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Neuartige Geopolymer-gebundene Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen Katharina Walbrück a , Steffen Witzleben a und Dietmar Stephan b a Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften, von-Liebig-Str. 20, 53359 Rheinbach, Deutschland b Technische Universität Berlin, Institut für Bauingenieurwesen, Baustoffe und Bauchemie, 10623 Berlin, Deutschland Tagung Bauchemie 30. September – 2. Oktober 2019 in Aachen Ziel Einleitung Die Nachfrage nach nachhaltigen und ökologischen Bau- und Dämmstoffen wächst, besonders im Hinblick auf den fortschreitenden Klimawandel und die knapper werdenden fossilen Ressourcen. Eine mögliche Alternative zu traditionellen Baustoffen stellen dabei nachwachsende Rohstoffe dar, denn diese sind im Vergleich zu fossilen Ressourcen CO 2 -neutral. [1,2] Zur Reduzierung der CO 2 -Emissionen müssen auch im Bereich der Bindemittel Alternativen gefunden werden, da vor allem in der Zementindustrie große Mengen CO 2 freigesetzt werden. [3] Als mögliche Alternativen bieten sich anorganische alumosilikatische Polymere, sogenannte Geopolymere an. [4,5] Die Entwicklung von alternativen Bau- und Dämmstoffen ist ein wichtiger Schritt zur Reduzierung von CO 2 -Emissionen. Daher sollen durch Kombination von Geopolymeren und nachwachsenden Rohstoffen wie Miscanthus x giganteus, Dämmstoffe hergestellt werden. Ziel dieser Arbeit ist es, denn Einfluss des Fasergehaltes auf die Wärmeleitfähigkeit zu untersuchen. Des Weiteren erfolgte eine Charakterisierung der Porenstruktur, sowie der Faser/Matrix- Haftung mittels μ-Computertomografie. Ergebnisse & Diskussion Probenherstellung Key Facts Referenzen [1] Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR), „Nachwachsende Rohstoffe - Natürliche Alternative“, 2018. [2] R. Pude, C. H. Treseler, R. Trettin, und G. Noga, „Suitability of Miscanthus genotypes for lightweight concrete“, Bodenkultur, Bd. 56, Nr. 1–4, S. 61–69, 2005. [3] Verein Deutscher Zementwerke e.V., „Umweltdaten der deutschen Zementindustrie 2017“, Düsseldorf, 2018. [4] O. Vogt, N. Ukrainczyk, und E. Koenders, „Geopolymere als Spezialbaustoff“, Nachrichten aus der Chemie, Bd. 65, Nr. 12, S. 1198–1202, 2017. [5] K.-J. Hünger und M. Brigzinsky, „Zur Entwicklung eines alumosilicatischen Binders auf der Basis industrieller Reststoffe für den Bereich hochaggressiver Beanspruchungen“, in ibausil, 2018, S. 12. μ-Computertomographie (SkyScan 1275, Bruker) (Abb. 3) Mittels μ-CT konnten Dichteunterschiede in Form von verschiedenen Graustufen zwischen den Proben festgestellt werden. Durch Erhöhung des Faseranteils steigt ebenfalls der Anteil am schaumartigen Parenchym im Geopolymersystem, dies hat wiederum eine Erhöhung der Porosität zur Folge. GF04 besitzt mit einem Faseranteil von 40 M.-% die besten Wärmedämmeigenschaften und weist dementsprechend auch eine höhere Porosität auf. Im Vergleich zur Probe GF01 steigt die Porosität bei Probe GF04 von 16.2 Vol.-% auf 23.9 Vol.-%. Zunehmender Gehalt an Miscanthus -Fasern im Dämmstoffsystem bewirkt: Abnahme der Wärmeleitfähigkeit Erhöhung der Porosität Abb. 3: μ-CT-Aufnahmen von Probe GF01 und GF04 Wärmeleitfähigkeit (HFM 446 Lambda Small, Netzsch) (Abb. 2) Durch Zugabe des nachwachsenden Rohstoffes Miscanthus x giganteus lässt sich die Wärmeleitfähigkeit verändern. Mit zunehmendem Gehalt an Miscanthus-Fasern kann eine Abnahme der Wärmeleitfähigkeit beobachten werden. Dabei sinkt diese von 0,222 W mK -1 bei einer Zugabe von 10 M.-% auf 0,0896 W mK -1 bei einer Zugabe von 40 M.-% Miscanthus. Abb. 1: REM-Aufnahmen von (a) Flugasche, (b) Miscanthus Parenchym und (c) expandiertem Polystyrol (a) Rohstoffe GF01 GF02 GF03 GF04 Flugasche 90,2 80,1 69,6 59,9 Natriumdodecylsulfat (SDS) 0,2 0,2 0,2 0,2 Miscanthus x giganteus 9,6 19,7 30,2 39,9 Tab. 1: Zusammensetzung [M.-%] der untersuchten Geopolymere (bezogen auf den Gesamt-Feststoffanteil) Ausgangsmaterialien Flugasche (EFA-Füller HP, BauMineral GmbH) Natriumdodecylsulfat (Schaumbildner, Carl Roth) Natronwasserglas (Wasserglasmodul 3.4, Aktivsubstanzgehalt 36 M.-%, Carl Roth) Mischen Formgebung und Wärmebehandlung Dämmstoffplatte (140x140x40 mm³) Ausblick Ermittlung weiterer relevanter Kennwerte Festigkeiten Wasserdampfdurchlässigkeit Optimierung des Bindemittelsystems hinsichtlich der Wärmeleitfähigkeit Das Projekt „Biobasierte Produkte“ wurde aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert (Förderkennzeichen: EFRE0500035). Das FE-SEM und die μ-CT wurden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (Förderkennzeichen: 13FH158IN6) gefördert. Dem Institut für Nutzpflanzenwissenschaften (INRES) der Universität Bonn danken wir für die Bereitstellung der Biomasse. Kontakt Katharina Walbrück, M.Sc. +49 2241 865 9815 [email protected] Miscanthus x giganteus (Universität Bonn, Campus Klein-Altendorf) Abb. 2: Wärmeleitfähigkeit & Rohdichte der Proben GF01 bis GF04 (b) (c)

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Neuartige Geopolymer-gebundene Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen

Katharina Walbrücka, Steffen Witzlebena und Dietmar Stephanb

a Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften, von-Liebig-Str. 20, 53359 Rheinbach, Deutschland

b Technische Universität Berlin, Institut für Bauingenieurwesen, Baustoffe und Bauchemie, 10623 Berlin, Deutschland

Tagung Bauchemie30. September – 2. Oktober 2019 in Aachen

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Die Nachfrage nach nachhaltigen und ökologischen Bau- und Dämmstoffen

wächst, besonders im Hinblick auf den fortschreitenden Klimawandel und die

knapper werdenden fossilen Ressourcen. Eine mögliche Alternative zu

traditionellen Baustoffen stellen dabei nachwachsende Rohstoffe dar, denn

diese sind im Vergleich zu fossilen Ressourcen CO2-neutral. [1,2] Zur

Reduzierung der CO2-Emissionen müssen auch im Bereich der Bindemittel

Alternativen gefunden werden, da vor allem in der Zementindustrie große

Mengen CO2 freigesetzt werden. [3] Als mögliche Alternativen bieten sich

anorganische alumosilikatische Polymere, sogenannte Geopolymere an. [4,5]

Die Entwicklung von alternativen Bau- und Dämmstoffen ist

ein wichtiger Schritt zur Reduzierung von CO2-Emissionen.

Daher sollen durch Kombination von Geopolymeren und

nachwachsenden Rohstoffen wie Miscanthus x giganteus,

Dämmstoffe hergestellt werden. Ziel dieser Arbeit ist es,

denn Einfluss des Fasergehaltes auf die Wärmeleitfähigkeit

zu untersuchen. Des Weiteren erfolgte eine

Charakterisierung der Porenstruktur, sowie der Faser/Matrix-

Haftung mittels µ-Computertomografie.

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en [1] Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR), „Nachwachsende Rohstoffe - Natürliche Alternative“, 2018.

[2] R. Pude, C. H. Treseler, R. Trettin, und G. Noga, „Suitability of Miscanthus genotypes for lightweight concrete“, Bodenkultur, Bd. 56, Nr. 1–4, S. 61–69, 2005.

[3] Verein Deutscher Zementwerke e.V., „Umweltdaten der deutschen Zementindustrie 2017“, Düsseldorf, 2018.

[4] O. Vogt, N. Ukrainczyk, und E. Koenders, „Geopolymere als Spezialbaustoff“, Nachrichten aus der Chemie, Bd. 65, Nr. 12, S. 1198–1202, 2017.

[5] K.-J. Hünger und M. Brigzinsky, „Zur Entwicklung eines alumosilicatischen Binders auf der Basis industrieller Reststoffe für den Bereich hochaggressiver Beanspruchungen“, in ibausil, 2018, S. 12.

µ-Computertomographie (SkyScan 1275, Bruker) (Abb. 3)

Mittels µ-CT konnten Dichteunterschiede in Form von verschiedenen

Graustufen zwischen den Proben festgestellt werden. Durch Erhöhung

des Faseranteils steigt ebenfalls der Anteil am schaumartigen Parenchym

im Geopolymersystem, dies hat wiederum eine Erhöhung der Porosität

zur Folge. GF04 besitzt mit einem Faseranteil von 40 M.-% die besten

Wärmedämmeigenschaften und weist dementsprechend auch eine

höhere Porosität auf. Im Vergleich zur Probe GF01 steigt die Porosität

bei Probe GF04 von 16.2 Vol.-% auf 23.9 Vol.-%.

Zunehmender Gehalt an Miscanthus-Fasern

im Dämmstoffsystem bewirkt:

Abnahme der Wärmeleitfähigkeit

Erhöhung der Porosität

Abb. 3: µ-CT-Aufnahmen von Probe GF01 und GF04

Wärmeleitfähigkeit (HFM 446 Lambda Small, Netzsch) (Abb. 2)

Durch Zugabe des nachwachsenden Rohstoffes Miscanthus x giganteus lässt

sich die Wärmeleitfähigkeit verändern. Mit zunehmendem Gehalt an

Miscanthus-Fasern kann eine Abnahme der Wärmeleitfähigkeit beobachten

werden. Dabei sinkt diese von 0,222 W mK-1 bei einer Zugabe von

10 M.-% auf 0,0896 W mK-1 bei einer Zugabe von 40 M.-% Miscanthus.

Abb. 1: REM-Aufnahmen von (a) Flugasche, (b) Miscanthus Parenchym und (c) expandiertem Polystyrol

(a)

Rohstoffe GF01 GF02 GF03 GF04

Flugasche 90,2 80,1 69,6 59,9

Natriumdodecylsulfat (SDS) 0,2 0,2 0,2 0,2

Miscanthus x giganteus 9,6 19,7 30,2 39,9

Tab. 1: Zusammensetzung [M.-%] der untersuchten Geopolymere

(bezogen auf den Gesamt-Feststoffanteil)

Ausgangsmaterialien

Flugasche

(EFA-Füller HP, BauMineral GmbH)

Natriumdodecylsulfat

(Schaumbildner, Carl Roth)

Natronwasserglas

(Wasserglasmodul 3.4,

Aktivsubstanzgehalt 36 M.-%, Carl Roth)

Mischen Formgebung und

Wärmebehandlung

Dämmstoffplatte

(140x140x40 mm³)

Au

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Ermittlung weiterer relevanter Kennwerte

Festigkeiten

Wasserdampfdurchlässigkeit

Optimierung des Bindemittelsystems hinsichtlich der Wärmeleitfähigkeit

Das Projekt „Biobasierte Produkte“ wurde aus Mitteln des Europäischen Fonds für

regionale Entwicklung (EFRE) gefördert (Förderkennzeichen: EFRE0500035).

Das FE-SEM und die µ-CT wurden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung

(Förderkennzeichen: 13FH158IN6) gefördert. Dem Institut für Nutzpflanzenwissenschaften (INRES) der Universität Bonn danken wir für die Bereitstellung der Biomasse.K

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Katharina Walbrück, M.Sc.

+49 2241 865 9815

[email protected]

Miscanthus x giganteus

(Universität Bonn, Campus Klein-Altendorf)

Abb. 2: Wärmeleitfähigkeit & Rohdichte der Proben GF01 bis GF04

(b) (c)