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Natur- und Umweltschutz Filderstadt · bzw. mittelhochdeutschen ab und bedeutet ursprüng-lich: Grund eines flachen Gewässers. Boden steht für umgangssprachlich ErdreichoderErdeundbedeutet:

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Natur- und Umweltschutz

Filderstadt

in

2009

Herausgegeben vonUmweltschutzreferat und Umweltbeirat

der Stadt Filderstadt

Inhaltsverzeichnis

Spezialthema Boden

Vorwort

Der Boden

Schätze im Boden

Die Entdeckung der Hügelgräber im Weilerhau

Versteinerungen auf den Fildern

Liegt die Zukunft des Ulmer Münsters in Plattenhardt?

Starke Typen mit sensiblem Charakter: Die Filderböden

Der Boden im Filderstädter Wald

Das fachgerechte Behandeln und Ableiten bzw. Versickern vonRegenwasser zum Hochwasser- und Grundwasserschutz ist fürdie Filder von besonderer Bedeutung

Sinnvolle maschinelle Bodenbearbeitung auf den Filderböden

Bodenpflege: Wichtigster Faktor im biologischen Gemüsebau

Dieter Lentz, Erster Bürgermeister der Stadt Filderstadt

Hartmut Spahr, Biotopkartiergruppe Filderstadt

Albrecht Miehlich, Biotopkartiergruppe Filderstadt

Nikolaus Back, Stadtarchiv

Siegfried Kolb, Hobbysammler von Mineralien und Fossilien inPlattenhardt

Carsten Wagner, Apotheker in Plattenhardt

Dr. sc. agr. Norbert Billen, Universität Hohenheim,Institut für Bodenkunde und Standortslehre

Eckhard Hellstern, Revierförster Filderstadt

René Schiemann, Dipl. Geologe TÜV Süd

Ernst Schumacher, landwirtschaftlicher Ortsverein Bernhausen

Jörg Hörz, Bioland Gemüsehof Hörz

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Kompostierung – Kompakt

Neue Standorte – neue Pflanzen

Wunderwelt Boden – Der fleißigen Mannschaft von Regenwurmund Co. über die Schultern geschaut

Am Boden zerstört: das Schicksal vieler Bodenbrüter

Ein Leben auf und in Filderstadts Böden: Laufkäfer

Städtepartnerschaft Poltawa – EU-Projekt „AgrarökologischesKompetenzzentrum Poltawa“

Von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommene Arbeitseinsätzefür die Natur im Landschaftsschutzgebiet „Auf der Heid“beim Altenzentrum St. Vinzenz, Plattenhardt

Eine neue Wildtierart in Filderstadt: bekommen wir auch einenProblembären?

Flora und Fauna um die Klinkernmühle

Filderstadt öko-logisch – Stadtspaziergänge zu Ökologie, Siedlungs-entwicklung, Umweltschutz und Nachhaltigkeit – 1. Teil: Bernhausen-Nord

Impressum

Oliver Briem, Fildergartenmarkt Briem

Dr. Manfred Schacke, Biotopkartiergruppe Filderstadt

Andrea Weber, Umweltschutzreferat Filderstadt

Eberhard Mayer, Biotopkartiergruppe Filderstadt

Jürgen Trautner, Arbeitsgruppe Tierökologie und Planung Filderstadt

Karin Hatt, Umweltschutzreferentin

Johann Gruber, Ehrenvorsitzender des Schwäbischen Albvereins,Ortsgruppe Plattenhardt

Eberhard Mayer, Biotopkartiergruppe Filderstadt

Peter Maasdorff, Biotopkartiergruppe Filderstadt

Dr. Willfried Nobel, Filderstadt

Aktuelles

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Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

ich freue mich, Ihnen mit dieser Ausgabe der Broschüre „Natur- undUmweltschutz in Filderstadt – Spezialthema Boden“ den 18. Jahrgangpräsentieren zu dürfen.Seit 1991 haben das Umweltschutzreferat und der Umweltbeirat der StadtFilderstadt diese Broschüre mit den vielfältigsten Themen aus dem Umwelt-und Naturschutzbereich in Filderstadt herausgebracht.

Mein Dank gilt daher den unermüdlich tätigen Autoren der Broschüre, ohnederen Beiträge kein einziger Jahrgang in Erscheinung getreten wäre.Damit sind vor allem die ehrenamtlichen Autoren der in Filderstadtumwelttreibenden Gruppierungen und Vereine, wie die Biotopkartier-gruppe, Schwäbischer Albverein oder Obst- und Gartenbauvereine gemeint.Aber auch die Hauptamtlichen aus den Reihen der Stadtverwaltung,Landratsamt, Universität Hohenheim sowie der Industrie und demGewerbe, die ihre fachlichen Beiträge in den vergangenen Jahresheftenvorgestellt haben, seien hier genannt.

Bereits im Jahr 2004 hat sich der Herausgeber für ein jährlichesSchwerpunktthema entschieden. Dies waren bisher die Themen „Wald“,„Umweltbildung“, „Klimaschutz“, „Wasser“ und „Streuobstwiesen“. Auch indieser Ausgabe mit dem Spezialthema „Boden“ wurde der Boden untervielen Aspekten beleuchtet: Nicht nur die Lebewesen, Pflanzen, Entstehung,Nutzung und Gefährdung, sondern auch der Boden in anderen Lebens-bereichen, wie Sprache oder Redewendungen und Kunst wurden in denFokus genommen.

Ich wünsche Ihnen aufschlussreiche und informative Lesestunden.

Dieter LentzErster Bürgermeister FilderstadtVorsitzender Umweltbeirat Filderstadt

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Der Boden

Hartmut Spahr, Biotopkartiergruppe Filderstadt

A nmerkung: Lieber Leser, aufgrund der Komplexibilität des Themasist dieser Beitrag zu umfangreich geraten. Daher sind in dieserDruckausgabe die Teile „Entstehung von Boden“ (Kap. 3), „Boden“

(Kap. 4) und „Gefährdung der Böden“ (Kap. 8) nicht enthalten. Im Internetist der komplette Beitrag gespeichert und abrufbar. Linkadresse siehe„Quellen“ (Kap. 11).

Zeit

auf dem von demden

1. Boden – die dünne Haut der Erde

Boden – auch Erde genannt – ist ein wahres Wunder der Natur. Boden lebtund entsteht auch laufend, aber nicht in unbegrenzter Menge, gleichzeitigist Boden auch nicht künstlich herstellbar oder vermehrbar. In nur einerHandvoll Erde tummeln sich mehr Lebewesen als Menschen auf unsererErde.

Als Boden versteht man die oberste – wenige Millimeter bis einige Metermächtige – Schicht der Erdkruste. Diese entsteht durch Umwandlungmineralischer und organischer Substanzen und ist von Wasser, Luft undlebenden Organismen durchsetzt. Ohne diesen Boden wäre außerhalb vonGewässern kein Leben auf unserer Erde möglich, keine Pflanzen könntenexistieren und sich keine Tiere von diesen ernähren. Auch uns Menschengäbe es nicht.

Prof. Stahr von der Universität Hohenheim formuliert: „Böden sindNaturkörper und als solche vierdimensionale Ausschnitte aus der Erdkruste,in dem sich Gestein, Wasser, Luft und Lebewelt durchdringen.“

deshalb, weil auch die bei der Bodenbildung eine ent-scheidende Rolle spielt.

Mutter-Boden ist also ein Schatz, wir gehen, wir leben undwir doch nur selten als solchen wahrnehmen. Obwohl zentrale

Grundlage des Lebens, ist das Bewusstsein darüber – eigentlichunverständlich – nur schwach ausgeprägt. Selbst im Zuge des in den letztenJahrzehnten gestiegenen Umweltbewusstseins fand seine Bedeutung als

Vier-

dimensional

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natürliche und unverzichtbare Ressource vergleichsweise wenig Beachtung.

Es soll sogar Zeitgenossen geben, die als bezeichnen, vielleichtweil er irgendwelchen Vorhaben im Wege steht oder an den Schuhen klebt.Eine solche Herabsetzung oder Pejoration – wie der Lateiner zu so etwas sagt– ist völlig unangemessen, wenn nicht gar schädlich. Hier ist eine Änderungder Sichtweise dringend angebracht, denn:

Boden lebtBoden ist gemeinschaftliches GutBoden ist gemeinschaftliches Gut, das Eigentümern gehören kannBoden ist wertvollBoden bedarf großer Wertschätzung als NaturschatzBoden ist Träger von LebenAuf Boden wächst unser BrotBoden gehört unseren NachkommenBoden, Ressource für die Zukunft

Frédéric Fallon (1862) sagt zu unserer Lebensgrundlage Boden u. a.:

Und:

(Herbert Girardet)(Indianisches

Sprichwort)

Und in der Bibel (1. Moses 3,19) steht geschrieben:

Wie wahr!

In der Europäischen Bodencharta heißt es:

Boden erfüllt vielfältigeFunktionen, die für menschliche Gesellschaften grundlegend sind, wie:

LebensraumNahrungsmittelproduktionTrinkwasserspeicherBau- und RohstofflagerNatur- und kulturhistorische ArchivfunktionNaturerfahrung und Erholungsfunktion.

Boden

2. Definition Boden

Dreck

„Es gibtin der ganzen Natur keinen wichtigeren, keinen der Betrachtungwürdigeren Gegenstand als den Boden.“ „Eine Nation, die ihrenBoden zerstört, zerstört sich selbst.“

„Wer kann die Tatsache leugnen, dass die Menschheit letzten EndesGeschöpfe des Erdbodens sind?“„Was die Erde befällt, befällt auch die Söhne der Erde.“

„Denn du bist Erde, undsollst Erde werden.“

„Der Boden ist eines derkostbarsten Güter der Menschheit. Er ermöglicht es Pflanzen, Tieren undMenschen auf der Erdoberfläche zu leben.“

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Erstmals wurden am 01.03.1999 im Bundes-Bodenschutzgesetz

die Grundsätze für die Vorsorge unddie Pflichten zur Gefahrenabwehr

zum Schutz der Böden rechtlich festgelegt. Dazu heißt es im § 2 Begriffs-bestimmungen Abs. 2:„Der Boden erfüllt im Sinne dieses Gesetzes:

a) Lebensgrundlage und Lebensraum für Menschen, Tiere, Pflanzen undBodenorganismen,b) Bestandteil des Naturhaushalts, insbesondere mit seinen Wasser- undNährstoffkreisläufen,c) Abbau-, Ausgleichs- und Aufbaumedium für stoffliche Einwirkungen aufGrund der Filter-, Puffer- und Stoffumwandlungseigenschaften, insbeson-dere auch zum Schutz des Grundwassers.

a) Rohstofflagerstätte,b) Fläche für Siedlung und Erholung,c) Standort für die Land- und Forstwirtschaftliche Nutzung,d) Standort für sonstige wirtschaftliche und öffentliche Nutzungen, Verkehr

Ver- und Entsorgung.“

Puh, fürchterlich so ein Gesetzestext, aber notwendig und zutreffend.Das umfangreiche technische Regelwerk ist im Internet unterhttp://bundesrecht.juris.de abrufbar.

Boden erfüllt die verschiedensten Funktionen:Ist Lebensraum für die natürliche Vegetation und damit Grundlagefür das Wachstum von PflanzenIst Lebensraum für eine unvorstellbare Zahl an BodenbewohnernTiere leben darin, z. B. 95 % aller Insekten durchlaufen einbodenbewohnendes Stadium

1. natürliche Funktionen als

2. Funktionen als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte sowie

3. Nutzungsfunktionen als

3. Entstehung von Boden

4. Boden4.1. Bodenaufbau4.2. Bodenarten

5. Funktionen des Bodens

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Tiere weiden daraufProduktionsgrundlage für Land- und Forstwirtschaft undGartenbau. Damit Sicherung unserer ErnährungMenschen bauen Häuser und StraßenMenschen graben nach RohstoffenFiltert SchadstoffeSpeichert WasserReinigt das GrundwasserPuffert schädliche Wirkungen ab

Zudem sind Böden sowohl aus als auchSicht wertvolle Archive. Was wüssten wir sonst von den alten

Hochkulturen der Chinesen, Ägypter, Griechen, Römer, Kelten oderGermanen ohne die archäologischen Funde, die bis heute andauern. Einigedieser Archive sind aber durch die menschliche Nutzung oder auch durchnatürliche Prozesse bedroht. Sie gilt es zu erfassen und zu erforschen, bevorsie gänzlich verloren sind. Andere Bodenarchive werden vielleichtnachfolgende Generationen erkunden, besonders jene, die wir heute durchunsere Aktivitäten – bewusst oder unbewusst – selber anlegen (z. B. Depo-nien).

Wir können durchaus an sich betrachten. Dazu diedrei wichtigsten Indizien (nach Dr. Thomas Caspari, Uni Freiburg):

„Man kann Boden nicht herstellen. Boden muss über tausende,zehntausende von Jahren wachsen, sich entwickeln und reifen.Boden hat einen Stoffwechsel:

Er atmet und produziert dabei CO im Mittelwert von18 Litern pro Quadratmeter und Tag. Zum Vergleicherzeugt ein erwachsener Mensch 330 Liter.Er atmet und verbraucht dabei Sauerstoff. WerdenBöden z. B. durch Wassermangel unter Stress gesetzt,benötigen sie mehr Sauerstoff.

Man kann Boden töten (z. B. mit Chemikalien).“

Lieber Leser, bemerken Sie die Analogie zu uns Menschen?

Es gibt Wissenschaftler, die daher nicht ausschließen, dass das Leben auf derErde nicht – wie gemeinhin angenommen – in flachen Meeresufern, sondernim Boden entstanden ist: der Boden als „Geburtshelfer“ des irdischenLebens.

erdgeschichtlicher kultur-

historischer

Boden als Lebewesen

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6. Nutzung des Bodens

Nahrungsmittel

7. Boden in anderen Lebensbereichen

7.1. Boden und Sprache

Die Bildung von Böden ist wie beschrieben ein komplizierter undlangwieriger Prozess, aber im Laufe der Zeit wurde nahezu die gesamteErdoberfläche mit Böden bedeckt. Auf diesen konnte sich eine vielfältigePflanzen- und Tierwelt entwickeln. Auch der Mensch hat frühzeitig dasPotential Boden für seine Ernährung erkannt, hat teilweise seineLebensweise vom Sammler und Jäger verändert und ist in der Mittel- undJungsteinzeit (10.000 bis 4.500 vor Chr.) sesshaft geworden. Er hat in derFolge Wildpflanzen selektiert und ertragreiche Kultursorten (z. B. Getreidewie Einkorn, Emmer, Roggen und Reis aus Gräsern) gezüchtet. Damit wardie Landwirtschaft geboren und im Zuge damit ist die Zivilisation möglichgeworden.

Heute werden über 90 % aller – direkt oder über denUmweg als Tierfutter – auf Böden erzeugt. Etwa 12 % der Erdoberflächewerden für den Ackerbau genutzt, weitere 24 % als Weideland. Von dieserFläche, die nur noch in den Tropen auf Kosten der Regenwälder ausgeweitetwerden kann, muss eine stetig wachsende Weltbevölkerung ernährt werden.Die Methoden der heutigen industriellen Landwirtschaft gehen dabei oft aufKosten der Böden, jedes Jahr gehen so ca. 23 Milliarden Tonnen Bodendurch Erosion, Schadstoffeintrag usw. verloren.

Der Mensch braucht (verbraucht) zudem den Boden als Baustoff, alsGrundlage für Wohnen, Arbeit, Freiheit etc. Er nutzt dabei bestimmteEigenschaften des Bodens aus. Die Frage, welchen Wert Boden hat, erfährt jenach Blickwinkel eine andere Antwort. Für den Landwirt ist ein Bodenwertvoll, wenn er ertragreich und gut bewirtschaftbar ist. Für denbauwilligen Käufer einer Liegenschaft sind diese Werte eher unbedeutend.Während Ertragsfähigkeit dem Landwirt nützt, dienen natür-liche Bodenstandorte der Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren.

Die Herkunft des Wortes leitet sich vom althochdeutschenbzw. mittelhochdeutschen ab und bedeutet ursprüng-

lich: Grund eines flachen Gewässers. Boden steht für umgangssprachlichErdreich oder Erde und bedeutet:

In der Bodenkunde: die oberste Schicht der ErdkrusteIn der Geologie: das LockergesteinIm Bauwesen: der natürliche Untergrund

nährstoffarme

„Boden“„bodam“ „bodem“

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Umgangssprachlich für Dachboden, Heuboden, SchnürbodenUmgangssprachlich für Fußboden, Erdboden, Dielenboden, Tanz-bodenIn der Musik: der untere Teil des Klangkörpers von Zupf- oderStreichinstrumentenIm Sport: die WettkampfflächeGebiet, BesitzGrundlage, Basis

Handwerk hat goldenenPositive und negative Ausdrücke:

ständigAn gewinnen/wettmachenFesten unter den Füßen habenAuf dem bleibenAuf dem der TatsachenEtwas aus dem stampfenEtwas fällt auf fruchtbarenAuf dem der Verfassung stehen

losZu gehen

verlierenDen unter den Füßen verlierenDer Fall ins loseAm zerstörtDem Fass den ausschlagenEiner Sache wird der entzogenDen der Tatsachen verlassenDas ist eine lose Frechheit

„Es gibt in der ganzen Natur keinen wichtigeren, keinen der Bedeutungwürdigeren Gegenstand als den ! Es ist ja der , welcher die Erdezu einem freundlichen Wohnsitz der Menschen macht; er allein ist es,welcher das zahllose Heer der Wesen erzeugt und ernährt, auf welchem dieganze belebte Schöpfung und unsere eigene Existenz beruhen.“ (FriedrichAlbert Fallou)

„Hohl ist der Boden unter den Tyrannen, die Tage ihrer Herrschaft sindgezählt, und bald ist ihre Spur nicht mehr zu finden.“ (Friedrich Schiller,Wilhelm Tell)

7.2. Sprichworte, Redewendungen, Zitate und Volksmund zum Boden

Boden.

BodenBoden

BodenBodenBoden

BodenBoden

Boden

BodenBoden

BodenBoden

BodenBoden

BodenBoden

Bodenboden

Boden Boden

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7.3. Boden in Namen

7.4. Boden in der Kunst

Orte namens

In Deutschland sind mindestens drei Ortschaften so genannt, In Österreichebenfalls drei, in der Schweiz einer und in Schweden eine Stadt mitgleichnamiger Festung und eine Verwaltungseinheit.

ist der Familienname folgender bekannter Personen (Auswahl):

Johann Andreas (1703 – 1764), deutscher Historiker undlutherischer TheologeBenjamin Gottlieb Lorenz (1737 – 1782), deutscherHistoriker und LiteraturwissenschaftlerSamuel (1826 – 1882), englischer SchachmeisterWilhelm (1890 – 1961), deutscher PolitikerLeon (* 1958), deutscher Schauspieler, Regisseur undSynchronsprecherFalk (* 1960), ehem. deutscher RadsportlerJens (* 1978), deutscher Eisschnellläufer

Boden in zusammengesetzten Ortnamen (Auswahl):

wie felde, mais, werder (ca. 20 in Deutschland) oderauch Adel in der Schweiz.

Schon immer haben sich Künstler mit der Natur und ihrer Produktebeschäftigt und auseinandergesetzt. Denken Sie an die unzähligen Gemäldevon Landschaft, Pflanzen, Bauern bei der Arbeit auf dem Feld oder anBildhauer, die Steinmaterial behauen und daraus Figuren etc. zaubern.Schon in vorchristlicher Zeit haben es die Menschen verstanden, austonhaltigen Böden Gerätschaften und Behältnisse herzustellen und diesedurch starkes Erhitzen haltbar zu machen. Den Bandkeramikern war dasallein nicht genug, denn sie haben diese Erzeugnisse noch kunstvoll verziertund damit ihren Wert gesteigert, sicher auch zur Freude der Nutzer.

Aber Boden als Kunstobjekt ? Warum denn nicht ? Hier dazu drei Beispiele:

1. Da wäre der Künstler Rainer Sieverding aus Cloppenburg, dem esVerfärbungen und Strukturen in den Bodenhorizonten besonders angetan

Boden:

Boden

Boden

Boden

BodenBoden

Boden

BodenBoden

Boden Boden Bodenboden

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haben. Er erzeugt – so genannte Lackprofile – indem er einentdecktes interessantes Profil vor Ort in mehreren Arbeitsgängen speziellbehandelt und nach der Trocknung von der Wand ablöst. Aufgezogen aufeine Holzplatte wird nun die Vorderseite des Bodens mit einerLackmischung behandelt, so dass sich die ursprünglichen Farben wiedereinstellen.

2. Oder die Installation „DER BEVÖLKERUNG“ des Künstlers Hans Haake,geb. 1936 in Köln. Dieses Werk wurde im September 2000 als letztes derKunst-am-Bau-Projekte für das Reichstagsgebäude in Berlin an den Bundes-tag übergeben. Das Werk besteht im Wesentlichen aus einer von massivenHolzbohlen eingefassten, großen Fläche im nördlichen Innenhof und einerLichtinstallation. Die Abgeordneten wurden danach gebeten, Boden ausihren Wahlkreisen beizubringen und diesen zusammen mit Bürgerinnenund Bürgern in diese Fläche zu füllen. Dabei sollten Informationen über dieHerkunft des Bodens und seiner Rolle in der Geschichte und der Wirtschaftdes jeweiligen Wahlkreises ausgetauscht werden. In der Mitte des gärt-nerisch betreuten, frei wuchernden Biotops wurde in Neonlicht-buchstaben die Inschrift

angebracht. Diese ist als Ergänzung zur zentralen Giebelinschrift desReichtagsgebäudes „DEM DEUTSCHEN VOLKE“ zu verstehen.

3. Hier stellt sich die Eine-Welt-Kirche, Schneverdingen in der LüneburgerHeide, mit dem Eine-Erde-Altar und dem Eine-Erde-Beet auf ihrer HP(Homepage) selber vor:

„Die Eine-Welt-Kirche wurde 1999 als Untervorhaben des EXPO2000-Projektes Weltforum Wald erbaut. Sie gab dem Gesamtprojekt einen fürjedermann erkennbaren Hinweis auf die angestrebte Ganzheitlichkeit. DerDreiklang konnte mit der Eine-Welt-Kircheverdeutlicht und wesentlich erweitert werden.

Der Altar hat die Form eines Flügeltriptychons. Mitgeöffneten Flügeln erinnert er an das Kreuz. Er besteht aus Edelstahlprofilenund Acrylglas. Idee und Entwurf stammen von der Künstlerin MarianneGreve, Hamburg. Es war ihr Anliegen, ein Symbol zu finden, das weltweitund konfessionsübergreifend als gemeinsamer Wert verstanden werdenkann. Ein solches Sinnbild ist Erde. Sie umfasst sowohl den Globus wie auchden Boden, von und mit dem jeder Mensch lebt.In dem dreiflügeligen Eine-Erde-Altar werden einmal 7.000 Erdspenden aus

Boden-Bilder

DER BEVÖLKERUNG

Mensch-Natur-Technik

Eine-Erde-Altar:

nicht

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aller Welt eingestellt sein. Verwendet werden dazu transparenteAcrylglashüllen in Buchform. Struktur und Farbe der Erde bleiben sichtbar.In einer Begleitdokumentation wird festgehalten und lesbar gemacht,woher die Erde stammt, wer sie gespendet und welche Beziehung derSpender zu ihr hat. Sie ist veröffentlicht unter

Südlich neben der Eine-Welt-Kirche ist ein kleines Blumen-beet angelegt. Der Charakter des Beetes ist einer Weltkarte nachempfunden.Der Boden stammt aus den unterschiedlichsten Gebieten unserer Erde. Erist hier zusammengetragen und bildet so die Grundlage für das Wachstumder darauf stehenden Pflanzen. Die Pflanzen stellen ebenfalls einen Bezug zuunserem Planeten her. Sie sind so gewählt, dass sie in unserem Klima gedei-hen, aber ihren Ursprung in den verschiedenen Erdteilen haben.“

Wussten Sie, verehrter Leser, dass Bodenkunde ein vollwertiges Studienfachist? Der Bodenkundler Dr. Thomas Caspari, Uni Freiburg i.Br. bemerkt aufseiner HP dazu:

Ich habe es in der Zwischenzeitgelernt, besonnen und verständnisvoll auf diese Fragen zu reagieren. Wenvor allem das Wesen des Bodenkundlers an sich interessiert, und wissenmöchte, ob die Ableitung Boden = Dreck Bodenkundler = Dreckskerleinen wahren Kern hat, dem sei an dieser Stelle der hervorragende Aufsatzvon Herrn Dr. Miehlich (Prof. i. R. am Institut für Bodenkunde derUniversität Hamburg) empfohlen“, nachzulesen im Internet unter:www.thomas-caspari.com/bodenkunde/artikel/miehlich.pdf.

Tatsächlich gibt es etliche Institutionen in Deutschland, die sich mit Bodenund allen seinen Facetten beschäftigen. Von ca. 18 möchte ich als Beispielenennen:

DBG = Deutsche Bodenkundliche GesellschaftDVB = Bundesverband BodenMax-Plank-Institut für Biogeochemie, JenaBMELV = Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und

www.eine-erde-altar.de.

„Welcher Bodenkundler kennt das nicht: auf die Frage, was man dennberuflich mache, wird man auf die gegebene Antwort Bodenkunde“ selbstvon ansonsten gutgläubigen Mitmenschen mit großen Augen angeschaut.Die Nachfragen lauten dann in etwa(meint wohl oft: „Davon kann man leben?“) oder „Kann man sich damittatsächlich ein halbes Jahr beschäftigen?“.

Eine-Welt-Beet:

7.5. Boden in der Wissenschaft

„Und das kann man studieren?“

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VerbraucherschutzBMBF = Bundesministerium für Bildung und ForschungBMU = BundesumweltministeriumUBA = Bundesumweltamt

Über 40 Universitäten in Deutschland von Aachen bis Würzburg bieten Voll-oder Teilstudien als Ergänzung benachbarter Fachrichtungen wie Biologie,Geologie, Chemie etc. an. Hier in unmittelbarer Nachbarschaft ist dieUniversität Hohenheim begehrter Studienort und auch weltweit ein Begriff.

Auf europäischer und internationaler Ebene existieren noch zahlreicheweitere Institutionen, die sich Boden zum Thema gemacht haben und damitAusbildungs- und Arbeitsplätze für die Wissenschaft bereitstellen.

Die bisherigen Aktivitäten in Richtung zeigen eine noch zugeringe Breitenwirkung. Im Unterschied zum gesellschaftlich etablierten

fehlt dem Boden immer noch eine eigene starke Lobby, diesich konsequent und damit auch erfolgreich für den Schutz dieserLebensgrundlage einsetzt.

(Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler a.D.)

Fachleute fordern ein radikales Umdenken: Weg von den konventionellenAnbaumethoden und hin zu einer nachhaltigen Nutzung, die den Bodenlangfristig schützt und somit dessen Fruchtbarkeit erhält.

ist eine besonders umwelt- und bodenfreundliche Form der

8. Gefährdung der Böden8.1. Bodenerosion8.2. Landwirtschaftliche Nutzung8.3. Schadstoffe8.4. Flächenverbrauch

9. Bodenschutz

Bodenschutz

Gewässerschutz

9.1. Landwirtschaft

Ökologischer

Landbau

„Bodenfruchtbarkeit und Bodengesundheit sind zwei grundlegendeVoraussetzungen menschlicher Existenz auf unserer Erde. Beides auf Dauerzu gewährleisten ist eine weltweite Aufgabe. Nur wenn die Bodenvor-aussetzungen für ein optimales Pflanzenwachstum erhalten bleiben undwenn die Fruchtbarkeit der Böden in vielen Gebieten auch noch gesteigertwird, kann die in den kommenden Jahrzehnten weiterwachsende Welt-bevölkerung ernährt werden.“

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Landwirtschaft: Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und geschlosseneNährstoffkreisläufe sind aktiver Bodenschutz.

Bodenerosion lässt sich vermeiden, z. B. durch eine schützende Boden-decke aus Zwischenfrüchten oder Untersaaten. Verzicht auf erosions-fördernde Kulturen wie Mais sowie Anlage und Erhalt von Hecken sindnatürliche Barrieren gegen Erosion.

„Am besten ist es, den Boden zu bearbeiten“, meint Kurt Steiner,Experte für Ressourcen schonende Landnutzungssysteme bei der Gesell-schaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) in Eschborn.

Im Weinbau als Beispiel wird zunehmend zwischen den Rebstöcken eineGrünbepflanzung angelegt. Die Wurzeln dieser Pflanzen schützen denBoden bei starken Regenfällen oder Stürmen und halten ihn fest. AuchAckerflächen werden allgemein schon häufiger mit Gründüngung versehen.Dadurch lässt sich nicht nur die Fruchtbarkeit des Bodens verbessern,sondern die Erde ist generell besser vor Erosion geschützt und vor allemwird zusätzlich das Bodenleben mit Nahrung versorgt.

Die von der GTZ empfohlenen modernen Methoden heißen

„Das Prinzip: Bei beiden Verfahren bleibt der Boden permanent mit einerSchutzschicht aus Stroh und Ernterückständen bedeckt – wobei derLandwirt das Saatgut per Hand oder mit einer speziellen

durch die Mulchauflage hindurch in den Boden bringt, ohne ihnvorher mit dem Pflug zu wenden. Der einzige Unterschied besteht darin,dass die Erde bei deroberflächlich gelockert wird, bei der Direktsaat dagegen völlig unberührtbleibt. Der Vorteil: Durch die schützende Auflage können Wasser und Winddem Boden nichts anhaben; außerdem bleiben die nährstoffreichenFeinbestandteile erhalten, und da sich die Struktur des Bodens verbessert,kann er wieder mehr Wasser speichern“.

Allerdings, räumt der GTZ-Experte ein,Dies gelte besonders für die

Bekämpfung von Unkraut. Denn das lasse sich nur mithilfe einerausgeklügelten Fruchtfolge, kombiniert mit der Einsaat von Zwischen-früchten zur Gründüngung und speziellen Herbiziden, ohne Pflug unterKontrolle halten. Auch stelle sich der Erfolg nicht sofort ein, sagt KurtSteiner. Die Erträge könnten anfangs sogar sinken – und das schrecke vieleKleinbauern ab. Daher müsse noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden.Denn bei richtiger Anwendung führten beide Verfahren mittel- und

gar nicht

Direktsaat-maschine

„stellen diese Verfahren erhöhteAnforderungen an das Management“.

Direkt- undMulchsaat.

Mulchsaat oder Minimalbodenbearbeitung

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langfristig zu deutlichen Ertragssteigerungen, bei einem wesentlichgeringeren Energie- und Arbeitsaufwand.“

Vor allem muss der ruinöse Konkurrenzkampf der Gemeinden in Baden-Württemberg um neue Einwohner und Gewerbegebiete beendet werden.Lösungen, dass der Landschaftsverbrauch drastisch reduziert werden muss,gibt es viele, z. B. für die Siedlungspolitik:

Nutzungsverdichtung in der Höhe,Nutzungsverdichtung in der Fläche in ungenutzten Bereichen,Nachverdichtung,untergenutzte Gebäude stärker nutzen,Schließen von Baulücken,Umnutzung (Konversionsflächen, …),Rückbau von Verkehrsflächen (Aktivieren von Restflächen),Mehrfach- und Zwischennutzungen.

Das muss nur politisch gewollt sein und umgesetzt werden. Daran fehlt aberoffensichtlich der Wille. Hierzulande scheint es bei den zurzeit regierendenPolitikern nur Straßenbau und Aufsiedlungen zu geben.

Fildermesse ErweiterungZweite Startbahn Flughafen (zurzeit nur gestoppt)Stuttgart 21Nord-West-Umfahrung BernhausenReutewiesenzerschneidungsstraße (Landschaftsschutzgebiet)Umgehungsstraße SielmingenAffelter II BonlandenKöller Sielmingenusw.

Auch überzogene Neuansiedlungen von landwirtschaftlichen Aussiedler-höfen statt Nachnutzung der verlassenen Höfe und Neubauten riesigerLagerhallen zur Stromeinspeisung mittels Photovoltaik sind Räuber vonBoden.

Und wer schon mit dem Bau seines Eigenheims in den Lebensraum Bodeneingreift, sollte zumindest die noch verbliebenen restlichen Flächenbodenfreundlich gestalten. So sollte jeder Gartenbesitzer durch natur-gemäßes Gärtnern zum Bodenschutz beitragen.

9.2. Flächenverbrauch

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9.3. Boden-Informationen

Weltbodentag

10. Schlussbemerkungen

Wie in vielen anderen Bereichen auch ist Wissen die Grundlage richtigenHandelns. So werden für die Information und Aufklärung der Bevölkerungin Baden-Württemberg aktuell zwei Bodenlehrpfade unterhalten. Der Lehr-pfad „Weiherfeld“ erschließt dem Besucher die Niederterrassenlandschaft imSüden von Karlsruhe. Der Lehrpfad liegt am Trauf der Schwä-bischen Alb südlich von Nürtingen und zeigt in 10 Stationen landschafts-typische Bodenprofile.

Seit einigen Jahren wird am , am 5. Dezember jeden Jahres,der „Boden des Jahres“ in einer gemeinsamen Aktion der Deutschen Boden-kundlichen Gesellschaft und des Bundesverbandes Boden gekürt. Damitsollen die heimischen Bodenarten allgemein bekannter gemacht werden.Die Böden des Jahres sind bisher:

2005 Schwarzerde2006 Fahlerde2007 Podsol2008 Braunerde

Zahlreiche Publikationen werden darüber hinaus von verschiedenenBundes- und Landesministerien – meist kostenlos zu beziehen – heraus-gegeben, beispielsweise den Reiseführer „Zu den Böden Deutschlands,Böden sehen – Böden begreifen“ vom Bundesumweltamt.

Unser gemeinsames Ziel muss sein, dass jeder Einzelne dafür Sorge trägt,den nicht erneuerbaren Naturschatz Mutterboden zu erhalten und dass dervorsichtige Umgang mit Boden für jeden zur Selbstverständlichkeit wird.

Nach Dr. Thomas Caspari:

Wie z. B. können und wollen wir eine stetig wachsende Welt-bevölkerung ernähren?Wie können und wollen wir die Erdatmosphäre schützen?Wie können wir sauberes Wasser allen Menschen in ausreichenderMenge zukommen lassen und dauerhaft garantieren?

„Beuren“

„Es war das Wissen über die Erde, das es uns in den vergangenen 10.000Jahren erlaubt hat, als Homo sapiens derart erfolgreich zu sein. Am Anfangdieses neuen Jahrtausends aber stehen wir Problemen ungeheuren Aus-maßes gegenüber:

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Wie können wir effektiv der Umweltverschmutzung begegnen?…….

Wenn wir das verfügbare Wissen über Erde und Boden bündeln undentsprechend handeln (Politiker usw.), ist das Damoklesschwert, das überuns schwebt, noch aufzuhalten. Und jeder Einzelne kann und muss

für die Zukunft unseres Planeten leisten.

Machen Sie sich, lieber Leser, der durchaus verblüffenden Tatsache bewusst:

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher-heit,www.bodenwelten.deLandesanstalt für Umwelt und Naturschutz,www.lubw.baden-wuerttemberg.deDr. Thomas Caspari, Institut für Bodenkunde und WaldernährungAlbert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br.,www.thomas.caspari.comInitiative „Attraktives Aichwald 2030“, www.agenda-aichwald.deWikipedia Enzyklopädie, de.wikipedia.org/wiki/boden„Planet-Wissen“ von (WDR, SWR, BRalpha), www.planet-wissen.deGeo-Magazin, www.geo.de/geo/natur/oekologie/610.htmlReichstagBerlin,www.bundestag.de/bau_kunst/kunst/kuenstler/haake/Boden Bilder, www.rainer-sieverding.deEine-Welt-Kirche, Schneverdingen, www.eine-welt-kirche.deMeyer Lexikon online, lexikon.meyers.de/meyers/bodenBodenschutzgesetz, bundesrecht.juris.de/bbodschg/__2.html

Der ungekürzte, komplette Beitrag ist im Internet abrufbarunter:

www.biotoper.de/JH2009-Der-Boden.pdf

seinenpersönlichen Beitrag

… auch der Mensch ist nur temporär kein Boden.“

11. Quellen im Internet

„Der Boden“

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Schätze im Boden

Albrecht Miehlich,Biotopkartiergruppe Filderstadt

Der Boden ist lebensnotwendig für die Natur. Er ernährt Pflanzen,Tiere und den Menschen.

Der Boden ist auch ein Archiv. Gesteinsschichten und Boden geben Auskunftüber Milliarden von Jahren der Erdgeschichte und über Millionen vonJahren der Menschheitsgeschichte.Was erzählt uns der Filderboden über unsere Vorfahren?Finden wir hier Goldschätze wie in Troja oder Mykene? Finden wir Wagen,Bronzekessel oder Tafelgeschirr wie in Hochdorf oder wenigstens einenTopf mit alten Münzen? Wer träumt nicht davon? Was steckt im Filderboden?Nicht Habgier, sondern Neugier bewegte 1995 eine Gruppe von Freiwilligendazu, unter Aufsicht des Landesdenkmalamtes in Stetten auf den Fildern inden Zeiläckern zu graben. Wir machten dabei bedeutende Funde undlernten viel über die ferne Vorzeit. Stetten gehört zwar nicht zu Filderstadt,die Ergebnisse der Grabung sind aber beispielhaft für den gesamtenFilderraum.Warum wurde gerade hier gegraben? In den Zeiläckern findet man im Ackeroft Keramikscherben, behauene Steine und Ziegelreste. Außerdem wurdedort ein alemannisches Grubenhaus vermutet. Die archäologischen Fundesind hier durch den Pflug sehr gefährdet, sie liegen direkt unter demAckerboden. Daher hatte das Landesdenkmalamt empfohlen, diese Stelle zuuntersuchen.

Gräbt man bei uns im Acker ein Loch, so trifft man zunächst auf 30 bis 60 cmtiefen braunen Ackerboden. Darunter erscheint gelber Löss, später trifft manauf anstehendes Gestein, auf den Fildern häufig auf Gryphäenkalk.In der Eiszeit hatte der Wind feines Gesteinsmehl aus Schotterfeldern derFlüsse herbei getragen und bei uns viele Meter dick abgelagert. Im Lauf derJahrtausende ist daraus Löss entstanden. Dieser ist einheitlich gelb.Veränderungen im Löss hat meistens der Mensch verursacht:

Im ungestörten Löss gibt es keine Steine: Steine wurden vonMenschen hinterlassen.Zersetzung von organischem Material verfärbt den Löss braun bis

Wie wurde gearbeitet?

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schwarz. Die schwarzen Flecken stammen oft von alten Abfall-gruben oder Holzresten, z. B. von Pfosten eines Holzhauses.Holzkohle und rötlich verziegelter Lehm können Reste einerBrandkatastrophe sein. Beim Brand einer mit Lehm abgedichtetenFlechtwand entstehen rötliche oder braune verziegelte Lehm-brocken, so genannter Hüttenlehm.

Vor Beginn der Grabarbeiten entfernt ein Bagger zunächst den Ackerboden.Im Acker gibt es zwar manchmal Artefakte (Scherben, Ziegel usw.), da derHumus aber vom Pflug ständig umgeschichtet wird, lassen sich die sogenannten Lesefunde keinem Fundort genau zuordnen.Unter dem Humus erscheint der gelbe Lössboden. Lockere und durch dieBaggerschaufel verschmierte Bodenreste werden mit einem scharfenSchaber entfernt, damit Verfärbungen des Bodens gut zu erkennen sind.

Alle Störungen im Löss, z. B. dunkle Flecken, Steine, Knochen, Holzkohleund sonstige Fremdkörper sind so genannte „Befunde“.Die geputzte Fläche mit allen Befunden wird sorgfältig gezeichnet,fotografiert und beschrieben.Zur weiteren Auswertung wird jeder Befund untersucht. Die gesamte dunkleMasse einer Grube wird ausgehoben und nach Einzelfunden, wie Scherben,Steinen, Knochen und Hüttenlehm durchsucht. In vielen Befunden sind nureinige Liter Material zu untersuchen, oft sind es aber auch mehrereKubikmeter, z. B. bei einem Grubenhaus oder einer großen Abfallgrube.Von größeren Befunden werden senkrechte Schnitte angefertigt, der Befundwird oft in einzelnen Lagen abgetragen, jede Lage wird gezeichnet undfotografiert.Die Feldarbeit, also die Grabung mit Dokumentation vor Ort, wird ergänztdurch Reinigung und Inventarisierung der Funde. Die wissenschaftlicheBearbeitung der Grabung ist Sache der Fachleute.Was wurde nun entdeckt?

Grabungsfeld mit zahlreichendunklen Befunden

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Aus der Jungsteinzeit – Bandkeramik

Etwa um 5.000 vor Chr. endet bei uns die Mittelsteinzeit und wird durch dieBandkeramik abgelöst. Nach und nach verschwinden die nomadisierendenJäger und Sammler, es entsteht die Landwirtschaft. Die ersten Ackerbauernrodeten die Wälder und siedelten auf dem fruchtbaren Boden der Filder. Siebewohnten bis zu 10 x 40 m² große Langhäuser, deren Dächer auf mächtigenEichenpfosten ruhten, die Wände waren aus Weiden geflochten und mitLehm verputzt.Wir fanden häufig Silex (Feuerstein). Fachleute haben festgestellt, dass derSilex von der Schwäbischen Alb stammt, z. B. aus der Gegend von Wittlingen.Silexknollen und Silexsplitter beweisen, dass hier Silex bearbeitet wurde.Oft waren es auch Fertigprodukte: Schaber und Pfeilspitzen.Typisch für die Bandkeramik sind dickwandige Töpfe aus grob gemagertemTon. Wir konnten aus zahlreichen Scherben etwa 70 % eines großen, an die30 Liter fassenden Vorratsgefäßes zusammenkleben. Kleinere Töpfe, untenverrußt, dienten zum Kochen. Stammen die Krusten im Innern von Speise-resten?Benannt ist die Kultur aber nach fein gearbeiteter, dünnwandiger Keramikmit charakteristischen Mustern: Zierbänder laufen in Schleifen oder alsZickzackmuster rund um das Gefäß.

Heute sind von den mächtigen Pfosten der Häusernur dunkle Flecken („Pfostenlöcher“) im Lehmübrig. Leider fanden wir keinen Grundriss einesbandkeramischen Hauses. Die zahlreichen Fundeaus dieser Kultur zeigen aber, dass sich hier einebandkeramische Siedlung befand.Die Bandkeramiker haben u. a. Getreide (Ein-korn, Emmer) und Hülsenfrüchte angebaut. Ineiner Grube gab es neben bandkeramischenScherben schwarze Getreidekörner. Diese dürf-ten also 6.000 bis 7.000 Jahre alt sein.

Zum Getreide gehören auch Mühlen. Gemahlenwurde auf einem Reibstein mit Läufer. Wir fanden einen Läufer aus Granit.Am Fundort gab es leider keine datierbare Keramik. Der Fund lässt sich alsonicht eindeutig der Bandkeramik zuordnen.Das wichtigste Nutztier der Bandkeramiker war das Rind, es gab aber auchSchafe, Ziegen, Schweine und Hunde: Aus den Gruben kamen zahlreicheKnochen, die Knochenfunde sind aber noch nicht bearbeitet.Im Umkreis von einigen Kilometern um eine Siedlung lagen die Felder. Infruchtbaren Gegenden waren die Siedlungen so um die 5 Kilometervoneinander entfernt. So auch hier: Der neue Hof in Plattenhardt (Stein-

Bandkeramik:Scherben mit Verzierung

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äcker) wurde auf einem bandkeramischen Anwesen erbaut. Als dort vor demHausbau der Humus entfernt war, tauchten die schwarzen Flecken prähis-torischer Gruben auf, man fand auch bandkeramische Scherben. Der Ab-stand zwischen den Steinäckern und den Zeiläckern beträgt etwa dreiKilometer Luftlinie. Ob die beiden Siedlungen gleichzeitig bestanden hat-ten, wissen wir allerdings nicht.Vor 7.000 Jahren war der Urwald auf den Fildern wohl weitgehend gerodet,zwischen den einzelnen Siedlungen befanden sich noch kleinere Baum-gruppen, welche durch das weidende Vieh niedergehalten wurden.

Viele Scherben stammen von den auf die Bandkeramik folgenden Kulturen,z. B. aus der Urnenfelderzeit (um 1.000 vor Chr.) und von den Kelten.

Um 500 vor Chr. (Hallstatt), also zur Zeit des Keltenfürsten aus Hochdorf,wohnten die Kelten auch auf den Fildern: ihre Grabhügel stehen z. B. amWeilerhau und bei der Riesenschanze Echterdingen.In Plattenhardt, im Gebiet Griebenäcker, wurde vor zehn Jahren eineAbfallgrube der Hallstattzeit entdeckt und ausgegraben.Neben zahlreichen Scherben eines größeren Gefäßes hat uns ein Fundseltener Augenperlen begeistert: gelbe Glasperlen mit blauen Augen aufweißem Grund.

Etwa um 50 vor Chr. (Latène) errichteten die Kelten so genannteViereckschanzen, das sind meist rechteckige Areale, umgeben von Wall undGraben. Bei der „Riesenschanze“ in Echterdingen kann man Wall undGraben noch deutlich sehen.Eine solche Viereckschanze gab es auch in den Zeiläckern. Der Graben istlängst zugeschüttet, der Rest der Wälle ist durch den Pflug eingeebnet,oberflächlich war nichts davon sichtbar. Auf dem freigelegten Löss zeichnetesich jedoch ein etwa 3 bis 4 m breiter dunkler Streifen ab. Der Querschnitt

Aus der Eisenzeit – Kelten

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Hallstatt: Augenperlen

zeigt, dass die Verfärbung von einem etwa 2 m tiefen Graben herrührt.Freigelegt wurden zwei Ecken der Anlage. Diese hat fast 140 m Seitenlängeund gehört zu den größten Viereckschanzen in Württemberg.Wahrscheinlich waren die Viereckschanzen die Umfriedung von keltischenHerrenhöfen.

Aus der Latènezeit fanden wir eine Silbermünze, einen Topf mitKammstrichverzierung und eine Menge von Scherben.

Um 85 nach Chr. eroberten und besiedelten die Römer das Neckarland.Funde aus der Römerzeit sind in Stetten schon lange bekannt. Die Römerbauten Steinhäuser. Große behauene Steine im Acker behinderten dieBauern beim Pflügen. Beim Hausbau traf man auf römische Grundmauern,im Acker liegen römische Scherben und zahlreiche Ziegel.Auch in den Zeiläckern fanden wir zahlreiche römische Mauerreste.Charakteristisch für ein römisches Landhaus (Villa rustica) war dasFundament eines Eckrisalit-Gebäudes.Schmale, braune Streifen, wenige Zentimeter tief verfärbt, können vonrömischen Holzbauten herrühren.

Aus der Römerzeit

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Viereckschanze:Querschnitt

durch den Graben

Lageplan:Keltische Viereckschanzeund Römisches Gebäude

Von den zerstörten Dächern stammen zahlreiche Ziegelfragmente. Häufigfindet man Eisenteile, viele Nägel und Bruchteile von Werkzeugen. Nebenzahlreichen Scherben einfacher Keramik gab es hin und wieder Scherbenvon hochwertigem, teurem Geschirr (Terra Sigillata), Glassplitter,Glasperlen und Münzen.

Das Fragment eines runden, durchbohrten Sandsteines war Teil einerGetreidemühle.Auf den Fildern sind zahlreiche andere römische Niederlassungen bekannt,so in Plattenhardt, das Waldhäuser Schloss bei Wolfschlugen, eine Villa beiBerkheim und eine Villa oberhalb der Glashütte, um nur einige zu nennen.

Gegen 270 n. Chr. musste Rom den Limes aufgeben, Alemannen besiedeltendas Land. Diese wohnten wieder in Holzhäusern. Einige Pfostenlöcher im

Fundament der römi-schen Villa zeigen, dasssie ihre Häuser auchüber römischen Ruinengebaut hatten.Ein alemannisches Gru-benhaus wurde viel-leicht als Vorratskelleroder als Werkstatt be-nützt. Im Aushub diesesHauses lag ein römi-sches Schüsselchen.

Aus der Alemannenzeit

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Römisches Schüsselchen(Terra Sigillata)

Pferd

Hatten vornehme Alemannen noch römisches Geschirr verwendet, oderkam das Schüsselchen als Abfall in die Grube?

Es wurden verschiedene Kämme entdeckt. Funde aus Gräbern zeigen, dassin Stetten reiche Leute aus der Oberschicht wohnten.Wir hatten das Glück, das Grab eines wertvollen Pferdes zu finden.Grünspanflecken am Kopf des Skeletts und eine kunstvoll verzierte Trenseim Maul beweisen, dass das Pferd mit Zügel und Zaum beerdigt worden war.Die Untersuchung des Skeletts ergab, dass das Pferd jung und gesund war,vielleicht wurde es beim Tod seines Herrn geopfert?

In der Nähe des Pferdes fand man drei Gräber. In einem Grab lag einebegüterte Frau, sie wurde mit ihrem Schmuck begraben. Das Grab war schonin alten Zeiten beraubt worden, sicher waren die wertvollsten Grabbeigabenschon gestohlen. Zwei versilberte Bronzefibeln (Gewandspangen) und eineBernsteinbrosche mit Bronzereif hatten die Grabräuber wohl übersehen.Am Kopfende stand in einer Nische eine Glasflasche, vielleicht fränkischerHerkunft.

Trense

Grabbeigabe:Bernsteinbroschemit Bronzering

Grabbeigabe:Glasflasche

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In einem Männergrab wurden ein Sporn und ein Toilettenkästchen mitMesser und einer Pinzette entdeckt. Lag hier der Reiter des Pferds?Im Fundament des römischen Gebäudes wurde ein fränkisches Kindergrabentdeckt. Neben dem Skelett eines Knaben lag ein Kamm und ein Messeroder kleiner Dolch.Interessant war auch der Fund eines sorgfältig begrabenen Pferdekopfs. Wieuns berichtet wurde, findet man öfters mal ein alemannisches Pferd ohneKopf, selten aber einen einzeln bestatteten Kopf.Leider wurde die Grabung im Jahr 2004 beendet. Viele Fragen bleiben nochoffen. Unsere Arbeit hat aber gezeigt, dass auf den Fildern seit Beginn derLandwirtschaft vor etwa 7.000 Jahren ständig Menschen wohnten und vomErtrag des fruchtbaren Lössbodens lebten.

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Die Entdeckung der Hügelgräber im Weilerhau

Nikolaus Back, Stadtarchiv

Auch wenn die Filder ein sehr altes Siedlungsgebiet sind, ist Filderstadtnicht besonders reich an archäologischen Denkmälern. Zu denbemerkenswertesten archäologischen Spuren gehören zweifellos die

keltischen Hügelgräber im Weilerhau in Plattenhardt.Nun sind Hügelgräber in Südwestdeutschland zwar keine Seltenheit, dieEntdeckung der Plattenhardter Hügelgräber im Jahr 1830 besaß jedochinsofern eine gewisse Bedeutung, als die Archäologie in Württembergdamals noch sehr in den Kinderschuhen steckte und erst in den folgendenJahren und Jahrzehnten eine systematische Erforschung der Kelten inWürttemberg begann. Es ist sicher kein Zufall, dass gerade über sieausführlich in den „Württembergischen Jahrbücher für vaterländischeGeschichte, Geographie, Statistik und Topographie“ berichtet wurde.

Was war damals der Anlass, diese Hügelgräber ins Visier zu nehmen? EduardPaulus d. Ä. (1803-1878), einem wissenschaftlichen Mitarbeiter des König-lich Statistisch-Topographischen Bureaus in Stuttgart, waren bei Vermes-sungsarbeiten im Zuge der Erstellung der Topographischen Karte – BlattEchterdingen – die zahlreichen kleinen Hügel im Weilerhau aufgefallen. ImPlattenhardter Volksmund hießen sie „Römergräber“ oder „Römerbückel“.Paulus war sich jedoch sicher, dass es sich um „altdeutsche“ Gräber, gemeintwaren nach damaligem Sprachgebrauch Keltengräber, handeln müsste.

Während sich heute Grabhügel überwiegend nur noch im Wald erhaltenhaben, da sie in der Feldflur vielfach abgepflügt wurden, war dies um 1830noch anders. In den folgenden Jahrzehnten sind hingegen viele Grabhügelverschwunden, in der Oberamtsbeschreibung von 1851 ist von ursprünglich60 Grabhügeln die Rede. Selbst das Waldstück mit den Hügelgräbern imWeilerhau war bis zum Ende der Schönbuchgerechtigkeiten Anfang des 19.Jahrhunderts Viehweide gewesen.Eduard Paulus beauftragte den Plattenhardter Revierförster JohannFriedrich Fleck mit den Ausgrabungen. „Um die Kosten zu vermindern, [gabRevierförster Fleck] den Arbeitern die Erlaubnis, dass sie den ganzen Hügelabgraben und den dadurch gewonnenen Boden auf ihre Güter führendürften. Dies geschah, aber leider stellten sich dann zu viele Grablustige

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ein, und dadurch entstand eine kleine Unordnung, so dass man beimGraben und Wegführen [der Erde] nicht sorgfältig genug sein konnte.“

„Um bei den ferneren Untersuchungen genauer beobachten zu können,entschloß man sich, solche durch besonders dazu aufgestellte Taglöhnervornehmen zu lassen,“

Dennoch fanden sich beim ersten Hügel Brandspuren und Reste vonirdenen Gefäßen sowie eine ganze Reihe von Bronzefibeln und Ringen ausder Laténezeit, sie stammten wohl aus einer Nachbestattung im Hügelgrab.

so der Bericht von 1830.Im zweiten Hügel fanden sich ebenfalls Spuren von Feuerbestattungensowie die Reste eines von den damaligen Ausgräbern noch nicht erkanntenspäthallstattzeitlichen Wagengrabes, wie es sich auch beim Fürstengrab inHochdorf erhalten hat.Im Hügel Nr. 3 wurden zwar ebenfalls Urnenreste sowie Reste einesBronzerings gefunden, diese Funde haben sich jedoch leider nicht erhalten.Im vierten Hügel führten die Grabungen zu keinerlei Erfolg, möglicherweisewar dieses Grab schon in antiker Zeit ausgeraubt worden.Paulus gilt als der Begründer der archäologischen Geländeforschung inWürttemberg. Er hat im Laufe der folgenden Jahrzehnte noch eine großeZahl von Grabungen in allen Landesteilen durchgeführt, ja die Ausgrabungvon Grabhügeln wurde zu seinem besonderen Schwerpunkt. 1877 hatPaulus seine archäologischen, siedlungskundlichen und topographischenForschungen in seinem Standardwerk „Die Altertümer in Württemberg“zusammenfassend veröffentlicht.

Gewiss gingen durch die damaligen Grabungsmethoden, die weit mehr anden einzelnen Funden als an den so wichtigen Fundzusammenhängeninteressiert waren, viele wichtige Informationen unwiederbringlichverloren.Laut einer aktuellen Aufstellung befinden sich heute 27 Hügel aus derHallstattzeit (8. bis 5. Jahrhundert v. Chr.) und der Latènezeit (5. bis 1.Jahrhundert v. Chr.) auf dem Weilerhau. Drei weitere Grabhügel liegen imGewann „Birken“, davon zwei auf Markung Bernhausen, der größte (miteinem Durchmesser von 20 m und einer Höhe von 1 m) auf MarkungPlattenhardt.

1973 fand eine Grabung an zwei Grabhügeln auf dem Weilerhau statt, da dieFläche in den Sportplatz mit dazu gehörenden Übungsplätzen mit ein-bezogen werde sollte. Die beiden Grabhügel enthielten jedoch keine Restevon Gräbern mehr, lediglich in den Hügelschüttungen wurden einigekleinere Wandscherben gefunden. Zwei weitere Grabhügel unmittelbaröstlich davon wurden schon in den Jahren 1970 bis 1972 abplaniert, ohnedass Untersuchungen durchgeführt werden konnten.Da es über die Kelten nur wenige schriftliche Zeugnisse gibt, kommt der

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archäologischen Forschung eine umso größere Bedeutung zu. Die Gräbergeben Rückschlüsse auf die Bestattungsbräuche und religiöse Vorstel-lungen. Die Ausstattung von Gräbern mit Gegenständen, Kleidung undBewaffnung zeigt die Vorstellung von einem Weiterleben nach dem Tod.Sodann muss der Glaube geherrscht haben, dass der Tote für die Reise in dasJenseits und für den Aufenthalt an einem unbekannten Orte bestimmteGegenstände benötige. Schließlich liefern Grabbeigaben aber auchHinweise auf die soziale Stellung des Toten.Tatsächlich ist das Grabhügelfeld im Weilerhau das größte seiner Art auf denFildern und steht als Bodendenkmal unter besonderem Schutz.

Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde 1830,S. 38 – 43.Beschreibung des Oberamts Stuttgart-Amt, hg. vom Königl. statistisch-topograph. Bureau, Stuttgart 1851.Eduard Paulus: Die Altertümer von Württemberg, Stuttgart 1877, S. 50.Peter Goessler: Auf den Wegen der Frühzeit der Filder. Stuttgart. In: RudolfWeisser: Denkmale der Filder aus vergangenen Tagen. Vaihingen 1929,S. 7 – 34.Fundberichte aus Schwaben, Neue Folge 8, 1935, Anhang 20.Fundberichte aus Baden-Württemberg 5, 1980, S. 75.Die Kelten in Baden-Württemberg. Hg. von Kurt Bittel, Wolfgang Kimmigund Sigwalt Schiek, Stuttgart 1981.

Literatur

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Infotafel Grabhügel

Versteinerungen auf den Fildern

Siegfried Kolb,Hobbysammler von Mineralien und Fossilien in Plattenhardt

Seit über 25 Jahren bin ich ein passionierter Mineralien- undFossiliensammler.

Hier ein kleiner Abriss, wie alles begonnen hat: Begonnen hat alles inSüdtirol in Teis beim Strahler Paul Fischnaller. Seine Sammlung entfachte inmir ein Feuer, das bis zum heutigen Tag noch nicht erloschen ist. DieLeidenschaft, Steine, Mineralien und Fossilien zu suchen und zu finden, istimmer noch eine neue Herausforderung für mich. Von schönen Steinen unddergleichen hatte ich schon immer geträumt. Als Fliesenleger hat man jaauch mit vielen Natursteinen zu tun, was mich dannzu mehreren Exkursionen in die Solnhofer Plattenkalke führte. Eine Wandund ein Blumentrog mit von mir auf den Halden ausgesuchten Platten

haben einen Platz in meinem Hausgefunden.

Noch mehr interessierte mich im Lauf der Zeit die Fundmöglichkeiten vonMineralien und Fossilien in unmittelbarer Umgebung: Beim Bau der B 27hatte mich die Durchschneidung in Höhe Gutenhalde in Bonlanden neu-gierig gemacht. So beschloss ich an einem Samstag, diese Stelle etwas näherunter die Lupe zu nehmen, und siehe da – nach einigem Wühlen in demaufgeschütteten Aushub – kamen die ersten Fossilien zu Tage. Es warenGrypheas, wie ich später bestimmen konnte. Aber nicht nur Fossilien, auchMineralien konnte ich auf einem Muschelkalkblock entdecken. Mit Hammerund Meisel machte ich mich darüber und konnte nach geduldiger undvorsichtiger Arbeit etliche schöne Stufen bergen. Es waren kleine Oktaedervon Pyrith nach Limonit! Aber auch schöne Stubensandsteinplatten kamenhier zu Tage. Auch diese, von mir nach Stärke und Musterung ausgesuchtenPlatten, fanden in meinem Gartenhaus ihre Wand!Im Jahre 1988 wurde die S-Bahn von Stuttgart nach Echterdingen gebaut. AufHöhe des Friedhofes in Echterdingen war ich mehrmals zugegen und hatteeinige schöne Fossilienfunde gemacht. Später konnte ich in den Luft-kammern der Ammoniten auch Mineralien entdecken, z. B.Calzit, Dolomit, Pyrith , Stontianit und Gips. Von

(Solnhofer Platten u. ä.)

(versteinerte Sprotten, Fische usw.)

(Lias-alpha)(mikroskopisch allerdings)

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der Baustellenoberkante konnte man riesige Muschelkalkblöcke sehen, diesich topfeben wie auf einer Autobahn aneinander reihten. Auch kleineQuarze konnte ich im Laufe der Begehungen bergen.In der Mittagspause auf einer Baustelle in der Stettener Unteren Halde hatmich etwas Schwarzes, das aus der Baugrubenwand ragte, neugieriggemacht. Es war Schiefer – ähnlich wie er in Holzmaden vorkommt – wie ichspäter feststellte. Ich löste vorsichtig einige Platten aus dem Anstehendenheraus und „wooh“: welche Überraschung! Ein schöner Harpoceras s.p.leuchtete mir entgegen. Ich beschloss, diese Stelle nochmals nach Feier-abend aufzusuchen. Und wieder hatte ich Glück, auch im Aushub konnte icheinige schöne Stücke bergen.

Aber auch in Plattenhardt wurde gebaut: Hasenäcker I war die erste Station,bei der ein einziger Fund mit kleinen Pyrith und Limonit-Oktaedern undmikroskopisch kleinen Baryt-Täfelchen meine Neugier weckte. Allerdingskonnten keine weiteren Funde gemacht werden. Man muss diese kleinenStüfchen als Belegstücke betrachten.

In jüngster Zeit (2004 – 2006) wurde das Neubaugebiet Lailensäcker IIerschlossen. Bei mehreren Spaziergängen konnte ich an kaputtge-schlagenen Angulatensandsteinen (der hier vorkommt) schöne Ornamen-tierungen und Strukturen entdecken. Ich holte mein Auto und begab michzu den Fundpunkten. Da ich im Besitz einer Nassschneidemaschine bin,entschloss ich mich, einige von der Optik her gesehene gute Stücke – auchvom Volumen und der Größe – einzuladen. Beim Anschneiden der Stückekamen wunderschöne Bänderungen und Ornamentierungen (wie Land-

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Harpoceras s.p., Stetten 1989

schaften) zu Tage. Ein schönes Erlebnis und wieder der Zufall hatten seineHand mit im Spiel gehabt, denn ohne kaputte Steine wäre ich wohl nie aufdie Idee gekommen, diese Steine zu bearbeiten. Es folgte im Nachhinein dieHerstellung von Scheiben, Körpern, Würfeln, Pyramiden, Obelisken usw.Sinn war vornehmlich, allen Plattenhardter Bürgern, ob Alteingesesseneoder Neubürger, zu zeigen, dass auch hier eine geologisch interessanteLokalität anzutreffen ist. Fossilien konnte ich leider keine entdecken, dafüraber wiederum Mineralien, die unter dem Mikroskop eine Überraschungparat hatten.

Der Bau des Schafstadels mit Wohnhaus von Karl-Heinz Weinmann inunmittelbarer Nähe des Altenzentrums St. Vinzenz hat mich starkinteressiert, nachdem ich bei einer Ausstellung im Rathaus ein Bild über dieRückwand des Baugeländes gesehen habe, die viele Gesteinsformationenzeigte. Ich beschloss nach Rücksprache und Erlaubnis, diese Stelle näher zuinspizieren. Graben oder mit der Schaufel arbeiten brauchte ich hier nicht,denn nach kurzer Zeit entdeckte ich ein glitzerndes Etwas auf denKopfseiten von verschiedenen Muschelkalksteinen. An ein Zerkleinern vorOrt war nicht zu denken, da die Gefahr bestand, dass die Kristalle durch dieSchläge abfallen würden. Nach der Reinigung zu Hause stellte ich fest, dassich wunderschöne Rasen und Einzelkristalle des Minerals Hämatit gefundenhatte. Ich konnte im ersten Moment mein Glück nicht fassen und beschloss,noch einmal die Stelle aufzusuchen. Und – man kann es kaum glauben – ichwurde abermals fündig. Hämatit auf Muschelkalk-Fossilien – ein ganz großerWurf! Auch Calzit-, Dolomit- und Baryt-Kristalle konnte ich auf den Stufenentdecken. Die gefundenen Stücke habe ich übrigens auf meinerNassschneidemaschine vitrinengerecht zugeschnitten. Insgesamt ein Hight-Light in meiner Sammlertätigkeit. Über diesen Fund habe ich auch in derFachzeitschrift „LAPIS“ berichtet.

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Fund 1 beim Schafstadel

Nochmals herzlichen Dank an meinen Freund Karl-Heinz Weinmann, dermir die Erlaubnis für diese Inspektion gab.

Ich selber werde auch weiterhin mit offenen Augen durch meineHeimatgemeinde Plattenhardt gehen, um bei Aufschlüssen

den Aushub zu inspizieren – vielleicht habe ichirgendwann mal wieder Glück!

Zum Schluss möchte ich noch kurz meine Sammlung vorstellen:Sie enthält Mineralien und Fossilien aus Deutschland, Mineralien aus Italien,Spanien, Portugal, Griechenland und Cornwall in Großbritannien. Eshandelt sich ausschließlich um Eigenfunde. Die Vitrine im Rathaus undunser Schaukasten an der Stuttgarter Straße ladenherzlich zur Inspektion und zum Schauen ein.

(Funde Bild 2 + 3)

(Bautätigkeiten,Straßen, Kanäle usw.)

(Kolb's Steinstüble)

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Fund 2 beim Schafstadel

Liegt die Zukunft des Ulmer Münstersin Plattenhardt?

Hintergründe zur aktuellen Diskussionum die Rohstoffgewinnung im Filderstädter Wald

Carsten Wagner, Apotheker in Plattenhardt

A ktueller Anlass:

Geologischer Hintergrund:

Keupers

Zurzeit wird der Regionalplan der Region Stuttgartfortgeschrieben. Darin werden die Nutzungsarten aller vorhandenenFlächen geregelt.

Eine Nutzungsart unter vielen anderen ist die Rohstoffgewinnung. In deraktuellen Regionalplanung stehen Kalkstein (Erkenbrechtsweiler), Schiefer(Ohmden) und eben Stubensandstein in Plattenhardt zur Gewinnung an.Hintergrund der Abbauplanung ist der Bedarf an Sandstein für dieMünsterbauhütte. Derbegründet: V

Beim Stubensandstein handelt es sich um eine Gesteinsart aus der Zeit des. Dies bedeutet, dass der bei uns liegende Stubensandstein vor etwa

200 Millionen Jahren abgelagert wurde.Oberhalb des Stubensandsteines finden wir den Knollenmergel, der wegenseiner roten Farbe, der vielen Rutschungen und, als Folge davon, wegen dervielen schiefen Bäume allgemein bekannt ist.Unterhalb finden wir die Bunten Mergel, die als vielfarbige bunte Bänderleicht erkennbar sind.Der Stubensandstein befindet sich also als harte Schicht zwischen zweiweichen Schichten. Daraus kann man leicht ableiten, dass er als Folge derErosion landschaftsprägende Steilhänge und Hochebenen bildet.

Entwurf des Umweltberichtes zum Regionalplan

„Ausweisung:

Eignungskriterien:

orranggebiet zur Sicherung von Rohstoff-vorkommen. Mögliche Reserven für die Restaurierungdes Ulmer Münsters aus heimischen Stubensandstein, ehemaliger Abbau-standort.“

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Schnitt durch den Fildergraben

Fossilien sind in „unserem“ Stubensandstein (im Gegensatz zu anderenwürttembergischen Stubensandsteinvorkommen) recht selten. Dies ist eineFolge der Entstehung in einem heißen Extremklima und als schubweiseSedimentation außerhalb (!) des Meeres.Eine Ausnahme bildet der bekannte Fund einer 60 cm großen versteinertenLandschildkröte bei Aichtal-Neuenhaus. Sie ist heute im geologischenInstitut der Uni Tübingen zu bestaunen.

des Stubensandsteines sind Körner aus Quarz, selten auchaus Feldspat. Die Korngröße bewegt sich im Bereich zwischen 0,05 und 5mm.Der Quarzsand aus dem Stubensandstein wurde über Jahrhunderte zurGlasgewinnung genutzt. Diese Glashütten befanden sich auch imSchönbuch, wo beide Rohstoffe (Quarzsand und Holz für Holzkohle)reichlich vorhanden waren. Die Glasindustrie hat bis heute ihre Spuren inOrtsnamen (z. B. Waldenbuch-Glashütte) oder als Bodendenkmal (z. B.Ausgrabungen bei Bebenhausen) hinterlassen.In den Zwischenlagen des Stubensandsteines finden sich vereinzeltTonlinsen. Eine solche Linse war Grundlage des Töpferhandwerkes imAichtal („ Neuenhaus“)

Je nach hat der Stubensandstein verschiedene Eigenschaften:a) Ist der Stein , so ist er hart und beständig.b) Dolomitisch gebundener Stubensandstein ist ebenfalls hart, aber

sehr anfällig gegen Verwitterung, insbesondere durch „saurenRegen“.

c) Tritt als Bindemittel Tonmineral auf, so zerfällt der Stein schnell zuStubensand. Dieser Stubensand wurde früher als Fegesand zumReinigen und Ausstreuen der Stuben vor allem von Rohrau aus inganz Württemberg vermarktet. Die Verwendung gab dem ganzengeologischen Abschnitt seinen bis heute gültigen Namen.

Bereits in den zahlreichen bandkeramischen Ausgrabungen auf den Fildernist der Stubensandstein zu finden. Er wurde somit schon vor fast 5.000Jahren in unserer Gegend gewonnen und zum Reiben und Mahlenverwendet.Bei den Römern lässt sich bereits eine professionelle Gewinnung vonStubensandstein nachweisen. Die bekannten römischen Grabungsfundeder Gegend (z. B. Altar der Diana aus Plattenhardt) sind häufig aus diesemMaterial.

Technische Eigenschaften:

Trägersubstanz

Häfner

Bindemittel

quarzgebunden

Historische Verwendung:

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Seit dieser Zeit dürfte die Sandsteingewinnung nicht mehr zum Erliegengekommen sein, wovon die vielen Steingruben im Schönbuch zwischenPfrondorf und Plattenhardt Zeugnis ablegen. Namentlich erwähnt wird imJahr -- also genau in dem Gebiet, dasjetzt Vorranggebiet wird!

Der Stubensandsteinwar der gängigste Bau-und Werkstein. Gebäu-desockel, Gewölbekel-ler, Grenzsteine, Zaun-pfosten, Keltersteine,Brunnen, Grabplatten,Gotisches Maßwerk,…ein Gang durch die Ort-schaften der Region zei-gt unendliche Verwen-dungsmöglichkeiten.Feine Qualitäten warenRohstoff für die Stein-bildhauerei.

Der Geologe Fraas fasst zusammen:

1673 ein Steinbruch Bechtenrain

1860 „Die Leichtigkeit der Bearbeitung

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Römischer Altarstein aus Plattenhardt,ca. 200 nach Christus

Steinbruch Ruck unterhalb dem Bechtenrain, ca. 1935

und die Wohlfeile des Steines machen ihn zum vorzüglichsten Baustein,vielleicht von ganz Europa. Die Vergleichung auf der Weltausstellung vonLondon und Paris haben zur Genüge dies getan. Bereits wächst auch seinverdienter Ruhm von Jahr zu Jahr, bei der Concurrenz deutscher Bausteineam Dom zu Köln hat er jedenfalls den Sieg davon getragen.“

„Die hiesigenMühlsteine werden häufig auch nach Ulm gebracht, und von da gehen siezum Teil auf der Donau ins Bayerische und Österreichische und (dergemeinen Sage nach) weiter nach Ungarn und bis in die Türkei.“

(Silikose)

„Nach dem Bericht standen im Jahre 1879 13 Lehrlinge amMünsterbau. Neun sind gestorben, und zwar der Mehrzahl nach vor demzurückgelegten 30. Lebensjahr.“

Besonders grobe, harte Qualitäten gaben gesuchte Mühlsteine. In derLandesbeschreibung von Rößler finden wir :

.Einen letzten Boom erlebte die Sandsteingewinnung im 18./19. Jahrhun-dert. Insbesondere der Weiterbau des Kölner Doms sowie des Ulmer Mün-sters bescherte den Steinbruchbesitzern, vor allem in Dettenhausen, unge-heure Absatzmärkte.Sehr schnell merkte man aber auch die Probleme des Stubensandsteines.Schon bald nach dem Einbau der Partien in die Türme des Kölner Domeszeigte sich seine starke Verwitterungsanfälligkeit. Und auch bei derVerarbeitung war und ist der Stubensandstein schwierig. Viele Arbeiterbekamen beim Einatmen der Steinstäube die so genannte Münsterkrankheit

. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Münstersteinmetzelag Ende des 19. Jahrhunderts bei 36 Jahren!Die Gewerbe-Aufsichtsbeamten im Königreich Württemberg notieren imJahr :

Im Regionalplan wird nun ein Gebiet von unterhalb desBechtenraines (Distrikt 3, Abteilung 4) als Vorranggebiet ausgewiesen. Ob indem Gebiet der Sandstein die erforderliche Qualität besitzt, die einen Abbauüberhaupt rechtfertigen, müssen die laufenden Probebohrungen und dasgeologische Gutachten klären.Die aufgeführten Hintergründe zur Sandsteingewinnung in Plattenhardtmögen zu einer sachlichen Abwägung der Interessen beitragen.

Bachmann/Brunner: Sammlung geologischer FührerBeckmann: Dettenhäuser SteinEnkelmann: Filderstädter SchriftenreiheHägele: SchönbuchmuseumSchlecht/Wagner: Alte Ansichten aus Plattenhardt

1788/91

1900

Ausblick:

1,7 Hektar

Quellen:

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Verband Region Stuttgart: Umweltbericht des Regionalplan, Entwurf27.02.2008, Stand 21.12.2007Verband Region Stuttgart: Regionalplan, Entwurf 27.02.2008, Stand21.12.2007Walter: Das Ortsbuch von Plattenhardt

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Starke Typen mit sensiblem Charakter:Die Filderböden

Dr. sc. agr. Norbert Billen,Universität Hohenheim, Institut für Bodenkunde und Standortslehre

F ilderstadt-Bernhausen, Gewann Schwendenfeld: An einemwechselhaften Tag im Oktober 2008 weiden und knabbern über 2Millionen Tiere verborgen und lautlos im Feld. Mehr Platz haben sie

nicht, denn in jedem weiteren Quadratmeter unbebauten Filderbodenstummeln sich genauso viele Kollegen. Dieses pralle Leben widerlegt dasallgemeine Verständnis vom Boden als reine Abstellfläche. Jede Landschaft,also auch die Filder, beheimatet sogar verschiedene Bodentypen mitunterschiedlichem Charakter, so dass weitere Überraschungen gebotenwerden.

Viele Menschen können sehr wohl Kind und Kegel unterscheiden, aber nichtGrund und Boden. Dabei ist der Boden nicht nur als Baugrund wertvoll. Inihm treffen sich Gestein, Wasser, Luft und Leben. Von ihm gibt es fastunzählig viele Typen, die jedoch ein Schattendasein führen. Die Bödenverbergen sich, haben keine abgrenzbare Gestalt, bluten nicht und scheinendeshalb unverletzlich. Sie sind nicht ess- oder trinkbar, sind angeblichersetzbar, machen schmutzig, erfordern körperliche Arbeit und sindBesitzeigentum. Der Grundstein für die Vielfalt an Typen, Leistung undEmpfindlichkeit liegt bereits Jahrmillionen zurück. Auf den Fildern entstandder eigentliche Grundstock jedoch erst in den letzten 20.000 Jahren.

Rückblende um 200 Millionen Jahre zur Grundsteinlegung der Filderebene:Es ist die Zeit der Dinosaurier. Das Klima ist warm und zeitweilig wüstenhaft.Die heutige Filderebene ist wie das übrige Land wechselnd von einem Meerund großen Flüssen bedeckt. Es lagern sich tonige und sandige Erdschichtennamens Keuper ab. Diese bilden heute den tieferen Untergrund derFilderböden. Eine Zeitraffer von 20 Millionen Jahren öffnet den Blick aufeine neue Landschaft: Sie ist nun bei warmem Klima von einem stillenBinnenmeer bedeckt. In diesem leben Muscheln, Seelilien und Fischsaurier.Ihre Überreste sinken zusammen mit Faulschlamm auf den Seegrund undentwickeln sich im Laufe weiterer Jahrmillionen zu einem Schiefertonnamens Schwarzer Jura oder Lias. Dies ist heute zumeist der direkteUntergrund der Filderböden. Die entstandenen Fossilien sind auch noch zu

Der Grundstock der Filderböden

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bewundern, z. B. in Holzmaden. Wenn dann der Blick vom Lias in die letzteEiszeit vor mehr als 10.000 Jahren katapultiert wird, ist durch mächtigeKlimaveränderungen und Erdbewegungen das stille Binnenmeer ver-schwunden. Nur eine kräftige Gesteinsabsenkung schuf den Fildergraben.Dessen 70 m hoher Geländesprung ist heute noch entlang der Orte Platten-hardt, Stetten und Echterdingen erkennbar. In der Eiszeit wehen nun kalteWinde und lediglich Mammut, Rentier und Co. fühlen sich wohl. DieAlpengletscher erreichen zwar nicht die Filderebene, die von ihnen zer-mahlenen Gesteine kommen jedoch als Feinstaub mit kräftigen Windenübers ganze Land und lagern sich als Löß ab. Das Ergebnis pflegen ältereBodenwissenschaftler mit „Der Löß und der liebe Gott sind in Württembergallgegenwärtig“ zu beschreiben. Dies geschah während der letzten 2Millionen Jahre in mindestens vier Eiszeiten und hat im Fildergraben bis zu10 m hohe Lößschichten geschaffen. Dabei konnte sich der Löß auf denFildern jedoch nicht ausruhen, sondern alterte durch wiederholten Klima-wandel und wurde durch ständiges Gefrieren und Auftauen wie mit einemMixer gemischt, teilweise mit dem Liasmaterial des Untergrunds. Herauskam dabei der Filderlehm als Grundstock der meisten Böden auf der Filder.

Der aktuelle Charakter der Filderböden ist abhängig von der Vermischungs-intensität des Filderlehms während der Eiszeiten und der nacheiszeitlichenNutzung durch den Menschen, was verschiedene Bodentypen und Nut-zungsmöglichkeiten geschaffen hat. So zeugen zum einen noch Namen wieZiegelhütte oder Klinkerwerk im nordwestlichen Plattenhardt, südlich vonBernhausen oder in Echterdingen und Neuhausen vom Filderlehm als Roh-stoff für die Ziegelproduktion.Zum anderen kennt nahezu jeder die besonders reichhaltigen Ernten einesBodens aus reinem Löß namens . Sie nimmt fast 2/3 derFilderebene ein und befindet sich zum großen Teil im nördlicheren Teil derFilderlandschaft bei Echterdingen, Bernhausen, Sielmingen, Neuhausenund Wolfschlugen. An einigen Stellen wird die Parabraunerde aber verdrängtvon einem tonhaltigeren Boden aufgrund stärkerer Vermischung desLößmaterials mit dem darunter liegenden Liaston. Dieser Boden trägt dannden Doppelnamen . Die geringere Ertragskraft habendie Filderbewohner schon früh erkannt. Deshalb befindet sie sich häufigunter genügsameren Streuobstwiesen oder Waldstücken und ist somit leichtzu orten: Beispielsweise südlich von Bernhausen, südöstlich von Neu-hausen, nordwestlich von Harthausen oder nordöstlich und südlich vonBonlanden. Sie ist der zweithäufigste Bodentyp auf den Fildern. Nochtoniger und karger geben sich die Böden an der Abbruchkante zum Filder-graben entlang der Orte Plattenhardt, Stetten und Echterdingen. Hier domi-niert der sehr tonige Bodentyp namens . Oberhalb der Hangkante,

Die Vielfalt an Bodentypen auf den Fildern

Parabraunerde

Pelosol-Braunerde

Pelosol

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also auf der südwestlich gelegenen Hochfläche, aber auch östlich vonNeuhausen und Wolfschlugen ist wieder der bekannteste Filderbodenanzutreffen, allerdings mit zwiespältigem Charakter und erweitertemNamen: nämlich die zusammen mit ähnlichgearteten Verwandten. Sie alle stauen das Regenwasser lieber an, als es demGrundwasser zu geben. Das schränkt die landwirtschaftliche Nutzung ein.

Die Ursache hierfür ist im wenigertief liegenden, tonigen Untergrundaus dem Lias-Material oder intonigen Zwischenschichten zu su-chen.An den Talhängen der Flüsse, wiez. B. Aich oder Körsch, hat die tonigePelosol-Braunerde zusammen mitähnlich gearteten Verwandten noch-mals ihren Auftritt. An diesen Ortenentstand sie aus Liastonen oder demnoch tiefer gelegenen Keuperton-stein namens Knollenmergel. Anden Unterhängen schieben sichschließlich vereinzelt

aus Keupersandsteinnamens Stubensandstein in denVordergrund. Meist dort wo sich dasTal tief in die Landschaft einschnitt,so wie bei der Aich am Südrand derFilder. Der Stubensandstein warnoch in der ersten Hälfte des letztenJahrhunderts ein beliebter Bausteinund wurde für viele Häuser auf denFildern oder auch für das alteRathaus in Stuttgart abgebaut, wiebeispielsweise in einem Platten-hardter Steinbruch. In den Fluss-tälern selbst, wie das der Aich oderder Körsch, aber auch das des Flins-bachs zwischen Bernhausen und

Pseudogley-Parabraunerde

sandige

Braunerden

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Der typische Filderboden unter Acker in Stuttgart-Hohenheim ist eine Parabraunerde. Beidieser folgt direkt unter der humosen Ackerkrume schokoladenbraunes toniges Material.Ursprünglich war über dem tonigen Untergrund eine hellere und tonärmere Zwischenschichtentwickelt. Durch Erosion während der Ackernutzung ist die aber abgetragen. In der gezeigtenHohenheimer Parabraunerde leben viele Regenwürmer, die Röhren bis in über einen MeterTiefe gegraben haben.(Foto: A. Lehmann, 2006)

Neuhausen oder des Baumbachs unterhalb der Gutenhalde bei Bonlandenliegen dann die , die aus abgeschwemmtem Bodenmaterial derhöher gelegen Böden entstanden und zeitweise auch überflutet werden. Andiesen Orten, die durch Überflutungen auch schnell wieder Bodenmaterialverlieren, sind deshalb kaum Äcker zu finden, sondern stärker boden-schützende Wiesen.Nicht alles abgeschwemmte Bodenmaterial erreicht jedoch die Bäche undFlüsse, sondern es hat sich im Laufe nacheiszeitlichen Ackerbaus auch inkleineren Geländemulden und -senken zur Ruhe gesetzt. Dieser Vorgangnennt sich Erosion und ließ in den Geländesenken den Bodentyp namens

entstehen. Bei weniger starker Bodenansammlung liegt derGrundwasserspiegel auch weniger tief und es bildeten sich

, wie z. B. im Gebiet des heutigen Flughafens oder im GewannScherlach zwischen Stetten und Plattenhardt. Im Gegenzug war an höhergelegenen Geländekanten der Bodenverlust besonders hoch und hat dieParabraunerden in einen weniger stark entwickelten und sensibleren Bodennamens verwandelt, beispielsweise zwischen Sielmingenund Neuhausen am Fleinsbach und Rohrbach.

Vor rund 7.500 Jahren erkannten die Menschen der Jungsteinzeit dieFruchtbarkeit als eine der besonderen Stärken der Filderböden undbegannen mit dem Ackerbau. So ist auch der Name Filder erklärbar, der dieMehrzahl von „Fild“ ist, was dem heutigen Wort „Feld“ entspricht. Auchgegenwärtig noch erreichen rund 50 Prozent der Filderböden Bodenzahlenvon 75 und mehr auf der Werteskala der amtlichen Bodenschätzung, die fürPremiumböden 100 Punkte vergibt. In den Gewannen Köller bis Lachenördlich von Sielmingen und westlich von Bernhausen werden sogarBodenzahlen von über 90 Punkten erreicht. Somit zählen die Parabraun-erden der Filder zu den fruchtbarsten Böden Deutschlands. Der jährlicheWeizenertrag von 8 Tonnen und mehr je Hektar, das ist das 1,5-fache einesFußballfeldes, ergibt das Brotmehl für rund 50 Menschen.Ein Blick bis zu 1,3 m Tiefe der Parabraunerde aus Filderlehm zeigt dieGründe für deren verborgene Stärken: Wie ein Schwamm nehmen un-zählige Bodenporen bis zu 400 Liter Regenwasser je Quadratmeter Boden-oberfläche auf, speichern es und geben mindestens die Hälfte davon für diePflanzen wieder ab. Gröbere Bodenporen leiten – ähnlich einem Leitungs-netz – überschüssiges Regenwasser an das Grundwasser weiter. Auf dieseWeise leistet der Boden auch einen kostenlosen Beitrag zum Hochwasser-schutz. Außerdem liefern die gröberen Poren – ähnlich einer Lunge – demBoden genügend Luft zum Atmen für Tiere und Pflanzen. Wird eine Para-braunerde auf einer Fläche von einem Hektar abgegraben oder zubetoniert,geht die Speicherkapazität für rund 4 Millionen Liter Wasser verloren. Soviel

Auenböden

Kolluvisol

moorähnliche

Böden

Pararendzina

Einige Stärken der Bodentypen auf den Fildern

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Wasser brauchen im Land rund 25.000 Menschen täglich.Die kleinsten Teilchen der Filderböden bilden die Tonfraktion und stehen ineinem günstigen Gleichgewicht zu den nächst größeren Bodenteilchen, derSchlufffraktion. Durch die ausgeglichene Fraktionsstärken der Boden-teilchen und die große Tiefe stellt die Parabraunerde den Pflanzen vieleNährstoffe zur Verfügung, hält aber auch viele Schadstoffe fest und schütztauf diese Weise das Grundwasser. So kann überschüssiges Regenwasser, daseine Parabraunerde unter einem Acker in Richtung Grundwasser verlässt,um 3/4 geringer mit dem schädlichen Nitrat belastet sein als das Wasser beigleichem Ackerbau unter einer weniger tiefen Pelosol-Braunerde.

Die erste Wirkung menschlichen Handelns auf die Filderböden geht bereitsauf etwa sieben Jahrtausende zurück. Sie ist die Bodenerosion durchAckerbau. Eine Ursache hierfür ist der schlechte Zusammenhalt der mittel-großen Bodenteilchen namens Schluff und das Fehlen verklebend wirken-der Tonteilchen in der Ackerkrume, der auf den Fildern weit verbreitetenParabraunerde. Einige Böden veränderten ihren Charakter aber auch durchdie langandauernde Bodennutzung als Haus- und Schrebergärten. Sie zeich-nen sich durch hohe Humusgehalte aus und befinden sich im Kern oder amRand der Fildergemeinden.Das aktuelle Schicksal der Filderböden aus Löß ist jedoch ihre einfacheGrabbarkeit. Täglich trauern Filderböden um den Verlust ihresgleichen, weilstärkste Umformung durch Abgraben und Aufschüttungen beim Bau vonStraßen, Wohnhäusern und Großprojekten wie Flughafen oder Messe ihrenTribut zollen. Diese Veränderungen sind häufig noch kombiniert mit demVersiegeln der Bodenoberfläche. So gingen in Filderstadt von 1988 bis 2004rund 230 Hektar leistungsstarke Böden durch die Siedlungsentwicklungverloren. Das entspricht knapp zwei Fußballplätzen pro Monat. Derweilertragen schweigsam die verbleibenden Filderböden ihre zunehmendeBelastung durch Schadstoffe, z. B. von dem Verkehr oder durch Maschinen,z. B. von der Bau- und Landwirtschaft.Während die Lebewelt zumindest in überschaubaren Zeitrahmen häufig aufeine veränderte Umwelt reagieren kann, haben die Filderböden aus Lößmindestens 2.000 Jahre gebraucht, um ihre heutige Größe von 1 bis 1,5 mund ihren Charakter zu erreichen. Das würde einem jährlichen Wachstumvon 0,5 mm entsprechen. Die Kontinentalverschiebung ist hundertmal soschnell.

Um den verborgenen Böden ein besseres Gehör zu verschaffen, gibt esinzwischen neben dem Vogel, dem Baum und dem Insekt des Jahres aucheinen Boden des Jahres. Die Auszeichnung ging im Jahre 2006 an dieFahlerde, einer nahen Verwandten der Parabraunerde, dem Filderboden

Einige Risiken der Bodentypen auf den Fildern

Die Bodentypen erleben

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schlechthin. Einen virtuellen Eindruck von der Welt der Böden gibt es imInternet beispielsweise unter „www.bodenwelten.de“. Reale Eindrücke vonden vielfältigen Filderböden vermitteln hingegen unterschiedliche Baugru-ben oder in naher Zukunft eine Bodenstele auf dem Birkacher Feld westlichvon Stuttgart-Birkach. Allerdings bleibt auch dort die große Menge derLebewesen im Boden, die unter einer fußballplatzgroßen Wiese das Gewichtvon 10 Kühen erreichen kann, dem bloßen Auge verborgen.

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Legende zur Leistungsfähigkeit der Filderböden Die Filderböden und die Verteilung ihrerStärken für den Ackerbau, den Hoch-wasserschutz und den Schadstoffrück-halt, bewertet mit Daten der amtlichenBodenschätzung.(Bearbeitung: N. Billen, 1998).

Weitere Information im Internet:

www.uni-hohenheim.de/profilsammlungwww.bodenexponate.de

Der Boden im Filderstädter Wald

Eckhard Hellstern, Revierförster Filderstadt

Der Waldboden auf Gemarkung Filderstadt ist im reinen Wortsinn einwahrhaft vielschichtiges Thema. Viele Waldbesucher machen sichwohl kaum Gedanken darüber und das Interesse hält sich meist in

Grenzen. Allenfalls, wenn mal wieder gar zu anhänglicher Filderlehm dasSchuhwerk verschmutzt, dringt die Sache ins Bewusstsein.Dabei ist gerade der Boden entscheidend für das Erscheinungsbild unsererNatur verantwortlich.

Der Boden bestimmt, welche Pflanzengesellschaften bei uns gedeihen undwelche nicht.Er entscheidet über die Quantität und Qualität des Wachstums, die FähigkeitWasser zu speichern und nicht zuletzt über die Pufferkapazität, Schadstoffe– wie Säuren – unschädlich zu machen.Der Waldboden, in Zusammenarbeit mit den Bäumen, liefert uns alsogereinigtes Trinkwasser. Gleichzeitig ist er auch noch ein effektiver Kohlen-stoffspeicher, der in der Lage ist, der Atmosphäre das klimaschädlicheKohlendioxid zu entziehen.

In Filderstadt befinden wir uns in der geologischen Formation des Keuper.Der Keuper entstand erdgeschichtlich im Zeitalter des Trias vor etwa 235 bis201 Millionen Jahren. Der Name Keuper leitet sich aus dem fränkischenDialekt ab. Dort wird buntes, bröckeliges Tongestein als „Kieper“ oder„Keiper“ bezeichnet.Es wechseln in rascher Folge Sand- mit Tonschichten.In unserem Raum befinden wir uns im Oberen und Mittleren Keuper. Esfolgen aufsteigend von unten nach oben im mittleren Keuper: Gipskeuper,Schilfsandstein, Bunte Mergel, Stubensandstein und Knollenmergel.Im Oberen Keuper findet man dunkle Tone und den hellen Rätsandstein.Die bekannteste Schicht ist wahrscheinlich der Stubensandstein. Sein Nameleitet sich davon ab, dass er als Putzmittel, in Form von losem Sand, zumScheuern von Innenräumen verwendet wurde.

Bei Straßenbauingenieuren ist der Knollenmergel, die oberste Schicht imMittleren Keuper, berüchtigt. Stößt man bei Bauvorhaben auf ihn, sind hohe

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Zusatzkosten vorprogrammiert. Durch seine extreme Wasseraufnahme, diebis zum regelrechten Abfließen des Bodens geht, sind umfangreichetechnische Maßnahmen nötig, um die Stabilität des Bauvorhabens zugewährleisten. Im Wald liegt der Boden häufig wellenförmig an derOberfläche, die auf ihm wachsenden Bäume stehen oft schief und verratendem kundigen Betrachter auch ohne Hilfsmittel, was hier vor sich geht:Erdrutsche kommen in dieser Zone häufig vor.

Die regelmäßige Abfolge der Schichten ist vielfachgestört. Bedingt durch natürliche Erosions-prozesse wie Frostaufbrüche, Bodenfließen undRutschungen an Hanglagen in jüngerer, als auchälterer Zeit wurde das Ganze tüchtig durchmischtund mit Lösanwehungen überlagert. Die Filder-randverwerfung, eine Erdschollenabsenkung,kommt hinzu.Die oberste Schicht der Verebnungen um Uhlberg-turm und Weilerhau sind noch von der unterstenSchicht des Jura, das auf den Keuper folgendeErdzeitalter, überlagert.

Diese Schicht des Unterjura wird Lias genannt und birgt den Angulaten-sandstein.Durch die relative Härte, die eine rasche Erosion verhindert, bilden sich dieebenen Hochlagen unserer Markung.In den weichen Mergelgesteinen finden wir tief eingeschnittene Klingen.Hier konnten kleine Waldbäche durch die weichen Tongesteine relativ raschtiefe Einschnitte erodieren.Diese Gesteinsschichten wurden, wie oben erwähnt, oft mit Löslehm über-lagert. Der Lös besteht aus am Gletscherboden zerriebenem Gesteinsmehl.Gletscher sind gigantische Gesteinsmehlfabriken, die an ihrer Unterseitedurch ihr hohes Gewicht und Wanderbewegungen ganze Landschaftenformen und abhobeln. Dieses Gesteinsmehl wurde aus nicht vergletschertenGebieten, nach Rückzug der Gletscher, durch Winde als Staub oft mehrfachverweht und in unsere Region verblasen und abgelagert.

Der Boden prägt aber nicht nur das Gesicht des Waldes. Die Gesteine imWald waren früher neben dem dort wachsenden Holz der wichtigsteBaustoff.Heute kann man den Stubensandstein noch an vielen historischenGebäuden sehen.Das Ulmer Münster wurde teilweise mit Stubensandstein aus dem

α

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Stubensandstein

Plattenhardter Wald gebaut. Viele Scheunen wurden daraus errichtet undzeigen heute, da sie meist unverputzt blieben, den Sandstein wie er im Waldgebrochen wurde.Für die Urproduktion, ob Land- oder Forstwirtschaft, stellt der Boden diewichtigste Grundlage für das Wachstum dar.Im Gegensatz zur Landwirtschaft wird im Wald der Boden wederumgebrochen noch gedüngt. Über den langfristigen Erhalt der Waldvege-tation sind damit unsere Waldböden viel belebter als in der freien Land-schaft.Man versucht, mit den jeweiligen Ge-gebenheiten auf natürlicher Grund-lage zu arbeiten. Es ist ein wichtigesZiel, im Wald so bodenschonend wiemöglich zu arbeiten. Alles orga-nische Material, welches auf den Bo-den fällt – ganz gleich, ob Herbst-laub, Äste oder ganze Bäume – wirdwieder zu Nährstoffen für dielebenden Bäume umgewandelt.In diesen Nährstoffkreislauf fließengesteinsbürtige Nährstoffe durchnatürliche Verwitterungsprozesseund eben solche aus der Zersetzungorganischen Materials.

Der Erhalt der Artenvielfalt ist direktvon diesem Werden und Vergehenabhängig.Der gesunde Aufbau eines Wald-bodens mit Humusschicht enthält pro Kubikmeter Millionen von Kleinst-lebewesen. Ihre Tätigkeit, in Form der Humifizierung organischen Materialsund die Mineralisierung des Ausgangsgesteins, sorgen für die Ernährung desWaldes.Dieser Prozess der Waldbodenbildung dauert unter unseren Klima-verhältnissen für einen Zentimeter Waldboden durchschnittlich etwadreitausend Jahre!

Das Waldgelände wird in befahrbare und nicht befahrbare Lagen eingeteilt.Nicht alles, was technisch möglich wäre, wird auch befahren.Auf besonders empfindlichen Böden, wie Lehmböden, wird beispielsweiseauf Radfahrzeuge verzichtet und das Holz mit Pferden herausgezogen.Aber auch bei den eingesetzten Maschinen wird Wert auf eine boden-

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Stubensandstein

schonende Ausstattung, wie beispielsweise Breitreifen, gelegt. Breite Reifenverteilen das Maschinengewicht wesentlich besser als schmale. Dadurchwerden die Druckschäden in der Tiefe des Bodens vermindert.Obwohl der Zustand direkt nach dem Befahren mit Rückeschleppernmanchmal nicht gerade schön aussieht, hält sich der Schaden in Grenzenund der Boden kann sich wieder regenerieren und beleben.Stellen die auf Sandstein entstandenen Böden durch den hohen Sand- undSteingehalt eine eher unkritische Unterlage für das Befahren dar, wird es aufden so genannten Tonböden teilweise sehr schwierig, überhaupt voranzu-kommen.

Gerade hier im Wald umFilderstadt dominierendie Ton- und Lehm-standorte und machendie Bewirtschaftungnicht einfach.Unsere Böden bestehenaus drei verschiedenenKorngrößen. Begin-nend mit der kleinstenKorngröße: dem Ton,dann Schluff und Sand.Die bei uns weit verbrei-teten Lehmböden ent-halten alle drei Korn-größen zu etwa gleich

großen Anteilen. Sie stellen für das Pflanzenwachstum ein Optimum dar.Lösböden sind reine Schluffböden. Sie bestehen aus Mineralbruchstück-chen mit einem hohen Feldspatanteil. Reine Tonböden bestehen aus derkleinsten Korngröße, sie können quellen und schrumpfen. Sie sind schlechtdurchlüftet und weisen eine hohe Wasserspeicherkapazität auf.

Die Waldböden im Filderstädter Wald tragen interessante Namen. Es seiennur drei Bodentypen stellvertretend erwähnt: Braunerde, Pseudogley-Braunerde und Pelosol.Dem Bodenkundler verraten diese Namen die Eigenschaften derWaldböden.Die genaue Beschreibung wäre sehr umfangreich, daher nur eine grobeCharakterisierung:Die Farbe der meist tiefgründigen, immer kalkfreien Braunerde ist durchEisenoxide bestimmt. Pseudogleye sind stauwasserbeeinflusst, Pelosole

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Tonboden

enthalten immer einen Tonanteil von mehr als 40 Prozent.Das Klima ist für die Bodenbildung der entscheidende Faktor: DieKombination eines bestimmten Klimas mit einem bestimmten Ausgangs-gestein ergibt immer den gleichen Bodentyp.

Das ganze Mosaik der verschiedenen Böden ist in der forstlichen Standort-karte für den jeweiligen Waldort festgehalten. Diese Karte ist entscheidendfür die Durchforstung der Waldbestände und, falls gepflanzt werden soll, fürdie richtige Baumartenwahl.Sie gibt Hinweis, welche Bäume bei der Durchforstung den zukünftigenWaldbestand bilden sollen. Denn nur dem Bodenstandort angepassteWaldbestände versprechen neben Stabilität gegen Stürme und Wider-standskraft gegen Insekten auch ein befriedigendes Baumwachstum beiwirtschaftlichem Erfolg. Nur solche Bestände werden auch die Chancehaben, sich dem ständig wärmer werdenden Klima anzupassen.

In Filderstadt sind wir durch die Natur begünstigt. Verursachen die Ton- undLehmböden bei der Bewirtschaftung mit Maschinen Schwierigkeiten, habensie dennoch einen entscheidenden Vorteil: Sie schlucken ordentlich wasweg und können es auch noch bei sich halten.Gemeint ist natürlich Regenwasser. Sie nehmen aufgrund ihrer Poren-struktur Wasser wie ein Schwamm auf und weisen deshalb eine sehr hoheWasserspeicherfähigkeit auf. Das heißt, sie können über einen langenTrockenzeitraum den Baumwurzeln immer noch genügend Wasser für dieAssimilation zur Verfügung stellen.Die Waldbäche fallen auch im Sommer in der Regel nicht trocken.Deshalb leidet unser Wald auch längst nicht so stark unter Trockenperiodenwie Wälder auf reinen Sandstandorten. Unsere Böden sind durch ihrAusgangssubstrat auch gut nährstoffversorgt. Damit steht einem gutenWaldwachstum, mit einem hohen Laubholzanteil, eigentlich nichts mehr imWege.Wäre da nicht noch der andauernde Eintrag eines ganzen Cocktails vonLuftschadstoffen, die gerade in unserem Ballungsraum wirksam sind.Hier kommt es auf die Fähigkeit der Böden an, Säuren zu neutralisieren unddamit für die Baumwurzeln unschädlich zu machen. Der Chemiker nenntden Vorgang „Puffern“. Jede Versauerung bedeutet eine Abnahme derbodenbiologischen Aktivität. Fortgeschrittene Versauerung wäre fürPflanzen und Tiere tödlich.Auch in dieser Hinsicht haben wir in Filderstadt Glück. Unsere Böden habeneine eher große Pufferkapazität gegen Säuren. Allerdings kann niemandvorhersehen, wie lange diese Fähigkeit der Böden erhalten bleibt. Durchständigen Säureeintrag wird der Kalkgehalt, der im Wesentlichen für denPuffervorgang verantwortlich ist, verringert.Die Versauerung ist ein schleichender Prozess. Künstliche Kalkung kann nur

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eine vorrübergehende Notlösung auf begrenzter Fläche sein.Anders als im Schwarzwald, der auf armen Böden der Granite und Gneisestockt, halten sich daher bei uns die Schäden bisher in Grenzen.

Heute ist eine der wichtigsten Aufgaben der Umweltpolitik, die Böden zuerhalten.Baumaßnahmen im weitesten Sinne stellen eine große Gefahr dar. Zur Zeitwerden bei uns in Baden-Württemberg jeden Tag unwiederbringlichzwischen neun und zehn Hektar gewachsener Boden zerstört.Dieser, wie eingangs erwähnt, viele Millionen Jahre alte Schichtaufbau mitder in vielen tausend Jahren erfolgten Bodenbildung aus den Ausgangs-gesteinen wird auf Dauer zerstört.

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Das fachgerechte Behandeln und Ableiten bzw.Versickern von Regenwasser zum Hochwasser-und Grundwasserschutz ist für die Filderböden

von besonderer Bedeutung

René Schiemann, Dipl. Geologe TÜV SÜD

In Siedlungsräumen kommt der Gütemäßigen Regenwasserbehandlungzum Schutz der Böden, des Grundwassers und der oberirdischenGewässer generell eine immer größere Bedeutung zu. Für die

Filderböden gilt dies in besonderem Maße.

Die mehrere Meter mächtige Filderlehm-Decke und die im tieferenUntergrund folgenden Tone und Tonsteine des Schwarzen Jura sind schonvon den natürlichen Voraussetzungen nicht in der Lage, das Regenwasserrasch zu versickern. Das feinkörnige, überwiegend aus Schluff- undTonpartikeln aufgebaute, Bodenmaterial der Filder reagiert besondersempfindlich auf intensive Regenfälle, da das Wasser wegen dervergleichsweise kleinen Porenräume nur langsam in den Boden einsickernkann. Feinkörnige Böden sind besonders erosionsempfindlich – Abschwem-mungen von Bodenmaterial und ein vermehrter Oberflächenabfluss desRegenwassers mit Abfluss-Spitzen in die Gewässer sind die Folge.

Für die gleichmäßige Versorgung der Bäche und Gräben mit Wasser istjedoch eine ausreichende Niederschlagsversickerung und Grundwasserneu-bildung besonders wichtig.

Das Regenwasser von Dachflächen oder versiegelten Bodenflächen läuftnahezu verzögerungsfrei und vollständig ab. Zudem nimmt mit derUmwandlung von Wald-, Wiesen und Feldflächen in befestigte Flächen auchdie Verdunstung der Niederschläge deutlich ab.

Mit der fortschreitenden Bebauung von natürlichen Bodenflächen geht dieVersickerung von Regenwasser in den Boden somit ganz oder teilweiseverloren. Durch Flächenversiegelung wird einerseits die Bildung von neuemGrundwasser verhindert, anderseits steigt die hydraulische Belastungunserer Oberflächengewässer und Kanäle. Auch das Risiko für Boden-erosionen in Hanglagen steigt. Diese Entwicklungen sind im Filderraumdeutlich zu spüren. Die bindigen Lößlehmböden und der Schwarze Jura, derdie meisten Böden im Filderraum kennzeichnet, sind für das Wasser nurschwach durchlässig und lassen deshalb schon von den natürlichen

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Grundvoraussetzungen her nur eine relativ langsame Versickerung desRegenwassers in den Untergrund zu. Der Lößlehm der Filder ist für dieErosion besonders anfällig, wodurch sich die Gewässer dort zunehmendeintiefen.

Mit der Klimaerwärmung ist zudem davon auszugehen, dass dieNiederschlagsereignisse in Zukunft noch intensiver werden können. Dieshat uns z. B. auch der Sommer des Jahres 2008 gezeigt.

Bei einer Versickerung von Regenwasser auf Siedlungsflächen ist darauf zuachten, dass das hierbei entstehende Grundwasser von anthropogenenSchadstoffeinträgen zu schützen. Um trotz zunehmender Flächeninan-spruchnahme die Grundwasserneubildung im Bereich von Bauvorhabennachhaltig stützen zu können, ist das Regenwasser bei Bedarfstandortgerecht aufzubereiten, gegebenenfalls zwischenzuspeichern undmöglichst am Standort in den Untergrund zu versickern. Ist eineVersickerung am Standort aus hydrogeologischen Gründen nicht möglichoder aus wasserrechtlicher Sicht nicht zulässig, sollte das Wasser überRückhaltebecken oder -einrichtungen hydraulisch vergleichmäßigt in einGewässer abgeleitet werden. Die hydraulischen Abflussspitzen und dieErosions- und Überschwemmungsgefahren würden ansonsten bei Nieder-schlagsereignissen künftig immer weiter zunehmen. Stärker verschmutztesRegenwasser ist der öffentlichen Kanalisation und damit einer Behandlungauf einer kommunalen Kläranlage zuzuführen.

Als Maßnahme zur Vorbehandlung des Regenwassers kommen z. B.Ableitung über den bewachsenen Oberboden, Filteranlagen mit Sand oderFeinbodenmaterial als wirksame Filterschicht, Retentionsbodenfilter,Regenklärbecken/Regenrückhaltelagen und Absetzanlagen in Frage.

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Regenwasserbehandlungs-becken östlich des NeuenMessegeländes amLangwieser See

Für heutige Neubauvorhaben, die in der Regel mit erheblichenDachflächen, Hofflächen oder Verkehrsflächen verbunden sind, sinddeshalb generell entsprechende „Regenwasserbehandlungskonzepte“standortgerecht zu entwickeln und gemäß der hierfür geltendentechnischen Regelwerke konsequent umzusetzen. Die Kunst dernaturnahen Planung besteht darin, sich dem Gleichgewicht des natürlichenWasserkreislaufes und der Größe und Häufigkeit von Abflussspitzen ausunbebauten Gebieten möglichst weit anzunähern und zugleich den Er-stellungs- und Pflegeaufwand für die Anlagen so gering wie möglich zuhalten. Dabei sollten bei der Planung und Ausführung der Entwässerungs-einrichtungen die Möglichkeiten zur naturnahen Ausgestaltung und gerin-gem Flächenverbrauch genutzt werden.

Je nach Bauart und Nutzung der zu entwässernden Flächen und derjeweiligen Lage zu Trinkwasserschutzgebieten sind sehr unterschiedlichetechnische Anforderungen zur Vorbehandlung und hydraulischen Ver-gleichmäßigung des Regenwassers zu beachten.

In der Praxis bedeutet dies für Bauherren z. B. möglichst schad-stoffunkritische Materialien für Dächer einzusetzen, befestigte Flächen mitDränpflastern, d. h. mit möglichst guten Versickerungseigenschaftenauszuführen bzw. bepflanzte Sickermulden mit Feinbodenfiltern anzu-legen. Für gewerbliche Betriebsflächen können zudem weitergehendeschadstoffspezifische Behandlungsschritte oder größere Retentionsräumezur hydraulischen Vergleichmäßigung sowie Versickerungsanlagen (z. B.Mulden, Mulden-Rigolen-Systeme) notwendig sein. Nur auf diesem Wegekann ein wirksamer Beitrag dazu geleistet werden, dass der hydraulischeStress unserer Gewässer sowie der kommunalen Regenrückhalte-einrichtungen und Kanäle nicht weiter vergrößert und der natürlicheGrundwasserhaushalt nicht zusätzlich beeinträchtigt wird.

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Sinnvolle maschinelle Bodenbearbeitungauf den Filderböden

Ernst Schumacher, landwirtschaftlicher Ortsverein Bernhausen

Unser Filderboden ist mit einer der fruchtbarsten Böden unsererErde. Dadurch ist auch eine vielfältige landwirtschaftliche Nutzungmöglich. Hervorragend geeignet sind die Böden für den Kraut- und

Gemüseanbau, der hier immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Die Bodenkrume (die obersten 30 cm) sind eine lebendige Schicht, in dersich pro Hektar ca. 6.000 kg Regenwürmer und Millionen von Mikro-organismen befinden. Diese ermöglichen, dass Nährstoffe in pflanzen-verfügbare Form umgewandelt und bereitgestellt werden.

Um die Fruchtbarkeit der kostbaren Böden zu erhalten, wird natürlich aufdie richtige Bodenbearbeitung sehr viel Wert gelegt.

Es gibt zum einen natürliche Einflüsse wie die Frostgare und die Schatten-gare.Die Frostgare entsteht nach der Pflugfurche über die Winterzeit: DurchNiederschläge wird der Boden befeuchtet und bei Frost werden dann grobeSchollen auseinandergesprengt und in feine Erde verwandelt, die im Früh-jahr ein gutes Saatbeet für die Kulturen ergibt.

Die Schattengare entsteht während der Kulturzeit durch das Wurzelsystemder Pflanzen.Es gibt Flachwurzler und Tiefwurzler: Pflanzen, die im Krumenbereich desBodens bleiben und andere, die in tiefere Bodenschichten vordringen. DieLuzerne beispielsweise macht Wurzeln bis zu 4 Metern Tiefe. Diese Wurzelnbilden zusammen mit den Regenwürmern im Boden ein Kapillarsystem, dasfür die Wasseraufnahme sehr wichtig ist. In diesen Röhrchen wird bei RegenWasser im Boden gespeichert und in trockenen Zeiten wieder in denWurzelraum der Pflanzen transportiert.

Zur Bodenbearbeitung werden der Jahreszeit entsprechend die Geräteeingesetzt.

Natürliche Einflüsse

Geräte zur Bodenbearbeitung

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Im Frühjahr eignen sich Garegge und Kreiselegge, wobei die Boden-feuchtigkeit den Geräteeinsatz bestimmt.Bei feuchtem Boden sind rotierende Geräte zu bevorzugen, da sie wenigerZugkraft benötigen.Im Sommer stehen Grubber, Fräse und Kreiselegge zur Verfügung.Wenn genügend Zeit zwischen den einzelnen Kulturen vorhanden ist, kannauch der Schichtengrubber zum Einsatz kommen. Mit ihm können bis zu 80cm tiefe Schichten nichtwendend gelockert werden und somit den Wurzelnein leichteres Tiefenwachstum ermöglichen. Auch wird die Wasseraufnahmedes Bodens vergrößert.

Alle diese Maßnahmen sollen dazu dienen, den Boden nachhaltig gesundund fruchtbar zu erhalten. Leider ist durch den immer deutlicher wer-denden Klimawandel unser Boden in Gefahr. Die immer häufigeren Stark-regen verschlämmen den Boden und führen oft zu Abtragungen, die jedenLandwirt schmerzen. Dieser Situation ist man gerade im Gemüsebauschutzlos ausgeliefert, da immer Flächen für die nächste Kultur vorbereitetwerden.Dies ist eine, dem Landwirt von der Gesamtentwicklung unserer Gesell-schaft aufgeladene Bürde, die uns in der Zukunft vor Herausforderungenstellt, für die noch keine Patentlösungen vorliegen. Es muss ein hohes Zielsein, gute Böden für die Nahrungsmittelerzeugung zu erhalten und sie zupflegen.Die Landwirtschaft ist dabei auf jeden Bewohner unserer Erde angewiesen,sie zu bewahren.

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Salatfeldin Bernhausen

Bodenpflege: Wichtigster Faktorim biologischen Gemüsebau

Jörg Hörz, Bioland Gemüsehof Hörz

Seit Generationen wird in der Familie Hörz Landwirtschaft inFilderstadt-Bonlanden betrieben. Wir, Jörg und Beate Hörz, bauenseit 1995 Biogemüse an und arbeiten nach den Richtlinien und unter

der Kontrolle des Bioland-Verbandes.

Seit 2003 sind wir mit unserem Betrieb vom Ortskern ins Bühlerfeld amOrtsrand von Bonlanden gesiedelt. Hier wachsen auf unseren Feldern über40 verschiedene Gemüsearten. Im Freiland bauen wir verschiedene Kohl-arten, Salate, Laucharten, diverses Wurzelgemüse und Kräuter an. Unsere

Schwerpunkte im ge-schützten Bereich sindbei den Fruchtgemüse-arten Tomaten, Gurken,Paprika und Auberginensowie Ackersalat undFrühjahrssalate. AlsObstkultur bauen wirErdbeeren an. So er-zeugen wir das ganzeJahr über frisches Ge-müse in Filderstadt.

Die Filderebene zeichnet sich durch fruchtbare Lösslehmböden aus, die einehohe natürliche Fruchtbarkeit haben. Auch die windoffene Lage, die für vieleSchadorganismen, wie z. B. Kohl- und Möhrenfliege oder den Maiszünsler,unangenehm ist und die ausgewogene Niederschlagsverteilung sind positiv.Wichtigstes Thema und Hauptarbeitsschwerpunkt im Biogemüseanbau istdie Bekämpfung des Unkrauts. Dies wird allein über die Bodenbearbeitung,die Fruchtfolge und das Jäten und Hacken erreicht. Über das Jahr verteilt gibtes immer wieder Trockenperioden, die uns helfen, die Kulturen unkrautfreizu halten, denn in Regenperioden lässt sich's weder hacken noch jäten.Bodenbearbeitung bei zu nasser Erde bringt Verdichtungen im Untergrund

Das Fildergebiet als Gemüsebaustandort

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Bioland Gemüsehof Hörz

und harte Oberflächen. Dies ist für die Fruchtbarkeit des Bodens und dieKultur selbst zu vermeiden.

Durch verschiedene Gemüsearten und Pflanzenfamilien erreichen wir einebreite Fruchtfolge. Das heißt, dass maximal alle 7 Jahre eine bestimmteKulturart auf einem bestimmten Feld steht. Mindestens alle 2 Jahre werdenGründüngungspflanzen angepflanzt wie z. B. Rotklee, Luzerne und Winter-erbsen. Des Weiteren bauen wir oft vor oder nach einer Gemüsekultur einekürzere Düngung für 10 bis 15 Wochen an. Meist wird eine Fläche nur einmalpro Jahr mit Gemüse bestellt.

Die Bodenbearbeitung ist Dreh- und Angelpunkt des Anbaus. Wichtig ist, dieBodenverdichtungen zu vermeiden. Diese hat maßgeblichen Einfluss auf dieBodenstruktur und damit auf die Bodenfruchtbarkeit. Meistens wird eineWinterpflugfurche gemacht, wenn keine Winterbegrünung oder über-winternde Gemüseart auf dem Feld steht. Im Sommer bereiten wir mitGrubber und Kreiselegge den Boden sä- und pflanzfertig vor.

Die Düngung erfolgt zum einen über Gründüngungspflanzen, die eineGrundversorgung gewährleisten und großen Einfluss auf die Bodenstrukturund damit pflanzenverfügbare Nährstoffe haben sowie über organischeDüngemittel, die vor allem Stickstoff enthalten.Spurennährstoffe werden über Algenkalk und Gesteinsmehl ausgebracht.

Die Grundsätze des ökologischen Landbaus sind die Erzeugung von quali-tativ hochwertigen Lebensmitteln durch eine natur- und umweltverträg-liche Anbauweise.Diese Grundsätze sind im Wesentlichen:

die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit,Vermeidung von Umweltbelastungen,artgerechte flächengebundene Landwirtschaft,die Schonung natürlicher Ressourcen,Nutzung natürlicher Regelmechanismen des Ökosystems.

Die ökologische Landwirtschaft basiertauf der Erkenntnis, dass ein gut strukturierter mit ausreichend organischerSubstanz versorgter Boden, der ein vielfältiges Bodenleben aufweist, dieGrundlage für ein gesundes Pflanzenwachstum ist. Die Pflege des Bodenssteht deshalb im Mittelpunkt der ökologischen Wirtschaftsweise.Die Nährstoffversorgung der Pflanzen erfolgt vorrangig über die Zufuhr von

Fruchtfolge, Bodenbearbeitung und Düngung

Die Grundlagen des Ökologischen Gemüsebaus

(oder gleichbedeutend biologische)

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organischen Materialien. Diese, in den Boden eingearbeitet, dienen denBodenorganismen als Nahrung. Pflanzenschutz wird vorbeugend betrieben.Ziel ist es, ein Gleichgewicht zwischen Schadorganismen und ihren Gegen-

spielern zu erreichen und die pflanzeneigenenAbwehrkräfte zu stärken. Als direkte Mittel zumSchutz der Pflanzen werden Stärkungsmittel undwenige Pflanzenschutzmittel auf mineralischeroder Naturstoffbasis angewandt.Der verantwortungsvolle Umgang mit erneuer-baren Ressourcen gehört ebenso zu den Grund-sätzen des Bio-Anbaus. Auch dieser Aspekt ist einGrund, dass die mit hohem Energieeinsatz herge-stellten mineralischen Stickstoffdünger keineVerwendung finden. Andere mineralische Dünge-mittel wie z. B. Phosphatdünger werden wegenihrer weltweit begrenzten Vorräte nur zurück-haltend eingesetzt.

Die meisten Verbände beschränken aus diesem Grund das energieintensiveHeizen in Gewächshäusern in den Wintermonaten. Daher gibt es bei unszum Beispiel im Winterhalbjahr keine Gurken und Tomaten.

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Karotten frisch geerntet

Kompostierung – Kompakt

Oliver Briem, Fildergartenmarkt Briem Bonlanden

Eine Kompostierung der organischen Abfälle aus Haus und Garten istsehr vielfältig und äußerst nutzvoll. Einen kleinen und kompaktenEinblick, wie man im Einklang der Natur biologisch gärtnert, sollen

folgenden Punkte zur Eigeninitiative anregen.

Die Kompostierung nutzt den natürlichen Prozess der Zersetzung, umgezielt und schnell wertvolle Komposterde herzustellen. Die Ausbringungvon fertigem Kompost verbessert die Bodenfruchtbarkeit nachhaltig.Bei der Zersetzung des organischen Materials sind im Einzelnen folgendeOrganismen zuständig: Asseln, Regenwürmer, Tausendfüßler, Geißel-tierchen, Springschwänze, Käfer, Milben, Bakterien und Pilze.

Es gibt zwei klassische Verfahren der Kompostierung.

Die (Verwendung des verwertbaren Kompostsnach 2 bis 3 Jahren) oderdie (die Verwendung istbereits innerhalb eines Jahres in grober Struktur möglich).

Die Auswahl des Kompostierungsverfahrens muss im Einzelfall geklärtwerden, da dies individuell entschieden werden muss (Standort, Ver-wendung, Größe, etc.).

Fast alle organischen Abfälle aus Haus und Garten eignen sich zurKompostierung, wie:

Küchenabfälle,Rasenschnitt,Laub,Eierschalen,

Bodenverbesserung:

Kompostierungsverfahren:

Reifekompostierung

Schnell- oder Mulchkompostierung

Verwertbare Materialien:

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Kaffeesatz und Teebeutel,Obstreste,Gartenabfälle,gehäckseltes Schnittgut.

Nicht geeignet sind u. a.:Steinkohleasche,Knochen, Fleisch und gekochte Essensreste,pilzkranke Pflanzen,samentragende Unkräuter,farbige Zeitungen,Schalen von Zitrusfrüchten und Bananen.

Größere und feste Materialien nach Möglichkeit vorher immer durchden Häcksler (Schredder) lassen.Trockene Materialien mit feuchten (wie Grasschnitt) mischen.Niemals zuviel Rasenschnitt einwerfen (dieser verdichtet und da-durch ist der Kompost nicht mehr atmungsaktiv).Kompostierungshilfen wie Kompostbeschleuniger der Firma Oscor-na und Neudorff sind empfehlenswert.Prinzipiell keine monotonen Schichten einwerfen, sondern auf eingutes Mischverhältnis der verschiedenen Materialien achten.

Extra-Tipps:

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Neue Standorte – neue PflanzenFloristische Beobachtungen im Filderraum

Dr. Manfred Schacke, Biotopkartiergruppe Filderstadt

1 Die Bedeutung des Standorts für die Pflanze. Der jeweiligeStandort einer Pflanze ist nicht bloß ein bestimmter Ort, sondern einSchnittpunkt verschiedener Faktoren. Neben den reinen Boden-

eigenschaften sind es u. a. der Grad der (trocken-nass), das(sonnig-schattig) und die (planar-alpin). Diese Faktoren

setzen bestimmte Bedingungen oder Grenzen, die für die jeweiligePflanzenart günstig oder ungünstig sind. Eine Sumpfdotterblume z. B. will esnass, während ein Mauerpfeffer große Trockenheit überstehen kann. DerWurmfarn erträgt das Dunkel im Fichtenwald, die Margerite aber mag dasstrahlende Sonnenlicht usw.Der Boden selbst ist hauptsächlich das Verwitterungsprodukt einesAusgangsgesteins, dessen Bestandteile die wesentlichen Bodeneigen-schaften definieren: nämlich (basisch-sauer), Verfügbarkeit an

(Kalzium, Kalium und Magnesium) und (Stickstoffund Phosphor). Kalkreiche Böden, wie es sie beispielsweise auf derSchwäbischen Alb gibt, sind immer auch basenreich und beherbergen diegrößte Pflanzenvielfalt. Anders dagegen die Sand- und Moorböden: Sie sindsauer, basen- und nährstoffarm und bieten nur wenigen Pflanzenarten einengeeigneten Lebensraum.

Jede Pflanzenart hat individuelle Vorlieben an das Substrat, in dem siewurzelt, was je nach Spezialisierungsgrad den potentiellen Wuchsort mehroder weniger stark einschränkt. Die Große Brennnessel brauchtstickstoffreiche Böden und dominiert in der Nähe von Mist- oderKomposthäufen. Ganz anders dagegen das Heidekraut oder dieDrahtschmiele, sie wachsen ausschließlich auf nährstoffarmen, saurenSandböden, wo sie dann aber aufgrund des geringenebenfalls dominieren können. Dementsprechend findet man in unseremRaum die Brennnessel vor allem in der Nähe menschlicher Siedlungen oderderen Hinterlassenschaften und das Heidekraut in ausgelaugten Bödenlichter Nadelwälder (z. B. Weilerhau) oder Heiden (z. B. Haberschlai).Zusammenfassend kann man sagen, dass jede Pflanzenart ein mehr oderweniger scharf definiertes Anforderungsprofil („Schlüssel“) an den Standortstellt. Der jeweilige Standort wiederum weist ein bestimmtes Angebotsprofil

FeuchtigkeitLicht Meereshöhe

KalkgehaltBasen Nährstoffgehalt

Konkurrenzdrucks

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(„Schloss“) auf, das nur für eine begrenzte Artenzahl „passend“ ist. Es gibtPflanzen, deren Ansprüche so speziell sind, dass es in Baden-Württemberginzwischen kaum noch Standorte gibt, die diese Ansprüche befriedigenkönnten. Solche Arten sind aktuell vom Aussterben bedroht oder schonausgestorben. Andere Arten sind so anspruchslos, dass man sie fast überallund das ganze Jahr über zu sehen bekommt, wie z. B. das Gänseblümchenoder den Rotklee.

Vor einigen Jahrtausenden wurde der Mensch sesshaft und hat durchlandwirtschaftliche Tätigkeit sich des Bodens bemächtigt. In Mitteleuropahat er den Wald gerodet und damit vielen lichtliebenden Arten den Einzug indiesen Naturraum erst ermöglicht. Er hat schließlich den Boden gelockert,mit Nährstoffen angereichert und damit insbesondere den einjährigenAckerunkräutern, die vorwiegend aus dem Mittelmeerraum einwanderten,die Existenzgrundlage geschaffen. Die heutige Pflanzenvielfalt in Mittel-europa ist also größtenteils .

Mit der Industrialisierung Mitteleuropas wurden die Böden aber auchnegativ beeinflusst, sie wurden durch direkten Eintrag (z. B. Schwermetalle)oder indirekten (z. B. saurer Regen) so schwer belastet, dass stellenweisekeine Pflanzen mehr wachsen konnten.In den letzten Jahrzehnten ist zweifellos viel für den Umweltschutz getanworden, was sich auch floristisch nachweisen lässt. Gleichzeitig aber hatsich, kaum beachtet, die Oberfläche Mitteleuropas stellenweise sehr starkverändert. Der versiegelte nicht bloß Boden-flächen, sondern schuf völlig neuartige Standorte. Es gibt inzwischen vielekilometerlange Mittel- und Randstreifen, die durch eine hohe mechanischeBeanspruchung und einen extremen Schadstoffeintrag gekennzeichnetsind. Insbesondere die Notwendigkeit des Salzstreuens bei den großenStraßen und Flughäfen schuf Standorte, für die die heimische Flora kaumgeeignete Arten vorzuweisen hatte. Es entstanden also immer mehr Flächen,die ein Angebotsprofil aufwiesen, mit der kaum eine einheimische Art etwasanzufangen wusste. Biologisch gesehen entwickelte sich eine hochspezi-fische ökologische Nische, in der es kaum Konkurrenz gibt. Bei dieser Nischehandelt es sich immerhin um ein Tausende Kilometer langes und ununter-brochenes (!) Lineament, das sogar Kontinente verknüpft, ähnlich demUferstreifen eines riesigen Flusssystems. Nimmt man für den Mittel- und diebeiden Randstreifen eine Breite von insgesamt nur zwei Metern an, so ergibtsich bei nur 100 Autobahnkilometern eine Fläche von 20 Hektar, was etwa 20Fußballfeldern entspricht.Der Ballungsraum Stuttgart, insbesondere auch das Gebiet der Fildern, hat

2. Der Einfluss des Menschen bei der Bodenbildung

eine Folge menschlichen Einwirkens

Ausbau des Verkehrsnetzes

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einen relativ hohen Anteil an solchen salzbeeinflussten Straßenrand-bereichen. Hier kann man also unmittelbar beobachten, welche Pflanzen esgeschafft haben, derart lebensfeindliche, aber auch fast konkurrenzloseStandorte zu besiedeln. Diesen interessanten Aspekt unserer heimischenFlora möchte ich anhand von vier Beispielen aufzeigen.

Pflanzen, die für ein Gebiet neu sind und sich fest ansiedeln, werdenNeophyten genannt. Es sind sozusagen die Neubürger in einem Naturraum.Die Zahl der Neophyten in Baden-Württemberg geht inzwischen in dieHunderte. Einige sind als so genannte „Problempflanzen“ bekanntgeworden, wie z. B. das Indische Springkraut, die Kanadische Goldrute oderder Japanknöterich. Hier möchte ich weniger bekannte, nichtsdestowenigerhochinteressante Neophyten vorstellen, die erst in den letzten Jahrenauftauchten und sich sehr erfolgreich ansiedeln konnten.

Ich beginne mit einer unauffälligen und relativschwierig zu bestimmenden Art. Es handelt sichum die

, die – aus Osteuropa und Vorderasienkommend – sich entlang süddeutscher Auto-bahnen und Schnellstraßen ausgebreitet hat.Wie ihre Schwester, die Spieß-Melde, hat sieunscheinbare, grünliche Blüten und spießför-mige, etwas gräulich wirkende Blätter.Bei uns wächst diese Melde im Mittelstreifen der A8 und der B 312 zusammen mit einem etwa einenMeter hohen Gänsefuß, der durch seineknäueligen Blüten- bzw. Fruchtstände auffällt.Vermutlich wurde ihre rasche Ausbreitung durchihre erhöhte Salztoleranz und dem verstärktenLkw-Verkehr begünstigt. Schon früher waren diegroßen Verkehrsverbindungen auch die Wander-wege potentieller Neophyten. Es waren dieÜberseehäfen und das transkontinentale Schie-nennetz mit seinen Güterbahnhöfen, die die„Einfallstore“ neuer Pflanzenarten bildeten.

Das Verbreitungsgebiet der Verschiedensamigen Melde in Baden-Württem-berg sieht tatsächlich aus wie eine stark vereinfachte Straßenkarte. VomZentrum im wärmebegünstigten Mittleren Neckarraum gehen schmaleLinien ab: Nach Ulm, zum Bodensee, nach Karlsruhe und Mannheim und es

3. Neue Neophyten im Raum Filderstadt

Verschiedensamige Melde (Atriplexmicrantha)

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Die Verschiedensamige Melde,fruchtend

sind haargenau die Verläufe der wichtigsten Autobahnen.

Interessant ist noch, dass in Baden-Württemberg bestimmte Melden- undGänsefußarten, die ehemals häufige und typische Unkräuter der Dörfer undKleinstädte waren, selten geworden und teilweise sogar vom Aussterbenbedroht sind. Sie sind Opfer einer anderen Auswirkung anthropogenerBodenbildung, nämlich dem Verlust bäuerlicher, ammoniakreicher Sonder-standorte, wie z. B. Dunglegen, Hühnerhöfe oder alte, vergipste Mauern.

Ein besonders eindrückliches Beispiel der Wechselwirkung von Boden undPflanze liefert der . Der Salzschwadenist eine Pflanze der Küstengebiete, wo er imÜbergangsbereich von Watt und Marschland eineeigene Grünlandgesellschaft bildet. Im Binnen-land kommt er nur ganz selten im Bereich vonSalinen oder Solequellen vor.Er gehört zu den Gräsern und ähnelt sehr demEinjährigen Rispengras, das bei uns praktischüberall vorkommt und beispielsweise auch dasGrün der Sportplätze bildet. Aufgrund seineszierlichen Wuchses und seiner Ähnlichkeit mitdem Rispengras wird es leicht übersehen.

Seit den 70er-Jahren, in Folge des starken Ausbausdes Straßennetzes und des verstärkten Einsatzesvon Streusalz, breitete sich der Salzschwaden vonNorden her entlang der Straßen rasch aus. Auchauf den Fildern wurde dieses Gras heimisch.Direkt vor der eigenen Haustür, im Bereich einesKanalschachts, wo das Regen- und Schmelzwasserabfließt und sich etwas Schlamm gesammelt hat,entdeckte ich vor Jahren dieses eigenartige Gras.Noch interessanter als sein Auftauchen ist dieBeobachtung, dass der Salzschwaden seit den90er-Jahren wieder seltener wird. Zum einen, weiler von neuen, konkurrenzstärkeren Arten (Melde,Gänsefuß) verdrängt wird und zum anderen aber,weil weniger Salz ausgebracht wird! In den reinenWohnbereichen der Filderorte kommt er deshalbkaum noch vor, auch nicht mehr vor meiner Haustür.Der lustige Name Puccinellia wurde übrigens zu Ehren des italienischenBotanikers PUCCINELLI (1808 – 1850) vergeben.

Salzschwaden (Puccinellia distans)

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Der Salzschwaden

Schier unglaublich ist das Beispiel eines weiteren Neophyten desStraßenrandes. Es handelt sich um einen Baum, der den Straßenmeistereienzunehmend Probleme bereitet. Gemeint ist der

, der aus China als Parkbaum in Südeuropa eingeführt wurde undschließlich auch in den wärmeren Gebieten Mitteleuropas, z. B. imStuttgarter Raum, Fuß fasste. Er ist leicht an seinen bis einen Meter langen,gefiederten Blättern zu erkennen, die denen einer Esche ähneln. DerGötterbaum ist dürreresistent, anspruchslos und unempfindlich gegenImmissionen. Aufgrund dieser positiven Eigenschaften wird er gern alsAlleebaum in Großstädten oder Industriegebieten gepflanzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich der Götterbaum im zerbombtenStuttgart rasch ausgebreitet, verschwand dann aber im Zuge desWiederaufbaus bald wieder. Diese Episode zeigte allerdings eine ganzwichtige, bisher kaum beachtete Eigenschaft des Götterbaums, er hataußergewöhnliche Pioniereigenschaften, die vor allem auf seinem raschenJugendwachstum basieren und auf der Fähigkeit zur Wurzelsprossbildung.Wird nämlich der Hauptspross abgehauen, wechselt der Baum durch einenGestaltwandel seine Überlebensstrategie. Er bildet eine Vielzahl vonSekundärsprossen aus, die auch wieder durch rasches Jugendwachstum(zwei bis drei Meter im Jahr!) auffallen. Er ist daher kaum auszurotten undgleicht damit einer Hydra der Pflanzenwelt.Der Götterbaum liebt vom Menschen geschaffene Standorte, wie z. B.Ruinen, Aufschüttungen oder Industriebrachen. Vor einigen Jahren hat ereinen weiteren Lebensraum für sich entdeckt und zwar den Mittelstreifenmehrspuriger Straßen. Auf der B 10 zwischen Stuttgart und Esslingen lässtsich bei den vorgeschriebenen 80 km/h sein (gottloses) Treiben gutbeobachten.

Zum Schluss noch ein weiterer moderner Neophyt der Straße. Er wurde1978 am Tübinger Güterbahnhof erstmalig in Baden-Württemberg gesichtetund in den 80er-/90er-Jahren zeichnete sich ab, dass sich diese ansprech-ende Pflanze entlang der Gleise und Autobahnen ausbreitet. Heute ist das

fester Bestandteil derGrünstreifenflora. In unserem Gebiet ist es ab September entlang derAutobahn, z. B. auf Höhe des Flughafens, gut zu sehen. Die späte Blüte undder gedrungene, strauchartige Habitus sind markante Merkmale, die diesenherbstlichen Straßenbegleiter unverkennbar machen.

Das Schmalblättrige Greiskraut hat goldgelbe, etwa 2 cm große Blüten-köpfchen in lockeren Rispen und ungeteilte, schmale Blätter. Es istoffensichtlich sehr temperaturrobust, denn es blüht in manchen Jahren bisin den Dezember hinein und es scheint sich wohl zu fühlen, denn von Jahrzu Jahr sieht man es häufiger. Ohne Mähen würde es sich zu einem hübschenHalbstrauch entwickeln, was typisch ist für Pflanzen aus Trockengebieten.

Götterbaum

Schmalblättrige Greiskraut

(Ailanthusaltissima)

(Senecio inaequidens)

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Und jetzt kommt die eigentlicheÜberraschung: Die Heimat dieserPflanze sind die nachtkühlen, win-digen (?) und trockenen Hoch-ebenen Südafrikas! Hier haben wirein wirklich extremes Beispiel fürdie Besiedlung eines neuartigenStandorts. In Baden-Württemberggibt es 13 verschiedene Greis-krautarten, davon auch Pionier-und Ruderalarten. In Europa sindes sogar 67 Arten. Aber es ist einsüdafrikanischer Vertreter dieser

Gattung, der nicht nur den Weg hierher gefunden hat, sondern das extremeAngebotsprofil mitteleuropäischer Straßenränder aus Lärm, Turbulenz- undImmissionsstress offensichtlich sogar zu genießen versteht.

Abschließend bleibt noch anzumerken, dass die Vielfalt der Flora Baden-Württembergs nicht nur die Vielfalt der Standorte anzeigt, sondern auch einsehr empfindliches und genaues Messinstrument für die unter-schiedlichsten Umweltveränderungen darstellt. Die Zuwanderung neuerArten ersetzt nicht den Verlust heimischer Arten. Dieser Verlust ist immerschmerzlich und es muss geprüft werden, inwieweit der Mensch daranbeteiligt ist und was in seiner Macht steht, dies zu ändern. Das gilt für jedenEinzelnen, denn effektiver Naturschutz kann schon im Hausgarten oder im„Stückle“ betrieben werden.

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Das Schmalblättrige Greiskraut

Wunderwelt Boden –Der fleißigen Mannschaft von Regenwurm und Co.

über die Schultern geschaut

Andrea Weber, Umweltschutzreferat Filderstadt

Der Boden ist Lebensraum und Ökosystem für viele Tier- und Pflan-zenarten.

In einem Kilogramm Boden leben ca.:

bis zu 1.000.000.000.000 Pilze und Bakterienbis zu 1.000.000.000 Geißeltierchen, Amöben und Wimpern-

tierchenbis zu 30.000 Fadenwürmerbis zu 2.000 Milbenbis zu 1.000 Springschwänzebis zu 500 Räder- und Bärtierchenbis zu 100 kleine Spinnen, Tausendfüßer, Krebse und

Insektenbis zu 50 Borstenwürmerbis zu 2 Regenwürmer

Im Boden lebt es also enorm: Als (vom griechischen „edaphos“= Erdboden) bezeichnet man die Gesamtheit der im Boden lebenden Orga-nismen (Bodenorganismen, Bodenmikroorganismen).

(benannt nach der römischen Göttin„Flora“: der Göttin der Blumen und der Jugend)Die Bodenflora oder Mikroflora besteht aus Bakterien, Algen und Pilzen. Sie

In einer Handvoll Boden leben mehr Lebewesen als Menschen aufunserer Erde.

„Edaphon“

Bodenflora oder Bodenpflanzen

Quellen: „Ich steh auf Boden“, Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg;Unterrichtsmaterialien zum Thema Boden: „Unterm Moos ist was los“,Regierungspräsidium Karlsruhe, Abteilung Umweltschutz und Wasser-wirtschaft, 2003

Definition aus Wiki-pedia, der freien Enzyklopädie.

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leisten die Hauptarbeit der Zersetzungsprozesse im Boden. OrganischeSubstanzen werden zu mineralischen Nährstoffen umgewandelt, die diePflanzen zur Wachstumsgrundlage benötigen. Pflanzenreste, Kot undKörpermasse der abgestorbenen Organismen werden so in ihreGrundbausteine zerlegt: Kohlendioxid, Wasser, Ammoniak und diesonstigen in der Pflanze enthaltenen Mineralstoffe (Mineralisierung). Siesind daher von besonderer Bedeutung für die Bodenfruchtbarkeit. Durchdie „Vor“-Bearbeitung der organischen Materialien durch einige Bodentierekann die Mikroflora leichter an die Inhaltsstoffe der Zellen gelangen unddiese zersetzen.

(benannt nach der römischen Göttin„Fauna“: die Göttin des Waldes und der Tiere)Bodentiere spielen eine wichtige Rolle für die Entwicklung derBodenstruktur, für die Beschleunigung des Abbaus von organischenSubstanzen und sind auch so genannte Indikatoren für die Bodenqualitätund verschiedener Bodentypen.

Bedingt durch die entsprechend vorgegebenen Standortfaktoren desBodens (Ausgangsgestein, Relief, vorhandene Vegetation, klimatischeBedingungen und natürlich die Einflüsse des Menschen) wird imUmkehrschluss natürlich die Leistungsfähigkeit der vorhandenenBodentiere beeinflusst.

Bodentiere zerkleinern und setzen organische Masse (Pflanzenteile, aberauch verstorbene Tiere) im Boden um und produzieren daraus Humus alsGrundlage für dauerhaft fruchtbare Böden. Sie schließen Nährstoffe auf undbilden Schleime (Regenwürmer und Schnecken), die für die Krümelstrukturdes Bodens wichtig sind. Organische und mineralische Bodenbestandteilewerden durch ihre Fraß- und Verdauungstätigkeit vermischt. Viele Krümelund Krümelbestandteile sind nichts anderes als Kothäufchen. Diese sindsehr strukturstabil, enthalten Nährstoffe in gut pflanzenverfügbarer Formund sorgen so für die ideale Bodenbelüftung. Dadurch wird auch dieWasserspeicherfähigkeit oder „Wasserkapazität“ im Boden erhöht.Diese Durchmischung, Durchlüftung, Lockerung und Umlagerung vonBodenbestandteilen durch die Bodentiere wird auch als(griechisch = Leben und lateinisch = verwirren) bezeich-net.

Betrachten wir uns die Bodentiere nun genauer, können wir eine einfache

Am häufigsten vertreten ist die (< 0,2 mm) mit den Amöbenund Fadenwürmern. Die (< 2 mm) besteht aus Milben und

Bodenfauna oder Bodentiere

Bioturbation

Unterteilung nach ihrer Größe durchführen:

Mikrofauna

Mesofauna

„bios“ „turbare“

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Springschwänzen. Die < 20 mm) indes sind die Tiere, die wirmit bloßem Auge erkennen können: Schnecken, Spinnen, Regenwürmer,Doppelfüßer, Käfer und Larven. Zur (> 20 mm) gehörenWirbeltiere wie Maulwurf, Mäuse und Konsorten.

Bodenhafter: zum Beispiel MilbenBodenschwimmer: zum Beispiel NematodenBodenkriecher: zum Beispiel RegenwürmerBodenwühler: zum Beispiel Wühlmäuse

Durch eine erhöhte Individuenhäufigkeit können uns die Bodentiere auchals so genannte „Zeigerorganismen“ bestimmte Bodeneigenschaftenaufzeigen:

Asseln: sind Feuchtigkeitszeiger.Mückenlarven: weisen auf saure Böden hin.Schnakenlarven: kommen in nassen Böden vor.Schnecken und Regenwürmer: weisen auf alkalische Böden hin.Springschwänze: bevorzugen Böden mit guter Nährhumusver-sorgung.

Die Bodenlebewesen (Bodenflora und Bodenfauna) zerkleinern und zer-setzen unermüdlich tote organische Masse in verschiedenen Nahrungs-ketten zu einem Stoffkreislauf.

Hier eine vereinfachte Darstellung der Zersetzungsprozesse im Boden:1. Phase der Produktion: Pflanzen als wandeln

Sonnenlicht mittels Photosynthese in Energie um.2. Phase der Konsumierung: (z. B. Schnecken

und Insektenlarven) fressen Pflanzenteile und nehmen diese Energieauf. (z. B. Maulwürfe oder Spitzmäuse)wiederum ernähren sich von den Primärkonsumenten.

3. Phase des Abbaus: (Fadenwürmer, Springschwänzeoder Asseln) arbeiten die aus der Phase der Konsumierungentstandenen organischen Reste sowie abgestorbene Pflanzenteileweiter um. (Bakterien, Pilze und Algen) wandeln diezerkleinerten organischen Reste in anorganische Stoffe um. Siescheiden sie so aus, dass sie wieder für die Produzenten alsNährstoffe zur Verfügung stehen.

Makrofauna (

Megafauna

Eine andere Klassifizierung wird nach ihrer Lebensweise durch-geführt:

Zeigerorganismen

Stoffkreislauf und Nahrungsketten im Boden

Produzenten

Primärkonsumenten

Sekundärkonsumenten

Zerkleinerer

Destruenten

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Der Kreislauf kann erneut beginnen. Über die Nahrungsketten gelangenalso die Stoffe von den Produzenten zu den Konsumenten und schließlichdann zu den Zerkleinerern und den Destruenten.Ohne die Bodenlebewesen wäre unsere Erde über und über mit Pflanzen-resten und Tierleichen bedeckt.

Die Fadenwürmer (oder auch Nematoden genannt) aus der Gruppe derMikrofauna sind sehr häufig im Boden vertreten. Sie sind oft farblos undsehr winzig, leben in dünnen Wasserfilmen an den einzelnen Bodenteilchenund bewegen sich – wie ihr Name schon sagt – meist schlängelnd im Bodenfort. Zu ihrer Lieblingsspeise gehören Bakterien und Pilze. Aber auch andereSpeisen werden gerne angenommen: Fadenwürmer gehen auch an (leben-de) Pflanzenwurzeln, verarbeiten organische Reste oder leben zum Teil auchräuberisch.

Springschwänze oder Collembolen sind flügellose Urinsekten, die sichzahlreiche Lebensräume erobert haben. Manche Springschwänze lebenunter der Erde oder auf dem Erdboden. Andere am und im Wasser. Beson-

ders häufig findet man sie im Kom-post, im Waldboden und Laub.Springschwänze sind die häufigsteInsektenart. Die an der Erdoberflä-che lebenden Springschwänze fallendurch ihre imposanten Sprünge auf:Über eine Sprunggabel können siemehrere Zentimeter weit springen.

Manche machen dabei sogar einen Salto. Sie leben von vermoderndenpflanzlichen und tierischen Stoffen und gehören zu den wichtigsten Helfernbeim Zerkleinern von Falllaub und abgestorbenen Pflanzenresten. Durchihr hohes Aufkommen sind sie wesentlich an den Umsetzungs- und Zerset-zungsprozessen im Boden beteiligt.

Es gibt sehr viele Regenwurmarten, die teilweise nur durch Fachleuteauseinander gehalten werden können. Der Spezies aus der Gruppe derMakrofauna kommt eine besondere Bedeutung für den Boden zu: Durchihre wühlende Tätigkeit tragen sie maßgeblich zur Durchmischung desBodens (Humus wird von oben nach unten in den Mineralboden

Aus jeder Bodenfauna-Gruppe möchte ich Ihnen nun je einen Stell-vertreter vorstellen:

Die Allesfresser im Boden: Die Fadenwürmer

Die Akrobaten im Boden: Die Springschwänze

Der Herkules im Boden: Der Regenwurm

(Nematoda)

(Collembolen)

(Lumbricidae)

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eingebracht und umge-kehrt) und der Beleb-ung seiner tieferen Schi-chten bis zu zwei Meternbei. In ihrem Verdau-ungstrakt werden or-ganisches Material derStreuschicht und mi-neralische Bodenbe-standteile vermischtund als strukturstabilerRegenwurmkot bzw. Re-genwurmlosung ausgeschieden. Dieser Regenwurmkot gilt als der besteDünger, den es gibt, denn durch den entstandenen Tonhumuskomplexübertrifft er sogar guten Kompost. Regenwürmer sind die einzigenBodentiere, die sich durch den Boden bohren können. Ihre Röhrenerschließen den Boden für die Durchwurzelung und stellen gleichsam dieHauptkanäle für den Luftaustausch und die Sickerwasserbewegung dar. Aufeinem Quadratmeter Wiese findet man bis zu 300 und im Kompost bis zu3.000 Regenwürmer.

Der Maulwurf als Repräsentant aus der Gruppe der Megafauna gehört zuden Säugetieren und frisst am liebsten Regenwürmer und Insekten (z. B.

Käfer und Zweiflügler)sowie deren Larven,aber auch an Schne-ckenfilet hat er seineFreude. Sein Nahrungs-bedarf ist sehr groß: Ermuss täglich mindes-tens die Hälfte seinesKörpergewichtes an

Nahrung aufnehmen. Im Spätherbst legt der Maulwurf Nahrungsvorräte an,da er keinen Winterschlaf hält. Er „verstaut“ Regenwürmer in einer unter-irdischen Vorratskammer, indem er ihnen zuvor ihre vorderen Körper-segmente abgebissen hat, damit sie nicht fliehen können. Der Maulwurfnimmt regulierende Wirkung im Garten ein, denn er hält das ökologischeGleichgewicht konstant. Bei den Gartenbesitzern indes ist er relativ un-beliebt, da diese seine Grabbewegungen, Tunnel und Hügel überhauptnicht schätzen. Der Maulwurf ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz(BNatSchG) und der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) besondersgeschützt.

Der Tunnelbauer im Boden: Der Europäische Maulwurf(Talpa europaea)

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Weiterführende Literatur bzw. Linktipps:

Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg, Bodenschieber:Ich steh auf Boden.Regierungspräsidium Karlsruhe, Abteilung Umweltschutz und Wasser-wirtschaft, 2003: Unterrichtsmaterialien zum Thema Boden: Unterm Moosist was los.Natur- und Umweltschutzakademie NRW (NUA): Boden will leben.Verlag an der Ruhr: Die Becherlupen-Kartei – Tiere im Kompost undmorschen Bäumen.Carl Jürgensen: Der Gärtnermeister, Paul Parey-Verlag 1985, Seite 214.www.boden-will-leben.nrw.dewww.wikipedia.de

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Am Boden zerstört:das Schicksal vieler Bodenbrüter

Eberhard Mayer, Biotopkartiergruppe Filderstadt

Diejenigen Vogelarten, die in unserer Kulturlandschaft am Erdbodenoder in Bodennähe nisten, zählen fast immer zu den am meistengefährdeten Brutvögeln. Dies haben namhafte Vogelschutz-

Experten festgestellt, die in 2008 die neueste Version der „Roten Liste derBrutvögel Deutschlands“ verabschiedeten. Sie kommen zum Ergebnis, dasses „am stärksten bodenbrütende Vogelarten trifft“, wenn über gravierendeBestandsrückgänge berichtet werden muss.

Warum das so ist, dazu stellen sich uns mehrere Fragen:

Was sind eigentlich Bodenbrüter?Welche Vogelarten fallen unter diese Rubrik?Gibt es die auch in Filderstadt?Was sind die Ursachen für die Gefährdung der Bodenbrüter?Was kann man dagegen tun?

die freie Enzyklopädie, definiert dazu wie folgt:

„Als werden von den Ornithologen solche freibrütendenVogelarten bezeichnet, die ihre Brutnester am Erdboden anlegen. Die Nestervieler bodenbrütenden Arten sind meist sehr versteckt platziert. Dazuweisen die Eier von Bodenbrütern häufig eine Tarnfärbung auf“.

Durch die Wahl ihres Brutplatzes unterscheiden sich Bodenbrüter vonanderen freibrütenden Vogelarten, die ihre Nester in Schilfbeständen, inSträuchern (Hecken) oder im Geäst von Bäumen anbringen. Nochdeutlicher ist der Unterschied zu den Höhlenbrütern, die ihre Jungen innatürlichen oder künstlichen Bruthöhlen aufziehen.

Zu den Bodenbrütern zählen vor allem Enten- und Hühnervögel, vieleWatvögel (Limikolen), Möwen und Seeschwalben.Von den Singvogel-Arten sind insbesondere Lerchen, Pieper, Laubsänger,Rot- und Braunkehlchen sowie verschiedene Ammern den Bodenbrüternzuzurechnen.Abgesehen von den am Wasser bzw. an der Meeresküste brütenden Artensind es vor allem Vögel der Agrarlandschaft, also der offenen Feldflur und

Was sind eigentlich Bodenbrüter?

Bodenbrüter

Welche Vogelarten sind Bodenbrüter?

Wikipedia,

74

des Grünlands, die ihre Brutnester am Erdboden oder in unmittelbarerBodennähe anlegen.

Da bei uns naturgemäß keine Küstenbewohner und nur wenige Wasser- oderWatvögel brüten, konzentriert sich unser Bestand an Bodenbrütern aufHühnervögel und einige Singvogelarten. In Filderstadt sind folgendevierzehn Bodenbrüter-Arten bekannt:

Welche Bodenbrüter gibt es in Filderstadt?

75

Was sind die Ursachen für die Gefährdung der Bodenbrüter?

Wie erwähnt, befinden sich die Nester der Bodenbrüter direkt am Bodenoder zumindest in Bodennähe. Diese angeborene Nistplatzwahl hat vonvornherein einen erheblichen Nachteil: Die Gelege und Jungvögel sindleicht zu finden und deshalb relativ ungeschützt Witterung und Feindenausgesetzt. Das unterscheidet sie zum Beispiel von den Höhlenbrütern, diedurch ihren weitgehend geschützten Brutplatz einen klaren Standort-Vorteilgenießen. Hinzu kommen weitere Gefahren, die in unserer Kulturlandschaftdurch die moderne Bodenbearbeitung und Landnutzung entstehen:

Nasskalte Witterung kann – insbesondere während der Zeit der Brut und deranschließenden Jungenaufzucht – verheerende Auswirkungen auf denBruterfolg haben. Beim Rebhuhn, wo sich selten Nachbruten ereignen, kannes z. B. in nasskalten Frühsommern vorkommen, dass ein kompletterNachwuchsjahrgang ausfällt und dadurch die ohnehin bedrohten Beständesolche Verluste nicht mehr kompensieren können.

In unseren verdichteten Ballungsräumen mit hoher Freizeitnutzungnehmen von Menschen und Haustieren verursachte Störungen eklatant zu,worunter Bodenbrüter als Bewohner der Offenlandschaft ganz besonderszu leiden haben. Beispielhaft zu nennen sind hier vor allem querfeldeingehende, laufende und reitende Zeitgenossen, die sich in unvernünftigerWeise nicht an die üblichen Wegegebote halten. Ganz besonders trifft diesauf Hundehalter zu, wenn sie ihre Lieblinge unangeleint herumstreifenlassen. Störend ist auch das unbefugte Befahren gesperrter Feldwege sowieLärmquellen, die von Modell- und Kleinflugzeugen in offener Landschaftausgehen können.

Diese Gefährdungsart kann in verschiedenen Regionen wesentlich zumBestandsrückgang einzelner Vogelarten beitragen. Wenn die Bodenbrüterdurch großflächige, intensive Landwirtschaft immer weniger Schutz undDeckung für ihre Bodennester vorfinden, haben es auch die Beutegreiferleichter, die Gelege und Jungvögel aufzuspüren. Es ist erwiesen, dass derFuchsbestand mit eine entscheidende Rolle spielen kann, wenn die sogenannte Reproduktionsrate vieler Bodenbrüter zu gering wird, um diePopulationen zu erhalten.Neben dem Fuchs zählen auch die Marderarten und Wiesel zu denBeutegreifern. Selbst Wildschweine und Mäuse können für Bodenbrüterund ihre Gelege eine erhebliche Gefahr darstellen, was natürlich auch auf

1. Gefährdung durch Witterungsfaktoren:

2. Gefährdung durch Störungen:

3. Gefährdung durch Beutegreifer (Prädatoren):

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streunende Hauskatzen zutrifft.Es ist unbestritten, dass auch Rabenvögel Gelege und Jungvögel zerstörenbzw. verfolgen können; die meisten Untersuchungsergebnisse von Expertenstufen die Verluste durch Rabenvögel allerdings geringer ein als erwartet –abgesehen von Einzelfällen, die durch „Spezialisten“ unter Krähen & Co.verursacht werden. Auch Verluste durch Greifvögel werden in unserenZonen insgesamt deutlich niedriger bewertet als z. B. in den nordischenRegionen.

Darunter fallen eine Vielzahl von Faktoren, die oft in Kombination auftretenoder sich gegenseitig bedingen bzw. ihre negativen Einflüsse auf die Tierweltverstärken. Einige Beispiele hierzu:

Verlust an Lebensräumen durch Entwässerung und Wiesenumbruch.Verschwinden von Kleinstrukturen mit Feldrändern und Brachenzugunsten von wirtschaftlich rentableren Großflächen (z. B. fürgroßflächigen Mais- und Gemüseanbau), oft gefördert durchFlurbereinigungsprogramme.Veränderung der Vegetationsdichte und -höhe, z. B. durch Düngung.Änderung der landwirtschaftlichen Nutzungsform, z. B. durchverstärkte maschinelle Bodenbearbeitung, durch Einsatz vonPflanzenbehandlungsmitteln, durch Mehrfacheinsaaten und -erntenund durch jahreszeitlich frühe oder zu häufige Mahd.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, den Bodenbrütern und damit auch anderenBewohnern der Agrar- und Offenlandschaft wie z. B. den Feldhasen zuhelfen.

1. Sofort umsetzbar – und gleichzeitig kostenlos – ist der Appell an einvernünftiges Verhalten der Freizeitnutzer, damit unnötige Störungen unter-bleiben. Es sollte selbstverständlich sein, dass Spaziergänger & Co. sich andie Feldwege halten und nicht querfeldein über landwirtschaftlich genutzteFlächen wandern. Wichtig ist dabei, dass mitgeführte Hunde besonders imFrühjahr und Sommer während der Zeit der Jungenaufzucht an der Leinegehalten werden!

2. An die Jägerschaft ergeht die Bitte, intensive Fuchsbejagungen durch-zuführen. Es ist – auch durch Untersuchungen der Wildforschungsstelle –erwiesen, dass der Fuchs die Nr. 1 unter den heimischen Beutegreiferndarstellt. Allerdings haben die Bejagungen allein nicht immer einen spür-baren Rückgang der Fuchsdichte erbringen können.

4. Gefährdung durch Intensivierung der Landwirtschaft:

Was kann man dagegen tun?

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3. Mit am aussichtsreichsten zum Schutz der Bodenbrüter sind sogenannte Artenhilfsprogramme, wie sie auch in Filderstadt z. B. beimRebhuhnschutz-Programm praktiziert werden. Dazu zählen folgendeMaßnahmen:

Ökologische Flächenstilllegungen, teilweise verbunden mitEinsaat bestimmter Saatmischungen von Klee und Wild-kräutern;Vorgaben für verspätete Mahd bzw. Bodenbearbeitung; Rand-streifen-Programme, bei denen Feld-, Graben- und Bach-ränder von intensiver Nutzung ausgenommen werden;Flächensicherung durch Pacht und Kauf;Ausweisung von Vorrangflächen für den Naturschutz.

Es ist selbstverständlich, dass Landwirten bzw. Grundstückseigentümern einErschwernisausgleich für spätere Mahd bzw. Ernte oder ein Ausgleich fürden zu erwartenden Ertragsausfall bei Flächenstilllegung zusteht. Die Fi-nanzierung solcher vertraglich gesicherter Ausgleichszahlungen erfolgt zumgroßen Teil durch Städte und Landkreise, zum kleineren Teil durchfreiwillige Zuschüsse von Jagd- und Naturschutzverbänden.

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Ein Leben auf und inFilderstadts Böden: Laufkäfer

Jürgen Trautner, Arbeitsgruppe für Tierökologie und Planung Filderstadt

Filderstädter Bürgerinnen und Bürger bemerken Laufkäfer meistallenfalls dann, wenn jene einmal über asphaltierte Feldwege rennenoder – vor allem im Herbst – auf der Suche nach einem Winterquartier

in Lichtschächte der Häuser purzeln. Dabei sind Laufkäfer nicht nur eineartenreiche Insektenfamilie, sondern auch in sehr hoher Individuenzahl inunserer Umgebung vorhanden. Zusammen mit ihrer oft räuberischenLebensweise – viele Arten erbeuten andere Insekten, Spinnen, Schneckenoder Würmer – hat dies schon früh das Interesse an ihnen geweckt,besonders das der agrarökologischen Forschung: Die Rolle von Laufkäfernals natürliche Gegenspieler von Schadinsekten wurde eingehend beleuchtetund ihre hohe Bedeutung in diesem Zusammenhang ist heute unumstritten.Sie stellen also gerade auch in der ackerbaulich intensiv genutztenLandschaft der Filderebene eine sehr wichtige Artengruppe dar, die hier zueiner biologischen Schädlingskontrolle beiträgt.

Aber Laufkäfer sind mehr als das: Sie sind in vielfacher Hinsicht einefaszinierende Insektengruppe, die uns Einblick in das Beziehungsgefügeunserer Umwelt und deren Entwicklung gibt.

Bei Laufkäfern handelt es sich um eine Familie der Insektenordnung „Käfer“,die sich unter anderem durch bestimmte Merkmale ihres Körperbaus vonanderen Käfern unterscheiden. Da diese grundsätzlichen Unterscheidungs-merkmale für den Ungeübten schwierig zu erkennen sind und zudem einStereomikroskop oder ein gutes Vergrößerungsglas erforderlich ist, seien siehier beiseite gelassen. Wichtiger ist vielleicht, das „Allgemeinbild“ einesLaufkäfers zu beschreiben und zunächst einen typischen Vertreter derArtengruppe vorzustellen, der auch in Filderstadt vorkommt.

Das „Allgemeinbild“ eines Laufkäfers wird vermutlich am besten durch dieArten der Großlaufkäfergattung vertreten, zu denen der relativbekannte Goldlaufkäfer wie auch der Feld-LaufkäferAbb.1) gehören. Es handelt sich dabei um 2 bis 4 cm große, sehr laufaktive,dagegen aber flugunfähige Arten, die sich räuberisch ernähren und dabei in

Was ist ein Laufkäfer?

Carabus(Carabus cancellatus,

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größerem Ausmaß auch Landschnecken fressen. Zu typischen Körpermerk-malen vieler Laufkäferarten zählen auch relativ schlanke Beine, lange undfadenförmige Fühler sowie deutliche Längsrillen, Rippen oder Ketten-streifen auf den verhärteten, den Hinterkörper bedeckenden Vorderflügeln(den so genannten Flügeldecken der Käfer).

Wie andere Käfer durchlaufen Laufkäfer in ihrer „persönlichen“ Entwicklungeine vollständige Verwandlung über mehrere Entwicklungsstufen (Abb.2):Aus dem vom Weibchenabgelegten Ei schlüpftzunächst eine Larve, diemit dem Aussehen desspäteren Käfers nochwenig gemeinsam hat.Sie wächst und häutetsich mehrfach, bevor siesich schließlich zur Ver-puppung eine kleineHöhle gräbt – meist imBoden. Die so genanntePuppe ist ein mehr oderweniger äußerlich unbe-wegliches Stadium, in dessen Innerem aber ein vollständiger Umbau desKörpers stattfindet. Nach einem Zeitraum von wenigen Wochen hat sich derKäfer geformt, das nunmehr fortpflanzungsfähige Stadium. DessenKörperhülle ist zunächst noch hell und sehr weich, was die Tiere abervielfach nicht daran hindert, sich schon nach draußen zu graben. Dies istauch der Grund dafür, dass man zu bestimmten Jahreszeiten z. B. unterSteinen viele „unausgefärbte“ Käfer finden kann, die man besser nicht

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Abb. 1:Der mehrere Zentimeter großeFeld-Laufkäfer (Carabus can-cellatus), eine typische, aberbereits im Bestand zurückge-hende Laufkäferart der Filder-städter Äcker.

Abb. 2:Entwicklungsstadien eines Laufkäfers von der Eiablagedurch das Weibchen bis zur Puppe, die sich dann zumfortpflanzungsfähigen Käfer (Imago) wandelt.

anfasst. Denn das Risiko, die zu diesem Zeitpunkt nur schwach gepanzertenTiere dabei zu zerquetschen, ist recht hoch.Sind die Tiere allerdings voll ausgefärbt und ausgehärtet, so spricht kaumetwas dagegen, Laufkäfer auch einmal in die Hand zu nehmen und näheranzusehen. Über Stachel verfügen sie nicht und es gibt nur wenige großeArten, die mittels ihrer Oberkiefer die Haut unserer Finger „beißend“durchdringen können. Etwas unangenehmer kann es da schon werden,wenn eines der Tiere Verdauungssaft spuckt oder – aus dem Hinterleib –stark riechende und teilweise ätzende Abwehrstoffe versprüht. Besondersbei den großen Arten also etwas Vorsicht walten lassen, insbesondere sichnicht in die Augen sprühen lassen!

Es ist an dieser Stelle vielleicht noch angebracht darauf hinzuweisen, dassbestimmte Laufkäferarten – vor allem die großen Vertreter der bereitsgenannten Gattung – in Deutschland unter direktem Schutz stehenund demnach nicht ohne Ausnahmegenehmigung gefangen und z. B.verletzt oder getötet werden dürfen. Genehmigungen werden vor allem fürwissenschaftliche Zwecke erteilt.

Ihre Füße, könnte man vielleicht scherzhaft antworten, das wäre irgendwienicht falsch, allerdings auch zu kurz gegriffen.

Tatsächlich sind Laufkäfer in der Mehrzahl der Tierwelt der Bodenoberflächeund der obersten Bodenschichten zuzurechnen. Sie laufen allerdings nichtnur auf dem Boden herum, sondern nutzen und verändern ihn in vielfältigerWeise. Wie wir bereits am Beispiel der Entwicklung von Laufkäfern gesehenhaben, legen viele Arten ihre Eier im Boden ab, die Entwicklung der Lavenund die Verpuppung vollziehen sich zu einem größeren Teil im Boden. Aberauch die „erwachsenen“ Käfer kommen um den Boden nicht herum. Sielaufen nicht nur auf seiner Oberfläche, sondern viele graben bei derNahrungssuche, dringen in Spalten in den Boden ein und müssen sich dortauch in ihren inaktiven Zeiten verstecken. Tagsüber sind viele Arten ohnehinnicht zu beobachten, da sich ihre Aktivität zu einem großen Anteil auf dieAbend- und Nachtstunden erstreckt. Einige Laufkäferarten haben einevollkommen grabende Lebensweise entwickelt und ihre Beine auch –entfernt vergleichbar mit dem Maulwurf – im Laufe ihrer Stammesgeschichtein „Grabschaufeln“ umgewandelt.Andere Bodentiere stellen einen wesentlichen Anteil der Laufkäfernahrungdar. Daneben gibt es allerdings auch Laufkäferarten, die sich vegetarischernähren. Beispiel sind Haarschnellläufer der Gattungen und

. Auffallend ist der Bunte HaarschnellläuferAbb.3), der seit den 1980er Jahren [8] offensichtlich im Zuge der

Carabus

OphonusDiachromus (Diachromusgermanus,

Was verbindet Laufkäfer mit dem Boden?

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Klimaerwärmung auch in Filderstadt häufigergeworden ist und z. B. im Frühsommer auf Wiesenund an Wegrändern in den Fruchtständen vonGräsern beobachtet werden kann. Dort beißendie Tiere Gras-Samenkapseln heraus und tragendiese zu Erdröhren, in denen sie Vorratsdepots fürihre Larven anlegen. Diese entwickeln sich in denRöhren und fressen da-bei die Samen. Ähnli-ches ist von anderen,verwandten Arten be-kannt, so vom Fein-p u n k t i e r t e n H a a r-schnellläufer

, dessen Lar-ve (Abb.4) Samen derWilden Möhre

frisst. Auch die-se Laufkäferart kann man in Filderstadt beob-achten.Bodeneigenschaften wie seine Feuchteverhält-nisse, seine Körnung, der Säure- und Basengehaltsowie Anteil und Struktur der organischenBestandteile beeinflussen in hohem Maße dievorkommenden Laufkäfergemeinschaften. Dasgleiche gilt für die Nutzung der Böden, woraufnoch an späterer Stelle kurz eingegangen werdensoll. Manche Arten haben hier einen breitenToleranzbereich, andere sind dagegen auf so spezifische Verhältnisseangewiesen, dass sie nur noch an wenigen Stellen vorkommen und teilweiseunter den heutigen Bedingungen unserer Kulturlandschaft stark gefährdetsind.

Eine systematische Bestandsaufnahme zur Laufkäferfauna Filderstadtswurde bislang leider noch nicht vorgenommen, obwohl die Artengruppeauch in naturschutzfachlicher Hinsicht bedeutsam ist, gerade für acker-baulich geprägte Landschaftsräume. Aus Einzeluntersuchungen liegen aberbereits einige Kenntnisse vor. So konnte ich gemeinsam mit meinem Sohndie Laufkäferfauna in und um Harthausen näher beleuchten [2, 4, 5] undbereits in den 1990er Jahren erstellte Heinrich Reck [3] eine vorläufige Listeder bis dahin von den Fildern belegten Laufkäferarten.

(Ophonuspuncticeps)

(Daucuscarota)

Welche Laufkäferarten kommen in Filderstadt vor?

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Abb. 3:Der Bunte Haarschnell-läufer (Diachromus germanus)erklimmt Grashalme, um dortSamenkapseln als Nahrung fürseinen Nachwuchs zu sammeln.

Abb. 4: Die Larve des Feinpunk-tierten Haarschnellläufers (Oph-onus puncticeps) mit Samen-depot der Wilden Möhre in ihrerRöhre im Boden (Schnitt).

Zieht man das Raster der Topographischen Karte 1 : 25.000 als räumlicheBezugsebene heran, so sind nach dem derzeitigen Auswertungsstand zurLaufkäferfauna Baden-Württembergs für das Messtischblatt 7321 (Filder-stadt) bislang über 120 Laufkäferarten belegt. Der größte Teil davon, undsicherlich noch einige weitere, treten direkt im Filderstädter Gemeinde-gebiet auf.Einige der bei uns in Filderstadt vorkommenden Laufkäferarten wurdenbereits genannt. Zu den naturschutzfachlich besonders wichtigen Artenzählt sicherlich der landesweit stark gefährdete Dunkle Uferläufer

, über den Heinrich Reck [3] bereits berichtete und bei dem essich um eine charakteristische Feuchtgebietsart handelt. Zieht man die RoteListe Baden-Württembergs [6] als Maßstab heran, so sind weitere landesweitgefährdete oder rückläufige Arten lokal auch in den Wiesen mittlererStandorte und den Äckern Filderstadts vertreten, z. B. der Mittlere Ziegelei-Handläufer , eine grabende Art, und der Kahn-förmige Kamelläufer .

Davon kann in Filderstadt sicherlich nicht gesprochen werden. Zuumfangreich sind die Flächenverluste an Bodenlebensräumen, die in denletzten Jahrzehnten stattfanden und immer noch stattfinden und für die eszum Großteil keinen angemessenen Ausgleich gibt.

Zu intensiv ist aber auch die landwirtschaftliche Nutzung, die viel zu wenigan Rückzugsräumen und wichtigen Strukturen für Tierarten bereitstellt.Gerade artenreiche Laufkäfergemeinschaften der Agrarlandschaft sind inhohem Maße davon abhängig, dass Äcker von möglichst breitenAckerrandstreifen mit geringer Nutzungsintensität und krautigen Säumenbegleitet werden, in denen Laufkäfer zusätzliches Nahrungsangebotvorfinden oder den Winter im ungestörten Boden bzw. der oberenStreuschicht überdauern können.

Ackerrandstreifen und artenreiche Säume sind in Filderstadt aber schoneine Rarität. Vielmehr scheinen sich viele Landwirte einen Wettbewerb darinzu liefern, wer millimeterweise näher an die betonierten Feldwege„heranackern“ kann. Verständlich vielleicht vor dem Hintergrund deragrarpolitischen und -wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, aber für diebiologische Vielfalt unserer Region nachteilig. Und auch Ackerbrachenfehlen weitestgehend, mit Ausnahme von jungem Bauerwartungsland.

Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Eine Förderung kurzzeitigerBrachen und artenreicher Ackerrandstreifen wirkt sich dabei sicherlich nichtnur auf die Laufkäferfauna positiv aus, sondern auch auf andere wichtigeZielarten der Ackerfauna wie das Rebhuhn.

(Elaphrusuliginosus)

(Dyschirius intermedius)(Amara montivaga)

Heile (Boden-)Welt?

83

Wichtig ist darüber hinaus, diejenigen Standorte mit besonderen Boden-eigenschaften zu erhalten, zu entwickeln und zu pflegen, die in Filderstadtentweder von Natur aus oder als Konsequenz der bisherigen Land-schaftsentwicklung selten sind und eine spezifische Bodenfauna

beherbergen. Hierzu zählen offene Magerstandorte, Auen-gehölze und naturnahe Ufer entlang von Bächen sowie offene Feucht-lebensräume wie diejenigen des Dunklen Uferläufers im Bombachtal.

Die Fotos stammen vom Verfasser, die Zeichnung der Abb. 2 aus [7], der Abb.4 aus [1]. Die folgenden Arbeiten sind in alphabetischer Reihenfolgegeordnet.

[1] BRANDMAYR, P., BRANDMAYR, T. (1975): Biologia diSteph. Cenni sulla fitofagia della larve e lovo etologia (Col., Car.).

– Ann. Fact. Sci. Agr. Univ. Torino, 9: 421 – 430.

[2] GEIGENMÜLLER, L., TRAUTNER, J. (1997): Zur Laufkäferfauna des„Feuerhauptes“ in Filderstadt als Ausschnitt einer typischen Wohnsiedlungs-Fauna. – Mitt. ent. V. Stuttgart, 32 (2): 104 – 109.

[3] RECK, H. (1991): Der Dunkle Uferläufer (Fabricius 1775) – ein seltenes Kleinod in Filderstadt. (Mit einem Anhang zubisherigen Funden von Laufkäfern auf den Fildern und einer erstenEinschätzung ihrer Gefährdung). – Mitteilungen aus Umwelt- undNaturschutz, 1991: 57 – 64.

[4] TRAUTNER, J. (2001): Die Laufkäferfauna der Umgebung vonHarthausen/Filderstadt (Coleoptera: Carabidae). – Mitt. ent. V. Stuttgart, 36(1): 25 – 30.

[5] TRAUTNER, J., BACK, N. (2005): Der Zuckmantel – einverschwundener Wald auf den Fildern. – In: Stadt Filderstadt (Hrsg.):Filderstadt und sein Wald: 136 – 144; Filderstädter Schriftenreihe zurGeschichte und Landeskunde, 18.

[6] TRAUTNER, J., BRÄUNICKE, M., KIECHLE, J., KRAMER, M., RIETZE,J., SCHANOWSKI, A., WOLF-SCHWENNINGER, K. (2005): Rote Liste undArtenverzeichnis der Laufkäfer Baden-Württembergs (Coleoptera:Carabidae), 3. Fassung, Stand Oktober 2005. – Naturschutz-Praxis,Artenschutz, 9: 31 S.; Karlsruhe (LUBW).

[7] TRAUTNER, J., GEIGENMÜLLER, K. (1987): Sandlaufkäfer. Laufkäfer/ Tiger Beetles. Ground Beetles. Illustrated Key to the Cicindelidae andCarabidae of Europe (dt., engl.). – 487 S.; Aichtal (Margraf).

[8] TRAUTNER, J., GEISSLER, S., SETTELE, J. (1988): Zur Verbreitungund Ökologie des Laufkäfers [Linne 1758] (Col.,Carabidae). – Mitt. ent. V. Stuttgart, 23: 86 – 104.

(darunterauch Laufkäfer)

Ophonuspuncticeps

Elaphrus uliginosus,

Diachromus germanus

Quellenverzeichnis

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Städtepartnerschaft PoltawaEU-Projekt „AgrarökologischesKompetenzzentrum Poltava“

Karin Hatt, Umweltschutzreferentin

Schon seit 1988 sind die drei Filderkommunen Filderstadt, Leinfelden-Echterdingen und Ostfildern durch intensive und vielseitigeStädtepartnerschaftliche Beziehungen mit der Stadt Poltawa aus der

Ukraine verbunden. Seit Herbst 2007 hat sich das Spektrum derZusammenarbeit durch ein von der EU-Kommission gefördertes Aufbau-projekt zum Umweltschutz und zur Bio-Produktion in der Region Poltawaerweitert.

Ziel des Projektes ist es, ein „Agrarökologisches Kompetenzzentrum“aufzubauen. Dies soll die Weiterbildung im Umweltschutz verbessern unddie Kooperation zwischen Verwaltung, Forschung und Bürgern in Zukunftübernehmen. Im Mittelpunkt des Projektes steht der theoretische undpraktische Wissenstransfer von sechs Umweltthemen, die eine engeBeziehung zum Agrarbereich in die Region Poltawa haben.Das gesamte Projekt wird vom Osteuropazentrum der UniversitätHohenheim an der Agrarakademie in Poltawa betreut und realisiert. Um eineerste Annäherung in Richtung eines europäischen Umweltbewusstseinsunternehmen zu können, wird auf der wissenschaftlichen Ebene das Projektvon Experten der Universität Stuttgart, der Agraruniversität in Warschau undauf Verwaltungsebene von den kommunalen Kompetenzen Filderstadtsunterstützt. Durch die Mitarbeit des Umweltschutzreferates Filderstadt sollder ökologische Praxisbezug zu den umweltrelevanten Themen aufkommunaler Ebene geschaffen werden.

Im ersten Jahr der Projektarbeit wurden folgende drei Themen bearbeitet:

EU-Lebensmittelqualität und EU-Lebensmittelsicherheit sowie ihreAnwendbarkeit auf die Ukraine,normativ-legislative Grundlagen einer ökologischen Dokumentationund umweltrelevante Vorschriften der EU undökologische Pflanzen- und Tierproduktion sowie Vermarktungökologisch produzierter Produkte.

Erfahrungen im ersten Jahr

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Diese drei Themenfelder wurden von unterschiedlichen Projektgruppenaus der Ukraine mit jeweils einem Projektpartner aus dem akademischen,nicht-akademischen und administrativen Bereich beleuchtet.

Der praktische Projektstart erfolgte im Mai 2008 durch den Besuch derVertreter der drei beteiligten Universitäten, externen Experten, demUmweltschutzreferat und dem Ressort Städtepartnerschaften des Amtes fürBildung und Schulen in Filderstadt an der Staatlichen AgrarakademiePoltawa. Im Rahmen eines Workshops stellten die Projektgruppen die erstenErgebnisse ihrer themenbezogenen Situationsanalysen vor. Die mitgerei-sten externen Experten aus Deutschland gaben Impulsvorträge für die dreiThemenbereiche. Schon in dieser Projektphase stellte sich heraus, dass dieThemen Zertifizierung und Vermarktung ökologischer landwirtschaftlicherProdukte in der EU, Lebensmittelrecht und -hygiene und alle Bereiche derLebensmittelkontrolle die „brennendsten Themen“ der Ukraine sind.

In einem zwei- bis dreiwöchigen Gegenbesuch der ukrainischenProjektgruppen im Sommer dieses Jahres wurden spezielle Fragestellungenbeantwortet und durch ein Exkursionsprogramm praxisnah vermittelt. DasUmweltschutzreferat Filderstadt hatte drei Hospitanten der StaatlichenAgrarakademie Poltawa zu Besuch. In enger Zusammenarbeit mit demRessort Städtepartnerschaften konnten diese während ihres Aufenthalts dieAufgaben und Vernetzung einer kommunalen Umweltbehörde kennen-lernen. Darüber hinaus haben sie durch den Besuch von verschiedenenBetrieben und Institutionen Informationen über die praktische Umsetzungvon Maßnahmen zum Umwelt- und Landschaftsschutz erhalten. In Filder-stadt wurde der Bioland Gemüsehof Hörz in Bonlanden, die KläranlageSielmingen, das Fildorado in Bonlanden und realisierte Landschaftsschutz-projekte auf der Gemarkung Filderstadt besichtigt.

Im Jahr 2009 werden die drei weiteren Projekthemen:

Verbesserung des ökologischen Zustandes von Flüssen, Boden- undGrundwassersanierung und damit Verbesserung der Trinkwasser-qualität in der Ukraine,Methoden der Abfalltrennung und -verwertung (Recyclingkreisläufe)undpotenzielle Anwendungsmöglichkeiten der EU-Umweltgesetzge-bung auf die Ukraine

von drei neuen Projektgruppen näher beleuchtet. Für das Frühjahr 2009 istwieder ein fachlicher Austausch durch einen Besuch der Projektgruppen

Wie geht es weiter?

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nach Filderstadt geplant.

Obwohl das EU-Projekt 2009 beendet sein wird, bleibt das Thema„Umweltschutz“ im Rahmen der Städtepartnerschaftlichen Beziehungenzwischen den Filderkommunen und der Stadt Poltawa durch ein „Um-weltprojekt“ erhalten.„Wir freuen uns darauf.“

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Von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommeneArbeitseinsätze für die Natur im Landschafts-

schutzgebiet „Auf der Heid“ beim AltenzentrumSt. Vinzenz Plattenhardt

Johann Gruber,Ehrenvorsitzender des Schwäbischen Albvereins, Ortsgruppe Plattenhardt

Ehemals, in den 50iger Jahren, war der hintere Teil des Land-schaftsschutzgebiets eine Hunderennbahn, die heute – nach demVerfall und der Zurückeroberung durch die Natur – zum Natur-

denkmal erklärt ist. Nach Rückschneidung der Verbuschung und Aus-holzung hoffen wir, dass ehemalige Orchideenstandorte wieder aufleben.

Im vorderen Teil des Landschaftsschutzgebietes befinden sich überwiegendWiesengrundstücke, in die starke Verbuschungen hineinwachsen. Siegehören zum Gebiet des Altenzentrums St. Vinzenz. Angelegte undasphaltierte Spazierwege waren wegen Überwachsungen nicht mehrbegehbar. Bereits vor 25 Jahren haben die Biotopkartierer Filderstadt,damals noch unter Anleitung von Herrn Alfred Schumacher, einen Teil desgroßen Wiesengrundstückes mit Wacholderstauden ausgepflanzt.Sozusagen auf dem Trockenrasen mit Erfolg eine Heidelandschaft angelegt.

Alle Arbeitsgeräte wurden aus Förder- und Preisgeldern bei landesweitausgeschriebenen Wettbewerben über Flora und Fauna von den Biotop-kartierern angeschafft. Die Wartung der Maschinen wird vom Bauhof derStadt Filderstadt geleistet. Die Kosten für die Betriebsstoffe übernimmtebenfalls die Stadt.

Willkommene Hilfe bei der Pflege des Trockenrasens ist die PlattenhardterSchäferei Weinmann, dessen Schafherde jährlich zweimal den ebenen Teildes Wiesengrundstückes beweidet.

Seit 1997 hat sich die Ortsgruppe Plattenhardt des Schwäbischen Albvereinsmit seinem damaligen Naturschutzwart Walter Adam, der in Zusammen-arbeit mit den Biotopkartierern Filderstadts die ehrenamtliche Arbeit in derLandschaftspflege beim Altenzentrum St. Vinzenz übernommen hat, einge-bracht.

Unter anderem sind Schutz und Pflege der Landschaft wichtige Ziele desSchwäbischen Albvereins. Erst durch die intensive Kräfteunterstützung derAlbvereinler wird eine zügige und wirksame Landschaftspflege – bei der

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knapp 2 ha zu pflegenden Gebietsfläche – langfristig sichergestellt.Die Pflegeeinsätze erfordern kräftezehrende Handarbeit mit durchschnitt-lich 10 bis 15 Arbeitskräften beim Winter-/Sommer- und Herbstschnitt. Daseifrige Werken beim Einsatz wird vom Motorengeräusch der Baumsägen undMotorsensen begleitet. Handsensen, Rechen, Schubkarren und Astscherensind die nicht zu entbehrenden Arbeitsgeräte der Einsatzkräfte.

Der Grünschnitt muss aufgeladen und zur Kompostierungsanlagetransportiert werden. Leidenschaftlicher Einsatz wird erwartet beim Frei-schneiden der ständig nachwachsenden Verbuschung in den Magerrasenund der asphaltierten Parkwege, um den Heimbewohnern gefahrlos dasSpazierengehen zu ermöglichen. Leider sind die Parkwege gefährlichuneben. Die Zusammenarbeit der Landschaftspfleger, die zum Teil sowohlBiotopkartierer, als auch Albvereinler sind, klappt bestens. Während derArbeiten werden die Mitarbeiter vor Ort mit Getränken und Vesper versorgt.

Im Rahmen eines Partnerschaftsbesuches aus der französischen PartnerstadtLa Souterraine wurden unter Anleitung und Finanzierung des SchwäbischenAlbvereins und der Biotopkartierer im Mai 2005 weitere Wacholderstaudenals erstes deutsch-französisches Partnerschaftsbiotop von Kindern gepflanzt.Ziel ist es, eine offene Heidelandschaft mit natürlicher Flora und Fauna zuerreichen. Dazu sind Zug um Zug weitere Wacholderstauden zu pflanzen.

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Arbeitsgruppe beim Einsatz

Beim Besuch der parkähnlichen Anlagen von St. Vinzenz kann durchausauch der Laie erkennen, dass hier durch Landschaftspflege ein Heidegebietin der Entwicklung steht, in dem Flora und Fauna sich wohlfühlen. Einezeitliche Aussetzung der Pflege ist unmöglich, da das Vordringen derVerbuschung die Arbeit erschwert. Der sichtbare Erfolg der Arbeitsgruppenbestärkt Biotopkartierer und Albvereinler, in der Pflege der Landschaft nichtnach zu lassen, auch wenn es manchmal schwer fällt, sich der Aufgabe zustellen.

Für die Zukunft hoffen wir, dass den ehrenamtlichen Naturfreunden – trotzkräfteraubender Arbeit – die Pflege der Landschaft weiterhin Freude be-reitet. Die sehr gute Hand-in-Hand-Arbeit der Biotopkartierer und Albver-einler jedenfalls stärkt diese Erwartung. Als Dankeschön für die geleisteteArbeit werden alle fleißigen Helfer zu einem zünftigen Vesper am Jahres-ende von den Biotopkartierern eingeladen.

Gerade deshalb wäre es wünschenswert, wenn die Gruppe der Land-schaftspfleger Verstärkung von naturliebenden Freunden bekäme.

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Wacholderheide

Eine neue Wildtierart in Filderstadt:bekommen wir auch einen Problembären?

Eberhard Mayer, Biotopkartiergruppe Filderstadt

Was die heimische Jägerschaft und einige erfahrene „Waldläufer“schon seit längerem vermuteten, ist inzwischen zur Gewissheitgeworden: in Filderstadt ist eine neue Wildtierart aufgetaucht!

Durch ein am Plattenhardter Waldrand aufgenommenes Belegfoto wurdeder endgültige Beweis erbracht, dass der nun auch inFilderstadt „angekommen“ ist.

Neugier und Unsicherheit befällt uns immer dann, wenn eine neue Tier-oder Pflanzenart in unseren sorgfältig gehegten und gepflegten Lebensraumeintritt und den Anspruch stellt, als Neuankömmling dauerhaft hier bleibenzu dürfen.

Ist das gut für unsere heimische Flora und Fauna?Handelt es sich um einen Nützling oder Schädling?Schleppt er unbekannte Krankheiten und Epidemien ein?Was ist das eigentlich für ein frecher Geselle?Wie kommt der überhaupt hierher?

Waschbären sind kleine Raubsäuger und zählen zur Familie der Kleinbären;sie waren ursprünglich nur in Mittel- und Nordamerika zuhause. InDeutschland sind sie erst seit Mitte des letzten Jahrhunderts bekannt undheimisch geworden, als Tiere aus Pelztierfarmen und Gehegen entkamenoder bewusst ausgesetzt wurden. Die Zentren dieser Neuansiedlungenlagen in Hessen (Gebiet um den Edersee) und in Brandenburg (beiStrausberg); auch heute noch weist die Region um die nordhessische StadtKassel die höchste Waschbär-Dichte Deutschlands auf.

Der Name „Waschbär“ rührt daher, dass man früher irrtümlich vermutete, dasTier würde seine Beute vor dem Verzehr waschen. Es ist nämlich einetypische Angewohnheit des Waschbären, die Nahrung oder auch andereGegenstände ausgiebig abzutasten, was häufig im seichten Wasser geschiehtund dadurch wie ein Waschvorgang wirkt.

WASCHBÄR

Der Waschbär: Name, Herkunft, Familie

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Der Waschbär: Kennzeichen und Lebensweise

Der Waschbär: Lebensraum und Bestände

Waschbären sind etwa katzengroß und besitzen eine sehr charakteristischeschwarzweiße Gesichtszeichnung (Maske) sowie einen buschigen,geringelten Schwanz.

Da sie überwiegend dämmerungs- oder nachtaktiv sind, begegnet manWaschbären selten und bekommt sie wenig zu sehen. Als Allesfresserernähren sie sich sowohl von tierischer Kost (Insekten, Würmer, Amphibien,Fische, vereinzelt auch Eier und Kleinvögel) als auch von pflanzlichenAnteilen wie Obst, Nüsse, Eicheln, Mais usw. Dazu halten sie sich gerne anGewässerrändern, aber auch im (Eichen-)Wald und in Gärten auf, wo sie amBoden und in Bäumen auf Nahrungssuche gehen.

Waschbären sind gute Kletterer und Schwimmer, an Land aber schlechteSprinter und Springer. Sehr ausgeprägt ist ihr Tast- und Geruchssinn sowieihr exzellentes Erinnerungsvermögen, während ihre Sehschärfe ungefährder des Menschen entspricht. Entgegen früherer Annahmen leben sienormalerweise nicht als Einzelgänger, sondern in nach Geschlechterngetrennten kleinen Gemeinschaften von bis zu vier Einzeltieren. Im Frühjahrbringen die nach der Paarung wieder allein lebenden Weibchen 2 bis 4 Jungezur Welt.

Bevorzugter Lebensraum sind gewässerreiche Misch- und Laubwälder, ambesten mit Baumhöhlen und hohem Eichenanteil. In vielen Gegenden nutztder Waschbär inzwischen auch waldnahe Siedlungsränder mit Grünflächenund Gartengrundstücken, wo er ein reichhaltiges Angebot an Nahrung(Obst, Gartengemüse und Müll) und Unterschlupfen (verlassene Gebäude,Gartenhäuser, Garagen und Hütten) antrifft.

In Deutschland ist der Waschbär inzwischen weit verbreitet; seinGesamtbestand wird insgesamt auf ca. 200.000 Exemplare geschätzt. Überdas Vorkommen in Baden-Württemberg liegen uns keine genauen Bestands-zahlen vor; nach Mitteilung der Landwirtschaftsverwaltung Baden-Württem-berg „kann er inzwischen in allen Naturräumen unseres Landes vor-kommen“. Nach Auswertung der Jagdstrecken im Landkreis Esslingenwurde 1 Waschbär zwischen 2000 und 2003 erlegt, 5 Tiere in 2004, 16weitere in den Jagdjahren 2005/2006 und 4 Waschbären in der Periode2007/2008. Die Tendenz ist etwas unregelmäßig, insgesamt aber leichtansteigend. In Filderstadt gilt der Waschbär – da bisher nur selten gesichtet –noch als Neuankömmling.

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Kann der Waschbär in Filderstadt zu einem Problembär werden?

„Schädling“

verstädterten Tiere

Mate-

rielle Schäden

Krankheiten

Fazit

Es ist nicht auszuschließen, dass der Waschbär auch in Filderstadt zueiner dauerhaften, „einheimischen“ Tierart wird. Allerdings fehlen aufden Fildern die von ihm geschätzten, gewässerreichen Landschafts-strukturen.Verhindert werden sollte ein Vordringen in Siedlungsränder amWaldrand und in unsere Gartenhausgebiete. Dazu dienen folgendeMaßnahmen:

Es steht kaum zu befürchten, dass der Waschbär in Filderstadt andereTierarten nachhaltig verdrängt. Zwar ist bekannt, dass er auch Eier undJungvögel frisst, aber die für ihn vergleichsweise aufwändige Jagd aufAltvögel lohnt sich für ihn nicht; er bevorzugt stattdessen die bequemer zuerbeutenden Amphibien und Fische sowie pflanzliche Nahrung. Er kanninsofern nicht als typischer bezeichnet werden und hat nachMeinung von Experten „bislang keine ökologischen Schäden von nennens-wertem Ausmaß verursacht“.Problematischer wird es, wenn Waschbären dauerhaft in waldnahe oderparkähnliche Ortsränder und Siedlungsbereiche eindringen. Solche

ernähren sich vor allem von herumliegendemHausmüll, von hochwertigen Speiseresten auf dem Kompost, von Garten-früchten und von ausgelegtem Katzen- und Igelfutter. Keinesfalls sollten diepossierlichen Tiere aber gezielt gefüttert werden, denn sonst verlieren sieihre Scheu vor dem Menschen und werden immer aufdringlicher!

können dann entstehen, wenn Waschbären in Gebäudeeinsteigen, um Dachböden und Abstellräume als Schlaf- und Wurfplätze zunutzen. Solche Aufstiege sollten deshalb unbedingt vergittert oder ver-schlossen werden, auch um eventuell einsickerndes Regenwasser zuverhindern.

Die Gefahr der Übertragung von vom Waschbären auf denMenschen ist in Amerika, wo die Waschbär-Tollwut auftritt, deutlich höherals in Europa. Bei uns sind Erkrankungen, beispielsweise durch Über-tragung des Waschbärspulwurms, sehr selten.

Als wenig anspruchsvoller Allesfresser kann der Waschbär – gepaart mitseiner hohen Anpassungsfähigkeit – neue Lebensräume erfolgreich besie-deln. Er besitzt zwar kaum natürliche Feinde, weist aber demgegenüber einehohe Sterblichkeit auf (nur etwa die Hälfte der Jungtiere überstehen das 1.Lebensjahr!). Verluste entstehen vor allem durch Bejagung und Krank-heitsepidemien sowie durch Verkehrsopfer.

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Müll und Abfälle nicht offen herumliegen lassen!Haustiere nicht draußen füttern (oder Reste abends ins Hausräumen)!In Waldrandnähe und Gartenhausgebieten: Ein- und Aufstiege amHaus und in Nebengebäuden konsequent sichern und verschließen!Haustiere impfen und entwurmen!Keine Waschbären füttern, keine Waisenkinder aufpäppeln!

Bedanken möchten wir uns bei Familie Helmut Böpple in Plattenhardt, dieuns Hinweise zum Waschbär-Vorkommen und vor allem das gelungene„Belegfoto“ eines nächtlichen Besuchers geliefert hat.

Dank

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Foto Helmut Böpple: Waschbär am Katzenfutterplatz in Plattenhardt

Flora und Fauna um die Klinkermühle

Peter Maasdorff, Biotopkartiergruppe Filderstadt

D as heimliche Tal der Klinkermühle.

Flächenhaftes Naturdenkmal mit angrenzenden Landschaftsschutz-gebiet

Am südöstlichen Ortsrandvon Bernhausen erstreckt sich ein schmales, etwa 800 Meter langesTal in Richtung Sielmingen. Während die oberhalb des ehemaligen

Mühlgrabens liegenden Streuobstwiesen nördlich abgrenzen, klettert imSüden ein kleines Wäldchen 15 Meter den Hang hinauf. Der Mühlgraben, derparallel zum durchfließenden Fleinsbach angelegt war, ist als Mulde noch

erkennbar. Alte Kopf-weiden erzählen vonlängst vergangener Zeit.Im heimlichen Grundverläuft kein Pfad. DieZiegen eines SielmingerLandwirtes äsen imPferch ungestört. Ob-wohl im Klinkernfeld,das sich in unmittelbarerNähe befindet, gebautwurde und die Autos aufder Nürtinger Straßevorbei fahren, ist dieSchönheit dieses Land-schaftsteils erhalten ge-

blieben.Nicht nur im Tal grünen die Mühlwiesen, sondern ebenfalls in den Fluren,die sich südlich außerhalb ausbreiten. Hier kann das Gras geerntet werden.In Richtung Reutlinger Straße sind Koppeln für Angusrinder angelegt. Wennwir uns den Bauernhäusern Sielmingens nähern, begleiten uns rechts undlinks des Weges Streuobstbäume. Dazwischen grasen Pferde.

Die Aue ist in ihrer gesamten Länge und Breite als flächenhaftesNaturdenkmal ausgewiesen. Lediglich das Mühlenareal einschließlich desParks wurde ausgenommen. Die Bezeichnung des 2,3 Hektar großen

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Frau Auch mit ihren Ziegen

Naturdenkmals lautet: „Fleinsbach mit Gehölzsaum und Wiesen“. DieUnterschutzstellung erfolgte, weil die im Filderraum selten gewordenenPflanzen und Tiere hier angetroffen werden können.Das angrenzende Landschaftsschutzgebiet Filder ist in diesem Gebietanteilig etwa 19 Hektar groß und umfasst nachfolgend aufgeführteGewanne: Gehrn, Mühlwiesen, Mühläcker, Klinkernfeld und Katharinen-äcker. Die ökologisch wertvollen landschaftsprägenden Strukturen sollenerhalten bleiben.Die klimatische Ausgleichfunktion des unbebauten Geländes ist von großerBedeutung. Ein notwendiger Freiraum im dicht besiedelten LandkreisEsslingen wird dadurch gewährleistet.

Im östlichen Teil des Tales liegt die Klinkermühle. Das Anwesen besteht ausder Mühle selbst sowie aus Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Das Wort Klingewar für die ursprüngliche Wassermühle, zurückgehend auf das Jahr 1449,namensgebend. Brotbeck hieß der erste Müller, der Name des folgenden

Straub. Heute mahlt dasPächterehepaar LethenWeizen und Dinkellängst mit elektrischerEnergie. Alljährlich ver-anstaltet diese Familieeinen Tag der offenenTür. Die Mahlwerke undElevatoren werden denBesuchern anschaulichgezeigt. Die GebrüderHelmut und Walter Gollsind jetzt Eigentümerder Klinkermühle. Beimeinen Rundgängentraf ich öfters Herrn

Walter Goll, welcher mir gestattete, Flora und Fauna zu erforschen. Er zeigtemir, wo der Mühlkanal verlief. Er gab gerne über die Geschichte desMühlbetriebes Auskunft. Auch erläuterte er mir den Baumbestand.

Ende April stehen die Traubenkirschen in voller Blüte. Wenn anschließenddie Apfelbäume rosa blühen, setzen sie einen malerischen Akzent. Diemächtigen Eschen am Nordsaum beim Mühlgraben verleihen der Aue einmajestätisches Aussehen. Die Silberweiden am Fleinsbach bewahren mitdem festen Wurzelwerk vor Erdabtragungen durch Hochwasser. Die

Die Mühle und die Müller

Ein Grüngürtel umschließt die Aue

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Klinkermühle

Schwarzerlen bieten ebenfalls einen vortrefflichen Erosionsschutz. Ichblickte in die Wipfel der stattlichen Pappeln und sah mir die dreieckigenBlätter an. Weil mir nicht bekannt war, wie der genaue Name lautet, bat ichUli Bessing, Mitarbeiter der Biotopkartierer, um Hilfe. Nachdem er vor Ortwar, wusste er es als Kenner der Pflanzenwelt exakt: .Die gigantischen Kanadapappeln erreichen eine Höhe von rund 30 Metern.Der Stamm ist stark ausgebildet, die Borke ist längsfurchig und grau. DieKrone ist groß sowie kegelförmig.Bei meinen Streifzügen entdeckte ich weitere Laubbäume und Koniferen:Birken, Feldahorn, Vogelbeere, Blutbuche, Salweide, Stieleiche, Walnuß,Wildkirsche, Kiefer, Schwarzkiefer, im Wäldchen Bergahorn, Spitzahorn,Rotbuche, Fichte und Lärche.Schlehen, Haselnuß, Heckenkirsche und Hartriegel bilden Gebüsche imRandbereich der Wiese. In der Nähe der Gebäude wächst der Holunder.

Ich unterhielt mich mit einem jungen Landwirt, Herrn Auch. Früher wurdeim Gewann Mühlwiesen am Rande oberhalb der Klinge Ackerbau betrieben.Von Frau Rosenfelder, Tiefbauamt-Grünflächenwesen, bekam Herr Aucheine Blumenwiesen-Saatgutmischung. Er begrünte das Ackerland und schufeine Wiese, die eine bunte und artenreiche Pflanzenvielfalt aufweist. Esgedeihen: Rotklee, Weißklee, Hopfenklee, Hornklee, Spitzwegerich, Espar-sette, Löwenzahn, Schlangen-Knöterich, Kriechender Hahnenfuß, Wiesen-Storchschnabel, Johanniskraut, Wiesen-Labkraut, Ferkelkraut, Kratzdistel,Gänse-Fingerkraut, Kronwicke, Wiesen-Kerbel, Fuchsschwanz, Knäuelgras,Goldhafer, am Saum Brennnessel und andere.Herr Auch mäht zwei Mal im Jahr – also Heu und Öhmd – und erhält sogesundes Futter für seine Kühe. An wechselnden Standorten in den Mühl-wiesen können die Ziegen der Bauernfamilie ihrer Nahrungssuche nach-gehen. Der Landwirt erklärte mir, dass dort nicht gedüngt wird. Deshalbüberleben hier viele Insektenarten.Unter den Weidezäunen tummeln sich in der von der Sonne erwärmtenKrautschicht Spinnen, Schmetterlinge und Heuschrecken.

Die das ganze Jahr über hier lebenden Meisen stimmen schon im März ihrFrühlingslied an. Kohl-, Blau- und Sumpfmeisen erkannte ich zwischen demGeäst. Die vom Specht gemeißelten Nisthöhlen in den Bäumen teilen sichaußer ihnen Kleiber und Stare. Der Gartenbaumläufer sucht eineBehausung in einer Rindenspalte der Esche. Der Grünspecht fliegt rufend in

Popolus canadensis

Zweischürige Öhmdwiesen und Viehweiden

Beobachtungen während der vier Jahreszeiten

Vogelkonzert und Nachwuchs im Frühling

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Richtung Bernhausen und wieder zurück. Der Buntspecht klettert denStamm hinauf. Im April hörte ich die ersten zurückgekehrten Zugvögel:Mönchsgrasmücke und den kleinen Zilpzalp. Eine Gartengrasmücke singtmelodisch im Gebüsch. Auf der Salweide trägt das Rotkehlchen, das imWinter teilweise wärmere Standorte aufsuchte, perlend sein Lied vor. Einanderes Mal beobachtete ich, wie direkt neben dem Wasser ein Eichelhähernahe am Stamm einer Eiche im Nest das Gelege bebrütete. Die Ringeltaubegurrt in den Fichten. Ein Winzling huscht durchs Gebüsch: Es ist derZaunkönig, der mehr durch die markante Stimme als durch seineunscheinbare Gestalt auffällt. Jetzt turnt eine Schwanzmeisen-Familie vonZweig zu Zweig.An einem Tag darauf fliegt eine gelbe Gebirgsstelze niedrig über den Bachund setzt sich dann auf einen Stein. Ob sie am Fließgewässer einen Nistplatzgefunden hat? Über den Baumwipfeln fangen Mehl- und RauchschwalbenMücken. Der Mauersegler, der etwas später von seinen südlichen Gefildenzurückkehrt, jagt rasant durch die Lüfte. Der Sperber streicht über die Aue.

An einem schönen Mai-Morgen sitzen auf dem Buschwerk entlang desFleinsbaches wunderschöne Libellen. Sie fangen die Leben spendendenSonnenstrahlen ein. Dann flattern und gaukeln sie über der Wasserfläche.Wie kleine blaue Smaragde sind sie, in ihrer eher an einen Schmetterlingerinnernden Flugweise, anzuschauen.Beim Biotopertreff zeigte ich Patrick Hummel ein Foto. „Das ist eineBlauflügel-Prachtlibelle“, sagte er. Zu Hause schlug ich in meinemBestimmungsbuch nach. Ich las: Bei dem metallisch gefärbten Männchensind die Flügel bis auf schmale Bereiche an der Basis und Spitze blau-grünschillernd. Die Weibchen sehen kupferfarben aus. Dagegen haben dieMännchen der Gebänderten Prachtlibelle eine breite blaue Flügelbinde. DieBlauflügel-Prachtlibellen verteidigen während des Fluges ihr Revier undkommunizieren mit den Weibchen.

Im Sommer sehe ich oft den Mäusebussard. In der Klinge fußt er auf einemTelegraphen-Masten und äugt scharf nach Mäusen und anderem Kleingetier.Hier stören ihn die weiter draußen vorbei fahrenden Autos nicht. Der Holz-Masten steht in der Wiese, ein idealer Ansitzplatz. Plötzlich ruft ein andererBussard und kreist über den Baumwipfeln nahe dem Mühlengebäude. Mitdem Fernglas entdeckte ich den Horst hoch oben im Gezweig einer Pappel.Der Baumbestand, das Grünland und die angrenzenden Kirchenäckerbieten diesem nützlichen Greifvogel gute Überlebenschancen. Im Frühjahrin der Balz schraubt sich der große Vogel in die Lüfte, oft lässt er seinenmiauenden Ruf ertönen.

Prachtlibellen genießen die Frühjahrssonne

Im Sommer finde ich den Bussard-Horst

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Schmetterlinge und Heuschrecken in der Sommerzeit

Das bunte Herbstlaub spiegelt sich im Bach, der Geheimnisse birgt

Wenn die Sonne höher steigt, fliegen da und dort Schmetterlinge über dasGrasland. Sie suchen eine Wiesenblume, aus deren Blüte sie Nektar saugen.Oft treffen sie einen Zweiten, Dritten und schweben mit ihm ein Stück desWeges. Den Anfang im Jahr bildet der Aurorafalter. Das Männchen istorangeweiß und das Weibchen reinweiß. Im Juli flattert das KleineWiesenvögelchen, einer der kleinsten Augenfalter, von einem Weißklee zumanderen. Der Hauhechelbläuling, das Waldbrettspiel, der C-Falter istebenfalls anzutreffen.Ein besonderes Leben regt sich im Hochsommer am steilen, weitgehendbaumfreien Südhang zum Fleinsbach östlich der Mühle und ebenso an denHeckenrändern oben auf den Mühlwiesen: unzählige Feldheuschreckenverschiedener Art musizieren zwischen den Kräutern. Ich beobachtete, wiedie Tierchen für das leise Konzert mit den Hinterschenkeln über die Flügelstreichen. Kam ich näher, hüpften sie davon, versteckten sich hinter denStängeln oder flogen eine kurze Strecke. Dennoch gelangen mirSchnappschüsse mit der Digitalkamera. Weil die Heuschrecken-Fauna einSpezialgebiet ist, brannte ich die Fotos auf eine CD und gab sie demBiologen Peter Endl zum Bestimmen. Das große Grüne Heupferd, eineLaubheuschrecke, ist unverkennbar. Auch entdeckte ich zum Beispiel denGemeinen Grashüpfer, die nur etwa 6 mm lange Dornschrecke, die RoteKeulenschrecke und die Roesels Beißschrecke.

Munter plätschert und sprudelt der Fleinsbach an der Mühle entlang. VonBernhausen kommend ist das Wasser von vielerlei Gehölz dicht umstanden.Die Blätter sind im Herbst braun, gelb und rot gefärbt. Als ich im Schattender Bäume die seichten Ufer und die Kolke nach Fischen absuchte, wurde

ich nicht fündig. Vorden Gebäuden versu-chte ich es noch einmal.Hier habe ich einenhellen freien Standort.Ich kann bis auf denGrund sehen, weil dasWasser sauber ist. Da, aneinem Stein bewegt sichetwas! Mit angespann-tem Blick durchdringeich das Wasser. Jetztdreht die etwa 4 cmlange Nadel die Bauch-kante nach oben, dass essilbern aufblitzt. Ein

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Fleinsbach

anderes Stäbchen schmiegt sich seitlich mit gebogenem Körper an denUntergrund. Es sind Stichlinge. Ich freute mich, nun doch Fische gefundenzu haben. Schließlich bemerkte ich sie auch an Stellen, die Erlen undPappeln säumen. Als Jugendlicher konnte ich die Brutpflege desinteressanten Dreistachligen Stichlings im Aquarium verfolgen.

An einem anderen Abend, die Sonne schien noch in den Bach, tastete sichein anderes Fischchen entlang eines Steines. Ich schaute genauer hin, denndieses Mal sah es anders aus: breiter Kopf, gedrungener keulenförmigerKörper, braune Tarnfarbe. Der 6 cm lange Fisch sucht auf Algen nachwinzigen Wassertieren. Das Bestimmungsbuch verriet mir, dass er einejunge Mühlkoppe war. Sie heißt auch Groppe und lebt versteckt am Grundedes Fleinsbaches.

An feuchten Plätzen im Tal ist die Erdkröte zu Hause. Sie ist ein nützlicherLurch, der Nacktschnecken, Regenwürmer, Spinnen und andere niedereTiere verspeist. Im Oktober erzählte mir Herr Goll, dass er im Garten eineBlindschleiche bemerkte.

Zeitig im Oktober kommen sie in Scharen aus ihrer osteuropäischenHeimat: Die Saatkrähen sind wieder da. Wenn in der kalten Jahreszeit imBaltikum und den anderen Staaten im Osten das Futter knapp wird, fliegensie nach Deutschland. Etwa dreißig dieser Gesellen liefen in den Weidensüdlich der Klinkermühle herum und stocherten am Boden. Wieunterscheiden sich die Saatkrähen von den Rabenkrähen? Während dieWintergäste ein weißliches Gesicht haben, sind unsere Einheimischen reinschwarz gefärbt. Auch das Krächzen der Saatkrähen ist rauer als das derRabenkrähen. Im Laufe des März werden die Zugezogenen wieder ihreBrutgebiete im Osten aufsuchen. Die kleineren zierlicheren Schwarzen mitdem grauen Kopf in den Mühlwiesen sind Dohlen. Sie brüten bei uns zumBeispiel auf dem Turm des Klosters Denkendorf.

Trotz des Siedlungsdrucks im Klinkernfeld sind das Naturdenkmal„Fleinsbach mit Gehölzsaum und Wiesen“ und das oberhalb anteiligausgewiesene Landschaftsschutzgebiet Filder ein wertvolles Rückzugsgebietfür die Tier- und Pflanzenwelt. In den Hecken und im Auwäldchen könnenVögel ihre Nester bauen und nach Nahrung suchen. Die Streuobstbäumegeben vielen Insekten und Gefiederten Unterschlupf. Fische leben verstecktim Bach. Ebenso finden die Insekten in den ungedüngten Grünländereien,die sich im Tal und südlich angrenzend oberhalb ausdehnen, einenLebensraum. Die Silhouette der hoch aufragenden Eschen, Pappeln,

Wintergäste in den Gewannen Mühlwiesen und Gehrn

Ausblick

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Schwarzerlen, Weiden und Nadelgehölze prägt die Flur. Der Spaziergängerfreut sich an den blumenreichen Wiesen. Diese landwirtschaftliche Strukturist für Ziegenhaltung, Heu- und Öhmdernte, Obstbau sowie Rinder- undPferdeweide bestens geeignet. So stellt die Aue Klinkermühle einschließlichdes grünen Umfeldes einen hohen ökologischen Wert für Filderstadt dar.Hoffen wir, dass die Unterschutzstellungen Wirkung zeigen und sowohl dieLandschaft als auch Flora und Fauna für unsere Nachkommen erhaltenwerden können.

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Filderstadt öko-logisch – Stadtspaziergängezu Ökologie, Siedlungsentwicklung, Umweltschutz

und Nachhaltigkeit – 1. Teil: Bernhausen-Nord

Dr. Willfried Nobel, Filderstadt

Mit „Filderstadt öko-logisch“ wird im Jahresheft 2009 von „Natur-und Umweltschutz in Filderstadt“ eine Reihe zu „ÖkologischenStadtspaziergängen“ in Filderstadt gestartet. Warum dieses

Thema? Wenn man mit offenen Augen durch Filderstadt geht, sieht man, dassan vielen Stellen etwas getan wird: so entstehen neue Wohngebäude,werden neue Gewerbegebiete ausgewiesen und neue Straßen geplant. Dasmeiste geschieht auf Kosten der freien Landschaft, aber auch innerhalb derOrtschaften finden vielfältige Veränderungen statt. Grundsätzlich gelten dieZiele des Naturschutzes und der Landschaftspflege nicht nur für denunbesiedelten, sondern auch für den besiedelten Bereich, also auch für dieFlächen innerhalb der Ortschaften.

In „Filderstadt öko-logisch“ werden anhand einer Karte Punkte ange-sprochen, die das Verständnis für eine nachhaltige, zukunftsfähige Sied-lungsentwicklung verträglich für Mensch und Umwelt wecken sollen mitguten und weniger geglückten Beispielen.

Wir beginnen mit dem Teil 1 . Als weitere Teile sindgeplant: 2. Bernhausen-Süd, 3. Plattenhardt, 4. Bonlanden, 5. Harthausenund 6. Sielmingen.Die Karte wurde im Stadtplanungsamt von Frau Lisa Rilling und Herrn TobiasHöfle angefertigt. Hierfür herzlichen Dank.Für Anregungen und Bedenken bin ich unter der Telefonnummer (0711)704662 oder E-Mail: [email protected] dankbar. Im Übrigen stehe ichjederzeit gerne für einen geführten ökologischen Stadtspaziergang zurVerfügung.

Wir starten unseren Stadtspaziergang am

S-Bahn S 2 Filderstadt – Schorndorf: 30-Minutentakt. „ÖV perfekt“.Parkhaus mit 350 Stellplätzen. Parken kostet 1,- Euro für den ganzen Tag.Hier beginnt die Reise nach Stuttgart, zum Flughafen und in die weite Welt.Am Treppenhaus liefern Solarzellen Strom und entlasten die Umwelt vonTreibhausgasen. Dank Energieeinspeisegesetz fließt direkt von der Sonne

„Bernhausen-Nord“

1. S-Bahnhof + Parkhaus

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Geld in die Stadtkasse.Und: ein Aufstieg auf das Parkhausdach lohnt sich. Man hat von dort denbesten (schönsten?) Überblick über Filderstadt und drumherum. Besondersin der Dämmerung bekommt man am Lichtermeer die dicht besiedelte undvon unzähligen Verkehrsströmen durchzogene Filder-Landschaft anschau-lich vorgeführt.Weiter gehts nach Norden in die Volmarstraße. Linker Hand wartet dasQuartier 1 nach dem städtebaulichen Rahmenplan auf ein neues Stadt-zentrum:

Hier schlägt das Herz Bernhausens und damit Filderstadts. Wenn inFilderstadt ein Stück Stadt entstehen kann, dann hier. Verkehrsknoten mit S-Bahn, Buskreuz und Parkhaus. Einstieg in die zentrale Achse nach Norden: S-Bahnhof – Volmarstraße – Fußgängerzone – Jakobus-Kirche.Nach wenigen Metern in der Volmarstraße biegen wir rechts ab in dieFriedensstraße zum

Im zubetonierten Ortskern übernimmt der Friedhof auch die Rolle eines„Stadtparks“.Beim Spaziergang durch den Friedhof halten wir uns links und kommen aufdie Nürtinger Straße. Wir laufen links weiter bis zur Fußgängerampel nachder „Filder-Apotheke“ und überqueren hier die Bernhäuser Hauptstraße indie Fußgängerzone.Bundesstraße B 312 mitten durchs „Dorf“? 20.000 Fahrzeuge am Tag. Wiekann ein Ortskern hier leben? Die B 312 muss raus!Wir laufen durch die Fußgängerzone.

Im ganzen Ortskern finden sich freie Baulücken. Hier wäre Nachverdichtungangesagt. Damit könnte man den Siedlungsdruck auf die freie Landschaftnehmen.Auf Höhe des „Schwanen-Bräu“ erreichen wir die Obere Bachstraße.

Der Katzenbach verläuft durch Bernhausen unterirdisch im Kanalrohr.Lediglich in der blauen Pflasterung werden wir auf diesen Stadtbachhingewiesen. Erst am östlichen Ortsrand darf er wieder das Tageslichterblicken, dann als Neuhäuser Bach, der weiter nach Osten – dann alsEndelbach – nasse Ausgleichsflächen inmitten trockener Äcker liefert.Wir gehen die Fußgängerzone weiter Richtung Jakobus-Kirche, halten unsrechts, überqueren die Diepoldstraße (Bundesstraße mitten durchs Dorf!)

2. „Fildergalerie“/ innerstädtische Brachfläche

3. Friedhof – auch „Grüne Lunge“

4. Nachverdichtung vs. Siedlungsbrei

5. Katzenbach – das „Blaue Band“ mitten durch das Dorf verdolt

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und laufen die Scharnhäuser Straße bis zur Lindenstraße. Hier biegen wirlinks nach Norden ab und kommen zu einem umstrittenen Baugebiet.

Östlich der Lindenstraße befinden sich einzelne Häuser und Streuobst-wiesen. Gefordert wird hier von den Grundstücksbesitzern Wohnbebauung.Die Aussiedlerhöfe genießen Bestandsschutz. Ein Kompromiss wird in derAusweisung „Gemischte Baufläche“ gesehen.Wir gehen die Lindenstraße weiter nach Norden, überqueren die RuiterStraße, gehen auf dem Feldweg nach Norden weiter, biegen dann in denFeldweg nach links ein Richtung Flughafen-Tower (ein Kuriosum: dies ist dereinzige Flughafen-Tower in Deutschland außerhalb des Flugplatzes).

Hier droht Ungemach: 2.500 m lang, 20 bis 30 % Kapazitätserhöhung, 180Hektar Landverbrauch, noch mehr Lärm, noch mehr Luftschadstoffe direktvor dem Schlafzimmerfenster. Erste Kostenschätzung: 600 Millionen Euro.Vorerst vom Tisch! Wie lange? Wir müssen wachsam bleiben!Wir überschreiten die Plieninger Straße (Bundesstraße mitten durchs Dorf!)und gehen nach Westen auf der Gottlieb-Manz-Straße.

Real-Markt (8.000 qm Verkaufsfläche), Selgros Großhandels-Abholmarkt(10.000 qm Verkaufsfläche). Großmärkte auf der „Grünen Wiese“ vs. Lebenim Ortskern?Nördlich dieser Einkaufsparadiese verläuft die

Ca. 2 km Länge, ca. 4 Hektar Landverbrauch, geplante Verkehrsmenge19.000 Kfz/24 Std. Ortsentlastung und/oder Erschließung neuer Gewerbe-gebiete?Hinter dem Selgros-Markt orientieren wir uns Richtung Süden in denStützenweg und dann nach Westen in die Pulstraße.

Im Westen liegen 13 Hektar brach, GRZ 0,5, GFZ 1,0 bis 2,3, max. Gebäude-höhe 11 und 20 m. Flughafennahes Gewerbe. Freifläche vs. Arbeitsplätze?Beim Blick nach Norden erkennt man nördlich der Nordwestumfahrung dieGebäude vom

Cargo-Center Süd, „Investition in die Zukunft“ für 160.000 Tonnen Luft-fracht (heute 60.000 Tonnen). Positiver Regelkreis? Luftseitiger Ausbau

6. Esslinger Weg und Aussiedlerhöfe „Bruckenäcker“

7. Zweite Start- und Landebahn: Eine reicht – ewig!

8. Verbrauchergroßmärkte auf der „Grünen Wiese“

9. Nordwestumfahrung Bernhausen

10. Gewerbegebiet Bernhausen Nord-West

11. Luftfrachtzentrum Flughafen-Süd

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landseitiger Ausbau (Westerweiterung?) luftseitiger Ausbau (2. Start-bahn?) …?Wir laufen die Pulsstraße weiter nach Westen, über einen Feld-/Graswegkommen wir in die Kettemerstraße und anschließend nach Westen in dieTurnackerstraße bis zur Einmündung in die Rosenstraße, hier gehen wirnach links, also nach Süden, Richtung Johanneskirche.

Hier dröhnt die S-Bahn in 60 m Tiefe. „Unvorhersehbare Geologie“ trägt denLärm in die Häuser. Sanierung mithilfe „Unterschottermatten“. Kosten 1,5Millionen Euro, Filderstadt ist mit 500.000,- Euro dabei. Realisierung wann?Hoffentlich bald!Auf Höhe der Johanneskirche biegen wir rechts nach Westen ab in dieRichthofenstraße. Diese laufen wir einige 100 Meter, bis wir den Feldwegnach Süden Richtung Katzenbach/Echterdinger Straße erreichen.

Der Katzenbach verläuft hier als offenes Fließgewässer, er wird mit einemSchild als Biotop verklärt.Nach dem Brückle, auf Höhe der beiden Bänke, laufen wir nach WestenRichtung Nordwestumfahrung, vorbei am Regenrückhaltebecken undkommen auf den Fuß- und Radweg entlang der Echterdinger Straße. Aus derDistanz erkennen wir im Westen das

Gewerbegebiete Schemeler Ost/West und Augenloch III, IV, V? Gewerbelandals Markenzeichen? Das „Naturgesetz“ der Ortseingänge: Tankstelle, Fast-food, Autohaus?Wir bewegen uns nach Osten entlang der Echterdinger Straße.

Nördlich unseres Weges befindet sich das Gewann „Stetter Weg“. Freiflächefür landwirtschaftliche Nutzung? Ökologische Ausgleichsfläche für zube-tonierte Böden, Wasserhaushalt, Kleinklima, Flora & Fauna? Stadtpark fürNaherholung, Freizeitgestaltung, Spielplatz? Element des Filderparks, einesLebensraums Filder?Wir bleiben auf diesem Fuß-/Radweg und erreichen nach einigen 100 Meternunseren Ausgangspunkt am S-Bahnhof.

12. S-Bahn-Lärm im Keller

13. Katzenbach

14. Gewerbegebiet Schemeler Ost/West

15. „Stetter Weg“

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© 2009

Hinweis der Herausgeber:

Stadt FilderstadtUmweltschutzreferat und Umweltbeirat Filderstadt

Umweltschutzreferat FilderstadtHartmut Spahr, Biotopkartiergruppe FilderstadtEberhard Mayer, Biotopkartiergruppe Filderstadt

Andrea Weber, Umweltschutzreferat Filderstadt

Andrea Weber, Umweltschutzreferat Filderstadt

f.u.t. müllerbader gmbh, Filderstadt

2.000 Exemplare

c/o Stadt FilderstadtUhlbergstraße 3370794 Filderstadt

Die in dieser Schriftenreihe veröffentlichten Beiträge werden von denjeweiligen Verfassern unverändert übernommen. Für den Inhalt sind daherdie Autoren verantwortlich, sie geben nicht unbedingt die Meinung derHerausgeber wieder.