Netzwerk FeuerwehrfrauenGörisch, Uwe; Helm, Markus (Hrsg.): „ Biogasanlagen – Planung, Errichtung und Betrieb von landwirtschaftlichen und industriellen Biogasanlagen “ 2. „

© Markus Weber, www.bettringen.net

Netzwerk FeuerwehrfrauenBUNDESKONGRESS 2014

Einsatzstrategien Biogasanlagen


Biogasanlagen

• Markus Weber, Jahrgang 1977• Landwirtsohn• Studium Agrarwirtschaft• Regionalleiter Landtechnikhersteller


Vortrag: Übersicht

• Funktion einer BGA / Technische Ausstattung

• Rechtliche Grundlagen

• Vorgehen bei Substrataustritt

• Vorgehen bei Gasaustritt

• Brand in einer Biogasanlage

– Maschinenhaus

– Fermenter

– Schwefel (elementar)

• Freisetzung von Schwefelwasserstoff

• Rettung aus Behältern und Gruben

• Stromausfall

• „Best of“ technische Fehler


Funktion einer BGA


Funktion einer BGA

Methan 40-75 %

Kohlendioxid 25-55 %

Wasserdampf 0-10 %

Stickstoff 0-5 %

Sauerstoff 0-2 %

Wasserstoff 0-1 %

Ammoniak 0-1 %

Schwefelwasserstoff 0-1 %


Funktion einer BGA: Annahme


Funktion einer BGA: Pulper / Mischer


Funktion einer BGA: Behälter


Funktion einer BGA: Rührwerk


Funktion einer BGA: Gasspeicher


Funktion einer BGA: Gasmotor


• FwDV 500 Einheiten im ABC-Einsatz

– Feuerwehrplan nach DIN 14095

• TI4 – Sicherheit in BGA (BV LBGen)

– Gefährdungsbeurteilung

– Explosionsschutzdokument (§6 BetrSichV)

– Sicherheitseinrichtungen & Brandschutz

– Brandschutzkonzept („in der Regel…“)

Rechtliche Grundlagen

GLLdFvD


Schnelle Orientierung

auf der BGA ist wichtig!

Rechtliche Grundlagen


Substrataustritt


Substrataustritt


Hauptprobleme:

• Ausbreitung (Böden, Gewässer,

Sachwerte)

• Biologische Stoffe (MRSA, Para-TB,

etc.)

Substrataustritt


Substrataustritt


Substrataustritt


Sie haben alle Zeit der Welt –

VOR dem Einsatz!

• Feuerwehrplan

– Anfahrt, Fahrzeugaufstellung

– Kanaleinlaufplan, Oberflächengewässer

– Ortskunde

Substrataustritt


Substrataustritt

Was ist Gülle (Substrat)?

• FwDV 500 Gefahrengruppe BII Biologische Arbeitsstoffe der Risikogruppe 2 sind solche, die eine Krankheit beim Menschen hervorrufen und eine Gefahr für Beschäftigte darstellen können; eine Verbreitung des Stoffes in der Bevölkerung ist unwahrscheinlich, eine wirksame Vorbeugung oder Behandlung ist normalerweise möglich. Je nach Kofermenten höhere Einstufung!

• FwDV 500 Gefahrengruppe CII Anlagen wie

– Läger mit größeren Mengen handelsüblicher Produkte, von denen bekannt ist, dass sie im Brandfall C-Gefahrstoffe freisetzen können;

– Speditionsläger mit Mischlagerung verschiedener gefährlicher Stoffe;

– Schwimmbäder mit Chloranlage;

– Kühlanlagen mit Ammoniak als Kühlmittel.


Persönliche Schutzausrüstung, Dekon:

• Körperschutz Form II

• Atemschutz P2/P3

• Augenschutz (Schmierinfektion)

• DEKON Stufe II

-> siehe FwDV 500

-> aber…

Substrataustritt


Substrataustritt

Gefahr von Überprotektion


• Anfahrt möglichst mit dem Wind, mit CO2, H2S und CH4 rechnen

• Absperren, Menschenrettung

• Freimessen (Geländeform & Wind beachten!)

• Havarierte Gebäude beurteilen (Fachberater!)

• Wenn möglich und notwendig Leck dichten oder abschiebern

• Anlage herunterfahren (lassen)?

• Kanaleinläufe abdichten (-> Klärwerk und Wasserbehörde

einschalten), Kanaleinlaufplan beachten!

• Fließgewässer/Gräben schützen oder aufstauen

• Schweres Gerät, mobile Dammsysteme? (-> Einsatzvorbereitung)

Substrataustritt


Gasaustritt

• Methan Explosion

• Kohlendioxid Stickwirkung

• Schwefelwasserstoff Giftig

vgl. Unfallbericht Rhadereistedt


GasaustrittGasaustritt


• Anfahrt wenn möglich mit dem Wind

• Weiträumig absperren, Windrichtung beachten

• Menschenrettung unter Atemschutz

• mit EX-Atmosphäre rechnen,

• Gasmessung auf CO2, H2S (Geländeform beachten) und EX-

Messung

• Beschädigten Bereich abschiebern.

• Wenn möglich Anlage abschalten (lassen).



Sauerstof f (O2): < 17 Vol.-% Sauerstoffmangel, darunter erst Verminderung der Leistungsfähigkeit bis Bewusstlosigkeit und Tod bei ca. 6 - 8 Vol.-%, deshalb > 20 Vol.-% einhalten,

Kohlenstoffdiox id (CO2): MAK 5000 ppm = 9.100 mg/m3 = 0,5 Vol.-%, geruchlos;

ab 1 Vol.-% erste Beeinträchtigungen und Schädigungen

Methan (CH4): 100 % UEG, Ex = 4,4 Vol.-%; Grenzwert: 20 % UEG = 0,9 Vol.-%

Schw efelw asserstoff (H2S): MAK 10 ppm = 14 mg/m3 = 1/1000 Vol.-% und Ex bei > 4,3 Vol.-% bis 45,5 Vol.-%

Siehe: TRGS 900 wg. „alten“ MAK - Werten

Gasaustritt



Finde den Schieber!

Auf???

Zu???

Gasaustritt



aus: TI 4 des BV der LBGen


Gasaustritt

Theorie und Praxis des Ex-Schutz-Zonenplanes

Arbeiten nur mit Ex-geschütztenGeräten der Kate gorie 1 !


Gasaustritt: Vorsicht bei Aktivkohlefilter


GasaustrittBrand in einer Biogasanlage


• Grundsätzliche Unterscheidung:

– Brand BHKW/Maschinenhaus (hoher Anteil!)

– Brand Fermenter

• Hauptprobleme:

– Ausbreitung

– EX-Gefahr

Brand/Verpuffung in einer Biogasanlage


• Anfahrt wenn möglich mit dem Wind

• Grundsätzlich umluftunabhängiger Atemschutz

• Absperren

• EX-Gefahr beachten (Handys, FME/DME, keine Schalter betätigen)

• Brände von Biogas werden wie alle Gasbrände nicht gelöscht, es

wird die Gaszufuhr abgeschiebert.

• Umgebung kühlen

• Bei Bränden im Bereich des Maschinenhauses Gaszufuhr

abschiebern, Not-Aus betätigen, mit geeignetem Löschmittel

löschen, Sicherheitsabstände beachten (Netzanschluss!), Strom abschalten (lassen). Vorsicht: Zündöllager!

• Brand Fermenter: im Zweifelsfall kontrolliert abbrennen lassen

Brand in einer Biogasanlage


Brand in einer Biogasanlage

Neues Phänomen Schwefelbrand

• Schwefeldioxid als Oxidations-

produkt!

• Fluten als schnellste Maßnahme

• Stickstoff?












Rettung aus Gruben und Behältern



Verantwortlicher?

Gefahren bekannt?

Anschlagmittel?

Rettungsmittel?

Ausbildung der „Retter“?

Eigenschutz?

PSA?


Freimessen statt hoffen!


Aufbau einer Ex-Schutz-Bewetterung mit Drucklüfter

und antistatischer Lutte


Wartungsdeckel als Zugang in den Fermenter


6-8m tief, klassischer Einstieg



SubstrataustrittRettung aus Gruben und Behältern



- Es ist in Gruben immer von EX-Gefahr und Atemgiften auszugehen.

- Schnelle Rettung!

- Belüften! Achtung: EX-Gefahr/Atemgift in Abluft

- Einfahrende Retter tragen Körperschutz Form II und umluftabhängigen Atemschutz (Menschenrettung: PSA+Atemschutz) und sind

mit Leinen gesichert

- Anschlagpunkte: Rollgliss, Drehleiter (top-rope)

- Dekon!


Stromausfall

- Leistungsaufnahme BGA?

- Welche Gefahren drohen?

- Kann die Feuerwehr hier mit SEA tätig werden?


Vertraue NIEMANDEM!

30 min nach Verpuffung, direkt neben dem Fermenter


Vertraue NIEMANDEM!

Geklebte Kunststoffleitung -> in geschlossenen Gebä udenunzulässig!


Vertraue NIEMANDEM!

Druckseitige Kondensatabscheidung ohneSchutz vor Gasaustritt


Vertraue NIEMANDEM!

Durchführung Fermenterwand

GASDICHT?

EX-Zone?


Vertraue NIEMANDEM!

Fehlende ATEX-Zertifizierung von Bauteilen


Vertraue NIEMANDEM!

Bewetterung Marke Tim Taylor


Vertraue NIEMANDEM!


Vertraue NIEMANDEM!


Vertraue NIEMANDEM!

PSA rettet Leben!


Resumee

Biogasanlagen stellen keine unlösbaren Probleme an Rettungskräfte!

Standard-Einsatz-Regeln (SER)

[ Standard Operation Procedures (SOP) ]


LiteraturKuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (Hrsg.): „KTBL-Heft 84 - Schwachstellen an Biogasanlagen verst ehen und vermeiden “ 2. überarbeitete Auflage, Darmstadt 2009. ISBN 978-3-939371-81-6

Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (Hrsg.): „KTBL-Heft 91 – Vorbeugender Brandschutz beim landwir tschaftlichen Bauen “ 2. überarbeitete Auflage, Darmstadt 2010. ISBN 978-941583-44-3

Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (Hrsg.): „Biogas in der Landwirtschaft – Stand und Perspektive n. Tagungsband des FNR/KTBL-Kongress vom 20. bis 21. September 2011 in Göttinge n“, Darmstadt 2011. ISBN 978-3-941583-56-6

Görisch, Uwe; Helm, Markus (Hrsg.): „Biogasanlagen – Planung, Errichtung und Betrieb von landwirtschaftlichen und industriellen Biogasanlage n“ 2. aktualisierte Auflage, Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart 2007. ISBN 978-3-8001-5573-6

Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Robert Koch-Institut Berlin (Hrsg.): „Biologische Gefahren I – Handbuch zum Bevölkerungssc hutz “, 3. vollständig überarbeitete Auflage, Bonn 2007. ISBN-13: 978-3-939347-06-4

Kommission für Anlagensicherheit beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit „Merkblatt Sicherheit in Biogasanlagen “, Berlin Juni 2009

Verordnung über die Verwertung von Bioabfällen auf landwirtschaftlich, forstwirtschaftlich und gärtner isch genutzten Böden

„Sicherheitsregeln bei landwirtschaftlichen Biogasan lagen – Arbeitsunterlage 69 “ Bundesverband der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften e.V. Hauptstelle für Sicherheit und Gesundheitsschutz. Kassel, 10/2008.

Bayer. Landesamt für Umwelt (Hrsg.): „Biogashandbuch Bayern – Materialienband “ Augburg 2012

Cimolino, Ulrich: „Gefahren der Einsatzstelle “, Kolumne in „ Feuerwehrmagazin 9/2000, Kortepel-Verlag, 2000.

Cimolino, Ulrich (Hrsg.): „Einsatzleiterhandbuch Feuerwehr (Band 1-2) “ 46. Auflage, Landshut 2011.

Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg: „Biogas – Hinweise für den Einsatzleiter “, Bruchsal 2008

Ministerium Ländlicher Raum und Umweltministerium Baden-Württemberg „Merkblatt Gülle-Festmist-Jauche-Silagesickersaft-Gä rreste – Gewässerschutz “, Stuttgart 2008

Technische Regeln für Biologische Arbeitsstoffe 214 (TRBA 214) „Abfallbehandlungsanlagen einschließlich Sortieranla gen in der Abfallwirtschaft “

Technische Regeln für Biologische Arbeitsstoffe 230 (TRBA 230) „Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten mit biologischen Ar beitsstoffen in der Land- und Forstwirtschaft “

Technische Regeln für Biologische Arbeitsstoffe 500 (TRBA 500) „Allgemeine Hygienemaßnahmen: Mindestanforderungen “

Feuerwehr-Dienstvorschrift 500: „Einheiten im ABC-Einsatz “, Ausgabe 2004

Niederösterreichische Umweltanwaltschaft „Gefahrenpotential von Schwefelwasserstoff beim Betr ieb von Biogasanlagen – Leitfaden “, St. Pölten 2009

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