2025 nur mehr mitdurchschnittlich 1,6 Prozent jährlichem Wirt-schaftswachstum, jedoch mit einer durch-schnittlichen 5-prozentigen Preiserhöhung beifossilen Treibstoffen rechnen (statt mit 2 Pro-zent Wirtschaftswachstum und nur 3-prozen-tiger Preiserhöhung). Die konkrete Umset-zung dieser Beschlüsse fehlt jedoch noch. Al-le Verkehrswirksamkeiten und Verkehrspro-gnosen der vorliegenden Varianten-Untersu-chungen wurden bisher nach den alten, ausder Hochkonjunkturphase stammenden Da-ten gerechnet und haben daher für die NGOskeine ausreichende Plausibilität.

Die NGOs haben die Treibhausgasproble-matik intensiv thematisiert: Laut einem internen Papier des Energie-Institutes müss -ten zur Erreichung der EU-weit vereinbartenKlimaschutzziele über 30 Prozent der CO2-Emissionen reduziert werden. Dies geht voneinem Reduktionserfordernis aus EU-Verein-barungen von über 30 Prozent bis zum Jahr2025 aus – unter der Voraussetzung, dasses zu einer Post-Kyoto-Vereinbarung kom-men wird. Eine Voraussetzung, von der ausSicht der NGOs schon allein im Interesse desWeltklimas ausgegangen werden muss. Es

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Unter der Lupe

Das S 18-Nach-folge-Verfahren

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ist evident, hier auf Zielszenarien zu beste-hen, die bei Ausgabe von 1,2 Milliarden Eu-ro (Vergleichszahl der Errichtungskostenund Finanzierungskosten der gescheitertenS-18-Variante) sicherstellen müssen, dassdanach die global lebensnotwendigen Klima-schutz-Reduktionsziele erreichbar werdenmüssen. Zum Unterschied dazu erreichendie bisher durch die Planungen erzieltenCO2-Reduktionen nur etwa maximale CO2-Reduktionen von -4 bis -9 Prozent gegenüberheutigen CO2-Emissionen. Ein solches Ergeb-nis ist für die NGO-VertreterInnen inakzepta-bel. Dazu kommt, dass diese bisherigen Er-gebnisse des Planungsprozesses MIR zur Re-duktion von Treibhausgasen aus Sicht derNGOs jedenfalls nicht in Einklang mit der ein-stimmigen Landtagsentschließung über dieErreichung der Energie-Autonomie bis 2050stehen. Deshalb gehört der Klimaschutz nachwie vor zu den ungelösten Agenden.

Die NGOs haben völlige Transparenz fürdie Kostenbewertungen eingefordert unddurchgesetzt, dass es zu einer vergleichen-den Analyse der betriebswirtschaftlichenund volkswirtschaftlichen Bewertungen vonStraßenbahn- und Bahnprojekten unter Be-teiligung führender Vorarlberger Betreiber-Unternehmen kommen wird. Diese verglei-chenden Bewertungen liegen bisher nicht vor.

Völlig loyal zum Prozessablauf haben dieNGOs Straßenvarianten, die bisher die Kli-maziele weit verfehlt haben, nicht a priorivon weiteren Bearbeitungen ausgeschlos-sen. Sie fordern jedoch eine Überarbeitungund Ausdehnung der Maßnahmenbündel ein,um die dringend zu erreichenden Zieletatsächlich erreichen zu können. Geschiehtdas nicht, werden die NGOs alle jeneProjekt alternativen ablehnen, die zu einerErhöhung der Treibstoffgase führen und dasErreichen der Klimaziele massiv erschwerenoder hinauszögern.

Der Planungsprozess könnte schonweiter seinTeilweise werden Straßentrassen-Alternati-ven im Verfahren weitergeführt, die im poli-tisch-rechtlichen Kontext keinerlei Chancenauf Realisierung haben: Dazu gehören alleTrassen, die erneut die Natura 2000 Gebie-te queren, sowie jene Trassen-Varianten,die die Möglichkeit einer Nordumfahrung desLauteracher Riedes suggerieren. Seitens derMarktgemeinden Hard und Lauterach liegendazu eindeutig negative Stellungnahmen derBürgermeister vor, die von den NGO-Vertre-terInnen vollinhaltlich unterstützt werden.

Sofern Straßentrassen-Ergänzungeneventuell notwendig werden könnten, spitztsich alles auf den Raum Lustenau zu. Dar-auf, welche Lösungen zur Entlastung der Be-völkerung vom Schwerverkehr hier dienachhaltig Beste sein könnte, sollten sichjetzt schon alle Kräfte entscheidend konzen-trieren. Der Gemeindewahlkampf führt zuunnötigen Verschleppungen. Zentral zurDiskussion steht die in Lustenau selbst starkumstrittene Ostumfahrung Lustenaus mitstraßenbaulichen Ergänzungen im RaumHöchst sowie verschiedene westliche Alter-nativen dazu. Nach übereinstimmender Mei-nung der NGO-VertreterInnen könnten wirhier im Planungsprozess schon viel weitersein.

Die weitere Beteiligung der NGOs wirdmaßgeblich von der Ernsthaftigkeit derBemühungen abhängen, die wirtschaftlichenRealitäten, Ressourcenverknappung, Klima-schutz-Ziele, die vereinbarte Energie-Auto-nomie sowie nachvollziehbare Kosten-Nut-zen-Rechnungen für alle realisierbaren Vari-anten anzuerkennen und in die Alternativen-Entwicklungen einzubeziehen.

in Vorarlberg

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Perspektivenund Impulse

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Natur und Umwelt

Perspektiven und Impulse

Klimawandel undseine Folgen

Das Klima wird wärmer, in Vorarlberg umca. 1°C allein in den letzten 30 Jahren. Dasletzte Jahr war auch ungewöhnlich nass.Hochwasserereignisse häufen sich. Wie lässtsich das erklären? Nun, Klimawandel istnichts Neues. Zyklische Veränderungen derErdbahn um die Sonne, des Neigungswinkelsder Erdachse und deren Bewegung (die Erd-achse »eiert«), regelmäßige Sonnenflecken-aktivitäten, Vulkaneruptionen mit ihrenAschewolken, all dies führte und führt zu Klimaänderungen quasi auf natürliche Wei-se. Es ist der Energiezustrom von der Son-ne, der letztlich entscheidet. Ist er, verein-facht gesagt, höher oder niedriger in Relati-on zur Entfernung, hat dies Konsequenzenfür das Erdklima. Dieses hängt wieder abvon der Reflexion durch die Atmosphäre, derAbsorption in dieser, der Reflexion direkt ander Oberfläche und der Erd-Ausstrahlungselbst. Ein Teil des langwelligen Anteils die-ser Strahlungsströme bleibt in der Atmos-

phäre hängen, da er von verschiedenen Ga-sen wie Wasserdampf, Kohlendioxid, Methanabsorbiert wird. Der Effekt: Die Atmosphäreist wärmer als sie ohne diese Gase wäre.Gäbe es diesen »Glashauseffekt« nicht, wäre die Durchschnittstemperatur auf derErde –16°C, ein menschliches Leben un-möglich. Dieser kurze Ausflug in die physi-kalischen Grundlagen zeigt, dass hinter demKlima Gesetzmäßigkeiten stehen, die fix sindund sich nicht weg diskutieren lassen. Dasist sicheres Wissen.

Gäbe es also solche physikalisch-chemi-schen Gesetzmäßigkeiten nicht, würdenauch die Kunstschneemaschinen am Arlbergund anderswo nicht funktionieren. Aus demGesagten geht daher zwangsläufig hervor,dass eine Veränderung der Konzentrationder Gase temperaturwirksam sein muss. Somit sind wir am Punkt: Der Gehalt anKohlendioxid, aber auch an Methan und an-deren dieser Dipolgase hat im Industriezeit-alter, vor allem durch die Verbrennung vonKohle, Erdgas und Öl stark zugenommen. Erwar in den letzten 500.000 Jahren noch nieso hoch wie heute. Diese Fakten legen nahe,dass die beobachteten Klimaveränderungenmit dieser Veränderung der Atmosphären-chemie zusammen hängen. Dies in Zweifelzu ziehen, was in vielen Kreisen noch ge-schieht, gliche etwa der Feststellung, dassWasser nicht siedet.

KlimafolgendiskussionKritisch wird es natürlich dann, wenn überdie Folgen diskutiert wird, seien dies nun die»durchschnittlichen« oder die »katastropha-len«. Das Problem besteht darin, dass dasAndenken, was passieren könnte, ein weitesFeld von Spekulationen bietet, je weiter hin-aus in die Zukunft, umso spekulativer. Beiden einen herrscht Weltuntergangsstim-mung, bei den andern Wonne über die

Georg GrabherrLeiter des Depart-ments für Natur-

schutzbiologie,Vegetations- und

Landschaftsökologiean der Universität

Wien; Vorsitzenderdes VorarlbergerNaturschutzrates

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in Vorarlberg

zukünftigen Palmen am Bodenseestrand. Et-was ist sicher, es wird für uns Menschen po-sitive und negative Entwicklungen geben.Gewinner und Verlierer werden sich gegenü-ber stehen bzw. stehen sich bereits gegenü-ber. Langfristig werden die Menschen aberüberall Verlierer sein.

Was kann die Wissenschaft zu dieser Diskussion anbieten? Sie stützt sich auf aus-gefinkelte Computermodelle, kann mit die-sen aber auch nur ausreizen, was unter wel-chen Bedingungen zwangsläufig passierenmüss te. Sicherheit im strengen Sinn kannsie nicht liefern. Dies ist nur durch direkteMessung und Beobachtung möglich. Im phy-sikalisch-klimatologischen Bereich sind esdie Wetterstationen seit 150 Jahren (teilsnoch älter). Kohlendioxid wird am MaunaLoa auf Hawaii seit 50 Jahren gemessen.Wie aber steht es mit Monitoring im bioti-schen und sozioökonomischen Feld. Gibt esbereits »Klimaverlierer« oder wie hat sichdie Natur schon verändert? SchwimmendeEisbären sieht man inzwischen jeden Tag imFernseher, doch fehlen dazu die langen Zeit-reihen an Beobachtungen. Noch vor 50 Jah-ren war Klimawandel im heutigen, durch denMenschen bestimmten, Sinn kein Thema,geschweige denn systematisches und stan-dardisiertes Monitoring.

Wie reagiert die Natur auf denKlimawandel?Es gibt Ausnahmen, und eine davon stammtaus der Silvretta. Im Jahr 1835 bestieg derNaturforscher und Pfarrer Oswald Heer mitseinem Bündner Führer Johann Madutz denPiz Linard (3.411m), übrigens die Erstbe-steigung. Er notierte direkt am Gipfel einePflanze, den Alpen-Mannschild, 60m tieferden Gletscherhahnenfuß. Heute wächst –wie zahlreiche andere Pflanzenarten – derHahnenfuß am Gipfel. Die Erwärmung seit

damals hat diese Arten höher steigen lassenund wie wir inzwischen wissen, mit höhererGeschwindigkeit in den letzten Jahrzehnten.Die Natur reagiert, allerdings in vielen Fällenverzögert. Mobile Arten, also Tiere, sindschneller als Pflanzen. Es überrascht dahernicht, dass mehrere Vogelarten inzwischenin höheren Zonen Vorarlbergs brüten, wieVorarlberger Ornithologen nachgewiesenhaben.

Mehr Engagement für Klimafolgen-forschungHier anschließend möge noch ein Hinweisauf Klimafolgenforschung und Monitoring erlaubt sein. Als eine der Unterlagen für Ko-penhagen wollte die Europäische Umwelt -agentur Beweise vorlegen, dass europaweitsich die Natur verändert. In der milliarden-schweren EU-Forschungsszene fand mannichts Geeignetes. Man musste auf die Monitoringdaten von BirdLife International,also auf freiwillige Amateurforschungzurückgreifen. Basierend auf Hochschulfor-schung waren nur die Beobachtungen aufHochgebirgsgipfeln von 18 Bergregionen Europas (u.a. Sierra Nevada, Pyrenäen, Alpen, Ural) geeignet, welche im Rahmenvon GLORIA (Global Observation ResearchInitiative in Alpine Environments; Univ. Wien; Leitung: G. Grabherr) erhoben wur-den. Ökologische Langzeitforschung passtnicht ins wissenschaftliche Förderungssche-ma, wäre aber ungemein wichtig. Nur sie lie-fert sicheres Wissen zu den Klimawandelfol-gen. Ein forschungspolitisches Engagementauch der Bundesländer (auch durch Einfluss -nahme beim Bund) wäre hier gefragt, nichtnur wissenschaftliche Götterspeisen wie dieQuantenphysik zu bewundern, sondern diedringend nötige ökologische Langzeit -forschung einzufordern.

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Natur und Umwelt

Klimawandel inVorarlberg

Perspektiven und Impulse

Helga Kromp-KolbLeiterin des Institutsfür Meteorologie ander Universität fürBodenkultur Wien

Den natürlichen Klimaänderungen überla-gert ist der durch den Menschen verursach-te Klimawandel. Die erheblichen Eingriffedes Menschen in die natürlichen Strahlungs-prozesse führen zu einer klimatischen Reak-tion innerhalb sehr kurzer Zeiträume vergli-chen mit den natürlichen Klimaänderungenund -schwankungen. Seit über hundert Jah-ren von der Wissenschaft beschrieben, istder anthropogene Klimawandel jetzt welt-weit so deutlich geworden, dass auch die Öf-fentlichkeit und die Politik ihn zur Kenntnisnehmen müssen. Maßnahmen zum Klima-schutz – eigentlich Maßnahmen zum Selbst-schutz der Menschen – sind überfällig. Mit jedem Jahr Verzögerung, werden sie aufwen-diger, teurer und schmerzlicher werden [1].

Was kann man in Vorarlberg bereitsbeobachten?Weltweit ist die Temperatur im Mittel in denletzten etwa 150 Jahren um 0,8°C gestie-

gen, in Österreich um bis zu 2°C. Die Tatsa-che, dass der Klimawandel in Österreich ra-scher vor sich geht als auf globaler Ebeneliegt an der geringeren Dämpfung durchgroße Wassermassen auf der Nordhemi -sphäre und den Kontinenten. In Vorarlbergwurde ein Anstieg von etwa 1,7°C imJahres mittel seit Beginn der Messungen Mit-te bis Ende des 19. Jahrhunderts gemessen.Die Wintertemperatur ist um etwa 2°C, dieSommertemperatur um etwa 1,5°C gestie-gen. Der Anstieg ist für die beiden in Vorarl -berg verfügbaren langen Reihen – Bregenzund Feldkirch – sehr ähnlich, wenn auch dieTemperatur in Bregenz vor allem im Winterdurch den Bodensee beeinflusst, deutlichhöher liegt als jene in Feldkirch. Aufgrundeines Vergleiches mit den Temperaturreihenvon Obergurgel (1938 m) und dem HohenSonnblick (3105 m) ist davon auszugehen,dass der Temperaturanstieg in höheren Lagen Vorarlbergs ähnliche Werte aufweist.

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in Vorarlberg

Dieser Temperaturanstieg geht mit einer Zunahme der Häufigkeit von Tagen mitTemperaturen über 30°C einher – seit demVergleichszeitraum 1960-1990 hat sich die-se Zahl fast verdoppelt [2].

Im Winter ist in Feldkirch die Zahl derSonnenscheinstunden deutlich gestiegen:von ca. 150 Stunden in den 1950er Jahrenauf über 250 Stunden. Allerdings liegenStrahlungsdaten erst seit etwa 60 Jahrenvor, sodass dieser Trend nur in Zusammen-hang mit der Temperaturreihe interpretier-bar ist. Auch der Herbst ist sonnenreichergeworden. Frühling und Sommer zeigen kei-ne vergleichbar eindeutige Tendenz.

Der Temperaturanstieg bedeutet, dassdie Andauer der Schneedecke zurück geht,die Schneefallgrenze häufiger in höheren La-gen auftritt, Permafrost auftaut und Glet-scher zunehmend an Masse verlieren. Alleinder Anstieg der Schneefallgrenze kann be-deutende Auswirkungen haben, da ein Teildes Niederschlags, der früher als Schnee fielund daher im Gebirge abgelagert und vor -übergehend gespeichert wurde, unter denwärmeren Verhältnissen als Regen fällt undrasch ins Tal abfließt. Dies erhöht das Über-schwemmungsrisiko beträchtlich, wennnicht geeignete Hochwasserschutzmaßnah-men in den Einzugsgebieten getroffen wer-den. Zum Zeitpunkt der zwar ergiebigen,keineswegs aber sehr dramatischen Nieder-schläge, durch welche die Überschwemmun-gen des Jahres 2005 ausgelöst wurden, lagdie Nullgradgrenze zum Beispiel oberhalbvon 3000 m Höhe [3]. Der Rückgang derGletscher und das Auftauen des Permafro-stes stellen wegen der freiwerdenden, nichtgefestigten Gesteinsmassen ein erhöhtes Ri-siko für Mensch und Infrastruktur in den al-pinen Tälern dar.

Die bisherigen Änderungen der Nieder-schlagsmengen in Vorarlberg sind weniger

eindeutig. Das ist nicht verwunderlich, fälltdoch der Großteil des Niederschlages imSommer, an konvektive Ereignisse, d.h. anSchauer und Gewitter gebunden, und wei-sen große Variabilität von Jahr zu Jahr auf.Die eher an großräumigere, synoptischeProzesse, wie Fronten, gebundenen Winter-niederschläge liefern nur einen etwa halb sogroßen Beitrag, wie die Sommerniederschlä-ge. In Feldkirch, Bregenz und Langen habendie Niederschläge in den letzten Jahrzehntenim Winter und Sommer etwas abgenommen,in den Übergangsjahreszeiten ist keine klareTendenz zu verzeichnen. Doch sollte diesenTrends keine zu große Bedeutung beigemes-sen werden, da sie noch nicht lange anhal-ten.

Deutlicher ist das Bild hinsichtlich derZahl der Tage mit starken Niederschlägen:Niederschlagsmengen über 25 mm tretenstatt wie zu Beginn der Messreihe in Feld-kirch an 6 Tagen, nun schon an 8 Tagen proJahr auf; die Zahl der Tage mit Niederschlä-gen über 20 mm ist von rund 11 auf 14 Ta-ge angestiegen. Diese Zunahme geht vor al-lem auf intensivere Niederschläge im Win-terhalbjahr zurück; die Änderungen im Som-mer sind weniger ausgeprägt.

Wie schaut die Zukunft aus?Die Klimaentwicklung der Zukunft hängtmittel- und langfristig wesentlich von denTreibhausgasemissionen der Menschen ab.Kurzfristig ist jedoch die Entwicklung weit-gehend vorgegeben, zum einen, weil einplötzliches sehr rasches Absinken der Emis-sionen wegen der Trägheit des politischenSystems unwahrscheinlich ist und dahernicht in Betracht gezogen werden muss,zum anderen weil das Klimasystem selbstträge ist, und auch eine Stabilisierung desKlimas auf dem derzeitigen Treibhausgas-konzentrationsniveau noch mindestens zwei

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Natur und Umwelt

Perspektiven und Impulse

bis drei Jahrzehnte Klimaänderung mit sichbringen würde. Bis sich die großen Eismas-sen und der Meeresspiegel an die bisherigeErwärmung angepasst haben, werden nochJahrhunderte bis Jahrtausende vergehen.Die Klimaentwicklung bis 2030 oder 2040 istdaher ziemlich unabhängig von dem jeweili-gen Emissionsszenarium. Erst bei längerenBetrachtungen spielt das Emissionsszenari-um eine wesentliche Rolle. So ist bis Ende desJahrhunderts ein globaler Temperaturanstiegum 1,8°C im Falle weitreichender Klima-schutzmaßnahmen und reduzierten Bevölke-rungswachstums zu erwarten, bei ungebrem-stem Bevölkerungswachstum und weitererNutzung vorwiegend fossiler Energieträgerjedoch ein Anstieg von über 4°C [4].

In erster Näherung geht das Intergovern -mental Panel on Climate Change (IPCC) da-von aus, dass sich bis Mitte des Jahrhun-derts bisherige Trends fortsetzen, hinsicht-lich des Temperaturanstieges auch noch be-schleunigen. In Österreich ist die Situationjedoch etwas schwieriger, weil der Alpen-raum an der Schnittstelle verschiedener Kli-maregionen liegt, im Zentrum zwischen dergedämpften Erwärmung des maritimenWesteuropas und der viel ausgeprägterenReaktion des eurasiatischen Kontinents, so-wie zwischen der Region deutlich zuneh-mender Niederschlagsmengen im NordenEuropas und der Region sinkender Nieder-schlagsmengen im Süden und Südosten.

Ein Vergleich der verschiedenen Regio-nalmodelle, die das Gebiet von Vorarlbergumfassen, ergibt bis Mitte dieses Jahrhun-derts Temperaturanstiege von ca. 2 bis 4°C.Eine gesamtösterreichische Studie [2] zeigt,dass sich die Anzahl der Tage mit Tempera-turen über 30°C gegenüber der Periode1960–1990 in allen Höhenlagen mindestensverdoppeln, teilweise – insbesondere inhöheren Lagen – auch verdreifachen kann.

Höhere Temperaturen bewirken auch einenAnstieg der Wassertemperaturen und zu-nehmende Verdunstung, insbesondere beigroßen Wasseroberflächen, wie dem Boden-see. Aber auch Pflanzen verlieren mehrWasser bei hohen Temperaturen. Gepaartmit kürzer anhaltender Schneedecke undmöglicherweise weniger Niederschlägen imSommer kann dies zu Trockenstress beiPflanzen in natürlichen Ökosystemen und inder Landwirtschaft führen. Vorarlberg gehörtjedoch nicht zu den diesbezüglich besondersgefährdeten Regionen Österreichs.

Die Zahl der Frosttage geht, je nachHöhenlage, voraussichtlich um 30 – 60 Tagezurück. Im Rheintal ist eine Reduktion umetwa 30 Prozent zu erwarten, im Gebirgezwar prozentuell ein geringerer Anteil, aberin absoluten Tagen mehr Frosttage [5]. Dasbedeutet jedoch nicht unbedingt, dass dieFrostgefahr für Pflanzen im Frühjahr zurück-geht, da die Pflanzen infolge der früher ein-setzenden Erwärmung unter Umständen inempfindlicheren phänologischen Phasen ge-troffen werden.

Niederschlagsszenarien sind wesentlichweniger robust als Temperaturszenarien [6].Die Regionalmodelle zeigen im Allgemeineneine deutliche Zunahme der Niederschlags-mengen im Winter, wobei die Intensität sichnicht wesentlich verändert, im Sommer hin-gegen wesentliche geringe Niederschlags-mengen und diese eher in kurzen Zeiträu-men, also als heftige Schauer. Dies ent-spricht nicht dem gegenwärtigen Trend, daderzeit die Zunahme intensiver Niederschlä-ge zwar im Sommer und Winter zu verzeich-nen ist, jedoch wesentlich deutlicher im Win-ter, und die Niederschlagsmengen zu beidenJahreszeiten abnehmen. Nach der FloodriskStudie [7] ist bis in den Zeitraum 2070 -2100 mit einer Tendenz der Erhöhung dermittleren Monatsabflüsse der Bregenzerach

Klimawandel inVorarlberg

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in Vorarlberg

vom Winter bis in den Frühling hinein und ei-ner Reduktion im Sommer zu rechnen. DasJahresmaximum verschiebt sich von Mai aufApril wegen der früher einsetzendenSchneeschmelze und der Erhöhung der flüs-sigen Niederschläge im Winter. Die Nieder-wasserphasen verschieben sich von Jännerbis März auf Ende des Sommers und in denHerbst hinein.

Unter heutigen Klimabedingungen ist imEinzugsgebiet der Bregenzerach in 1200mSeehöhe im Jänner und Februar an fast allenTagen Schneebedeckung gegeben, im De-zember und März an ca. 80 Prozent aller Ta-ge. Der Anteil an Schneetagen reduziert sichauf 45 bis 60 Prozent, bei stärkerer Erwär-mung sogar auf nur ca. 30 bis 40 Prozent.

Die Gefahr von Hochwasser, die durchkurze, intensive Niederschläge verursachtwerden, steigt, aber Schmelz–Hochwassergehen zurück. Insgesamt dürfte sich das Risiko bei der Bregenzerach nicht erhöhen.

Was kann und muss getan werden?Vorarlberg zeichnet sich durch zahlreiche,teilweise sehr innovative und wirksame An-sätze zur Abkehr von fossilen Energieträgernund zum Klimaschutz aus: es gibt über 30erfolgreiche e5- und Klimabündnisgemein-den, die Bürgerinitiativen zu umwelt- undmenschenfreundlicherer Mobilität sind zahl-reich und oft national prämiert, besondershervorzuheben das international beachteteund vom Österreichischen Klima- und Ener-giefonds unterstützte Projekt VLOTTE, Musterhäuser im Passivhausbereich undPlus-Energie-Häuser und vieles mehr. Vorar-lberg bezieht schon jetzt etwa 30 Prozentseiner Energie aus erneuerbaren Energie-quellen und hat sich vorgenommen, durchEffizienzsteigerung und weitere Steigerungdes Anteils der Erneuerbaren in 40 bis 50Jahren energieautark zu sein. Dennoch zei-

gen die Energieberichte des Landes, dasssowohl Energieverbrauch als auch CO2-Emissionen steigen – eine Trendumkehr istnoch nicht zu erkennen. Die Anstrengungenmüssen also zweifelsohne verstärkt werden– in Vorarlberg ebenso wie österreich- undweltweit.

Dabei ist es essentiell, dass der Blick aufdas Gesamtsystem nicht verloren geht. Wieeine vielbeachtete Studie [8] kürzlich wis-senschaftlich belegte, haben menschlicheEingriffe zu einem Überschreiten der vomnatürlichen Ökosystem verkraftbaren Verän-derungen nicht nur im Klimabereich, son-dern auch hinsichtlich des Stickstoffhaushal-tes und der Biodiversität geführt. AndereBereiche nähern sich dieser Grenze. Es gehtalso darum, zukunftsfähige Lösungen zu fin-den, die mit ihrem Beitrag zum Klimaschutzund zum Umgang mit der Energieverknap-pung auch den Ressourcenverbrauch insge-samt senken, d.h. den Verbrauch vonFlächen und Raum, von sogenanntem »grü-nen« Wasser, von seltenen Metallen und Er-den, usw.. Obwohl technologische Innovati-on wichtig und unentbehrlich ist, zeigt sichganz deutlich, dass es mit den einfach er-scheinenden technologischen Lösungen, wiedem Einsatz von Kernenergie oder der Koh-lenstoffsequestrierung (CCS) nicht getanwäre. Sie kämen einerseits allesamt zu spätund greifen andererseits eindeutig zu kurz,da sie keinen Beitrag zur Zukunftsfähigkeitdes globalen Ökosystems leisten, bestenfallsdie Probleme zeitlich und thematisch ver-schieben [9]. Die notwendigen Änderungensind tiefgreifender und erfordern ein Um-denken [10], weg von ressourcenvergeu-dendem Lebensstil hin zu mehr Lebensqua-lität ohne weitere Naturzerstörung.

Literatur siehe Seite 65

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Natur und Umwelt

Folgen klimatischerVeränderungen fürden Bodensee

Der Wasserkreislauf ist ein wesentlicher Be-standteil des globalen Klimasystems, derdas Klima mitbestimmt, aber auch selbstdurch das Klima gesteuert wird. Für Gewäs-

ser, wie den Bodensee, ist daher zu erwar-ten, dass sich die globale klimatische Entwicklung in mehr oder weniger starkenregionalen Veränderungen widerspiegelt.Welche regionalen Entwicklungen bei denmeteorologischen und hydrologischen Ver-hältnissen bereits erkennbar sind und mitwelchen künftig zu rechnen ist, wird seit etwa 10 Jahren innerhalb des Rahmenpro-jektes KLIWA (»Klimaveränderung und Kon-sequenzen für die Wasserwirtschaft«,www.kliwa.de) untersucht.

Wasserstände des BodenseesDer Bodensee erhält den größten Teil seinesZuflusswassers aus dem alpinen Teil seinesEinzugsgebiets. Das nivale und teils glazialehydrologische Regime prägt daher seinensaisonalen Wasserstandsverlauf, und dieserwiederum die Lebensbedingungen im Flach-wasser- und Uferbereich sowie in ufernahenFeuchtgebieten. Mit den tendenziell wärme-

Perspektiven und Impulse

Bernd WahlInstitut für

Seenforschung (ISF)der Landesanstalt fürUmwelt, Messungen

und NaturschutzBaden-Württemberg

(LUBW), Langenargen

Abb 1.: Mittlere Jahresgänge des Bodensee-Pegels für verschiedene Zeiträume

ab 1960.

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in Vorarlberg

ren Wintern hat sich der winterliche Was-serrückhalt in Form von Schnee verringert.Die hierdurch verminderte Menge anSchmelzwasser im Frühjahr und Sommer er-klärt mit, warum im Bodensee seit einigenJahren die sommerlichen Wasserstände imMittel auffällig niedriger ausfallen (Abb. 1).Aber auch andere Einflussfaktoren kommenin Betracht, wie etwa Veränderungen in denNiederschlagsmengen oder in der Verdun-stung.

Die Flora und Fauna des Ufers und desufernahen Bereichs wird sich an diese Ände-rungen anpassen. Auch die Erosions- undSedimentationsabläufe in der Flachwasser-zone können sich mit den Wasserständenändern. Vor allem die Antwort des Menschenauf die veränderten Wasserstände birgt je-doch die Gefahr einer Beeinträchtigung desUfers und der Flachwasserzone des Boden-sees: Ausbaggerungen oder bauliche Maß-nahmen in der Flachwasserzone werden ver-stärkt gefordert werden, um z.B. die Nutz-barkeit der Häfen und Schiffsanlegestellenauch bei niedrigeren Wasserständen zu sichern.

Temperatur, Schichtung und Durch-mischungWährend Veränderungen im Wasserhaushaltdes Bodensees im Wesentlichen von Ent-wicklungen in seinem Einzugsgebiet abhän-gen, wird der Wärmehaushalt des Sees vor-wiegend über den Energieaustausch an derWasseroberfläche bestimmt. Der ansteigen-de Trend der Lufttemperaturen geht dahermit einer ähnlichen Entwicklung der ober-flächennahen Wassertemperaturen einher(Abb. 2). Eine tendenzielle Erwärmung istjedoch auch bis in die tieferen Bereiche desSees erkennbar.

Der saisonale Temperaturverlauf (Abb. 3)bestimmt maßgeblich die Schichtungs- und

Abb. 2: Verlauf der Jahresmittel der Oberflächen-Wassertemperatur

(blau, Seemitte) und der Lufttemperatur (rot, Station Konstanz des

Deutschen Wetterdienstes) von 1962 – 2008. Die Steigungen der li-

nearen Trendgeraden (grau) sind als Zahlenwert in der Grafik angege-

ben (°C/Jahr). Da die 1960er Jahre durch außergewöhnlich kalte Jahre

gekennzeichnet waren, fallen die Trendwerte für den dargestellten

Zeitbereich relativ hoch aus.

Abb. 3: Der mittlere Verlauf der Wassertemperaturen des Bodensees

bei der Seemitte-Messstelle (Mittelwerte von 1961-2005). Der Tempe-

raturverlauf lässt die Schichtungsperiode von etwa April bis Januar er-

kennen, während im Februar und März die sich ausgleichenden Tempe-

raturen eine tiefgreifende vertikale Durchmischung ermöglichen, wel-

che jedoch von Jahr zu Jahr unterschiedlich stark ausfällt.

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Natur und Umwelt

Perspektiven und Impulse

Folgen klimatischerVeränderungen fürden Bodensee

Durchmischungsvorgänge (Abb. 4), welchefür viele biologische und hydrochemischeAbläufe wichtig sind. Das Einsetzen der ther-mischen Schichtung im Frühjahr schafft dieVoraussetzung für ein rasch ansteigendesAlgenwachstum, welches im Nahrungsnetzwiederum für das Zooplankton und für dieFische Bedeutung hat.

Im Sommer wird durch die thermischeSchichtung der vertikale Wasseraustauschweitgehend unterbunden. Zwar sinken ab-gestorbene Planktonreste in die Tiefe; die imTiefenwasser freiwerdenden Nährstoffe ge-langen jedoch erst mit der winterlichen ver-tikalen Durchmischung wieder nach oben.Umgekehrt führt die winterliche Durchmi-schung zum Auffrischen der Sauerstoffkon-zentrationen in der Tiefe.

Die langjährigen Messreihen der Beob-achtungsprogramme zum Bodensee zeigenjedoch, dass sich mit der Erwärmung diesehydrodynamischen Prozesse verändert ha-

ben (KLIWA 2007). Die winterliche vertikaleDurchmischung und damit die Sauerstoffer-holung im Tiefenwasser fallen häufigerschwach aus. Die thermische Schichtung imFrühjahr setzt eher ein und damit auch dasWachstum des Phytoplanktons. Im Sommerführen die höheren Temperaturen zu einerstabileren thermischen Schichtung und da-mit zu einer noch geringeren vertikalenDurchmischung des Wassers im Bereich derSprungschicht.

Veränderte Temperaturen wirken auchdirekt auf die Organismen. Während bei-spielsweise erhöhte Oberflächentemperatu-ren im Spätherbst bei den Blaufelchen zu ei-nem späteren Ablaichen führen (Wahl & Löffler 2009), bedingt ein wärmeres Tiefen-wasser eine raschere Entwicklung der Blau-felcheneier (Eckmann 1987).

Zur Untersuchung der Wirkmechanis-men, welche die thermischen und hydrody-namischen Abläufe des Bodensees bestim-

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in Vorarlberg

men, werden auch numerische hydrodyna-mische Modelle angewandt. Diese unterstüt-zen die Interpretation der beobachteten Ver-änderungen und ermöglichen auch progno-stische Berechnungen zu Zukunftsszenarien.Auswirkungen der erwarteten künftigen kli-matischen Veränderungen lassen sich somitabschätzen. Die im Rahmen von KLIWAdurchgeführten Simulationsrechnungen zei-gen beispielsweise für eine weitere Erwär-mung eine noch stärkere Beeinträchtigungder winterlichen Tiefenwassererneuerung.Hierbei sind jedoch im Wesentlichen die win-terlichen Temperaturverhältnisse maßgeb-lich.

Die beobachteten Veränderungen zeigen,dass die limnischen Abläufe eng an die Wit-terungsverhältnisse gekoppelt sind. Wie sichdie klimatischen Veränderungen auf daskomplexe Wirkungsgefüge des Ökosystemsgroßer tiefer Seen auswirken, wird eine derwesentlichen Aufgaben der limnologischenForschung in den kommenden Jahren sein.Bereits jetzt gibt es Untersuchungen dieüberprüfen, ob das bislang etablierte Zu-sammenspiel der Organismen des Nah-rungsnetzes gestört werden könnte (z.B.Straile et al 2007). Wichtig bei der Klimafol-genforschung für den Bodensee ist auch, andere Einflussfaktoren, wie beispielsweiseVeränderungen in der Gewässerbelastungoder die Auswirkungen neu eingeschleppterTier- und Pflanzenarten, zu berücksichtigen.Auch der Handlungsbedarf und die Hand-lungsmöglichkeiten müssen im Kontext desgesamten Gewässerschutzes betrachtet wer-den. Während es wohl keine Möglichkeitengibt, einer sich abschwächenden winterlichenDurchmischung entgegenzuwirken, lässt sichdas Auftreten von Sauerstoffdefiziten im Tie-fenwasser durch eine möglichst geringeNährstoffbelastung des Sees minimieren.

Literatur siehe Seite 65

Abb. 4: Schema zur Abhängigkeit der vertikalen Durchmischung von

den Temperaturverhältnissen im See. Die Dichte des Wassers hängt

von der Temperatur ab. Das schwerere Wasser mit Temperaturen nahe

4°C sammelt sich in der Tiefe. Es wird in der Regel nur dann effektiv

durch Wasser aus den oberen Schichten ausgetauscht, wenn die Tem-

peraturverhältnisse vertikal nahezu ausgeglichen sind.

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Natur und Umwelt

Visionen für dieLandwirtschaft

Die Vorarlberger Landwirtschaft ist traditio-nell sehr einseitig auf Milchwirtschaft ausge-richtet, obwohl auch andere Produkte imGrün- und Bergland erzeugt werden könn-ten. Das absehbare Ende der Quotenrege-lung und der dramatisch gesunkene Milch-preis fordern ein Überdenken der bisherigenStrategie »Milch ohne Obergrenze«.

Viele Bauern sind mit der Betreuung ih-rer auf Hochleistung getrimmten Kühe über-fordert. Das genetische Potenzial der Herdenist den betrieblichen Möglichkeiten derStand orte schon längst und weit davon ge-stürmt. Insbesondere auf den Alpen zeigtsich dieses Missverhältnis in einer dramati-schen Verschlechterung der Tiergesundheit.

Aber auch in den Talbetrieben gibt es eine besorgniserregende Entwicklung: 80Prozent der Kühe erleben ihre dritte Laktati-on nicht mehr. Die prämierten Dauerlei-stungskühe rekrutieren sich aus den 20 Pro-zent »Überlebenden«.

Der Naturschutzrat hat deshalb nach denVorschlägen des FIBL (Forschungsinstitut fürbiologische Landwirtschaft) Überlegungen zueiner »naturverträglichen Viehzucht in Vorarl -berg« angestellt. In einer Arbeitsgruppe wur-den folgende Werthaltungen und Grund -auffassungen als Fundament analysiert:

Bekenntnis zur Region:� Regionale Lebensmittelerzeugung

forcieren, stärken� Tradition und Innovation geeignet

verbinden� Bindung, Verwurzelung in der Region als

Wert pflegen� Natur in ihrer Eigenart und Vielfalt

berücksichtigen

Bekenntnis zu Qualität und Leistung:� Glaubwürdige Markenprodukte vom

Bauern zum Händler schaffen� Lebens- und Standortqualität erhalten� Leistung und Qualität transparent und

nachvollziehbar anbieten� Betriebswirtschaftliche Notwendigkeit

berücksichtigen� Aber auch volkswirtschaftliche Gesamt-

zusammenhänge aufzeigen

Beachtung der physischen Gesundheitder Menschen:� Gesunde Lebensmittel von gesunden

Böden und gesunden Tieren� Gesunde Lebensmittel wertschätzen

(auch über Preis)� Bekenntnis zur naturbezogenen

Wirtschaft (Bodenhaftung)� Kreislaufwirtschaft praktizieren/fördern� Unabhängigkeit bei Energie und Saat-

gut/Zucht (wieder) erlangen� Der Standort bestimmt die Genetik� Berufliche Autonomie über moralisches

Handeln

Perspektiven und Impulse

Erik SchmidLeiter der AbteilungVeterinärangelegen-

heiten im Amt derVorarlberger

Landesregierung

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Bekenntnis zu ethisch orientiertemHandeln:� Tiere als Mitgeschöpfe wahrnehmen und

behandeln� Mitwelt wertschätzen (Lebensraum; Tie-

re, Landschaft…)� Gesamte Natur respektieren, Achtsam-

keit im Umgang� Einbinden geeigneter Pflegemaßnahmen

zur Erhaltung von Naturwerten� Ressourcen wertschätzen (Energie,

Transporte, Wasser)� Nachhaltig wirtschaften, statt kurzfristig

Gewinn zu maximieren� Fair denken und handeln� Lokale Wirtschaft unterstützen, fair trade

in der Region

Vision: Ausbau der Ländle-Marke zueiner regionalen Fairness-MarkeEines der Hauptprobleme in der ehrlichenKommunikation dieser Botschaften ist diezum Teil massive Diskrepanz in der Wahr-nehmung z.B. der Bedeutung des Nutztier-schutzes bei den Bauern (Produzenten) undbei der Bevölkerung (Konsumenten). Erste-re denken eher in technischen Normen alsQualitätskriterien des Endproduktes, Letzte-re eher in emotionalen Kriterien entlang desProduktionsprozesses. Die zunehmende Entfremdung der urbanen Gesellschaft vonder ländlichen bringt zusätzliche massive Informationsdefizite, die die Kommunikationnahezu verunmöglichen. Darüber hinausträgt der stark konzentrierte Lebensmittel-handel mit erfolgreicher Eigenmarkenstrate-gie wenig zur Transparenz bei.

Quellen siehe S. 64 und 65

in Vorarlberg

Abb 1: Abgangsursachen Milchkühe; Vergleich 1960 zu 2000

Quelle: Schwerin 2004

Abb 2: Erkrankungen in der 3. Laktation in Abhängigkeit von der Milchleistung

Quelle: FLEISCHER et al 2001

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Natur und Umwelt

Visionen für dieLandwirtschaft

Perspektiven und Impulse

Handlungsfelder und Lösungsansätze:

Handlungsfeld Ausprägungen Lösungsansätze

Auftritt der Bauern Konsequentes Handelnder Bauern

Motto: Wir Bauern nützen die Naturverantwortungsvoll!

Vorzeigebetriebe schaffen

Die Ausbilder (landwirtschaftliche Lehrer,Berater) qualifizieren

Bei den Bauern die Werthaltungen thematisie-ren und weiter entwickeln:� Tiere sind Teil der Schöpfung� Wichtig ist der Gesamtzusammenhang� Betriebswirtschaftliche Rahmenbedin-

gungen beachten

Die Qualität des Endprodukts in den Mittel-punkt des Handelns rücken – dabei ist zu be-achten, dass die Qualität entlang des ganzenProzesses entsteht.

Aufklärung derKonsumenten

Bereitschaft der Konsumenten,Händler, Gastronomie, öffentlichenEinrichtungen, Qualität zuerkennen, Wert zu schätzenund zu kaufen

Motto:Ländle-Produkte haben Klasse!

Die Bauern halten die Qualitätskriterien einund schaffen damit Glaubwürdigkeit

Beispiel: Beim Ländle-Alpschwein müssen dieRegeln wirklich eingehalten werden!

Leistungsverweigerer konsequentsanktionieren

Ländle Qualitätsklassen schaffen und ihreVorzüge bekannt machenDie Zuchtpolitik überdenken (Wollen wir fürden Exportmarkt oder den Heimmarkt produ-zieren?)

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in Vorarlberg

Handlungsfeld Ausprägungen Lösungsansätze

Information derBevölkerung

Zu den Zielgruppen gehören:� Kinder� Jugendliche� Erwachsene� Familien� Gemeinnützige Organisationen� Lehrer/innen� ….

Es geht um Bildung! � Erkennen von Zusammenhängen� Mündiges Verhalten� Erkennen von Lügen und

Ausreden

Motto: Bei uns erleben Sie Landwirt-schaft und ihre Qualität!

Gesunde Wiesen und gesunde Tiere müssenauch vorhanden und vorzeigbar sein.

Landwirtschaftliche Wertvorstellungen, Metho-den und Qualitäten lehren und erleben lassenDer Bevölkerung zeigen, dass unsere Land-wirtschaft kein Zoo oder Museum ist, sondernaus echten, lebendigen Betrieben besteht

Die Themen Landwirtschaft, Viehzucht,Ernährung, usw. im Schulunterricht inhaltlichund methodisch völlig neu – erlebnisorientiert– gestaltenProjektstelle »tierleben« www.tierleben.or.at

Motto: Wir informieren engagiert!Erlebnisbauernhöfe (Kooperation »Tierschutzmacht Schule« und »Schule am Bauernhof«)

Faires Denken undHandeln

Es gibt vereinbarte Fairness-Regelnim ganzen Prozess

Motto:Uns können Sie beim Wort neh-men – die Ländlemarken halten,was sie versprechen!

Ein gemeinsames Bewertungssystemausarbeiten und vereinbaren(Hinweis: ethicalmatrix.net) »Fairnessmarke«nach dem Modell e5

Für die Landwirtschaft Anreizsysteme undSanktionsmechanismen entwickeln und ver-einbaren

Mit Ländlemarken konsequente Markenpolitikbetreiben, Qualität damit verbindenRegionale Partnerschaften aufbauen

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Natur und Umwelt

Das LiechtensteinerNotfütterungs-konzept

Perspektiven und Impulse

Die Praxis der künstlichen Rothirsch-Winter-fütterung war in Liechtenstein währendJahrzehnten üblich. An vier Standorten, inderen Einzugsbereich zwischen 40 bis über150 Stück Wild standen, wurde bis 2004 vonMitte Oktober bis Anfang Mai Futter vorge-legt. Die Wildkonzentration um die Futter-stellen war Ursache von nicht länger verant-wortbaren Verbiss- und Schälschäden amJungwald; auch das Wild selbst litt unterStress und zeigte ein vergleichsweise gerin-geres Körpergewicht als ungefüttertes Wildin der Nachbarregion.

Diese ungünstigen Wirkungen waren An-lass, die künstliche Winterfütterung 2004 zuverbieten. Seitdem wird ein Konzept einerfrühestens Mitte Januar einsetzenden Ma-gerheuvorlage angewendet, um Notzeitenzu überbrücken. Dieses so genannte Notfüt-terungskonzept wurde vom Amt für Wald,Natur und Landschaft in Zusammenarbeitmit dem Jagdbeirat, Jagdpächtern und Ge-meindeförstern auf der Basis der Empfeh-lungen eines umfassenden Gutachtens ent-wickelt und von der Regierung im Frühling2004 als verbindlich beschlossen.

Positive ErfahrungenWie die durchwegs positiven Erfahrungender ersten fünf Jahre belegen, begünstigtdieses Notfütterungskonzept eine ausgewo-genere Verteilung des Rothirschs über diegeeigneten Wintereinstandsgebiete; gleich-zeitig stellt es sicher, dass ein Notfutteran-gebot bei anhaltendem Frost und hoherSchneelage, welche die Naturäsung unzu-gänglich machen, Waldschäden vermeidenhilft. Auch der Rothirsch selbst profitiert inseinem Wohlbefinden.

Die bisherigen Erfahrungen beweisenaber auch, dass die Jagdpächter – nach eini-ger Überzeugungsarbeit – mit einer konse-quenten Umsetzung der gemeinsam verein-

barten Strategien und Maßnahmen Verant-wortung für die Erhaltung des Rothirsch-Le-bensraumes Wald und für den Rothirschselbst zu übernehmen bereit sind. Diese Jä-ger sind es, welche langfristig auch die Mög-lichkeit einer nachhaltigen Jagd auf den Rothirsch sichern – die Jagd auf einen Rothirsch, der zwar nur mehr in geringererZahl vorhanden sein wird, aber tatsächlichnoch Wildtier sein kann.

Der Lebensraum des RothirschsDer Wald mit seiner Ausstattung an lebens-notwendigen Requisiten, wie Raum fürÄsung, Deckung, Ruhe und Fortpflanzung,insbesondere jedoch dessen Eignung alsWinterlebensraum, erweist sich in Liechten-stein als limitierender Faktor für die Einschät-zung des tragbaren Rothirschbestandes.

Der »Liechtensteiner« Rothirsch ist Teileiner Rothirschpopulation, welche die an-grenzenden Gebiete insbesondere inGraubünden und Vorarlberg besiedelt. DerLebensraum, der dem Rothirsch in Liechten-stein zur Verfügung steht, umfasst nur etwaein Drittel derjenigen Fläche, welche die zu-sammen gehörende Rothirschpopulation ef-fektiv besiedelt. In Liechtenstein beträgt dervom Rothirsch (mit)genutzte Kernlebens-raum während des Sommerhalbjahres 3300ha – 2800 ha innerhalb des Waldareals,während des Winterhalbjahres 1100 ha, wo-von 1000 ha Wald sind. Der Rothirsch ist so-mit im Sommer wie im Winter in höchstemMaße auf den Wald als Lebensraum ange-wiesen. Gleichzeitig besiedeln die Gämse,das Reh und am Rande auch der Steinbockdiese Gebiete und konkurrierende menschli-che Ansprüche wie Schutzwalderfordernisseoder Freizeitnutzung reduzieren die Trag-fähigkeit dieses Lebensraums für den Ro-thirsch markant.

Felix NäscherAmt für Wald, Natur

und LandschaftFürstentum

Liechtenstein

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in Vorarlberg

Künstliche Winterfütterung bis 2004Die künstliche Winterfütterung des Rot -hirschs bezweckte die Erreichung wald- undjagdwirtschaftlicher Ziele:� Die Lenkung in und die Bindung an geeig-

nete Wintereinstandsgebiete;� die Verminderung und Verhütung von un-

tragbaren Verbiss- und Schälschäden;� die Steigerung des Körpergewichtes, die

Erhöhung der Widerstandskraft und dieVerbesserung des Gesundheitszustandes;

� die Katastrophenhilfe während außerge-wöhnlich strengen Wintern;

� die Steigerung der Trophäenstärke.

Es galt einen Rothirschbestand zu überwin-tern, der bezüglich seiner Zahl nahezu demSommerbestand entsprach – und dies in ei-nem Winterlebensraum, der an Fläche ledig-lich einen Bruchteil des Sommerlebensrau-mes ausmacht. In diesem Winterlebensraumwollen gleichzeitig zunehmend umfassende-re menschliche Nutzungsinteressen befrie-digt werden, welche mit den Bedürfnissendes Rothirschs in Konkurrenz stehen.

Die künstliche Winterfütterung wurde

während Jahrzehnten bis zum Jahr 2004 in-tensiv, nach gängiger Lehre vorbildhaft undmit großem Einsatz der Jagdpächter betrie-ben. Dennoch – mit der Futtervorlagewährend 5 bis 7 Monaten an den vier Groß -fütterungen wurden die angestrebten Zieleverfehlt.

Die Krücke »künstliche Winterfütterung«war nicht in der Lage, den natürlichen jah-reszeitlichen Mangel an Lebensrequisiten fürden Rothirsch in seinem Winterlebensraumauch nur annähernd auszugleichen undSchäden am Wald zu verhindern. Verbiss-und Schälschäden verunmöglichten die Er-reichung von Waldbau- und Naturschutzzie-len auf großer Fläche und verursachtenvolkswirtschaftlich hohe Kosten. Die Wild-schäden sind in Liechtenstein gemäß derletzten Verbisszaunkontrolle 2004/05 auf 75Prozent der Vergleichsflächenpaare untrag-bar. Als tragbar wird ein Wildbestand erach-tet, welcher auf nicht mehr als 25 Prozentder Vergleichsflächenpaare untragbareSchäden verursacht.

Das natürliche Wanderverhalten des Rot -hirsches in die Winterlebensräume im unte-

Ungestörte, sonnigePlätze mit schnellausapernden Stellensind die wichtigstenFaktoren für einenidealen Winterein-stand

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Natur und Umwelt

Perspektiven und Impulse

ren Samina-, im Gamp- und im Gamperdo-natal sowie in den rheintalseitigen Westhangwurde durch die als künstliche »Barrieren«wirkenden Winterfütterungen behindert.

Die intensiv gefütterten, liechtensteini-schen Rothirsche wiesen vergleichsweise ge-ringere Körpergewichte auf als die ungefüt-terten in den benachbarten KantonenGraubünden und St. Gallen und die Hirschezeigten eine schwächere Kondition. Sie erfüllten auch die Erwartungen an den Zu-wachs der Trophäenstärke nicht.

Diesen Umständen trug das Rothirsch-Management, insbesondere die Abschuss-planung, nicht ausreichend Rechnung. DieTragfähigkeit der Lebensräume für den Rot -hirsch wird seit den letzten 40 Jahren zunehmend beschnitten – und dies in einemderartigen Maße, dass im Winter jeweils nurein Bruchteil jenes Wildbestandes ein Aus-kommen zu finden vermag, der im Sommerim Berg- und Alpengebiet leben kann. Aucheine bestmöglich ausgestattete Winterfütte-rung vermag dies nicht zu kompensieren.

Das Liechtensteiner Notfütterungs-konzeptEin nachhaltig nutzbarer Rothirsch-Winterle-bensraum zeichnet sich aus durch dasgleichzeitige Vorhandensein von weitestge-hend ungestörten Einstandsflächen, von zu-gänglicher Naturäsung sowie von einem die-sen Lebensrequisiten angepassten Wildbe-stand. Jagdwirtschaftliches Ziel ist es, einendauerhaft tragbaren Rothirschbestand zu er-halten, dessen Lebensgrundlagen wo immermöglich zu verbessern und eine möglichstinteressante, gleichzeitig aber nachhaltige,jagdliche Nutzung zu begünstigen. Als nach-haltig tragbar ist dieser Rothirschbestanddann zu erachten, wenn sichergestellt ist,dass die Lebensraumkapazität langfristignicht übernutzt wird, eine Abstimmung auf

die anderen Nutzungsinteressen gewährlei-stet ist und sich dieser Wildbestand in art-gemäßem Wohlbefinden entwickeln kann.Gemäß den Bestimmungen der laufendenJagdpachtverträge soll in der Jagdpachtperi-ode 2004 bis 2012 eine Reduzierung desWinterbestandes auf etwas über 1 Stück/100 ha Wald oder max. ca. 100 bis 120Stück erfolgen – eine Größe des Rothirsch-bestandes, welche in etwa der natürlichenTragfähigkeit des Winterlebensraumes ent-sprechen dürfte.

Im Liechtensteiner Berg- und Alpenge-biet können zwischen Anfang November undEnde April erhebliche Starkschneefälle ein-treten. Diese erlauben in der lockeren undhohen Schneedecke über mehr als 10 Tagekaum mehr längere Wanderungen des Wil-des. Gerade in der zweiten Winterhälftekann auch eine hart gefrorene, dickeSchneeschicht das Erreichen der Naturäsungzu einer Zeitperiode verunmöglichen, in wel-cher die im Herbst angelegten Fettreservenschon verbraucht sind. Beides kann ab EndeJanuar – selbst bei einem Rothirschbestand,der seine natürlichen Nahrungsgrundlagennicht übernutzt – zu erheblichen Verlustendurch Schwäche und Hungertod führen. Insolchen Situationen soll das Notfütterungs-konzept zum Tragen kommen. Dieses zieltdarauf hin, dem Rothirsch- und Rehbestand,eine selbst gewählte Verteilung über den zurVerfügung stehenden Lebensraum zu erlau-ben; gleichzeitig soll die Nutzung geeigne-ter, alle Lebensrequisiten enthaltender Ni-schen durch die Vermeidung von Wildkon-zentrationen begünstigt werden.

Mit der Mahd von Berg- und Alpenwiesenund der Errichtung von Magerheutristen und-raufen kann dezentral das Sommeräsungs-angebot maßgeblich verbessert und gleich-zeitig eine wildtiergerechte Notfuttervorlagebereitgestellt werden. Extreme Winterbedin-

Das LiechtensteinerNotfütterungs-konzept

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in Vorarlberg

gungen sollen unter Rücksichtnahme auf ge-sellschaftlich-ethische Werthaltungen be-treffend Fürsorge für die »anvertraute«Kreatur (Tierschutz) durch Notfuttervorlagevon Magerheu überbrückt werden. Es gehtdabei nicht darum, die Kondition und Konsti-tution der Tiere zu verbessern oder die Tro-phäenqualität zu erhöhen. Es geht vielmehrdarum, den Hungertod von Wildtieren beiExtrembedingungen zu verhindern und dasWild mittels Notfuttervorlage von Siedlungenund viel befahrenen Straßen fernzuhalten.

Notzeit� Frühester Termin für die Öffnung der Tri-

sten und Raufen ist der 15. Januar. Vor-behalten bleiben außerordentliche Ex-tremsituationen, die sich bereits im De-zember einstellen. Über das Vorliegenund die Konsequenzen einer solchen Situation befindet der Jagdbeirat.

� Tristen und Raufen können vor dem 20.Februar geöffnet werden bei Notwendig-keit zur kleinräumigen Lenkung des Wil-des oder bei Unzugänglichkeit der natürli-chen Äsung über mehr als 10 Tage in

Folge anhaltender, extremer Schneehöheoder anhaltender Verharschung.

� Bis zur Erlaubnis zur Futtervorlage nachBefinden des Jagdbeirates sind die Tristenund Raufen eingezäunt zu halten.

� Die Tristen und Raufen können unabhän-gig von der Witterung ab dem 20. Febru-ar dem Wild zugänglich gemacht werden.

AusblickDas auf einer Verteilungsstrategie fußendeNotfütterungskonzept ist Ausdruck einesVerständnisses im Umgang mit Wildtieren,welches Wildtiere achtet und deren Lebens-raum schützt, welches die in hohem Maßvorhandene Anpassungsfähigkeit des Rothir-sches – auch in der Nähe des Menschen –laufend wach erhält, welches die Futter -potenziale des Waldes nutzt und gleichzeitigVerbiss- und Schälschäden verhindert, welches, unter Inkaufnahme einzelner Fall-wildstücke in Extremsituationen, das Wild-tier tatsächlich als Wildtier erhält und welches nicht zuletzt eine Jagd erlaubt, dieaufgrund ihrer ethisch korrekten Grundlagediesen Namen auch verdient.

Geöffnete Triste

in der Notzeit

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VorarlbergerNaturschutzrat

Georg Grabherrgeboren 1946, Studium der Biologie und Erdwissenschaften, 1984 Habi-litation im Fach Botanik in Innsbruck. 1986 Berufung als ordentlicherUniversitätsprofessor für Vegetationsökologie und Naturschutzforschungan die Universität Wien. Forschungsschwerpunkte: Vegetation aus na-tionaler und globaler Sicht; Klimafolgenforschung, Naturschutzfor-schung. Mitglied zahlreicher Kommissionen, seit 2001 Vorsitzender desVorarlberger Naturschutzrats.

Rainer Siegelegeboren 12.09.1957, HTL-Hochbau-Bautechniker, seit 1993 Bürgermei-ster der Gemeinde Mäder, seit 1995 Obmann Vorarlberger Umweltge-meindeverbandes, seit 1999 1. Vorsitzender des Gemeindenetzwerks»Allianz in den Alpen«.

Ernst Bickelgeboren 1951, landwirtschaftliche Fachschule und Ausbildung zum Land-wirtschaftsmeister; im Hauptberuf Landwirt sowie Alpmeister auf der Al-pe Sera in Blons im Biosphärenpark Großes Walsertal; Gemeinderat inBlons.

Hans Peter Metzlergeboren 1965, 1980-1986 Besuch der Tourismuschule Bludenz, Matura1986, im selben Jahr Übernahme des elterlichen Betriebs »Hotel Schiff«in Hittisau nach dem Tod des Vaters, 1988-1994 Obmann des JungenGastgewerbes Vorarlberg, 1995-2000 Obmann der Regio Bregenzer-wald, Mitbegründer der »Käsestrasse Bregenzerwald« und deren Obmann von 1998-2008.

Margit Schmid, Geschäftsführeringeboren 1961, Diplombiologin, Studienzweig Zoologie. Seit 1985 alswissenschaftliche Mitarbeiterin in der Vorarlberger Naturschau beschäf-tigt. Im Rahmen dieser Tätigkeit zehn Jahre Amtssachverständige fürNatur- und Landschaftsschutz. Seit 1993 Leiterin der Vorarlberger Naturschau inatura, Mitglied des Wissenschaftsbeirates, des Kulturbei -rates und des Umweltschutzbeirates der Vorarlberger Landesregierung.

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A Trends und Entwicklungen

Biologische und landschaftliche Vielfalt

AVL Arge Vegetationsökologie und Landschaftspla-nung (2008): Aktualisierung des Vorarlberger Biotop -inventar. Im Auftrag der Vorarlberger Landesregie-rung

Birdlife (unveröff.): Vorarlberger Brutvogelatlas 2010,Entwurf

Boden

Scherer, J. (2008): Bodenschutz – UmweltarchivFeuchtbiotope. Amt der Vorarlberger Landesregie-rung, (Hrsg), Bregenz

Gans, O.; Pfundtner, E.; Winckler, Ch. (2007): Re-duktion des Antibiotikaeintrages in landwirtschaftlichgenützte Böden durch Biogasanlagen, Zwischenbe-richt. Bundesministerium für Land- und Forstwirt-schaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft (Hrsg), Wien

Eberhard, W.; Scheffknecht, Ch. (2007): Biogasgülle –Nähr- und Schadstoffgehalte in Gärrückständen. Amtder Vorarlberger Landesregierung (Hrsg), Bregenz

Amt der Vorarlberger Landesregierung, Rinderdaten-bank: Viehdichte in Vorarlberger Gemeinden 2008

Siedlungsentwicklung und Raumplanung

Amt der Vorarlberger Landesregierung, FWP-Bilanz2009, unveröff.

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft,Umwelt- und Wasserwirtschaft (Hrsg), (2009): Indi-katorenbericht zur Biodiversität in Österreich, Nach-haltigkeit für Natur und Mensch

UMG Umweltbüro Grabher (2005): Kartierung derLandnutzung im Talraum des Vorarlberger Rheintals.Eine Grundlage für ökologische Planungen, Bewertun-gen und ein Landschaftsmonitoring. Im Auftrag desVorarlberger Naturschutzrates.

Gewässer

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Landwirtschaft

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UMG Umweltbüro Grabher (2004): Ökologische Be-wertung von Vorarlberger Bergbauernhöfen unter-schiedlicher Nutzungsintensität

Wald und Forstwirtschaft

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Naturschutzanwaltschaft Vorarlberg, BH Bludenz: In-formationen zum Ausmaß der Auwaldrodungen

Rechnungshof (2009): Bericht des Rechnungshofes.Aufgabenerfüllung und Organisation der Forstdienstein den Ländern

Naturschutzanwaltschaft Vorarlberg: Daten zu Bauan-trägen von Forststraßen

Tourismus

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Verkehr

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Literatur und Quellen

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Energie

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C Perspektiven und Impulse

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[5] Reclip:more

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[9] FAF (2007): Forum für Atomfragen: Kernenergie,Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Ein Argumentari-um des Forum für Atomfragen. Bundesministeri-um für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt undWasserwirtschaft 2007.

[10] Leggewie, C.: Welzer, H. (2009): Das Ende derWelt, wie wir sie kannten. Klima, Zukunft und dieChancen der Demokratie. S. Fischer Verlag.Frankfurt am Main.

Folgen klimatischer Veränderungen fürden Bodensee

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Visionen für die Landwirtschaft

Quelle: FIBL; Einschätzungsbogen für eine standort-gerechte Milchviehzucht 2. Auflage, BestNr 1411;ISBN:978-3-906081-88-5; https://www.fibl-shop.org/shop/show.php?sprache=DE&art=1411

Literatur und Quellen

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